Download - Ueber die unvollständigen doppelten Zersetzungen von Salzgemischen, welche im Wasser gelöst bleiben

Transcript

488

IU. Monatsbericht.

Ueber die utrvollstEiidigen doppelten Zersetzoagen von Salzgeniischen, welche irn \Vasser geliist bleibeo.

B e r t h o 1 I e t stellt den Satz auf : nSohald cin neutrales Salz gelost i.st uncl rrjiin sclzt zu tiii:ser Liisung cine Saure, so tritt dicse in Concuriwiz r n i t der gcbunclenen Siiurc und heidc, Sdurcn wirken auf die alkalische Basis, jede im \'crhaltniss ihrcr blassc, glcich als wenn die Saure untl Oasis t i t s Salzes unvcrbunden vorhanden waren.(( 31 a I a g u t i fitsst dcn Ausdruck ))jcde i m l'whiiltniss ihrer 3lassecc. so auf , dass die Gewichtsmcngc eincr Siiurc, welche zur Zcrsetzunl; eines Sijlzes nothwcndig ist, um so grosser sein m i k e , J C schwachcr diese Siiure unt l dass bei glei- cher Slarke cler freien u n d der gcbundcnen Siiurc sie sich i n die Basis theilen ini Verhhltniss dcr Anzahl ihrer Aequivalenle. Wcnn dern so ist, so l'olgt daraus, dass die Zersetzung. welche zwisctic~n zwei gelosten Salzen, die &I a I a a u t i cin Solzpnar fcoirple snl in j oenot. ohne Aus- sclieidung cines leslen odcr gnsftii,niipen Kiirpers statt findet, vollsthndiger scin muss, werin die stdrkere Basis und die stii1.ker.e Siiure in den gemischtcn Salzen vor der Vermiscliung gctrennt, als wcnn sic i n dcrn einen Salze dcs Salzpaars vor der Vermischung,. schon vereinigt sind.

Wenn man n u n durch zwei Cocflicicnlcn die Mengen von zersetzlen Salzen ausdriickre, \vie sic (lurch Wechsel- zersetzong aus zwei Sa1zpaari.n erhalicn wiji.den, in denen zwar dieselben Sauren und Hasen, aber umgckehrt, ver- tlieilt enthrtltcrr sind, so musslen diese bciden Coefficien- ten Complcmente fiir einandor scin.

W a I a g u t i ha t n u n durch l'crsuclie dic Richtipkeit dieser Folgerungen dargethan. Er wiilillc zu seinen Ver- suchen je zwei Salze (Salzpaare), dcrcn wiisscrige Lijsun- gen sich ohne sich1l)are Zcrsctzung niischen lassen, unler dcnen aber das cine in Wcinscist viillig unloslich ist. Du rch vo I Is t a n d i ge o d er t h e i I w eis e A 11 s w cc h se 1 u n 9 i ti rer Bestandtheile musslen dic gewbhllcn Sijlze zwei neue Salze geben, von denen aberriials wcnigslcrrs cins in Alko- hol unloslicli war. lndern M a 1 a g u t i die wasserige Liisung

Uncollsliindige doppelte Zerselzungen con Salagemischen. 289

eines solchen Salzpaares in Weingeist goss, erhielt er einen Niederschlag von einem oder mehreren in Weingeist un- loslichen Salzcn, durch deren Analyse er die Art und die Crosse ( Vollstlndigkeit odcr Unvollstandigkeii) der Zer- setzunqen ermitteln konnte, welche das Salzpaar in seiner wasserrgen Liisung erlitten haben musste. Zur Verdeut- lichung seiner Ansicht giebb h1 a 1 a g u t i folgendes Beispiel. Man habe zwei Salzpaare, das eine bestchend aus essig- saurem Kali und salpetersaurem Bleioxyd, das andere aus essigsaurern Bleioxyd und salpctersaurem Kali. Um die grossere oder geringere chemische Starke jedes Salz- bestandtheils anzudeuten, m o p tlas Pluszeichen (+) die grossere, rJas Minuszeichcn ( - > die geringere chemische Starke der Siiureri u n t l Basen dcr Salze ausdrucken. 91 a 1 a g u t i hat sonach fur das erste Salzpaar essigsaures Kali u n d salpetcrsaures Bleioxyd die nezeichnung

$6. C t t 1 3 0 3 ) rind PbO, $ 0 3

und fdr das zweite Salzpaar essigsaures Bleioxyd uod salpetersaurtrs Kali die Bezeichnunm

( l%0,CqI3O') und h , $ O s , Wenn n u n tlie tloppelte Zerselzung, welche in jedem

der beidcn Salzp;iarc statt findet, dem an die Spitze ge- stellten Bertholle~'sc11en Satze eritspreclieii soll, so wird tlie Mengc der beidcn neugebildeten Salzc bei dern ersten Siilzpaare betriichtlicher sein tnussen, als hei dem zweiten Salzpaare. Y a n w i d also. sobald die relative Sliirlie der Sauren unr l Hasen tler Sake eines Salzpaares bekannt ist, die Riclitung der Zersetzung dicses Salzpaares ( le setis de in ddcomposilion rie ce coup!e salin) voraussehen konnen; umgekehrt wird die Kenritniss der Hichtung dcr Zersetzung zur Bestimmung der relativcn Starke der Sauren und Basen dienen Itijnnen. W;IS $1 a 1 a g u t i unter der Riclitung der Zcrsctzung cines Salzpaares verstcht. ergiebt sich aus Fol- gendem: Es scien A uiid H die beiden in Wasscr auf- gelosten Salze. sodann A' untl /I' die beiden neuen Salze, wclche entwedcr schon bcim Verrnischen der beiden Salze A u n d B i n dcr wiisserigen Liisung entstehen, oder doch h i m Fiillen tlcs Gemisches rnit Alkoliol gebildet werden. I)ie 3lenge von A' und h" wird n u n entweder gleich, oder sie wird grosser oder klcincr sein, als die Mengc von A u n t l 8, welchc nicht zersetzt worden ist. Dieses Verhiiltniss xu beslimmen, ist fur 11.1 a 1 ag u t i cine Bestimmung der Rich- tung der Zersetzung des Salzpaares. Man konnte es deut- licher eine Bcstimmung dcr Zersetzungsgrosse nennen.

In der Tabelle, wclche die Resultate seiner Unler- Arch. d. Pharm. CXXVI. Bds. 3. H f t . 119

290 Uwolistiindige doppelbi? Zersetmngen won Salagehischen

sdchhbgen BnlhBlt, giebt M a I I? g n t i ftir jedes Salzpaar dm Zer~etzungsco~t6cienten an, d. h. eine fah l , hit welcher man 1 Aeq. eldes jeden der gemischten Salze moltiplicircn muss, urn die zersetzlen Aequivalcnte desselben in Procente ansgedbiicht zu erhdten. Z. B. 1 Aeq schwcfelsaurcs Ral i mit 1 Acq. essi%saurem Natron sernischt. gahen bei der F2llung ihrer washerigen Lijsung mit Alkohol 64iloO Aeq un- zersetzies schwefelsaures Kdli, walirend s6/,ooAeq. schwefel- Saures Kali zersetzt und in eben so vie1 Aequivalertte essigsaures Kali verwandelt waren. Es waren also auch 36/,00 Acq. essigsabres Natron zerselzt worden. Der Zer- sckungscoefficient fur das Salz aar KO,SO$ und NaO,

Tabelle liber die Zersetzungsgrbsse verschiedener Salzpaare.

I. Die ZeraeirtrngScoEfficienlen Rind grcsser als 50.

C4H3OS ist also s6/loo oder 36 E roc. oder 36.

Barnen und Formeln d r r Salzpaare: Zersetzungscoetfirienten : 1) Essigsaurrs Kali trnd sslpetersaures Bleioxyd

2) Chlorkalium nnd sehwefelsaures Zinkoxyd

3) Essigsiiurer Baryr und salpelersaures Bleioxyd 13a0 ,C*H303 4- P b 0 , R ’ 0 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . 77,OO

4) Chlornatrium und schwel‘elsaurcs Ziukoxyd RaCI + Z n O , S O ~ . . ........................ 7‘2,130

5 ) Essiysaiirrt Baryt and salpetersnures K a l i B a 0 , C 1 H 3 0 3 f K 0 , W 0 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . i 2 , O O

6) Essigsaores Kali und salpetersaurer Strnntinn HO,C1H3O’ f S r 0 , N 0 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67,OO

7) Essigsaurer Slronlian und salpetersaures Bleioxyd Sr0 ,C41l3O3 f I’hO. K O 5 . ................. 65,50

8) Essigsaures Hali und schwefelsaures Kairon K 0 , C 4 H 3 0 3 -I- N a O , S O 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62,OO

9) Chlorltalium und schwefelsaures Manganoxydul

K 0 , C ’ H 3 0 3 + t’bO,R’OS ................... 92,QO

K C I + zno,s03 .......................... E ~ , O O

K C I + a i n o , s 0 3 ......................... 58,00 10) Chlorltalium und srhwefelsaure Tallccrde

1 1) C h In r n a i r i II in u n d sc h w efelsa ti re l‘a I lcer d e KcI 4- M g 0 , S 0 3 . . ........................ 56,OO

NaCl f BlgO, S O 3 . . ........................ 11. Die Zersetzungsroefficienten sind kleiner als 50.

54,50

1) Essigsaures Bleioxyd und snlpetersarrres Ka l i

2) Chlorzink und schwefelsaures Kali

3) Essigsaures Bleioxyd und salpetersaurer Baryt

4) Chlorzink und schwefelsaures Natron

................... PbO, C 1 I l 3 0 3 + K 0 , N 0 6 . 990

ZnCl f H 0 , S 0 3 ............................ 17,6

PbO,CJH303 + BaO,R’O5 ................... 22,O

Zncl + NaO, s03.. ......................... 29,o

Unaollstiindige ddj?pelte Zersetxtlqen von Snfzgemi.\chen 99 1

Narneh ond Fdrniela dcr thlxpaire: Ilerset~enpscoCflic:jenlen : 5) Essigsaiires H d i und satpetersaurer Baryi

6) Essipsaiirer Bt rmnrb und srlpetrrsaured Ks)j

7) Essigoaures Bleioxyd und s~lpeicrsauror StrePtian

8) Essigsaures matron und schwcfelsaures Bdi

Y) Irngancfrforiit ond schrvcfeisnurea Kalt

10) Cfilbrmapniani und scbwefelssurea Keli

11) Chlormagnium unil rchwefelsaures Natroo

K 0 , C 1 1 1 3 0 3 -f- B a O , N O S . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27,o

SrO, C4t1303 f- KO+ h‘0’ ........ 8 . . ......... 36,O P ~ O , C ~ H ~ W + S ~ O , N O ~ ................... 33,O

N a 0 , C 4 1 i 3 0 3 + KO,SO3 .................... 3 6 3

MnCl + K 0 , S 0 8 . .......................... 42,5

31gU + KO,SOJ ..................... ,. .... 43,O

nrgci -I- N ~ O , S O J ........................... 45,s A u s den Zahleo dcr mitgetheilten Tabelle ersieht man,

dass diejenigen Salzpaare die hiichsten Zersetzungs-Expo- nenten haben, bei welchen (lie starksten SBuren und Basen ursprunglich von einander getrennt in den beiden Salzcn vorkommen, dass irn Gegentheil die niedrigsten Zersetzungs- coefficienten bei solchen Salzpaaren auftreten, dereri ein- zelne Salze die starksten SSuren und Basen schon gebunden enthalten. Eine Ausnahme findet sich jetloch bei den heiden Salzpaaren, welche Baryt, Kali, Essigsaurc! und Salpetersiiure enthalten; wenn die hier vorliegcnden u n - v ol Is1 ~ n d i g c n d o p po I t e ri Z ers e kz u n sr n irn Vcr h a I t n iss d e r relativen chemischcn Energien statt fanden, so musste nach den gefundenen Zahlenverhallnissen der Baryt eine siarkere llasis sein als das Kali. Diese Anonialie fand $1 a I a g u t i Irestbtigt bei andcren Zc.rselzurtgs\’ersuchen. Er zeigte, dass h i Einwirkung von 4 Acq. liali auf 4 Aeq. salpelersauren Baryt nur 6s92/100. d i. nahezu 4/,oo Aeq. Baryt abseschieden wrirden; Lei Einwirkung von ,I Aeq. Baryt a u f .I Aeq. salpcbersaures Kali erliic?lt er 93,61/100 oder nahexu 94/100 A e q abgeschicdencs Kali. Desseii uri- geachtet wagt es 51al a g u t i nicht, dcri Uary t fir cine stirkere Basis als clas Kali zu crkliiren

Rei weiterer Detrachtung der ei-hal~enc~rr Zersctzunpxef- ficiertlen zcigt es sicli, dass die hijchstcn Coefficienlen slch bei denjenigen Salzpaaren finden, bei dencn der Unterschied in der chcmischen Energie zwischen den heiden vorhan denen Basen oder Skurtn am growten ist. Wiihrend Z. B. der Zersctzunesc:ocfficierlt des Chlvrrtatriums und der schwefclsauren Talkerde kaum die Hal fie eines Aequivalcnts ubersleigt, so ist der Zersetzun3scoCf~cieot des essigsauren Iialis und des salpetersauwn Bkioxyds crosser als 9ho Aeq. (Annat. dc Chin&. e l de Phgs. 3. Sh.. T. 3. ,Fiur. 18.3. p . 195 bis 2Q6) U. Ludwig.

119 *