Was macht das Radio aus? - WDR · Aufstehen zu räkeln oder Arme und Beine zu schütteln. füR...

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2 A: Das Medium Radio – Infotext 2_1 Was macht das Radio aus? Modernes Radio hat viele Facetten. Die meisten Hörerinnen und Hörer nutzen das Medium nebenbei, manche hören aber auch bewusst und genießen, dass über den Hör- sinn ihre Fantasie angeregt wird und eine Art Kino im Kopf entsteht. Über Töne und Musik spricht das Radio die Hörerinnen und Hörer emotional an. Über multimediale Angebote werden die Nutzungsmöglichkeiten zudem immer vielfältiger. RADIONUTZUNG Früher wurde das Radio vor allem zu festen Tageszeiten genutzt. Die Familie versammel- te sich, wie später auch beim Fernsehen, zu bestimmten Sendungen oder den Nachrichten. Heute läuft das Radio meistens nebenbei, z. B. beim Autofahren oder beim Erledigen der Hausaufgaben. Je nach Radiosender wollen die Hörerinnen und Hörer vor allem Musik hören und nur zwischendurch schnell über Nachrichten, Wetter und Staumeldungen informiert werden. Die Radiomacherinnen und Radiomacher müssen diesen Aspekt bei ihrer Arbeit berücksichtigen. Die Radiosprache muss stets klar und verständlich sein, das Programm abwechsulngsreich. Es sollte z. B. immer wieder Hinhörer geben, die Aufmerksamkeit erregen. Das können lustige Moderationen sein, ein aktu- eller Tophit oder eine überra- schende Meldung. Eine weitere Möglichkeit sind Jingles, also kurze Geräuschfolgen, die auf bestimmte Inhalte wie Promi- nachrichten oder den Beginn einer Sportreportage hinwei- sen. HÖREN UND VORSTELLEN Durch das Radio wird nur ein Sinn angespro- chen, nämlich das Hören. Wer darüber Informa- tionen vermitteln will, muss Bilder im Kopf der Hörerinnen und Hörer erzeugen, damit sie sich die Situation gut vorstellen können. Aber wie schafft man das? Zunächst einmal ist die ganz genaue Beschreibung des Geschehens wichtig, damit die Hörerinnen und Hörer es sich gut vorstellen können. Um das Gefühl zu haben, dabei gewesen zu sein, brauchen sie aber noch mehr: O-Töne. Das sind Aufnahmen von Men- schen, die etwas erzählen. Außerdem helfen Atmos. Das sind Hintergrundgeräusche, die am Ort des Geschehens aufgenommen werden. Man kann in Radiobeiträgen oder Hörspielen auch mit Musik im Hintergrund arbeiten, denn sie kann Gefühle wie Spannung oder Spaß erzeugen. Durch eine gute Mischung aus Be- schreibungen, O-Tönen und Atmos schafft man es, dass die Hörerinnen und Hörer das Gefühl haben, das Ereignis am Radio selbst mitzuerle- ben. Besonders unmittelbar ist das Gefühl des Miterlebens bei Livereportagen. RADIO UND INTERNET Radiosender sind heute längst nicht mehr nur auf UKW-Frequenzen zu finden. So senden die öffentlich-rechtlichen Anstalten auch digital über den neuen Standard DAB+. Zudem wird die Verbindung von Radio und Internet immer wichtiger. So kann man viele Sender auch übers Internet als Stream empfangen. Bestimmte Sendungen lassen sich auch als Podcast im Internet herunterladen. Dadurch sind die Hörerinnen und Hörer unabhängig von einer bestimmten Sendezeit. Die Möglichkeiten, das Radio zu nutzen, sind heute also vielfältiger als früher. Viele Sender sind zusätzlich zur eigenen Internetseite auch noch auf anderen Kanälen im Netz aktiv. 1LIVE beispielsweise findet man auch auf Facebook oder auf Twitter. Die Nutzerinnen und Nutzer können sich so sicher sein, wichtige Nachrichten auf keinen Fall zu verpassen. Außerdem gibt es im Netz den 1LIVE Freundeskreis, ein soziales Netzwerk für Nutzerinnen und Nutzer des Senders. Gemeinsames Radiohören wie hier im Jahr 1938 ist heute eher eine Seltenheit. Foto: Interfoto Nicht immer wird Radio so bewusst gehört wie hier. Bei vielen Men- schen läuft das Programm eher nebenbei. Foto: mauritius images

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2 A: Das Medium Radio – Infotext 2_1

Was macht das Radio aus?Modernes Radio hat viele Facetten. Die meisten Hörerinnen und Hörer nutzen das Medium nebenbei, manche hören aber auch bewusst und genießen, dass über den Hör-sinn ihre Fantasie angeregt wird und eine Art Kino im Kopf entsteht. Über Töne und Musik spricht das Radio die Hörerinnen und Hörer emotional an. Über multimediale Angebote werden die Nutzungsmöglichkeiten zudem immer vielfältiger.

Radionutzung

Früher wurde das Radio vor allem zu festen Tageszeiten genutzt. Die Familie versammel-te sich, wie später auch beim Fernsehen, zu bestimmten Sendungen oder den Nachrichten. Heute läuft das Radio meistens nebenbei, z. B. beim Autofahren oder beim Erledigen der Hausaufgaben. Je nach Radiosender wollen die Hörerinnen und Hörer vor allem Musik hören und nur zwischendurch schnell über Nachrichten, Wetter und Staumeldungen informiert werden. Die Radiomacherinnen und Radiomacher müssen diesen Aspekt bei ihrer Arbeit berücksichtigen. Die Radiosprache muss stets klar und verständlich sein, das Programm

abwechsulngsreich. Es sollte z. B. immer wieder Hinhörer geben, die Aufmerksamkeit erregen. Das können lustige Moderationen sein, ein aktu-eller Tophit oder eine überra-schende Meldung. Eine weitere Möglichkeit sind Jingles, also kurze Geräuschfolgen, die auf bestimmte Inhalte wie Promi-nachrichten oder den Beginn einer Sportreportage hinwei-sen.

HöRen und VoRstellen

Durch das Radio wird nur ein Sinn angespro-chen, nämlich das Hören. Wer darüber Informa-tionen vermitteln will, muss Bilder im Kopf der Hörerinnen und Hörer erzeugen, damit sie sich die Situation gut vorstellen können. Aber wie schafft man das? Zunächst einmal ist die ganz genaue Beschreibung des Geschehens wichtig, damit die Hörerinnen und Hörer es sich gut vorstellen können. Um das Gefühl zu haben, dabei gewesen zu sein, brauchen sie aber noch mehr: O-Töne. Das sind Aufnahmen von Men-schen, die etwas erzählen. Außerdem helfen Atmos. Das sind Hintergrundgeräusche, die am Ort des Geschehens aufgenommen werden.

Man kann in Radiobeiträgen oder Hörspielen auch mit Musik im Hintergrund arbeiten, denn sie kann Gefühle wie Spannung oder Spaß erzeugen. Durch eine gute Mischung aus Be-schreibungen, O-Tönen und Atmos schafft man es, dass die Hörerinnen und Hörer das Gefühl haben, das Ereignis am Radio selbst mitzuerle-ben. Besonders unmittelbar ist das Gefühl des Miterlebens bei Livereportagen.

Radio und inteRnet

Radiosender sind heute längst nicht mehr nur auf UKW-Frequenzen zu finden. So senden die öffentlich-rechtlichen Anstalten auch digital über den neuen Standard DAB+. Zudem wird die Verbindung von Radio und Internet immer wichtiger. So kann man viele Sender auch übers Internet als Stream empfangen. Bestimmte Sendungen lassen sich auch als Podcast im Internet herunterladen. Dadurch sind die Hörerinnen und Hörer unabhängig von einer bestimmten Sendezeit. Die Möglichkeiten, das Radio zu nutzen, sind heute also vielfältiger als früher. Viele Sender sind zusätzlich zur eigenen Internetseite auch noch auf anderen Kanälen im Netz aktiv. 1LIVE beispielsweise findet man auch auf Facebook oder auf Twitter. Die Nutzerinnen und Nutzer können sich so sicher sein, wichtige Nachrichten auf keinen Fall zu verpassen. Außerdem gibt es im Netz den 1LIVE Freundeskreis, ein soziales Netzwerk für Nutzerinnen und Nutzer des Senders.

Gemeinsames Radiohören wie hier im Jahr 1938 ist heute eher eine Seltenheit. Foto: Interfoto

Nicht immer wird Radio so bewusst gehört wie hier. Bei vielen Men-schen läuft das Programm eher nebenbei. Foto: mauritius images

2 B: Sprechen fürs Radio – Infotext 2_2

das atmen

Atmen lässt sich üben, indem man sich zu-nächst auf den Rücken legt und eine Hand lo-cker auf den Bauch legt. Der Bauch sollte beim Einatmen spürbar dicker werden. Anschließend atmet man im Stehen in den Bauch und lässt den Atem mal gleichmäßig ausströmen, mal stoßweise. Wenn man sich mit beiden Händen seitlich unter die Rippen fasst, spürt man, wie sich das Zwerchfell bewegt. Mit dieser Technik kann man auch üben, leise zu atmen, damit die Zuhörerinnen und Zuhörer vom Luftholen nichts mitbekommen.

die spRecHHaltung

Das Wichtigste beim Sprechen fürs Radio oder Fernsehen ist die Präsenz. Sowohl die Stimme als auch die Körperhaltung sollten ausdrücken:

Die Stimme ist ein wichtiges Arbeitsinstrument für Radio- und Fernsehjournalistinnen und -journalisten. Professionelle Sprecher, Moderatorinnen und Journalisten bekommen Sprechunterricht, das heißt, sie trainieren ihre Stimme und ihre Atmung. Denn eine Stimme sollte angenehm und natürlich klingen, damit man ihr gerne zuhört.

Richtig sprechen – wie geht das?

Ich habe etwas Wichtiges zu erzählen. Dazu stellt man sich am besten mit beiden Beinen fest auf den Boden, drückt den Rücken durch und spricht nach vorne. Dadurch ist der Kopf beim Sprechen nicht gesenkt.

die stimmlage

Aus Unsicherheit sprechen viele Anfängerin-nen und Anfänger oft höher oder tiefer, als es ihrer Stimmlage entspricht. Das klingt unna-türlich. Die optimale Stimmlage kann man z. B. finden, indem man ein paarmal hintereinander „mhm“ sagt, so als würde man am Telefon jemandem zustimmen.

natüRlicHes spRecHen

Damit die Hörerinnen und Hörer alles verste-hen, sollten Radiomacherinnen und Radioma-cher deutlich und nicht zu schnell zu sprechen. Dabei dürfen sie weder überdeutlich betonen noch ganz monoton sprechen. Am besten stellt man sich vor dem Mikrofon vor, dass man ei-nem Freund oder einer Freundin etwas erzählt. Geht es um etwas Lustiges, hilft es, beim Spre-chen zu grinsen – das merken die Hörerinnen und Hörer sofort. Wenn es um etwas Ernstes geht, sollte man ernst schauen.

VoR deR aufnaHme

Gegen die Nervosität hilft es, ein paarmal tief durchzuatmen, sich wie morgens nach dem Aufstehen zu räkeln oder Arme und Beine zu schütteln.

füR modeRatoRinnen und modeRatoRen

Moderatorinnen und Moderatoren darf man ruhig anmerken, welches Temperament sie ha-ben. Wichtig ist, dass sie ihre Moderation nicht ablesen, sondern immer frei sprechen.

Für eine kräftige Stimme ist die Atemtechnik entscheidend. Foto: WDR/Langer

Weitere Tipps und Übungen zum Sprechen findest du auf dem Arbeitsblatt 2.4 „Sprechübungen“.

Arbeitsblatt 2.4

2 C: Schreiben und Beschreiben fürs Hören – Infotext 2_3

Schreiben fürs Hören ist anders als Schreiben fürs LesenRadionachrichten oder längere Hörfunkbeiträge werden in der Regel geschrieben, be-vor professionelle Sprecherinnen und Sprecher sie vortragen. Für das Radio muss man anders schreiben als für die Zeitung.

unteRscHiede zwiscHen lesen und HöRen

Beim Lesen konzentriert man sich meistens nur auf diese eine Tätigkeit. Hat man etwas nicht verstanden, so kann der Abschnitt ein-fach nochmal überflogen werden. Satzzeichen und Anführungszeichen helfen beim Lesen. Einen gedruckten Text kann man außerdem überblicken: Man weiß, ob er bald zu Ende ist, und kann ggf. Passagen überspringen. Auch die Lesegeschwindkeit ist an die individuellen Bedürfnisse anpassbar.

Radio wird häufig nebenbei gehört. Die Hörerinnen und Hörer sind noch mit etwas anderem beschäftigt, z. B. mit Autofahren oder Frühstückmachen. Sie wissen nicht, wie lang der gesprochene Text ist. Satzzeichen oder Sinnabschnitte können sie nicht sehen; diese müssen durch die Betonung des Sprechers oder der Sprecherin zu hören sein.

Außerdem müssen sie der Sprechgeschwin-digkeit des Moderators oder der Moderatorin folgen. Sie können weder zurückspringen, falls sie etwas nicht verstanden haben, noch können sie „vorspulen“, wenn sie etwas nicht interes-siert. Das kann dazu führen, dass Hörerinnen und Hörer zwischenzeitlich abschalten und erst wieder zuhören, wenn etwas ihre Auf-merksamkeit erregt. Das zwischenzeitlich Gesagte haben sie dann nicht mitbekom-men. Das bedeutet, dass Texte für das Hören besonders verständlich sein müssen. Die Sätze

dürfen nicht zu viele Informationen auf einmal enthalten und nicht zu lang sein. Zudem sind Wiederholungen für das Verständnis nützlich. Man kann also in einer Nachricht ruhig mehr-mals den bestimmten Ort nennen, an dem etwas passiert ist.

Konsequenzen füR das scHReiben füRs HöRen

\ Keine Schachtelsätze! Kurze Sätze (8–14 Wörter) und Halbsätze sind besser. Nicht: „Mallorca, die Insel, die für Strand-urlaub und Partymeilen berühmt ist, ist das beliebteste Reiseziel der Deutschen, wie eine Studie der Universität Berlin ergeben hat.“ Sondern: „Sonne, Strand und Partymeilen: Mallorca ist das beliebteste Reiseziel der Deutschen. Das hat jetzt eine Studie der Uni Berlin ergeben.“

\ Komplizierte Wörter auflösen! Also statt „Rechtsextremismusexperte“ lieber „Experte für Rechtsextremismus“ verwenden.

\ Verben statt Substantive! Also „Die Säuberung des Parks ist im Gange“, durch „Mitarbeiter der Stadt säubern den Park.“ ersetzen.

\ Aktiv statt Passiv! Statt „Die Steuern werden erhöht“ lieber „Die Regierung erhöht die Steuern“ verwenden.

\ Wichtige Wörter dürfen ruhig wiederholt werden!

\ Immer möglichst konkret und anschaulich formulieren! Nicht: „In einem bunten Outfit betrat die Sängerin die Bühne.“ Sondern: „Pinke High Heels zu einem grü-nen Federkleid und lila gefärbten Haaren: So betrat die Sängerin die Bühne.“

\ Am Schluss den Text laut vorlesen! Wenn man dabei über einen Satz oder ein Wort stolpert, sollte man eine andere For-mulierung finden. Wenn sich der Text beim Durchlesen etwas zu einfach anhört, ist er wahrscheinlich genau richtig, um ihn hinter-her fehlerfrei vorzutragen.

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Die Moderatorin muss ihre Sprechgeschwindigkeit den Hörerinnen und Hörern anpassen. Foto: WDR/Dahmen