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Einführung in die Phonetik und Phonologie

Sitzung 6

Phonologische Prozesse (Übungen)

Spencer, Andrew (1996): Phonology (Blackwell, Oxford), Kap. 2

/p/: [b] – intervokalisch[p] – elsewere

/p/: [b] – intervokalisch[p] – elsewere

/t/: [d] – intervokalisch[t] – elsewere

/p/: [b] – intervokalisch /k/: [g] - /V_ V[ɔ][p] – elsewere [q] - /V[a]_#

/t/: [d] – intervokalisch [c] - /#_V[i,e][t] – elsewere [ɟ] - /V_ V [i, ɛ, e]

[k] - elsewere

/p/: [b] – intervokalisch /k/: [g] - /V_ V[ɔ] /n/: [ŋ] - /V_k[p] – elsewere [q] - /V[a]_# [m] - /V_C[p,f]

/t/: [d] – intervokalisch [c] - /#_V[i,e] [n] - elsewere[t] – elsewere [ɟ] - /V_ V [i, ɛ, e] /f/, /s/, /l/

[k] - elsewere

• strukturelle (kategoriale) Änderung eines Lautes abhängig von einer bestimmten Situation

• sowohl synchronals auch diachron• Ursachen -Kontext, Sprechstil, Morphologie, Koartikulation, Reduktion• beteiligt sind: die Menge der Laute (Phoneme), auf die der Prozess

angewendet wirddie Menge der dabei erzeugten Laute (Phoneme)

die Bedingungen, unter der der Prozess aktiviert wird• phonologische Grundprozesse

- Assimilation und Dissimilation- Elision, Epenthese- Neutralisierung- Lenisierung und Fortisierung- Methatese

Phonologische Prozesse (Spencer, 1996, Kap. 2)

Phonologische Prozesse (Spencer, 1996, Kap. 2)

Assimilation: • Angleichung von Lauten (lat. assimilare angleichen)• regressiv vs. progressiv• partielle (teilweise) vs. totale (vollständige) - Assimilation einzelner

bzw. aller Merkmale eines Lautes• Kontaktassimilation bzw. Fernassimilation - Assimilation unmittelbar

benachbarter bzw. nicht unmittelbar benachbarter Laute

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Assimilationen – Beispiel:

Phonologische Prozesse (Spencer, 1996, Kap. 2)

Dissimilation:• Ein Prozess, der Laute kontrastiert, d.h. einander weniger ähnlich

macht (lat. dissimilare unähnlich machen)• das direkte Gegenstück zu Assimilation• regressiv vs. progressiv; partiell vs. total• eher ein seltener Prozess in den Sprachen der Welt

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Dissimilationen – Beispiele:

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Dissimilationen – Beispiel:

Phonologische Prozesse (Spencer, 1996, Kap. 2)

Epenthese:• Einfügen eines Vokals („Sprossvokal“) oder eines Konsonanten

(„Sprosskonsonant“) in eine lautliche Äußerung• Dienen dazu, die Aussprache zu erleichtern bzw. zu ermöglichen.

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Epenthese – Beispiel:

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Epenthese – Beispiel:

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Epenthese – Beispiel:

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Epenthese – Beispiel:

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Epenthese – Beispiel:

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Epenthese – Beispiel:

Phonologische Prozesse (Spencer, 1996, Kap. 2)

Elision (Tilgung): • Vollständige Unterdrückung eines Lautes• ein Reduktionsprozeß, bei dem die Dauer des betroffenen Lautes auf

Null reduziert wird• der betroffene Laut verschwindet damit vollständig und wird auch aus

dem artikulatorischen Plan für die Äußerung entfernt• dies schafft Raum für weitere phonologische Prozesse (wie

Assimilation), die durch die Elision erst ermöglicht werden

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Elision (Tilgung) – Beispiel:

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Elision (Tilgung) – Beispiel:

Stamm+ [in] Stamm+ [ur]

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Neutralisierung – Beispiel:

Phonologische Prozesse (Spencer, 1996, Kap. 2)Lenisierung: • (fortschreitende) Erweichung (Schwächung) eines Konsonanten, die

bis hin zur Elision führen kann • stl. (fortis) Obstruent -> sth. (lenis) Obstruent• Plosiv -> Frikativ -> Approximant -> ∅• Plosiv stl. asp. -> stl. -> sth. -> ∅• Geminate -> einfacher Konsonant

Fortisierung:• führt zu Verstärkung von Konsonanten• relativ seltener Prozess

Phonologische Prozesse (Spencer, 1996, Kap. 2)Metathese: • Umstellung von Lauten innerhalb einer Domäne• ABC -> ACB• Kleinblittersdorf vs. Grossbliederstroff

[d][ ɔ][r][f] ---------> [t][r][ ɔ][f]1 2 3 4 1 3 2 4

Ein Beispiel für die reguläre Metathese liefert die Sprache Zoque, in der das Possessivpronomen „sein“ als Präfix /j/ realisiert wird:

/j+pata/ [pjata] „seine Matte“/j+gaju/ [gjaju] „sein Hahn“/j+faha/ [fjaha] „sein Gürtel“/j+atsi/ [jatsi] „seine älterer Bruder“

Um die Aussprache der flektierten Form zu ermöglichen, tauschen [j] und der initiale Stammkonsonant die Plätze.

Phonologische Prozesse (Spencer, 1996, Kap. 2)

Derivation: UR=>Derivation=>SR

• Ein phonologischer Prozess bringt es mit sich, dass von dem gleichen Wort mehrere Ausspracheformen nebeneinander bestehen

• Grundform //underlying form/representation/UR//: die Ausspracheform vor Einsetzen eines phonologischen Prozesses //faɪv//

• abgeleitete Form [surface form/representation, SR; derived form]: dieAusspracheform nach Ablauf eines phonologischen Prozesses [faɪfpast]

• Ableitung [derivaton]:der Prozess, der die UR in die SR überführt

• RegelanordnungWenn mehrere Regeln angewendet werden

Phonologische Prozesse (Spencer, 1996, Kap. 2)Umgebung, KontextA -> B/X__YX und Y sind die Auslöser (trigger/conditioning sounds) für den ProzessNatürliche Klasse (natural grouping/natural class)Eine Gruppe von Lauten, die demselben Prozess unterliegen

AlternationVeränderung der Ausprache einer Wortform in unterschiedlichen KontextenAlternantsZwei bzw. mehrere Ausprachen einer Wortform je nach Kontext

Phonologische Prozesse (Spencer, 1996, Kap. 2)

Lexikalischer Prozess (Pluralbildung im Englischen, Umlaut im Deutschen)

• Teil der Beziehung zwischen Morphologie und Phonologie einer Sprache

• betrifft nicht alle Wortformen, sondern nur die, die an ihm Teilnehmen

• Morphophonologie, lexikale Phonologie

Postlexikalischer Prozess (Auslautverhärtung, Aspiration)• läuft quasi automatisch, unbewußt• Teil der Artikulation (einer Sprache bzw. universell)• kennt keine Ausnahmen• postlexikale Phonologie, Phrasenphonologie

Phonologische Prozesse - ÜbungenProblem 1: Latein

Nomminativ Genitiv

1. fíliks fílikis fern2. lápis lápidis stone3. ádeps ádipis fat4. ápeks ápikis top

a) Erklärt die Alternantionen in den Stammvokalen.b) Was für eine phonologische Umgebung bedingt diese Änderung?c) Welcher phonologischer Prozess funktioniert hier?

Phonologische Prozesse - ÜbungenProblem 1: Latein

Nominativ Genitiv

1. fíliks fílikis fern2. lápis lápidis stone3. ádeps ádipis fat4. ápeks ápikis top

der e-i-Kontrast in der Genitivform ist aufgehoben -> Neutralisation

Phonologische Prozesse - ÜbungenProblem 2: Yoruba

Stamm Present Progressive1. kuro ŋkuro stop2. raʃɔ nraʃɔ buy a dress3. wi ŋwi say4. lɔ nlɔ go5. badʒɛ mbadʒɛ spoil6. fibanudʒɛ mfibanudʒɛ to be sad7. tɛjɔnrin ntɛjɔnrin press sand

a) welche ist die UR von dem Present Progressive Präfixb) welcher Prozess opperiert hierc) wie lauten die Present Progressive Formen der folgenden Stämme:8. kɔ write9. ba hide10. wa seek

Phonologische Prozesse - ÜbungenProblem 2: Yoruba

Stamm Present Progressive1. kuro ŋkuro stop2. raʃɔ nraʃɔ buy a dress3. wi ŋwi say4. lɔ nlɔ go5. badʒɛ mbadʒɛ spoil6. fibanudʒɛ mfibanudʒɛ to be sad7. tɛjɔnrin ntɛjɔnrin press sand

a) welche ist die UR von dem Present Progressive Präfix - /n/b) welcher Prozess opperiert hier - Assimilation, partiell, regressivc) wie lauten die Present Progressive Formen der folgenden Stämme:8. kɔ ŋkɔ write9. ba mba hide10. wa ŋwa seek

Phonologische Prozesse - ÜbungenProblem 3: Türkisch

A. NomenNominativ Genitiv

1. tʃil t ʃilin strawberry2. zil zilin bell3. ev evin house4. køpe køpejin dog

B. VerbAffirmative Negative

5. gelmek gelmemek to come6. geliz gelmejiz we come

a) Wie werden 2 von den Formen modifiziert?b) In welcher Umgebung findet dies statt?c) Welcher Prozess ist das?

Phonologische Prozesse - ÜbungenProblem 3: Türkisch

A. NomenNominativ Genitiv

1. tʃil t ʃilin strawberry2. zil zilin bell3. ev evin house4. køpe køpejin dog

B. VerbAffirmative Negative

5. gelmek gelmemek to come6. geliz gelmejiz we come

a) Wie werden 2 von den Formen modifiziert? - Konsonanteneinfügung b) In welcher Umgebung findet dies statt? - zwischen Vokalenc) Welcher Prozess ist das? - Silbenstrukturprozess, Epenthese

Phonologische Prozesse - ÜbungenProblem 4: Yawelmani

Dubitative Aorist1. xatal xathin eat2. gijal gijhin touch3. me:kal mekhin swallow4. sa:pal saphin burn5. ʒamlal ʒa:milhin help6. sental se:nithin smell

a) Hier finden 2 phonologische Prozesse statt. Welche? b) Wodurch ist ein jeder Prozess bedingt?

Phonologische Prozesse - ÜbungenProblem 4: Yawelmani

Dubitative Aorist1. xatal xathin eat2. gijal gijhin touch3. me:kal mekhin swallow4. sa:pal saphin burn

5. ʒamlal ʒa:milhin help6. sental se:nithin smell

ʒaml + hin --> ʒa:mil+hinsent + hin --> se:nit + hin

a) Vokaleinfügung (Epenthese). b) Silbenstruktur: CCC nicht möglich.

Phonologische Prozesse - ÜbungenProblem 4: Yawelmani

Dubitative Aorist1. xatal xathin eat2. gijal gijhin touch

3. me:kal mekhin swallow4. sa:pal saphin burn5. ʒamlal ʒa:milhin help6. sental se:nithin smell

a) Vokaldehnung bzw. -kürzung? b) Ein Vokal, gefolgt von zwei Konsonanten, kann nicht lang sein.

Das Phonem – Wiederholung!

Definition: Kleinste bedeutungsunterscheidende Einheit

Beweisführung: Durch Minimalpaarenachweisbar.D.h., Wortpaare (isolierbare Äußerungsteile), diesich in nur einem Laut unterscheiden.

Beispiele: mein Hutvs. dein Hut → /m/ ≠ /d/

mein Sackvs. mein Pack→ /z/ ≠ /p/

Notationskonvention: Phonemewerden normalerweise zwischen

Schrägstriche gesetzt. PhonetischeAngaben werden ineckige Klammern gesetzt ([b], [l], [m])

Hausaufgabe• Balantak zeigt das folgende Verhalten bei Präfigierung

(Präfix in der Bedeutung von „eins“):

Hausaufgabe1. Geben Sie die Alternanten für das Präfix an und listen Sie

die initialen Segmente des Stammes auf, vor dem sie auftreten.

2. Welches Allomorph sehen Sie als zugrundeliegend an? Begründen Sie Ihre Entscheidung.

3. Bilden Sie die präfigierten Formen für „fiːlos“, „urbal“ und „ɲale“