Syntax

24
syntax 5/2012 DAS ÖSTERREICHWEITE MAGAZIN FÜR KRITISCHE SCHÜLER_INNEN WEIHNACHTEN IST DER ORGASMUS DES KAPITALISMUS Alle Jahre wieder spielt die Anzahl, Größe und der finanzieller Wert der Geschenke eine größere Rolle, als der eigen- tliche Hintergrund von Weihnachten. Doch nicht nur das sollte kritisiert werden, sondern auch dieses Fest an sich und dessen Präsenz. Dem Weihnachtswahn zu entkommen ist fast unmöglich. Seite 8 AKTION KRITISCHER SCHÜLER_INNEN | AKS.AT | DEZEMBER2012 A Wie das Weihnachtsgeschaft boomt und Konzerne von dem Konsumwahn leben COVERSTORY aks.at Im Dezember startet die Frau- eninitiative der AKS zum Thema Sexismus in den Medien. Mehr dazu findest du unter www.aks.at SCHON GEWUSST? Für die letzte Ausgabe in diesem Jahr hat die Syntax ein Interview mit der Künstlerin Nina Sonnenberg aka Fiva geführt. HIGHLIGHT DIESER AUSGABE: S. 18 ..

description

Das größte österreichweite Schüler_innenmagazin

Transcript of Syntax

Page 1: Syntax

syntax5/2012

DAS ÖSTERREICHWEITE MAGAZIN FÜR KRITISCHE SCHÜLER_INNEN

WEIHNACHTEN IST DER ORGASMUS DES KAPITALISMUS

Alle Jahre wieder spielt die Anzahl, Größe und der finanzieller Wert der Geschenke eine größere Rolle, als der eigen-

tliche Hintergrund von Weihnachten. Doch nicht nur das sollte kritisiert werden, sondern auch dieses Fest an sich

und dessen Präsenz. Dem Weihnachtswahn zu entkommen ist fast unmöglich.

Seite 8

AKTION KRITISCHER SCHÜLER_INNEN | AKS.AT | DEZEMBER2012A

Wie das Weihnachtsgeschaft boomt und Konzerne von dem Konsumwahn leben

CO

VE

RST

OR

Y

aks.at

Im Dezember startet die Frau-eninitiative der AKS zum Thema Sexismus in den Medien. Mehr dazu findest du unter www.aks.at

SCHONGEWUSST?

Für die letzte Ausgabe in diesem Jahr hat die Syntax ein Interview mit der Künstlerin Nina Sonnenberg aka Fiva geführt.

HIGHLIGHT DIESER AUSGABE:

S. 18

..

Page 2: Syntax

Seite 2syntax

syn

tax INHALT & EDITORIAL

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Du hältst nun die letzte Ausgabe der Syntax für das Jahr

2012 in den Händen. In dieser Ausgabe liegt der Schw-

erpunkt besonders beim Thema Weihnachten.

Wir haben das Konzept, das hinter dem ganzen Wirbel

um Weihnachten steckt, zu durchleuchten versucht

und hoffen, dass du es mindestens genauso interessant

findest, wie wir und dass wir dich vielleicht auch ein

wenig dazu anregen können, Dinge, die man sonst für

gewöhnlich einfach so hinnehmen würde, zu hinterfra-

gen.

Das absolute Highlight findest du auf den Seiten 18 und

19. Wir haben mit der unglaublich interessanten und

coolen Künstlerin Nina Sonnenberg aka Fiva ein Inter-

view geführt, das du unbedingt lesen musst.

Außerdem gibt es Themen wie Entwicklungshilfe, Leis-

tungsdruck in der Schule, Frauenarmut in Österreich

und Bildungsproteste in Spanien zu lesen.

Falls du schon immer mal deine journalistischen Fähig-

keiten austesten wolltest oder einfach einen Artikel in

Österreichs größter Schüler_innenzeitung publizieren

willst, dann melde dich einfach unter [email protected] und

du bist Teil des Redaktionsteams der Syntax.

Viel Spaß beim Lesen!

Eure Redaktion

EDITORIAL

IMPRESSUMMHV: AKS-Bundesorganisation | Chefinnenredaktion: Claudia Satler | Layout: Valerie Buttler | Redaktion: AKS Bundesorgani-sation Alle: Amtshausgasse 4, 1050 Wien, Österreich

Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Syntax ist eine Zeit-schrift der AKS-Bundesorganisation und steht zu 100% in deren Ei-gentum | Grundsätzliche Richtung: Das Syntax ist die Organisationzeitung der Aktion kritischer SchülerInnen. Inhaltich den Werten der aks verpflichtet, ihr journalistischer Auftrag die Aufarbeitung gesellschaftlicher Themen aus einer Perspektive, die nicht von ökonomischen und gesellschaftlichen Ver-pflichtungen und Normen eingeengt ist.

ZVR: 27 0 200 209 | Kontakt 01/523 12 43, [email protected] | Druck: Bzoch GmbH Druck & Verlag, Kupferschmied Gasse 7, 2201 Hagenbrunn

BILDUNGBildung = WareWie unser Bildungssystem dem wirtschaftlichen Druck standhalten muss .........................................................................................................................

Macht, Leistung, SchuleLeistungsdruck in der Schule ..........................................................................

Bildungsproteste in SpanienAuswirkungen der Sparpolitik.........................................................................

GESELLSCHAFTWeihnachten ist ...... der Orgasmus des Kapitalismus ..............................................................

“Armut ist weiblich”66% der von Armut betroffenen Menschen sind Frauen .....................

Wehrpflicht ja oder nein?Gefährliche Heeresreform -braucht Österreich noch ein Pflichtheer? ..................................................................................................

INTERNATIONALESProfit statt EntwicklungshilfeWie die “Reichen” Gewinn mit der Armut machen ...............................

Jugend ohne PerspektivenJugendarbeitslosigkeit in Europa .................................................................

Das Uran im IranSo begehrenswert und doch so gefährlich ...............................................

FEUILLETONEine Künstlerin, die ihren eigenen Weg gehtSyntax Interview mit Fiva ................................................................................

Speaker’s CornerSag uns deine Meinung ..................................................................................

KunsthalleNeues vom Markt ..............................................................................................

Spielplatz.Tob dich aus! .......................................................................................................

INHALTSVERZEICHNIS

Seite 4

Seite 5

Seite 6/7

Seite 8/9

Seite 10

Seite 12/13

Seite 14

Seite 15

Seite 16/17

Seite 18/19

Seite 20

Seite 21

Seite 22/23

Page 3: Syntax

Seite 3syntax

syn

taxAKS WHAT´S THAT? UND KOMMENTAR DER VORSITZENDEN

ALLE HABEN EIN RECHT AUF BILDUNGNoch immer hängen die Bildungschancen der

Schüler_innen in Österreich von der sozialen

und finanziellen Stellung der Eltern ab. Oft

sind nicht Faktoren wie Interessen oder Tal-

ente ausschlaggebend für den Bildungsweg,

sondern Herkunft und finanzieller Hinter-

grund. Diese sogenannte soziale Selektion

fördert Bildungseliten und Ungleichheiten im

Bildungssystem. Auch die frühe Entscheidung

zwischen AHS, Mittelschule und Hauptschulen

hängt in vielen Fällen von der finanziellen Situ-

ation der Eltern ab.

BILDUNG IST EIN MENSCHENRECHT Daher sollte Bildung allen zugänglich und

nicht von der sozialen Herkunft abhängig sein.

Allerdings fallen in der Schule oft hohe Kos-

ten an. Ob Schulreisen, Fahrt- oder Heimkos-

ten: viele Familien stehen oft vor finanziellen

Schwierigkeiten. Die vorhanden Förderungen

und Beihilfen sind nicht einfach zu erlangen

und der Betrag ist zudem nicht an die Inflation

angepasst. Die Voraussetzungen, um Beihilfen

zu beziehen, sind ebenfalls hin und wieder ab-

surd.

FÖRDERUNGEN FÖRDERN!Um zu garantieren, dass Schüler_innen selbst-

bestimmt ihren Bildungsweg folgen können, ist

es unumgänglich, die Beihilfen zu reformieren.

Die AKS fordert u.a. eine Anpassung des Höch-

stbetrages an die Inflation und eine Erhöhung

von 20%.

Mehr Infos dazu, findest du unter www.aks.at

Gemeinsam Laut - Gemeinsam Stark! Für ein

gerechteres Beihilfensystem!

KOMMENTAR DER

VORSITZENDEN

Tatjana Gabrielli, Bundesvorsitzende der AKS

AAKS WHAT´S

THAT?Die Aktion kritischer Schüler_innen ist eine

Organisation von und für Schüler_innen,

die sowohl bildungs- als auch gesellschaft-

spolitisch aktiv ist und sich für eine sozial gere-

chte, demokratische und angstfreie Schule und

Gesellschaft einsetzt.

ANGSTFREIPrüfungen, Diskriminierungen oder das

schlechte Klassenklima stehlen die Produk-

tivität und Motivation. In unseren Augen darf

Schule kein Ort des Schreckens und der Angst

sein. Schüler_innen sollen sich neues Wissen

aneignen und sich ihren Interessen entsprech-

end entfalten können.

SOZIAL GERECHT

Durch die Trennung 9-jähriger Kinder in Gym-

nasium, Neue Mittelschule und Hauptschule

wird der weitere Bildungsweg schon viel zu

früh und meist unwiderruflich entschieden.

Wir wollen eine Gesamtschule, in der weder

soziale Herkunft noch finanzieller Background

eine Rolle spielen, sondern Interessen und

Fähigkeiten im Mittelpunkt stehen.

DEMOKRATISCHDen Unterricht nach eigenen Interessen ge-

stalten, bei der Auswahl der Lehrmittel mit-

bestimmen und dann auch noch die eigene

Vertretung auf Landes- und Bundesebene

wählen - klingt nach einem Traum? Muss es

aber nicht bleiben. Demokratie ist nicht nur

eine Theorie, die beim nächsten Test abgefragt

wird. Demokratie muss gelebt werden.

In der AKS engagieren sich Schüler_innen, die

etwas verändern wollen - sei auch du ein Teil

davon. Gemeinsam Laut - Gemeinsam Stark!

Page 4: Syntax

Seite 4syntax

syn

tax BILDUNG

BILDUNG ALS WARE

Lehrer_innen, so heißt es, müssen mehr leisten; Schüler_innen lernen angeblich zu wenig Wissen in der Schule. Allerorts verlangen Politiker_innen eine Mehrleistung vom Bildungswesen - da die Kosten für lebenslanges Lernen unerbittlich steigen. (Hargreaves 1997)

BILDUNG WIRD ZUM PRIVILEGDie Schulen sowie Universitäten bekom-

men immer weniger Geld und Bildung

wird immer mehr zum Privileg. Anstatt

den freien und kostenlosen Zugang zu

Bildung zu fördern, wird immer mehr

Geld für die Schulen gekürzt. Die Folge

davon ist, dass aufgrund der fehlenden

Mittel, der Bildungsstandard sinkt und

der Bildungsweg den sozial Schwäche-

ren verwehrt wird, durch zum Beispiel

Studiengebühren oder erhöhte Schul-

kosten, durch Bücher und erforderli-

che Unterrichtsmittel. Die Schule muss

Schüler_innen selektieren, weil nicht alle

aufgenommen werden können. Momen-

tan wird der Bildungssektor einfach nur

kaputt gespart.

SPAREN, SPAREN, SPARENDer Bildungssektor wird momentan ka-

puttgespart, da besonders konservative

Kräfte in Österreich nicht mehr Geld für

Bildung in die Hand nehmen wollen. Je

weniger Geld die Schule bekommt und

je mehr Geld die Schule braucht, desto

größer wird jener Teil werden, der von

der Wirtschaft finanziert wird. Die Fol-

gen davon sind, dass Schulen auf Spon-

soring durch Banken oder Unternehmen

zurückgreifen müssen. Das bedeutet,

dass die Wirtschaft immer Einfluss auf

die Ausbildung in Österreich hat. So sind

Kinder schon früh und ununterbrochen

von manipulierender Werbung umgeben.

Ein Beispiel ist hier eine Schule in den

USA, in der gute Leistungen mit einem

Gutschein für Pizza-Hut belohnt wer-

den. Außerdem erhalten Unternehmen

die Möglichkeit, direkt in die Ausbildung

der Schüler_innen einzugreifen, wie dies

zum Beispiel bei Microsoft und Cisco

passiert und Schüler_innen zu Konsu-

ment_innen erzogen werden.

Somit profitiert die Wirtschaft immer

mehr von dem zu geringen öffentlichem

Geld vom Staat für unser Bildungssys-

tem, um ihr eigenes Geld gewinnorien-

tiert zu erwirtschaften.

UNTERNEHMEN INVESTIEREN UM GEWINN ZU ERZIELENDie Schule ist eine Institution, die wie

jede andere von bestimmten Interessens-

gruppen geprägt wird. Gefragt sind Per-

sonen, die sich an das bestehende System

anpassen, ohne es zu hinterfragen. Da-

durch verliert Bildung ihren eigentlichen

Entwicklungs-Charakter. An ihre Stelle

tritt die gezielte Ausbildung,

die sich nach den Anforderungen des

Marktes richtet. Das Leistungsprinzip,

auf dem die jetzige Gesellschaft basiert,

wird in der Schule immer mehr forciert.

Dadurch wird die Solidarität innerhalb

der Gesellschaft geschwächt und die indi-

viduellen Leistungen des_der einzelnen

in den Vordergrund gerückt.

DEM KURS FOLGEN?Gebühren werden eingeführt bzw. er-

höht. Unser Bildungsweg ist noch viel

mehr vom Geld unserer Eltern abhängig.

Die Politik muss verstehen, dass Sparen

bei der Bildung kein Schritt nachvorne

ist, sondern zwei Schritte zurück.

Valerie Buttler, besuchte das

WIKU Salzburg und ist jetzt

im Bundteam der AKS

Wie unser Bildungssystem dem wirtschaftlichen Druck standhalten muss

Bildung wird immer teurer

Page 5: Syntax

Seite 5syntax

syn

taxBILDUNG

MACHT, LEISTUNG, BILDUNG

Viele Schülerinnen und Schüler kostet es jeden Tag erneut viel Überwindung, in die Schule zu gehen. Gründe dafür gibt es viele, doch wirklich ausschlaggebend dafür ist oft der enorme Druck, der auf ihnen lastet.

STRESSFAKTOR SCHULEDie Art und Weise wie unterrichtet wird,

verlangt von den Schüler_innen viel ab.

Die Lehrperson steht vorne, erklärt das

Thema und man ist aufgefordert, auf-

merksam zu sein und mitzuschreiben.

Man könnte auch jederzeit geprüft oder

auch nur etwas gefragt werden und soll-

te am besten die richtige Antwort parat

haben. Diese Art des Frontalunterrichts

führt dazu, dass die meisten quasi per-

manent unter Druck stehen. Drei Tests

und zum Beispiel eine Schularbeit und

die Hausübungen, die zusätzlich dazu

kommen, in einer Woche zu meistern,

fördert den Lernprozess nur bedingt. Zu

viele lernen den Stoff nur mehr auswen-

dig und vergessen mehr als die Hälfte

nach den Prüfungen gleich wieder.

LEISTUNGSDRUCK UND SOZIALE SELEKTIONEtliche Schüler_innen können sich nicht

auf die Unterstützung der Eltern verlas-

sen, da diese sich z.b. Nachhilfe für ihre

Kinder nicht leisten können. Gerade die,

die sich Nachhilfe nicht leisten können,

bleiben auf der Strecke. Die wenigsten

schaffen es, zum Beispiel die Matura zu

machen. Dieser ständige Leistungsdruck

unterstützt dadurch die soziale Selektion

und führt zur Elitenbildung.

GEMEINSAM LERNEN, STATT UM NOTEN STREITENEs gibt viele Möglichkeiten, den Stress

und den Druck in der Schule abzubauen.

Das vermehrte Arbeiten in der Gruppe ist

eine Methode, durch die das gegenseitige

Helfen unter den Schüler_innen geför-

dert werden kann. Durch das gemein-

same Lernen können auch die Stärken

mancher Schüler_innen genutzt werden,

gegen Schwächen anderer vorzugehen.

Dadurch wird ein angenehmes Schul-

und Klassenklima gefördert. Viele Studi-

en haben bewiesen, dass Schüler_innen

gemeinsam mehr erreichen, als wie wenn

sie still in den Bänken sitzen, um sich

mehr oder minder berieseln lassen.

NOTEN ABSCHAFFEN!Die Ziffernnoten, die uns in eine Schubla-

de pressen und darüber hinaus die Kon-

kurrenz untereinander fördern, sollten

längst der Vergangenheit angehören. Der

Effekt von Ziffernnoten ist schon lange

umstritten: Wie kann eine Ziffer von eins

bis fünf mir meine Stärken und Schwä-

chen aufzeigen?

Denn damit wir uns verbessern können,

müssen wir unsere Stärken und Schwä-

chen erkennen. Um dies zu gewährleis-

ten, müssen wir weg von den Ziffernno-

ten, hin zu einem schriftlichen Feedback,

das uns wirklich Auskunft über unsere

Fähigkeiten, Stärken und Schwächen

gibt, und uns nicht eine Zahl Auskunft

gibt.

Claudia Satler, 18, besuchte BG Reb-

berggasse und ist jetzt im Bundteam

der AKS

Stressfaktor Schule

Page 6: Syntax

Seite 6syntax

syn

tax BILDUNG

BILDUNGSPROTESTE IN SPANIEN

Die Situation in Spanien verschärft sich. 50% aller unter 25 Jährigen sind arbeitslos. Trotz Krise spart man bei der Bildung. Das Sparen im Bildungssektor ist gerade in der Krise verkehrt und führt zu horrenden

AKTUELLE SITUATIONSpanien gehört zu den sogenannten PIGS

(Portugal, Italien, Griechenland und Spa-

nien) Staaten. Ihre Staatsschulden sind

so hoch, dass sie aus eigener Kraft nicht

bedient werden können. Aus dem Grund

müssen Institutionen wie der Internatio-

nale Währungsfond oder die Europäische

Union mit „Hilfsgeldern“ einspringen.

Hilfsgelder werden vor allem gewährt um

einen Kollaps der stabileren Länder zu

vermeiden und andererseits, weil sie mit

Auflagen verbunden sind, die den Men-

schen in den Ländern nicht gerade unter

die Arme greifen.

FOLGENSo beinhalten diese Programme und

Auflagen den Verkauf öffentlichen Ei-

gentums, Pensionskürzungen, Null-

lohnrunden und vieles mehr. Um die

Banken mit Milliarden zu stützen, wird

die Lebensqualität der Bevölkerung aufs

Minimum abgesenkt. Mit diesen Kürzun-

gen verschenkt der Staat auch die Mög-

lichkeit durch Konsum wieder wachsen

zu können, da dadurch weniger konsu-

miert wird und in weiterer Folge sinken

die Steuereinnahmen. Die Arbeitslosig-

keit in Spanien beträgt bereits 25%, die

Jugendarbeitslosigkeit sogar über 50%.

Erst kürzlich musste der Internationale

Währungsfond zugeben, dass ihre Aufla-

gen in Griechenland kontraproduktiv ge-

wirkt haben. Wirklich geändert hat sich

die Situation nicht.

AKTION - REAKTIONSeit Anfang dieses Jahres entstehen in

Spanien immer wieder sogenannte „Bil-

dungsproteste“. Von den Sparmaßnah-

men bleibt keine Bildungseinrichtung

ausgeschlossen. Von den Universitäten

bis zu den Kindergärten, Kürzungen wer-

den nicht einfach so hingenommen. Auf

den Schildern der Demonstrierenden ste-

hen Sprüche wie: „Bildung ist keine Aus-

gabe, es ist eine Investition. Nein zu den

Kürzungen!“ Die Polizei reagiert dabei

nicht selten mit Gewalt: Als zum Beispiel

eine Gruppe Jugendlicher gegen unge-

heizte Klassenräume protestierte, benut-

ze sie Schlagstöcke und knüppelte nicht

wenige von ihnen zu Boden.

Ende Mai kam es zu den bisher größten

Streiks. Die Gewerkschaften sprechen

von 80% des gesamten Bildungssystems,

welche die Aufnahme der Arbeit boykot-

tierten und stattdessen ihre Forderungen

auf der Straße publik machten.

SPARPOLITIK IN SPANIENDie Regierung Spaniens hat sich viel

Auswirkungen der Sparpolitik

Studierende und junge Leute demonstrieren auf der Straße

Page 7: Syntax

Seite 7syntax

syn

taxBILDUNG

vorgenommen. Mehr als drei Milliarden

Euro, das sind ca. 20% des Bildungs-

haushaltes, sollen eingespart werden.

Der Anteil an Bildungsausgaben am BIP

darf bis 2015 nur mehr 3,9% betragen,

der OECD (Organisation for Economic

Co-operation and Development) Schnitt

liegt bei 5,9%. Für Schüler_innen heißt

das konkret, dass die Klassenobergren-

ze in der Oberstufe ab jetzt bei 47 Schü-

ler_innen liegt, statt wie bisher bei 30.

Lehrer_innen müssen Gehaltskürzungen

und eventuelle Entlassungen akzeptie-

ren. Die Gewerkschaften sprechen von

Zehntausenden, die ihren Job verlieren

könnten. Angesichts der hohen Arbeits-

losigkeit keine erfreuliche Nachricht.

STUDIEREN - NUR MIT VIEL GELD IN DER TASCHEAußerdem leiden auch die Studierenden

sehr unter den Kürzungen. Sie müssen

höhere Studiengebühren und gleichzei-

tig verminderte staatliche Stipendien auf

sich nehmen, so wie auch die Forschungs-

gelder auf ein Minimum gestrichen wer-

den. Private Einrichtungen freuen sich

natürlich über ein schwaches öffentliches

Schulsystem und warten schon auf den

höheren Andrang.

ALTERNATIVE?Das wichtigste für Spanien wäre, die

kontraproduktiven Auflagen der Euro-

päischen Union und des Internationalen

Währungsfonds zurückzunehmen und

Spanien stattdessen ein Konjunktur-

paket zur Verfügung zu stellen. Damit

muss die hohe Jugendarbeitslosigkeit

dringend bekämpft werden. Am besten

funktioniert das durch gute Ausbildungs-

möglichkeiten und Investitionen in das

Bildungssystem.

Denn wer an der Bildung spart, wird in

Zukunft verarmen oder ist es schon.

Louis Reumann, 18, besuchte das

Gymnasium Mattersburg

im Burgenland

Studierende protestieren auf der Straße

Page 8: Syntax

Seite 8syntax

syn

tax GESELLSCHAFT

WEIHNACHTEN IST ...

Die Weihnachtszeit ist die Zeit der Familie und der Liebe zueinander. Dabei wird leicht vergessen, dass der globale Markt sich zur Weihnachtszeit an dem Geld, dass eingenommen wird, vollfrist und keinen Brösel

ES GIBT KEIN ENTKOMMENSchon Ende Oktober, spätestens aber

Anfang November können wir es riechen.

Weihnachtskipferl, Tannenduft und

Glühwein kündigen die Weihnachtszeit

an – bald schon werden auch die Straßen

mit Weihnachtsschmuck beleuchtet sein.

Man könnte wahrlich meinen, Friede sei

eingekehrt.

Doch wir alle wissen ganz genau, dass

die Weihnachtszeit in Wahrheit, für fast

alle Menschen, Stress bedeutet. Die ei-

gentlich so harmonisch wirkenden Stra-

ßen sind mit hektisch umher laufenden

Leuten, die schon seit Wochen auf der

Suche nach Geschenken für ihre Liebsten

sind, gefüllt. Wenn man die Menschen

auf der Straße fragt, was an Weihnachten

gefeiert wird, werden Werbeslogans in

Endlosschleife abgespielt. „Das Fest der

Liebe“ und so weiter. Auch dass „die Kir-

che Weihnachten erfunden hat“, ist eine

gängige Meinung. Tatsächlich lässt sich

der Feiertag am 24. bzw. 25. Dezember

auf sehr viele Geschehnisse zurückleiten.

Die Geburt Jesu wurde vom Christ_in-

nentum wohl eher aus praktischen Grün-

den auf den heidnischen Feiertag gelegt.

Nichts desto trotz, ob religiös oder nicht,

Weihnachten kann man kaum entkom-

men.

IM KONSUMWAHN Statt der Besinnlichkeit, wie sie propa-

giert wird, steht der Konsum im Mittel-

punkt - wichtig ist die Anzahl und Größe

der Geschenke. Sobald die Dekorations-

artikel für Halloween aus den Regalen

verschwunden sind, tauchen überall

Weihnachtskugeln, Schneemänner, Ren-

tiere und sonstige Dinge, „die eben dazu

gehören“, auf.

Die kapitalistische Maschinerie, die u.a.

auf Grund des gesättigten Marktes im-

mer mehr ins Wanken kommt, schnauft

erfreut auf. Die Konsumfreudigkeit, die

unterm Jahr immer wieder abschwächt,

tritt nun wieder ans Tageslicht. Der Ka-

pitalismus, der es sich zur Aufgabe ge-

macht hat, die Mängel der westlichen

Welt zu füllen, nutzt Werbung und Kom-

merz, um neue Mängel zu erschaffen. An

Weihnachten bedeutet das nicht, dass es

um das Notwendigste geht. Es geht dar-

um, das beste Geschenk zu finden, sich

neuen Weihnachtsschmuck zu besorgen

und das Fest so pompös wie möglich zu

feiern.

DER ORGASMUS DES KAPITALISMUSGewinner_innen dieses Phänomens sind

niemand anderes als die Multinationalen

Großkonzerne – auf Kosten derer, die

nicht das Glück hatten, im wohlhaben-

den Teil der nördlichen Welthalbkugel

... der Orgasmus des Kapitalismus

Geschenke, Geschenke, Geschenke - Die Welt im Konsumwahn

Page 9: Syntax

Seite 9syntax

syn

taxGESELLSCHAFT

geboren zu sein. Sie profitieren von der

Ungleichheit in unserer Marktwirtschaft

und scheffeln Geld ohne Ende produziert

werden all die Konsumgüter, die in den

europäischen Regalen zu finden sind,

nämlich meist in den ärmeren Ländern

des Südens oder Asiens. Über 80 Prozent

der bei uns verkauften Spielsachen wer-

den in China produziert. Frauen, Männer

und Kinder arbeiten zu miserabelsten

Bedingungen, um genug Schokoweih-

nachtsmänner, Plastikspielzeug oder

Computer zu produzieren. Diesen Men-

schen wird kein Lächeln auf’s Gesicht ge-

zaubert. Ihre Menschenrechte kommen

erst weit nach dem Glück der Menschen

in den USA und Europa und noch weiter

nach der Bereicherung einiger weißer

Männer an den Spitzen der Großkonzer-

ne.

DAS LEIDEN IM SCHATTEN DER WEIHNACHTSBÄUME UND GESCHENKETÜRMEAn den Barbies klebt der Schweiß von

etlichen ausgebeuteten Menschen. Sechs

Tage die Woche, zwölf Stunden am Tag

arbeiten Millionen Chines_innen an vie-

len Spielzeugen, die jetzt zu Weihnach-

ten über die Ladentische wandern - und

bekommen dafür fast nichts gezahlt. Für

eine Barbiepuppe etwa, die im Shop 18

Euro kostet, bekommt eine Arbeiterin

nur 40 Cent. Aber nicht nur Arbeiter_in-

nen leiden unter diesem Konsumwahn,

auch die Umwelt wird jedes Jahr wieder

auf eine harte Probe gestellt. Allein in

Deutschland wurden in den letzten Jah-

ren rund 28 Millionen Bäume gefällt, da-

mit sie rund einen Monat die Häuser und

Wohnungen schmücken.

BRAUCHEN WIR DAS ALLES?Das ist die Frage, die man sich daher un-

bedingt stellen muss. Die kapitalistische

Maschinerie stöhnt vor Glück, während

auf der Welt Millionen Menschen leiden.

Es macht Sinn, im Dezember die Wer-

bung auszublenden, sich nicht darauf

zu konzentrieren, was wir noch alles

brauchen, sondern sich anzusehen, was

wir bereits alles haben.

Camila Garfias, besuchte die AHS

Heustadelgasse und ist jetzt im

Bundesteam der AKS tätig

Ohne Geschenke, kein Weihnachten - Ohne Weihnachten, keine Geschenke

Page 10: Syntax

Seite 10syntax

syn

tax GESELLSCHAFT

“ARMUT IST WEIBLICH”

Frauenarmut ist auch in Österreich, einem der reichsten Länder der Welt, ein Problem. Die Gründe dafür sind vielseitig. Sie reichen von der Einkommensschere, über „die gläserne Decke“ bis hin zu fehlenden/überteuerten Kinderbetreuungsplätzen.

571 000 FRAUEN LEBEN IN ARMUTDie Zahl der armutsgefährdeten und

akut von Armut betroffenen Menschen

steigt ständig an, besonders Frauen

machen einen großen Anteil der in Ar-

mut lebenden Bevölkerung aus. Aktu-

ell gehen Schätzungen davon aus, dass

571.000 Frauen in Österreich unter der

Armutsgrenze leben. Das sind 14 % al-

ler Frauen. 6% sind von akuter Armut

betroffen und können sich Dinge wie

Heizung, ausreichend Nahrung oder

neue Kleidung nicht mehr leisten.

FRAUEN VERDIENEN IMMER NOCH 1/3 WENIGERDie Einkommensschere lag 2011 bei

31,1% in Österreich. Das heißt das Jah-

resbruttogehalt von Männern liegt um

fast ein Drittel über dem der Frauen.

Die Gründe für diese schockierende

Zahl sind vielfältig. Gerade in der Pri-

vatwirtschaft liegen die Gehälter noch

immer nicht auf derselben Stufe. Sogar

bei gleicher Qualifikation und Posten

finden sich Unterschiede auf den Ge-

haltzetteln von Männern und Frauen.

Auch wenn sich die Gehälter in den

verschiedenen Branchen in kleinen

Schritten angleichen, passiert bei den

meisten Unternehmen, um den Ge-

haltsunterschied auszugleichen, nichts.

WENN MÄNNER MÄNNER FÖRDERNObwohl mehr Frauen den Maturaab-

schluss machen, sind sie Führungs-

positionen kaum vertreten. Das heißt

irgendwo bleiben Frauen auf der Stre-

cke. Der Grund dafür ist „die gläserne

Decke“. Durch die „Gläserne Decke“

wird es Frauen, aufgrund verschiedener

Faktoren viel zu oft verwehrt, auf der

Karriereleiter weiter nach oben zu kom-

men. Männer schaaren tendenziell gern

Männer um sich. Somit werden Frauen

automatisch ausgeschlossen. Der An-

teil von Frauen in Aufsichtsräten liegt

in Österreich momentan gerade einmal

bei 10%.

ZEIT, UM AUS DER ROLLE ZU FALLENFrauen werden immer noch durch vor-

herrschende Rollenbilder in schlecht-

bezahlte Tätigkeiten gedrängt. Ein

wichtiger Schritt ist es, den Stereotypen

entgegenzuwirken, und Frauen zu för-

dern, damit auch sie männerdominierte

Berufe ausüben können.

Zudem fehlt es in Österreich enorm an

Kinderbetreuungsplätzen, um Frauen

zum Beispiel den Berufseinstieg nach

einer Schwangerschaft wieder zu er-

leichtern. Denn die Kindererziehung

bleibt gerade in den ersten Jahren oft

an der Frau hängen, während der Mann

sich seiner Karriere widmen kann. Au-

ßerdem würde die Einführung einer

Quotenregelung es Frauen ermögli-

chen, in höheren Positionen Fuß zu fas-

sen. Denn noch immer machen Frauen

nur einen Bruchteil der österreichi-

schen Führungskräfte aus.

Julia Wallner, 17, besucht das BG/

BRG Lichtenfels in der Steiermark

66% der von Armut betroffenen Menschen sind Frauen

Page 11: Syntax

Seite 11syntax

syn

taxGESELLSCHAFT

Ent

gel

tlic

he

Ein

sch

altu

ng

Echte Männer gehen in Karenz

Im Schnitt gehen nur 5 % der Männer in Karenz.Frauen erledigen immer noch zwei Drittel der unbezahlten arbeit.Väterkarenz ist ein wichtiger Schritt in richtung Gleichstellung.

Mehr Informationen unter: www.maennerinkarenz.at

Eine Initiative von:

Page 12: Syntax

Seite 12syntax

syn

tax GESELLSCHAFT

WEHRPFLICHT JA ODER NEIN?

Dem europäischen Trend folgend, soll nun auch in Österreich über die Abschaffung der Wehrpflicht abges-timmt werden. Am 20. Jänner findet eine Volksbefragung statt, bei der alle Wahlberechtigten entscheiden können. Was dabei raus kommt, ist wegweisend für die Regierung!

DAS ÖSTERREICHISCHE BUNDES-HEER HEUTEDie Aufgaben des Heeres bestehen aus

Landesverteidigung (Luft, Land), Per-

sonen- und Einrichtungsschutz, Kata-

strophenschutz, Grenzkontrollen und

Auslandseinsätzen. Zusammengesetzt

ist das Heer aus dem Präsenzstand,

dem Milizstand und dem Reservestand.

Im Präsenzstand befinden sich unge-

fähr 25000 Berufssoldat_innen und

10000 Grundwehrdiener. Im Miliz-

stand stehen ca 30 000 Soldat_innen,

welche einen Zivilberuf ausüben und im

Ernstfall fixe Aufgaben im Bundesheer

haben; sie erscheinen ein Mal im Jahr

zu Übungen.

Für Auslandseinsätze und „Friedens-

missionen“ werden die Wehrpflichti-

gen nicht eingesetzt, da sie laut öster-

reichischer Offiziersgesellschaft nach

6 Monaten Ausbildung nicht „feldver-

wendungsfähig“ sind. Viele von ihnen

arbeiten als sogenannte „Systemerhal-

ter“ als Fahrer im Verteidigungsmi-

nisterium, als Koch, in der Blaskapelle

oder in der Verwaltung. Daher werden

die 6 Monate Grundausbildung von

vielen als Schikane und Zeitverschwen-

dung gesehen.

Der Zivildienst hingegen wird von vie-

len als Berufsorientierungsphase ge-

nutzt und stärkt das Sozialverhalten.

Allerdings sind Zivildiener schlecht

bezahlt und werden so vom Staat aus-

gebeutet, um das unterfinanzierte Sozi-

alsystem in Österreich zu finanzieren.

ABSCHAFFUNG? JA ODER NEIN?Die Frage nach der Abschaffung bringt

viele Parteien, Organisationen, Grup-

pen und das Heer selbst in eine Kon-

fliktsituation. Es gibt für beide Vari-

anten Vor- und Nachteile. Ein solcher

Konfliktpunkt ist die Frage des Geldes.

Viele befürchten, dass die Einrichtung

eines Berufsheeres und die Ausfinan-

zierung des freiwilligen sozialen Jahres

zu viel Geld kosten werde. Außerdem

fiele durch die Abschaffung der Wehr-

pflicht auch der Zivildienst weg und

damit gingen tausende Arbeitskräfte

verloren. Tatsächlich würde eine Um-

stellung auf ein Berufsheer die Kosten

etwas erhöhen, doch fielen auch viele

Verwaltungsarbeiten weg. Sollte sich

Gefährliche Heeresreform - braucht Österreich noch ein Pflichtheer?

Aufmarsch des Heeres

Page 13: Syntax

Seite 13syntax

syn

taxGESELLSCHAFT

die Bevölkerung für eine Reform ent-

scheiden, dürfen Mehrkosten dennoch

kein Argument sein.

In Bezug auf den Zivildienst besteht zu-

sätzlich die Angst, dass die Anzahl der

Freiwilligen für das soziale Jahr nicht

ausreichen werden, um den Bedarf zu

decken. Man darf dabei aber nicht ver-

gessen, dass dieses nicht nur Männer,

die die Schule absolviert haben und

nicht zum Militär gehen wollen, um-

fasst, sondern auch Frauen und Män-

ner bis zum Alter von 30 Jahren. Eine

faire Bezahlung muss hier auf jeden

Fall gewährleistet sein.

BERUFS – ODER PFLICHTHEER? Ein großer Kritikpunkt an einem Be-

rufsheer ist die fehlende Verankerung in

der Bevölkerung. Durch ein Pflichtheer

ist gewährleistet, dass ein Querschnitt

der Bevölkerung im Heer repräsentiert

ist und dadurch die Gefahr vermindert

wird, dass sich das Heer gegebenenfalls

gegen die Bevölkerung wendet. In Staa-

ten mit einem Berufsheer (wie Öster-

reich 1938) werden Befehle tendenziell

weniger hinterfragt, während sich in

Ägypten das Pflichtheer während des

Arabischen Frühlings auf die Seite der

Bevölkerung stellte.

AUFGABEN DES HEERESDie Aufgabengebiete des Heeres haben

sich in den letzten Jahrzehnten stark

verändert. Da eine akute militärische

Bedrohung nicht vorhanden ist und

sich Kriege in Zukunft ohnehin auf ei-

ner anderen Ebene bewegen werden,

stellt sich die Frage, ob ein Heer, spezi-

ell ein Pflichtheer überhaupt noch not-

wendig ist. Die wenigen Einsätze, die

das österreichische Bundesheer macht,

werden von den Berufssoldat_innen

betätigt, die wir ohnehin schon haben.

Laura Grossmann, 18 und besucht das

BG Boerhaavegasse in Wien

Chronologie der Wehr-

pflicht

1956 :

Die ersten Wehrpflichtigen werden

eingezogen. Die Wehrpflicht dauerte

damals noch 9 Monate.

1971:

Unter Bundeskanzler Kreisky (SPÖ)

wurde die Dauer auf 8 Monate ver-

kürzt.

1975:

Immer noch unter Kreisky wird der

Wehrersatzdinst, der Zivildinest,

eingerichtet. Wer keinen Dienst an

der Waffe verrichten will, kann als

Ersatz einen neun Monate langen

Zivildienst bei unterschiedlichen Or-

ganisationen (Rettunsdienst, Behin-

dertenheimen, Krankenbetreuung

etc.) oder einen 12 Monate langen

Auslansdienst leisten.

2005:

Unter Bundeskanzler Gusenbauer

(SPÖ) wird die Wehrpflicht auf 6

Monate verkürzt, die Dauer des Zi-

vildienstes bleibt.

20. JÄNNER 2013:

Volksbefragung bezüglich Abschaf-

fung der Wehrpflicht.

Page 14: Syntax

Seite 14syntax

syn

tax INTERNATIONALES

PROFIT STATT ENTWICKLUNGSHILFE

Die Armen werden immer ärmer und die Reichen immer reicher. Vor allem in Entwicklungsländern ist die Kluft zwischen Arm und Reich enorm groß. Die Bandbreite an Initiativen der westlichen Staaten und NGO’s müsste den Welthunger doch schon längst beseitigt haben. Das Problem ist nur, dass es ihnen nicht um die Beseitigung von Hunger geht, da ihnen der Profit dann doch besser schmeckt.

ENTWICKLUNGHILFE LEISTEN UND DAS GEWISSEN IST REIN?Amazon verweist auf seiner Internetseite

stolz auf seine NGO „Worldreader“, die

es sich zum Ziel gesetzt hat, eine Milli-

onen E-Books nach Afrika zu bringen.

Dafür bekommen einige Klassen einen

Kindle und dürfen Interviews machen.

Linda erzählt zum Beispiel von ihrer früh

verstorbenen Mutter und dass sie deswe-

gen oft weint. Doch nun hat sie ja ihren

E-Reader und kann, falls sie wieder trau-

rig ist, fröhlich Geschichten lesen.

Klingt wie billige Werbung? Ist es auch!

Großkonzerne haben sich mittlerweile

darauf spezialisiert, ihr Image durch ei-

gennützige Projekte aufzupolieren. Wäh-

rend Amazon (wenigstens) ein paar E-

Reader verteilt, dreht Coca Cola einfach

ein Video in dem es heißt: „Es gibt viele

Gründe an eine bessere Welt zu glauben!“

Was Coca Cola dafür macht, erfährt man

nicht. Vielleicht Wasserquellen privati-

sieren und somit etlichen Menschen den

Zugang zu sauberen Wasser verwehren,

um sie in Folge dazu zu bringen, Coca

Cola Produkte zu konsumieren?

Natürlich hat die NGO Worldreader eine

eigene Qualität: Schaffen es die Kinder

wirklich aus der Armut, wissen sie gleich,

wie man bei Amazon einkauft.

IM WESTEN NICHTS NEUESMan sieht: Selbstlos agieren diese Insti-

tutionen nicht. Doch nicht nur Konzerne

handeln so, auch die moralisch unantast-

baren westlichen Länder verfolgen keine

anderen Ziele als Eigennutz. 1970 war

man sich in der UN einig, mindestens

0,7% des BIP für Entwicklungszusam-

menarbeit auszugeben. Österreich zahlt

trotzdem nur 0,27%. Diese geradezu ho-

möopathischen Prozente fließen dann

meist an Unternehmen vom Geberland.

Die Wirtschaft des Entwicklungslandes

hat wenig davon und wird sogar in die

Abhängigkeit getrieben.

WIR SCHICKEN DEN ARMEN STAA-TEN NICHT MEHR GELD, ALS WIR IHNEN NEHMENWirft man einen Blick auf die Geldflüsse,

dann sind die von den Ländern der süd-

lichen Hemisphäre in die nördliche He-

misphäre größer als andersherum. Wir

schicken den armen Staaten nicht mehr

Geld, als wir ihnen nehmen?

Reichtum profitiert von der Armut. Die

Entwicklungsländer sind bei den Indus-

triestaaten auch noch hoffnungslos hoch

verschuldet und können von einer Infra-

struktur oder Hilfe für hungernde Men-

schen nur träumen. Fangen wir damit an

und erlassen ihnen ihre Schulden, anstatt

ihnen E-Books zu schenken!

Pia Maria Ebner und Nadine Nicole

Lenzinger, beide besuchen das BG/

BRG Mattersburg im Burgenland

Wie die “Reichen” Gewinn mit der Armut machen

“Es kommt nicht darauf an, den Menschen der dritten Welt mehr zu geben, sondern ih-

nen weniger zu stehlen.” (Jean Ziegler)

Vor allem schwer betroffen sind die Kinder in den Entwicklungsländern

Page 15: Syntax

Seite 15syntax

syn

taxINTERNATIONALES

JUGEND OHNE PERSPEKTIVEN Jugendarbeitslosigkeit in Europa

JUGEND ALS OPFER DER KRISEDer Fiskalpakt, der allen Ländern eine

Schuldengrenze vorschreibt, zwingt die

Länder zu massiven Sparmaßnahmen,

was dazu führt, dass Staaten Investi-

tionen nicht mehr tätigen können, um

Bedingungen für neue Arbeitsplätze zu

schaffen.

In Europa wird gekürzt und gespart und

die Jugendlichen müssen die Konse-

quenzen dafür tragen.

Immer mehr Großkonzerne wandern in

Billiglohnländer ab, um sich viel Geld zu

sparen. Dies führt dazu, dass in Europa

wichtige Arbeitsplätze fehlen.

Um diesem Problem entgegenzuwirken,

müssten von Politik und Wirtschaft eu-

ropaweit Maßnahmen, wie zum Beispiel

Lehr – und Arbeitsplätze schaffen, oder

in der Krise die Arbeitsplätze nicht kür-

zen, sondern ausbauen, gesetzt werden.

Dadurch könnten die Ursachen der Ju-

gendarbeitslosigkeit wirkungsvoll be-

kämpft werden.

KRISENSTAATEN SIND BESONDERS BETROFFENKrisenstaaten sind von der Jugendar-

beitslosigkeit besonders hart betroffen,

wie eine aktuelle Statistik zeigt. In Spa-

nien oder Griechenland bleibt jede_r

zweite Arbeitssuchende bei der Jobsu-

che erfolglos. Europa sollte soziale Ab-

sicherung und eine Arbeitsstelle für alle

Arbeitssuchenden garantieren können.

Doch die Realität sieht anders aus. Gera-

de in den krisengebeutelten Staaten wird

durch nahezu „Kaputtsparen“, die Situa-

tion am Arbeitsmarkt immer schlechter.

„GENERATION PRAKTIKUM“In vielen Fällen nutzen Unternehmen

die Situation der arbeitssuchenden jun-

gen Menschen schamlos aus, indem sie

eine Vollzeitstelle mit Praktikant_innen

besetzen, die entweder unterbezahlt wer-

den oder gar keine Entschädigungen für

ihre Leistungen erhalten.

Sie arbeiten als Vollzeitkraft für ein Un-

ternehmen, das nicht bereit ist, ihre

Kompetenzen anzuerkennen und dem-

entsprechend zu würdigen. Die jungen

Menschen werden dadurch vielleicht

gefordert, aber auf keinen Fall gefördert.

Deswegen müssen unbezahlte Praktika

abgeschafft und der Mindestlohn geltend

gemacht werden. Nur so kann ein faires

Arbeitsverhältnis gewährleistet werden.

Es sollte jede_r die Möglichkeit haben,

die eigene Existenzgrundlage abzusi-

chern. Nur kann dies nicht funktionieren,

solange die politischen und wirtschaftli-

chen Voraussetzungen nicht geschaffen

werden. Jugendliche haben ein Recht auf

Arbeit und Förderung. Sie sind Europas

Gegenwart und Zukunft.

Julia Rachbauer, 17,

besucht das Porg Volders in Tirol

Ungefähr 5 Millionen Jugendliche in Europa haben zurzeit keinen Job. Grund dafür ist unter anderem die Wirtschaftskrise. Gerade Jugendliche leiden unter der miserablen Situation am Arbeitsmarkt und stellen gleichzeitig die Zukunft Europas dar.

Zu viele Jugendliche sind ohne Zukunftsperpektiven

Page 16: Syntax

Seite 16syntax

syn

tax INTERNATIONALES

DAS URAN IM IRAN

„Der islamische Staat ist ein Staat des Gesetzes. In dieser Staatsform gehört die Souveränität einzig und allein Gott. Das Gesetz ist nichts anderes als der Befehl Gottes.“ (Ruhollah Chomeini)

Es scheint, als wäre der Iran immer

schon ein Brennpunkt in der öffentli-

chen Diskussion um Menschenrech-

te und Frieden gewesen. Während die

68er noch gegen den Staatsbesuch des

Schah Mohammad Reza Pahlavi, der

den Iran als ein Land voller sozialer

Gefälle und einem hohen Prozentsatz

an Analphabet_innen verließ, demons-

trierten, war die westliche Welt spätes-

tens 1979 restlos schockiert über die is-

lamische Revolution und deren Folgen.

Von nun an waren es religiöse Funda-

mentalist_innen, die das politische Bild

des Irans zeichneten. An ihrer Spitze

Ayatollah Ruhollah Chomeini, der be-

reits 1970 eine Abhandlung über den

„Islamischen Staat“ verfasst hatte. Die

Grundlage für die islamische Republik

Iran war somit geschaffen.

DER IRANDie Gesetzesgrundlage im Iran ist die

Scharia. Sie ist ein Buch, das auf den Ge-

setzen des Islams aufbaut. Antidiskri-

minierungsgesetze oder Gleichberech-

tigungsgrundsätze findet man in der

Scharia nicht. Dafür ist es z.B. für Frau-

en nicht erlaubt sich ohne die Einwilli-

gung ihres Mannes scheiden zu lassen,

voreheliche (hetero)sexuelle Kontakte

werden mit Stockschlägen oder hohen

Geldbusen bestraft, auf Ehebruch der

Frau steht Steinigung, Homosexuelle

werden verfolgt und ermordet. Jahr für

Jahr flüchten tausende von iranischen

Bürger_innen aufgrund politischer

Verfolgung oder der drohenden Gefahr,

wegen ihrer Homosexualität getötet zu

werden, oder zumindest Prügel- oder

Folterstrafen zu erleiden. In vielen

westlichen Ländern wird iranischen

Homosexuellen aufgrund ihrer Homo-

sexualität und der damit verbundenen

Verfolgung kein Asyl gewehrt, was die

Situation derer, die homosexuell sind,

natürlich zusätzlich erschwert.

DER IRAN, ISRAEL UND DAS URANMit großem Argwohn beobachtet der

Westen Irans Atomkraftwerkausbau.

Auch wenn Achmadinedschad den Me-

dien gegenüber betont, die Atombombe

sei heute kein Kriegsmittel mehr, wird

der Bau von ebendiesen vermutet und

ist mit großer Wahrscheinlichkeit schon

längst passiert. Mögliches Opfer könn-

te Israel sein, denn jener Staat hat ein

mehr als gereiztes Verhältnis zum Iran.

Bereits 2005 meinte Ahmadinedschad,

der auch wegen Holocaustleugnungen

So begehrenswert und doch so gefährlich

Proteste im Iran

Page 17: Syntax

Seite 17syntax

syn

taxINTERNATIONALES

und anderen antisemitischen Aussagen

aufgefallen war, in einer Rede, dass Is-

rael ein „Schandfleck“ sei, „der aus der

Mitte der islamischen Welt beseitigt

werden muss.“

Solche Aussagen sind Teil der Propa-

ganda des Irans, in dem er das Bild des

großen (USA) und des kleinen (Israel)

Satans malt.

ALLES DREHT SICH UM DIE ATOM-BOMBEDiejenigen, die jetzt davon reden, man

müsse den Bau einer Atomwaffe im

Iran verhindern, argumentieren mit

dem Blick auf die Sorge, dass dieser

radikale Staat Iran durch den Besitz

von Atombomben die gesamte Region

destabilisieren könnte. Das ist die of-

fizielle Darstellung, aber es gibt auch

eine unterschwellige Darstellung, die

in der Öffentlichkeit eher wenig be-

sprochen wird. Um diese zu verstehen,

muss man wissen, dass bis zum Sturz

des Schahs 1979 gerade die USA enge

Verbündete des Irans waren. Doch mit

der islamischen Revolution und der da-

rauffolgenden Herrschaft des Ayotollah

Chomeini hat sich die Situation dras-

tisch geändert. Damals wurde im Laufe

der Machtübernahme als Zeichen der

Missgunst gegenüber den USA die ame-

rikanische Botschaft im Iran gestürmt

und die Diplomat_innen dort gefan-

gen genommen. Seit dem sind die Be-

ziehungen zwischen Iran und den USA

und somit Israel vergiftet und es gibt

kaum diplomatischen Beziehung mehr,

es wird nur über Dritte kommuniziert,

sehr oft agiert die Schweiz als Vermitt-

lerin. Das heißt, der Grund dafür, dass

der Iran im Visier steht, ist, dass der

Iran der einzige Staat zwischen Marok-

ko und Indonesien ist, ausgenommen

Syrien, der eine nicht Pro – Westliche

Haltung einnimmt.

NICHT GANZ DIE WAHRHEITWenn man sich also all das vor Augen

hält, erkennt man, dass die Sicht de-

rer, die den Bau von Atombomben im

Iran fürchten, ein sehr getrübter ist

und man hinterfragen muss, wie sehr

die Aussagen von ihnen stimmen, be-

ziehungsweise welche Taktik diejeni-

gen verfolgen. Denn diese haben vor ein

paar Jahren genauso von Massenver-

nichtungsmitteln im Irak gesprochen

und schlussendlich ging es den USA

im Irakkrieg nur um die Ölressourcen.

Daher kann man im Grunde genommen

nicht sicher sein, wo jetzt das größere

Übel verborgen liegt.

Was jedoch fest steht, ist, sollte es zu

kriegerischen Auseinandersetzungen

kommen, müsste man mit atomaren

Waffeneinsätzen rechnen und die Fol-

gen davon wären verheerend und wür-

den sich nicht nur auf die Region im

Nahen Osten beschränken.

Mara Ban, 16 und besucht das BRG

Viktring in Kärnten

Frauen haben im Iran kaum Rechte

Page 18: Syntax

Seite 18syntax

syn

tax FEUILLETON

EINE KÜNSTLERIN, DIE IHREN EIGENEN WEG GEHT

Nina Sonnenberg aka Fiva ist seit mehreren Jahren in Deutschland erfolgreiche Poetry Slammerin und mit-tlerweile auch Musikerin. Sie tourte mit ihren neuen Album “Die Stadt gehört wieder mir” mit dem Phantom Orchester durch Österreich und wir hatten die Chance sie zu ihrer Musik, Poetry Slam und ihrem ganz gewöhnlichen Alltag zu interviewen.

Syntax: Wie bist du dazu gekommen zu

schreiben?

Fiva: Ich bin über Lesen zum Schreiben

gekommen. Ich lese unglaublich viel und

sehr gerne. Seit ich lesen kann, fand ich

Sprache unglaublich spannend und in-

teressant. Dann habe ich mit 6 oder 7

Jahren begonnen Gedichte zu schreiben.

Als ich dann 1995 den Deutsch Rap ent-

deckt hab, fand ich das so irrsinnig und

aufregend, dass es Leute gibt, die ihre Ge-

dichte auf Beats legen, die eine Haltung

haben, die für etwas eintreten, oder die

gegen etwas sind und das so zum Aus-

druck bringen, dass ich mir gedacht habe,

das möchte ich auch machen, so habe ich

dann auch angefangen zu rappen.

Syntax: Was fällt dir ein, wenn du an dei-

ne Schulzeit denkst?

Fiva:Ich fand das einfach klasse, so viel

Gleichaltrige jeden Tag anzutreffen und

ich habe einfach auch gerne gelernt. Mir

ist es nicht schwer gefallen und dement-

sprechend hab ich auch gar nicht irgend-

welche wahnsinnigen Dinge erlebt. Ich

mochte meine Klassenkamerad_innen

und wir hatten von daher auch eine ziem-

lich gute Zeit, aber mir fällt keine wirk-

lich interessante Geschichte aus meinem

Schulalltag ein.

Syntax: Gibt es denn etwas, das dich da-

mals an der Schule sehr gestört hat?

Fiva: Das frühe Aufstehen. Das kann ich

bis heute noch nicht, also ich würde de-

finitiv keine Schule um 8 Uhr mehr an-

fangen lassen. Das ist völlig veraltet und

dumm.

Syntax: Du hast dich früher ja eigentlich

mehr mit Poetry Slam beschäftigt. Wie

kam es, dass du dich nun mehr mit Mu-

sik/Hip Hop beschäftigst?

Fiva: Also ich habe gerappt und dann

irgendwann drei oder vier Jahre später

habe ich angefangen Slam zu machen.

Vor allem weil das ja sehr nahe liegt für

mich, es ist für mich fast genau das glei-

che, weil ich dann einfach auf der Bühne

stehe und Texte spreche. Bei Poetry Slam

gibt es eben die Möglichkeit daran teilzu-

nehmen und momentan habe ich dafür

wenig Zeit, weil ich gerade viel mit dem

Album unterwegs bin. Ich will von da her

aber nicht ausschließen, dass ich das bald

wieder mache.

Syntax: Gibt es Personen, Sachen oder

sonstiges, die dich besonders inspirieren

zu schreiben?

Fiva: Einerseits natürlich die Resonanz,

die man bekommt, aber, und da möchte

ich wieder zurück an den Anfang es In-

terviews kommen, wenn ich lese, dann

fällt mir meistens etwas ein und dann

Die Syntax im Interview mit Fiva

“Denn ich bin ja schon so, wie ich bin!”

Fiva alias Nina Sonnenberg

Page 19: Syntax

Seite 19syntax

syn

taxFEUILLETON

kann ich schreiben. Das ist so wie sich

Sportler_innen aufwärmen, wenn sie

dann anfangen zu laufen, da lese ich und

dann bekomm ich eine gewisse Ruhe und

beginne dann zu schreiben. Heinrich Böll

hat mich besonders inspiriert, auch sel-

ber zu schreiben.

Syntax: Denkst du, dass du mit deiner

Musik etwas verändern kannst? Glaubst

du, dass man mit Musik überhaupt was

verändern kann, dass es vielleicht sogar

ein politisches Mittel sein kann, mit dem

man Veränderung erreicht?

Fiva: Ich glaube schon, dass das möglich

ist. Veränderung geht nicht nur allein da-

durch, aber ich glaube schon, dass man

mit Musik Menschen berühren kann.

Ich glaube auch, dass ich Texte schreibe,

mit denen ich versuche die Menschen zu

erreichen oder hoffe, dass sie sich damit

identifizieren können. Dementsprechend

denke ich schon, dass ich etwas beein-

flussen kann. Doch um wirklich was zu

verändern und bewegen, müssen dann

mehrere Faktoren zusammenspielen.

Syntax: Hast du selber irgendwie musi-

kalische Vorbilder?

Fiva: Nein, niemand bestimmtes. Ich

finde ganz viel Musik unglaublich toll.

Wenn ich die Sendung Ponyhof auf FM4

mache, da spiele ich verschiedenste Mu-

sik und da gibt es auch nicht den_die

eine_n, bei dem_der ich sag, so will ich

werden. Denn ich bin ja schon so wie ich

bin.

Syntax: Schreibst du all deine Texte sel-

ber, oder holst du dir manchmal irgend-

wie Hilfe?

Fiva:Ich schreibe meine Texte alle selbst.

Doch bei der Themenfindung ist es oft

so, dass ich zum Beispiel durch Gesprä-

che mit anderen auf neue Ideen komme.

Dennoch schreibe ich alles selbst.

Syntax: Du tourst ja gerade mit deinem

neuen Album durch Österreich und

Deutschland - was war bisher dein High-

light?

Fiva:Das Highlight war auf jeden Fall die

Österreichstrecke, aber auch die Bayern-

strecke. Irgendwie habe ich das Glück bei

dieser Tour nur von Highlights zu spre-

chen. Die Leute, die da waren, es war

immer voll und es war so emotional, tief-

gehend und schön. Daher kann ich nur

sagen, von Klagenfurt bis Wien, es war

einfach unbeschreiblich.

Syntax: Gibt es zum Schluss etwas, das

du den Schülern und Schülerinnen noch

mitgeben würdest?

Fiva: Dass man sich nicht einschüchtern

lassen und seinen_ihren Weg gehen soll

und nicht aufgrund irgendwelcher Mei-

nungen der Lehrpersonen mit etwas auf-

hört, das man eigentlich echt gern macht.

Denn es gibt nur den einen Weg und das

ist der eigene.

Das Interview führte Claudia Satler,

18 , besuchte das BG Rebberggasse

und ist Chefinnenredakteurin bei der

Syntax

“Denn es gibt nur den einen Weg und das ist der eigene.”

Fiva auf ihrer Tour durch Österreich

Page 20: Syntax

SPEA

KER’S

CORN

ER

Seite 20syntax

syn

tax FEUILLETON

SAG UNS DEINE MEINUNG

Viel zu oft werden die Meinungen von Schüler_innen in bildungspolitisch-en Diskussionen überhört oder ignoriert. Dabei sind gerade wir Schül-er_innen die, die schulischen Entscheidungen auch in erster Linie be-treffen. Somit sind wir die eigentlichen Expert_innen in diesem Bereich. Im „Speaker’s Corner“ des Syntax bekommen Schüler_innen regelmäßig die Mögli-chkeit, ihre eigene Meinung zu aktuellen Themen zu äußern. Hast du auch ein Statement abzugeben oder ein Projekt an deiner Schule realisiert, das du gern mit anderen Schüler_innen aus ganz Österreich teilen würdest? Dann melde dich ein-

“Was glaubst du, ist das größte Hindernis, um Beihil-fen in Anspruch zu nehmen?”

Das größte Hindernis ist meiner Meinung nach der Notendurchschnitt, der erreicht werden muss. Auch die

Regelung, dass beim Wiederholen einer Klasse die Beihilfe wegfällt, erscheint mir absurd. Gerade Schüler_Innen aus so-zial schwächerem Umfeld sind auf die Zuschüsse angewiesen, haben aber auch am häufigsten Probleme in der Schule.Eine Entkoppelung von Leistung und Unterstützung wäre daher der erste Schritt zu einem faireren Beihilfensystem.

Antonia Rauth, 16, BRG Imst Tirol

Meiner Meinung nach ist das größte Hindernis die geringe bzw. nicht vorhandene Information über die

Unterstützungsmöglichkeiten für Schüler_innen. Familien sol-lten deswegen an allen Schulen über die vorhandenen Beihil-fen unterrichtet werden, damit die finanzielle Situation keine Schranke im Schulalltag darstellt. Der freie Zugang zu Bil-dung sollte für alle gelten, um Schüler_innen die Chance zu geben, ihre Berufsvorstellungen ohne finanzielle Hindernisse zu erreichen.

Clara Kessler, 16, BG Feldkirch Vorarlberg

Ich glaube das größte Problem ist die fehlende Infor-mation über mögliche finanzielle Unterstützung!

Bei mir in der Schule hängen einfach nur irgendwo Infoblät-ter, aber die beachtet niemand und werden weder gelesen noch beworben. Das einzige, was ich weiß, ist, dass der Elternverein bei Beihilfen ein guter Ansprechpartner ist, doch dieser hat auch nicht ausreichend finanzielle Mittel, um alle Schüler_innen, die es brauchen, finanziell zu unterstützen. Bildung muss für alle zugänglich sein und darf nicht am Geld scheitern!

Laura Grossmann, BG Boerhaavegasse HIB Wien

Page 21: Syntax

BUCH:

Seite 21syntax

syn

tax

SHABAN & KÄPTN PENGS - VON OBEN

FLIEGT DIE ERDE EINEN ELLIPTISCHEN

KREIS

So wie die Erde in Shaban & Käptn Pengs Lied „Sie mögen sich“, verh-

alten sich auch ihre Werke in einer Wiedergabeliste. Einmal gehört, muss

man sich die Lieder einfach in Schlaufe geben. Das verbrüderte Hip Hop

Duo aus Berlin geht in ihren Texten den Tiefen der Worte und der Phi-

losophie nach. Themen werden keine Ausgelassen: Es geht ums Fuchs-

sein, ums Selbstfinden und um „etwas“.

Mehr Wortgewandtheit und Verrücktheit findet man derzeit nirgends.

Unbedingt Anhören!

Louis Reumann

FEUILLETON

kunsthalle

SEFI ATTA - IT´S MY TURN

Die Autorin erzählt von den Freundinnen Tolani und Rose, die sich

während der Regierung des “korrupten” Präsidenten Babangida und

dem später durch einen Militärputsch an die Macht gelangenden Dikta-

tor Abacha durch den hindernis- und gefahrenreichen Alltag kämpfen.

Die bereits mit vielen Preisen ausgezeichnete Sefi Atta demonstriert hier

wieder einmal mehr ihr ausgeprägtes “Erzähltalent”, in dem sie mit Iro-

nie und Beobachtungsgabe dieser Geschichte Glanz verleiht.

Teresa Christall

Der amerikanische Dokumentationsfilm zeichnet ein Portrait, eines der

wahrscheinlich wichtigsten Künstler des 21. Jahrhunderts. Von chine-

sischen Beamten gefangen genommen, geschlagen und gefoltert: Wei

Wei ist, wie er sich selber nennt - „Ein Kämpfer für liberalisiertes Den-

ken und Individualismus“. Wei Wei verwendet die Mittel der Kunst,

um gegen das chinesische Regime und vor allem für die Meinungs- und

Pressefreiheit zu kämpfen – Sein Grund: “Ich will nicht, dass die näch-

ste Generation den gleichen Kampf kämpfen muss wie ich”.

Ein lebhafter, eindrucksvoller Film mit Nachdruck – ein absolutes

Muss!

Dara Jochum

DVD:

AI WEIWEI - NEVER SORRY

MUSIKTIPP:

Page 22: Syntax

RÄTSEL

Seite 22syntax

syn

tax FEUILLETON

1. Der fiese König

Vor langer Zeit herrschte ein König, der stets alle Gefangenen hinrichten ließ. Um deren Schuld zu beweisen, hatte er eine kleine Schatulle mit einem weißen Elfenbein-Kügelchen und einem schwarzen Ebenholz-Kügelchen. Jeder Gefangene durfte eines der beiden Kügelchen aus der Schatulle ziehen. War’s das schwarze, so galt er als schuldig und wurde hingerichtet. Zog er dagegen das weiße, so kam er frei. Merkwürdiger-weise gelang es aber nie jemandem, das weiße Kügelchen zu ziehen, und im ganzen Land flüsterte man sich bald zu: “Unser König, der Fies-ling, hat zwei schwarze Kügelchen in seinem Kästchen.” Doch niemald traute sich das laut zu sagen, und so zogen weiterhin alle Gefangenen das schwarze Kügelchen und wurden hingerichtet, bis eines Tages ein Ge-fangener die rettende Idee hatte. Wie konnte er sein Leben retten? Hinweis: Er hatte keine Möglichkeit, ein Kügelchen zu färben oder zu ver-tauschen. Er konnte auch nicht beide

2. Das dritte Kind

Peters Mutter hat drei Kinder: Tick, Trick und ?

3. Oft und doch selten

Was kommt einmal in jeder Minute, zweimal in jedem Moment aber nie in tausend Jahren vor?

4. Der höchste Berg

Welcher Berg war vor der Entdeckung des Mount Everest der höchste?

Auflösungen:

1. Da immer das schwarze Kügelchen gezogen wurde, mußte er davon ausgehen, daß tatsächlich beide schwarz waren, wodurch er gar keine Chance hatte, das weiße zu ziehen. Er zog daher eines der Kügelchen und verschluckte es schnell, bevor jemand die Farbe sehen konnte. Somit konnte man nur nachschauen, welches Kügelchen noch in der Schatulle war, und dieses war natürlich schwarz. Die gezogene Kugel mußte somit die weiße gewesen sein. Der König konnte nun auch nicht sagen, daß die andere Kugel ebenfalls schwarz war, denn damit hätte er sich ja selbst verraten. 2. Peter natürlich!

3. Der Buchstabe “M”.

4. Der Mount Everest war auch schon der höchste Berg bevor er entdeckt wurde.

5. Es wird nass.

5. Das Jahr 2050

Was passiert wenn du im Jahr 2050 ein grünes Tuch in das Meer wirfst?

Page 23: Syntax

Seite 23syntax

syn

tax

vorname, nachname

adresse, plz, ort

email

telefon

geb. dat., schule, klasse

ICH BIN

AN DIE

Aktion kritischer Schüler_innen BundesorganisationAmtshausgasse 4, 1050-Wien

den AKS NewsletterEin kostenloses Syntax-Aboeine Liste aller erhältlicher Materialien

FÜR DIE SCHÜLER_INNENVERTRETUNG:SV-Toolbook (allgemeine SV-Broschüre)123 Fragen an das SchUG (Schulrechtsbroschüre)Sozial-Broschüre (Beihilfen und Förderungen)Schüler_innenzeitungsbroschüre (Schulzeitung ect.)Berufsschulbroschüre (Broschüre für Lehrlinge)

AKS-STUFFAKS-Wandkalender 12/13Schulrechtsnotruf KärtchenStundenplan Sticker

GET ACTIVE!auf ein Seminar mitfahreneinen Workshop an meiner Schuleaktiv werden

ICH WILLMATERIALIEN

zur Antirassismus Arbeitzu feministischer Arbeitzum Thema Homophobiezu Schule & SchulpolitikMaterialien „Sei wählerisch“Materialien „Gemeinsam Laut - Gemeinsam Stark“Materialien „Reiche Eltern für Alle“Materiaien „Baustelle Schule“

FEUILLETON

Kleb mir eine! (Falls Marke zur Hand, sonst zahlen wir)

WUSSTEST DU, DASS...

... der Weltrekord im Bananenessen bei 81 Stück in einer halben Stunde

liegt?

... der Spruch „zwei Fliegen mit einer Klappe“ auf Englisch „two birds with

one stone“ heißt?

... „Caipirinha“ – übersetzt „Getränk des_der Hinterwälder_in“ heißt?

... der kalifornische Seelöwe, das einzig bekannte Säugetier ist, dessen Mut-

termilch laktosefrei ist?

... US – Amerikaner_innen jährlich mehr Geld für Katzenfutter als für Säu-

glingsnahrung ausgeben?

... 50% der Weltbevölkerung noch nie einen Telefonanruf erhalten oder

getätigt haben?

... die drei größten Zeitungsauflagen drei russische Zeitungen sind?

... die Bevölkerung in Island mehr Bücher pro Kopf liest, als jedes andere

Land?

Page 24: Syntax

syntax.aks.atDAS ÖSTERREICHWEITE MAGAZIN FÜR KRITISCHE SCHÜLER_INNEN

DAS AKS WINTER-GEWINNSPIELMach mit beim AKS-Wintergewinnspiel und hol dir dein iPad, mehrere Büchergutscheine oder eine gratis Teilnahme an einem AKS-Seminar!Einfach diesen Rücksender ausschneiden, ausfüllen und du bist dabei.(Falls Marke zur Hand, freuen wir uns, ansonsten übernehmen wir das Porto!)

FRAGE:

Wie viele Nadeln hat ein 1,63 Meter großer Tannenbaum?

1x iPad10x Teilnahmen am AKKO10x 30€ Büchergutscheine

ca. 300 000ca. 410 000ca. 180 000

DEINE ANTWORT: ZU GEWINNEN GIBT ES:

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen