Der Aronstab – Vorsicht Falle!

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236 | Pharm. Unserer Zeit | 3/2007 (36) www.pharmuz.de © 2007 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

PR E SS E M I T T E I LU N G |Neue Informations-Broschüre

P F L A N Z E N P O R T R A I T |Der Aronstab – Vorsicht Falle!

Die Aronstabgewächse (Familie Ara-ceae) sind ein überwiegend pantro-pisch verbreiteter, von lilien- bzw.palmartigen Pflanzen abstammenderVerwandtschaftskreis, der Sippenvon sehr unterschiedlichem Habituszusammenfasst: Von Kletterpflanzenbis zu freischwimmenden Wasser-pflanzen reicht die morphologischeSpanne, viele der rund 2500 Artenenthalten Milchsaft (Latex). Auch dieBlattform ist untypisch für Vertreterder Einkeimblättrigen Blütenpflan-zen, sind diese doch oftmals deutlichund lang gestielt, sehr groß undnetzadrig.

Der bei uns einheimische, imFrühjahr blühende, einhäusige Ge-fleckte Aronstab (Arum maculatum)ist eine ausdauernde krautige Pflanze(Knollengeophyt) schattiger undkrautreicher Laubwälder auf frischen,nährstoffreichen Böden. Aus einemunterirdischen, knolligen, weißlichenWurzelstock entspringen lang gestiel-te, breite, pfeilförmige und glänzen-de Blätter. Die Verbindung des deut-schen Pflanzennamens mit demalttestamentarischen HohepriesterAaron ist rein volksetymologischbegründet und resultiert aus derÄhnlichkeit zwischen der Form deskolbigen Blütenstands und demergrünenden Stab des Bruders vonMoses. Der wissenschaftliche Gat-tungsname Arum ist schon sehr altund wurde bereits in der Antike fürverschiedene Aronstabgewächse ver-wendet. Das Epitheton maculatumbezieht sich auf die rote Fleckungder Blätter, wobei dieses Merkmalnur bei den im Norden und im ozea-nischen Bereich vorkommendenPflanzen auftritt und auf einen Über-schuss von Anthocyan zurückgeht.Die am weitesten verbreitete diploi-de Form hat dagegen ungefleckteBlätter.

Der für die Aronstabgewächse sotypische Blütenstand ist ein braun-

violetter, an der Spitze keulenför-miger Kolben, der von einem Hoch-blatt (Spatha) tütenförmig umgebenist (Abb. 1). Dieses ist beim Ge-fleckten Aronstab grünlich-weiß unddient als Schauapparat der Fern-anlockung von Blütenbesuchern. Esumgibt die Infloreszenz im unteren,Blüten tragenden Abschnitt sehrdicht und öffnet sich dann nachobenhin. Die stark reduzierten Blü-ten befinden sich an der Basis desKolbens. Zuunterst stehen die nuraus einem Fruchtknoten bestehen-den fertilen weiblichen Blüten, ge-folgt von sterilen, borstenförmigenweiblichen Blüten. Darüber stehendie zahlreichen männlichen Blüten indichter Packung, auf die wieder steri-le und zu Borsten reduzierte männli-che Blüten folgen. Aufgrund erhöhterStoffwechseltätigkeit des sehr stärke-reichen Kolbens kommt es in denAbendstunden zu einer Erhöhungder Temperatur, wobei durch dieWärme die Freisetzung von Methyl-aminen gefördert wird, deren unan-genehmer harn- bzw. aasartiger Ge-ruch Schmetterlingsmücken der Gat-tung Psychoda anlockt. Aufgrund derdurch das Vorhandensein von Öl-tröpfchen ausgesprochen glatten In-nenwand der Spatha und den nachunten gebogenen Borstenhaarenwird den angelockten Bestäubern derRückweg verwehrt. Allerdings ent-schädigt die Kesselfalle des Aronstabsdie gefangenen Kleininsekten mit derBereitstellung eines sehr zucker-reichen Narbensekrets, das von denweiblichen Blüten abgeschiedenwird. Durch die ausgeprägte Protero-gynie der Pflanze sind zunächst diebasalen weiblichen Blüten fertil, sodass die mit Pollen beladenen Insek-ten diese bestäuben. Über Nachtschrumpfen die Borstenhaare und ge-ben den Rückweg frei, wobei die In-sekten die dann geöffneten männli-chen Blüten passieren, wo sie sicherneut mit Pollen beladen. Nach derBefruchtung sterben die oberirdi-schen Pflanzenteile ab, dann ist nurnoch der Fruchtstand mit den an-fangs grünen, später durch Carotinoi-de rot gefärbten (Abb. 2), ledrigen

Die Broschüre “Als Patient in einerklinischen Studie” ist für Patientengedacht, die die Teilnahme an einerArzneimittelstudie erwägen – und alsHilfsmittel für den Arzt, der Patien-ten auf eine Teilnahmemöglichkeitanspricht. Sie erläutert, wozu Studiendienen, wie sie ablaufen, was Patien-ten von der Teilnahme haben, wiesie abgesichert und wie ihre Datengeschützt sind. Ein Kapitel erläutertgenetische Untersuchungen, wie siein zunehmendem Maße bei Arznei-mittelstudien begleitend durchge-führt werden, um die individuellemedikamentöse Behandlung späterwirksamer und sicherer zu machen.

Patienten, Ärzte und alle Interes-sierten können die Broschüre kosten-frei beim Verband Forschender Arz-neimittelhersteller e.V. beziehen.

KO N TA K T |Verband Forschender Arzneimittel-hersteller e.V.,Hausvogteiplatz 13, 10117 Berlin Unter www.vfa.de/publikationenkann man die Broschüre direkt ausdem Internet herunterladen.

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A B B . 2 Frucht-stand von Arummaculatum mitden von VögelnausgebreitetenBeeren.

zahlreicher Vertreter dieser Familieals beliebte Zimmerpflanzen wie z.B.die Flamingoblume (Anthurium),das Fensterblatt (Monstera) oder dieDieffenbachia. Aber auch andereArum-Arten werden bei uns in denGärten gepflanzt, von wo sie dannauf benachbarten Flächen verwildertanzutreffen sind, wie z.B. der wegenseiner dekorativen weißen Blattade-rung kultivierte Arum italicum amRande einer Industriebrache inMannheim.

Thomas Junghans, Borchen

Beeren zu sehen, die von Vögeln aus-gebreitet werden.

Die ganze Pflanze ist durch eindem Coniin ähnlichen Alkaloid giftigund enthält in allen Teilen Oxalsäure.Mittels Kristallnadeln aus Calciumo-xalat, den so genannten Raphiden,dringt das Gift bei einer Verletzungder Schleimhäute nach Berührung indie Haut ein, was zu Reizung undBlasenbildung führt und eine garnicht seltene Todesursache für Wei-devieh darstellt. Aronstabgewächsewurden schon im Altertum von Dios-kurides zu Heilzwecken genutzt. An-gewendet wird der getrocknete Wur-zelstock in der Homöopathie gegenSchnupfen, Kehlkopfkatarrh, Stimm-bandreizungen und auch gegenScharlach, Mumps und Masern, dieaufgelegten Blätter fördern dieWundheilung. In Notzeiten wurdendie sehr stärkereichen Wurzelknollen– durch Kochen entgiftet – auch beiuns als Nahrungsmittel verwendet.Von beträchtlichem wirtschaftlichemWert ist vor allem auch die Nutzung

A B B . 1 Der inmitteleuro-päischen Laub-wäldern weit ver-breitete GefleckteAronstab Arummaculatum.