Download - ZumTannzapfenteebeimbärtigen88-Jährigen ......18 Zürich Montag,2.Dezember2019 ANZEIGE EvManz SeineFingersteckeninweissen Handschuhen,errücktHaarund Bartzurecht, bevor erzuspre

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    ZürichMontag, 2. Dezember 2019

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    Ev Manz

    Seine Finger stecken in weissenHandschuhen, er rückt Haar undBart zurecht, bevor er zu sprechen beginnt: «Kinder, setzt euchvor meinen Sessel. Ihr müsstkeineAngst habenvordemSamichlaus.»

    ZweiMädchen und ein Knabeknien auf den Boden. Die Elternsitzen mit gezückten Smartphones auf der Eckbank. DerMann beugt sich vor, die Kinderschauen gebannt hoch. «So.Nunwisst ihr auch,wo der Schmutzli und ich wohnen.»

    Wir sind im Waldhüsli imKäferbergwald oberhalb desBucheggplatzes.Hier empfangenSamichlaus und Schmutzli seitSamstagwiederBesucher, zeigenihre Stube und ihr Schlafzimmer.Dieses Jahr betreibt die St. Nikolausgesellschaft der Stadt Zürichdas Haus erstmals neun Tagestatt wie bisher sechs. In derRegel bilden sich rund um denChlaustag vor dem Waldhüslilange Menschenschlangen. DerSchmutzli schleust dann Gruppefür Gruppe im Halbstundentaktin die Hütte. In diesen erstenTagen ist derAndrang allerdingsnoch überschaubar.

    Geschichten austüftelnImChlausenWohnzimmerknistert ein Feuer im kleinen Ofenherd. Darauf stehen zwei alteWasserkocher. «Das ist unsereHeizung, auf dem Feuer köcheltimmer Tannzapfentee.Wir dürfen in dieser Zeit ja nicht krankwerden», sagt der Samichlaus.Ein Kind nickt. «Gestern habe ichviel von diesem Tee gebraucht.»Und dann erzählt der Samichlaus, wie er heute aufgewacht

    sei,wie er den Schmutzli gesuchtund gedacht habe, er sei noch inder Stadt, um inkognito Kinderzu besuchen und sichNotizen zumachen. Die Eltern lassen denBlick durch den Raum schweifen. Zum altertümlichenTelefonan derWand, zumKalenderblattneben dem Eingang. «Erst spätist der Schmutzli erkältet zurückgekommen.»

    Später, auf demWeg zur Zentrale der St.Nikolausgesellschaftim Albisgüetli mit dem Eseli –einem weissen Ford –, wird derSamichlaus berichten, wie dieersten Novembertage in ihm jeweils das Gefühl für die Rolle des88Jährigen wecken, der ohne

    Frau, abermit dem Schmutzli imWaldhüsli lebt. «Ich habe automatisch Lust, Kindernmit etwasAufmerksamkeit Freude zu bereiten.» Dann fallen ihm die Geschichten ein, die er den Kindernerzählenmöchte. Jene des erkälteten Schmutzli sei von ihm, sagtder 78jährige ehemalige technische Hauswart.

    Seinen Namen behält er fürsich – Samichlaus und Schmutzliseien die beidenUnbekannten inder roten und der braunen Kutte.Vom Beifahrersitz aus winkt ereiner Passantin zu. Seit er sicherstmals eine Kutte angezogenhabe, sei das so.Wann das war?«Vor langem, keine Ahnung,

    wann. Das ist mir nicht wichtig.Mir geht es umdieTradition.» Erwolle sich auf die Kinder einlassen, ihnen ein Stück weit denSpiegel vorhalten und auch einenRat mit auf denWeg geben.

    Aufmerksamkeit mit MusikDer Samichlaus fragt die Kinder:«Wisst ihr,was der Schmutzli dieganze Zeit gemacht hat?» Sieschütteln den Kopf. EinMädchennestelt an seinen Zöpfen herum.Der rot gewandeteMann legt ihreHand zurück in den Schoss. «So.Nun hört gut zu.»

    Aufmerksamkeit ist dem Samichlaus wichtig. «Da helfe ichdiskret nach, denn jede Ablen

    kung stört die anderen Zuhörer»,sagt er im Auto. Im Hüsli müsseer manchmal Grossmütter ermahnen – bei Hausbesuchen bereiten ihmTeenagerMühe. «Machen die zu, wird es schwierig.»Da brauche es Fingerspitzengefühl, er sei ja kein Psychologe.Meist merke er schon auf derTürschwelle, wie die Stimmungin der Familie sei – Kinder vollerVorfreude? Eltern, denen dieHektik des Tages ins Gesicht geschrieben steht? Ohnehin spüreer in den letzten Jahren mehrHektik als auch schon.

    Eingeprägt hat sich ihm einBesuch bei einer russischenFamilie mit zwei Söhnen. Stetshabe derÄltere den Jüngeren geschlagen, ohne dass die Elterninterveniert hätten. Dazu einekatastrophale Stimmung.

    Dann habe er erfahren, dassbeide Klavier spielten. «Oft führtder Weg über die Musik», sagtder Samichlaus. Er habe noch nieKinder so schönvierhändig spielen hören; er mahnte sie, dieseHarmonie auch im Alltag zu leben. ZumAbschied dankten ihmalle. Er sagt: «Manche Elternwollenmit demChlaus die ganze Erziehung nachholen.» Am dankbarsten aber seien Altersheimbewohner.Manchewollten seineHand nach der Feier kaummehrloslassen.

    Tradition ist gefragtDie 45 Chläuse und 50 Schmutzli machen mit 40 Fahrerinnenund Fahrern der St. Nikolausgesellschaft dieses Jahr rund800 Besuche in Stadt undAgglomeration.Die Chläuse sind längstausgebucht. Auch bei deren Einzug in der Bahnhofstrasse amletzten Novemberwochenende

    war der Aufmarsch grösser alsin den Vorjahren. Karin Diefenbacher, seit 2018 die erste Präsidentin der 1947 gegründetenGesellschaft, sagt: «Ich habe denEindruck, dass sich viele Leutewieder auf dieTraditionen besinnen.» Deshalb weitet die Gesellschaft ihrAngebot laufend aus –mit Hotline,WhatsappChat undneumit Familienfeiern imWaldhüsli, wo noch Plätze frei sind.DasAngebotmit Frauen verstärken will Karin Diefenbacher jedoch nicht. «Da sindwir traditionell. Schon der Schritt der Fraupasst nicht ins Bild.»

    Der Samichlaus löst unterdessendas Rätsel um den erkältetenSchmutzli: Er sei amnahenTeichangeln gegangen, als ihn ein riesiger Fisch ins Wasser gezogenhabe. Schmutzli drohte zu ertrinken. Tiere aus demWald hättenihn schliesslich gerettet.

    «So. Könnt ihr mir nun etwasvortragen?» Ein Kind stimmtAndrewBonds Lied vomEsel an.Auf die Lehne des SamichlausStuhls sitzen mag es dazu abernicht. Der Chlaus lobt dennoch –und zum Abschied gibts Nüssliund Früchte.

    Website der St. Nikolausgesell-schaft: samichlaus-zuerich.ch

    ZumTannzapfentee beim bärtigen 88-JährigenAdvent Whatsapp-Chats und eine Hotline – der Samichlaus geht mit der Zeit. Trotzdem bilden sich dieser Tage lange Schlangenvor einer Hütte im Käferbergwald. Denn warum telefonieren, wennman denMannmit der roten Kutte zu Hause besuchen kann?

    «Könnt ihr mir etwas vortragen?», will der Samichlaus im Waldhüsli wissen. Foto: Andrea Zahler

    Manche ElternwollenmitdemChlaus dieganze Erziehungnachholen.

    A Night at the TheatreMusiktheater, ShowKaum eine andere Rockbandwarmedial sopräsent wie Queen. Die grossartige ZürcherA-capella-Formation Bliss zelebriert mit DJDaniel Rohr und einer Rockband eine histo-rische Radioshow, die die Karriere der Bandim zeitlichen Kontext nacherleben lässt.

    Mo, 2. Dezember, 20.00 Uhr, Theater Rigi-blick, Germaniastrasse 99, Zürich

    Federn – wärmen,verführen, fliegenKulturhistorischFedern sind ein Glanzstück der Natur. DieAusstellung verneigt sich vor diesem äus-serst komplexen Gebilde aus Keratin undbietet einen Parcours durch dessen verfüh-rerische Schönheit und Formenvielfalt.

    Di, 3. Dezember, 10.00 Uhr, Gewerbe-museum, Kirchplatz 14,Winterthur

    MusikalischerAdventskalenderKlassikVom 1. bis zum 23. Dezember finden imOpernhaus täglich um 17.3O Uhr und beifreiem Eintritt kleine Konzerte statt, umdieWeihnachtszeit zu verschönern.

    Mo, 2. Dezember, 17.30 Uhr,Opernhaus, Theaterplatz, Zürich

    Weihnachtsfahrt im RotenDoppelpfeil «Churchill»GDer Rote Doppelpfeil «Churchill» lädtzur unvergesslichenWeihnachtsfahrtein.Während einer Rundfahrt im fest-lich geschmückten Extrazug wird ein4-Gang-Gourmetmenü serviert.sbb.ch/churchillweihnachten.

    Di, 24. Dezember, ca. 18.15–21.15 Uhr,ab/bis Zürich HB

    Theater AusstellungKonzert Mix

    Cari vicini - Matteo TerzaghiLesung, GesprächMatteo Terzaghis Texte sind wunderbarleicht und haben zugleich oft einen doppel-ten Boden – ob er nun über Kindheit oderKrankheit schreibt.

    Mo, 2. Dezember, 19.30 Uhr,Literaturhaus, Limmatquai 62, Zürich

    Mund und AmselflohLesungWer sich von der Sprache packen lässt,schwingt sich mit Sascha GarzettisGedichten zu einer Reise auf.

    Mo, 2. Dezember, 19.30 Uhr,CoalMine, Turnerstrasse 1,Winterthur

    LambKonzert, Pop, Trip-Hop, Drum'n'BassMit ihrer spannungsgeladenen, ekstatischenMischung aus Folktronica, Drum’n’Bass undTrip Hop formten Lamb aufmarkante ArtundWeise dieMusik der 90er-Jahre.

    Mo, 2. Dezember, 19.30 Uhr,Plaza, Badenerstrasse 109, Zürich

    August Burns RedKonzert, Rock, MetalcoreHärterer Sound, ausgefeiltere Riffs undzwei mitreissende Leadsingles – besserkönnte man das neuesteWerk von AugustBurns Red kaum zusammenfassen.

    Mo, 2. Dezember, 20.00 Uhr,Dynamo,Wasserwerkstrasse 21, Zürich

    Heiliger BimbamMix, ShowMartin O. – kein Engel, aber ein ganzerChor – lässt Heerscharen von Stimmen undKlängen ertönen. Das Publikum erwarteteine musikalisch-literarische Bescherung.

    Mo, 2. Dezember, 20.00 Uhr,Tonhalle, Tonhallestrasse 29,Wil

    Lily van der StokkerAusstellung, KunstIn ihrer Ästhetik und fluoreszierendenFarbigkeit berufen sich die von Blumen-undWolkenornamenten dominiertenWerke auf die Pop-Art.

    Di, 3. Dezember, 11.00Uhr,MigrosMuseumfürGegenwartskunst, Limmatstr. 270, Zürich

    KosmopoliticsDiskussionW.I.R.E diskutiertmit namhaftenVertreternausWirtschaft, Politik und Forschung überdie Chancen undHerausforderungen vonkünstlicher Intelligenz für die Gesellschaft.

    Mo, 2. Dezember, 20.00 Uhr,Kosmos, Lagerstrasse 104, Zürich

    Stephan BalkenholAusstellung, Galerie, SkulpturSeit den 1980er Jahren setzt sich StephanBalkenhol mit demMotiv der figürlichenSkulptur auseinander und entwickeltedabei eine eigene Formsprache.

    Di, 3. Dezember, 11.00 Uhr,Mai 36 Galerie, Rämistrasse 37, Zürich

    Konzert

    Sergei Nakariakov -Paganini der TrompeteGMo, 2. Dezember, 19.30 UhrKlassik, Tonhalle Maag,Zahnradstrasse 22, Zürich

    Fat Freddy’s DropMo, 2. Dezember, 19.30 Uhr,Hip-Hop, Soul, Roots, Electro-Jazz, DubHalle 622, Therese-Giehse-Strasse 10,Zürich

    Theater

    Antigone 5Mo, 2. Dezember, 19.00 Uhr,Schauspiel, Theater der Künste,Gessnerallee 11, Zürich

    Sonstiges

    City WeihnachtsmarktMo, 2. Dezember, 10.00 Uhr,Weihnachtsmarkt, Lintheschergasse,Zürich

    EisblumenMo, 2. Dezember, 18.00 Uhr,Lieder, Kinder, Geschichten, Figurenthea-terWinterthur, Marktgasse 25,Winterthur

    Event-Highlight buchen:Veranstaltung mit G wurde übereventbooster.ch gebucht.Jetzt Event eintragen und bewerben.

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    ZürichMontag, 2. Dezember 2019

    Welches ist das häufigsteund überholteste Vorurteilgegenüber zeitgenössischenTänzerinnen?Dass es kein Beruf ist. Ich höreregelmässig die Frage: Und wasarbeitest du sonst?

    Sie sind imKanton Juraaufgewachsen.Welches ist dergrösste Unterschied zwischenderWestschweiz und Zürich?Die Begrüssung, wenn man je-manden zum erstenMal trifft. Inder Westschweiz gibt man sichein Küsschen, in Zürich schütteltman die Hand.

    Wo treffen Sie Freunde amliebsten in Zürich?Bei mir zu Hause.

    Zuwelcher Uhrzeit istZürich am schönsten?Am Sonntagmorgen früh imWinter. Dann ist die Stadt ganzstill und fast romantisch.

    Sie können Ihr ganzes Lebennur noch in einer Zürcher Beizessen. Inwelche gehen Sie?In den Suppelade, der neu in derExer-Bar an der Tellstrasse ist.Immer fein, warm und kreativ.

    AufwelcherWiese schauenSie gerne in denHimmel?Auf der Landiwiesewährend desTheater Spektakel im August.

    Welche Ecke Zürichs istüberbewertet?Der Paradeplatz. Bis jetzt habeich seine schöne und spannendeSeite noch nicht entdeckt.

    Finden Sie den Zürichseeauch doof?Nein, er ist nicht doof, aber er isteinfach kein Meer.

    Welches Hintergrundbild istauf Ihrem Smartphone zusehen?EineZeichnungderfranzösischenKünstlerin Marion Fayolle.

    Funktioniert Zürich auchohne Geld?Nein! Aber ohne Liebe funktio-niert Zürich auch nicht.

    Aufwelchen Luxuswollen Sienicht verzichten?Auf Trinkwasser vom Hahnen.

    Welche Hoffnung habenSie aufgegeben?Keine, ich bleibe hoffnungsvoll.

    Wohatten Sie in Zürich Ihrschönstes Date undmitwem?In der Frauenklinik Triemli beider Geburt meines Sohnes, alsich ihn zum ersten Mal sah. Eswar wie ein Blind Date.

    Mitwelchem Zürcher – tot oderlebendig –würden Sie gerneeine Nacht verbringen?Mit Huldrych Zwingli. Und ichwürde ihm sagen: Hör auf!

    Welches Buch sollte jede undjeder gelesen haben?«Requisiten für das Paradies»von der Westschweizer Schrift-stellerinMarie-JeanneUrech, das

    2009 im Bilgerverlag erschien.Das Buch ist eine surrealistischeReise – und eine Metapher fürdie Schweiz.

    Welches ist IhrZüri-Soundtrack?«Gangdalang» von Rapper Phe-nomden aus dem Jahr 2008. Mitdiesem Lied übe ich auch Züri-tüütsch, dameineMutterspracheja Französisch ist.

    Wann haben Sie dasletzte Mal geweint?Nach derPremieremeines neuenStücks «Nous trois» letzteWochein Lausanne.Nach der langenVor-bereitung und der Probe konnteich endlich die angestaute Span-nung freisetzen.

    Wo findet einen inZürich das Glück?Überall dort, wo man sich amlebendigsten fühlt.

    Ist Tanz für Sie dieschönste Sprache?Ja, denn die Körpersprache istmächtig.

    Aufgezeichnet vonAnnik Hosmann

    «Ohne Liebe funktioniertZürich nicht»Mein Zürich Tänzerin Eugénie Rebetez begrüsst die Menschen in Zürich anders als in ihremHeimatkanton: mit Händedruck. Aber die schönste Sprache findet sie ohnehin den Tanz.

    Die Jurassierin Rebetez lebt seit 12 Jahren in Zürich, ist aber schweizweit unterwegs. Foto: Andrea Zahler

    Eugénie Rebetez

    Die 35-jährige Tänzerin undPerformerin ist im Kanton Juraaufgewachsen und lebt seit 12 Jah-ren in Zürich. Ihre Performanceszeigt Rebetez im In- und Ausland.2013 gewann sie den SchweizerKleinkunstpreis. Ihr neues Stück«Nous trois» feiert seine ZürcherPremiere amMittwoch in derGessnerallee. Rebetez lebt mitihrem Partner und ihrem Sohnim Kreis 5. (aho)

    Der perfekte Samstag

    Mittagessen—Eve’s Pastrami in der SasuJuice Bar 13.50 Fr.—Dazu ein Smoothie 11.50 Fr.

    Spa—Hammam Volkshaus 48 Fr.— Zusätzliche Ganzkörpermassa-ge à 50 Minuten 120 Fr.

    Apéro—Sinalco und Oliven im Buch-salon im Kosmos 10 Fr.—Dazu das Spleur Magazinkaufen und lesen 25 Fr.

    Performance—«The best and the worst of us»von Simone Aughterlony imTanzhaus Zürich 15 Fr.—Nach der Vorstellung ein GinTonic in der Nude Bar 13 Fr.Abendessen—Tom Kha Gai mit Reis im Lily’san der Langstrasse 22 Fr.—Dessert (Schoggibombe) beiSamses gleich nebenan 7 Fr.

    Total: 285 Franken

    Miklós Gimes

    Vor ein paar Jahren erzähltemir meine ältere Tochter voneinem freisinnigen Jungpoliti-ker, der in ihrer Schule an einerstaatskundlichen Veranstaltungaufgetreten sei. Andri Silber-schmidt heisst der junge Mann,später hätten sie ihn im Aus-gang gesehen, und er habe eineRunde ausgegeben. Er kämpfeum dieWahl in den ZürcherGemeinderat, erzählte siedamals, und habe eine Gastro-kette aufgebaut mit Poké, demGericht aus Hawaii mit rohemFisch, Reis und Gemüse. «EinGeschäftsmann», sagte sie.

    Jetzt wurde Andri Silber-schmidt mit 25 Jahren in denNationalrat gewählt.Wie ichgelesen habe, wohnt er wäh-rend der Session in Bern ineinerWohngemeinschaft mitzwei anderen U-30-National-räten: Franziska Ryser von denGrünen und Mike Egger vonder SVP. Sie haben im Marzili-Quartier eine zahlbareWoh-nung bezogen, bevor es heuteim Parlament losgeht.

    So eineWG über alle politi-schen Gräben hinweg wärenoch vor wenigen Jahrenundenkbar gewesen. Klar, einNationalrat verbringt bloss einpaar Monate in der Hauptstadt,aber politische Zugehörigkeitist auch eine Frage des Stilsund der Kultur; nach einemnervigen Tag im Bundeshausmöchte man wohl unterMenschen sein, die auf dergleichenWellenlänge sind.

    Wobei – 2011 war ich auf demLand an einem Podium mitCédric Wermuth und ErichHess, damals waren sie dieChefs der Jungparteien von SPund SVP. Sie haben beideausgeteilt, Hess ist gnadenlos,wenn es um Ausländer und dieBerner Reitschule geht, abernach der Veranstaltung fuhrensie wie gute Kameraden zumBahnhof und sprachen überihre Karriere. Hess witzelte,dass es fürWermuth einfachersei, weil die Sozis keine gutenLeute hätten. Er hatte recht:Wermuth wurde 2011 in denNationalrat gewählt, Hessschaffte es vier Jahre später.

    Die frisch Gewählten gehenjetzt weiter. Möglich, dass ihreWG auch mit ihrer Generation

    zu tun hat, vielleicht haben diedrei genauso viel gemeinsamwie mit politisch Gleich-gefärbten, die älter sind.

    Vielleicht aber haben die dreivom Marzili-Quartier schnellerdie Zeichen der Zeit erkannt.Vor den Herausforderungenvon 2019 wirken unsere politi-schen Gräben klein und klein-lich. Konfrontiert mit China,mit dem Treibhauseffekt, mitder Einkommensschere, ist derWirbel um einen grünen Bun-desrat ein Sturm in der Nuss-schale. Vielleicht spüren diedrei Jungen intuitiv den wahrenSturm, der aufzieht. Vielleichtlautet die Botschaft ihrerWG,dass wir zusammenstehenmüssen. Sonst bläst er uns weg.

    Die Politiker-WGvon Bern

    Stadtgeschichte

    «Die drei jungenPolitikerinnenmachen es vor:Wirmüssenzusammenstehen.»

    Miklós Gimes ist Autor undFilmemacher.

    Film Betty (Helen Mirren) lerntRoy (Ian McKellen) über eineDatingplattform für ältere Men-schen kennen. Schön. Nicht soschön ist, dass Roy ein skrupel-

    loser Betrüger ist, der hinter denErsparnissen von Betty her ist.

    Frosch Studio 1Brunngasse 18, 20.15 Uhr

    The Good LiarFoto: PB