Heilpflanzen in Volksmedizin und Phytotherapie€¦ · W. Kubelka, Dept. f. Pharmakognosie,...

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W. Kubelka, Dept. f. Pharmakognosie, Univ.Wien

Heilpflanzen Heilpflanzen in Volksmedizin und Phytotherapiein Volksmedizin und Phytotherapie

Workshop CAMWorkshop CAM--ForschungForschungWien, 25.Mai 2009Wien, 25.Mai 2009

W. Kubelka, Dept. f. Pharmakognosie, Univ.Wien

Heilpflanzen 2009 Heilpflanzen 2009 -- ein Anachronismus?ein Anachronismus?

ca. 80% der Weltbev80% der Weltbevöölkerunglkerungkurieren ihre Krankheiten zumindestensteilweise mittels pflanzlicher Mittel!

dafür werden weltweit etwa70.000 Pflanzenarten70.000 Pflanzenarten eingesetzt!

W. Kubelka, Dept. f. Pharmakognosie, Univ.Wien

PflanzenPflanzen

einzige Arzneimittel durch Jahrhunderteeinzige Arzneimittel durch Jahrhunderteneben neben tierischentierischen und und mineralischenmineralischen

= = bis ca. 1800bis ca. 1800: gesamte : gesamte „„Materia medicaMateria medica““

W. Kubelka, Dept. f. Pharmakognosie, Univ.Wien

Kenntnis der „materia medica“= „Pharmakognosie“

Φαρμακον: Gift,Gegengift / Arzneimittel

Γνωσισ: Kenntnis

Wien 18111811

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Johann AdamJohann Adam

SchmidtSchmidt

Prof. d. Allgemeinen Pathologie,Therapie und Materia medica

Wien (1759-1809)

Arzt und Freund L. v. Beethovens

Professor am „Josephinum“:

W. Kubelka, Dept. f. Pharmakognosie, Univ.Wien

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Pharmaziezentrum d. Univ.Wien (nächst Spittelau), seit 1994

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PPharmaharmakkognosiognosie heute:e heute:

biogenebiogene Arzneimittel und GifteArzneimittel und Gifte

pflanzliche Arzneimittel, Heilpflanzen biotechnologisch, gentechnisch

hergestellte Arzneimittel

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ab 1800ab 1800::

einzelne reine Wirkstoffe aus Pflanzen!einzelne reine Wirkstoffe aus Pflanzen!

1805 Morphin1806 Codein1860 Cocain1875 Digitoxin......

chemische Struktur,chemische Struktur,Pharmakologie, WirkweisePharmakologie, WirkweiseModelle fModelle füür Herstellung synthetischer r Herstellung synthetischer

WirkstoffWirkstoffee

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ab 1900ab 1900:: Reinsubstanzen aus Pflanzen,Reinsubstanzen aus Pflanzen,

synthetische Arzneistoffe, synthetische Arzneistoffe,

biotechnologisch hergestellte (Antibiotibiotechnologisch hergestellte (Antibiotika!)ka!)

d i ed i e ArzneistoffeArzneistoffe

Heilpflanzen nicht mehr gebraucht!Heilpflanzen nicht mehr gebraucht!

(nur mehr Volksmedizin, (nur mehr Volksmedizin, „„NaturapostelNaturapostel““, ,

Kneipp...Kneipp...))

aber:aber:

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ab 1960ab 1960:: auch synthetische Arzneistoffeauch synthetische Arzneistoffekköönnen unerwnnen unerwüünschte, fatale Wirkungen haben:nschte, fatale Wirkungen haben:

vgl. Contergan Syndrom (Thalidomid Embryopathie):

zw. 1958 und 1963

„„BBööse Chemiese Chemie““ ... ... „„GrGrüüne Wellene Welle““RRüückbesinnung aufckbesinnung auf Heilpflanzen, Heilpflanzen,

pflanzliche Arzneimittel!pflanzliche Arzneimittel!

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einige Therapiekonzepte/Gebiete,einige Therapiekonzepte/Gebiete,bei denen Pflanzen eingesetzt werden:bei denen Pflanzen eingesetzt werden:

AromatherapieAromatherapieHildegardHildegard--MedizinMedizinGemmotherapieGemmotherapieHomHomööopathieopathieAnthroposophieAnthroposophieSpagyrikSpagyrikBachBach--BlBlüütentherapietentherapieTraditionelle Traditionelle ööstlstl. Medizinsysteme (TCM u.a.). Medizinsysteme (TCM u.a.)Volksmedizin in Volksmedizin in ÖÖsterreichsterreichPhytotherapiePhytotherapie

naturwiss. Denkrahmen?

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Inst./Dept. of Pharmacognosy, Univ.of Viennabeside other research interests: projects in

Ethnopharmacognosye.g. Zaire

Guatemala, CostaRicaTurkey, Thailand, Tibet, Mongolia

Wolfgang KUBELKA

Inst./Dept. f. Pharmakognosie, Univ.Wienneben anderen Forschungsprojekten:

Ethnopharmakognosie

z.B.: ZaireGuatemala, CostaRicaTürkei, Thailand, Tibet, Java

Mongolei, China

W. Kubelka, Dept. f. Pharmakognosie, Univ.WienPROCESS IN THE VILLAGEPROCESS IN THE VILLAGE

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1. Heilpflanzen in der 1. Heilpflanzen in der ÖÖsterreichischen Volksmedizinsterreichischen Volksmedizin

Befragung in Österreich (+ Teile von S-Tirol, Bayern):

DiplomarbeitenDiplomarbeiten

VolksmedVolksmed DatenbankDatenbankJ.SAUKEL

W. Kubelka, Dept. f. Pharmakognosie, Univ.Wien

VVolksmedolksmed DDatenbankatenbank

• 42 Diplomarbeiten (42 Datensätze)• Pflanzenmonographien (ca. 39.000 Datensätze)• Mischungen (ca. 12.000 Datensätze)

• insgesamt ca. 500.000 Einzeleintragungen• Daten von 1857 Gew1857 Gewäährspersonenhrspersonen• in der österreichischen Volksmedizin werden

etwa 400 400 PflanzenaPflanzenartenrten verwendet

W. Kubelka, Dept. f. Pharmakognosie, Univ.Wien

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Diplomarbeiten, Diplomarbeiten, VolksmedVolksmed Datenbank :Datenbank :Heilpflanzen nach wie vor wichtige Rolle in Heilpflanzen nach wie vor wichtige Rolle in der der öösterreichischen Volksmedizin!sterreichischen Volksmedizin!

• Dokumentation des überlieferten Arzneischatzes der Bevölkerung in Ö im ausgehenden 20.Jh.

• Grundlage für Erforschungeinheimischer Arzneipflanzen

Zusammenfassung:Sigrun GERLACH, Diss. Univ. Wien 2008:“...über traditionelle Arzneimittel in Österreich“

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WeidenröschenEpilobium

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WeidenrWeidenrööschenschen

„Kleinblütiges Weidenröschen“ (Epilobium parviflorumu.a. kleinblütige Arten) angewendet in derVolksmedizin

um 1980 empfohlen von Maria Treben bei Prostatabeschwerden

1993: Flavonoide (Myricetinglucuronid): Prostaglandinsynthese - hemmend

1997: Oenotheine („Gerbstoffe“):Aromatase -, α-Reduktase - hemmend

(vgl. Finasterid!)

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WeidenrWeidenrööschenschenbis jetzt nur als Teedrogebis jetzt nur als Teedroge((„„WirkstoffcocktailWirkstoffcocktail““))unterstunterstüützend bei BPH ...tzend bei BPH ...

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Phytotherapie im engeren Sinn:Phytotherapie im engeren Sinn:Anwendung von Heilpflanzen auf medizinischAnwendung von Heilpflanzen auf medizinisch--naturwissenschaftlicher Grundlage!naturwissenschaftlicher Grundlage!2 S2 Sääulen:ulen:grogroßßer Erfahrungsschatzer Erfahrungsschatz

(Volksmedizin, Erfahrungsheilkunde,Traditionelle europäische Medizin - TEM)

+ + wissenschaftliche Forschungwissenschaftliche Forschung

Arzneimittel: Arzneimittel: PhytopharmakaPhytopharmakanicht Einzelsubstanzen sondern Stoffgemische!nicht Einzelsubstanzen sondern Stoffgemische!

((„„WirkstoffcocktailWirkstoffcocktail““))

2. Heilpflanzen in der Phytotherapie2. Heilpflanzen in der Phytotherapie

W. Kubelka, Dept. f. Pharmakognosie, Univ.Wien

Intensive Arzneipflanzenforschung Intensive Arzneipflanzenforschung

moderne moderne PhytopharmakaPhytopharmaka von hoher QualitQualitäätt,,pharmakologische und klinische Prüfungen zumNachweis von WirksamkeitWirksamkeit und UnbedenklichkeitUnbedenklichkeit!!

aber auch einfache „„TeedrogenTeedrogen““ müssen alsArzneimittel hohe Qualität besitzen,d.h. z.B. dem Österreichischen bzw. Europäischen

Arzneibuch entsprechen!(Unterschied zu „Volksmedizin!“)

W. Kubelka, Dept. f. Pharmakognosie, Univ.Wien

Befragung in Befragung in ÖÖsterreich:sterreich:„„72,5 % haben Vertrauen zu pflanzlichen Arzneimitteln!72,5 % haben Vertrauen zu pflanzlichen Arzneimitteln!““ *

Bedarf:Bedarf:seriseriööse Information, Bewusstseinsbildung beise Information, Bewusstseinsbildung bei

Konsumenten/Patienten Konsumenten/Patienten üüberber• Unterschiede bei einzelnen Therapiekonzepten!• Möglichkeiten und Grenzen der Anwendung

von Heilpflanzen und pflanzlichen Produkten:Hausmittel/Arzneimittel/Nahrungsergänzungsmittel/Nahrungsmittel/ betrügerische “Placebos“ !

* Martina ESBERGER, Diss.Univ.Wien 2000„...Patientenzufriedenheit in Österreich“

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Fragen:Fragen:

Wer informiert?Wer informiert?Kräuterpädagoge, Heilkräuter-Coach... Drogist, Apotheker, Arzt

Ausbildung?Ausbildung?Universität: Curriculum Medizin Ø

Curriculum Pharmazie: Pharmakognosie

Österr.Ges.f.Phytotherapie/Österr.Ärztekammer:Diplom „Phytotherapie“

www. phytotherapie.at

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Ziele:Ziele:

Bessere Etablierung, Anerkennung dertraditionellen europäischen Heilpflanzen/Phytotherapiein der konventionellen Medizin („Schulmedizin“)Kommunikation Medizin - PharmazieStudien, AnwendungsbeobachtungenForschung: Bestätigung der Volksmedizin undErfahrungsheilkunde hinsichtlich Wirksamkeit,Wirkstoffe, Wirkmechanismen auch traditionellereuropäischer Heilpflanzen

W. Kubelka, Dept. f. Pharmakognosie, Univ.Wien

GerGerüücht:cht:BeschBeschääftigung, Therapieftigung, Therapiemit Heilpflanzen undmit Heilpflanzen undPhytotherapiePhytotherapie

im Gegenteil:im Gegenteil:gute Vertrgute Verträäglichkeit,glichkeit,wenig wenig „„NebenwirkungenNebenwirkungen““

Giuseppe Arcimboldo 1527 - 1593Der WinterKunsthistor. Museum Wien