Wilhelm I. von England
Thronerbe, Eroberer oder Reichsgründer?
Diplomarbeit
zur Erlangung des akademischen Grades
eines Magisters der Philosophie
an der Karl-Franzens-Universität Graz
vorgelegt von
Michael Spath
01214510
Am Institut für Geschichte des Mittelalters
Begutachter: Ass.Prof. Dr. Johannes Gießauf
2
Danksagung
Diese Diplomarbeit wäre ohne die Mitwirkung und Unterstützung einiger Menschen nicht
zustande gekommen. Den ersten Dank möchte ich meinem Betreuer Ass.Prof. Dr. Johannes
Giessauf aussprechen, der mir mit viel Geduld und inhaltlichen Anregungen zur Seite stand,
die entscheidend zu dieser Arbeit beigetragen haben. Der Zweite Dank ergeht an meine
Mutter Barbara, die zu jeder Tageszeit meine zu Papier gebrachten Gedanken korrigiert hat
und mich mit ihren Gedanken weitergebracht hat. Weiters möchte ich meiner Freundin
Christina für die Unterstützung im Bereich Sprache und Rechtschreibung danken.
Ein weiterer Dank ergeht an meinen Vater Gerhard, ohne dessen Unterstützung es mir nicht
möglich gewesen wäre, dieses Studium überhaupt zu absolvieren. Der wichtigste Dank ergeht
an meine Verlobte Colette, die speziell in den letzten intensiven Monaten besonders
nachsichtig mit mir war und meine Gedanken immer wieder neu geordnet hat.
Ich möchte meine Arbeit meinem Großvater Johann widmen, der mir viel zu früh genommen
wurde.
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Inhalt
Danksagung ............................................................................................................................................. 2
1. Einleitung ............................................................................................................................................ 4
2. Quellenlage .......................................................................................................................................... 6
2.1. Der Teppich von Bayeux .................................................................................................................. 6
2.1.1. Beschaffenheit ........................................................................................................................... 6
2.1.2. Entstehung ................................................................................................................................. 9
2.1.3. Inhalt ........................................................................................................................................ 10
2.1.4. Bedeutung ................................................................................................................................ 19
2.2. Das Domesday Book ...................................................................................................................... 22
2.2.1. Entstehung ............................................................................................................................... 22
2.2.2. Quellenkritik ............................................................................................................................ 24
2.2.3. Quelleninterpretation ............................................................................................................... 25
2.3. Wilhelm von England bei Wilhelm von Malmesbury .................................................................... 31
3.Das Leben des Herzogs ...................................................................................................................... 34
3.1. Jugend ......................................................................................................................................... 34
3.2. Herzog der Normandie ............................................................................................................... 36
4. Die Eroberung Englands ................................................................................................................... 44
4.1. Widersacher Wilhelms ............................................................................................................... 44
4.1.1. Harold Godwinson............................................................................................................... 44
4.1.2. Harald Hardrada .................................................................................................................. 49
4.2. Entscheidungsschlacht bei Hastings ........................................................................................... 53
4.2.1. Vorgeschichte ...................................................................................................................... 53
4.2.2. Verlauf der Schlacht ............................................................................................................ 57
5. König von England ............................................................................................................................ 63
5.1. Festigung der Herrschaft ............................................................................................................ 65
5.2. Reformen .................................................................................................................................... 74
5.3. Der Tod des Königs .................................................................................................................... 80
6. Resümee ............................................................................................................................................ 81
7. Literaturverzeichnis ........................................................................................................................... 88
8. Abbildungsverzeichnis ...................................................................................................................... 90
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1. Einleitung
Im Laufe der Geschichteschreibung bekamen bedeutende Herrscher, Könige und Kaiser
Beinamen zugefügt, die den jeweiligen Herrscher unverkennbar machen sollten. Dabei wurde
meist entweder auf ein körperliches Attribut oder eine starke charakterliche Eigenschaft
hingewiesen.
Es gibt eine unglaublich große Anzahl an Beinamen, die sich in verschiedenster Weise zeigen.
Jedoch waren diese Zuschreibungen nicht immer geprägt von Anerkennung, Bewunderung oder
Respekt vor einem Herrscher.
Je nachdem wie die Taten, das Aussehen oder die Eigenschaften eines Herrschers nach seiner
Regierungs- oder Wirkungszeit bewertet wurden, gab es charmante und oftmals weniger
charmante Zuschreibungen. Die nachfolgenden Generationen bewerteten die Zeit an der Macht
in ihrem eigenen, sich verändernden Verständnis von Herrschaftlichkeit.
Wollte man einen Fürsten, König oder Kaiser in und für die Nachwelt äußerst positiv darstellen,
so bekam er zumeist entweder einen unverfänglichen oder ruhmreichen Namen nachgestellt.
War jedoch das Gegenteil der Fall und die Chronisten der Nachwelt missbilligten die Politik
oder Art und Weise eines Herrschers, konnte ein solcher Beiname auch negativer ausfallen.
Friedrich I., dem Kaiser des römisch-deutschen Reiches wurde aufgrund seines auffälligen
roten Bartes im Laufe der Jahrhunderte der Beiname „Barbarossa“ – „Rotbart“ beigefügt. Ein
weiteres Beispiel für Beinamen aufgrund von körperlichen Erscheinungen ist ein
westfränkischer König des 9. Jahrhunderts, Karl II, der besser bekannt wurde als Karl der
Kahle.
Beispiele für Beinamen aufgrund von charakterlichen Eigenheiten sind der westfränkische
König Ludwig I, der den Namen „der Fromme“ erhalten hat, oder der russische Zar Iwan der
Schreckliche.
Es gibt noch eine weitere Möglichkeit, von der Geschichtsschreibung einen Beinamen
zugesprochen zu bekommen, nämlich anhand der Taten, die ein Regent während seiner
Herrschaft vollbrachte. Bekannte Beispiele hierfür sind Alexander der Große oder auch Karl
der Große. Oder eben Wilhelm der Eroberer.
5
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit eben jenem Problem, dass der Beiname „Eroberer“,
den Wilhelm I. von England durch die Geschichtsschreibung erhalten hat, ein
missverständliches Bild vom Herzog der Normandie entstehen lässt. Trifft diese Zuschreibung
den Charakter des Herrschers und die Art und Weise seiner Regentschaft? Geht dieser Beiname
weit genug oder lässt er wesentliche Aspekte der Machtausübung als Herzog der Normandie
und König von England aus? Hätte die Zuschreibung eines anderen Beinamens vielleicht besser
den Herrschaftsstil Wilhelms getroffen? Was für ein Herrscher war Wilhelm? Was waren die
ausschlaggebenden Punkte, die die Geschichtsschreibung veranlasst, ihm diesen Beinamen zu
geben?
6
2. Quellenlage
2.1. Der Teppich von Bayeux
2.1.1. Beschaffenheit
Der Teppich von Bayeux ist im Grunde eher als „Stickerei von Bayeux“ zu betiteln, da es sich
nicht um einen Teppich im klassischen Sinne handelt, sondern vielmehr um eine
Aneinanderreihung von einzelnen gestickten Szenen. Die Stickerei besteht aus acht
unterschiedlich langen Leinenstreifen, die aneinandergereiht wurden, um ein
zusammenhängendes Bildzeugnis entstehen zu lassen.1 Die Ausmaße dieser einzigartigen
Bildquelle aus dem 11. Jahrhundert betragen 68,38 Meter Länge und zwischen 45,7 Zentimeter
Breite an der dünnsten, sowie 53,6 Zentimeter an der dicksten Stelle. Die erste Erwähnung des
Teppichs stammt aus einem Gedicht, welches um die Wende vom 11 um zwölften Jahrhundert
entstanden ist. Danach verliert sich die Spur des Teppichs bis zum Jahr 1476, als im Verzeichnis
der Kathedrale Notre-Dame de Bayeux berichtet wurde, dass er jährlich im Kirchenschiff
aufgehängt wurde. Danach verschwindet der Teppich erneut um 1803 auf Befehl Napoleons
im Louvre in Paris ausgestellt zu werden. Im 19. Jahrhundert wurde er mehrfach untersucht und
restauriert. Er verbleib bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegts in Bayeux. Nachdem die
deutsche Wehrmacht Frankreich besetzt hatte, wurde er weiter untersucht und schließlich nach
Le Mans verlegt und anschließend in das Depot des Louvre in Paris. Ein Versuch der
Nationalsozialisten, das Kunstwerk 1944 aus Paris wegzuschaffen, scheiterte und so brachten
die Franzosen den Teppich wieder in ihren rechtmäßigen Besitz. Im Jahr 1983 wurde er in
Bayeux wieder aufgehängt, um ihn genauer untersuchen zu können. Im Zuge dieser
Untersuchung ergaben sich viele neue Erkenntnisse zum Zustand und der Verarbeitung des
Teppichs. So fand man unter anderem heraus, dass die Stickerei ursprünglich länger gewesen
sein muss und die Schlussszenen nicht mehr erhalten sind.2 Bemerkenswert erscheint die
Sorgfalt, mit der die einzelnen Leinenbahnen aneinandergenäht wurden, sodass die Nähte
beinahe unsichtbar sind. Auch zur Art der verwendeten Stiche, Farben und Sticktechnik lieferte
die genaue wissenschaftliche Untersuchung neue Erkenntnisse. Besonders spannend und
interessant erscheint die Tatsache, dass auf die Farben bei späteren Reparaturen nicht der Wert
gelegt wurde, der möglicherweise nötig gewesen wäre. So stand die Ausbesserung von Löchern
mehr im Vordergrund als die korrekte farbliche Restaurierung der beschädigten Bildnisse.
1 WILSON M. David: Der Teppich von Bayeux, S.10. 2 WILSON M. David: Der Teppich von Bayeux, S.10.
7
Dies zeigt sich besonders bei Szene 36, in der die Planken eines normannischen Schiffes
ausgebessert wurden. Die originalen Planken sind in einem dunklen Blau, Rot und Gold
gehalten, während die Beschädigungen mit einem hellen Gelb, Grau und hellem Rot ersetzt
wurden.3
4
Abbildung 1: Teppich von Bayeux, Szene 36
Ein weiterer Punkt, der besonderes Augenmerk verdient, ist die heutige Schlussszene des
Teppichs. Nachdem Harold in der Szene 57 getötet wurde und die Engländer in Szene 58
fliehen, zeigt sich daran angehängt eine äußerst bemerkenswerte Darstellung.
Unmittelbar an die Flucht der Engländer ist eine Szene angeschlossen, die im 19. Jahrhundert
ergänzt wurde und teilweise in krassem Widerspruch zum übrigen Kunstwerk steht.5 Nicht nur
die Darstellungen von Pferden und Reitern erscheinen anders, auch die verwendeten Farben,
Sticktechnik und Wollen unterscheiden sich vom Original.
Einen massiven inhaltlichen Einschnitt bildet auch die Darstellung eines berittenen
Bogenschützen, der sonst im gesamten Teppich niemals vorkommt, sowie es auch kein anderes
Quellenzeugnis für berittene Bogenschützen gibt.
3 Vgl. BOUET Pierre, NEVEUX Francois: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk, S. 50
(Der Bau der Schiffe). 4 Vgl. https://www.bayeuxmuseum.com/en/the-bayeux-tapestry/discover-the-bayeux-tapestry/explore-online/
[Zuletzt abgerufen am 01.07.2021]. 5 Vgl. BOUET Pierre, NEVEUX Francois: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk, Szene
58: Flucht der Engländer (Seite 88f).
8
Weder im normannischen noch im angelsächsischen Heer gibt es Hinweise auf Bogenschützen,
die auf Pferden unterwegs waren. Hierbei kann es sich nur um eine Erfindung des 19.
Jahrhunderts handeln, die im Zuge eine Restaurierung eingefügt wurde.6
Die Stickerei endet sehr abrupt, sodass sich das tatsächliche Ende des Teppichs nicht mehr
rekonstruieren lässt. Hierfür gibt es laut aktueller Forschung mehrere Hypothesen: Entweder
wurde der Teppich nie vollendet, oder das Ende ist durch die häufige Ausstellung im Laufe der
Zeit verloren gegangen. Eine weitere Möglichkeit ist, dass es abgeschnitten wurde, entweder
absichtlich oder aus Versehen.
Da der Teppich aus mehreren aneinandergefügten Leinenbahnen, die ungefähr dieselbe Länge
hatten, besteht und die letzte Bahn etwa um zwei Meter kürzer als die übrigen ist, ist es durchaus
denkbar, dass er abgeschnitten wurde. Jedoch ist es nicht beweisbar, dass es sich bei der letzten
Leinenbahn, tatsächlich um das geplante Ende des Teppichs handelt. Geht es nach dem Gedicht
„Adelae Camitissae“ von Baudri de Bourgueils, in dem er den Teppich beschreibt, stellte die
letzte, verlorene Szene die Krönung Wilhelms zum König von England dar.7
6 Vgl. BOUET Pierre, NEVEUX Francois: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk, Szene
58, S. 89. 7 Vgl. KUDER Ulrich: Der Teppich von Bayeux: Wer hatte die Fäden in der Hand?. S.44-51.
9
2.1.2. Entstehung
Das älteste Zeugnis für das Vorhandensein des Wandteppichs findet sich in einem Inventar der
Kathedrale von Bayeux aus dem Jahr 1476. Hierbei wird von „einem sehr langen und schmalen
Wandbehang aus besticktem Leinen, mit Bildern und Inschriften, die Eroberung Englands
darstellend […]“ 8 gesprochen.
Die allgemein gängige Lehrmeinung jedoch ist der Ansicht, dass der Teppich vor 1082 in
Südengland angefertigt wurde, also zu einer Zeit, in der Wilhelm schon lange König von
England war.9 Der genaue Auftraggeber des Teppichs ist heute noch unbekannt, immer wieder
gab es jedoch Versuche, die Intention und die Hintergründe seiner Entstehung herauszufinden.
Aufgrund des missverständlichen Namens „Bildteppich der Königin Matilda“ unter dem der
Teppich lange Zeit bekannt war, entstand die Meinung, dass die Ehefrau Wilhelms, Matilda
von Flandern, oder Kaiserin Matilda, die Tochter Heinrichs I. von England, die Auftraggeberin
sein könnte.10
Der Name des Teppichs lässt jedoch auch auf einen anderen Auftraggeber schließen. Bischof
Odo von Bayeux, der Halbbruder Wilhelms, gilt ebenso als möglicher Drahtzieher hinter der
Entstehung dieser Stickerei11. Nicht zuletzt deshalb, weil er recht prominent in vielen Szenen
des Teppichs auftaucht,12 und das Kunstwerk den Namen des Klosters trägt, in dem er als
Bischof diente.13
Möglicherweise wird sich die Frage nach dem Auftraggeber dieses Meisterwerkes nie ganz
beantworten lassen, ebenso wenig wie die Intention dahinter. Ein sehr wahrscheinlicher
Hintergrund für die Absicht, mit der diese Stickerei gefertigt wurde, ist eine rückwirkende
Rechtfertigung oder Legitimierung von Wilhelm als König von England. Wenn der Blick im
folgenden Kapitel auf den Inhalt des Teppichs gelegt wird, erscheint die Rechtfertigungstheorie
durchaus plausibel.
8 Vgl. FISCHER K. Ulrich: Der Teppich von Bayeux: Wer hatte die Fäden in der Hand?. S.51f. 9 WILSON M. David: Der Teppich von Bayeux, S.12. 10 WILSON M. David: Der Teppich von Bayeux, S.12. 11 RUD Mogens: The Bayeux Tapestry and the Battle of Hastings 1066, S 34 ff. 12 Vgl. BOUET Pierre, NEVEUX Francois: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk, Szene
35a: Der Kriegsrat (s.48), Szene 43: Das Mahl (S.62), Szene 44: Der Familienrat (S.62), etc.
MACLAGAN Eric: The Bayeux Tapestry, S.26. 13 LOGEMANN Cornelia: Gestickte Geschichte. Der Teppich von Bayeux als Visualisierung Zeitgenössischer
Ereignisse. S. 22.
10
2.1.3. Inhalt
Der behandelte Inhalt der Stickerei bezieht sich auf die Erzählung der Eroberung Englands
durch Wilhelm I., Herzog der Normandie und späteren König von England. Die 58
Einzelszenen können sinngemäß in mehreren thematischen Bereichen zusammengefasst
werden.
Gruppe 1: Szene 1 bis 5 behandelt die Zeit von Harold, dem Earl von Wessex vor seinem
Aufenthalt in der Normandie. Die Gruppe der Szenen beginnt mit der Aussendung durch König
Edward den Bekenner, der Harold auf eine Mission schickt, die ihn, wie der spätere Verlauf
des Teppichs von Bayeux zeigen wird, nach Nordfrankreich führt. Die nächsten Szenen handeln
vom Ritt Harolds und seiner Gefolgsleute zum Hafen von Bosham, einem Küstendorf zwischen
Brigthon und Portsmouth an der Südküste Englands. Es handelt sich um ein Dorf mit einem
kleinen Hafen im Stammgebiet des Herzogtums Wessex, welches von Harold beherrscht wird.
Als die Flut einsetzt, macht sich Harold in Szene 4 auf den Weg zur Überquerung des
Ärmelkanals, um am Ende von Szene 5 an Land zu gehen und noch am Strand durch den Grafen
Guy de Ponthieu gefangengenommen zu werden.14
Gruppe 2: Die inhaltlich größte Gruppe der Stickerei kann als Harolds Zeit in der Normandie
gewertet werden, angefangen bei Szene 6 bis zu seiner Rückfahrt nach England in Szene 24 ist
die Zeit des Earl von Wessex in der Normandie von vielen Abenteuern und kriegerischen
Handlungen geprägt.
Nachdem Harold in Szene 6 gefangen genommen wird, handeln die nächsten Szenen davon,
dass er und sein Gefolge in die Residenz des Grafen Guy gebracht werden, um hier über die
Lösegeldforderung und Freilassung der Engländer zu verhandeln.15 Als Wilhelm von der
Gefangennahme Harolds erfährt, schickt er Boten aus, um seinem Vasallen Guy de Ponthieu
die Herausgabe des wichtigen Gefangenen zu befehlen.16 Die folgenden zwei Szenen 11 und
12 müssen sich chronologisch vor der Szene 10, die von den Gesandten des Herzogs Wilhelm
an seinen Vasallen handelt, abgespielt haben.
In Szene 11 sieht man die zwei Boten des Herzogs, die sich in Windeseile nach Beaurain, zur
Residenz des Grafen Guy, aufmachen.
14 Vgl. BOUET Pierre, NEVEUX Francois: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk, S. 13-
19. 15 Vgl. BOUET Pierre, NEVEUX Francois: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk, S. 22. 16 Vgl. WILSON M. David: Der Teppich von Bayeux, S.197.
11
Szene 12 behandelt die Informierung von Wilhelm durch einen englischen Abgesandten über
die Gefangennahme Harolds. Die tatsächliche chronologisch Abfolge der Abbildungen müsste
also 12, 11 und 10 sein und nicht 10, 11 und 12.
Nachdem Graf Guy seinen Gefangenen in Szene 13 an Herzog Wilhelm übergeben hat, reiten
der Earl von Wessex und der Herzog der Normandie nach Rouen in die herzogliche Residenz,
um sich dort zu unterhalten.17
Eine der merkwürdigsten und rätselhaftesten Szenen des Teppichs von Bayeux bildet Szene 15,
die den Namen „Ælfgyva“ trägt. Hierbei handelt es sich um eine junge Frau, die mit einem
Schleier in einem Portal steht und von einem Priester geohrfeigt oder liebkost wird.18 Um wen
es sich hierbei handelt, wird ein Mysterium bleiben, genauso wie der Grund, warum Hersteller
und Auftraggeber des Teppichs diese Szenerie für nötig erachtet haben.19
20
Abbildung 2: Teppich von Bayeux, Szene 15
17 Vgl. BOUET Pierre, NEVEUX Francois: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk, S. 26-
29. 18 Vgl. WILSON M. David: Der Teppich von Bayeux, S.17. 19 Vgl. GRAPE Wolfgang: Der Teppich von Bayeux. Triumphdenkmal der Normannen, S. 40. 20 Vgl. https://www.bayeuxmuseum.com/en/the-bayeux-tapestry/discover-the-bayeux-tapestry/explore-online/
[Zuletzt abgerufen am 01.07.2021].
12
Unmittelbar nach dieser mystischen Szene wird die bildliche Erzählung fortgesetzt mit dem
Beginn des Bretagne-Feldzuges von Herzog Wilhelm, bei dem ihn Earl Harold unterstützt. Im
Kampf gegen den Herzog der Bretagne, Conan II., befassen sich die nächsten Szenen mit dem
Kampf um die Stadt Dol, die Stadt Rennes und schließlich die Stadt Dinan.
Abgeschlossen wird der Bretagne-Feldzug mit der anschließenden Kapitulation von Dinan und
des Herzogs der Bretagne, Conan II.21
Die anschließenden Szenen erscheinen als die wichtigsten in der gesamten bildlichen Erzählung
des Teppichs von Bayeux. Szene 21 zeigt die Waffenübergabe von Wilhelm an Harold, wohl
um ihn für seine Tapferkeit und Unterstützung im Bretagne-Feldzug zu ehren und den
anschließenden Ritt der beiden Waffenbrüder nach Bayeux.22 In Bayeux angekommen, ereignet
sich die bedeutendste Szene für den späteren Verlauf der Geschichte Englands. Zwar gibt der
Text auf der Stickerei keinerlei Auskunft über den Inhalt der Eide, die Harold auf zwei
Reliquienschreine ablegt, jedoch erfahren wir aus anderen Quellen, um welche Eide es sich
handelte.23
Der Earl von Wessex legt vor dem sitzenden Herzog der Normandie einerseits den Eid ab,
Wilhelm das Königreich England nach dem Tod Edwards des Bekenners zu überlassen, und
zweitens leistet er einen Treueeid auf den Herzog selbst, um fortan als dessen Gefolgsmann zu
gelten.24
Dieses Ereignis ist deshalb so pikant, da sich Herzog Wilhelm bei seinem späteren
Eroberungszug nach England darauf beruft, dass Harold doppelten Eidbruch begangen habe
und dieser Umstand ihm als Legitimationsgrundlage für die Eroberung des angelsächsischen
Gebietes diente.25
21 Vgl. BOUET Pierre, NEVEUX Francois: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk, S. 30-
37. 22 Vgl. RUD Mogens: The Bayeux Tapestry and the Battle of Hastings 1066, S 52. 23 Vgl. BOUET Pierre, NEVEUX Francois: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk, S. 39. 24 Vgl. BOUET Pierre, NEVEUX Francois: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk, S. 39. 25 Vgl WILSON M. David: Der Teppich von Bayeux, S.202.
13
26
Abbildung 3: Teppich von Bayeux, Szene 23
Dem Sinn gemäß lässt sich die nächste Gruppe an Darstellungen unter dem Inhalt der Rückkehr
Harolds nach England und der Zeit bis zu seiner Krönung zusammenfassen. Als der Earl von
Wessex nach England übersetzt, wird er schon sehnsüchtig erwartet und macht sich sofort nach
seiner Landung auf, um König Edward den Bekenner in London aufzusuchen.27 König Edward
erscheint mit seinem langen Bart sehr gealtert und erfährt in Szene 25 von dem Bericht und den
Erlebnissen Harolds in der Normandie. Auch in dieser Szene gibt der Text im Teppich keinen
Hinweis auf den Inhalt des Berichts, jedoch kann davon ausgegangen werden, dass Harold dem
König nicht die ganze Wahrheit über seine Normandie-Expedition erzählt hat.28
Wie schon zuvor bei den Szenen 10-12 wird auch bei den Darstellungen 25-28 nicht die
logische chronologische Reihenfolge der Ereignisse wiedergegeben. So ist auf dem Teppich
zuerst der Bericht Harolds an Edward, anschließend die Einweihung der Abtei St. Peter in
Westminster und die Beisetzung Edwards darin und zum Schluss die letzte Segnung und der
Tod Edwards zu sehen.
26 Vgl. https://www.bayeuxmuseum.com/en/the-bayeux-tapestry/discover-the-bayeux-tapestry/explore-online/
[Zuletzt abgerufen am 01.07.2021]. 27 Vgl WILSON M. David: Der Teppich von Bayeux, S.26-28. 28 Vgl. BOUET Pierre, NEVEUX Francois: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk, S. 42.
14
In der Darstellung des Todes von Edward dem Bekenner ist ebenso eine Stickerei über die
letzten Worte des Königs an Harold Godwinson zu sehen, über deren Inhalt jedoch nichts am
Teppich vermerkt ist.29
Angeschlossen an die Todesszenerie Edwards ist eine Darstellung, in der Harold die englische
Krone angeboten bekommt und gekrönt wird. Die Szenen 32 und 33 zeigen die Sichtung des
Halleyschen Kometen30 und die damit verbundene Angst vor einer Katastrophe.31 Die
kommende Katastrophe ist im unteren Teil von Szene 33 abgebildet. Sie zeigt leere
Phantomschiffe, die die drohende Invasion ankündigen.32
Mit Szene 34 beginnt die nächste Gruppe an Darstellungen, die bis zur Szene 38 geht. Ein
englisches Schiff trifft an der Küste der Normandie ein und Boten überbringen Herzog Wilhelm
die Nachricht von der Krönung Harolds zum englischen König. Dieser hält in Szene 35 einen
Kriegsrat ab und beginnt anschließend sofort mit den Vorbereitungen für die Invasion der
angelsächsischen Insel.33
Mit dem Fällen der Bäume für den Bau von 3000 Schiffen34 beginnen Arbeiten für den Krieg,
gefolgt vom Schiffsbau, der sehr detailliert dargestellt ist, sowie dem Beladen der Schiffe. Die
Stickerei von Männern, die Rüstungen, Helme, Schwerter, Äxte, Lanzen, aber auch Proviant
auf die eben fertiggestellten Boote bringen, ist sehr bunt ausgeschmückt und genau ausgeführt.
Schließlich geht der Herzog selbst in Szene 38 an Bord und ihm folgen Pferde und Männer.
Szene 38 ist wesentlich länger als die übrigen und liefert ein sehr genaues Bild von
normannischen Schiffen, sowie dem Flaggschiff der Flotte, dem Schiff von Herzog Wilhelm,
„Mora“.35
Die letzte Gruppe an Szenen auf dem Teppich von Bayeux bildet die Zeit Wilhelms in England
und der Krieg um die Krone des angelsächsischen Reiches.
29 v Vgl. RUD Mogens: The Bayeux Tapestry and the Battle of Hastings 1066, S 56. 30 Komet der alle 75,3 Jahre wiederkehrt, die Sichtung, die am Teppich von Bayeux dargestellt ist, dürfte sich am
21.März 1066 zugetragen haben [https://www.planet-
wissen.de/natur/weltall/kometen/pwiehalleyscherkometwandererdurchdiezeiten100.html]. 31 Vgl. STREIBER Hildburg: Wilhelm der Eroberer. S. 324-328. 32 Vgl. BOUET Pierre, NEVEUX Francois: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk, S. 46. 33 Vgl WILSON M. David: Der Teppich von Bayeux, S.33-36. 34 Vgl. RUD Mogens: The Bayeux Tapestry and the Battle of Hastings 1066, S. 60f. 35 Vgl. GIBBS-SMITH C.H: The Bayeux Tapestry, S. 13.
15
Nach der Ankunft an der Südküste Englands werden auf den Darstellungen des Teppichs zuerst
die Pferde ausgeladen, und anschließend gehen die Ritter von Bord der normannischen Schiffe.
Wilhelm musste sein normannisch-französisches Heer auch in England versorgen und
unterhalten, und so zeigt auch die Stickerei Plünderungen der Invasoren. 36
In Szene 42 wird gezeigt, wie das geplünderte Vieh zu einem Mahl zubereitet wird. Der
Zubereitung der Mahlzeit folgt gleich die Festmahlszene, bei der der Halbbruder Wilhelms,
Bischof Odo von Bayeux den Vorsitz der Tafel zu haben scheint.37 Unmittelbar nach dem Essen
ist ein Familienrat dargestellt, bei dem Wilhelm in der Mitte und neben ihm seine beiden
Halbbrüder Odo und Robert, Graf von Mortain, sitzen und über den weiteren Verlauf der
Invasion beraten.
Die Normannen beginnen in Szene 45 mit dem Bau einer Festung bei Hastings, besonders gut
dargestellt sind die Werkzeuge der damaligen Zeit, mit der die Befestigungen errichtet wurden,
sowie die unterschiedlichen Materialien, die verwendet wurden.38
39
Abbildung 4: Teppich von Bayeux, Szene 45
36 Vgl. BOUET Pierre, NEVEUX Francois: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk, Szene
40/41 (S.59f). 37 Vgl WILSON M. David: Der Teppich von Bayeux, S.48. 38 Vgl. BOUET Pierre, NEVEUX Francois: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk, Szene
45 (S.61). 39 Vgl. https://www.bayeuxmuseum.com/en/the-bayeux-tapestry/discover-the-bayeux-tapestry/explore-online/
[Zuletzt abgerufen am 01.07.2021].
16
Gerade als die Festung fertiggestellt wurde, erhält Wilhelm die Nachricht, dass Harold sich mit
seiner angelsächsischen Armee nähert und macht sich selbst bereit zum Kampf. Der Herzog der
Normandie wird in voller und prächtiger Rüstung dargestellt.40
41
Abbildung 5: Teppich von Bayeux, Szene 48
Mit gepanzertem Harnisch oder Kettenhemd, Helm und Beinschienen, sowie mit Schwert und
einem Banner an der Lanze bildet die Darstellung von Wilhelm einen krassen Gegensatz zu den
bisherigen Darstellungen. Selbst die Stickereien, die den Bretagne-Feldzug zeigen, bilden keine
imposante Rüstung ab, wie jene, die er bei der Schlacht um England trägt.
Bei der nächsten Szene handelt es sich um eine der am schönsten und besten erhaltenen
Stickereien auf dem Teppich von Bayeux. Die Kavallerie der Normannen ist in ihrer vollen
Pracht erhalten geblieben, und die Darstellung zeigt sehr genau die Bewaffnung und
Kriegsführung der französischen Krieger. Mit Kettenhemd, Helm und großem
„Normannenschild“42 zur Verteidigung, und Schwert und Lanze zum Angriff ausgestattet, setzt
sich die Kavallerie in Bewegung. Besonders die linienartige Form sticht in dieser Darstellung
hervor, aber auch die Steigbügel, die der Kavallerie zu noch größerer Durchschlagskraft
verhelfen.43 Nachdem sich die Armee in Marsch gesetzt hat, erkundigen sich beide Heerführer,
Wilhelm und Harold, jeweils nach den Bewegungen ihrer Feinde.
40 Vgl. RUD Mogens: The Bayeux Tapestry and the Battle of Hastings 1066, S. 72f. 41 Vgl. https://www.bayeuxmuseum.com/en/the-bayeux-tapestry/discover-the-bayeux-tapestry/explore-online/
[Zuletzt abgerufen am 01.07.2021]. 42 Schildform aus dem Rundschild entwickelt und nach unten spitz zusammenlaufendem Schild für Kavallerie
und Fußsoldaten. 43 Vgl. BOUET Pierre, NEVEUX Francois: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk, Szene
48 (S. 66-68).
17
Wilhelm richtet nochmals Worte an seine Soldaten, ehe der normannische Angriff in Szene 51
beginnt. In rasendem Galopp sieht es so aus, als ob sich die Schlachtordnung von Wilhelms
Kavallerie aufzulösen scheint, und sie auf eine geschlossene Gruppe englischer Fußsoldaten
trifft, die sich gegen die heranstürmenden Reiter mit langen Lanzen verteidigt.44
Inmitten der englischen Fußsoldaten ist auch die einzige Darstellung eines der berühmten
englischen Langbogenschützen zu sehen, und auch die Stickerei eines Housecarls45 ist gut an
der großen Streitaxt, mit der er kämpft, zu erkennen.
Nach den beiden Kampfszenen wird der Tod der beiden Brüder von Harold, Leofwine und
Gyrth dargestellt, die im Kampfgetümmel tödlich getroffen und verwundet werden.46
Die Taktik, die Harold bei der Schlacht von Hastings gewählt hat, funktionierte anfangs
ausgezeichnet. Aus den Schriftquellen geht hervor, dass Harold die englischen Truppen auf
einer Anhöhe in Form eines Schildwalls aufstellte. Daher musste die normannische Kavallerie
bergauf reiten, um zu den Feinden vorzudringen, was die Wucht ihres Aufpralls auf den
Schildwall erheblich verringerte. Viele Pferde stürzten beim Versuch auf die Anhöhe zu reiten
in Gräben und warfen ihre Reiter ab, wie Szene 53 eindrucksvoll zur Schau stellt.47
Wilhelms Halbbruder, Bischof Odo, erscheint in der nächsten Szene sehr prominent, mitten in
der Schlacht, um die jungen Kämpfer anzufeuern, wie die Inschrift am Teppich besagt. Ein
kämpfender Gottesmann und Bischof wirkt äußerst paradox, denn die Regeln der Kirche
verbieten das Vergießen von Blut streng. Odo ist zwar in voller Rüstung zu Pferde dargestellt,
jedoch trägt er der Inschrift nach kein Schwert, sondern lediglich einen Kommandostab, um die
Truppen anzuleiten. 48
Kurz vor dem Höhe- und Wendepunkt der Schlacht bei Hastings fällt der Herzog vom Pferd,
seine Truppen ergreifen daraufhin die Flucht, da sie denken, dass ihr Anführer gefallen sei. Die
Stickerei nimmt in Szene 55 darauf Bezug.
44 Vgl WILSON M. David: Der Teppich von Bayeux, S.61f. 45 Auch Huscarl genannt, stehende Kampftruppe der englischen Könige, bekannt durch ihren Umgang mit der
Streitaxt. Vgl. VOLLRATH H. FRYDE N. (Hrsg.): Die englischen Könige im Mittelalter. Von Wilhelm dem
Eroberer bis Richard III. S.29. 46 Vgl. BOUET Pierre, NEVEUX Francois: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk, Szene
52, S. 78f. 47 Vgl. BOUET Pierre, NEVEUX Francois: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk, Szene
53, S. 80f. 48 Vgl. BOUET Pierre, NEVEUX Francois: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk Szene
54, S 82.
18
Die Darstellung zeigt, dass der Herzog sich den flüchtenden Truppen zu erkennen gibt, indem
er seinen Helm anhebt und sein Gesicht freigibt.49
Gestärkt durch die Gewissheit, dass ihr Herzog am Leben ist und weiterkämpft, gehen die
Normannen zum alles entscheidenden Angriff über, um den Feind vernichtend zu schlagen. In
der sehr detailliert gestickten Szene 56 sind die Grausamkeit und Härte dieses Kampfes noch
einmal verdeutlicht. Nahkampfszenen und die Enthauptung eines Engländers prägen das Bild.50
Die vorletzte Szene des Teppichs von Bayeux ist dem Tod des englischen Königs, Harold
Godwinson, gewidmet. Zuerst wird er von einem Pfeil im Auge getroffen, um danach von
einem normannischen Reiter das Bein abgeschlagen zu bekommen.
51
Abbildung 6: Teppich von Bayeux, Szene 57
Die letzten verbliebenen englischen Soldaten kämpfen um ihr Überleben und fliehen schließlich
vom Schlachtfeld. In dieser letzten Szene ist auch der früher im Text erwähnte einzige berittene
Bogenschütze zu sehen.
Jedoch ist stark anzuzweifeln, dass es sich hierbei um die Originalstickerei, und nicht vielmehr
um eine restaurierte Szenerie aus dem 19. Jahrhundert handelt.52
49 Vgl. RUD Mogens: The Bayeux Tapestry and the Battle of Hastings 1066, S. 84. 50 Vgl WILSON M. David: Der Teppich von Bayeux, S.69-71. 51 Vgl. https://www.bayeuxmuseum.com/en/the-bayeux-tapestry/discover-the-bayeux-tapestry/explore-online/
[Zuletzt abgerufen am 01.07.2021]. 52 Vgl. BOUET Pierre, NEVEUX Francois: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk, Szene
58, S. 88f.
19
53
Abbildung 7: Teppich von Bayeux, Szene 58
2.1.4. Bedeutung
Der Teppich von Bayeux ist mit Sicherheit eines der bedeutendsten Bildzeugnisse des
Mittelalters. Jedoch gibt der Teppich hinsichtlich des Hintergrunds und der Intention, mit der
der Teppich gefertigt wurde, Rätsel auf. Der Auftraggeber ist zwar nicht gänzlich geklärt,
dennoch lassen allein der Name des Teppichs und seine erste historische Erwähnung einen
normannischen Hintergrund vermuten. Daher läge die These nahe, dass es sich auch um eine
normannische Sicht der Geschichtsschreibung handelt.
Der Teppich zeigt jedoch in keiner Szene eine stichhaltige Legitimierung für den Anspruch
Wilhelms auf den englischen Thron als Nachfolger Edwards. Die Sterbeszene von Edward dem
Bekenner stellt Harold Godwinson ins Zentrum der Nachfolge. Warum also sollte die
normannische Geschichtsschreibung in diesem monumentalen Werk Harold als den von
Edward bestimmten Nachfolger der englischen Krone zeigen?
Bei näherer Betrachtung der gesamten Bildquelle fällt auch auf, dass der angelsächsische König
Harold Godwinson wesentlich öfter gezeigt wird, als der normannische Herzog Wilhelm.54
53 Vgl. https://www.bayeuxmuseum.com/en/the-bayeux-tapestry/discover-the-bayeux-tapestry/explore-online/
[Zuletzt abgerufen am 01.07.2021]. 54 Auf dem gesamten Teppich finden sich 27 Darstellungen von Harold I und nur 20 Darstellungen von Wilhelm
dem Eroberer. Der Name Harold findet 21 Mal Erwähnung in den Inschiften, jedoch nur 19 Mal der Name
Wilhelm. Vgl. BOUET Pierre, NEVEUX Francois: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk,
S 199.
20
Des Weiteren ist die Person Harolds durchgängig positiv dargestellt, was die Frage nach dem
Grund aufwirft. Es ist in der Geschichtsschreibung der Sieger nicht unbedingt üblich, seinen
Gegenspieler als heldenhaften Retter55 zu zeigen.
In einer Szene, die nahe dem Kloster Mont St. Michel spielt, ist eine Szenerie dargestellt, in der
Earl Harold normannische Ritter mit eigener Hand aus dem Treibsand zieht, nachdem ihre
Pferde gestürzt waren. Die lateinische Inschrift auf dem Teppich beweist dies
unmissverständlich: „HIC HAROLD DUX TRAHEBAT EOS DE ARENA”56.
57
Abbildung 8: Teppich von Bayeux, Szene 17
Ganz bemerkenswert hierbei erscheint die Tatsache, dass ein fremder Engländer normannische
Reiter aus dem Triebsand zieht, obwohl die ortsansässigen Ritter eigentlich um die Gefahr des
Sandes wissen müssten. Sollte der Teppich tatsächlich die Intention gehabt haben, Wilhelms
Herrschaft zu rechtfertigen, stellt sich vor allem in dieser Szene die Frage, warum sein
Widersacher so zentral als Retter Erwähnung findet.
Gleichzeitig ist die Szene um den Eid, den Harold an Wilhelm nach dem siegreichen Bretagne-
Feldzug leistet, sehr pikant. Gegenstand und Inhalt des Eides sind unbekannt, was Spielraum
für eine Unzahl an Interpretationen lässt.
Neuste Erkenntnisse und Interpretationen der Forschung zur Stickerei von Bayeux kommen zu
dem Schluss, dass es sich bei dem Entstehungszeitraum der Quelle um einige wenige Jahre
gehandelt haben muss.
55 Szene 3 und Szene 17. Vgl. RUD Mogens: The Bayeux Tapestry and the Battle of Hastings 1066, S. 51. 56 „Hier hat sie Herzog Harold aus dem Sand gezogen“ – übersetzt von Michael Spath. 57 Vgl. https://www.bayeuxmuseum.com/en/the-bayeux-tapestry/discover-the-bayeux-tapestry/explore-online/
[Zuletzt abgerufen am 01.07.2021].
21
Unmittelbar nach seinem Herrschaftsantritt verfolgt Wilhelm als neuer König von England eine
Politik der Aussöhnung statt der Unterdrückung.58 Er setzt Engländer in Verwaltungsposten ein
und betraut in seinem Domesday Book auch Angelsachsen mit Grundbesitz.59
Diese Politik hielt allerdings nicht allzu lange an, denn schon ab 1068 begann König Wilhelm,
sein Verhalten, vor allem gegenüber dem englischen Adel, zu ändern.60 Durch Kriege und
Rebellion zu Beginn der 70er Jahre des 11. Jahrhunderts war Wilhelms Herrschaft in England
ab diesem Zeitpunkt eine andere. Mit voller Härte und eisernem Willen ging er gegen
Aufständische vor, die sich ihm und seiner Herrschaft in den Weg stellten.61
Vor allem durch das 1087 in Auftrag gegebene Domesday Book erfahren wir, dass es um diese
Zeit kaum angelsächsische Grundbesitzer in England mehr gab.
Der Teppich von Bayeux kann aufgrund dieser Tatsachen nicht aus dieser Zeit stammen. Sein
Inhalt mutet eher versöhnlich gegenüber Harold an, was ab dem Jahr 1070 sicherlich nicht mehr
das Ansinnen Wilhelms war.
Es ist daher von einem Entstehungszeitraum zwischen 1067 und 1069 auszugehen. Speziell in
diesem Zeitraum wurde ein Versuch unternommen, das Zusammenleben zwischen Normannen
und Angelsachsen im Königreich zu fördern und Frieden zu stiften.62 Die Charakteristik der
Stickerei lässt also an der Theorie zweifeln, dass es sich hierbei um einen Versuch der reinen
Herrschaftslegitimierung handelt.
Vielmehr dürfte die Intention des Teppichs sein, nach dem schrecklichen Krieg, eine
versöhnliche Sicht auf die vergangenen Ereignisse zu werfen. Es ist so leichter zu erklären,
warum Harold und nicht Wilhelm im Zentrum der Erzählung der Quelle steht.
Das Bildnis ist zu uneindeutig und wird für immer einen großen Interpretationsspielraum
bieten. Zusammen mit den Schriftquellen bildet es jedoch eine interessante Grundlage für die
Forschung zu dieser Zeit und ist nicht umsonst häufig Ausgangspunkt für Hypothesen.
58 Vgl. DOUGLAS David: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie, König von England 1028-1087, S.
270. 59 Vgl. Englische Geschichtsschreiber des 12. Jahrhunderts, S 107f. 60 Vgl. DOUGLAS David: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie, König von England 1028-1087, S.
270f. 61 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 257. 62 Vgl. BOUET Pierre, NEVEUX Francois: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk, S 202-
205.
22
2.2. Das Domesday Book
Das Domesday Buch ist ein einzigartiges Werk und eine der wenigen vollständig erhaltenen
und überlieferten Schriften des späten 11. Jahrhunderts aus England. In Auftrag gegeben wurde
es von König Wilhelm I von England, besser bekannt unter dem Namen Wilhelm der Eroberer,
an Weihnachten des Jahres 1085, als er in Gloucester Hof hielt. 63
In einer großangelegten Untersuchung durch königliche Kommissäre, sollte es einen Überblick
und eine Aufstellung der Eigentums- und Besitzverhältnisse im England der damaligen Zeit
liefern.64
Über die Jahre hinweg trug diese Handschrift viele verschiedene Namen, angefangen mit „The
King’s Book“ oder „The Great Book of Winchester“ nach der Stadt, in der sie aufbewahrt
wurde, bis es schließlich als „Domesday Book“65 bekannt wurde. Der Name „Domesday“
bedeutet sinngemäß „Tag des Jüngsten Gerichte“ und zeigt, mit welcher Ehrfurcht dieses Buch
stets betrachtet wurde.66
2.2.1. Entstehung
In der Angelsächsischen Chronik des Geschichtsschreibers und Mönches Wilhelm von
Malmesbury67 werden die Entstehungsgeschichte- und der Entstehungskontext des Domesday
Books nur kurz erwähnt.68 Aufgrund des Aufkommens von immer schwerwiegenderen
Gerüchten über eine Invasion einer dänisch-flandrischen Koalition, die den Anspruch des
dänischen Königs Knut II. auf die englische Krone durchsetzen sollte, sah sich der englische
König Wilhelm I. gezwungen zu handeln. Er beginnt mit einer umfangreichen Anwerbung von
Söldnern auf dem europäischen Festland, sowie konkreten Maßnahmen auf angelsächsischem
Boden. Um die angeworbenen Söldnertruppen zu unterhalten, begann er, die zusätzlichen
Soldaten bei seinen englischen Lehensherren einzuquartieren, und verwüstete die Landeplätze
an der Küste, an denen er die dänisch-flandrische Armee erwartete.
63 Vgl. FUCHS Rüdiger: Das Domesday Book und sein Umfeld. S. 169. 64 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 462ff. 65 „the book of the day of judgement” – „Das Buch des Tages des Jüngsten Gerichts”. 66 WILLIAMS Ann, MARTIN G.H: Domesday Book, A Complete Translation. Penguin Books, London 2003,
S. VII. 67 1080/1095 – 1143, Mönch in der Malmesbury Abbey. 68 ENGLISCHE GESCHICHTSSCHREIBER DES 12 Jahrhunderts.
23
Die Kosten und die Anstrengungen, die unternommen und verursacht wurden, waren
beträchtlich, und so zeigte sich Wilhelm von Malmesbury in seiner Chronik verwundert
darüber, wie das Land eine solche Armee überhaupt finanzieren und unterhalten konnte.69
Durch die Ermordung Knuts II. von Dänemark im Jahr 1086hatte die Finanzierung und
Unterhaltung des angeworbenen Söldnerheeres an Notwendigkeit verloren, das Folge dessen
aufgelöst wurde.70
Scheinbar waren bei der Organisation der Einquartierung einige gravierende Lücken im
Leistungsgefüge der Lehensherren von Wilhelm zum Vorschein gekommen, und so beschloss
der König, eine Befragung und beschreibende Chronik seines gesamten Königreiches und
Herrschaftsgebietes in Auftrag zu geben. Hierzu sollten alle Einkünfte des Königs, nach
Grafschaft geordnet, sowie die Lehensträger in den Grafschaften erfasst werden. Um ein
möglichst vollständiges Bild der Besitztümer und Einkünfte zu bekommen, wurden sehr
detaillierte Informationen erfragt und in unterschiedlicher Genauigkeit geliefert.
So wird die genaue Anzahl aller Tiere oder die Unterscheidung zwischen Ackerland, Wald und
generellem Landbesitz genannt. Ebenfalls erfasst wurden die exakten Einkünfte, die
wirtschaftliche Betriebe wie Mühlen oder Fischteiche lieferten.71
Es wurden Kommissionen eingesetzt, die den Stand an zu erhebenden, steuerlich relevanten
Dingen einschätzen sollten. Hierbei handelte es sich jedoch oft um ortansässige Beamte, die
Steuern für ihre eigenen Grafschaften nach Möglichkeit klein halten wollten.72 Um möglichst
wahrheitsgetreue Aussagen und Angaben über die Bestände der Grafschaften zu bekommen,
wurden zwei verschiedene Methoden angewandt, die gesicherte Ergebnisse liefern sollten. Die
erste Strategie dafür war der Einsatz einer ortsfremden Gruppe von königlichen Beamten, die
ohne Wissen und Rücksicht auf lokale Interessen offenlegen sollte, welche Besitztümer
vorhanden waren. Der andere Versuch, um zuverlässige Angaben zu erhalten, war die Praxis,
Nachbarschaftszeugnisse einzuholen.73
69 Vgl. FUCHS Rüdiger: Das Domesday Book und sein Umfeld. S. 168. 70 Vgl. FUCHS Rüdiger: Das Domesday Book und sein Umfeld. S. 168. 71 Vgl. FUCHS Rüdiger: Das Domesday Book und sein Umfeld. S. 169. 72 Vgl. FUCHS Rüdiger: Das Domesday Book und sein Umfeld. S. 169. 73 Vgl. FUCHS Rüdiger: Das Domesday Book und sein Umfeld. S. 169f.
24
Die königlichen Kommissare standen vor der Herausforderung, dass der überwiegende Großteil
der zu erfragenden Angaben, durch mündliche Zeugnisse gestützt war und somit forderten sie,
dass alle Aussagen unter Eid abgelegt werden sollten.74
Aufgrund des Umfanges der erfassten Angaben wurde das Domesday Book relativ schnell zur
Basis für jeglichen Rechtsstreit über Besitz und Besitzstörung.75 Es wurde in vielen Fällen nicht
nur Klarheit über Anspruch und tatsächlichen Besitz geschaffen, sondern auch vermeintlich alte
Rechtsansprüche erneuert und wiederhergestellt.76
Speziell die Einkommensberechnung der Lehensträger des Königs und der Umfang der
einziehbaren Steuern, die daran gekoppelt waren, sowie die Rechte der Krone im
Herrschaftsgebiet wurden auf Grundlage des Domesday Books geregelt. Diese Chronik bildete
über viele Jahrhunderte hinweg den Grundstock für die angelsächsische und später englische
Steuerberechnung.77
2.2.2. Quellenkritik
Das Domesday Book wurde zu Weihnachten 1085, also ungefähr 20 Jahre nach der Eroberung
Englands durch Wilhelm, von ihm selbst in Auftrag gegeben. Bestehend aus zwei
unterschiedlichen Teilen, ist es heute eine der umfangsreichsten Quellen Englands für diese
Zeit und unumgänglich für Historikerinnen und Historiker.78 In erster Linie ist es eine
Aufzählung von Grundherren, immer mit dem Vergleich zwischen Wilhelms Zeit und der Zeit
von Edward dem Bekenner.79
Der Historische Text ist in zwei Teile gegliedert, das „Great Domesday“, welches 31
Grafschaften vom Ärmelkanal bis zu dem Fluss Tees behandelt, und das „Little Domesday“,
welches die Grafschaften Essex, Norfolk und Suffolk, nordöstlich von London beschreibt.
74 Vgl. FUCHS Rüdiger: Das Domesday Book und sein Umfeld. S. 170. 75Vgl. FUCHS Rüdiger: Das Domesday Book und sein Umfeld. S. 172f, 177. 76 Vgl. FUCHS Rüdiger: Das Domesday Book und sein Umfeld. S. 173, 196ff. 77 Vgl. FUCHS Rüdiger: Das Domesday Book und sein Umfeld. S. 196f. 78CANNON John, CROWCROF Robert: A Dictionary of British History. Third Edition. Oxford University
Press, Oxford 2015. 79 1042-1066 n.Chr. angelsächsischer König
Vgl. VOLLRATH H. FRYDE N. (Hrsg.): Die englischen Könige im Mittelalter. Von Wilhelm dem Eroberer bis
Richard III. S.49.
25
2.2.3. Quelleninterpretation
Anfangs ist festzuhalten, dass es sich bei dem Domesday Book um ein Werk handelt, welches
von einem Eroberer, Feldherren und König in Auftrag gegeben wurde, um seine Herrschaft
über sein neu erobertes Land zu legitimieren. Auch aufgrund der Tatsache, dass Wilhelm in
dieser Handschrift stets auf die Zeit Edwards des Bekenners Bezug nimmt, stellt er sich selbst
direkt in die Nachfolger des großen angelsächsischen Königs. Dementsprechend kritisch ist es
zu betrachten, wenngleich es sich um keine einseitige Darstellung historischer Ereignisse,
sondern vielmehr um eine Aufzählung und Klärung der Ansprüche auf Besitz und Land,
handelt.
Eine der möglichen Intentionen für die Erstellung eines solchen Manuskripts könnte eine
möglichst schnelle Legitimation seiner Herrschaft gewesen sein. Dass Wilhelm als Eroberer
aus dem Norden Frankreichs gekommen war und durch seine Siege auf dem Schlachtfeld seine
Gegner zum Schweigen gebracht hatte, hieß noch nicht, dass er vom Volk und den Earls als
rechtmäßiger Herrscher akzeptiert wurde.80
Er musste also möglichst schnell seine Macht in seinem neuen Land festigen und wählte dafür,
unter anderem, die Erstellung dieser Handschrift.
Die Einhebung von Steuern zur Finanzierung der Herrschaft und vor allem für die Verteidigung
des Hoheitsgebietes war unumgänglich, und so wurde mit dem Domesday Book ebenso eine
Grundlage für die Bemessung des Steuersatzes geschaffen. Durch die Festlegung der
Besitzverhältnisse und die darin geschilderte Vergabe von Lehensverhältnissen wurde dieses
Manuskripts noch lange in England als die grundlegende Basis jedes Steuersatzes verwendet.
Ebenso wurde darin die genaue Anzahl der jeweiligen Personen festgehalten, sodass man von
einer ersten Volkszählung im damaligen England sprechen kann.
Der Aufbau des Domesday Books gliedert sich grundsätzlich in zwei Bände die „Great
Domesday“ und „Little Domesday“. Der zweite Teil, das „Little Domesday“ Book, behandelt
die Grafschaften und Gebiete von Essex, Norfolk und Suffolk81, während der erste Band den
Rest Englands und Wales` einschließt, mit Ausnahme einiger weniger Gebiete an der Grenze
zum heutigen Schottland.82
80 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. Kapitel 12, S. 255-264. 81 Gebiete nordöstlich von London. 82 Vgl. Domesday Book: A Complete Translation. S. V.
26
Die Kapitel des Great Domesday Books sind folgende:
Kent, Sussex, Surrey, Hampshire, Berkshire, Wiltshire, Dorset, Somerset, Devonshire,
Cornwall, Middlesex, Hertfordshire, Buckinghamshire, Oxfordshire, Gloucestershire,
Worcestershire, Herefordshire, Cambridgeshire, Huntingdonshire, Bedfordshire,
Northamptonshire, Leicestershire, Warwickshire, Staffordshire, Shropshire, Cheshire,
Derbyshire, Nottinghamshire (inclusive Rutland), Yorkshire und Linconshire.83
Am Beginn des Kapitels steht eine Aufzählung der Grundbesitzer des jeweiligen Gebietes, stets
beginnend mit „The Land of the King“, also dem Besitz von König Wilhelm in diesem Areal.
An zweiter Stelle kommt immer der Erzbischof von Canterbury, meist gefolgt von vielen
geistlichen Vertretern wie Bischöfen, Äbten oder Domherren. Erst danach beginnt die
Aufzählung der weltlichen Grundbesitzer von Grafen bis zu einfachen Rittern.84
Bemerkenswert erscheint die Tatsache, dass es bei der Anzahl der Grundbesitzer der jeweiligen
Gebiete gravierende Unterschiede gibt. So hat die Grafschaft und das Gebiet Cornwall nur
sieben unterschiedliche Grundbesitzer85, obgleich Cornwall nicht die kleinste Fläche aller
erwähnten Territorien umfasst.
Zum Vergleich hat die Grafschaft und das Gebiet Essex, welches im „Little Domesday“
behandelt wird, 90 verschiedene Grundbesitzer86. Die Anzahl der Grundbesitzer spiegelt also
nicht die tatsächliche Flächengröße der Gebiete wider, sondern vermutlich ihre strategische
Bedeutung.
Der Grafschaft Cornwall an der äußersten Südwestspitze Englands kann demnach eine
wesentlich kleinere Bedeutung zugemessen werden als der Grafschaft Essex, welche nördlich
von London und somit näher am Zentrum des Geschehens und der Bedrohung durch Kriege
liegt. So erscheint es nicht gänzlich verwunderlich, dass Cornwall nur 7 Grundbesitzer und
Essex 90 hat, bei einem unwesentlichen Flächenunterschied.
83 WILLIAMS Ann, MARTIN G.H: Domesday Book, A Complete Translation. Penguin Books, London 2003,
S. V. 84 Beispielhaft, Domesday Book: A Complete Translation. S. 71. 85 Vgl. Domesday Book: A Complete Translation. S. 341. 86 Vgl. Domesday Book: A Complete Translation. S. 970.
27
Der Aufbau der Kapitel im Domesday Book soll beispielhaft anhand von zwei
unterschiedlichen Ausschnitten dargelegt werden. Als erstes wird das Kapitel über die
Grafschaft und das Gebiet von Sussex, wo König Wilhelms berühmter Sieg bei Hastings
stattgefunden hat, untersucht. Im Anschluss wird noch das Kapitel über Gloucestershire
besprochen, nachdem der Auftrag für die Erstellung dieser Handschrift an Weihnachten 1085
in Gloucester gegeben wurde.87
Um die Analyse zu beginnen, wird eine Aufzählung der Grundherren folgen und anschließend
ein Absatz beispielhaft ausgewählt, um den Aufbau und die behandelte Thematik darzulegen.
Im Fall von Sussex sind es insgesamt 15 verschiedene Grundbesitzer, die im Domesday Book
angeführt sind:
King William, The Archbishop of Canterbury, The Bishop of Chichester, The Abbot of St Peter
of Westminster, The Abbot of Fecamp, Osbern, bishop of Exeter, The Abbey of Winchester,
The Abbey of Battle, The Count of Eu, The Count of Mortain, Earl Roger , William de Warenne,
William de Braose, Oda of Winchester, Ealdræd
„King William holds BOSHAM in demesne. Earl Godwin held it, and then there were 56 ½
[hides], and it paid geld for 38 hides, and now the same. There is land […]. In demesne are 6
ploughs; and 39 villians with 50 bordars have 19 ploughs. There is a church, and 17 slaves, and
8 mills rendering £4 less 30d. There are 2 fisheries rendering 8510d, [and] woodland for 6
pigs”88
87 Vgl. Domesday Book: A Complete Translation. S VII. 88 Domesday Book: A Complete Translation. S. 37.
28
Übersetzung
König Wilhelm, Der Erzbischof von Canterbury, Der Bischof von Chichester, Der Abt von St
Peter in Westminster, Der Abt von Fecamp, Bischof Osbern von Exeter, Die Abtei von
Winchester, Die Abtei von Battle (in Hastings), Der Graf von Eu (Normandie), Der Graf von
Mortain (Normandie), Graf Roger, Wilhelm von Warenne, Wilhelm von Braose, Oda von
Winchester, Ealdræd89
“König Wilhelm besitzt das Gebiet und den Haushalt BOSHAM. Graf Godwin besaß es und
dazu [Anm. Haushalt Bosham] gehören 56 ½ hides90 und es [Anm. Haushalt Bosham] zahlte für
38 hides und die gleiche Menge erneut. Dieses Land […]. In dem Gebiet des Haushaltes
befinden sich 6 ploughs91 und [im Umland] 39 villians92 mit 50 bordars93, die 19 ploughs
besitzen. Hier ist eine Kirche, und 17 Sklaven und 8 Mühlen, die £4 weniger als 30d [Anm.
Geld, Währungseinheit] einbringen. Es gibt 2 Fischzuchten, die 8510d erbringen, und
Waldgebiet für 6 Schweine“94
Im Fall von Gloucestershire ist die Anzahl wesentlich höher, die höchste im „Great Domesday“
Book, nämlich 78 unterschiedliche Grundbesitzer:
King William, The Archbishop of York, The Bishop of Worcester, The Bishop of Hereford, The
Bishop of Exeter, The Bishop of Saint-Lo, The Church of Bath, The Abbey of Glastonbury, The
Abbey of Malmesbury, The Abbey of Gloucester, The Abbey of Winchcombe, The Abbey of
Evesham, The Abbey of Abingdon, The Abbey of Pershore, The Abbey of Coventry, The Abbey
of Cormeilles, The Abbey of Lyre, The Abbey of Eynsham, The Abbey of Westminster, The
Church of Saint-Denis in Paris, The Church of Lambeth, The Church of Saint-Evroul, The
Church of La Trinite; Caen, The Church of Troarn, The Church of Cirencester, Regenbald the
priest, Earl Roger, Earl Hugh, The count of Martain, Gilbert Maminot; Bishop of Lisieux,
William de EU, William fitzBaderon, William the chamberlain, William Goizenboded, William
fitzGuy, William Froisseloup, William fitzNorman, William Leofric, Roger de Lacy, Roger de
Beaumont, Roger d’Ivry, Roger of Berkeley, Ralph;his brother, Ralph Paynel, Ralph de Tosny,
Robert de Tosny, Robert Despenser, Robert d’Oilly, Richard the legate, Osbern Giffard,
Geoffrey Orlateile, Gilbert fitzTurold, Durand the sheriff, Drogo fitzPons, Walter fitzPons,
89 Übersetzung sinngemäß von Michael Spath. 90 Flächeneinheit zur Berechnung des Steuersatzes. Domesday Book. A Complete Translation S 1433. 91 Einheit der landwirtschaftlich bebaubaren Fläche zur Berechnung des Steuersatzes. Domesday Book. A
Complete Translation S 1434. 92 Bewohner mit hohem ökonomischem Status, aber nach wie vor unfrei. Domesday Book. A Complete
Translation S 1436. 93 Bewohner mit niedrigem ökonomischem Status. Domesday Book. A Complete Translation S 1431. 94 Übersetzung sinngemäß von Michael Spath.
29
Walter fitzRoger, Walter the deacon, Walter the crossbowman, Henry de Ferrers, Ernulf de
Hesdin, Harold son of Ralph, Hugh de Gransmesnil, Hugh l’Asne, Miles Crispin, Urse d’Abetot,
Hascoit Musard, Turstin fitzRolf, Ansfrid de Cormeilles, Humphrey the chamberlin, Humphrey
of Maidenhill, Humphrey the cook, Sigar de Chocques, Matthew de Mortagne, Josecelin the
Breton, Roger fitzRalph, The wife of Gerwy, Baldwin, Ælfsige and other thegns of the king95
The Land of the wife of Gerwy
THE WIFE OF GERWY de Loges holds of the king 4 hides in TEMPLE GUITING. 3 thegns,
Wulffrith, Tovi, and Thorbiorn, held it as 3 manors, and it paid geld. In demesne is 1 plough;
and 1 villian with half a plough. It was worth 40s; now 20s
Übersetzung:
König Willhelm, Der Erzbischof von York, Der Bischof von Worcester, Der Bischof von
Hereford, Der Bischof of Exeter, Der Bischof von Saint-Lo (Normandie), Die Kirche von Bath,
Die Abtei von Glastonbury, Die Abtei von Malmesbury, Die Abtei von Gloucester, Die Abtei
von Winchcombe, Die Abtei von Evesham, Die Abtei von Abingdon, Die Abtei von Pershore,
Die Abtei von Coventry, Die Abtei von Cormeilles (Normandie), Die Abtei von Lyre
(Normandie), Die Abtei von Eynsham, Die Abtei von Westminster, Die Kirche von Saint-Denis
in Paris, Die Kirche von Lambeth, Die Kirche von Saint-Evroul [sic!] (Normandie), Die Kirche
der Dreifaltigkeit in Caen, Die Kirche von Troarn (Normandie), Die Kirche von Cirencester,
Regenbald der Priester, Wilhelm fitzBaderon96, Wilhelm der Kämmerer, Wilhelm
Goizenboded, Wilhelm fitzGuy, Wilhelm Froisseloup, Wilhelm fitzNorman, Wiliam Leofric,
Roger von Lacy, Roger von Beaumont, Roger d’Ibry, Roger von Berkeley, sein Bruder Ralph,
Ralph Paynel, Ralph von Tosny, Robert von Tosny, Robert Despenser, Robert d’Oilly, Richard
der Gesandte, Osbern Giffard, Geoffrey Orlateile, Gilbert fitzTurold, Durand der Sheriff, Drogo
fitzPons, Walter fitzPons, Walter fitzRoger, Walter der Diakon, Walter der Armbrustschütze,
Henry von Ferrers, Ernulf von Hesdin, Harold Sohn des Ralph, Hugo von Gransmesnil, Hugo
l’Asne, Miles Crispin, Urse d’Abetot, Hascoit Cusard, Turstin fitzRolf, Ansfrid von Cormeilles,
Humphrey der Kämmerer, Humphrey von Maidenhill, Humphrey der Koch, Sigar von
Chocques, Matthäus/Matthias von Mortagne, Josecelin der Bretone, Roger fitzRalph, Die Frau
des Gerwy, Baldwin, Ælfsige und andere Thegen97 des Königs98
Das Land der Frau von Gerwy
95 Domesday Book: A Complete Translation, S 446f. 96 Fitz → lat. Filius; Sohn. 97 Niedriger Edelmann, Vgl. Domesday Book: A Complete Translation, S 1435. 98 Übersetzung sinngemäß von Michael Spath.
30
Die Frau von Gerwy de Loges bekam 4 hides99 vom König in TEMPLE GUITING. 3 Thegns100,
Wulffrith, Tovi und Thorbiorn besaßen darauf 3 manors101 und zahlten Steuern. Das Gebiet und
der Haushalt haben 1 plough102 und einen villian103mit einem halben plough. Das Land war 40s
[Ann. Geld, Währungseinheit] wert, jetzt ist es 20s wert.104
Bemerkenswert an der Vergabe von Gebieten ist sicherlich, dass König Wilhelm neben
enormen Flächen an Bischöfe und kirchliche Institutionen auch sehr viel Land an Grafen und
Adelige aus seiner Heimat vergibt. Meist sind die Adeligen Ritter und Heerführer aus der
Normandie, die an der Seite Wilhelms England erobert haben und nun für ihre Dienste mit Land
und Einnahmen belohnt werden.105
Die Vergabe von Land an Frauen ist zwar für die damalige Zeit bemerkenswert, jedoch wird
bei näherer Betrachtung aller Kapitel des Domesday Books klar, dass es einige Frauen gab, die
von König Wilhelm Land bekommen haben. In den meisten Fällen handelt es sich um
Äbtissinnen und weibliche Adelige 106, die im Domesday Book berücksichtigt werden.
Wesentlich seltener jedoch ist die Landvergabe an einfache Ehefrauen, also nicht geistliche
oder adelige Untertanen. Ebenso aufgrund der Tatsache, dass dieses Land zuvor von Thegen,
also niedrigen Edelmännern, gehalten wurde und danach an die Ehefrau eines Gefolgsmannes
Wilhelms vergeben wurde, erscheint diese Stelle bemerkenswert.
Ganz allgemein ist festzuhalten, dass es sich bei diesem Manuskript nicht nur um eine
Zusammenfassung und Aufstellung des Grundbesitzes handelt, sondern ebenso um eine
Ermittlung von Gebäuden, Bewohnern, Leibeigenen und Einkünften. Die Informationen, die
der Inhalt des Domesday Books lieferte, konnten so als Grundlage für zukünftige Steuersätze
und Einwohnerzählungen benutzt werden.
99 Siehe S. 28. 100 Niedriger Edelmann, Vgl. Domesday Book: A Complete Translation, S 1435. 101 Gehöft, Anwesen, Vgl. Domesday Book: A Complete Translation, S 1433. 102 Flächeneinheit zu Berechnung des Steuersatzes, Siehe S. 28. 103 Bewohner mit hohem ökonomischem Status, aber nach wie vor unfrei, Siehe S. 28. 104 Übersetzung sinngemäß von Michael Spath. 105 Vgl. Wilhelm von Warenne oder Wilhelm von Braose. 106 Vgl. Domesday Book: A Complete Translation, S 71,89, 135 etc.
31
2.3. Wilhelm von England bei Wilhelm von Malmesbury
Das bemerkenswerte an dem Mönch und Chronist Wilhelm von Malmesbury ist die Tatsache,
dass er von beiden Ethnien des damaligen Englands, Normannen und Angelsachsen, abstammt.
Er selbst stellte sich den Normannen und Angelsachsen, die über Wilhelm den Eroberer
aufgrund ihrer Herkunft jeweils parteiisch geschrieben haben, gerade aus diesem Grund
gegenüber. Der Mönch macht in seinen Werken deutlich, dass er durch seine Eltern und eigenen
Antrieb schon in seiner Kindheit mit Büchern in Kontakt gekommen ist, daher können wir
annehmen, dass er aus wohlhabenden Familienverhältnissen stammt.107
Seinen eigenen Schriften zufolge wurde ihm mehrmals das Amt des Abtes angeboten, jedoch
entschied er sich immer dagegen, da er aufgrund der Ferne zum Hof dessen Geheimnisse nicht
kannte und mit den bedeutungsvollen Begebenheiten nichts zu tun hatte.108
Wilhelm von Malmesbury ist nicht nur als Historiograph tätig, sondern vor allem Theologe und
Mönch, jedoch behandelt er in seinen Werken nicht nur historische und theologische
Themengebiete. Auch juristische Belange waren Gegenstand seiner Schriften, ebenso wie
Wundererzählungen, Ansichten über Kaiser und Päpste, den Islam und die Unterschiede
zwischen morgenländischem und abendländischem Kaisertum und deren Kultur finden sich in
seinen Werken.
Wilhelm von Malmesbury zieht in seinen Darstellungen über die Auffassung von
normannischen Königen immer wieder Vergleiche zwischen verschiedenen Herrschern der
Antike und Gegenwart der damals bekannten Welt. So wird Wilhelm I. mit Balduin I., König
von Jerusalem, verglichen, da beide durch viele Mühen berühmt geworden sind, sowie dem
Geld mehr als zugetan waren.
Dies sei jedoch sehr einfach zu entschuldigen und nicht verwerflich, bedingt durch die
Zwangslage, in der sich König Wilhelm von England finanziell befand.109
In seinem Werk Gesta regum Anglorum spart Wilhelm von Malmesbury nicht mit Lob an König
Wilhelm I. von England. Nach dem Mönch muss Wilhelm I. von Gottes Hand bei der Schlacht
von Hastings beschützt worden sein, war er doch Ziel unzähliger Speere.110
107 Vgl. Englische Geschichtsschreiber des 12. Jahrhunderts, S. 54. 108 Vgl. Englische Geschichtsschreiber des 12. Jahrhunderts, S. 54f. 109 Vgl. Englische Geschichtsschreiber des 12. Jahrhunderts, S. 92. 110 Vgl. Englische Geschichtsschreiber des 12. Jahrhunderts, S. 102.
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Ebenso die Keuschheit und Gottesfürchtigkeit in dessen Jugend lobte der Mönch, und dass die
Unterstützung der Kirche während der Regierungszeit Wilhelms enorm war. Durch seine
Unterstützung wuchsen die Anzahl der Mönche sowie der Einfluss und die Größe von Klöstern
um ein Vielfaches.
Die Art und Weise, wie Wilhelm von Malmesbury über König Wilhelm schreibt bzw.
vermeintlich Übles berichtet, legt jedoch nahe, dass er unter einem gewissen Druck stand oder
durch äußere Umstände zu einer etwas maskierten Sprache gedrängt wurde.111
Die Anhäufung von Geld wurde von dem Chronisten etwas kritisiert, nur um sofort
anschließend zu relativieren, dass das neue Reich ohne viel Geld nicht beherrscht werden hätte
können.112
Bei der Schilderung des Todes des Königs fand der Mönch jedoch eine deutliche Verbindung
zu seinem letzten kriegerischen Raubzug und der Verbrennung einer Kirche und einer
Klausnerin.113
Bei der Eroberung Englands war Gott noch auf der Seite Wilhelms und nicht auf der Seite von
Harold. Dieser hatte seinen Eid gegenüber Wilhelm, ihm die Herrschaft über das englische
Reich zu überlassen, gebrochen und die Herrschaft selbst an sich gerissen.114 Im Verlauf seiner
Herrschaft hatte König Wilhelm aber gesündigt und somit die schützende Hand Gottes über
seiner Königswürde verloren.
Nicht nur einen Vergleich mit dem König von Jerusalem zieht Wilhelm von Malmesbury in
seiner Beschreibung von dem normannischen Eroberer und damaligen König von England.
Bei seiner Beurteilung der Schlacht von Hastings und den Gründen der Niederlage der
Angelsachsen sowie der unmittelbaren Folgen der Schlacht zieht er einen interessanten
Vergleich zwischen Wilhelm dem Eroberer und dem römischen Feldherrn Caesar. Dieser hatte
in seinem Gallischen Krieg die Germanen in den Ardennen115 nicht durch reguläre römische
Legionen vertrieben, sondern durch verbündete gallische Stämme.
Auch Wilhelm setzte gegen einen angelsächsischen Wiedereroberungsversuch Angeln ein und
festigte so seine Herrschaft unmittelbar nach der Schlacht von Hastings.116
111 Vgl. Englische Geschichtsschreiber des 12. Jahrhunderts, S. 102f. 112 Vgl. Englische Geschichtsschreiber des 12. Jahrhunderts, S. 102. 113 Vgl. Englische Geschichtsschreiber des 12. Jahrhunderts, S. 102. 114 Vgl. Englische Geschichtsschreiber des 12. Jahrhunderts, S. 103. 115 Waldgebirge im Grenzgebiet zwischen Belgien, Luxemburg und Frankreich. 116 Vgl. Englische Geschichtsschreiber des 12. Jahrhunderts, S. 107.
33
Wilhelm von Malmesbury kann als Chronist verstanden werden, der eine Brücke zwischen
angelsächsisch- und normannisch-gefärbter Geschichtsschreibung schlägt. Allerdings wird in
seinen Werken deutlich, dass er sich eher seiner eigenen angelsächsischen Heimat zugehörig
gefühlt hat als den Normannen. Seine Darstellungen König Wilhelms sind geprägt von
durchwegs positiver Bewertung, jedoch mit einigen kleinen Hinweisen, die an einer gänzlichen
Unabhängigkeit seiner Charakterisierung des Herrschers Zweifel aufkommen lassen.
34
3.Das Leben des Herzogs
3.1. Jugend
Wilhelm wurde 1027/28 in der kleinen westnormannischen Stadt Falaise, knapp 40 Kilometer
südlich von Caen geboren. Seine Mutter, Herleva aus Falaise, war eine Geliebte des
normannischen Herzogs Robert I., jedoch konnten beide aufgrund ihrer Herkunft und sozialen
Stellung kein offizielles Ehebündnis eingehen. Bald nach der Geburt von Wilhelm verheirate
Herzog Robert jedoch seine Geliebte Herleva mit Herluin, dem Vizegrafen von Conteville. Aus
dieser Ehe gingen die zwei Halbbrüder Wilhelms, Odo und Robert, hervor, die den Lebensweg
des späteren Eroberers lange begleiten sollten. Odo wurde später Bischof von Bayeux sowie
Earl von Kent und Robert wurde Graf von Mortain.117
Die außereheliche Geburt von Wilhelm schloss ihn nicht zwangsläufig von der Nachfolge
seines Vaters aus. Die skandinavischen Siedler im Norden Frankreichs nahmen zu dieser Zeit
das Christentum zwar an, jedoch hielten sie lange auch an den traditionell geschlossenen
Partnerschaften fest. Somit hatten Kinder aus kirchlichen Ehen zwar den Vorrang gegenüber
außerehelichen Kindern, wenn es um die Nachfolge und das Erbe ging, jedoch waren
Bastarde118 nicht automatisch ausgeschlossen.
Den Beinamen Bastard bekam Wilhelm erst von der Geschichtsschreibung der ausgehenden
1070er Jahre, als sich das Christentum in diesem Bereich etablierte und die Bedeutung von
christlicher Ehe im kirchlichen Sinne zunahm.119 Aufgrund dessen, dass Herzog Robert nicht
heiratete und auch, als er beschloss, eine Pilgerreise ins Heilige Land zu machen, noch
Junggeselle und ohne legitime Nachkommen im christlichen Sinne war, fasste er einen
folgenschweren Entschluss. Auf Drängen der Adeligen der Normandie bestimmte Herzog
Robert den jungen Wilhelm zu seinem Nachfolger und ließ seine Gefolgsleute dem sieben- oder
achtjährigen die Treue schwören. Der Herzog überlebte die Rückreise aus dem Heiligen Land
jedoch nicht, und somit war Wilhelm Herrscher der Normandie. 120
117 Vgl. PELTZER J: 1066. Der Kampf um Englands Krone, S 94f. 118 „Bastard“ in der ursprünglichen Bedeutung als außereheliches Kind. 119 Vgl. PELTZER J: 1066. Der Kampf um Englands Krone, S 94f. 120 Vgl. PELTZER J: 1066. Der Kampf um Englands Krone, S 96.
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Aufgrund seines kindlichen Alters wurden Wilhelm mehrere Männer zur Seite gestellt, die für
den Schutz sowie die Erziehung des jungen Herzogs verantwortlich waren. Turold, Ralph der
Mönch, GrafAlan von Bretagne sowie Erzbischof Robert von Rouen und Graf Gilbert von
Brionne.121 Nach der Ermordung einiger seiner Vormünder kamen später auch die beiden Onkel
Wilhelms, Mauger, der spätere Erzbischof von Rouen, und Wilhelm, Graf von Arques, in den
Kreis der Männer, die Wilhelm erziehen und leiten sollten.122 Der Vater Wilhelms, Herzog
Robert, schaffte es, die schwelenden Konflikte und Machtkämpfe in der Normandie in Schach
zu halten, als er jedoch ins Heilige Land aufbrach, reichte die Autorität Wilhelms nicht aus, um
die Machtansprüche der kleinen und großen Mächtigen in der Normandie in Zaum zu halten.
So wuchs Wilhelm in ständiger Angst auf und wurde schon in frühster Jugend mit Kämpfen,
Mord und Intrigen konfrontiert.123
Für einen jungen Adeligen in der Normandie des 11. Jahrhunderts war es unumgänglich, sich
im Kampf zu beweisen und zu einem starken und guten Krieger heranzuwachsen. Allmählich
kristallisierten sich innerhalb der Gesellschaft drei wesentliche Gruppen heraus, welche
gemeinhin nach einem Dreiständemodell differenziert werden. Die Bevölkerung gliederte sich
demnach in „oratores“ („Beter“ = Geistliche), „bellatores“ („Krieger“ = Ritter) und
„laboratores“ („Arbeiter“ = Bauern, Handwerker).124 Während es die Aufgabe der Krieger war,
die anderen beiden Stände bei ihren Tätigkeiten zu schützen, wurden sie im Gegenzug versorgt
und es wurde für die gebetet. Ein Ritter zu sein, wurde zu einer idealisierten Lebensform, die
dann im Hochmittelalter ihre Blüte erreichte, jedoch zur Zeit Wilhelms erst im Entstehen war.
Als guter Krieger war es vor allem wichtig, erfolgreich und ruhmreich zu kämpfen und somit
Ansehen und Einfluss zu erwerben. Vor allem erfolgreiche Kämpfe stärkten das militärische
Ansehen, sowie die Führungsfähigkeit und den sozialen Status. Der Umstand, dass Wilhelm
bereits in jungen Jahren häufig Zeuge und Leidtragender von Gewalt und politisch-instabilen
Zeiten war, machte ihn möglicherweise zu einem solch erfolgreichen Herrscher. Der Umgang
mit den Waffen der damaligen Zeit (Schwert, Lanze und Speer)125 war genauso Teil seiner
Ausbildung wie das Reiten. Die Kavallerie war damals ein fixer Bestandteil des Heeres, und
vor allem die schwere normannische Kavallerie war ein gefürchteter Gegner auf dem
Schlachtfeld.126
121 Vgl. PLASSMANN Alheydis: Die Normannen. Erobern-Herrschen-Integrieren. S 90. 122 Vgl. PELTZER J: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S 102, 107ff. 123 Vgl. PLASSMANN Alheydis: Die Normannen. Erobern-Herrschen-Integrieren. S 91. 124 Vgl. GOETZ Hans-Werner: Europa im frühen Mittelalter, S 30f. 125 Vgl. GOETZ Hans-Werner: Europa im frühen Mittelalter, S 158f. 126 Vgl. PELTZER J: 1066. Der Kampf um Englands Krone, S 103f.
36
Abgeschlossen wurde die Ausbildung eines jungen Kriegers mit dem Ritual der
„Schwertleihe“, in deren Rahmen er in die Gemeinschaft der Ritter aufgenommen wurde und
symbolisch seine Waffen verliehen bekam. Mitte der 1040er Jahre bekam Wilhelm, aller
Wahrscheinlichkeit nach vom französischen König Heinrich I. selbst, die Waffen verliehen, die
ihn zum vollwertigen Mann, Krieger und Herrscher machten.127
3.2. Herzog der Normandie
Durch die äußeren Umstände waren die jungen Jahre von Wilhelm äußerst turbulent, jedoch ist
er im Laufe seiner Jugend zu einem lernfähigen und intelligenten Herrscher herangewachsen,
der seine erste richtige Bewährungsprobe mit knapp 20 Jahren am Schlachtfeld hatte. Einige
normannische Fürsten und Grafen, unter der Führung des Grafen Guy von Burgund, zettelten
einen Aufstand gegen den jungen Fürsten an. Guy von Burgund, seines Zeichens ein Cousin
von Wilhelm, sah sich selbst in der Nachfolge um das Herzogamt übergangen und wollte seine
Ansprüche mit dem Schwert durchsetzen.
Herzog Wilhelm entkam nur knapp einem Attentat auf seine Person und eilte zu seinem
Lehensherren, dem französischen König Heinrich I. Einige Jahre zuvor hatte Wilhelms Vater,
Robert I., den König in einem Feldzug unterstützt und so dessen Krone gerettet.128
Seither galt der König als einflussreicher Unterstützer von Wilhelm und stand seinem Vasallen
in seinen jungen Jahren oft bei. So auch im Jahr 1047 als er mit einem Heer die Normandie
betrat, um in dessen Hoheitsgebiet für Ordnung zu sorgen und dem jungen Herzog unter die
Arme zu greifen.129
Schließlich gelang es dem Herzog mit Hilfe der französischen Truppen, die Aufständischen bei
Val-ès-Dunes nahe der Stadt Caen zu stellen und vernichtend zu schlagen.130
Dies war die erste große Bewährungsprobe für den jungen Herzog Wilhelm, die er mit Hilfe
seines Lehensherren gerade noch bestand, jedoch war seine Position nach der Schlacht
keinesfalls unangetastet.
127 Vgl. PELTZER J: 1066. Der Kampf um Englands Krone, S 104. 128 Vgl. DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S
56f. 129 Vgl. DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S
57. 130 Vgl. PELTZER J: 1066. Der Kampf um Englands Krone, S 111.
37
Als von nun an auch militärisch legitimierter Herzog der Normandie, kämpfte Wilhelm in den
folgenden Jahren ununterbrochen mit den Machtambitionen der anderen normannischen
Adeligen, ehe er den Blick über den Ärmelkanal nach England richten konnte.131
Die Aufständischen waren zwar geschlagen worden, jedoch floh der Kopf der Revolte, Graf
Guy von Burgund, mit einem Heer auf die Burg Brionne und verschanzte sich dort. Nach einer
Belagerung, die knapp drei Jahre dauerte, gelang es dem Herzog schließlich, den Grafen und
seine Gefolgschaft zu besiegen. Während dieser drei Jahre, als Wilhelm fast ausschließlich mit
der Belagerung beschäftigt war, richtete er seine ganze Aufmerksamkeit auf die Burg Brionne
und verlor beinahe sein übriges Herrschaftsgebiet aus den Augen.132
Und so betrat ein weiterer Gegenspieler Wilhelms die Machtbühne der Normandie, welcher
über die nächsten Jahre die größte Bedrohung für den Herzog darstellen sollte:
Im Südwesten der Normandie, genauer gesagt in der Grafschaft von Anjou, folgte Gottfried
Martell, genannt der Hammer, seinem Vater nach. Gottfried bekam nicht zu Unrecht den
Beinamen „der Hammer“. Seine Affinität zu Kriegszügen und Kämpfen war weithin
bekannt.133 Der Graf von Anjou hatte einen gewaltigen Expansionswillen, und so wandte er
sich auch nach Norden, um dem jungen, strauchelnden Herzog der Normandie, Land und
Einflussbereich streitig zu machen.134
Immer wieder kam es zu Kämpfen zwischen den beiden Machthabern, und anfangs konnte
Wilhelm auch auf die Unterstützung des französischen Königs Heinrich I. zählen. Diese
Unterstützung nahm jedoch ab dem Zeitpunkt stetig ab, als Wilhelm seine Heiratspläne zu
forcieren begann.135 Durch die Verbindung mit Mathilde von Flandern sicherte Wilhelm sich
nicht nur einen mächtigen Verbündeten im Westen der Normandie, er zog auch den Unmut der
Kirche und des Königs auf sich.
Die Kirche belegte diese Ehe mit einem Kirchenbann, da angeblich eine Blutsverwandtschaft
zwischen den beiden Eheleuten bestand, die jedoch nie vollends belegt werden konnte.136 Viel
wahrscheinlicher ist die Tatsache, dass der König von Frankreich seinen Einfluss auf die Kirche
nutzte, um diese Ehe in Verruf zu bringen.
131 Vgl. BATES David: William the Conqueror, S. 161f.. 132 Vgl. BATES David: William the Conqueror, S. 61-64. 133 Vgl. Ebda. S 65, PLASSMANN Alheydis: Die Normannen. Erobern-Herrschen-Integrieren. S 92f. 134 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 114. 135 Vgl. PLASSMANN Alheydis: Die Normannen. Erobern-Herrschen-Integrieren. S 63. 136 Vgl. DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S
83f.
38
Der König hatte wenig Interesse daran, dass Herzog Wilhelm, der ein Vasall des Königs war,
seinen Einflussbereich noch weiter ausdehnte. Mit der Verbindung zwischen der Normandie
und Flandern wurde im Nordwesten Frankreichs ein sehr starker Machtblock gebildet, der für
den König sehr schwer zu akzeptieren und unter Kontrolle zu halten war.137
Schlussendlich wendete sich Herzog Wilhelm aber gegen den französischen König, welcher
sich wiederum mit Wilhelms Widersacher Gottfried Martell von Anjou verbündete,138 um den
Herzog zurückzutreiben. Schließlich fielen die beiden neue Verbündeten im Jahr 1057 in die
Normandie ein, wurden aber vom Herzog zurückgedrängt und konnten sich nie dauerhaft in der
Normandie festsetzen.139
Das Jahr 1060 brachte zwei gravierende Veränderungen innerhalb des französischen
Herrschaftsgebietes mit sich. Am 4. August starb König Heinrich I. und hinterließ das
Königreich seinem minderjährigen Sohn Philipp, der unter die Vormundschaft von Wilhelms
Schwiegervater, Balduin V. von Flandern, gestellt wurde. Wenige Monate später starb auch der
Graf von Anjou Gottfried Martell, was die Grafschaft Anjou in einen Bürgerkrieg stürzte.140 So
wurde Wilhelm binnen kürzester Zeit seine beiden größten Rivalen los, und von nun an war der
Weg frei für den steilen Aufstieg, der den Herzog der Normandie innerhalb weniger Jahre stark
genug machte, England zu erobern.141
Die Machtposition, die Wilhelm in seinem Herzogtum im Jahr 1060 innehatte, suchte in ganz
Europa ihresgleichen und war bedingt durch viele unterschiedliche Faktoren. Auch wenn die
Normandie ein einflussreiches Herzogtum war, so erscheint es dennoch außergewöhnlich, dass
ein Herzog ein solches Wagnis wie die Eroberung Englands eingehen konnte und
schlussendlich siegreich daraus hervorging.
In den sechs Jahren von 1060 bis 1066 schaffte es der Herzog, seine Machtbasis zu festigen und
so stark an Einfluss zu gewinnen, dass er in der Lage war, eine bis dahin noch nicht dagewesene
Invasion über Wasser zu starten.142
137 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 113ff. 138 Vgl. DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S
81f. 139 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 120ff. 140 Vgl. DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S
82. 141 Vgl. VOLLRATH H. FRYDE N. (Hrsg.): Die englischen Könige im Mittelalter. Von Wilhelm dem Eroberer
bis Richard III. S.63f. 142 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 128f.
39
Neben dem Sieg über seine beiden großen Rivalen, war Wilhelm mit knapp 30 Jahren ein
außergewöhnlich großer und starker Mann, der sich auf dem Schlachtfeld und während
Kriegszeiten durch ungemeine Tapferkeit und Raffinesse auszeichnete.143 Bedingt durch seinen
Erfolg am Schlachtfeld und seine Politik scharte er bereits in jungen Jahren viele Anhänger um
sich, die im Laufe seiner Herrschaft zu wichtigen Stützen seiner Macht werden sollten. 144
Im Besonderen sind hierbei vier adelige Familien zu nennen, die im Schatten des Herzogs und
späteren Königs zu viel Macht, Einfluss und Landbesitz gekommen sind. Das Haus Tosny, das
aus dem gleichnamigen Gebiet zwischen Rouen und Paris stammte, war eine dieser Familien.
Nicht weit von den Tosnys entfernt, gab es die Familie Beaumont, die sich, vor allem während
der Minderjährigkeit Wilhelms, einen erbitterten Machtkampf mit ihren Nachbarn lieferte.
Eine noch mächtigere Familie war das Haus von Vernon, welches seinen Sitz ebenfalls in der
Nähe der beiden anderen Adelsgeschlechter hatte. Als letztes Beispiel der aufstrebenden
Aristokratie ist noch die Familie Monfort-sur-Risle zu nennen, die ihre Besitzungen
südwestlich von Rouen hatte.145
Jede dieser vier beispielhaft genannten Familien hatte nicht unwesentlichen Anteil daran, dass
die Eroberung Englands möglich war, denn sie bildeten die Basis des normannischen Heeres
bei den Feldzügen des Herzogs.146
Der Herzog schaffte es bis 1060, seine Machtbasis auch insofern zu verstärken, indem er durch
das Einsetzen von ihm nahestehenden Personen und kluge Heiratspolitik wichtige Positionen
im Herzogtum mit seinen Vertrauten besetzen konnte.147 Beinahe alle einflussreichen
Entscheidungsträger in Kirche und Politik waren in irgendeiner Weise mit dem Herzog direkt
oder indirekt verwandt.148
143 Vgl. DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S
91f. 144 Vgl. DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S
91-93. 145 Vgl. DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S
94-96. 146 Vgl. DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S
96f. 147 Vgl. VOLLRATH H. FRYDE N. (Hrsg.): Die englischen Könige im Mittelalter. Von Wilhelm dem Eroberer
bis Richard III. S.93f. 148 Vgl. DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S
142f.
40
Neben den Verwandtschaftsverhältnissen innerhalb der Mächtigen der Normandie war auch die
aufkommende Geldwirtschaft ein wichtiger Faktor. Es gibt zwar keine genauen Zahlen
bezüglich der finanziellen Mittel des Herzogs, jedoch dürfte seine Liquidität beträchtlich
gewesen sein und so manchen europäischen Herrscher in den Schatten gestellt haben. So ist
überliefert, dass es er im Frühling und Frühsommer 1066 ein großes Söldnerheer aufstellen,
bezahlen und unterhalten konnte, ohne dass die Gegend, in der es stationiert war, verarmte.149
Besagtes Söldnerheer hatte Wilhelm aufgestellt, um seinen Traum, eine Invasion und
Eroberung Englands, in die Tat umzusetzen. Im Frühling und den Sommermonaten des Jahres
1066 bemühte sich der Herzog redlich, ein möglichst großes und schlagkräftiges Heer
aufzustellen, um dieses große Wagnis eingehen zu können.150
Viele der normannischen Fürsten hegten berechtigten Zweifel daran, dass es dem späteren
König von England gelingen könnte, eine solch gewaltige Streitmacht aufzustellen, mit Waffen,
Proviant und Pferden zu versorgen, auf Schiffe zu verladen, unbeschadet den Ärmelkanal zu
überqueren und anschließend noch mit Harold Godwinson um die Englische Krone zu
kämpfen.151
Wilhelm allerdings ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen und forderte die Heeresfolge
von seinen Vasallen ein, um ihm im Kampf mit Männern, Pferden und anderen Ressourcen
beizustehen. Diese Tatsache bildete insofern einen Präzedenzfall, als dass zwar nach
normannischer Rechtstradition die Adeligen zur Heeresfolge verpflichtet waren, jedoch war
nirgends festgeschrieben, in welchem Umfang die Unterstützung für ihren Herzog erfolgen
musste.152
In einer kleinen Urkunde aus dem Jahr 1066 oder etwas später ist für die Übertragung des Gutes
St. Philbert an die Kirche von Avranches festgelegt, dass fünf bewaffnete und berittene Krieger
als Gegenleistung gestellt werden mussten. Dieses Dokument bildet die erste festgeschriebene
Heeresfolge, die ein Vasall in der Normandie seinem Herzog entgegen bringen musste. 153
149 Vgl. DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S
142. 150 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 174f. 151 Vgl. STREIBER Hildburg: Wilhelm der Eroberer. S. 309-311. 152 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 170f. 153 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 172.
41
Bei der Überzeugung des normannischen Adels kam Wilhelm seine Erfahrung als Heeresführer
zugute und auch die Tatsache, dass der Großteil der normannischen Fürsten schon unter ihm
gedient hatte und Kenntnis von seiner Erfahrung auf dem Schlachtfeld und seinem Charisma
hatte.154
Doch die Mächtigen der Normandie hatten noch weitere gute Gründe, dem Herzog zu folgen
und ein neues Königreich zu erobern. Die Eroberung von Länderreihen und fremden Landen
versprach nicht nur Abenteuer, sondern auch Reichtum. Plünderungen auf besetztem Gebiet
waren fester Bestandteil jeder Eroberung, und nach dem Krieg musste das neu gewonnene Land
ja auch verwaltet werden. So machten sich viele Unterstützer Wilhelms berechtigte Hoffnung,
nach der geglückten Eroberung zu großem Reichtum und Ruhm zu kommen. Das Doomsday
Book zeigt uns eindrucksvoll, dass diese Hoffnung nicht nur vollkommen berechtigt war,
sondern auch tatsächlich Wirklichkeit wurde.155
Dem 42-jährigem Herzog gelang es, nicht nur Krieger aus der Normandie von seinem Vorhaben
zu überzeugen, sondern auch Männer aus der Bretagne, aus Maine, Flandern und vielen
weiteren Teilen Frankreichs.156 Über die genaue Anzahl an kampffähigen Männern, die im
Sommer 1066 an der Nordküste Frankreichs um St. Valéry-sur-Somme Stellung bezogen hatten
und auf die Überfahrt nach England warteten, ist wenig bekannt. Verschiedene Quellen
sprechen von Zahlen zwischen 50.000 und 150.000.157
Der Chronist Wilhelm von Jumièges spricht von keiner genauen Truppenzahl, jedoch von 3.000
Schiffen, die bereit waren, den Ärmelkanal zu überqueren, um England zu erobern.158 Nach
heutigem Forschungsstand dürften es etwa zwischen 5.000 und 10.000 Krieger gewesen sein,
die der Herzog versammeln konnte.159
Die Intelligenz und Erfahrung, die der Herzog auf dem Schlachtfeld immer wieder bewiesen
hatte, zeigte er auch eindrucksvoll bei der Vorbereitung der Invasion und dann später auch in
den entscheidenden Schlachten auf englischem Boden.
154 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 171. 155 Die Mitstreiter Wilhelms bekamen im eroberten England großzügige Ländereien zugesprochen, Vgl.
Domesday Book: A Complete Translation, S 71,89, 135 etc. 156 Vgl. STREIBER Hildburg: Wilhelm der Eroberer. S. 327. 157 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 172. 158 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 173. 159 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 173.
42
Nachdem er am 21. Februar 1066 von dem Tod des englischen Königs Edward und der
Machtübernahme durch Harold Godwinson durch einen Boten erfuhr, bekräftigte er sofort
seinen Anspruch auf den englischen Thron vor den versammelten normannischen Edelleuten.160
Mancher Herrscher wäre überstürzt nach England aufgebrochen und hätte so wahrscheinlich
sein Leben gelassen. Nicht so der Herzog der Normandie, der ab März fieberhafte
Vorbereitungen für eine Invasion in Gang setzen ließ, um möglichst gut vorbereitet zu sein.161
Obwohl sein Heer und seine Flotte schon im August in Dives bereit gewesen wäre, nach
England überzusetzen, entschied sich Wilhelm, noch zu warten, und verlegte seine Flotte nach
St. Valéry-sur-Somme, das weiter östlich liegt. Er wartete auf zwei bestimmte Faktoren, von
denen, seiner Meinung nach, die erfolgreiche Eroberung abhängig war:162
Der erste wichtige Faktor war das Wetter. An der französischen Nordküste herrschen sehr starke
Gezeiten mit mehreren Metern Höhenunterschied. Für den Erfolg der Invasion war der richtige
Zeitpunkt von entscheidender Bedeutung, und dieser richtige Zeitpunkt wurde vor allem durch
den Wind, die Flut und die Strömungen des Ärmelkanals bedingt.
Wählte Wilhelm den falschen Zeitpunkt, stand die gesamte Eroberung auf dem Spiel, denn er
musste möglichst alle Schiffe mit seinen Kriegern unversehrt nach England bringen. Der Erfolg
seines Vorhabens war also stark von Südwind abhängig.163
Der zweite Punkt, von dem eine erfolgreiche Eroberung Englands nach Wilhelms Meinung
abhängig war, ist eine militär-taktische Überlegung. Von seinen Boten hatte er erfahren, dass
er nicht der einzige Herrscher war, der für sich selbst Anspruch auf die englische Krone
erhob.164
Ebenso war es der König von Norwegen Harald Hardrada, der sich als zukünftiger
angelsächsischer König sah und im September 1066 in Nord -England, nahe der Stadt York,
einfiel.
160 Vgl. STREIBER Hildburg: Wilhelm der Eroberer. S. 309. 161 Vgl. DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S
189ff. 162 DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S 198. 163 Vgl. STREIBER Hildburg: Wilhelm der Eroberer. S. 354-357. 164 Vgl. STREIBER Hildburg: Wilhelm der Eroberer. S. 359.
43
Diese Bedrohung durch norwegische Truppen zwang den Träger der englischen Krone, Harold
Godwinson, dazu, mit seinem Heer, welches er zur Verteidigung seines Landes gegen die
Normannen an der Südküste in Stellung gebracht hatte,165 schnell Richtung Norden zu ziehen.
Bei Stamford Brigde, etwa 10 Kilometer östlich von York, kam es zur entscheidenden Schlacht
zwischen Harold Godwinson und Harald Hardrada.166
Dies war der Moment, auf den Wilhelm gewartet hatte, nämlich, dass Harold seine Truppen
von der Südküste abziehen würde und durch Kampf und Entfernung geschwächt, keine Gefahr
für die Landung der normannischen Truppen in England darstellen konnte.167
In der Nacht vom 27. September 1066 setzte sich mit Einsetzen der Flut die normannische
Invasionsflotte von St. Valéry aus Richtung englische Küste in Bewegung, um die englische
Krone für den Herzog zu erobern.168
165 Vgl. STREIBER Hildburg: Wilhelm der Eroberer. S. 348f. 166 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 218f. 167 Vgl. DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S
200f. 168 Vgl. STREIBER Hildburg: Wilhelm der Eroberer. S. 359-363.
44
4. Die Eroberung Englands
4.1. Widersacher Wilhelms
4.1.1. Harold Godwinson
Auch wenn die Regierungszeit König Harolds nur knapp ein Jahr betrug, so war er vor der
Übernahme der Krone bereits ein sehr bedeutender Feldherr und Fürst des angelsächsischen
Königreiches. Bereits sein Vater Godwin schuf die Voraussetzungen dafür, dass sein Sohn
Harold überhaupt erst in die Lage kommen konnte, Anspruch auf die Nachfolge König Edwards
zu erheben.169
Godwin verstand es geschickt, seinen Einfluss geltend zu machen und Edward zum englischen
Thron zu verhelfen. Er wird in vielen Quellen als ein Herrscher beschrieben, der maßgeblichen
Anteil und Interesse daran hatte, dass Edward König wurde. Der Fürst verheiratete seine
Tochter Edith mit Edward und schuf so unverbrüchliche Familienbande zwischen seiner
eigenen Familie und dem englischen König.170 Dieser Tatsache geschuldet, baute er während
der Regierungszeit Edwards seine Machtbasis im Süden Englands aus, und so kam es zu dem
Umstand, dass Godwin und seine Söhne im Jahr 1045 weite Teile Englands unter ihren Einfluss
gestellt hatten. Während Godwin selbst die Grafschaft Wessex regierte, herrschten seine Söhne
Sweyn, Björn und Harold über Teile der Mitlands und Ostanglien.171
169 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 80. 170 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 66ff. 171 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 68ff.
45
172
Abbildung 9: Die Verteilung der Graftschaften Englands im Jahr 1045
172 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 68.
46
Als Godwin im Jahr 1053 an einem Schlaganfall verstarb, konnte er seine Machtposition, die
im Laufe der Jahre immer wieder geschwächt worden war, aber auch wieder neu erstarkte, an
seinen Sohn und Nachfolger Harold, der zu diesem Zeitpunkt etwa 30 Jahre alt war,
weitergeben.173 Harold, der Earl von Ostanglien war, erbte durch den Tod seines Vaters die
bedeutende Grafschaft Wessex. König Edward aber, der 1052 durch einen Ausgleich174 mit
Godwin und seinen Söhnen dazu gezwungen war, große Zugeständnisse an die Godwinsons zu
machen, nutzte den Tod des Earls von Wessex, um das Machtgefüge wieder etwas
auszugleichen. Er machte die Übereinkunft, die er mit Godwin getroffen hatte, wieder
rückgängig, nahm somit Harold Ostanglien wieder weg und gab es erneut an Ælfgar, den Sohn
des Earls von Mercien.175 Harold blieb somit nur mehr die Grafschaft seines Vaters, Wessex.
In den darauffolgenden zehn bis dreizehn Jahren gelang es den Godwinsons und an ihrer Spitze
Earl Harold, beinahe alle englischen Grafschaften unter ihren Einfluss zu bringen. Harold stand
am Gipfelpunkt seiner Macht, als er von Johann von Worcester176 als „Sudregulus“ bezeichnet
wurde. In der Tat kann man Harold zu Recht als zweiten Mann im Königreich, nach König
Edward selbst, bezeichnen.177
173 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 81. 174 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S.70-80. 175 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 82. 176 Johannes von Worcester: Englischer Mönch und Chronist, gestorben 1140. 177 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 89f.
47
178
Abbildung 10: Die Verteilung der englischen Grafschaften zwischen 1062 und Oktober 1065
178 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 89.
48
Als Mitte der 1060er Jahre immer deutlicher wurde, dass die Ehe zwischen Edward und Edith,
der Schwester Harolds, kinderlos bleiben würde, entbrannte im Hintergrund bereits das Ringen
um die Nachfolge. Harold hatte hierbei zweifelsohne ein gewichtiges Wort mitzusprechen, als
er im Sommer 1064 die Reise in die Normandie antrat, um den überaus ambitionierten Herzog
der Normandie, Wilhelm, zu treffen, der seinerseits Ansprüche auf die Thronfolge Englands
hegte.179
Bei dieser Reise, auf die Edward Harold geschickt hatte, erlitt Harold Schiffbruch und wurde,
wie am Teppich von Bayeux dargestellt, von einem lokalen Grafen der Normandie gefangen
genommen. Wenn man der Legende des Teppichs Glauben schenkt, befreite Wilhelm den Earl
aus seiner Gefangenschaft, nahm ihm den Treueeid ab, und ging mit ihm auf Feldzug in der
Normandie.180
Den Eidbruch wird man später in der normannischen Geschichtsschreibung als Mitgrund für
den Kampf Wilhelms gegen Harold und die Eroberung Englands lesen.
179 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 90. 180 Vgl. Kapitel: Der Teppich von Bayeux, Inhalt, S.9.
49
4.1.2. Harald Hardrada
Der König von Norwegen kann mit Recht als einer der einflussreichsten, bedeutsamsten und
kampferprobtesten Herrscher des 11. Jahrhundert gesehen werden. Seine Geschichte beginnt
mit der Schlacht von Stiklestad 1030, in der sein Halbbruder Olaf den Kampf um die
norwegische Krone gegen Knut den Großen verliert. Harald gelang es, schwer verwundet vom
Schlachtfeld zu fliehen, und, obwohl er mit dem Leben davongekommen war, spielten er und
seine Familie aufgrund der Niederlage keine große Rolle unter den norwegischen Mächtigen
mehr.181
So zog es ihn, mit einigen loyalen Überlebenden Richtung Südosten, um einem Handwerk
nachzugehen, das bei Kriegern aus Norwegen, Schweden und Dänemark schon einige Tradition
hatte. Harald verdiente sich seinen Lebensunterhalt in den darauffolgenden Jahren als Söldner
im Dienst von fremden Herrschern. Die kampferfahrenen und zähen Krieger aus Skandinavien
waren an den Höfen osteuropäischer Fürsten gern gesehene Gäste, so stellte bereits Ende des
10. Jahrhunderts der byzantinische Kaiser die „Waräger-Garde“182 auf, die als äußerst loyal
gegenüber dem Kaiser galt.183
Harald diente zuerst bis etwa 1034 am Hof von Jaroslav, dem Fürsten der Rus in Kiew, ehe es
ihn an den kaiserlichen Hof nach Byzanz zog.184 Harald schaffte es schnell, innerhalb der
Waräger-Garde aufzusteigen, und wurde vom Kaiser in den gesamten byzantinischen
Einflussgebieten eingesetzt. Einiges über Haralds Kriegslist ist überliefert, so soll er in Sizilien
Methoden zur Eroberung einer Stadt eingesetzt haben, die später auch Dschingis Khan
verwendete.185
In den darauffolgenden Jahren, bis zum Tod Kaiser Michaels IV. im Jahr 1041, schaffte es
Harald, vom Söldner bis zu einem bedeutenden byzantinischen Würdenträger aufzusteigen und
einiges an Macht, Einfluss, Ansehen und Reichtum anzuhäufen.186
181 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 187ff. 182 Leibgarde der byzantinischen Kaiser ab ca. 998 bis zur Eroberung Konstantinopels 1204, die vorwiegend aus
Wikingern, Kriegern der Rus und ab 1066 auch Angelsachen bestand. 183 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 190ff. 184 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 189f. 185 Harald soll Vögel, die in der Stadt nisteten, eingefangen haben und kleine Brandsätze auf ihren Rücken
befestigt haben. Als die Vögel wieder in die Stadt zu ihren Nestern flogen, steckten sie die Stadt in Brand und
zwangen die Verteidiger dazu, aufzugeben. Ähnliche Methoden soll Dschingis Khan bei einer seiner
Eroberungen angewandt haben. 186 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 192.
50
Mit dem Tod seines Förderers fiel er allerdings in Ungnade und verließ wenige Monate danach
Byzanz, um nach Kiew zurückzukehren. Die beiden Ankünfte in Kiew nach 1030 und 1042
könnten nicht unterschiedlicher sein.187
Nach der Schlacht von Stiklestad kam er als mittelloser junger Flüchtling an den Hof und war
auf die Gunst des Fürsten angewiesen, während er 1042 als reicher, erfolgreicher und erfahrener
Kämpfer und einflussreicher Mann dort eintraf.
In der darauffolgenden Zeit gelang es ihm schnell, auch innerhalb des Reiches der Rus
gewaltigen Einfluss zu gewinnen, und so heiratete er 1045/46 die Tochter des Fürsten, Elisabeth
von Kiew.188 Nach seiner Heirat waren die Umstände günstig, um nach Norwegen
zurückzukehren und seine Ambitionen auf den Thron voranzutreiben. In Norwegen war
inzwischen sein Neffe Magnus I.189 König, und diesem gelang es, nach dem Tod von König
Hardaknut, auch den dänischen Thron zu erobern.190
Harald verbündete sich mit Sven Estrithson, dem Neffen Knuts des Großen, der seinerseits
wiederrum Ansprüche auf die dänische Krone hegte, sich jedoch gegen Magnus I. nicht
behaupten konnte. Als Magnus I. von dieser Allianz erfuhr, versuchte er, einen gemeinsamen
Angriff von Harald und Sven zu verhindern, suchte die Verhandlungen mit seinem Onkel
Harald und bot ihm ein Doppelkönigtum an. Harald willigte ein und teilte sich ab 1046 die
Macht mit seinem Neffen, wobei Harald die Vormachtstellung in Norwegen erhielt.191
Als Magnus I. 1047 bei einem Feldzug gegen Sven Estrithson starb, trat das Bündnis, welches
Harald und Sven zwei Jahre davor getroffen hatten, in Kraft. Sven wurde König von Dänemark
und Harald war von nun an Alleinherrscher in Norwegen.192
Dieses Ziel erreicht, richtete sich der Blick von König Harald Hardrada Richtung England. Für
den kurzen Zeitraum von 1030 bis 1034 war der gesamte Nordseeraum, also Norwegen,
Dänemark und auch England unter der Herrschaft Knuts des Großen vereint gewesen.
187 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 192f. 188 Elisabeth von Kiew: 1025-nach 1066. Tochter von Jaroslaw I, Fürsten der Rus. Königin von Norwegen ab
1047. 189 Magnis I: 1024-1047, war von 1035 bis zu seinem Tod König von Norwegen und ab 1042 auch König von
Dänemark. 190 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 193f. 191 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 194. 192 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 196.
51
Auch der Nachfolger von Knut, Magnus I. soll somit Anspruch auf England erhoben, diesen
aber aus verschiedenen Gründen nicht durchgesetzt haben. Nun war es Harald, der seine
Herrschaft über England als rechtmäßig ansah und auch vorhatte, diesen Anspruch kriegerisch
durchzusetzen.193
Mit dem Tod von König Edward, sah Harald seine Chance gekommen und machte in Norwegen
mobil. Er ernannte seinen Sohn Magnus zum Regenten von Norwegen und stieß mit einer für
damalige Verhältnisse beträchtlichen Flotte in See.194 Verschiedene Quellen sprechen von 200-
240 Schiffen und etwa 8000 Mann, die auf die englische Küste zu segelten, um das Königreich
zu erobern.195
193 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 200ff. 194 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 200-206. 195 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 205f.
52
196
Abbildung 11: Stationen im Leben König Haralds von Norwegen
196 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 188.
53
4.2. Entscheidungsschlacht bei Hastings
4.2.1. Vorgeschichte
Die Schlacht bei Hastings hätte in der Form, wie sie stattgefunden hat, gar nicht stattfinden
können, wenn es im Vorfeld nicht entscheidende Ereignisse gegeben hätte.
Harold wusste um die Truppenbewegungen in der Normandie und an der französischen
nördlichen Atlantikküste und brachte einen großen Teil seiner Streitmacht und seiner Flotte im
Süden Englands in Stellung. Vor allem die Isle of Wright, südlich von Southhampten im
Ärmelkanal und gegenüber des französischen Cherbourg gelegen, bot Harold Quartier für seine
Flotte.
Durch ihre strategisch günstige Lage, ungefähr in der Mitte der englischen Südküste und direkt
am Tor zu seiner eigenen Grafschaft Wessex, war die Insel nahezu prädestiniert für die
angelsächsische Verteidigung gegen die normannischen Invasoren. Doch nicht nur auf der
vorgelagerten Insel, sondern entlang der gesamten englischen Südküste,197 stationierte Harold
seine Verteidigungstruppen, um es den Normannen möglichst schwer zu machen, einen Fuß
auf englischen Boden zu setzen.198
Sowohl Harold als auch Wilhelm kämpften mit der Problematik, dass sie über die Erntemonate
ihre Krieger in Stellung bringen, unterhalten, verpflegen und bei Laune halten mussten. Am
Beginn des Monats August dürfte Harold schon einige Wochen lang mit seinem Heer auf der
Insel Wright verbracht haben, was den englischen König wiederum vor einige Probleme stellte.
Männer in Waffen an der gesamten Küste zu unterhalten, war teuer und brauchte auch viele
Ressourcen, die allerdings bei der Ernte dringend benötigt wurden.199 Dieser Umstand war
Wilhelm sehr wohl bewusst, und obwohl er in derselben Situation war, hatte er doch den
Vorteil, dass er den Zeitpunkt der Invasion wählen konnte. Theoretisch konnte er abwarten, bis
sich mehrere Faktoren zu seinem Vorteil wendeten, und im Anschluss konnte er seine Überfahrt
wagen.
In der Realität aber lagen nicht alle Faktoren, die ausschlaggebend für eine erfolgreiche
Eroberung Englands waren, in Wilhelms Einfluss, denn er konnte weder das Wetter noch die
Vorgehensweise von Harald Hardrada beeinflussen.
197 Vgl. STREIBER Hildburg: Wilhelm der Eroberer. S. 334f. 198 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 231. 199 Vgl. STREIBER Hildburg: Wilhelm der Eroberer. S. 348.
54
Ein wichtiger strategischer Vorteil aber war auf Wilhelms Seite. Im Gegensatz zu Harald, der
nur die angelsächsische Bevölkerung als Verteidiger seiner Heimat zur Verfügung hatte und
eine Insel, die groß und schwer zu verteidigen war, hatte Wilhelm keine Bedrohung durch seine
Nachbarn zu befürchten. Ganz im Gegenteil, durch die Legitimation seines Vorhabens durch
den Papst,200 konnte er viele christliche Krieger gewinnen, die sich seiner Sache anschlossen.
Die Zeit der Kreuzzüge war zwar noch nicht angebrochen, doch das Motiv des Kampfes gegen
„Ungläubige“ war seit jeher eine starke Motivation für den Krieg. Mit dem Segen des Papstes
bekam Wilhelms Vorhaben wieder mehr Rückenwind und erfuhr auch von den Mächtigen der
Normandie überragende Zustimmung. Wilhelm erhielt nicht nur den päpstlichen Segen, Harald
wurde zudem vom Papst auch noch exkommuniziert und verlor damit in den Augen des
Christentums den Anspruch auf den englischen Thron.201
Der Sommer 1066 brachte für Wilhelm einen weiteren Vorteil, von dem er profitierte, ohne
etwas dazu beigetragen zu haben. Harald Hardrada, der König von Norwegen, meldete seinen
Anspruch auf den englischen Thron an und landete im September 1066 in der Nähe von York,
in Northumbria an der englischen Ostküste. Als Harold von der Landung der Norweger erfuhr,
machte er sich sehr schnell auf Richtung Norden, um zu verhindern, dass Harald sich mit
Harolds in Ungnade gefallenem Bruder Tostig202 verbündete und im Großraum York etablieren
konnte.
Harold konnte aber in der Verteidigung seines Königreiches auf die Unterstützung mächtiger
Verbündeter zählen. Die Earls von Mercien und Northumbrien, Edwin und Morkar, waren
beide Schwäger von Harold und standen ihm im Kampf gegen die Norweger und seinen Bruder
bei.203 Sie entschieden sich, York vor der Stadt zu verteidigen, und sich nicht in der Stadt zu
verschanzen. So kam es am 20. September zur ersten der drei großen Schlachten des Jahres
1066, der Schlacht bei Fulford Gate.204
Die erste Schlacht des Schicksalsjahres 1066 ging an Harald und Tostig, und so zogen sie in
York ein und wähnten sich in der Sicherheit, Nord- und Mittelengland sehr bald gänzlich unter
ihre Kontrolle zu bringen.
200 Vgl. STREIBER Hildburg: Wilhelm der Eroberer. S. 312. 201 Vgl. STREIBER Hildburg: Wilhelm der Eroberer. S. 313. 202 Tostig Godwinson: 1026-1066, war von 1055 bis 1065 Earl von Northumbria. 203 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 214f. 204 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 216.
55
Sie hatten die Rechnung allerdings ohne König Harold und seine Streitmacht gemacht, die die
Norweger und ihre Verbündeten wenige Tage nach Fulford Gate überraschend bei Stamford
Bridge, etwa elf Kilometer östlich von York, überraschend angriffen.205
König Harold und seine angelsächsischen Krieger überraschten die Norweger und ihre
Verbündeten und verschafften sich so einen großen Vorteil, der offensichtlich im Verlauf der
Schlacht von den norwegischen Invasoren nicht mehr wettgemacht werden konnte. Über den
genauen Verlauf und die tatsächlichen Opferzahlen ist kaum Gesichertes überliefert, jedoch
mussten die Verluste auf beiden Seiten gewaltig gewesen sein. So berichten einige Quellen,
dass von den über 200 Schiffen, die von Norwegen aus zur Eroberung Englands aufgebrochen
waren, nur noch knapp zwei Dutzend die Heimreise antreten konnten.206
Die nordischen Sagas berichten von einer erbitterten und blutigen Schlacht, in der jeder
Gefallene ehrenvoll starb, und auch der letzte Wikinger, König Harald Hardrada, auf dem
Schlachtfeld starb, dort wo er Zeit seines Lebens gelebt hatte. Auch der eidbrüchige Bruder von
König Harold, Tostig, fand bei der Schlacht bei Stamford Bridge seinen Tod.207
Die Ereignisse rund um York spielten dem Herzog der Normandie und seinem Vorhaben
natürlich sehr in die Karten. Harold wurde gezwungen, seine Truppen, die er zur Verteidigung
der Küste abgestellt hatte, eilig nach Norden zu verlegen, um sein Königreich zu verteidigen.
Wenige Tage nachdem die angelsächsischen Truppen ihre Stellungen an der Küste verlassen
hatten, verschob sich ein weiterer Umstand, den Wilhelm nicht beeinflussen konnte, zu seinen
Gunsten.
Das Wetter im Ärmelkanal, vor allem der Wind, bereiten den Normannen große Sorgen.
Wilhelm wollte keinesfalls riskieren, dass seine Schiffe die Überfahrt nicht schaffen und
Schiffbruch erleiden oder dass die Mühen der Überfahrt so groß werden, dass seine Krieger
erschöpft in England landen würden.208 Der Herzog rechnete wohl damit, dass sie bereits früh
auf Widerstand treffen würden, vielleicht sogar schon an der Küste kämpfen mussten, und dafür
wollte er ausgeruhte Krieger haben.209
205 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 217f. 206 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 223. 207 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 222-224. 208 Vgl. STREIBER Hildburg: Wilhelm der Eroberer. S. 355. 209 Vgl. DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S
109-201.
56
Am Mittwoch, dem 27. September 1066 schlug das Wetter um, und der Wind schwenkte von
einem rauen Nordwind in einen Südwind, den Wilhelm so dringend benötigte, um eine sichere
Überfahrt für sich und seine Streitmacht zu garantieren.210
Wilhelm und seine Flotte überquerten den Ärmelkanal in einer ruhigen Nacht und landeten
unbehelligt von angelsächsischen Verteidigern in Pevensey in Sussex.211 Die Nachricht, dass
die normannische Invasionsflotte direkt im Herzen seiner Grafschaft gelandet war, erreichte
Harold unmittelbar nach der Schlacht bei Stamford Bridge. Sofort brach er mit allen
kampffähigen Männern zu einem Gewaltmarsch auf, zuerst nach London und danach nach
Hastings, um Wilhelm und seine normannische Streitmacht zu stellen.212
Wilhelm seinerseits begann damit, seine Position an der Küste zu verstärken, und plünderte die
Küstengebiete. Der Teppich von Bayeux liefert uns beim Bau einer Motte213 bei Hastings
bereits den ersten Hinweis darauf, wie Wilhelm später die Verteidigung seines neuen
Königreiches sichern wollte, nämlich mit dem Bau von Burgen und Befestigungsanlagen.
210 Vgl. STREIBER Hildburg: Wilhelm der Eroberer. S. 359f 211 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 233f 212 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 225 213 Mittelalterlicher Burgtyp, ein meist künstlich angelegter Hügel, auf dem ein Turmförmiges
Verteidigungsgebäude steht und von Wällen und Palisaden umgeben war.
57
4.2.2. Verlauf der Schlacht
Harold zog zwar mit seiner Streitmacht in die Nähe des normannischen Kriegslagers, entschied
sich jedoch dafür, nicht mehr am selben Tag anzugreifen. Stattdessen befahl er seinen
angelsächsischen Kriegern, ihr Lager unweit von Hastings aufzuschlagen, und zwar an der
Straße, die den kleinen Ort Hastings mit der Hauptstraße zwischen London und Dover
verbindet.214 Diese Entscheidung hatte für Harold zwei entscheidende taktische Vorteile:
Er konnte seinen Kriegern erstens nach ihrer langen Reise zumindest eine Nacht zum Ausruhen
schenken, und zweitens war die strategische Position seines Heereslagers klug gewählt.
Wilhelm war so gezwungen, die Konfrontation zu suchen. Hinter ihm wartete Harolds Flotte
im Ärmelkanal, und vor ihm blockierte die angelsächsische Armee den Weg ins Landesinnere.
Warum genau Harold nicht länger in London verweilte, um seine Truppen zu sammeln, neue
Soldaten auszuheben und seinen Kriegern eine Verschnaufpause zu gönnen, darüber sind sich
die Chronisten nicht einig.215
Möglicherweise spornte der Sieg über den zuvor als unbesiegbar geltenden Harald Hardrada
ihn und seine Truppen an, oder er dachte, die Taktik des Überraschungsangriffs, die ihm bei
Stamford Bridge den Sieg gebracht hatte, würde auch diesmal Früchte tragen. Anders ist es
kaum zu erklären, dass er seine Truppen derart schnell Richtung Süden verlegte und so seine
Streitmacht auseinanderzog und dem Herzog der Normandie nicht mit voller Stärke
gegenübertreten konnte216
Wilhelm dürfte über die rasche Ankunft der Angelsachsen einigermaßen überrascht gewesen
sein. Teile der herzoglichen Soldaten waren auf der Jagd und in der umliegenden Gegend
unterwegs, als die Normannen über das Eintreffen der Angelsachsen nahe Hastings informiert
wurden.217 Der Herzog befahl seinen Männern sofort, sich kampffertig zu machen, und wartete
auf den Angriff der Angelsachsen in seinem Lager.218
214 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 228. 215 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 236f. 216 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 237. 217 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 228. 218 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 228.
58
Verschiedene Quellen sprechen über die Vorbereitungen und die Stunden in der Nacht vor dem
Kampf. Zwar sind bei den Chronisten immer die jeweilige Zeit und die jeweiligen Umstände,
in der ihre Berichte entstanden sind, zu bedenken, jedoch dürfte die Vorbereitung auf die
Schlacht in beiden Lagern, und überhaupt in der damaligen Zeit ähnlich ausgesehen haben.219
Es war wahrscheinlich eine Mischung aus Gebeten, Überprüfen der Ausrüstung, Schleifen der
Klingen, Essen und Trinken und gegenseitigem Erzählen von Heldentaten und Geschichten.
Vor allem im normannischen Lager dürfte die Anspannung groß gewesen sein, rechnete man
doch jeden Moment mit einem Angriff von Harold und den angelsächsischen Truppen.
Beide Herrscher schickten Mönche als Gesandte zu ihrem jeweiligen Gegner, um einen Kampf
noch abwenden zu können, doch die Verhandlungen scheiterten vor allem an den jeweiligen
Forderungen an den Widersacher.220 Noch vor Tagesanbruch setzen beide Feldherren ihre
Truppen in Bewegung. Harold bezog seine Stellung auf einer Anhöhe, die Caldbec Hill genannt
wird, und wartete auf dieser höher gelegenen Position seinen strategischen Vorteil ab.221
Wilhelm wiederum teilte seine Truppen in mehrere Linien und Abschnitte ein, während Harold
den Schildwall222 einsetzte. Die Schlachtordnung des normannischen Heeres war in drei Reihen
aufgebaut: Ganz vorne befanden sich Bogenschützen und Armbrustschützen, sowie schwere
gepanzerte Infanterie und berittene Krieger, die Kavallerie befand sich also ganz hinten,
vermutlich um den entscheidenden Ausschlag für den Sieg geben zu können. Wilhelm befand
sich mit seinen Kriegern im Zentrum des normannischen Angriffs, flankiert von Truppen aus
der Bretagne links von ihm und Aufgeboten aus Flandern und anderen Teilen Frankreichs auf
der rechten Seite.223
219 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 228ff. 220 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 238f. 221 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 232. 222 Infanterieformation meist zur Verteidigung, bei der die erste Reihe bzw. manchmal auch die erste und die
zweite Reihe, der Krieger Schild an Schild standen und so einen Verteidigungswall gegen Angriffe bildete. 223 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 240.
59
224
Abbildung 12: Die Truppenaufstellung bei der Schlacht von Hastings
Es standen sich also auf der einen Seite die angelsächsische Verteidigungslinie auf einer
Anhöhe gelegen, und auf der anderen Seite die normannisch mobilere Angriffsformation
gegenüber, die auf diese Anhöhe kommen musste, um den Feind stellen zu können. Durch die
lange Dauer der Schlacht – es wird berichtet, dass die Schlacht um etwa neun Uhr am Vormittag
begann und bis zur Dämmerung dauerte –225 verschoben sich die Kräfteverhältnisse mehr als
einmal. Der Zeitraum, über den sich die Schlacht zog, war für mittelalterliche Verhältnisse
überaus lange.
In den Reihen der Normannen waren vor allem die Hauskarle226 der Angelsachsen gefürchtet,
bildeten sie doch die kämpfende Elite Englands und Leibwache Harolds.227 Der Schlachtplan
des Herzogs sah vor, dass die normannischen Krieger mit den Fernwaffen Platz für die
Infanterie schaffen sollten, die dann wiederum Löcher in den Schildwall reißen sollten. Die
heranstürmende Kavallerie sollte dies ausnützen, um hinter die erste Linie des angelsächsischen
Verteidigungswalls zu kommen.228
224 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 232. 225 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 240. 226 Berufssoldaten/Leibgarde der angelsächsischen Könige, DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog
der Normandie – König von England 1028-1087, S 203. 227 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 233. 228 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 235.
60
Der Theorie folgte zum Leitwesen Wilhelms jedoch nicht, wie geplant, der Zusammenbruch
des englischen Schildwalls. Genau das Gegenteil war der Fall. Die Angriffe prallen ab und für
einige Zeit sah es so aus, als ob die Verteidiger die Schlacht für sich entscheiden würden.
229
Abbildung 13: Teppich von Bayeux, Szene 53
Plötzlich machte das Gerücht innerhalb der normannischen Truppen die Runde, dass der
Herzog selbst im Kampfgetümmel gefallen sei.230 Diese Tatsache löste Panik bei der
Invasionsarmee aus, denn ohne ihren Anführer war jeglicher weitere Kampf beinahe zwecklos.
Als Wilhelm davon hörte, nahm er seinen Helm ab, gab sich seinen Soldaten zu erkennen und
spornte sie erneut an, nicht aufzugeben und noch härter zu kämpfen. Diese Tatsache
beeindruckte die Zeitgenossen offensichtlich sehr, denn in Szene 55 des Teppichs von Bayeux
ist ebendieser Augenblick abgebildet, als sich Wilhelm seinen Kriegern zuwendet und sein
Gesicht zeigt.231
229 Vgl. https://www.bayeuxmuseum.com/en/the-bayeux-tapestry/discover-the-bayeux-tapestry/explore-online/
[Zuletzt abgerufen am 01.07.2021]. 230 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 241. 231 Vgl. BOUET Pierre, NEVEUX Francois: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk, S 122.
61
232
Abbildung 14: Teppich von Bayeux, Szene 55
Die normannische Kavallerie war immer noch wie gelähmt von der Verwirrung um ihren
Feldherrn, dass sie sich teilweise zurückzog Genau diese Tatsache hätte Harold mit seinen
angelsächsischen Truppen nutzen können, um selbst in den Angriff überzugehen und die
normannischen Reiter zu verfolgen und zu besiegen. Dies trat jedoch nicht ein, sondern im
Kampfgetümmel passierte genau das, was aus der Sicht Harolds nicht passieren hätte dürfen.
Nur ein Teil der angelsächsischen Soldaten nahm die Verfolgung der Normannen auf und riss
so Löcher in den vormals stabilen Schildwall.233 Zu allem Überfluss hatte sich die
normannische Kavallerie wieder um ihren Herzog geschart und nutzte die Verwirrung und den
Tumult der Engländer aus.234
232 Vgl. https://www.bayeuxmuseum.com/en/the-bayeux-tapestry/discover-the-bayeux-tapestry/explore-online/
[Zuletzt abgerufen am 01.07.2021]. 233 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 236f. 234 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 237.
62
Die zerstreuten englischen Fußtruppen waren leichte Beute für die angreifende Kavallerie, doch
gelang es den Angelsachen schnell wieder, die Lücken im Schildwall zu schließen. Es begann
also erneut ein zähes Ringen um die Oberhand auf dem Schlachtfeld, und keine der beiden
Seiten konnte eine wirkliche Entscheidung zu ihren Gunsten herbeiführen. Das Schlachtfeld
war geprägt von Leichen, Kampfgetümmel, erschöpften Kriegern und Pferden, die unter der
Last ihrer Panzerung nicht selten zusammenbrachen.
Dadurch, dass es keine Berichte über Gefangene gibt, muss davon ausgegangen werden, dass
das Schlachtfeld bereits am frühen Nachmittag einem Meer von Leichen glich.235
Nachdem es lange so aussah, als ob keine der beiden Seiten die Oberhand gewinnen konnte,
fasste der Herzog der Normandie einen Entschluss. Er fürchtete, dass Harold bald Verstärkung
erhalten würde, er hingegen konnte nicht damit rechnen, dass ihm Verbündete zu Hilfe
kommen.236 Und so sammelte er seine Truppen erneut und suchte in einem letzten Angriff die
Entscheidung zu seinen Gunsten. Er wies seine Bogenschützen an, den Winkel der Pfeile zu
verändern, um den Schildwall so nicht von vorne, sondern von oben zu treffen, damit die
angelsächsischen Krieger ihre Schilde heben mussten, um nicht getroffen zu werden. Genau in
diesem Moment sollten die restlichen Infanterie- und Kavallerietruppen am Schildwall sein, um
diesen zu durchbrechen. Diese Taktik ging auf, und die angelsächsische Verteidigung brach
zusammen. 237
Guido von Amiens schreibt über dieses Ereignis folgendes: „So wie ein Baum, an den die Axt
gelegt wird, in Stücke gehackt wird, so wurde der englische Wald auf ein Nichts reduziert.“238
Der angelsächsische König hat, aller Wahrscheinlichkeit nach, bei dieser Offensive sein Leben
verloren. Der Teppich von Bayeux zeigt in seiner 57. Szene den Tod Harolds, der von einem
Pfeil im Gesicht/am Kopf getroffen wird und anschließend zu Boden geht. In der Tat ist die
genaue Ursache für den Tod des englischen Königs nicht mit aller Sicherheit überliefert.
Unterschiedliche Quellen sprechen von einem Pfeil, oder dass er durch einen Schwerthieb
gefallen sei, oder Opfer eines gezielten normannischen Vorstoßes wurde.239
235 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 241f. 236 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 238f. 237 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 239. 238 Zitiert nach PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 239. 239 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 239.
63
Der Tod von Harold Godwinson jedenfalls lenkte das Kriegsglück auf die Seite Wilhelms und
löste Fluchtreaktionen in der angelsächsischen Armee aus. Die Schlacht verwandelte sich in ein
blutiges Rückzugsgefecht für die englischen Truppen, welches in einem Massaker endete.240
Die Schlacht bei Hastings war geschlagen, Wilhelm war siegreich aus diesem Gefecht
hervorgegangen und hatte den vielleicht wichtigsten Schritt auf dem Weg zum englischen
Thron getan. Er hatte zwar seinen Widersacher auf dem Schlachtfeld besiegt, doch sollte damit
der Widerstand der Angelsachsen nicht vollständig gebrochen sein.
5. König von England
Die Verluste beider Seiten in der Schlacht von Hastings sind nicht mehr genau rekonstruierbar,
doch dürfte es sich um mehrere tausend Tote gehandelt haben, die auf dem Schlachtfeld um die
englische Krone ihr Leben gelassen haben.241
Die Gefallenen auf Seiten der Normannen wurden eingesammelt und mit allen Ehren der
damaligen Zeit bestattet. Später wurde am Ort der Schlacht von Wilhelm selbst die Abtei von
Battle gegründet, deren Altar der Legende nach an der Stelle stand, an der Harold gefallen sein
soll.242 Darüber, wie Wilhelm mit den toten Angelsachsen und ihrem König verfahren sein soll,
gibt es unterschiedliche Theorien der Chronisten. Einige berichten davon, dass Wilhelm ihre
Leichen am Schlachtfeld zurückgelassen hat, um sie von Tieren und Würmern fressen zu lassen,
andere schreiben, dass die Engländer ihre Toten begraben durften.243
Auch um den Ort, an dem Harold Godwinson begraben sein soll, ranken sich allerlei
Legenden.244 Wo er schlussendlich begraben wurde, bleibt ein Geheimnis der Geschichte.
Die Tage und Wochen unmittelbar nach der Schlacht bei Hastings verblieb Wilhelm mit seinen
Truppen im Südosten Englands, einerseits um seine Kräfte neu zu sammeln und Nachschub aus
der Normandie zu erhalten und andererseits, um die Unterwerfung von wichtigen Orten in
Wessex voranzutreiben.
240 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 244. 241 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 243. 242 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 244f. 243 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 243. 244 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 245f.
64
Zuerst sicherte er die Stadt Dover und anschließend Canterbury, um danach nach Winchester
zu reiten und dort die Hauptstadt des alten Königreichs Wessex zu unterwerfen.245
Die Unterwerfung der wichtigsten Städte in Südostengland allein brachte Wilhelm noch keine
Sicherheit auf die englische Krone und garantierte nicht, dass sich die anderen Mächtigen
Englands einem normannischen König beugen würden.246
Nachdem er seine Macht in Wessex gefestigt hatte, zog er weiter nach London, wo sich einzelne
Fürsten und Mächtige im Widerstand versucht hatten, jedoch bald erkennen mussten, dass
dieser zwecklos war.247
Wilhelms Strafe für die Rebellierenden folgte auf den Fuß, er plünderte auf dem Weg von
Winchester nach London alle Grafschaften und Landsitze, und schlussendlich verlief die
Unterwerfung Londons bis auf einige kleinere Auseinandersetzungen friedlich.248
Unmittelbar nach der Unterwerfung Londons tat Wilhelm erneut das, wofür er später berühmt
werden sollte und was er auch schon bei Hastings getan hatte. Er begann mit dem Bau einer
Motte, die bis zur heutigen Zeit weltberühmt ist. Die später unter dem Namen White Tower
bekannt gewordene Befestigung war Spiegelbild für die normannische Herrschaft in London
und gleichzeitig der Grundstein für den heutigen Tower of London.249
Nach einigen Überlegungen und dem Druck, sowohl von Seiten der angelsächsischen Fürsten
als auch den normannischen, entschied sich Wilhelm dafür, mit seiner Thronbesteigung nicht
darauf zu warten, bis ganz England befriedet und seine Frau aus der Normandie gekommen
war, um mit ihm gekrönt zu werden. Der Weihnachtstag 1066 gilt als offizielles Datum der
Krönung. Die Zeremonie wurde zweisprachig in der Abtei von Westminster in London
abgehalten. Der Erzbischof von York sprach die Formel für die Angelsachsen, während der
Bischof von Coutances ins Französische übersetzte.250
Wilhelm war von nun an nicht mehr nur Herzog der Normandie, sondern auch König von
England, eines Reiches, das er erst noch erobern musste.
245 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 247-250. 246 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 248. 247 DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S 210. 248 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 250f. 249 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 249. 250 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 252f.
65
5.1. Festigung der Herrschaft
Die innenpolitische Lage entspannte sich jedoch keineswegs mit der Krönung Wilhelms zum
König von England. Wilhelm von Poitiers berichtet von einem bezeichnenden Zwischenfall,
der sich bereits während der Krönung zugetragen hat.251 Als die angelsächsischen Mächtigen
nach der Krönung des Herzogs ihre Zustimmung durch lautes Zurufen kundtaten, erschraken
die normannischen Wachen vor der Abtei von Westminster und dachten, dass die Angelsachen
Verrat geübt hätten und den frisch gekrönten König angriffen. Daraufhin setzten sie die
umliegenden Gebäude in Brand. Diese Episode veranschaulicht sehr gut die angespannte
Stimmung der damaligen Zeit in England.252
In den Monaten nach der Krönung begannen Wilhelm und seine Unterstützer sofort damit, das
neu eroberte Land zu sichern. Die angelsächsische Bevölkerung wurde hoch besteuert,
einerseits um die leere Kriegskasse zu füllen, und andererseits um das Vermögen der
herrschenden normannischen Adelsschicht zu vergrößern.253
Wilhelm war wenige Monate nach seiner Krönung wieder in die Normandie zurückgekehrt und
hatte seine beiden engsten Vertrauten, seinen Halbbruder Bischof Odo von Bayeux und
Wilhelm fitz Osbern, als Statthalter in England zurückgelassen. Die beiden Vertrauten des
Königs teilten sich die ehemaligen Gebiete Harolds auf. So wurde Odo Earl von Kent und
Wilhelm fitz Osbern bekam die anderen ehemaligen Gebiete der Grafschaft Wessex unter sein
Kommando gestellt.254
Mit ihm auf seine Reise in die Heimat nahm der neue König viele bedeutende Personen der
alten angelsächsischen Herrschaftselite, um ihnen die Möglichkeit zu nehmen, einen Aufstand
in England gegen ihn anzuzetteln. So mussten Stigand, der Erzbischof von Canterbury, Edgar
Ætheling, der Großneffe von Edward dem Bekenner, sowie die beiden Earls von Mercien und
Northumbrien, ebenfalls die Reise in die Normandie antreten.255
Während der Abwesenheit des Königs trieben die beiden Statthalter Bischof Odo und Wilhelm
fitz Osbern die Sicherungsarbeiten des neuen Königsreiches stetig voran.
251 Vgl. SARNOWSKI: England im Mittelalter. S.81f. 252 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 253. 253 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 256f. 254 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 256. 255 Vgl. SARNOWSKI: England im Mittelalter. S.82.
66
Die Errichtung von Burgen und Befestigungsanlagen war zwar auf eine langfristige Planung
ausgelegt, doch sie diente hauptsächlich der Sicherung der normannischen Herrschaft in
England. Um 1100 gab es 5000 bis 6000 Burgen oder einfachere Befestigungsanlagen über
ganz England verteilt.256
Die innere Sicherung des eroberten Königreichs sollte noch einige kampfintensive und blutige
Jahre dauern, ehe tatsächlich ganz England nachhaltig unter normannische Herrschaft gestellt
werden konnte. Bereits unmittelbar nach der Rückkehr Wilhelms in die Normandie entstanden
erste lokale Konflikte und Aufstände, die von den in England verbliebenen normannischen
Truppen und ihren Kommandeuren niedergeschlagen werden konnten.
Vor allem die Fremdherrschaft und die hohe Steuer waren der Grund dafür, dass immer wieder
\angelsächsische Fürsten Widerstand gegen die neue Herrschaft initiieren.257 Der König
reagierte auf die Aufstände mit gnadenloser militärischer Gewalt, um seine Krone gegen alle
Widrigkeiten zu verteidigen. Er schaffte es immer, sich gegen die rebellierenden Fürsten
durchzusetzen, auch deswegen, weil die Aufstände unkoordiniert waren. Es gab keinen
organisierten englischen Aufstand, nicht selten ging es eher um kleinere lokale Konflikte, die
es verhinderten, dass sich die Engländer zusammenschlossen, um gegen den König
vorzugehen.258
Bereits im Dezember 1067 kehrte Wilhelm mit den angelsächsischen Geiseln nach England
zurück, um selbst wieder die Herrschaft zu übernehmen. Wenige Monate später wurde seine
Frau in Westminster zur Königin von England gekrönt.259 Dieser Schritt sollte vor allem dafür
sorgen, dass die Herrschaft Wilhelms in England weiter gefestigt und legitimiert werden
konnte. Die europäische Tradition der Krönung von Königinnen, auch Zeichen einer stabilen
Regentschaft, sollte, so die Intention Wilhelms, dafür sorgen, dass seine Thronansprüche von
einer Mehrzahl der englischen Bevölkerung akzeptiert werden konnten.260
Doch auch dieses freudige Ereignis konnte nicht über die angespannte Lage in England und um
das Königshaus hinwegtäuschen. Edgar Ætheling nutzte die Gelegenheit und setzte sich mit
seiner Mutter und seinen Schwestern nach Schottland ab, wo sie am Hof des schottischen
Königs Malcom II. Aufnahme fanden.261
256 Vgl. SARNOWSKI: England im Mittelalter. S.82. 257 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 256. 258 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 256-264. 259 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 257. 260 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 291ff. 261 DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S 229.
67
Von Schottland aus versuchte Edgar Ætheling, mithilfe seines neuen Schwagers Malcom II, der
die Schwester von Edgar, Magarete, geheiratet hatte, Einfluss auf die englische Politik
auszuüben. Auch die beiden Earls Edwin und Morkar verließen ihre Grafschaften Mercien und
Northumbrien und suchten Unterstützung gegen Wilhelm in Wales, beim Fürsten Bleddynn.262
Die Antwort des Königs auf die Interventionen der ehemaligen Mächtigen Englands ließ nicht
lange auf sich warten. Er zog mit einem Heer Richtung Norden und zerstörte auf seinem Weg
große Teile des Landes, um seinen Gegnern die Versorgungsgrundlage zu entziehen. Ohne
wirklich starken militärischen Widerstand zu leisten, gaben Edwin und Morkar auf, und auch
die Stadt York, die ebenfalls einen Aufstand geprobt hatte, übergab einmal mehr symbolisch
die Schlüssel ihrer Stadt.263
Noch während seines Feldzugs machte Wilhelm erneut das, wofür er in England und
mittlerweile in ganz Europa bekannt war: Er errichtete in Warwick, Nottingham, York, Lincoln,
Huntingdon und Cambridge Burgen, um seine Herrschaft weiterhin sicherzustellen.264
Nach seinem Eroberungszug durch den Norden kehrte Wilhelm zuerst nach Südengland und
anschließend wieder in die Normandie zurück, nur um bald wieder in den Norden marschieren
zu müssen, denn die Feuer des Widerstands waren noch nicht gelöscht.265
Die lokalen Auseinandersetzungen dauerten an, und so musste der Herzog im Winter 1067/68
erneut nach York ziehen, um den aus Schottland zurückgekehrten und sich selbst zum König
ausgerufenen Edgar Ætheling zu bekämpfen. Diesmal ließ der Herzog der Normandie jedoch
keine Gnade walten und brachte jeden der Aufständischen, der sich nicht schnell genug
absetzen konnte, um.266
Zur Sicherung von York und seinem Umland errichtete der König eine zweite Burg, um damit
seine Herrschaft unmissverständlich zur Schau zu stellen.267
Doch auch mit dem zweiten Feldzug nach York war der Widerstand noch nicht gebrochen. Den
Anführern der Aufstände gelang rechtzeitig die Flucht, und sie warteten nur darauf, erneut ihre
Chance zu ergreifen.268
262 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 258. 263 Vgl. SARNOWSKI: England im Mittelalter. S.83. 264 Vgl. SARNOWSKI: England im Mittelalter. S.82. 265 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 258. 266 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 259f. 267 DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S
224f. 268 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 260.
68
Diese Chance zur erfolgreichen Rebellion sahen die Söhne von Harold Godwinson zur etwa
selben Zeit im Süden Englands gekommen. Durch den Aufenthalt mit einem Großteil seiner
Truppen in York, war Wilhelm weit weg von den einfallenden Truppen der Godwinsons, die
im Westen von Wessex, in der Grafschaft Devon, landeten. Durch die Tatsache, dass Wilhelm
in seinem Königreich ausschließlich seine Gefolgsleute zu Earls ernannte, brauchte er sich nicht
selbst um dieses Problem zu kümmern. Sein Earl Brian schlug die, von Irland aus gestartete,
Invasion ohne Schwierigkeiten zurück und sicherte so die Herrschaft des Königs in
Südwestengland.269
Durch die andauernde Bedrohung in England erschien es für Wilhelm notwendig,
Vorkehrungen für sein herrschaftliches Kerngebiet zu treffen. Die beinahe ununterbrochene
Notwendigkeit der Anwesenheit in seinem neuen Königreich veranlasste den Herzog dazu,
seinem ältesten Sohn Robert mehr Verantwortung zu übertragen. Obwohl Robert erst etwa
fünfzehn bis sechszehn Jahre alt war, bekam er von seinem Vater zwar nicht die Herrschaft
über die Normandie, aber dennoch einiges an Verantwortung übertragen, wenn der Herzog
selbst in England verweilte.270
Dies hatte zum Teil ganz pragmatische Gründe. Durch die weite Ausdehnung des herzoglichen
Herrschaftsgebietes wurde es für Wilhelm unumgänglich, gewisse Verantwortlichkeiten
auszulagern. Neben seinen Vertrauten Bischof Odo und Wilhelm fitz Osbern kam auch sein
Sohn Robert so in Kontakt mit Regierungsgeschäften, die ihn auf die Nachfolge seines Vaters
vorbereiten sollten.271
Der Widerstand gegen die normannische Fremdherrschaft in England erreichte in den Jahren
1069/70 seinen Höhepunkt. Nicht nur von innen wurde Wilhelms Herrschaft bedroht, auch von
außerhalb gab es Ambitionen auf die englische Krone.
König Sven von Dänemark verfolgte die andauernden Widerstände gegen Wilhelm sehr genau
und meldete auch seinerseits Ansprüche auf die Nachfolge von Edward dem Bekenner an. Sven
hatte den Frieden mit Norwegen auf ein stabiles Fundament gestellt und konnte sich daher voll
der Invasion Englands widmen.272
269 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 260. 270 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 301-303. 271 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 274ff. 272 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 260f.
69
Die dänische Invasionsflotte war beachtlich, zwischen 240 und 300 Schiffe traten die Reise
Richtung englische Ostküste an, angeführt vom Bruder König Svens, Osbjörn, und den Söhnen
des Königs, Harald und Knut.273
Warum Sven diese Invasion nicht selbst anführte, ist nicht überliefert, jedoch kann davon
ausgegangen werden, dass er, anders als Wilhelm 1066, nicht sein Leben vom Erfolg dieser
Mission abhängig machen wollte. Die dänische Flotte segelte im Sommer 1069 die englische
Ostküste Richtung Norden ab und plünderte auf ihrer Reise Dover, Sandwich, Ipswich und
Norwich, wo sie aber immer auf lokalem Widerstand trafen.274
Sie landeten südöstlich von York und marschierten sofort auf die Stadt zu. Die Verteidiger der
Stadt taten ihr Möglichstes, um Widerstand zu leisten, konnten aber nicht widerstehen und
wurden schließlich überrannt und größtenteils getötet. Wilhelm selbst hielt sich im englisch-
walisischen Grenzgebiet auf, als er vom Einfall der Dänen erfuhr und machte sich sofort nach
Norden Richtung York auf, um die Stadt zurückzuerobern.275 Dieses Vorhaben gelang ihm auch
ohne größere militärische Anstrengung oder verlustreiche Scharmützel.
Die Dänen wichen einer direkten großen Konfrontation bewusst aus, um immer wieder kleinere
Raubzüge zu unternehmen und so der englischen Bevölkerung das Gefühl zu geben, dass ihr
König nicht ausreichend für ihre Sicherheit sorgen könne.276
Nach der Rückeroberung Yorks gingen Wilhelm und seine Truppen mit eiserner Faust gegen
Aufständische in den Reihen der Bevölkerung vor. Die Soldaten des Herzogs verblieben in dem
Gebiet und zogen in den kommenden Wochen umher, um Aufständische aus ihren Verstecken
zu treiben und ihre Ressourcen zu zerstören, sodass sie nicht mehr in der Lage sein würden,
erneut eine Rebellion anzuzetteln.277
Diese umfangreiche Zerstörung der wirtschaftlichen Grundlage des Lebens in weiten Teilen
Northumbriens erreichte weit über die englischen Landesgrenzen hinaus Aufsehen.278
273 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 261. 274 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 309. 275 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 311. 276 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 262. 277 Vgl. DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S
224f. 278 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 263.
70
Seinen Verbleib in York nutzte Wilhelm jedoch nicht nur zur militärischen Festigung seiner
Herrschaft. Ebenso wichtig war es für ihn, der Bevölkerung sein Königtum durch die Macht
der Symbole zu veranschaulichen.
So wird berichtet, dass er seine Krönungsinsignien aus Winchester nach York bringen ließ, um
inmitten einer halbzerstörten Stadt, in vollem königlichen Ornat Weihnachten zu feiern.279
Diese Tat hatte enorme symbolische Macht: Einerseits war es wahrscheinlich ein skurriles Bild,
den König in voller Pracht zu sehen, während in und vor den Toren der Stadt die gelegten
Brände noch rauchten und der Geruch von verbranntem Holz und Fleisch in der Luft hing.
Andererseits kann dies als beispielhaft dafür angesehen werden, welche strategische Bedeutung
York für Wilhelm hatte. Warum sonst sollte sich ein König inmitten einer schwer vom Krieg
gezeichneten Stadt in solch einer Weise darstellen, wenn er diesem Ort nicht enorme
Wichtigkeit zuwies.280
Nach dem Weihnachtsfest zog Wilhelm weiter, Richtung Mercien und Wales, um deren
Widerstand endgültig zu brechen. Nach einigen zähen Wochen für ihn und seine schon
erschöpften Soldaten, gelang es ihm schließlich, und er sicherte seine Macht durch weitere
Burgen in Chester und Stafford.281
Nach dem Brechen des innerenglischen Widerstands, gelang es dem König, auch die Dänen
zurückzudrängen. Verschiedene Quellen berichten, dass Wilhelm den dänischen Anführer
bezahlte, um seine Truppen abzuziehen, und ihm erlaubte, an der Küste kleinere Streifzüge zur
Versorgung seiner Truppen zu unternehmen. Dafür sollten die Dänen im Frühjahr abziehen und
Wilhelm selbst nicht mehr angreifen.282
Nach der Sicherung der Grafschaften Mercien und Northumbrien, sowie der Unterwerfung von
Wales bei jeweiliger Sicherung durch Burgen und Befestigungen und der Zurückwerfung der
Dänen, schien die innenpolitische Lage des Königs stabil.
Wilhelm nutzte diese, vergleichsweise ruhige Phase seiner Regentschaft, um sich an Ostern
1070 durch den päpstlichen Legaten Ermenfried von Sion, sowie zwei Kardinalspriester erneut
zum König krönen zu lassen.
279 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 312f. 280 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 263f. 281 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 264. 282 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 265 bzw. BATES David: William the Conqueror.
S. 313.
71
Damit hatte er auch die offizielle Anerkennung des Papstes, nicht nur was den Anspruch seiner
Person auf die englische Krone betraf, sondern eben auch die Bestätigung seiner Regentschaft
durch den Führer der Christenheit. Diese Inszenierung zeigte Züge eines zweiten
Herrschaftsantritts Wilhelms als König von England.283
Die Vereinbarung, die Wilhelm mit dem Führer der dänischen Streitmacht, dem Bruder von
König Sven, Osbjörn, getroffen hatte, wurde seitens der Dänen nicht eingehalten. Nachdem die
dänische Flotte im Frühjahr immer noch an der englischen Ostküste ankerte, überquerte nun
auch König Sven selbst die Nordsee, um seinen Ambitionen auf die englische Krone nochmals
Nachdruck zu verleihen. Auch wenn er seitens der englischen Bevölkerung keinen
nennenswerten Widerstand vorfand, so konnte er dennoch nicht auf deren Unterstützung im
Kampf gegen Wilhelm zählen.
Ohne großes Blutvergießen schlossen der König von Dänemark und König Wilhelm
schlussendlich im Sommer 1070 Frieden, und Sven kehrte, zwar ohne König von England
geworden zu sein, dafür aber mit reich beladenen Schiffen, in seine Heimat zurück.284
Bis auf eine kleinere Episode von angelsächsischem Widerstand, bei der erneut die beiden
Brüder von Harald Godwinson, die ehemaligen Earls Edwin und Morkar, eine führende Rolle
einnahmen, hatte sich die herrschaftliche Macht Wilhelms in England gefestigt. Die Beiden
führten eine glücklose Revolte ausgehend von der Stadt Ely, nördlich von Cambridge in der
Grafschaft East Anglia, an, die allerdings scheiterte und Morkar seine Macht und Freiheit und
Edwin sogar später sein Leben kostete.285
283 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 264f. 284 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 266f. 285 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 268f.
72
England war um 1071 einigermaßen gesichert, sodass für Wilhelm von innenenglischen
Aufständen kaum Gefahr ausging.286 Trotzdem durfte der Herzog der Normandie und König
von England Zeit seines Lebens sehr wenige friedliche Zeiten erfahren. Immer wieder wurde
sein englisches Herrschaftsgebiet bedroht, ob im Norden von Schottland oder im Westen von
Irland. Keinem der fremden Herrscher gelang es, sich zu Wilhelms Lebzeiten als wirkliche
herrschaftliche Alternative zum englischen König zu etablieren.287
Anders stellte sich die Bedrohungslage im Verlauf seiner Herrschaft in seinem Kerngebiet, der
Normandie, dar. Immer wieder versuchten die Fürsten der umliegenden Grafschaften und
Herzogtümer, sich Teile der Normandie anzueignen, und auch der junge französische König
Philipp I.288 zog gegen den in die Jahre gekommenen Herzog in die Schlacht.289
Im Jahr 1071 starb der älteste Vertraute des Königs, Wilhelm fitz Osbern, und einige Jahre
später kam es auch innerfamiliär zu einigen Schwierigkeiten. Wilhelm brach mit seinem
Halbbruder Bischof Odo von Bayeux und ließ ihn ins Gefängnis werfen. Auch sein ältester
Sohn, Robert II., schickte sich an, die Herrschaft zu übernehmen und die Nachfolge des Vaters
antreten zu wollen.290
Als Wilhelm die Forderung seines Sohnes nach mehr Macht entschieden zurückwies, ging
dieser mit einigen seiner Gefolgsleute ins Exil, um 1079 gegen den Vater in den Kampf zu
ziehen. Die junge Generation normannischer Adeliger siegte gegen die Gewinner der Schlacht
von Hastings, und so war Wilhelm gezwungen, sich mit seinem Sohn irgendwie zu einigen.291
Das Verhältnis verschlechterte sich zusehends und mit dem Tod von Wilhelms Ehefrau und
Roberts Mutter Mathilda, im Frühjahr 1084 kam es zum endgültigen Bruch zwischen Vater und
Sohn.292
Eine letzte große und ernstzunehmende Herausforderung kam erneut von der anderen Seite der
Nordsee. 1085 erreichte Wilhelm die Kunde, dass der Nachfolger von König Sven, König Knut
IV. von Dänemark, eine große Invasion in England plane, um noch einmal die normannische
Herrschaft über die Insel auf die Probe zu stellen.
286 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 356. 287 Vgl. DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S.
226f. bzw. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 276f. 288 Philipp I. von Frankreich: 1052 – 1108, war ab 1069/60 bis zu seinem Tod König von Frankreich. 289 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 274f. 290 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 275. 291 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 397 – 404. 292 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 275.
73
Zu diesem Zeitpunkt befand sich Wilhelm gerade in der Normandie und mobilisierte ein großes
Söldnerheer, um damit nach England überzusetzen und die Verteidigung gegen den dänischen
Angriff zu organisieren.293 Umfangreiche und vielschichtige Vorbereitungsmaßnahmen
wurden getroffen, die die erwartete dänische Invasion zurückschlagen sollten. Allen
Vorbereitungen zum Trotz kam es nie zu einem solchen Angriff, und Knut IV. musste aufgrund
von innerdänischem Druck von seinem Vorhaben ablassen und wurde ein Jahr später in
Dänemark ermordet. Dieses Ereignis markiert das Ende der dänischen Avancen auf die
englische Krone und bildete ebenso nach 20 Jahren den Schlusspunkt der Thronansprüche auf
die englische Krone nach dem Tod von Edward dem Bekenner 1066.294
293 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 277. 294 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 278.
74
5.2. Reformen
Die Regentschaft von Wilhelm I. von England ist geprägt von weitreichenden Veränderungen
im Machtgefüge und der wirtschaftlichen und sozialen Organisation des angelsächsischen
Englands.295
War vor der normannischen Eroberung die Gesellschaft geprägt von angelsächsischen Fürsten
und Mächtigen, die vor allem durch weitverstrickte familiäre Beziehungen ihren
Machtanspruch verteidigten, änderte sich diese Systematik mit der Schlacht von Hastings. Die
Godwinsons und auch die Leofwinsons waren mächtige Familien, die ähnlich wie die großen
Adelsfamilien auf dem europäischen Kontinent ihre Macht nicht nur durch Eroberungen,
sondern auch durch die strategische Heiratspolitik ausbauten.
Diese Politik der Vetternwirtschaft gab es unter Wilhelm als König in dieser Form nicht mehr.
Bedingt durch den Umstand, dass er eine nicht so große Familie hatte wie beispielsweise die
Godwinsons, musste er einen anderen Modus finden, seine Macht innerhalb des neuen
Königreiches zu erhalten. Sobald Wilhelm die Macht innehatte, begann er, die Earls und andere
einflussreiche Positionen mit seinen Vertrauten zu besetzen. Bedingt durch den Umstand, dass
kaum einer seiner normannischen Fürsten und Verbündeten verwandtschaftliche Beziehungen
im angelsächsischen England hatte, musste Wilhelm auch nicht wirklich Kollaborateure
fürchten.
Zwar erfreute sich die neu geschaffene normannische Führungsschicht in England nicht sofort
großer Beliebtheit, jedoch änderte sich dies im Laufe der Zeit.296
Schon oft erwähnt und dennoch von wichtiger Bedeutung ist die Bautätigkeit des neuen
normannischen Königs von England. Auf dem Teppich von Bayeux gut illustriert und
beispielhaft dargestellt, sucht die Bautätigkeit des Herzogs ihresgleichen, wenn es um die
Quantität seiner Burgbauprojekte geht.297 Die normannische Herrschaftsschicht schaffte es
eindrucksvoll, ihr neu erobertes Königreich mit Burgen von unterschiedlicher Qualität zu
sichern und gegen Feinde von innen und außen letztendlich erfolgreich zu verteidigen.
295 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 258ff. 296 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 272. 297 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 312-316.
75
Die Entwicklung und Wichtigkeit der Befestigungen zeigt sich vor allem anhand der
Materialien, die für den Burgenbau verwendet wurden. Wilhelm ließ von einfachen Motten, die
von Holzpalisaden umgeben waren, bis zu massiven steinernen Burgen, wie dem White Tower
in London, alle möglichen Wehranlagen errichten.298
In die Zeit der Regentschaft von Wilhelm I. fallen noch weitere bedeutungsvolle Reformen, die
sich vor allem in zwei ganz unterschiedlichen Bereichen manifestierten.
Das, schon in Kapitel 2 zuvor erwähnte Doomsday Book, gilt als größte und bedeutsamste
Hinterlassenschaft des Königs. Bezeichnenderweise für das Leben des streitbaren Königs,
entstand die Idee für dieses Werk bei den Vorbereitungen auf die dänische Invasion von Knut
IV. im Jahr 1085. Um Weihnachten dieses Jahres war Wilhelm mit seinem Hof in Gloucester
versammelt und diskutierte den Umstand, dass die Kosten für die Unterhaltung der Armee bzw.
für die Verteidigung an den Küsten einiges an Vermögen verschlingen würden.299
Auf ebenjenem Hoftag wurde ein Vorhaben beschlossen, das schon Zeitgenossen und auch
spätere Chronisten sehr beeindruckte. Es wurden verschiedene Gruppen bzw. Kommissionen
gebildet, die durch England reisen sollten, um in allen Grafschaften des Königreiches
Befragungen vorzunehmen. Der Autor der Angelsächsischen Chronik E schreibt in seinem
Bericht über das Vorhaben des Doomsday Books:
„Wie viele hundert Hufen sich in einer jeden Grafschaft befanden, oder welches Land und
welches Vieh der König dort habe, oder welche Einkünfte ihm im Lauf von zwölf Monaten aus
der Grafschaft zustanden. Ebenfalls ließ er [der König] festhalten, wie viel Land seine
Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte und Earls hielten, und – obgleich ich das zu ausführlich darstelle
– was oder wie viel jeder Mann, der hier in England auf Land saß, an Land und Vieh hielt und
was es für einen Geldwert hatte.
Er ließ es so genau aufnehmen, dass es keine einzige Hufe gab, kein Yard (gyrde) Land – ja
nicht einmal ein Ochse, eine Kuh oder ein Schwein wurden ausgelassen (obgleich es
beschämend ist, dies zu berichten, aber für ihn war es offensichtlich nicht beschämend es zu
tun) -, die nicht in seiner Aufzeichnung festgehalten wurden. Alle Aufzeichnungen wurden
anschließend zu ihm gebracht.“300
298 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 297ff. 299 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 278. 300 Zitiert nach PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 279.
76
Das Eintreiben dieser Informationen stellte sich als schwieriger dar, als vom König
angenommen. Viele Grafen und Fürsten der untersuchten Landesteile leisten Widerstand gegen
die teilweise brutale Vorgehensweise der königlichen Kommissionen und nicht selten kam es
zu blutigen Auseinandersetzungen.301
Das Doomsday Book hatte aber nicht nur die praktischen Gründe, wie die Landvermessung und
steuerliche Einordnung von Grafschaften. Wie schon oft lag dem Plan Wilhelms nicht nur ein
realer Nutzen, sondern auch symbolträchtige Überlegungen zu Grunde. Neben dem
offensichtlichen praktischen Nutzen, den diese Aufzeichnung darstellte, schaffte es Wilhelm
durch seine Kommissare auch, dass sein Name auch noch im letzten Winkel seines
Königreiches bekannt war. Etwa zwanzig Jahre nach seiner militärischen Eroberung erneuerte
er mit dem Doomsday Book seine königliche Autorität und sorgte dafür, dass jedem
potenziellen Aufständischen die Macht seines Königs eindrucksvoll vor Augen gehalten wurde.
Das Verhältnis zwischen Wilhelm und der damals noch ausschließlich katholischen Kirche in
Europa ist geprägt von Veränderungen über die Jahre der Regentschaft des Königs. Schon als
Herzog der Normandie forderte er immer wieder die Kirche und ihre Würdenträger heraus,
bekam am Ende jedoch immer die Unterstützung, die er wollte. Trotz des Kirchenbanns, mit
dem er nach seiner Heirat mit Mathilde von Flandern belegt wurde,302 konnte sich Wilhelm die
Gunst des Papstes im Verlauf seiner Herrschaft als Herzog der Normandie sichern.
Der Unterstützung der Kirche konnte sich Wilhelm speziell in den ersten Jahren seiner
königlichen Regentschaft in England sicher sein. Vor allem deswegen, weil sein Halbbruder
Odo der Bischof einer wichtigen normannischen Diözese war und Wilhelm mit Gottfried von
Coutances einen weiteren geistlichen Würdenträger zu seinen Beratern zählen konnte.
Mit dem Segen des Papstes und der damit einhergehenden Anerkennung seines Anspruches auf
die englische Krone, trat Wilhelm mit seinem Invasionsheer 1066 die Überfahrt nach England
an. Auch nach der Eroberung der Insel und seiner Krönung wurde Wilhelm von der Kirche
unterstützt, was auch seinem guten Verhältnis zum damaligen Papst Alexander II geschuldet
war.303
Im Laufe der Jahre besetzte Wilhelm die wichtigen kirchlichen Positionen Englands fast
vollständig mit aus der Normandie stammenden geistlichen Würdenträgern, wobei er anfangs
301 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 279f. 302 Vgl. STREIBER Hildburg: Wilhelm der Eroberer. S. 8. 303 Vgl. VOLLRATH H. FRYDE N. (Hrsg.): Die englischen Könige im Mittelalter. Von Wilhelm dem Eroberer
bis Richard III. S.53.
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nicht offensichtlich versuchte, englische Würdenträger zu ersetzen. Nur dann, wenn ein hohes
geistliches Amt durch Tod oder Absetzung neu besetzt werden musste, stellte der König sicher,
dass normannische Geistliche diese Machtpositionen bekamen.304
Die Tradition aus der Normandie wollte Wilhelm auch für sein neues englisches Königreich
beibehalten. Mit dieser Politik verschaffte er den Klöstern und der Kirche der Normandie
großen Grundbesitz in England.305
Besonders hervorzuheben ist auch das Verhältnis zwischen Wilhelm I. und dem Erzbischof von
Canterbury Lanfranc von Bec, dessen Amtszeit sich zwischen 1070 bis 1081 erstreckte.306
Ab 1068 forcierte Wilhelm aber, ähnlich wie im weltlichen Bereich, Personalentscheidungen,
die es ihm einfacher machen würden, zu regieren. Das Bewusstsein, dass der Papst und nicht
Wilhelm als König die endgültige Entscheidung über Ernennung und Absetzung von
kirchlichen Würdenträgern hatte, missfiel ihm jedoch.307 Mit Alexander II. saß ein Mann auf
dem Stuhl Petri, der durchaus großes Interesse an einer guten Zusammenarbeit mit dem
normannischen Herrscher hatte.
Dies zeigen die Episode der de facto zweiten Krönung zu Ostern 1070 und die zwei Synoden
desselben Jahres, bei der es zur Absetzung von verschiedenen Bischöfen kam. Diese
freigewordenen Ämter wurden ausschließlich mit Männern besetzt, die aus Nordfrankreich
stammten und zum engsten Umfeld des Königs zählten.308
Einen Streitpunkt und längeren Konflikt stellten die Rangfolge innerhalb der Machtpositionen
in England dar. Bereits unter Edward dem Bekenner gab es die Vormachtstellung der Bischöfe
gegenüber den Earls. Diese Ordnung behielt Wilhelm während seiner Regentschaft bei, doch
schickte sich Lanfranc an, die Rangfolge unter den Bischöfen neu zu klären. Der Erzbischof
von Canterbury stand traditionell an der Spitze der englischen Bischöfe, doch war diese
Hierarchie nirgends festgeschrieben. Nach langen Diskussionen einigte man sich auf einer
Kirchenversammlung 1075 auf folgende Rangordnung:
304 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 300f. 305 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 302f. 306 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 460f. 307 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 300f. 308 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 300f.
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An der Spitze sollte der Erzbischof von Canterbury stehen, gefolgt vom Erzbischof von York.
Die drittwichtigste Position beanspruchte der Bischof von London und die Nummer vier in der
Kirchenhierarchie der englischen Bischöfe nahm der Bischof von Winchester ein.309
Die Reform der englischen Kirche wurde direkt und indirekt von Wilhelm beeinflusst. Durch
das Einsetzen von Bischöfen, die auf dem Kontinent geboren und kirchlich sozialisiert waren,
änderte sich auch die organisatorische Verwaltungsebene der englischen Bistümer.310
So verlegten viele der neuen normannischen Bischöfe ihre Bischofskirchen von kleineren
Dörfern in größere Städte in der Region, was ihre angelsächsischen Vorgänger nicht unbedingt
getan haben.311 Ebenso war die Einteilung der Gebiete des Bistums in Erzdiakonate eine
Neuerung auf organisatorischer Ebene, die einerseits eine neue Vielzahl an
verwaltungstechnischen Aufgaben mit sich brachte, und anderseits dazu führte, dass es leichter
wurde, Gemeinden zu organisieren. Die neu geschaffenen Organisationsstrukturen trugen
maßgeblich dazu bei, dass die Kirchenreform in dieser Form durchgeführt werden konnte.312
Die gregorianische Reform des 11. und 12. Jahrhunderts, die vor allem darauf abzielte,
Ämterkauf, priesterliche Ehen und die Laieninvestitur zu unterbinden, wurde im englischen
Königreich vor allem durch den Erzbischof von Canterbury, Lanfranc, vorangetrieben.
Lanfranc war sich seiner Stellung, aber auch seines Förderers und VertrautenWilhelm bewusst
und ging in seinen Reformbestrebungen immer nur so weit, dass Wilhelms herrschaftliche
Interessen nicht eingeschränkt wurden.313
Der Papst verlangte unter anderem einen Treueeid und die Erlaubnis seitens des englischen
Königs, dem Bischof von Canterbury jederzeit eine Reise nach Rom zu gewähren.314 Dieser
Forderung kam Wilhelm nicht nach, und auch sein enger Vertrauter Bischof Lanfranc kam den
päpstlichen Einladungen nach Rom nicht nach.
Der Erzbischof von Canterbury stimmte zwar dem Papst in den Grundzügen seiner Forderungen
nach außen hin zu, blieb aber zumindest in der Frage der Laieninvestitur auf der Seite seines
309 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 302. 310 Vgl. DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S.
335f. 311 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 302-305. 312 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 305. 313 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 305. 314 Vgl. VOLLRATH H. FRYDE N. (Hrsg.): Die englischen Könige im Mittelalter. Von Wilhelm dem Eroberer
bis Richard III. S.53.
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Königs.315 Die Konsequenzen dieser Weigerungen waren aber kaum relevant. Nachdem
Wilhelms Position als Herrscher der Normandie und unumstrittener König in England sehr stark
gefestigt war, konnte der Papst keinen Bruch mit dem König riskieren.
Da der Investiturstreit mit dem römisch-deutschen Kaiser Heinrich IV. des Papstes volle
Aufmerksamkeit verlangte, beließ er es dabei, den englischen König mehrfach zum Treueeid
aufzufordern, eine Weigerung blieb jedoch ohne echte Konsequenzen. Ebenso wurde die
Thematik der Einsetzung von Äbten und Bischöfen durch Laien von päpstlicher Seite nicht
weiterverfolgt.316
Lanfranc versuchte jedoch in anderen Bereichen, die englische Kirche zu reformieren. Die
Vereinheitlichung der Liturgie, der korrekte Ablauf der Taufe und die Tatsache, dass eine Ehe
nur dann Gültigkeit haben sollte, wenn sie von einem Priester geschlossen wird, waren nur
einige seiner Anliegen.317
Die gegenseitige Unterstützung der beiden Würdenträger zeigte sich auch darin, dass Wilhelm
sich nach Kräften bemühte, die Vorhaben Lanfrancs zu unterstützen. Er begann eine teilweise
Trennung der weltlichen und geistlichen Jurisdiktion einzuführen, die es Laien verbieten sollte,
sich in kirchliche Rechtsprechung einzumischen. Die weltliche Gerichtsbarkeit sollte die
Urteile der bischöflichen Entscheidungen annehmen und unterstützen.318
315 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 306f. 316 Vgl. DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S.
346ff. 317 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 308. 318 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 308f.
80
5.3. Der Tod des Königs
Wilhelm der Eroberer, Herzog der Normandie und König von England starb am 9. September
1087 in seiner Heimat, der Normandie. Im Gegensatz zu seinen Gegnern um die englische
Krone, Harold und Harald Hardrada, ließ Wilhelm nicht auf dem Schlachtfeld sein Leben,
sondern verstarb an einer Krankheit. Mit 59 Jahren führte er noch selbst, obwohl fettleibig,
unbeweglich und vom Leben gezeichnet, einen Feldzug gegen den französischen König Philipp
an, als er schwer erkrankte und schließlich in einer Kirche in Rouen verstarb.319
Sein Herrschaftsgebiet wurde unter seinen Söhnen aufgeteilt. Sein ältester Sohn Robert II.,
genannt Kurzhose, bekam die Herrschaft über die Normandie zugesprochen und sein dritter
Sohn Wilhelm II., genannt „Rufus“, wurde König von England.320 Erst als beide älteren Brüder
starben, übernahm mit Heinrich I. wieder ein Machthaber die Herrschaft über beide Teile des
normannischen Imperium, so wie es das Ziel seines Vaters gewesen war.321
319 Vgl. DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S.
366f. 320 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 483-485. 321 Vgl. BATES David: William the Conqueror. S. 490-494.
81
6. Resümee
Die Biografie des normannischen Herzogs und späteren Königs von England kann
zweifelsohne als herausragend bezeichnet werden. Durch die Taten seines Vaters, der während
seiner Regierungszeit den Einfluss der Normandie erweiterte, wurde der junge Wilhelm in eine
sehr kriegerische Welt hineingeboren. Aufgrund der sozialen Unterschiede, die zwischen
Robert I. und der Mutter von Wilhelm, Herleva aus Falaise, bestanden, war an eine offizielle
Hochzeit der Eltern des Eroberers nicht zu denken.322
Kurz nach der Geburt von Wilhelm gelang es Robert I., die Mutter Wilhelms mit Herluin, dem
Vizegrafen von Conteville, zu verheiraten und so ihren Lebensunterhalt zu sichern. Aus dieser
Verbindung gingen die beiden Halbbrüder von Wilhelm, Odo, der spätere Bischof von Bayeux
und Robert, der später Graf von Mortain hervor. Die Lebenswege der Halbbrüder sollten im
Verlauf der Herrschaft von Wilhelm eng mit ihm und seinem Schicksal verbunden sein.323
Durch die Kinderlosigkeit der regulären Ehe seines Vaters und dem frühen Tod des Herzogs
der Normandie, wurde Wilhelm mit etwa sieben oder acht Jahren, der neue Herrscher des
mächtigen Herzogtums im Norden Frankreichs.324
In seinen jungen Jahren wurde er zum Spielball der einflussreichen Grafen der Normandie und
entkam häufig nur knapp dem Tod. Obwohl Robert I. vor seiner Abreise ins Heilige Land alle
Grafen und Fürsten schwören ließ, den jungen Wilhelm als Herzog anzuerkennen, hielten sich
einige der Grafen nicht daran. So wuchs der junge Herzog in eine kriegerische und intrigante
Welt hinein, die sein Leben prägen sollte.325
Im Laufe seines Lebens mauserte sich Wilhelm zu einem klugen, taktisch versierten und
weitsichtigen Herrscher. Schon früh stellte er sein Geschick auf dem Schlachtfeld zur Schau
und schaffte es nicht selten, mit einer Kriegslist seine Feinde zu besiegen. In seinen jungen
Jahren in der Normandie erkannte er die Vorteile, die eine Burg zur Sicherung der Macht
innerhalb eines umkämpften Gebietes brachte. Vor allem davon wird seine Herrschaft in
England geprägt sein.326
322 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 94f. 323 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 94. 324 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 96. 325 Vgl. DOUGLAS David C: Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England 1028-1087, S.
46ff. 326 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 104f.
82
Die Verbindungen, die zwischen englischer Krone und der Normandie bestanden, und dem
Herzog schlussendlich die Argumentation lieferten, Thronansprüche stellen zu können, kamen
noch aus der Herrschaftszeit seines Vaters Robert I. als Herzog der Normandie.327
Edward der Bekenner verbachte Teile seiner Jugend am Hof seiner Onkel, den Herzögen der
Normandie. Nach der Thronbesteigung von Edward blieben die engen Beziehungen mit der
Normandie bestehen, und auch Wilhelm hielt an der Verbindung zur englischen Krone fest 328
Bei einer Reise in die Normandie im Jahr 1051 soll Edward Wilhelm zu seinem Nachfolger
bestimmt haben. Dieser Umstand war für den Anspruch Wilhelms auf die englische Krone
ausschlaggebend und bildete den Grundstein für die spätere Eroberung Englands, die dem
Herzog seinen Beinamen einbrachte. 329
Es gibt einige Argumente dafür, dass Wilhelm den Beinamen, der ihm von der
Geschichtsschreibung zugesprochen wurde, durchaus verdient hat und diesen zu Recht trägt.
Als erster Punkt können getrost die kriegerischen Auseinandersetzungen genannt werden, die
Wilhelm zeitlebens zu führen hatte. Im Laufe seiner Herrschaft in der Normandie vergrößerte
er seinen herzoglichen Einflussbereich und eroberte vor allem in den Konflikten mit dem
französischen König Gebiete in Nord- und Westfrankreich bis vor die Stadtgrenzen von Paris.
Während der gesamten Zeit, von seinem Antritt der Herrschaft bis zu seiner Invasion in
England, hatte Wilhelm es mit Kämpfen in und um sein Herzogtum zu tun. Letztendlich ging
er aber immer siegreich aus all den Konflikten hervor, die er vor 1066 bestritt. Erfolgreich
verteidigte er seine Herrschaft, egal wer die Widersacher waren: der französische König oder
die Grafen von Anjou.330
327 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 129. 328 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 133ff. 329 Vgl. STREIBER Hildburg: Wilhelm der Eroberer. S. 625. 330 Vgl. Kapitel: Herzog der Normandie, S. 36.
83
Durch seine Heirat mit Mathilde von Flandern schaffte es Wilhelm auch, die östliche Grenze
abzusichern und so seine Macht weiter auszubauen.
Die Ehe zwischen Wilhelm und Mathilde war geprägt von einer tiefen Zuneigung, und bereits
bei den ersten Treffen eroberte Wilhelm auch das Herz der schönen Tochter des Grafen von
Fladern. Wie aus den Tagebuch-Aufzeichnungen der Herzogsgemahlin zu lesen ist, war die
Liebe zwischen den Eheleuten sehr innig331, und aus dieser Verbindung gingen auch insgesamt
10 Kinder hervor.332 In der Liebesbeziehung zu seiner Frau und der „Eroberung“ ihres Herzens
lässt sich also mit etwas Fantasie ein zweiter Grund für den Beinamen „der Eroberer“ finden.
Mit der Festigung seiner Macht und dem Sieg über die Kontrahenten auf dem Festland, fühlte
sich Wilhelm, in der Blüte seines Lebens stehend, bereit für eine weitere Ausdehnung seiner
Macht. In den Jahren ab 1060 wuchs die Macht und das Vermögen von Wilhelm stetig, auch
durch Reformen im Bereich der Kirchenpolitik und in der Verwaltung seines Herzogtums.333
Wilhelms Blick richtete sich nach außen, vor allem auf das nahe England, in dem sein
Verwandter Edward der Bekenner regierte. Im Jahr 1064 trat der spätere Kontrahent Wilhelms
um den englischen Thron, Harold Godwinson, eine Reise in die Normandie an, die für die
normannische Geschichtsschreibung von zentraler Bedeutung sein wird. Warum Harold diese
Reise angetreten hat, darüber lassen sich leider keine gesicherten Aussagen finden.334
Bekannt ist lediglich, dass der Teppich von Bayeux eindrucksvoll den Eidschwur Harolds auf
heilige Reliquien zeigt. Die normannischen Chronisten nehmen dies zum Anlass, Harold später
als eidbrüchig darzustellen und so die Invasion des Herzogs zu rechtfertigen.335
Die Vorbereitungen auf die Eroberung Englands waren sehr umfangreich und langwierig. Noch
nie hatte es ein so großes fremdes Invasionsheer gegeben, welches nach England übersetzte und
die Insel eroberte. Tatsächlich gab es insgesamt nur wenige Versuche einer militärischen
Kanalüberquerung und noch weniger, die dieses Vorhaben erfolgreich abgeschlossen hatten.
Die erste bekannte Überquerung, die eine Invasion zum Ziel hatte, unternahm Caesar mit seinen
römischen Truppen, um Britannien zu erobern, was ihm schließlich auch gelang. Etwa 1000
Jahre später überquerte Wilhelm erfolgreich den Kanal und eroberte England.
331 Vgl. STREIBER Hildburg: Wilhelm der Eroberer. 359ff. 332 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 417. 333 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 135. 334 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 138f. 335 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 142f.
84
Es sollte dann wieder knapp 400 Jahre dauern, bis eine weitere erfolgreiche militärische
Kanalüberquerung stattfand, diesmal allerdings von England kommend Richtung Frankreich.
Tatsächlich waren Caesar und Wilhelm die einzigen Feldherren, die vom Kontinent aus
erfolgreich nach England übersetzen.
Alle anderen Überquerungen fanden in die entgegengesetzte Richtung statt. Die jüngste und
vielleicht bekannteste Überquerung und Invasion war die Operation Overload, besser bekannt
als D-Day am 6. Juni 1944.
Die Eroberung Englands und damit der englischen Krone stehen als Hauptargument dafür,
warum Wilhelm seinen Beinamen erhalten hat.
Wie im Untertitel der Arbeit formuliert, ist es nicht ganz einfach, Wilhelm einen tatsächlichen
Beinamen zu verleihen.
Die Geschichtsschreibung bildet in einem Großteil der Quellen die Geschichte aus Sicht der
Sieger ab. Für die normannischen Chronisten, wie Guido von Amiens, Wilhelm von Jumièges
oder Wilhelm von Poitiers, war es natürlich wichtig, ihre Geschichten so zu berichten, dass die
Taten des Herzogs in einem guten Licht dargestellt werden. Auch der Teppich von Bayeux
spiegelt, wie der Name vermuten lässt, die Historie aus normannischer Sicht wider.
Aus der Position Wilhelms und aus seinem Selbstverständnis heraus ist er der legitime
Thronerbe der englischen Krone. Durch die Kinderlosigkeit von Edward und das
verwandtschaftliche Verhältnis zwischen den beiden ist dieses Argument nicht von der Hand
zu weisen. Rückenwind für diese Version der Geschichte erhält der Herzog der Normandie auch
aus Rom, vom Papst selbst, der seinen Anspruch auf die englische Krone durch die Zusendung
des päpstlichen Banners und Segens quasi legitimiert, jedoch ohne Wilhelm explizit seine
Unterstützung zu geben.336
336 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 168.
85
Doch auch Harold Godwinson hatte aus seiner Sicht gute Argumente dafür, dass er selbst der
neue König Englands werden sollte. Durch die Macht, die die Godwinsons in England über
Jahre hinweg hatten, dürfte er sich, auch aus seinem eigenen Verständnis heraus, als zweiter
Mann im Land und Vizekönig verstanden haben. Auch durch die, am Sterbebett Edwards
erfolgte Bestimmung der Nachfolge, bezeugt durch die angelsächsischen Würdenträger, sah
Harold seine Krone als legitim an.337
Der dritte Kontrahent, Harald Hardrada, nahm für sich in Anspruch, den Thron von England
aufgrund einer getroffenen Abmachung mit Tostig, dem exilierten Bruder König Harolds, zu
beanspruchen.338
Von den drei Gegnern hatte der norwegische König wahrscheinlich die unhaltbarste
Argumentation für einen Anspruch auf das Königreich. Die vermeintliche Abmachung und
Einladung von Tostig ist ein Produkt späterer, norwegischer Geschichtsschreibung und findet
sich auch in zeitgenössischen norwegischen Quellen nicht.339
Die Frage, wen Edward der Bekenner zu seinem Nachfolger bestimmen wollte, wird nicht mehr
zu klären sein, möglicherweise hat er sich auch im Laufe seines Lebens umentschieden. Fakt
ist, dass sowohl Harold Godwinson, als auch Wilhelm, jeder aus seiner Sicht, gute Argumente
für den Anspruch auf die Krone hatten.
Die Zuschreibung „Thronerbe“ und „Eroberer“ für Wilhelm lassen sich also gut argumentativ
begründen. Und auch der Terminus „Reichsgründer“ kann getrost auf Wilhelm angewandt
werden.
Einerseits war er der Herrscher Englands, der seine Macht auf der Insel weiter ausbauen konnte
als kein König jemals zuvor und anderseits begründete er die Verbindung zwischen England
und der Normandie, die über Jahrhunderte hinweg, die Politik in Nordeuropa prägen sollte. Da
Wilhelm als Gründer des Normannischen Imperiums tituliert wird, lässt sich auch die
Zuschreibung eines „Reichsgründers“ gut argumentieren.
Die Frage, ob der Beiname der Geschichtsschreibung „der Eroberer“ ein missverständliches
Bild von Wilhelm I. erzeugt, lässt sich auf jeden Fall mit ja beantworten.
337 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 160f. 338 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 200f. 339 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 201.
86
Die grundsätzliche Problematik, die ein Herrscherbeiname aufwirft, ist jene, dass es sich immer
um eine Verkürzung handelt. Ein Feldherr, König oder Kaiser wird, möglichst eingängig, mit
einem Beinamen versehen, der in den meisten Fällen eine Eigenschaft seines Charakters oder
Aussehens suggeriert.340
Ausnahmefälle bilden die Beinamen „der Große“, so wie es bei Karl dem Großen oder
Alexander dem Großen der Fall ist. Hierbei scheint der Respekt vor dem Herrscher so groß
gewesen zu sein, dass sich die Chronisten und Geschichtsschreiber dazu entschlossen haben,
die Fülle der herrschaftlichen Taten nicht durch eine charakterliche oder visuelle Zuschreibung
zu verkürzen.
Im Grunde genommen bildet eine solche Zuschreibung immer nur einen Aspekt der Herrschaft
ab und lässt alle anderen Facetten außer Acht. Es erscheint nicht besonders fair und
ausgeglichen, Wilhelm den Beinamen „der Eroberer“ zuzuweisen, war er doch viel mehr als
„nur“ ein Eroberer. Möglicherweise bildet die Invasion und Eroberung Englands einen solchen
Einschnitt in die Argumentation von Historikern, dass diese Leistung es notwendig erscheinen
lässt, sie als Name hinzuzufügen.
Geschichte wird, wie schon erwähnt, immer von den Siegern geschrieben, und so ist es aus
historischer Sicht wenig verwunderlich, dass die Eroberung Englands als so herausragend
empfunden wurde, dass sie Eingang in den Beinamen finden musste.
Aus der Sichtweise der zeitgenössischen angelsächsischer Bevölkerung, war Wilhelm bestimmt
nicht der Thronerbe des englischen Throns, sondern ein Eroberer aus einem nahen und trotzdem
fremden Land, der ihre englische Heimat eroberte. Er wurde aber von der
angelsächsisch/englischen Bevölkerung wahrscheinlich auch als Reichsgründer
wahrgenommen, denn seine Reformen des Landes und der Gesellschaft bildeten einen
nachhaltigen Einschnitt im sozialen Gefüge des Königreichs.
Normannische Quellen werden von einem legitimen Thronerben sprechen, der der Normandie
zu großem Ruhm und Reichtum verhalf und dafür sorgte, dass man eine ernstzunehmende
Konkurrenz für das französische Königreich darstellte.
340 Vgl. Kapitel Einleitung, S. 3
87
Wie der Teppich von Bayeux eindrucksvoll veranschaulicht, wurde Wilhelm auch von den
Normannen als Eroberer und Reichsgründer gesehen, allerdings mit anderen Voraussetzungen.
Als Herzog der Normandie war er Eroberer, jedoch nicht im selben Verständnis des Wortes,
wie es im angelsächsischen England der Fall war.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hätte es Beinamen gegeben, die den Charakter
der Herrschaft Wilhelms oder seiner Person besser beschrieben hätten. Es wäre zwar etwas
vermessen, ihn auf eine Stufe mit anderen Herrschern, die den Beinamen „der Große“ trugen,
zu stellen, jedoch könnte man auch diese Zuschreibung argumentieren. Die außergewöhnliche
Größe des Herzogs und auch die in späteren Jahren stattliche Körperfülle341 würden einen rein
visuellen Aspekt liefern. Auch die Summe seiner Taten, gewonnen Schlachten und Reformen
könnte als Grund genannt werden, um ihm diesem Beinamen zu geben.
Im Hinblick auf seine kriegerischen Aktivitäten, die sein ganzes Leben geprägt und gezeichnet
haben, bleibt „der Eroberer“ wohl eine bessere Alternative als beispielsweise „der Streitbare“
oder „der Krieger“.
Es lässt sich keine endgültige Entscheidung treffen, welche der möglichen Zuschreibungen am
passendsten auf den Herzog der Normandie und König von England anzuwenden ist. Denn
Wilhelm war von allem etwas: Er war Thronerbe, Eroberer und Reichsgründer in einer Person.
341 Vgl. PELTZER: 1066. Der Kampf um Englands Krone. S. 283.
88
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Angelsächsische Chronik - http://www.gutenberg.org/cache/epub/657/pg657-images.html
[Zuletzt abgerufen am 22.10.2019]
Teppich von Bayeux Online - https://www.bayeuxmuseum.com/en/the-bayeux-
tapestry/discover-the-bayeux-tapestry/explore-online/ [Zuletzt abgerufen am 08.08.2021]
90
8. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Teppich von Bayeux, Szene 36 ............................................................................ 7
Abbildung 2: Teppich von Bayeux, Szene 15 .......................................................................... 11
Abbildung 3: Teppich von Bayeux, Szene 23 .......................................................................... 13
Abbildung 4: Teppich von Bayeux, Szene 45 .......................................................................... 15
Abbildung 5: Teppich von Bayeux, Szene 48 .......................................................................... 16
Abbildung 6: Teppich von Bayeux, Szene 57 .......................................................................... 18
Abbildung 7: Teppich von Bayeux, Szene 58 .......................................................................... 19
Abbildung 8: Teppich von Bayeux, Szene 17 .......................................................................... 20
Abbildung 9: Die Verteilung der Graftschaften Englands im Jahr 1045 ................................. 45
Abbildung 10: Die Verteilung der englischen Grafschaften zwischen 1062 und Oktober 1065
.................................................................................................................................................. 47
Abbildung 11: Stationen im Leben König Haralds von Norwegen ......................................... 52
Abbildung 12: Die Truppenaufstellung bei der Schlacht von Hastings ................................... 59
Abbildung 13: Teppich von Bayeux, Szene 53 ........................................................................ 60
Abbildung 14: Teppich von Bayeux, Szene 55 ........................................................................ 61
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