Interview Ludwig Wicki

Post on 19-Feb-2016

43 views 0 download

description

Der Sonntag, 22. November 2015

Transcript of Interview Ludwig Wicki

Der Sonntag · 22. November 2015 AUS DER REGION 11

Dirigent LUDWIG WICKI gastiert mit dem 21st Century Symphony Orchestra in Basel

Großes Kino, große Musik:Mit „Christmas at the Mo-vies“ gastiert das 21st Cen-tury Symphony Orchestraaus Luzern am Samstag inBasel. Dirigent Ludwig Wi-cki begeistert Filmmusikseit seiner Jugend. Die Kom-ponisten danken ihm seinEngagement mit exklusi-ven Aufführungsrechtenvon Werken wie „Herr derRinge“ oder „Fluch der Ka-ribik“.

Für den normalen Kinobesucherist die Filmmusik eher eine Be-gleiterscheinung. Man nimmtsie wahr, hört aber oft gar nichtso genau hin. Was gibt die Musikeinem Film?

Was die Worte nicht mehr sagenkönnen, sagt die Musik. Sie un-terstützt die Handlungsidee desRegisseurs. Die Musik kann eineAtmosphäre unterstreichenoder sogar kreieren. Musik hatnatürlich auch einen Grüsicha-rakter. Man setzt sie ein undschon spürt man das Gruseln.Oder es gibt Melodien, die klin-gen nach einer Romanze, nachLiebe. Das sind alles Werkzeuge,die die Künstler verwenden, umden Menschen die richtigen Ge-fühle zu geben.

Was hat Sie so begeistert, dassSie 1999 ein ganzes Orchestergegründet haben, das sich derFilmmusik widmet?

Ich bin ohne Fernsehen aufge-wachsen und war mit 14 Jahrendas erste Mal im Kino. Ich habeWinnetou gesehen, und vondem Moment an habe ich dieFilmmusik geliebt. Dann kamnoch Ennio Morricone mit denSpaghettiwestern hinzu. Das warfür mich ein wichtiger Bestand-teil der Musik, die ich gehört ha-be – neben klassischer Musik,Pop und Rock. Filmmusik hatmich nie losgelassen und so ha-be ich dann nach vielen Jahrenmein eigenes Orchester gegrün-det, um diese Musik aufzufüh-ren. Diese Musik ist so wertvoll,die muss der Öffentlichkeit dar-geboten werden.

Sie haben 2008 den „Herr derRinge“ als weltweit erstes Or-chester überhaupt aufgeführt.War das der Durchbruch derFilmmusik auf der Bühne?

Das war der Durchbruch derFilmmusik mit ganzen Filmenauf der Bühne. Das ist jetzt welt-weit ein Genre. Und es hat meinLeben total verändert. Seitdembin ich auf der ganzen Welt un-

terwegs – davor habe ich nur inLuzern dirigiert.

Nehmen Sie am liebsten bei IhrenReisen ihr 21st Century Sympho-ny Orchestra mit?

Dazu kann ich weder nein nochja sagen. Ich liebe mein Orches-ter, aber ich finde es nicht sinn-voll,wenn es zuviel reist,weil daseinfach nicht ökologisch ist.Wenn ich in London das RoyalPhilharmonic Orchestra dirigie-re, dann ist das eine Ehre und eintolles Erlebnis.

Wenn Sie zu einem solchen Or-chester mit Filmmusik kommen,die als profan gewertet wird:Wie reagieren die Musiker dar-auf?

Das ist sehr unterschiedlich. InLondon ist das tägliches Brot,weil die oft Filmmusiken im Stu-dio einspielen. Da ist sich nie-mand zu schade dafür. Es gibtaber auch Kulturkreise, in denenFilmmusik noch nicht so angese-hen ist. Ich muss die Faszinationvermitteln, dann springt derFunke fast immer über. Es gabschon Momente, in denen Kon-zertmeister arrogant oder einwenig herablassend waren. Damuss man eben seriös arbeitenund zeigen, wie seriös die ganzeSache ist.

Hatten Sie schon Probleme, mitIhrer Filmmusik von Kritikernernst genommen zu werden?

Ich weiß, dass einige Konzertkri-tiker in Luzern bei einem klassi-

FAKTEN

LUDWIG WICKI, Jahrgang1960, studierte Posaune sowieChorleitung und Orchester-direktion. Erleitet das 21stCentury Or-chestra, dasRenaissanceEnsemble IIDolcimelo Lu-zern sowie dieBläserformation EnsembleBeaufort und ist Stiftskapell-meister an der Hofkirche Lu-zern. Er ist verheiratet und lebtin seiner Heimatstadt Luzern.

CHRISTMAS AT THE MOVIESDas 21st Century Symphony

Orchestra gastiert am Sams-tag, 28. November, 19.30 Uhrmit dem 21st Century Chorusund Boys Choir Lucerne imStadtcasino Basel. Gezeigt undgespielt wird Weihnachtlichesaus Filmen wie „Der Polar-Ex-press“, „Edward mit den Sche-renhänden“, „Die Chronikenvon Narnia“ und „Kevin alleinzu Haus“. Tickets zwischen 25und 89 Franken unter www.re-servix.deDER SONNTAG verlost dreimalzwei Tickets für das Konzertin Basel unter allen, die heuteunter 0137/808 01 30 anrufen(50 Cent pro Anruf aus demFestnetz). DS

schen Konzert – und sei es nochso mittelmäßig – viel differen-zierter und wichtiger schreiben,als wenn wir ein Filmmusikkon-zert geben. Damit kann ich aberleben. Im Ausland habe ich vonKritikern noch nie eine schlechteKritik bekommen.

Sie arbeiten eng mit Komponis-ten wie Howard Shore oder Dan-ny Elfman zusammen, auch denbereits verstorbenen James Hor-ner kannten Sie gut. Sind Film-musikkomponisten heikel, wasdie Umsetzung ihrer Musik aufder Bühne angeht?

Nein, sie sind dankbar, wennman ihre Musik sehr ernstnimmt. Ich habe guten Kontaktzu ihnen, weil sie sehen, dass ichmich sehr dafür einsetze, dassihre Musik originalgetreu aufge-führt und nicht so umarrangiertwird, dass man weniger Musikerbraucht und Geld sparen kann.Ich denke, das schätzen sie sehr.

Sie halten sich ganz streng andie Originale. Würden Sie nichtmanchmal gern als Dirigent et-was freier arbeiten und sichselbst stärker einbringen?

(Lacht) Nein, ich kann mich sehrgut der Musik und der Idee un-terordnen. Ich denke, wenn wirAufnahmen von Mozart oderBeethoven hätten, dann würdenalle Dirigenten das genauso auf-führen, wie es Mozart oder Beet-hoven getan hätten. Das ist das,was wir als historische Auffüh-rungspraxis bezeichnen. BeimFilm haben wir die historischeAufführungspraxis eins zu eins,weil wir die Aufnahmen kennen.

Was muss eine Filmmusik mit-bringen, damit sie auf der Bühnerichtig gut funktioniert?

Es ist wichtig, dass sie oft undgenügend zur Geltung kommt.Es spielt keine große Rolle, wiedie Musik ist. Sie sollte sympho-nisch und nicht zu elektronischsein, sonst macht es keinen Sinn.„Titanic“ war zum Beispiel einGrenzfall, da hat die Musik sehrgroße Lücken. Das ist problema-tisch, aber der Film ist so wahn-sinnig gut und die Musik so tollgeschrieben, dass es trotzdemfür das Publikum spannend ist.

Wie schaffen Sie es, dass ein 90-köpfiges Orchester, das einenFilm live begleitet, nicht zu viel

Raum einnimmt und den Filmübertönt?

Das sollte die Partitur schaffen.Sie sollte nicht da erklingen, wosie nicht sein darf. Aber sie solltewuchtig sein, wo sie wuchtig seindarf. In einer Live-Aufführungkommt die Musik automatischmehr zur Geltung. Aber das istkein Nachteil.

Stimmt es, dass trotz Ihrer her-vorragenden Kontakte die Rechtefür „Star Wars“ nicht zu bekom-men sind?

Nein, das stimmt nicht! (Lacht)Wir sind schon seit zwei bis dreiJahren dran, haben sehr guteKontakte, und es sieht schon soaus, dass wir in zwei bis drei Jah-ren „Star Wars“ spielen könnten.Das wäre toll, darauf freue ichmich sehr!

Kann Filmmusik ein Einstieg fürLeute sein, die davor mit Sym-phonieorchestern wenig anfan-gen konnten?

Das ist ganz sicher ein Einstieg.Man sieht so viele junge Leute inunseren Konzerten. Die lernendas Medium Orchester kennenund schätzen. Es weckt ihre Be-geisterung. Und ein paar Jahrespäter gehen sie auch in klassi-sche Konzerte. Das ist toll!

Mit Pixar-Abenden oder Filmenwie „Ratatouille“ schaffen Sieauch einen Zugang für Kinder.

Ja, viele große Orchester machendas mittlerweile, etwa das Chica-go Symphony Orchestra. Sie wis-sen ganz genau, dass sie mit die-sen Abenden ein ganz neues Pu-blikum ins Haus holen, das hof-fentlich später Stammpublikumwird.

Auch Ihr Programm „Christmasat the Movies“, das Sie am Sams-tag in Basel aufführen, ist fami-lientauglich. Und die Taschen-tücher sollte man für diesenAbend wohl auch mitnehmen,oder?

(Lacht) Das könnte sein. Es istsicher was fürs Herz, so muss dasja zu Weihnachten auch sein. Dahaben uns die Komponisten ei-nige sehr schöne Melodien be-schert. Aber ich denke, „Titanic“braucht mehr Taschentücher.

DAS GESPRÄCH FÜHRTEKATHRIN GANTER

BEILAGEN

Teile der heutigen Ausgabe unserer Zeitung enthalten Beilagender Firmen: Neukauf, ALDI Süd, Thomas Philipps, Marktkauf,Dänisches Bettenlager, E + V Optik & Schmuck, KaufringWeil, In Puncto Wohnen, Optik Hess, Förderverein für krebs-kranke Kinder, Mode Vögele, Teppich Drechsle, Elektro Schlegel,Media Shop Schopfheim, Donkel Schmuck & Uhren.

KURZ GEFASST

Auch dieses Jahr findet wiedereine Weihnachts-Geschenke-Aktion der gemeinnützigenSchwarzwaldstraße GmbH ausTodtnau statt. EhrenamtlicheHelfer haben in den letztenWochen dafür zahlreicheSchuhkartonsverpackt, die nungemeinsam mit einer Befüll-Anleitung am Stand der ge-meinnützigen GmbH beimTodtnauer Weihnachtsmarktam 28. November abgeholt

werden können. Alternativkann man die Kartons auch abMittwoch, 25. November, in derSchwarzwaldstraße 15 in Todt-nau zu Bürozeiten abholenoder selbst einen basteln unddiesen dann befüllen. Die Ge-schenke-Kartons können biszum 10. Dezember in derSchwarzwaldstraße 15 abge-geben werden, wo diese dannsortiert und an Flüchtlinge,Senioren und Kunden der Ta-felläden verteilt werden. Wei-tere Informationen telefonischunter 07671/9923123 oder perMail an info@schwarzwald-strasse.com. DS

GESCHENKEAKTION„Ich liebe mein Orchester“

Ein Epos mit Orchester und Chor: Ab 2008 dirigierte Ludwig Wicki die Weltpremieren der „Herr der Ringe“-Trilogie.

Weihnachten imSchuhkarton

ZENTRUM FÜR BAUEN + MODERNISIEREN

Götz+ Moriz GmbH · Basler Landstr. 28 · 79111 Freiburg · www.GOETZMORIZ.com

SAGEN SIE DEM

DEN KAMPF AN!

Beginn: 18.00 Uhr

Teilnahme kostenfrei!

Freitag, 27. November 2015 79539 LÖRRACH · Wiesentalstraße 74

Tel. 07621 40 07-100

An diesem Abend hält ein qualifizierter Sachverständiger einen Vortrag über Ursache, Analyse, Sanierung und Vermeidung von Schimmel im Haus. Anschließend stehen Ihnen der Sach-verständige und Experten aus dem Hause Götz+ Moriz für Fragen zur Verfügung.

Schimmel-Info-Veranstaltung

Fotobücher auf echtem Fotopapier :-) können Sie unter www.drogerie-ruehle.de bestellen.