Post on 13-Aug-2020
118 FORSCHUNG NIEDEROSTERREICH
Die Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft ist ein Thema, das stetig an Wichtigkeit gewinnt. Erfolgreiche neue Spin-offs zeigen, wie es geht.
Dass es für den Wirtschaftsstandort Vorteile bringt, wenn Forschung und Techno
logie wirtschaftlich umgesetzt werden, ist längst kein Geheimnis mehr. Und es gibt noch viel ungenutztes Potenzial an denUniversitätenundFach-hochschulen. Denn erst in den letzten Jahren wurden verstärkt Maßnahmen gesetzt, um das Umfeld, das Bewusst-sein und auch die Finanzierung für Spinn-off-Gründungen zu schaffen. Eine neue Spin-off-Initiative des Landes Niederösterreich will genau hier ansetzen. Es soll ein weiterer Schritt gesetzt werden, damit aus den Ideen und Forschungsergebnissen der Wissenschafter erfolgversprechende Gründungen entstehen. Federführend ist dabei das Accent Gründerservice. Da nicht jedes Projekt gleich ist, wird Wert auf eine maßgeschneiderte Begleitung gelegt. Ein individueller Finanzierungsmix und die Bereitstellung von Fördergeldern geben den Spin-offs den ersten Schub. Dadurch werden technologische Entwicklungeneffektiv und nachhaltig umgesetzt.
Der Venture-Capital-Geber „tecnet equity" bietet wachstumsorientierten Unternehmen Eigenkapital in Form von Beteiligungen. Finanziert wird die Entwicklung von Business-Ideen, Innovationen und Technologie.
FORSCHUNGSDIENSTLEISTER. Eine
besonders erfolgreiche Gründung, die aus einer Forschungseinrichtung hervorging ist sicher die Aerospace & Advanced Composites GmbH. Im Oktober 2 010 wurde AAC als Spin-off von Wissenschaftlern des Forschungszentrums AIT gegründet. „Durch eine Neuausrichtung des AIT war eine Reorganisation eines Teilbereiches vorgegeben. AAC wurde als eigene Firma gestartet, Mitarbeiter, Laborausstattung und Projekte wurden übernommen", so AAC-Geschäfts-führer Norbert Gamsjäger. „Wirprüfen Werkstoffe und Komponenten für Raumfahrt, Luftfahrt und sonstige Industrieanwendungen. Ebenso werden neue Werkstoffe bzw. funktionelle Oberflächen entwickelt." AAC ist der einzige private Anbieter auf diesem
Gebiet inÖsterreich.Seitjuli2012 hat die Firma mit 25 Mitarbeitern ihren Standort am TFZ Wiener Neustadt.
IONENTRIEBWERKE. A M R Propulsi
on Innovations ist ein Spin-off der Fotec Forschungs- und Technologietransfer GmbH. Fotec entwickelt seit fast 15 Jahren im Auftrag der ESA Indium betriebene Ionentriebwerke, die es wissenschaftlichen Satelliten ermöglichen, ihre Position höchst genau auszurichten. „In AMR Propulsion Innovations versuchen wir, diese Technologie abseits von wissenschaftlichen Missionen zu vermarkten. Der sogenannte New-Space-Markt, getrieben von Firmen wie SpaceX in den USA, geht neue Wege in der Nutzung des Weltraums, indem anstelle eines einzelnen teuren Satelliten eine Vielzahl von Kleinstsatelliten gebaut werden. Wir haben rechtzeitig erkannt, dass daraus ein Bedarf an Hunderten Triebwerken pro Jahr entstehen wird, herkömmliche Technologien sind hier viel zu groß und zu teuer", so Alexander Reissner, Gründer und CEO »
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w.observer.at
Kurier Magazin
Wien, am 21.02.2017, Nr: NÖ, 1x/Jahr, Seite: 118,120Druckauflage: 20 000, Größe: 89,7%, easyAPQ: _
Auftr.: 3319, Clip: 10368364, SB: TFZ Wiener Neustadt
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der AMR Propulsion Innovations GmbH. „Wir haben daher basierend auf dem großen Technologie-Vorsprung der Fotec ein Produkt entwickelt, das nun eine höchst kompetitive Lösung darstellt. Gleich nach Gründung der Firma wurden bereits die ersten Triebwerke verkauft, wobei der Kunde alle verfügbare Technologien miteinanderverglichenundsichfürden IFM Nano Thruster entschieden hat."
HILFE FÜR LANDWIRTE. F a r m d o k h a t
ein einfaches System für Bauern entwickelt, das eine Dokumentation der Tätigkeiten und eine automatisierte Umsetzung für Förderformulare vorsieht. Der Landwirt zeichnet direkt bei der Arbeit am Feld mit dem Smart -phone seine Produktionstätigkeiten auf und schafft so die Datengrundlage für die gesetzlich vorgeschriebene Dokumentation sowie für betriebliche Entscheidungen. Einzigartig ist die Auswertung des GPS-Fahrmusters. Es ermöglicht, notwendige Informationen wie Feld und bearbeitete Fläche, Zeit und Betriebsmittelmengen automatisch zu ermitteln. Farmdok-Geschäftsführer Andreas Prankl: „Mit dem Standort Wieselburg hatten wir von Anfang an gute Voraussetzungen. In fruchtbaren Diskussionen und Forschungsprojekten gemeinsam mit dem Francisco Josephinum konnten erste Innovationen geschaffen werden. Die Entwicklung der Technologie wurdedurch einHochtechnologie-Förderprogramm des Austria Wirtschaftsservice unterstützt und ist zwischenzeitlich zur Patentanmeldung eingereicht. Accent und das Technopolnetzwerk der Ecoplus begleiten
DerVirtual-Reali-ty-Fahrschulsimu-
lator Motex entstand während des
Projektsemesters an der Fachhochschule St. Polten
uns seit Heranreifen der Idee zum Unternehmen."
FAHRSCHULSIMULATOR. Motex ent
stand während des Projektsemesters als Teil des Bachelorstudiums Medientechnik an der Fachhochschule St. Polten. Die grundlegende Idee ist ein Virtual-Reality-Fahrschulsimula-tor, der Fahrschüler beim Erlernen des Verkehrssinnes unterstützt und eine hochwertigere und moderne Führerscheinausbildung ermöglicht. „Schon in einer sehr frühen Phase des Projektes erkannten wir das Potenzial unseres Produktes und entschieden uns, das Projekt im Rahmen des Masterstudiums .Digitale Medientechnologien' weiterzuentwickeln und auszubauen", so Motex-Gründer Peter Alexander Kopciak. Motex soll als Ergänzung der Fahrschulausbildung zum Einsatz kommen. Fahrschulen können den Simulator kaufen oder mieten, um so die Qualität ihrer Ausbildung zu steigern. „Wir konnten nicht nur von der Infrastruktur der FH und der Expertise derLektorenprofitie-ren, sondern auch eigene Forschungen betreiben. An unserer FH ist Selbstständigkeit ein großes Thema und wird inunterschiedlichenLehrveranstaltun-gen und Bereichen des Masterstudiums behandelt", so Kopciak.
APP FÜR SELBSTVERSORGER. Harvie
ist eine App für Gemüsezüchter. Die Idee wurde im Laufe des Medienmanagement-Studiums an der FH St. Polten geboren. „Zwei Kolleginnen und ichhaben2015 überlegt, wie wirunsere Interessen Gärtnerei, Selbstversorgung und Nachhaltigkeit durch die im
Studium angeeigneten Kompetenzen zu einem nützlichen Medienprojekt vereinen. Jetzt kommt Harvie pünktlich zum Start der Gemüsesaison 2017 in die App-Stores", erklärt Stefan Sum-mesberger. „Wer Harvie nutzt, muss keine fünf Suchanfragen starten, zwei Bücher lesen, drei Zeitschriften sowie zehn Kanäle auf YouTube und Facebook abonnieren, um realistische Ernteziele zu erreichen. Wir bereiten die erforderliche Information zeitgemäß auf: als interaktive App mit Gami-fication-Ansätzen, als Videos, Fotos, Grafiken, Texte und als Inhalte, die über Social Media geteilt werden können." Harvie ist als stetig wachsendes und lernendes Ökosystem konzipiert, das gemeinsam mit den Usern weiterentwickelt werden soll. Die App greift damit den starken Trend zur nachhaltigen Selbstversorgung auf und dient Unternehmen in diesem Bereich als Werbeplattform. Nach der erfolgreichen Präsentation meldete sich ein siebenköpfiges Team an talentierten und motivierten Software-Developern aus dem Studiengang Medientechnik. „Mit diesem Dreamteam stellten mein Mitgründer Jürgen Herler und ich die erste Version fertig. Dies kommt einer Anschubfinanzierung für unser Projekt gleich — nicht nur, weil die Idee zum Produkt wird, sondern auch, weil man an Glaubwürdigkeit gegenüber Fördergebern, potenziellen Investoren und zukünftigen Kunden gewinnt."
- HERTA SCHEIDINGER
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