Enorme Wirtschaftskraft, gefragter Beschäftigungssektor

Post on 23-Dec-2016

213 views 1 download

Transcript of Enorme Wirtschaftskraft, gefragter Beschäftigungssektor

politik 35

DFZ 12 · 2013

© iS

tock

/ th

inks

tock

phot

os.c

om

Freie Berufe/Selbstständige

Enorme Wirtschaftskraft, gefragter BeschäftigungssektorDie freien Berufe und die Selbstständigen sind unverändert ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und Wachstumsmotor in Deutschland. Nach den jüngsten Ermittlungen des Statistischen Bundesam-tes und Analysen des Instituts der Freien Berufe (IFB) an der Universität Nürnberg-Erlangen gab es zum Jahresanfang 2013 in Deutschland 1.229.000 Selbstständige in den freien Berufen. Darunter stellt die Gruppe der akademischen Heilberufe mit 377.000 Berufsaktiven den größten Anteil. Es folgen die freien rechts- und steuerberatenden Berufe mit 333.000 Angehörigen, dann in der Sparte „Selbstständige in den freien Berufen“ die freien Kulturberufe und Künstler mit 296.000 Erwerbs-tätigen. An vierter Stelle rangiert die Gruppe der freien technischen und naturwissenschaftlichen Berufe mit 223.000 Personen.

Die Selbstständigen trugen mit 2.876.000 sozialversicherungs-pflichtigen Beschäftigungsverhältnissen wesentlich dazu bei, dass in diesem von Selbstständigen und Freiberuflern getra-genem Dienstleistungssektor Voll- und Überbeschäftigung herrscht. Auch bei der jüngeren Generation, insbesondere der in Praxen, Kanzleien, Ateliers und Büros beschäftigten Aus-zubildenden, ist die Zahl der Angestellten in der Ausbildung mit 123.000 relativ hoch. Die Freiberufler und Selbstständigen beschäftigten darüber hinaus zu Jahresbeginn 245.000 mitarbei-tende Familienangehörige in nichtsozialversicherungspflichti-gen Arbeitsverhältnissen. Die Zahl der Erwerbstätigen in den freien Berufen betrug rund 4,48 Millionen Personen. Allein der Gesundheitssektor hat gegenüber dem Vorjahr (2012) um rund 100.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse weiter-zugelegt und inzwischen einen Rekordstand von rund 4,6 Mil-lionen Arbeitsverhältnissen erreicht. Darin sind die klassischen freien Heilberufe, etwa Ärzte, Zahnärzte, Apotheker, einbezogen worden, aber auch angestellte Beschäftigte in Praxen, Kliniken, Laboratorien, Instituten und in der Industrie. Einbezogen sind in diese Zahlen sind auch die sogenannte Sekundär-gesundheits-industrie, etwa gewerbliche Laboratorien, die pharmazeutische Industrie und die Heilmittel- und Hilfsmittelindustrie, die Dia-gnostikaindustrie sowie die medizinisch-technische Branche.

Der Gesundheitssektor boomtDie Gesundheitsbranche boomt seit Langem: So wuchs die Zahl der Erwerbstätigen bei den freien Berufen zwischen 1977 und 2013 um 322 Prozent. Der Anteil der freien Berufe an der Gruppe der Selbstständigen beträgt zurzeit 27,9 Prozent. Die Angehöri-gen der freien Berufe, einschließlich der Selbstständigen, steuer-ten zum Bruttoinlandsprodukt rund 10,1 Prozent bei (Basis: 2010). Der Umsatz aller freien Berufe und Selbstständigen im Jahr 2012 betrug nach Berechnungen des IFB Nürnberg zirka 370 Milliarden Euro.

Zum Vergleich: Der in den Praxen der rund 60.000 Zahnärzte erwirtschaftete Gesamtumsatz belief sich 2012 auf rund 24 Mil-liarden Euro. Auf die Beschäftigten in den rund 45.000 Zahn-arztpraxen (darunter rund 37.000 Einzelpraxen) entfiel ausweis-lich der Lohnerhebung der Berufsgenossenschaft für Gesund-

heitsdienst und Wohlfahrtspflege (bgw) 2011 eine Lohnsum-me von rund 4,1 Milliarden Euro. Im Jahr 2012 beschäftig-ten die Zahnarztpraxen rund 243.000 Arbeitnehmer und rund 30.000 Auszubildende. Mitte 2012 arbeiteten 6500 Zahnärztin-nen und Zahnärzte zumindest zeitweise als Angestellte (Ende 2007: 4500). Einschließlich der Praxisinhaber unterhielten die Zahnarztpraxen Arbeitsplätze für zirka 300.000 Personen. Im Jahr 2011 betrug das Abschreibungsvolumen der freiberuflich tätigen niedergelassenen Zahnärzte rund 780 Millionen Euro. In etwa der gleichen Größenordnung investierten die Praxisin-haber in ihre Praxen, insbesondere in die Einrichtung, Ausstat-tung sowie in den Apparate- und Gerätepark. Darüber hinaus zahlten die selbstständigen Zahnärzte insgesamt 320 Millionen Euro für Fremdkapitalzinsen.

Dr. Harald Clade, freier Journalist