Post on 09-Mar-2020
György Kurtág:
Stele für großes Orchester op. 33
Do 19.9./Fr 20.9.2019, 20 Uhr
(19 Uhr Konzerteinführung)
Stuttgart, Liederhalle Freitag Live-Videostream, anschließend als Video auf SWRclassic.de
Mi 25.9.2019, 20 Uhr
(19 Uhr Konzerteinführung)
Freiburg, Konzerthaus
Außerdem im Programm:
Anton Webern: Im Sommerwind, Idyll für großes Orchester
Dmitrij Schostakowitsch: Violoncellokonzert Nr. 2 G-Dur op. 126
Gustav Mahler: Adagio aus der Sinfonie Nr. 10 Fis-Dur (Fragment)
Nicolas Altstaedt, Violoncello · SWR Symphonieorchester
Teodor Currentzis, Dirigent
Empfohlen ab Klasse 8
von Tilman Heiland (2016)
GyörgyKurtág:ΣΤΗΛΗ(Stele)op.33
HandreichungvonTilmanHeiland
Inhaltsverzeichnis
Einführung,Bildungsplanbezug 3
BiografieGyörgyKurtágs 4
Werke(Auswahl) 6
ZuΣΤΗΛΗ(Stele)op.33 7
Vorbemerkungen 7
Besetzung 8
SatzfolgeundSpieldauer 8
Ausgaben 8
Diskografie 9
Analyse 10
1.Satz 10
HinweisefürdenUnterricht 10
2.Satz 10
HinweisefürdenUnterricht 12
3.Satz 13
HinweisefürdenUnterricht 14
1.Einführung,Bildungsplanbezug
DieseHandreichungisteineÜberarbeitungundErweiterungderbereits2004zumgleichen
WerkerschienenenHandreichungdesAutors. Sie richtet sich inerster LinieanLehrkräfte,
dieinderKlasse10oderinderKursstufedesGymnasiumsunterrichten.
DiesesWerkvonGyörgyKurtágWerkeignetsichinbesonderemMaße,Kompositionstechni-
kenundKlangsprachezeitgenössischerOrchestermusikzuerarbeitenundauchpraktischzu
erfahren, da es bei aller zum Teil hohen Komplexität seiner Tonsprache vor allemwegen
seinerKürzeleichterfassbarist.
BezügezumderzeitignochgültigenBildungsplanfürdasGymnasiumbesteheninfolgenden
BereichenderBildungsstandardsdesFachesMusikfürdieKlasse10unddieKursstufe:
Kompetenzbereich1:Musikgestalten
• SingenundMusizierenvonStückenunterschiedlicherStilarten
Kompetenzbereich2:Musikhörenundverstehen
• AnwendungvonKenntnissenundFertigkeitenimUmgangmitNotenschriftundNo-
tentextbeimMusizieren,AnalysierenundHören
• Musikstücke nach unterschiedlichen Kriterien beschreiben, ihren Verlauf erfassen
undihreAussageverstehen
Kompetenzbereich3:Musikreflektieren
• insbesondere die Auseinandersetzung mit Stilen und Tendenzen des 20. und 21.
Jahrhunderts
AuchimneuenBildungsplanlässtsicheinevergleichbareVerortungindenTeilkompetenzen
(TK)finden,aufdiederVollständigkeithalberhiermitverwiesenwerdensoll:
GemeinsamerBildungsplanfürdieSekundarstufe1:
• Klasse9/10: 3.3.1TK7sowie3.3.2TK5
• Klasse10Musikprofil: 3.3.2TK9
BildungsplanfürdasGymnasium:
• Klasse9/10: 3.3.2TK4sowie3.3.3,TK6
• Klasse9/10Musikprofil: 3.3.2TK14sowie3.3.3,TK7
• Klasse11/12: 3.4.2,TK4sowie3.4.3,TK1
2.BiografieGyörgyKurtágs
19.2.1926 GeboreninLugos(heuteLugoj,Rumänien)
1940 KlavierunterrichtbeiMagdaKardosundKompositionsunterrichtbeiMaxEisi-
kovitsinTemesvár(heuteTimisoara,Rumänien)
1946 Beginn des Studiums an der Musikakademie Budapest. Freundschaft mit
GyörgyLigeti.
1948 KurtágerhältdieungarischeStaatsbürgerschaft. InderFolgezeitschrieber–
alsStudentderKPnahestehend–Werke,dieeinerseitsstarkvonBartókbe-
einflusstsind,andererseitssichmitdenästhetischenVorgabendes„Sozialisti-
schenRealismus“auseinandersetzen.
1956 DerAufstandgegendiekommunistischeDiktaturinUngarnwirdvondersow-
jetischenBesatzungblutigniedergeschlagen.Zahlreiche Intellektuelle fliehen
insAusland,darunterdermitKurtágbefreundeteLigeti.Kurtágselbstbleibt
zurückundgerät–durchdiepolitischenEreignissezutiefstverunsichert– in
eineLebens-undSchaffenskrise.
1957–58 Stipendiums-AufenthaltinParis.KurtágbesuchtKursebeiMessiaenundMil-
haudundlerntdieWerkeWebernskennen,dieinihrerKonzentrationaufdas
WesentlicheseinweiteresWerkstarkbeeinflussen.DurchLigetisVermittlung
KontaktzuStockhausenundBesuchderUraufführungvondessen„Gruppen“
1959 Uraufführung seinesunterdenEindrückendesAuslandsaufenthaltsentstan-
denenStreichquartetts,daserprogrammatischalssein„opus1“bezeichnet:
KurtágziehtallefrüherentstandenenWerkezurück.
1963–68 Mit„BornemiszaPétermondásai“(DieSprüchedesPéterBornemisza)op.7,
einem „Concerto“ für Sopran und Klavier, entsteht ein erstes Hauptwerk
Kurtágs,dessenUraufführung1968beidenDarmstädterFerienkursengleich-
wohlwenigbeachtetbleibt
1967 KurtágwirdProfessoranderBudapesterFranz-Liszt-Musikakademie.
1971 Kurtág istDAAD-Stipendiat inBerlin. Inden70erJahrenentstehenvorallem
Liedkompositionen.PrägendwirdfürihndieBekanntschaftmitderrussischen
DichterinRimmaDalos.1973beginnteraußerdemseinebisindie90erJahre
auf8Bändeanwachsenden„Játékok“(Spiele)fürKlavier,dieeineArtFortset-
zungvonBartóks„Mikrokosmos“darstellen.
1973 Kossuth-PreisderRepublikUngarn
1976–80 MitderVertonungvonRimmaDalos’„PoslanijapokojnojR.V.Trusovoj“(Bot-
schaften des verstorbenen Fräuleins R. V. Trusova) für Sopran und Kam-
merensemble,einemvonBoulezinAuftraggegebenenWerk,gelangihmder
internationaleDurchbruch(UAParis1981)
1986 KurtágwirdalsProfessoroffiziellpensioniert,unterrichtetaberbis1993noch
weiter.
1987 Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und der Akademie
derKünsteBerlin.Endeder80erJahrewiedervermehrtHinwendungzur In-
strumentalmusik
1993–95 Composer-in-residence des Berliner Philharmonischen Orchesters. Für die
BerlinerPhilharmonikerkomponiertKurtágzwischenAprilundOktober1994
„Stele“, die am 14. 12. 1994 unter Claudio Abbado uraufgeführt wird. Ver-
schiedene Preise: Fondation Prince Pierre de Monaco, Freiherr-vom-Stein-
StiftungHamburg,PremioFeltrinelliRom(1993),ÖsterreichischerStaatspreis
(1994)etc.
1998 ErnstvonSiemens-MusikpreisMünchen
3.Werke(Auswahl)
KurtágsWerkenach1959sind–bisaufwenigeAusnahmen–vonaphoristischerKürze,da-
beiaberäußerstkonzentriertemundintensivemAusdruckwiez.B.dieWerkeWeberns,oh-
nedass er dessen rigide formale Strengeübernimmt. TraditionelleKompositionstechniken
verbindensichharmonischmiteinerdezidiertmodernenTonsprache;Bezügezubedeuten-
denKomponistenundWerkenderGeschichte (z.B.Beethoven, Schumann,Bruckner)wer-
denimmerwiederhergestellt.
Vor1956(späterallezurückgezogen):
2SuitenfürKlavier(1943und1950)–„KoreanischeKantate“fürChor,BaritonundOrches-
ter(1952/53)–KonzertfürBratscheundOrchester(1953/54)
AutorisierteWerke(ab1959):
Streichquartett (1959) – 8 Duos für Violine und Cimbalom (1960/61) – „Die Sprüche des
PéterBornemisza“:ConcertofürSopranundKlavier(1963-68)–4LiedernachGedichtenvon
János Pilinszky für Bass und Kammerensemble (1973-75) – Játékok (Spiele) für Klavier (ab
1973)–„BotschaftendesverstorbenenFräuleinsR.V.Trusova“fürSopranundKammeren-
semble (1976-80) – „Hom-mage an András Mihály“: 12 Mikroludien für Streichquartett
(1977/78)–„GrabsteinfürStephan“fürGitarreundimRaumverteilteInstrumentalgruppen
(1978/79)–„OmmagioàLuigiNono“:6StückefürgemischtenChor (1979)–Attila Jószef-
FragmentefürSopranSolo(1981/82)–Kafka-FragmentefürSopranundVioline(1985-87)–
„RequiemfüreinenFreund“fürSopranundKlavier(1986/87)–„...quasiunafantasia...“für
Klavierund imRaumverteilte Instrumentalgruppen(1987/88)–„Officiumbreve inmemo-
riamAndreaeSzervánszky“ fürStreichquartett (1988/89)–„HommageàR.Sch.“ fürKlari-
nette,BratscheundKlavier(1990)–„AusderFerne“fürStreichquartett(1991)–„Stele“für
großesOrchester(1994)–„InscriptiononaGraveinCornwall/BlumendieMenschen“für
ChorundOrchester:InterludiumundEpilogfürdas„RequiemderVersöhnung“(Auftragder
InternationalenBachakademieStuttgart,1995)
4.ZuΣΤΗΛΗ(Stele)op.33
Vorbemerkungen
MitdemgriechischenTitel „Stele“verweistKurtág„aufdieantike,oftBildwieSchrift tra-
gende,aufrechtstehendeSteinplatte.SiewareinMalderErinnerunganundfürLebende–
aberauchderLebendenanTote,ganzindemSinne,wieJohannGottfriedHerderesformu-
lierthat:InGriechenlandwareinHügel,eineStela,eineInschrift,eineBildsäulediehöchste
Ehre,diedemBegrabenenwiderfahrenkonnte.“(K.Kropfinger,zitiertnach:BookletderCD
93.001,hänsslerClassic).
Als Kurtág 1993 vom Tod einesMentors und Freundes, des Komponisten, Dirigenten und
PädagogenAndrásMihályerfuhr,entstandunmittelbardasKlavierstück„MihályAndrás in
memoriam“.DiesesWerkgingindenletztenSatzvon„Stele“ein:„...Stele(überformt)den
biographischenAnlass,denpersönlichen ImpulsunddamitdasKlavierstück...; (esdarfvon
einer)ÜberhöhunginsAllgemeine...,(von)SeelenzuständenundKonstellationenderTrauer
(gesprochenwerden).“(K.Kropfingera.a.O.)
DieAuseinandersetzungmit TodundTrauer, aber auchmit Trostbildet ein zentralesMo-
mentinKurtágsOeuvre:
„GyörgyKurtágschafftseinWerkvordemHintergrundderVergänglichkeit,derBeschränkt-
heit, vielleicht der Sinnlosigkeit des menschlichen Lebens. Er prägt Zeichen, Münzen als
FährgeldfürCharon.ErfixiertdieSpurendereigenenExistenzundderjenigenanderer,Le-
benderundToter.„Zeichen,SpieleundBotschaften“heißenseineWerke,„OmaggioaLuigi
Nono“, „Drei alte Inschriften“, „Grabstein für Stephan“ oder „Stele“. Relativ klein ist sein
Oeuvre,ausgesprochenkurzsindzahlreicheseinerStücke,vorläufigAbgeschlossenessteht
nebenFragmentarischem,Offenem,Weiterwucherndem.UnterderKategoriederEwigkeit
istohnehinallesStückwerk.DieStückeundSplitteraberbergeneineungeheureKraftund
gleichzeitig eine ungeschützte Sensibilität. Sie stellen sich nackt zur Schau, sie geben auf
kleinstemRaumalles,siesinddieExistenzselbst,sieverweisenaufdiefundamentaleTragik
derconditionhumaine:„EcceHomo“
(PeterBitterliin:www.beckmesser.de/komponisten/kurtag.html).
Besetzung:
4Flöten(4.auchPiccoloflöte),Altflöte,Bassflöte–3Oboen,Englischhorn–4Klarinetten(4.
auchKleineKlarinette),Bassklarinette,Kontrabassklarinette–3Fagotte,Kontrafagott
8Hörner(4.–8.auchWagnertuben)–4Trompeten–4Posaunen–Kontrabasstuba
2Harfen–Cimbalom(Zimbal)–Flügel,Celesta,Pianino(normalesKlavier)–Vibraphon(auch
Xylorimba),Marimbaphon
Pauken,Schlagzeug(mindestens4Spieler)
Streichorchester(16,14,14,12,12)
SatzfolgeundSpieldauer:
I. Larghissimo–Adagio
II. Lamentoso–disperato,conmoto:Nichtzuschnell,aberwild,gehetzt,unge-
duldig
III. Moltosostenuto
Dauer:ca.12Minuten
Ausgaben:
DiePartituristbeiEditioMusicaBudapesterschienenundkostetimOnline-ShopdesVerlags
€55,95 (http://www.kotta.info/de/product/14060/KURTAG-GYOERGY-Stele).UnterderKa-
talognummerK-100kannsieaberauchunterderDateibezeichnungMinta–Forperusal.pdf
heruntergeladenwerden–dieserDownloadistkostenfreimöglich(mitAdobeAcrobatRea-
der),derAutorweistaberausdrücklichdaraufhin,dassdarausnichtgeschlossenwerden
kann,dasseinedauerhafteSpeicherung,auchaufeinemexternenDatenträger,oderein
Ausdruck in Papierform rechtlich zulässig ist! (http://www.kotta.info/de/product/K-
100/KURTAG-GYOERGY-Stele)
Diskografie:
DasWerk erschien2000unter derNr. 93.001bei hänssler Classic zusammenmitMahlers
SinfonieNr.2undSchönbergsKolNidre(SWRSinfonieorchesterBaden-BadenundFreiburg,
LeitungMichaelGielen,2CDs).DieseAufnahmeistbeihänsslerClassicmittlerweilevergrif-
fen,beieinschlägigenInternet-VersandhändlernaberzurZeitnochinEinzelexemplarener-
hältlich.
EineweitereAufnahme ist2012beiDecca/DeutscheGrammophonmitdenBerlinerPhil-
harmonikernunterClaudioAbbadoerschienen(zusammenmitStockhausensGruppenund
KurtágsGrabsteinfürStephan).HiersinddieeinzelnenSätzevon„Stele“alskostenpflichti-
gerDownloadwiefolgtzuerhalten:
1.Satz:https://www.amazon.com/gp/product/B008MJGLDG?ie=UTF8&tag=allmusicdotcom-20
2.Satz:https://www.amazon.com/gp/product/B00FRF743E?ie=UTF8&tag=allmusicdotcom-20
3.Satz:https://www.amazon.com/gp/product/B008MJGLZE?ie=UTF8&tag=allmusicdotcom-20
FüralledreiSätzebeträgtderPreisfürdenDownloadjeweilsnur$1,29.ImfreienStream
aufYoutubeistdasWerkdagegennurinAuszügenzuhören.
Analyse:
1.Satz:quasiIntroduktion
Der1.Satz,derinsgesamtnur31Takteumfasst,wirdmitdemüber4Oktavenausgespann-
tenTongeröffnet–manassoziiertBeethovensLeonoren-OuvertürenIIoderIII.AlsZitatist
diesabernur insofernzuverstehen,dasshiermitderGestusderEröffnens„ansich“zitiert
wird, in demein Klangraumaufgespanntwird. Jede Sicherheitwird auch sofortwieder in
Fragegestellt,indemdiesesgsofortdurchvonKurtággeforderte„fluktuierendeIntonation,
nichtmehrals1/4-Ton,quasivibrato lento, irregolare“sowiedurcheinseufzendesPosau-
nenglissandoeis-fis(imppp)„verschmiert“wird.
Im4.TaktbeginnendannindenKlarinettenfahlklingendeHalbton-Seufzerfiguren,dienach
undnachregisterartigvondenFlöten,Streichern,Oboenetc.übernommenwerden(Noten-
beispiel[NB]1)undsichspäterdannzuVierteltonseufzernverengen.
ErinnertdieseregisterartigeInstrumentierungbereitsanBruckner,sowirdderBezugzuihm
undderTrauermusikaufR.Wagnerim2.Satzseiner7.SinfoniedurchdeninTakt21einset-
zenden„Choral“indenBratschenundWagnertuben(späterauchindenHörnernconsord.)
durch die Anmerkung „Feierlich: Hommage à Bruckner“ eindeutig hergestellt. Die Seufzer
laufenüberdemChoralbiszumEndedesSatzesweiter.
HinweisefürdenUnterricht:Dieser„Choral“kannleichtimKlassenverbandmusiziertwer-
den, auch im direkten Vergleichmit demBeginn der Coda (Buchstabe X) des 2. Satzes in
Bruckners7.Sinfonie,dem„Trauergesang“fürRichardWagner(NB2ab,NB3ab).
2.Satz:Bar-Form
1. Stollen: Über nervösen 16tel- und 16tel-Quintolen-Rhythmen in den Trompeten, dem
CimbalomunddemMarimba(NB4)erklingt inden(extremhochspielenden)Kont-
rabässendasHauptthemaineinerklagendenGebärde(NB5),diesichaufBeethoven
bezieht:
„KurtágüberformteinenUrgestus,denerdurchdasBeethovenspielderMutteremp-
fing:FürmichbedeutetedasSeitenthemadeserstenSatzesoderdasSeitenthemades
letztenSatzes(derf-moll-Klaviersonateop.2Nr.1)eineurmusikalischeHaltung.Auf
derFolievonBeethovensOuvertürezuGoethesTrauerspielEgmont,diediesemusi-
kalischeUrgebärdeimUmrisseinervehementabstürzendenTonketteebenfallsent-
hält, erweist sich Kurtágs Formulierung des abwärts strebenden Linienzugs als Ex-
pressionsgebärdeinnererNotwendigkeit.“(K.Kropfinger,a.a.O.)
DieseFigur,diesichindenKontrabässenwieostinatwiederholt,dabeiaberallmäh-
lich innochextremereHöhenschraubt,wirdalsbaldvondenanderenStimmenka-
nonisch aufgenommen – auch hier wieder registerartig instrumentiert (Fl./Ob. –
Klar./Fag.–Hr.etc.).Dadurch,dassdieeinzelnenRegisterdieFigurallerdingsinvöllig
unterschiedlich diminuierten Rhythmen aufnehmen, entsteht ein schwer durchhör-
baresGeflechtverschiedener isorhythmischerEbenen,dassichtumultartigsteigert.
AufdemHöhepunktwirddieAssoziationanMachautschließlichbestätigt:Aggressive,
sichimitierendeGlissandiindenPosaunen(abT.38,„Pocopiùtenutoiltempo,ma
sempreconslancio[=mitSchwung]“)undHörnern(abT.45)werdenvonKurtágmit
„Soliinhoquetus“bezeichnet.Miteinemkurzen„rhythmischenUnisono“derKernfi-
gurundanschließenderZäsur inT.51(„Moltodeclamato,maintempo“)endetder
ersteStollen(NB6).
2.Stollen(abT.52):ZunächstwirdimpppdieSeufzerfigurausdem1.Satz(NB1)zitiert:Die
sechsFlötensowieTuba,BeckenundPianinospieleneineentsprechendesiebentak-
tige Phrase, die ständigwiederholtwird, in einem vom restlichenOrchester unab-
hängigenTempo.DiesessetztnachetwasmehralseinemDurchgangdieserPhrase
mitdemHauptthemaimTempoIwiederein,umzunächstaberzweimalzuunterbre-
chen(beimzweitenMalabgeschlossenmitauf-undabfahrendenStreicherglissandi,s.
T.63/64)–wieumdenFlötenzulauschen.Dannallerdingsbeginnteinevariierteund
sichständigsteigerndeWiederholungdes1.Stollens(„Tutti:pocoapococrescendoe
piùagitato“);dieSeufzerfigur,vomrestlichenOrchesterlängstübertönt,verstummt
wieder, sodassdieFlötennachkurzerZeit (abT.74)mithoch liegendenTrillern in
diesenverzweifeltklagendenTumulteingreifenkönnen.DiesertumultuarischeThre-
nosmitständigenTaktwechseln(aufdrei3/4-Taktefolgtein2/4-Takt,zuBeginnund
amSchlussdiesesAbschnitts folgendieWechseldichteraufeinander)endetwieder
mit den bereits erwähnten Streicherglissandi, auf die wieder das Hauptthema im
„rhythmischenUnisono“erklingt(„Moltodisperato“=sehrverzweifelt,NB7).
Abgesang:DasHauptthemaerklingtnacheinerFermate ineinemdissonantenSatz (NB8),
wobei sich die einzelnen Register (Streicher + Kontrafagott / Holzbläser in unter-
schiedlicherKombination/Blechbläser/Tasten-bzw.Saiteninstrumente,alsoKlavie-
re,Harfen,Cimbalom,Celesta)inEngführungenimitieren.DabeierfolgtabT.111ein
sequenziellerAnstiegmitAbspaltungderfallendenLinieunddynamischerSteigerung
bis T. 123/124. Mit dem letzten ff-Einsatz des Hauptthemas an dieser Stelle setzt
dann der Abschwung ein: Allmählich verlangsamt sich das Tempo, das Thema löst
sichaufunddieDynamikreduziertsichbiszumpppp.
HinweisefürdenUnterricht:
• IndenbeidenStollenistderVerlaufderMusikinderPartiturwegendesTemposund
dervielschichtigsichüberlagerndenRhythmenselbstfürGeübtenurschwernachzu-
verfolgen.Gleichwohl lässt sichder Formverlaufwegender klarenGliederung sehr
vielleichternachvollziehen:
NachdemineinemerstenSchrittderGrobverlaufgeklärtwurde,lassensichineinem
zweitenSchrittweitereGliederungsmerkmale–z.B.EinsatzdesHoquetusimersten,
derGlissandiimzweitenStollensowiederSteigerungbzw.desAbschwungsimAbge-
sang erarbeiten. Hier empfiehlt sich die Erstellung einer Hörpartitur, die sehr viel
leichterzuverfolgenistalsdiePartiturselbst.
• UmdieseStrukturenauchdurcheigenesMusizierenzuerfahren,liegendrei(verein-
fachte)Musiziersätzevor:
o DasHauptthemamitderRhythmusebenenachNB4und5.Dieskannzunächst
alleinerarbeitetwerden–nochohnedieFermatentakte(NB9).
o DiesiebentaktigeVerarbeitungderSeufzerfigurvomBeginndeszweitenStollens
(NB10).Auchdiesekannzunächstalleinerarbeitetwerden.DievierOberstim-
mensindhieridealerweisemitFlötenzubesetzen(wieangegeben–notabene:
Sopranflöteoktaviertnachoben!).
o IneinemweiterenSchrittbietetsicheineKombinationvonNB9und10mitzwei
(möglichst verschieden besetzten) Gruppen an, wie es zu Beginn des zweiten
Stollens geschieht: Mit NB 10 beginnen und dieses beliebig oft wiederholen,
nacheinerWeilesetztdannNB9einundwirdebenfallsbeliebigoftwiederholt–
hiersindjetztdieFermatentaktezuberücksichtigen.
o SchließlichnochNB11:DasHauptthemaimmehrstimmigenSatzdesAbgesangs
(gemäßNB8)zumkanonischenMusizierenmitzweiodernochmehr(auchhier
möglichst verschieden besetzten) Gruppen. Dermarkierte Einsatz der 2. (bzw.
folgenden)GruppeisteinVorschlag–eskönnenauchandereEinsatzzeitpunkte
ausprobiertwerden!
3.Satz:A-B-A’-Form
A-Teil(bisT.20):DieserTeil„istwesentlichgeprägtdurchdenQuintolenrhythmus,der–als
GestederErstarrung,derVersteinerung–inseinerUnerbittlichkeitzugleichTodund
TraueralsVerbindungdesschicksalhaftImmergleichensymbolisiert.“(K.Kropfinger,
a.a.O.) DerQuintolenrhythmus erklingt in drei Schichten (NB 12) über dem immer
gleichen„polytonalen“AkkordH-d0-f0-a0-c1-f1-a1-cis2-e2-g2(d-moll7+A7+HalsBass-
ton). Der ganze Abschnitt erklingt ausschließlich im pianissimo-Bereich. Dabeiwie-
derholtsichderQuintolenrhythmus17malindenGruppierungen4+4+5+4(=17),die
jeweilsdurcheinenTaktunterbrochenwerden(T.5,10,16).
Dero.g.Akkord,ergänztdurchd0,bleibtdabeiindentiefenSolostreichern(Vla.,Vcl.,
Kb.) die ganze Zeit liegen (auch in den Takten 5, 10 und 16). Ab der zweiten 4er-
Gruppe des Quintolenrhythmus kommen sukzessive sehr leise Blechbläserakkorde
hinzu.
DasTempoistangegebenmit„Ganze=15-20(!)MM“,waseinemTempovon60bis
80 fürdieViertel entspricht.Der Satz ist jedoch in ganzen zudenken (und idealer-
weiseauchzudirigieren,wasbeieinem15er-bis20er-Temponichtganzeinfachist),
woraufauchimmerwiederdieAnweisungen„ritmodi(5/6/4/3)battute“–alsodie
Anweisungen, die entsprechende Zahl von Takten als übergeordnete Einheit zu
„schlagen“–hinweisen.
B-Teil(T.21bisT.76):DerQuintolenrhythmusverstummt,dasTempowirdallmählichflie-
ßender(„piùscorrevole“),bisesinT.55mitMM70-80fürdieGanzeetwaviermalso
schnell istzuBeginn).EserklingenwährendderganzenZeitmelodischeLinienüber
dissonanten Akkorden ausschließlich in ganzen Noten, zweimal unterbrochen und
abgeschlossendurcheinenPausentakt (Melodieverlaufdargestellt inNB13). Ledig-
lichinT.55-66erfolgteineminimalerhythmischeBelebungdadurch,dassderQuin-
tolenrhythmus inaugmentierterForm (Viertelquintolen, zusätzlichHalbe-Triolen) in
denBongosundTomtomserscheint.
A’-Teil(T.77bisSchluss):Indenletzten23TaktenwiederholtsichderQuintolenrhythmusim
altenTempo,nunaber immerunterbrochendurcheinenTakt.Durchdie zugrunde
liegendenAkkordewird dieser Schlussteil allmählich „tonal aufgehellt“: Bereitsmit
derviertenRepetitionistinT.83eindiatonischerSiebenklangerreicht–durchVer-
dopplungderdreitiefstenTöne10stimmig(D-F-A-c0-e0-g0-h0-d1-f1-a1)–,derlediglich
inT.89durchandereAnordnungdergleichenTöne(undnun11stimmig)denAkkord
C-E-G-H-d0-f0-a0-c1-e1-g1-h1bildet (NB 14). Entscheidend ist jedoch, dass die leichte
dynamische Hervorhebung der Hörner,Wagnertuben und Trompeten der Eindruck
einesG-Dur-7-9-Akkords(bzw.C-DurmitSexteundgroßerSeptimeodera-moll-7-9
inT. 89)entsteht.Diesbewirkt inVerbindungmitdem„Lontano“-Charakterdieses
Abschnitts–undangesichtsderherbenTonsprachedesWerksansich–einenüber-
raschend„versöhnlichen“Schluss.Ein(schwaches)SymbolfürHoffnungimAngesicht
desTodes?
HinweisefürdenUnterricht:EsempfiehltsichwegendesStimmungsgehaltsunddergerin-
genformalenSchwierigkeiten,diesenSatzassoziativhörendzuerschließen,z.B.durchbild-
nerischeoder verbal beschreibendeDarstellung vonAssoziationen imHinblick aufdieGe-
samtthematikeinesWerksmitdemTitel„Stele“.
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GyörgyKurtág:Steleop.33vonTilmanHeilandHandreichungzumSWR-Konzert–Notenbeispiele
NB.1:1.Satz,T.4ff
NB2a:1.Satz,21ff–Klavierauszug
NB2b:Bruckner,SinfonieNr.7,2.Satz,T.184-193–Klavierauszug
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pesante,semprelegato
pesante,semprelegato
pesante,semprelegato
1.SMmme
2.SMmme
3.SMmme
3./4.SMmme
4.SMmme
5.SMmme
Adagio(feierlich:HommageàBruckner)
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pesante,semprelegato
1.SMmme
2.SMmme
3.SMmme
Adagio(feierlich:HommageàBruckner)
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3./4.SMmme
Adagio(feierlich:HommageàBruckner)
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NB3a:1.Satz,21ff–Musiziersatz(transponiert)
SKmmeninC:
SKmmeninB:
SKmmeninEs:
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Adagio
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2.SMmme
3.SMmme
4.SMmme
5.SMmme
3.SMmme
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NB3b:Bruckner,SinfonieNr.7,2.Satz,T.184-193–Musiziersatz(transponiert)
SKmmeninC:
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3.SMmme
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2./3.SMmme
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4
NB3b:Bruckner,SinfonieNr.7,2.Satz,T.184-193–Musiziersatz(transponiert)
SKmmeninB:
SKmmeninEs:
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Trp.3(8vabassa)
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Marimba
Cimbalom
Lamentoso–disperato,conmoto
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Lamentoso–disperato,conmoto
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Kb.(loco!)
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Moltodeclamato,maintempo
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Moltodisperato
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Quasil'istessotempo
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5
NB4:2.Satz,RhythmusdesAnfangs
NB5:2.Satz,HaupWhema
NB6:2.Satz,T.51
NB7:2.Satz,T.98ffNB.8:T.101ff(mitAuZakt)
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molto
lunga
molto
lunga
molto
lunga
molto
lunga
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Xylophon(e)
Melodieinstrumente(nurinC,ggf.transponieren!)
Woodblockso.ä.
Schellentamburin
Lamentoso–disperato,conmoto
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lunga
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lunga
lunga
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Sopr.-Fl.1
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Menomosso
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6
NB9:2.Satz,T.52ff–vereinfachterMusiziersatz(transponiert)
NB10:2.Satz,unabhängigerFlötensatzzuT.52ff–vereinf.Musiziersatz(transponiert)
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1.SMmme
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3.SMmme
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4.SMmme
5.SMmme
Moltodisperato
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3.SMmme
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7
NB.11:2.Satz,T.101ff(mitAuZakt)–Musiziersatz
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SKmmeninB:
SKmmeninEs:
22
22
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hauptsächlichwahrgenommen:wwwwwwwwwww
nurinT.89!
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8
NB.12:3.Satz,A-Teil,QuintolenschichtungundAkkord
NB.13:3.Satz,B-Teil,melodischerVerlauf
NB.14:3.Satz,A'-Teil,AkkordeabT.83