Post on 05-Apr-2015
16.11.2011 Christian Djeffal - AG ÖR III 1
Entscheidung des BVerfG
I. Rechtsschutzzieleabstrakte Normenkontrolle Art. 93 I Nr. 2, §
13Nr. 6, § 76 BVerfGG
Organstreitverfahren Art. 93 I Nr. 1 GG, §§ 13 Nr. 5, 63ff BVerfGG
Bund-Länderstreit, Art. 93 I, Nr. 3 GG, §§ 13 Nr. 7, 68ff BVerfGG
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II. Zulässigkeit1. Zuständigkeit
Art. 93 I Nr. 3 GG, §§ 13 Br. 7, 68ff. BVerfGG2. Beteiligten/Parteifähigkeit, § 68 BVerfGG
Für Bund Bundesregierung, für Land Landesregierung3. Antragsgegenstand
Maßnahme: VertragsschlussUnterlassen: Anhörung
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4. Antragsbefugnis § 69 i.V.m. § 64 I BVerfGGa) Vertragsschlusskompetenz
Art. 32 III GG
b) Anhörungspflicht gemäß Art. 32 II GG
5. Form und Frist§§ 23 I, 69, i.V.m. § 64 III BVerfGG
6. Zwischenergebnis
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III. Begründetheit
Begründet, wenn die Bundesregierung durch eine Maßnahme oder Unterlassung ein im GG garantiertes Recht verletzt hat.
Vertragsschlusskompetenz des Landes B aus Art. 32 III GG
Mitwirkungsrechte aus Art. 32 II GG
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1. Verbandskompetenz des Bundes zum Abschluss völkerrechtlicher Verträge
Art. 32 I, III
a) Abschlusskompetenz bei Gesetzgebung des Bundes
aa) Art 73 Nr. 1 GG
bb) Art. 59 II 1 Alt. 2 GG
cc) Zwischenergebnis
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b) Abschlusskompetenz im Bereich ausschließlicher Landesgesetzgebungszuständigkeit
Problem: nach dem Wortlaut haben Länder ein Vertragsschließungsrecht, daraus geht aber nicht hervor, ob dieses Recht exklusiv ist oder ob dem Bund daneben auch ein Vertragsschließungsrecht zusteht.
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- zentralistische (Berliner) / vermittelnde (norddeutsche) Lösung:- konkurrierende Zuständigkeit, Bund behält sein
Vertragsschlussrecht- arg: Wortlaut Art. 32 III GG „können“, daneben noch
Kompetenz des Bundes denkbar- arg: Regel-Ausnahmeverhältnis zu Art. 32 I GG,
daher sind die Kompetenzen des Bundes weit auszulegen
- arg: teleologisch: Einheit des Bundesstaates, koheränte Außenpolitik
- ggarg: Durchrechung des Bundesstaatsprinzips- ggarg: Mißbrauchsgefahr
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- föderalistische / süddeutsche Lösung- Vertragsschlusskompetenz ausschließlich bei den Ländern- arg: systematisch: Regel-Ausnahme Verhältnis zu Art. 30 GG
zwingt zur engen Auslegung des Art. 32 GG (str.)- arg: systematisch: Art. 20 III GG Bundesstaatlichkeit- arg: systematisch: jedenfalls in der Präambel des GG
Eigenstaatlichkeit der Länder- arg: historisch: Vergleich zu Art. 78 WRV (str.)- arg: teleologisch: Art. 32 III GG soll die Kompetenzen der Länder
retten und das Bundesstaatsprinzip auch nach außen projizieren- ggarg: keine einheitliche Außenpolitik möglich
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- Lindauer Abkommen: Änderungen der Kompetenzvorschriften?
- [Verständigung zwischen der Bundesregierung und den Staatskanzleien der Länder über das Vertragsschließungsrecht des Bundes vom 14.11.1957]
- Durch das Abkommen selbst?- Bewusst keine Rechtsverbindlichkeit „Verständigung“- Verfassungsgewohnheitsrecht
- Figur umstritten, wenn dann praeter constitutionem- Selbst wenn es Verfassungsgewohnheitsrecht gibt, fehlte hier wohl
die opinio juris, siehe Ziff. 1
- Mithin keine Modifikation durch das Lindauer Abkommen möglich
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Folgt man der gemäßigten zentralistischen und der zentralistischen Lösung, ergibt sich, dass der Bund ein Recht zum Vertragsschluss hatte.
c) Zwischenergebnis
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2. Verletzung der Anhörungspflicht gemäß Art. 32 II GG
a) Bestehen der Anhörungspflicht• Anhörung als Ausprägung des Prinzips der Bundestreue
• Ratio der Anhörung: individuelle Interessenregulierung, effektiver
Einfluss auf die Entscheidung Betroffenheit: hinsichtlich des Gebiets, der Verfassung, der
Rechtslage, der wirtschaftlichen Interessen
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Zusatzfrage:
I. Grundsatz: Landeshoheit
Nach der gemäßigten zentralistischen Lösung ist der Bund für den Vertragsschluss und das Land für die Umsetzung zuständig
II. Einschränkung: Grundsatz zu bundesfreundlichem Verhalten
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- ratio: Wahrung föderaler Struktur VS einheitliche Repräsentation- normatives Umfeld:
- Weicht von der Regel des Art. 30 GG ab [Verhältnis der Normen umstritten]- lex generalis zu: Art. 23, 24, 24 I a GG- Art. 59 GG: Organkompetenz
- „auswärtige Staaten“- weite Auslegung, auch andere Völkerrechtssubjekte wie Internationale Organisationen,
soweit diese völkerrechtliche Verträge abschließen können- arg.: der historische Gesetzgeber hat diese Änderung noch nicht vorausgesehen- Konkordatsurteil des Bundesverfassungsgerichts: nur völkerrechtssubjekte mit staatlichem
Charakter- Verträge:
- nach h.M. auch Verwaltungsabkommen
- Pflege der auswärtigen Beziehungen- nicht nur völkerrechtsförmlich: auch diplomatische Beziehungen, konsularischer Verkehr,
politische Beziehungen- Vertragsschluss: Art. 32 III GG
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Systematische Ergänzung Art. 37 GG- Ratio: Sicherung der Bundesstaatlichen
Ordnung ggü den Ländern- Keine Subsidiarität zu anderen Maßnahmen- Maßnahmen dürfen keinen pönalen Charakter
haben, aber keine Verhältnismäßigkeit- Weisungsrecht aus Art. 37 S. 2