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Mathematik fur Informatiker I

WS 2013/14

Prof. Dr. Bernhard Steffen

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 1 / 107

Einleitung

Team

Dozent:Prof. Dr. Bernhard Steffen

WiMis:Malte Isberner, Dr. Oliver Ruthing, Melanie Schmidt,Dr. Hubert Wagner

Studentische Tutoren:Jessica Buehler, Marcel Clostermann, Nils Dabrock,Daniel Friesel, Till Hartmann, Philip Kißmer, Annika Nehrke,Richard Niland, Lars Filipp Lenssen, Dennis Menzel, Kai Sauerwald,Galyna Safarova, Katharina Schamber, Martin Schwitalla,Tim Vormann, Marcel Walker

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 2 / 107

Einleitung Organisation

Organisation

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 3 / 107

Einleitung Organisation

Organisation: Vorlesung

Vorlesungstermine:

Dienstag 16.15 Uhr - 17.45 Uhr (SRG, HS 001) oderMittwoch 08.15 Uhr - 09.45 Uhr (Horsaalzelt)Donnerstag 10.15 Uhr - 11.45 Uhr (SRG, HS 001) oderDonnerstag 18.15 Uhr - 19.45 Uhr (SRG, HS 001)

Zusatztermin

Dienstag, 18.15 Uhr, OH 14, E023Fragestunde mit Prof. SteffenTermine nach Ankundigung.

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 4 / 107

Einleitung Organisation

Organisation: Material

Vorlesungsseite

Lehrstuhl 5 → Lehre → WS12/13Wichtige Ankundigungen, TermineWeblinks (EWS, AsESS,..)Keine Vorlesungsmaterialien

EWS Arbeitsraum

Anmeldung und Freischaltung erforderlichSkript, Folien, UbungsblatterForum fur Diskussionen

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 5 / 107

Einleitung Organisation

Organisation: Material

Skript

Stand WS 2012/2013Nicht weiter gepflegtIm Aufbau: Trilogie Grundlagen der hoheren InformatikKlausurrelevanter Haupttext und grau unterlegtes Zusatzmaterial

Folien

Weniger ausfuhrlich als das Buch/SkriptFoliensatze vor der Vorlesung verfugbar

Ubungsblatter

Nur als Download (EWS)Veroffentlichung: Donnerstags bis 18.00 UhrAbgabe:Freitags der Folgewoche bis 14.00 Uhr (Zettelkasten, OH 20)

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 6 / 107

Einleitung Organisation

Organisation: Material

Trilogie Grundlagen der hoheren Informatik

Band 1: Induktives Vorgehen (in Druck)Band 2: Algebraisches Denken (Fruhjahr 2014)Band 3: Perfektes Modellieren (Herbst 2014)

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 7 / 107

Einleitung Organisation

Organisation: Ubungen

40 Gruppen einrichtbar

Termine fur die Ubungsgruppen:

Mi, 8-10 Uhr (2 Gruppen)Mi, 12-14 Uhr (5 Gruppen)Do, 8-10 Uhr (6 Gruppen)Do, 16-18 Uhr (8 Gruppen)Fr, 8-10 Uhr (7 Gruppen)Fr, 10-12 Uhr (5 Gruppen)Fr, 12-14 Uhr (5 Gruppen)Fr, 14-16 Uhr (2 Gruppen)

Anmeldung bis zum 21.10.2013, 12:00 uber das AsSESS-System.

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 8 / 107

Einleitung Organisation

Organisation: Ubungen

Modalitaten der Ubungen:

Abgabe in Gruppen 2-3 StudierendeJe Ubungungsblatt 1-2 KorrekuraufgabenZweimalige Nichtabgabe keine weitere KorrekturLuckenlose Abgabe Korrektur der Probeklausur

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 9 / 107

Einleitung Organisation

Organisation: Prufungen und Scheine

Benotete Modulprufung (Klausur, max. 180 Minuten)

40% der Punkte zum BestehenKeine Blocke, die einzeln bestanden werden mussen

Klausurtermine:

Erstklausur: Samstag, 29. Marz 2014, ca. 11.30-14.30 UhrZweitklausur: Nach dem Sommersemester 2014, Termin noch nichtbekannt

Zulassungsvoraussetzung (Studienleistung):

Abgabe der ProbeklausurIm Vorjahr erbrachte Studienleistungen sind gultig!

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 10 / 107

Einleitung Organisation

Motivation

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 11 / 107

Einleitung Themenubersicht

Themenubersicht

Einige Beispiele

Euklidischer Algorithmus

Turme von Hanoi

Suche von Objekten

...

Trennung vonSyntax und Semantik

Lernziele

Zweifelsfreies Verstehen

Einsatz wiederverwendbarerMuster

Prinzipielles Vorgehen

Beherrschung vonModellierungsspielraumen

Inhalte der Vorlesung

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 12 / 107

Einleitung Themenubersicht

Euklidischer Algorithmus

Euklid, ca. 360 - 280 v. Chr.

Eingabe: Naturliche Zahlen n,mAusgabe: ggT (n,m)solange n 6= 0 und m 6= 0 tue

wenn n > m dannn← n −m

sonstm← m − n

Ende

EndeGib n + m aus.

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 13 / 107

Einleitung Themenubersicht

Euklidischer Algorithmus

Kern: Invariante bezuglich gemeinsamer Teiler

GT ({a, b}) = GT ({a− b, b}) falls a ≥ b

Mathematische Beruhrungspunkte:

Naturliche Zahlen, ganze Zahlen

Ordnungen

Induktives Definieren

Induktives Beweisen

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 14 / 107

Einleitung Turme von Hanoi

Turme von Hanoi

A H Z

Wie bekommt man den Turm vom Ausgangsstab (A) zum Zielstab (Z)wenn man ..

den Hilfsstab (H) benutzen darf

nur eine Scheibe pro Schritt bewegen darf

nur kleinere Scheiben auf großere gelegt werden durfen

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 15 / 107

Einleitung Turme von Hanoi

Turme von Hanoi

Einfach fur 2 Scheiben

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 16 / 107

Einleitung Turme von Hanoi

Turme von Hanoi

Einfach fur 2 Scheiben

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 17 / 107

Einleitung Turme von Hanoi

Turme von Hanoi

Einfach fur 2 Scheiben

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 18 / 107

Einleitung Turme von Hanoi

Turme von Hanoi

Einfach fur 2 Scheiben

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 19 / 107

Einleitung Turme von Hanoi

Turme von Hanoi

A Z H

Nun mit 3 Scheiben

Fur obere 2 Scheiben Problem schon gelost

Vertausche Rollen von Stab H und Z

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 20 / 107

Einleitung Turme von Hanoi

Turme von Hanoi

A Z H

Nun mit 3 Scheiben

Fur obere 2 Scheiben Problem schon gelost

Vertausche Rollen von Stab H und Z

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 21 / 107

Einleitung Turme von Hanoi

Turme von Hanoi

A H Z

Nun mit 3 Scheiben

Bewege die großte Scheibe auf den Zielstab

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 22 / 107

Einleitung Turme von Hanoi

Turme von Hanoi

H A Z

Nun mit 3 Scheiben

Fur die Scheiben auf dem Hilfsstab ist das Problem schon gelost

Vertausche Rollen von Stab A und H

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 23 / 107

Einleitung Turme von Hanoi

Turme von Hanoi

H A Z

Nun mit 3 Scheiben

Fur die Scheiben auf dem Hilfsstab ist das Problem schon gelost

Vertausche Rollen von Stab A und H

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 24 / 107

Einleitung Turme von Hanoi

Turme von Hanoi

A H Z

Problem gelost!

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 25 / 107

Einleitung Turme von Hanoi

Turme von Hanoi

Kernfragen:

Finden des rekursivenAlgorithmus

Finden/Einhalten derInvarianten

Ermittlung der Komplexitat

Hanoi (n,a,h,z) ≡Wenn (n > 0)

dann Hanoi(n-1,a,z,h);Verschiebe oberste Scheibe von a nach z;Hanoi(n-1,h,a,z);

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 26 / 107

Einleitung Suche von Objekten

Suche von Objekten

Wie oft muss man hochstens in den Sack greifen, um festzustellen, ob sichein bestimmtes Objekt darin befindet?

Einfache Antwort: Man muss alle Objekte herausholen.

Geht das auch besser?

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 27 / 107

Einleitung Suche von Objekten

Suche von Objekten

Kern: GeeigneteUmstrukturierung des Problems,z.B. sortieren

Effiziente Suche im Internetbasiert auf massiver Vorarbeit

Bei Google: Indizierung,Page Ranking,...

Wichtig: Klarstellung der jeweiligen Spielraume zur Umstrukturierung!

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 28 / 107

Einleitung Terminierung von Funktionen

Terminierung von Funktionen

Collatz-Funktion

Eingabe: Naturliche Zahl n > 0Ausgabe: 1solange n 6= 1 tue

wenn n gerade dannn← n/2

sonstn← 3n + 1

Ende

EndeGib n aus.

Fur n = 27:27, 82, 41, 124, 62, 31, 94,47, 142, 71, 214, 107, 322,161, 484, 242, 121, 364, 182,91, 274, 137, 412, 206, 103,310, 155, 466, 233, 700, 350,175, 526, 263, 790, 395,1186, 593, 1780, 890, 445,. . .6154, 3077, 9232, 4616,. . .40, 20, 10, 5, 16, 8, 4, 2, 1

Terminierung unbekannt!

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 29 / 107

Einleitung Terminierung von Funktionen

Terminierung von Funktionen

Nochmal Euklidischer Algorithmus..

Eingabe: Naturliche Zahlen n,mAusgabe: ggT (n,m)solange n 6= 0 und m 6= 0 tue

wenn n > m dannn← n −m

sonstm← m − n

Ende

EndeGib n + m aus.

Beobachtung: n+m nimmt in jedem Schleifendurchlauf echt ab!

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 30 / 107

Einleitung Umgang mit beschrankten Ressourcen

Umgang mit beschrankten Ressourcen

Beispiel: Schwarmintelligenz: Losen komplexer Aufgaben im Kollektiv

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 31 / 107

Einleitung Umgang mit beschrankten Ressourcen

Umgang mit beschrankten Ressourcen

Beispielszenario:

Ausgangspunkt:

Die Einzelgerate haben beschrankte Arithmetik (z.B. 32 Bit).

Es soll prazise mit ganzen Zahlen bis zu dieser Grenze gerechnetwerden (+,−, ∗, /)

Problem: Zwischenergebnisse konnen viel grosser sein!

Wie konnte das gehen?

Kern: ’Teile und herrsche’-Prinzip, z.B.: (semantische) Dekompositiondes Problems ( Chinesischer Restsatz).

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 32 / 107

Einleitung Eigenfaces

Lineare Gleichungssysteme

Aus der Schule bekannt:

x + 3y − 2z = 22x + 4y = 3−3x − 5y + 2z = 6

Systematische Losung durch geeignetes ‘Framework’

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 33 / 107

Einleitung Eigenfaces

Eigenfaces

Kern:

involvierteres ’Teile und herrsche’-Prinzip.

auch eine semantische Dekomposition des Problems.

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 34 / 107

Einleitung Trennung von Syntax und Semantik

Trennung vonSyntax und Semantik

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 35 / 107

Einleitung Trennung von Syntax und Semantik

Trennung von Syntax und Semantik

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 36 / 107

Einleitung Trennung von Syntax und Semantik

Trennung von Syntax und Semantik

Kern: Etablierung von Modellierungsspielraumen

Beispiel: Rechnen Sie einmal mit romischen Zahlen

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 37 / 107

Einleitung Lernziele

Lernziele

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 38 / 107

Einleitung Lernziele

Lernziele

Zweifelfreies Verstehen:

mathematische Prazision,

dazugehorige Formalismen,sowie

mathematisches Vorgehen.

Einsatz wiederverwendbarerMuster:

Beschreibungsmuster

Strukturierungsmuster

Beweismuster

algorithmische Muster

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 39 / 107

Einleitung Lernziele

Lernziele

Prinzipielles Vorgehen:

Was ist der Kern des Problems?

Was sind angemessene Losungsmuster?

Wie kann man diese Muster gezielt zur Problemlosung einsetzen?

Wie erhalt man ein spezifisches Losungsszenario(Domanenmodellierung)

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 40 / 107

Einleitung Lernziele

Lernziele

Beherrschung von Modellierungsspielraumen:

I Trennung von Syntax/Semantik: WIE vs. WAS

II (Induktives) Strukturieren

III Generalisierung und Abstraktion

als Grundlage fur ’teile und herrsche’-Prinzipien wie:

IV Invarianz

V Kompositionalitat

mit dem Ziel:

VI Effizienz

VII Korrektheit (z.B.(induktive) Beweisbarkeit)

VII Skalierbarkeit

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 41 / 107

Einleitung Aufbau der Vorlesung

Aufbau der Vorlesung

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 42 / 107

Einleitung Aufbau der Vorlesung

Vorlesungsinhalte

Einfuhrung, Ubersicht

Aussagen und Mengen

Relationen und Funktionen

Induktives Definieren

Darstellung und Bedeutung

Induktives Beweisen

Ordnungsstrukturen

Algebraische Strukturen

Matrizen

Lineare Gleichungssysteme

Invertierbarkeit von Matrizen

Vektorraume

Erzeugendensysteme, Basen

Dimension eines Vektorraumes

Lineare Abbildungen

Determinanten

Eigenwerte und Eigenvektoren

Orthogonalisierbarkeit von Matrizen

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 43 / 107

Aussagen und Mengen

2. Aussagen und Mengen - Themenubersicht

Aussagen

Aussagenlogik

Anwendung: Digitale Schaltkreise

Pradikatenlogik

Logische Beweisprinzipien

Mengen

Mengenbeziehungen

Machtigkeit endlicher Mengen

Mengenverknupfungen

Antinomien

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 44 / 107

Aussagen und Mengen 2.1. Aussagen

Aussagen

Definition 2.1 (2.1 im Buch)

Aussagen sind (schrift-)sprachliche Gebilde, fur die es sinnvoll ist, ihneneinen Wahrheitswert wahr (w) oder falsch (f) zuzuordnen.

Beispiel 2.2 (2.1)

1 Borussia Dortmund ist Deutscher Fussballmeister der Herren 2012.(w)

2 Delphine sind Fische. (f)

3 5 ist eine Primzahl. (w)

4 Es gibt nur endlich viele Primzahlen. (f)

5 Jede gerade naturliche Zahl grosser als zwei ist Summe zweierPrimzahlen. (?)

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 45 / 107

Aussagen und Mengen 2.1. Aussagen

Keine Aussagen

Beispiel 2.3 (2.2)

1 Wie spat ist es?

2 Kommt her!

3 Diese Aussage ist falsch.

Bei Satz 3) liegt ein logisches Paradoxon vor.

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 46 / 107

Aussagen und Mengen 2.1. Aussagen

Nicht klar einordenbare Satze

Beispiel 2.4 (2.3)

1 Heute ist das Wetter schon.

2 Verdi hat die bedeutendsten Opern komponiert.

Solche Uneindeutigkeiten sind in der Mathematik und Informatik in derRegel nicht von Bedeutung.

Grund: Strenge Anforderungen an Syntax und Semantik.

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 47 / 107

Aussagen und Mengen 2.1. Aussagen

Verknupfung von Aussagen

Definition 2.5 (2.2)

Seien A und B beliebige Aussagen, dann auch die

Negation von A: (¬A). Der Wahrheitswert von A wird invertiert.

Disjunktion von A und B: (A ∨ B). Wahr genau dann, wenn mindestenseine der beiden Aussagen wahr ist.

Konjuktion von A und B: (A ∧ B). Wahr genau dann, wenn beideAussagen wahr sind.

Implikation von A und B: (A ⇒ B). Wahr genau dann, wenn falls Awahr ist auch B wahr ist.

Aquivalenz von A und B: (A ⇔ B). Wahr genau dann, wenn beideAussagen den gleichen Wahrheitswert besitzen.

Die Symbole ¬,∨,∧,⇒,⇔ heißen Junktoren.Prioritaten: pr(¬) > pr(∧) > pr(∨) > pr(⇒) = pr(⇔).

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 48 / 107

Aussagen und Mengen 2.1. Aussagen

Wahrheitstafeln

A B ¬A A ∨ B A ∧ B A ⇒ B A ⇔ Bf f w f f w wf w w w f w fw f f w f f fw w f w w w w

A B ¬A ¬B ¬A ∨ ¬B ¬(¬A ∨ ¬B) A ∧ B ¬A ∨ B A ⇒ Bf f w w w f f w wf w w f w f f w ww f f w w f f f fw w f f f w w w w

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 49 / 107

Aussagen und Mengen 2.1. Aussagen

Semantische Aquivalenzen

Lemma 2.6 (2.1)

Es gelten fur beliebige Aussagen A, B, C die folgenden Aquivalenzen:

A ∧ B ≡ B ∧ A (Kommutativit”at)A ∨ B ≡ B ∨ A

(A ∧ B) ∧ C ≡ A ∧ (B ∧ C) (Assoziativit”at)(A ∨ B) ∨ C ≡ A ∨ (B ∨ C)

A ∧ (A ∨ B) ≡ A (Absorption)A ∨ (A ∧ B) ≡ A

A ∧ (B ∨ C) ≡ (A ∧ B) ∨ (A ∧ C) (Distributivit”at)A ∨ (B ∧ C) ≡ (A ∨ B) ∧ (A ∨ C)

A ∧ ¬A ≡ ⊥ (Negation)A ∨ ¬A ≡ >

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 50 / 107

Aussagen und Mengen 2.1. Aussagen

Semantische Aquivalenzen

Lemma 2.6

A ∧ A ≡ A (Idempotenz)A ∨ A ≡ A

¬¬A ≡ A (Doppelnegation)

¬(A ∧ B) ≡ ¬A ∨ ¬B (deMorgansche Regeln)¬(A ∨ B) ≡ ¬A ∧ ¬B

> ∧ A ≡ A (Neutralitat)⊥ ∨ A ≡ A

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 51 / 107

Aussagen und Mengen 2.1. Aussagen

Beispiel: Halbaddierer

A BC︷ ︸︸ ︷A∧B

D︷ ︸︸ ︷A∧ C

E︷ ︸︸ ︷C ∧ B

Z︷ ︸︸ ︷D ∧ E

U︷ ︸︸ ︷C ∧ C

0 0 1 1 1 0 00 1 1 1 0 1 01 0 1 0 1 1 01 1 0 1 1 0 1

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 52 / 107

Aussagen und Mengen 2.1. Aussagen

Pradikatenlogik

1 + 2 = 2 + 1

2 + 3 = 3 + 2

6 + 14 = 14 + 6

:

∀x ∈ N. ∀y ∈ N. x + y = y + x

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 53 / 107

Aussagen und Mengen 2.1. Aussagen

Pradikatenlogik uber naturlichen Zahlen

Bestandteile:

1 Junktoren der Aussagenlogik

2 Relationale Ausdrucke mit freien Variablen (Pradikate oderAussageformen). Bsp.: A(n) =df (n + 1 ≤ 3)

3 Quantoren fur All- und Existenzaussagen

Allaussage: ∀ n. A(n). Diese ist genau dann wahr, wenn A(n) fur alleWerte n ∈ N wahr ist.

Existenzaussage: ∃ n. A(n). Diese ist genau dann wahr, wenn A(n) furmindestens einen Wert n ∈ N wahr ist.

Vereinbarung: Quantoren binden schwacher als Junktoren.

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 54 / 107

Aussagen und Mengen 2.1. Aussagen

Beispiel - Quantoren

Pradikat fur ggT

Zunachst Pradikat fur “teilt”

n|m =df ∃k ∈ N. n · k = m

Darauf aufbauend:

ggT (n,m, x) =df x |n ∧ x |m ∧ ∀y ∈ N. (y |n ∧ y |m)⇒ y ≤ x

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 55 / 107

Aussagen und Mengen 2.1. Aussagen

Negation quantifizierter Formeln

Lemma 2.7 (2.2)

1 ¬(∀x .A(x)) ≡ ∃x .¬A(x)

2 ¬(∃x .A(x)) ≡ ∀x .¬A(x)

Beweis (intuitiv semantisch)

¬(∀x .A(x)) ist wahr gdw . ∀x .A(x) ist falschgdw . A(x) ist falsch fur mindestens ein xgdw . ¬A(x) ist wahr fur mindestens ein xgdw . ∃x .¬A(x) ist wahr

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 56 / 107

Aussagen und Mengen 2.1. Aussagen

Axiomatisches Beweisen

zu Zeigen: > ∨ A ≡ >

Beweis (axiomatisch)

> ∨ A ≡ (A ∨ ¬A) ∨ A (Negation)≡ A ∨ (¬A ∨ A) (Assoziativitat)≡ A ∨ (A ∨ ¬A) (Kommutativitat)≡ (A ∨ A) ∨ ¬A (Assoziativitat)≡ A ∨ ¬A (Idempotenz)≡ > (Negation)

Zum Vergleich:

A > > ∨ Aw w wf w w

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 57 / 107

Aussagen und Mengen 2.2. Mengen

Mengen

Georg Cantor (1845-1918)

”‘Unter einer Menge verstehen wir jede Zusammenfassung M vonbestimmten wohlunterschiedenen Objekten m unsererAnschauung oder unseres Denkens (welche die Elemente) von Mgenannt werden) zu einem Ganzen.”’ (Definition 2.3 im Buch)

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 58 / 107

Aussagen und Mengen 2.2. Mengen

Mengenbeziehungen

Definition 2.10 (2.4)

Seien A und B Mengen.

1 A ⊆ B (sprich A ist Teilmenge von B) ⇔ (∀x .x ∈ A ⇒ x ∈ B)

2 A = B (sprich A ist gleich B) ⇔ A ⊆ B ∧ B ⊆ A.

3 A ⊂ B (sprich A ist echte Teilmenge von B)⇔ A ⊆ B ∧ A 6= B.

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 59 / 107

Aussagen und Mengen 2.2. Mengen

Potenzmenge

Definition 2.11 (2.5)

Sei M eine Menge. Die Potenzmenge von M ist definiert durchP(M) := {M ′ | M ′ ⊆ M}.

Anwendung: Klassifikationssysteme

Typsysteme

Ontologien

Abstraktion

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 60 / 107

Aussagen und Mengen 2.2. Mengen

Mengenverknupfungen/Operationen

Definition 2.13 (2.6)

Seien A und B Mengen. Dann sind folgende Mengenverknupfungendefiniert:

Vereinigung A ∪ B := {x |x ∈ A ∨ x ∈ B}Schnitt A ∩ B := {x |x ∈ A ∧ x ∈ B}

Differenz A\B := {x |x ∈ A ∧ x 6∈ B}Symmetrische Differenz A∆B := (A ∪ B)\(A ∩ B)

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 61 / 107

Aussagen und Mengen 2.2. Mengen

Venn-Diagramme

A B

A ∩ B

A B

A ∪ B

A B

A∆B

A B

A \B

BA

B \A

Figure : Venn-Diagramme

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 62 / 107

Aussagen und Mengen 2.2. Mengen

Machtigkeit endlicher Mengen

Satz 2.17 (2.2)

Seien A und B endliche Mengen. Dann gilt:

1 |A\B| = |A| − |A ∩ B|2 |A ∪ B| = |A|+ |B| − |A ∩ B|3 |A∆B| = |A|+ |B| − 2|A ∩ B|

Intuition: Einfach zahlen

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 63 / 107

Aussagen und Mengen 2.2. Mengen

Mengengesetze

Lemma 2.15 (2.3)

Seien A, B, C Teilmengen einer gemeinsamen Grundmenge M. Dann gilt:

A ∩ B = B ∩ A (Kommutativit”at)A ∪ B = B ∪ A

(A ∩ B) ∩ C = A ∩ (B ∩ C) (Assoziativit”at)(A ∪ B) ∪ C = A ∪ (B ∪ C)

A ∩ (A ∪ B) = A (Absorption)A ∪ (A ∩ B) = A

A ∩ (B ∪ C) = (A ∩ B) ∪ (A ∩ C) (Distributivit”at)A ∪ (B ∩ C) = (A ∪ B) ∩ (A ∪ C)

A ∩ A{ = ∅ (Komplement)

A ∪ A{ = M

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 64 / 107

Aussagen und Mengen 2.2. Mengen

Mengengesetze

Lemma 2.15 (2.3)

Seien A, B, C Teilmengen einer gemeinsamen Grundmenge M. Dann gilt:

A ∩ A = A (Idempotenz)A ∪ A = A

A{ { = A (Doppelnegation)

(A ∩ B){ = A{ ∪ B{ (deMorgansche Regeln)

(A ∪ B){ = A{ ∩ B{

M ∩ A = A (Neutralitat)∅ ∪ A = A

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 65 / 107

Aussagen und Mengen 2.2. Mengen

Abstrakte Theoriebildung

A ∩ B = B ∩ A A ∧ B ≡ B ∧ AA ∪ B = B ∪ A A ∨ B ≡ B ∨ A

(A ∩ B) ∩ C = A ∩ (B ∩ C) (A ∧ B) ∧ C ≡ A ∧ (B ∧ C)(A ∪ B) ∪ C = A ∪ (B ∪ C) (A ∨ B) ∨ C ≡ A ∨ (B ∨ C)

A ∩ (A ∪ B) = A A ∧ (A ∨ B) ≡ AA ∪ (A ∩ B) = A A ∨ (A ∧ B) ≡ A

A ∩ (B ∪ C) = (A ∩ B) ∪ (A ∩ C) A ∧ (B ∨ C) ≡ (A ∧ B) ∨ (A ∧ C)A ∪ (B ∩ C) = (A ∪ B) ∩ (A ∪ C) A ∨ (B ∧ C) ≡ (A ∨ B) ∧ (A ∨ C)

A ∩ A{ = ∅ A ∧ ¬A ≡ ⊥A ∪ A{ = M A ∨ ¬A ≡ >

A ∩ A = A A ∧ A ≡ AA ∪ A = A A ∨ A ≡ A

A{ { = A ¬¬A ≡ A

(A ∩ B){ = A{ ∪ B{ ¬(A ∧ B) ≡ ¬A ∨ ¬B(A ∪ B){ = A{ ∩ B{ ¬(A ∨ B) ≡ ¬A ∧ ¬B

M ∩ A = A > ∧ A ≡ A∅ ∪ A = A ⊥ ∨ A ≡ A

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Aussagen und Mengen 2.2. Mengen

Korrektheit und Vollstandigkeit

Zentrale Zielstellung bei Regel/Gleichungssystemen (Axiomatisierungen)

Korrektheit: Alles was aus den Regeln/Gleichungen durch Ersetzenvon Gleichem durch Gleiches abgeleitet werden kann gilt.

Vollstandigkeit: Alles was gilt kann aus den Regeln/Gleichungendurch Ersetzen von Gleichem durch Gleiches abgeleitet werden.

Syntaktisches Vorgehen als Schritt zur Automatisierung (Stichwort:Termrewriting)

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Aussagen und Mengen 2.2. Mengen

Antinomien

Russelsche Antinomie:

R = {M|M /∈ M}”‘Menge”’ aller Mengen, die sich nicht selbst als Element enthalten

Allmenge:

”‘Menge”’ aller Mengen

Konzeptuelles Problem: Selbstreferenzierung

Halteproblem

Selbstanwendung

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Relationen und Funktionen

3. Relationen und Funktionen - Themenubersicht

Relationen

Kartesisches Produkt

n-stellige Relationen

Binare Relationen

Funktionen

Eigenschaften von Funktionen

Machtigkeit von Mengen

Partiell definierte Funktionen

Aquivalenzrelationen

Partitionen

Kardinalzahlen

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Relationen und Funktionen 3.1 Relationen

Kartesisches Produkt

Definition 3.1 (3.1)

Seien A und B Mengen. Das Kartesische Produkt von A und B istdefiniert durch:

A× B =df {(a, b) | a ∈ A ∧ b ∈ B}

Elemente (a, b) ∈ A× B heißen geordnete Paare. Auf diesen ist dieGleichheit definiert durch:

(a, b) = (a′, b′) ⇔df a = a′ ∧ b = b′.

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Relationen und Funktionen 3.1 Relationen

Spielkarten

Beispiel 3.2 (3.1)

A = {♣,♠,♥,♦}B = {As,Konig,Dame,Bube, 10 , 9 , 8 , 7}

A× B = { (♣,As), . . . , (♣, 7),

(♠,As), . . . , (♠, 7),

(♥,As), . . . , (♥, 7),

(♦,As), . . . , (♦, 7) }

Die Menge der 32 Spielkarten in einem Skat-Spiel.

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Relationen und Funktionen 3.1 Relationen

Beispiel: Kalendar

Kalenderwochen W = {1, 2, ..., 52}Tage T = {Montag ,Dienstag , ....,Sonntag}

(47. Kalenderwoche 2004, Montag) ⇒ 15. November 2004

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Relationen und Funktionen 3.1 Relationen

Konventionen

n-faches kartesisches Produkt (n ≥ 1)

M1 ×M2 × . . .×Mn =df ((. . . (M1 ×M2)× . . .)×Mn)

n-Tupel: (m1,m2, . . . ,mn) =df ((..(m1,m2), . . .),mn)

A2 =df A× A

An =df A× . . .× A︸ ︷︷ ︸n mal

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Relationen und Funktionen 3.1 Relationen

Beispiel: Endliche Bitvektoren

Beispiel 3.3

Sei M = {m1, . . . ,mn} endliche Menge und

A ⊆ M Teilmenge von M.

Charakteristischer Bitvektor (bA1 , . . . , bAn ) ∈ {0, 1}n:

bAi = 1 ⇔df mi ∈ A.

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Relationen und Funktionen 3.1 Relationen

Beispiel: Endliche Bitvektoren

Beispiel

Menge der Monate M =df {Januar , . . . ,Dezember}.

Monate mit 31 Tagen: M31 =df {Januar,Marz,Mai,Juli,August,Oktober, Dezember}.

Merkregel:

Als Bitvektor: bM31 =df (1, 0, 1, 0, 1, 0, 1, 1, 0, 1, 0, 1)

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Relationen und Funktionen 3.1 Relationen

Beispiel: Endliche Bitvektoren

Beispiel

Menge der Monate M =df {Januar , . . . ,Dezember}.

Monate, die Buchstaben “r” enthalten:Mr =df M \ {Mai , Juni , Juli ,August}.

Als Bitvektor: bMr =df (1, 1, 1, 1, 0, 0, 0, 0, 1, 1, 1, 1)

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Relationen und Funktionen 3.1 Relationen

n-stellige Relationen

Definition 3.3 (3.2)

Seien M1, . . . ,Mn Mengen (n ≥ 1).

Eine Teilmenge R ⊆ M1 × . . .×Mn heißt n-stellige Relation aufM1 × . . .×Mn.

Beispiel : Einheitskugel im R3

K =df {(x , y , z) ∈ R3 |√x2 + y2 + z2 ≤ 1}

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Relationen und Funktionen 3.1 Relationen

Binare Relationen

Im Falle von n = 2 spricht man von einer binaren Relation.

Also R ⊆ A× B

Beispiel: Zuordnung Dozenten - Kurse

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Relationen und Funktionen 3.1 Relationen

Umkehr- und Produktrelationen

Definition 3.4 (3.3)

Fur R ⊆ A× B ist Umkehrrelation R−1 ⊆ B × A ist definiert durch

R−1 =df {(b, a) | (a, b) ∈ R}.

Definition 3.5 (3.4)

Fur R1 ⊆ A×B und R2 ⊆ B × C ist die Produktrelation R1 � R2 ⊆ A× Cdefiniert durch

R1 � R2 =df {(a, c) | ∃ b ∈ B. (a, b) ∈ R1 ∧ (b, c) ∈ R2 }.

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Relationen und Funktionen 3.1 Relationen

Beispiel: Produktrelation

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Relationen und Funktionen 3.1 Relationen

Konventionen, Begriffe

Infixnotation: a R b statt (a, b) ∈ R

Bildmenge: R(a) =df {b | (a, b) ∈ R}

Urbildmenge: R−1(b) =df {a | (a, b) ∈ R}

Homogene Relation: R ⊆ A× A

Identische Relation: IA =df {(a, a) | a ∈ A} ⊆ A× A.

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Relationen und Funktionen 3.2 Funktionen

Rechts- und Linkseindeutigkeit

Definition 3.7 (3.6)

Eine Relation R ⊆ A× B heißt

1 rechtseindeutig ⇔df

∀ a ∈ A, b1, b2 ∈ B. (a, b1) ∈ R ∧ (a, b2) ∈ R ⇒ (b1 = b2)

2 linkseindeutig ⇔df

∀ a1, a2 ∈ A, b ∈ B. (a1, b) ∈ R ∧ (a2, b) ∈ R ⇒ (a1 = a2)

Nicht rechtseindeutige Relation Nicht linkseindeutige Relation

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Relationen und Funktionen 3.2 Funktionen

Rechts- und Linkstotalitat

Definition 3.8 (Rechts-,Linkstotalitat) (3.7)

Eine binare Relation R ⊆ A× B heißt

1 linkstotal ⇔df ∀ a ∈ A. ∃ b ∈ B. (a, b) ∈ R

2 rechtstotal ⇔df ∀ b ∈ B. ∃ a ∈ A. (a, b) ∈ R

Definition 3.9 (Funktion) (3.8)

Eine rechtseindeutige, linkstotale Relation heißt Funktion.

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 83 / 107

Relationen und Funktionen 3.2 Funktionen

Bezeichnungen

Funktionsdefinition: f : A→ B statt f ⊆ A× B

Funktionsanwendung: b = f (a) statt {b} = f (a)

Funktionskomposition: Fur f : A→ B, g : B → C istg ◦ f ⇔df f � g insbesondere (g ◦ f )(a) = g(f (a))).

Menge der Funktionen: BA =df {f | f : A→ B}

Identische Funktionen: idA : A→ A durch idA(a) = a.

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Relationen und Funktionen 3.2 Funktionen

Injektivitat, Surjektivitat und Bijektivitat

Definition 3.10 (3.9)

Eine Funktion f : A→ B heißt:

1 injektiv ⇔df f ist linkseindeutig

2 surjektiv ⇔df f ist rechtstotal

3 bijektiv ⇔df f ist injektiv und surjektiv

Falls f : A→ B bijektiv ist, existiert eine Umkehrfunktion f −1 : B → A

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 85 / 107

Relationen und Funktionen 3.2 Funktionen

Beispiele: Injektivitat, Surjektivitat und Bijektivitat

Beispiel 3.11 (3.2)

1 Die Funktion f1 : N→ N mit n 7→ 2 n ist injektiv und nicht surjektiv

2 Die Funktion f2 : Z→ N mit z 7→ |z | ist surjektiv und nicht injektiv

3 Die Funktion f3 : Q→ Q mit q 7→ 2 q ist bijektiv.

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 86 / 107

Relationen und Funktionen 3.2 Funktionen

Das Beweisprinzip der Kontraposition

Beweisprinzip 3.12

Seien A,B Aussagen. Dann gilt:

(A ⇒ B) ≡ (¬B ⇒ ¬A)

bzw.(A ⇒ B) ⇔ (¬B ⇒ ¬A).

In Worten: Eine Implikation A ⇒ B kann man beweisen, indem man dieumgekehrte Implikation uber den negierten Aussagen beweist.

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 87 / 107

Relationen und Funktionen 3.2 Funktionen

Komposition und Bijektivitat

Satz 3.13 (3.3)

Seien f : A→ B und g : B → A Funktionen mit

g ◦ f = idA und

f ◦ g = idB .

Dann sind f und g bijektiv. Inbesondere gilt f −1 = g und g−1 = f .

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 88 / 107

Relationen und Funktionen 3.2 Funktionen

Beweisprinzip: Quantorenauflosung

Beweisprinzip 3.14

Allaussage ∀ x . A(x):

Wahle Variable x beliebig aus der Struktur und beweise dann A(x).

Formulierung: “Sei x beliebig, aber fest gewahlt”.

Existenzaussage ∃ y . A(y):

Wahle Variable y geeignet aus der Struktur und beweise dann A(y).

Formulierung:“Wahle y als ..” oder “Setze y = ..”.

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 89 / 107

Relationen und Funktionen 3.2 Funktionen

Erhaltungssatz

Satz 3.1

Seien f : A→ B und g : B → C Funktionen. Dann gilt:

1 g ◦ f ist injektiv, falls f und g injektiv sind.

2 g ◦ f ist surjektiv, falls f und g surjektiv sind.

3 g ◦ f ist bijektiv, falls f und g bijektiv sind.

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 90 / 107

Relationen und Funktionen 3.2 Funktionen

Schubfachprinzip

Satz 3.2

Seien A und B endliche Mengen mit |A| = |B| und f : A→ B eineFunktion. Dann sind aquivalent:

1 f ist injektiv,

2 f ist surjektiv und

3 f ist bijektiv.

Beweisprinzip 4 (Schubfachprinzip)

Seien A und B endliche Mengen und f : A→ B eine Funktion. Dann gilt:

1 Falls |A| > |B|, so ist f nicht injektiv.

2 Falls |A| < |B|, so ist f nicht surjektiv.

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 91 / 107

Relationen und Funktionen 3.2 Funktionen

Machtigkeitsbeziehungen von Mengen

Definition 3.15 (3.10)

Seien A und B Mengen.

1 A und B heissen gleichmachtig, in Zeichen A ∼= B, falls es einebijektive Funktion f : A→ B gibt.

2 A ist weniger machtig als B, in Zeichen A 5 B, falls es eineinjektive Funktion f : A→ B gibt.

Beispiel

{1, 2, 3, 4} ∼= {♣,♠,♥,♦}

{2, 3, 4, 5} 6∼= {gelb, rot, blau}, aber {gelb, rot, blau} 5 {2, 3, 4, 5}.

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 92 / 107

Relationen und Funktionen 3.2 Funktionen

Machtigkeiten von unendlichen Mengen

Satz 3.16 (3.4)

Seien A und B Mengen. Dann gilt:A ∼= B ⇔ A 5 B ∧ B 5 A.

Beweis:

“⇒” klar.“⇐” ist anspruchsvoll. Satz von Cantor-Schroder-Bernstein. �

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 93 / 107

Relationen und Funktionen 3.2 Funktionen

Endliche und unendliche Mengen

Definition 3.17 (3.11)

Eine Menge M heißt unendlich genau dann, wenn ∃M ′ ⊂ M. M ′ ∼= M.Andererseits ist M endlich.

M heißt abzahlbar unendlich genau dann, wenn M ∼= N.

Es gilt: N ∼= Z ∼= N× N ∼= Q.

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 94 / 107

Relationen und Funktionen 3.2 Funktionen

Ringschluss

Beweisprinzip 5 (Ringschluss — Speziell)

Seien A1,A2, . . . ,An Mengen mit A1 5 A2 5 · · ·An−1 5 An 5 A1.Dann gilt A1

∼= A2∼= · · ·An−1

∼= An.

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 95 / 107

Relationen und Funktionen 3.2 Funktionen

N ∼= Z

Betrachte bijektive Funktion:

fZ : N→ Z

n 7→{

n2 falls n gerade−n+1

2 falls n ungerade

Dann: 0 7→ 0, 1 7→ −1, 2 7→ 1, 3 7→ −2, 4 7→ 2, . . . .

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 96 / 107

Relationen und Funktionen 3.2 Funktionen

N ∼= N× N

1. CantorschesDiagonalverfahren

Explizit: d(m, n) =df12 (n + m)(n + m + 1) + m.

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 97 / 107

Relationen und Funktionen 3.2 Funktionen

Beweisprinzip: Widerspruchsbeweis

Beweisprinzip 3.19 (6)

Sei A eine zu beweisende Aussage. Gelingt es aus der Annahme ¬A aufeine Aussage B zu schliessen, fur die ¬B gilt, so muss A gelten. Kurz:(

(¬A ⇒ B) ∧ ¬B)⇒ A.

Das Prinzip des Widerspruchsbeweises wird auch als Reductio adabsurdum bezeichnet.

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 98 / 107

Relationen und Funktionen 3.2 Funktionen

N 6∼= {0, 1}N

Satz 3.18 (3.6)

Sei M eine nichtleere Menge. Dann gilt M 6∼= {0, 1}M .

Beweis:

Angenommen g : M → {f | f : M → {0, 1}} bijektiv.

Definiere h : M → {0, 1} durch h(m) =df 1− g(m)(m).

Wg. g surjektiv: ∃m0 ∈ M. g(m0) = h (*)

Nach Konstruktion g(m0)(m0) 6= h(m0).Also g(m0) 6= h im Widerspruch zu (*). �

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 99 / 107

Relationen und Funktionen 3.2 Funktionen

Cantorsches Diagonalverfahren

2. Cantorsches Diagonalverfahren speziell fur M = N:

. . .

...

0 1 2 . . . i

0

1

2

...

g(a)(b)Funktionstabelle

Aufzahlung der Funktionen

g(0)(2)g(0)(1) g(0)(i)0 1y

y

0 1y

y. . .

Skript: {0, 1}N ∼= P(N) ∼= (0, 1) ∼= R

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 100 / 107

Relationen und Funktionen 3.2 Funktionen

Partiell definierte Funktionen

Eine rechtseindeutige Relation f ⊆ A× B heißt partiell definierteFunktion.

In der Informatik relevant (z.B. Ein-/Ausgabefunktion).

Notation f : A 99K B.

Definitionsbereich Def (f ) =df {a ∈ A | ∃ b ∈ B. (a, b) ∈ f }.

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 101 / 107

Relationen und Funktionen 3.3 Aquivalenzrelationen

Aquivalenzrelation

Definition 3.20 (3.12)

Eine Relation ∼ ⊆ A× A heißt Aquivalenzrelation ⇔df

1 ∼ ist reflexiv, d.h.: ∀ a ∈ A. a ∼ a

2 ∼ ist symmetrisch, d.h.: ∀ a1, a2 ∈ A. a1 ∼ a2 ⇒ a2 ∼ a1

3 ∼ ist transitiv, d.h.: ∀ a1, a2, a3 ∈ A. a1 ∼ a2 ∧ a2 ∼ a3 ⇒ a1 ∼ a3

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 102 / 107

Relationen und Funktionen 3.3 Aquivalenzrelationen

Beispiele: Verwandtschaftsbeziehungen

Beispiel 3.21 (3.3)

1 Die Geschwisterbeziehung ist eine Aquivalenzrelation.

2 Die Freundschaftsbeziehung ist i.A. keine Aquivalenzrelation, da sienicht transitiv ist. Wenn Anna mit Bob befreundet ist und Bob mitCharlotte, so mussen Anna und Charlotte nicht unbedingt befreundetsein.

3 Die Bruderbeziehung ist keine Aquivalenzrelation, da diese nichtsymmetrisch ist. Andreas ist zwar Bruder von Beate, aber naturlichnicht umgekehrt.

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 103 / 107

Relationen und Funktionen 3.3 Aquivalenzrelationen

Partitionen

Definition 3.22 (3.13)

P ⊆ P(M) heißt Partition ⇔df

1 ∅ /∈ P (Die Partitionsklassen sind nichtleer)

2⋃

M′∈P M ′ = M (Die Partitionsklassen uberdecken M)

3 ∀M1,M2 ∈ P. M1 6= M2 ⇒ M1 ∩ M2 = ∅(Die Partitionsklassen sind

paarweise disjunkt)

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 104 / 107

Relationen und Funktionen 3.3 Aquivalenzrelationen

Zusammenhang zw. Aquivalenzrelationen und Partitionen

Satz 3.7

1 Sei ∼ ⊆ A× A eine Aquivalenzrelation. Dann ist

A∼ =df {[a]∼ | a ∈ A}wobei [a]∼ =df {a′ | a ∼ a′} die zu a gehorige Aquivalenzklasse ist

eine Partition auf A.

2 Sei P ⊆ P(A) eine Partition auf A. Dann ist

∼P =df {(a1, a2) ∈ A× A | ∃A′ ∈ P. a1, a2 ∈ A′}

eine Aquivalenzrelation.

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 105 / 107

Relationen und Funktionen 3.3 Aquivalenzrelationen

Partitionen

Jede Funktion f : A→ B induziert eine Aquivalenzrelation ∼f auf A durch:

a1 ∼f a2 =df f (a1) = f (a2).

Die zugehorige Partition wird als Urbildpartition bezeichnet.

Beispiel :

f : N→ N mit f (n) =df n% 3 (n modulo 3)

Die Urbildpartition ist: {{0, 3, 6, . . .}, {1, 4, 7, . . .}, {2, 5, 8, . . .}}

Prof. Dr. Bernhard Steffen Mathematik fur Informatiker 1 - 2013 106 / 107

Relationen und Funktionen 3.3 Aquivalenzrelationen

Kardinalzahlen

∼= ist Aquivalenzrelation auf Mengensystemen.

Aquivalenzklassen heißen Kardinalzahlen.

Notation: |M|, ℵ0 =df |N|, ℵ1 =df |R|

Definition Operationen auf Kardinalzahlen (3.14)

1 |A|+ |B| =df |A ∪ B|, falls A ∩ B = ∅2 |A| ∗ |B| =df |A× B|3 |A||B| =df |AB |

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