„Das Interesse an UV-härtenden Primern wächst“

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tion einen deutlich höheren Fest-körperanteil und damit einenviel niedrigeren Lösemittel-gehalt. Dies interessiert dieBeschichter mit ihren effektivenAbgasverbrennungsanlagenzwar nur marginal, doch alsZusatzeffekt ergab sich, dass dieBeschichtungsgeschwindigkeiterhöht werden kann.

JOT: Wo liegt der Schwerpunktbei der Primerentwicklungheute?Stewing: Wir verfolgen zweiAnsätze bei der Primerentwick-lung. Der erste fokussiert sichauf die Weiterentwicklung derbestehenden, konventionellenSysteme. Hier wollen wir in denPrimer zusätzliche Eigenschaf-ten wie verbesserten Kanten-schutz oder die Übernahme vonVorbehandlungsfunktionenintegrieren. Die zweite Ent-wicklung befasst sich mit sogenannten strahlenhärtendenSystemen. Hier verfügen wirbereits über UV-Primer, diedirekt auf der Metalloberflächehaften und mit Hilfe von ultra-violettem Licht aushärten. Mitdiesem neuen Primerkonzeptkann eine Zusammenführungder Prozessschritte „Verzin-

Bewitterungsanforderungen fürBauaußenanwendungen erfüllt,musste erst aufgebaut werden.Dieser Durchbruch gelang unsdann mit dem chromfreien Uni-versalprimer, der sogar, wie wirheute wissen, mit einer chro-matfreien Vorbehandlung bes-sere Korrosionsschutzergebnisseauf verzinkten Stahloberflächenerzielt als chromathaltige Pri-mer.

JOT: Welchen Vorteil hat einUniversalprimer?Stewing: Der Vorteil liegt in derProzessvereinfachung beimBandbeschichter. Durch den Ein-satz nur eines Primersystems füralle Substrate und Decklacke –Ausnahme: Plastisole – ergebensich deutliche Komplexitäts- undKostenersparnisse.

Die nochmals verbessertenEigenschaften in dieser neuendritten Generation Universal-primer erzielen wir durch hoch-molekulare Polyesterharze, neuePigmente und Substanzen, dienicht nur chromatfrei, sonderngänzlich frei von Schwermetal-len und krebserregenden Stoffensind. Der Universalprimer hatim Vergleich zur ersten Genera-

JOT: Herr Stewing, als vor 20Jahren die EU-Altauto- und dieElektro- und Elektronikschrott-verordnung noch in weiter Ferne lagen, wurde bei BASFCoatings schon ein chrom-freier Primer entwickelt. Wolag die Motivation für dieseInitiative?Stewing: Einfach gesagt, gab esMitarbeiter, die eine Idee hattenund diese gemeinsam mit Part-nern konsequent verfolgt haben,auch wenn zu diesem Zeitpunkteine Beschränkung chromat-haltiger Systeme noch gar nichtabsehbar war. Gleichzeitig ist zubetonen, dass unsere Unterneh-mensphilosophie bewusst aufden Verzicht gesundheitsgefähr-dender Einsatzstoffe ausgerichtetist. Chromate standen schon lan-ge im Verdacht, krebserzeugendzu sein. Im Fall der Entwicklungdes chromatfreien Primers konn-te beiden Aspekten Folge geleis-tet werden.

JOT: Wie reagierte der Marktdarauf? Stewing: Skeptisch! Die chro-matfreien Systeme wurden zuerstnur in der Hausgeräteindustrieeingesetzt. Das Vertrauen, dassein solches Material auch die

Thomas Stewing: „Der Trendbei den Bandbeschichtungs-prozessen geht eindeutig zugeringerer Komplexität. Dabeiwerden Technologien, die dieseBestrebungen unterstützen,zum Beispiel strahlenhärtendeSysteme, sicher eine wichtigeRolle spielen.“

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Einige wenige Unternehmen in der Coil-Coating-Branche haben schon frühzeitig auf Umweltverträglichkeit gesetzt und Chromate weitgehend aus ihren Produkten verbannt. Zu den Vorreitern bei den chromfreien Primern gehört BASF Coatings in Münster. Über die aktuellen Entwicklungen sprach JOT mit Thomas Stewing, dem Leiterder Geschäftseinheit Precoatings bei BASF Coatings.

Chromfreie Primer

„Das Interesse an UV-härtendenPrimern wächst“

prüft. Wir rechnen damit, dassin 2007 erste Produktionsanla-gen auf die UV-Technologieumgestellt werden.

JOT: Die Bandbeschichtungliegt in Europa und Asien tra-ditionell in der Hand derBeschichter. Nun hat abergerade in der Stahlbranche einKonzentrationsprozess einge-setzt, mit dem die Anzahl derUnternehmen immer kleinerwird. Wie wird sich dies aufdie Innovationsfähigkeit unddie Einführung neuer Techno-logien auswirken?Stewing: In Folge des Konzen-trationsprozesses wird die ge-samte Branche weitere Syner-giepotenziale zu identifizieren

kung“ und „Primern“ erfolgenund somit der Beschichtungs-prozess weiter vereinfacht wer-den. Allerdings fordert derSchritt zur Strahlenhärtungeine komplette Abkehr von tra-ditionellen Harzen und ihrerVernetzungschemie; er bietetaber auch die Möglichkeit, dieorganischen Lösemittel aus demProzess zu eliminieren.

JOT: Wie hoch schätzen Sie dieBereitschaft in der Coil-Coa-ting-Branche ein, neue Tech-nologien wie die Strahlenhär-tung zu integrieren?Stewing: Unsere Kunden zei-gen reges Interesse an der UV-Technologie. Zurzeit wird unserUV-Primerkonzept intensiv ge-

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suchen. Für die Bandbeschich-tungsprozesse kann das heißen,dass Prozesse ständig weiteroptimiert beziehungsweise auchspezialisiert werden. Der Trendgeht unseres Erachtens eindeu-tig zu geringerer Komplexität.Dabei werden Technologien, diediese Bestrebungen unterstüt-zen, zum Beispiel strahlenhär-tende Systeme, sicher eine wich-tige Rolle spielen.

JOT: Wie wird sich der Kon-zentrationsprozess auf dieZulieferindustrie auswirken?Stewing: Die Zulieferer müssensich auf Kunden mit immer grö-ßerem Einkaufspotenzial undveränderten Bedürfnissen ein-stellen. Hierzu zählt zum Bei-

spiel das Zurverfügungstellenvon global identischen Techno-logien, Produkten und Dienst-leistungen. Gleichzeitig mussaber auch die Flexibilität fürlokale Lösungen gegeben sein.Auch die Anforderungen an dieInnovationsfähigkeit werden,wie oben erwähnt, merklich stei-gen. Insgesamt gilt es, sichbereits heute auf diese sich ver-ändernden Anforderungen ein-zustellen. Wir sehen das alsgroße Chance für die nochintensivere Zusammenarbeit mitunseren Kunden, verfügen wirdoch als Gesamtunternehmenüber erhebliche Erfahrungen imUmgang mit globalen Kunden,zum Beispiel mit den Automo-bilherstellern. (AJA)