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ZfCM | Controlling & Management 55. Jg. 2011, H.2 87
Robert Winter/Michael Schopf
Weniger Aufwand für Verwaltung und mehr Zeit für Arbeitsvermittlung – die Bundesagentur für Arbeit hat nach mehreren Reformschritten ein neues Gesicht. Die gesamte Organisationsstruktur der Körperschaft des Öffentlichen Rechts wurde dafür nach Effizienzkriterien und Kundenbedürfnissen durchleuchtet. Arbeitsabläufe und Verantwortlichkeiten standen dabei genauso zur Disposition wie betriebsinterne Verwaltungsvorgänge. So setzte Controlling den Impuls, für alle Berichte und Präsentationen neue Gestaltungsregeln einzusetzen und dadurch für mehr Transparenz zu sorgen. Denn Transparenz ist schließlich die Voraussetzung für zielgerichtete Steuerung und kontinuierliche Verbesserung.
Unter dem Motto „Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte“ galt es Diagramme, Schaubilder und Tabellen aussagekräftiger zu machen und diesen Elementen jeweils eine Botschaft voranzustellen. Mit einer eindeutigen Notation sollte in der Kommunika tion
des über 110.000 Mitarbeiter starken Unternehmens und im Berichtswesen ein einheitlicher Sprachcode eingeführt werden.
Prozessplanung und Zielnachhaltung
Das Vorhaben ist kein leichtes Unterfangen, gilt es doch ein verständliches und praktikables Berichtswesen für ein bundesweit flächendeckendes Netz aus Arbeitsagenturen und Geschäftsstellen einzuführen. Die Mitarbeiter am Hauptsitz in Nürnberg und in den Außenstellen sollen sich umfassend um den Arbeits und Ausbildungsmarkt kümmern, nicht aber mit Aufgaben abseits ihrer Schwerpunkttätigkeit blockiert werden. Effizientes Management ist indes nur machbar, wenn die Kennzahlen in einer Weise aufbereitet werden, die schnelles Handeln auf der Führungsebene ermöglicht. Erst die verständliche Vermittlung fachlicher Inhalte zeigt, ob vorgegebene Ziele erreicht und welche Zusatzmaßnahmen möglicherweise erforderlich werden. Ohne ein Controllingsystem, das aussagekräftige Analysen über strategische Geschäftsfelder und operative Maßnahmen liefert, lässt sich der Erfolg der eingeschlagenen Richtung nicht messen.
Wirksame Führung erfordert also eine Standardisierung in der Kommunikation, die bis zur höchsten Entscheidungsebene aussagekräftige Ergebnisse liefert. Die Bundesagentur für Arbeit hat deshalb ihre Berichtsqualität mit einheitlichen Gestaltungsprinzipien gesteigert, um Informationen verständlich aufbereiten und Entscheidungsträgern klare Empfehlungen geben zu können. Diese allgemeingültigen Gestaltungsregeln für Managementberichte und Geschäftspräsentationen sorgen für eine fachlich korrekte und wirksame Informationsvermittlung.
Aber aller Anfang ist schwer: Um Verbesserungen zu erzielen war die Berichts und Informationslandschaft zunächst gründlich zu inventarisieren. Alleine in der Zentrale standen ca. 40 Produkte des Standardberichtswesens zur Überarbeitung an. In Kenntnis der Gestaltungsprinzipien von
Professor Hichert wurden, angesichts der weitgehend willkürlichen Gestaltung von Diagrammen und Tabellen in den bis dahin wenig verdichteten Berichten, deutliche Nachbesserungsbedarfe offenbart. Heute profitieren die Verantwortlichen von einer kompakten Informationsdichte, wie beispielsweise Abbildung 4 zeigt, auf der regionale Trends der Geschäftsergebnisse in Relation zur Entwicklung in verschiedenen arbeitsmarktlichen Vergleichsclustern gesetzt werden.
Effizienz und Transparenz sind Chefsache
Im Falle der Bundesagentur waren vor Projektbeginn Mängel in der Darstellung der teilweise komplexen Datenkonstellationen erkennbar. Die einzelnen Agenturen für Arbeit nutzten unterschiedliche Darstellungsformen, um betriebswirtschaftliche
Zeit für Transparenz
■■ Steigerung■der■Berichtsqualität■mit■den■Gestaltungsprinzipien■von■Professor■Dr.■Hichert:■Bei■der■Bundesagentur■für■Arbeit■(BA)■liefern■einheitliche■Berichte■und■Prä-sentationen■aussagekräftige■Fakten,■auf■deren■Grundlage■effektive■Entscheidun-gen■getroffen■werden.■■ Frank-Jürgen■Weise,■der■Vorstandsvor-
sitzende■der■Bundesagentur■für■Arbeit,■engagiert■sich■persönlich■für■das■Thema■und■stimmt■Maßnahmen■mit■dem■Con-trollingbereich,■dem■Vorstand■und■dem■Verwaltungsrat■ab.■■ Unter■Einbindung■aller■beteiligten■Stel-
len■führt■die■Bundesagentur■für■Arbeit■■ein■professionelles■Roll-out■der■Gestaltungs-regeln■mit■über■200■Multiplikatoren■für■20.000■beteiligte■Mitarbeiter■durch.■■ Spezialisten■der■BA■erstellen■Berichts-
werkzeuge,■die■den■höheren■Gestaltungs-anforderungen■Rechnung■tragen■und■die■tägliche■Arbeit■erleichtern.■■ Die■Mitarbeiter■nutzen■ein■breites■ In-
house-Schulungsangebot■aus■Vorträgen,■Seminaren■und■Workshops,■die■Grundla-gen■und■Praxisbeispiele■einheitlicher■No-tation■vermitteln.
Autoren
Robert Winter
Bereichsleiter■Controlling,■Bundesagen-tur■für■Arbeit,■Regensburger■Straße■104,■90478■Nürnberg,■E-Mail:■[email protected]
Michael Schopf
Referent■Controlling,■Bundesagentur■für■Arbeit,■Regensburger■Straße■104,■90478■Nürnberg,■ E-Mail:■ michael.schopf2@■arbeitsagentur.de
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Informationen aufzubereiten und an ihre Geschäftsführungen weiterzureichen. So gab es kein standardisiertes ReportingFormat zur Berichterstattung der Ergebnisse an die nächsthöhere Geschäftsebene. Auch bei Auswertungen für den Verwaltungsrat – dem Aufsichtsratsgremium der BA – gab es keine einheitlichen Kommunikationsformen. Hier waren die Präsentationen oftmals von der in der heutigen Geschäftswelt weit verbreiteten PowerPoint„Unkultur“ gekennzeichnet, von Textfolien Inhalte abzulesen, anstatt PowerPoint zielgerichtet als Medium der Vortragsunterstützung einzusetzen.
Gerade vor dem Hintergrund des Haushaltsvolumens der BA – dieses betrug für 2010 rund 45 Milliarden Euro – ist eine transparente Wirkungsanalyse aller Einzelposten und Budgets in einer einheitlichen Form und hohen Informationsdichte unbedingt erforderlich. Der unstrukturierte Einsatz von Softwareprogrammen wie PowerPoint verleitet oftmals dazu Präsentationen zu erstellen, die nicht informieren, sondern Daten unübersichtlich aneinanderreihen. Für eine sachgerechte Nutzung von Kommunikationsmitteln müssen jedoch bestimmte Voraussetzungen und Grundsätze erfüllt sein. Ansonsten ist es für die verantwortlichen Entscheidungsträger fast unmöglich, eine komplexe Situation zu übersehen. Dies ist jedoch erforderlich, geht es darum zielführende Maßnahmenpakete zu definieren und umzusetzen.
Die genannten Missstände, wie etwa „Zahlenfriedhöfe“ und „Textwüsten“, galt es grundlegend zu beseitigen. Ein zentraler Bestandteil des Anforderungsprofils war, Leistungsvergleiche zwischen einzelnen Arbeitsagenturen anhand wichtiger Kennzahlen ziehen zu können. Hierzu wurden die ReportingFormate von der Zentrale komplett neu aufgebaut. Mit der Einführung eines über alle Ebenen einheitlichen Maßnahmencontrollings wurde sichtbar, welche operativen Maßnahmen sich tatsächlich als wirksam erweisen und ob hierbei regionale Unterschiede auftreten.
Gleichzeitig wurde im Zuge der Neukonzeption erreicht, dass der Monatsbericht der Zielerreichung in jeder Arbeitsagentur in Format und Inhalt gleich aufbereitet wird. Zudem ist er für alle Vorstandsmitglieder und Controller über das Führungsinformationssystem zugänglich – dies gewährleistet vollumfängliche Transparenz.
Schrittweise Umsetzung und Qualifizierung
Im Rahmen eines Workshops mit allen Bereichen der Zentrale der BA vermittelte Professor Dr. Rolf Hichert das von ihm entwickelte Konzept für eine effiziente Geschäftskommunikation, das von der Botschaftsvermittlung bis zur Vereinheitlichung von Bedeutungen und Gliederung fachlicher Inhalte reicht. Für die praktische Umsetzung innerhalb der Bundesagentur zählte das Konsensprinzip: Im Sinne breiter Akzeptanz klärten die Mitarbeiter, welche Grundsätze von Professor Hichert für die BA relevant und umzusetzen waren. In einem Gremium aller Bereichsvertreter einigte man sich schnell auf die Berichts und Präsentationsregeln, die in einem Regelwerk niedergeschrieben auch fortan für die Organisation Gültigkeit erlangen sollten. Auf Planwänden wurden die Regeln strukturiert, bevor sich eine Kernarbeitsgruppe von 7 Mitarbeitern um eine redaktionell schlüssige Aufbereitung des Regelwerks kümmerte.
Anhand praktischer Beispiele wird da rin aufgezeigt, wie sich komplexe Informationen am einfachsten zusammenfassen und
zum Beispiel in Form wie Monatsberichten, Projektberichten und Entscheidungsvorlagen nutzen lassen.
Daran anschließend sammelten die Fachgruppen systematisch alle Berichte, Präsentationen und Auswertungen, die intern bisher Verwendung fanden. Nach der Inventarisierung dieser Produkte detaillierte die Kernarbeitsgruppe im nächsten Schritt das Regelwerk, indem Farbnota tion, Symbolik und Abkürzungen für den jeweiligen Darstellungszweck festgelegt wurden. So wurde beispielweise jedem Zeitaggregat – z. B. „Ist“ „IstIst“ oder „SollIst“ – in Tabellen und Diagrammen eine spezifische RGBFarbe zugeteilt.
Im ersten praktischen Schritt stellte man jene Produkte um, von denen wichtige Unternehmensentscheidungen abhängen, wie etwa den monatlichen Controllingberichten der Zielerreichung. Auch außerhalb des Controllings, bei der Arbeitsmarktberichterstattung an die interessierte Öffentlichkeit und Politik, wurden Berichte anhand der neuen Notationsregeln überarbeitet. Dem Controlling kam in seiner Methodenverantwortung eine CoachingRolle zu, in der viele andere Unternehmensbereiche beraten werden mussten,
Abb.■1:■■Das■Intranet-Angebot■der■BA■zu■den■Gestaltungsregeln
Gestaltungsregeln zum Nachschlagen
Templates zum Download
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um das Ziel universeller Gestaltungsprinzipien für alle Sparten zu erreichen. Die Kunst war es, die Menschen nicht zu überreden, sondern zu überzeugen!
Die größte Herausforderung bestand jedoch darin, die Gestaltungsregeln nicht nur in der Zentrale, sondern auch in den 176 Arbeitsagenturen mit rund 600 Geschäftsstellen und 10 Regionaldirektionen flächendeckend in allen Bezirken zu verbreiten. Hierfür wurden zunächst rund 250 Multiplikatoren gewonnen. Deren Aufgabe war es, an ihren Standorten die neuen Gestaltungsregeln zu verbreiten sowie Qualifizierungs und Umstellungspotenziale zu erkennen. In einer Art Schneeballsystem wurde den Multiplikatoren die Möglichkeit eingeräumt, weitere Kollegen für die Aufgabe zu begeistern und sie bei der Qualifizierungsoffensive zu unterstützen.
Auf einer KickOffVeranstaltung an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit in Mannheim wurden die neuen Multiplikatoren in das Audimax eingeladen, um im OriginalTon von Professor Hichert sowie der Kernarbeitsgruppe das Grundlagenwissen für ihre Aufgabe vermittelt zu bekommen. Die Resonanz war durchweg positiv, da die Adaptions und Umsetzungsmöglichkeiten in allen Fachbereichen gegeben waren.
Abb.■3:■■Mehr■Informationsdichte■–■Zielerreichung■aller■Regionaldirektionen■im■Überblick■(hier:■Testdaten)
Abb.■2:■■Entlastung■und■Unterstützung■–■Software-Tools■von■Mitarbeitern■für■Mitarbeiter
Notations-Addin für Tabellenkalkulationsprogramme
Formatierungs-Tool zur Sofortnutzung für Mitarbeiter
Soll-Ist-Abweichung nach Kennzahlen im Gesamtdurchschnitt [in %]
Ist-Wert-Verteilung nach Regionen und Kennzahlen
Soll-Ist-Abweichung nach Kennzahlen und Regionen [in %]
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Alle Multiplikatoren erhielten zur Unterstützung der Qualifizierungsmaßnahmen eine Mappe mit umfassendem Schulungsmaterial. Um in der dezentral angelegten Organisation der BA einen hohen Verbreitungsgrad zu erzielen und die Umsetzung gleichzeitig in einem wirtschaftlichen Rahmen zu halten wurde ein IntranetAngebot geschaffen. Darin wurden neben den theoretischen Arbeitsgrundlagen insbesondere Hilfsmittel zum Download angeboten und Beispiele aus den BABereichen ausgestellt, um zur Nachahmung zu motivieren. Diese reichen von ExcelWerkzeugen bis zu Formatierungshilfen für Data WarehouseTabellen (Abbildungen 1 und 2). Spezialisten aus dem eigenen Haus erstellten Berichtswerkzeuge im Umfeld von Business Ware house und Office, die eine nahtlose Kompatibilität mit den fachspezifischen Ansprüchen der Anwender ermöglichen. Zwar ist für die Erstellung der Hilfsmittel ein einmaliger Zusatzaufwand erforderlich, dieser zahlt sich aber in der Folge
durch Produktivitätssteigerungen vieler Mitarbeiter aus.
Zudem sind im Intranet PowerPointPräsentationen zu finden, welche sich ausschließlich auf vortragsunterstützende Schaubilder anstelle von „Textwüsten“ beschränken. Die korrespondierenden Texte finden sich stattdessen in so genannten Tischvorlagen (WordFormat) wieder. Dadurch wird in Dienstbesprechungen und Fachtagungen ein deutlicher Mehrwert für den Zuhörer generiert, der sich nunmehr auf den Vortragenden konzentrieren kann und nicht durch das Ablesen der Textfolien von der Leinwand abgelenkt wird.
Das wichtigste Prinzip bei der Umsetzung war, die Beschäftigten der BA nicht mit den theoretischen Anforderungen alleine zu lassen, sondern jede Vorgabe möglichst weitgehend durch zum Download angebotene Arbeitsmittel zu automatisieren. Nur so konnte Akzeptanz erreicht und die nötige Konzentration der Mitarbeiter aufs Tagesgeschäft beibehalten werden.
Die neuen Hilfsmittel reichen von ExcelWerkzeugen bis zu Formatierungshilfen für DataWareHouseTabellen (Abbildung 2). Spezialisten aus dem eigenen Haus erstellen Berichtswerkzeuge im Umfeld von Business Warehouse und Office, die eine nahtlose Kompatibilität mit den fachspezifischen Ansprüchen der Anwender ermöglichen. Zwar ist für die Erstellung der Hilfsmittel ein einmaliger Zusatzaufwand erforderlich, aber in der Folge zahlen sich die Überstunden einzelner Mitarbeiter in Zeitgewinn und Produktivitätssteigerungen vieler Sachbearbeiter aus.
Weiter werden für Diagramme Templates zum Download angeboten. Diese enthalten bereits standardisiert alle Notationselemente und ermöglichen dem Anwender über ein einfach zu bewerkstelligendes Bedienkonzept die Erstellung von Diagrammen in nur kurzer Zeit.
Auch für Tabellen wird ein Hilfsmittel angeboten. Das so genannte NotationsAdd In wird in Excel installiert und bietet dort
Abb.■4:■■Leistungsmessung■nach■Arbeitsagenturen■auf■einen■Blick■(Testdaten)
Soll, Ist und Soll-Ist-Abweichungen nach Kennzahlen im Jahresverlauf
Ist-Ist-Vergleich zum Vorjahr nach Kennzahlen und Regionen■ So stehen Sie im Ist-Ist-Vergleich in Ihrer Region
■ So stehen Sie im Soll-Ist-Vergleich in Ihrer Region
Soll-Ist-Vergleich nach Kennzahlen und Regionen
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umfangreiche Funktionalitäten an, wie etwa das Justieren der vereinbarten Notationsfarben, einen Titelassistenten zur Erstellung des Tabellenkopfbereiches oder das Einfügen von Symbolen. Auch ist eine Hilfedatei mit den wichtigsten Notationsregeln hinterlegt.
Für unformatierte Tabellen, welche aus dem Data Ware House exportiert werden, wird der „DWHFormator“ als Formatierungshilfe angeboten. Damit gelingt es mit nur wenigen Voreinstellungen eine Rohtabelle nach den Gestaltungsregeln umzuformatieren.
Doch vor der Einführung der Hilfsmittel waren noch „Barrieren“ zu beseitigen. So gilt für alle Behörden der Bundesverwaltung die Barrierefreie InformationstechnikVerordnung (BITV), nach der alle Webseiten – auch der IntranetAuftritt – mit den angebotenen Hilfsmitteln für sehbehinderte bzw. blinde Menschen zugänglich sein muss. Auch müssen die mit den Arbeitsmitteln erzeugten Endergebnisse in Form der Berichtsprodukte barrierefrei sein. Eine Herausforderung für das Projekt; aus Sicht aller Beteiligten aber absolut notwendig. Kreative Lösungen waren nun gefragt. Auch hier gelang es kurzfristig praktikable Lösungen anzubieten, indem beispielsweise alle Diagramme mit einem Hilfetext versehen werden können. Dieser kann wiederum von einer Vorlesesoftware ausgelesen werden. Ein interessanter Effekt: Die Berichtsprodukte sind mit den Gestaltungsregeln barrierefreier als früher. Eine weitere Synergie ist also erzielt worden.
Von der Analyse zur Empfehlung
Neben den individuellen Arbeitshilfen für die Beschäftigten war die standardisierte Bereitstellung fertiger Reports im so genannten Führungsinformationssystem (FIS) ein wichtiger Erfolgs und Effizienzfaktor.
Zumal für eine wirklich effektive Auswertung von Kennzahlen eine Standardisierung unbedingt erforderlich ist, auch wenn ein bestimmtes Maß an Standards nicht überschritten werden darf. Ansonsten würde die praktische Arbeit in den Dienststellen durch aufgabenferne Tätigkeiten überlagert. Die erarbeiteten Werkzeuge dienen dazu, die fachgerechte Eingabe von Daten zu vereinfachen und zu beschleunigen. Fehler bei der Sammlung von Informationen werden von vornhe rein minimiert, indem ein BusinessIntelli genceSystem mit nützlichen Daten gefüttert wird, aus dem der
Controllingbereich über das Führungsinformationssystem FIS die gewünschten Ergebnisse mit besonders hoher Aussagekraft generieren kann. Controller exportieren die wichtigsten Diagramme ohne zusätzlichen Zeit und Arbeitsaufwand direkt in die geforderten Berichte. Die gelieferten Informationen lassen sich einfacher für Managementzwecke aufarbeiten und für die eigentliche Analysearbeit und Erarbeitung der Botschaften an den Vorstand bleibt deutlich mehr Zeit.
Im Ergebnis entstehen Datenzusammenfassungen mit deutlich gesteigerter Informationsdichte. Abbildung 3 verdeutlicht anhand eines Praxisbeispiels, wie kompakt sich nun zentrale Leistungsdaten zusammenfassen lassen. Durch die Einführung eines einheitlichen Titelkonzepts mit aussagekräftiger Botschaft ist die präsentierte Analyse schnell verständlich. Für alle visuellen und tabellarischen Darstellungen gilt dabei, dass die zusammengefassten Kennzahlen einer eindeutigen Farbnotation folgen, damit willkürlich gewählte Farbgebungen nicht das Verständnis erschweren. Auch die Vergabe eines eindeutigen Kennzahlenindexes dient der Wiedererkennung und Komprimierung, sodass zentrale Aussagen auf einen Blick erkennbar sind. Die hohe Informationsdichte dieses Ansatzes zeigt sich darin, dass sich alle Regionen sowie der Bundesdurchschnitt gemeinsam darstellen lassen.
Besonders großes Gewicht legt das Management der Bundesagentur für Arbeit auf die Informationsverdichtung, um die aktuelle Gesamtlage schnell und präzise analysieren zu können. Mehrmals im Jahr berichtet der Vorstand dem Verwaltungsrat über die aktuellen Leistungsdaten in den unterschiedlichen Regionalbezirken. Die Managementtreffen dienen dazu, die Gesamtstrategie weiterzuentwickeln und die Leistungsbilanz regionaler Agenturen genauer unter die Lupe zu nehmen. Wie wirkt sich der Betreuungsschlüssel auf die erfolgreiche Vermittlung von Arbeitsstellen aus? Welche Prozesse funktionieren und wo gibt es Korrekturbedarf? Zur Bewältigung der Informationsvielfalt kommt es hier darauf an, verwirrende Darstellungsformen bei Schriftart, Farbe, Größe und Textauszeichnung zu vermeiden.
Durch die professionelle und visuell klare Aufbereitung der gelieferten Daten fallen Leistungsunterschiede zwischen den Agenturen sofort auf. Schließlich kommt es in der Geschäftskommunikation darauf an, zu informieren und nicht zu dekorie
ren. Im SollIstVergleich zeigen sich die Leistungsunterschiede von Agenturen innerhalb eines Regionalbezirkes. Die Folge: Die Qualität der Analyse steigt und das Controlling kann der Führungsebene bessere Empfehlungen geben.
Der hohe Standardisierungsgrad hat sich auch bei der Bearbeitung von Direktanfragen positiv ausgewirkt. Nachfragen wegen fehlender oder unklarer Informationen sind auf ein Drittel gefallen. Das ist eine enorme Entlastung für den Controllingbereich und zeigt zugleich, dass die verdichteten und standardisierten Informationsbotschaften verstanden werden. Die Controller der Bundesagentur für Arbeit greifen auf die gesammelten Daten über ein Führungsinformationssystem zu und exportieren die gewünschten Diagramme in ihre ControllingBerichte. Controller konzentrieren sich also auf die analytische Arbeit und die Erstellung der wichtigen Botschaften an die Manager. Die Zeit, die früher in die Informationsaufbereitung investiert wurde, fließt jetzt in die Analyse und Beratungsqualität ein. Und der Effizienz und ServiceAnspruch der Bundesagentur für Arbeit kommt auf allen ControllingEbenen zum Tragen.
Fazit
Es ist wichtig, die Mitarbeiter zu überzeugen und nicht zu überreden. Ein Paradigmenwechsel in der Berichts und Präsentationskultur großer Unternehmen gelingt nur im Konsensprinzip unter Beteiligung aller Bereiche. Begünstigend wirkte in der BA der Vorstandswille des Vorsitzenden FrankJürgen Weise. Es zählt dabei der Grundsatz: Die Berichtsempfänger müssen die Regeln wollen.
Die Regeln „nur über den Zaun zu schmei-ßen“ genügt nicht. Damit ist gemeint: Ein theoretisches Regelwerk alleine reicht nicht aus. Die Anforderungen gilt es mit praktikablen Hilfs und Arbeitsmitteln zu hinterlegen. Die Vorteilsübersetzung gegenüber den Beschäftigten gelingt in dem Maße, in dem eine Arbeitserleichterung geschaffen wird.
Eine Standardisierung unter Beibehal-tung flexibler Auswertungsmöglichkeiten ist zudem wichtig. Ein Führungsinformationssystem, welches die Gestaltungsregeln bereits in StandardReports befolgt, führt zu einem hohen Automatisierungs und Verbreitungsgrad. Gleichzeitig müssen Analysen flexibel gehandhabt werden können.
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