Post on 18-Sep-2018
01MEDIENBRIEFDer Erste Weltkrieg
N°
Erinnern für die Zukunft – 1914 Der Erste Weltkrieg im Unterricht
MEDIENSPEZIAL Medien zum Ersten Weltkrieg
Dokumentarfilme, Unterrichtsmaterialien,
Spiel- und Fernsehfilme, Histoclips und
ZeitZeichen
1914 – Mitten in Europa Das Rheinland und der Erste Weltkrieg
Das LVR-Verbundprojekt
MEDIENSPEZIAL
Medien zum
Ersten Weltkrieg
zum
Herausnehmen!
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
Impressum
Herausgeber
Landschaftsverband Rheinland
Landeshauptstadt Düsseldorf
LVR-Zentrum für Medien und Bildung
Medienzentrum für die
Landeshauptstadt Düsseldorf
Medienberatung NRW
Schulmanagement NRW
Redaktion
Michael Jakobs, Claudia Hopstein
Layout & Reinzeichnung
Michael Jakobs
Postanschrift
Postfach 103453
40025 Düsseldorf
Besucheranschrift
Bertha-von-Suttner-Platz 1
40227 Düsseldorf
Kontakt
Telefon 0211 27404-2131
Fax 0221 8284-3463
E-Mail Michael.Jakobs@lvr.de
Internet www.medien-und-bildung.lvr.de
Titelbild
Deutscher Artillerist mit Riesengranate, Aufschrift
»Du sollst nicht töten!!«, Westfront 1917/1918
Foto: Jürgen Berner, Preußen-Museum Nordrhein-
Westfalen, Wesel
Druck
msk marketingservice köln GmbH
Bischofsweg 48-50, 50969 Köln
Auflage
6.000
Der MEDIENBRIEF erscheint
zweimal jährlich und ist kostenlos
ISSN 1615-7257
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
2
Milena Karabaic
LVR-Dezernentin für Kultur und Umwelt
Liebe Leserin, lieber Leser,
seit Jahresbeginn beherrscht ein
Thema die Berichterstattung in den
Medien: Das Gedenken an den
Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914,
der sowohl das alte Europa zerstörte
als auch die Idee einer Frieden
stiftenden Völkergemeinschaft
hervorbrachte.
Der Landschaftsverband Rheinland hat
bereits im letzten September sein
ambitioniertes, auf regionale wie
internationale Bezüge ausgerichtetes
Verbundprojekt »1914 – Mitten in
Europa« gestartet, an dem neben
LVR-Institutionen auch zahlreiche
Partner aus dem gesamten Rheinland
teilnehmen. Auftakt war der Kongress
„Aggression und Avantgarde“, dem bis
Mitte 2015 noch zahlreiche weitere
Ausstellungen, Veranstaltungen und
Exkursionen folgen werden.
Der vorliegende Medienbrief widmet
sich dem Ersten Weltkrieg in drei
großen Blöcken:
Kapitel 1 gibt – ausgehend von
Grundsatzüberlegungen von Prof.
Großbölting zum Deutungswandel
unseres Erinnerns – Anregungen, wie
das Geschehen vor 100 Jahren in den
Unterricht einbezogen werden kann.
Im herausnehmbaren MEDIENSPEZIAL
haben wir Empfehlungen zu Spielfil-
men, Dokumentationen und Audio-
Clips rund um den Ersten Weltkrieg
zusammengestellt.
Kapitel 2 bietet eine Übersicht über die
im Verbundprojekt im ersten Halbjahr
anstehenden Veranstaltungen. Die ab
Herbst bis ins Frühjahr kommenden
Jahres folgenden Angebote werden in
der Septemberausgabe des MEDIEN-
BRIEF vorgestellt.
In einer aktuellen Forsa-Umfrage vom
Januar bekundet vor allem die Alters-
gruppe der 14- bis 29-Jährigen ihr
großes Interesse am Ersten Weltkrieg.
Dies bestärkt meine Hoffnung, dass
das groß angelegte LVR-Projekt auf
eine möglichst breite und nachhaltige
Resonanz stößt, die ich ganz ausdrück-
lich auch diesem Medienbrief wünsche
Ihre
Düsseldorf, im Februar 2014
1914 – Aufbruch in die Katastrophe
Foto: Dominik Schmitz, LVR-ZMB
3
VoRWoRt
Impressum 02
Vorwort 03
Inhaltsverzeichnis 04
Kurzinformationen 06
01 Erinnern für die Zukunft – 1914
> Wider die Deutungsschablonen!
Wie wir den Ersten Weltkrieg
multiperspektivisch erinnern können 09
> Notizen aus der rheinischen Kultur:
24. September 1913 12
> Fotografie, Zensur und Propaganda im Ersten Weltkrieg:
Förderung historischer Bildkompetenzen 15
> Epochenjahre 1914:
Möglichkeiten eines digitalen Schulbuchs zur
Förderung der historischen Reflexionsfähigkeit 20
> Vom Nutzen und Vorteil
der Archive für Schule 22
> »Zwischen Euphorie und Ernüchterung«
Alltag im Rheinland und in Westfalen während
des Ersten Weltkriegs – Ein Unterrichtsmodul 24
> Spurensuche im Museum
Neue Wege der Vermittlung des Ersten Weltkriegs 23
> Wo Geschichte lebendig wird
learn:line NRW 27
> Open Educational Development
Die Zukunft historisch-politischer Bildung 28
> »Siegfrieds Fluch«
Eine Multivision mit historischem
Bild- und Filmmaterial 30
MEDIENSPEZIAL: Der Erste Weltkrieg
> Medien zum Ersten Weltkrieg
Filme, Audio-Clips, Unterrichtsmaterialien 31
02 1914 – Mitten in Europa
> Das LVR-Verbundprojekt
Das 1914-Blog / Übersichtskarte / Kongress-Dokumentation 40
> »Seine Augen trinken alles«
Max Ernst und die Zeit um den Ersten Weltkrieg 41
> Krieg und Licht
Zur Dynamik der ländlichen Elektrifizierung um 1914 42
> »Mit uns zieht die neue Zeit…«
Konsumgenossenschaften im Rheinland 1900 – 1918 43
> 1914 – Mitten in Europa 44
> Moderne. Weltkrieg. Irrenhaus. 1900 – 1930 45
> An den Grenzen des Reiches
Grabungen im Xantener Legionslager
am Vorabend des Ersten Weltkrieges 45
Inhalt – unsere Themen
MEDIENBRIEF
N° 01.2014
Foto: Privatbesitz
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
4
> Kriegs(er)leben im Rheinland
Zwischen Begeisterung und Verzweiflung 46
> Exkursionen. Aktionstage. Materialien
1914 – Reisen in die Geschichte
Spuren der Geschichte. Archäologie und Erster Weltkrieg
14/18 Mitten in Europa 47
03 Berichte
> Zukunftstechnik für die Schule
3D-Drucker auf der Gamescom 48
04 Partner im Verbund
> Portal Rheinische Geschichte 52
»Ausgezeichnet!«
Neue Unterrichtsmaterialien von FILM+SCHULE NRW 54
05 LVR-ZMB intern
> Neue audiovisuelle Medien
im Verleih des LVR-ZMB 56
> Neue Landeslizenzen
bei EDMOND NRW 58
> Transport in den Tod
Unterrichtsmaterial zum Thema
»Geschichte der NS-Euthanasie« 59
Meisterfotografien 60
06 Veranstaltungen
> »Frauen – Männer – Macht«
Tag der Archive 2014 62
> Gemeinsames Lernen vielfältig gestalten
Bildungskongress 63
> »Ich nehm‘ den Schweißerhelm!«
Tag der Begegnung 2014 64
07 Besprechungen
> 99 Tipps zum Umgang mit Social Media 66
> tv.profiler – Eine Unterrichtseinheit
für eine Schulstunde 67
Hinweis
Wir sind bemüht, in unseren Beiträgen Aspekte
des »Gender Mainstream« zu beachten und nach
Möglichkeit auf Personen bezogen sowohl die
weibliche als auch die männliche Form zu nutzen.
Aus Gründen der Vereinfachung und besseren
Lesbarkeit wird dies nicht von allen Autorinnen
und Autoren so gehandhabt. Das möchten wir
respektieren, legen jedoch Wert auf den Hinweis,
dass in der Regel das jeweils nicht erwähnte
Geschlecht mit einbezogen ist. Die Redaktion
5
InHaLt – UnSeRe tHeMen
Foto: Dominik Schmitz, LVR-ZMB
Kurzinformationen –Wichtiges ganz schnell
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MEDIENBRIEF | N° 01.2014
Dieter Baacke-Preisträger 2013
Herausragende medienpädagogische
Projekte ausgezeichnet
Kindern und Jugendlichen einen
kreativen, kritischen Umgang mit
Medien zu vermitteln, ist die Zielset-
zung des bundesweit ausgelobten
Wettbewerbs zum Dieter Baacke-
Preis. Die Gesellschaft für Medienpäd-
agogik und Kommunikationskultur
(GMK) und das Bundesministerium für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend
verleihen seit 2001 gemeinsam die
Auszeichnung für herausragende
medienpädagogische Arbeit mit
Kindern, Jugendlichen und Familien.
Der mit insgesamt 10.000 € dotierte
Dieter Baacke-Preis 2013 wurde am
23. November im SWR-Funkhaus
Mainz in vier verschiedenen Kategori-
en verliehen. In der Kategorie »Projek-
te mit Jugendlichen« ging ein Preis an
das LVR-Zentrum für Medien und
Bildung + Kooperationspartner für das
Projekt: »Gamescamp – Barcamp zu
Computerspielen«.
Ein Gamescamp ist eine von Jugendli-
chen nach dem Barcamp-Prinzip
selbst organisierte und von Medienpä-
dagogen begleitete Konferenz zum
Thema Computerspiele.
Weitere Informationen auf
www.dieterbaackepreis.de
Classroom Management
Vortragsreihe »Betrifft:Schule«
In der Vortragsreihe »Betrifft:Schule«,
referieren am Donnerstag, 15.05.2014
Prof. Dr. Thomas Hennemann und
Tatjana Leidig zum Thema »Classroom
Management – Prinzipien effektiver
Klassenführung zur Förderung einer
inklusiven Lernumgebung«. Classroom
Management bietet verschiedene
Prinzipien und Kriterien, wie präventiv
mit antizipierten Unterrichtstörungen
umgegangen werden kann und welche
Interventionsmöglichkeiten und Pro -
blemlösungsstrategien gegeben sind.
Der Vortrag findet statt im Weiterbil-
dungszentrum der Stadt Düsseldorf,
Bertha-von-Suttner-Platz 1, 40227
Düsseldorf (gleich hinter dem Haupt-
bahnhof). Die Teilnahme ist kostenlos.
Die Vortragsreihe wird gemeinsam
veranstaltet von der Volkshochschule
Düsseldorf (VHS), der Schulpsychologi-
schen Beratung, dem Schulamt und
dem LVR-Zentrum für Medien und
Bildung in Kooperation mit dem
Evangelischen Kirchenkreis Düsseldorf
und dem Kompetenzteam Düsseldorf.
Moderatorenqualifizierung »Auf dem
Weg zur inklusiven Schule«
Schulministerin Sylvia Löhrmann hat
in Düsseldorf den ersten 140 Modera-
torinnen und Moderatoren der
landesweiten Qualifizierungmaßnah-
me »Auf dem Weg zur inklusiven
Schule« die Zertifikate überreicht. Die
Absolventinnen und Absolventen der
zweijährigen Qualifizierung für die
Primar- und die Sekundarstufe I
können Schulen in NRW mit Fortbil-
dungsangeboten zur Inklusion dabei
begleiten, Grundlagen und Strukturen
für inklusives Lernen zu schaffen.
Ministerin Löhrmann betonte: »Es ist
wichtig, Lehrerinnen und Lehrer
durch qualifizierte Schulung und
Unterstützung auf die Vielfalt einer
inklusiven Schülerschaft vorzuberei-
ten, damit sie sich den neuen Heraus-
forderungen gewachsen fühlen.«
Die Qualifizierung »Auf dem Weg zur
inklusiven Schule« umfasst 13 Module
mit insgesamt 208 Fortbildungsstun-
den und folgenden Themenschwer-
punkten: »Grundlagen der Inklusion«,
»Schulentwicklung«, »Kooperative
Beratung«, »Diagnostik«, »Förderpla-
nung« und »Classroom Management«.
Möglichkeiten der Prävention und
Intervention bei Lern-, Entwicklungs-
und Sprachstörungen werden modul-
übergreifend thematisiert.
Im Herbst 2014 werden etwa 150
weitere Moderatorinnen und Modera-
toren die Qualifizierung abschließen
und den Schulen zur Verfügung
stehen.
LandesMuseum Bonn-App
Als erstes LVR-Museum bietet das
LandesMuseum Bonn seit 2012 eine
App für Apple- und seit 2013 für
Android-Geräte an. Über diese App
kann sich der Nutzer über Anfahrt,
Öffnungszeiten und andere Basisin-
formationen des Museums kundig
machen. Ebenfalls werden die
aktuellen Ausstellungen angezeigt.
Über Links sind aber auch weitere
Informationen verfügbar.
Als zusätzlicher Anreiz können beim
Museumsbesuch mit der App auf
Wunsch auch die kompletten Inhalte
der Audio-Führungen heruntergela-
den und das eigene Smartphone als
Audio-Guide genutzt werden.
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KURZInFoRMatIonen – wIcHtIgeS ganZ ScHneLL
01 Erinnern für die Zukunft – 1914
Verlassener Schützengraben, Westfront 1917, Foto: Jürgen Berner, Preußen-Museum Nordrhein-Westfalen, Wesel
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MEDIENBRIEF | N° 01.2014
Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg boomt. Obwohl die Konkurrenz groß ist – vor 75 Jahren begann der Zweite
Weltkrieg, vor 25 Jahren wurde das Ende der DDR eingeläutet – wird 2014 kein historisches Ereignis so stark und
vielfältig thematisiert werden wie der Ausbruch dieses militärischen Konflikts. Über 150 Neuerscheinungen verzeich-
net allein der deutschsprachige Buchmarkt. Zahlreiche Ausstellungen und Veranstaltungen stehen neben den Memori-
alakten, die die gedenkpolitische Agenda der Staats- und Regierungschefs setzen.
Wider die Deutungsschablonen! Wie wir den Ersten Weltkrieg multiperspektivisch erinnern können
Trotz all dieser Aktivitäten kann man aber eines leicht
voraussagen: In Deutschland wird der Erste Weltkrieg keine
großen geschichtspolitischen Debatten auslösen. Die
Vergangenheit der Jahre 1914 bis 1918 ist tatsächlich in
dem Sinne Geschichte, dass sie politisch und moralisch
nicht mehr in unsere Gegenwart hineinragt. Der Weltkrieg
hält für die Deutschen heute weder einen Ursprungsmythos
bereit noch sonst ein Identifikationsangebot, sei es nun
positiver oder negativer Natur. Zwei Gründe sind für diese
Distanz ausschlaggebend.
Zum einen steht die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg im
Schatten des Zweiten Weltkriegs – und das zu Recht. In
seinen gesellschaftlichen Folgen war der Konflikt zwischen
1939 und 1945 wesentlich verheerender. Moralisch ist er
unmittelbar verbunden mit der Verfolgung und Ermordung
der Juden in Europa, die als Erinnerungsmoment bereits
weltweit beachtet wird.
Zum anderen gibt es eine Reihe von Deutungsschablonen
und Formelkompromissen, auf die man sich sowohl in den
Feuilletons wie auch in den Geschichtsbüchern geeinigt hat.
In der Diskussion wirken diese meist eher beruhigend bis
einschläfernd als intellektuell anregend. Zwei Beispiele
mögen das illustrieren: In keiner historischen oder politik-
wissenschaftlichen Darstellung fehlt das Diktum vom
Ersten Weltkrieg als der »Urkatastrophe des 20. Jahrhun-
derts«. Was diese Aussage eigentlich zu bedeuten hat,
danach wird in Deutschland selten weiter gefragt. Auch
andere Thesen provozieren in der deutschen Öffentlichkeit
heute keine Kontroversen mehr. Wurde die These vom »Griff
nach der Weltmacht«, die der Historiker Fritz Fischer
Anfang der 1960er Jahre aufgestellt hatte, noch zum
Ausgangspunkt einer umfassenden und streithaften
Debatte, so scheint auch hier zumindest vordergründig ein
Konsens erzielt. Hat nicht zuletzt Christopher Clark mit
seinem Erfolgsbuch darauf verwiesen, dass neben dem
Deutschen Reich noch eine Reihe anderer europäischer
Staatenlenker nur auf den eigenen Vorteil bedacht war?
Schon der Titel »Die Schlafwandler« deutet an, dass sich
die Verantwortlichkeiten auf viele Schultern verteilen lässt1.
Warum also darüber noch streiten?
Alle Vergangenheit, die vor den 1920er Jahren liegt, so hat
jüngst Valentin Groebner pointiert geschrieben, habe sich »in
eine Art historischer Tiefsee verwandelt, pittoresk, material-
reich, aber distanziert; eine Zone, in der alles Vergangene
gleich weit weg ist, so fremd und weit entfernt, dass es nicht
mehr in direkter Referenz auf die Gegenwart gebraucht
werden kann«2. Richtet man sich so bequem mit der
Vergangenheit ein, dann bleibt sie ein reines Feuilleton- oder
gar ein Sofaspektakel, welches das allseits wuchernde
Unterhaltungsbedürfnis stillt. So werden vor allem die vielen
Geschichten und besonderen Begebenheiten erzählt werden,
die uns heute fremd und skurril erscheinen: die Technisie-
rung und Industrialisierung des Krieges, für die vor allem das
Maschinengewehr steht; die Totalisierung des militärischen
Konflikts und dessen Ausgriff auf die gesamte Gesellschaft;
die Schlachtfelder vor allem der West-, aber auch der
Ostfront mit ihren unvorstellbar grausamen Bedingungen;
die national durchwirkte Barbarisierung des jeweiligen
1 Christopher Clark, The Sleepwalkers. How Europe went to war in 1914, London/New York 2012.
2 Valentin Groebner, Touristischer Geschichtsgebrauch. Über einige Merkmale neuer Vergangenheiten im 20. und 21.Jahrhundert, in: Historische Zeitschrift 296 (2013), S. 408-428, S. 412.
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01 | ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFt - 1914
Gegners in der eigenen Propaganda, aber auch – als
leuchtendes Gegenbild, auf dessen Hintergrund die
Unmenschlichkeit der Kriegsführung umso deutlicher
aufscheint – die Kriegsweihnacht 1914, zu der sich die
Soldaten beider Seiten kurzzeitig dem gegenseitigen Töten
verweigerten. All das erscheint uns bemerkenswert,
berührt uns vielleicht sogar, gerade weil es weit weg ist,
hochgradig fremd erscheint und uns deshalb heute nicht
mehr tangiert. Eine tiefere Beschäftigung erfordert das
nicht. Auf diese Weise lässt es sich mit der Geschichte
bequem einrichten.
Diese in Deutschland zu beobachtende Distanz ist jedoch
die Ausnahme von der Regel. Vielen Gesellschaften in Ost-
und Westeuropa, aber auch darüber hinaus, ist der Krieg
noch viel näher. In Australien gilt der Einsatz eigener
Truppen in Europa vielen immer noch als wichtiger Punkt
der Nationalstaatsbildung. Ein besonderes Beispiel bietet
das osteuropäische Serbien. Wichtige Kreise des Landes
sehen sich als Opfer einer Geschichtsklitterung, mit der die
EU-Staaten versuchten, Serbien die Schuld für den Aus-
bruch des Ersten Weltkriegs zuzuweisen. Innerserbisch
aber gilt Gavrilo Princip, der am 28. Juni 1914 den österrei-
chischen Thronfolger erschoss, nicht als Attentäter, Mörder
oder Terrorist, sondern als glühender Patriot.3 Als Mitglied
der »schwarzen Hand« habe er sich für die Befreiung
Serbiens von der österreichisch-ungarischen Unterdrü-
ckung eingesetzt. Eine solche Wertung befremdet schon auf
den ersten Blick. Für Überheblichkeit ist dennoch kein Platz
in dem Moment, wenn man sich die Wirksamkeit nationalis-
tischer und gewalterfüllter Geschichtsbilder in der Weima-
rer Republik vor Augen führt.
Aber auch in weniger drastischer Form sind die Unterschie-
de im Umgang mit der Vergangenheit durchaus gravierend,
wie der Blick nach Westeuropa zeigt. Sowohl in Großbritan-
nien wie auch in Frankreich steht der »Great War« bezie-
hungsweise »la Grande Guerre« viel stärker im Zentrum der
Aufmerksamkeit. So hat beispielsweise die britische
Regierung unter Premierminister Cameron Geld zur
Verfügung gestellt, damit alle Schulklassen staatlicher
Schulen die ehemaligen Schlachtfelder besuchen können.
3 Thomas Franke/Rudolf Balmer/Thomas Brey, Im Westen und Osten auch Neues. ERINNERUNG. Die Nationen pflegen ihr jeweils eigenes Bild vom Ersten Weltkrieg, in: Das Parlament Nr. 01-03 / 30.12.2014, online: http://www.das-parlament.de/2014/01-03/Themenausgabe/48462270.html, zuletzt abgerufen am 6.1.2014.
Quelle: Der Große Brockhaus, 20. Band (Wan-Zz), Leipzig 1935, Karte 143
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
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Ein solcher Schritt wäre in Deutschland als Nation auf der
Verliererseite kaum denkbar. In Frankreich animiert die
Regierung Familien und Gemeinden dazu, Geschichten,
Fotos und persönliche Erinnerungsstücke zu sammeln und
in die örtlichen Archive zu geben. Bereits 2012 hat die
Regierung die »Mission du Centenaire de la Première
Guerre mondiale« ins Leben gerufen. Unter Anleitung des
Ministers für die Kriegsveteranen arbeiten Vertreter von
sieben Ministerien, zahlreicher weiterer staatlicher Stellen
und Organisationen zusammen. Ein zentraler, von Regie-
rungsseite aus beschlossener Veranstaltungskalender hat
all die zahlreichen Initiativen auf verschiedenen nationalen,
regionalen und lokalen Ebenen zusammengestellt.4
Die fünfte französische Republik bezieht sich explizit und
bewusst auf die demokratischen Werte der dritten Republik.
In diesem Sinne gab auch der französische Präsident
Hollande am 11. November 2013, also 95 Jahre nach dem
Ende des Blutvergießens, die Devise aus, dass das Gedenken
ebenso zur »Erneuerung des Patriotismus« wie auch als
»Botschaft des Friedens« dienen solle. Aus der »Kraft der
Vorfahren« wolle man neue Ressourcen schöpfen, so
Hollande. Am 3. August 2014, und damit zum hundertsten
Jahrestag der Kriegserklärung des Deutschen Reiches an
Frankreich, plant die französische Staatsspitze eine gemein-
same Friedensfeier, zu der mit dem deutschen Bundespräsi-
dent Joachim Gauck auch der höchste Repräsentant der
ehemaligen Gegnernation eingeladen ist. Schon allein diese
Konstellation zeigt, wie intellektuell spannend und politisch
spannungsvoll das Erinnern an den Weltkrieg sein kann.
In Deutschland gibt es eine stattliche Zahl von zivilgesellschaft-
lichen Initiativen, zudem engagiert sich die Forschung stark.
Die Politik hingegen hält sich auffallend zurück. »La Nation
temoigne sa reconnaissance envers ceux qui ont servi sous ses
drapeaux en 1914-1918« – Die Nation bezeugt ihre Dankbarkeit
gegenüber all denjenigen, die 1914 bis 1918 unter ihrer Fahne
gedient haben« – ein Satz wie dieser, der im Pariser Invaliden-
dom das Andenken an die Soldaten des Ersten Weltkriegs
wachhält, wäre in Deutschland hoch umstritten. Die Bundesre-
publik sieht sich nicht in Kontinuität zum Kaiserreich, sondern
versteht sich als Gegenentwurf dazu. In Deutschland gibt es
aktuell ebenfalls eine staatliche Geschäftsstelle, die sich dem
historischen Gedenken widmet. Im Mittelpunkt steht hier aber
das Luthergedenken 2017, nicht der Erste Weltkrieg.5
4 Vgl. die zu diesem Zweck freigeschaltete Website http://www.centenaire.org. Zuletzt abgerufen am 4.1.2014.
5 Vgl. http://www.luther2017.de/kontakt, zuletzt abgerufen am 6.1.2014.
Es sind nicht allein Wahl und Regierungsbildung, die erst
zum Jahresende 2013 erfolgten, die die bisher zu beobach-
tende Distanz der Politik erklärt. Auch die Materie selbst ist
schwierig. Wie kann sich einer der früheren Aggressoren
und Verlierer des Weltkriegs dieses Ereignisses erinnern?
Gibt es eine Möglichkeit, den Weltkrieg in die deutsche
Geschichte zu integrieren? Erste Statements von deutschen
Politikern tasten sich an den Ersten Weltkrieg vorsichtig
heran. Ende 2013 hatte Noch-Außenminister Guido Wester-
welle dieses in einer Rede zur Eröffnung der Ausstellung
»1914 – Avantgarden im Kampf« versucht. Er zog eine Linie
von den »großen Materialschlachten« der Kriegsjahre über
den »Vernichtungskrieg 1939 bis 1945« und die Teilung
Deutschlands bis hin zur »friedlichen Revolution« 1989 und
der heutigen EU als »Friedensunion nach innen und
außen«.6 Damit bedient er sich einer Sichtweise, die den
Krieg vor allem als Vorgeschichte der ‚wahren‘ Kata-
strophe, des Zweiten Weltkrieges nämlich, betrachtet.
Selbst aus der Perspektive der deutschen Geschichte allein
funktioniert es nicht, die Weimarer Republik lediglich als
Verschnaufpause zwischen den Weltkriegen zu betrachten.
Als europäische Erinnerung taugt ein solcher Entwurf erst
recht nicht.
Man wird die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg von ihren
Schablonen befreien müssen. Dieser militärische Großkon-
flikt kann von deutscher Seite aus weder als Versöhnungs-
feier noch als Selbstgeißelung ob des »deutschen Sonder-
wegs« inszeniert werden, ist diese Vorstellung doch schon
vor Jahrzehnten stark relativiert worden. Die eigentliche
Aufgabe einer produktiven Erinnerung wird daher darin
bestehen, die verschiedenen, national geprägten Sichtwei-
sen verständlich zu machen, miteinander zu vergleichen
und dadurch in ihrer jeweiligen Perspektivität zu relativie-
ren. Das ist nicht nur intellektuell spannend, sondern bildet
ungemein, und das weit über den jeweiligen Gegenstand der
Beschäftigung hinaus. Es befähigt dazu, sich in verschiede-
ne Perspektiven hineinzudenken. Es differenziert auf diese
Weise die eigene Erinnerungsarbeit und führt zu einem
vertieft reflexiven Umgang mit der Geschichte.
Thomas Großbölting
Thomas Großbölting ist Professor für Neuere und Neuste Geschichte am Historischen Seminar der WWU Münster
6 Nachweise in http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Infoservice/Presse/Reden/2013/131107_BM_Bundeskunsthalle.html, zuletzt abgerufen am 6.1.2014.
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01 | ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFt - 1914
Notizen aus der rheinischen Kultur: 24. September 1913
Italienische und russische Futuristen, Kubisten, Expressionisten in Malerei und Literatur, polyfone Tondichtungen – um
1910 »explodierte« die europäische Kunstszene geradezu. Aber war das die Kultur, die damals wirklich rezipiert
wurde? Was stand auf den Spielplänen der Theater, was wurde ausgestellt, was konnte der kulturinteressierte Mensch
im Rheinland vor 100 Jahren tatsächlich tun? Ein ausgiebiger Blick in Tageszeitungen, Archivbestände und sekundäre
Quellen erlaubt uns, einen ganz normalen Tag im September und seine Kulturereignisse zu rekonstruieren.
Mittwoch, der 24. September 19131, war kein außergewöhn-
licher Tag für Kulturveranstaltungen, der September
gehörte damals, anders als heute, noch zum erweiterten
Sommerloch. Speziell die Konzertsaison der rheinischen
Städte konzentrierte sich auf den Winter.
Das heißt aber nicht, dass man an diesem Tag nun gar
keine Live-Musik goutieren konnte: In Bonn etwa wurde das
88. Abonnementskonzert des städtischen Orchesters
angeboten, zwei Hotels, das Rheinhotel Dreesen und das
Hotel Casselsruhe, warben mit Militär-Konzerten, die stets
Mittwoch nachmittags stattfanden. So spielte etwa das
Musikkorps des Infanterie-Regiments Nr. 160 unter Leitung
des Musikmeisters H. Krieg immerhin Fantasien aus
Wagners Lohengrin und Gounods Faust2. In Düsseldorf ließ
sich für den 24.9. nichts nachweisen3, auch nicht in Köln,
dafür trat in Duisburg der a-cappella-Chor des Städtischen
Gesangvereins mit Werken von Bach, Schütz und Jacobus
Gallus4 in der Tonhalle auf.
Oper und Theater erfreuten sich damals großer Beliebtheit:
Den Bühnenfreunden im Rheinland bot sich am 24. Sep-
tember ein reichhaltiges Programm5 mit Erstaufführungen
in den Stadttheatern Barmen, Düsseldorf und Essen-Ruhr.
1 Dieser Text ist die stark gekürzte Fassung eines Vortrags, der bei der LVR-Tagung »1914 – Mitten in Europa. Aggression und Avantgarde« am 24. September 2013 in Bonn gehalten wurde. Die komplette Version erscheint in der Tagungsdokumentation, die im Frühjahr 2014 im Klartext-Verlag erscheinen wird (s. Veröffentlichungshinweis, S. 40).
2 Anzeige in: Bonner General-Anzeiger, Nr. 8413 (24.September 1913), S. 3.
3 vgl. Stadtarchiv Düsseldorf, Akte 0-1-4-376.0000 – Die musikalischen Vereine und deren Lustbarkeiten. Darin ein Schreiben vom 28. Mai 1913 mit einer Liste der geplanten Aufführungen in der Saison 1913/1914 – hier waren 8 Konzerte geplant, die Generalprobe sollte am 15. Oktober stattfinden, das letzte Konzert am 26. April 1914.
4 Anzeige in: Rhein- und Ruhrzeitung, Nr. 485 (23. September 1913/ Vormittag-Aus-gabe), S. 11; it. [=Autorenkürzel]: Der a cappella-Chor des Städtischen Gesangvereins, in: Rhein- und Ruhrzeitung, Nr. 490 (25. September 1913/ Abendausgabe), S. 2.
5 Alle Angaben nach: Deutscher Bühnenspielplan. Mit Unterstützung des Deutschen Bühnenvereins, 18 (September 1913), H. 1, Berlin 1913, S. 1-12 (Theaterwissenschaftli-che Sammlung Schloss Wahn), demnach wurden am 24.9.1913 insgesamt 15 Theater- und Musiktheaterstücke an 11 rheinischen Bühnen aufgeführt. theaterzettel, Quelle: theatermuseum Düsseldorf
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MEDIENBRIEF | N° 02.2013
Im Schauspielhaus Düsseldorf lief das überaus erfolgreiche
Lustspiel »Schneider Wibbel« des Heimat- und Mundart-
dichters Hans Müller-Schlösser.
Hauptsächlich beschränkten sich die Theater im Rheinland
auf Klassiker wie Shakespeare und Schiller, populäre Opern
(Verdi, Puccini, Mascagni) und nur ganz wenige internatio-
nale Theaterautoren, die heute noch Belang haben.
Mindestens die Hälfte der Aufführungen galt heute weitge-
hend unbekannten Operetten und Komödien.
Eine neue, aufstrebende Kultursparte war damals das Kino.
Doch was konnte man im September sehen? Genau zu
belegen ist es nicht, aber die Kinowerbung liefert Indizien:
So gehörten wohl »Atlantis« von Gerhart Hauptmann, »Das
fremde Mädchen« von Hugo von Hofmannsthal sowie
»Kleopatra, die Herrin vom Nil« zu den Filmen, die im
September gestartet wurden6. Auch der seinerzeit stark
diskutierte Film »Der Student von Prag« von Hanns Heinz
Ewers wurde Anfang September vorgestellt7. Die Filmindus-
6 Der Kinematograph, Nr. 349 (3. September 1913), o.S.
7 Allein die Mönchengladbacher Kinozeitschrift »Bild und Film« widmete ihm 1913/14 acht ausführlichere Abhandlungen in den Ausgaben 3 (Dezember/Januar 1913/14), 3./4. Heft, S.64f und 88f; III, (März 1914), 6. Heft S.121-123, 130-132 und 140-142; 3 (Juni/Juli 1914), 9./10. Heft, S. 227-229.
trie war auffällig bemüht, durch viele Literaturverfilmungen
ihren seriösen Kunstanspruch zu erweisen, ökonomisch wie
inhaltlich erscheint sie im damaligen kulturellen Leben als
ein fortschrittliches und zukunftsfreudiges Segment.
Genau das Gegenteil muss man vom Literaturbereich
sagen, im Rheinland gab es keine expressionistischen
Zeitschriften8 und keine expressionistischen Autoren. Zwar
druckten die rheinischen Zeitungen mitunter Originaltexte
von »besseren« Schriftstellern wie Hermann Harry Schmitz
oder Paul Scheerbart, aber zumeist fand sich hier nur
Dutzendware.
Die »Kölner Blumenspiele«, eines der größten literarischen
»Festivals«, nach mittelalterlichem[!] Vorbild konzipiert,
waren eher unfreiwillig komisch: Alljährlich wurden dort
überaus mediokre Dichter, deren Namen heute niemand
mehr kennt, durch eine so genannte »Blumenkönigin«
prämiert.
In der Bildenden Kunst dominierte ebenfalls der konserva-
tive Geist — das belegt das zentrale Kunstereignis des
8 Etwa wie den »Sturm« und die »Aktion« aus Berlin oder literarische Bühnen wie das »Neo-Pathetische Kabarett«.
Die Blumenkönigin mit Ehrendamen. Jahrbuch Kölner Blumenspiele 1913
13
03 | ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFt – 1914
Jahres: die Große Kunstausstellung Düsseldorf (von Mai bis
Oktober 1913 im Museum Kunstpalast), die mit 96.116
Besuchern sehr erfolgreich war.9
Auch am 24.9. war sie geöffnet und erlebte mit 385 Besu-
chern bei schönem Wetter einen mittleren Wert für einen
Wochentag10. Obwohl die Vorbereitungen dafür riesig
gewesen, Gemälde aus ganz Europa dafür zusammengetra-
gen worden waren11, stammte die überwältigende Mehrheit
der Künstler aus Deutschland und ein großer Teil aus
Düsseldorf. Von den wenigen ausländischen Beiträgern gab
es neben sonst Unbekannten gerade mal einen Monet und
zwei Renoirs. Die Impressionisten Cézanne, Matisse, van
Gogh fehlten, Picasso und Braque sowieso. Bei den
deutsch-österreichischen Künstlern fand man keinen
Lehmbruck, keinen Klimt, die noch 1909 berücksichtigt
worden waren, erst recht keinen Macke oder Marc.
Man sieht, man konnte am 24. September 1913 im Rhein-
land kulturell durchaus einiges erleben, aber eben kaum
etwas, das die großen ästhetischen Umbrüche der Zeit auch
nur ahnen ließ.
Dr. Enno Stahl
Dr. Enno Stahl ist Autor und Literaturwissenschaftler, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rheinischen Literaturarchiv des Heinrich-Heine-Instituts Düsseldorf
9 Stadtarchiv Düsseldorf, Best. 0-1-18-2154.0000.
10 vgl. Stadtarchiv Düsseldorf, XVIII 2163 Die Große Kunstausstellung 1913: Besuchs- und Einnahmenachweis.
11 Stadtarchiv Düsseldorf, Best. 0-1-18-2149.000. Quelle: Stadtarchiv Düsseldorf
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
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Fotografie, Zensur und Propaganda im Ersten Weltkrieg: Förderung historischer BildkompetenzenHistorische Fotografien sind trügerische Quellen. Sie
bilden die Vergangenheit nicht einfach ab und dennoch
wird ihnen eine größere »Objektivität« zugeschrieben als
anderen Geschichtsquellen. Das gilt insbesondere für
Schülerinnen und Schüler, deren Vertrauen in den
Wahrheitsgehalt fotografischer Quellen viel damit zu tun
haben dürfte, wie Fotos in der Schule präsentiert werden;
nämlich oft weit weniger aufwändig als historisch-kritisch
erschlossene Textquellen. Nicht ganz unschuldig daran
dürften auch manche Schulbücher sein, die Fotografien
ohne Information über ihre Entstehungs- und Überliefe-
rungsgeschichte abbilden. Angaben zum Fotografen,
Auftraggeber, Adressaten oder Publikationsmedien sucht
man oft vergeblich.
Kriegsfotografen im Ersten Weltkrieg waren keine
Mitarbeiter unabhängiger Nachrichtenagenturen. Oscar
Tellgmann etwa, dessen Fotos aus den Mobilmachungsta-
gen zu Ikonen geworden sind, war offizieller Hof- und
Militärfotograf in Diensten Wilhelms II. Form und Inhalt
seiner Fotos waren seit Kriegsbeginn strengen Zensurauf-
lagen unterworfen. Um die propagandistische Rhetorik
seiner Fotos durchschauen zu können, benötigen Schüle-
rinnen und Schüler folglich grundlegende Informationen
zum Fotografen sowie zur Kommunikationspolitik wäh-
rend des Krieges. Und sie sollten über bildanalytische
Kompetenzen verfügen, die sie vor einer naiven Gleichset-
zung des fotografischen Bildes mit der vergangenen
Wirklichkeit schützen.
»Beabsichtigte Ikonografie«
Es gibt kein multiperspektivisches Foto. Die Perspektive,
aus der ein Foto die Wirklichkeit zeigt, ist immer die des
Fotografen und seiner Kamera. Bei keiner anderen
Quellensorte lässt sich das so eindeutig feststellen. Neben
der Statik ist die Monoperspektivität konstruktives Merk-
mal der Fotografie. Um die Perspektivität von Kriegsfoto-
grafien erschließen zu können, sollten Schülerinnen und
Schüler lernen, die Wirkungsabsichten der Fotografen zu
durchschauen. Der polnische Kunsthistoriker Jan Bialosto-
cki hat diese Fähigkeit einmal mit der Bestimmung der
»beabsichtigten Ikonografie« (intended iconography)
umschrieben.1 Gemeint ist damit ein Verfahren der
Bilderschließung, das sich vor allem auf die Haltung und
die Intentionen des Fotografen, des Auftraggebers oder
des zeitgenössischen Betrachters im Hinblick auf die
Funktion und Bedeutung der Bildinhalte konzentriert.
Diese Haltungen und Intentionen können auf ganz unter-
schiedliche Weisen überliefert sein: z. B. durch Anweisun-
gen der zivilen oder militärischen Zensurstellen, Bildbe-
gleitzettel oder Bildunterschriften in Zeitungen. Kurz, die
»beabsichtigte Ikonografie« fotografischer Quellen lässt
sich anhand des zeitgenössischen Auftrags- und Ge-
brauchszusammenhanges der Fotos rekonstruieren.2
Vereinfacht lässt sich die beabsichtigte Ikonografie der
veröffentlichten Fotografien aus dem Ersten Weltkrieg auf
drei wesentliche Wirkungsabsichten reduzieren: erstens
die Verbreitung positiver, z. B. heroischer Selbstbilder, um
die Überlegenheit der eigenen Truppen zu bezeugen;
zweitens die Konstruktion von Fremd- bzw. Feindbildern,
um militärische Unterlegenheit oder angebliche Barbarei
der Kriegsgegner zu bezeugen und drittens die Verbrei-
tung von Desinformation zur Verschleierung des tatsächli-
chen Kriegsverlaufes.
Beispiele für den Geschichtsunterricht
Anhand von Fotos aus dem Fotoarchiv des LVR-Zentrums
für Medien und Bildung sollen wesentliche Aspekte
umrissen werden, an denen sich der Umgang mit Kriegs-
fotografien im Unterricht orientieren könnte. Bei den Fotos
handelt es sich um gewerbliche Aufnahmen von Agentur-
fotografen, die bei ihrer Arbeit zensurrechtliche Auflagen
1 Jan Bialostocki: Skizze einer Geschichte der beabsichtigten und der interpretieren-den Ikonographie, in: Ekkehard Kaemmerling: Ikonographie und Ikonologie. Theorien – Entwicklung – Probleme, Köln 1991 (5. Auflage), S. 15 ff.
2 Miriam Y. Arani: Wie Feindbilder gemacht wurden. Zur visuellen Konstruktion von »Feinden« am Beispiel der Fotografien der Propagandakompanien aus Bromberg 1939 und Warschau 1941, in: Rainer Rother, Judith Prokasky (Hg.), Die Kamera als Waffe. Propagandabilder des Zweiten Weltkrieges, Stuttgart 2010, S. 156.
15
01 | ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFt - 1914
zu erfüllen hatten. Was sollten Schülerinnen und Schüler
lernen, um den Aussagewert solcher Kriegsfotografien zu
erkennen?
1. Die Bildentstehung erschließen
Das erste Foto ist ein Ganzkörperporträt des Kampfflie-
gers Wilhelm Frankl, Sohn einer deutsch-jüdischen
Kaufmannsfamilie. Neben Manfred von Richthofen oder
Ernst Udet zählte er zu jenen Piloten, die durch die
Kriegspropaganda zu Fliegerhelden hochstilisiert wurden.
Das undatierte Foto zeigt Frankl in ordensgeschmückter
Uniform an einem nicht näher bestimmbaren Ort. Aufge-
nommen und verbreitet wurde es mit hoher Wahrschein-
lichkeit im Zusammenhang mit der Verleihung des Ordens
Pour le Mérite im August 1916. Frankl war bis zu seinem
tödlichen Absturz im April 1917 einer der Piloten mit den
meisten »Feindabschüssen«. Entsprechend häufig tauchte
sein Foto in der illustrierten Presse des Kaiserreiches auf.3
Die Zeitungen entsprachen damit einer Aufforderung der
militärischen Führung, »Einzelschilderungen von besonde-
ren Heldentaten einzelner Soldaten« zu veröffentlichen –,
»den Helden zur Ehre, ihren Angehörigen zum Stolz, den
jungen Mannschaften zum Ansporn«.4
Wie heutige Pressefotos wurde die Aufnahme durch eine
kommerzielle Bildagentur vermarktet. Die im Jahr 1900
gegründete Berliner Illustrationsgesellschaft gilt als die
erste Agentur, die ihr Geld ausschließlich mit der Vermark-
tung von Pressebildern verdiente. Mit der Verkündung des
Kriegszustandes am 31. Juli 1914 war das preußische
Gesetz über den Belagerungszustand in Kraft getreten. Die
Befehlshaber der 57 stellvertretenden Generalkommandos
hatten im gesamten Kaiserreich die vollziehende Gewalt
übernommen, verfügten also über ein nahezu uneinge-
schränktes Weisungsrecht gegenüber allen zivilen Behör-
den. Unter anderem konnten sie das Recht beschränken,
»durch Wort, Schrift, Druck und bildliche Darstellung seine
Meinung frei« zu äußern.5 Das Kaiserreich war damit
faktisch zur Militärdiktatur geworden. Für die Bildagentu-
ren hatte das zur Folge, dass sie jedes ihrer Fotos dem
Militärbefehlshaber des jeweiligen Armeekorpsbezirkes
zur Genehmigung vorzulegen hatten. In der Regel übte der
Militärbefehlshaber die Zensur aber nicht direkt aus,
sondern überließ sie entweder untergeordneten militäri-
schen Stellen oder zivilen Behörden. Im Falle des Frankl-
Fotos lässt sich das Genehmigungsverfahren exemplarisch
nachvollziehen. Die Berliner Illustrationsgesellschaft
beschrieb auf der Rückseite den Bildgegenstand, fügte
einen vorgeschriebenen Vermerk hinzu, der unter anderem
die Freigabe durch die zensierende Behörde vorwegnahm,
und reichte das Foto bei der für den Großraum Berlin
zuständigen militärischen Kommandobehörde ein. Diese
gab das Foto frei, indem sie es mit einem Genehmigungs-
stempel versah, und schickte es an die Bildagentur zurück.
Die Zensurvorgaben waren ebenso zahlreich wie detail-
liert. Am 1. August 1914 wurde an alle Zeitungsredaktio-
3 z.B. ganzseitig auf der Titelseite von Das Illustrierte Blatt am 28. November 1916.
4 Zensurbuch für die deutsche Presse, ausgegeben vom preußischen Kriegsministe-rium, dem stellvertretenden Generalstab der Armee und der Oberzensurstelle des Kriegspresseamtes, vollständig abgedruckt in: Heinz-Dietrich Fischer (Hg.): Pressekonzentration und Zensurpraxis im Ersten Weltkrieg. Texte und Quellen, Berlin 1973, S. 213.
5 §5 des preußischen Gesetzes über den Belagerungszustand, zit. nach: Anne Schmidt: Belehrung – Propaganda – Vertrauensarbeit. Zum Wandel amtlicher Kommunikationspolitik in Deutschland 1914-1918, Essen 2006, S. 32f.
Wilhelm Frankl, Berliner Illustrationsgesellschaft, 1916, unbekannter Fotograf,
verwaiste Werke
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
16
nen das »Merkblatt der Militärbehörden für die Presse
betr. die Behandlung militärischer Nachrichten«6 verteilt,
das neben Anordnungen und Beschränkungen auch eine
Strafandrohung für Fälle der Nichterfüllung enthielt. Die
propagandistischen Wirkungsabsichten dieser Vorgaben
werden in dem 1917 vom Kriegsministerium herausgege-
benen Zensurbuch für die deutsche Presse greifbar. In den
Leitsätzen für die Bildzensur findet sich u. a. die Aufforde-
rung, »Bilder von russischen Verwüstungen in Polen
zahlreich« zu veröffentlichen. »Solche Abbildungen
machen im neutralen Ausland Eindruck.«
2. Den Bildinhalt beschreiben
Übungen zur Erschließung der Bildinhalte regen Schüle-
rinnen und Schüler dazu an, das Bild im besten Wortsinn
zu bearbeiten, es zu rastern, zu ergänzen oder in etwas
Neues (z.B. ein Standbild) zu transformieren. Dies lohnt
sich vor allem bei solchen Aufnahmen, die beim heutigen
Betrachter aufgrund ihrer Zeit- und Ortsgebundenheit
Überraschung oder Befremden auslösen. Ohne Bildlegen-
de eingesetzt, können sie bei Schülerinnen und Schülern
differierende Hypothesen über die Bedeutung einzelner
Inhalte hervorrufen, die sich durch weiterführende
Materialien bestätigen oder verwerfen lassen.
Bei dem detailreichen Foto eines Soldatenfriedhofs liegt
6 Merkblatt der Militärbehörden für die Presse betr. die Behandlung militärischer Nachrichten, vollständig abgedruckt in: Erich Matthias, Hans Meier-Welcker (Hg.): Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Zweite Reihe, Militär und Politik, Band 1, Militär und Innenpolitik im Weltkrieg 1914-1918, Düsseldorf 1970.
die Verwendung eines Rasters nahe, das das Bild z.B. in
fünf gleich große Bildsegmente – ein zentrales und vier
Randsegmente – aufteilt. Auf diese Weise ist sichergestellt,
dass auch marginale Bildinhalte bei der Deutung berück-
sichtigt werden. Dem Fotografen kam es offenbar auf eine
frontale, bildfüllende Abbildung der fremden Grabsymbolik
an, weniger auf die deutschen Soldaten am linken Bildrand.
Ins Auge fallen die russisch-orthodoxen Kreuze mit ihren
drei Querbalken und angehefteten ostkirchlichen Kultus-
bildern. Links von der Bildmitte ist ein Grab mit einem
muslimischen Halbmond geschmückt. Einen markanten
Kontrast zu den vorherrschenden Grautönen bilden
aufgrund ihrer Helligkeit die beiden Grabstellen am
unteren Bildrand, die vermutlich mit ungelöschtem Kalk
bedeckt worden waren.
»Ein Friedhof für Freund und Feind«, so beginnt der
rückseitige, in Sütterlin-Handschrift geschriebene
Begleittext dieser Aufnahme. Mit »Feind« waren die dort
bestatteten russischen Soldaten gemeint, mit »Freund«
hingegen das mit dem Halbmond geschmückte Grab eines
muslimischen Kriegsgefangenen. Im Lazarett habe er noch
erzählen können, »dass er von den Russen zum Kampf
gezwungen wäre.« Dieses Beispiel zeigt, wie das Foto
durch den Begleittext eine zusätzlich narrative Dimension
erhält. Indirekt bezeugt der Bildkommentar aber auch den
heute weitgehend in Vergessenheit geratenen Sondersta-
tus, der muslimischen Kriegsgefangenen in der Propagan-
da des Kaiserreiches eingeräumt wurde. Das – angebliche
– Selbstzeugnis des Soldaten, wonach er zum Kampf
Soldatenfriedhof an der Ostfront, Illustrationsverlag A. Grohs, o. J., unbekannter Fotograf, verwaiste Werke
17
01 | ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFt - 1914
Bildnachweis
gezwungen worden sei, passt zur islamfreundlichen
Ausrichtung der deutschen Kriegspropaganda. In den
vorwiegend für muslimische Insassen errichteten Kriegs-
gefangenenlagern bei Zossen und Wünsdorf etwa versuch-
te man durch »geeignete Behandlung und Propaganda«
möglichst viele Gefangene als Verbündete im Kampf gegen
die Kolonialmächte der Entente zu gewinnen.7
3. Die Bildgestaltung erschließen
Diese Aufgabe zu bewältigen, heißt zu lernen, dass Fotos
etwas »intentional Gemachtes«8 sind, dass sie z.B. im
Auftrag entstehen, bestimmten Konstruktions- und
Wahrnehmungsgewohnheiten folgen und dass ihre
handwerkliche Gestaltung etwas mit der beabsichtigten
Wirkung zu tun hat. Es lohnt sich daher, Schülerinnen und
Schüler öfter selbst fotografieren, sie z.B. eine fotografi-
sche Vorlage mit der eigenen Handy-Kamera rekonstruie-
ren zu lassen und dabei den kompositorischen Entschei-
dungen des Fotografen nachzuspüren.
Das dritte Foto zeigt eine Gruppe deutscher Soldaten in
einem Schützengraben. Im Bildmittel- und -hintergrund
haben einige der Soldaten ihre Gewehre bereits in
Anschlag gebracht; im Vordergrund gehen weitere
Soldaten in Stellung. Im hinteren Teil des Bildes beobach-
7 Vgl. Margot Kahleyss, Muslimische Kriegsgefangene im Ersten Weltkrieg. Ansichten und Absichten, in: Gerhard Höpp, Brigitte Reinwald (Hg.): Fremdeinsätze. Afrikaner und Asiaten in europäischen Kriegen, 1914-1945, Berlin 2000, S. 79ff.
8 Christoph Hamann: Visual History und Geschichtsdidaktik. Beiträge zur Bildkompetenz in der historisch-politischen Bildung, Berlin 2007, S. 137.
tet ein Offizier mit einem Fernglas das Gefechtsfeld. Die
Soldaten wirken konzentriert und unaufgeregt. Einfache
kompositorische Entscheidungen des Fotografen unter-
stützen diese Bildaussage. Der Fotograf begab sich für
das Foto in eine erhöhte Position am Rand des Schützen-
grabens. Diese Obersicht (»High Angle-Shot«) verleiht der
Reihe der Soldaten deutlich mehr räumliche Tiefe als die
Normalsicht. Auf Augenhöhe fotografiert, wären in dem
Bild nur die vorderen Personen zu erkennen gewesen. Die
spitz zulaufenden Ränder des Schützengrabens bilden die
Blickachsen, die das Auge des Betrachters in den Bildhin-
tergrund führen. Auffallend ist die nahezu durchgängige
Schärfe des Bildes. Bedingt durch die damalige Kamera-
technik, musste der Fotograf mit einer langen Verschluss-
zeit rechnen. Vermutlich hatte er die Soldaten zum
Stillhalten aufgefordert, um Bewegungsunschärfen zu
vermeiden.
»Alarm im Schützengraben, die Feldgrauen eilen bei dem
Zeichen schnell aus den weiter hinten liegenden Unter-
ständen auf ihre Posten«, so der Begleittext für die Presse
auf der Rückseite des Bildes. Alles spricht dafür, dass es
sich um eine gestellte Aufnahme handelt: Unter Gefechts-
bedingungen hätte die erhöhte Kameraposition den
Fotografen in Lebensgefahr gebracht.
4. Das Bild beurteilen
Im Falle von Kriegsfotografien kann es hilfreich sein,
Aufnahmen deutscher, belgischer, französischer und
englischer Fotografen miteinander zu vergleichen, die oft
»Alarm im Schützengraben«, Illustrationsverlag A. Grohs, o. J., unbekannter Fotograf, verwaiste Werke
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
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eine deutlich verschiedene Bildsprache aufweisen. Wie bei
Textquellen eignen sich solche Kontraste für die Förde-
rung historischer Urteilskompetenzen. Das gilt auch für
das Foto des im 15. Jahrhundert erbauten gotischen
Rathauses von Löwen.
Wären im Bildvordergrund nicht Schutthaufen zu sehen,
könnte man annehmen, der Fotograf habe lediglich ein
berühmtes Baudenkmal ablichten wollen. Doch das Foto
mit dem Freigabedatum vom 11. Oktober 1914 ist unmittel-
bar im Kontext des Propagandakrieges zwischen dem
Deutschen Kaiserreich und den Alliierten zu betrachten.
Am Abend des 25. August 1914 war es in der flämischen
Stadt Löwen zu Schießereien gekommen, denen einige
deutsche Soldaten zum Opfer fielen. Ob belgische Frei-
schärler beteiligt waren oder ob es betrunkene, von
»Franktireur-Hysterie« getriebene deutsche Soldaten
waren, die aufeinander geschossen hatten, ist bis heute
nicht restlos geklärt. Was folgte, ging als eines der
verheerendsten Kriegsverbrechen in die Geschichte des
Krieges ein, in der Sprache der deutschen Propaganda
das »Strafgericht über Löwen«. 248 Löwener Bürger
wurden auf der Stelle erschossen, Hunderte Gebäude in
der historischen Altstadt geplündert und niedergebrannt.
Das gotische Rathaus blieb nur deshalb verschont, weil es
den Besatzern als Hauptquartier und Offiziersunterkunft
diente. Die Alliierten nutzen die völkerrechtswidrige
Vergeltungsaktion fortan für antideutsche Stereotype. Die
französische und britische Presse betitelte das Ereignis
als »Furor Teutonicus« oder »Holocaust of Louvain«.9
»Das noch erhalten gebliebene Rathaus in Löwen.« Im
maschinenschriftlichen Begleittext auf der Rückseite sind
die Worte »noch erhalten geblieben« durch Unterstrei-
chung hervorgehoben. Der Kommentar soll suggerieren,
dass die Rettung des Rathauses das Verdienst der
Besatzer gewesen sei. In gleicher Absicht erscheinen die
Trümmer neben dem hoch aufragenden, bildfüllenden
Rathaus marginal. Dessen obere Hälfte wird vor einem
hellen Hintergrund freigestellt, während der Schutt
kontrastarm in den dahinterliegenden Gebäuden aufzuge-
hen scheint. Die großflächigen Verwüstungen kommen im
Bild nicht vor. Sie sind z.B. auf belgischen Bildpostkarten
der Nachkriegszeit zu sehen.10 Und noch etwas bleibt im
9 Alan Kramer: Löwen, in: Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Irina Renz (Hg.), Enyklopädie Erster Weltkrieg, Paderborn 2009, S. 683.
10 Vgl. Wolfgang Schivelbusch: Die Bibliothek von Löwen. Eine Episode aus der Zeit der Weltkriege, München/Wien 1988.
Verborgenen: Mitten im Stadtzentrum fotografiert, bleibt
die notleidende Bevölkerung unsichtbar.
Kriegsfotografien entfalten ihre propagandistische
Wirkung nicht allein dadurch, was sie zeigen, sondern
auch dadurch, was sie nicht zeigen. Schülerinnen und
Schüler, die diese manipulative Eigenschaft fotografischer
Bilder durchschauen, haben etwas Grundlegendes
gelernt: Kritische Distanz gegenüber allen Bildquellen, die
unsere Vorstellungen von Wirklichkeit speisen, histori-
schen ebenso wie gegenwärtigen.
Andreas Weinhold
Andreas Weinhold ist pädagogischer Mitarbeiter der Medienberatung NRW
Rathaus der flämischen Stadt Löwen, Boedecker-Berlin, 1914, unbekannter
Fotograf, verwaiste Werke
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01 | ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFt – 1914
des gemeinsamen Vorhabens ist, die Wirksamkeit digitaler
Lernangebote auf kompetenzorientierten Unterricht und
auf die Förderung der dafür notwendigen Lehrerkompeten-
zen zu erproben.
Das dem multimedialen Lernmittel zugrundeliegende
Konzept verbindet in einer Zwei-Ebenen-Architektur die
Vorteile des bisherigen Leit-Lernmittels Schulbuch mit
denen digitaler Medien. Orientiert an den Vorgaben der
Rahmenlehrpläne wird ein systematischer und kontinuierli-
cher Kompetenzaufbau unterstützt, der ein Verfügen-Kön-
nen über kategorial geordnetes Wissen ebenso ernst nimmt
wie über fachspezifische und überfachliche Methoden und
über Urteils- und Handlungsfähigkeit. Der didaktische rote
Faden des Lernmittels zeigt sich in der Auswahl und
Begründung der Fragestellungen, in den Narrationen des
Darstellungstextes, in der Materialauswahl und besonders
im Aufforderungscharakter aller an die Schüler gerichteten
Texte, vom einleitenden Transparenztext über die Darstel-
lungstexte zu den das Material kontextualisierenden Texten
und den Arbeitsaufträgen. Multimediale Elemente kommen
da zum Einsatz, wo sie einen didaktischen Mehrwert
haben.1 Animierte Karten unterstützen die Verortung von
1 Schreiber/Sochatzy/Ventzke: Das multimediale Schulbuch – kompetenzorientiert, individualisierbar und konstruktionstransparent, in: Schreiber, Waltraud et al.: Analyse von Schulbüchern als Grundlage empirischer Geschichtsdidaktik. Stuttgart 2013, S. 212-232.
Die Geschichte des Ersten Weltkriegs, insbesondere seine Wirkung auf die politisch-gesellschaftliche Entwicklung,
zeigt: Die Förderung historischer Kompetenzen ist ein Schlüssel für den Umgang auch mit aktuellen Problemlagen in
der Welt, die im grausamen Geschehen der Jahre 1914-18 ihren Ausgangspunkt und – bis heute – ihre Antriebe haben:
von den Jugoslawienkriegen der 1990er Jahre bis zum deutsch-französischen Aussöhnungsprozess, der den Kern der
europäischen Integration bildet. Geschichte als interessengeleitete Konstruktion sehen zu können, zählt zu den großen
zivilisatorischen Leistungen der jüngeren europäischen Vergangenheit. Sie hat friedliche Konfliktlösungen möglich
gemacht, wo zu Beginn des Ersten Weltkriegs nur nationalistische Verengungen bestanden. Geschichte wurde eben
nicht diskursiv betrieben, sondern galt als Bekräftigung eines Herrschaftsanspruchs, der Millionen ins Unglück stürzte.
Wie wären geschichtsbewusstere Völker wohl im Sommer 1914 mit der Kriegsdrohung umgegangen?
Epochenjahr 1914 – Möglichkeiten eines digitalen Schulbuchs zur Förderung der historischen Reflexionsfähigkeit
Auf welche Weise Lernmittel des Faches Geschichte für die
Förderung eines reflektierten und (selbst-)reflexiven
Umgangs mit Geschichte förderlich sein können, ob sie
teilweise gar hinderlich sind, diese Frage stellt sich die
Medienberatung NRW:
Nach wie vor ist das klassische Schulbuch, insbesondere in
der Sekundarstufe I, das Leit-Lernmittel des Geschichtsun-
terrichts. Der Blick auf den Schulbuchmarkt zeigt: Kein
aktuell zugelassenes Geschichtsbuch sieht seine Funktion
mit der »objektiven« Darstellung der im Lehrplan vorge-
schriebenen Inhaltsfelder erfüllt; immer stärker sichtbar
wird das Bemühen, die Kompetenzorientierung der
Kernlehrpläne umzusetzen. Trotzdem: Dass auch Schulbü-
cher Geschichte konstruieren, wird in der Regel von den
Autoren nicht thematisiert, viel zu wenig auch, dass das
Verfügen-Können über historische Methoden und konzepti-
onelles Wissen hilft, sich selbst Orientierung in Gegenwart
und Zukunft zu schaffen, dass also (Selbst-) Reflexionsfä-
higkeit Grundlage für Urteils- und Handlungskompetenz ist.
Hier setzt das Projekt multimediales Geschichts-Schulbuch
(mBook) an. Partner ist das Institut für digitales Lernen
(IdL), ein wissenschaftliches Spin-off, das Frau Prof. Dr.
Waltraud Schreiber von der Katholischen Universität
Eichstätt-Ingolstadt zusammen mit ihren Mitarbeitern Dr.
Marcus Ventzke und Florian Sochatzy gegründet hat. Ziel
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
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Geschichte; Bildergalerien eröffnen multiperspektivische
Einblicke in Details, bieten Möglichkeiten für Vergleiche,
vertiefen Hintergründe, verdeutlichen Zusammenhänge,
zeigen Unterschiede in der Deutung und Sinnbildung,
verbinden mit der Gegenwart. Eigens produzierte Filme
unterstützen die Schüler beim Erkenntnisgewinn; Auszüge
aus Dokumentationen, Verweise auf Spielfilme dienen der
Entwicklung der Dekonstruktionskompetenz. Interaktive
Angebote werden dann gemacht, wenn sie didaktischen
Sinn haben. Die Zwei-Ebenen-Architektur eröffnet auch
Chancen für die Differenzierung: Materialien werden in
Originalsprache oder in Übersetzung angeboten, z.T. auch
als Audiodatei, Glossare unterstützen das Verstehen von
Quellen- und Darstellungstexten. Ein weitere Grenze wird
eingerissen: Schüler können und sollen in ihr Buch
schreiben: Arbeitsaufträge werden im mBook bearbeitet,
Textstellen können markiert, eigene Notizen ablegt werden.
Das vom IdL auf dieser fachdidaktischen Grundlage
entwickelte dreibändige digitale Schulbuch mBook für die
Sekundarstufe I des Gymnasiums soll zusammen mit
begleitenden digitalen Lehrerhandbüchern (mBook L) ab
dem Schuljahr 2014/15 für einen Zeitraum von drei Jahren
in bis zu 50 Pilotschulen landesweit erprobt werden.
Aufgrund seiner HTML-5-basierten Programmierung ist es
system- und geräteunabhängig einsetzbar. Im Februar 2014
sind Informationsveranstaltungen zum mBook-Projekt mit
Präsentationen des mBook NRW geplant. Bewerbungen als
Pilotschule werden ebenfalls ab Februar möglich sein.
Termine und genauere Hinweise finden Sie auf der Homepage
der Medienberatung NRW: www.medienberatung.nrw.de.
Prof. Dr. Waltraud Schreiber & Bernadette Thielen
Waltraud Schreiber ist Professorin für Theorie und Didaktik der Geschichte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt – Bernadette Thielen ist pädagogische Mitarbeiterin der Medienberatung NRW
Foto: Dominik Schmitz, LVR-ZMB
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01 | ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFt – 1914
schaften, die in den vergangenen Jahren bereits entstanden
sind (siehe auch Stephanie Widholm: »Zwischen Euphorie
und Ernüchterung«, S. 24). Im Archiv wird Geschichte mit
fast allen Sinnen erfahrbar, gleichzeitig lernen die Schüle-
rinnen und Schüler an einem ausgewählten Beispiel den
Konstruktcharakter von Geschichte kennen, auf der Basis
vorzugsweise multiperspektivisch angelegter Befunde eine
Narration zu erstellen und somit den Aussagewert von
Quellen einzuordnen und in Relation zum bereits erworbe-
nen Wissen zu setzen.
Das Archiv stellt fraglos Herausforderungen an die Schüle-
rinnen und Schüler. Die im Unterricht erworbenen Fertig-
keiten und Fähigkeiten müssen, ganz im Sinne des kompe-
tenzorientierten Geschichtsunterrichts in neuen, häufig
unbekannten Zusammenhängen angewendet werden.
Gleichzeitig lassen sich die im Zusammenhang mit der
Archivarbeit eingesetzten Kompetenzen auch in der
Vom Nutzen und Vorteil der Archive für die SchuleArchive sind wahre Fundgruben. Sie sind der Ort, wo unsere
Quellen bewahrt werden, sozusagen die Wiege des Ge-
schichtsunterrichts. Dennoch haftet Archiven weniger eine
spannende Faszination an, vielmehr umrankt sie ein
verstaubter Mythos des Unnahbaren. Sie sind kein Ort, an
dem Unterricht und Umgang mit Geschichte vorstellbar ist.
Analog dieser Vorstellung sind Archivare Menschen, die mit
Ärmelschonern und einer dicken Brille versehen einsam
unter einer Lampe inmitten alter Papiere hocken und mit
verkniffenen Augen uralte Schriften lesen. Dieses – zugege-
benermaßen überzeichnete – Bild und der Vorbehalt, dass
ein Archivbesuch zu aufwändig zu organisieren sei, geben
den Ausschlag, sich gegen diesen außerschulischen
Lernort zu entscheiden.
Dass der Lernort Archiv ein gewünschter ist, lässt sich
anhand der curricularen Vorgaben der Kernlehrpläne
ebenso erkennen, wie an den zahlreichen Bildungspartner-
Foto: Dominik Schmitz, LVR-ZMB
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
22
lebensweltlichen Realität anwenden und vertiefen. Gehört
es doch längst zum Alltag der Schülerinnen und Schüler,
sich in einer Fülle von Informationen und teils gegenläufi-
gen Aussagen zu orientieren, um schlussendlich eine
Interpretation der Informationen vorzunehmen.1
Viele Lehrende tragen aufgrund unterschiedlicher Gründe
Bedenken bezüglich des Archivbesuchs. Ein wesentlicher
Faktor ist die Zeit. Wir empfehlen: Nehmen Sie sich die Zeit,
denn sie ist von unschätzbarem Wert und Gewinn für den
weiteren Unterricht, da die Lernenden von der Fülle des
Lernorts Archiv begeistert sind.
Archivalien sind anders als die Texte im Buch. Die ureigene
und authentische Kombination von Schrift und Form einer
Quelle ist auf dem Weg ins Geschichtsbuch verloren
gegangen und mit ihr die Besonderheit und Eigenart der
jeweiligen Zeit. Im Buch hat sich bereits jemand zwischen
den originalen Text und den Lerner geschoben: Herausge-
ber, Bearbeiter, eventuell Übersetzer oder andere haben
dem Text so eine ganz eigene Perspektive gegeben2. Jedes
Blatt im Schulbuch riecht gleich, ist zumindest in einer
ähnlichen Schrift gesetzt und enthält Abbildungen. Der
Zugang zum Text wird durch Erläuterungen und den
Darstellungstext erleichtert; Aufgabenstellungen weisen
teils den Weg in die »richtige« Urteilsrichtung.
Anders im Archiv. Hier werden die Lernenden mit einem
Aktenkonvolut konfrontiert, von dem sie vermuten – das
Findmittel hat es prophezeit – das »ihre« Quelle dort
versteckt ist. In detektivischer Kleinarbeit muss sie gefun-
den werden. Ein großer Teil der Leistungen des Schulbuchs
ist von den Schülerinnen und Schülern zu übernehmen. Sie
erinnern sich an die Sachzusammenhänge und sind so in
der Lage, »ihre« Quelle zu analysieren, einzuordnen und zu
1 Handro, Saskia, Archiv und Schule. Chancen für historische Bildung, Fachtagung »Bildungspartner NRW – Archiv und Schule« http: //www.medienberatung.schulministerium.nrw.de/dokumentationen /2011/bpnrw_archiv_110708_handro.pdf
2 Würfel, Maria, Erlebnisort Archiv. Eine archivpädagogische Handreichung, Stuttgart 2000
beurteilen. Durch die multiperspektivische Natur der
Materialien bietet sich die Schulung der Urteilskompetenz
besonders an. Verbunden mit einer problemorientierten
Fragestellung wird eine Rekonstruktion von Geschichte, die
kein einseitiges Bild oder Erklärungsmuster hervorbringt,
möglich. Im Verlauf der Erarbeitung gelangen die Lernen-
den zu einem Sachurteil und entwickeln so ein reflektiertes
Geschichtsbewusstsein.
Literatur in Auswahl
adam, Bastian: Archiv und Geschichte – Didaktische Einbindung
und Funktion von Archivarbeit in den Geschichtsunterricht,
Examensarbeit, http://www.archivpaedagogen.de/images/stories/
pdf_daten_/2009_Bastian_Adam.pdf
Fritz, gerhard: Archivnutzung im Geschichtsunterricht, in:
Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 48 (1997), S. 445 – 461.
Handro, Saskia: Archiv und Schule. Chancen für historische
Bildung, Fachtagung »Bildungspartner NRW – Archiv und Schule«
http: //www.medienberatung.schulministerium.nrw.de/dokumenta-
tionen /2011/bpnrw_archiv_110708_handro.pdf).
Kayser, Jörg/Ulrich Hagemann: Urteilsbildung im Geschichts- und
Politikunterricht (=Themen und Materialien Bundeszentrale
politische Bildung), Bonn 2005.
Lange, thomas /Lux, thomas: Historisches Lernen im Archiv,
Schwalbach/Ts., 2004.
Lange, thomas: Archivarbeit, in: U. Mayer u.a., Hdb. Methoden im
Geschichtsunterricht, Schwalbach/Ts. 2007, S. 446-460.
»Vergangenheit, wir kommen!« – Spurensuche im Archiv. Ein
Archivfilm für Schülerinnen und Schüler zur Vorbereitung eines
Archivbesuchs, http://www.der-archivfilm.lwl.org.
würfel, Maria: Erlebnisort Archiv. Eine archivpädagogische
Handreichung, Stuttgart 2000.
Dr. Katja Schlecking
Katja Schlecking ist pädagogische Mitarbeiterin der Medienberatung NRW und Lehrerin am Helene-Lange Gymnasium in Dortmund
23
01 | ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFt – 1914
Archivaren neben zahlreichen Praxisbeispielen zur Anre-
gung ab sofort ein konkretes Unterrichtsmodul zur Planung
eines Archivbesuchs im Rahmen des Unterrichts zur
Verfügung. Am Thema »Alltag im Rheinland und in Westfa-
len während des Ersten Weltkrieges« zeigt dieses Modul
exemplarisch, welche Kompetenzen mit Bezug auf das
Inhaltsfeld »Imperialismus und Erster Weltkrieg« der Curri-
cula im Fach Geschichte/Gesellschaftslehre gefördert
werden können. Es liefert darüber hinaus praktische
Hinweise für die Kooperation mit einem Archiv sowie die
konkrete Bearbeitung der Quellen und schlägt vor, wie der
Archivbesuch im Unterricht vor- und nachbereitet werden
kann.
Das Unterrichtsmodul »Zwischen Euphorie und Ernüchte-
rung. Alltag im Rheinland und in Westfalen während des
Ersten Weltkrieges« steht online zum Dowload bereit:
http://www.bildungspartner.schulministerium.nrw.de/
materialien/
Stephanie Widholm
Stephanie Widholm ist wissenschaftliche Volontärin bei der Medienberatung NRW
»Zwischen Euphorie und Ernüchterung«Alltag im Rheinland und in Westfalen während des Ersten Weltkriegs – ein UnterrichtsmodulArchive machen Geschichte lebendig!
Inspiriert von der Arbeit mit authentischen Materialien
werden Schülerinnen und Schüler hier zu Forschern und
Entdeckern und erschließen sich den unmittelbaren Bezug
historischer Themen zu ihrer Heimatregion (s. Carolin
Thielking: Spurensuch im Museum. Neue Wege der
Vermittlung des Ersten Weltkriegs, S. 25-26).
Die Initiative »Bildungspartner NRW – Archiv und Schule«
fördert die systematische Zusammenarbeit von Archiven
und Schulen. In den Archiven vor Ort finden Schulen starke
Partner: Archivarinnen und Archivare sind Spezialisten für
die Geschichte des Heimatortes und der Heimatregion und
die Arbeit mit Originalquellen. Gemeinsam können Archiv
und Schule die historische Bildung und die Recherchekom-
petenz der Schülerinnen und Schüler fördern. Doch wie
lässt sich hinsichtlich knapper Zeitressourcen und mit Blick
auf kompetenzorientierte Kernlehrpläne solch ein Archivbe-
such gewinnbringend in den Unterricht einbetten?
Die Initiative »Bildungspartner NRW – Archiv und Schule«
stellt Lehrerinnen und Lehrern sowie Archivarinnen und
Foto: Dominik Schmitz,LVR-ZMB
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
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Spurensuche im Museum Neue Wege in der Vermittlung des Ersten Weltkriegs
Ein Montagmorgen im Peter-Behrens-Bau, dem Samm-
lungsdepot des LVR-Industriemuseums: eigentlich ein
ruhiger Ort, an dem jeder Gegenstand seinen angestamm-
ten Platz hat und wo man nur manchmal Museumsmitar-
beiterinnen und -mitarbeiter in den Gängen sieht. Heute
entdeckt man hier jedoch Scheinwerfer und Stellwände
und auf einer Fläche von knapp 12 Quadratmetern sind
Möbel, Küchengeräte und Alltagsgegenstände aufgebaut.
Ein paar Jugendliche machen Fotos mit einem Smartphone
und rufen sich Anweisungen zu. Ein Einmachglas mit
Bohnen steht scheinbar noch nicht am richtigen Ort und es
wird gefachsimpelt, ob der Kochtopf nicht doch ein
bisschen zu groß ist.
Die Jugendlichen sind Schülerinnen und Schüler des
Gymnasiums im Gustav-Heinemann-Schulzentrum
Dinslaken und belegen einen Projektkurs mit dem Titel
»Spurensuche 1914 im Museum«. Unter Anleitung eines
Geschichtslehrers und einer Kunstlehrerin hat sich der
Oberstufenkurs in das Thema »Erster Weltkrieg« eingear-
beitet und gruppenweise jeweils einem selbstgewählten
Schwerpunkt zugewandt. In Zusammenarbeit mit dem
LVR-Industriemuseum wurde die Zeit um 1914 in der
Region anschaulich gemacht. Darüber hinaus gingen die
Jugendlichen in ihrem eigenen Umfeld – im Heimatort, in
der Familie, in Archiven etc. – auf Spurensuche. »Beson-
ders viel Spaß macht mir die Spurensuche, also das freie
Arbeiten, bei dem wir immer tatkräftig von den Lehrern und
den Museumsmitarbeitern unterstützt werden«, sagt
Christina Empacher, Schülerin am Gymnasium im GHZ
Dinslaken, über das Projekt.
Im Museumsdepot arbeitet eine Gruppe an der kreativ-
medialen Umsetzung ihrer Recherche: Sie macht Aufnah-
men von einer mit Museumsobjekten nachgestellten
Arbeiterküche um 1914, die sie anschließend mit einer
Applikation auf ihren Smartphones zu einem 360°-Panora-
ma verknüpfen. Durch Anklicken unterschiedlicher Gegen-
stände in einem animierten Regal werden zusätzliche
Informationen bereit gestellt. Diese und weitere Beiträge
können seit August 2013 in der virtuellen Ausstellung unter
www.traces1914.eu entdeckt werden. Neben der 360°-Ani-
mation werden hier vielfältige mediale Darbietungen
gezeigt: Fotomontagen, Präsentationen, Hörspiele, Videos,
animierte Landkarten und vieles mehr.
Jede Gruppe hat ein Medium gewählt, das ihr passend und
interessant erscheint. Gleichzeitig ist das Spektrum der
selbstgewählten Themen breit gefächert – von Heimatfront,
Propaganda und (Kriegs-) Industrie bis hin zu Kindheit,
Kultur und Religion. Oskar Behr, beteiligter Schüler,
berichtet mit Begeisterung: »Als mein Geschichtslehrer uns
von dem Projekt erzählte, war mir sofort klar, dass ich mich
daran gerne beteiligen möchte. Wann hat man in der Schule
sonst schon die Möglichkeit, eine Ausstellung mit Unter-
stützung von mehreren Museen zu erstellen!«
Neben den Jugendlichen aus Dinslaken und dem LVR-
Industriemuseum beteiligen sich weitere europäische
Partner an dem Projekt »Spurensuche 1914 im Museum«
bzw. »Searching for Traces of 1914 in the Museum«.
Parallel haben auch Schülerinnen und Schüler, ihre
Lehrerinnen und Lehrer und Partnermuseen aus Frank-
reich, Belgien und Polen am Thema »Erster Weltkrieg« und
an der gemeinsamen virtuellen Ausstellung gearbeitet.
Durch die regionale und gleichzeitig internationale Be-
schäftigung mit der sogenannten »Urkatastrophe des 20.
Jahrhunderts« (beispielsweise die »Grande Guerre«, wie
die Franzosen sie nennen) wird deutlich, wie unterschied-
lich diese schicksalshaften Jahre in den verschiedenen
Ländern rezipiert und tradiert wurden bzw. werden und
welche Auswirkungen bis in das heutige Europa hineinrei-
chen. «Es ist beachtlich, wie selbstverständlich sich in
diesem Projekt Schülerinnen und Schüler international
austauschen, deren Urgroßväter vor 100 Jahren noch auf
verschiedenen Seiten gekämpft haben«, so Kolja Pilarek,
Projektkursleiter am Gymnasium im GHZ.
25
01 | ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFt – 1914
Die Kommunikation aller Projektpart-
ner läuft über eine Online-Plattform.
Protokolle, Kalender, Diskussionsfo-
ren und eine virtuelle Sammlung von
Museumsexponaten aus der Zeit um
1914 – das alles findet sich hier.
Verkehrssprache ist Englisch; wie
nebenbei wird im Projekt »Spurensu-
che 1914« also auch die Sprachkom-
petenz gefördert.
Welche Rolle die Heimatregion in der
damaligen Zeit gespielt hat, lässt sich
besonders gut gemeinsam mit den
Partnermuseen erarbeiten. Neben
dem LVR-Industriemuseum sind auch
das Ruhr Museum Essen, das Ecomu-
sée Creusot-Montceau (Frankreich)
und das Muzeum Slaskie (Polen) am
Projekt beteiligt und haben ebenfalls
einen regionalen industriegeschichtli-
chen Schwerpunkt. In Belgien arbeitet
die Bischöfliche Schule St. Vith nicht
mit einem Museum, sondern mit der
Abteilung Grenzgeschichte der Autono-
men Hochschule der Deutschsprachi-
gen Gemeinschaft zusammen – und
damit mit Spezialisten auf dem Gebiet
der wechselhaften Geschichte der
Deutschsprachigen Gemeinschaft in
Belgien.
Aktuell steht die Arbeit an einer
analogen Ausstellung im Fokus. Ab
Anfang April 2014 kann diese Ausstel-
lung im LVR-Industriemuseum
Oberhausen besucht werden.
Carolin Thielking
Carolin Thielking ist wissenschaftliche Referentin im LVR-Industriemuseum und seit Mai 2012 für die Koordination des Projekts »Spurensuche 1914 im Museum« zuständig
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
Feldpostkarte von Frieda Wandke aus Sommerfeld
(Frankfurt/Oder) an den Stab der 107. Infanterie-
Divison. Foto: Jürgen Berner, Preußen-Museum
Nordrhein-Westfalen, Wesel
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Wo Geschichte lebendig wirdlearn:line NRW
»Dr. Emmel war ein noch junger Mann und er hat in den
ersten Tagen des Weltkrieges seinen ganzen linken Arm
verloren. Und das ist vielleicht ein Grund dafür gewesen,
dass dieser Dr. Emmel in seinem Deutschunterricht
immer philosophische Fragen eingestreut hat. Er hat über
den Sinn des Lebens, über den Unsinn des Krieges
nachgedacht und hat das seinen jungen Schülern mit auf
den Lebensweg gegeben. (…) Dieser Aufruf, sich mit
philosophischen Fragen zu beschäftigen, hat mich nie
verlassen und war das Leitmotiv meines ganzen Lebens.«
Mit diesen Worten, die in ihrem vollen Umfang auf der
learn:line NRW unter »ZDF-Momente der Geschichte«
abrufbar sind, erinnert sich Hans Strese an seine Schul-
zeit im Jahre 1917 und schildert, wie sein damaliger
Lehrer die Ereignisse noch während des Krieges für die
jungen Menschen thematisiert und kritisch hat hinter-
fragen lassen.
Im August 2014 jähren sich die Ereignisse des Ersten
Weltkrieges zum hundertsten Mal und wie schon Dr.
Emmel damals, so werden sich zahllose Lehrkräfte heute
Gedanken darüber machen, wie sie die Ereignisse dieser
Epoche für ihre Schülerinnen und Schüler und für ihre
jeweiligen Fächer aufbereiten können. Wahrscheinlich
werden sie auch überlegen, wie sie die historischen
Ereignisse mit aktuellen Aspekten rund um das Thema
Friedenssicherung verknüpfen können.
Bei Fragen der Unterrichtsplanung und der Materialbe-
schaffung erweist sich die learn:line NRW als wertvolles
Unterrichtstool. Zurzeit bündelt die Suchmaschine des
Landes NRW etwa 24.000 kostenfreie und qualitätsgesi-
cherte digitale Lernmittel aus dem Internet und macht sie
über ein zentrales Suchfenster recherchierbar. Ob originale
Videoaufnahmen und Fotos, Zeitzeugenberichte, Soldaten-
briefe, Kriegsgedichte, historische Karten, Zeitleisten – hier
findet sich rund um das Thema Erster Weltkrieg eine Fülle
an Unterrichtsmaterial. Die Anwendung ist ebenso einfach
wie man es von anderen Suchmaschinen kennt und eine
erweiterte Suche sowie Filtermöglichkeiten nach Schul-
form, Unterrichtsfach, Medientyp oder Herausgeber
ermöglichen eine schnelle und gezielte Unterstützung bei
der Unterrichtsvorbereitung und -durchführung.
Petra Lütke-Brochtrup
Petra Lütke-Brochtrup ist pädagogische Mitarbeiterin der Medienberatung NRW und Lehrerin am Nelly-Sachs-Gymnasium in Neuss
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01 | ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFt – 1914
Open Educational DevelopmentDie Zukunft historisch-politischer Bildung
»Open Educational Development: (100 Jahre) Erster
Weltkrieg« – so lautet der Titel einer dreiteiligen Worksho-
preihe, die zwischen August und Dezember 2013 in Berlin
stattfand und deren wichtigste Ergebnisse hier kurz
vorgestellt werden sollen.
Die Reihe war Teil des Projekts »Werkstatt.bpb.de – Digitale
Bildung in der Praxis«, einer Kooperation der Bundeszent-
rale für politische Bildung/bpb und der Kooperative Berlin.
Die Werkstatt ist seit über zwei Jahren als eine Art Labor
und interaktive Forschungsstätte der bpb online und fragt,
diskutiert und erprobt, wie historisch-politische Bildung in
der Zukunft aussieht. Dabei insbesondere im Fokus: die
zunehmende Digitalisierung der Methoden und Kommuni-
kationswege und die zunehmende Heterogenität der
eigentlichen Zielgruppe, nämlich der Lernenden. Von
Beginn an beschäftigte sich die Werkstatt auch mit Open
Educational Resources (OER) bzw. offenen Bildungsmateri-
alien – ein Thema, das hierzulande erst mit der Diskussion
um den »Schultrojaner« Fahrt aufnahm und bei dem
Deutschland im internationalen Vergleich noch immer
hinterherhinkt.
OER bergen enormes Potenzial für die (historisch-politi-
sche) Bildung, denn die Lehr- und Lernmaterialien,
idealerweise von Lehrenden und Lernenden mitentwickelt,
können verändert, individualisiert, aktualisiert und kombi-
niert, (in jedem anderen Zusammenhang) wieder verwendet
und weiterverbreitet werden, ohne Gefahr zu laufen,
Urheberrechte zu verletzen.
Foto: Kooperative Berlin
28
MEDIENBRIEF | N° 02.2013
Wie aber entstehen (didaktisierte) OER, die sich für den
Einsatz an Schulen und anderen Lernorten eignen? Und
kann nicht ein offener, kollaborativer Entwicklungsprozess
selbst schon wichtige Erkenntnisse bringen? Um diese
Fragen zu klären, startete die Werkstatt der bpb die
Workshopreihe »Open Educational Development« (OED) und
lud alle Interessierten ein, gemeinsam offene Bildungsma-
terialien zum Thema »Erster Weltkrieg« zu entwickeln.
Anlass war der bevorstehende 100. Jahrestag des Aus-
bruchs des Ersten Weltkriegs im August 2014.
Die OED-Workshops stießen auf großes Interesse. Insge-
samt erreichte die Veranstaltungsreihe über 200 Anwender
und Entwickler von Bildungsmaterialien. Lehrerinnen und
Lehrer machten etwa 15 bis 20 Prozent der Teilnehmenden
aus; dazu kamen Experten und Expertinnen aus außer-
schulischer und universitärer Bildung, Kulturschaffende
und Studierende verschiedenster Fachrichtungen. Die
Treffen bauten lose aufeinander auf und bestanden jeweils
aus einem Input, anschließender Diskussion im Plenum
und Kleingruppenarbeit.
Als sehr konstruktiv erwies sich die Suche nach zeitgemä-
ßen Zugängen zum Ersten Weltkrieg. Die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer benannten und diskutierten diverse
mögliche Perspektiven (postkolonialistisch, transnational,
friedensgeschichtlich, mikrohistorisch), Methoden (Interdis-
ziplinarität, Multiperspektivität, Projektarbeit, selbstgesteu-
ertes forschendes Lernen, interaktives Lernen mit digitalen
Medien) und thematische Anknüpfungspunkte (Erinne-
rungskulturen, Kriegstechnik, Fronterfahrungen, Mythos
»Heimatfront«, Inszenierung von Kriegsbegeisterung). Ein
großer Informationsbedarf zeigte sich beim Umgang mit
vorhandenen Tools und Plattformen zum Auffinden,
Verarbeiten und Publizieren von OER. Brauchbare »Rohma-
terialien« (gemeinfreie bzw. offen lizenzierte Digitalisate von
Fotos, Objekten, Büchern etc.) für die Entwicklung eigener
OER liefern z.B. Wikimedia Commons und Europeana. Offen
lizenzierte Lernmodule zum Ersten Weltkrieg bietet z.B. die
Lern-Plattform »selbstgesteuert entwickelnder Geschichts-
unterricht« – kurz segu.
Als Ziel der OED-Reihe stand die kollaborative Weiterent-
wicklung der ersten Ideen hin zu (Konzepten für) konkrete
»Lehr- und Lernmaterialien«. Im Verlauf der Workshops
entstanden zwar Projektideen und Fragenkataloge, z.B. für
die Arbeit mit lokalen Kriegsdenkmälern und lokalen
Zeitschriften. Am Ende mussten wir jedoch unseren
Inputgebern des 3. Workshops, Julian Kulasza (Medienkom-
petenzzentrum Berlin-Pankow) und Frank Reichherzer
(Humboldt-Universität zu Berlin), beipflichten: Open
Educational Development steckt noch in den Kinderschuhen
und baut auf eine »Kultur des Teilens« auf, die (vor allem,
aber nicht nur) im Schulkontext vielfach noch nicht vorhan-
den ist. Sie funktioniert einerseits nur mit dem Mut, eigene
Inhalte zu teilen und somit sichtbar zu machen und
anderseits mit Instrumenten und Plattformen, die vielfach
noch nicht bekannt sind und noch stärker auf die Bedürf-
nisse bzw. Such- und Verwertungslogiken der Anwender
ausgerichtet werden sollten. Daran wird die Werkstatt der
bpb im Jahr 2014 anknüpfen und – im Austausch mit allen
Interessierten – OER und andere Formen von Lernen 2.0
weiter entwickeln.
Alle OED-Workshops wurden umfassend auf werkstatt.bpb.
de dokumentiert. Dort findet man Protokolle, Berichte und
Video-Mitschnitte, Links zu den o.g. Tools und Plattformen
etc. Für den Einstieg in das Thema »OER« empfehlen wir
die Broschüre der Medienanstalt Berlin-Brandenburg
(mabb) »Offene Bildungsressourcen (OER) in der Praxis«
von John Weitzmann.
Miriam Menzel
Miriam Menzel arbeitet seit 2011 als Onlineredakteurin und Projektmanagerin für die Kooperative Berlin. Einer ihrer Arbeitsschwerpunkte ist die Entwicklung von Bildungsmaterialien. Gemeinsam mit Oliver Baumann und Kaja Wesner (Kooperative Berlin) hat sie die Workshopreihe »Open Edcuational Development: (100 Jahre) Erster Weltkrieg« konzipiert, organisiert und moderiert.Nachfragen, Anregungen etc. Gern per E-Mail an: werkstatt@kooperative-berlin.de
29
01 | ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFt – 1914
»Siegfrieden« war die Durchhalteparo-
le, die von der Obersten Heeresleitung
bis zum Schluss ausgegeben wurde,
doch erst mit dem Waffenstillstand
vom 11. November 1918 fand der
vierjährige Krieg mit Millionen Toten
sein Ende.
In Erinnerung an den Beginn des
Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren
widmet sich Achim Konejung dem
Rheinland als Aufmarschgebiet,
Heimatfront und Besatzungszone
sowie der Frage: Wie haben die
Rheinländer den Ersten Weltkrieg
erlebt?
Seit der Jahrhundertwende wurde die
rheinische Grenzregion als Auf-
marschgebiet im Rahmen des
Schlieffenplanes vorbereitet. Dazu
gehörten der Bau strategischer
Eisenbahnen in der Eifel, neue
Rheinbrücken, aber auch zusätzliche
Garnisonen und Truppenübungsplätze.
Mit Kriegsbeginn wurde das Rheinland
Hinterland der Front. Die Menschen
erlebten, wie die Soldaten an den
Grenzbahnhöfen ausgeladen wurden
und sie sahen die immer größere Zahl
an Verwundeten, die in Notlazaretten
versorgt wurden. Sie sahen ebenfalls
die Kriegsgefangenen in den großen
»Siegfrieds Fluch« – Eine Multivision mit historischem Bild- und Filmmaterial
Lagern bei Köln und Wesel und
erlebten gegen Ende des Krieges den
Luftkrieg. Ab 1917 wurden zunehmend
auch Frauen als Arbeitskräfte in den
wichtigsten Waffenschmieden des
Reiches an Rhein und Ruhr eingesetzt.
Mit dem Waffenstillstand folgten die
Revolution und die alliierte Rheinland-
besetzung, die im Jahr 1923 mit
separatistischen Unruhen und der
französisch-belgischen Ruhrbesetzung
ihren Höhepunkt fand. 1930 zogen die
letzten Besatzungstruppen ab.
Jenseits bekannter Pressebilder hat
Achim Konejung seltene private
Fotoaufnahmen recherchiert und
zusammengetragen. Er präsentiert
das historische Bild- und Tonmaterial
im Kontext der rheinischen Landschaft
und macht die heute noch vorhande-
nen Spuren sichtbar.
Das Programm wird als Live-kom-
mentierte Multivision angeboten und
dauert zweimal 45 Minuten.
Die Multivision erscheint im Frühjahr
2014 als DVD. Sie kann – nach Anfrage
und bei Nennung der Stiftung – in
Schulen kostenfrei vorgeführt werden.
Kontakt: info@konejung-stiftung.de
Achim Konejung
Achim Konejung ist Autor, Musiker und Kabarettist. Er erhielt für seine Arbeit den Deutschen Kabarettpreis und den Deutschen Kleinkunstpreis. Seit 2004 im Vorstand der gemeinnützigen Konejung Stiftung: Kultur, die sich der Förderung der Geschichtsforschung und der künstlerischen Verarbeitung kultureller Gegensätze und Gemeinsamkeiten im Laufe der Jahrhunderte widmet.
Foto: unbekannter Fotograf, Konejung Stiftung: Kultur
30
MEDIENBRIEF | N° 02.2013
Charlie Chaplin in »Shoulder arms!« (1918), Foto: getty Images
N°
MEDIENSPEZIAL | N° 01.2014
Medien zum Ersten WeltkriegDokumentarfilme,
Unterrichtsmaterialien,
Spiel- und Fernsehfilme,
Histoclips und ZeitZeichen
01MEDIENSPEZIALDer Erste Weltkrieg
N°
SPEZIAL | MeDIen ZUM eRSten weLtKRIeg
Spielfilme, Dokumentationen und Wochenschauen zum
Ersten Weltkrieg eignen sich nicht nur zur Veranschauli-
chung der aus schriftlichen Quellen gewonnenen Erkennt-
nisse. Wie Texte sollten sie im historisch-politischen
Unterricht als Quellen und Darstellungen von Vergangen-
heit betrachtet und interpretiert werden. Entscheidend
dabei ist, dass Schülerinnen und Schüler die im Film
gezeigte Vergangenheit nicht mit der historischen Wirk-
lichkeit gleichsetzen.
Alle während des Krieges veröffentlichten Filme etwa
waren der militärischen Zensur unterworfen und eignen
sich daher besonders für eine Analyse der Perspektivität,
d. h. der propagandistischen Absichten ihrer Produzenten
und Auftraggeber.
Neueste Dokumentarfilmproduktionen verwenden oft
filmische Bilder des Krieges, die authentisch wirken,
obwohl es sich um gestellte Aufnahmen oder nach dem
Krieg gedrehte Reinszenierungen der Kriegsereignisse
handelt. Daher sollten auch Dokumentarfilme stets als
selektive Darstellungen vergangener Wirklichkeit durch-
schaut werden.
Spielfilme zum Ersten Weltkrieg sind fiktionale Erzählun-
gen, die vor allem auf emotionale Wirkungen beim
Betrachter ausgerichtet sind. Sie eignen sich für ein
Der Erste WeltkriegMedien für den Unterricht
dekonstruierendes Lernen, bei dem es z.B. auf die Analyse
filmsprachlicher Mittel oder das Verhältnis zwischen der
erzählten Handlung und ihrem historischen Bezugsrahmen
ankommt.
Diese Übersicht geeigneter Medien für den Unterricht zum
Thema «Erster Weltkrieg« behandelt auch die Zeit vor und
unmittelbar nach dem Krieg. Die Liste führt Spielfilme ebenso
wie Dokumentationen, WDR-Zeitzeichen, Histoclips und
weitere Empfehlungen auf. Medien, die über EDMOND NRW
digital zur Verfügung stehen, sind besonders gekennzeichnet.
Es wurde darauf geachtet, dass die Medien den Schulen
möglichst kostenfrei zur Nutzung zur Verfügung stehen,
z.B. über den Verleih kommunaler Medienzentren.
Zudem werden nicht unbedingt entleihbare Spielfilme
aufgeführt, die in der Sonderveröffentlichung FIASKO UND
FASZINOSUM noch nicht berücksichtigt worden sind, die
der Erwähnung aber Wert erscheinen.
Es sind teilweise unbekanntere oder vergessene, selten
gezeigte Filme oder TV-Produktionen, die den Ersten
Weltkrieg aus jeweils unterschiedlichen Blickwinkeln
beleuchten und das Themenspektrum nochmals erweitern.
Weitere Filmtipps finden Sie in FIASKO UND FASZINOSUM
– Der Erste Weltkrieg im Film im Webauftritt des LVR-ZMB.
Wrack eines zerstörten Entente-Kampfflugzeugs. Westfront 1917/1918. Foto: Jürgen Berner, Preußen-Museum Nordrhein-Westfalen, Wesel
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MEDIENBRIEF | N° 01.2014
DOKUMENTARFILME
AGHET – EIN VÖLKERMORD
Deutschland 2010, 90 Min., Farbe+s/w
ZMB-Medienverleih-Signatur: DVD-4644096
Der Dokumentarfilm mit Spielszenen zeigt den Völkermord
der Türken an den Armeniern während des Ersten Welt-
kriegs. Der Film beleuchtet Hintergründe und Beweggründe
für das Verschweigen historischer Tatsachen und zeichnet
den Verlauf des Völkermords auf der Grundlage zahlreicher
historischer Quellen nach. (Grimme-Preis 2011)
DER ERSTE WELTKRIEG: URSACHEN – VERLAUF – FOLGEN
Deutschland 2003, 33 Min., Farbe+s/w
ZMB-Medienverleih-Signatur: DVD-4602270
»Im Mittelpunkt jüngerer Forschungen zum Ersten Welt-
krieg steht vor allem die Frage, wie moderne Gesellschaf-
ten mehr als vier Jahre zu einem derartigen Massaker
bereit waren. Die DVD beleuchtet die Personalisierung vor
dem Weltkrieg und die politisch weitreichenden Folgen des
Friedensvertrags von Versailles. Im Mittelpunkt steht jedoch
der Kontrast zwischen der vernichtenden Gewalt auf dem
Schlachtfeld und der ästhetisierenden Vermittlung des
Kriegs in Gestalt einer umfassenden staatlichen und
nichtstaatlichen Bildpropaganda.« (FWU)
ERSTER WELTKRIEG – EINE EUROPÄISCHE KATASTROPHE
Deutschland 2011, 53 Min.
Zielgruppe: Sekundarstufe I & II
EDMOND NRW-Mediennummer: 55 53648
DVD 1 geht der Frage nach: Wo sind die Ursachen für
den Ersten Weltkrieg? Was waren die Ziele der Einzelnen?
PC-ROM-Teil mit 248 Seiten Begleitmaterial, darunter Ar -
beits blätter – auch für interaktive Whiteboards! Testaufgaben!
DVD 2 zeigt die erstarrten Fronten zwischen den Mittel-
mächten und den Alliierten von 1915-1918. Welche Schre-
cken der moderne Krieg bedeutete, wird bis zum einzelnen
Kämpfer auf dem Schlachtfeld dargestellt.
PC-ROM-Teil: 203 Seiten Begleitmaterial, darunter Arbeits-
blätter – auch für interaktive Whiteboards! Testaufgaben!
DER ERSTE WELTKRIEG
Deutschland 2010, 694 Min., Farbe+s/w,
4 DVDs mit Begleitheft (97 Seiten)
Das DVD-Set stellt mit großer Materialfülle aus mehr als
100 Filmen, Bildern und Texten die Ambivalenz des Ersten
Weltkriegs bezogen auf die Kunst dar.
DVD 1/2: Kunst und Krieg
EDMOND NRW-Mediennummer: 55 61040
In das grenzüberschreitende Gedröhn der Kriegspropagan-
da mischen sich in nie gekanntem Maß auch die Stimmen
berühmter und bedeutender Schriftsteller, Künstler und
Intellektueller, die in Tagebüchern, Briefen, Essays und
Aufrufen den Krieg herbeisehnen. Das Erlebnis des Ersten
Weltkriegs hat in der Kunst zu radikalen Antworten geführt
und den Surrealismus hervorgebracht
DVD 3/4: Die Abwesenheit von Kriegskunst
EDMOND NRW-Mediennummer: 55 61041
Wie ein Laboratorium enthält der Weltkrieg die Erfahrung
darüber, wie Umstände aussehen, die ein ganzes Jahrhun-
dert zur Entgleisung bringen. Die Folgeschäden bis 1945
sind noch schlimmer als der Zivilisationsbruch von 1914
selbst.
IMPERIALISMUS & ERSTER WELTKRIEG
Deutschland 2005, CD-ROM
EDMOND NRW-Mediennummer: 55 51202
Die CD-ROM beinhaltet 8 Unterrichtsmodule:
Imperialismus bis 1914; Wilhelminisches Kaiserreich;
Julikrise 1914; Kriegsverlauf; Politik im Krieg; Kriegserfah-
rung und Heimatfront; Kriegsende und Revolution; Folgen
des Ersten Weltkriegs.
Das Programm enthält einen multimedialen Tafelanschrieb,
elektronische Arbeitsblätter, flexibel einsetzbare Quellen,
original Film- und Tondokumente, Prüfungsaufgaben mit
Antworten und ausdruckbare Folien und Materialsammlungen.
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MEDIENSPEZIAL | MeDIen ZUM eRSten weLtKRIeg
SPIELFILME
FÜR KÖNIG UND VATERLAND
Originaltitel: King & Country
GB 1964, s/w, 86 Min., Regie: Joseph Losey
Während des Ersten Weltkriegs wird der junge Soldat
Arthur Hamp vor ein Kriegsgericht gestellt, weil er sich von
der Front absetzen und nach Hause gehen wollte. Für
seinen Pflichtverteidiger, den arroganten Captain Hargrea-
ves, ist der Fall zunächst klar – Hamp verdient als Deser-
teur die Todesstrafe.
Doch während der Voruntersuchung lernt der Offizier
seinen Mandanten als einfachen und ehrlichen Mann
kennen, der freiwillig zur Armee ging, die Gefechte des
Weltkriegs als einziger Soldat seiner Einheit überlebte und
von seiner Ehefrau heimlich betrogen wurde.
»Stimmiger, kompakter und dazu sehr geradliniger Film
(...) Es gibt viele Filme zum Thema Krieg und dem Sterben
an der Front. Allerdings nur wenige, die sich mit dem
Thema Desertion beschäftigen.« (www.filmtiefen.de)
DER HAUPTMANN VON KÖPENICK
D 1956, 86 Min.
ZMB-Medienverleih-Signatur: DVD- 46 40605
Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis, beschließt
Wilhelm Voigt, endlich ein ehrliches Leben zu führen. Doch
er hat keinen Pass. Seine ständigen Versuche, sich Papiere
zu beschaffen, scheitern immer wieder. Zufällig findet er
eines Tages in einem Trödlerladen eine alte Hauptmanns-
Uniform. Er gibt einer Garde den Befehl, ihm nach Köpenick
aufs Rathaus zu folgen. Dort verhaftet er den Bürgermeis-
ter und den Stadtkämmerer, um sich in Ruhe einen Pass zu
beschaffen. Doch auch hier hat er keinen Erfolg. Kurzer-
hand beschlagnahmt er die Stadtkasse und flieht... »Der
Hauptmann von Köpenick« wird zum Tagesgespräch. Man
sucht den Übeltäter, doch der Schuster stellt sich freiwillig.
Im langen Kampf mit den Behörden ist er ein alter Mann
geworden – aber der Held seiner Zeit.
HELDEN VON HILL 60
Originaltitel: Beneath Hill 60
AUS 2010, 122 Min., Regie: Jeremy Sims
Der Erste Weltkrieg hat sich in einen erbarmungslosen
Stellungskrieg verwandelt, keine Kriegspartei kann große
Siege bzw. Raumgewinne verzeichnen.
Damit beginnt ein Kampf unter der Erde, Mineure versu-
chen gegnerische Stellungen zu untergraben und sie dann
zu sprengen. Gleichzeitig horchen sie nach den Aktivitäten
der feindlichen Grabungen, um diese vorzeitig aufzuspüren
und im Geröll und Schlamm zu ersticken. Eine australische
Einheit unter Lieutenant Woodward übernimmt 1917 bei der
Schlacht von Messines die Arbeiten am Tunnelsystem unter
dem Hügel 60, der überirdisch unter deutscher Flagge die
Fläche beherrscht.
Hier soll die größte Explosion der Geschichte die Schlacht
zu Gunsten der Alliierten wenden. Aber jedes Geräusch
oder Fehlgrabung kann dieses Unternehmen scheitern
lassen... (www.ofdb.de)
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MEDIENBRIEF | N° 01.2014
IM WESTEN NICHTS NEUES
Originaltitel: »All Quiet on the Western Front«
nach einer Romanvorlage von Erich Maria Remarque
USA, 1979, 150 Min., Regie: Delbert Mann
ZMB-Medienverleih-Signatur: DVD-4641095 (engl. Version)
»Im Westen nichts Neues« erzählt die Geschichte des
deutschen Soldaten Paul Bäumer, der sich wie seine
gesamte Schulklasse freiwillig zum Einsatz im Ersten
Weltkrieg meldet, an der Westfront die brutale Realität des
Krieges erfährt, verwundet wird und schließlich kurz vor
Kriegsende fällt.
Der erschütternde Roman Erich Maria Remarques über das
Sterben einer verblendeten Generation an der Westfront ist
legendär, die s/w-Verfilmung von Lewis Milestone von 1930
ist ein Meilenstein der Filmgeschichte, der die Neuverfil-
mung nicht nachsteht.
JOHNNY ZIEHT IN DEN KRIEG
Originaltitel: Johnny Got His Gun
USA 1971, 111 Min., Regie: Dalton Trumbo
Um seinem Vaterland zu dienen, meldet sich der 17-jährige
Joe freiwillig zur Armee, als die USA in den Ersten Welt-
krieg eintreten. Joe wird von einer Granate getroffen und
verliert Arme und Beine und seine Sprach-, Seh- und
Hörfähigkeit. Die Ärzte halten ihn dennoch am Leben, auch
wenn sie fälschlicherweise glauben, dass er seine Umwelt
nicht mehr registrieren kann. Abgeschoben in einen
Abstellraum und unfähig sich mitzuteilen, wird Joe sich
seiner Situationr langsam klar und flüchtet sich in Erinne-
rungen und Träume. Dank der Fürsorge einer Kranken-
schwester gelingt es Joe wieder mit der Außenwelt Kontakt
aufzunehmen.
»Eindringlicher, schockierender Antikriegsfilm, dessen
Inszenierung auch auf der formalen Ebene die Klischees
eines herkömmlichen Soldatenschicksals durchbricht.«
(Lexikon des Internationalen Films)
LEBEN UND STERBEN DES COLONEL BLIMP
Originaltitel: The Life And Death of Colonel Blimp
GB 1943, 123 Minuten,
Regie: Michael Powell und Emeric Pressburger
Der junge britische Offizier Clive Candy reist während des
Zweiten Burenkriegs nach Deutschland. Sein hoch gesteck-
tes Ziel: die negative Propaganda gegen das britische
Militär zu unterbinden. Doch ehe er sich versieht, ist Candy
für ein Duell mit dem deutschen Offizier Theo gebucht. Der
Brite und der Deutsche schmieden in den nächsten
Jahrzehnten trotzdem eine Freundschaft, die sowohl den
Ersten als auch den Zweiten Weltkrieg überdauert.
Der Film-Dienst besprach den Film 2013 anlässlich einer
neuen, aufwändig restaurierten DVD-Veröffentlichung als
einen »groß angelegten, zutiefst humanistischen, filmi-
schen Roman«.
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SPEZIAL | MeDIen ZUM eRSten weLtKRIeg
PANZERKREUZER POTEMKIN
Originaltitel: »Bronenosez Potjomkin«
UdSSR 1925, 70 Min., Stummfilm
Regie: Sergei M. Eisenstein
ZMB-Medienverleih-Signatur: DVD-4640111 (engl. Version)
Russland 1905: Auf der »Potemkin” bricht eine Meuterei
aus, da die Matrosen die menschenunwürdige Behandlung
nicht mehr über sich ergehen lassen wollen. Der Aufstand
gelingt, doch wird der Revolutionsführer ermordet. Die
Nachricht von der Meuterei verbreitet sich wie ein Lauffeuer
unter der Bevölkerung von Odessa. Die Menschen strömen
in den Hafen, um die Besatzung der »Potemkin” zu unter-
stützen. Sie versammeln sich auf der monumentalen
Hafentreppe, die direkt zum Meer hinunter führt. Sie wird
zum Schauplatz des grausamen Gegenschlags des Zaren-
Regimes und ging als berühmte »Treppenszene von
Odessa” in die Filmgeschichte ein.
DER PREIS DER EHRE
Originaltitel: Regeneration (Alternativtitel: Behind the Lines)
CAN/GB 1997,114 Min.
Regie: Gillies MacKinnon
1917. Im Craiglockhart War Hospital in Edinburgh, Schott-
land, werden Soldaten behandelt, die an Kriegsneurosen
leiden. Alle sind durch ihre Erlebnisse in den Schützengrä-
ben des Weltkriegs zutiefst traumatisiert. Der angesehene
Psychiater Dr. William Rivers soll sie für den erneuten
Einsatz an der Front wieder aufpäppeln. Im Hospital treffen
sich zufällig die bedeutenden Schriftsteller Siegfried
Sassoon (1886-1967) und Wilfred Owen (1893-1918).
Als »Alpträume, die nach dem Aufwachen weitergehen«,
beschreibt Sassoon seine Visionen von sterbenden Solda-
ten. Wilfred Owen wurde nach Kriegsende zum Inbegriff des
»war poet«. Siegfried Sassoon veröffentlichte The War
Poems (1919) und Glück im Sattel (1928), die zu den
bedeutendsten aus der Erfahrung des Ersten Weltkrieges
entstandenen Anti-Kriegsromanen der englischen Literatur
gehören.
DVD bisher nur im englischen Original verfügbar.
SERGEANT YORK
USA 1941, 134 Min.
Regie: Howard Hawks
Die Vereinigten Staaten sind in den Ersten Weltkrieg
eingetreten und suchen Rekruten, die für ihr Land in den
Krieg ziehen. Viele tun dies freiwillig, viele junge Männer im
kriegsfähigen Alter werden allerdings eingezogen. So auch
der bibeltreue Alvin York (Gary Cooper), der vergeblich
versucht, seinen Dienst aus überzeugtem Pazifismus zu
verweigern.
Anfangs eher widerstrebend, zeigt Alvin jedoch großes
Talent in der Armee und wird schon bald nach Frankreich
versetzt, wo er nach dem Tod seiner Vorgesetzten das
Kommando einer Kompanie übertragen bekommt. Trotz
hoher Verluste gelingt es ihm, einen strategisch wichtigen
deutschen Posten zu übernehmen und mehrere hundert
Kriegsgefangene zu machen. Obwohl als Pazifist angetre-
ten, kehrt er nun als Kriegsheld zurück in die Heimat…
Zerstörter Tank in zerstörter Landschaft. Westfront 1918. Foto: Jürgen Berner, Preußen-Museum Nordrhein-Westfalen, Wesel
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MEDIENBRIEF | N° 01.2014
DAS WEISSE BAND – EINE DEUTSCHE KINDERGESCHICHTE
D/A/F/I 2009, s/w, 144 Min.
Regie: Michael Haneke
ZMB-Medienverleih-Signatur: DVD-4643214
Wegen eines Drahtseils hat der Gemeindearzt 1913 in dem
protestantischen Dorf Eichwald einen mysteriösen Reitun-
fall. Wenig später verunglückt eine Bäuerin tödlich bei der
Arbeit im Sägewerk des Barons und weitere Unglücke
vergiften das Klima. Dann bemerkt der junge Dorflehrer,
dass sich einige Kinder anders als sonst verhalten. Insbe-
sondere die beiden Ältesten des strengen Pastors scheinen
ein Geheimnis zu hüten.
DER ZAUBERBERG
nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Mann
D/F/I 1982, 146 Min.
Regie: Hans W. Geißendörfer
ZMB-Medienverleih-Signatur: DVD-4640042
Hans Castorp, ein Patriziersohn aus Hamburg, besucht 1907
seinen tuberkulosekranken Vetter in einem noblen Sanatori-
um im schweizerischen Bergdorf Davos. Er verliebt sich dort
in die Russin Clawdia Chauchat, genießt das dekadente
Krankenleben in der Isolation und verliert immer mehr den
Realitätsbezug. Er bemerkt nichts von den dramatischen
Veränderungen am Vorabend des Ersten Weltkrieges. So
bleibt er schließlich, obwohl nicht wirklich krank, sieben
Jahre lang in der Isolation des mysteriösen Ortes, bis ihn
und die ganze »Zauberberg«-Gesellschaft der Ausbruch des
»Großen Krieges« dramatisch in die Realität zurückholt.
Histoclips ist ein Online-Portal für 1-3-minütige Clips zu
historischen Ereignissen, berühmten Personen, Orten,
Institutionen usw. Die Clips können nur über EDMOND
NRW für den Unterricht genutzt werden.
Weitere Informationen auf: www.histoclips.de/
> 1909 – Stimmrecht für Frauen!
Mediennummer: 5_10 (8:12 Min.)
> 1914 – Das Attentat von Sarajewo
Mediennummer: 5_62 (8:15 Min.)
> 1916 – Die Hölle von Verdun
Mediennummer: 5_63 (8:12 Min.)
> Ausbruch des Ersten Weltkriegs
Mediennummer: 1_21 (2:54 Min.)
> Kriegsanleihen und Propaganda (UFA)
Mediennummer: 1_25 (0:57 Min.)
> Aussöhnung zwischen Frankreich
und dem Deutschen Reich
Mediennummer: 1_43 (1:52 Min.)
> Die deutsche Kapitulation im Ersten Weltkrieg
Mediennummer: 1_ 34 (1:51 Min.)
> T. E. Lawrence: Lawrence von Arabien
Mediennummer: 4_142 (4:07 Min.)
> Lenin, Oktoberrevolution, Friede von Brest Litowsk
Mediennummer: 1_29 (1:02 Min.)
> Flottenpolitik Wilhelm II.
Mediennummer: 1_17 (1:26 Min.)
> Seeblockade, Skagerrakschlacht, Untergang
der Lusitania
Mediennummer: 1_24 (1:56 Min.)
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SPEZIAL | MeDIen ZUM eRSten weLtKRIeg
> Ostfront – Schlacht von
Tannenberg
Mediennummer: 1_23 (1:11 Min.)
> Frauen im Ersten Weltkrieg
Mediennummer: 1_27 (1:18 Min.)
> Friedensvertrag von Versailles
Mediennummer: 1_35 (1:23 Min.)
> Heimatfront im Ersten Weltkrieg
Mediennummer: 1_33 (2:43 Min.)
> Krieg mit Giftgas
Mediennummer: 1_26 (1:34 Min.)
> Kriegsvorbereitungen in Europa
Mediennummer.: 1_20 (2:15 Min.)
> Luftkrieg im Ersten Weltkrieg
Mediennummer: 1_28 (2:08 Min.)
> Westfront, Schlieffen–Plan,
Schlacht an der Marne, Ypern
Mediennummer: 1_22 (2:03 Min.)
> Die Nachkriegszeit nach dem
Ersten Weltkrieg: Deutschland ist
nun eine Demokratie
Mediennummer: 1_38 (1:14 Min.)
> Dolchstoßlegende, Kapp-Putsch
Mediennummer: 1_37 (2:07 Min.)
> Der Rote Baron
Mediennummer: 4_2 (3:23 Min.)
> Schlacht an der Somme – Panzer
Mediennummer: 1_31 (1:29 Min.)
> Schlacht von Verdun
Mediennummer: 1_32 (1:25 Min.)
> »Tanks« - Entwicklung der Panzer
Mediennummer: 4_119 (4:10 Min.)
> Waffenstillstand an der Westfront
Mediennummer: 1_30 (1:04 Min.)
> 1919 – Der diktierte Frieden
Mediennummer: 5_15 (8:13 Min.)
Besonderer Tipp:
ZeitZeichen 10. Januar 1919:
Der »Freistaat Flaschenhals«
entsteht
Online-Audio, 14:29 Min., 2009
(Mediennummer: 29 40938)
1919: Das Rheinland ist von den
Siegermächten besetzt. Nur ein
winziger Flecken zwischen Lorch und
Kaub trotzt den Besatzern: Der
»Freistaat Flaschenhals«. Dieses
Kuriosum der Geschichte entstand
durch ein Versehen der Kartographen:
Die französischen und amerikanischen
Streitkräfte saßen auf der linken Seite
des Flusses, wollten aber auch das
rechte Ufer kontrollieren. Von den
Brückenköpfen in Mainz und Koblenz
ZeitZeichen
ZeitZeichen 4. August 1914:
Der deutsche Einmarsch in Belgien
Mediennummer: 29 41144
Online-Audio, 14:33 Min., 2009
ZeitZeichen 15. September 1916:
Erster Einsatz von Panzern im Ersten
Weltkrieg
Mediennummer: 29 40090
Online-Audio, 14:12 Min., 2006
ZeitZeichen 6. April 1917:
Kriegserklärung der USA an
Deutschland
Mediennummer: 29 40293
Online-Audio, 14:00 Min., 2007
ZeitZeichen 28. Juni 1919:
Die Unterzeichnung des
Friedensvertrags von Versailles
Mediennummer: 29 41107
Online-Audio, 14:29 Min., 2009
schlugen sie mit dem Zirkel zwei
Halbkreise von 30 Kilometern Durch-
messer, um ihre jeweiligen Bereiche
festzulegen. Weil sich diese Kreise
jedoch nicht überschnitten, blieb ein
kleines Gebiet in der Form eines
Flaschenhalses übrig. 8.000 Menschen
lebten in diesem Niemandsland, die
zunächst völlig abgeschnitten vom
restlichen Deutschland waren und
auch nicht mehr versorgt wurden. In
ihrer Not erklärten sich die Bewohner
zum Freistaat: Sie entwickelten ein
reges Schmugglertreiben und gaben
sogar eine eigene Währung heraus.
Vier Jahre lang herrschten im
Freistaat paradiesische Zustände, bis
die Franzosen einmarschierten und
dem fröhlichen Treiben ein Ende
bereiteten.
38
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
1914 – Mitten in Europa02
Das Rheinland und der Erste Weltkrieg – Das LVR-Verbundprojek
Der doppelte Tod – ein von Granaten umgepflügter deutscher Soldatenfriedhof, Flandern 1917, Foto: Jürgen Berner,
Preußen-Museum Nordrhein-Westfalen, Wesel
39
02 | – MIttEN IN EURoPA
Der Kongress, das Blog, Ausstellungen und einiges mehr
Kreis
Kleve
Kreis
Viersen
Kreis
Wesel
Kreis
Mettmann
Kreis
Heinsberg
Rhein-Kreis
Neuss Rhein-BergischerKreis
Ober-bergischerKreis
Essen
Ober-hausen
Duis-burg Mühl-
heim
Krefeld
Düssel-dorf
Mönchen-gladbach
Wuppertal
Solingen
Rem-scheid
Lever-kusen
Köln
Kreis
Düren
Kreis
Euskirchen
Rhein-Erft-Kreis
Rhein-Sieg-Kreis
Kreis
Aachen
Bonn
Aachen
XANTEN > An den Grenzen des Reiches
WESEL > Playing Lawrence
On The Other Side
DUISBURG > Zeichen gegen den Krieg
ESSEN > 1914 – Mitten in Europa
WUPPERTAL > Mit uns zieht die neue Zeit …
DÜSSELDORF > Wir ungereimten Rheinländer … > Orte der Utopie
LINDLAR> Krieg und Licht
KÖLN > Köln 1914 Metropole im Westen
BRÜHL> Seine Augen trinken alles
DÜREN> Moderne. Weltkrieg. Irrenhaus.
1900 –1930
BONN> Das (verlorene) Paradies
KOMMERN > Kriegs(er)leben im Rheinland
Das Blog zum Verbundprojekt
Begleitet wird das Themenjahr durch
das Blog »1914 – Mitten in Europa«
unter www.1914lvr.hypotheses.org auf
einer vom Deutschen Historischen
Institut in Paris und der Max-Weber-
Stiftung in Bonn getragenen Blogging-
Plattform. Betrieben wird es von der
Geschichtsabteilung des LVR-Instituts
für Landeskunde und Regionalge-
schichte in Bonn. Es richtet sich an
Experten, Vermittler sowie an alle
geschichtsinteressierten Laien. Neben
arrivierten Historikern veröffentlichen
dort auch Bachelor-Geschichtsstudie-
rende der Universität Bonn eigenständi-
ge Einträge, die somit das Sujet mit
neuen Ideen und Anfragen an die
Gesamtthematik bereichern.
Zunächst war nur vorgesehen, die
Auftaktveranstaltung, den Kongress
«Aggression und Avantgarde” vom 23. -
25. September 2013 im LVR-Landes-
Museum Bonn per »Livebloggings« zu
begleiten, doch der Erfolg von seither
weit mehr als 70.000 Zugriffen veran-
lasste das Team, nun das Verbundprojekt
über die gesamte Dauer zu begleiten.
Wir bloggen von weiteren Tagungen,
von Ausstellungen und berichten auch
sonstiges Wissenswerte zur Thematik.
Dr. Helmut Rönz
Dr. Helmut Rönz ist wissenschaftlicher Referent am LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte und Lehrbeauftragter an der Universität Bonn
Thomas Schleper (Hg.)
Aggression und Avantgarde
Der Vorabend des Ersten Weltkrieges
ca. 500 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen,
Festeinband, ca. 34,95 €
ISBN: 978-3-8375-1173-4
Ab Ende April 2014 im Handel!
»Aggression und Avantgarde«
Im Rahmen von »1914 – Mitten in
Europa. Das Rheinland und der Erste
Weltkrieg« fand im LVR-LandesMuse-
um Bonn im September 2013 ein
international besetzter, dreitägiger
Kongress statt. Er leuchtete die neue
Unübersichtlichkeit am Vorabend des
»Großen Krieges« aus. International
bekannte Referentinnen und Referen-
ten und Fachleute der LVR-Kulturein-
richtungen trugen ihre Überlegungen
vor und fragten u.a. nach der »rheini-
schen Mitte Europas« und nach heute
möglichen Formen des Erinnerns…
Die Dokumentation zum Kongress:
40
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
Mit den poetischen Worten »Seine Augen trinken alles, was
in den Sehkreis kommt« charakterisierte Max Ernst im
Rückblick die vielfältigen Eindrücke, die er während seines
Studiums an der Bonner Universität gesammelt hatte.
Die Ausstellung beleuchtet die »Inkubationszeit« des 1891
in Brühl geborenen Ausnahmetalentes in den Jahren
unmittelbar vor Kriegsausbruch. Es werden Kunstwerke
und Objekte präsentiert, die ihn beeindruckten und die er
kritisch rezipierte. Eigenen frühen Werken werden Beispie-
le seiner damaligen Favoriten wie Delaunay, Macke, Klee,
Picasso oder Matisse gegenübergestellt. Werke der von
ihm kritisierten Künstler aus den ehemaligen Beständen
des Obernier-Museums (heute StadtMuseum Bonn)
kontrastieren mit diesen avantgardistischen Positionen.
Die konservativ geprägte Ausbildung am Kunsthistorischen
Institut der Universität Bonn und seine Faszination für ozeani-
sche und afrikanische Kultobjekte werden thematisiert. Ebenso
werden seine Erfahrungen während des Ersten Weltkrieges
anhand von Briefen dokumentiert. Ein exemplarischer Ausblick
auf die Kunst von Max Ernst nach 1918 zeigt seine Entwicklung
hin zu neuen Formen und Inhalten.
23.02. – 29.06.2014
Max Ernst Museum Brühl des LVR
Comesstr. 42 / Max-Ernst-Allee 1, 50321 Brühl
www.maxernstmuseum.lvr.de
»Seine Augen trinken alles« Max Ernst und die Zeit um den Ersten Weltkrieg
Max Ernst: Die chinesische Nachtigall, 1920, Foto: VG Bild-Kunst, Bonn 2012
41
02 | – MIttEN IN EURoPA
Der ländliche Alltag erfuhr vor 100 Jahren einschneidende
Veränderungen: Elektrisches Licht erhellte die Stuben, der
Elektromotor brachte Arbeitserleichterung und Produktivi-
tätssteigerung. Wesentliche Impulse erhielt die ländliche
Elektrifizierung durch den Ersten Weltkrieg. Doch die
Veränderung des Landschaftsbildes weckte bereits vor
dem Krieg Kritik – vergleichbar mit Diskussionen, die heute
die Windenergie auslöst.
Dank der Förderung aller regionalen Energieversorger
konnte die im Bergischen Heimatstil errichtete Trafostation
aus Herweg bei Hückeswagen in das Gelände des LVR-
Freilichtmuseums Lindlar versetzt werden.
Zwei Ausstellungsbereiche dokumentieren anschaulich die
als Fortschritt propagierten massiven Eingriffe in die
Landschaft, aber auch die Versuche, moderne Technik und
Tradition miteinander zu versöhnen.
28.03. - 14.12.2014
LVR-Freilichtmuseum Lindlar
Schloss Heiligenhoven, 51789 Lindlar
www.bergisches-freilichtmuseum.lvr.de
Krieg und Licht Zur Dynamik der ländlichen Elektrifizierung um 1914
Abbildung aus: Elekrizität in der Landwirtschaft, Berlin und Leipzig 1927
42
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
Die Konsumgenossenschaft »Vor-
wärts« wurde 1899 gegründet, die
dazugehörenden Gebäude entstanden
zwischen 1906 und 1916. Herzstück
der Anlage war eine hochrationelle
Brotfabrik mit unterirdischer Bahnan-
bindung.
Die Ausstellung wird Aufgaben,
Entwicklung und emanzipatorischen
Anspruch der Konsumgenossenschaf-
ten im Rheinland aufzeigen. Moderni-
sierungsaspekte wie die Einführung
rationeller Großproduktion, ihre
Nutzung für verbesserte Arbeits- und
Lebensbedingungen, die Durchset-
»Mit uns zieht die neue Zeit…« Konsumgenossenschaften im Rheinland 1900 – 1918
zung von Tarifverträgen, die sich
verändernde Frauenrolle und demo-
kratische Selbst- und Mitbestim-
mungsformen werden thematisiert.
Während des Ersten Weltkrieges
wurden einige dieser Modernisierungs-
aspekte für die Kriegswirtschaft
genutzt. Die materielle Not wies der
Selbsthilfe in den Genossenschaften
eine bedeutende Rolle zu, manche
sahen eine neue soziale »Volksge-
meinschaft« wachsen. Zugleich
zerbrachen mit der Burgfriedenspoli-
tik die internationalistischen konsum-
genossenschaftlichen Ideale.
27.04. - 14.09.2014
Ehemalige Konsumgenossenschaft
Vorwärts e.V.
Münzstraße 53
42281 Wuppertal-Barmen
www.vorwaerts-muenzstrasse.de
Abbildung aus: Elekrizität in der Landwirtschaft, Berlin und Leipzig 1927
Ehemalige Konsumgenossenschaft in der Münzstrasse, Abbildung: Medienzentrum der Stadt Wuppertal
43
02 | – MIttEN IN EURoPA
Janusköpfigkeit dieser Prozesse, die sowohl fortschrittliche
Elemente aufweisen aber auch neue Gewaltverhältnisse
bescheren, stand am Anfang der Ausstellungsidee über
den Aufbruch in die Moderne in der industriellen Herzkam-
mer und Waffenschmiede des Deutschen Reichs.
Das Jahr 1914 steht daher nicht nur für Epochenwende
und Traditionsbrüche, sondern auch für Kontinuitäten, die
über den Ersten Weltkrieg in die 1920er Jahre hinein und
über das ganze »kurze 20. Jahrhundert« hinweg reichen.
30.04. - 26.10.2014
Kokerei Zollverein
Arendahls Wiese Tor 3, 45127 Essen
www.industriemuseum.lvr.de
www.ruhrmuseum.de
1914Mitten in Europa
Das LVR-Industriemuseum präsentiert gemeinsam mit dem
Ruhr Museum Essen die große Publikumsausstellung »1914
– Mitten in Europa«, die in den spektakulären Räumen der
ehemaligen Kokerei Zollverein zu sehen sein wird.
Ausgehend vom Gedenkjahr 2014 werden die beiden
Museen mit ihrer Ausstellung den Blick weniger auf das
Kriegsgeschehen des Ersten Weltkrieges richten, sondern
vielmehr auf die gesellschaftlichen Umwälzungen und
Modernisierungsschübe jener Zeit, die gerade in der
hochindustrialisierten Region an Rhein und Ruhr bereits
am »Vorabend des Krieges« virulent geworden waren.
Die letzten Jahre des Kaiserreichs erscheinen dabei in ihrer
Dynamik und breiten Durchdringung gesellschaftlicher
Modernisierungsprozesse der heutigen Zeit verwandt. Die
Deutsche Propaganda-Postkarte „Dicke Berta“, 1914-1918
44
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
»Brüche in der Psychiatrie«
Das Psychiatriegeschichtliche
Dokumentationszentrum Düren (PDZ)
setzt sich gemeinsam mit dem Arbeits-
kreis Psychiatriegeschichte Bonn /
Psychiatriemuseum LVR-Klinik Bonn
in dieser Ausstellung mit Widersprü-
chen und Fortschritten der Psychiatrie
am Beginn des 20. Jahrhunderts
auseinander. Fortschritte und höchst
problematische Aspekte psychiatri-
schen Handelns werden mit Ausstel-
lungssequenzen zur Baugeschichte,
zum Leben und Alltag in der Anstalt
und zur Behandlung im Schatten des
Krieges aufgezeigt.
01.05.2014 – 06.08.2014
PDZ Düren in Haus 5 auf dem Gelände
der LVR-Klinik Düren
Meckerstraße 15, 52353 Düren
www.moderne-weltkrieg-irrenhaus.de
Kunst und Psychiatrie
Das Leopold-Hoesch-Museum und
das Papiermuseum Düren beleuchten
anhand ausgewählter Arbeiten der
Heidelberger Sammlung Prinzhorn die
Beziehung von Psychiatrie und Kunst,
die die Dürener Psychiatriepatienten
in den ersten Jahrzehnten des 20.
Jahrhunderts schufen.
01.05.2014 – 06.08.2014
Leopold-Hoesch-Museum &
Papiermuseum Düren
Hoeschplatz 1, 52349 Düren
www.leopoldhoeschmuseum.de
Moderne. Weltkrieg. Irrenhaus.1900 – 1930
An den Grenzen des Reiches –Grabungen im Xantener Legionslager am Vorabend des Ersten Weltkrieges
Schon um 1900 wurden im Legionsla-
ger Vetera auf dem Fürstenberg bei
Xanten, dem größten Standlager des
Römischen Reiches, Ausgrabungen
durchgeführt, die bald als die wichtigs-
te des Rheinischen Provinzialmuseums
Bonn galt und im großen Stil fortge-
setzt wurden.
Reich geschmückte Bauteile, Waffen,
ausgezeichnet erhaltene Keramik und
viele zum Teil erstmals ausgestellte
Funde erzählen vom Leben der
Legionäre an der Grenze des Römi-
schen Reiches.
Doch der Blick richtet sich auch auf die
Menschen, die an den Grabungen
beteiligt waren, und auf die Methoden
der Archäologie vor 100 Jahren.
Fotografien, Grabungsdokumentatio-
nen und Modelle illustrieren die
Forschungen am Vorabend des Ersten
Weltkrieges.
16.05. - 07.09.2014
LVR-RömerMuseum im
Archäologischen Park Xanten
Siegfriedstraße 39, 46509 Xanten
www.apx.lvr.de
45
Abbildung: Saarländisches Schulmuseum
02 | – MIttEN IN EURoPA
Die Ausstellung präsentiert schlaglichtartig Lebenssituati-
onen zwischen Hurrapatriotismus und Verzweiflung zu
Beginn und während des Ersten Weltkrieges sowie in der
Besatzungszeit.
Im Mittelpunkt stehen die Menschen und ihre Lebensver-
hältnisse in der Region um Euskirchen. Neben zahlreichen
Objekten bieten vor allem die Tagebücher und Zeichnungen
des Eifelmalers Anton Keldenich – eines einfachen Mannes
aus einem Dorf bei Euskirchen – spannende Erkenntnisse
über die Ereignisse und Lebensumstände dieser Zeit.
Die Ausstellung lenkt den Blick von der weltpolitischen
Ebene auf die Geschehnisse in der ländlichen Region, sie
schildert die Alltagprobleme und Auswirkungen des
Krieges auf die Menschen. Mit persönlichen Berichten und
zahlreichen Dokumenten lassen sich die Hoffnungen und
Ängste der Menschen während des Krieges unmittelbar
nachvollziehen.
Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit dem
Stadtarchiv Euskirchen, dem Geschichtsverein des Kreises
Euskirchen und mehreren Schulen aus Euskirchen,
Mechernich, Bad Münstereifel und Köln.
29.6.2014 bis 18.10.2015
LVR-Freilichtmuseum Kommern
Rheinisches Landesmuseum für Volkskunde
Eickser Straße, 53894 Mechernich
www.kommern.lvr.de
Kriegs(er)leben im RheinlandZwischen Begeisterungund Verzweiflung
Maschinengewehr-Stand, Zeichnung von Anton Keldenich, Abbildung: LVR-Freilichtmuseum Kommern
46
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
14/18 – 100 Jahre Erster Weltkrieg
Anlässlich des Ausbruchs des Ersten
Weltkriegs hat der Volksbund Deut-
scher Kriegsgräberfürsorge eine
Handreichung für die Schule heraus-
gegeben. In diesem Heft finden Sie
neben historischen Hintergrundinfor-
mationen zum Ersten Weltkrieg
Anregungen für die Auseinanderset-
zung mit dem Thema sowie Vorschlä-
ge mit zahlreichen Materialien zum
Einsatz im Geschichtsunterricht und in
anderen Fächern. Je mehr Zugänge
genutzt werden, desto eher können
Schülerinnen und Schülern Verbin-
dungen zu den Ereignissen und
Einstellungen der am Krieg Beteilig-
ten herstellen. Soll Friedenserziehung
gelingen, müssen die Jugendlichen
durch eigene Fragen Bezüge zu ihrer
Lebenswelt aufdecken.
14/18 kann bezogen werden beim:
Volksbund Deutsche
Kriegsgräberfürsorge e.V.
Landesverband NRW
Alfredstr. 213
D - 45131 Essen
1914 – Reisen in die Geschichte
Exkursionsprogramm der Thomas-
Morus-Akademie Bensberg
Die Thomas-Morus-Akademie Bensberg
begleitet das Themenjahr „1914 – Mitten
in Europa“ mit über 20 Exkursionen und
Reisen in die Geschichte während des
gesamten Jahres 2014. Das Programm
verbindet verschiedene aktuelle
Ausstellungen des Themenjahres und
folgt Spuren und Zeugnissen, die noch
heute auf diese Zeit verweisen.
Auszüge aus dem Exkursionsprogramm
05.04.2014, Architektur als Gesamt-
kunstwerk: Deutscher Werkbund und
Bauhaus an Rhein und Ruhr
04.05.2014, Zwischen Ablehnung und
Akzeptanz: Die rheinischen Juden
27. - 29.06.2014, Grosz, Ernst, Dix,
Macke: Spurensuche in der Champagne
24.08.2014, Kraftwerksbau und
Elektrifizierung: Industriekultur in der
Nordeifel
20.09.2014, Zeitreise in den Sommer
1914. Das Rheinland als Aufmarsch-
gebiet, Heimatfront, Besatzungszone
Das ausführliche Exkursionsprogramm
der Thomas-Morus-Akademie finden
Sie auch auf der Internetseite:
www.tma-bensberg.de.
Thomas-Morus-Akademie Bensberg
Overather Str. 51-53
51429 Bergisch Gladbach
Tel 02204 408-472
akademie@tma-bensberg.de
Exkursionen. Aktionstage. Materialien
Spuren der Geschichte
Archäologie und Erster Weltkrieg
Von den historischen Ereignissen des
Ersten Weltkrieges zeugen zahlreiche
archäologische Relikte im Rheinland,
darunter Pulvermühlen, Dynamitfabri-
ken sowie militärische Einrichtungen wie
Kasernen und Luftschiffhäfen. Diese
Kriegsrelikte werden vom LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege im Rheinland in
Kooperation mit dem Rheinischen Verein
für Denkmalpflege und Landschafts-
schutz e.V. in einem Inventar erfasst.
Eine Auswahl dieser Zeitzeugnisse wird
2014 in einem Geländeführer vorgelegt.
An vier Standorten mit Bezug zum
Ersten Weltkrieg finden Aktionstage mit
einem umfangreichen Programm statt:
Emmerich, 30.03.2014
Deckung aus Erde und Beton
Windeck, 25.05.2014
Explosives mit Folgen
Grevenbroich, 06.07.2014
Aufmarsch nach Plan
Düren, 21.09.2014
Der andere Luftkrieg
LVR-Amt für Bodendenkmalpflege
im Rheinland
Endenicher Straße 133, 53115 Bonn,
Tel 0228 9834-0
www.bodendenkmalpflege.lvr.de
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02 | – MIttEN IN EURoPA
3D-Drucker in der Schule.
Berichte
Foto: Dominik Schmitz, LVR-ZMB
03
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
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Im NMC Horizon Report: 2013 über voraussichtliche
Zeitpunkte technischer Entwicklungen werden sich folgende
neue Schlüsseltechnologien auf Lehre und Lernen auswir-
ken und durchsetzen:
> In einem Jahr oder früher werden Massively Open Online
Courses (MOOC) als eine spezielle Form von Onlinekur-
sen mit einer theoretisch unbegrenzten Teilnehmerzahl
sowie Tablet Computing relevant.
> In 2-3 Jahren kommen Games und Gamification, also die
Anwendung spieltypischer Elemente und Prozesse in
spielfremdem Kontext sowie Learning Analytics als
neue Forschungsbereiche, der darauf abzielt, Entschei-
dungsprozesse auf jeder Stufe des Bildungssystems
mittels Datenanalyse mit wichtigen Informationen zu
unterlegen, zum Einsatz.
> In ca. 4-5 Jahren halten 3D-Druck und wearable
technology, die Vernetzung von Alltagsgegenständen
durch Computer, Einzug in die Bildungslandschaft.
Diese heute schon absehbaren technischen Entwicklungen
werden Einfluss auf unsere Lernaktivitäten haben. Der NMC
Horizon Report: 2013 bezieht sich zwar explizit auf die
Bedürfnisse und Bedingungen von Hochschulen, diese
Entwicklung wird sich aber auch auf den allgemeinen
Bildungssektor auswirken und neue Impulse für die
Bildungsarbeit insgesamt liefern.
Aus diesem Grund haben wir, das LVR-ZMB und die
Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikations-
kultur (GMK), uns auf der Computerspielmesse gamescom
im August 2013 in Köln an dieses medienpädagogische
Zukunftsprojekt herangewagt und sieben Workshops in
3D-Modelling und 3D-Druck angeboten.
Die Durchführung der Workshops übernahm eine Realschu-
le aus Güglingen, die seit Jahren eine erfolgreiche AG im
3D-Druck anbietet und sich mit den didaktische Grundlagen
und Erfahrungen dieser relativ neuen Verfahrenstechnik
beschäftigt hat. Herr Glatter, AG-Leiter an der Realschule,
beschreibt den pädagogischen Mehrwert des Projektes »3D
Druck mit Schülerinnen und Schülern« wie folgt:
»3D-Druck bietet Anwendungsmöglichkeiten für viele
Fächer, vom Kunstunterricht bis zu MINT-Fächern. Das
Projekt ist in hohem Maße geeignet für entwickelndes
Arbeiten in Gruppen und zum Training praktischer Kreativi-
tät und Problemlösungsfähigkeit. Es integriert allgemeine
fachliche Kenntnisse mit Kompetenzen im Umgang mit
Computern und ermöglicht Planungen und Konstruktionen,
die bisher im schulischen Umfeld nicht möglich waren. Es
bereitet auf Anforderungen im Berufsleben vor, da 3D-Mo-
delling und CAD in vielen Berufen eine sehr gefragte
Kompetenz ist und somit ein gewichtiges Argument bei
Bewerbungen darstellt. Eigene Unterrichtsversuche mit
dem 3D-Modelling-Programm SketchUp haben schon in
den ersten Übungsstunden erstaunliche Ergebnisse, selbst
in unteren Klassenstufen, gebracht. Die einfachen und fast
unbegrenzten Möglichkeiten der Gestaltung scheinen
Schülerinnen und Schüler zu fesseln und zu Höchstleistun-
gen anzuspornen.«
Zudem ist die Planung und Entwicklung von 3D-Objekten für
Allgemeinbildende Schulen auf einem geeigneten Niveau
mit kostenlosen Programmen möglich. Selbst ausgefeilte
Profiprogramme stehen für Schulen sehr preisgünstig oder
sogar kostenlos zur Verfügung.
Für die Workshops auf dem Jugendforum haben wir
handelsübliche Notebooks benutzt und mit Windows XP und
SketchUp gearbeitet. SketchUp ist eine nutzerfreundliche
3D-Modellierungssoftware, die in den Bereichen Architek-
tur, Ingenieurwesen, Game-Design, Film und Bühne,
Holzbearbeitung und vielen anderen mehr Anwendung
findet. Die großzügige Unterstützung bei den Druckern
durch Felix Printer Deutschland und die permanente
Anwesenheit eines Mitarbeiters machten es möglich, über
die gesamte Dauer der fünftägigen Messe ununterbrochen
zu drucken und über 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern
eine Einführung in das Konstruieren und Drucken in 3D zu
geben.
Bereits kurz nach der Ankündigung des Angebotes auf der
gamescom waren die Workshops ausgebucht. Die Teilneh-
mer, zwischen 9 und 40 Jahren alt, waren zu etwa einem
Zukunftstechnik für die Schule:3D-Druck auf der Gamescom
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03 | BeRIcHte
Drittel weiblich und zu zwei Dritteln männlich,. Die meisten
kamen aus Jugendeinrichtungen der Stadt Düsseldorf, aber
auch eine ganze Familie und Studentengruppen nahmen teil.
Besonders begeistert waren die Jugendlichen aus dem
Haus Spilles, einem Düsseldorfer Jugendzentrum. Fynn-
Arthur (12 Jahre) schwärmte vom »besten Erlebnis im
Spilles im Jahr 2013« oder Niklas (13 Jahre) fasste seine
Eindrücke so zusammen: »Als wir ankamen, dachte ich mir
nur, wie cool ist das denn, mit den PCs und allem. Ich
dachte mir wirklich, dass das Schwarze Magie sein muss.
Nach unserem Muster habe ich dann verstanden, wie das
so in den Drucker kommt. Hat zwar etwas gedauert, ist aber
unglaublich cool«.
Durch Open-Source-Projekte sind 3D-Drucker für Schulen
erschwinglich geworden: Die Anschaffungskosten für
3D-Drucker liegen zwischen ca. 600 € für einen preiswer-
ten, aber zeitaufwendigen Bausatz und bei 2.000 - 4.000 €
für fertig montierte 3D-Drucker.
Links zum Text:
http://www.sketchup.com/de
http://www.rsg.hn.schule-bw.de/3d/ oder http://
www.3d4school.de
http://www.felixprinter.de/myfactory/Web/felixprinter/web.aspx
NMC Horizon Report: 2013 Higher Education Edition
Larry Johnson, Samantha Adams Becker, Malcolm Cummins,
Victoria Estrada, Alex Freeman, Holly Ludgate.
Deutsche Ausgabe, Übersetzung:Helga Bechmann:
Austin/Texas: The New Media Consortium.
http://www.mmkh.de/fileadmin/dokumente/
Publikationen/2013-horizon-report-HE-German.pdf
Dirk Poerschke
Dirk Poerschke ist MedienSpielPädagoge, M.A. im LVR-ZMB
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
Foto: Dirk Poerschke, LVR-ZMB
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Römische Keramik aus dem Raum Xanten, Foto: Stefan arendt (LVR-ZMB), LVR-archäologischer Park Xanten / LVR-RömerMuseum
Partner im Verbund04Portal Rheinische Geschichte
LWL-Medienzentrum für Westfalen
Foto: Dirk Poerschke, LVR-ZMB
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04 | PARtNER IM VERBUND
Portal Rheinische Geschichte
Was erlebten und wie lebten die Rheinländer um 1000 nach
Christus? Wie veränderten sich Kultur, Politik, Wirtschaft
und Kirche am Rhein und wie veränderten sie das Rhein-
land? Wer waren die mächtigsten und volkstümlichsten,
berühmtesten und berüchtigtsten rheinischen Persönlich-
keiten? Welche Orte und Räume stehen für die Landschaft
zwischen Nahe und Niederrhein? Was prägte das Rheinland
und wodurch wurde es geprägt? Eine Geschichte über mehr
als 20 Jahrhunderte – von der Vor- und Frühgeschichte,
über die Römerzeit, das Mittelalter und die Frühe Neuzeit,
die »Franzosenzeit« und die Moderne bis hin zur Gegenwart
findet man im Internetportal Rheinische Geschichte.
Das erste und inzwischen mit mehr als 350.000 Zugriffen im
Jahr auch größte chronologisch, geografisch und thema-
tisch umfassende Informationssystem zur rheinischen
Geschichte stellt das Rheinland als »Geschichtslandschaft«
einer breiten Öffentlichkeit vor und ist Plattform für
Forschung, Information und Diskussion. An dem Projekt
wirken Kulturdienststellen des LVR, aber auch zahlreiche
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
Einzug Napoleons in Düsseldorf am 2. November 1811, Kolorierte Lithographie von Johann Petersen, Stadtmuseum Düsseldorf, Foto: Stadtarchiv Düsseldorf
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Autoren aus der Geschichtswissenschaft und anderen
Disziplinen wie etwa der Kunstgeschichte, der Theologie,
der Rechtswissenschaft und den Naturwissenschaften mit.
Die Informationen werden in Texten und Bildern – in einer
weiteren Ausbauphase auch in Audio- und Videosequenzen
– auf chronologischer, personeller, geografischer und
thematischer Ebene präsentiert. Das Angebot zur rheini-
schen Geschichte korrespondiert mit weiteren online
verfügbaren landesgeschichtlichen Informationssystemen
in anderen Regionen und Bundesländern.
Das Portal ist hohen inhaltlichen und formalen Standards
verpflichtet und strebt eine große Anschaulichkeit an. Es
bietet sowohl dem Laien als auch dem Experten wissen-
schaftlich seriös gestaltetes Wissen, das zudem allgemein-
verständlich und leicht zugänglich ist.
Erfasst wird im Zeitraum bis 1945 das Gebiet der ehemali-
gen Preußischen Rheinprovinz und nach 1945 der Landes-
teil Nordrhein des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Eine
weitere Besonderheit des Portals ist, dass seine Inhalte im
Wesentlichen neu und exklusiv erstellt worden sind und
werden. Das Portal ist zudem inhaltlichen, formalen und
sprachlichen Standards verpflichtet. Deshalb werden
sämtliche Inhalte von ausgewiesenen Fachleuten aus dem
In- und Ausland erstellt. In der Fülle der punktuellen und
oft auch flüchtigen Web-Angebote soll so ein fachlicher
Referenzcharakter von bleibendem Wert garantiert sein.
Bisher haben mehr als 400 Autoren aus ganz Europa und
Übersee am Portal mitgewirkt, ca. 900 Texte sind bislang
online gestellt.
In den Hauptkomponenten des Portals werden geboten:
Epochen und Ereignisse:
Was geschah wann im Rheinland? Überblicksdarstellungen
der zentralen Epochen der rheinischen Geschichte,
unterstützt durch ein vielseitig recherchierbares Datenge-
rüst mit mehr als 5.000 kommentierten Einträgen geben
Auskunft über die geschichtliche und kulturelle Entwick-
lung des Rheinlands.
Persönlichkeiten:
Wer war was im Rheinland? Kurzbiografien von Persönlich-
keiten vom Neandertaler bis in die Gegenwart zeigen, wer
das Rheinland und wen es geprägt hat.
orte und Räume:
Welche politischen und administrativen Räume bilden das
Rheinland? »Kurzbiografien« der rheinischen Territorien bis
1789, der Städte und Kreise der Rheinprovinz seit 1815 und
des Landesteils Nordrhein ab 1945 zeigen die historischen
und gegenwärtigen Verwaltungsgliederungen.
themen:
Was macht das Rheinland aus? In Spezialbeiträgen zu den
unterschiedlichsten Themen aus allen Epochen und
Bereichen werden die Besonderheiten des Rheinlands
vertiefend präsentiert.
Literatur:
Was gibt es Neues auf dem Büchermarkt? Hier werden
Einzel- oder Sammelrezensionen zu ausgewählten neuen
Publikationen der rheinischen Geschichte präsentiert.
Auch im Web 2.0 ist das Portal mit einer Facebook-Seite
und einem Twitter-Account vertreten. Beide Auftritte
informieren ständig über wichtige Daten zur rheinischen
Geschichte und über Neuigkeiten im Portal.
Dr. Helmut Rönz
Dr. Helmut Rönz ist wissenschaftlicher Referent am LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte und Lehrbeauftragter an der Universität Bonn
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04 | PARtNER IM VERBUND
Im Herbst 2012 ist das Label »Ausgezeichnet!« an den Start
gegangen und bisher hat FILM+SCHULE NRW 22 Spiel-,
Animations- und Dokumentarfilme als besonders empfeh-
lenswert für den Unterricht ausgezeichnet. Jetzt veröffent-
licht FILM+SCHULE NRW neue Unterrichtsmaterialien für
die folgenden sechs Ausgezeichnet!-Spielfilme: »Die drei
Räuber«, »Der Indianer«, »Billy Elliot«, »Vincent will meer«,
»Leroy« und »Renn, wenn du kannst«.
Die Besonderheit dieser neuen Unterrichtsmaterialien liegt
vor allem in der Bereitstellung von Filmausschnitten und
Filmstandbildern, die die medienpädagogisch sinnvolle
Arbeit mit diesen Filmen enorm erleichtern.
Die Materialien bestehen für alle Filme aus zwei Teilen: Teil
Eins enthält eine Übersicht für die konkreten Aufgabenstel-
lungen mit den Rubriken: Fach, Lehrplanbezüge, Themen
des Films, Verfahren, Medien und Materialien. Teil Zwei
»Ausgezeichnet!«Neue Unterrichtsmaterialien von FILM+SCHULE NRW
beinhaltet konkrete Aufgaben zum Film. Für alle Aufgaben
stehen zusätzlich zu den Filmausschnitten und Standbil-
dern entsprechende Arbeits- und Informationsblätter als
PDF oder WORD-Datei (zur eigenen Anpassung an die
jeweilige Lerngruppe) zur Verfügung.
Zudem werden zur Arbeit mit heterogenen Lerngruppen
teilweise unterschiedliche Niveaustufen angeboten: Die
Aufgaben greifen einzelne filmbildnerische Aspekte heraus,
die für die jeweiligen Fächer und Themen von Bedeutung
sind. Zudem werden die jeweiligen Lehrplanbezüge
berücksichtigt.
Die Materialien stehen als praktische Gesamtpakete zu
jedem Film in EDMOND NRW seit Februar zum Download
zur Verfügung.
Annika Neumann
Annika Neumann ist wissenschaftliche Volontärin im LWL-Medienzentrum für Westfalen
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
Abbildung: Animation X
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Neue Medien im Verleih
Neue Landeslizenzen bei EDMOND NRW
Transport in den Tod – Unterrichtsmaterialien
Meisterfotografien
LVR-ZMB intern
Foto: Lothar Kornblum/LVR
05
05 | LVR-ZMB INtERN
Abbildung: Animation X
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Das Grüffelokind. (DVD)
Kinderbuch-Verfilmung, UK 2011, 26 Min. + 22 Min. Bonus, Signatur: 46 44569
Grüffelokinder sind neugierig! Heimlich und gegen die Warnungen des Vaters
macht sich das Kind vom Grüffelo nachts auf den Weg in den dunklen Wald. Dort
will es jene »große böse Maus« treffen, die den Vater einst das Fürchten lehrte.
Aber gibt es die Maus wirklich? Nach einigen spannenden Begegnungen mit Eule,
Fuchs und Schlange heißt es aufgepasst: Denn natürlich existiert die Maus – und
ziemlich schlau ist sie obendrein! Die Abenteuer vom Grüffelokind sind ebenso
spannend und witzig wie die Geschichte vom Grüffelo selbst!
Wichtig! Warum? Die Erzählung arbeitet mit vielen Wiederholungen, das Sprach-
niveau ist einfach: ideale Voraussetzungen also für das Fremdsprachen-Training
mit Kindern!
Neue audiovisuelle Medien im Verleih
Astons Geschenke
Signatur: 46 44959
Kurzfilme für Kinder
– mit Prädikat!
Signatur: 46 44908
Ein tierisches
Testament
Signatur: 46 44958
Emil und die Detektive
Signatur: 46 40171
Knerten trau sich
Signatur: 46 44957
Die Abenteuer des
Huck Finn
Signatur: 46 44905
Macropolis
Signatur: 46 44882
Das Geheimnis des
Magiers
Signatur: 46 44956
Pommes essen
Signatur: 46 44399
Das Haus der
Krokodile
Signatur: 46 44781
Trommelbauch
Signatur: 46 44910
Anne liebt Philipp
Signatur: 46 44272
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
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Rainbow
Signatur: 46 44906
Die Welt um 1500 I
Signatur: 46 44454
Jugendverschuldung
Signatur: 46 44916
Die Deutsche Frage I
1945-1949
Signatur: 46 41799
Ich muss dir was sagen
Signatur: 46 44954
Die Deutsche Frage III
1969-1989
Signatur: 46 42256
Missbraucht
Signatur: 46 44929
Die Welt um 1500 II
Signatur: 46 44733
Drei Tage wach
Signatur: 46 44914
Die Deutsche Frage II
1949-1969
Signatur: 46 42021
Fremdes Ufer
Signatur: 46 44955
Die Deutsche Frage IV
1989-1990
Signatur: 46 42550
05 | LVR-ZMB INtERN
Vergiss mein nicht
Signatur: 46 44803
Jesus liebt mich
Signatur: 46 44942
Ziemlich beste
Freunde
Signatur: 46 44388
Der Vorleser
Signatur: 46 43411
Dreiviertelmond
Signatur: 46 44952
Anleitung zum
Unglücklichsein
Signatur: 46 44953
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Neue Landeslizenzen bei EDMOND NRW
Bon Voyage
CH 2011, ca. 6 Min., Signatur: 55 60280
Dutzende Menschen, die ihr Land verlassen wollen, klettern auf einen überfüll-
ten Pritschenwagen. Auf ihrer Reise durch die Wüste und über das Meer gehen
viele verloren. Einer kommt durch. Doch gerettet ist er nicht. Vielmehr sieht er
sich nun einer ganz anderen Art von Härte gegenüber: Einer Behörde, die über
seine Aufnahme zu entscheiden hat.
Zusatzmaterial: u.a. Vorschlag zur Unterrichtsplanung; Zur Gestaltung des Films;
Interpretation; Einsatzmöglichkeiten; 3 Arbeitsblätter in Schülerfassung;
Storyboard; Jurybegründung.
Migration und Integration
D 2011, ca. 26 Min., Signatur: 55 58103
Migration und Integration sind zentrale Zukunftsthemen. Deutschland ist schon
lange ein Einwanderungsland. Gerade in der Schule wird diese Einwanderungsge-
sellschaft tagtäglich gelebt und auch die Weichen für die Zukunft unserer Gesell-
schaft gestellt. Die Schüler der elften Klasse des Pirckheimer Gymnasiums – eine
Nürnberger Schule mit hohem Migrationsanteil – haben sich in Projektgruppen
intensiv mit den Themen Migration und Integration auseinandergesetzt.
Das Medium gliedert sich in umfangreiche Kapitel zu den Formen, Ursachen und
Folgen von Migration, zur Migrationsgeschichte in Deutschland, zu den politi-
schen und rechtlichen Rahmenbedingungen und zur Integration als Herausfor-
derung und Chance.
Jeder von uns ist einzigartig
D 2013, 9 Min., Signatur: 55 60285
Die didaktische DVD „Jeder von uns ist einzigartig“ zeigt Behinderung und
Anderssein nicht als Handicap. Jeden Menschen auf der Welt gibt es so nur
einmal. Und jede und jeder ist etwas ganz Besonderes, so die Botschaft zu
Beginn des Filmes. Beispielhaft wird eine Inklusionsklasse gezeigt, die DVD
sensibilisiert aber auch Kinder in Nicht-Inklusionsklassen für das Thema
„Anderssein“. Durch die Wahrnehmung des anderen und aufeinander Zugehen
schafft er so eine Basis für Integration und Inklusion.
Die DVD zeigt: Jeder kann das eine besser und das andere schlechter. Jeder hat
Stärken und Schwächen und jeder ist wertvoll.
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
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Transport in den TodUnterrichtsmaterial zum Thema »Geschichte der NS-Euthanasie«
Ein Film auf DVD, eine CD-ROM mit Hintergrundmaterial:
Originaldokumente, Fotos, NS-Propaganda-Plakate, die
berüchtigten Rechenaufgaben und vieles mehr – so stellen
das LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (AFZ)
in Brauweiler und das LVR-Zentrum für Medien und Bildung
ihre neueste Gemeinschaftsproduktion zur Geschichte der
NS-»Euthanasie« vor. Speziell für Lehrer und Schüler soll
die Geschichte psychiatrischer Anstalten im Rheinland
zugänglich gemacht werden, die in der NS-Zeit Tausende
von Patienten zur Zwangssterilisation überführen und im
Zweiten Weltkrieg in »Tötungsanstalten« abtransportieren
ließen.
Der Film »Transport in den Tod« entwirft in fünf Sequenzen
ein Bild von den Phasen dieses Krankenmordes. Mit 25
Minuten Dauer entspricht der Film ziemlich genau dem
Zeitraum, der für die Vergasung im »Duschraum« angesetzt
wurde, bis der Tod der Opfer eintrat.
Die Segmente im einzelnen:
> Vorgeschichte/Rückblick auf die Eugenik-Diskussion bis
zum Beginn des 20. Jahrhunderts
> Beinahe vollständige Räumung der Heil- und Pflege -
anstalt Bedburg-Hau für Lazarettplätze 1940
> »Aktion T4«: Abtransporte aus rheinischen Kliniken in
die Tötungsanstalt Hadamar
> Fortsetzung von Transporten ab 1942 zur Schaffung von
Krankenhausplätzen für Bombenopfer
> Umgang mit den Verantwortlichen nach 1945
Was sind die Gründe für »Transporte in den Tod«? Wer
veranlasste sie? Der Film versucht, aus der Perspektive der
Opfer, deren Wege nachzugehen und anhand von Dokumen-
ten, Zeitzeugenberichten oder Briefen besorgt nachfragender
Angehöriger usw. nachzuvollziehen, was mit ihnen geschah.
Das Hintergrundmaterial auf der CD-ROM orientiert sich an
den 5 Sequenzen des Films. Kurze Einführungstexte,
Dokumente, weiterführende Fragen zur Bearbeitung im
Unterricht, ein Personenverzeichnis der Hauptakteure, ein
Glossar zur Erläuterung von Fachbegriffen sowie ein
Literaturverzeichnis mit zusätzlich weiterführenden Links
sollen den Zugang zum Thema erleichtern. Ziel ist es,
Lehrenden, Projektleitenden, aber auch Schülerinnen und
Schülern bei Facharbeiten Material an die Hand zu geben,
mit dem sie sich vorbereiten und einarbeiten können.
Das AFZ hat dieses Material gemeinsam mit Historikern,
Fachexperten und Pädagogen erarbeitet und zusammenge-
stellt, das LVR-Zentrum für Medien und Bildung hat die
gestalterische und technische Umsetzung dieses Medien-
projekts übernommen. Die Bearbeitung einzelner Themen
wie z.B. der »Kindereuthanasie« (am Beispiel der »Kinder-
fachabteilung Waldniel« und anderer kinderpsychiatrischer
Fachabteilungen im Rheinland) sollen folgen.
Das Archiv des LVR unterstützt interessierte Lehrende bei
der Planung und Durchführung von Unterrichtseinheiten
bzw. Projekten zum Thema »Euthanasie«. Über praktische
Erfahrungen im Umgang mit dem vorgelegten Material soll
weiter berichtet werden. Einige Kliniken im Rheinland sowie
Gedenkstätten werden für Schulklassen Möglichkeiten
anbieten, im Rahmen der Erarbeitung ihres Themas
authentische Orte aufzusuchen.
Bezugsquelle:
LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum
Ehrenfriedstr. 19
50259 Pulheim
Tel: +49 (0)2234 9854-302
Fax: +49 (0)2234 9854-202
Mail: archiv@lvr.de
Dr. Bettina Bouresh
Bettina Bouresh ist wissenschaftliche Referentin im LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum
05 | LVR-ZMB INtERN
59
»Glück«Meisterfotografien
Dominik Schmitz, Fotograf im LVR-ZMB, hat im vergange-
nen Jahr die Prüfung zum Fotografenmeister erfolgreich
abgelegt.
Eines seiner selbstgewählten Themen: hochformatige
Porträtaufnahmen von Erwachsenen mit Trisomie 21.
Seine Bildidee: die vermeintlich deutlich sichtbare Benach-
teiligung mit den dennoch freundlichen und glücklichen
Gesichtern der Menschen mit Behinderung zu kontrastieren
und so ein Erstaunen, ein Verwundern beim Betrachten zu
erzeugen, um dem Klischee des »armen« und unglückli-
chen Behinderten entgegenzuwirken.
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
Foto: Dominik Schmitz, LVR-ZMB
60
7. Tag der Archive 2014
Bildungskongress »Gemeinsames Lernen vielfältig gestalten«
Tag der Begegnung 2014
Veranstaltungen06
06 | VeRanStaLtUngen
Foto: Verena Gallias, LVR-ZMB
61
Frauen – Männer – MachtTag der Archive 2014
Vom 07.-09.03.2014 laden viele hundert Archiveinrichtungen
in über 160 Städten und Gemeinden in ganz Deutschland
zum 7. Tag der Archive ein. Seit dem Einsturz des Histori-
schen Archivs in Köln am 3. März 2009 findet der Tag der
Archive alle zwei Jahre bewusst an einem Wochenende in
der ersten Märzhälfte statt. Anlässlich des Internationalen
Frauentags, der am 8. März begangen wird, hat sich der
Verband deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA) für
ein Gender-Thema entschieden: Das Motto »Frauen – Män-
ner – Macht« soll der Öffentlichkeit einmal eine ganz
andere inhaltliche Facette von Archivtätigkeit aufzeigen.
Die in Düsseldorf ansässigen Archive – über 20 Kommunal-
und Kirchenarchive, Spezialarchive von Hochschulen und
Wirtschaftsunternehmen sowie Parlaments-, Parteien- und
Vereinsarchive – laden am Freitag, 7. März, und Samstag, 8
März, gemeinsam zum Tag der Archive ins Weiterbildungs-
zentrum (WBZ) der Stadt Düsseldorf ein.
Neben der »Archiv-Messe«, auf der sich die Institutionen
präsentieren, wird ein abwechslungsreiches Programm
angeboten: Zum Auftakt am Freitagabend eine Autorenle-
sung mit Hanno Permentier. An beiden Tagen finden
Vorführungen des Spielfilms »M« von Fritz Lang sowie ein
Vortrag zur Restaurierung dieses deutschen Spielfilmklas-
sikers statt. Das Düsseldorfer Stadtarchiv bietet Führungen
durch die eigenen Räumlichkeiten an, die fußläufig in
wenigen Minuten vom WBZ entfernt zu erreichen sind und
das Fotoarchiv des ZMB verschenkt auch in diesem Jahr
wieder Abzüge historischer Fotografien aus Düsseldorf und
dem Rheinland.
Mit dem Tag der Archive bezweckt der Fach- und Berufsver-
band VdA eine stärkere Beachtung der archivischen
Anliegen in der Öffentlichkeit und eine verbesserte gesell-
schaftliche Akzeptanz der Archive. Spätestens seit dem
Einsturz des Kölner Stadtarchivs ist der Öffentlichkeit
bewusst, dass Archive als »Schatzkammern der Geschich-
te« für die historische Identität einer Region und für die
Rechtssicherheit unverzichtbar sind.
Der Besuch der Veranstaltung ist kostenfrei
Weiterbildungsbildungszentrum (WBZ)
Bertha-Suttner-Platz 1
Hauptbahnhof Düsseldorf, Ausgang Oberbilk
Fr., 07.03., 18:00-21:00 Uhr und Sa., 08.03., 10:00-17:00 Uhr
Michael Jakobs
Michael Jakobs ist Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im LVR-Zentrum für Medien und Bildung
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
Ausstellungs- und Ankündigungsplakat des LVR-ZMB zum Tag der Archive
62
Gemeinsames Lernen vielfältig gestaltenDas Ministerium für Schule und Weiterbildung und der
Verband Bildungsmedien e.V. veranstalten in Zusammenar-
beit mit der Medienberatung NRW am Samstag, den 8. März
2014, im Congress-Centrum Nord der Koelnmesse den
großen Bildungskongress »Gemeinsames Lernen vielfältig
gestalten«. Die Veranstaltung ist für Lehrerinnen und
Lehrer aller Schularten konzipiert und stellt das Thema
Unterrichtsentwicklung in den Mittelpunkt.
Eröffnet wird der Kongress um 9.30 Uhr mit einem Impuls-
referat von Schulministerin Sylvia Löhrmann. Das Hauptre-
ferat wird Prof. Dr. Uwe Schaarschmidt zum Thema
»Gesundes Kollegium – starke Schule« halten. Im An-
schluss können Besucherinnen und Besucher aus rund 50
Einzelveranstaltungen der Verlage sowie des Schulministe-
riums und der Medienberatung NRW verschiedene Angebo-
te wählen. Begleitend findet ganztägig eine umfangreiche
Bildungsmedienausstellung der Verlage statt.
Die Teilnahme am gesamten Kongress ist kostenlos, eine
Anmeldung jedoch dringend erforderlich. Kongresspro-
gramm und Anmeldung unter:
www.bildungsmedien.de/koeln2014
Claudia Hopstein
Claudia Hopstein ist pädagogische Mitarbeiterin in der Medieberatung NRW
Foto: Stefan arendt, LVR-ZMB
06 | VeRanStaLtUngen
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»Ich nehm‘ den Schweißerhelm!«Die Fotoaktion des LVR-ZMB am Tag der Begegnung
Nach der erfolgreichen Köln-Premiere im vergangenen Jahr
feiert der LVR den Tag der Begegnung auch 2014 wieder im
Kölner Rheinpark. Der Veranstaltungsort, das Miteinander
von Menschen mit und ohne Behinderung, die ausgelassene
Stimmung, die außergewöhnliche Programmvielfalt…
Unbestritten ist das Integrationsfest der Höhepunkt im
Veranstaltungskalender des Landschaftsverbands Rhein-
land – und am 28. Juni diesen Jahres wird es nicht anders
werden.
Zwischen Tanzbrunnen und Zoobrücke werden der LVR und
die über 200 Aussteller wieder ein abwechslungsreiches
Unterhaltungs- und Informationsangebot darbieten – und
mittendrin das LVR-ZMB im LVR-Kulturzelt.
Alle Besucherinnen und Besucher am ZMB-Stand sind
eingeladen, sich in einer improvisierten Fabrikkulisse als
Industriearbeiter fotografieren zu lassen. Mit Schweißer-
helm, Handschuhen und Schutzbrille ausstaffiert, mit
einem Vorschlaghammer, Schweißbrenner oder einem
riesigen Schraubenschlüssel in der Hand dürfen sich alle
mal in Pose werfen. Und der Clou? Alle erhalten sofort ihr
Foto ausgedruckt und können es als Erinnerung mit nach
Hause nehmen.
Michael Jakobs
Michael Jakobs ist Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im LVR-Zentrum für Medien und Bildung
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
Foto: LVR-ZMB
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99 Tipps zum Umgang mit Social Media
tv.profiler
Besprechungen07Foto: Dominik Schmitz, LVR-ZMB
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07 | BeSPRecHUngen
99 Tipps: Social Media
Die Frage, ob Lehrerinnen und Lehrer sich »jetzt auch
noch« mit Medienerziehung auseinandersetzen sollten,
beantworten die Autoren Gregory Grund und Barbara
Kettl-Römer eindeutig mit Ja und schließen sich gleich im
ersten Tipp der These »Wir müssen die Schüler auf deren
Zukunft vorbereiten, nicht auf unsere Vergangenheit« an.
Ihre Vision von der Zukunft beinhaltet auch eine Vision von
professionellem, aktuellem und handlungsorientiertem
Lehren und Lernen.
Neugierde ist für sie eine der wichtigsten Eigenschaften
einer Lehrkraft. Und so regen sie in 99 Tipps dazu an, eine
gesunde Neugierde gegenüber den Neuerungen, die digita-
le Medien mit sich bringen, an den Tag zu legen und die
»Tools«, die Schülerinnen und Schüler täglich nutzen, auch
selbst auszuprobieren und zu prüfen, was davon sich auch
für Unterrichtszusammenhänge bewähren könnte.
Dabei legen sie ein sehr umfassendes Verständnis von
»Social Media« zu Grunde. Ihre Tipps beziehen sich neben
Facebook & Co auch auf Themen wie die gemeinsame
Entwicklung von Mindmaps, den Schutz vor Abo-Fallen im
Netz, Regeln für eine sinnvolle Handynutzung oder Fragen
des Urheberrechts.
Ein ganzes Kapitel ist beispielsweise dem Cybermobbing
gewidmet. Hier werden sowohl konkrete Vorschläge für
Projekte zur Prävention gemacht, als auch Hinweise zur
Intervention gegeben.
Die Tipps sind in 10 Kapitel gegliedert, praxisnah und gut
verständlich formuliert. Sie enthalten eine Fülle weiterfüh-
render Links und so genannte »SOS-Tipps«, die dabei
helfen können, Kommunikationsfallen zu umschiffen. Oft
werden auch Alternativen zu bedenklichen Anwendungen
angeboten. Somit werden die Leserinnen und Leser zu
einer kritischen Reflexion unterschiedlicher Medienange-
bote angeregt und dazu aufgefordert, jeweils eine bewusste
Entscheidung zu deren Nutzung zu treffen.
Unter der Überschrift »Gleich mal ausprobieren« finden
sich kleine Arbeitsaufträge, die einen schnellen und
unkomplizierten Einstieg in unterschiedliche Bereiche des
Themas ermöglichen.
Das Buch 99 Tipps: Social Media bietet durch die praxisna-
hen Anwendungsbeispiele eine gute Ergänzung zur Bro-
schüre »Social Media und Schule« der Medienberatung
NRW, die ebenfalls 2013 erschienen ist und unter dem Link
http://bit.ly/1jdTKRo zum Download zur Verfügung steht.
Dagmar Missal
Dagmar Missal ist pädagogische Mitarbeiterin bei der Medienberatung NRW
Gregory Grund/Barbara Kettl-Römer
99 Tipps: Social Media
Cornelsen Scriptor 2013
ISBN 978-3-589-16219-2
16,50 Euro
MEDIENBRIEF | N° 01.2014
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tv.profiler – eine Unterrichtseinheit für eine Schulstunde
Gerichtsshows, Daily Soaps, Scripted-Reality und Casting-
shows sind aktuelle Programmformate, die besonders bei
Heranwachsenden beliebt sind. Aus medienpädagogischer
und jugendschutzrechtlicher Perspektive können diese
jedoch problematisch sein. So ist beispielsweise den
meisten Formaten gemeinsam, dass in ihnen Realität
inszeniert wird, die vor allem von jungen Zuschauerinnen
und Zuschauern kaum erkannt und durchschaut werden
kann. Um diese Themen am Beispiel von konkreten und vor
allem bei Kindern und Jugendlichen beliebten TV-Formaten
im Unterricht aufzugreifen, ist in Zusammenarbeit zwischen
der Landesanstalt für Medien (LfM) und der Gesellschaft zur
Förderung des internationalen Jugend- und Bildungsfernse-
hens e.V. die Broschüren-Reihe »tv.profiler« entstanden.
Die Grundlage für den tv.profiler bilden die Ergebnisse der
medienpädagogischen (Format-) Analysen, die in Kooperati-
on von LfM und der Gesellschaft zur Förderung des
internationalen Jugend- und Bildungsfernsehens e.V. bzw.
dem Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und
Bildungsfernsehen (IZI) entstanden sind und innerhalb der
Reihe »LfM-Dokumentationen« veröffentlicht werden.
Lehrkräfte können mit Hilfe des tv.profilers mit Schülerin-
nen und Schülern innerhalb einer Schulstunde beispiels-
weise Castingshows, verschiedene Inszenierungstechniken
oder Werbeeinblendungen analysieren. Die Unterrichtsma-
terialien enthalten neben Hintergrundinformationen für
Lehrkräfte auch Kopiervorlagen zum direkten Einsatz im
Unterricht. Die Einheiten bieten damit auch eine gute
Alternative für einen gelungenen Vertretungsunterricht.
Ziel der jeweiligen Lerneinheiten ist es, am Beispiel
aktueller TV-Formate Interessen von Kindern und Jugendli-
chen aufzugreifen und potenzielle Problemfelder einfach
und praktisch im Schulunterricht zu thematisieren.
Bislang sind drei Ausgaben erschienen, die kostenfrei über
den Online-Bestellservice der LfM bezogen werden können
und dort ebenfalls als PDF-Download bereitstehen.
Die zweite Ausgabe des tv.profilers widmet sich Scripted-
Reality-Formaten, in denen fiktive Geschichten von (Laien-)
Darstellerinnen und Darstellern nachgespielt werden und
welche seit einiger Zeit das Nachmittagsprogramm
verschiedener Fernsehsender dominieren. Dabei geht es
um die Frage, welche Faszination für Heranwachsende von
derartigen Informationen ausgeht. Der tv.profiler gibt
Lehrkräften Informationen an die Hand, diese Formate
kritisch zu hinterfragen und die Produktionsbedingungen
der verschiedenen Sendungen und Problempotenziale wie
Stereotypisierungen im Unterricht zu thematisieren.
Ziel dieser Ausgabe, konzipiert für Klasse 6 und höher, ist
es, die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen zu
fördern und sich gemeinsam mit ihnen medienkritisch mit
dem Thema Scripted Reality zu beschäftigen.
Landesanstalt für Medien (LfM)
Rückfragen zur Reihe können gerne an die verantwortlichen Referentinnen gerichtet werden:Dr. Meike Isenberg, Bereich Medienkompetenz und BürgermedienBarbara Banczyk, Bereich Aufsicht und Programme
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07 | BeSPRecHUngen
Foto: Julia Reschucha/LVR-Zentrum für Medien und Bioldung
Foto: Julia Reschucha, LVR-ZMB
LVR-Zentrum für Medien und Bildung
Medienzentrum für die Landeshauptstadt Düsseldorf
Bertha-von-Suttner-Platz 1, 40227 Düsseldorf
www.medien-und-bildung.lvr.de
ISSN 1615-7257