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Buch
Sepp Holzer, der »Agrar-Rebell«, erzählt von seinen Erfahrungen mit der Kräuter- und der Schulmedizin und von seiner Rückkehr zur Na-tur. Denn Sepp Holzer ist der festen Überzeugung, dass man in jedem Umfeld auf naturnahe Ernährung und altes Kräuterwissen zurückgrei-fen kann. Er bringt Ihnen den natürlichen Umgang mit Krankheiten und Verletzungen näher: Bei Quetschungen und Schwellungen halfen früher beispielsweise Umschläge mit Heublumen, bei Darmproblemen kamen Leinsamen zum Einsatz und Insektenstiche wurden mit Arnika-Sud gelindert. Neben ausführlichen Porträts verschiedener Heilpflan-zen und ihrer Wirkung gibt Sepp Holzer Anleitungen zum Kräuteran-bau in der Permakultur und erzählt von seinen Kindheitserlebnissen
auf dem Land.
Autor
Sepp Holzer wurde 1942 als Bergbauernsohn auf dem Krameterhof (1300 m ü.M.), Land Salzburg, geboren. 1962 übernahm er den Hof. Mit seiner Experimentierfreude und Beobachtungsgabe probierte er verschiedenste Möglichkeiten, auf seinem klimatisch benachteiligten Gelände Acker- Obst- und Gemüsebau, Fischwirtschaft und Vieh-zucht zu betreiben. Naturnah und achtsam beschritt er unkonventi-onelle Wege, und zwar so erfolgreich, dass er inzwischen weltweit um Rat ge fragt wird. Auf seinen Krameterhof pilgern mittlerweile jährlich
zehntausende.
www.krameterhof.at
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Sepp Holzer
Wo ein Wille,da ein Weg
Naturheilwissen, Erfahrung und Kräuterpraxis des Agrar-Rebellen
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Alle Ratschläge und Hinweise in diesem Buch wurden von dem Autoren und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors beziehungsweise des Ver lags für Personen-,
Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.
Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100
Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifizierte Papier Munken Print liefert
Arctic Paper Munkedals AB, Schweden.
1. AuflageVollständige Taschenbuchausgabe August 2008
Wilhelm Goldmann Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbH
© 2006 by Kneipp-Verlag GmbHUmschlaggestaltung: Design Team, München
Umschlagmotiv: Thomas Apolt, WienKonzept, fachliche Bearbeitung:
Claudia Holzer, Josef Andreas HolzerSatz: Uhl + Massopust, Aalen
Druck und Bindung: GGP Media GmbH, PößneckLH · Herstellung: IHPrinted in Germany
ISBN 978-3-442-16980-1
www.mosaik-goldmann.de
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Inhalt
Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Holzer’sche Permakultur – Was ist das? . . . . . . . . . . . . . 15
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Ein Recht auf Natur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Hindernisse sind wichtig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
In jedem Kind steckt ein kleiner Forscher . . . . . . . . . 27
Wenn ein Kind im Schlamm wühlt, ist alles in bester Ordnung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Die Basis für kreatives Denken wird in der Kindheit geschaffen . . . . . . . . . . . . . . . . 31
Die Ausbildung geht oft am Leben vorbei. . . . . . . . . 31
Probleme gehören zum Leben. . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Ein Leben ohne Angst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
Volksmedizin und Naturheilpraxis . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
Über den Umgang mit Krankheiten und Verletzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Glaube und Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
Fehlentwicklungen im Gesundheitssystem . . . . . . . . 83
Meine Kräuterpraxis heute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
Der gute Platz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
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Die Nahrung ist deine Medizin. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
Nahrungsmittel sind nicht gleich Lebensmittel . . . . . 108
Bauern waren Selbstversorger . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
Veronika Holzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146
Heilkräfte der Natur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163
Mit Pflanzen leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164
Die Apotheke aus der Natur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165
Kräuterapotheke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168
Kräuteranbau und Ernte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173
Pflanzenporträts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213
Alant . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214
Andorn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216
Arnica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218
Baldrian. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220
Beifuß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222
Benediktenkraut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224
Blutwurz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226
Eibisch, Echter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228
Engelwurz, Echte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230
Enzian, Gelber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232
Hauhechel, Dornige . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234
Herzgespann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236
Holunder, Schwarzer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238
Hopfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240
Johanniskraut, Tüpfel- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242
Kamille, Echte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244
Königskerze. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246
Liebstöckel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248
6 Inhalt
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Malve, Wilde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250
Pfefferminze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252
Ringelblume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254
Salbei, Echter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256
Schafgarbe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258
Thymian, Echter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260
Wermut. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262
Der »verordnete« Weg der Landwirtschaft . . . . . . . . . . . 265
Verwaltungsterror . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266
Verordnungen gegen die Natur . . . . . . . . . . . . . . . . . 270
Seuchen – die Folgen falscher Tierhaltung. . . . . . . . . 273
Artgerecht gehaltene Tiere suchen sich ihre Medizin selbst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275
Permakultur-Projekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281
Permakultur in den schottischen Highlands. . . . . . . . 282
Permakultur-Projekt in Spanien. . . . . . . . . . . . . . . . . 287
Vom Stadtmengen zum Permakultur-Landwirt . . . . . 298
Permakultur »berta«. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 300
Geplante Projekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304
Besucher berichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307
Besucherreaktionen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308
Sepp Holzer, Agrar-Rebell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 320
Schlussworte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329
Mein Wunsch für die Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330
Blick in die Zukunft des Krameterhofes . . . . . . . . . . 332
Sachregister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 334Rezeptregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347
Inhalt 7
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Vorwort
Versuche, wo immer du die Möglichkeit hast, ob mit Pflanzen oder Tieren, die natürlichen Abläufe und Kreisläufe zu erfahren, zu be -greifen. Das ist das Fundament für ein natürliches Leben. Dann wirst du aufge-nommen in den Kreislauf der Natur. Da kannst du dich sozusagen einklinken, und dann wirst du jeden Tag die Bestätigung dafür bekommen, dass du auf dem richtigen Weg bist. Das ist das Fundament jedes Menschen.
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Oft liege ich nachts wach im Bett und denke über meinen bisherigen Lebensweg nach. Was durfte ich in meinen mehr als 60 Lebensjahren erleben? Viele Gedanken gehen mir dann durch den Kopf, auch Erfahrungen, die ich lieber ver-gessen würde.
In diesen Momenten hält mich nichts im Bett. Ich gehe an die frische Luft und mache eine kleine Nachtwanderung. Diese Spaziergänge helfen mir oft, klare Gedanken zu fassen, und ich komme meist mit neuen Plänen oder lang gesuchten Antworten zurück. Allein und in der Nacht finde ich Ruhe und spüre die Verbundenheit mit der Natur. Hin und wie-der passiert es mir, dass ich mich irgendwo hinsetzte und so-gar einschlafe. Wenn ich dann erst am morgen wieder nach Hause komme und meiner Frau Vroni davon erzähle, sagt sie meist im Scherz: »Hoffentlich hast du nicht wieder zu viel geträumt!« Tatsächlich fallen mir viele Dinge im Traum ein, die ich dann sofort in die Tat umsetzen muss. Auf diese Weise ist bereits einiges auf unserem Hof entstanden. Manche wer-den bei diesem Gedanken vielleicht schmunzeln, aber ich bin davon überzeugt, dass man die unterbewussten Botschaften aus Träumen nicht einfach nur als »Traum« abtun darf. Oft stecken in ihnen gute Ideen, die nur darauf warten, umge-setzt zu werden. Überhaupt denke ich, dass wir wieder mehr Vertrauen in unsere Gefühle setzen sollten. In jedem von uns
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stecken noch die Reste un-seres Naturinstinkts.
Seit der Veröffentlichung meiner beiden Bücher (»Sepp Holzer – Der Agrar-Rebell« und »Sepp Holzers Perma-kultur«) hat sich vieles in meinem Leben geändert. Tau-sende Menschen haben seit-her unseren Hof besucht. Es erreichten uns so viele Brie-fe, dass wir nicht mehr alle beantworten konnten (siehe auch Seite 307).
Viele Menschen schrieben uns, dass sie der Besuch des Krameterhofes verändert hat. Sie hätten nun eine andere Sichtweise und Einstellung zu Natur, Tierhaltung und Land-wirtschaft. In zahlreichen Briefen war auch zu lesen, dass die Menschen nun selbst beginnen würden, einen eigenen »Le-bensgarten« anzulegen. Diese Rückmeldungen freuen uns sehr! Sie geben uns Zuversicht, dass ein Umdenken auf die-ser Welt stattfindet, dass immer mehr Menschen auf der Su-che nach einem natürlichen Leben sind.
Es erreichten mich aber auch viele Briefe von Menschen, die mit unterschiedlichsten Problemen konfrontiert sind und schlichtweg keinen Ausweg sehen. Ich glaube, die Menschen schreiben mir das alles deshalb, weil sie aus meinen Büchern wissen, dass ich selbst in den Jahren seit der Hofübernah-me als 19-jähriger mit unzähligen Problemen konfrontiert war und bisher noch immer eine Lösung gefunden habe –
Vorwort 11
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wenn auch oft auf unkonventionelle Art und Weise, was mir den Beinamen des Rebellen eingebracht hat. In vielen Brie-fen ist mir aufgefallen, dass die Grundeinstellung zum Lösen von Problemen, ja sogar zum Leben selbst, oftmals das ei-gentliche Problem darstellt! Es scheint, als würden viele mit dem Leben in dieser Gesellschaft kaum noch zurechtkom-men – Einsamkeit, Depression, Krankheit sind die Folgen. Der Hauptgrund liegt meiner Meinung nach in der »Entwur-zelung«, im Verlust der Verbindung zur Natur.
Deshalb habe ich dieses Buch geschrieben: Es ist an alle gerichtet, die den Kontakt zur Natur wieder finden wollen – nicht nur durch Lesen und Spazierengehen, sondern vor allem praktisch, im täglichen Leben!
Ob ich nun in einem Hochhaus lebe oder direkt am Wald-rand, spielt dabei keine Rolle, denn es gibt immer einen Weg,
12 V orwort
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der zur Natur führt. Es ist die Einstellung zum Leben und die »Erdung«, auf die es ankommt.
Ich hoffe, dass meine Aufzeichnungen dabei helfen, wie-der in den Kreislauf der Natur einzutreten und so zu einem friedvolleren, zufriedenen und gesunden Leben zu finden.
Ich freue mich besonders, dass ich nun auch meine Frau Vroni dazu bewegen konnte, ihre Erfahrungen und einige ih-rer Rezepte in diesem Buch weiterzugeben! Wenn sie sich auch gern in den Hintergrund stellt, so waren es doch ihr Feingefühl und ihre Liebe, die unseren Hof und unser Leben zum Erblühen brachten! Unverzichtbar für die Entstehung dieses Buches war die Mitarbeit meiner Tochter Claudia und meines Sohnes Josef Andreas.
Die Natur nimmt jeden mit offenen Armen auf, und es gibt für jeden einen Weg zur Natur und zum natürlichen Le-ben! Sperr die Augen und Ohren weit auf, öffne deine Sinne und dein Herz, dann wirst du den richtigen Weg – deinen ei-genen Weg – finden!
Vorwort 13
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Holzer’sche Permakultur – Was ist das?
Permakultur ist ein Stück Hoffnung: ein wohldurchdachtes Konzept, wie wir im Kleinen und im Großen der Zerstörung der Erde wirksam begegnen können.
Permakultur beruht auf einem Denken in Zusammenhängen und Wechselwirkungen. Grundlage ist das Beobachten der Natur.
Diese Art der Bewirtschaftung führt uns nach vorn, zurück zu unseren Lebenswurzeln.
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Seit dem Jahr 1962 bewirtschafte ich nun schon den Kra-meterhof, einen Bergbauernhof im Salzburgischen Lungau. Mittlerweile umfasst der Hof eine Fläche von 45 Hektar, die sich über 1100 bis 1500 m Seehöhe erstrecken. Meine Form der Bewirtschaftung habe ich im Laufe vieler Jahre durch ständiges Experimentieren und Beobachten von Kindheit an entwickelt. Sie basiert auf meinen eigenen praktischen Erfah-rungen, die sich natürlich ständig erweitern und verbessern. Es ist also kein statisches System, sondern vielmehr ein le-bendiges. Basis meiner Arbeit ist es, die Natur zu beobachten und natürliche Kreisläufe so gut es geht nachzuempfinden.
Nach dieser Philosophie habe ich am Krameterhof im Laufe der Jahre eine Fischzucht betrieben, Wildrinder (Bi-son, Wisent, schottische Hochlandrinder, ungarische Step-penrinder, Yaks etc.) und Schweine (Duroc, Turopolje, Man-galizza, Schwäbisch-Hällische Landschweine) gehalten, eine biologisch geführte Alternativ-Baumschule, eine Was ser pflan-zen zucht, eine Pilzzucht und vieles andere betrieben. Für die Fischzucht habe ich gleich nach der Hofübernahme da-mit begonnen, zahlreiche Teiche und Feuchtbiotope anzule-gen, wobei mir wiederum meine Erfahrungen aus der frühen Kindheit zugutekamen. Mittlerweile stehen mir am Krame-terhof über 3 Hektar Wasserfläche zur Verfügung. Da das ge-samte Betriebsgelände am Krameterhof recht steil war, habe
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ich zur besseren Bewirtschaftung Wege gebaut und Terras-sen angelegt. So sammelte ich im Laufe der Jahre auch viele Erfahrungen mit landschaftsgestaltenden Maßnahmen. Über den ganzen Grund verteilt habe ich tausend Obstbäume, Wildobst, Beerensträucher gepflanzt, die verschiedensten Getreidesorten, Kartoffeln, Gemüse und Kräuter angebaut.
Dabei wurde nichts in Monokultur angebaut, die gesamte Fläche ist eine große Mischkultur. Die Pflanzen versorgen sich gegenseitig mit den Nährstoffen, die sie für gutes und kräftiges Wachstum brauchen. Kunstdünger und jegliche an-dere Form von Chemieeinsatz (seien es nun Herbizide, Fun-gizide oder was auch immer) lehne ich entschieden ab! Es geht darum, mit der Natur zu arbeiten, statt sie zu bekämp-fen. Eine Frage, die mich aufgrund der zahlreichen unpro-duktiven Flächen auf meinem Grund immer wieder beschäf-tigte, war: Wie ist es machbar, mit möglichst geringem Ener-gie auf wand auch auf den schlechtesten Böden noch einen zufriedenstellenden Ertrag zu erwirtschaften? Der untere Teil
Holzer’sche Permakultur – Was ist das? 17
Gedanken von Sepp Holzer
Mutter Natur beschenkt dich reichlich. Sie gibt dir auch reichlich Infor-
mation, wie du mit ihren Geschenken umgehen solltest. Du musst nur
hinhören und hinsehen, also beobachten, dann kannst du alles erfahren.
Es ist wie mit deiner eigenen Mutter: Wenn du ihr genügend Beachtung
schenkst, gibt sie dir auch gute Ratschläge. Bist du aber gierig und unver-
schämt, wirst du nichts mehr von ihr bekommen. So ist es auch bei Mut-
ter Erde. Ausnützen und überfordern darfst du sie nicht. Sie gibt dir gern –
lerne damit umzugehen, und du wirst zufrieden sein.
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meines Grundes besteht größtenteils aus einem sehr felsigen Steilhang. Hier begann ich, mit Wärmefallen in Felsnischen mit der Kultivierung wärmebedürftiger Pflanzen zu experi-mentieren. Im Laufe der Zeit entwickelte sich nun auch hier eine üppige Mischkultur. Das Finanzamt erkannte bald, dass sich die Produktivität meiner Flächen erhöht hatte und ver-zehnfachte (!) von einem Jahr auf das andere den Einheits-wert meines Besitzes.
Obwohl dies eine Bestätigung meines Erfolges ist, konnte ich mich nicht darüber freuen.
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Auch Topinambur gedeiht am Krameterhof.
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Auf Wunsch vieler Experten, die meinen Hof besucht ha-ben, nannte ich meine Wirtschaftsweise schließlich Perma-kultur. Der Begriff wurde 1978 vom australischen Ökologen Bill Mollison und seinem Studenten David Holmgren ge-prägt und leitet sich vom englischen »permanent agriculture« ab, was so viel bedeutet wie dauerhafte Landwirtschaft.
Laut vielfacher Expertenmeinung, so teilte man mir da-mals mit, sei der Krameterhof ein Beispiel für diese Wirt-schaftsweise. Ich kannte zu diesem Zeitpunkt weder Bill Mollison noch seine Philosophie oder seine Bücher. Bei der Lektüre seiner Ausführungen erkannte ich jedoch, dass vieles, was er in der Theorie beschreibt, meiner Art der Bewirtschaf-tung sehr nahekommt. Was sich jedoch grob unterscheidet sind natürlich Klima, Boden und Vegetation – es handelt sich also um eine Art alpiner Permakultur, die ich betreibe. Ich freute mich, endlich ähnlich denkende und handelnde Men-schen gefunden zu haben, zumal die so genannte »Permakul-tur-Szene« gerade langsam zu wachsen begann und ich es von jeher gewohnt war, mit meiner Wirtschaftsweise als Spinner und Eigenbrötler dazustehen.
Die Bauern in unserer Umgebung hatten für meinen »Sau-haufen«, wie sie die Mischkultur gern bezeichnen, nicht viel übrig. Man kennt ja das alte Sprichwort: »Willst du drei Bau-ern unter einen Hut bringen, musst du zwei erschlagen.« Das beschreibt zwar sehr dramatisch, aber doch mit einem wah-ren Kern, wie wenig die Bauern auch heute noch zu sam men-hel fen. Wenn einer etwas anders macht, wird er sofort ausge-grenzt. Leider musste ich feststellen, dass die Toleranz für In-dividualität auch in Permakultur-Kreisen nicht sehr groß ist und dass neben vielen interessanten Ansätzen auch einiges an
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nicht überprüfter widersinniger Theorie verbreitet wird. Also nannte ich meine Wirtschaftsweise nun Holzer’sche Perma-kultur, um Verwechslungen auszuschließen. Ganz glück lich bin ich aber auch mit diesem Namen nicht, da sich meine Phi-losophie doch sehr von anderen Permakultur-Auslegungen un-terscheidet. Ich überlege daher, einen anderen, neuen Namen zu suchen, der meiner Art zu wirtschaften besser entspricht. Ein wichtiger Aspekt ist für mich, aus der landwirtschaft-lichen Perspektive heraus zu handeln. Das wird in Permakul-turkreisen oft vergessen. Man kann zwar permakulturelle Ge-dankenansätze lernen, die landwirtschaftlichen Grundkennt-nisse lernt man jedoch aus keinem Buch. Viele Bauern tun sich wiederum schwer, ausgetretene Wege zu verlassen.
Leider werden meine Ausführungen zeitweise auch miss-verstanden. Es geht mir nicht darum, dass meine Wirtschafts-weise sozusagen kopiert wird. Das wäre nicht zielführend, da jeder Mensch und jeder Betrieb anders ist und individu-ell passende Lösungen gefunden werden müssen. Ich möchte hingegen Möglichkeiten aufzeigen, wie man es anders ma-chen kann und dadurch Ansätze vermitteln, die den Men-schen zu mehr Kreativität und Naturbewusstsein verhelfen sollen. Wenn Bauern wieder verstärkt beginnen würden, ihre Tiere im Freiland zu halten, wenn in der Grünlandbewirt-schaftung wieder mehr auf die Natur geschaut werden wür-de, dann wäre schon viel erreicht. Dazu muss nicht jeder Bauer sofort auf Permakultur umstellen! Schon der Weg von konventioneller Landwirtschaft hin zu biologischer – nicht im Sinne der verordneten Richtlinien, sondern im Sinne der Eigenverantwortung und Vertretbarkeit – wäre ein erstre-benswertes Ziel. Dazu brauche man auch die Landwirtschaft
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nicht neu erfinden. Ein bisschen Rückbesinnung auf die Me-thoden unserer Großeltern und ein offenes Auge für die Na-tur würden schon reichen.
Die alten Methoden zu reaktivieren halte ich für äußerst wichtig – nicht etwa deshalb, weil früher alles gut oder besser war als heute, denn das war mit Sicherheit nicht der Fall!
Es sollte keine verklärte Sicht der Vergangenheit vermit-telt werden. Da aber früher weder auf große technische oder chemische »Errungenschaften« zurückgegriffen werden konn-te, haben die Menschen sich anders helfen müssen. Landwirt-schaftliche Methoden haben sich über Jahrhunderte hinweg entwickelt und waren erfolgreich; »nachhaltig« würde man nun sagen. Heute kann zwar auf kleiner Fläche mehr und schneller produziert werden, die Produkte werden dadurch aber immer gehaltloser, und dies alles geht auf Kosten der Natur, also auch auf Kosten von uns allen! Das kann nicht der richtige Weg für die Zukunft sein. Detailliertere Informa-tionen über meine Bewirtschaftungsform stehen in meinem zweiten Buch: »Sepp Holzer’s Permakultur – praktische An-wendung für Garten, Obst und Landwirtschaft« (Leopold Sto-cker Verlag, 2004). Darin habe ich versucht, die wichtigsten Dinge möglichst praxisnah festzuhalten und zu vermitteln.
Gedanken von Sepp Holzer
Die Volksschule ist meine Ausbildung, Bergbauer ist mein Beruf, die Natur
ist mein Lehrmeister und meine Universität. Mein Studium kann ich leider
nicht zu Ende bringen, denn dazu müsste man, glaube ich, tausend Jahre
alt werden, so viel Stoff hält sie für uns bereit.
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Einleitung
Jeder hat einen Auftrag im Leben und Ver-antwortung der Natur gegenüber. Davon darf man sich nicht abbringen lassen, das sind die Prüfungsfragen der Natur und des Lebens im Ganzen und die sollte man bestehen. Man lernt Probleme zu lösen, Schicksalsschläge zu bewältigen, erfährt Selbstbestätigung und findet so den richtigen Weg.
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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE
Sepp Holzer
Wo ein Wille, da ein WegNaturheilwissen, Erfahrung und Kräuterpraxisdes Agrar-Rebellen
Taschenbuch, Broschur, 352 Seiten, 12,5 x 18,3 cm40 s/w AbbildungenISBN: 978-3-442-16980-1
Mosaik bei Goldmann
Erscheinungstermin: Juli 2008
Naturheilwissen und Kräuterpraxis für jedermann Sepp Holzers feste Überzeugung ist, dass jeder auf naturnahe Ernährung und Kräuterwissenzurückgreifen kann. Faszinierend beschreibt der Agrar-Rebell seine Erfahrungen mit denHeilkräften aus der Natur und macht mit bewährten Hausmitteln vertraut. Profundes Wissen undeine Fülle wertvoller Anregungen. Mit praktischen Anleitungen zum eigenen Kräuteranbau.