Humanoekologie - Ziele, Inhalte, Perspektiven

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10/200510/2005 Oberseminar A/B - Leitung: Prof. Dr. R. DikauOberseminar A/B - Leitung: Prof. Dr. R. Dikau 11

Humanökologie und Soziale Humanökologie und Soziale ÖkologieÖkologie

IInhalte – Ziele – Perspektiven nhalte – Ziele – Perspektiven

Oberseminar A/B: Katastrophenvorsorge und Natur-Kultur Interaktionen (WS 2005/06) Leitung: Prof. Dr. R. Dikau – Referent: Adrian Pfahlsberger

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InhaltInhalt

1.) Geschichte einer neuen Wissenschaft 1.) Geschichte einer neuen Wissenschaft

2.) Sozialökologie als neuer Forschungstyp2.) Sozialökologie als neuer Forschungstyp

3.) Gesellschaftlicher Stoffwechsel und Kolonisierung von Natur 3.) Gesellschaftlicher Stoffwechsel und Kolonisierung von Natur

4.) Ökologische Krisenphänomene der Neuzeit 4.) Ökologische Krisenphänomene der Neuzeit

5.) Sozial-Ökologische Perspektiven und Nachhaltigkeit 5.) Sozial-Ökologische Perspektiven und Nachhaltigkeit

Fazit Fazit

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1.) Geschichte einer neuen Wissenschaft1.) Geschichte einer neuen Wissenschaft

Quelle: eigene Zusammenstellung

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1.) Geschichte einer neuen Wissenschaft1.) Geschichte einer neuen Wissenschaft

→ → InstitutionalisierungInstitutionalisierung & & InterdisziplinarisierungInterdisziplinarisierung

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1.) Geschichte einer neuen Wissenschaft1.) Geschichte einer neuen Wissenschaft

Human ecology "must involve cooperation of geography, sociology, demography, anthropology, social psychology, economics and other natural sciences as well

[...].

Human ecology can (not) be a subdivision of sociology or anthropology [...].

The development of human communities and the interrelations of these communities with the

totality of the environment is the concern of human ecology."

C.W. Thornthwaite

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2.) Sozialökologie als neuer Forschungstyp2.) Sozialökologie als neuer Forschungstyp

neuer Typus einer transdisziplinären, an gesellschaftlichen Problemen

orientierten Wissenschaft

Schnittstelle von Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit

neuer Modus der Wissensproduktion

‚mode 2‘

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2.) Sozialökologie als neuer Forschungstyp2.) Sozialökologie als neuer Forschungstyp

MERKMALE:• Gesellschaftliche Wissensproduktion immer stärker in unterschiedlichen gesellschaftlichen Anwendungskontexten

• auf außerakademische gesellschaftliche Probleme gerichtet

• transdisziplinär verfasst - erfolgt somit in vielfältigen vernetzten undheterogenen organisatorischen Formen und in Kooperation vonWissenschaftlern mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Akteuren

• Die Forschung wird in bewusster sozialer Verantwortung betrieben

• spezifische Reflexivität und eigene Formen der Qualitätskontrolle

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2.) Sozialökologie als neuer Forschungstyp2.) Sozialökologie als neuer Forschungstyp

"Soziale Ökologie ist die Wissenschaft von Beziehungen der Menschen zu ihrer jeweiligen natürlichen und gesellschaftlichen Umwelt […]. Ziel der Forschung ist es, Wissen für

gesellschaftliche Handlungskonzepte zu generieren, um die zukünftige Reproduktions- und Entwicklungsfähigkeit der Gesellschaft und ihrer natürlichen Lebensgrundlagen

sichern zu können"

aus: Sozial-ökologische Forschung – Rahmenkonzept für einen neuen Förderschwerpunkt. Gutachten des ISOE (1999, S.13).

"Die Humanökologie ist eine neuartige wissenschaftliche Disziplin, deren Forschungsgegenstand die Wirkungszusammenhänge und Interaktionen zwischen

Gesellschaft, Mensch und Umwelt sind. Ihr Kern ist eine ganzheitliche Betrachtungsweise, die physische, kulturelle, wirtschaftliche und politische Aspekte

einbezieht."

aus: Humanökologie. Ursprünge-Trends-Zukünfte. SERBSER (2004)

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2.1.) Gesellschaftliche Naturverhältnisse2.1.) Gesellschaftliche NaturverhältnisseKonzept des ISOE

„…Geflecht der vermittelnden Beziehungen und Verhaltensformen zwischen Individuen, Gesellschaft und Natur sowie die sich darin herausbildenden Muster.“

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2.1.) Gesellschaftliche Naturverhältnisse2.1.) Gesellschaftliche NaturverhältnisseKonzept des ISOE

→ historisch variable Beziehungen

→ empirische Studien über konkrete ökologische Krisenphänomene

'basale Naturverhältnisse'

→Arbeit und Produktion →Sexualität und Fortpflanzung

→Regulationsformen

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2.1.) Gesellschaftliche Naturverhältnisse2.1.) Gesellschaftliche NaturverhältnisseKonzept des ISOE

Theorie

→ Tradition der Kritischen Theorie

→ Systemtheorie

→ Im ISOE werden derzeit gesellschaftliche Naturverhältnisse als stark gekoppelte sozio-ökologische Systeme beschrieben und versucht zu modellieren

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3.) Gesellschaftlicher Stoffwechsel und 3.) Gesellschaftlicher Stoffwechsel und Kolonisierung von NaturKolonisierung von Natur

Konzepte des IFF

Gesellschaft "als offenes System, das aus der Biosphäre Ressourcen aufnimmt, diese transformiert und wieder an die Biosphäre abgibt"

Kolonisierung beschreibt "dauerhafte und intendierte Beeinflussungen naturaler Prozesse durch die Gesellschaft; als Vorleistung für die Befriedigung gesellschaftlicher

Ansprüche"

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3.) Gesellschaftlicher Stoffwechsel und 3.) Gesellschaftlicher Stoffwechsel und Kolonisierung von Natur Kolonisierung von Natur

Konzepte des IFF

Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung (www.bpb.de/ files/59WIAR.jpg)

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3.) Gesellschaftlicher Stoffwechsel und 3.) Gesellschaftlicher Stoffwechsel und Kolonisierung von Natur Kolonisierung von Natur

→ Makromodell der Interaktionen zw. sozialen & natürlichen Systemen

Quelle: Fischer-Kowalski (2004)

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3.) Gesellschaftlicher Stoffwechsel und 3.) Gesellschaftlicher Stoffwechsel und Kolonisierung von Natur Kolonisierung von Natur

Konzepte des IFF

Verhältnis Gesellschaft-Natur:

→ Gesellschaft als selbstrefenzielles System, das seine

eigenen Grenzen generiert → Gesellschaft als ein System, das sowohl symbolische als auch materielle Teile enthält,

die sich funktionell von der Umwelt abgrenzen → Indem Gesellschaft versucht, Wissen über die Natur zu erlangen, schafft sie sich ihre Natur –

Natur bestimmt durch die gesellschaftliche Praxis

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3.) Gesellschaftlicher Stoffwechsel und 3.) Gesellschaftlicher Stoffwechsel und Kolonisierung von Natur Kolonisierung von Natur

Konzepte des IFF

Verhältnis Gesellschaft-Technik/Technologie: → Der Metabolismus einer Gesellschaft und die Art und Weise, wie Gesellschaften ihre natürliche Umwelt

kolonisieren, werden durch

soziale und naturale Parameter beeinflußt

z.B. Technologie, Ressourcenverfügbarkeit, Populationsgröße

oder Arbeitsteilung

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3.) Gesellschaftlicher Stoffwechsel und 3.) Gesellschaftlicher Stoffwechsel und Kolonisierung von Natur Kolonisierung von Natur

Konzepte des IFF

Die Technologie ist das gesellschaftskonstituierende Element unserer Gesellschaft, der technologischen Zivilisation

→ In der technologischen Zivilisation werden folglich gleichzeitig Freiräume und Zwänge für gesellschaftliche Entscheidungen geschaffen

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3.) Gesellschaftlicher Stoffwechsel und 3.) Gesellschaftlicher Stoffwechsel und Kolonisierung von Natur Kolonisierung von Natur

“The realm of the born – all that is natural- and the realm of the made - all that is humanly constructed -

are becoming one. Machines are becoming biological and the biological is becoming engineered.”

-“For the world of our own making has become so complicated that we must

turn to the world of the born to understand how to manage it.[...] Our future is technological; but it will not be a world of gray steel. Rather our

technological future is headed toward a neo-biological civilization.”

Kevin Kelly

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4.) Ökologische Krisenphänomene 4.) Ökologische Krisenphänomene

1. Bevölkerungsentwicklung

2. Rohstoffproblem

3. Energieversorgung & Emissionen

4. Abfallmanagement

5. Artensterben und Einschränkung von natürlichen Lebensräumen

6. Welternährung

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4.) Ökologische Krisenphänomene 4.) Ökologische Krisenphänomene

Quelle: Sieferle (1997): Rückblick auf die Natur.

Quelle: McNeill (2001): Something new under the sun.

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5.) Perspektiven und Nachhaltigkeit 5.) Perspektiven und Nachhaltigkeit

ökologisch

ökonomischsozial

?

Soziale Nachhaltigkeit???

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5.) Perspektiven und Nachhaltigkeit 5.) Perspektiven und Nachhaltigkeit Denkrahmen zur societalen Nachhaltigkeit nach SERBSER (2004 u.a.)

→ Rückgriff auf Mosaik von Konzepten und Ansätzen der Tradition der Chicagoer Schule (v.a. PARK & MEAD)

→ Ziel: Gemeinsames ‚framework of thinking‘ in den Sozialwissenschaften

→ Anschlussfähigkeit zu anderen Disziplinen

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5.) Perspektiven und Nachhaltigkeit 5.) Perspektiven und Nachhaltigkeit Denkrahmen zur societalen Nachhaltigkeit nach SERBSER (2004 u.a.)

Soziale Nachhaltigkeit = Aufrechterhaltung des menschlich sozialen Seins

→ Sicherung der natürlichen und sozialen Ressourcen für zukünftige Generationen

Rio als Versuch allgemeine, internationale und dauerhafte Standards auszuhandeln:

1.) über die grundsätzlichen Vorraussetzungen der Existenz von Gesellschaft nachdenken;

2.) über die zukünftigen Vorraussetzungen nachdenken und

3.) dies in einer Perspektive tun, welche die wechselseitige Wirkung von Mensch und Umwelt, Gesellschaft und Natur einbezieht – eine humanökologische Perspektive einnimmt.

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5.) Perspektiven und Nachhaltigkeit 5.) Perspektiven und Nachhaltigkeit Denkrahmen zur societalen Nachhaltigkeit nach SERBSER (2004 u.a.)

Quelle:SERBSER (2004): Humanökologie

?Vorraussetzungen der menschlichen Existenz?

→ Intentionen

→ Erwartungen

→ Retrospektive Deutung

→ Bedeutungzuschreibung

→ Symbolisierung

→ Personale Identität ↔ gesellschaftliche Identität

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5.) Perspektiven und Nachhaltigkeit 5.) Perspektiven und Nachhaltigkeit Denkrahmen zur societalen Nachhaltigkeit nach SERBSER (2004 u.a.)

→ Sozialer Transformationsprozess

→ Dis-, Re- und Neuorganisation

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5.1.) Partizipationsforschung5.1.) Partizipationsforschung

zentral für den gesellschaftlichen Verständigungs- und (Selbst-) Organisationsprozess

→ Konventionelle ↔ Nicht-konventionelle Partizipation

Ziel: Bevölkerungs- und Akteurskreise stärker in gesellschaftspolitische Such-, Lern-, und Gestaltungsprozesse involvieren

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5.2.1.) Kognitive Integration5.2.1.) Kognitive Integration

Problem der Transdisziplinarität→ Definieren von spezifischen Qualitätskriterien

→ komplexe Integrationsproblematik:

• Wissensintegration (wissenschaftliches & alltagspragmatisches)

• Soziale und organisatorische Integration (unterschiedlicher Interessen und Aktivitäten)

• Kommunikative Integration (gemeinsame Redepraxis)

• Technische Integration (nachhaltig funktionsfähiges Sachsystem )

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5.2.2.) Evaluation5.2.2.) Evaluation

Trend eines sich wandelnden Verhältnisses zwischen Wissenschaft und Gesellschaft

→ Steuerungsanreize

→ Unterschiede in der Evaluierungspraxis

→ Komplexität & Diversität an Perspektiven & Möglichkeiten

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FAZITFAZIT

Interdependenz sozialer und natürlicher Systeme

Kognitive Integration

Vergangenheit Gegenwart

Zukunft

Partizipation & Natur-wahrnehmung