syntax5/2012
DAS ÖSTERREICHWEITE MAGAZIN FÜR KRITISCHE SCHÜLER_INNEN
WEIHNACHTEN IST DER ORGASMUS DES KAPITALISMUS
Alle Jahre wieder spielt die Anzahl, Größe und der finanzieller Wert der Geschenke eine größere Rolle, als der eigen-
tliche Hintergrund von Weihnachten. Doch nicht nur das sollte kritisiert werden, sondern auch dieses Fest an sich
und dessen Präsenz. Dem Weihnachtswahn zu entkommen ist fast unmöglich.
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AKTION KRITISCHER SCHÜLER_INNEN | AKS.AT | DEZEMBER2012A
Wie das Weihnachtsgeschaft boomt und Konzerne von dem Konsumwahn leben
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aks.at
Im Dezember startet die Frau-eninitiative der AKS zum Thema Sexismus in den Medien. Mehr dazu findest du unter www.aks.at
SCHONGEWUSST?
Für die letzte Ausgabe in diesem Jahr hat die Syntax ein Interview mit der Künstlerin Nina Sonnenberg aka Fiva geführt.
HIGHLIGHT DIESER AUSGABE:
S. 18
..
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tax INHALT & EDITORIAL
Liebe Leserin! Lieber Leser!
Du hältst nun die letzte Ausgabe der Syntax für das Jahr
2012 in den Händen. In dieser Ausgabe liegt der Schw-
erpunkt besonders beim Thema Weihnachten.
Wir haben das Konzept, das hinter dem ganzen Wirbel
um Weihnachten steckt, zu durchleuchten versucht
und hoffen, dass du es mindestens genauso interessant
findest, wie wir und dass wir dich vielleicht auch ein
wenig dazu anregen können, Dinge, die man sonst für
gewöhnlich einfach so hinnehmen würde, zu hinterfra-
gen.
Das absolute Highlight findest du auf den Seiten 18 und
19. Wir haben mit der unglaublich interessanten und
coolen Künstlerin Nina Sonnenberg aka Fiva ein Inter-
view geführt, das du unbedingt lesen musst.
Außerdem gibt es Themen wie Entwicklungshilfe, Leis-
tungsdruck in der Schule, Frauenarmut in Österreich
und Bildungsproteste in Spanien zu lesen.
Falls du schon immer mal deine journalistischen Fähig-
keiten austesten wolltest oder einfach einen Artikel in
Österreichs größter Schüler_innenzeitung publizieren
willst, dann melde dich einfach unter [email protected] und
du bist Teil des Redaktionsteams der Syntax.
Viel Spaß beim Lesen!
Eure Redaktion
EDITORIAL
IMPRESSUMMHV: AKS-Bundesorganisation | Chefinnenredaktion: Claudia Satler | Layout: Valerie Buttler | Redaktion: AKS Bundesorgani-sation Alle: Amtshausgasse 4, 1050 Wien, Österreich
Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Syntax ist eine Zeit-schrift der AKS-Bundesorganisation und steht zu 100% in deren Ei-gentum | Grundsätzliche Richtung: Das Syntax ist die Organisationzeitung der Aktion kritischer SchülerInnen. Inhaltich den Werten der aks verpflichtet, ihr journalistischer Auftrag die Aufarbeitung gesellschaftlicher Themen aus einer Perspektive, die nicht von ökonomischen und gesellschaftlichen Ver-pflichtungen und Normen eingeengt ist.
ZVR: 27 0 200 209 | Kontakt 01/523 12 43, [email protected] | Druck: Bzoch GmbH Druck & Verlag, Kupferschmied Gasse 7, 2201 Hagenbrunn
BILDUNGBildung = WareWie unser Bildungssystem dem wirtschaftlichen Druck standhalten muss .........................................................................................................................
Macht, Leistung, SchuleLeistungsdruck in der Schule ..........................................................................
Bildungsproteste in SpanienAuswirkungen der Sparpolitik.........................................................................
GESELLSCHAFTWeihnachten ist ...... der Orgasmus des Kapitalismus ..............................................................
“Armut ist weiblich”66% der von Armut betroffenen Menschen sind Frauen .....................
Wehrpflicht ja oder nein?Gefährliche Heeresreform -braucht Österreich noch ein Pflichtheer? ..................................................................................................
INTERNATIONALESProfit statt EntwicklungshilfeWie die “Reichen” Gewinn mit der Armut machen ...............................
Jugend ohne PerspektivenJugendarbeitslosigkeit in Europa .................................................................
Das Uran im IranSo begehrenswert und doch so gefährlich ...............................................
FEUILLETONEine Künstlerin, die ihren eigenen Weg gehtSyntax Interview mit Fiva ................................................................................
Speaker’s CornerSag uns deine Meinung ..................................................................................
KunsthalleNeues vom Markt ..............................................................................................
Spielplatz.Tob dich aus! .......................................................................................................
INHALTSVERZEICHNIS
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taxAKS WHAT´S THAT? UND KOMMENTAR DER VORSITZENDEN
ALLE HABEN EIN RECHT AUF BILDUNGNoch immer hängen die Bildungschancen der
Schüler_innen in Österreich von der sozialen
und finanziellen Stellung der Eltern ab. Oft
sind nicht Faktoren wie Interessen oder Tal-
ente ausschlaggebend für den Bildungsweg,
sondern Herkunft und finanzieller Hinter-
grund. Diese sogenannte soziale Selektion
fördert Bildungseliten und Ungleichheiten im
Bildungssystem. Auch die frühe Entscheidung
zwischen AHS, Mittelschule und Hauptschulen
hängt in vielen Fällen von der finanziellen Situ-
ation der Eltern ab.
BILDUNG IST EIN MENSCHENRECHT Daher sollte Bildung allen zugänglich und
nicht von der sozialen Herkunft abhängig sein.
Allerdings fallen in der Schule oft hohe Kos-
ten an. Ob Schulreisen, Fahrt- oder Heimkos-
ten: viele Familien stehen oft vor finanziellen
Schwierigkeiten. Die vorhanden Förderungen
und Beihilfen sind nicht einfach zu erlangen
und der Betrag ist zudem nicht an die Inflation
angepasst. Die Voraussetzungen, um Beihilfen
zu beziehen, sind ebenfalls hin und wieder ab-
surd.
FÖRDERUNGEN FÖRDERN!Um zu garantieren, dass Schüler_innen selbst-
bestimmt ihren Bildungsweg folgen können, ist
es unumgänglich, die Beihilfen zu reformieren.
Die AKS fordert u.a. eine Anpassung des Höch-
stbetrages an die Inflation und eine Erhöhung
von 20%.
Mehr Infos dazu, findest du unter www.aks.at
Gemeinsam Laut - Gemeinsam Stark! Für ein
gerechteres Beihilfensystem!
KOMMENTAR DER
VORSITZENDEN
Tatjana Gabrielli, Bundesvorsitzende der AKS
AAKS WHAT´S
THAT?Die Aktion kritischer Schüler_innen ist eine
Organisation von und für Schüler_innen,
die sowohl bildungs- als auch gesellschaft-
spolitisch aktiv ist und sich für eine sozial gere-
chte, demokratische und angstfreie Schule und
Gesellschaft einsetzt.
ANGSTFREIPrüfungen, Diskriminierungen oder das
schlechte Klassenklima stehlen die Produk-
tivität und Motivation. In unseren Augen darf
Schule kein Ort des Schreckens und der Angst
sein. Schüler_innen sollen sich neues Wissen
aneignen und sich ihren Interessen entsprech-
end entfalten können.
SOZIAL GERECHT
Durch die Trennung 9-jähriger Kinder in Gym-
nasium, Neue Mittelschule und Hauptschule
wird der weitere Bildungsweg schon viel zu
früh und meist unwiderruflich entschieden.
Wir wollen eine Gesamtschule, in der weder
soziale Herkunft noch finanzieller Background
eine Rolle spielen, sondern Interessen und
Fähigkeiten im Mittelpunkt stehen.
DEMOKRATISCHDen Unterricht nach eigenen Interessen ge-
stalten, bei der Auswahl der Lehrmittel mit-
bestimmen und dann auch noch die eigene
Vertretung auf Landes- und Bundesebene
wählen - klingt nach einem Traum? Muss es
aber nicht bleiben. Demokratie ist nicht nur
eine Theorie, die beim nächsten Test abgefragt
wird. Demokratie muss gelebt werden.
In der AKS engagieren sich Schüler_innen, die
etwas verändern wollen - sei auch du ein Teil
davon. Gemeinsam Laut - Gemeinsam Stark!
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tax BILDUNG
BILDUNG ALS WARE
Lehrer_innen, so heißt es, müssen mehr leisten; Schüler_innen lernen angeblich zu wenig Wissen in der Schule. Allerorts verlangen Politiker_innen eine Mehrleistung vom Bildungswesen - da die Kosten für lebenslanges Lernen unerbittlich steigen. (Hargreaves 1997)
BILDUNG WIRD ZUM PRIVILEGDie Schulen sowie Universitäten bekom-
men immer weniger Geld und Bildung
wird immer mehr zum Privileg. Anstatt
den freien und kostenlosen Zugang zu
Bildung zu fördern, wird immer mehr
Geld für die Schulen gekürzt. Die Folge
davon ist, dass aufgrund der fehlenden
Mittel, der Bildungsstandard sinkt und
der Bildungsweg den sozial Schwäche-
ren verwehrt wird, durch zum Beispiel
Studiengebühren oder erhöhte Schul-
kosten, durch Bücher und erforderli-
che Unterrichtsmittel. Die Schule muss
Schüler_innen selektieren, weil nicht alle
aufgenommen werden können. Momen-
tan wird der Bildungssektor einfach nur
kaputt gespart.
SPAREN, SPAREN, SPARENDer Bildungssektor wird momentan ka-
puttgespart, da besonders konservative
Kräfte in Österreich nicht mehr Geld für
Bildung in die Hand nehmen wollen. Je
weniger Geld die Schule bekommt und
je mehr Geld die Schule braucht, desto
größer wird jener Teil werden, der von
der Wirtschaft finanziert wird. Die Fol-
gen davon sind, dass Schulen auf Spon-
soring durch Banken oder Unternehmen
zurückgreifen müssen. Das bedeutet,
dass die Wirtschaft immer Einfluss auf
die Ausbildung in Österreich hat. So sind
Kinder schon früh und ununterbrochen
von manipulierender Werbung umgeben.
Ein Beispiel ist hier eine Schule in den
USA, in der gute Leistungen mit einem
Gutschein für Pizza-Hut belohnt wer-
den. Außerdem erhalten Unternehmen
die Möglichkeit, direkt in die Ausbildung
der Schüler_innen einzugreifen, wie dies
zum Beispiel bei Microsoft und Cisco
passiert und Schüler_innen zu Konsu-
ment_innen erzogen werden.
Somit profitiert die Wirtschaft immer
mehr von dem zu geringen öffentlichem
Geld vom Staat für unser Bildungssys-
tem, um ihr eigenes Geld gewinnorien-
tiert zu erwirtschaften.
UNTERNEHMEN INVESTIEREN UM GEWINN ZU ERZIELENDie Schule ist eine Institution, die wie
jede andere von bestimmten Interessens-
gruppen geprägt wird. Gefragt sind Per-
sonen, die sich an das bestehende System
anpassen, ohne es zu hinterfragen. Da-
durch verliert Bildung ihren eigentlichen
Entwicklungs-Charakter. An ihre Stelle
tritt die gezielte Ausbildung,
die sich nach den Anforderungen des
Marktes richtet. Das Leistungsprinzip,
auf dem die jetzige Gesellschaft basiert,
wird in der Schule immer mehr forciert.
Dadurch wird die Solidarität innerhalb
der Gesellschaft geschwächt und die indi-
viduellen Leistungen des_der einzelnen
in den Vordergrund gerückt.
DEM KURS FOLGEN?Gebühren werden eingeführt bzw. er-
höht. Unser Bildungsweg ist noch viel
mehr vom Geld unserer Eltern abhängig.
Die Politik muss verstehen, dass Sparen
bei der Bildung kein Schritt nachvorne
ist, sondern zwei Schritte zurück.
Valerie Buttler, besuchte das
WIKU Salzburg und ist jetzt
im Bundteam der AKS
Wie unser Bildungssystem dem wirtschaftlichen Druck standhalten muss
Bildung wird immer teurer
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taxBILDUNG
MACHT, LEISTUNG, BILDUNG
Viele Schülerinnen und Schüler kostet es jeden Tag erneut viel Überwindung, in die Schule zu gehen. Gründe dafür gibt es viele, doch wirklich ausschlaggebend dafür ist oft der enorme Druck, der auf ihnen lastet.
STRESSFAKTOR SCHULEDie Art und Weise wie unterrichtet wird,
verlangt von den Schüler_innen viel ab.
Die Lehrperson steht vorne, erklärt das
Thema und man ist aufgefordert, auf-
merksam zu sein und mitzuschreiben.
Man könnte auch jederzeit geprüft oder
auch nur etwas gefragt werden und soll-
te am besten die richtige Antwort parat
haben. Diese Art des Frontalunterrichts
führt dazu, dass die meisten quasi per-
manent unter Druck stehen. Drei Tests
und zum Beispiel eine Schularbeit und
die Hausübungen, die zusätzlich dazu
kommen, in einer Woche zu meistern,
fördert den Lernprozess nur bedingt. Zu
viele lernen den Stoff nur mehr auswen-
dig und vergessen mehr als die Hälfte
nach den Prüfungen gleich wieder.
LEISTUNGSDRUCK UND SOZIALE SELEKTIONEtliche Schüler_innen können sich nicht
auf die Unterstützung der Eltern verlas-
sen, da diese sich z.b. Nachhilfe für ihre
Kinder nicht leisten können. Gerade die,
die sich Nachhilfe nicht leisten können,
bleiben auf der Strecke. Die wenigsten
schaffen es, zum Beispiel die Matura zu
machen. Dieser ständige Leistungsdruck
unterstützt dadurch die soziale Selektion
und führt zur Elitenbildung.
GEMEINSAM LERNEN, STATT UM NOTEN STREITENEs gibt viele Möglichkeiten, den Stress
und den Druck in der Schule abzubauen.
Das vermehrte Arbeiten in der Gruppe ist
eine Methode, durch die das gegenseitige
Helfen unter den Schüler_innen geför-
dert werden kann. Durch das gemein-
same Lernen können auch die Stärken
mancher Schüler_innen genutzt werden,
gegen Schwächen anderer vorzugehen.
Dadurch wird ein angenehmes Schul-
und Klassenklima gefördert. Viele Studi-
en haben bewiesen, dass Schüler_innen
gemeinsam mehr erreichen, als wie wenn
sie still in den Bänken sitzen, um sich
mehr oder minder berieseln lassen.
NOTEN ABSCHAFFEN!Die Ziffernnoten, die uns in eine Schubla-
de pressen und darüber hinaus die Kon-
kurrenz untereinander fördern, sollten
längst der Vergangenheit angehören. Der
Effekt von Ziffernnoten ist schon lange
umstritten: Wie kann eine Ziffer von eins
bis fünf mir meine Stärken und Schwä-
chen aufzeigen?
Denn damit wir uns verbessern können,
müssen wir unsere Stärken und Schwä-
chen erkennen. Um dies zu gewährleis-
ten, müssen wir weg von den Ziffernno-
ten, hin zu einem schriftlichen Feedback,
das uns wirklich Auskunft über unsere
Fähigkeiten, Stärken und Schwächen
gibt, und uns nicht eine Zahl Auskunft
gibt.
Claudia Satler, 18, besuchte BG Reb-
berggasse und ist jetzt im Bundteam
der AKS
Stressfaktor Schule
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syn
tax BILDUNG
BILDUNGSPROTESTE IN SPANIEN
Die Situation in Spanien verschärft sich. 50% aller unter 25 Jährigen sind arbeitslos. Trotz Krise spart man bei der Bildung. Das Sparen im Bildungssektor ist gerade in der Krise verkehrt und führt zu horrenden
AKTUELLE SITUATIONSpanien gehört zu den sogenannten PIGS
(Portugal, Italien, Griechenland und Spa-
nien) Staaten. Ihre Staatsschulden sind
so hoch, dass sie aus eigener Kraft nicht
bedient werden können. Aus dem Grund
müssen Institutionen wie der Internatio-
nale Währungsfond oder die Europäische
Union mit „Hilfsgeldern“ einspringen.
Hilfsgelder werden vor allem gewährt um
einen Kollaps der stabileren Länder zu
vermeiden und andererseits, weil sie mit
Auflagen verbunden sind, die den Men-
schen in den Ländern nicht gerade unter
die Arme greifen.
FOLGENSo beinhalten diese Programme und
Auflagen den Verkauf öffentlichen Ei-
gentums, Pensionskürzungen, Null-
lohnrunden und vieles mehr. Um die
Banken mit Milliarden zu stützen, wird
die Lebensqualität der Bevölkerung aufs
Minimum abgesenkt. Mit diesen Kürzun-
gen verschenkt der Staat auch die Mög-
lichkeit durch Konsum wieder wachsen
zu können, da dadurch weniger konsu-
miert wird und in weiterer Folge sinken
die Steuereinnahmen. Die Arbeitslosig-
keit in Spanien beträgt bereits 25%, die
Jugendarbeitslosigkeit sogar über 50%.
Erst kürzlich musste der Internationale
Währungsfond zugeben, dass ihre Aufla-
gen in Griechenland kontraproduktiv ge-
wirkt haben. Wirklich geändert hat sich
die Situation nicht.
AKTION - REAKTIONSeit Anfang dieses Jahres entstehen in
Spanien immer wieder sogenannte „Bil-
dungsproteste“. Von den Sparmaßnah-
men bleibt keine Bildungseinrichtung
ausgeschlossen. Von den Universitäten
bis zu den Kindergärten, Kürzungen wer-
den nicht einfach so hingenommen. Auf
den Schildern der Demonstrierenden ste-
hen Sprüche wie: „Bildung ist keine Aus-
gabe, es ist eine Investition. Nein zu den
Kürzungen!“ Die Polizei reagiert dabei
nicht selten mit Gewalt: Als zum Beispiel
eine Gruppe Jugendlicher gegen unge-
heizte Klassenräume protestierte, benut-
ze sie Schlagstöcke und knüppelte nicht
wenige von ihnen zu Boden.
Ende Mai kam es zu den bisher größten
Streiks. Die Gewerkschaften sprechen
von 80% des gesamten Bildungssystems,
welche die Aufnahme der Arbeit boykot-
tierten und stattdessen ihre Forderungen
auf der Straße publik machten.
SPARPOLITIK IN SPANIENDie Regierung Spaniens hat sich viel
Auswirkungen der Sparpolitik
Studierende und junge Leute demonstrieren auf der Straße
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syn
taxBILDUNG
vorgenommen. Mehr als drei Milliarden
Euro, das sind ca. 20% des Bildungs-
haushaltes, sollen eingespart werden.
Der Anteil an Bildungsausgaben am BIP
darf bis 2015 nur mehr 3,9% betragen,
der OECD (Organisation for Economic
Co-operation and Development) Schnitt
liegt bei 5,9%. Für Schüler_innen heißt
das konkret, dass die Klassenobergren-
ze in der Oberstufe ab jetzt bei 47 Schü-
ler_innen liegt, statt wie bisher bei 30.
Lehrer_innen müssen Gehaltskürzungen
und eventuelle Entlassungen akzeptie-
ren. Die Gewerkschaften sprechen von
Zehntausenden, die ihren Job verlieren
könnten. Angesichts der hohen Arbeits-
losigkeit keine erfreuliche Nachricht.
STUDIEREN - NUR MIT VIEL GELD IN DER TASCHEAußerdem leiden auch die Studierenden
sehr unter den Kürzungen. Sie müssen
höhere Studiengebühren und gleichzei-
tig verminderte staatliche Stipendien auf
sich nehmen, so wie auch die Forschungs-
gelder auf ein Minimum gestrichen wer-
den. Private Einrichtungen freuen sich
natürlich über ein schwaches öffentliches
Schulsystem und warten schon auf den
höheren Andrang.
ALTERNATIVE?Das wichtigste für Spanien wäre, die
kontraproduktiven Auflagen der Euro-
päischen Union und des Internationalen
Währungsfonds zurückzunehmen und
Spanien stattdessen ein Konjunktur-
paket zur Verfügung zu stellen. Damit
muss die hohe Jugendarbeitslosigkeit
dringend bekämpft werden. Am besten
funktioniert das durch gute Ausbildungs-
möglichkeiten und Investitionen in das
Bildungssystem.
Denn wer an der Bildung spart, wird in
Zukunft verarmen oder ist es schon.
Louis Reumann, 18, besuchte das
Gymnasium Mattersburg
im Burgenland
Studierende protestieren auf der Straße
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syn
tax GESELLSCHAFT
WEIHNACHTEN IST ...
Die Weihnachtszeit ist die Zeit der Familie und der Liebe zueinander. Dabei wird leicht vergessen, dass der globale Markt sich zur Weihnachtszeit an dem Geld, dass eingenommen wird, vollfrist und keinen Brösel
ES GIBT KEIN ENTKOMMENSchon Ende Oktober, spätestens aber
Anfang November können wir es riechen.
Weihnachtskipferl, Tannenduft und
Glühwein kündigen die Weihnachtszeit
an – bald schon werden auch die Straßen
mit Weihnachtsschmuck beleuchtet sein.
Man könnte wahrlich meinen, Friede sei
eingekehrt.
Doch wir alle wissen ganz genau, dass
die Weihnachtszeit in Wahrheit, für fast
alle Menschen, Stress bedeutet. Die ei-
gentlich so harmonisch wirkenden Stra-
ßen sind mit hektisch umher laufenden
Leuten, die schon seit Wochen auf der
Suche nach Geschenken für ihre Liebsten
sind, gefüllt. Wenn man die Menschen
auf der Straße fragt, was an Weihnachten
gefeiert wird, werden Werbeslogans in
Endlosschleife abgespielt. „Das Fest der
Liebe“ und so weiter. Auch dass „die Kir-
che Weihnachten erfunden hat“, ist eine
gängige Meinung. Tatsächlich lässt sich
der Feiertag am 24. bzw. 25. Dezember
auf sehr viele Geschehnisse zurückleiten.
Die Geburt Jesu wurde vom Christ_in-
nentum wohl eher aus praktischen Grün-
den auf den heidnischen Feiertag gelegt.
Nichts desto trotz, ob religiös oder nicht,
Weihnachten kann man kaum entkom-
men.
IM KONSUMWAHN Statt der Besinnlichkeit, wie sie propa-
giert wird, steht der Konsum im Mittel-
punkt - wichtig ist die Anzahl und Größe
der Geschenke. Sobald die Dekorations-
artikel für Halloween aus den Regalen
verschwunden sind, tauchen überall
Weihnachtskugeln, Schneemänner, Ren-
tiere und sonstige Dinge, „die eben dazu
gehören“, auf.
Die kapitalistische Maschinerie, die u.a.
auf Grund des gesättigten Marktes im-
mer mehr ins Wanken kommt, schnauft
erfreut auf. Die Konsumfreudigkeit, die
unterm Jahr immer wieder abschwächt,
tritt nun wieder ans Tageslicht. Der Ka-
pitalismus, der es sich zur Aufgabe ge-
macht hat, die Mängel der westlichen
Welt zu füllen, nutzt Werbung und Kom-
merz, um neue Mängel zu erschaffen. An
Weihnachten bedeutet das nicht, dass es
um das Notwendigste geht. Es geht dar-
um, das beste Geschenk zu finden, sich
neuen Weihnachtsschmuck zu besorgen
und das Fest so pompös wie möglich zu
feiern.
DER ORGASMUS DES KAPITALISMUSGewinner_innen dieses Phänomens sind
niemand anderes als die Multinationalen
Großkonzerne – auf Kosten derer, die
nicht das Glück hatten, im wohlhaben-
den Teil der nördlichen Welthalbkugel
... der Orgasmus des Kapitalismus
Geschenke, Geschenke, Geschenke - Die Welt im Konsumwahn
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taxGESELLSCHAFT
geboren zu sein. Sie profitieren von der
Ungleichheit in unserer Marktwirtschaft
und scheffeln Geld ohne Ende produziert
werden all die Konsumgüter, die in den
europäischen Regalen zu finden sind,
nämlich meist in den ärmeren Ländern
des Südens oder Asiens. Über 80 Prozent
der bei uns verkauften Spielsachen wer-
den in China produziert. Frauen, Männer
und Kinder arbeiten zu miserabelsten
Bedingungen, um genug Schokoweih-
nachtsmänner, Plastikspielzeug oder
Computer zu produzieren. Diesen Men-
schen wird kein Lächeln auf’s Gesicht ge-
zaubert. Ihre Menschenrechte kommen
erst weit nach dem Glück der Menschen
in den USA und Europa und noch weiter
nach der Bereicherung einiger weißer
Männer an den Spitzen der Großkonzer-
ne.
DAS LEIDEN IM SCHATTEN DER WEIHNACHTSBÄUME UND GESCHENKETÜRMEAn den Barbies klebt der Schweiß von
etlichen ausgebeuteten Menschen. Sechs
Tage die Woche, zwölf Stunden am Tag
arbeiten Millionen Chines_innen an vie-
len Spielzeugen, die jetzt zu Weihnach-
ten über die Ladentische wandern - und
bekommen dafür fast nichts gezahlt. Für
eine Barbiepuppe etwa, die im Shop 18
Euro kostet, bekommt eine Arbeiterin
nur 40 Cent. Aber nicht nur Arbeiter_in-
nen leiden unter diesem Konsumwahn,
auch die Umwelt wird jedes Jahr wieder
auf eine harte Probe gestellt. Allein in
Deutschland wurden in den letzten Jah-
ren rund 28 Millionen Bäume gefällt, da-
mit sie rund einen Monat die Häuser und
Wohnungen schmücken.
BRAUCHEN WIR DAS ALLES?Das ist die Frage, die man sich daher un-
bedingt stellen muss. Die kapitalistische
Maschinerie stöhnt vor Glück, während
auf der Welt Millionen Menschen leiden.
Es macht Sinn, im Dezember die Wer-
bung auszublenden, sich nicht darauf
zu konzentrieren, was wir noch alles
brauchen, sondern sich anzusehen, was
wir bereits alles haben.
Camila Garfias, besuchte die AHS
Heustadelgasse und ist jetzt im
Bundesteam der AKS tätig
Ohne Geschenke, kein Weihnachten - Ohne Weihnachten, keine Geschenke
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tax GESELLSCHAFT
“ARMUT IST WEIBLICH”
Frauenarmut ist auch in Österreich, einem der reichsten Länder der Welt, ein Problem. Die Gründe dafür sind vielseitig. Sie reichen von der Einkommensschere, über „die gläserne Decke“ bis hin zu fehlenden/überteuerten Kinderbetreuungsplätzen.
571 000 FRAUEN LEBEN IN ARMUTDie Zahl der armutsgefährdeten und
akut von Armut betroffenen Menschen
steigt ständig an, besonders Frauen
machen einen großen Anteil der in Ar-
mut lebenden Bevölkerung aus. Aktu-
ell gehen Schätzungen davon aus, dass
571.000 Frauen in Österreich unter der
Armutsgrenze leben. Das sind 14 % al-
ler Frauen. 6% sind von akuter Armut
betroffen und können sich Dinge wie
Heizung, ausreichend Nahrung oder
neue Kleidung nicht mehr leisten.
FRAUEN VERDIENEN IMMER NOCH 1/3 WENIGERDie Einkommensschere lag 2011 bei
31,1% in Österreich. Das heißt das Jah-
resbruttogehalt von Männern liegt um
fast ein Drittel über dem der Frauen.
Die Gründe für diese schockierende
Zahl sind vielfältig. Gerade in der Pri-
vatwirtschaft liegen die Gehälter noch
immer nicht auf derselben Stufe. Sogar
bei gleicher Qualifikation und Posten
finden sich Unterschiede auf den Ge-
haltzetteln von Männern und Frauen.
Auch wenn sich die Gehälter in den
verschiedenen Branchen in kleinen
Schritten angleichen, passiert bei den
meisten Unternehmen, um den Ge-
haltsunterschied auszugleichen, nichts.
WENN MÄNNER MÄNNER FÖRDERNObwohl mehr Frauen den Maturaab-
schluss machen, sind sie Führungs-
positionen kaum vertreten. Das heißt
irgendwo bleiben Frauen auf der Stre-
cke. Der Grund dafür ist „die gläserne
Decke“. Durch die „Gläserne Decke“
wird es Frauen, aufgrund verschiedener
Faktoren viel zu oft verwehrt, auf der
Karriereleiter weiter nach oben zu kom-
men. Männer schaaren tendenziell gern
Männer um sich. Somit werden Frauen
automatisch ausgeschlossen. Der An-
teil von Frauen in Aufsichtsräten liegt
in Österreich momentan gerade einmal
bei 10%.
ZEIT, UM AUS DER ROLLE ZU FALLENFrauen werden immer noch durch vor-
herrschende Rollenbilder in schlecht-
bezahlte Tätigkeiten gedrängt. Ein
wichtiger Schritt ist es, den Stereotypen
entgegenzuwirken, und Frauen zu för-
dern, damit auch sie männerdominierte
Berufe ausüben können.
Zudem fehlt es in Österreich enorm an
Kinderbetreuungsplätzen, um Frauen
zum Beispiel den Berufseinstieg nach
einer Schwangerschaft wieder zu er-
leichtern. Denn die Kindererziehung
bleibt gerade in den ersten Jahren oft
an der Frau hängen, während der Mann
sich seiner Karriere widmen kann. Au-
ßerdem würde die Einführung einer
Quotenregelung es Frauen ermögli-
chen, in höheren Positionen Fuß zu fas-
sen. Denn noch immer machen Frauen
nur einen Bruchteil der österreichi-
schen Führungskräfte aus.
Julia Wallner, 17, besucht das BG/
BRG Lichtenfels in der Steiermark
66% der von Armut betroffenen Menschen sind Frauen
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taxGESELLSCHAFT
Ent
gel
tlic
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Ein
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Echte Männer gehen in Karenz
Im Schnitt gehen nur 5 % der Männer in Karenz.Frauen erledigen immer noch zwei Drittel der unbezahlten arbeit.Väterkarenz ist ein wichtiger Schritt in richtung Gleichstellung.
Mehr Informationen unter: www.maennerinkarenz.at
Eine Initiative von:
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tax GESELLSCHAFT
WEHRPFLICHT JA ODER NEIN?
Dem europäischen Trend folgend, soll nun auch in Österreich über die Abschaffung der Wehrpflicht abges-timmt werden. Am 20. Jänner findet eine Volksbefragung statt, bei der alle Wahlberechtigten entscheiden können. Was dabei raus kommt, ist wegweisend für die Regierung!
DAS ÖSTERREICHISCHE BUNDES-HEER HEUTEDie Aufgaben des Heeres bestehen aus
Landesverteidigung (Luft, Land), Per-
sonen- und Einrichtungsschutz, Kata-
strophenschutz, Grenzkontrollen und
Auslandseinsätzen. Zusammengesetzt
ist das Heer aus dem Präsenzstand,
dem Milizstand und dem Reservestand.
Im Präsenzstand befinden sich unge-
fähr 25000 Berufssoldat_innen und
10000 Grundwehrdiener. Im Miliz-
stand stehen ca 30 000 Soldat_innen,
welche einen Zivilberuf ausüben und im
Ernstfall fixe Aufgaben im Bundesheer
haben; sie erscheinen ein Mal im Jahr
zu Übungen.
Für Auslandseinsätze und „Friedens-
missionen“ werden die Wehrpflichti-
gen nicht eingesetzt, da sie laut öster-
reichischer Offiziersgesellschaft nach
6 Monaten Ausbildung nicht „feldver-
wendungsfähig“ sind. Viele von ihnen
arbeiten als sogenannte „Systemerhal-
ter“ als Fahrer im Verteidigungsmi-
nisterium, als Koch, in der Blaskapelle
oder in der Verwaltung. Daher werden
die 6 Monate Grundausbildung von
vielen als Schikane und Zeitverschwen-
dung gesehen.
Der Zivildienst hingegen wird von vie-
len als Berufsorientierungsphase ge-
nutzt und stärkt das Sozialverhalten.
Allerdings sind Zivildiener schlecht
bezahlt und werden so vom Staat aus-
gebeutet, um das unterfinanzierte Sozi-
alsystem in Österreich zu finanzieren.
ABSCHAFFUNG? JA ODER NEIN?Die Frage nach der Abschaffung bringt
viele Parteien, Organisationen, Grup-
pen und das Heer selbst in eine Kon-
fliktsituation. Es gibt für beide Vari-
anten Vor- und Nachteile. Ein solcher
Konfliktpunkt ist die Frage des Geldes.
Viele befürchten, dass die Einrichtung
eines Berufsheeres und die Ausfinan-
zierung des freiwilligen sozialen Jahres
zu viel Geld kosten werde. Außerdem
fiele durch die Abschaffung der Wehr-
pflicht auch der Zivildienst weg und
damit gingen tausende Arbeitskräfte
verloren. Tatsächlich würde eine Um-
stellung auf ein Berufsheer die Kosten
etwas erhöhen, doch fielen auch viele
Verwaltungsarbeiten weg. Sollte sich
Gefährliche Heeresreform - braucht Österreich noch ein Pflichtheer?
Aufmarsch des Heeres
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taxGESELLSCHAFT
die Bevölkerung für eine Reform ent-
scheiden, dürfen Mehrkosten dennoch
kein Argument sein.
In Bezug auf den Zivildienst besteht zu-
sätzlich die Angst, dass die Anzahl der
Freiwilligen für das soziale Jahr nicht
ausreichen werden, um den Bedarf zu
decken. Man darf dabei aber nicht ver-
gessen, dass dieses nicht nur Männer,
die die Schule absolviert haben und
nicht zum Militär gehen wollen, um-
fasst, sondern auch Frauen und Män-
ner bis zum Alter von 30 Jahren. Eine
faire Bezahlung muss hier auf jeden
Fall gewährleistet sein.
BERUFS – ODER PFLICHTHEER? Ein großer Kritikpunkt an einem Be-
rufsheer ist die fehlende Verankerung in
der Bevölkerung. Durch ein Pflichtheer
ist gewährleistet, dass ein Querschnitt
der Bevölkerung im Heer repräsentiert
ist und dadurch die Gefahr vermindert
wird, dass sich das Heer gegebenenfalls
gegen die Bevölkerung wendet. In Staa-
ten mit einem Berufsheer (wie Öster-
reich 1938) werden Befehle tendenziell
weniger hinterfragt, während sich in
Ägypten das Pflichtheer während des
Arabischen Frühlings auf die Seite der
Bevölkerung stellte.
AUFGABEN DES HEERESDie Aufgabengebiete des Heeres haben
sich in den letzten Jahrzehnten stark
verändert. Da eine akute militärische
Bedrohung nicht vorhanden ist und
sich Kriege in Zukunft ohnehin auf ei-
ner anderen Ebene bewegen werden,
stellt sich die Frage, ob ein Heer, spezi-
ell ein Pflichtheer überhaupt noch not-
wendig ist. Die wenigen Einsätze, die
das österreichische Bundesheer macht,
werden von den Berufssoldat_innen
betätigt, die wir ohnehin schon haben.
Laura Grossmann, 18 und besucht das
BG Boerhaavegasse in Wien
Chronologie der Wehr-
pflicht
1956 :
Die ersten Wehrpflichtigen werden
eingezogen. Die Wehrpflicht dauerte
damals noch 9 Monate.
1971:
Unter Bundeskanzler Kreisky (SPÖ)
wurde die Dauer auf 8 Monate ver-
kürzt.
1975:
Immer noch unter Kreisky wird der
Wehrersatzdinst, der Zivildinest,
eingerichtet. Wer keinen Dienst an
der Waffe verrichten will, kann als
Ersatz einen neun Monate langen
Zivildienst bei unterschiedlichen Or-
ganisationen (Rettunsdienst, Behin-
dertenheimen, Krankenbetreuung
etc.) oder einen 12 Monate langen
Auslansdienst leisten.
2005:
Unter Bundeskanzler Gusenbauer
(SPÖ) wird die Wehrpflicht auf 6
Monate verkürzt, die Dauer des Zi-
vildienstes bleibt.
20. JÄNNER 2013:
Volksbefragung bezüglich Abschaf-
fung der Wehrpflicht.
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tax INTERNATIONALES
PROFIT STATT ENTWICKLUNGSHILFE
Die Armen werden immer ärmer und die Reichen immer reicher. Vor allem in Entwicklungsländern ist die Kluft zwischen Arm und Reich enorm groß. Die Bandbreite an Initiativen der westlichen Staaten und NGO’s müsste den Welthunger doch schon längst beseitigt haben. Das Problem ist nur, dass es ihnen nicht um die Beseitigung von Hunger geht, da ihnen der Profit dann doch besser schmeckt.
ENTWICKLUNGHILFE LEISTEN UND DAS GEWISSEN IST REIN?Amazon verweist auf seiner Internetseite
stolz auf seine NGO „Worldreader“, die
es sich zum Ziel gesetzt hat, eine Milli-
onen E-Books nach Afrika zu bringen.
Dafür bekommen einige Klassen einen
Kindle und dürfen Interviews machen.
Linda erzählt zum Beispiel von ihrer früh
verstorbenen Mutter und dass sie deswe-
gen oft weint. Doch nun hat sie ja ihren
E-Reader und kann, falls sie wieder trau-
rig ist, fröhlich Geschichten lesen.
Klingt wie billige Werbung? Ist es auch!
Großkonzerne haben sich mittlerweile
darauf spezialisiert, ihr Image durch ei-
gennützige Projekte aufzupolieren. Wäh-
rend Amazon (wenigstens) ein paar E-
Reader verteilt, dreht Coca Cola einfach
ein Video in dem es heißt: „Es gibt viele
Gründe an eine bessere Welt zu glauben!“
Was Coca Cola dafür macht, erfährt man
nicht. Vielleicht Wasserquellen privati-
sieren und somit etlichen Menschen den
Zugang zu sauberen Wasser verwehren,
um sie in Folge dazu zu bringen, Coca
Cola Produkte zu konsumieren?
Natürlich hat die NGO Worldreader eine
eigene Qualität: Schaffen es die Kinder
wirklich aus der Armut, wissen sie gleich,
wie man bei Amazon einkauft.
IM WESTEN NICHTS NEUESMan sieht: Selbstlos agieren diese Insti-
tutionen nicht. Doch nicht nur Konzerne
handeln so, auch die moralisch unantast-
baren westlichen Länder verfolgen keine
anderen Ziele als Eigennutz. 1970 war
man sich in der UN einig, mindestens
0,7% des BIP für Entwicklungszusam-
menarbeit auszugeben. Österreich zahlt
trotzdem nur 0,27%. Diese geradezu ho-
möopathischen Prozente fließen dann
meist an Unternehmen vom Geberland.
Die Wirtschaft des Entwicklungslandes
hat wenig davon und wird sogar in die
Abhängigkeit getrieben.
WIR SCHICKEN DEN ARMEN STAA-TEN NICHT MEHR GELD, ALS WIR IHNEN NEHMENWirft man einen Blick auf die Geldflüsse,
dann sind die von den Ländern der süd-
lichen Hemisphäre in die nördliche He-
misphäre größer als andersherum. Wir
schicken den armen Staaten nicht mehr
Geld, als wir ihnen nehmen?
Reichtum profitiert von der Armut. Die
Entwicklungsländer sind bei den Indus-
triestaaten auch noch hoffnungslos hoch
verschuldet und können von einer Infra-
struktur oder Hilfe für hungernde Men-
schen nur träumen. Fangen wir damit an
und erlassen ihnen ihre Schulden, anstatt
ihnen E-Books zu schenken!
Pia Maria Ebner und Nadine Nicole
Lenzinger, beide besuchen das BG/
BRG Mattersburg im Burgenland
Wie die “Reichen” Gewinn mit der Armut machen
“Es kommt nicht darauf an, den Menschen der dritten Welt mehr zu geben, sondern ih-
nen weniger zu stehlen.” (Jean Ziegler)
Vor allem schwer betroffen sind die Kinder in den Entwicklungsländern
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syn
taxINTERNATIONALES
JUGEND OHNE PERSPEKTIVEN Jugendarbeitslosigkeit in Europa
JUGEND ALS OPFER DER KRISEDer Fiskalpakt, der allen Ländern eine
Schuldengrenze vorschreibt, zwingt die
Länder zu massiven Sparmaßnahmen,
was dazu führt, dass Staaten Investi-
tionen nicht mehr tätigen können, um
Bedingungen für neue Arbeitsplätze zu
schaffen.
In Europa wird gekürzt und gespart und
die Jugendlichen müssen die Konse-
quenzen dafür tragen.
Immer mehr Großkonzerne wandern in
Billiglohnländer ab, um sich viel Geld zu
sparen. Dies führt dazu, dass in Europa
wichtige Arbeitsplätze fehlen.
Um diesem Problem entgegenzuwirken,
müssten von Politik und Wirtschaft eu-
ropaweit Maßnahmen, wie zum Beispiel
Lehr – und Arbeitsplätze schaffen, oder
in der Krise die Arbeitsplätze nicht kür-
zen, sondern ausbauen, gesetzt werden.
Dadurch könnten die Ursachen der Ju-
gendarbeitslosigkeit wirkungsvoll be-
kämpft werden.
KRISENSTAATEN SIND BESONDERS BETROFFENKrisenstaaten sind von der Jugendar-
beitslosigkeit besonders hart betroffen,
wie eine aktuelle Statistik zeigt. In Spa-
nien oder Griechenland bleibt jede_r
zweite Arbeitssuchende bei der Jobsu-
che erfolglos. Europa sollte soziale Ab-
sicherung und eine Arbeitsstelle für alle
Arbeitssuchenden garantieren können.
Doch die Realität sieht anders aus. Gera-
de in den krisengebeutelten Staaten wird
durch nahezu „Kaputtsparen“, die Situa-
tion am Arbeitsmarkt immer schlechter.
„GENERATION PRAKTIKUM“In vielen Fällen nutzen Unternehmen
die Situation der arbeitssuchenden jun-
gen Menschen schamlos aus, indem sie
eine Vollzeitstelle mit Praktikant_innen
besetzen, die entweder unterbezahlt wer-
den oder gar keine Entschädigungen für
ihre Leistungen erhalten.
Sie arbeiten als Vollzeitkraft für ein Un-
ternehmen, das nicht bereit ist, ihre
Kompetenzen anzuerkennen und dem-
entsprechend zu würdigen. Die jungen
Menschen werden dadurch vielleicht
gefordert, aber auf keinen Fall gefördert.
Deswegen müssen unbezahlte Praktika
abgeschafft und der Mindestlohn geltend
gemacht werden. Nur so kann ein faires
Arbeitsverhältnis gewährleistet werden.
Es sollte jede_r die Möglichkeit haben,
die eigene Existenzgrundlage abzusi-
chern. Nur kann dies nicht funktionieren,
solange die politischen und wirtschaftli-
chen Voraussetzungen nicht geschaffen
werden. Jugendliche haben ein Recht auf
Arbeit und Förderung. Sie sind Europas
Gegenwart und Zukunft.
Julia Rachbauer, 17,
besucht das Porg Volders in Tirol
Ungefähr 5 Millionen Jugendliche in Europa haben zurzeit keinen Job. Grund dafür ist unter anderem die Wirtschaftskrise. Gerade Jugendliche leiden unter der miserablen Situation am Arbeitsmarkt und stellen gleichzeitig die Zukunft Europas dar.
Zu viele Jugendliche sind ohne Zukunftsperpektiven
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tax INTERNATIONALES
DAS URAN IM IRAN
„Der islamische Staat ist ein Staat des Gesetzes. In dieser Staatsform gehört die Souveränität einzig und allein Gott. Das Gesetz ist nichts anderes als der Befehl Gottes.“ (Ruhollah Chomeini)
Es scheint, als wäre der Iran immer
schon ein Brennpunkt in der öffentli-
chen Diskussion um Menschenrech-
te und Frieden gewesen. Während die
68er noch gegen den Staatsbesuch des
Schah Mohammad Reza Pahlavi, der
den Iran als ein Land voller sozialer
Gefälle und einem hohen Prozentsatz
an Analphabet_innen verließ, demons-
trierten, war die westliche Welt spätes-
tens 1979 restlos schockiert über die is-
lamische Revolution und deren Folgen.
Von nun an waren es religiöse Funda-
mentalist_innen, die das politische Bild
des Irans zeichneten. An ihrer Spitze
Ayatollah Ruhollah Chomeini, der be-
reits 1970 eine Abhandlung über den
„Islamischen Staat“ verfasst hatte. Die
Grundlage für die islamische Republik
Iran war somit geschaffen.
DER IRANDie Gesetzesgrundlage im Iran ist die
Scharia. Sie ist ein Buch, das auf den Ge-
setzen des Islams aufbaut. Antidiskri-
minierungsgesetze oder Gleichberech-
tigungsgrundsätze findet man in der
Scharia nicht. Dafür ist es z.B. für Frau-
en nicht erlaubt sich ohne die Einwilli-
gung ihres Mannes scheiden zu lassen,
voreheliche (hetero)sexuelle Kontakte
werden mit Stockschlägen oder hohen
Geldbusen bestraft, auf Ehebruch der
Frau steht Steinigung, Homosexuelle
werden verfolgt und ermordet. Jahr für
Jahr flüchten tausende von iranischen
Bürger_innen aufgrund politischer
Verfolgung oder der drohenden Gefahr,
wegen ihrer Homosexualität getötet zu
werden, oder zumindest Prügel- oder
Folterstrafen zu erleiden. In vielen
westlichen Ländern wird iranischen
Homosexuellen aufgrund ihrer Homo-
sexualität und der damit verbundenen
Verfolgung kein Asyl gewehrt, was die
Situation derer, die homosexuell sind,
natürlich zusätzlich erschwert.
DER IRAN, ISRAEL UND DAS URANMit großem Argwohn beobachtet der
Westen Irans Atomkraftwerkausbau.
Auch wenn Achmadinedschad den Me-
dien gegenüber betont, die Atombombe
sei heute kein Kriegsmittel mehr, wird
der Bau von ebendiesen vermutet und
ist mit großer Wahrscheinlichkeit schon
längst passiert. Mögliches Opfer könn-
te Israel sein, denn jener Staat hat ein
mehr als gereiztes Verhältnis zum Iran.
Bereits 2005 meinte Ahmadinedschad,
der auch wegen Holocaustleugnungen
So begehrenswert und doch so gefährlich
Proteste im Iran
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syn
taxINTERNATIONALES
und anderen antisemitischen Aussagen
aufgefallen war, in einer Rede, dass Is-
rael ein „Schandfleck“ sei, „der aus der
Mitte der islamischen Welt beseitigt
werden muss.“
Solche Aussagen sind Teil der Propa-
ganda des Irans, in dem er das Bild des
großen (USA) und des kleinen (Israel)
Satans malt.
ALLES DREHT SICH UM DIE ATOM-BOMBEDiejenigen, die jetzt davon reden, man
müsse den Bau einer Atomwaffe im
Iran verhindern, argumentieren mit
dem Blick auf die Sorge, dass dieser
radikale Staat Iran durch den Besitz
von Atombomben die gesamte Region
destabilisieren könnte. Das ist die of-
fizielle Darstellung, aber es gibt auch
eine unterschwellige Darstellung, die
in der Öffentlichkeit eher wenig be-
sprochen wird. Um diese zu verstehen,
muss man wissen, dass bis zum Sturz
des Schahs 1979 gerade die USA enge
Verbündete des Irans waren. Doch mit
der islamischen Revolution und der da-
rauffolgenden Herrschaft des Ayotollah
Chomeini hat sich die Situation dras-
tisch geändert. Damals wurde im Laufe
der Machtübernahme als Zeichen der
Missgunst gegenüber den USA die ame-
rikanische Botschaft im Iran gestürmt
und die Diplomat_innen dort gefan-
gen genommen. Seit dem sind die Be-
ziehungen zwischen Iran und den USA
und somit Israel vergiftet und es gibt
kaum diplomatischen Beziehung mehr,
es wird nur über Dritte kommuniziert,
sehr oft agiert die Schweiz als Vermitt-
lerin. Das heißt, der Grund dafür, dass
der Iran im Visier steht, ist, dass der
Iran der einzige Staat zwischen Marok-
ko und Indonesien ist, ausgenommen
Syrien, der eine nicht Pro – Westliche
Haltung einnimmt.
NICHT GANZ DIE WAHRHEITWenn man sich also all das vor Augen
hält, erkennt man, dass die Sicht de-
rer, die den Bau von Atombomben im
Iran fürchten, ein sehr getrübter ist
und man hinterfragen muss, wie sehr
die Aussagen von ihnen stimmen, be-
ziehungsweise welche Taktik diejeni-
gen verfolgen. Denn diese haben vor ein
paar Jahren genauso von Massenver-
nichtungsmitteln im Irak gesprochen
und schlussendlich ging es den USA
im Irakkrieg nur um die Ölressourcen.
Daher kann man im Grunde genommen
nicht sicher sein, wo jetzt das größere
Übel verborgen liegt.
Was jedoch fest steht, ist, sollte es zu
kriegerischen Auseinandersetzungen
kommen, müsste man mit atomaren
Waffeneinsätzen rechnen und die Fol-
gen davon wären verheerend und wür-
den sich nicht nur auf die Region im
Nahen Osten beschränken.
Mara Ban, 16 und besucht das BRG
Viktring in Kärnten
Frauen haben im Iran kaum Rechte
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tax FEUILLETON
EINE KÜNSTLERIN, DIE IHREN EIGENEN WEG GEHT
Nina Sonnenberg aka Fiva ist seit mehreren Jahren in Deutschland erfolgreiche Poetry Slammerin und mit-tlerweile auch Musikerin. Sie tourte mit ihren neuen Album “Die Stadt gehört wieder mir” mit dem Phantom Orchester durch Österreich und wir hatten die Chance sie zu ihrer Musik, Poetry Slam und ihrem ganz gewöhnlichen Alltag zu interviewen.
Syntax: Wie bist du dazu gekommen zu
schreiben?
Fiva: Ich bin über Lesen zum Schreiben
gekommen. Ich lese unglaublich viel und
sehr gerne. Seit ich lesen kann, fand ich
Sprache unglaublich spannend und in-
teressant. Dann habe ich mit 6 oder 7
Jahren begonnen Gedichte zu schreiben.
Als ich dann 1995 den Deutsch Rap ent-
deckt hab, fand ich das so irrsinnig und
aufregend, dass es Leute gibt, die ihre Ge-
dichte auf Beats legen, die eine Haltung
haben, die für etwas eintreten, oder die
gegen etwas sind und das so zum Aus-
druck bringen, dass ich mir gedacht habe,
das möchte ich auch machen, so habe ich
dann auch angefangen zu rappen.
Syntax: Was fällt dir ein, wenn du an dei-
ne Schulzeit denkst?
Fiva:Ich fand das einfach klasse, so viel
Gleichaltrige jeden Tag anzutreffen und
ich habe einfach auch gerne gelernt. Mir
ist es nicht schwer gefallen und dement-
sprechend hab ich auch gar nicht irgend-
welche wahnsinnigen Dinge erlebt. Ich
mochte meine Klassenkamerad_innen
und wir hatten von daher auch eine ziem-
lich gute Zeit, aber mir fällt keine wirk-
lich interessante Geschichte aus meinem
Schulalltag ein.
Syntax: Gibt es denn etwas, das dich da-
mals an der Schule sehr gestört hat?
Fiva: Das frühe Aufstehen. Das kann ich
bis heute noch nicht, also ich würde de-
finitiv keine Schule um 8 Uhr mehr an-
fangen lassen. Das ist völlig veraltet und
dumm.
Syntax: Du hast dich früher ja eigentlich
mehr mit Poetry Slam beschäftigt. Wie
kam es, dass du dich nun mehr mit Mu-
sik/Hip Hop beschäftigst?
Fiva: Also ich habe gerappt und dann
irgendwann drei oder vier Jahre später
habe ich angefangen Slam zu machen.
Vor allem weil das ja sehr nahe liegt für
mich, es ist für mich fast genau das glei-
che, weil ich dann einfach auf der Bühne
stehe und Texte spreche. Bei Poetry Slam
gibt es eben die Möglichkeit daran teilzu-
nehmen und momentan habe ich dafür
wenig Zeit, weil ich gerade viel mit dem
Album unterwegs bin. Ich will von da her
aber nicht ausschließen, dass ich das bald
wieder mache.
Syntax: Gibt es Personen, Sachen oder
sonstiges, die dich besonders inspirieren
zu schreiben?
Fiva: Einerseits natürlich die Resonanz,
die man bekommt, aber, und da möchte
ich wieder zurück an den Anfang es In-
terviews kommen, wenn ich lese, dann
fällt mir meistens etwas ein und dann
Die Syntax im Interview mit Fiva
“Denn ich bin ja schon so, wie ich bin!”
Fiva alias Nina Sonnenberg
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syn
taxFEUILLETON
kann ich schreiben. Das ist so wie sich
Sportler_innen aufwärmen, wenn sie
dann anfangen zu laufen, da lese ich und
dann bekomm ich eine gewisse Ruhe und
beginne dann zu schreiben. Heinrich Böll
hat mich besonders inspiriert, auch sel-
ber zu schreiben.
Syntax: Denkst du, dass du mit deiner
Musik etwas verändern kannst? Glaubst
du, dass man mit Musik überhaupt was
verändern kann, dass es vielleicht sogar
ein politisches Mittel sein kann, mit dem
man Veränderung erreicht?
Fiva: Ich glaube schon, dass das möglich
ist. Veränderung geht nicht nur allein da-
durch, aber ich glaube schon, dass man
mit Musik Menschen berühren kann.
Ich glaube auch, dass ich Texte schreibe,
mit denen ich versuche die Menschen zu
erreichen oder hoffe, dass sie sich damit
identifizieren können. Dementsprechend
denke ich schon, dass ich etwas beein-
flussen kann. Doch um wirklich was zu
verändern und bewegen, müssen dann
mehrere Faktoren zusammenspielen.
Syntax: Hast du selber irgendwie musi-
kalische Vorbilder?
Fiva: Nein, niemand bestimmtes. Ich
finde ganz viel Musik unglaublich toll.
Wenn ich die Sendung Ponyhof auf FM4
mache, da spiele ich verschiedenste Mu-
sik und da gibt es auch nicht den_die
eine_n, bei dem_der ich sag, so will ich
werden. Denn ich bin ja schon so wie ich
bin.
Syntax: Schreibst du all deine Texte sel-
ber, oder holst du dir manchmal irgend-
wie Hilfe?
Fiva:Ich schreibe meine Texte alle selbst.
Doch bei der Themenfindung ist es oft
so, dass ich zum Beispiel durch Gesprä-
che mit anderen auf neue Ideen komme.
Dennoch schreibe ich alles selbst.
Syntax: Du tourst ja gerade mit deinem
neuen Album durch Österreich und
Deutschland - was war bisher dein High-
light?
Fiva:Das Highlight war auf jeden Fall die
Österreichstrecke, aber auch die Bayern-
strecke. Irgendwie habe ich das Glück bei
dieser Tour nur von Highlights zu spre-
chen. Die Leute, die da waren, es war
immer voll und es war so emotional, tief-
gehend und schön. Daher kann ich nur
sagen, von Klagenfurt bis Wien, es war
einfach unbeschreiblich.
Syntax: Gibt es zum Schluss etwas, das
du den Schülern und Schülerinnen noch
mitgeben würdest?
Fiva: Dass man sich nicht einschüchtern
lassen und seinen_ihren Weg gehen soll
und nicht aufgrund irgendwelcher Mei-
nungen der Lehrpersonen mit etwas auf-
hört, das man eigentlich echt gern macht.
Denn es gibt nur den einen Weg und das
ist der eigene.
Das Interview führte Claudia Satler,
18 , besuchte das BG Rebberggasse
und ist Chefinnenredakteurin bei der
Syntax
“Denn es gibt nur den einen Weg und das ist der eigene.”
Fiva auf ihrer Tour durch Österreich
SPEA
KER’S
CORN
ER
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syn
tax FEUILLETON
SAG UNS DEINE MEINUNG
Viel zu oft werden die Meinungen von Schüler_innen in bildungspolitisch-en Diskussionen überhört oder ignoriert. Dabei sind gerade wir Schül-er_innen die, die schulischen Entscheidungen auch in erster Linie be-treffen. Somit sind wir die eigentlichen Expert_innen in diesem Bereich. Im „Speaker’s Corner“ des Syntax bekommen Schüler_innen regelmäßig die Mögli-chkeit, ihre eigene Meinung zu aktuellen Themen zu äußern. Hast du auch ein Statement abzugeben oder ein Projekt an deiner Schule realisiert, das du gern mit anderen Schüler_innen aus ganz Österreich teilen würdest? Dann melde dich ein-
“Was glaubst du, ist das größte Hindernis, um Beihil-fen in Anspruch zu nehmen?”
Das größte Hindernis ist meiner Meinung nach der Notendurchschnitt, der erreicht werden muss. Auch die
Regelung, dass beim Wiederholen einer Klasse die Beihilfe wegfällt, erscheint mir absurd. Gerade Schüler_Innen aus so-zial schwächerem Umfeld sind auf die Zuschüsse angewiesen, haben aber auch am häufigsten Probleme in der Schule.Eine Entkoppelung von Leistung und Unterstützung wäre daher der erste Schritt zu einem faireren Beihilfensystem.
Antonia Rauth, 16, BRG Imst Tirol
Meiner Meinung nach ist das größte Hindernis die geringe bzw. nicht vorhandene Information über die
Unterstützungsmöglichkeiten für Schüler_innen. Familien sol-lten deswegen an allen Schulen über die vorhandenen Beihil-fen unterrichtet werden, damit die finanzielle Situation keine Schranke im Schulalltag darstellt. Der freie Zugang zu Bil-dung sollte für alle gelten, um Schüler_innen die Chance zu geben, ihre Berufsvorstellungen ohne finanzielle Hindernisse zu erreichen.
Clara Kessler, 16, BG Feldkirch Vorarlberg
Ich glaube das größte Problem ist die fehlende Infor-mation über mögliche finanzielle Unterstützung!
Bei mir in der Schule hängen einfach nur irgendwo Infoblät-ter, aber die beachtet niemand und werden weder gelesen noch beworben. Das einzige, was ich weiß, ist, dass der Elternverein bei Beihilfen ein guter Ansprechpartner ist, doch dieser hat auch nicht ausreichend finanzielle Mittel, um alle Schüler_innen, die es brauchen, finanziell zu unterstützen. Bildung muss für alle zugänglich sein und darf nicht am Geld scheitern!
Laura Grossmann, BG Boerhaavegasse HIB Wien
BUCH:
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syn
tax
SHABAN & KÄPTN PENGS - VON OBEN
FLIEGT DIE ERDE EINEN ELLIPTISCHEN
KREIS
So wie die Erde in Shaban & Käptn Pengs Lied „Sie mögen sich“, verh-
alten sich auch ihre Werke in einer Wiedergabeliste. Einmal gehört, muss
man sich die Lieder einfach in Schlaufe geben. Das verbrüderte Hip Hop
Duo aus Berlin geht in ihren Texten den Tiefen der Worte und der Phi-
losophie nach. Themen werden keine Ausgelassen: Es geht ums Fuchs-
sein, ums Selbstfinden und um „etwas“.
Mehr Wortgewandtheit und Verrücktheit findet man derzeit nirgends.
Unbedingt Anhören!
Louis Reumann
FEUILLETON
kunsthalle
SEFI ATTA - IT´S MY TURN
Die Autorin erzählt von den Freundinnen Tolani und Rose, die sich
während der Regierung des “korrupten” Präsidenten Babangida und
dem später durch einen Militärputsch an die Macht gelangenden Dikta-
tor Abacha durch den hindernis- und gefahrenreichen Alltag kämpfen.
Die bereits mit vielen Preisen ausgezeichnete Sefi Atta demonstriert hier
wieder einmal mehr ihr ausgeprägtes “Erzähltalent”, in dem sie mit Iro-
nie und Beobachtungsgabe dieser Geschichte Glanz verleiht.
Teresa Christall
Der amerikanische Dokumentationsfilm zeichnet ein Portrait, eines der
wahrscheinlich wichtigsten Künstler des 21. Jahrhunderts. Von chine-
sischen Beamten gefangen genommen, geschlagen und gefoltert: Wei
Wei ist, wie er sich selber nennt - „Ein Kämpfer für liberalisiertes Den-
ken und Individualismus“. Wei Wei verwendet die Mittel der Kunst,
um gegen das chinesische Regime und vor allem für die Meinungs- und
Pressefreiheit zu kämpfen – Sein Grund: “Ich will nicht, dass die näch-
ste Generation den gleichen Kampf kämpfen muss wie ich”.
Ein lebhafter, eindrucksvoller Film mit Nachdruck – ein absolutes
Muss!
Dara Jochum
DVD:
AI WEIWEI - NEVER SORRY
MUSIKTIPP:
RÄTSEL
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syn
tax FEUILLETON
1. Der fiese König
Vor langer Zeit herrschte ein König, der stets alle Gefangenen hinrichten ließ. Um deren Schuld zu beweisen, hatte er eine kleine Schatulle mit einem weißen Elfenbein-Kügelchen und einem schwarzen Ebenholz-Kügelchen. Jeder Gefangene durfte eines der beiden Kügelchen aus der Schatulle ziehen. War’s das schwarze, so galt er als schuldig und wurde hingerichtet. Zog er dagegen das weiße, so kam er frei. Merkwürdiger-weise gelang es aber nie jemandem, das weiße Kügelchen zu ziehen, und im ganzen Land flüsterte man sich bald zu: “Unser König, der Fies-ling, hat zwei schwarze Kügelchen in seinem Kästchen.” Doch niemald traute sich das laut zu sagen, und so zogen weiterhin alle Gefangenen das schwarze Kügelchen und wurden hingerichtet, bis eines Tages ein Ge-fangener die rettende Idee hatte. Wie konnte er sein Leben retten? Hinweis: Er hatte keine Möglichkeit, ein Kügelchen zu färben oder zu ver-tauschen. Er konnte auch nicht beide
2. Das dritte Kind
Peters Mutter hat drei Kinder: Tick, Trick und ?
3. Oft und doch selten
Was kommt einmal in jeder Minute, zweimal in jedem Moment aber nie in tausend Jahren vor?
4. Der höchste Berg
Welcher Berg war vor der Entdeckung des Mount Everest der höchste?
Auflösungen:
1. Da immer das schwarze Kügelchen gezogen wurde, mußte er davon ausgehen, daß tatsächlich beide schwarz waren, wodurch er gar keine Chance hatte, das weiße zu ziehen. Er zog daher eines der Kügelchen und verschluckte es schnell, bevor jemand die Farbe sehen konnte. Somit konnte man nur nachschauen, welches Kügelchen noch in der Schatulle war, und dieses war natürlich schwarz. Die gezogene Kugel mußte somit die weiße gewesen sein. Der König konnte nun auch nicht sagen, daß die andere Kugel ebenfalls schwarz war, denn damit hätte er sich ja selbst verraten. 2. Peter natürlich!
3. Der Buchstabe “M”.
4. Der Mount Everest war auch schon der höchste Berg bevor er entdeckt wurde.
5. Es wird nass.
5. Das Jahr 2050
Was passiert wenn du im Jahr 2050 ein grünes Tuch in das Meer wirfst?
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syn
tax
vorname, nachname
adresse, plz, ort
telefon
geb. dat., schule, klasse
ICH BIN
AN DIE
Aktion kritischer Schüler_innen BundesorganisationAmtshausgasse 4, 1050-Wien
den AKS NewsletterEin kostenloses Syntax-Aboeine Liste aller erhältlicher Materialien
FÜR DIE SCHÜLER_INNENVERTRETUNG:SV-Toolbook (allgemeine SV-Broschüre)123 Fragen an das SchUG (Schulrechtsbroschüre)Sozial-Broschüre (Beihilfen und Förderungen)Schüler_innenzeitungsbroschüre (Schulzeitung ect.)Berufsschulbroschüre (Broschüre für Lehrlinge)
AKS-STUFFAKS-Wandkalender 12/13Schulrechtsnotruf KärtchenStundenplan Sticker
GET ACTIVE!auf ein Seminar mitfahreneinen Workshop an meiner Schuleaktiv werden
ICH WILLMATERIALIEN
zur Antirassismus Arbeitzu feministischer Arbeitzum Thema Homophobiezu Schule & SchulpolitikMaterialien „Sei wählerisch“Materialien „Gemeinsam Laut - Gemeinsam Stark“Materialien „Reiche Eltern für Alle“Materiaien „Baustelle Schule“
FEUILLETON
Kleb mir eine! (Falls Marke zur Hand, sonst zahlen wir)
WUSSTEST DU, DASS...
... der Weltrekord im Bananenessen bei 81 Stück in einer halben Stunde
liegt?
... der Spruch „zwei Fliegen mit einer Klappe“ auf Englisch „two birds with
one stone“ heißt?
... „Caipirinha“ – übersetzt „Getränk des_der Hinterwälder_in“ heißt?
... der kalifornische Seelöwe, das einzig bekannte Säugetier ist, dessen Mut-
termilch laktosefrei ist?
... US – Amerikaner_innen jährlich mehr Geld für Katzenfutter als für Säu-
glingsnahrung ausgeben?
... 50% der Weltbevölkerung noch nie einen Telefonanruf erhalten oder
getätigt haben?
... die drei größten Zeitungsauflagen drei russische Zeitungen sind?
... die Bevölkerung in Island mehr Bücher pro Kopf liest, als jedes andere
Land?
syntax.aks.atDAS ÖSTERREICHWEITE MAGAZIN FÜR KRITISCHE SCHÜLER_INNEN
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Wie viele Nadeln hat ein 1,63 Meter großer Tannenbaum?
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ca. 300 000ca. 410 000ca. 180 000
DEINE ANTWORT: ZU GEWINNEN GIBT ES:
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen
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