Download - Sonntag, 23. März 2008 13 Das Leben mit Björn ist ein großesDer Psychotest:Wie glücklich sind Sie in Ihrem Job Seite 15 Der Fotowettbewerb: OsterspaßSeite 16 Mode-Guru: Grün

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Björn ist behindert, docher macht seine Mutter

Doris Stommel-Hes-seler zu einem

glücklichen Men-schen.

Foto:Weiser

Leben mit einem schwerstbe-hinderten Kind – für vieleSchwangere ist die Vorstel-lung der schlimmste Alp-traum. „Für uns ist unserBjörn ein Segen“, sagt jedochDoris Stommel-Hesseler ausRuppichteroth. Björn kam1981 als Drilling zehn Wochenzu früh auf die Welt. Seinebeiden Brüder starben. Erüberlebte, allerdingsschwerstbehindert – wie sicherst später herausstellte. ImEXPRESS blickt die Mutter zu-rück.

Von DORIS STOMMEL-HESSE-LER (Björns Mutter)

Björns Leben hing direktnach seiner Geburt am sei-

denen Faden, den Kabeln undden Schläuchen. Er hat gerademal 1000 Gramm gewogen, je-des Gramm, dass er zugenom-men hat, war von großer Be-deutung. Nach drei Monatendurften wir ihn endlich nachHause holen.

Er war in der Entwicklungsehr zurück, hat geschrien undgeschrien, aber von Behinde-rung war nicht die Rede. Nacheinem halben Jahr rückte seinsonniges Wesen in den Vorder-grund. Er hat gestrahlt, als wol-le er die Vergangenheit einfachweglachen.

Im zweiten Lebensjahr hattenwir einen Termin beim Kinder-arzt. „Ein Postbote wird er janicht“, sagte dieser und offen-barte uns die bittere Wahrheit:„Er wird nie laufen kön-nen.“ Ein Satz wie einDonnerschlag.

Björn hat alle Thera-pien bekommen, umdie Behinderung zu lin-dern: Viermal täglich Kranken-gymnastik, außerdemErgotherapie, Schwim-men, Reiten… Aber dieSp ra ch the r apeu t i nmachte mir dennochwenig Hoffnungen:„Der Junge wird nureinzelne Worte lernenkönnen.“

Sie sollte sich irren.Björn lernte sprechen,und es ist eine Freude,sich heute mit ihm zuunterhalten. Er hat soeine wunderbare positi-ve Lebenseinstellung.Mein Sohn kann zwarnicht laufen, aber er hatsich noch nie darüberbeklagt.

Natürlich, das Lebenist nicht immer einfachmit ihm. Björn ist sogroß wie ich, wiegt soviel wie ich und der Elektroroll-stuhl erinnert mich an einenMinipanzer. Lifter, Toiletten-stuhl, Pflegebad und Pflegebettschmücken unser Haus. Wirsind in unserer Freizeit schonsehr eingeschränkt. Manchmal

wünsche ich mir abends,ich wäre die „Bezaubern-de Jeannie“, und könnteihn mit einem Finger-schnipp ins Bett zaubern.Doch es muss auch ohneMagie funktionieren.

Zum Glück habe ich nachdem Scheitern meinerersten Ehe – Björnwar zehn undseine Schwes-ter Sandraacht Jahrealt - einenMann ken-n e n g e -l e rn t ,d e r

mit uns alle Höhen und Tiefenmeistert.

Häufig hatte ich ein schlech-tes Gewissen, weil BjörnsSchwester so oft zurückstehenmusste, aber sie hat mittlerwei-le selbst zwei Kinder und tröstet

mich: „Mama,wenn das Lebenmit Björn für michnicht so gewesenwäre, wie es ver-laufen ist, dannwäre ich nicht derMensch, der ichheute bin.“ Seitfünf Jahren be-

treut Sandra selbst ein behin-dertes Mädchen.

Ich habe mich oft gefragt,was ich getan hätte, wenn derArzt mir während der Schwan-gerschaft gesagt hätte: „FrauStommel, Sie erwarten ein

schwerbehindertes Kind. Eswird zeitlebens auf Sie ange-wiesen sein. Sie werden IhrKind füttern und baden, auchwenn es schon erwachsen ist.Sie werden es im Rollstuhlschieben, sich den Rücken rui-nieren und ständig gebundensein.“

Und ich muss ehrlich sagen:Ich weiß nicht, was ich mit demWissen getan hätte. Ich weißheute nur, dass ich mich immerfür das Leben mit Björn ent-schieden hätte, wenn ich ge-wusst hätte, wie schön es seinwürde.“

MEINE GESCHICHTE 13Sonntag, 23. März 2008

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Urein-wohnerMexikos

englischerPferde-rennplatz

franzö-sischeMittel-meerinsel

geballteHand

Ausleger,Erklärer

Teil desGesichts

Sternbild

dasUnsterb-liche

1

gewiss

SchweizerBodenmaß

4

Furcht

farben-prächtigerHühner-vogel

6

Insel-europäer

Abgabean dieKranken-kasse

5

Flussin Nord-deutsch-land

Zukunfts-traum

kurz:in das

Quader

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Schnur-loch

End-punkt derErdachse

unge-schicktbefingern

nieder-säch-sischerHöhenzug

Augen-flüssigkeit

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RM055365 200812

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Eine bewegende Geschichte, die DorisStommel-Hesseler über das Leben mitihrem schwerstbehinderten Sohn er-zählt hat. Doch es ist eine Geschichte, diedas Leben schrieb. Und genau solche Ge-

schichten möchten wir von Ihnen, liebe Le-serinnen und Leser: Haben Sie ein beson-ders ausgefallenes Hobby, engagieren Siesich ehrenamtlich für ein besonders Pro-jekt? Sammeln Sie ungewöhnliche Dinge,

haben Sie den Schritt in ein neues Lebengewagt? Dann mailen Sie uns: [email protected] oder schreiben Sie an denExpress, Stichwort „Meine Geschichte“,Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln.

Haben auch Sie eine Geschichte zu erzählen?

Doris Stommel-Hesseler kümmertsich seit 25 Jahren um ihrenbehinderten Sohn

Schwester Sandra und ihre beiden Kinder nehmen„Onkel Björn“ so wie er ist. Und das ist ihm viel lieberals Mitleid. Foto: privat

„In mir ist Freude“mit vielen Geschich-ten von Behinder-ten. Erschienen imDoris-Verlag.

Das Leben mit Björnist ein großesGeschenk