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markt & konjunktur

Mitchell, Industriemanager Pretreat-ments bei Henkel Surface Technologiesin Düsseldorf, hat noch weitere Schwach-punkte ausgemacht: „Der Wettbewerbzur Stücklackierung (post-painting), dieoperativen Kosten, die Technik, die fürden Zusammenbau vorbeschichteter Ble-che eingesetzt wird, und eine noch nichtausreichende Akzeptanz von vorla-ckiertem Blech sind die Probleme undHerausforderungen, denen sich die Coil-Coating-Branche stellen muss.“

Die Teilnehmer der ECCA-Tagung imJuni in Warschau zogen eine Bilanz der gegenwärtigen Situation der Coil-Coating-Branche und diskutierten Stra-tegien, den Marktanteil des bandbe-schichteten Blechs zu vergrößern. BengtIngman, General Manager bei BeckersPaint in Schweden, plädierte für einaggressiveres Marketing. Romuald Tala-rek, Präsident der metallurgischenIndustrie- und Handelskammer in Polen,forderte eine bessere Kooperation mitDesignern und Architekten, um band-beschichtetes Blech im Baubereich bes-ser bekannt zu machen. Jean Lamesch,Berater bei Arcelor in Luxemburg, sahein Defizit bei den technischen Innova-tionen. Mit den Produkten müssten mehrEmotionen ausgedrückt werden. Eine sei-ner Ideen zielt auf neue Farbaspekte ab.Zum Beispiel könnten Gebäude ihre Far-be mit der Tageszeit (mittags blau,

_____ Der Prozess der Bandbeschichtungist hoch automatisiert und umwelt-freundlich. Er gilt als einer der preis-wertesten Techniken für die Beschich-tung von Metall. Die weltweite Produk-tion wächst stetig, wobei sich die ange-stiegene Nachfrage nach bandbeschich-tetem Blech zum größten Teil auf dengrößeren Bedarf in Südostasien und China zurückführen lässt. Dort hat nachAngaben der European Coil CoatingAssociation (ECCA) im Jahr 2003 imVergleich zu 2002 der Absatz von band-beschichtetem Stahl um 11,4 Prozentzugenommen. In Europa wurde einZuwachs von 6,9 Prozent verzeichnet.

„Trotz des weltweiten Wachstums ist esbisher nicht gelungen, den Marktanteilvon 1,5 Prozent an der GesamtmengeStahl und Aluminium nachhaltig zu ver-größern“, stellte Thomas Stewing, Lei-ter der Geschäftseinheit Precoatings beider BASF Coatings AG in Münster, fest.Zudem ist in Asien nicht nur die Nach-frage nach bandbeschichtetem Materi-al, sondern auch seine Produktion vorOrt massiv angestiegen.

Der Wettbewerb wird noch härter

Diese neue Wettbewerbssituation ist fürdie europäischen und nordamerikani-schen Coil Coater recht bedrohlich. Peter

Zwar wächst der Markt für bandbeschichtetes Blech stetig, aber trotzdem ist sein Anteil mit 4,5 Prozent, gemessen an der insgesamt produzierten Menge an Stahl- undAluminiumflachprodukten, sehr klein. Wo lassen sich neue Märkte erschließen? Welche Maßnahmen können dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern?Auf der Konferenz der European Coil Coating Association (ECCA) im Juni in Warschausuchten Experten nach Antworten auf diese Fragen.

ECCA-Tagung

Standortbestimmung in der Bandbeschichtung

Die Vorteile eines Dachs aus bandbeschichtetem Stahl, wie Haltbarkeit, geringes Gewicht, Farb- und Formvariabilität oder die einfache Installation, sind häufig nicht bekannt

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abends rot), mit dem Feuchtigkeitsgradoder mit der Temperatur ändern.

Keine Preisreduzierung auf Kosten der Qualität

Die erste Idee, wenn es um Wettbe-werbsfähigkeit geht, ist stets, die Kostenbeziehungsweise die Preise zu senken.„Wenn wir die bisher erzielten, hervor-ragenden Eigenschaften, wie Haltbarkeit,Wetter- und Chemikalienbeständigkeit,Korrosionsschutz, Flexibilität und dieumfangreiche Farbpalette erhalten wol-len, ist es nicht möglich, auch noch denPreis zu reduzieren“, hob Thomas Ste-wing hervor. Die Fokussierung auf dieKosten dürfe nicht dazu führen, den Qua-litätsstandard zu vernachlässigen, warn-te auch Norman Rawlinson, ManagingDirector bei Becker Industrial Coatingsin England. Die Kosten müssen in ande-ren Bereichen eingespart werden. DieUnterstützung, die die Lacklieferantenhier geben können, liegt vor allem beiden innovativen Produkten. So könnenbeispielsweise Niedrig-Temperatur-,strahlenhärtende Systeme oder auch Pul-verlacke die Applikationskosten senkenund Zeit und Energie einsparen. Die Effi-zienz der Lackproduktion lässt sichzudem durch eine geeignete Vorratshal-tung der wichtigsten Rohstoffe, durch dieOptimierung der Produktionsmengenund -aggregate und durch Automatisie-rung der Prozesse verbessern.

Verbesserungspotenzial im Marketing

Der Einsatz von vorlackiertem Blechmuss für die Kunden Vorteile bringenund einen Mehrwert generieren. Deshalbmüssen technologische Eigenschaftendurch die Beschichtung erzielt werden.„Entscheidend ist“, so Stewing, „dieAnforderungen des Endkunden zu ver-stehen, um ihm entsprechende Lösun-gen, zum Beispiel selbstreinigende,kratzfeste oder IR-Licht reflektierendeOberflächen anbieten zu können.“ Hierkönnten Gespräche zwischen Stahl-/Alu-miniumhersteller, Lacklieferant und denAnwendern von bandbeschichtetemBlech zu neuen Ideen führen.

Auch im Marketing für Coil-Coating-Produkte sind noch Verbesserungenmöglich. Dies bestätigt eine Studie derECCA, in der das Marktpotenzial fürDächer aus vorbeschichtetem Metall imprivaten Wohnungsbau ermittelt wird.„Es fehlen vor allem Informationen überdas Material“, zitiert Christine Etzen-bach, Architektin bei Arcelor FCS Com-mercial in Belgien, ein erstes Ergebnisder Studie. Bisher sei es nicht gelungen,die Stärken des Materials gegenüber tra-ditionellen Dächern, wie die Haltbarkeit,geringeres Gewicht, Farb- und Formva-riabilität und die einfache Installation,nachhaltig darzustellen. Es fehlenzudem Dachdecker, die geschult sind,Coil-Coating-Material zu verbauen.Außerdem habe das Material gegen eintechnologisch unbegründetes schlech-tes Image hinsichtlich Lärmschutz undIsolierung zu kämpfen.

Neben der Aufarbeitung der Defizitezur Absicherung der bestehenden Märk-te müssen neue Geschäftsfelder fürbandbeschichtete Produkte eröffnet wer-den. „Wenn wir kein komplett lackier-tes Blech verkaufen können, ist dannein teilweise beschichtetes eine Option?“stellte Thomas Stewing zur Diskussion.Vielleicht könnte kalt und warm gewalz-tes Blech direkt im Walzwerk eine orga-nische Schicht erhalten, die es vor Kor-rosion schützt und traditionelle Pro-zessschritte, wie das Sandstrahlen undEntölen, überflüssig macht. Oder Pri-mer und Füller könnten schon im Band-beschichtungsverfahren auf das flacheBlech aufgebracht werden und der Deck-lack wie bisher zum Schluss des Ferti-gungsprozesses. Die Suche nach neuenGeschäftsfeldern ist essenziell für dieWeiterentwicklung der Bandbeschich-tungsbranche. (AJA)

Wie jeder Industrieprozess hat auch die Verzinkung ihre eigene Geschichte. In demBuch „The World History of Galvanizing“ hat Jean Lamesch die Entwicklung desBlechs, ausgehend vom Weißblech bis zum kontinuierlich verzinkten Blech auf inter-essante Weise umfassend dargestellt. Er verfolgt die Technik vom 14. bis ins 21.Jahrhundert und zeichnet Portraits der beteiligten Personen, er studiert ihre Arbeits-weise und beschreibt den Weg, den der Prozess genommen hat: von der Idee überdie Krisen und Fehlschläge, die Versuche bis zu den Erfindungen und Erfolgen. DasBuch zollt den Pionieren Respekt, die diesen Prozess weiterentwickelt haben, unddenen, die durch ihre Unterstützung und ihren unerschütterlichen Glauben an denProzess den technologischen Fortschritt veranlasst haben. Der Schwerpunkt des Buches liegt auf der Technik, wobei aber die wirtschaftlichen,politischen, sozialen und menschlichen Aspekte nicht zu kurz kommen.Die Geschichte beginnt im Mittelalter mit dem verzinnten Blech und folgt den weite-ren Entwicklungen von der Erfindung des Verzinkens, ihrer weltweiten Verbreitungim 19. Jahrhundert bis zur Einführung des kontinuierlichen Prozesses im 20. Jahr-hundert. Was das feuerverzinkte Blech als Karrosserie-Material betrifft, beschreibt JeanLamesch die Anforderungen an die Stahlhersteller durch den Automobilbau ebensowie die Auswirkungen der Globalisierung auf den Prozess.Ausgehend von alten empirischen Methoden entfaltet sich die Geschichte des Ver-zinkens bis zur modernen Technologie, die heute in mehr als 50 Ländern eingesetztwird. Eng verknüpft mit dem Verzinken ist das Walzen des Blechs. So erzählt dasBuch auch von dieser Entwicklung vom Ursprung, als das Blech gehämmert wurde,bis zum heutigen Walzprozess. Im Anhang werden die Prozesse wissenschaftlicherläutert und die wichtigsten Entwicklungen technisch dargestellt.Dieses Buch gibt der Stahlkonzern Arcelor heraus, der den Erlös des Buches demLuxemburger Roten Kreuz spendet. „The World History of Galvanizing“ von Jean Lamesch, 2004, 200 Seiten, ISBN 2-919969-25-0, 50 Euro, ist beim Autor (E-mail: [email protected]) zu beziehen.

Die Weltgeschichte des Verzinkens

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