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2017
Risiko Vergiftungsunfällebei Kindern
ImpressumRisiko Vergiftungsunfälle bei Kindern
Herausgeber: BfR-PressestelleRedaktion: Elke Goldbach, Ingrid Koch: Giftnotruf Berlin;
Axel Hahn, Heidi Meyer: Bundesinstitut für Risikobewertung;Martina Abel: BAG Mehr Sicherheit für Kinder e. V.
Fotos: DURIS Guillaume/Fotolia (Titel), BfR, H. D. Hamann, BAG, www.fotolia.com Gestaltung/Satz: Werbedruck Schreckhase, SpangenbergNachdruck: Druck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG, Frankfurt am Main Auflage: 16.000 Stück
ISBN 3-938163-46-1ISSN 1614-5062 (Druck)ISSN 1614-5097 (Online)
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Risiko Vergiftungsunfälle bei Kindern
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Inhaltsverzeichnis
1. Einführung 6
2. Haushaltsprodukte und Chemikalien 11
2.1 Einleitung 112.2 Haushaltsprodukte von A–Z 142.3 Fremdkörper und Spielzeug 44
3. Medikamente 47
3.1 Einleitung 473.2 Medikamente von A–Z 48
4. Pflanzen und Pilze 58
4.1 Pflanzen 584.2 Pilze 60
5. Anhang 62
5.1 Nützliche (Internet-)Adressen 625.2 Register: Haushaltsprodukte, Chemikalien, Fremdkörper und Spielzeug 645.3 Register: Medikamente 685.4 Register: Pflanzen und Pilze 715.5 Merkblatt: Machen Sie Ihr Zuhause „giftsicher“ 735.6 Merkblatt: Vergiftungen: Erste Maßnahmen 755.7 Merkblatt: Pflanzen, eine Gefahr für Kinder? 77
Brosch_Risiko_Vergiftungsunfaelle_2011:REACH-Broschüre_BfR 13.06.2013 11:27 Seite 5
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Unfälle sind ab dem ersten Lebens-jahr das größte Gesundheitsrisiko fürKinder und Jugendliche, sie sind nachExpertenmeinung zu ca. 60 % ver-meidbar. Laut Definition handelt essich bei Unfällen um plötzliche, vonden Betroffenen unbeabsichtigte,von außen auf die Körper einwirkendeEreignisse, die zu einer unfreiwilligengesundheitlichen Schädigung desKörpers führen. Die Ergebnisse eineraktuellen wissenschaftlichen Studiedes Robert Koch-Institutes (KiGGSStudie 2003–2006) zum Unfallgesche-hen im Kindes- und Jugendalter bele-gen die Aktualität dieses Themas.
Bei den meisten Kinderunfällen han-delt es sich um Stürze, bei den 0- bis2-Jährigen mit einem Anteil von 76 %,und meist ist der Unfallort der häus -liche Bereich.
Ein weiterer Unfallschwerpunkt imKleinkindalter sind Vergiftungen durchunterschiedliche Substanzen. DieseBroschüre behandelt ausschließlichden Themenbereich der kindlichenVergiftung.
Was ist eine Vergiftung?
Eine Vergiftung (wissenschaftlich:
Intoxikation) ist eine gesundheits-
schädigende Einwirkung von chemi-
schen, tierischen, pflanzlichen, bak-
teriellen oder sonstigen Stoffen auf
den Körper. Die Aufnahme kann über
den Verdauungskanal, die Atmungs-
organe, die unverletzte Haut, durch
Wunden oder durch Injektion erfol-
gen. Der Schweregrad der Gesund-
heitsschädigung wird von der aufge-
nommenen Menge (Dosis) bestimmt,
die Art der Schädigung von der Be-
sonderheit der Stoffwirkungen.
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
1. Einführung
Die häufigsten Unfallarten nach Alter
0 bis 6 Monate • Sturzunfälle, vor allem vom Wickeltisch• Transportmittelunfälle • Ersticken
ca. 7 Monate bis • Verschlucken von Gegenständen
etwa 4 Jahre • Vergiftungen/Verätzungen (Reinigungsmittel,
ätherische und Lampenöle, Medikamente,
Giftpflanzen)
• Verbrühungen/Verbrennungen (Herd, heiße Töpfe)
• Stürze beim Treppensteigen • Stürze durch Lauflernhilfen (sog. „Gehfrei“) • Elektrounfälle (Steckdosen) • Ertrinken (Gartenteich, Regentonne)
ab etwa 5 Jahren • Sport- und Freizeitunfälle, vor allem Stürze und Zusammenstöße
• Verkehrsunfälle
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Die häufigsten Vergiftungsunfälle imKindesalter geschehen durch die Ein-nahme von Haushaltsprodukten, hierrangieren an erster Stelle Reinigungs-mittel für den Hausputz und Erzeug-nisse zur Körperpflege. Darauf folgenin der Einnahmehäufigkeit Substanzenaus den Bereichen Medikamente undPflanzen.
Der Aufbau der Broschüre spiegeltdiese Verteilung wider. Der Schwer-punkt liegt auf dem Kapitel „Haus-haltsprodukte und Chemikalien“, ge-folgt von Informationen über Medika-mente, des Weiteren einer Übersichtzu Vergiftungen mit Pflanzen und Pil-zen. Am Ende des Kapitels „Haus-haltsprodukte und Chemikalien“ wer-den Probleme durch Fremdkörper undSpielzeug erläutert. Über den Aufbauund die Handhabung werden Sie je-weils am Beginn des Kapitels infor-miert. Die Inhalte jedes Kapitels sindalphabetisch gegliedert. Das Stich-wortverzeichnis am Ende der Bro-schüre ermöglicht ein schnelles Auf-finden der Haushaltsprodukte, Medi-kamente und anderer Stoffe. Es ist indrei Abschnitte gegliedert. Der ersteAbschnitt enthält Stichworte zu Haus-haltsprodukten und Chemikalien so-wie zu Fremdkörpern und Spielzeug.Im zweiten Abschnitt finden Sie Stich-worte zu Medikamenten, und der drit-te Teil des Registers enthält Stichwor-te zu Pflanzen und Pilzen.
Im Anhang haben wir folgende dreiMerkblätter für Sie zusammengestellt: � Machen Sie Ihr Zuhause „gift -
sicher“� Vergiftungen: Erste Maßnahmen � Pflanzen, eine Gefahr für Kinder?
Die Linkliste im Anhang der Broschürebietet Ihnen die Möglichkeit, unter dengenannten Internet-Adressen weiterethemenbezogene Informationen zu er-halten.
Häufige Situationen, die zu Vergif-
tungsunfällen führen
Die nachfolgenden Kapitel haben dasZiel, Ihnen Kenntnisse zu vermitteln,die notwendig sind, um „Giftunfällen“vorzubeugen. Sie können aktiv dazubeitragen, und zwar durch die:� Unterscheidung des Gefährlichen
von weniger Gefährlichen,� Kenntnis typischer Situationen, die
zu Giftunfällen führen,� Einschätzung der Hauptgefahren je
Kindesalter,� Verwendung der angebotenen
Tipps (türkisfarbene Kästen in derBroschüre),
� Einführung eines giftsicherenHaushaltes (s. hierzu Informations-blatt).
Meist denkt man bei einer „typischen“Unfallsituation an ein unbeaufsichtig-tes Kind, in dessen Reichweite sich z. B. ein Haushaltsreiniger oder Medi-kament befindet, wobei dieses Kindlänger allein ist und davon probiert.
Die folgenden Situationen sind jedochviel häufiger:� Während Mutter oder Vater putzen
ist das Kleinkind dabei, also unterAufsicht. Durch das Klingeln desTelefons oder der Türklingel ist dieAufmerksamkeit der Eltern abge-lenkt. Das Putzmittel bleibt stehen,da die Abwesenheit nur einen Mo-ment dauern soll. Das Kind, neu-gierig wie es ist, probiert vielleichtselbst zu putzen oder ob der Inhaltaus der bunten Flasche schmeckt.
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Oft ist nach der Rückkehr des Er-wachsenen nicht sicher festzustel-len, was das Kind gemacht hat.Wurde nur etwas verschüttet, vonden Händen geleckt oder gar ausder Flasche getrunken?
� Mutter oder Vater sind z. B. durchKochen abgelenkt oder bekommenBesuch.
� Mutter oder Vater suchen „kurz“das Badezimmer auf, in dieser Zeitprobiert das Kind z. B. von einemHaushaltsmittel.
Unterschätzt werden von Eltern undGroßeltern die Neugier und der Unter-nehmungsgeist des Kindes, sowie dieFähigkeit, durch Klettern an scheinbarUnerreichbares zu gelangen.
Auch bei der besten Betreuung wirdes im Kinderhaushalt zur Ablenkungder Aufmerksamkeit durch die eineoder andere Möglichkeit kommen. DieVorstellung, alles aus Kinderreichwei-te zu verbannen, ist in der Praxisschwer durchführbar.
Jedes Lebensalter beinhaltet beson-dere Gefahren, denn die Verständnis-fähigkeit und Einsicht des Kindesmüssen erst wachsen. Im ersten Le-bensjahr braucht das Kind einen in-tensiveren Schutz, da es alles in denMund stecken wird. Dabei handelt essich um ein natürliches Verhalten desKindes. Eltern müssen, auch in frem-der Umgebung, schnell die Übersichtgewinnen und sich fragen: Was könn-te hier gefährlich sein? Wenn Ihr Babyetwas „Verbotenes“ in den Mund ge-nommen hat, sollten Sie freundlichund ruhig bleiben, alles aus derReichweite des Kindes entfernen undggf. Informationen in einem Giftinfor-mationszentrum einholen. Eine
Schuldzuweisung an das Kind ist unangebracht. Auch im 2. und 3. Le-bensjahr ist die Verständnisfähigkeit,vor allem das Erinnern von Verbotenim Moment des „Entdeckens“, natür -l icherweise begrenzt. Eine Strafe istnicht sinnvoll. Erklären Sie ihrem Kindruhig und bestimmt, warum etwasnicht probiert oder näher betrachtetwerden darf und was daran gefähr -lich ist.
Glücklicherweise verlaufen die über-wiegenden Giftunfälle harmlos.
Verwechslung von Medikamenten
Zur Verwechslung kommt es z. B.:� Bei der Gabe der Fluoridtablette
(zur Kariesprophylaxe): Anstelledieser Zahntablette wird versehent-lich die Schilddrüsen- oder Jodid-tablette des Erwachsenen verab-reicht.
� Wenn Zäpfchen gegen Fieber ge-geben werden: Hier kann es zurVerwechslung mit Zäpfchen, die fürältere Geschwisterkinder bestimmtsind, kommen.
� Bei der Behandlung des Erbre-chens: Es wird ein Zäpfchen, dasfür Erwachsene bestimmt ist, demKind gegeben.
� Verwechslung des Betroffenen:Das gesunde Geschwisterkind er-hält aus Versehen die Medikamen-te des kranken Kindes.
Verwechslung mit Getränken� Der typische Fall: Da der Reiniger
auf der Arbeitsstelle besonders gutputzt, wird etwas davon in der un-beschrifteten Getränkeflasche mitnach Hause genommen. Darauswird nun von einem anderen Fami -lienmitglied getrunken.
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
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� Ein weiterer häufig auftretenderFall: Ein Gerät (Wasserkocher, Kaf-feemaschine) wird entkalkt und dasentkalkerhaltige Wasser im Gerätbelassen. Später wird damit z. B.Babynahrung oder ein Getränkzubereitet.
Der kinderreiche Haushalt
Ein Haushalt mit mehreren Kindern istlebhaft, hat viele unvorhersehbare Momente und macht es den Erwach-senen schwer, einen ausreichendenÜberblick zu behalten. Möglicher-weise gibt es auch Augenblicke derÜberforderung und gerade in Stress-situationen ist die Unfallgefahr erhöht.Eifersucht eines Kindes auf seine Ge-schwister, der Wunsch, nachzuahmenoder Trost zu spenden, können das äl-tere Kind veranlassen, dem jüngerenein Haushaltsprodukt oder Medika-ment zu verabreichen.
Ein chronisch krankes Kind, aberauch gesunde lebhafte, forderndeGeschwister bedeuten für die ganzeFamilie u. U. eine erhebliche Belas-tung, der durch klare Aufgabenvertei-lung und entsprechendes Manage-ment, inklusive Annahme von Hilfsan-geboten, begegnet werden kann. Besondere Vorsicht ist bei den zum
Teil gefährlichen Medikamenten
geboten. Diese sollten unbedingt
getrennt nach innerlicher oder äußer-licher Anwendung und nach Anwen-dungsalter (Medikamente für Erwach-sene oder für Kinder) in einem ver-schließbaren Medikamentenschrankaufbewahrt werden.
Zu Besuch bei Oma und Opa
Ein Glück, dass es Oma und Opagibt! Sie haben mehr Zeit und manch-mal auch mehr Geduld mit den Kin-
dern. Nur haben Sie selten einen kin-dersicheren Haushalt. Medikamentewerden oft gut sichtbar auf dem Tischpräsentiert oder im Wohnzimmer-schrank aufbewahrt Die „Pillendose“mit dem Wochenvorrat ist bequem er-reichbar. Der Besuch von Oma undOpa oder Verwandten, die Medika-mente in ihren Taschen haben, kannzur Unglücksursache werden. Interes-sierte Kinder durchstöbern unbemerktdie Handtasche und probieren vonden bunten Tabletten. Die Einnahmedieser Medikamente kann eine ge-fährliche Vergiftung beim Kind hervor-rufen.
� Siehe Merkblatt im Anhang: Ma-chen Sie Ihr Zuhause „giftsicher“.
Erste Hilfe
Erste Hilfe rettet Leben!
Nicht auf Beschwerden warten, sofort handeln. Ruhe bewahren.Bei • Störung oder Behinderung der
Atmung, Krampfanfall,• starken Schmerzen,• Verbrühung/Verbrennung
sofort Notruf 112 tätigen!
Erste Hilfe-Maßnahmen
An dieser Stelle kann nur allgemeinauf Erste Hilfe-Maßnahmen eingegan-gen werden. Anleitungen zur Atem-spende und Wiederbelebung müssenanderen Ratgebern oder Erste Hilfe-Kursen entnommen werden. In einemGespräch mit Ihrer Kinderärztin oderIhrem Kinderarzt können Sie weitereTipps für den Ernstfall bekommen.
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Fremdkörper, der die Atmung
behindert
Kleinkind: Gegenstand aus demMund entfernen. Falls nicht möglich,Kind an den Füßen hochhalten, kräf-tig auf den Rücken klopfen. BeiAtemstörung sofort Notruf 112 alar-mieren.
Mögliche Verätzung im Mund/
Rachen
Ohne Verzögerung Mund auswischen.Wenn möglich erst ausspucken las-sen. Sofort ca. 1 Glas Tee, Wasseroder Saft geben (wenn das Kind nurMilch annimmt, kann es notfalls auchdiese trinken).
Verbrühung, Verbrennung oder Ver-
ätzung der Haut
Kühlen Sie die betroffenen Stellen 10 Minuten lang mit Wasser – nichtkälter als 15° C. Vorsicht: Bei ausge-dehnten Verbrennungen/Verätzungenbesteht Unterkühlungsgefahr! Nichtverletzte Körperstellen müssen warmgehalten werden (z. B. durch Aufle-gen warmer Decken). Keine Anwen-dung alter Hausrezepte, wie z. B. das Auftragen von Mehl oder Öl! BeiVerbrennungen oder Verätzungen sofort Notruf 112 alarmieren.
Erbrechendes Kind
Kind aufrecht und leicht nach vorn gebeugt halten, damit es sich nichtverschlucken kann.
Benommenes, torkelndes oder
gang unsicheres Kind
Was für Medikamente sind zugäng-lich? Kann es ein alkoholhaltiges Ge-tränk, ein Kosmetikum, z. B. Rasier-wasser, oder ethanolhaltiger Husten-saft gewesen sein? Die Klärung derUrsache oder die Kenntnis des Medi-
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
kamentes ist zur weiteren Einschät-zung und Behandlung notwendig! An-ruf bei einem Giftinformationszentrumoder in der Kinderklinik, ggf. Notruf112 alarmieren.
Auge ist gereizt/verätzt
Schnelles und ausreichendes Spülenmindert die Schwere einer Augenver -ätzung! Sofort 10 Minuten mit laufen-dem Wasser (Wasserhahn) spülen.Ggf. zweite Person zu Hilfe holen. Be-troffenes Auge vorsichtig öffnen. Even-tuell das Kind auch auf den Schoß legen, betroffenes Auge vorsichtig öff-nen und mit einem wassergetränktem,sauberen Tuch das Wasser über dembetroffenen Auge mehrfach ausdrü-cken und so das Auge spülen. Ist keinfließendes Wasser zugänglich, z. B. mit Mineralwasser spülen. Glücklicher-weise gelangen bei Kindern selten ätzende, sondern überwiegend „nur“reizende Stoffe in die Augen.
Die Hausapotheke für die Erste
Hilfe im Vergiftungsfall sollte ent-
halten:
• Entblähungstropfen mit WirkstoffDimeticon oder Simeticon,
• medizinische Kohle in Pulverform,mindestens 5 g pro Kind,
• Schmerzmittel in Saft und Zäpf-chenform (Paracetamol, Ibupro-fen),
• Gel zur Therapie von Insekten -stichen (Antihistaminikum),
• Mittel zur Wunddesinfektion,• Pflaster/steriles Verbandsmaterial.
Weitere Tipps für Ihren Arzneischrankerhalten Sie in Apotheken.
� Siehe Merkblatte im Anhang: Ver-
giftungen: Erste Maßnahmen.
Zum Schutz Ihres Kindes ist es not-wendig, die Gefährlichkeit einesHaushaltproduktes oder einer Chemi-kalie zu kennen!
2.1 Einführung
Täglich verwenden wir Reinigungs mittelfür die Körperhygiene und für denHausputz. In Supermärkten sind Alles-,Bad-, Fenster-, Geschirr-, Teppich- undWC-Reiniger, Flecken- und Nagellack-Entferner, Klebstoffe und vieles mehr inverschiedenen Ausführungen vonunterschiedlichen Herstellern erhält-lich. Da eine ausführliche Darstellungaller Produkte nicht möglich ist, werdendiese im Hinblick auf ihre Gefährdungin Gruppen zusammengefasst, so z. B.Reiniger mit waschaktiven Substanzenoder benzinhaltige Erzeugnisse. Stell-vertretend für diese Gruppe steht einBeispiel mit detaillierter Information
zu Inhaltsstoffen, Vergiftungsbild, ErsteHilfe-Maßnahmen und der Klärung derFrage einer Arztvorstellung. Im Stich-wortverzeichnis werden Sie auf dasentsprechende Beispiel verwiesen. DieRahmen- und Farbgestaltung in diesemRatgeber ermöglicht Ihnen das schnel-
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le Auffinden der Erste Hilfe-Maßnah-men. Sie sind immer hellblau hinter-legt.
Beispiel:
Erste Hilfe
• Tee, Wasser oder Saft geben.• Kein Erbrechen auslösen.• Giftinformationszentrum anrufen.
Produkt/Etikett bereithalten!
In den ockerfarbenen Kästen informie-ren wir Sie über Produkte, die zu ge-
fährlichen Vergiftungen führen können.Sie kommen in vielen Haushalten vor,führen häufig zu Unfällen, teilweise mitschweren Vergiftungserscheinungen.
Beispiel:
Gefährliche Produkte
Abbeizer, Abflussreiniger, Ammoni-akzubereitungen, Backofen-/Grillrei-niger, Benzin, Chemikalien, Entkal-ker, Essigessenz, Lampenöle, flüssi-ge Grillanzünder, Methanol, metha-nolhaltige Brennstoffe für Heizkami-ne/Brennstoffzellen, Puder, Rohrrei-niger, Schädlingsbekämpfungsmit-tel (z. B. Wühlmausgifte), Unkraut-vernichter, Kühlerfrostschutz/Brems-flüssigkeit, Steinreiniger.
Bei Giftunfällen mit Produkten aus den ockerfarbenen Kästen muss so-fort ein Gift informationszentrum ange-rufen werden.
2. Haushaltsprodukte und Chemikalien
Abb. 1: Diverse Haushaltschemikalien
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Zeit mit unterschiedlichen Kennzeich-nungen gleichermaßen gefährlicherchemischer Produkte.
Neue Warnhinweise zeigen Gesund-
heitsgefahren
Die Änderungen betreffen vor allemdie Gesundheitsgefahren. Die für Ver-braucher wichtigen sechs der neunneuen Symbole werden nachfolgenddargestellt und die wichtigsten Gefah-ren und Risiken beim Umgang für je-weils ein neues Warnsymbol erklärt. Um die Übergangszeit zu erleichtern,sind auch die bis 2017 gültigen bishervorgeschriebenen Warnzeichen abge-bildet.
Der Vorteil der neuen Kennzeichengegenüber den alten ist, dass ab so-fort zwischen direkten Folgen (Vergif-tung) und längerfristigen Folgen (z. B.Entstehung von Krebs) unterschiedenwerden kann. In allen Fällen werdendie Warnzeichen ergänzt durch Sig-nalwörter (Gefahr, Achtung), Gefah-renhinweise und Sicherheitshinweise.
Gefahrenhinweise
Gefahrenhinweise geben genauereInformationen zur Gefahr, z. B. „Kannallergische Hautreaktionen verursa-chen“ in Verbindung mit dem Symbol„Gesundheitsgefährdung“.
Sicherheitshinweise
Sicherheitshinweise informieren denNutzer, wie er die mit dem Produkt ver-bundenen Risiken senken kann undwie bei Vergiftungen reagiert werdensollte. So wird auf der Verpackung ei-nes Stoffes, der beim Einatmen giftigist oder der die Atmung beeinträchtigt,der Hinweis „Nur im Freien oder in gutbelüfteten Räumen verwenden“ zu fin-den sein. Dies trifft z. B. für viele
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
In den türkisfarbenen Kästen gebenwir Ihnen Hinweise zur Vorbeugungvon Vergiftungsunfällen.
Beispiel:
Tipp
• Kein Abfüllen von Reinigern/Che-mikalien in Getränkeflaschen.
• Wasserkocher während des Ent-kalkens mit Aufkleber/Zettel mar-kieren, nicht über Nacht stehenlassen!
• Im Kinderhaushalt auf ätzendeProdukte verzichten!
• Auf Lampenöle im Kleinkinder-haushalt verzichten und keine flüs-sigen Grillanzünder verwenden!
• Keine gewerblichen Produkte imKinderhaushalt verwenden.
Neue Gefahrensymbole nach der
Internationalen Gefahrenkennzeich-
nung (GHS – Global Harmonisation
System)
Am 20. Januar 2009 hat das Europä -ische Parlament die Verordnung zurEinstufung, Kennzeichnung und Ver-packung chemischer Produkte, diesogenannte CLP-Verordnung der EU,in Kraft gesetzt. Mit dieser Vorschriftwerden neue Warnkennzeichen fürgefährliche chemische Stoffe und Pro-dukte (Gemische) eingeführt. Für dieVergabe dieser neuen Symbole geltenauch neue Kriterien.
Warum eine Übergangszeit?
Die neuen Kennzeichnungen könnenab 1. Januar 2009 genutzt werden. Esgilt eine Übergangszeit. Für die Öf-fentlichkeit, die Verbraucher und dieBeschäftigten, die Umgang mit ge-fährlichen chemischen Produkten ha-ben, beginnt damit eine achtjährige
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Spraydosen zur Imprägnierung zu.Diese Sicherheitshinweise sollten un-
bedingt ernst genommen und dieEmpfehlungen befolgt werden.
Tödliche Vergiftung Produkte können selbst in kleinen Mengen auf derHaut, durch Einatmen oder Verschlucken zu schwerenoder gar tödlichen Vergiftungen führen. Die meistendieser Produkte sind Verbrauchern nur eingeschränktzugänglich. Lassen Sie keinen direkten Kontakt zu.
Schwerer Gesundheitsschaden, bei Kindern mög -licherweise mit TodesfolgeProdukte können schwere Gesundheitsschäden verur-sachen. Dieses Symbol warnt vor einer Gefährdungder Schwangerschaft (in der Schwangerschaft für dasungeborene Kind oder für das Fortbestehen derSchwangerschaft bzw. Fehlgeburtsrisiko), einer krebs-erzeugenden Wirkung und ähnlich schweren Gesund-heitsrisiken. Produkte sind mit Vorsicht zu benutzen.
Zerstörung von Haut oder Augen Produkte können bereits nach kurzem Kontakt Haut -flächen durch Narbenbildung schädigen oder in denAugen zu dauerhaften Sehstörungen führen. SchützenSie beim Gebrauch Haut und Augen!
GesundheitsgefährdungVor allen Gefahren, die in kleinen Mengen nicht zumTod oder einem schweren Gesundheitsschaden führen,wird so gewarnt. Hierzu gehört die Reizung der Hautoder die Sensibilisierung mit anschließender Auslösungeiner Allergie. Das Symbol wird aber auch als Warnungvor anderen Gefahren, wie der Entzündbarkeit, genutzt.
Gefährlich für Tiere und die Umwelt Produkte können in der Umwelt kurz- oder langfristigSchäden verursachen. Sie können kleine Tiere (Was-serflöhe und Fische) töten oder auch längerfristig inder Umwelt schädlich wirken. Keinesfalls ins Abwasseroder in den Hausmüll schütten!
Entzündet sich schnell Produkte entzünden sich schnell in der Nähe von Hitzeoder Flammen. Sprays mit dieser Kennzeichnung dürfen keineswegs auf heiße Oberflächen oder in derNähe offener Flammen versprüht werden.
Abb. 2: Beispiele für die neue Kennzeichnung
Kennzeichnung Beschreibung Bis 2017 ab 2009 noch erlaubt
oder
oder
oder
oder
oder
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Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
mitgenommen werden, um die Inhalts-stoffe und das weitere Vorgehen überein Giftinformationszentrum zu erfra-gen. Bei fraglicher Einnahme und un-auffälligem Kind können Sie zunächstein Giftinformationszentrum anrufen.
Abflussreiniger/Rohrreiniger/Indus -
triereiniger� Achtung, stark ätzend!
Erste Hilfe
• Sofort Reste aus dem Mund entfernen.
• Kein Erbrechen auslösen.• Sofort 1 Glas Tee, Wasser oder
Saft zu trinken geben.• Bei Augenbeteiligung sofort mit
viel Wasser spülen.• Haut/Hände sofort mit viel Wasser
abspülen.• Ruhe bewahren, Notruf 112
anrufen.
Produkt/Etikett bereithalten!
Mögliche Inhaltsstoffe
Meist stark ätzende Laugen, wie z. B.Natriumhydroxid (NaOH) oder Kalium-hydroxid (KOH),auch als Ätzna-tron oder Ätzkalibezeichnet,häufig in Formvon Granulat.Neuere Produk-te sind zum Teilweniger ätzend.
Vergiftungsbild
Je nach Einnah-me entstehendurch die starkeÄtzwirkung sehrschnell Schmer-
2.2 Haushaltsprodukte von A–Z
Abbeizer/Ablauger/Industriereiniger� Achtung, stark ätzend!
Erste Hilfe
• Sofort 1 Glas Wasser/Tee/Saft zutrinken geben.
• Kein Erbrechen auslösen.• Augen/Haut mit viel Wasser
spülen.• Ruhe bewahren.• Giftinformationszentrum/Notruf
112 anrufen.
Produkt/Etikett bereithalten!
Mögliche Inhaltsstoffe
Können entweder ätzende Chemika-lien wie z. B. Kalium- oder Natrium -hydroxid, Metasilikate und Ammoniakoder Gemische chlorierter Kohlen -wasserstoffe und Alkohole enthalten.
Vergiftungsbild
Bei ätzenden Produkten: Je nach Ein-nahme entstehen durch die starke Ätzwirkung schnell Schmerz, Schwel-lung und Rötung der benetzten Hautoder Schleimhaut. Erste Anzeichenkönnen Schwellung der Lippen, deut-licher Speichelfluss und Erbrechensein. Es besteht die Gefahr ernsterVerätzungen der Speiseröhre mitnachfolgend narbigen Verengungen.
Lösungsmittelhaltige Produkte kön-nen eine schwere Vergiftung hervor -rufen mit z. B. Schläfrigkeit, Gang -unsicherheit und Erbrechen.
Kinderarzt/Kinderklinik
Nach zweifelsfreier Einnahme undVergiftungserscheinung den Notruf112 alarmieren. Das Produkt muss Abb. 3: Abflussreiniger
Vergiftungsbild
Bei unzweifelhaft kleiner Menge vonein bis zwei Schluck ist in der Regelkeine Vergiftung zu erwarten.
Produkte mit Kupfersulfat könnenmengenabhängig zu Beschwerdenführen. Zunächst zeigt sich Übelkeitund Erbrechen. Da Kupfer gut vomKörper aufgenommen wird, muss ge-klärt werden, ob die Menge gefährlichsein kann und ob eine Bestimmung imBlut notwendig ist.
Algenentferner (Teich, Gehwege etc.)� Achtung, kann ätzen!
Mögliche Inhaltsstoffe
In vielen Algenentfernern für Teicheund Gehwege sind sog. kationischeTenside, meist Benzalkoniumchlorid,in ätzenden Konzentrationen enthal-ten. Chlorhaltige Produkte sind eben-falls auf dem Markt. Neuere Mittel zurAlgenbekämpfung in Teichen könnenharmlose Wirkstoffe enthalten.
Vergiftungsbild
Bei ätzender Wirkung können als ersteSymptome Speichelfluss, Übelkeit, Er-brechen und Nahrungsverweigerungaufgrund von Schmerzen auftreten.
Kinderarzt/Kinderklinik
Die Vorstellung ist abhängig von denInhaltsstoffen. Bei ätzenden Algen -entfernern ist eine ärztliche Unter -suchung notwendig. Zur sicheren Be-urteilung sollte in einem Giftinforma-tionszentrum das weitere Vorgehenerfragt werden.
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zen, Schwellung und Rötung der be-netzten Haut oder Schleimhaut. ErsteAnzeichen können Schwellung derLippen, deutlicher Speichelfluss undErbrechen sein. Es besteht die Gefahrernster Schäden der Speiseröhre.
Kinderarzt/Kinderklinik
Nach zweifelsfreier Einnahme einesstark ätzenden Hauhaltsmittels ist eineUntersuchung in der Kinderklinik not-wendig. Zeigt das Kind Beschwerden,sollte der Transport mit dem Rettungs-dienst erfolgen.
Algenentferner (Moosentferner)
Erste Hilfe
• Reste aus dem Mund entfernen• Sofort Tee, Wasser oder Saft zu
trinken geben.• Kein Erbrechen auslösen.• Bei Augenkontakt sofort länger
spülen.• Giftinformationszentrum anrufen.
Produkt/Etikett bereithalten!
Algenentferner unterscheiden sichstark in ihrer Zusammensetzung undGiftigkeit. Es ist wichtig zu wissen, wo-für sie bestimmt sind. So sind Produk-te für das Aquarium, den Teich oderden Pool, aber auch für Gehwege er-hältlich.
Algenentferner (Aquarium)Mögliche Inhaltsstoffe
In älteren Produkten ist meist Kupfer-sulfat (eine Metallverbindung), in ge-ringen Konzentrationen das Herbizid(Unkrautbekämpfungsmittel) Simazinoder Monuron enthalten. Neuere Pro-dukte beinhalten Humin oder Zink -sulfat.
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Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
Alkohole
Erste Hilfe
• Mund auswaschen.• Süßen Saft oder Tee zu trinken
geben.• Schläfriges Kind aufrecht halten
und in einem Giftinformationszen-trum anrufen.
Methanol� Achtung, ist stark giftig!
Methanol muss entsprechend gekenn-zeichnet werden. Die Originalflaschein die Klinik mitnehmen! Der genaueHandelsname des Produktes ist wichtig, damit die Konzentration die-ses Inhaltsstoffes durch ein Giftinfor-mationszentrum festgestellt und not-wendige Behandlungsmaßnahmender Kinderklinik mitgeteilt werden können.
Im Modellflugzeugbenzin ist heute nurin seltenen Fällen Methanol enthalten,aber dafür in Brennstoffen für Heiz -kamine und Brennstoffzellen. Nitro -
verdünner aus dem Ausland könneneventuell auch gefährliche Konzentra-tionen aufweisen.
Vergiftungsbild
Beschwerden wie bei einer Alkohol-vergiftung (betrunken). Ein Schluck eines Produktes mit hohem Methanol-anteil kann für ein Kleinkind lebensbe-drohlich sein und zur Erblindung füh-ren. Jeder Verdacht der Methanolauf-nahme muss abgeklärt werden.
Kinderarzt/Kinderklinik
Sofort, unter Mitnahme des Produktes,in die Kinderklinik fahren. Bei längerals 30 Minuten dauernder Fahrt sollteder Rettungsdienst/die Feuerwehr ge-rufen werden.
Bei sofortigem Handeln ist diese Ver-giftung gut zu therapieren!
Tipp
• Keine methanolhaltigen Produkteim Kinderhaushalt.
• Kein Abfüllen in Getränke -flaschen.
• Verzicht auf Industrieprodukte.
Trinkalkohol (Ethanol)Kinder mögen den Geschmack nicht.Das brennende Wärmegefühl in Mundund Speiseröhre wird als unange-nehm empfunden. So wird von höher-prozentigen Spirituosen (z. B. Wodka)oder Kosmetika mit bis zu 80 % Etha-nolgehalt (z. B. Rasierwasser, Parfüm)in der Regel nicht mehr als einSchluck getrunken.
Vergiftungsbild
Ein Schluck, auch Hochprozentiges,führt zu keiner Vergiftung. Eventuellstellen Sie ein leichtes Stimmungs-Abb. 4: Alkoholhaltige Haushaltsprodukte
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hoch und gerötete Wangen fest. Nachgrößeren Mengen kommt es zu Gang -unsicherheit, Übelkeit, Erbrechen undzunehmender Schläfrigkeit.
Kinderarzt/Kinderklinik
Bei kleinen Mengen nicht notwendig.Im Zweifelsfall wenden Sie sich an einGiftinformationszentrum. Sollte dasKind gangunsicher, schläfrig oderapathisch wirken, ist die nächste Kin-derklinik unter Mitnahme der Flascheaufzusuchen.
Propanol/IsopropanolPropanol und Isopropanol (Isopropyl-alkohol) sind in vielen Produkten ent-halten, vor allem in Händedesinfek-tionsmitteln und Türschlossenteisern.Propanol bzw. Isopropanol sind etwasgefährlicher als Ethanol.
Vergiftungsbild
s. u. Trinkalkohol/Ethanol
Glykole s. u. Kühlerfrostschutz Seite 31.
Allzweckreiniger/Universalreiniger
Erste Hilfe
• Sofort Reste aus dem Mund ent-fernen.
• Ggf. Augen mit viel Wasser spülen.
• 1 Teel. Entschäumer (Entblä-hungstropfen mit Dimeticon/Sime-ticon).
• Kein Erbrechen auslösen.• Nur wenige Schlucke Tee, Wasser
oder Saft zu trinken geben.• Bei Erbrechen: Kind aufrecht
nach vorn gebeugt halten.
• Ruhe bewahren, ggf. Giftinforma-tionszentrum anrufen.
Produkt/Etikett bereithalten!
Inhaltsstoffe
Meist anionische und nichtionischeTenside (= waschaktive, schaumbil-dende Substanzen, ähnlich der Seife),zusätzlich sind unbedenkliche Kon-zentrationen von Lösungsmitteln z. B.Alkohol oder Glykol möglich.
Vergiftungsbild
Es ist durch die schaumbildendenReinigungsstoffe geprägt. Ihre leichteReizwirkung auf den Magen bewirkthäufig Erbrechen. Das Erbrochenekann stark schäumend sein. Es be-steht die Gefahr, dass Ihr Kind sichdaran verschluckt. Haben sich Kinderverschluckt, husten sie heftig. Weiter-hin sind aufgrund der Schaumbildungim Magen-Darm-Trakt Bauchschmer-zen möglich. Im Regelfall ist die Ein-nahme von „nur“ tensidhaltigen Reini-gern aber als harmlos einzustufen.
Kinderarzt/Kinderklinik
Nur wenn Ihr Kind heftig und anhal-tend hustet, ist eine kinderärztlicheUntersuchung notwendig.
Anzündflüssigkeiten s. u. Grillan-
zünder Seite 28.
Autobatterie s. u. Batterien Seite 19.
Autobenzin s. u. Benzin Seite 20.
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Autopflegemittel
Erste Hilfe
• Mund auswaschen.• Tee, Wasser oder Saft zu trinken
geben.• Giftinformationszentrum anrufen.
Produkt/Etikett bereithalten!
Autopflegemittel können von harmlosbis stark giftig eingestuft werden. Jenach Verwendungszweck und Inhalts-stoffen unterscheiden sie sich erheb-lich.
Gefährliche Produkte
Kühlerfrostschutz, Bremsflüssigkeit,Bremsenreiniger, Autobatterieinhalt,Scheibenreiniger (Winter).
Vergiftungsbild
Die Erzeugnisse haben unterschiedli-che Inhaltsstoffe und somit verursa-chen sie auch unterschiedliche Vergif-tungsbilder.
Kinderarzt/Kinderklinik
Mit dem Produkt in der Hand ein Gift-informationszentrum anrufen. Anhandder Inhaltsstoffe kann das Giftinforma-tionszentrum dann entscheiden, ob eine Vorstellung in der Kinderkliniknotwendig ist.
TürschlossenteiserInhaltsstoffe
Propanol, Isopropanol und unter-schiedlicher Anteil von Ethylenglykol.
Vergiftungsbild
Es wird bestimmt durch die Aufnahmedes Alkohols Propanol bzw. Isopro-panol. Dieser ist meist in höherer Kon-
zentration als Ethylenglykol enthalten.Kinder trinken in der Regel nur ein biszwei Schluck von Türschlossentei-sern. Diese Menge ist harmlos. Wirdmehr getrunken, muss ein Giftinforma-tionszentrum angerufen werden.
Kinderarzt/Kinderklinik
Bei kleinen Mengen nicht notwendig.Bei mehr als ein bis zwei Schlucken ineinem Giftinformationszentrum anru-fen. Siehe auch unter Alkohole.
Kühlerfrostschutz s. dort Seite 31.
Backofen-/Grillreiniger� Achtung, kann ätzen!
Erste Hilfe
• Reste entfernen.• Mund/Haut abwaschen.• Sofort 1 Glas Tee, Wasser oder
Saft zu trinken geben.
Produkt/Etikett bereithalten!
Inhaltsstoffe
Häufig Natrium- oder Kaliumhydroxidin ätzenden Konzentrationen. Vor allem berufliche Mittel sind stark ätzend. Diese sollten Sie nicht imHaushalt verwenden. Monoethanol -amin enthaltende Mittel sind meist nurreizend, aber die Konzentration istentscheidend.
Vergiftungsbild/Kinderarzt/Kinder-
klinik
siehe Abflussreiniger Seite 14.
Babyöl s. u. Kosmetika Seite 31.
Babypuder s. u. Puder Seite 35.
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
19
Badreiniger
Erste Hilfe
• Reste entfernen.• Mund/Haut abwaschen.• Tee, Wasser oder Saft zu trinken
geben.• Anruf Giftinformationszentrum.
Produkt/Etikett bereithalten!
Badreiniger zum Wischen von Ober-flächen/Kacheln sind im Allgemeinenallenfalls reizend. Aggressiver da -gegen können WC-Reiniger, WC-Ent-kalker oder Produkte zur Desinfektionsein.
Mögliche Inhaltsstoffe
Schaumbildende waschaktive Sub-stanzen (Tenside), zusätzlich Essig-säure oder Citronensäure in geringerKonzentration und evtl. eine unbe-denkliche Menge Alkohol. Übliche
Badreiniger sind wie Allzweckreinigerzu beurteilen.
Vergiftungsbild s. u. Allzweckreini-
ger Seite 17.Handelt es sich um WC-Reiniger, WC-Entkalker oder Mittel zur Desinfektions. entsprechende Seiten.
Batterien
Autobatterien� Achtung, stark ätzend!
Erste Hilfe
• Haut, Mund und Auge reichlichspülen.
• Sofort Tee, Wasser oder Saft zutrinken geben.
• Anruf Giftinformationszentrum.
Autobatterien enthalten Schwefelsäurein ätzender Konzentration. Zu ver-nachlässigen ist die mögliche Auf -nahme von Blei durch das Lecken anäußeren Verkrustungen.
Vergiftungsbild
Kontakt mit Schwefelsäure an Hautoder Schleimhaut führt zu lokalen Ver-ätzungssymptomen. Schwellung derLippen, Speichelfluss, Brennen undRötung der Haut oder Mundschleim-haut sind die Folgen.
Kinderarzt/Kinderklinik
Nach eindeutigem Kontakt mit flüssi-ger Schwefelsäure oder bei Verät-zungssymptomen ist eine Kinderarzt-vorstellung, bei bedrohlicher Sympto-matik die Vorstellung in der Kinder -klinik notwendig.
Abb. 5: Badreiniger
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Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
geringen Menge keine Vergiftung zubefürchten.
Gemessen an der Häufigkeit der Un-fälle mit Knopfzellen ist in aller Regelein harmloser Verlauf zu erwarten,wenn die Batterie ohne Beschwerdenausgeschieden wird.
Kinderarzt/Kinderklinik
Eine Röntgenaufnahme ist immer not-wendig. Sollte Ihr Kind Würgen, Erbre-chen oder Schmerzen zeigen, musseine Untersuchung in der Kinderklinikerfolgen. Ist Ihr Kind beschwerdefrei,rufen Sie Ihre Kinderärztin bzw. IhrenKinderarzt oder ein Giftinformations-zentrum an.
Stabbatterien/Monozellen Kinder lecken manchmal an ausgetre-tenen, meist verkrusteten Resten derBatterie. An der Kontaktstelle könntensehr selten Verätzungen auftreten.
Vergiftungsbild
Rötung, Schwellung der Lippe oderder Zunge mit brennendem Gefühlsind möglich.
Kinderarzt/Kinderklinik
Als harmlos einzustufen, da nur einelokale Wirkung zu erwarten ist. Beideutlichen Beschwerden ist eine Kin-derarztvorstellung notwendig.
Benzin/Waschbenzin/Farbver -
dünner� Achtung, gefährlich!
Erste Hilfe
• Kein Erbrechen auslösen.• Tee, Wasser oder Saft zu trinken
geben.
HaushaltsbatterienKnopfbatterien/Knopfzellen
Erste Hilfe
• Mund (Nase) untersuchen,Gegenstand entfernen.
• Tee, Wasser oder Saft zutrinken geben.
• Anruf Giftinformationszentrum/Kinderarzt/-ärztin.
Produkt/Etikett bereithalten!
Haushaltsbatterien enthalten zumeistwenig Quecksilberoxid oder Silber -oxid sowie Zink oder es sind Zink/Luft(O2)-Batterien. Des Weiteren ist eineElektrolytlösung enthalten, die beiAustritt ätzend wirken kann.
Vor allem Knopfbatterien (Knopfzellen)werden von Kleinkindern oft hinunter-geschluckt. Da die Batterie in der Re-gel intakt bleibt, kommt es zu keinemKontakt mit den Inhaltsstoffen. DenkenSie auch daran, dass Batterien in Kör-peröffnungen (Nase, Ohren usw.) ge-steckt werden können.
Vergiftungsbild
Das Vergiftungsbild ist abhängig vonder Größe der Batterie. Es besteht dieGefahr des Steckenbleibens in derSpeiseröhre. In diesem Fall ist einesofortige Entfernung in der Kinderkli-nik erforderlich. Viele Kinder habenkeine Beschwerden, da die Knopfzelleschnell den Magen erreicht. Bei einerlängeren Verweildauer im Magen (ca. 24 Stunden) können freiwerdendeätzende Inhaltsstoffe zur Schädigungder Magenschleimhaut führen. Enthältdie Knopfbatterie Quecksilber, ist beidessen Freisetzung aufgrund der
21
• Betroffene Haut mit Wasser/Seifeabwaschen.
• Hustendes Kind aufrecht haltenund Notruf 112 tätigen.
Produkt/Etikett bereithalten!
Autobenzin oder Waschbenzin sind inden Mengen, die Kinder trinken,gleichartig zu bewerten. Weiterhin istBenzin als Lösungsmittel in Farbver-dünnern und ähnlichen Produktenenthalten.
Inhaltsstoffe
Gemisch aus verschiedenen Kohlen-wasserstoffen.
Vergiftungsbild
Durch seine Zusammensetzung ausüberwiegend dünnflüssigen Kohlen-wasserstoffen kann Benzin bei demSchluckvorgang in die Luftröhre gelangen (Aspiration). Husten, be-schleunigte Atmung, auch Würgenund „nach Luft ringen“ sind typischeErscheinungen. Nur wenn mehrereSchlucke getrunken werden, könntenauch Schläfrigkeit und Benommenheitauftreten.
Kinderarzt/Kinderklinik
Jedes Kind mit Beschwerden ist inder Kinderklinik vorzustellen. Kinder,die stark husten oder Luftnot haben,müssen mit dem Rettungsdiensttransportiert werden. Auch wenn IhrKind geringe Beschwerden hat, soll-ten Sie sich mit einem Giftinforma-tionszentrum oder Ihrer Kinderärztinbzw. Ihrem Kinderarzt in Verbindungsetzen.
Tipp
• Kein Abfüllen in Getränkeflaschen!• Benzin nur in den vorgeschriebe-
nen Kanistern abfüllen!
Bleichmittel
Erste Hilfe
• Haut/Mund waschen.• Tee, Wasser oder Saft zu trinken
geben.• Kein Erbrechen auslösen.
Produkt/Etikett bereithalten!
Bleichmittel werden zum Bleichen derWäsche und häufig auch als Hygiene-reiniger verwendet.
Inhaltsstoffe
Natriumhypochlorit oder Wasserstoff-peroxid.
Vergiftungsbild
Kleine Mengen (ein bis zwei Schluck)sind meist harmlos. Einige, vor allemausländische Erzeugnisse, könnenhöhere Konzentrationen enthalten.Dann besteht die Gefahr der Ätzwir-kung. Wasserstoffperoxid verursachtim Wesentlichen Aufstoßen, Übelkeit,Erbrechen und eine Reizung des Rachens.
Kinderarzt/Kinderklinik
Meist nicht notwendig. Wenn das Kinderbricht oder auffällig speichelt, ist eine Untersuchung erforderlich. Umzu klären, ob das Produkt ätzend ist,rufen Sie ein Giftinformationszentruman.
22
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
Tipp
• Nie ein chlorhaltiges Produkt mitanderen Reinigern mischen. Eskann gefährliches Chlorgas ent-stehen!
Bleistifte/Buntstifte/Filzstifte/Finger-
malfarben
Erste Hilfe
• Reste entfernen, z. B. abgebro-chene Stiftspitzen.
• Tee, Wasser oder Saft geben.
Inhaltsstoffe
Bleistifte bestehen aus Graphit undHolz. Buntstifte für Kinder enthaltenmeist wasserlösliche Farbstoffe, diemit dem Urin ausgeschieden werdenund ihn eventuell verfärben können. In Wachsmalstiften sind ungiftige Pig-mente und synthetische oder natür -liche Wachse enthalten. DeutscheProdukte sind schwermetall- und lö-sungsmittelfrei. Beim Kauf Produktebevorzugen, die diese Vorgaben erfül-len.
Vergiftungsbild
Das Lutschen an oder Herunterschlu-cken von einer Stiftspitze ist harmlosund ungiftig.
Kinderarzt/Kinderklinik
Nicht erforderlich, nur wenn der Ver-dacht auf Verschlucken in die Lungebesteht (bei Husten), muss die Kin-derärztin bzw. der Kinderarzt aufge-sucht werden.
Blumendünger
Erste Hilfe
• Tee, Wasser oder Saft zu trinkengeben.
Inhaltsstoffe
Zur Pflege von Zimmer- und Balkon-pflanzen. Blumendünger bestehenaus Stickstoff, Phosphat und Kalium-verbindungen. Bei Volldüngern sindnoch Spurenelemente (Kupfer, Mag-nesium, Mangan etc.) enthalten.
Produkte für die Landwirtschaft habenandere Inhaltsstoffe und sind giftiger!
Vergiftungsbild
Kinder trinken meist wenige Schlucke,diese Menge führt zu keinen Be-schwerden. Nur große Mengen un -verdünnten Düngers können zu Ver -änderungen der Blutelektrolyte führen.
Abb. 6: Blumendünger
23
Kinderarzt/Kinderklinik
Nicht notwendig. Wenn größere ge-trunkene Mengen vermutet werden,empfiehlt sich ein Anruf bei Ihrer Kin-derärztin bzw. Ihrem Kinderarzt odereinem Giftinformationszentrum.
Bei Produkten für die Landwirtschaftmuss ein Giftinformationszentrum hin-zugezogen werden!
Bodenpflegemittel s. Allzweckreini-
ger
Handelsübliche Produkte zum Wi-schen sind in der Regel wie Allzweck-reiniger (s. Seite 17) zu beurteilen.Spezialreiniger für Böden enthaltenzusätzlich paraffinähnliche Lösungs-mittel und Alkohole, die Gefahr desVerschluckens in die Lunge (medizi-nisch „Aspiration“) ist höher und nachmehreren Schlucken können Vergif-tungserscheinungen auftreten.
Zur Klärung ein Giftinformationszen-trum kontaktieren!
Bodylotion s. u. Kosmetika Seite 31.
Brennspiritus
Inhaltsstoffe
In deutschen Produkten ist immerEthanol (Trinkalkohol) in hoher Kon-zentration und ein wenig giftiger Zu-satzstoff als Vergällungsmittel enthal-ten. Produkte aus dem Ausland kön-nen (selten) das gefährliche Methanolenthalten.
Nach Einnahme ausländischer Pro-dukte ist die Zusammensetzung beieinem Giftinformationszentrum zu er-fragen.
Vergiftungsbild s. Alkohol Seite 16.
Chemikalien
Erste Hilfe
• Reste entfernen, Ruhe bewahren.• Tee, Wasser oder Saft zu trinken
geben.• Kein Erbrechen auslösen.• Giftinformationszentrum anrufen.
Produkt/Etikett bereithalten!
Reine Chemikalien müssen zu-nächst grundsätzlich als gefährlichangesehen werden.
Da eine breite Palette von Stoffen (z. B. aus der Firma mitgenommenoder in der Apotheke erworben) mög-lich ist, kann in diesem Rahmen nichtauf Einzelsubstanzen eingegangenwerden.
Vergiftungsbild
Je nach Stoff unterschiedlich, vonharmlos bis zu deutlich ätzender Wirkung oder schwerer Vergiftung istalles möglich.
Tipp
• Kein Abfüllen von Chemikalien aufArbeitsstellen.
• Kein Umfüllen in Getränkeflaschen.• Verzicht auf reine Chemikalien
(z. B. konzentrierte Säuren,Ammoniak).
Desinfektionsmittel
Berufliche Desinfektionsmittel� Achtung, können ätzen!
Berufliche Desinfektionsmittel sind inder Regel ätzend. Benutzen Sie dieseProdukte nicht im Privathaushalt.
24
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
Weiteres Vorgehen wie bei Abfluss -reiniger s. Seite 14.
HändedesinfektionsmittelBesteht aus Alkoholen, meist Propanolund Ethanol in unterschiedlichen Kon-zentrationen.
Weiteres Vorgehen wie bei Alkohole s. Seite 16.
Destilliertes Wasser
Diesem Wasser fehlen die so genann-ten Elektrolyte (Salze). Auch wennKinder große Mengen, z. B. zwei volleGläser trinken, ist keine Vergiftung zuerwarten, da mit der Nahrung diese(fehlenden) Salze in ausreichenderMenge wieder zugeführt werden.
Keine Maßnahmen erforderlich.
Düngemittel s. u. Blumendünger Seite 22.
Duftöl
Erste Hilfe
• Tee, Wasser oder Saft zu trinkengeben.
• Anruf Kinderarzt/-ärztin oder Gift-informationszentrum.
Produkt/Etikett bereithalten!
Duftöle werden im Gegensatz zu denLampenölen nicht angezündet, son-dern als „Duftzusatz“ mit Wasser ver-dünnt und mittels einer Wärmequelle(z. B. Teelicht) verdampft.
Inhaltsstoffe
Unterschiedliche ätherische Öle (ausPflanzen gewonnen) oder chemischesynthetische Geruchsstoffe.
Vergiftungsbild
Wenn Ihr Kind nur wenige Tropfen ge-trunken hat, wird keine Vergiftung auf-treten. Nach Einnahme größerer Men-gen sind je nach Art des Duftöls eineVeränderung der Bewusstseinslage,Gangunsicherheit, Übelkeit und Er-brechen möglich.
Kinderarzt/Kinderklinik
Bei kleiner Menge (weniger als 1 ml)und unauffälligem Kind nicht notwen-dig. Wurden größere Mengen getrun-ken, sollte ein Giftinformationszentrumum Rat gefragt werden.
Duftpetroleum s. u. Lampenöl Seite 32.
Eau de Cologne s. u. RasierwasserSeite 35.
Erzeugnisse aus der Türkei können(selten) Methanol enthalten, bitte Gift-informationszentrum anrufen!
Entkalker� Achtung, in unverdünnter Form
häufig ätzend!
Erste Hilfe
• Tee, Wasser oder Saft zu trinkengeben.
• Anruf Giftinformationszentrum.
Produkt/Etikett bereithalten!
An dieser Stelle sind Erzeugnisse zumEntkalken von Wasserkochern oderKaffeemaschinen (Geräteentkalker)gemeint, keine Kalkreinigungsmittelfür das Bad. Entkalker gibt es in flüssi-ger Form, als Pulver oder Tab.
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Inhaltsstoffe
Meist eine Mischung aus Amido-schwefelsäure (Amidosulfonsäure)und Citronensäure, zusätzlich even-tuell Maleinsäure, Apfelsäure oderMilchsäure. Es kann aber auch mit rei-ner Essigsäure oder Essigessenz ent-kalkt werden.
Vergiftungsbild
Unverdünnt getrunken sind viele Ent-kalker ätzend.
Entkalker werden sehr häufig im Was-serkocher vergessen (über Nacht ste-hengelassen), oder andere Nutzer wis-sen nicht, dass sich Entkalkerlösungim Gerät befindet. Oft wird mit dieserLösung z. B. Babymilch oder Tee zu-bereitet. Ob das gefährlich ist, richtetsich nach der Verdünnung (des Entkal-kers mit Wasser) und der getrunkenenMenge. Babys sind empfindlichergegenüber der Säurebelastung alsgrößere Kinder. Es kann zur Verände-rung von Blutwerten kommen. Weiter-hin sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfallund Bauchschmerzen möglich.
Kinderklinik/Kinderarzt
Wurde versehentlich ein Baby, jüngerals sechs Monate, mit dieser Lösung
gefüttert, ist der Anruf in einem Giftin-formationszentrum erforderlich. DieSäurebelastung wird berechnet unddas weitere Vorgehen entschieden.Haben ein Kind oder ein Erwachsenereine verdünnte Gebrauchslösung(nach Packungsaufschrift hergestellt)getrunken, ist eine Arztvorstellungnicht notwendig.
Tipp
• Wasserkocher mit Zettel kenn-zeichnen.
• Nicht über Nacht im Gerät be -lassen.
Essigsäure/Essigessenz
Haushaltsessig/LebensmittelessigEnthält 5–6 % Essigsäure. Diese Kon-zentration ist nicht ätzend! Ein biszwei Schlucke davon führen zu keinerVergiftung. Eventuell sind Übelkeitund leichtes Brennen im Mund mög-lich. Werden größere Mengen, auchverdünnt, als Entkalker verwendet unddamit Babynahrung zubereitet, ist beieinem Giftinformationszentrum dasweitere Vorgehen zu erfragen.
Siehe unter Entkalker.
Essigessenz� Achtung, ätzt!
Erste Hilfe
• Sofort Tee, Wasser oder Saft zutrinken geben.
• Kein Erbrechen auslösen.• Ruhe bewahren, Giftinformations-
zentrum anrufen.
Produkt/Etikett bereithalten!
Abb. 7: Entkalker
26
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
Inhaltsstoff
Enthält in Deutschland für den Ge-brauch im Haushalt 25 % Essigsäure.Ausländische Zubereitungen und Pro-dukte für die gewerbliche Nutzungkönnen deutlich höhere Konzentratio-nen enthalten!
Vergiftungsbild
Essigessenz ist ätzend. Da Kinderfreiwillig nicht mehr als einen Schlucktrinken, stehen die möglichen Verät-zungen im Mund und der Speiseröhreim Vordergrund. Speichelfluss, Erbre-chen und/oder Schmerzen, die zu ei-ner Nahrungsverweigerung führen,können auftreten. Sofort Flüssigkeitnachtrinken lassen.
Kinderarzt/Kinderklinik
Kinder, die Beschwerden haben, inder Kinderklinik oder bei Ihrer Kinder-ärztin/Ihrem Kinderarzt vorstellen. DieMöglichkeit einer Speiseröhrenverät-zung ist abzuklären.
Ist Ihr Kind beschwerdefrei, rufen SieIhre Kinderärztin bzw. Ihren Kinderarztoder ein Giftinformationszentrum an.
Farben
Erste Hilfe
• Mund auswischen, Tee, Wasseroder Saft zu trinken geben.
• Kein Erbrechen auslösen.
Produkt/Etikett bereithalten!
Abtönfarben und Dispersionsfarbenfür den häuslichen Gebrauch werdenvon Kleinkindern vom Pinsel bzw. denFingern geleckt oder es wird einSchluck getrunken. Diese Mengensind ungefährlich. Das Ablecken,
auch Ankauen von farbigem Spiel-zeug oder Gebrauchsgegenständenist ebenfalls harmlos.
Lackfarben enthalten unterschiedlicheLösungsmittel. Hier sollte das weitereVorgehen bei einem Giftinformations-zentrum oder Ihrer Kinderärztin/IhremKinderarzt erfragt werden.
Rostschutzfarben s. Seite 35.
Farbstift s. Bleistift Seite 22.
Fingermalfarben s. Bleistift Seite 22.
Fensterreiniger s. Glasreiniger Seite 28.
Fieberthermometer
Erste Hilfe
• Reste entfernen, Tee, Wasseroder Saft zu trinken geben.
• Überprüfen, ob es zu einerSchnittverletzung im Mund ge-kommen ist.
Ältere Thermometer sind meist mitQuecksilber gefüllt. Quecksilber istein silbernes, bei Zimmertemperaturflüssiges Metall. Es bilden sich nachdem Auslaufen immer größere oderkleinere Kügelchen. Quecksilberdringt nicht in die Unterlage (Teppich,Stoff, Haut etc.) ein. Seit 1996 gibt esauch Thermometer mit „Galinstan“(Legierung aus anderen Metallen) alsQuecksilberersatz auf dem Markt.
Vorgehen
Alle Quecksilberkügelchen müssensorgfältig vom Boden entfernt werden.Sie lassen sich mit Hilfe eines Pinselsauf ein gefaltetes Papier schieben.
27
Aufbewahrung in einem Schraubglasund Entsorgung in einer Apotheke.
Vergiftungsbild
Ausgelaufenes Quecksilber (entspre-chend der Menge eines Fieberther-mometers) ist für ein Kind nur dann eine Gefährdung, wenn es nicht ent-fernt wird und allmählich (über Tage)verdunstet. Dieser Quecksilberdampfgelangt über die Atmung in den Kör-per. Daher ist es wichtig, alle Kügel-chen zu entfernen (man kann die Kügelchen nicht anfassen). Währenddes Säuberns besteht keine Gefahreiner Vergiftung. Heruntergeschluck-tes Quecksilber aus einem Fieberther-mometer stellt keine Gefährdung dar,da diese Menge sehr klein ist undüber den Verdauungstrakt kaum auf-genommen wird. Es sind keine weite-ren Maßnahmen erforderlich.
Andere quecksilberhaltige Thermome-ter/Barometer können deutlich höhereQuecksilbermengen enthalten, dannsofort Anruf bei einem Giftinforma-tionszentrum.
Fieberthermometer mit GalinstanGalinstan ist eine silberne Legierungaus Gallium, Indium und Zinn. Es haftet an vielen Flächen! Ersatzweisewird diese ungiftige Verbindung in vielen Produkten statt des flüssigenQuecksilbers verwendet. Sie ver-dampft nicht bei Zimmertemperaturund ist nach Einnahme von der Menge eines Fieberthermometers ungiftig.
Tipp
• Digitale Thermometer oder Ther-mometer mit Galinstan verwen-den.
Fremdkörper s. Seite 44.
Geschirrreiniger
Erste Hilfe
• Reste entfernen• Tee, Wasser oder Saft zu trinken
geben.• Giftinformationszentrum anrufen.
Produkt/Etikett bereithalten!
Produkte für die maschinelle Ge-schirrreinigung in der Spülmaschineunterscheiden sich deutlich in ihrerZusammensetzung von flüssigenSpülmitteln für die Reinigung perHand.
Spülmittel, flüssigeSie enthalten nur waschaktive Sub-stanzen (Tenside). Vergiftungsbild undweiteres Vorgehen wie bei Allzweck-reiniger Seite 17.
Geschirrreiniger für die MaschineEs sind unzählige Produkte als Pulver,Flüssigkeit oder in Tab-Form auf demMarkt.
Inhaltsstoffe
Die Inhaltsstoffe variieren je nach Pro-dukt und Hersteller. Die meisten Tabsoder Reiniger in Pulverform für denHausgebrauch sind als reizend ge-kennzeichnet. Einzelne Spülmaschi-nenreiniger können auch ätzend wir-ken.
Gewerbliche Produkte sind fast immerätzend.
Vergiftungsbild
Meist nach Lecken oder Knabbern aneinem Tab keine Beschwerden. Ab-
28
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
hängig von den Inhaltsstoffen sindselten Symptome einer Reiz- oder Ätz -wirkung auf Mund und Speiseröhren-schleimhaut möglich. Brennen,Schmerzen, Schwellung und Rötungim Mund können auftreten.
Kinderarzt/Kinderklinik
Abhängig von den Inhaltsstoffen undBeschwerden des Kindes. Eine Klä-rung über das weitere Vorgehen istbei einem Giftinformationszentrumoder der Kinderärztin/dem Kinderarztzu erfragen.
Glasreiniger
Erste Hilfe
• Tee, Saft oder Wasser zu trinkengeben.
• Kein Erbrechen auslösen.
Produkt/Etikett bereithalten!
Inhaltsstoffe
In geringerer Konzentration Tensideund verschiedene Lösungsmittel, z. B.Alkohol oder eine Glykolverbindung.
Vergiftungsbild
Das Vergiftungsbild ist dem bei All-zweckreinigern ähnlich. Meist keineBeschwerden. Ist Reiniger in die Au-gen gespritzt, diese mit lauwarmemWasser ausspülen. Eine leichte Rei-zung (ohne Folgen) ist möglich.
Kinderarzt/Kinderklinik
Im Allgemeinen sind keine speziellenMaßnahmen nötig. Wurden mehrereSchlucke getrunken, gleiches Vor -gehen wie bei Allzweckreinigern s. Seite 17.
Grillanzünder, fest
Erste Hilfe
• Reste aus Mund entfernen.• Kein Erbrechen auslösen.• Tee, Wasser oder Saft zu trinken
geben.
Produkt/Etikett bereithalten!
Vergiftungsbild
Feste Grillanzünder sind weniger ge-fährlich als solche in flüssiger Form,da das Risiko, etwas davon in die Lun-ge zu verschlucken, kaum gegebenist. Die Menge an Petroleum, die in einem Würfel enthalten ist, stellt keineGefährdung dar.
Kinderarzt/Kinderklinik
Ist das Kind nach einem gegessenenWürfel beschwerdefrei (kein Husten,kein Erbrechen), ist die häusliche Be-obachtung ausreichend.
Grillanzünder, flüssig� Achtung, gefährlich!
Inhaltsstoff
Paraffinische Kohlenwasserstoffe.
Die Gefahr des „Verschluckens“ in dieLunge (medizinisch „Aspiration“) stehtim Vordergrund.
Vergiftungsbild und weiteres Vorge-
hen: s. u. Lampenöle Seite 32.
Tipp
• Nur feste Grillanzünder verwen-den.
• Kinder gut beaufsichtigen, auchGefahr der Brandverletzung be-achten.
29
Haarshampoos
Inhaltsstoffe
Haarshampoos enthalten waschaktiveSubstanzen (Tenside), Pflege- undDuftstoffe.
Vergiftungsbild
Haarshampoo ist stark schäumendund kann leicht Erbrechen hervorru-fen. Weiteres Vorgehen wie bei All-
zweckreiniger s. Seite 17.
Haarspray
Erste Hilfe
• Augen mit lauwarmem Wasserspülen.
• Frischluft.
Produkt/Etikett bereithalten!
Haarspray enthält Ethanol (Alkohol),Duft- und Pflegestoffe sowie Treib -gase, Lösemittel, Lackbestandteile.
Vergiftungsbild
Mengen, die von Kleinkindern ge-schluckt werden, führen zu keiner Ver-giftung. Nach Sprühen ins Auge ist eine leichte Reizwirkung zu erwarten.
Kinderarzt/Kinderklinik
Nur wenn Ihr Kind anhaltend hustetoder sich länger auffällig verhält, isteine kinderärztliche Untersuchungnotwendig.
Händedesinfektionsmittel
Inhaltsstoffe
Ethanol oder ein Gemisch aus Ethanolund Isopropanol oder Propanol.
Vergiftungsbild
Das Vergiftungsbild wird bestimmtdurch die getrunkene Menge an Alko-hol, s. u. Alkohole Seite 16.
Hautcreme, kosmetische s. u. Kos-metika Seite 31.
Insektizide s. u. Schädlingsbekämp-fungsmittel Seite 35.
Isopropylalkohol s. u. Alkohol Seite 16.
Klarspüler
Inhaltsstoffe
Eine Mischung aus Citronensäure undwaschaktiven Substanzen (Tensiden).
Vergiftungsbild
Nach Trinken von ein bis zwei Schlu-cken kommt es häufig zum Erbrechen.
Kinderarzt/Kinderklinik
In der Regel ist keine Arztvorstellungnotwendig. Sollte das Kind anhaltendhusten, ist eine kinderärztliche Unter-suchung erforderlich.
Weiteres siehe unter AllzweckreinigerSeite 17.
Abb. 8: Tensidhaltige Haushaltschemikalien
30
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
Klebstoffe
Erste Hilfe
• Reste entfernen.• Tee, Wasser oder Saft zu trinken
geben.• Schnell Haut mit Wasser/Seife rei-
nigen.• Bei Sekundenkleber Haut wieder-
holt mit Öl oder besser Butter ein-reiben.•
• Auge mit lauwarmem Wasserspülen.
Produkt/Etikett bereithalten!
Alleskleber mit Lösemittel Enthält Stoffe wie z. B. Alkohole, Ace-ton, Methylethylketon. In den Mengen,die Kinder normalerweise probieren,sind sie unbedenklich. Nur wenn derKlebstoff absichtlich wiederholt tiefinhaliert wird, sind leichte Beschwer-den wie Schwindel und unter Umstän-den auch Benommenheit möglich.
Bastelkleber für KinderIn der Regel lösungsmittelfrei. MeistPolyvinylacetat als Inhaltsstoff. Men-gen, die Kinder probieren, sind unbe-denklich, ebenso wenn auf ausgehär-tetem Kleber gekaut wird. Es sind kei-ne weiteren Maßnahmen erforderlich.
KlebestifteKlebestifte enthalten z. B. Sorbit, Gly-cerine, Polyvinylpyrrolidon. Auch hiersind kleine Mengen harmlos und er-fordern keine weiteren Maßnahmen.
Spezialkleber oder gewerbliche Kleber Diese Kleber sind giftiger! Ihre Zu-sammensetzung ist unterschiedlich.Erste Hilfe s. Kasten. Das weitere Vor-
gehen bitte über ein Giftinformations-zentrum klären.
SekundenkleberInhaltsstoffe
Enthält Cyanacrylat. Wie der Namesagt, ist eine Verklebung in Sekundenmöglich. Auf der Haut angetrocknet,ist eine schnelle Ablösung nicht mehrmöglich.
Vergiftungsbild
Wenn nur die Haut benetzt ist oderTropfen in den Mund gelangt sind, rei-chen die o. g. Maßnahmen. Von Ver-suchen, den Klebstoff von der Hautzu reiben oder gar abzuschaben, istabzuraten. Dies führt nur zu mechani-schen Hautverletzungen. Der Kleb-stoff fällt innerhalb von ein (bis zwei)Tagen durch die natürliche Hautab-schilferung von selbst ab. VersuchenSie nicht, den Klebstoff z. B. mit Löse-mittel oder Benzin abzulösen. DieserKlebstoff löst sich darin nicht.
Kinderarzt/Kinderklinik
Bei Augenkontakt ist eine augenärzt -liche Untersuchung notwendig. Soll-ten Finger zusammengeklebt sein, isteine kinderärztliche Vorstellung zuempfehlen.
Knicklichter/Leuchtgegenstände
Erste Hilfe
• Mund auswischen.• Sofort Tee, Wasser oder Saft zu
trinken geben.
Sie gibt es in unterschiedlichen Grö-ßen und Formen, z. B. als Leuchtket-ten, Leuchtstäbe u. a.
31
Inhaltsstoffe
Wasserstoffperoxid, Oxalsäureester,Farbstoff.
Vergiftungsbild
Die Flüssigkeiten befinden sich inunterschiedlichen Kammern, umge-ben von einem durchsichtigen Kunst-stoffbehälter. Die fluoreszierende Ei-genschaft entsteht erst nach Knickender Kammern und damit Durchmi-schung der Inhaltsstoffe. Kinder neh-men diese Stäbe häufig in den Mundund zerbeißen versehentlich dieKunststoffhülle. Die Flüssigkeit wirddann heruntergeschluckt. Sie ist rei-zend und kann zu Brennen im Mundund Bauchschmerzen führen.
Kinderarzt/Kinderklinik
Im Allgemeinen nicht notwendig, dadie Beschwerden von kurzer Dauersind.
Knopfbatterie s. u. Batterien Seite 19.
Kohlenanzünder s. u. Grillanzünder,fest, Seite 28.
Kosmetika
An dieser Stelle sind Pflegeproduktedes täglichen Bedarfs gemeint, so z. B. Bodylotion, Deodorant, Kajalstift,kosmetische Pflegecreme, Lippenpfle-gestifte, Lidschatten, Lippenstift undSonnenmilch (Rasierwasser und Na-gelpflegeprodukte siehe dort!).
Vergiftungsbild
Diese Produkte ähneln sich in ihrerZusammensetzung und enthalten un-gefährliche Stoffe. Bei Einnahme kleiner Mengen, das heißt wenn nurwenige Schlucke getrunken oder Stücke abgebissen wurden, sind keine Auswirkungen zu befürchten.
Es sind keine Maßnahmen, außer z. B.etwas Wasser nachzutrinken, erforder-lich.
Ölige Flüssigkeiten, z. B. Babyöl kön-nen nach „Verschlucken“ in die Lunge(medizinisch „Aspiration“) eine Gefahrdarstellen. Bei Husten oder Atemstö-rung ist eine kinderärztliche Untersu-chung notwendig.
Kreide
Tafelkreide, Straßenkreide und Wachs-malkreide für Kinder sind ungiftig. Ei-ne Arztvorstellung ist nicht notwendig.Abgebissene Stücke können bei sehrkleinen Kindern versehentlich in dieLuftwege geraten, hier ist bei Husten
oder Atemstörung sofort der Notruf
112 zu alarmieren.
Professionelle Künstlerkreiden könnengiftige Pigmente enthalten, dann bitteein Giftinformationszentrum anrufen.
Kühlerfrostschutz� Achtung, giftig!
Erste Hilfe
• Reste entfernen.• Tee, Wasser oder Saft zu trinken
geben.• Ruhe bewahren.
Produkt/Etikett bereithalten!
Inhaltsstoff
Fast reines Ethylenglykol (Ethandiol,Monoethylenglykol). Ethylenglykol wird im Körper zu giftigen Stoffen um-gewandelt. Ohne Zusatz von Bitter-stoffen schmeckt Kühlerfrostschutzsüß. Kühlwasser mit Kühlerfrostschutz-mittel enthält ca. 30–50 % Ethylen -glykol.
32
Vergiftungsbild
Nach einem Schluck ist keine Auswir-kung festzustellen. Nach mehrerenSchlucken kann es zu Gangunsicher-heit, Schläfrigkeit, Verwirrung, auchÜbelkeit und Erbrechen kommen. DieBeschwerden können über Stundenzunehmen und unbehandelt zuschweren Nierenschäden führen.
Kinderarzt/Kinderklinik
Zur Abklärung und Einschätzung istdie Kinderärztin bzw. der Kinderarztoder ein Giftinformationszentrum an-zurufen. Nach entsprechenden Men-gen, die bei einem Kleinkind schonnach ca. zwei Schlucken erreicht wer-den können, ist eine Behandlung inder Kinderklinik notwendig.
Tipp
• Kein Abfüllen in Getränke -flaschen!
• Kinder nie unbeaufsichtigt inGarage oder Hobbyraum lassen.
Lampenöl/Lampenpetroleum/flüssi-
ge Grillanzünder� Achtung, gefährlich!
Erste Hilfe
• Keine Manipulationen.• Kein Erbrechen auslösen.• Tee, Wasser oder Saft zu trinken
anbieten.• Betroffene Haut mit Wasser/Seife
abwaschen.• Anhaltend hustendes Kind auf-
recht halten.• Notruf 112 alarmieren.
Produkt/Etikett bereithalten!
Wird von Kleinkindern meist direkt ausder ungesicherten Lampe getrunken.
Inhaltsstoffe
Hochgereinigte Petroleumdestillate(dünnflüssige Paraffine), z. T. aberauch ungefährliche Ersatzstoffe wiebeispielsweise Biodiesel.
Vergiftungsbild
Häufig, auch nach kleinen Mengen(Docht gelutscht), starker Husten,„nach Luft ringen“ und evtl. eine be-schleunigte Atmung. Im Gegensatz zuBenzin ist das Risiko des Verschlu-ckens in die Lunge (medizinisch „As-piration“) auch nach der Aufnahmevon kleinen Mengen sehr groß.
Kinderarzt/Kinderklinik
Jedes hustende Kind muss in der Kin-derklinik vorgestellt werden. Kinder,die stark husten oder Luftnot haben,müssen durch den Rettungsdiensttransportiert werden. Auch wenn IhrKind beschwerdefrei ist, sollten Siesich mit einem Giftinformationszen-trum oder Ihrer Kinderärztin/IhremKinderarzt in Verbindung setzen.
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
Abb. 9: Unsichere Öllampe
33
Tipp
• Kein Abfüllen in Getränkefla-schen!
• Auf kindersicheren Verschlussachten.
• Verzicht auf Dochtlampen, Zier-lampen oder Gartenfackeln bzw.nur als kindergesicherte Lampenverwenden.
• Ungefährliche Lampenöle (Er-satzstoffe) benutzen
Lacke/Lackfarben s. u. Farben Seite 26.
Lebensmittelfarben
Lebensmittelfarben bestehen aus natürlichen oder synthetischen Farb-stoffen. Sie unterliegen der Lebens-mittelaufsicht. Sie sind auch nach Einnahme größerer Mengen (z. B.Ostereierfärbetabletten) als harmlosanzusehen. Die Farbstoffe können zuunbedenklicher Urin- und Stuhlver -färbung führen. Eine ärztliche Unter -suchung ist nicht erforderlich.
Mennige s. u. Rostschutzfarbe Seite 35.
Methanol s. u. Alkohole Seite 16.
Methylalkohol s. u. Alkohole Seite 16.
Modellflugzeugbenzin� Achtung, wenn methanolhaltig
stark giftig!
Erste Hilfe
• Mund auswaschen.• Süßen Tee, Wasser oder Saft zu
trinken geben.• Schläfriges Kind aufrecht halten.
Produkt/Etikett bereithalten!
Inhaltsstoffe
Heute meist Autobenzin, Ethanol mitÖlzusätzen. Die Originalflasche unbe-dingt in die Klinik mitnehmen! Der ge-naue Handelsname des Produktes istwichtig, damit die Konzentration derInhaltsstoffe (durch ein Giftinforma-tionszentrum) festgestellt und der Kinderklinik Behandlungsmaßnahmenmitgeteilt werden können. In sehr seltenen Fällen (ältere Treibstoffe)kann Modellflugzeugbenzin Methanolbeinhalten.
Vergiftungsbild/Kinderarzt/Kinder-
klinik
Siehe unter Benzin Seite 20.Siehe unter Alkohole, Methanol Seite 16.
Tipp
• Keine methanolhaltigen Produkteim Kinderhaushalt.
• Kein Abfüllen in Getränkefla-schen!
• Verzicht auf Industrieprodukte.
Moosentferner s. Algenentferner Seite 15.
Münzen s. u. Fremdkörper Seite 44.
Nagellack
Inhaltsstoffe
Enthält als Lösemittel meist Aceton,Ethyl- oder Butylacetat.
Vergiftungsbild
Die eingenommene Menge ist in derRegel sehr klein, da nur der Pinsel ab-geleckt wird und der Lack zähflüssig
34
ist. Bei diesem Hergang ist keine Ver-giftung zu erwarten.
Kinderarzt/Kinderklinik
Meist ist es ausreichend, den Mundauszuwischen und Tee, Wasser oderSaft zu trinken zu geben. Im Zweifelsfallein Giftinformationszentrum anrufen.
Nagellackentferner
Erste Hilfe
• Benetzte Kleidung entfernen.• Haut mit Wasser/Seife reinigen.• Tee, Wasser oder Saft zu trinken
geben.• Kein Erbrechen auslösen.• Giftinformationszentrum anrufen.
Produkt/Etikett bereithalten!
Inhaltsstoffe
Aceton, Ethyl- oder Butylacetat. Seltendas gefährliche Butyrolacton (meist inPads).
Vergiftungsbild
Nach ein bis zwei Schlucken steht dieunangenehm reizende Wirkung imVordergrund. Brennen im Mund sowieder Speiseröhre verbunden mit Übel-keit, auch Erbrechen, können eintre-ten. Größere Mengen, auch eingeat-met (durch benetzte Kleidung), führenzu Benommenheit, Gangunsicherheitund Schläfrigkeit. Nagellackentfernermit Butyrolacton wirken in kurzer Zeitnarkotisch, sie sind gefährlicher undsollten im Kinderhaushalt nicht ver-wendet werden.
Kinderarzt/Kinderklinik
Kinder, die schläfrig oder apathischwirken, sollten durch den Rettungs-dienst in die Kinderklinik gebracht
werden. Anhaltend hustende Kinderder Kinderärztin/dem Kinderarzt vor-stellen. Ist Ihr Kind ohne Beschwer-den, rufen Sie ein Giftinformationszen-trum an.
Nitroverdünnung
Inhaltsstoffe
Aliphatische und aromatische Kohlen-wasserstoffverbindungen, Essigsäu-reester. Bei ausländischen Produktensind methanolhaltige Produkte mög-lich. Methanol ist deklarierungspflich-tig, d. h. es muss ab entsprechenderKonzentration auf der Flasche ange-geben sein.
Vergiftungsbild s. u. Benzin Seite 20.
Abklärung, ob Methanol enthalten undwie hoch die Konzentration ist. Dieskann über ein Giftinformationszentrumerfolgen.
Ostereierfarbe s. LebensmittelfarbenSeite 33.
Parfüm/Eau de Toilette
Enthält Alkohol (Ethanol) als relevan-ten Stoff und könnte nur nach Trinkenvon mehreren Schlucken Zeichen einer Alkoholvergiftung hervorrufen.Durch den scharfen Geschmack wirdselten mehr als ein Schluck getrun-ken. Diese Menge ist harmlos.
Weiteres Vorgehen s. u. Alkohol Seite 16.
Petroleum s. u. Lampenöl Seite 32.
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
35
Puder� Achtung, darf nicht in die Lunge
gelangen!
Erste Hilfe
• Reste aus Mund und Nase entfer-nen.
• Hustendes Kind aufrecht halten.• Tee, Wasser oder Saft zu trinken
geben.• Notruf 112 alarmieren.
Produkt/Etikett bereithalten!
Unfälle geschehen in der Regel mitBabypuder. In der typischen Unfall -situation liegt das Baby auf dem Rü-cken, wird gewindelt und bekommt z. B. zur Ablenkung eine Puderdosezum Spielen in die Hand. Der Dosen-deckel löst sich, und große MengenPuder fallen auf das Gesicht und inMund und Nase.
Inhaltsstoffe
Häufig feinpulvriges Talkum.
Vergiftungsbild
Der leichte Puder kann in die Lungeeingeatmet werden (medizinisch „As-piration“). Akut heftiger Husten, auchAtemstörungen sowie nachfolgendeschwere Lungenschädigung sindmöglich.
Kinderarzt/Kinderklinik
Wenn das Kind hustet (auch nur kurz),sofort in die Kinderklinik fahren. Dortist eine Beobachtung für mindestenszwölf Stunden notwendig. Bei heftighustenden Kindern sollte der Trans-port durch den Rettungsdienst erfol-gen.
Tipp
• Körbchen mit leeren abgewa-schenen Schraubdosen oderSpielzeug am Wickeltisch bereit-halten.
• Auf Puder verzichten.
Quecksilber
In dieser Broschüre wird nur aufQuecksilberthermometer eingegangen.Siehe Fieberthermometer Seite 26.
Rasierwasser
Rasierwasser enthält Alkohol (Ethanol)als relevanten Stoff und könnte nachTrinken von mehreren Schlucken Zei-chen einer Alkoholvergiftung hervorru-fen. Durch den scharfen Geschmackwird selten mehr als ein Schluck ge-trunken. Diese Menge ist harmlos.
Weiteres Vorgehen s. u. Alkohol Seite 16.
Rattengift s. Schädlingsbekämp-fungsmittel Seite 35 ff.
Rohrreiniger s. u. Abflussreiniger Seite 14.
Rostschutzfarben
Alte Rostschutzfarben, die so genann-ten Bleimennigen, waren bleihaltigund sind heute in Deutschland verbo-ten. Die Gefährlichkeit der jetzt imHandel befindlichen Farben ist überein Giftinformationszentrum zu erfra-gen.
Schädlingsbekämpfungsmittel
Große Produktvielfalt, z. B. als Köder-dosen, Sprays oder Lösungen zumVersprühen, auch in pulvriger undfester Form.
36
Gefährliche Produkte
Insektizide als Konzentrat (z. B. ge-gen Läuse im Garten) oder pulver-förmige Streu/Gießmittel, Wühl-mausgifte, Schneckenkorn mitMetaldehyd.
Insektizide als Konzentrat� Achtung, stark giftig!
Erste Hilfe
• Reste entfernen, Ruhe bewahren.• Tee, Wasser oder Saft zu trinken
geben.• Notruf 112 alarmieren.
Produkt/Etikett bereithalten!
Als Konzentrat werden Insektizide zurHerstellung einer Sprühlösung z. B.gegen Schädlingsbefall von Pflanzengenutzt. Konzentrate sind sehr giftig,da meist höherprozentig ein Organo-phosphat (Phosphorsäureester) alsWirkstoff enthalten ist, wie z. B. Para-thion (bekannt als E 605, seit 2002nicht mehr erhältlich) oder Dimethoatund viele andere.
Vergiftungsbild
Nach Einnahme von nur einemSchluck konzentrierter Insektizidekommt es je nach Wirkstoff schnellzum Erbrechen, Speichelfluss, Durch-fall und Benommenheit. Unbehandeltist eine lebensbedrohliche Vergiftungmöglich.
Kinderarzt/Kinderklinik
Sofort Rettungsdienst/Feuerwehr rufenund in die Kinderklinik fahren. Die Fla-sche ist mitzunehmen!
Insektizide, verdünnte Gebrauchs -lösungGebrauchslösungen sind deutlich we-niger giftig. Hat das Kind ein bis zweiSchlucke davon getrunken, sollte zu-nächst ein Giftinformationszentrumangerufen und die Giftigkeit des Pro-duktes geklärt werden.
Insektizide, pulverförmige In z. B. Ameisenstreu- oder Gießmittelsind meist Organophosphate in gerin-gerer Konzentration enthalten.
Vergiftungsbild
Übelkeit, Speichelfluss, Erbrechenund Bauchschmerzen können auftre-ten. Eine geringe vom Finger geleckteMenge ist sicher harmlos. GrößereMengen, z. B. aus der Schachtel ge-gessen, können zu einer Vergiftungführen.
Kinderarzt/Kinderklinik
Besteht der Verdacht, dass eine grö-ßere Menge gegessen wurde oderzeigt das Kind Beschwerden, mussunter Mitnahme der Originalverpa-ckung eine Kinderklinik aufgesuchtwerden. Bei kleinerer Menge und un-auffälligem Kind ein Giftinformations-zentrum anrufen.
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
Abb. 10: Insektenspray
37
Insektenspray als „Insektentod“Insektensprays zur Anwendung inInnenräumen enthalten meist einenpyrethroiden Wirkstoff und Treibgas.Pyrethroide sind für Menschen weniggiftig. Die Einschätzung hängt vomUnfallhergang ab. Rufen Sie ein Gift -informationszentrum an.
Köderdosen (Ameisen, Silberfisch-chen)Köderdosen sind mit ihrem geringenWirkstoffgehalt meist ungefährlich.Wurde wenig vom Finger geleckt oderauch direkt an der Köderdose ge-lutscht, ist dies in aller Regel harmlos.Ein Anruf zur Klärung der Gefährlich-keit und des weiteren Vorgehens in ei-nem Giftinformationszentrum ist anzu-raten.
Rattengift
Erste Hilfe
• Tee, Wasser oder Saft zu trinkengeben.
• Giftinformationszentrum bzw. Kinderarzt/-ärztin anrufen.
Produkt/Etikett bereithalten!
Ratten- u. Mäusegifte bestehen fastimmer aus so genannten Vitamin K-Antagonisten (Cumarinderivaten).
Vergiftungsbild
Nach Aufnahme bewirken sie eineHemmung der Blutgerinnung beiMenschen und Haustieren und kön-nen dadurch zu „blauen Flecken“ undBlutungen, z. B. Nasenbluten, Blut imUrin oder Stuhlgang, führen.
Kinderarzt/Kinderklinik
Zur Einschätzung der Menge undAuswirkung sowie Klärung der Inhalts-stoffe bitte ein Giftinformationszen-trum anrufen. Nach Essen entspre-chender Mengen kann eine Überwa-chung in der Kinderklinik erforderlichwerden, evt. muss ein Gegenmittelverabreicht werden.
SchneckenkornInhaltsstoff
Meist 4–6 % Metaldehyd, neuere (un-gefährlichere) Produkte enthalten eineEisenverbindung.
Vergiftungsbild
Produkte mit Metaldehyd:Innerhalb einer Stunde ist mit Übel-keit, Erbrechen und Bauchschmerzenzu rechnen. Unbehandelt kann sichbei entsprechend eingenommenerMenge eine schwere Vergiftung ent -wickeln. Auch bei Haustieren könnenschwere Vergiftungen entstehen.
Produkte mit Eisen(III)sulfat:Die Eisenkonzentration ist so gering,dass eine Vergiftung nur nach extremgroßen Mengen möglich ist. Zur Klä-rung kann ein Giftinformationszentrumangerufen werden.
Kinderarzt/Kinderklinik
Wurden wenige Körner von der Erdeaufgelesen, ist dies bei beiden Pro-dukten harmlos. Schneckenkorn mitMetaldehyd: Bei unklaren Mengenoder wenn aus der Schachtel genom-men wurde, muss das Kind sofort indie Kinderklinik.
Tipp
• Ungiftigeres Schneckenkorn mitEisen bevorzugen.
38
Wühlmausgifte, Begasungsmittel� Achtung, extrem giftig!
Erste Hilfe
• Reste entfernen.• Sofort Notruf 112 alarmieren. • Verpackung in die Klinik mitneh-
men.
Produkt/Etikett bereithalten!
Wühlmausgifte und Begasungsmittelenthalten Phosphide (z. B. Zinkphos-phid) und sind stark giftig.
Kinderarzt/Kinderklinik
Es ist eine lebensbedrohliche Vergif-tung möglich. Sofort mit dem Ret-tungsdienst/der Feuerwehr in die Kin-derklinik!
Produkte, die Weizenkörner mit „nur“2,5 % Zinkphosphid enthalten:Bei wenigen gegessenen Körnern (etwa 2–3 Stück) zunächst Anruf in einem Giftinformationszentrum! Beigrößeren Mengen gleiches Vorgehenwie oben.
Tipp
• Vor Kindern absolut sichern.• Verzicht auf hochgiftige Produkte
im Kinderhaushalt.
Scheuerpulver
Inhaltsstoffe
Hauptbestandteil ist Quarz oder Marmormehl als Schleifpartikel, wei-terhin sind Tenside und Bleichmittelmöglich.
Vergiftungsbild und weiteres Vor -
gehen
Wie bei Allzweckreiniger s. Seite 17.
Schuhcreme
Die große Anzahl von Erzeugnissenmit unterschiedlichen Inhaltsstoffenlässt an dieser Stelle nur eine allge-meine Übersicht zu. Die Giftigkeit istmeist gering und in der Regel durchdas Lösungsmittel bestimmt.
Inhaltsstoffe
Wachs, Paraffine, Öle, Silikon, Pig-mente. Als Lösungsmittel häufig Ben-zin, Paraffin, auch Alkohol.
Kinderarzt/Kinderklinik
Kleine Mengen sind harmlos. Es reichtaus, dem Kind Saft oder Tee zu ge-ben. Bei Husten oder mehrfachem Er-brechen ist die Kinderärztin/der Kin-derarzt aufzusuchen.
Seifen
Beim Schlucken von Seifen zur Kör-perpflege (in fester oder flüssigerForm) sind die Tenside (s. dort) rele-vant: Gleiche Einschätzung und glei-ches Vorgehen wie bei Allzweckreini-gern s. Seite 17.
Silicagel
Silicagel dient zum Trockenhalten vonz. B. empfindlichen Geräten oder Le-derwaren. Sie liegen in kleinen Tüt-chen der Verpackung bei. Meist inForm kleiner Kügelchen oder Körn-
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
Abb. 11: Trockenmittel Silicagel
39
chen sehen sie milchig glasig aus undlösen sich im Mund nicht auf. Damitsie nicht mit Zucker oder Salz ver-wechselt werden, steht häufig auf derPackung: „Do not eat“.
Inhaltstoffe
Silicagele sind glasartige amorphe Si-likate.
Vergiftungsbild
Sie sind ungiftig und werden mit demStuhlgang wieder ausgeschieden. Essind keine Beschwerden zu erwarten.
Kinderarzt/Kinderklinik
Eine Untersuchung durch die Kinder-ärztin/den Kinderarzt ist nur notwen-dig, wenn Ihr Kind nach der Einnahmehustet, weil es sich verschluckt hat.
Stempelkissenfarben
Erste Hilfe
• Tee, Wasser oder Saft zu trinkengeben.
• Farbe lässt sich evtl. mit Zitronen-saft entfernen.
Bestehen aus Farbstoffen oder Pig-menten in entsprechenden Lösungs-mitteln. Die Farbstoffe oder Pigmentesind ungiftig. Mengen, die vom Kissengeleckt werden, färben deutlich, sindaber völlig harmlos. Es sind keine be-sonderen Maßnahmen notwendig. Esist ausreichend, die Farbe abzuwa-schen und ein Getränk anzubieten.
Ist aus der Nachfüllflasche mehr alsein Schluck getrunken worden, haltenSie das Etikett bereit und informierensich in einem Giftinformationszentrum,ob weitere Maßnahmen notwendigsind.
Streichholzkopf
Streichholzköpfe von Sicherheitszünd-hölzern enthalten Kaliumchlorat. Ab-genagte Köpfe bis zur Menge einerkleinen Schachtel Streichhölzer sindharmlos. Es sind keine besonderenMaßnahmen erforderlich.
Tenside
Tenside sind waschaktive Substanzenmit unterschiedlich starker Schaum -bildung. Sie sind in fast allen Reini-gungsmitteln für den Haushalt, aberauch in Seifen, Duschgels und Sham-poos enthalten.
Anionische TensideStark schäumend, z. B. in flüssigemSpülmittel, Allzweckreiniger. S. u. All-zweckreiniger Seite 17.
Nichtionische TensideWeniger schäumend, z. B. in Klarspü-ler und Maschinenwaschmittel enthal-ten. S. u. Allzweckreiniger Seite 17.
Kationische TensideGruppe mit unterschiedlich giftigenTensiden. Die in Weichspülern ver-wendeten Tenside sind ungefährlich.Die Gefährlichkeit von kationischenTensiden in Desinfektionsmitteln fürWäsche oder Flächen ist in einemGiftinformationszentrum zu erfragen.
Terpentinersatz
Inhaltsstoffe
Gemisch aliphatischer und aromati-scher Kohlenwasserstoffe (Testben-zin).
Vergiftungsbild s. u. Benzin Seite 20.
40
Thermometer, Bade-/Innen-/Außen-
thermometer
Inhaltsstoffe
Häufig gefärbter Alkohol, Petroleumoder Toluol. Die Flüssigkeitsmengepro Thermometer beträgt meist nurwenige Milliliter.
Vergiftungsbild
Es ist nach dieser geringen Mengekeine Vergiftung zu erwarten. Es reichtaus, das Kind etwas trinken zu lassen.Keine weiteren Maßnahmen notwen-dig.
Fieberthemometer s. Seite 26.
Tinte
Die Angaben beziehen sich auf han-delsübliche Schreibtinte.
Inhaltsstoffe
Farbstoffe, z. B. Anilinblau, Eosin, Ma-lachitgrün u. a. in wässriger Lösung.
Vergiftungsbild
Kinder lutschen oft an Tintenpatronenfür den Füller. Zunge und Mund-schleimhaut sind immer stark verfärbt.Auch wenn der Inhalt einer ganzenPatrone getrunken wurde, sind keineBeschwerden zu erwarten. Die Gabevon Tee oder Saft reicht aus. EinigeFarben lassen sich mit Zitronensaftgut von der Haut bzw. Mundschleim-haut abwischen.
Spezialtinten oder Tinte aus Drucker-patronenIhre Zusammensetzung ist sehr unter-schiedlich. Das Lösungsmittel, seltender Farbstoff bzw. das Pigment, kön-nen nach entsprechenden Mengengesundheitsschädlich sein.
Bitte das weitere Vorgehen in einemGiftinformationszentrum erfragen.
Toilettenreinigungsmittel
Erste Hilfe
• Mund auswischen, Haut abwa-schen.
• Tee, Wasser oder Saft zu trinkengeben.
• Bei nur tensidhaltigen Produkten:Gabe von ca. 1 Teel. Entschäu-mer (Entblähungstropfen, z. B. mitDimeticon).
Produkt/Etikett bereithalten!
Inhaltsstoffe
Toilettenreinigungsmittel könnenharmlos bis ätzend sein.
WC-Stein: In der Regel Tenside undDuftstoffe, selten Amidosulfonsäure.
WC-Reiniger: Meist Tenside mit Citro-nensäure oder Essigsäure ohne Ätz -wirkung. Selten ätzende Produkte, z. B. durch hochkonzentrierte Amido-sulfonsäure, Ameisensäure oder Salz-säure.
Gefährliche Produkte
Salzsäurehaltige WC-Reiniger oderProdukte mit höherprozentigerAmeisensäure.
Vergiftungsbild bei tensidhaltigen
Produkten
Das Vergiftungsbild ist von der Zu-sammensetzung und Konzentrationder Inhaltsstoffe abhängig. WC-Stei-ne, ob fest oder flüssig, die nur Tensi-de, Duft- und Hilfsstoffe enthalten,sind ungefährlich. Die Schaumbildung
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
41
und leichte Reizwirkung stehen imVordergrund.
Siehe unter Allzweckreiniger Seite 17.
Vergiftungsbild bei säurehaltigen
Toilettenreinigern
Eine Verätzung der Mundschleimhautund der Speiseröhre ist bei entspre-chender Konzentration möglich.Schmerzen, Speichelfluss, Schwel-lung der Lippen und Erbrechen kön-nen auftreten.
Kinderarzt/Kinderklinik
Giftinformationszentrum anrufen undklären, ob eine Ätzwirkung möglichist. Hat das Kind Beschwerden, ist ei-ne Vorstellung bei Ihrer Kinderärztinbzw. Ihrem Kinderarzt oder in der Kin-derklinik notwendig. Das Produkt bittemitnehmen.
Tipp
• Keine ätzenden Produkte verwen-den.
• Nie WC-Reiniger mit Chlor-Reini-ger mischen.
• WC-Steine: Verpackung mit Han-delsnamen aufheben.
Trockenmittel s. Silicagel Seite 38.
Universalreiniger s. u. Allzweckreini-ger Seite17.
Vollwaschmittel
Erste Hilfe
• Gabe von ca.1 Teel. eines Ent-schäumers (Entblähungstropfen,z. B. mit Dimeticon).
• Einige Schlucke Tee, Wasser oderSaft zu trinken geben.
Produkt/Etikett bereithalten!
Inhaltsstoffe
Anionische und nichtionische Tenside,Bleichmittel, Ionenaustauscher u. a.
Kinderarzt/Kinderklinik
Gleiches Vorgehen und Vergiftungs-bild wie bei Allzweckreinigern s. Seite17.
Nähere Informationen zu Tensiden s. Seite 39.
Waschmittel
Gleiches Vorgehen und Vergiftungs-bild wie bei Allzweckreiniger s. Seite 17.
WC-Reiniger s. Toilettenreinigungs-mittel Seite 40.
Weichspüler
Inhaltsstoffe
Vor allem kationische Tenside, Duft-und Hilfsstoffe.
Vergiftungsbild
Nach einem Schluck treten meist keineSymptome auf. In einzelnen Fällen
Abb. 12: Waschmittel
42
kann es durch die Reizwirkung und diegeringe Schaumbildung der Tensidezu Übelkeit und Erbrechen kommen.
Weiteres Vorgehen s. u. Allzweckreini-ger Seite 17.
Wollwaschmittel
Inhaltsstoffe
Ein Gemisch aus anionischen undnichtionischen Tensiden, Gerüst- undDuftstoffen.
Vergiftungsbild und Vorgehen s. u. All-zweckreiniger Seite 17.
Zahnpasta
Erste Hilfe
• Hier ausnahmsweise 1 Glas Milchzu trinken geben.
• Anruf in einem Giftinformations-zentrum.
Produkt/Etikett bereithalten!
Inhaltsstoffe
Ein Gemisch aus z. B. Schleifparti-keln, Titandioxid, ätherische Ölen undanderen. Wichtig ist der Fluoridgehaltder Zahnpasta:Kinderzahnpasta enthält 0,05 % (= 500 ppm),Erwachsenenzahnpasta enthält 0,1 %(= 1000 ppm) oder 0,145 % (= 1450ppm),Fluoridgelee enthält 1,25 % Fluorid (= 12.500 ppm).
Vergiftungsbild
Fluor ist ein Spurenelement und sehrwichtig für die Bildung von Knochenund Zähnen (99 % des Fluors befin-den sich in Knochen und Zähnen). Eine erhöhte Zufuhr von Fluorid verur-
sacht Vergiftungserscheinungen wieÜbelkeit, Erbrechen und Bauch-schmerzen. Nach Einnahme hoherDosen Fluorid (ca. 100 mg) sindschwere Herz-Kreislauf-Symptomemöglich. Eine chronisch erhöhte Zu-fuhr verursacht Zahnschmelzverfär-bungen.
Kinderarzt/Kinderklinik
Kinderzahnpasta (mit 0,05 % Fluorid-gehalt) führt nach dem Essen von ca. 70 g allenfalls zu Bauchschmer-zen. Eine Vergiftung ist nicht zu be-fürchten.
Beim Verzehr anderer Zahnpastenoder Gelees muss ein Giftinforma-tionszentrum angerufen werden, dadie aufgenommene Menge Fluorid berechnet werden muss. WeiteresVorgehen nach Absprache.
Zigaretten/Zigarettenkippe
Erste Hilfe
• Reste aus dem Mund entfernen.• Tee, Wasser oder Saft zu trinken
geben.• Kein Erbrechen auslösen.
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
Abb. 13: Zahnpasta
43
Inhaltstoffe
Nikotin, etwa 15–25 mg pro Zigarette,und andere Stoffe.
Vergiftungsbild
Nur nach Aufnahme großer Tabak-mengen ist eine Vergiftung möglich.Bedrohliche Vergiftungen sind nachEssen von Tabak nicht zu erwarten.Es können Übelkeit, oft mehrfachesErbrechen, Zittrigkeit, Unruhe (auchTeilnahmslosigkeit), Blässe, Herzklop-fen und später Durchfall nach Einnah-me von mehr als einer halben Ziga-rette oder mehr als einer Zigaretten-kippe auftreten.
Das Trinken von Tabakaufgüssen oderFlüssigkeiten, in denen sich viele Kip-pen befinden, ist als gefährlicher ein-zuschätzen.
Die Einnahme von Nikotinkaugummis(„Raucherkaugummis)“ und Nikotin-pflaster („Entwöhnungspflaster“) kannbedrohliche Beschwerden verursa-chen.
Kinderarzt/Kinderklinik
Treten Beschwerden auf oder ist dasKind jünger als ein Jahr oder hat esmehr als eine halbe Zigarette bzw. eine Zigarettenkippe gegessen, rufenSie ein Giftinformationszentrum anund klären das weitere Vorgehen.
Nikotinkaugummis, NikotinpflasterSofort ein Giftinformationszentrumoder Ihre Kinderärztin/Ihren Kinderarztanrufen. Es kann eine Beobachtung inder Kinderklinik nötig sein.
44
2.3 Fremdkörper und Spielzeug
Fremdkörper
Am häufigsten handelt es sich beimVerschlucken von Kleinteilen um Mün-zen, Erdnüsse, Styropor, Kunststoff -teilchen (Legosteine), Knöpfe undmagnetische Spielzeugteile.
Erste Hilfe
• Bei anhaltendem Husten oderAtemproblemen sofort Notruf 112tätigen.
• Feste Nahrung anbieten (z. B.Brot), um zu überprüfen, ob diePassage durch die Speiseröhrefrei ist.
• Bei scharfkantigen Gegenstän-den (Glas) aufgefasertes Papier-taschentuch in Apfelmus zu es-sen geben, nach Verschluckeneiner Nähnadel anschließend Vor-stellung in der Kinderklinik.
• Unauffälliges Kind nur beobach-ten und Stuhlgang kontrollieren,um zu prüfen, ob der Fremdkör-per ausgeschieden wird.
Inhaltsstoffe
Unterschiedlich, meist unbedenklich.Problematisch sind bleihaltige Fremd-körper, Knopfbatterien (s. dort), beid-seitig spitze Gegenstände (Nadeln)und Erdnüsse.
Vergiftungsbild
In der Regel ist keine Vergiftung zubefürchten, es werden keine giftigenBestandteile freigesetzt (Ausnahmebleihaltige Fremdkörper). Entschei-dend ist die Größe. Fremdkörper miteinem Durchmesser von mehr als 20 mm können bei Kleinkindern zumPassagehindernis werden. Symptomesind Schluckbeschwerden, Speichel-fluss, Würgen, Erbrechen, Nahrungs-verweigerung oder Schmerzen. Näh-nadeln haben zwei spitze Enden und„durchwandern“ deshalb möglicher-weise die Darmwand. Zu beachtenist, dass besonders kleine Fremdkör-per (insbesondere Erdnüsse) in dieAtemwege gelangen können. Ein Hinweis dafür ist Husten. Verbleibendie Fremdkörper in den Atemwegen,kann es zu einer Lungenentzündungkommen.
Kinderarzt/Kinderklinik
Bei Beschwerden ist eine Arztvorstel-lung notwendig. Nach Verschluckenvon Nähnadeln muss sofort die Kin-derklinik aufgesucht werden. Wennandere Fremdkörper nach einer Wo-che noch nicht mit dem Stuhlgangausgeschieden wurden, sollte einekinderärztliche Untersuchung erfol-gen. Kontaktieren Sie nach Einnahmebleihaltiger Fremdkörper, z. B. Kügel-chen aus der Gardinenschnur oderAngelblei, anderer Nadeln und mag-netischer Teile ein Giftinformations-zentrum.
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
Abb. 14: Fremdkörper
45
Tipp
• Kleine Teile (Erdnüsse) gehörennicht in Reichweite von Kleinkin-dern.
• Wenn ein kleiner Fremdkörperverschwunden ist und möglicher-weise verschluckt wurde, auch inNase und Ohren nachsehen las-sen (Arztbesuch).
Spielzeug
Innerhalb des EU-Binnenmarktes istdas Inverkehrbringen von Spielzeuggesetzlich geregelt. Bei Importpro-dukten muss aber gelegentlich damitgerechnet werden, dass sie nicht den europäischen Anforderungen ent-sprechen.
Ende 2008 wurde eine neue Spiel-zeugrichtlinie im Europäischen Parla-ment verabschiedet. Kernstück derÜberarbeitung waren Verschärfungender Sicherheitsanforderungen, wie� neue Bestimmungen über die Ver-
wendung von Chemikalien in Spiel-zeug,
� strengere Anforderungen für Ge-fahrenhinweise,
� Regeln zur Vermeidung der Ersti-ckungsgefahr, insbesondere durchKleinteile,
� Präzisierung der Kriterien der wesentlichen Sicherheitsanforde-rungen,
� besondere Anforderung für Spiel-zeug in Lebensmitteln.
Künftig sind krebserzeugende, erb-gutverändernde oder fortpflanzungs-gefährdende Stoffe, wie zum Beispieldie Weichmacher in Scoubido-Schnüren, ab einer Konzentration vonmehr als 0,1 % in Kinderspielzeugverboten. Die Verwendung einiger
allergener Stoffe und Duftstoffe istebenfalls nicht zulässig, bzw. mussgekennzeichnet sein. Für bestimmtechemische Stoffe, die vom Kind ausdem Spielzeug aufgenommen werdenkönnten, gelten neue Grenzwerte, wiezum Beispiel für Blei, das in Farbendes Spielzeugs enthalten war.
Gut lesbare Gefahrenhinweise sollenhelfen, Unfälle zu verhüten. Von derVerpackung (z. B. Plastiktüte, diesich das Kind über den Kopf stülpenkann) darf keine Erstickungsgefahrausgehen. Die unvorhersehbare Verwendung oder das Verhalten vonKindern soll bei der Entwicklung vonKinderspielzeugen berücksichtigtwerden. Ist Spielzeug einem Lebens-mittel beigefügt, muss es von diesemgetrennt sein, damit das Spielzeugoder Teile davon nicht zusammen mitdem Lebensmittel heruntergeschlucktwerden können.
Vom BfR wurde diese neue EU-Spiel-zeugrichtlinie als nicht ausreichendkritisiert und eine Nachbesserungempfohlen. Besonders kritisch siehtdas BfR die neuen Grenzwerte für
Abb. 15: Spielzeug
46
Schwermetalle in Kinderspielzeug. Sodarf sich künftig sogar mehr Blei lö-sen als nach bisherigen Regelungen.Auch vor Duftstoffen und Nickel, dieAllergien auslösen können, werdenKinder nicht ausreichend geschützt.
Inhaltsstoffe
Meist unbedenklich. Problematischsind eventuell Schwermetalle, Weich-macher, Farbstoffe, Konservierungs-mittel und Allergene (bei dafür emp-findlichen Personen) sowie selbst hergestellte Knete aufgrund des hohen Kochsalzgehaltes.
Erste Hilfe
• Tee oder Wasser zu trinken ge-ben.
• Bei Atembeschwerden sofort Not-ruf 112 anrufen.
• Bei anderen Beschwerden Ratbei einem Giftinformationszen-trum einholen.
Vergiftungsbild
In der Regel wird keine Vergiftung er-wartet. Das Ablutschen farbiger
Gegenstände ist harmlos. Lebensge-fährlich kann das Verschlucken kleinerTeile sein, die in die Luftröhre gelan-gen und zu akuter Atemnot führen.Vorsicht ist auch bei Verpackungengeboten, die sich das Kind über denKopf stülpt, hier droht Erstickungsge-fahr.
Zu einer Darmschädigung kann esnach Verschlucken mehrerer magne-
tischer Teile kommen. Durch den mechanischen Druck der sich anzie-
henden Teile ist die Durchblutung derDarmschlingen vermindert, Verletzun-gen im Magen oder Darm sind dieFolge. Nach Aufnahme größerer Men-gen selbst hergestellter Knete sindaufgrund des hohen Salzgehaltes be-drohliche Störungen im Wasser- undElektrolythaushalt möglich.
Kinderarzt/Kinderklinik
Meist nicht notwendig. Nach Verschlu-cken kleiner Spielzeugteile mit an-schließendem Husten die Kinderklinikaufsuchen. Bei Atemnot den Notruf112 anrufen. Vorhandene identischeSpielzeugteile in die Kinderklinik mit-nehmen. Wurden größere Mengenselbst hergestellter Knete gegessen,muss immer eine Kinderklinik aufge-sucht werden, um im Blut den Salz -gehalt zu bestimmen, auch wenn dasKind unauffällig ist.
Verschlucken magnetischer Teile s. u.Fremdkörper.
Tipp
• Wenn Eltern ein Spielzeug mitdem GS-Zeichen erwerben, kön-nen sie davon ausgehen, dassdieses Spielzeug von einem un-abhängigen, zugelassenen Prüf-institut auf die Erfüllung dergrundlegenden Sicherheits- und Gesundheitsanforderungengetestet wurde.
• Sicherheitshinweise aufmerksamlesen.
• Auf selbst hergestellte Knete verzichten.
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
47
3.1 Einführung
Zum Schutz Ihres Kindes ist es not-wendig, die Gefährlichkeit eines Medi-kamentes zu kennen.
Eine Einschätzung der Gefährlichkeiteines Medikamentes (große Unter-schiede!) kann dazu beitragen,schwere Vergiftungen zu verhüten. DerAnspruch „grundsätzlich sollten alleMedikamente vor Kinderhänden sichersein“ ist wünschenswert, aber nichtRealität. Die Erfahrung zeigt, dass Medikamente des täglichen Bedarfs,häufig sind das Hustensaft, Jod-,Schilddrüsen-, oder Fluorid-Tabletten,nicht immer verschlossen, sondern inSichtweite aufbewahrt werden, um dieEinnahme nicht zu vergessen.
Tipp
• Lagerung der Medikamente in einem abschließbarem Schrank.
• Keine Lagerung auf dem Nacht-tisch (Antibabypille).
• Keine sichtbare Lagerung in derKüche.
• Medikamente, die im Kühlschrankgelagert werden müssen, inschwer zu öffnende Dosen ver -packen.
• Getrennte Lagerung der Medika-mente für Erwachsene von denenfür Kinder.
• Getrennte Lagerung der Medika-mente für ein chronisch krankesKind.
• Bereitgestellte Tabletten oderTropfen im Wasserglas nicht aufdem Tisch stehen lassen, son-dern sofort einnehmen.
• Wochen- oder Tagesdosierer(häufig bei den Großeltern) abge-schlossen aufbewahren, solangeKinder im Haus sind.
• Medikamente, die nicht mehr benötigt werden, in der Apothekeabgeben.
Wirkstoffe, die in diesem Kapitel
nicht erwähnt sind, dürfen damit
nicht als unbedenklich eingestuft
werden, sondern erfordern einen
Anruf in einem Giftinformationszen-
trum!
Die Beiträge zu den Medikamentensind alphabetisch gegliedert. Durchdie Vielzahl der Wirkstoffe ist nur eineZusammenfassung in Gruppen mög-lich. Es wurde die alphabetische Ein-teilung nach Behandlungsgebiet bzw.Wirkgruppe gewählt. So finden Sie z. B. unter dem Buchstaben B denEintrag „blutdrucksenkende Mittel“oder unter S den Eintrag „Schmerz-
3. Medikamente
Abb. 16: Medikamente
48
mittel“. Im jeweiligen Beitrag werdenSie über die verschiedenen Wirkstoffedieser Gruppe informiert.
Einzelne Inhaltsstoffe (Wirkstoffe) sindgezielt nur über das Register zu fin-den.
3.2 Medikamente von A–Z
Allergiebehandlung
Erste Hilfe
• Ruhe bewahren.• Tee, Wasser oder Saft zu trinken
geben.• Kein Erbrechen auslösen.• Giftinformationszentrum anrufen.
Medikament/Packungsbeilage
bereithalten!
Unterschieden werden Medikamentezur Behandlung lokaler Beschwerden,wie z. B. Augen- oder Nasentropfenund Wirkstoffe zum Einnehmen inForm von Tabletten oder Lösungen.Am häufigsten werden folgende Wirk-stoffe verordnet:
Inhaltsstoffe/Wirkstoffe
Cetirizin, Desloratadin, Dimetinden,Loratadin, Terfenadin.
Vergiftungsbild
Das Vergiftungsbild ist abhängig vomWirkstoff und vor allem von der einge-nommenen Menge. Es kann zu Schläf -rigkeit, Gangunsicherheit und einerWirkung auf das Herz-Kreislaufsystemkommen. Meist sind 1 bis 2 Tablettenoder wenige Milliliter einer Tropfenlö-sung kein Grund zur Sorge. Sie habenZeit, das weitere Vorgehen zu erfra-gen.
Kinderarzt/Kinderklinik
Größere Mengen könnten zu Verände-rungen der Herztätigkeit führen, daherist eine Abklärung mit einer Kinderärz-tin/einem Kinderarzt oder Giftinforma-tionszentrum über das weitere Vorge-hen notwendig.
Antiarrhythmika � Achtung, gefährlich!
Erste Hilfe
• Tablettenreste aus dem Mundentfernen.
• Erbrechendes Kind aufrecht undnach vorn gebeugt halten.
• Sofort Notruf 112 anrufen.• Falls nötig, Wiederbelebungsmaß-
nahmen vornehmen.
Medikament/Packungsbeilage
bereithalten!
Antiarrhythmika sind gefährliche Me-dikamente, da sie zu lebensbedroh-lichen Herzrhythmusstörungen führenkönnen.
Betarezeptorenblocker siehe unterblutdrucksenkende Mittel Seite 52.Calciumantagonisten (Diltiazem, Ver-pamil) siehe unter blutdrucksenkendeMittel Seite 52.
Inhaltsstoff/Wirkstoff (Auswahl)Amiodaron, Chinidin, Detajmiumbitar-trat, Disopyramid, Flecainid, Mexiletin,Propafenon, Sotalol.
Vergiftungsbild
Von diesen Wirkstoffen sind auchMengen von „nur“ einer Tablette zu-nächst als gefährlich einzustufen. Eskönnen Herzrhythmusstörungen bishin zum Herzstillstand auftreten. Je
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
49
größer die eingenommene Menge ist,desto gefährlicher die Auswirkung.
Kinderarzt/Kinderklinik
Sofort den Rettungsdienst/die Feuer-wehr 112 alarmieren. Der Transport indie nächste Kinderklinik ist mit einemNotarzt durchzuführen. Medikamen-tenschachtel bitte mitnehmen. Abhän-gig von der Einnahmemenge kann ei-ne Behandlung auf der Intensivstationnotwendig sein.
Tipp
• Alte, verfallene oder nicht mehrbenötigte Medikamente in einerApotheke abgeben.
• Abschließbaren Medikamenten-schrank verwenden.
Antibabypillen
Antibabypillen werden von Kleinkin-dern im Schlafzimmer der Eltern ent-deckt und eingenommen. Die Einnah-me wird oft erst nach Stunden vonden Eltern bemerkt.
Wirkstoffe
Kombination aus Östrogenen undGes tagenen oder nur Gestagenen(Minipille). Neueres Gestagen Drospi-renon.
Vergiftungsbild
Im Prinzip ist die Einnahme von Anti-babypillen harmlos. Abhängig von derMenge kann es zu Übelkeit, Appetit -losigkeit und Erbrechen kommen.
Diese Symptome treten erst einigeStunden (ca. 12 h) nach der Einnah-me auf und können über einen Taganhalten. Der neuere Wirkstoff Dros-
pirenon hat zusätzlich eine kalium-sparende, entwässernde Wirkung, diein ihrer Auswirkung (mengenabhän-gig) an dieser Stelle nicht abschlie-ßend beurteilt werden kann.
Kinderarzt/Kinderklinik
Bei Einnahme von bis zu einer Monats -packung ist eine Vorstellung nicht not-wendig. Bei Magen- und Darm-Be-schwerden empfehlen sich diäteti-sche Maßnahmen wie die Gabe vonTee und Zwieback. Ist der neuereWirkstoff Drospirenon in Ihrer Antiba-bypille enthalten, rufen Sie bitte einGiftinformationszentrum an.
Antibiotika
Erste Hilfe
• Tee, Wasser oder Saft zu trinkengeben.
• Kein Erbrechen auslösen.
Medikament/Packungsbeilage
bereithalten!
Inhaltsstoffe/Wirkstoffe
Am häufigsten erhalten Kinder Anti-biotika aus der Wirkstoffgruppe derCephalosporine, Makrolide oder Peni-cilline. In der Tabelle finden Sie diegängigsten Inhaltsstoffe/Wirkstoffeaus den jeweiligen Gruppen.
Cephalosporine Makrolide Penicilline
Cefaclor Azithromycin AmoxicillinCefixim Clarithromycin AmpicillinCefpodoxim Erythromycin OxacillinCefuroxim Penicillin V
50
Vergiftungsbild
Auch größere Mengen der in der Ta-belle aufgeführten Wirkstoffe verursa-chen nur Magen-Darm-Störungen. Zuerwarten sind Übelkeit, Erbrechen,Durchfall und Bauchschmerzen. Dieim Beipackzettel aufgeführten Neben-wirkungen treten auch bei normalertherapeutischer Dosierung auf undsind nicht vorrangig von einer erhöh-ten Einzeldosis abhängig.
Kinderarzt/Kinderklinik
Im Allgemeinen nicht nötig. Bestehtbei Ihrem Kind eine Grunderkrankung(z. B. Leber-, Nieren-, Stoffwechsel -erkrankung, Krampfleiden) ist dasweitere Vorgehen über eine Kinder-ärztin/einen Kinderarzt oder bei einemGiftinformationszentrum zu erfragen.Gleiches gilt für hier nicht erwähnteWirkstoffe. Durchfall ist mit diäteti-schen Maßnahmen (Tee, Zwieback) zu behandeln.
Antidepressiva (Psychopharmaka)� Achtung, gefährlich!
Erste Hilfe
• Ruhe bewahren.• Reste aus dem Mund entfernen.• Tee, Wasser oder Saft zu trinken
geben.• Giftinformationszentrum/Rettungs-
dienst anrufen.
Medikament/Packungsbeilage
bereithalten!
Zur Behandlung von Depressionenwerden unterschiedliche Wirkstoffe,eventuell auch in Kombination, einge-setzt. Sie sind unterschiedlich „giftig“.An dieser Stelle ist nur eine orientie-rende Übersicht möglich.
Wirkstoffe (Trizyklische Antidepres-
siva)
Amitriptylin, Clomipramin, Doxepin,Imipramin, Opipramol, Trimipramin.
Vergiftungsbild
Je nach Wirkstoffgehalt pro Tablettereicht u. U. schon eine Tablette aus,um Schläfrigkeit und Wesensverände-rungen hervorzurufen. Unruhe undVerwirrtheit, mit und ohne Erbrechensind ebenfalls möglich. Diese Wirk-stoffe können nach entsprechendenMengen zu Krampfanfällen und Herz-rhythmusstörungen führen.
Kinderarzt/Kinderklinik
Schläfrige oder verwirrte Kinder unterMitnahme der Schachtel in der Kin-derklinik vorstellen. Sollten Sie für denWeg mehr als etwa 15 Minuten benöti-gen, alarmieren Sie die Feuerwehroder den Rettungsdienst. In allen übri-gen Fällen rufen Sie bitte zunächst einGiftinformationszentrum an und erfra-gen das weitere Vorgehen.
Andere Wirkstoffe (Serotonin-
Wiederaufnahme-Hemmer)
Citalopram, Fluoxetin, Paroxetin, Ser-tralin, Venlafaxin.
Vergiftungsbild
Gleiche Auswirkungen und Empfeh-lungen wie bei den trizyklischen Anti-depressiva (siehe vorheriger Ab-schnitt).
Augentropfen, atropinhaltige
Atropinhaltige Augentropfen könnenbei Kindern auch nach „nur“ lokalerAnwendung am Auge (zum „Weittrop-fen“) zu Vergiftungssymptomen füh-ren. Als Ursache ist eine zu hoheWirkstoffdosis pro Tropfen oder einewiederholte bzw. die Gabe zu vieler
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
51
Tropfen möglich. Für Kinder sollte dieniedrigste noch Erfolg versprechendeWirkstoffkonzentration gewählt wer-den. Die Tropfenmenge muss exaktbegrenzt werden.
Vergiftungsbild
Typisch sind Unruhe, Erregung, Ver-wirrtheit mit Halluzinationen, auffälliggerötete und warme Haut, sehr weitePupillen sowie ein Anstieg der Herz-frequenz. Diese Beschwerden könnenunterschiedlich stark sein und sindnach einigen Stunden rückläufig.
Kinderarzt/Kinderklinik
Kinder mit Vergiftungserscheinungenmüssen in der Kinderklinik vorgestelltwerden, da eine Kreislaufüberwa-chung notwendig ist. Bitte die Augen-tropfen mitnehmen.
Beruhigungsmittel (s. auch unterSchlafmittel und Antidepressiva)
Erste Hilfe
• Reste entfernen.• Tee, Wasser oder Saft zu trinken
geben.• Giftinformationszentrum anrufen.• Ruhe bewahren.
Medikament/Packungsbeilage
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Wirkstoffe
Verschiedene Wirkstoffe sind möglich,s. Wirkstoffgruppe Benzodiazepine inTabelle.
Vergiftungsbild
Beschwerden beginnen meist mitGangunsicherheit und Müdigkeit. Esbesteht Sturz- und Unfallgefahr! Jenach Menge und Wirkstoff kann esinnerhalb von ein bis zwei Stunden zudeutlicher Schläfrigkeit und Benom-menheit kommen.
Kinderarzt/Kinderklinik
Der Kreislauf von Kindern unter neunMonaten muss auf jeden Fall einigeStunden in der Kinderklinik überwachtwerden. Bei kleinen Mengen ist nachAbsprache mit der Kinderärztin/demKinderarzt oder einem Giftinforma-tionszentrum eine häusliche Beobach-tung möglich.Erfragen Sie das weitere Vorgehen beieinem Giftinformationszentrum oderIhrer Kinderärztin/Ihrem Kinderarzt.
Freiverkäufliche Beruhigungsmittel mitPflanzenextrakten Baldrian, Hopfen, Johanniskraut
oder Melisse:
Eine Vergiftung ist nicht zu erwarten.Es könnte nach Einnahme mehrererTabletten zu Übelkeit und Erbrechen,auch leichter Müdigkeit kommen. Eine
Wirkstoffgruppe: Benzodiazepine (Tranquilizer)
Wirkstoffe, Wirkstoffe, Wirkstoffe,kurze Wirkung mittellange Wirkung lange WirkungBrotizolam, Midazolam Alprazolam, Chlordiazepoxid,
Bromazepam, Clobazam, Diazepam, Lorazepam, Oxazepam Dikaliumchlorazepat,
Medazepam, Nordazepam,Prazepam
52
Arztvorstellung ist in der Regel nichtnotwendig.
Blutdrucksenkende Mittel
Erste Hilfe
• Reste entfernen.• Tee, Wasser oder Saft zu trinken
geben.• Giftinformationszentrum anrufen.• Ruhe bewahren.
Medikament/Packungsbeilage
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Zur Behandlung erhöhter Blutdruck-werte werden unterschiedliche Wirk-stoffgruppen, häufig Betarezeptoren-blocker, ACE-Hemmer und Calcium-antagonisten mit ihren dazugehörigenWirkstoffen eingesetzt.
BetarezeptorenblockerWirkstoffe
Bisoprolol, Carvedilol, Metoprolol, Pin-dolol, Propranolol u. a.
Vergiftungsbild
Kleine Wirkstoffmengen werden meistohne große Auswirkung vertragen.Nach entsprechender Menge kommtes zur Absenkung des Blutdrucks undder Herzschlagfrequenz. Einige Sub-stanzen verursachen zusätzlich Schläf -rigkeit und eine Blutzuckersenkung.
Kinderarzt/Kinderklinik
Nur nach Absprache mit der Kinder-ärztin/dem Kinderarzt oder einem Gift-informationszentrum ist bei kleiner ein-genommener Menge eine häuslicheBeobachtung möglich. Das weitereVorgehen ist unter Angabe der Mengein einem Giftinformationszentrum zuerfragen.
Sonderfall Sotalol Kann zu gefährlichen Herzrhythmus-störungen führen! S. u. Antiarrhythmi-ka Seite 48.
ACE-HemmerWirkstoffe
Captopril, Enalapril, Lisinopril, Rami-pril u. a.
Vergiftungsbild
Möglich sind Blutdruckabsenkung,manchmal Müdigkeit und Erhöhungder Herzschlagfrequenz. Kleine Wirk-stoffmengen werden ohne große Aus-wirkung vertragen.
Kinderarzt/Kinderklinik
Nur nach Absprache mit der Kinder-ärztin/dem Kinderarzt oder einem Gift-informationszentrum ist bei kleiner ein-genommener Menge eine häuslicheBeobachtung möglich. Das weitereVorgehen ist unter Angabe der Mengein einem Giftinformationszentrum zuerfragen.
CalciumantagonistenWirkstoffe
Amlodipin, Diltiazem, Nifedipin, Ver-apamil u. a.
Vergiftungsbild
Je nach Wirkstoff und eingenomme-ner Menge sind schwere Vergiftungs-erscheinungen mit Blutdruckabfall,Herzfrequenzanstieg, Schläfrigkeitund auch Herzrhythmusstörungenmöglich.
Kinderarzt/Kinderklinik
Das weitere Vorgehen ist unter Anga-be der Menge in einem Giftinforma-tionszentrum zu erfragen.
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
53
Andere WirkstoffeEs gibt viele weitere blutdrucksenken-de Medikamente. Die oben aufgeführ-ten Substanzen sind diejenigen, dieam häufigsten zu Anfragen geführthaben. Bitte weiteres Vorgehen unterAngabe des Medikamentes und dereingenommenen Menge in einem Gift-informationszentrum oder bei einerKinderärztin/einem Kinderarzt erfra-gen!
Diabetesmittel� Achtung, gefährlich!
Erste Hilfe
• Reste entfernen.• Sofort süßes Getränk geben.• Giftinformationszentrum anrufen.• Ruhe bewahren.
Medikament/Packungsbeilage
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Wirkstoffe
Glibenclamid, Gliclazid, Glimepirid,Gliquidon.
Vergiftungsbild
Diabetesmittel führen zum Absinkendes Blutzuckers (Unterzuckerung)über viele Stunden, verbunden mit derGefahr einer Bewusstlosigkeit und vonKrampfanfällen.
Kinderarzt/Kinderklinik
Alle oben genannten Wirkstoffe sind,auch nach Einnahme von nur einer Ta-blette, gefährlich. Kinder müssen min-destens 24 Stunden in der Kinderkli-nik überwacht und behandelt werden.Wird die Einnahme erst durch Auffäl-ligkeiten des Kindes bemerkt, z. B.plötzliches Schwitzen mit Heißhunger,Verwirrtheit, Ohnmacht oder Krampf-
anfall, ist der Notruf 112 zu alarmierenund – falls möglich (waches, an-sprechbares Kind) – sofort Trauben -zucker, Apfelsaft oder Ähnliches zugeben.
Andere, hier nicht aufgeführte Wirk-stoffeSofort bei einem Giftinformationszen-trum das weitere Vorgehen erfragen.Auffällige Kinder müssen Zucker be-kommen und in der Kinderklinik vor-gestellt werden.
Fluortabletten s. KariesprophylaxeSeite 53.
Herzrhythmusmedikamente s. Anti-arrhythmika Seite 48.
Kariesprophylaxe
Erste Hilfe
• Ausnahmsweise Gabe von 1 GlasMilch.
• Fehlende Tablettenmenge ab -zählen.
• Ggf. ein Giftinformationszentrumanrufen.
Medikament/Packungsbeilage
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Einnahmen dieser fluoridhaltigen Ta-bletten kommen häufig vor und führenzu vielen Anfragen in den Giftinforma-tionszentralen.
Wirkstoff
Natriumfluorid mit 0,25 mg, 0,5 mgoder 1 mg Fluoridgehalt.
Vergiftungsbild
Fluor ist als Spurenelement für Kno-chen- und Zahnaufbau wichtig und
54
wird Kleinkindern zur Kariesprophy -laxe gegeben. Die Wirkstoffmengedieser Tabletten ist sehr gering. EineVergiftung tritt erst nach Einnahmevon mehr als 50 Tabletten mit 1 mgFluorid auf. Dies geschieht sehr sel-ten. Beschwerden sind Übelkeit, Er-brechen und Bauchschmerzen.
Kinderarzt/Kinderklinik
Abhängig von der Menge. Bis maxi-mal 50 Fluoridtabletten mit 1 mg Flu-orid sind keine weiteren Maßnahmenerforderlich. Rufen Sie bei einer hö-heren oder zweifelhaften Einnahme-menge Ihre Kinderärztin/Ihren Kin-derarzt oder ein Giftinformationszen-trum an.
Achtung:
Tabletten zur Osteoporosebehandlungsind gefährlich. Der Fluoridgehalt istviel höher als bei Tabletten zur Karies-prophylaxe, deshalb unbedingt einGiftinformationszentrum anrufen!
Schilddrüsenmittel
Zu unterscheiden sind unbedingt jo-didhaltige Tabletten von denen mitSchilddrüsenhormonen.
Kalium- oder NatriumjodidDiese Medikamente enthalten meist100 µg Jodid pro Tablette. Häufigerfindet eine Verwechslung mit der Fluo-ridtablette statt. Selbst nach einer Ein-nahme von bis zu 50 dieser Jodid-Ta-bletten kommt es auch bei Säuglingenzu keiner Vergiftung. Maßnahmen sindnicht erforderlich.
LevothyroxinMedikament mit unterschiedlichemWirkstoffgehalt, in der Regel pro Ta-blette 50 µg bis 150 µg Levothyroxin.Auch dieses Medikament wird häufig
mit einer Fluoridtablette verwechseltund versehentlich Kindern gegeben.
Vergiftungsbild
Nur nach Aufnahme entsprechenderMengen sind Symptome einer Schild-drüsenüberfunktion mit Unruhe, Herz-rasen, Schwitzen usw. möglich.
Kinderarzt/Kinderklinik
Nach einer Einnahme von mehr als500 µg Levothyroxin ist ein Giftinfor-mationszentrum anzurufen, um dasweitere Vorgehen abzusprechen. SindSäuglinge betroffen oder besteht eineSchilddrüsen- oder Herzerkrankungist in jedem Fall ein Giftinformations-zentrum zu kontaktieren.
Schlafmittel
Erste Hilfe
• Reste entfernen, Ruhe bewahren.• Tee, Wasser oder Saft zu trinken
geben.• Giftinformationszentrum oder ggf.
Notruf 112 anrufen.
Medikament/Packungsbeilage
bereithalten!
Schlafmittel enthalten unterschiedli-che Wirkstoffe aus unterschiedlichenWirkstoffgruppen, einige sind freiver-käuflich.
AntihistaminikaWirkstoffe
Diphenhydramin, Doxylamin.
Vergiftungsbild
Beginnt meist innerhalb einer Stundemit Verwirrtheit, Angst, Schwindel,dann Müdigkeit bis Schläfrigkeit. Auf-fällig sind weite Pupillen und eine
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
55
Erhöhung der Herzschlagfrequenz.Nach Einnahme größerer Tabletten-mengen kann es zu einer starken Er-regung, Krampfanfällen sowie Herz-Kreislauf-Störungen kommen.
Kinderarzt/Kinderklinik
Abhängig von der Anzahl der Tablet-ten oder der schon aufgetretenen Be-schwerden muss das Kind entwederin der Kinderklinik behandelt werdenoder kann in häuslicher Beobachtungbleiben. Rufen Sie ein Giftinforma-tionszentrum an, um das weitere Vor-gehen zu besprechen.
BenzodiazepineWirkstoffe
Brotizolam, Flunitrazepam, Fluraze-pam, Lormetazepam, Midazolam, Nitrazepam, Temazepam.
Vergiftungsbild und weiteres Vorge-hen s. u. Beruhigungsmittel Seite 51.
BenzodiazepinanalogaWirkstoffe
Zopiclon, Zolpidem.
Vergiftungsbild und weiteres Vorge-hen s. u. Beruhigungsmittel Seite 51.
Pflanzliche Schlafmittel Wirkstoffe
Baldrian, Hopfen, Melisse, Passions-blume.
Rein pflanzliche Extrakte sind in derRegel harmlos. Sie führen nach Ein-nahme größerer Mengen eventuell zuÜbelkeit mit Erbrechen und leichterMüdigkeit. Eine häusliche Beobach-tung ist ausreichend.
Andere, hier nicht aufgeführte Wirk-stoffeIst Ihr Kind unauffällig, wenden Siesich bitte an Ihre Kinderärztin/IhrenKinderarzt oder ein Giftinformations-zentrum. Bei Symptomen ist eine Vor-stellung in der Kinderklinik notwendig.Das Medikament ist mitzunehmen.
Schmerzmittel
Erste Hilfe
• Reste entfernen, Ruhe bewahren.• Tee, Wasser oder Saft zu trinken
geben.• Giftinformationszentrum oder ggf.
Notruf 112 anrufen.
Medikament/Packungsbeilage
bereithalten!
Schmerzmittel enthalten unterschied -liche Wirkstoffe aus unterschiedlichenWirkstoffgruppen. In diesem Abschnittwerden Acetylsalicylsäure, Ibuprofen,Diclofenac, Opiate/Opioide und Para-cetamol erläutert.
Opiate/Opioide� Achtung, gefährlich!
Wirkstoffe
Buprenorphin, Codein, Fentanyl, Mor-phin, Oxycodon, Polamidon/Metha-don, Tilidin, Tramadol.
Vergiftungsbild
Viele dieser Wirkstoffe werden, in ent-sprechender Dosierung, auch in derKinderheilkunde verwendet. Grund-sätzlich besteht nach Einnahme er-höhter Mengen die Gefahr einer Be-wusstlosigkeit, Verminderung derAtemtätigkeit und von Krampfanfällen.Retardpräparate sind wegen ihres
56
verlangsamten Wirkungsbeginns be-sonders gefährlich, wenn sie unbe-merkt eingenommen werden und dieBeschwerden verzögert, z. B. erst inder Nacht auftreten.
Kinderarzt/Kinderklinik
Um das notwendige Vorgehen abzu-sprechen, immer sofort beim Kinder-arzt oder Giftinformationszentrum an-rufen. Kinder, die auffällig schläfrigsind, müssen unter Mitnahme der Tabletten in der Kinderklinik vorge-stellt werden. Der Transport sollte mitdem Rettungsdienst/der Feuerwehrerfolgen.
ParacetamolParacetamol wird in seiner Gefährlich-keit unterschätzt, da es direkt nachder Einnahme kaum Beschwerdenhervorruft. Kinder erhalten Paraceta-mol häufig zur Schmerz- und fieber-senkenden Therapie.
Vergiftungsbild
Eine Paracetamolvergiftung führt zuLeberfunktionsstörungen bis hin zumLeberversagen. Die Giftigkeit ist ab-hängig von der Gesamtdosis, dieinnerhalb von 24 Stunden oder meh-reren Tagen eingenommen wurde. Eine Schädigung der Leber kann entweder nach zu hoher Einzeldosisoder nach zu häufiger Gabe enste-hen.
Kinderarzt/Kinderklinik
Bei Unsicherheiten bezüglich der Do-sierung rufen Sie Ihre Kinderärztin/Ihren Kinderarzt oder ein Giftinforma-tionszentrum an. Eine Berechnung derGesamtdosis im Verhältnis zum Körper-gewicht ist notwendig. Daraus ergibtsich das weitere Vorgehen und ggf. ei-ne Behandlung in der Kinder klinik.
AcetylsalicylsäureVergiftungsbild
Acetylsalicylsäure wird Kindern untersechs Jahren nur in Ausnahmefällenverordnet. Auch bei Acetylsalicylsäurehängt die Giftigkeit von der eingenom-menen Menge vom Körpergewicht ab. In der Regel ist eine Tablette mit500 mg für ein Kleinkind harmlos.Größere Mengen können zu Übelkeit,Erbrechen, beschleunigter Atmung,Ohr geräuschen und Hörminderungsowie Veränderungen von Blutwertenführen.
Kinderarzt/Kinderklinik
Bei Unsicherheiten bezüglich der Dosierung rufen Sie Ihre Kinderärztin/Ihren Kinderarzt oder ein Giftinforma-tionszentrum an. Eine Berechnung der Gesamtdosis im Verhältnis zumKörpergewicht ist notwendig. Darausergibt sich das weitere Vorgehen undggf. eine Behandlung in der Kinder -klinik.
IbuprofenIbuprofen wird Kindern gegenSchmerzen und zur Fiebersenkungverordnet.
Vergiftungsbild
Ibuprofen ist wenig „giftig“, d. h. dieaufgenommene Menge muss hochsein, um zu Vergiftungserscheinungenzu führen. Im Allgemeinen wird vonKindern nicht soviel an Tabletten ge-gessen oder an Saft getrunken. Rele-vante Mengen führen zu Übelkeit,Bauchschmerzen, Erbrechen, Müdig-keit und Eintrübung.
Kinderarzt/Kinderklinik
Bei Unsicherheiten bezüglich der Dosierung rufen Sie Ihre Kinderärztin/Ihren Kinderarzt oder ein Giftinforma-
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
57
tionszentrum an. Eine Berechnung derGesamtdosis im Verhältnis zum Kör-pergewicht ist notwendig. Daraus ergibt sich das weitere Vorgehen undggf. eine Behandlung in der Kinder -klinik.
DiclofenacDiclofenac wird in der Rheumathera-pie auch bei Kindern eingesetzt.
Vergiftungsbild
Bei kleinen Mengen sind Übelkeit,Bauchschmerzen und Erbrechen mög-lich. Nach größeren Mengen tretenBenommenheit und Schläfrigkeit auf.
Kinderarzt/Kinderklinik
Bei einem gesunden, über zwölf Monate alten Kind, das nicht mehr als 25 mg Diclofenac eingenommen hat,ist eine häusliche Beobachtung mög-lich. Es kann zu leichten Magen-Darm-Beschwerden kommen. Hat dasKind mehr als 25 mg geschluckt oderist jünger als ein Jahr, sollten Sie einGiftinformationszentrum oder Ihre Kin-derärztin/Ihren Kinderarzt anrufen.
„Zahntabletten“ s. KariesprophylaxeSeite 53.
„Zuckertabletten“ s. DiabetesmittelSeite 53.
Wirkstoffe, die hier nicht erwähnt
sind, dürfen damit nicht als unbe-
denklich eingestuft werden, son-
dern erfordern einen Anruf in ei-
nem Giftinformationszentrum!
Abb. 17: Medikamenteneinnahme
58
4.1 Pflanzen
Zum Schutz Ihres Kindes ist es not-wendig, die Giftigkeit einer Pflanze zukennen.
Schwere Vergiftungen mit Pflanzenkommen äußerst selten vor. In denmeisten Fällen treten nach dem Ver-zehr von Früchten, Blättern oder Blü-ten entweder überhaupt keine Symp-tome oder zum Beispiel Übelkeit, Er-brechen und Durchfall auf. Von denBeschwerden kann man aber nur inAusnahmefällen auf die Art der ge-gessenen Pflanze schließen. Das typi-sche Beschwerdebild einer Pflanzen-vergiftung gibt es äußerst selten.
Vergiftungen mit Pflanzen können des-halb nur dann richtig eingeschätztwerden, wenn der Name der Pflanzebekannt ist. Es ist somit sehr hilfreich,die Blumen und Sträucher im Hausund Garten zu kennzeichnen, bevorein Vergiftungsunfall eingetreten ist.Den Pflanzennamen kann man mit Hil-fe eines Pflanzenbuches oder auchdes Internets ermitteln. Sollte diesnicht weiterhelfen, können Sie diePflanze ins Blumengeschäft oder zueinem Gärtner bringen und den Na-men erfragen.
Wenn Ihr Kind Teile einer Pflanze ge-gessen hat, sollten Sie sofort ein Gift-informationszentrum anrufen undmöglichst unter Nennung des Pflan-zennamens nach den jetzt notwendi-gen Maßnahmen fragen.
An dieser Stelle werden beispielhaftdrei besonders wichtige Pflanzen vor-gestellt: Dieffenbachia (Zimmerpflan-
ze), Engelstrompete (Kübelpflanze)und Blauer Eisenhut (Gartenstaude).Eine Darstellung weiterer Pflanzen fin-den Sie in der Broschüre „RisikoPflanze – Einschätzung und Hinweise“(zu beziehen über das Bundesinstitutfür Risikobewertung) und im Merkblatt„Pflanzen, eine Gefahr für Kinder?“(Giftnotruf Berlin, siehe Anhang)
Tipp
• Pflanzen mit Namen kennzeich-nen.
• Keine Dieffenbachia, Engelstrom-pete oder Blauer Eisenhut inHaus bzw. Garten, solange IhreKinder klein sind.
Dieffenbachia
Weitere Namen: Schweigrohr, Giftaron.
Beschreibung
Zimmerpflanze mit kräftigen, aufrech-ten Stielen und meist grün-weiß ge-musterten Blättern. Je nach Züch-tungsgrad kann die Pflanze einenScharfstoff und Oxalsäure enthalten.Die Oxalsäure befindet sich in so ge-nannten „Schießzellen“: Bei mechani-scher Verletzung der Dieffenbachiawird die Oxalsäure aus der Zelle ge-schleudert und gelangt so unter dieHaut oder in das Auge.
Ob Ihre Dieffenbachia diese Stoffeenthält, können Sie durch vorsichtigesLecken an einem angerissenen Blatttesten. Viele Pflanzen enthalten durchintensive Zucht kaum noch Scharf -stoffe!
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
4. Pflanzen und Pilze
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Erste Hilfe
• Sofort 1 Glas Tee, Wasser oderSaft zu trinken geben.
• Nach Haut- oder Augenkontaktmit handwarmem Wasser ab -spülen.
Vergiftungsbild
Nach Verschlucken zunächst starkesBrennen der Schleimhäute und Spei-chelfluss, danach Bauchweh, Übel-keit, Erbrechen und Durchfall. NachHaut- oder Augenkontakt starke Rei-zerscheinungen an der Haut bis zurBlasenbildung.
Kinderarzt/Kinderklinik
Sollten nach 10 Minuten keine Symp-tome aufgetreten sein, ist eine Arzt-vorstellung des Kindes nicht erforder-lich. Tritt innerhalb von 10 Minuten hef-tiges Brennen auf – das Kind schreit„wie am Spieß“ – ist eine Untersu-chung bei der Kinderärztin/beim Kin-derarzt notwendig. Falls vorhanden,können Sie dem Kind ein Eis zum Lut-schen geben.
Bei Augenverletzungen muss dasKind immer einem Augenarzt vorge-stellt werden.
Eisenhut
Weitere Namen: Aconitum napellus,Venuswagen, Wolfskraut.
Beschreibung: � Giftigste Pflanze Europas!
Beliebte Gartenstaude, als Sommer-blume häufig auch in gekauften Blu-mensträußen zu finden. Alle Pflanzen-teile sind giftig und enthalten Aconitin.
Erste Hilfe
• Nach Zerreiben von Pflanzen-oder Blütenblättern unbedingt so-fortiges Abwaschen der Haut.
Vergiftungsbild
Wurden Pflanzenteile gegessen, tritthäufig im oder um den Mund herumein Kribbeln, Taubheitsgefühl oder
Abb. 18: Dieffenbachia
Abb. 19: Eisenhut
60
Brennen auf. Später kommt es zu hef-tigem Erbrechen, krampfartigemDurchfall, starken Schmerzen undnach großen Mengen zu Herzrhyth-musstörungen.
Kinderarzt/Kinderklinik
Da es sich um eine möglicherweisetödlich verlaufende Vergiftung han-delt, muss das Kind schon bei Ver-dacht von verschluckten Pflanzentei-len sofort in der Kinderklinik vorge-stellt werden.
Engelstrompete
weitere Namen: Brugmansia, Datura,Trompetenbaum.
Beschreibung:
Dekorative Kübelpflanze mit hängen-den, bis zu 25 cm langen, trompeten-förmigen Blüten. Die Pflanze enthält inallen Pflanzenteilen Giftstoffe (Scopo-lamin, Hyoscyamin, Atropin). Die In-haltsstoffe können auch über die Hautaufgenommen werden.
Erste Hilfe
• Nach Berühren der Pflanze sofortdie Haut abwaschen.
Vergiftungsbild
Nach dem Verschlucken von entspre-chenden Mengen an Pflanzenteilentritt das typische Bild einer Atropinver-giftung auf: trockene, heiße Haut, star-kes Herzklopfen, Unruhe, Schreien,Halluzinationen und auffällig weite Pupillen. Nicht selten können Milch-safttröpfchen beim Abbrechen derBlüte ins Auge gelangen. Aber auchnach dem Anfassen von Pflanzen -teilen, besonders der Blüte, und an-schließendem Reiben der Augen kannes zu einer Pupillenerweiterung desbetroffenen Auges kommen.
Kinderarzt/Kinderklinik
Nach Verschlucken von Pflanzenteilenmuss das Kind sofort in einer Kinder-klinik vorgestellt werden, im Zweifels-fall rufen Sie ein Giftinformationszen-trum an.
4.2 Pilze
Pilze wachsen fast überall und zu fastjeder Jahreszeit. Es gibt unzähligePilzarten, nur die wenigsten sind gif-tig. Die tödlich giftigen Pilze enthaltenz. B. den Giftstoff Amanitin. Der be-kannteste Vertreter dieser Gruppe istder Grüne Knollenblätterpilz. Umfas-sende Informationen zu weiteren Pilzen entnehmen Sie der Broschüre„Risiko Pilze – Einschätzung und Hinweise“, zu beziehen über dasBundesinstitut für Risikobewertung.
Wurde ein Pilz von Ihrem Kind ver-schluckt, muss als Erstes immer eineGiftpilz-, insbesondere Knollenblätter-pilzvergiftung, ausgeschlossen wer-den. Dazu muss der genaue Namedes Pilzes bekannt sein. Dies ist in derRealität aber nur sehr selten der Fall.
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
Abb. 20: Engelstrompete
61
Folgende Fragen sollten aber sofortbeantwortet werden können:1. War es ein Lamellen- oder Röhren-
pilz?2. Wie sieht der Fuß/Stiel des Pilzes
aus?3. Wie ist die Farbe des Pilzes und
der Lamellen/Röhren?
Um den Pilz zu identifizieren, muss fastimmer ein Pilzsachverständiger aufge-sucht werden. Die Adresse und Tele-fonnummer eines in Ihrer Nähe woh-nenden Sachverständigen erfahren Siebei einem Giftinformationszentrum.
Tipp
• Entfernen Sie Pilze aus Blumen-töpfen und Ihrem Garten.
• Lamellenpilze sollten nur von Pilz-kundigen gesammelt werden!
• Verzehren Sie keine Pilze, dienicht eindeutig durch einen Pilz-kundigen oder mit Hilfe eines Buches bestimmt wurden!
Knollenblätterpilze
Weitere Namen: Amanita phalloides,Grüner Knollenblätterpilz; A. virosa,Weißer Knollenblätterpilz, GelberKnollenblätterpilz.
Beschreibung:
Die verschiedenen Knollenblätterpilzesind verantwortlich für die meistenschweren oder tödlich verlaufendenPilzvergiftungen. Die Pilze wachsenvon Juli bis Oktober in der Nähe vonBäumen oder Baumstümpfen. Die Pil-ze werden häufig mit den essbarenChampignons verwechselt. Wenigerals ein ganzer Knollenblätterpilz kannbei einem Kind zum Tode führen. Ver-antwortlich für die Vergiftung ist dasenthaltene Amanitin.
Erste Hilfe
• Reste des betreffenden Pilzes sichern.
• Giftinformationszentrum anrufenund weiteres Vorgehen bespre-chen.
Vergiftungsbild
Etwa 4 bis12 Stunden nach Verzehrder Knollenblätterpilze kommt es typi-scherweise zu heftigen, anhaltendenBrechdurchfällen. Danach kann einescheinbare Besserung auftreten, dieMagen-Darmbeschwerden hören auf.Bei schweren Vergiftungen ist im Anschluss daran ein Versagen der Leber- und Nierenfunktion typisch. Die Patienten können nach Tagen amakuten Leberzerfall versterben.
Kinderarzt/Kinderklinik
Da es sich um eine möglicherweisetödlich verlaufende Vergiftung han-delt, muss das Kind schon bei Ver-dacht auf Verzehr von Knollenblätter-pilzen sofort unter Mitnahme des Pilzes oder seiner Reste in der Kinder-klinik vorgestellt werden.
Abb. 21: Knollenblätterpilz
62
5. Anhang
Medizinischer und sozialer Bereich
Berufsverband der Kinder und JugendärzteMielenforster Str. 251069 KölnE-Mail: [email protected]
Kinderumwelt gemeinnützige GmbHWesterbreite 749084 OsnabrückTel.: 0541-977 89 00E-Mail: [email protected]
Nummer gegen Kummer e.V. Kleiner Werth 3442275 WuppertalTel.: 0800-111 05 50E-Mail: [email protected]
Giftinformationszentren
Berlin Giftnotruf BerlinTel.: 030-19 240 www.giftnotruf.de
Bonn Informationszentrale gegen Vergiftungen Tel.: 0228-19240 www.giftzentrale-bonn.de
Erfurt Gemeinsames Giftinformations- zentrum der Länder Mecklenburg- Vorpommern, Sachsen, Sachsen- Anhalt und ThüringenTel.: 0361-73 07 30www.ggiz-erfurt.de
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
5.1 Nützliche (Internet-)Adressen
Kinderunfälle in Heim und Freizeit
Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e.V.Heilsbachstraße 1353123 BonnE-Mail: info@kindersicherheit.dewww.kindersicherheit.dewww.elternforum-kindersicherheit.de
Paulinchen e.V. – Initiative brand -verletzte KinderSegeberger Chaussee 3522850 NorderstedtTel.: 01805-112 123 (12 Cent/Min.)E-Mail: [email protected]
Bundeszentrale für gesundheitlicheAufklärungOstmerheimer Str. 22051109 KölnE-Mail: [email protected]/kindersicherheitwww.kindergesundheit-info.de
Aktion „Das Sichere Haus“ e.V.Deutsches Kuratorium für Sicherheit inHeim und Freizeit e.V. (DSH)Holsteinischer Kamp 6222081 HamburgE-Mail: [email protected] www.das-sichere-haus.de
Deutsches Grünes KreuzForum UnfallpräventionSchuhmarkt 435037 MarburgE-Mail: [email protected] www.dgk.de
63
FreiburgVergiftungs-Informations-ZentraleTel.: 0761-19240www.giftberatung.de
GöttingenGiftinformationszentrum-Nord derLänder Bremen, Hamburg, Nieder-sachsen und Schleswig-Holstein(GIZ-Nord)Tel.: 0551-19 240www.Giz-Nord.de
Homburg/SaarInformations- und Beratungszentrumfür VergiftungsfälleTel.: 06841-19 240www.uniklinikum-saarland.de/giftzentrale
MainzGiftinformationszentrum (GIZ) derLänder Rheinland-Pfalz und HessenTel.: 06131-19 240www.giftinfo.uni-mainz.de
MünchenGiftnotruf MünchenTel.: 089-19 240www.toxinfo.org
ProduktsicherheitVerbraucherzentrale Bundesverbande. V. (vzbv)Markgrafenstraße 6610969 Berlinwww.vzbv.deoder im örtlichen TelefonbuchAdressen der örtlichen Verbraucher-zentralen
Informationen über RAPEX(Schnellwarnsystem zu unsicherenProdukten)Bundesanstalt für Arbeitsschutz undArbeitsmedizin (BAuA)Friedrich-Henkel-Weg 1–2544149 Dortmundwww.baua.de
Der direkte Weg zu RAPEX über dieSeite der Europäischen Kommission:http://ec.europa.eu/consumers/ consumers_safety/safety_products/rapex/alerts/repository/content/ pages/rapex/index_en.htm
VerkehrssicherheitDeutscher Verkehrssicherheitsrat e. V.Beueler Bahnhofsplatz 1653222 BonnTel.: 0228-400 010E-Mail: [email protected]
Deutsche Verkehrswacht e.V.Alexanderstr. 1053111 BonnE-Mail: [email protected].: 0228-433 800www.deutsche-verkehrswacht.dewww.verkehrswacht-medien- service.de
64
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
5.2 Register: Haushaltsprodukte, Chemikalien,
Fremdkörper und Spielzeug
Abbeizer S. 14Abflussreiniger S. 14Ablauger S. 14Abtönfarbe s. Farben S. 26Algenentferner S. 15Alleskleber s. Klebstoffe S. 30Allzweckreiniger S. 17Alkohole S. 16Ameisenköderdose s. Schädlingsbekämpfungsmittel S. 35Anzündflüssigkeiten s. Grillanzünder S. 28Ätherische Öle s. Duftöl S. 24Autobatterie s. Batterien S. 19Autobenzin s. Benzin S. 20Autopflegemittel S. 18
Babyöl s. Kosmetika S. 31Babypuder s. Puder S. 35Backofenreiniger S. 18Badreiniger S. 19Bastelkleber s. Klebstoffe S. 30Batterien S. 19Benzin S. 20Blei s. Spielzeug S. 45Bleichmittel S. 21Bleistifte S. 22Blumendünger S. 22Bodenpflegemittel s. Allzweckreiniger S. 17Bodylotion s. Kosmetika S. 31Bremsenreiniger s. Autopflegemittel S. 18Bremsflüssigkeit s. Autopflegemittel S. 18Brennspiritus S. 23Buntstifte S. 22
Chemikalien S. 23Creme s. Kosmetika S. 31
Deodorant s. Kosmetika S. 31Desinfektionsmittel S. 23Destilliertes Wasser S. 24Dispersionsfarbe s. Farben S. 26Duftöl S. 24Duftpetroleum s. Lampenpetroleum S. 32Düngemittel s. Blumendünger S. 22
65
Eau de cologne s. Rasierwasser S. 35Enteiser s. Autopflegemittel S. 18Entkalker S. 24Erdnüsse s. Fremdkörper S. 44Erste Hilfe (allgemein) S. 9Essigessenz S. 25Essigsäure S. 25Ethanol s. Alkohole S. 16
Farben S. 26Farbiger Gegenstand s. Farben S. 26Farbstift s. Bleistifte S. 22Farbstoffe s. Spielzeug S. 45Fensterreiniger s. Glasreiniger S. 28Fieberthermometer S. 26Filzstifte s. Bleistifte S. 22Fingermalfarben s. Bleistifte S. 22Fluorid s. Zahnpasta S. 42Fluorid s. u. Medikamente
(Kariesprophylaxe) S. 53Fremdkörper S. 44Fremdkörper, bleihaltig S. 44Frostschutzmittel s. Kühlerfrostschutz S. 31
Gegenstand, farbig (Spielzeug) s. Farben S. 26Geld s. Fremdkörper S. 44Geschirrreiniger S. 27Glas s. Fremdkörper S. 44Glasreiniger S. 28Glykole s. Kühlerfrostschutz S. 31Grillanzünder, fest/flüssig S. 28Grillreiniger/Backofenreiniger S. 18
Haarshampoo s. Allzweckreiniger S. 17Haarspray S. 29Haushaltsbatterien s. Batterien S. 19Haushaltsessig s. Essigsäure S. 25Hautcreme s. Kosmetika S. 31Händedesinfektion S. 29
Insektenspray s. Schädlingsbekämpfungsmittel S. 35Insektizide s. Schädlingsbekämpfungsmittel S. 35Isopropanol s. Alkohole S. 16Isopropylalkohol s. Alkohole S. 16
66
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
Kajalstift s. Kosmetika S. 31Kariesprophylaxe s. Medikamente S. 53Klarspüler S. 29Klebstoffe S. 30Kleinteile, verschluckte s. Fremkörper/Spielzeug S. 44Knicklichter S. 30Knopfbatterien s. Batterien S. 19Knöpfe s. Fremdkörper S. 44Köderdosen, Ameisen/Silberfischchen s. Schädlingsbekämpfungsmittel S. 35Kohlenanzünder s. Grillanzünder, fest S. 28Kosmetika S. 31Kreide S. 31Kühlerfrostschutz S. 31
Labello s. Kosmetika S. 31Lacke/Lackfarben s. Farben S. 26Lampenöl S. 32Lampenpetroleum S. 32Lebensmittelessig s. Essigsäure S. 25Lebensmittelfarben S. 33Legosteine s. Spielzeug/Fremdkörper S. 44Leuchtketten/Leuchtstäbe s. Knicklichter S. 30Lippenstift s. Kosmetika S. 31
Magnetische Teile s. Fremdkörper/Spielzeug S. 44Mennige s. Rostschutzfarbe S. 35Metaldehyd s. Schneckenkorn S. 37Methanol s. Alkohole S. 16Methylalkohol s. Alkohole S. 16Modellflugzeugbenzin S. 33Moosentferner s. Algenentferner S. 15Münzen s. Fremdkörper S. 44
Nähnadeln s. Fremdkörper S. 44Nagellack S. 33Nagellackentferner S. 34Nikotin s. Zigaretten S. 42Nikotinkaugummis s. Zigaretten S. 42Nikotinpflaster s. Zigaretten S. 42Nitroverdünnung S. 34
Ostereierfarbe s. Lebensmittelfarben S. 33
Parfüm S. 34Petroleum s. Lampenpetroleum S. 32
67
Pflegecreme s. Kosmetika S. 31Plastik s. Fremdkörper S. 44Propanol s. Alkohole S. 16Puder S. 35
Quecksilber s. Fieberthermometer S. 26
RasierwasserRattengift s. Schädlingsbekämpfungsmittel S. 35Raucherkaugummi s. Zigaretten S. 42Rodentizide s. Schädlingsbekämpfungsmittel S. 35Rohrreiniger s. Abflussreiniger S. 14Rostschutzfarbe S. 35
Schädlingsbekämpfungsmittel S. 35Scheuerpulver S. 38Schminke s. Kosmetika S. 31Schneckenkorn s. Schädlingsbekämpfungsmittel S. 35Schuhcreme S. 38Schwermetalle s. Spielzeug S. 45Seifen s. Allzweckreiniger S. 17Sekundenkleber s. Klebstoffe S. 30Silberfischchenköderdose s. Schädlingsbekämpfungsmittel S. 35Silicagel S. 38Sonnenmilch s. Kosmetika S. 31Spielzeug S. 45Spiritus s. Brennspiritus S. 23Spülmaschinenreiniger s. Geschirrreiniger
für die Maschine S. 27Spülmittel, flüssige s. Allzweckreiniger S. 17Stabbatterie s. Batterien S. 19Stempelkissenfarbe S. 39Straßenkreide s. Kreide S. 31Streichholzkopf S. 39Styropor s. Fremdkörper S. 44
Tabak s. Zigaretten S. 42Tafelkreide s. Kreide S. 31Teile, magnetische s. Spielzeug S. 45Tenside S. 39Terpentinersatz s. Benzin S. 20Tinte S. 40Toilettenreinigungsmittel S. 40Trinkalkohol s. Alkohole S. 16Trockenmittel s. Silicagel S. 38
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Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
Türschlossenteiser s. Autopflegemittel S. 18
Universalreiniger s. Allzweckreiniger S. 17
Verpackung s. Spielzeug S. 45
Wachsmalkreide s. Kreide S. 31Waschmittel S. 41WC-Reiniger s. Toilettenreinigungsmittel S. 40WC-Stein s. Toilettenreinigungsmittel S. 40Weichmacher s. Spielzeug S. 45Weichspüler S. 41Wühlmausgift s. Schädlingsbekämpfungsmittel S. 35
Zahnpasta S. 42Zigaretten S. 42
5.3 Register: Medikamente
ACE-Hemmer s. blutdrucksenkende Mittel S. 52Acetylsalicylsäure s. Schmerzmittel S. 55Allergiebehandlung S. 48Alprazolam s. Beruhigungsmittel S. 51Amiodaron s. Antiarrhythmika S. 48Amitriptylin s. Antidepressiva S. 50Amlodipin s. blutdrucksenkende Mittel S. 52Amoxicillin s. Antibiotika S. 49Ampicillin s. Antibiotika S. 49Antiarrhythmika S. 48Antibiotika S. 49Antidepressiva S. 50Antihistaminika s. Schlafmittel S. 54Augentropfen, atropinhaltige S. 50Azithromycin s. Antibiotika S. 49
Baldrian s. Beruhigungsmittel S. 51Benzodiazepine s. Beruhigungsmittel S. 51Beruhigungsmittel S. 51Beta-Blocker s. blutdrucksenkende Mittel S. 52Blutdrucksenkende Mittel S. 52Bisoprolol s. blutdrucksenkende Mittel S. 52Bromazepam s. Beruhigungsmittel S. 51Brotizolam s. Beruhigungsmittel S. 51Buprenorphin s. Schmerzmittel S. 55
Captopril s. blutdrucksenkende Mittel S. 52
6969
Carvedilol s. blutdrucksenkende Mittel S. 52Cefaclor s. Antibiotika S. 49Cefixim s. Antibiotika S. 49Cefpodoxim s. Antibiotika S. 49Cefuroxim s. Antibiotika S. 49Cephalosporine s. Antibiotika S. 49Cetirizin s. Allergiebehandlung S. 48Chinidin s. Antiarrhythmika S. 48Chlordiazepoxid s. Beruhigungsmittel S. 51Citalopram s. Antidepressiva S. 50Clarithromycin s. Antibiotika S. 49Clobazam s. Beruhigungsmittel S. 51Clomipramin s. Antidepressiva S. 50Codein s. Schmerzmittel S. 55
Depressionsbehandlung S. 50Desloratadin s. Allergiebehandlung S. 48Detajmiumbitartrat s. Antiarrhythmika S. 48Diabetesmittel S. 53Diazepam s. Beruhigungsmittel S. 51Diclofenac s. Schmerzmittel S. 55Dikaliumchlorazepat s. Beruhigungsmittel S. 51Diltiazem s. blutdrucksenkende Mittel S. 52Dimetinden s. Allergiebehandlung S. 48Diphenhydramin s. Schlafmittel S. 54Disopyramid s. Antiarrhythmika S. 48Doxepin s. Antidepressiva S. 50Doxylamin s. Schlafmittel S. 54
Enalapril s. blutdrucksenkende Mittel S. 52Erythromycin s. Antibiotika S. 49
Fentanyl s. Schmerzmittel S. 55Flecainid s. Antiarrhythmika S. 48Fluortabletten s. Kariesprophylaxe S. 53Fluoxetin s. Antidepressiva S. 50
Glibenclamid s. Diabetesmittel S. 53Gliclazid s. Diabetesmittel S. 53Glimepirid s. Diabetesmittel S. 53Gliquidon s. Diabetesmittel S. 53
Herzrhythmusmedikamente s. Antiarrhythmika S. 48Hopfen s. Beruhigungsmittel S. 51
70
Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
Ibuprofen s. Schmerzmittel S. 55Imipramin s. Antidepressiva S. 50
Johanniskraut s. Beruhigungsmittel S. 51
Kaliumjodid s. Schilddrüsenmittel S. 54Kariesprophylaxe S. 53Kontrazeptiva s. Antibabypillen S. 49
Levothyroxin s. Schilddrüsenmittel S. 54Lisinopril s. blutdrucksenkende Mittel S. 52Loratadin s. Allergiebehandlung S. 48
Makrolide s. Antibiotika S. 49Medazepam s. Beruhigungsmittel S. 51Melisse s. Beruhigungsmittel S. 51Methadon s. Schmerzmittel S. 55Metoprolol s. blutdrucksenkende Mittel S. 52Mexiletin s. Antiarrhythmika S. 48Midazolam s. Beruhigungsmittel S. 51Morphin s. Schmerzmittel S. 55Morphium s. Schmerzmittel S. 55
Natriumfluorid s. Kariesprophylaxe S. 53Natriumjodid s. Schilddrüsenmittel S. 54Nifedipin s. blutdrucksenkende Mittel S. 52Nordazepam s. Beruhigungsmittel S. 51
Opiate/Opioide s. Schmerzmittel S. 55Opipramol s. Antidepressiva S. 50Ovulationshemmer s. Antibabypillen S. 49Oxacillin s. Antibiotika S. 49Oxazepam s. Beruhigungsmittel S. 51Oxycodon s. Schmerzmittel S. 55
Paracetamol s. Schmerzmittel S. 55Paroxetin s. Antidepressiva S. 50Passionsblume s. Schlafmittel S. 54Penicillin s. Antibiotika S. 49Pindolol s. blutdrucksenkende Mittel S. 52Polamidon s. Schmerzmittel S. 55Prazepam s. Beruhigungsmittel S. 51Propafenon s. Antiarrhythmika S. 48Propranolol s. blutdrucksenkende Mittel S. 52Psychopharmaka s. Antidepressiva S. 50
7171
Ramipril s. blutdrucksenkende Mittel S. 52
Schlafmittel S. 54Schilddrüsenmittel S. 54Schmerzmittel S. 55Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer s. Antidepressiva S. 50Sertralin s. Antidepressiva S. 50Sotalol s. Antiarrhythmika S. 48
Terfenadin s. Allergiebehandlung S. 48Tilidin s. Schmerzmittel S. 55Tramadol s. Schmerzmittel S. 55Tranquilizer s. Beruhigungsmittel S. 51Trimipramin s. Antidepressiva S. 50Trizyklische Antidepressiva s. Antidepressiva S. 50
Venlafaxin s. Antidepressiva S. 50Verapamil s. blutdrucksenkende Mittel S. 52
„Zahntabletten“ s. Kariesprophylaxe S. 53Zopiclon s. Schlafmittel S. 54Zolpidem s. Schlafmittel S. 54„Zuckertabletten“ s. Diabetesmittel S. 53
5.4 Register Pflanzen und Pilze
Aconitum napellus s. Eisenhut S. 59Amanita phalloides s. Knollenblätterpilze S. 61Brugmansia s. Engelstrompete S. 60Datura s. Engelstrompete S. 60Dieffenbachia S. 58Eisenhut S. 59Engelstrompete S. 60Giftaron s. Dieffenbachia S. 58Knollenblätterpilze S. 61Lamellenpilz s. Pilze S. 60Pilze S. 60Röhrenpilz s. Pilze S. 60Schweigrohr s. Dieffenbachia S. 58Trompetenbaum s. Engelstrompete S. 60Venuswagen s. Eisenhut S. 59Wolfskraut s. Eisenhut S. 59
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5.5 Merkblatt: Machen Sie Ihr Zuhause „giftsicher“
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Machen Sie Ihr Zuhause „giftsicher“
Tipps für Haushalte mit Kindern
Kinder bis zu 3 Jahren verschlucken häufiger möglicherweise giftige Substanzen. Säuglinge erfah-ren in ihrer normalen Entwicklung die Umwelt durch den Mund; Kleinkinder erkunden alles Er-reichbare neugierig – auch dessen Geschmack. Diese Kinder haben noch keine Angst vor Vergif-tungen und sind deshalb besonders auf das Gefahrenbewusstsein iher Eltern angewiesen.
Allgemeine Vorsichtsmaßregeln Wenn Ihr Kind mobil wird, begeben Sie sich einmal in gleicher Höhe wie Ihr Kind auf eine Entde-ckungsreise durch Ihre Wohnung: Sie werden erstaunt sein, was plötzlich alles in Reichweite Ihres Kindes ist.
Wenn Sie Besuch bekommen, der keine Kleinkinder hat, oder wenn Sie mit Ihrem Kind in einem kinderlosen Haushalt zu Besuch sind, seien Sie besonders wachsam! Nur Sie haben das Gefahren-bewußtsein für mögliche Vergiftungsunfälle.
Medikamente • immer unerreichbar für Kinder aufbewahren. Bei Säuglingen ist es ausreichend, Medikamente
hoch zu lagern. In Haushalten mit Kleinkindern sollten abschließbare Medikamentenschränke oder Kosmetikkoffer mit Zahlenschloss benutzt werden. Müssen Medikamente im Kühlschrank aufzubewahrt werden, benutzen Sie z.B. uninteressante Umhüllungen.
• Sagen Sie Ihrem Kind niemals, dass Medikamente Bonbons oder Fruchtsaft seien oder so schmecken!
• Medikamente für Erwachsene und Medikamente für Kinder sollten an getrennten Stellen auf-bewahrt werden, um Verwechslungen auszuschließen.
Putzmittel immer unerreichbar für Kinder aufbewahren. Schränke und Schubladen sollten mit entsprechenden Sicherungen ausgestattet werden. Putzmittel dürfen niemals in Getränkeflaschen umgefüllt werden!
Wohnzimmer • Besonders häufige Quellen möglicher Vergiftungen sind Zigaretten, aber auch alle anderen
Dinge, die auf Couchtischen griffbereit liegen. • Auch Pflanzen haben für Kinder eine hohe Anziehungskraft. Sie als Eltern sollten unbedingt
wissen, welche Pflanzen in Ihrem Haushalt sind und alle giftigen z.B. mit Hilfe unseres Merk-blattes “Pflanzen - eine Gefahr für Kinder?“ aussortieren.
• Lampenöle und Duftöle gehören nicht in Haushalte mit Kleinkindern, selbst wenn die Fla-schen einen kindersicheren Verschluss haben. Kinder trinken die Flüssigkeiten auch aus den ungesicherten Duftlampen bzw. den Schälchen.
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Kinderzimmer • Medikamente gehören nicht auf den Wickeltisch.• Die Pflegeprodukte für Ihr Kind sollten Sie nur unter Ihrer Aufsicht zum Spielen geben,
NIEMALS PUDER in Kinderhand.• Kleine Spielzeugteile von älteren Geschwistern können leicht verschluckt werden. • Chemie-Baukästen sollten auch von älteren Kindern immer nur unter der Aufsicht Erwachse-
ner benutzt werden, einige der Substanzen sind hochgiftig.
Küche • Hier ist es wegen des häufigen Zugriffs besonders schwierig, Reinigungsprodukte sicher auf-
zubewahren.• Gefährlich können unter anderem Entkalker, Backofensprays und Geschirrspülmaschinen-
reiniger sein.
Bad / Toilette • Rohrreiniger gehören zu den gefährlichsten Haushaltsprodukten, • aber auch WC-, Sanitär-Reiniger oder Desinfektionsmittel können schwere Vergiftungen her-
vorrufen. • Toilettenduftsteine scheinen eine magische Anziehungskraft auf Kleinkinder zu haben. Sie
sind in Kinderhaushalten überflüssig.
Schlafzimmer • Natürlich ist es praktisch für Sie, täglich einzunehmende Medikamente wie die Antibabypille
direkt am Bett zu haben - aber auch praktisch für Ihr Kind. • Schminktische sind für Kinder ein hochinteressanter Spielplatz, denken Sie daran, Parfüms,
Puder, Nagellack, Nagellackentferner usw. zugriffsicher aufzubewahren.
Garten, Balkon • Genauso wie in Ihrer Wohnung, sollten Sie die Pflanzen in Ihrem Garten kennen und um ihre
Giftigkeit wissen. • Pflanzenschutzmittel können hochgiftig sein. In einem Garten, in dem Kleinkinder spielen,
sollten sie nicht angewendet und in gar keinem Fall aufbewahrt werden. • Grillanzünder und Grillreiniger enthalten oft gesundheitsschädliche Stoffe und müssen deshalb,
besonders beim Grillfest, für Kinder unzugänglich gelagert werden.
Keller, Garage • Auto-Produkte wie Frostschutzmittel, Bremsflüssigkeiten oder Öle sind sehr giftig.
NIEMALS UMFÜLLEN! Am besten lassen Sie die Pflegemaßnahmen an der Tankstelle vor-nehmen und die Produktreste dort entsorgen.
• Nitroverdünner, Lacke, Brennspiritus oder andere Bastel- und Renoviermaterialien sollten für Kinder immer unerreichbar aufbewahrt werden. Vorsicht auch bei kleinen Nägeln oder Mut-tern.
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Vergiftungen: Erste Maßnahmen
1. RUHE bewahren !
2. Tee, Wasser oder Saft zu trinken geben. KEINE Milch !!
KEIN Erbrechen auslösen !!. KEIN Salzwasser !!
3. Regionalen Giftnotruf anrufen: ���� ________________
Was muß der GIFTNOTRUF wissen?
Was wurde eingenommen ? Medikament – Pflanze –Haushaltsmittel
Hersteller - UBA-Nr. ? - Warnzeichen ?
Wie alt ist der Patient ?
Warum wurde die Substanz eingenommen ?
Wieviel wurde eingenommen ? Wie groß ist die Packung/Flasche; wieviel fehlt ?
Wann ist es passiert ? Wann wurde der
Patient zuletzt „gesund“ gesehen?
Wie wurde es eingenommen ? gegessen – Hautkontakt – eingeatmet
Wie geht es dem Patienten jetzt ? Müdigkeit, Erbrechen Unruhe etc.
Was wurde bereits unternommen ?
Wer ruft an ? Name, Telefonnummer
Folgen Sie bitte den Empfehlungen Ihres Giftnotrufes oder lassen Sie den Patienten in die
nächste Arztpraxis, Rettungsstelle oder das nächstgelegene Krankenhaus bringen.
Dorthin nehmen Sie unbedingt Verpackungen, Flasche oder die verdächtige Substanz mit !
Bei allen Maßnahmen gilt:
Sicherheit geht vor Geschwindigkeit !!
Bitte lesen Sie auch die Rückseite mit weiteren wichtigen Hinweisen und
den Rufnummern aller deutschen Giftnotruf-Zentralen.
5.6 Merkblatt: Vergiftungen: Erste Maßnahmen
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Empfehlungen
Verschlucken von schäumenden Produkten
Sofort einen Teelöffel eines Entschäumers geben z.B. Elugan®, Espumisan® oder sab simplex® (Inhalts-
stoff Dimeticon oder Simeticon), danach z.B. ein Glas Wasser.
Verschlucken von Säuren oder Laugen (Verätzungen)
Wenn der Patient wach ist, 1-2 Gläser Wasser oder Tee trinken lassen und nicht zum Erbrechen
bringen. Danach sofort einen Giftnotruf anrufen.
Augenverätzungen
Das Auge mindestens 10 Minuten unter laufendem, lauwarmem Wasser spülen.
Bei Hautverätzungen und Vergiftungen durch die Haut
Einige Gifte können auch über die Haut in den Körper gelangen, vor allem Pflanzenschutzmittel (z.B. E
605) oder organische Lösemittel. Wenn eine chemische Substanz auf Kleidung oder Haut verschüttet wurde,
die Kleidung entfernen und die Haut mit lauwarmem Wasser und Seife abwaschen.
Gasvergiftungen
Patienten immer an die frische Luft bringen! Vorsicht vor giftigen Gasen bei der Bergung! Vergiftete Perso-
nen, die nicht mehr selbst atmen, müssen dann sofort Mund zu Mund beatmet werden.
Pflanzen oder Pilzen
Bei Vergiftungen durch Pilze, Früchte, Blüten, Blätter oder Nadeln ausreichend Material (auch Putzreste
oder ausnahmsweise Erbrochenes) zur genauen Bestimmung von Pflanze oder Pilz sichern.
Wichtig:
Muss der Patient auf den Rat des Giftnotrufs zum Arzt oder ins Krankenhaus, nehmen Sie den Behäl-
ter/die Flasche des Produkts, Tablettenpackungen oder einen ganzen Zweig der Pflanze zur Identifi-
zierung mit.
Alles Material, das weitere Auskunft geben könnte, um welchen Stoff es sich handelt, sollte immer
zum Kinderarzt oder in die Klinik mitgebracht werden.
Regionale Giftnotrufzentren
Giftnotruf Berlin (Berlin, Brandenburg) 030 - 19240
Informationszentrale gegen Vergiftungen Bonn (Nordrhein-Westfalen) 0228 - 19240
Gemeinsames Giftinformatonszentrum der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen,
Sachsen-Anhalt, Thüringen in Erfurt
0361 - 730730
Informationszentrale für Vergiftungen, Freiburg (Baden-Würtemberg) 0761 - 19240
Giftinformationszentrum Nord, Göttingen (Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-
Holstein)
0551 - 19240
Informations- und Beratungszentrum für Vergiftungsfälle Homburg (Saarland) 06841 - 19240
Beratungsstelle bei Vergiftungen, Mainz (Rheinland-Pfalz, Hessen) 06131 - 19240
Giftnotruf München (Bayern) 089 - 19240
Toxikologische Intensivstation, II. Med. Klinik des Städt. Krankenhauses Nürnberg (Bayern) 0911 - 3982451
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Pflanzen, eine Gefahr für Kinder?
Kinder neigen dazu, vieles in den Mund zu stecken, zu kauen und zu verschlucken. Dazu gehören auch Pflanzen bzw. Teile davon. Nun sind zwar unter der Vielzahl von Pflanzen nur wenige in un-seren Breiten so giftig, daß ihr Verzehr lebensbedrohliche Folgen hat, aber auch eßbare rohe Pflan-zenteile können, in größeren Mengen genossen, zu Durchfällen und/oder Bauchschmerzen führen.
Wie können Sie vorbeugen?
Giftige Pflanzen sollten im Wohnbereich für Kinder
zumindest bis zum Schulalter nicht erreichbar sein !
Sie können natürlich nicht alle Pflanzen kennen. Aber wissen Sie, welche Pflanzen sich in Ihrem Haushalt befinden, welche Pflanzen in der näheren Umgebung, am Kindergarten oder auf dem Schulweg wachsen? Versuchen Sie, das herauszufinden.
• Lassen Sie sich beim Kauf von Pflanzen den Namen nennen, fragen Sie z. B. einen Gärtner, oder schauen Sie in einem Pflanzenbuch nach (-> Internet) !
• Die umseitige Übersicht hilft Ihnen bei der Einordnung in giftige, gering giftige und ungifti-ge Pflanzen.
• Haben Sie eine giftige Pflanzen erkannt, entfernen Sie diese möglichst aus ihrem Wohnbe-reich, bzw. zeigen Sie die Pflanzen Ihren Kindern und erläutern Sie ihnen die Gefahren ! Aber erst ab 4 Jahren können Kinder dies verstehen !
Was können Sie im Notfall tun?
Ruhe bewahren ! Versuchen Sie zu ermitteln:
• um welche Pflanze handelt es sich? (hier kann Ihnen ein Gärtner, Apotheker, Botaniker oder ein Pflanzenbuch helfen, wenn Sie es nicht wissen)
• welche Teile der Pflanze wurden gegessen? (Inhaltsstoffe, die zu Vergiftungserscheinungen führen, sind oft in den unterschiedlichen Pflanzenteilen in un-terschiedlicher Konzentration enthalten)
• wurde nur gekaut oder ausgespuckt, wieviel wurde verschluckt?
Rufen Sie Ihren regionalen Giftnotruf an:__________________________
Schildern Sie WER ? WOVON ? WIEVIEL ? WANN ? etwas gegessen hat !
Wichtig: Muß auf den Rat des Giftnotrufs das Kind zum Arzt oder ins Krankenhaus, nehmen Sie zur Identifizierung der Pflanze einen ganzen Zweig mit, nicht nur Einzelteile wie Blatt, Blüte oder Frucht !
5.7 Merkblatt: Pflanzen, eine Gefahr für Kinder?
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Risiko Vergiftungsfälle bei Kindern
Berliner Betrieb für Zentrale Gesundheitliche Aufgaben (BBGes)
Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen
(Giftnotruf Berlin)
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Welche Pflanzen sind ungiftig, gering giftig oder giftig?
Ungiftige Pflanzen
Früchte z. B. Berberitze, Blutpflaume, Felsenbirne, Feuerdorn, Fuchsie, Hartriegel-Arten, Judenkirsche, Kornelkir-sche, Mahonie, Mistel, Rotdorn, Weißdorn, Zierapfel, Zierkirsche, Zierquitte Blätter/Blüten z. B. Deutzie, Flieder, Forsythie, Gänseblümchen, Geranie, Grünlilie, Hibiskus, Löwenzahn, Rosen, Stief-mütterchen, Veilchen
Gering giftige Pflanzen Nach Einnahme größerer Mengen sind leichte Symptome wie Erbrechen, Bauchschmerzen oder Durchfall zu erwarten.
Früchte z. B. Eberesche/Vogelbeere, Edelwicke, Eicheln, Geißblatt-Arten/ Heckenkirsche, Liguster, Schneeball-Arten, Schneebeere, Staudenwicke, Stechpalme, Roßkastanie, Traubenholunder, Zwergmispel
Giftige Pflanzen
z. B. Aronstab, Christrose, Efeu, Eibe (das rote Fruchtfleisch, ist ungiftig. Der zerbissene Same - sehr bitter schmeckend - und die Nadeln sind giftig. Unzerbissene Samen werden unverändert ausgeschieden.), Finger-hut (besonders Blätter und Samen), Gartenbohne (roh), Goldregen (besonders Schoten und Samen), Lebens-baum, Maiglöckchen, Nachtschatten, Oleander, Pfaffenhütchen, Rhododendron-Arten, Sadebaum, Wolfs-milch-Arten.
Sehr giftige Pflanzen
Häufig im Garten zu finden sind z. B. Eisenhut-Arten (Aconitum), Engelstrompete (Datura)
In der freien Natur dagegen kommen z. B. vor Bilsenkraut (Hyoscyamus niger), Gefleckter Schierling (Conium maculatum), Herbstzeitlose (Colchicum), Seidelbast-Arten (Daphne), Stechapfel (Datura stramo-nium), Tollkirsche (Atropa bella-donna), Wasserschierling (Cicuta virosa), Wunderbaum (Ricinus).
Haut- und schleimhautreizende Pflanzen
Sie verursachen Brennen, Rötung, Schwellung, Blasenbildung oder Schmerzen auf der Haut. Zu dieser Gruppe gehören Wiesenbärenklau und die Zimmerpflanzen Dieffenbachie, Flamingoblume (Anthurium), Efeutute, Fensterblatt (Monstera), Philodendron, Zimmerkalla (Zantedeschia). Bei den Zimmerpflanzen können die hautreizenden Stoffe durch Kultivierung abgebaut sein.
Wenn Sie wissen wollen, ob es sich um eine Pflanze mit lediglich hautreizenden Stoffen handelt, berühren Sie
vorsichtig mit der Zunge den austretenden Saft eines geknickten Blattes oder Stengels. Innerhalb von 10 Minu-
ten tritt bei einer „reizenden Art“ eine lokale Rötung mit Brennen, u.U. Schwellung der Zunge auf. Achten Sie
darauf, daß der Pflanzensaft nicht in die Augen gerät !
Diese Broschüre wurde erstellt in Zusammenarbeit der folgenden Institutionen:
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)Das BfR ist eine wissenschaftliche Einrichtung der Bundesrepublik Deutschland,die sich auf der Grundlage international anerkannter wissenschaftlicher Be- wertungskriterien mit der Sicherheit von Lebens- und Futtermitteln, Stoffen und Produkten beschäftigt. Das Institut formuliert Handlungsoptionen zur Risiko- minderung und berät so die Politik. Es ist außerdem in Zulassungs- und Anmelde- verfahreneingebunden, in denen es unter anderem Chemikalien, Pflanzenschutz-und Schädlingsbekämpfungsmittel gesundheitlich bewertet. Das Institut trägt so zur Sicherheit von Lebensmitteln, Stoffen und Produkten bei und schützt den Verbraucher vor möglichen Risiken.
Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Mehr Sicherheit für Kinder e.V.Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Mehr Sicherheit für Kinder e. V. setztsich als nationale Dachorganisation für die Verhütung von Kinderunfällen, ins- besondere in Heim und Freizeit, ein. Rund 1,7 Millionen Kinder erleiden jedesJahr einen Unfall – die BAG verfolgt das Ziel, diese Zahl zu reduzieren. Als Experten-Netzwerk und Lobby für Unfallschutz koordiniert sie Initiativen und Projekte,die sich mit der Vermeidung von Kinderunfällen befassen. Sie fördert die Zusammenarbeit und den Aufbau von regionalen Bündnissen zur Unfall- verhütung,setzt sich für sichere Lebenswelten der Kinder und kindersichere Produkte ein und informiert Experten, Eltern und alle, die mit Kindern arbeiten, über Präventionsmöglichkeiten. Mitglieder des Verbands sind unter anderem Ärzte- und Sportverbände, Institutionen der Gesundheitsförderung und des Kinderschutzes sowie Rettungsorganisationen und technische Dienstleister.
Giftnotruf BerlinDie Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen, das erste im Jahr 1963 ge- gründete Giftnotrufzentrum der Bundesrepublik Deutschland, ist das für die Länder Berlin und Brandenburg zuständige Giftinformationszentrum. Unter der Notrufnummer 030-19240 werden Anrufe aus ganz Deutschland rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr beantwortet. Ärztinnen und Ärzte im Schicht- dienst beraten jährlich ca. 45.000 Anrufer. Es rufen Laien, Ärztinnen und Ärzte aus dem Krankenhaus oder der Praxis, Personal aus Apotheken, Kindergärten, Schulen, der Polizei usw. im Giftnotruf an und erhalten Auskünfte
Bundesinstitut für Risikobewertung Max-Dohrn-Straße 8–10 10589 Berlin Tel. 030 18412-0Fax 030 [email protected]
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