Download - Zahnsanierung Und Zahnstörfelder Aus Ganzheitlicher Sicht

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  • 12 SANUM-Post 94/2011

    als Endodont zusammengefasst.Man unterscheidet innerhalb desZahnes den Anteil der Kronenpulpavon dem der Wurzelpulpa (s. Bild 1).

    Whrend die Kronenpulpa der u-eren Form der Zahnkrone ent-spricht, ist die Form der Wurzelpul-pa aufgrund von Verzweigungensehr vielgestaltig und z.T. schwerabzuschtzen.

    Zu den charakteristischen Zellendes Pulpagewebes gehren vor al-lem die dentinbildenden Odontobla-sten. Sie befinden sich in der Pulpa-hhle direkt unter dem Dentin undragen mit ihren Fortstzen in dieDentinkanlchen hinein. Den grtenAnteil bilden jedoch Fibroblasten.Sie produzieren Hartsubstanzen so-wie Fibrillen und sind fr den Stoff-wechsel der Interzellularsubstanzverantwortlich. Histiozyten, Mono-zyten, Lymphozyten und Makropha-gen kommen vereinzelt vor und die-nen als Abwehrzellen. An der Wur-zelspitze treten bei jedem Zahn berdas Foramen apikale Blut- und

    Lymphgefe sowie Nervengefein die Pulpa ein und aus. Die Gefeziehen als Bndel durch die Wurzel-pulpa und verzweigen sich im Be-reich der Kronenpulpa hnlich demGest eines Baumes. Innerhalb derKronen- und der Wurzelpulpa be-stehen Anastomosen zwischen denGefen und bei mehrwurzeligenZhnen auch zwischen den ver-schiedenen Wurzelkanlen.

    Jeder Zahn ist fr sich ber ein kom -plexes Fasersystem im Knochenverankert. ber das Foramen apika-le und die Seitenkanle im Wurzel-bereich bestehen zahlreiche Verbin-dungen zum umliegenden Gewebe.

    Zu den Funktionen der Pulpa zh-len:

    Ernhrung der Odontoblastenund ber deren Fortstze auchdes Dentins,

    Bildung von Reizdentin als Ab -wehr leistung durch die Odonto -blasten,

    Reizleitung als Signal- und Warn-organ bei thermischen, osmoti-schen, toxischen und infektisenReizen und

    zellulre und humorale Abwehrlei-stung.

    Im Rahmen physiologischer Alte-rungsprozesse kommt es zu regres-siven Vernderungen des Endo -donts, wobei die Grenze zwischenphysiologischen und pathologischenVernderungen relativ flieend ist.

    Durch kontinuierliche Bildung vonDentin, dem Sekundrdentin, ver-kleinert sich die Pulpahhle. Zustz-lich kann eine Reduktion der Odon-toblastenschicht gegeben sein, weil

    Einleitung

    Unsere Zhne sind keine vom Ge -samt organismus getrennte Gebilde,sondern lebendes, stoffwechselak-tives Gewebe. Eine Ausnahmemacht der Zahnschmelz, die hrte-ste Substanz in unserem Krper.Der Schmelz bildet die uereSchicht des in der Mundhhle sicht-baren Anteiles der Zhne und be-steht zu 95 Gewichtsprozent ausanorganischen Substanzen (Apatit-verbindungen). Der grte Anteil anZahnsubstanz wird als Dentin be-zeichnet, zu 70 Gewichtsprozentaus anorganischer Substanz beste-hend (in der Zusammensetzungdem Knochen hnlich). Das Dentinumgibt die sich im Inneren der Zh-ne befindliche Zahnhhle (Pulpa -kavum). Darin befindet sich ein fein-faseriges Bindegewebe, das reichan Blutgefen und Nervengewebeist. Dieses wird auch als Zahnnervbzw. Pulpa (lat. Fleisch) bezeichnet.Die Strukturen von Zahnpulpa undumgebendem Dentin sind meso-dermalen Ursprungs und werden

    Tote Zhne Alltag in der Zahnarztpraxisvon Dr. med. dent. Ina Faust

    Thema derSANUM-Therapie-Tagung2010

    Bild 1: Lngsschnitt durch einen unteren Schneidezahn

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    die Fibroblasten- und Gefdichteabnehmen, whrend die kollagenenFasern aber zunehmen. Innerhalbder gesamten Pulpa knnen auchdiffuse Verkalkungen auftreten. Ausall diesen altersbedingten Vernde-rungen resultiert oft eine Abnahmeder Sensibilitt. Neben den natr-lichen Alterungsprozessen kann ei-ne Regression auch traumatischbedingt sein, wie z.B. abrasivesZhneputzen oder jahrelanges Zh -ne knirschen. Als weitere Ursachesind normale Heilungsvorgnge nachzahnrztlichen Eingriffen zu nennen.

    Pulpaerkrankungen

    Wie jedes Gewebe reagiert die Pul-pa auf berschwellige Reize mit ei-ner Entzndung. Der Beginn jederEntzndung ist gekennzeichnetdurch eine Hypermie, die mit einerDilatation der Gefe einhergeht.Wenn der einwirkende Reiz beste-hen bleibt, ist die Schwellung desbetroffenen Gewebes die Folge. Daeine rumliche Ausdehnung auf-grund der anatomischen Gegeben-heit des Zahnes nicht mglich ist,entsteht ein erhhter Gewebedruck.Diese Druckerhhung in Kombina-tion mit einer Dilatation der Arterio-len fhrt vermutlich zu einer Kom-pression der Venolen und somit zueiner Strangulation der Pulpa. In derFolge resultiert daraus unweigerlichdie Gewebsnekrose und im weite-ren Verlauf der Zahntod. Nach neu -e ren Erkenntnissen scheint aller-dings eher ein hmorrhagischer In-farkt fr die Nekrose verantwortlichzu sein.

    Im Frhstadium der Hypermie wirddie Pulpaerkrankung als reversibelangesehen, so dass es zu einer re-stitutio ad integrum kommen kann.

    Sobald bei der akuten Entzndungnach der Geferweiterung sersesExsudat austritt, wird das Stadiumals irreversibel angesehen. Relativrasch folgt die Diapedese von Leu-kozyten. Es ist das Stadium der pu-

    rulenten akuten Entzndung er-reicht, dem stets die Nekrose derPulpa folgt. Das abgestorbene Pul-pagewebe wird durch Mikroorganis-men zu einer grau bis schwarz ge-frbten schmierigen Masse. Bei derErffnung des Zahnes fllt sofort einfauliger, nach Aas riechender Ge-stank auf. Es handelt sich um einebakterielle Mischinfektion von bis zu100 Millionen Bakterien, davon 90%obligat anaerobe Bakterienspezies.Den Hauptanteil bilden zu 40%Kokken, vereinzelt wurde auch Can-dida albicans isoliert. Diese Mikro-ben knnen bis zu 200 m, der En-terococcus faecalis bis zu 400 min die Dentintubuli eindringen. Dasbenachbarte Dentin muss also im-mer als infiziert betrachtet werden.Je nach Immunlage der Pulpa kanndie akute Form der Pulpitis in einechronische bergehen und umge-kehrt.

    Durch die Verbindung ber das Fo-ramen apikale und viele Seitenkan-le mit dem umliegenden Parodontkann sich eine unbehandelte Pulpi-tis in das umliegende Gewebe aus-breiten. Die Entzndung umfasstdann das Parodontal-Ligament, denKieferknochen und bei weitererAusbreitung durch Abszedierung auch das Weichgewebe. Aus derPulpitis hat sich dann eine Parodon-titis apicalis entwickelt. Whrend dieakute apikale Parodontitis sehr gut

    diagnostizierbar ist durch entspre-chende Schmerzsymptome, ver-luft die chronische asymptoma-tisch. Hufig wird die chronischeapikale Parodontitis als Zufallsbe-fund erkannt, wenn eine Rntgen-aufnahme angefertigt werden muss(s. Bild 2).

    Ursachen von Erkrankungen derPulpa

    Hier stehen karise Lsionen anerster Stelle, mit einer Hufigkeitvon 95%. Die Karies bricht durchden Schmelzmantel und sobalddas Dentin erreicht wird, diffundie-ren bakterielle Toxine und Antige-ne ber die Dentinkanlchen zuden Odontoblastenfortstzen. Re-lativ zeitnah reagiert die Pulpa mitdem Auftreten von Entzndungs-zellen und einer Proliferation derBlutgefe. Auf diesen Reiz wirdvon den Odontoblasten Reizden-tin gebildet als eine Art Eigen-schutz. Solange die karise Zer-strung noch nicht bis zum Pul-pendach fortgeschritten ist undeine rechtzeitige Exkavierung er-folgt, sind diese initialen Entzn-dungsreaktionen reversibel. Dieserklrt die Notwendigkeit der Be-handlung kariser Zhne, andern-falls entstnde immer gleich einePulpitis mit der Folge eines totenZahns.

    Als Folge traumatischer Ereig-nisse knnen die Dentintubuli zurMundhhle freigelegt sein und so-mit eine Eintrittspforte fr Bakte-rien bieten. Durch ihre Prominenzsind besonders die FrontzhneFraktur gefhrdet, z.B. bei Kin-dern durch einen Sturz vom Fahr-rad, bei Erwachsenen beim Ver-such, mit den Zhnen Nsse zuknacken oder Bierflaschen zu ff-nen usw. Jeder Zahnarzt trauma-tisiert einen Zahn, sobald beimBeschleifen bis in das Dentin ge-arbeitet wird, was zur berkro-nung eines Zahnes notwendig ist.Durch die Erffnung der Dentin -

    Bild 2: Karis zerstrte Zhne mitapikaler Entzndung

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    nachgewiesen werden knnen,reicht die mechanische Bearbeitungallein zur Keimreduzierung nichtaus. Deshalb wird zustzlich einechemisch-medikamentse Desin-fektion durchgefhrt. Hier werdenSpllsungen mit bakterizider undproteolytischer Wirkung eingesetzt,die auerdem die bei der mechani-schen Aufbereitung entstandeneSchmierschicht entfernen.

    Trotz mechanischer Aufbereitungund aller Splungen besteht jedochkeine Sicherheit, ob nun alle Keimeentfernt sind. Daher erfolgt zustz-lich eine medikamentse Einlage, jenach Befund und Beschwerdegradfr einige Wochen. Dafr kommtCalciumhydroxid zur Anwendung,wobei vor allem der Effekt derApexi fikation angestrebt wird, d.h.die Bildung von Hartgewebe alsApexverschluss.

    Den vorlufigen Abschluss bildet dieWurzelfllung. Es soll, laut der Qua-littsrichtlinien der EuropischenGesellschaft fr Endodontologie, ei-ne biokompartible, hermetisch dich-te Wurzelfllung sein, die das aufbe-reitete Kanallumen von der Pulpa-kammer bis zum apikalen Endpunktverschliet. Die Wurzelfllung sollteein stabiles Kernmaterial enthaltenund durch die Kombination mit Pa-sten (Sealern) anatomisch bedingteHohlrume fllen.

    ein bakteriendichter Verschluss desaufbereiteten Wurzelkanalsystemeserfolgen. Man spricht von einerWurzelbehandlung, da fr eine ad-quate Behandlung und Schaffungeines entsprechenden Zugangesder gesamte Anteil der Kronenpulpaausgeschlt wird.

    Der Behandlungsablauf umfasst imGroben:

    Erffnung des toten Zahnes undEntfernung der Kronenpulpa

    mechanische und chemische Auf-bereitung des Wurzelkanals

    medikamentse Einlage

    Wurzelkanalfllung

    Endversorgung des Zahnes durchkonservierende oder prothetischeVersorgung

    (s. Bild 3).

    Das Ziel der mechanischen Kanal -aufbereitung ist primr die Reduk-tion der Keimzahl im gesamtenEndodont durch gleichmiges Ab-tragen des infizierten Kanalwand-dentins. Verschiedenste Technikenkommen zur Anwendung. Eindeuti-ge Empfehlungen sind aber nichtmglich, da einfach auch die Routi-ne und Sorgfalt des jeweiligen Be-handlers eine entscheidende Rollespielen. Da bei einer PulpanekroseBakterien bis 1,2 mm tief im Dentin

    kanle kommt es u.a. zum Fls-sigkeitsverlust der Pulpa, da derDentinliquor zur Oberflche ent-weicht. Die entstehende kapillreSaugwirkung verursacht, dass dieOdontoblasten in die Dentintubuliverlagert werden, sich innerhalbweniger Tage auflsen und somiteine wichtige Schutzfunktion ver-loren geht.

    In seltenen Fllen kann aufgrunddes Gewebsverlustes bei einerchronischen Parodontitis desZahn halteapparates eine Invasionder Pulpa ber das Foramen api-kale oder die Seitenkanle erfol-gen.

    Fllungsmaterialien knnen vor-nehmlich auf chemischem Wegzu einer Schdigung der Pulpafhren. Auch bei den heutzutageverwendeten Kunststoff-Fllun-gen wird die pulpaschdigendeWirkung kontrovers diskutiert.ber undichte Fllungsrndersind zustzliche Infektionswegegegeben.

    Kieferorthopdische Behandlun-gen werden durchgefhrt mit demZiel, die Stellung eines oder meh-rerer Zhne in ihrer gesamten Po-sition zu verndern, d.h. der Zahnwird nicht nur gekippt, sonderndie Stellungsnderung geht bisber die Wurzel hinaus. Dies ver-langt teilweise groe Krfte, die zueiner Schdigung der Pulpa fh-ren knnen. Bei der Verschiebungmuss der Gefstrang am apika-len Bereich folgen knnen, dasonst eine Stauchung oder einAbreien der Gefe erfolgt. Dieskann zu einer Kalzifizierung derPulpa fhren, im Extremfall zurNekrose und nachfolgend demAbsterben des Zahnes.

    Wurzelbehandlung

    Im Rahmen einer Wurzelbehand-lung soll die vollstndige Ausru-mung des irreversibel geschdigtenund infizierten Pulpagewebes und

    Bild 3: Schematische Darstellung einer WurzelbehandlungAus: Schubert, Zahnmedizinische Assistenz, Libromed

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    Anschlieend wird der Erfolg durcheinen rntgenologischen Befundgesichert und die Zahnkrone end-gltig mit einer Fllung oder prothe-tisch durch eine Krone restauriert.

    Sollte die Wurzelfllung nicht kom-plett bis zur Wurzelspitze mglichsein oder heilt die apikale Entzn-dung nicht reizlos ab, gibt es nochdie Mglichkeit einer chirurgischenIntervention, die Wurzelspitzenre-sektion.

    Im Rahmen dieser Behandlung wirddie Wurzelspitze entfernt und imumliegenden Knochen das Entzn-dungsgewebe exkaviert. Fr den si-cheren apikalen Verschluss soll ab-schlieend eine retrograde Wurzel-fllung erfolgen.

    Erfolg/Misserfolg einer Wurzel-behandlung

    Von einem Behandlungserfolg oderauch einer Heilung wird bei klini-scher Symptomenfreiheit und bei

    rntgenologisch nachweisbaremParodontalspalt normaler Breite ge-sprochen. Insgesamt wird in der Li-teratur eine Erfolgrate von 70-95%angegeben.

    Mgliche Ursachen fr den Misser-folg knnen sein:

    Anatomische Besonderheiten

    Insbesondere die fein verzweigtenSeitenkanle im apikalen Drittel derZhne sind schwer bzw. nicht zu-gnglich und knnen nicht mecha-nisch gereinigt werden. Auerdemhlt sich die Natur nicht immer andie Angaben der Anatomiebcher.Als Beispiel die 1. oberen Molaren:sie haben 3 Wurzeln, in denen maneigentlich jeweils einen Pulpakanalerwartet. Bei Untersuchungen anextrahierten Zhnen mit Hilfe derComputertomographie wurde je-doch in 50,8% der oberen 1. Mola-ren ein 4. Kanal nachgewiesen. Ab-weichungen in der Anzahl der Wur-zeln oder dem Verlauf der Pulpa -

    kanle knnen an allen Zhnen auf-treten, s. Bild 4 und 5.

    Unzureichende Reinigung undDesinfektion

    Fr eine effektive keimttende Wir-kung durch NaOCl, dem Haupt-mittel zur desinfizierenden Splung,wird eine Einwirkzeit von minde-stens 2 min, mitunter bis 30 minangegeben. Dies wird in der Hektikdes Praxisalltages leider nicht im-mer bercksichtigt. Unabhngig da-von ist die Vorstellung eines sterilenEndodonts zur Vermeidung einerReinfektion praktisch gesehen illu-sionr.

    Technische Defizite

    Neben der unzureichenden mecha-nischen Aufbereitung des Kanals inLnge und Querschnitt zhlen hier-zu Instrumentenfrakturen im Kanaloder das berpressen von Fllma-terial ber das Foramen apikale indas umliegende Gewebe.

    Mangelhafte koronale Versorgung

    Weitlumige Fllungen oder Stiftpr-parationen knnen den avitalenZahn in seiner Gesamtstatik schw-chen und zu Frakturen fhren. Beinicht adquater Versorgung wird ei-ne Misserfolgsrate von immerhin44% angegeben.

    Tote Zhne aus schulmedizini-scher Sicht

    Laut der Richtlinien des Gemeinsa-men Bundesausschusses ist eineWurzelbehandlung angezeigt, umeine geschlossene Zahnreihe odereinen funktionstchtigen Zahner-satz zu erhalten sowie eine Freiend-Situation zu vermeiden.

    Fr manche Patienten stellt der Ver-lust der eigenen Zhne ein groespsychisches Problem dar. DerSpruch Man beit sich durch istnur einer von vielen, die darauf hin-weisen, dass Zhne oft mit psychi-schen Eigenschaften in Verbindunggebracht werden. Die ausfallendenMilchzhne werden voll Freude ge-

    Bild 5: unterer Prmolar mit 2 Wur-zeln und Wurzelkanalfllung, apikaleEntzndung

    Bild 4: unterer Schneidezahn mit 2Wurzelspitzen

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    sammelt, whrend der verlorenebleibende Zahn mit Altwerden,Krankheit oder Schwche assoziiertwird. Ein wurzelbehandelter toterZahn steht dem Trger noch zurVerfgung und kann mit entspre-chender konservierender oder pro-thetischer Versorgung seiner Funk-tion im Sinne der Mastikation undauch sthetik gerecht werden. Un-geachtet dessen darf der finanzielleAspekt nicht ganz auer Acht gelas-sen werden. Dem Verlust des Zah-nes folgt selten eine kostenloseoder kostengnstige prothetischeNeuversorgung.

    Die Endodontologie als Teilgebietder Zahnheilkunde geht weiter mitihrer Forschung, um die Mglichkei-ten der Aufbereitung und Desinfek-tion zu verbessern durch die Ver-wendung von Przisionsinstrumen-ten oder der Verfeinerung bildge-bender Verfahren zur Diagnostikund Verlaufskontrolle. DigitalesRntgen, digitale Lngenmessger-te sowie digitale Mikroskope kom-men zum Einsatz.

    Es wird aber nicht nur an einer Ver-besserung der Methodik und Mate-rialien an sich gearbeitet, auch dieUrsachenforschung geht weiter. Sozeigen Untersuchungen an derzahnmedizinischen Fakultt derOregon Health & Science University,dass ein signifikanter Prozentsatzder Patienten mit irreversibler Pulpi-tis und apikaler Parodontitis auchdas Epstein-Barr-Virus in sich trgt.Dieses Wissen erffnet neue Mg-lichkeiten bei der Behandlung pulpi-tischer Zhne.

    Tote Zhne aus ganzheitlicherSicht

    Innerhalb der ganzheitlichen Be-trachtung und Therapie haben toteZhne eine groe Bedeutung. Zumeinen ist der Gesamtorganismuschronisch belastet durch die stndi-ge Auseinandersetzung mit den No-xen durch noch vorhandene Bakte-rien oder verwendete Materialien im

    gen. Der Patientin wurde aus ganz-heitlicher Sicht die Wechselwirkungwurzelbehandelter Zhne mit demGesamtorganismus erklrt und dieExtraktion des Zahnes mit sptererVersorgung durch ein Implantatempfohlen.

    Innerhalb kurzer Zeit nach derZahn entfernung war ihre Migrnever schwunden und nach einem hal-ben Jahr berichtete sie stolz, end-lich schwanger zu sein, nach vielenbisherigen Fehlversuchen. Der Zahn11 korreliert mit dem Urogenitaltraktund war in diesem Fall ein eindeuti-ges Strfeld, s. Bild 6.

    Es gibt aber auch Patienten, die vie-le Jahre gut mit einem lege artiswurzelgefllten Zahn leben.

    Fallbeispiel 2:

    2 Jahre, nachdem bei einer Patien-tin mehrere Kronen eingesetzt wur-den, gab sie pulpitische Beschwer-den im Bereich des unteren 1. Mo-laren links an. Auf dem Rntgenbildist deutlich eine Verbreiterung des

    Rahmen der Wurzelbehandlung;zum anderen entsteht eine gestrteenergetische Beziehung zwischenZahn-Kieferbereich und den brigenOrgansystemen. In der Literatur fin-den sich mittlerweile zahlreiche Be-lege aus der Praxis zur Wirkung vonsog. Leichengiften. In den Sei-tenkanlen des Wurzelkanalsy-stems belassenes Pulpagewebesowie Anteile der Odontoblasten-fortstze in den Dentintubuli hinter-lassen Eiweizerfallsprodukte. Hin-zukommen die Toxine der berwie-gend anaeroben Bakterien, die kon-tinuierlich eine Belastung darstellen.

    Weston Price fhrte Untersuchun-gen durch, in denen er extrahiertetote Zhne von chronisch krankenPatienten unter die Haut von Kanin-chen implantierte. Diese bekameninnerhalb von 72 Stunden die glei-chen Symptome wie die Patienten. Dr. Rau, Dr. Lechner u. v. a. Prakti-ker weisen immer wieder auf denZusammenhang von schweren Er-krankungen und dem Vorhanden-sein toter Zhne hin. Es steht auerFrage, dass in diesen Fllen die be-troffenen Zhne zu extrahieren sind,um dem Krper eine groe Last zunehmen.

    Fallbeispiel 1:

    Eine 37-jhrige Patientin stellte sichvor wegen unklarer Beschwerdenim Bereich des ersten oberen rech-ten Frontzahnes (Zahn 11). Es wr-de im Bereich der Wurzelspitze abund zu so komisch dumpf ziehen.Der Zahn war mit einer Krone ver-sorgt, nicht aufbissempfindlich unddie Vitalittsprfung negativ. Die Pa-tientin wusste von der vorhandenenWurzelfllung und dem unter derKrone befindlichen Stiftaufbau. Die-se Behandlung wurde bereits vorvielen Jahren durchgefhrt und diePatientin verstand nicht, wieso eintoter Zahn noch Beschwerden ma-chen knnte. In der weiteren Anam-nese ergaben sich regelmige Mi-grneattacken und Schlafstrun-

    Bild 6: Fallbeispiel 1, Zahn 11 mit in-suffizient gefllter Wurzelspitze, Ver-sorgung mit Stiftaufbau und Krone,apikale Entzndung

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    Parodontalspaltes erkennbar, s. Bild7. Um der Patientin eine teure Neu-versorgung zu ersparen, erfolgte dieTrepanation des Zahnes durch dievorhandene Krone und eine Wurzel-behandlung. Mittlerweile sind 5 Jah-re vergangen, die Patientin ist in re-gelmiger Kontrolle und erfreutsich bester Gesundheit, der letzteRntgenbefund zeigte apikal keineAufflligkeiten, s. Bild 8.

    Man muss bedenken, dass die Not-wendigkeit einer Wurzelbehandlungnicht nur bei Patienten ab etwa 35-40 Jahren gegeben ist. Vor einigenWochen war ein 14-jhriges Md-chen zur Behandlung mit einer tie-fen karisen Lsion an einem unte-

    ren bleibenden Backenzahn. Wirmuten gemeinsam mit den Elternentscheiden: Wurzelbehandlungoder Extraktion des Zahnes. Fhrenwir die Wurzelbehandlung durch,kann sich daraus ein Strfeld ent-wickeln; extrahieren wir den Zahn,ist eine kieferorthopdische Regula-tion notwendig, um die Zahnlckezu schlieen mit dem Risiko der Me-ridianverschiebung. Alternativ be-stnde die Mglichkeit, die Lckeoffen zu halten und spter mit einemImplantat zu versorgen. Ein Implan-tat ist immer ein Fremdkrper undbefindet sich in der Mundhhle nichtunter einer geschlossenen Epithel-decke, sondern indirekt in einem offenen System. Daraus kann sichalso auch ein Strfeld entwickeln.

    Jeder Zahnarzt wird Tag fr Tag vordiese Entscheidung gestellt. Nebender Situation in der Mundhhle, derRestbezahnung und dem Alter istvor allem immer die Belastungdurch chronische Krankheiten, alsoeine positive Familienanamnese,entscheidend.

    Patienten, die sich fr eine Wurzel-behandlung entscheiden, mssen inregelmiger Kontrolle bleiben undknnen sehr gut naturheilkundlichbegleitet werden. Zu den halbjhr-lichen zahnrztlichen Befundungengehrt immer eine Aktualisierungder Allgemeinanamnese. Die regel-mige Kontrolle kann mit naturheil-kundlichen Testmethoden verbes-sert werden, um Belastungen zu er-kennen, bevor sie Beschwerden ver -ursachen (s. SANUM-Post Nr. 91,Dr. Guggenbichler Zahnstrfelder).

    Begleittherapie mit SANUM-Prparaten

    In Wilhelm von Brehmers Buch Si-phonospora polymorpha v. Br. wirdber seine Untersuchungen berich-tet. Er beschrieb eine Mikrobe, diemit dem Blutstrom ber das Fora-men apikale in die Pulpa wanderte.

    In Abhngigkeit vom pH-Wert desBlutes entwickelte sich eine parasi-tre Form. Nur wenn keine patholo-gischen Strungen auftrten, wrdedie Mikrobe wieder herausge-schwemmt werden. Entzndungs-prozesse und die sich daraus erge-bende tote Pulpa bieten dagegenden Nhrboden fr die Entwicklungpathogener Stbchen. Er beschriebdie Bedeutung des Zusammenhan-ges zwischen der Siphonosporapoly morpha v. Brehmer und demFokalproblem devitaler Zhne. Dabeihandelt es sich um dieselbe bakte-rielle Hochform, die Prof. GntherEnderlein in seiner Mucor-Cycloge-nie als Leptotrichia buccalis be-zeichnete, mittlerweile in der neuenNomenklatur als Propionibacteriumacnes bekannt. Wie auch immer derName ist, fr die Pathogenitt ist dieVernderung des Milieus entschei-dend. Es sollte bei jedem Patienten,der eine Wurzelbehandlung durch-fhren lsst, oder dem ein toter Zahnentfernt wurde, eine Milieusanierungerfolgen. Durch die Verbindungen mitdem umliegenden Gewebe knntensich auch nach einer Extraktion im-mer noch toxische Belastungen imKiefer befinden. Parallel muss dieAusleitung bakterieller, viraler undmykotischer Keime erfolgen. Die To-xine der Bakterien und evtl. Rest-zellbestandteile werden mit Hilfe derSANUKEHLE fr das Immunsystemerkennbar gemacht. ARTHROKEH-LAN A darf nicht fehlen; der Wirk-stoff wird gewonnen aus der ber-impfung der aus der Bakterienfloramenschlicher Zahngranulome iso-lierten Siphonospora polymorpha.Nach dem Verfahren Dr. v. Breh-mers wird aus diesen Kulturen einFormoltoxoid gewonnen, das dieAbwehrkrfte steigert.

    Die Begleittherapie whrend derWurzelbehandlung kann wie folgtaussehen:

    Beginn mit der Behandlung undweiter whrend der gesamten The-rapiezeit:

    Bild 7: Fallbeispiel 2, Zahn 36 mitapikal verbreitertem Parodontalspalt

    Bild 8: Fallbeispiel 2, Zahn 36, 5 Jahrenach Wurzelbehandlung, apikal un-auffllig

  • 18 SANUM-Post 94/2011

    tglich Zhne putzen mit ALKALA N

    l-Zieh-Kur vor dem Frhstck (1Esslffel Pflanzenl 10 min durchdie Zhne ziehen und gut aus-spucken)

    morgens SANUVIS 60 Tropfen,abends FORMASAN 10 Tropfenoral

    MAPURIT L 2x tglich 1 Kapsel

    CUPRUKEHL D3 3x tglich 5-10Tropfen

    parallel fr mindestens 2-3 Wochen

    NOTAKEHL D5, evtl. QUENTA-KEHL D5 2-3x tglich 5 Tropfen indas Zahnfleisch im Bereich desbetroffenen Zahnes, danach

    3 Tage SANKOMBI D5 / 3 TageNOTAKEHL D5 Tropfen im Wech-sel 2-3x tglich 5 Tropfen lokal,gleichzeitig beginnen mit

    SANUKEHL Strep D6, Staph D6und/oder Pseu D6, je nach Te-stung, im tglichen Wechsel 4Tropfen oral und 4 Tropfen einrei-ben, zustzlich

    ARTHROKEHLAN A D6 1x tg-lich 5 Tropfen lokal einreiben.

    Diese Therapie ist auch begleitendbei der Extraktion eines infiziertenoder bereits wurzelbehandeltenZahnes geeignet.

    Prparate zur Strkung der auf dem -entsprechenden Meridian gelege-nen Organe verbessern den langfri-stigen Erfolg. In jede Praxis gehrtdazu das Schema mit den Zahn-Or-gan-Beziehungen (s. S. 2, Abb. 6)

    Nicht jeder Patient ist bereit, sichspontan von seiner toten Zahnsub -stanz zu trennen und lsst eineWurzelbehandlung durchfhren.Ganz gleich, wie sich die Patientenentscheiden, wir sollten sie im Sinneeiner ganzheitlichen Therapie auf-

    klren und begleiten. Die Bilder 9-12 zeigen Beispiele, welche sicht-baren Befunde auch ohne Rntgen-bild einen Hinweis auf einen totenZahn geben knnen. Eine sofortigeAbklrung vom Zahnarzt ist not-wendig und eine ganzheitliche Be-gleittherapie angezeigt.

    Grundstzlich ist es wnschens-wert, dass die verschiedenen The-rapeuten nicht jeder fr sich ein unddenselben Patienten behandeln,

    ohne von einer gleichzeitig stattfin-denden anderen Therapie zu erfah-ren. Eine Zusammenarbeit erfolgtstets zum Wohle des Patienten.

    Bei den dargestellten Patientenbil-dern handelt es sich um Photos auseigener Praxis, bei denen das Ein-verstndnis der Patienten zur Verf-fentlichung vorliegt.

    Literatur auf Anfrage beim Semmel-weis Verlag

    Bild 9: Fistelbildung

    Bild 10: Rntgen zu Pat. von Bild 9Zahn 11 mit apikalem Granulom, Zahn21 mit insuffizienter Wurzelfllung

    Bild 11: Narbengewebe nach Wur-zelspitzenresektionblulich-graue Ttowierung (Hin-weis auf Amalgam)

    Bild 12: Rntgen zu Pat. von Bild 11metalldichte retrograde Wurzelfllungnach Wurzelspitzenresektion

  • 10 SANUM-Post 91/2010

    Zahnherde finden sich in der Regelbei zahnlosen Bereichen nachZahnentfernung (Restostitis), beiwurzeltoten Zhnen (Granulom, api-kale Aufhellung, Zysten) und bei ver-lagerten Weisheitszhnen. Diesechronischen Prozesse sind Folgenfrher durchgemachter akuter Er-krankungen, die meist mit Entzn-dung oder Abszessbildung (im Be-reich des Zahnmarks, an der Wur-zelspitze oder in der Zahnfleischta-sche) einhergingen.

    Jede Pulpitis, jede Parodontitis,auch ein erschwerter Zahndurch-bruch kann sich u.a. bei der b-lichen antibiotischen Therapie zu ei-ner chronischen Zahnherdbelastungentwickeln. Zu unterscheiden sindBereiche mit Auflsung der Kno-chenstruktur (Osteolyse) von Berei-chen mit Verdichtung der Knochen-

    struktur (Sklerosierung). Eine niedri-ge Alveolarknochendichte ist ein Ri-sikofaktor fr Implantate und stehtin Verbindung mit schlechter Hei-lungstendenz nach Traumata, Infek-tionen oder chirurgischen Eingriffen.

    Gleiches gilt bei Mangeldurchblu-tung des Knochens. Dieser Befundkann einhergehen mit schwer typi-sierbaren (Kopf-)Schmerzzustn-den, die in der jngeren Literatur alsNICO (Neuralgia Inducing Cavitatio-nal Osteitis, d.h. neuralgie-verursa-chende hhlenbildende Knochen-entzndung) bezeichnet werden (s.Abb. 1).

    Problembeschreibung

    G.V. Black, der Begrnder der mo-dernen Zahnheilkunde, beschrieb1915 eine osteomyelitis-hnliche

    Osteolytische Prozesse im Kieferbe-reich sind seit ber 150 Jahren be-kannt. Naturheilkundlich arbeitendeTherapeuten wissen, dass Zahnher-de hufig Therapieblockaden dar-stellen. Unter Zahnrzten ist diesesWissen leider nicht so verbreitet.G.V. Blacks Arbeiten zur Therapiekariser Zhne gehren zum zahn-rztlichen Basiswissen. Seine wis-senschaftlichen Arbeiten zur Proble-matik von Kieferknochendefektensind jedoch weitgehend unbekannt.Bislang ist es eine Domne komple-mentrmedizinischer Verfahren, sol-che Pathologien aufzuspren. Seit1994 existiert eine ultraschallge-sttzte Methode, Knochendefektesichtbar zu machen, und seit 2002ist dieses Verfahren von der US-amerikanischen FDA fr diese Indi-kation zugelassen. Im Folgendensoll diese Methode kurz vorgestelltund anhand von zwei Patientenfl-len aus der Praxis des Verfassersmit entsprechenden Therapieoptio-nen veranschaulicht werden.

    Klinische Relevanz

    Festzustellen, ob Zahnherde vorlie-gen, ist weniger leicht, als mandenkt. Diese Prozesse sind diag-nostisch schwer zugnglich: Unab-hngig von der Qualitt der Rnt-genaufnahmen ergeben sich nur beieinem unzureichenden Prozentsatzpathologische Hinweise. So sindenergetische Testverfahren wieElektroakupunktur oder Kinesiologieverbreitet, um verwertbare Informa-tionen zu erlangen.

    Zahnstrfelder:Erkennung mittels Transitions-Alveolar-

    Ultraschalldiagnose (TAU/CavitatTM )und Optionen der Therapie

    von Dr. med. dent. Norbert Guggenbichler

    Abb.1: Ein typisches Erscheinungsbild von NICO auf dem Rntgenbild:Ovale, schlecht abgegrenzte Transluzenz (cav) mit Anzeichen einer periphe-ren Sklerose. Der Hohlraum reicht bis zu der gestrichelten Linie. X mar-kiert eine nicht resorbierte Lamina dura (kncherne Zahnfachbegrenzung).

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    Krankheit, die er chronische Oste-itis nannte: ein langsames Abster-ben des Knochens mit der Entste-hung von intramedullren Alveolar-defekten bis zur Gre von 5 cm.Seine Verwunderung erregte dieTatsache, dass eine ausgedehnteKnochenzerstrung ohne Eiter, R-tung und Schwellung, oft ohneSchmerz vorhanden sein konnte (s.Abb. 2).

    fekte in gleicher Weise diagnosti-zierbar sind. Es wurden 285 Biop-sieproben entnommen und bewer-tet, vorgngig waren Rntgenauf-nahmen und CavitatTM- Untersu-chungen durchgefhrt worden.

    Zusammenfassend kann man sa-gen, dass auf der Basis mikroskopi-scher Untersuchungen nach Biop-sien die TAU-Bilder im Vergleich zurntgenologischen Befunden einesehr groe Sicherheit aufweisenund der Schwere der Erkrankungengerecht werden.

    Der Anteil an falsch positiven TAU-Befunden betrug weniger als 3%.Das CavitatTM-Gert erscheint sehreffektiv bei der Feststellung von nie-driger Knochendichte und mangel-durchbluteten Bereichen, ist jedochweniger hilfreich bei der Diagnosevon dentogenen Entzndungen undzystischen Bereichen.

    Diagnoseeffektivitt

    In einer zustzlichen Studie wurdendie Diagnoseeffektivitt und der er-forderliche Interpretationsaufwandbeurteilt. 92 Kieferbereiche wurdendazu mittels orthopantomografi-scher Aufnahmen, TAU-Diagnoseund intramedullrer Biopsie unter-sucht. Die Rntgen- und TAU-Bilderwurden verblindet befundet, unab-hngig voneinander mit einer vier-

    tung zeigt sich gelb. Eine akuteKnochennekrose wird durch dieFarbe orange signalisiert, rot bedeu-tet devitaler Knochen (s. Abb. 3).

    Studienergebnisse

    Nach Bouquot, Shankland undMargolis sind Knochenmarksdemeund ischmische Osteonekrose ty-pischerweise verantwortlich, wennbildgebende Verfahren falsch nega-tive Ergebnisse zeigen. Nachdemeine Pilotstudie das Diagnosepoten-tial des CavitatTM-Gerts besttigthatte, wurde das Verfahren durchVergleich von Rntgenaufnahmenund TAU-Aufzeichnungen von 170Kieferstellen (72 Patienten) mitmikroskopisch gesicherter Diagno-se berprft. Die Befunde wurdenauf einer Skala mit vier Graden be-wertet, entsprechend der Intensittoder des Ausmaes der Bildabwei-chung. Anschlieend wurden diebeiden Verfahren miteinander ver-glichen.

    35% der Rntgenaufnahmen warenvollstndig ohne Befund (falsch ne-gative Diagnose), hingegen war nureine Aufnahme der TAU-Bilder voll-stndig unauffllig. Die durch-schnittliche Einstufung fr Rntgen-aufnahmen von osteoporotischenBereichen war 1,1 verglichen mit ei-ner durchschnittlichen Einstufungvon 3,5 der TAU-Bilder. Die Bewer-tung der Rntgenbilder vonschlechtdurchblutetem Knochenbetrug 0,8 verglichen mit 3,5 derTAU-Bilder. 86% der TAU-Bilderzeigten hochgradige, d. h. Grad 3-und 4-Defekte, whrend nur 9% derpositiven Rntgenbefunde hochgra-dig eingestuft waren.

    Hauptindikationen

    Bouquot, Margolis und Shanklandgingen daraufhin der Frage nach, in-wiefern osteoporotische Defekte,mangeldurchbluteter Alveolarkno-chen, chronische Ostomyelitis,Osteosklerose und dentogene De-

    Abb. 3: 2-D- und 3-D-Darstellungzweier Odontone (Patientenfall 1)

    Abb. 2: Groer Hohlraum (Cavita-tion) in einem stark mangeldurch-blutetem Unterkiefer, mit einer ge-nerellen braunen Verfrbung (dege-neriertes Fett- und Fasergewebe)und einem groen osteoskleroti-schen Bereich (unregelmige wei-e Knocheninsel)

    Technologie

    Das CavitatTM-Gert der Fa. CavitatMedical Technologies arbeitet ver-einfacht ausgedrckt ber dieAufnahme unterschiedlicher elektri-scher Ladungen, ausgelst durchUltraschall, welche mit Hilfe einesComputers eine dreidimensionaleDarstellung der vorgefundenenKnochensubstanz erlauben. Die sogewonnenen Ergebnisse nennt manTAU-Aufzeichnungen.

    Normal durchbluteter Knochen istein hervorragender Klangleiter. Liegtdieser nicht vor, kommt es zu einermerkbaren Abschwchung der Sig-nalintensitt. Das Bild ist farblich ko-diert: Normaler Knochen wird grnabgebildet, verringerte Durchblu-

  • 12 SANUM-Post 91/2010

    Druck oder brennendes Gefhl an.(bersetzt aus: www.maxillofacial-center\Causes of osteonecrosis.mht)

    Beispiele fr eine Therapie beiNICO:

    Die operative Sanierung von Kiefer-defekten ist seit langem fast als ein-zige Manahme akzeptiert. Dieintraossre Neuraltherapie nachRau (Stabident-Therapie/neurove-getative Injektionstherapie) wirdnicht unbedingt als Standardthera-pie fr diese Indikation gesehen,obwohl Berichte ber die erfolgrei-che Anwendung vorliegen. Dieintraossre Neuraltherapie halte ichfr einen zu Unrecht wenig verbrei-teten Therapieansatz. Zwei Thera-piebeispiele mgen zeigen, warum:

    1. Klinisches Beispiel fr einenSchmerzfall aufgrund alveolrerOsteonekrose, Frau C.S.

    Am 2.10.2007 war die PatientinC.S., geb. 2.6.1957, wegen Be-schwerden in der Zahnregion 36(erster groer Backenzahn links un-ten) in meiner Praxis. Es seien pltz-lich Beschwerden im Leerkieferbe-reich unter einer Brcke aufgetre-ten. Das Rntgenbild zeigt einen Al-veolenschatten, der sich ber Jahrehin nicht verndert hat (s. Abb. 5).Sie berichtet, seit einer Woche seiein Metallgeschmack im Mund, linksunten ein Ziehen, eine leichte, tast-bare Schwellung, gelegentlich klop-fender Schmerz, dazu ein Ziehen imOhr; vor einiger Zeit wre eine Klte-und Wrmeempfindlichkeit dage-wesen. Zahn 36 war vor mehr als20 Jahren entfernt worden. Klinischist bei Sondierung nach McMahon vestibulr vom fehlenden Zahn 36eine leichte Druckdolenz vorhan-den.

    Therapie: Nachdem ich der Patien-tin C.S. eine intraossre Injektionmit NOTAKEHL D5, Hewedolor 1ml, eine SANUM Mischinjektion 2(SMI 2 s. Anhang), SANUVIS Trop-fen, Argentum nitricum comp (OP

    zeichen der durchblutungsbeding-ten Osteonekrose dar, einer Krank-heit, die durch langanhaltendeschlechte Durchblutung der Kno-chenmarkrume entsteht. Es istwahr, dass eine Krettage der Kno-chenwnde eines solchen Defektesden dadurch verursachten Schmerzbeseitigt oder zumindest stark redu-ziert.

    Dieser Effekt entsteht wahrschein-lich durch eine Kombination aus

    der Entfernung von lokal vorhan-denen Toxinen aus totem Kno-chen und entzndetem Gewebe(sowie unter Umstnden von Bak-terien)

    dem Abbau von flssigkeits- odergasbedingtem Druck im Knochen

    der Anregung der Durchblutungdes unterversorgten Knochens.

    Den Knochendefekt zu behandeln,bedeutet jedoch nicht, die Krankheitselbst zu therapieren. Man geht da-mit nur ein Krankheitszeichen undvielleicht einige damit verbundeneSymptome wie z.B. Schmerz,

    gradigen Skala bewertet und ver-glichen.

    Ergebnisse: TAU-Diagnose mittelsCavitatTM-Gert erwies sich gegen-ber Rntgenbildern als signifikantberlegen im Aufspren von histo-pathologisch besttigten Vernde-rungen in Kieferbereichen osteopo-rotischer Art oder verminderter Knochendichte.

    Trotzdem gibt das Rntgenbild er-ste brauchbare Hinweise, ob eineTAU-Diagnose indiziert ist, wennauch eine spezielle Schulung in derAuswertung von Aufflligkeiten, dieblicherweise als marginal einge-stuft werden, erforderlich ist (verglei-che Tabelle 1).

    Zur Therapie der Osteonekrose

    Obwohl viele Therapeuten dasKrankheitsbild der Osteonekroseoder das daraus resultierendeSchmerzsyndrom als Knochenka-vitten bezeichnen, sind dieseLeerrume in Wirklichkeit nicht dieeigentliche Krankheit. Sie stellen nureine Ausprgung oder ein An-

    Tab. 1: Erstellt von Dr. Shankland nach einer Vorlage und mit Einverstnd-nis von Jiao X, Meng Q: The influence of pathologic bone cavity of jaw bone on the etiopathology of trigeminal neuralgia. Acta Acad Med Sichuan1981; 12:243-247

    NICO-Defekte und mgliche Rntgenbefunde, angeordnet nach der Hufigkeit des Vorkommens

    1. schlecht abgegrenzte Radiotransluzenz

    2. mottenfrafrmige Radiotransluzenz (regionale Osteoporose)

    3. unregelmige vertikale Knochenblkchen im zahnlosen Bereich (laminrer Regen bzw. laminre Blitze)

    4. leichte milchglasartige Radioopazitt (Geistermark)

    5. radioopake Flecken und Striche, die zentripetal um eine schwacheRadioluzenz in der Mittel liegen (Adlerhorst)

    6. fokale Zerstrung des knchernen Kanals um den unteren Alveolarnerv

    7. seifenblasenartige Radioluzenz

    8. horizontale Knochenblkchen im zahnlosen Bereich

    9. fokale Zerstrung der knchernen Begrenzung der Kieferhhle

    10. fokale Zerstrung des ueren Zahnfachknochens

    11. radioopake Flecken

    12. baumwollknuelartige Radioopazitt

  • SANUM-Post 91/2010 13

    Wala) gegeben und zustzlich vonPascoe Lymphdiaral Basis-TropfenN (3x 20 Tr./Tag) zur oralen Einnah-me verordnet hatte, erfolgte nach 11/2 Wochen stufenweise eine vlligeRemission der Beschwerden.

    Am 27.11.2007 sprach die Patientin(von Beruf Krankenschwester) vonWunderheilung. Wegen geringerpersistierender Symptome erfolgtean diesem Tag eine erneute intraos-sre Injektion mit Hewedolor undSANUM-Mischinjektion 1, (SMI 1 s.Anhang) und am 3.1.2008 eine er-neute Injektion mit Hewedolor, AR-THROKEHLAN A D6, PEFRAKEHL D6

    und Os suis Injeel (Fa. Heel). EinJahr spter, am 13.1.2009, ist diePatientin immer noch beschwerde-frei. Eine Untersuchung mit CavitatTM

    zeigt jedoch im Bereich der Zhne36 und 38 jeweils eine NekroseGrad 4 (vgl. Abb. 4).

    Die Patientin berichtet von persistie-rendem Bluthochdruck seit 3 Jah-ren. Im letzten Jahr ist wegen einesMyoms eine Total-OP erfolgt, dievon der Patientin als sehr belastendempfunden wurde. Dazu erhielt sieHormonpflaster und eine Medika-tion mit Aprovel und CoAprovel.Nach einem Jahr trat ein Ausschlag

    am ganzen Krper mit Juckreiz auf,Anfang Januar 2010 wurde des-wegen die Medikation gendert: MitAmlodipin Hexal, dazu Aprovel 300bei RR von 170/110, mit Medikationist ein Blutdruck von 150/110messbar.

    Im Januar 2010 trat bei einer star-ken Erkltung wieder ein leichterSchmerz im linken Unterkiefer auf,der sich zu einem stndigen Ziehenins Ohr und in den Kieferwinkel rck-bildete und seitdem kontinuierlichzu spren war. Die Palpation im Be-reich der Zhne 36 und 38 zeigtwieder Druckschmerzhaftigkeit.

    Am 8.3. erfolgte eine operative Re-vision dieser Bereiche, zustzlichAugmentation (Knochenaufbau mitBiogran), begleitend wurde Ozon-begasung eingesetzt, dazu nochSANUVIS Tbl. 3x 2/Tag, MUCO-KEHL D5 Tbl. 1x/Tag und Opsonat(Fa. Pekana) 3-6 mal ein Teelffel/Tag. Bei der Nahtentfernung, 10 Ta-ge spter, berichtete die Patientin,dass sich eine langsame Besserungder Symptomatik einstelle. Der his-topathologische Gewebsbefund eines kortikalen und spongisen La-mellenknochens mit diskreter Um-bauaktivitt sowie einem dematsaufgelockerten fettzellreichen Kno-chenmark mit diskreter chronischerentzndlicher Reaktion besttigteim Nachhinein den Verdacht einerchronischen, fettigen Kieferostitis.

    2. Klinisches Beispiel eines chroni-schen Schmerzfalles aufgrund den-togener Osteonekrose, Herr K. P.

    Vorgeschichte: Herr P. war wegenrezidivierender Schmerzen (Ver-dacht auf Trigeminusneuralgie) nach3 1/2 Jahren erfolgloser Behandlungbei seinem Zahnarzt, einem HNO-Arzt, einer HNO-Universittsklinikund einer Neurologin zu mir gekom-men. Er beschrieb seine Beschwer-den wie folgt: Schmerzen in derrechten Gesichtshlfte, entlang desOberkieferknochens, vom Ohr biszur Nasenscheidewand. Zeitweise

    Abb. 4: TAU-Befund der Patientin C.S.: Osteonekrose im Bereich linkerUnterkiefer, Zhne 36-38

    Abb. 5: Zahnfilme regio Zahn 36 bei Patientin C.S. Alveolenschatten

  • 14 SANUM-Post 91/2010

    ist auch das rechte Auge betroffen.Die rechte Seite des Gaumens so-wie das Zahnfleisch des rechtenOberkiefers sind gereizt und emp-findlich gegen Berhrung. Die Be-schwerden sind seit November2000 ohne Unterbrechung vorhan-den, sie schwanken lediglich in derIntensitt.

    Der Zahn 15 (zweiter kleiner Backen-zahn oben rechts) war im Jahr 2003endodontisch versorgt worden (vgl.Abb. 6).

    Im TOPAS-Test zeigte der ZahnWerte von T 2 und PC. (Beim TO-PAS-Test wird mittels einer Papier-spitze eine Probe Gingivalflssigkeitaus der Zahnfleischfurche entnom-men und mit zwei Laborreagenzienberprft. Aus der colorimetrischenReaktion kann semiquantitativ (Stu-fe T 0-5) festgestellt werden, ob eintoter Zahn eine toxische Belastungdarstellt und in welchem Ma ent-zndliche Eiweistoffe (Stufe P A-D)vorhanden sind.)

    Das bei Herrn P. vorhandeneSchmerzsyndrom ging urschlichauf eine atypisch verlaufende Pulpa-nekrose zurck, die zu einer chroni-schen Entzndung im Bereich desrechten Oberkiefers gefhrt hatte,welche auch nach der Wurzelbe-handlung des erkrankten Zahnsnicht abgeklungen war. Es bestanddas Symptombild einer neuralgie-auslsenden kavittenbildendenOsteonekrose, die rntgenologischnur schwer zu erkennen war.

    Es erfolgte eine intraossre Injek-tionsbehandlung mit neuralthera-peutischen, isopathischen undkomplexhomopathischen Mittelnim Zeitraum vom 23.07.04-12.01.05.

    Therapie: Der Patient erhielt am23.7.2004 in der Zahnregion 15 ei-ne submukse und nachfolgendinsgesamt 6 Stabident-Injektionen(29.7.04, 27.8., 9.9., 26.10., 12.11.,12.1.2005). Am 12.11.2004 gabder Patient an, die Schmerzinten-sitt sei auf ca. 15-20% des ur-sprnglichen Wertes gefallen. ImJanuar 2005 war das Schmerzlevelauf ca. 5-7% des anfnglichenSchmerzniveaus zurckgegangen ein zumindest fr den Patienten be-friedigendes Resultat. Eine weitereRemission erfolgte vorerst nicht. DaHerr P. den Zahn unbedingt erhaltenwollte, nahm ich eine Revision derWurzelbehandlung vor (vgl. Abb. 6und 7). Am 20.7.2005 erfolgte derAbschluss der Wurzelbehandlung

    des Zahnes 15 (wegen Obliterationhatte ich vorher eine Depotphoresedurchgefhrt). Am 23.4.2007 wurdeein neuer TOPAS-Test durchgefhrt,der als Werte T1-2 und PA ergab.Dies bedeutet, dass durch die Be-handlung hinsichtlich Toxizitt undEntzndungsparametern eine Ver-besserung erfolgt ist. Wegen derunvernderten Restbeschwerdenerfolgte eine nochmalige Stabident-Injektion.

    Daraufhin wurde eine berkronungdes Zahnes 15 geplant und am4.6.2007 abgeschlossen. Eine TAU-Befundung am 15.11.2008 ergabeine nur geringgradige Vernde-rung. Zahn 15 zeigte sich hierbei miteiner pathologischen Vernderungmesial der Wurzelspitze, die mitdem Grad 2 bewertet wird. Distalbei Zahn 15 stellte sich die Kiefer-hhle dar, ebenso bei Zahn 16 und18 (s. Abb. 8). Die letzte Nachunter-suchung erfolgte am 13.11.2009,das Befinden des Patienten ist un-verndert.

    Bewertung: Dieser Befund deutetdarauf hin, dass der Zahn 15 einengroen Abszess ber der Wurzel-spitze hatte. Grad 2 bedeutet in je-dem Fall, dass mangeldurchbluteterKnochen vorhanden ist, selbstwenn eine Regeneration erfolgte.Prognostisch ist zu beachten, dasses einige Jahre dauert, bis eineNekrose so gro geworden ist, dasssie im CavitatTM-Befund darstellbarist. Insofern ist eine jhrliche Kon-

    Abb. 6: Patient K.P., Zahn 15:Zustand nach Wurzelbehandlung2003

    Abb. 7: Patient K.P., Zahn 15: Zustand nach Revision 2005

    Abb. 8: Patient K.P. TAU des ersten Quadranten

  • SANUM-Post 91/2010 15

    trolle mit CavitatTM anzuraten, um ei-ne Verschlechterung rechtzeitig zuerkennen. Unter Umstnden ist esmglich, das wurzelbehandelteOdonton lnger funktionsfhig zuerhalten. Am 13.11.09 berichteteder Patient, dass die Beschwerdenauf niedrigem Niveau weiterbestn-den. Parallel zu einem rezidivieren-den Herpes labiales kme es zu einervorbergehenden Verschlimmerungder Schmerzen, eine weiterfhrendeTherapie wird aber vom Patientenzurzeit abgelehnt.

    Diskussion

    Die Erfahrung zeigt, dass Patientenin der Regel nur ungern in operativeEingriffe einwilligen. Eine objektiveund umfassende Aufklrung berIndikation und Risiken der Behand-lungsalternativen ist Voraussetzungfr eine akzeptable Compliance.Rechtlich ist stets eine Bedenkzeitanempfohlen, bevor ein chirurgi-scher Eingriff durchgefhrt wird. DieNotwendigkeit einer effektiven pr-operativen Schmerzbehandlung istfast immer gegeben. Eigene Erfah-rungen zeigen, dass Komplikatio-nen nach Operation in gleicherWeise beherrschbar sind.

    Fazit 1

    Aus der Praxis von ber zehn Jahrenmit zahlreichen Fllen von therapie-resistenten Schmerzzustnden kannich berichten, dass eine indikations-gerechte intraossre Injektion einehervorragende schmerz-therapeu-tische Immediat-Intervention darstellt.

    Zur Linderung von Beschwerdensollte die intraossre Injektion einenhheren Stellenwert bei der Thera-pie erhalten. Sie kann als sicheresVerfahren eingestuft werden. Sieentspricht den Prinzipien einer humo-ralpathologischen Behandlung, wiesie z.B. Reckeweg formuliert hat,und kann im Sinne einer Milieuthera-pie eine Reduzierung der vorliegen-den Belastungsfaktoren erreichen,besonders in Verbindung mit denArzneimitteln der Fa. SANUM-Kehl-beck. Dem wenig gebten Behand-ler ist die Anwendung von neural-therapeutischen Mitteln wie Procainoder Lidocain in Kombination mitden SANUM-Mischinjektionen zuempfehlen, wie sie Bruno Trger an-gegeben hat. In einer Vielzahl vonIndikationen ist damit zuverlssig eine Remission der Beschwerden zuerreichen, die jedoch nicht mit einemvollstndigen Heilungsprozess ver-wechselt werden sollte.

    Fazit 2

    Der groe Vorteil einer operativenEntfernung chronisch vernderterKieferknochenbereiche besteht inder weitestgehenden Entlastungdes Patienten und ist oftmals dielangfristig anzustrebende Lsung.

    Fazit 3

    Die TAU-Diagnose mittels CavitatTM-Gert ermglicht eine gezielte Erfas-sung und darauf basierende Thera-pie von osteonekrotischen undischmischen Bereichen des Alveo-larknochens, die hufig Ursache von

    Schmerzzustnden sind, aber groedifferentialdiagnostische Erschwer-nisse wegen der unzureichendenFassbarkeit mittels der herkmm-lichen Methoden (Orthopantomo-gramm, Magnetresonanztomogra-phie, Computertomographie) ma-chen. TAU ist daher auch geeignetzur berprfung des Therapieer-gebnisses nach Durchfhrung vonoperativen oder minimalinvasivenMethoden der Strfeldsanierung.

    Anhang

    Zusammensetzung der SANUM-Mischinjektion (SMI):

    SMI 1 SANUVIS (2 Ampullen)NIGERSAN D 5PEFRAKEHL D6 MUCOKEHL D5 Traumeel (Heel), je 1 Ampulle

    SMI 2 statt MUCOKEHL D5 wird NOTAKEHL D5 verwendet,sonst wie SMI 1

    Literaturliste beim Semmelweis-Verlag

    Anschrift des Autors:

    Dr. med. dent.Norbert GuggenbichlerLouisenstr. 1961348 Bad HomburgTel. 06172/24760 Fax 06172/[email protected]

  • 2 SANUM-Post 90/2010

    Wurzelzement Alveolarknochen (s. Abb. 1).

    Der Alveolarfortsatz mit dem Al-veolarknochen ist abzugrenzen vomKieferkrper, seiner Basis. Derzahntragende Alveolarfortsatz ent-wickelt sich mit der Bildung derZhne und bildet sich nach derenVerlust wieder zurck. Der Alveolar-fortsatzknochen ist stark vaskulari-siert. Er befindet sich in einem stn-digen funktionsabhngigen Gewe-beumsatz, der hher als in anderenKnochenbereichen zu sein scheint.Die Funktion bestimmt die Form:Use it or loose it.

    Der Wurzelzement ist dem Dentinaufgelagert und hnlich aufgebautwie Knochen, jedoch nicht durch-blutet. Es gibt rein azellulre undzellulre Bereiche sowie Mischfor-men. Lebenslang finden Auf- undUmbauprozesse statt, nur nicht sointensiv wie im Knochen. Im Laufedes Lebens berwiegt ein physiolo-gischer Anbau.

    In den Alveolarknochen und denWurzelzement inserieren die Fasernder Wurzelhaut (Desmodont), dieden Periodontalspalt zwischen denbeiden Hartgeweben ausfllt und

    am Limbus alveolaris flieend in dasBindegewebe bergeht. Es hatzahntragende, kaukraftsteuernde,ernhrende, homostatische undreparative Funktionen. Beim Kauenwird durch Dehnung der Fasern amKnochen gezogen. Dies induziertKnochenaufbau. Die Fasern derWurzelhaut bilden so eine gelenkar-tige Verbindung zwischen Zahn undKnochen.

    Zum Zahnfleisch gehren die freieGingiva und die mastikatorischeGingiva. Die mastikatorische Gingi-va ist verhornt und steht in starkemVerbund mit dem Bindegewebe.Sie nimmt, wie der Name sagt, amKauprozess teil. Die Epithelumsatz-rate betrgt 10-12 Tage. Durch Ab-schilferung und Abtransport derobersten, zum Teil bakterienbesetz-ten Zellen sowie der geringenDurchlssigkeit der Epithelschichtliegt hier lokal eine mechanische In-fektionsabwehr vor.

    Am Zahn geht die Gingiva in dasSulkusepithel ber, welches sich nurdurch die Art der Verhornung unter-scheidet.

    Das Sulkusepithel steht im Verbundmit dem Saumepithel. Dieses Sau-mepithel, das nicht keratinisiert, istmit Hemidesmosomen am soge-nannten Epithelansatz in Hhe derSchmelzzementgrenze mit demZahn verbunden und stellt so eineflexible Versiegelung des Krperin-neren gegenber der mit Bakterienbesetzten Mundhhle dar.

    Am Epithelansatz besteht das Saum-epithel nur aus 1-3 Zellschichten,

    Einleitung

    Parodontalerkrankungen sind in derzahnrztlichen Praxis ein wichtigesThema. Neben Karies sind sie diezweite groe Volkskrankheit und imwahrsten Sinne des Wortes in allerMunde.

    60-80 % der Bevlkerung werden inihrem Leben davon betroffen - Ten-denz steigend. Schon allein des-wegen ist dieses Thema fr die mei-sten von uns sogar von persnli-chem Interesse.

    Parodontium ist das lateinischeWort fr Zahnhalteapparat. Funktio-niert der nicht mehr richtig, kann eszu Zahnlockerungen und evtl. auchzu Zahnverlusten kommen.

    Zahnhalteapparaterkrankungensind aber nicht nur verantwortlichfr Zahnverluste, sondern in denletzten Jahren wurde immer deut-licher, dass die orale Gesundheitnicht von der des brigen Krpersgetrennt werden kann.

    Der Zahnhalteapparat

    Zum Zahnhalteapparat gehren: Gingiva (Zahnfleisch) Desmodont (Wurzelhaut)

    Parodontopathien ein berblickvon Z Ute Kracke

    Thema derSANUM-Therapie-Tagung2009

    Abb. 1: Zahnhalteapparat

  • SANUM-Post 90/2010 3

    whrend im koronalen Anteil 15-30Zellschichten zu finden sind. DieZellen des Saumepithels sind nichtdifferenziert und deshalb zur stndi-gen Bildung und Erneuerung desEpithelansatzes in der Lage. DasSaumepithel entwickelt sich ausdem Reduzierten Schmelzepithelund verbindet sich beim Zahn-durchbruch mit dem oralen Gingi-vaepithel, so dass zu keinem Zeit-punkt eine offene Wunde entsteht.

    An keiner Stelle am Krper kommtes sonst noch vor, dass ein festerBestandteil durch die geschlosseneKrperoberflche ragt - aus gutemGrund, da dieses immer eine poten-tielle Eintrittspforte fr externe No-xen darstellt. (s. Abb. 2)

    Auf diese Problematik reagiert dasSaumepithel mit groer Flexibilitt,zum Beispiel durch schnellesWachstum - die Zellumsatzrate be-trgt hier nur 6-8 Tage. Auerdemist es nicht mit dem darunter liegen-den Bindegewebe verbunden, undzwischen den Zellen des Saumepi-thels befinden sich sehr weite Inter-zellularrume, die nur mit der Hlfteder Desmosomen anderer Munde-pithelien ausgestattet sind. Das er-mglicht den Abwehrzellen eineschnelle Penetration.

    Neben den zum Teil selber zur Pha-gozytose fhigen Zellen des Saum-

    zen und zu einem Heraussplen ausdem Sulkus. Die Sulkusflssigkeits-flierate ist proportional zum Gradder Entzndung.

    Der gesunde Zahnhalteapparat(s. Abb. 3)

    Klassifizierung parodontaler Er-krankungen (nach der DeutschenGesellschaft fr Parodontologie)

    gingivale Erkrankungen chronische Parodontitis aggressive Parodontitis Parodontitis als Manifestation

    einer Systemerkrankung nekrotisierende Parodontalerkran-

    kungen Abzesse des Parodontiums Parodontitis im Zusammenhang

    mit endodontalen Lsionen entwicklungsbedingte und erwor-

    bene Deformationen und Zustnde

    Ganz wichtig:Nicht alle Formen der parodontalenErkrankungen werden durch unzu-reichende Mundhygiene hervorge-rufen, aber alle werden dadurch ver-schlimmert.

    In der Mundhhle knnen sichgrundstzlich ber 700 Bakterienar-ten ansiedeln. Beim Einzelnen wer-den bis zu 150 verschiedene Spe-zies im Mund gefunden. Einige da-von sind in der Lage, die Zahnober-flchen zu besiedeln und somit dasFundament fr die dentale Plaquezu legen.

    epithels stellen die vom Bindegewe-be eingewanderten Leukozyten,Lymphozyten und Makrophagen diezellulre Abwehr des Saumepithelsdar. Die Leukozyten wandern ent-lang des Konzentrationsgradienten,vermittelt durch chemotaxische Rei-ze der Plaquebakterien, zum Sul-kus, wobei sie durch berall vorhan-dene Adhsionsmolekle unter-sttzt werden. Dort bilden die nochzur Phagozytose und Zerstrungvon Bakterien befhigten Zellen eineBarriere gegen die eindringendenBakterien. Die neutrophilen Granu-lozyten nehmen dabei eine beson-dere Rolle ein. Erkrankungen, beidenen die Adhsion und Beweglich-keit der Leukozyten gestrt ist, oderdie Zahl der neutrophilen Granulo-zyten vermindert ist wie z.B. beider familiren Neutropenie - fhrenbei bakteriellen Infektionen zurschnellen und starken Zerstrungder parodontalen Gewebe. MittelsSulkusflssigkeit, die durch das lok-kere Saumepithel tritt, findet aucheine mechanische Reinigung statt.

    Bei entzndlichen Reaktionen er-hht sich durch Vasodilatation desdentogingivalen Plexus der hydro-statische Druck, und die Gefper-meabilitt nimmt zu, so dass dannmehr Sulkusflssigkeit abgegebenwird. Es kommt zu einer Verdn-nung der schdigenden Substan-

    Abb. 2: Zahndurchbruch

    Abb. 3: Gesunder ZahnhalteapparatSo sieht das Zahnfleisch aus, wennes gesund ist: fest, rosig mit Stippe-lung wie Orangenhaut

  • 4 SANUM-Post 90/2010

    In einer 15-jhrigen Studie beiTeepflckern auf Sri Lanka, die kei-nerlei Mundhygienemanahmendurchfhrten und deshalb alle eineGingivitis hatten, zeigten etwa 11%keinerlei Attachmentverlust (Rck-gang des Halteapparates), 81%moderate parodontale Destruktio-nen, und nur 8 % hatten schwereund aggressive Erkrankungen mit Ge-webezerstrung und Zahnverlust.

    Die Gingivitis geht der Parodontitisimmer voraus. Die meisten Gingiviti-den werden, wie eben beschrieben,durch Plaque sprich schlechteMundhygiene - hervorgerufen. Oh-ne Keime keine Gingivitis!! Die Gin-givitis ist, wie der Name schon sagt,eine Entzndung des Zahnfleisches(s. Abb. 4). Dabei schwillt das Zahn-fleisch an, und es entsteht zwischenZahn und Zahnfleisch ein Raum, eine sogenannte Tasche (eigentlichPseudotasche, echte Taschen ge-hen mit Gewebeverlust einher = Pa-rodontitis) (s. Abb. 5).

    licher parodontaler Pathogenitt. Ineinem Kubikmilliliter Plaque befin-den sich 108 Bakterien. Untereinan-der findet ein reger Informationsaus-tausch statt, das sogenannte Quo-rum sensing; das geschieht nichtnur durch Genaustausch (Bakte-riensex), sondern auch mittels Sig-nalmoleklen.

    Alles zusammen fhrt dazu, dass dieEigenschaften ein- und derselbenBakterienart sich stark unterschei-den knnen je nachdem, ob sie freiin der Mundhhle oder im Biofilm ist.

    So ist z.B. die Resistenz im Biofilmgegen Antibiotika 1000-1500facherhht. Das liegt an der klebrigenGlykokalyxmatrix, am langsamenWachstum im reifen Biofilm (Antibio-tika greifen bei der Zellteilung an,bentigen also Wachstum), der ver-nderten Oberflchenladung undam Informationsaustausch der Bak-terien untereinander.

    So erweisen sich antibiotische Be-handlungen von Helicobacter pylori-Infektionen oft als erfolglos, wennsich der Erreger noch in den denta-len Taschen versteckt.

    Anders als die epithelialen Oberfl-chen des Krpers knnen die Zh-ne ihre oberflchlichen Schichtenmit den anhaftenden Bakterien nichteinfach abstoen. Es kommt des-halb zu entzndlichen und immuno-logischen Reaktionen.

    1. Gingivitis (Zahnfleischentzn-dung)

    Nach sptestens 3 Wochen unge-hinderter Plaqueakkumulation ent-wickelt jeder Erwachsene eine Gin-givitis, die nach einer Woche effekti-ver Mundhygiene klinisch vollstn-dig ausheilen sollte. Erstaunlicher-weise geht diese Gingivitis, auchwenn die Plaqueexposition berMonate oder Jahre andauert, nurbei 10-15% der Menschen in eineschwere gewebezerstrende Formder Parodontitis ber.

    Die Plaque ein Biofilm

    Biofilme entstehen berall auf festenOberflchen in bakteriell besiedeltenflssigen Medien.

    Im Mundbereich kommt es zuerst zueinem Niederschlag von hydrophobenSubstanzen und Makromoleklenauf der Oberflche. Dies geschiehtsofort nach dem Zhneputzen,wenn der Mund geschlossen wird.

    Es handelt sich dabei hauptschlichum aus dem Speichel stammendeGlykoproteine und Antikrper, dieeinen Film bilden, der als erworbe-nes Pellikel bezeichnet wird. Da-durch verndert sich die Oberfl-chenladung und erleichtert die An-heftung von Bakterien. In den ersten24 Stunden sind das vor allem fa-kultativ anaerobe grampositive Kok-ken (70-100% Streptokokken). Hin-zu kommen grampositive Stbchenund Filamente, insbesondere Acti-nomyceten.

    Die Bakterien vermehren sich starkund produzieren extrazellulre Poly-saccharide. Diese wiederum bindenWasser und Nhrstoffe und bildendas Gerst und den Nhrstoffspei-cher des Biofilms.

    Die Oberflchenrezeptoren der pri-mren Besiedler ermglichen die An-lagerung gramnegativer Bakterien.Durch die zunehmende Schicht-dicke wird die Diffusion im Biofilmerschwert. Es entsteht ein Sauer-stoffmangel in der Tiefe, und dieStoffwechselprodukte nehmen zu.Das Wachstum verlangsamt sichimmer mehr. Die Bakterien an denverschiedenen Stellen im Biofilm fin-den und schaffen sich selber die frsie besten Bedingungen bezglichdes Sauerstoff- und Nhrstoffgehal-tes sowie des pH-Werts. Es entste-hen Gebilde mit Ver- und Entsor-gungswegen und Regionen, in denenbevorzugt bestimmte Bakterien-gruppen zusammenleben.

    Wir unterscheiden sechs solcherBakteriencliquen mit unterschied-

    Abb. 4: Typische Entzndungszei-chen einer Gingivitis in situ

    Abb. 5: Messung der Taschentiefemit Hilfe einer Mess-Sonde

  • SANUM-Post 90/2010 5

    Durch hormonelle Vernderungen inder Pubertt, Schwangerschaft,durch Kontrazeptiva oder im Verlaufder Menses kann es zu berschie-enden, entzndlichen Reaktionenauch schon bei geringer Plaquean-lagerung kommen.

    In der Pubertt kommen dann meh-rere Dinge zusammen: SchlechteMundhygiene, die hormonelle Ver-nderung und kieferorthopdischeGerte, welche die Mundhygienezustzlich stark behindern knnen.Dies fhrt bei den Jugendlichenzwar zum Teil zu mchtigen Zahn-fleischwucherungen, jedoch seltenzu Knochenverlust. Diese Erschei-nungen sind bei entsprechend ver-nderter Mundhygiene vollstndigreversibel. Allerdings kommt es indieser Altersgruppe hufig zu multi-plen Lchern in bis dahin vllig ge-sunden Gebissen.

    Die Schwangerschaftsgingivitis (30-75% der Schwangeren) kann sehrwohl zu Knochenverlust fhren, unddeshalb mssen Schwangere be-sonders gute Mundhygiene betrei-ben und auch lieber einmal mehrbeim Zahnarzt nachschauen lassen.Splungen mit Folsure zeigen oftgute Wirkung. Sonst bewahrheitetsich evtl. der Spruch: Jedes Kind -ein Zahn.

    Diabetes

    Erhhte gingivale Entzndungsreak-tion (reversibel) ist bei juvenilem Dia-betes Typ I zu beobachten.

    Typ II Diabetiker haben ein stark er-hhtes Risiko an Parodontitis (mitKnochenabbau) zu erkranken. Diesist allerdings eine Art Teufelskreis: Istder Diabetiker nicht gut eingestellt,erhht sich das Risiko parodontalzu erkranken; liegt eine Parodontitisvor, ist der Diabetiker schlecht ein-stellbar.

    Messen kann man das anhand desGlykohmoglobins. Dabei wird derAnteil an rotem Blutfarbstoff gemes-

    sen, der an Glucose gebunden vor-liegt (glykiert). Der Anteil des Glyko-hmoglobins am Gesammthmo-globin in Prozent wird zur Verlaufs-kontrolle bei Diabetespatienten be-nutzt. Er spiegelt die Blutzuckerwer-te der letzten 8 Wochen wider.

    Bei Gesunden liegt der Wert bei 6,5 besser

  • 6 SANUM-Post 90/2010

    eingedrungenen Schadstoffe. Auf-grund langanhaltender berschwel-liger bakterieller Reize kann es letzt-lich zu einer gewebezerstrendenEntzndungsantwort, Selbstzerst-rung, kommen.

    Drei Abbauvorgnge kennzeichnendie Zerstrung des Zahnhalteappa-rates:

    bindegewebiger Abbau (Haltefa-sern)

    Zerstrung und Abbau des Alveo-larknochens (Osteoklasten)

    Tiefenwanderung der Saumepi-thelzellen; die Saumepithelzellenhaben das schnellste Wachstum.Wo diese Zellen sind, knnen sichdie langsamer wachsenden Zellennicht mehr anlagern.

    Wie stark der Gewebeabbau ist undwie schnell er voranschreitet, hngtvon verschiedenen Faktoren ab:

    Art und Anzahl der Bakterien undQualitt der Mundhygiene:Ohne Porphyromonas gingivalisist keine Parodontitis mglich.Allerdings bricht nicht bei jedem,bei dem man entsprechende Kei-me findet, auch eine Parodontitisaus (Das steht im Gegensatz zudem, was diejenigen Firmen aus-sagen, die Bakterientests verkau-fen). Das Milieu muss also stim-men. Grundstzlich ist eine Paro-dontitis aber sehr wohl anstek-kend, deshalb immer die Partnermitbehandeln!

    Veranlagung:50 % des Risikos, an Parodontitiszu erkranken, werden auf die Ver-anlagung zurckgefhrt. Bei 30 %der Bevlkerung liegt wohl aucheine klare genetische Dispositionin Form eines Polymorphismusvor: Eine Basenpaarvertauschungin zwei von drei Genen veranlasstden Krper, mehr Zytokine zuproduzieren, wenn er durch Ent-zndung provoziert wird. Das

    mechanische Faktoren:Schmelzperlen; kurze Wurzel-stmme (Eingang zur Furkationliegt hoch); Zahnstellung; berste-hende, offene Kronenrnder; Fl-lungsberhnge; fehlende Kon-taktpunkte

    bei Einzelzhnen oder Zahngrup-pen (s. Abb. 7):Endodontische ErkrankungStrung des Meridiansberbelastung (zuviel Druck)

    Rauchen:Dadurch besteht ein 3-6 fach h-heres Erkrankungsrisiko mit tiefe-ren Taschen, mehr Gewebezer-strung und mehr Zahnverlustaufgrund erhhten Furkationsbe-falls (Knochenabbau zwischenden Wurzeln). 90% der Misserfol-ge und Rezidive nach Parodonti-tis-Behandlungen werden durchRauchen verursacht. Aber es sindmeistens weniger Entzndungs-zeichen sichtbar, weil Immun- undGefsysteme gestrt sind.

    Entsprechend dieser genanntenFaktoren gibt es verschiedene Ver-laufsformen und Arten der Paro-dontitis:

    1. chronische Parodontitis2. aggressive Parodontitis3. Parodontitis als Manifestation ei-

    ner Systemerkrankung4. nekrotisierende Parodontitis

    kann zu einer strkeren Form derParodontitis fhren. So ist das Ri-siko eines Erwachsenen mit posi-tivem Genotyp, an Parodontitis zuerkranken, sechsfach erhht.

    Konstitutionelle Schwche:Stoffwechselstrungen, Resorp-tionsprobleme im Bereich desDarmes, Mangelerscheinungen,Azidosen mit konsekutiver Kalzi-ummobilisation, die verstrkt imspongisen Knochen des Ober-kiefers auftritt. Zwei Drittel derwestlichen Bevlkerung leidenunter einer genetisch disponiertenFunktionsschwche der Neben-nieren mit erhhter Mobilitt derNieren, ein- oder beidseitig. Dasist vergesellschaftet mit einerSchwche des Binde-, Skelett-und Sttzgewebes. Dieser Man-gel kann sich in allen mglichenKrankheitsbildern widerspiegeln,aber auch am Zahnhalteapparat.Die Nebennierenschwche ver-hindert Knochenaufbauprozesse,was noch durch Stress verstrktwird. Denn der Stress forciert denAbbau von krpereigenem Eiweiund hemmt die Einlagerung vonCalcium. Dadurch werden zustz-lich Knochenaufbauprozesse ver-hindert. Amerikanische Forscherhaben festgestellt, dass berge-wichtige auch wesentlich anflli-ger sind fr Keime, die eine Paro-dontitis verursachen; zumindestgilt das fr bergewichtige Ratten.

    Metallintoxikationen / Fremdmate-rialunvertrglichkeiten / Galvanik:In diesem Zusammenhang darf nichtunerwhnt bleiben, dass Metallesowohl lokal das Gewebe stren,also eine Parodontitis auslsenknnen, als auch systemisch viel-fltige Auswirkungen haben, diedann wiederum eine parodontaleErkrankung frdern. (Verstrkungder Azidose, immunsupprimierendeWirkung auf das darmassoziierteImmunsystem usw.)

    Abb. 7: Rntgenbild einer lokalisier-ten Parodontitis mit starkem vertika-len Knochenverlust

  • SANUM-Post 90/2010 7

    zu 1. chronische Parodontitis

    Dies ist die hufigste Form der Pa-rodontitis. Sie zeichnet sich ausdurch einen langsamen meist unbe-merkten Krankheitsverlauf bei unzu-reichender Mundhygiene. Der Kno-chenabbau verluft in Schben. Im-mer wenn das Immunsystem ge-schwcht ist, z.B. bei Erkrankungenoder in starken Stressphasen(Scheidung usw.), kommt es zuKnochenabbau. Der Hauptkeim da-bei ist Porphyromonas gingivalis.

    zu 2. aggressive Parodontitis (s.Abb. 8 + 9)

    Davon sind 1% der jungen Erwach-senen betroffen. Die Erkrankten

    sind meist unter 30 Jahre alt. DieseForm tritt lokalisiert, dann sind Ein-zelzhne betroffen z. B der Sechser(erster groer Backenzahn) und Ein-ser (mittlerer Schneidezahn), odergeneralisiert (an mehr als 3 benach-barten Zhnen) auf. Kennzeichnendist eine familire Hufung, auer-dem sind Farbige fter betroffen.Diese Form zeichnet sich durch einensehr schnellen Verlauf mit starkemKnochen- und frhem Zahnverlustaus. Hauptkeim: Actinobaccillusactinomycetem comitans.

    zu 3. Parodontitis bei Systemer-krankungen

    Dazu zhlen erworbene Neutrope-nie, Leukmie, genetische Strun-

    gen, viele Syndrome, z.B. Down-Syndrom (aggressive Parodontitisbei 36% der 6jhrigen; uerst rapi-de Verlufe bis zum vlligen Verlustder Zhne einige Jahre nach Aus-bruch der Erkrankung sind mg-lich).

    zu 4. nekrotisierende Parodontitis

    Sie ist gekennzeichnet durch starkeSchmerzen mit foetidem Mundge-ruch und Nekrosen (ausgestanztePapillen). Als Ursachen kommen einschwaches Immunsystem (typischbei HIV-Infektionen), Immunsup-pression, schwere Fehl- und Unter-ernhrung sowie starker emotionalerStress in Frage. Hauptkeime: Fusi-forme Bakterien und Spirochten.

    Auswirkungen der Parodontitisauf den Gesamtorganismus

    Die Bakterien aus den Zahntaschenknnen offensichtlich in die Blut-bahn bertreten und zu Bakterimiefhren. In Tierversuchen konnte ge-zeigt werden, dass parodontalpa-thogene Keime die Bildung von ar-teriosklerotischer Plaque initiieren.Parodontitis gilt als zuverlssigerPrdikator fr eine stabile koronareHerzkrankheit.

    An Endokarditiden sind zu 85%Bakterien aus der Mundhhle betei-ligt. Das Schlaganfallrisiko bei jn-geren Patienten mit einer Taschen-tiefe von mehr als 6 mm ist im Ver-gleich zu Gesunden um das 4,6-fa-che erhht. Die Wissenschaft hatfestgestellt, dass eine Parodontitis-therapie die Gefreaktion auf Druck-nderungen normalisierte (Blut-hochdrucktherapie). In der Schwan-gerschaft erhhen Parodontitidendas Fehlgeburtsrisiko. ber denGastritis auslsenden Helicobacterpylori wurde bereits berichtet. Auchdie Wechselwirkungen mit Diabeteswurden beleuchtet.

    Abb. 8: Aggressive Parodontitis (30 jhriger Patient)

    Abb. 9: Patient von Abb 8 nach 5 Jahren

  • 8 SANUM-Post 90/2010

    Man knnte zu dem Schluss gelan-gen, Parodontitiden seien die Wur-zel allen bels. Fakt ist, dass dievorher aufgefhrten Erkrankungenund Parodontitis hnliche auslsen-de Faktoren haben: ungesunde Er-nhrung, Resorptionsstrungen,bersuerung, Rauchen, schwachesImmunsystem etc.

    Es hilft sicher jedem Patienten,wenn die dentale Plaque entferntwird und sich sein Immunsystemnicht mehr mit diesen Belastungenauseinandersetzen muss.

    Zahnrztliche Therapie

    1.) Reduzierung der Entzndungund somit der Taschen: professio-nelle Zahnreinigung im wchent-lichen Abstand ber drei Wochen,dabei Mundhygieneunterweisungund Kontrolle.

    lziehen: Morgens 1 TL/EL gutesSonnenblumenl 5 Minuten oderlnger durch den Mund bewegenund durch die Zhne ziehen, da-nach ausspucken.

    Diesem l kann man fr maximal ei-ne Woche ein paar Tropfen dernachfolgend aufgefhrten the-rischlmischung zufgen.

    therische lmischung:

    10 ml Jojoba 10 Tropfen therisches Teebauml 10 Tropfen therisches Niaoulil 10 Tropfen therisches Rosenge-

    ranienl 5 Tropfen therisches Eukalyptus

    citriodora l (alle Fa. BIOFRID)evtl. 5 ml Propolistinktur beimischen

    Cave:

    allergische Reaktionen knntenauftreten, daher austesten und inder Praxis das erste Mal splenlassen.

    therische le niemals pur auf dieSchleimhute.

    Man kann auch direkt mit der Mi-schung Zhne putzen oder ein paarTropfen in ein Glas warmes Wassergeben und damit splen.

    2.) Subgingivale Reinigung und Ent-fernung von Granulationsgewebeunter Betubung.

    In manchen Fllen muss man aucheine Antibiotikatherapie durchfh-ren, das gilt besonders bei aggres-siven Formen. Dazu sollte man vor-her eine Erregerbestimmung durch-fhren lassen. Das erweist sich auchals sinnvoll zur Beurteilung des The-rapieerfolges. Wenn Antibiotika ge-geben werden, sollte eine Begleit-therapie mit Bakterienprparatenz.B. Mutaflor, Symbioflor (Symbio-pharm GmbH) usw. (je nach Testung)durchgefhrt werden.

    Ich lasse NOTAKEHL D5 Tropfen indas Zahnfleisch einreiben und mor-gens und abends zustzlich je einenTropfen NOTAKEHL D5 in jedes Na-senloch geben. Wenn es gut testet,besonders bei lokalisierter Parodon-titis, spritze ich auch einmal w-chentlich ARTHROKEHLAN A D6in die Umschlagfalte.

    Wenn nur Einzelzhne betroffensind, muss an die Behandlung desentsprechenden Meridians gedachtwerden.

    3.) Zustzlich sollte man sich um dieMilieubehandlung kmmern. Dazuwird 1/2 Messlffel ALKALA N in war-mem Wasser aufgelst und mor-gens nchtern, und was noch wich-tiger ist, abends vorm Schlafenge-hen getrunken. Auch zum Zhne-putzen ist ALKALA N Pulver geeig-net. Zustzlich empfehle ich mor-gens 2 Tabletten SANUVIS undabends eine Tablette CITROKEHLzu lutschen.

    Nach 14 Tagen verordne ich auer-dem einmal wchentlich 1 KapselUTILIN H D5 oder LATENSIN D4

    zur Immunmodulation. (Eventuellwerden beide Prparate ntig, dannwird im wchentlichen Wechsel eineKapsel gegeben.)

    4.) Ernhrungsberatung: Umstel-lung auf eine vollwertige Kost, diezur Entschlackung und Enteiwei-ung der Patienten fhrt bei gleich-zeitiger Versorgung mit gutenpflanzlichen len. Hufig schlageich den Patienten eine Darmsanie-rung bei einem ganzheitlich arbei-tenden Therapeuten vor.

    In jedem Falle halte ich es fr wich-tig, dass Nahrungsmittelunvertrg-lichkeiten ausgetestet und gegebe-nenfalls Stuhlproben untersuchtwerden. Auf eine Entgiftung auchdes Mundraumes ist zu achten!

    5.) Substitution von Nhrstoffen, Vi-taminen und Enzymen nach ent-sprechenden Austestungen:

    Q 10: die lokale Anwendung kannsignifikant Gingivitis, Zahnfleisch-bluten und Taschentiefe reduzie-ren (Hanioka et al 1994)

    Vitamin C: eventuell als Infusionen(Grapefruitstudie)

    Vitamin E: mildert Entzndungenund hemmt Kollagenasen

    Vitamin B: besonders auch Fol-sure (speziell fr Schwangereund ltere)

    Vitamin D + Kalzium: Patientenmit einer Kalziumaufnahme unter-halb der Empfehlungen (WHO)hatten ein doppelt so hohes Paro-dontitis-Risiko wie optimal ver-sorgte Menschen (Nishida et al2000).

    Zink u.v.a.

    6.) Es besteht auch die Mglichkeit,im Zuge der Keimbestimmung inden Taschen eine Autovaccine her-stellen zu lassen. Die patientenspe-zifischen Keime werden nach derAnzchtung gettet, aufbereitet unddann injiziert.

  • SANUM-Post 90/2010 9

    Die Wirkung von Autovaccinen be-ruht wohl auf der Modulation vonimmunregulatorischen Komponen-ten wie den Zytokinen.

    Es kommt also nicht wie bei einerImpfung zur Anregung der spezifi-schen Immunitt, sondern man ver-mutet, dass durch eine Aktivierungunspezifischer Effektormechanis-men wie Makrophagen u.a. be-sonders Interferone, Interleukineund Tumornekrosefaktoren ausge-schttet werden. Am ehesten sinddie Vorgnge vielleicht mit der Hy-posensibilisierung bei Allergikern zuvergleichen.

    Schlussbetrachtung

    Offensichtlich ist die Therapie derparodontalen Erkrankungen auf kei-nen Fall nur Sache des Zahnarztes.Wichtig ist die Abstimmung und Zu-sammenarbeit mit ganzheitlich ar-beitenden Therapeuten (Hausarzt,Heilpraktiker) und Fachrzten.

    LiteraturG. Laskaris, C. Scully: Periodontol Manifes-tations of local and systemic Diseases,Springer Verlag

    H.-C.- Plagmann: Lehrbuch der Parodonto-logie; Deutscher Zahnrzte-Verlag

    N.-P. Lang: Parodontalerkrankungen, Quin-tessenz

    I. Chapple, J. Hamburger: Parodontale Me-dizin, Quintessenz

    K.D. Hellwege: Die Praxis parodontaler In-fektionskontrolle und Gewebemodulation,Thieme Verlag

    D. Heidemann: Parodontologie, Elsevier

    Anschrift der Autorin:

    Ute KrackeSchtzenweg 2327283 Verden-DauelsenE-Mail: [email protected]

  • SANUM-Post 86/2009 9

    Man muss auf seinen Magen ach-ten, auf das was man hineinstopftund wie man es tut, denn der Ma-gen ist ein wichtiges Organ es istdie Stelle, an der die Energie, die dieLebensfunktion aufrechterhlt, inden Krper bertritt. (Bear Heart)

    In der heutigen von Stress geplag-ten Gesellschaft ist dieses Wissenleider in den Hintergrund geraten.Fast Food wird in aller Eile ge-schlungen und die Nahrungszerklei-nerung von externen Maschinen(Mixern) bernommen.

    Als Folge darauf reagiert der Magensauer. Es fehlt die reflektorisch aus-gelste Speichelsekretion mit ihrerpuffernden Wirkung und die Einlei-tung des Verdauungsprozesses.

    Durch die Schleimstoffe im Speichelwird der Bissen schlpfrig undschluckfhig, Nahrungsbestandteilewerden gelst als Voraussetzung frdas Wirksamwerden von Ge-schmacksreizen, und die Zhnewerden gereinigt. Mit Hilfe der -Amylase beginnt die Verdauung vonStrke bereits im Mund. Der hoheHCO3

    --Gehalt puffert den Speichelauf einen pH-Wert von etwa 7. Dieskommt dem Wirkungsoptimum der-Amylase entgegen und ermg-licht, dass verschluckter Speichelsauren Magensaft abpuffert, der re-trograd in den Oesophagus gelangtist.

    Die Speichelsekretion wird reflekto-risch ausgelst, als Reize spielenGeruch und Geschmack der Spei-sen, Berhrung der Mundschleim-haut und vor allem Kauen eine Rolle.

    Im Magen wird die Nahrung weiterzermahlen, mit Magensaft ge-mischt, angedaut und Fett emul-giert. Die Zerkleinerung fester Be-standteile erfolgt dabei, indem sieaneinander reiben.

    Neben der mechanischen bzw. che-misch-physikalischen Beziehungzwischen Zhnen und Magen ste-hen in einer ganzheitlich orientiertenPraxis auch die energetisch-infor-mativen Wechselbeziehungen imVordergrund.

    Fr den Magenmeridian wurde einBezug zu den oberen groen Ba-ckenzhnen (6er und 7er) sowie denunteren kleinen Backenzhnen (4erund 5er) erkannt. Als Besonderheitist dabei die Kreuzung mit demDickdarmmeridian zu beachten.(siehe Bild 1)

    Diese Zuordnung spiegelt die Be-deutung der Backenzhne fr dengesamten Verdauungstrakt wider.

    Nach J. Diamond hngt die energe-tische Fllung der Meridiane von derGemtslage des Menschen ab. Frden Magenmeridian bedeutet das,er wird gestrkt vom Gefhl der Zu-friedenheit, Gelassenheit, Ruhe so-wie dem Erfllt- oder Gesttigt-Sein.

    Negativ wirken Unzufriedenheit,Enttuschung, Bitterkeit, Hungeroder Leere.

    Es stellt sich bei einem Energieman-gel die Frage Wie ist ein Patient inder Lage, Konflikte und Problemezu verdauen? Bei einigen Patientenreagiert der Magen sauer, indem erzu viel Magensure produziert und

    Die Verdauung beginnt in Mund

    Fr Zahnrzte steht der Ersatz ver-lorengegangener Zahnsubstanzund damit der Erhalt der Funktions-fhigkeit des Gebisses auf der Ta-gesordnung. Dies erfolgt je nachGre der Defekte durch eine Fl-lung oder eine Krone. Komplett feh-lende Zhne knnen durch entspre-chende knstliche Zhne ersetztwerden: Brcken, herausnehmbareProthesen oder Implantate.

    Einige Patienten schieben solchesehr notwendigen Behandlungenlange vor sich her mit den unter-schiedlichsten Begrndungen, z.B.sie htten keine Zeit, knnten sichden Zahnersatz finanziell z.Zt. nichtleisten wegen des Hausbaues, siewrden sowieso nur Weiches essenetc.

    Wir fragen dann direkt: Und wassoll Ihr Magen in der Zeit machen?.Viele wundern sich, warum sich einZahnarzt berhaupt Sorgen um denMagen macht. Es wird der Zusam-menhang zwischen den Vorgngenin der Mundhhle und im Magen garnicht in Betracht gezogen.

    Die Strukturen des Mundraumes sindauf die Ttigkeit der Aufnahme, Zer-kleinerung und beginnenden Auf-spaltung der Nahrung ausgerichtet,was im Magen fortgefhrt wird. FesteNahrung muss im Magen auf min-destens 2 mm zerkleinert sein, ehesie den Pylorus in Richtung Darmpassieren kann. Je grer der ge-schluckte Bissen und je schlechterdie Zerkleinerung durch die Mahl-zhne, umso lnger sein Dasein alssogenannter Stein im Magen.

    Der Magen unter zahnrztlichen Aspektenvon Dr. med. dent. Ina Faust

    Thema der

    SANUM-Th

    erapie-Tagu

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    2008

  • 10 SANUM-Post 86/2009

    sich selbst zu verdauen beginnt.Andere versuchen, vermehrt zukauen, besonders nachts. Diesesals Bruxismus oder Knirschen be-zeichnete Symptom geht mit einerstarken Abnutzung der Zahnhart-substanz bis hin zu Kiefergelenkbe-schwerden einher.

    Die Zhne stehen als Werkzeug frdas Beien, symbolisch auch desDurchbeiens bei Konflikten. Diekrperliche Entwicklung, vor allemin Bezug auf den Zahndurchbruch,und die psychische Entwicklungverlaufen dabei parallel.

    Gebissentwicklung

    Im Alter von etwa 6 Monaten be-ginnt bei einem Sugling der Milch-zahndurchbruch. Alle Stoffwechsel-und Verdauungsvorgnge sind so-weit ausgereift, dass langsam auchfestere Nahrung vertragen wird.Sptestens ab dem 1. Lebensjahrsollte die Flaschennahrung aufge-geben werden. Die Kinder mssengengend Gelegenheit bekommenzum Beien und Kauen. Das istwichtig fr eine gute Entwicklungvon Kiefer und Zhnen. Die Nah-rung sollte so beschaffen sein, dass

    sie gekaut werden muss, wodurchdas Kind unbewusst lernt, sichdurchzubeien.

    Leider herrscht oft noch die Mei-nung, dass karise Milchzhnenicht behandlungsbedrftig seien.Durch die zerstrte Zahnhartsub-stanz kommt es zum Verlust derOkklusion, und die Kinder knnennicht mehr richtig zubeien bzw.kauen. Daraus resultiert die Bevor-zugung weicher Nahrung, was sichsehr einprgen kann fr die weitereEntwicklung und Ernhrung.

    Bild 1

  • SANUM-Post 86/2009 11

    Zustzlich werden einige Kinder mitSigkeiten als Belohnung fr gutesVerhalten berhuft, da die Bezugs-personen nicht in der Lage sind, mitLiebe zu reagieren. Hunger nachLiebe, der nicht gestillt wird, tauchtbei Kindern und Erwachsenen alsHeihunger nach Sigkeiten wie-der auf.

    Viele Kinder im jngeren Alter ken-nen ihr Ma der Erfllung noch nichtund landen dann bei Vllerei, die mitMagenverstimmung einhergeht.

    Mit 6 Jahren steht fr die meistenKinder der Schuleintritt bevor, be-gleitet vom Durchbruch der sog.Schulzhne. Neben dem Wechselder Schneidezhne ist das Hervor-treten der 1. groen Backenzhne(6er) als Zuwachszahn auffllig. DiePraxis zeigt, dass Eltern und Kindbesonders auf die neuen groenSchneidezhne schauen, whrenddie nicht so sichtbaren 6er wenigerBeachtung finden. Gerade dieseBackenzhne haben bei Kinderngehuft karise Lsionen und ms-sen beim Putzen besonders ge-pflegt werden.

    Es scheint, als ob die Natur mit denZuwachszhnen ein zustzlichesWerkzeug gibt, damit man (sich)besser (durch)beien und somitauch leichter verdauen kann. DieNahrung kann noch grndlicher ge-kaut werden, um Magen und Darmvor Verdauungsproblemen zu be-wahren. Es geht dabei aber auchum bessere Aufnahme geistigerInhalte. Eltern, die ihre Kinder unbe-dingt mit 5 Jahren, oft weit vor demDurchbruch der 6-Jahr-Molaren,einschulen wollen, mssen berdiese Zusammenhnge aufgeklrtwerden. Den Kindern fehlt ein er-hebliches Ma an Stabilitt, wassich spter in Konzentrationsstrun-gen und Verdauungsproblemen u-ern kann.

    Mit etwa 9-10 Jahren beginnt diezweite Wechselgebissphase mit

    dem Durchbruch der bleibendenEckzhne und kleinen Backenzhne(Praemolaren). Wieder steht den he-ranwachsenden Kindern eine Zeitdes Umbruches bevor, die Pubertt.

    Bei einigen Kindern erfolgt im Rah-men einer kieferorthopdischen Be-handlung die Extraktion der bleiben-den 1. kleinen Backenzhne (4er),oder die Nichtanlage von den 2.kleinen Backenzhnen (5er) wird di-agnostiziert. Dies kann zu einer Ver-schiebung des Zahn-Organ-Sys-tems fhren.

    Neben den Weisheitszhnen sinddie unteren 5er statistisch am hu-figsten nicht angelegt. Dr. Edelmannbeschrieb mehrere Flle der Nicht-anlage der 5er, bei denen eine Nei-gung zu Diabetes vorlag. Der Zu-sammenhang zum Magen-Milz-Pankreas-Meridian ist daraus deut-lich erkennbar.

    Als letztes Rstzeug, um in der Weltder Erwachsenen gut zuzubeien,bekommt der Jugendliche im Altervon etwa 13 Jahren seine 2. groenMolaren. Die krperliche und geisti-ge Entwicklung geht noch weiter,whrend im Bereich der Zhne mitBeendigung des Wurzelwachstumsim Alter von etwa 16-18 Jahren kei-ne weiteren Vernderungen anste-hen. (Dies betrifft nicht die Weis-heitszhne, die ihre eigenen Durch-bruchsregeln haben und deshalbhier auer acht gelassen werden.)

    Dann geht es los in den Alltag, derbei vielen Menschen genauso aus-sieht, wie es Bear Heart beschreibt:Heutzutage muss man frhmor-gens zur Arbeit gehen, deshalbschlingt man schnell etwas hinunterund geht los. Das Hinunterschlingenist nicht gut. Ihr Magen ist vielleichtvoll, aber das ntzt nichts, weil derVerstand und das Hinunterschlin-gen nicht miteinander im Einklangstanden. Man glaubt eine MengeZeit zu sparen, wenn man whrend

    des Essens arbeitet, und dann ver-steht man nicht, warum man sichmde fhlt und Verdauungsproble-me hat.

    Es ist in einer ganzheitlich ttigenPraxis immer wichtig auch zuschauen, ob die Menschen ber-haupt kauen und damit verdauenknnen. Zur Anamnese gehrt, inZusammenarbeit mit einem Zahn-arzt, eine Rntgenaufnahme derZhne (Panoramaaufnahme). Da-rauf werden alle Zhne und angren-zende Kieferbereiche, beide Kiefer-gelenke sowie die rechte und linkeKieferhhle abgebildet.

    Durch eine Panoramaaufnahme er-hlt man wertvolle Hinweise:

    - zum Stand des Zahnwechsels undvon Zahnanlagen bei Kindern

    - ber den Zustand der Zahnwurzelnund des Zahnhalteapparates

    - ber die Verlagerung oder Fehl-bildung von Zhnen

    - zur Belastung der Kieferhhlenu.v.m.

    Rntgenbefunde aus der Praxis

    Patientenbeispiel 1:

    Bei einem Mdchen wurde im Altervon 10 Jahren eine Panoramaauf-nahme zur Kontrolle des Zahn-wechsels angefertigt mit dem Er-gebnis, dass der linke untere kleineBackenzahn (Zahn 35) nicht ange-legt war (Bild 2). Es war ein sehr auf-geschlossenes Kind mit starkemHang zur Nascherei. Dies zeigtesich auch krperlich mit einemdeutlichen bergewicht. Der Kiefer-orthopde sah keinen Sinn einerBehandlung, da die Zahnlcke nachdem Verlust des Milchzahnes schonweitestgehend geschlossen war.Der krperliche Zustand der jungenPatientin zeigte aber die Notwen-digkeit einer ganzheitlichen Therapie,

  • 12 SANUM-Post 86/2009

    vor allem zur Regulation des Ma-gen-Milz-Pankreas-Meridians.

    Patientenbeispiel 2:

    Die Panoramaaufnahme (Bild 3)zeigt den Befund eines 40-jhrigenPatienten, der mit massiven Kaube-schwerden in die Praxis kam. DerPatient war sehr hager und blass,die Haut wirkte trocken, die Mund-winkel waren eingerissen. Die Be-funderhebung in situ ergab einenmultiplen Verlust der Zahnkronen imBereich der groen und kleinen Ba-ckenzhne. Die ber Jahre nichtbe-handelten karisen Lsionen hattenzu einer massiven bakteriellen Be-lastung mit Absterben des Pulpage-webes bis zur Infiltration des Kno-chens gefhrt. Auf dem Rntgenbildsind deutlich die Zystenbildungen

    erkennbar. (Die Pfeile kennzeichnendie grten Befunde, es sind deut-lich mehr auf dem Bild erkennbar.)Zysten haben eine sehr destruktiveWirkung auf die umliegenden Ge-webe und wirken immer als Strfeld.

    Eine weiterfhrende Anamnese er-gab erhebliche Verdauungsproble-me mit Vllegefhl, Sodbrennenund Blhungen.

    Der Magen des Patienten warmehrfach belastet. Zum einen konn-te (durch den Verlust der Kauzonen)keine feste Nahrung gekaut werden,zum anderen waren der Magen-und Dickdarmmeridian stark gestrtdurch die bakterielle und zystischeBelastung.

    Es ist immer wichtig, die Patientenber die Befunde genau aufzuklren

    und sie auf die Folgen einer Nicht-behandlung deutlich hinzuweisen.Patienten mit solch desolatemZahnzustand haben meist groeAngst und mssen mit besonderemFeingefhl mehrfach motiviert wer-den - auch bei angeblicher Be-schwerdefreiheit -, die Behandlungbis zum Schluss durchzufhren.

    Bei diesem Patienten war das Ziel,die Kaufunktion wiederherzustellenund alle Strfelder im Mundbereichzu beseitigen. Es ist schwierig, im-mer eine genaue Zeitangabe fr diegesamte Behandlungsdauer zu ge-ben, da der Organismus und auchdie Psyche des Patienten sich andie jeweils neue Situation gewhnenmssen.

    Hier wurde gemeinsam mit dem Pa-tienten folgender Behandlungsplanfestgelegt:

    - Entfernung aller nichterhaltungs-wrdigen Zhne

    - chirurgische Behandlung zur Ent-fernung der Zysten

    - Konservierende und parodonto-logische Behandlung der erhal-tungswrdigen Zhne

    - Versorgung mit einem provisori-schen Zahnersatz zum Erhalt derKaufunktion

    - begleitende ganzheitliche Be-handlung zur Verbesserung derVerdauungsprobleme.

    Die Art des definitiven Zahnersatzessollte spter besprochen werden,wenn sich der Gesamtzustand sta-bilisiert hatte.

    Patientenbeispiel 3:

    Durch die Kreuzung von Magen-und Dickdarmmeridian im Bereichder Zhne kann es gelegentlich zueiner Verschiebung der Symptomekommen.Bild 3

    Bild 2

  • SANUM-Post 86/2009 13

    Bild 4 zeigt den Zufallsbefund bei ei-ner 51-jhrigen Patientin, die sichwegen einer Problematik mit demZahnersatz im Oberkiefer, die keineSchmerzen verursachte, in der Pra-xis vorstellte. Das Rntgenbild lsstvermuten, dass nach der Entfer-nung des rechten unteren 1. groenBackenzahnes (Zahn 47) Fllwerk-stoff belassen und dadurch die na-trliche Knochenregeneration ge-strt wurde. Entsprechend der Me-ridianzuordnung wurde die Patientinnach Problemen im Bereich vonLunge und Dickdarm gefragt. Siegab stattdessen eine bersuerungdes Magens an, die seit Jahrenschulmedizinisch behandelt wird.

    Beispiele zur begleitenden Be-handlung

    In jedem Alter kann man die kleinenund groen Patienten ganzheitlich inihrer Zahn- wie auch krperlichenund psychischen Entwicklung un-tersttzen.

    Die verschiedenen Prparategrup-pen der Firma SANUM-Kehlbeck,besonders die Isopathika, habensich dabei gut bewhrt.

    NOTAKEHL ist das Hauptmittel beibakteriellen Belastungen. Im Mund-bereich sind zur lokalen Anwendungdie NOTAKEHL D5 Tropfen geeig-net, die bei gleichzeitiger Belastungder Kieferhhlen auch in die Nasegetrufelt werden knnen. Bei einergeneralisierten Parodontitis knnendie Patienten NOTAKEHL D5 Tab-letten gut in die Umschlagfalte le-gen, mit der Zunge von einer zur an-deren Seite schieben und die Tab-lette dabei langsam zergehen las-sen.

    ARTHROKEHLAN A D6 wird zur Im-munsteigerung vor allem nach derExtraktion beherdeter Zhne einge-setzt. Es kann direkt in die Alveolegespritzt werden (Achtung: Blutko-agulum nicht zerstren!).

    Bei Belastung des Magen-Milz-Pan-kreas-Meridians ist FORTAKEHL zurRegulation von Verdauungsproble-men angezeigt. Mit der Tropfenformin der D5 kann man sich gut perEinreibung um den Bauchnabel indie Behandlung von stark belaste-ten Patienten einschleichen.

    PINIKEHL zur Stabilisierung vonMilz und Pankreas ist besonders bei

    Kindern mit einer Nichtanlage derunteren 5er angezeigt.

    Eine Ernhrungsumstellung zur Ver-besserung des Milieus stellt fr vielePatienten ein Problem dar undbraucht einiges an Zeit und Aufkl-rung. In der Anfangsphase ist dieMundsplung mit ALKALA N geeig-net, um einer anhaltenden ber-suerung der Mundschleimhautund der Zhne entgegenzuwirken.

    Zur Entgiftung von Mund- und Ra-chenraum wird das lkauen bzw.lziehen empfohlen.

    Jeder Patient wird auch ber den Um-gang mit einem Zungenreiniger auf-geklrt, da sich auf der Zunge die-selben Bakterien befinden wie imZahnbelag. Die aus der Ayurveda be-kannte Technik der Zungenreinigungist eine wichtige Ergnzung derZahn- und Mundhygiene um Mund-geruch vorzubeugen, den Verdau-ungstrakt zu stimulieren und die Ge-schmacksempfindung zu verbessern.

    Schlussfolgerung

    Bei Patienten, gleich welchen Alters,mit einer Magenproblematik mussimmer auch nach zahnbedingten Ur-sachen gesucht werden. Einige Pa-tienten knnen nicht kauen aufgrundfehlender Zahnsubstanz und anderehaben bis dato unentdeckte Strfel-der im Mund-Kieferbereich.

    Literatur

    1. Edelmann, J.: Psychodontie dieZhne als Spiegelbild von Krper,Seele und Geist, in: Becker, W.:Ganzheitliche Zahnheilkunde in derPraxis 2002, Spitta Verlag Teil 4,Kap.22/2, 22/3

    2. Schreckenbach, D.: Zahngefls-ter

    Die Zhne Spiegelbild deiner

    Seele, Portal zur Gesundheit-Verlag2006

    3. Bear Heart: Der Wind ist meineMutter, Verlagsgruppe Lbbe GmbH& Co. KG, 2001Bild 4

  • SANUM-Post 55/2001 11

    Die Schwermetallausleitung spielt inder modernen ganzheitlichen Zahn-heilkunde eine immer grer wer-dende Rolle und ist aus den meistenTherapiekonzepten nicht mehr weg-zudenken.

    Im Aufklrungsgesprch kommt beiden Patienten immer wieder Unver-stndnis ber die Notwendigkeiteiner Ausleitung auf; man habediese Fllungen in erster LinieAmalgamfllungen bereits seitJahren und habe keinerlei Problemedamit gehabt. Doch ebenso hufig