Post on 16-Jun-2015
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Gesellschaftliche Gründe für die Flucht in virtuelle Welten, Thomas Praus, VWC / LVL2, 23.09.2009
Gesellschaftliche Gründe für die Flucht in virtuelle Welten
Gesellschaftliche Gründe für die Flucht in virtuelle Welten, Thomas Praus, VWC / LVL2, 23.09.2009
Was dieser Vortrag alles nicht kann
Umfassende Definitionen der Begriffe „virtuelle Welt“, „Gesellschaft“ und „Flucht“ liefern
Neue empirische Daten liefern Anleitungen für Eltern, Lebenspartner oder
Spielemarketer liefern, die die Flucht erklärlich, erträglich oder einträglich machen können
Gesellschaftliche Gründe für die Flucht in virtuelle Welten, Thomas Praus, VWC / LVL2, 23.09.2009
Was dieser Vortrag kann
Den Versuch unternehmen, Soziologie (Gesellschaft) und Psychologie (Individuum) zu trennen und wieder zusammen zu führen
Ansätze für Definitionen gesellschaftlicher Entwicklung zeigen und sie mit der „Flucht“ in virtuelle Welten verknüpfen
Anregungen für eine Diskussionen liefern
Gesellschaftliche Gründe für die Flucht in virtuelle Welten, Thomas Praus, VWC / LVL2, 23.09.2009
Vorstellung der Person
Thomas Praus hat Kommunikationswissenschaften studiert Hat über Organisationsidentität, Weblogs und Second
Life geschrieben 30 Jahre alt, arbeitet als Director Concept bei
PANORAMA3000 Hängt viel im Internet rum Spielt gern, aber eigentlich gar nicht so viel
Hat sich das Thema des Vortrags nicht selbst ausgesucht, versucht aber das Beste daraus zu machen
Gesellschaftliche Gründe für die Flucht in virtuelle Welten, Thomas Praus, VWC / LVL2, 23.09.2009
Fragestellungen
Was heißt eigentlich virtuelle Welt? Ist ein Social Network schon eine virtuelle Welt,
oder gehören da auch eigene Optik, Physik und Gesetzmäßigkeiten dazu?
Ist das ‚Internet an sich‘ eine virtuelle Welt? Was denkt das Publikum?
Gesellschaftliche Gründe für die Flucht in virtuelle Welten, Thomas Praus, VWC / LVL2, 23.09.2009
Virtuelle Welt
Eine virtuelle Welt soll hier als eine alternative, computergenerierte Welt mit definierten Darstellungen, Regeln und Möglichkeiten verstanden werden, die sich von der realen Welt abhebt.
In der die Teilnehmer nicht unbedingt die sind, die sie im Real Life darstellen.
Nur dann kann auch von einem Übergang (z.B. Flucht) von der realen in die virtuelle Welt gesprochen werden.
Gesellschaftliche Gründe für die Flucht in virtuelle Welten, Thomas Praus, VWC / LVL2, 23.09.2009
Ein paar Fragen ans Publikum
Wer hält sich gern in virtuellen Welten auf? z.B.
World of Warcraft Second Life Grand Theft Auto Sims Counter Strike Welche fallen
euch noch ein?
Gesellschaftliche Gründe für die Flucht in virtuelle Welten, Thomas Praus, VWC / LVL2, 23.09.2009
Noch ein paar Fragen ans Publikum
Wer würde sagen, dass er in diese Welten „flüchtet“?
Wem ist schon vorgeworfen worden, er/sie „fliehe“ in virtuelle Welten? – „Reicht dir die echte Welt nicht mehr?“– „Was findest du dort, das du hier nicht findest?“– „Hast du nicht genug Selbstbewusstsein?“– „Warum hängst du die ganze Zeit davor, lies doch
mal ein gutes Buch oder geh draußen spielen!“
Gesellschaftliche Gründe für die Flucht in virtuelle Welten, Thomas Praus, VWC / LVL2, 23.09.2009
Flucht
Der Gang in virtuelle Welten ist für andere viel mehr Flucht als für einen selbst
Die Bedürfnisse, die dabei befriedigt werden, sind zahlreich und schwer zu formulieren
Flucht soll hier also sowohl als Außenbeobachung als auch Eigenmotivation verstanden werden
Gesellschaftliche Gründe für die Flucht in virtuelle Welten, Thomas Praus, VWC / LVL2, 23.09.2009
Also was hat das alles mit der Gesellschaft zu tun?
Ist das nicht vielmehr eine psychologischeFrage?
Gesellschaftliche Gründe für die Flucht in virtuelle Welten, Thomas Praus, VWC / LVL2, 23.09.2009
Gaming als psychologisches Thema
Gaming wird bisher vor allem psychologisch untersucht, weniger soziologisch
Es wird nach Gratifikationen durch Gaming gefragt
Gratifikationen können sein: – Das Gefühl von Einfluss, Macht und Kontrolle – Emotionale Erregung, „Mood Management“– Ablenkung, Abschalten, Entspannen, „Flow State“– Training von Wissen und Fertigkeiten
Gesellschaftliche Gründe für die Flucht in virtuelle Welten, Thomas Praus, VWC / LVL2, 23.09.2009
Gaming als psychologisches Thema
Außerdem werden Wirkungen, Verhaltens-änderungen und Transfers erforscht, z.B.– Kompetenztransfers
• Kognition• Sensomotorik• Identität / Selbstreflektion• Soziale Kompetenz, Kooperation, Interaktion, Empathie
– Emotionstransfers• Erinnerungen, Einschätzung, Erregung
– Desozialisierung, Abschottung, Desensibilisierung
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Die entscheidende Vor-Fragefür die soziologische Betrachtung von
„Flucht“ in virtuelle Welten lautet
Und die Gesellschaft?
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In was für einer Gesellschaft leben wir eigentlich?
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Gesellschaft und soziale Regeln
Die Welt hat ihre physischen Regeln, die Gesellschaft ihre sozialen, unsere heutige ausdifferenzierte Gesellschaft hat ganz besonders viele Regeln
Juristisch formulierte, staatlich exekutierbare Gesetze Ungeschriebene soziale Regeln („Was du nicht willst,
das man dir tu..“) Ein- und Ausschluss aus sozialen Gruppen Statusregeln, Auf- und Abstieg Wer diese Regeln bricht, muss mit Sanktionen rechnen
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Gesellschaft und Identität
Wer wir sind, hängt stark davon ab, mit wem wir es zu tun haben
Wir definieren unsere eigene Identität auch über die Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen (Mann / Frau, Berliner, Student, Unternehmerin, Basketballspieler usw.)
Wir definieren unsere eigene Identität über Rollen (Mutter, Chef, Arzt)
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Gesellschaft und soziale Anerkennung
Je differenzierter die Gesellschaft, umso größer der Wunsch nach sozialer Anerkennung und Selbstverwirklichung
Soziale Anerkennung beruht auf erfolgreichen Taten und von anderen wahrgenommener Identität
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Gesellschaft und Kultur
Über die Ausprägung von sozialen Regeln bestimmt maßgeblich die Kultur
Ein paar Klischees im Vergleich zur deutschen Kultur
Amerikaner und Südeuropäer sind kommunikativer
Asiaten haben eine stärkere gesellschaftliche Hierarchie
Japaner sind technikaufgeschlossener Weitere Klischees?
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Gesellschaft und Geld
Wir leben in einer Gesellschaft, in der der Nutzen von Dingen, die menschliche Bedürfnisse befriedigen in Geldwert gemessen werden
Geld hilft, um diese Bedürfnisse zu befriedigen Keine Frage: Jeder braucht Geld
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Zusammenfassung Gesellschaft
Die Gesellschaft wird durch soziale Regeln strukturiert
Wer wir sind, definiert sich aus unserer Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen und Rollen
Bedürfnisse wie Anerkennung und Selbstverwirklichung sind wichtig
Wie die Regeln und Gruppen ausdifferenziert sind, wird durch die Kultur beeinflusst
Geld ist ein wichtiger Faktor für das Funktionieren unserer Gesellschaft
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Also endlich: Gesellschaftliche Gründe für die Flucht in
virtuelle Welten
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Virtuelle Welten und soziale Regeln
Virtuelle Welten bieten die Chance, soziale Regeln zu brechen und neu zu definieren, die man im echten Leben nicht hat
Sie bieten die Chance, etwas ohne Sanktionen ausprobieren zu können
Sie bieten die Chance, zu anderen sozialen Gruppen zu gehören
Gesellschaftliche Gründe für die Flucht in virtuelle Welten, Thomas Praus, VWC / LVL2, 23.09.2009
Virtuelle Welten und soziale Regeln
Man kann also die Grenzen der physischen Realität
überschreiten: das eigene Aussehen, Fertigkeiten (fliegen, kämpfen)
die Grenzen der gesellschaftlichen Realität überschreiten (Anarchie, Gesetzesbruch, Mord)
die Grenzen des Zeithorizonts überschreiten (vergangene Zeiten, Zukunftsvisionen)
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Virtuelle Welten und Identität
Die eigene Identitätserfahrung speist sich aus dem Zusammenspiel von Eigen- und Fremdsicht
Diese lässt sich in virtuellen Welten ständig verändern und ausprobieren
Man kann jemand anderes sein und auch als jemand anderes gesehen werden
Das Spiel mit der Identität ist eine entscheidende Motivation, gerade in virtuellen Welten mit sozialer Interaktion
Gesellschaftliche Gründe für die Flucht in virtuelle Welten, Thomas Praus, VWC / LVL2, 23.09.2009
Virtuelle Welten und soziale Anerkennung
In virtuellen Welten lässt sich soziale Anerkennung erlangen
durch sichtbare Erfolge im Rahmen des Wettbewerbsgedankes, z.B. Highscores
durch Gruppensiege, gegenseitiges Helfen durch Konstruktion und Eigenausbau der Welt,
für die man Respekt erntet Mehr Beispiele?
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Virtuelle Welten und Kultur
Eingangs genannte Gründe werden unter Umständen durch Kultur verstärkt oder abgeschwächt
Zu diskutierende Thesen In Asien ist es durch die starke gesellschaftliche
Hierarchie noch attraktiver, soziale Regeln in virtuellen Welten zu überschreiten
Südeuropäer sind offener, spielen lieber mit ihrer Identität und / oder lassen die Real Life Identität mehr in die Welten einfließen
Mehr davon?
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Virtuelle Welten und Geld
Mit der Flucht in virtuelle Welten lässt sich Geld verdienen
Gesellschaftliche Gründe für die Flucht in virtuelle Welten, Thomas Praus, VWC / LVL2, 23.09.2009
Das Ende der Flucht