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Familienpolitik in Italien
13. Juli 2004
2Familienpolitik in Italien
Gliederung
3. Merkmale des italienischen Wohlfahrtsstaates
2. Entwicklung der Familienpolitik in Italien im 20. Jahrhundert
1. Allgemeine Informationen
3.3 Ableitung sozialer Rechte von der Partizipation am Arbeitsmarkt
3.1 Familienkonzept
3.2 Politische Kultur
3.4 Territoriale Differenzierung des Angebots an Sozialleistungen
3Familienpolitik in Italien
1. Allgemeine Informationen
Quelle:URL: http://europa.eu.int/abc/european_countries/eu_members/italy/index_de.htm
Staatsform: RepublikHauptstadt: RomFläche: 301.263 km²Bevölkerung: 57,6 Mio.
Italien
4Familienpolitik in Italien
Das faschistische Regime Mussolinis (1922-1943)
Zentraler Aspekt: Bevölkerungsexpansion
Merkmale der Familienpolitik:
• Geburtenförderung
• Förderung der Mutterschaft
• große Anzahl an Unterstützungsmaßnahmen für Familien
• Familienkonzept : Mann als Ernährer der Familieund Familienoberhaupt
• Stärkung der Solidarität der Verwandten untereinander
• Annerkennung der Kosten, die Kinder verursachen, als öffentlichen Verantwortungsbereich
2. Entwicklung der Familienpolitik in Italien im 20. Jahrhundert
5Familienpolitik in Italien
1922-1943: Faschistisches Regime Mussolinis
1934 Einführung der Zuschüsse für Familien (assegni familiari)
Institutionelle Charakteristika:
• Sozialversicherung für männliche Erwerbstätige (nicht für Hausangestellte und Selbstständige)
• Ausdehnung / Übertragung der Unterstützung über die Kernfamilie hinaus auf ökonomisch abhängige Familienmitglieder (z.B. Eltern oder Schwiegereltern mit geringem Einkommen)
• Implementierung des „Familienlohns“, der dem Familienoberhaupt ausgezahlt wird.
Motiv: Effekte der Armut insbesondere von Großfamilien auffangen
2. Entwicklung der Familienpolitik in Italien im 20. Jahrhundert
6Familienpolitik in Italien
Entwicklung familienpolitischer Gesetzgebung in der Demokratie(1943-1988)
1983 Beginn der Reformierung familialer Bezuschussung
• Einführung eines zusätzlichen bedarfsgeprüften Zuschusses für Familien mit geringem Einkommen und minderjährigen Kindern
1988 Weitreichende der Reformierung familialer Bezuschussung
• Abschaffung der Zuschüsse für Familien (assegni familiari)• Einführung von Haushaltszuschüssen (assegno per il nucleo
familiare)→ bedarfsgeprüfte Maßnahme für Haushalte (mit oder ohne Kinder) mit geringem Einkommen
2. Entwicklung der Familienpolitik in Italien im 20. Jahrhundert
7Familienpolitik in Italien
Fazit der Entwicklung bezüglich Gesetzgebung und Ausgaben für familiale Zuschüsse:
• Autoritäres • Zuschüsse für Familien als ein Regime Hauptinstrument der Sozial- und
Wirtschaftspolitik
• Demokratie • Zuschüsse für Familien verlieren an Wert aufgrund der Inflation
• Haushalte mit geringem Einkommen als neue Zielgruppe sozialer Unterstützung
• Reform von 1988 steigert den durchschnittlichen Wert der einzelnen Zuschüsse, aber reduziert die Anzahl der Empfänger von Zuschüssen
2. Entwicklung der Familienpolitik in Italien im 20. Jahrhundert
Entwicklung familienpolitischer Gesetzgebung in der Demokratie(1943-1988)
8Familienpolitik in Italien
Naldini, M.: Family allowances in Italy and Spain: Long ways to reform, in: Pfennig, A. / Bahle, T. (Hrsg.): Families and Family Policies in Europe. Comparative Perspectives, Frankfurt/Main 2000, S. 74.
2. Entwicklung der Familienpolitik in Italien im 20. Jahrhundert
9Familienpolitik in Italien
Zusammenfassung der Entwicklung der Familienpolitik
• Hauptanliegen politischer und sozialer Akteure:Schutz der Arbeiter bzw. der Erwerbstätigen sowieFörderung des Modells des Familienernährers und der verwandtschaftlichen Solidarität
• Der Aspekt „Aufteilung der durch Kinder verursachten Kosten der Familie“ zwischen dieser und dem Staat steht immer im Kontext der Lohngarantie für den Familienernährer und der Unterstützung von Ihm abhängiger Familienmitglieder (1950er/60er Jahre)
• Familienpolitischer Kontext der 1970er Jahre fokussiert die Kosten der Ausbildung von KindernZiel: Ausgleich von Bildungsunterschieden unterschiedlicher sozialer Schichten
• Familienpolitischer Kontext der 1980er Jahre: Rationalisierung der Lohnkosten, Unterstützung einkommensschwacher Haushalte
• Aktuelles Anliegen der Akteure: Armutsbekämpfung
2. Entwicklung der Familienpolitik in Italien im 20. Jahrhundert
10Familienpolitik in Italien
Wohlfahrtsstaaten übernehmen die öffentliche Verantwortung für die Reproduktionsbedingungen.
Dazu interagieren sie mit Familien und formen so das (länder-) spezifische Konzept der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung innerhalb und außerhalb der Familie.
Definition „Wohlfahrtsstaat“
11Familienpolitik in Italien
Merkmale des italienischen Wohlfahrtsstaates
3. Merkmale des italienischen Wohlfahrtsstaates
3. Ableitung sozialer Rechte von der Partizipation am Arbeitsmarkt
1. Familienkonzept
2. Politische Kultur
4. Territoriale Differenzierung des Angebots an Sozialleistungen
12Familienpolitik in Italien
Das Familienkonzept des italienischen Wohlfahrtsstaates
Die Familie ist …
• …eine wirtschaftliche Einheit bestehend aus Familienoberhäuptern aus von ihnen abhängigen Familienmitgliedern.
• eine Fürsorge-Einheit, die aus denen besteht, die Fürsorge anbieten und denjenigen, die von dieser Fürsorge abhängig sind.
3.1 Familienkonzept
13Familienpolitik in Italien
Italien weist heute ein sehr niedriges Niveau staatlicher Unterstützung für Familien mit Kindern auf
Funktion des Familienkonzepts:
• Zugang zu Unterstützungsmaßnahmen rationieren / einschränken
• individuelle soziale Rechte eingrenzen
Die Definition familialer Verantwortung und Interdependenz seitens des Staates bestimmt, inwiefern die Nutzung öffentlicher Ressourcen als Abhängigkeit vom Staat (im negativen Sinne) interpretiert wird oder nicht.
3.1 Familienkonzept
Das Familienkonzept des italienischen Wohlfahrtsstaates
14Familienpolitik in Italien
Die politische Kultur Italiens
Politisch dominante Parteien der Nachkriegspolitik bis 1990:
• Christdemokraten (DC)bilden bis in die 1990er Jahre die Regierungskoalitionen
• Kommunistische Partei (PCI)Hauptoppositionspartei
3.2 Politische Kultur
Merkmale:
• Klientelismus
• Hauptimpulse für Gesetzgebung sind auf Verhandlungen zwischen Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden und der Regierung zurückzuführen. Es findet kein parlamentarischer Diskurs statt.
15Familienpolitik in Italien
Mutterschutz / Erziehungsurlaub
• Alle erwerbstätigen Mütter haben Anspruch auf zwei Monate bezahlten Urlaub vor und drei Monate nach der Geburt.
Zusätzlich:
• Erziehungsurlaub (kann von Vater oder Mutter in Anspruch genommen werden)
3.3 Ableitung sozialer Rechte von der Partizipation am Arbeitsmarkt
Angestellte im öffentlichen Dienst::
• „receive credit toward seniority“ für jedes Kind
• volle Lohnfortzahlung während des Mutterschutzes
• Verlängerung des Erziehungsurlaubs ist möglich
16Familienpolitik in Italien
3.4 Territoriale Differenzierung des Angebots an Sozialleistungen
Nord-West Nord-Ost
Zentrum
Süden
Inseln
17Familienpolitik in Italien
Kinderbetreuung
• Zielgruppe: 3-5jährige
• 80% der 3-5jährigen Kinder besuchen öffentliche Kindergärten
• Gesellschaftlicher Status: Erziehungseinrichtung
1) Kinderkrippe (asili nido)
• Zielgruppe: Kinder ab 3 Monate bis 3 Jahre
• 30% der Kleinkinder besuchen Kinderkrippen(starke regionale Unterschiede)
• Gesellschaftlicher Status: soziale Dienstleistung
2) Kindergarten (scuola materna / scuola per l‘infanzia)
3.4 Territoriale Differenzierung des Angebots an Sozialleistungen
18Familienpolitik in Italien
3.4 Territoriale Differenzierung des Angebots an Sozialleistungen
Bevölkerung im Alter von 0-14 Jahren pro 100 Einwohner im Jahr 1998
19Familienpolitik in Italien
Fazit
Die große Diskrepanz der Möglichkeiten und Bedingungen einer Familie bzw. der Frauen innerhalb Italiens ist abhängig von lokaler Residenz und dem Grad ihrer Partizipation am Arbeitsmarkt.
Diese Faktoren bestimmen den Grad an Autonomie einer Frau in Bezug auf familiale Bindungen und Verantwortungen.
20Familienpolitik in Italien
Naldini, M. (2000): Family allowances in Italy and Spain: Long waysto reform. S. 70-89 in: Pfenning, A. / Bahle, T. (eds.): Families andfamily policies in Europe. Comparative perspectives. Frankfurt /New York: Peter Lang
Saraceno, C. (1994): The Ambivalent Familism of the ItalianWelfare State. Social Politics: S. 60-82.
EUROPA – Das Portal der Europäischen Union, Juli 2004:URL: http://europa.eu.int/abc/european_countries/eu_members/italy/index_de.htm
Europäische Regierungen online, Juli 2004:URL: http://europa.eu.int/abc/governments/italy/index_de.htm
Istat - Istituto Nazionale di Statistica: Sistema di indicatori sociali (provinciali), Juli 2004: URL: http://www.istat.it/English/Data-banks/index.htm
Quellen