MENSCHEN/VERANSTALTUNGEN MONTAG,29.JUNI2015 … · MEIN MONTAG VONERICH KOCINA EswarmireineLehre,...

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MEIN MONTAGVON ERICH KOCINA

Es war mir eine Lehre,Sie kennenzulernenWie man bei gesellschaftlichen Ereignissenuninteressanten Gesprächspartnern entkommt.

D umm, wenn man gerade von der Toilette kommt.Dann fällt sie nämlich recht lange weg, die Gele-

genheit, sich bei einem gesellschaftlichen Anlass einesunangenehmen Gesprächspartners zu entledigen. Es seidenn, natürlich, man legt es darauf an, dem Gegenüberdeutlich zu signalisieren, dass man von allen siebenMilliarden Menschen auf der Welt am allerwenigstenmit ihm reden möchte. Eine derartige Offenheit ist demösterreichischen Wesen aber weitgehend fremd, mansagt niemandem ins Gesicht, was man von ihm hält,versteckt sich lieber hinter höflichen Floskeln – mondieu, ich komme gerade drauf, dass mein Goldfisch sei-ne Medikamente heute noch nicht bekommen hat! Odereben die Toilettennummer, die gekonnt überspielt, dassdie Smalltalktube bis zum Letzten ausgequetscht ist undjetzt nichts Relevantes mehr kommen wird.

Umgekehrt kann eine ernst gemeinte Klopause desGegenübers aber auch eine Versicherung der eigenenAttraktivität – zumindest der kommunikativen – bedeu-ten. Wenn nämlich die Person nach dem Gang nichtauffällig nach anderen Einstiegspunkten für einen Ge-sprächspartner heischt. Sondern zielstrebig zurückkehrt– und vielleicht sogar noch an den zuvor abgebroche-nen Dialog anschließt. Toilettentest bestanden, yeah!

Im umgekehrten Fall kann es aber auch umgekehrtsein. Dass ein langweiliger Gesprächsabschnittsgefährtesich auf die Toilette zurückzieht, dann aber wie einHund mit Stöckchen im Maul und treuherzigem Blickzurückgehechelt kommt. Da kann man sich ja auchnicht mit „Leben Sie wohl, es war mir eine Lehre, Siekennenzulernen“ aus der Affäre ziehen. Also muss maneine Zeit lang durchhalten. Irgendein Blabla von sichgeben. Ein bisschen Zeit vergehen lassen – ehe man sichwieder auf die Flucht in die Nasszelle machen kann. Ui,jetzt muss ich aber schon wirklich dringend . . .

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

ZUR PERSON

Van Bo Le-Mentzel wurde 1979 in Laosgeboren und kam 1979 mit seinen Eltern nachDeutschland. Die Hartz-IV-Möbel des BerlinerArchitekten kann jeder selbst nachbauen. DieAnleitungen dafür sind kostenlos im Netzverfügbar: hartzivmoebel.blogspot.co.atIn Wien plant Le-Mentzel das Projekt|openschoool. Im August sind dazu imAlois-Drasche-Park mehrere Veranstaltungengeplant: facebook.com/openschoool.org

Der Architekt, der Geld verschenkt„Ich bin ein Karma-Ökonom“Ideen. Für Geld will der Berliner Architekt Van Bo Le-Mentzel nie mehr arbeiten.Wichtiger ist ihm Vertrauen. Auch bei seinem Wiener Projekt |openschoool.

VON MARKUS MITTERMÜLLER

J eder, der Geld haben will, be-kommt es von mir. Ich verschenkees ständig, das macht so vielSpaß.“ Van Bo Le-Mentzel weiß,

dass seine Aussagen irritieren. Vor al-lem, wenn der Berliner Architekt be-ginnt, sich selbst zu definieren: „Ichbin Begründer der Karma-Ökonomieund Karma-Ökonom. Mir geht es da-rum, meine Arbeit und meine Kreativi-tät so einzusetzen, dass das Karma gutwird. Für mich, für mein Umfeld, fürdie Leute, mit denen ich arbeite.“Klingt nach einem – wenn auch sym-pathischen – Spinner, einem Möchte-gern-Weltverbesserer. Doch der gebür-tige Laote ist keiner, der es bei schönenWorten belässt.

Zum ersten Mal auf sich aufmerk-sam gemacht hat Le-Mentzel mit sei-nen Hartz-IV-Möbeln. Inspiriert voneinem Tischlerkurs an einer BerlinerVolkshochschule konstruierte der Ar-chitekt den 24-Euro-Sessel: ein Möbel-stück, das 24 Euro kostet und in24 Stunden von jedem selbst gebautwerden kann. Den Bauplan für den Ses-sel wie auch die restliche Hartz-IV-Kol-lektion veröffentlicht er gratis im Netz.

Und zeigt damit eine weitere seinerGrundphilosophien: die freie Vertei-lung vorhandener Ressourcen wie Wis-sen und Geld, aber auch Vertrauen. AlsGastprofessor an der Hochschule fürbildende Künste in Hamburg gibt er je-dem seiner Studenten einen Vertrau-ensvorschuss. Und der hat es in sich.Der 38-Jährige verteilt schon zu Se-mesterbeginn nicht nur die Bestnote,sondern auch sein Professorengehalt.Warum er das tut? „Um alle Hierar-chien, die jemals aufkommen könnten,im Keim zu ersticken. Weil die wahreKreativität, die mag Hierarchien nicht“,ist der Berliner überzeugt.

Trauma des FlüchtlingseinsDass er selbst seiner Kreativität freienLauf lassen kann, ist für den einstigenFlüchtling – seine Eltern haben LaosRichtung Deutschland verlassen – nichtselbstverständlich. „Wenn du alsFlüchtling irgendwo einwanderst, hatdas ganz viele Auswirkungen. Meine El-tern sind traumatisiert, sie würden esnur nie zugeben. Das ist ein Knoten,den kriegst du nie mehr aus deinem Le-ben raus.“ Mitten in die positiv besetz-ten Begriffe wie Vertrauen, Gerechtig-keit oder Kreativität schleicht sich im-mer öfter ein für Le-Mentzels Grundein-stellung überraschend negatives Wort:Ärger. Ärger darüber, sich als Flüchtling

noch immer nicht anerkannt oder will-kommen zu fühlen. Ärger darüber, dasser als Mensch nur über Leistung defi-niert wird. „Ich muss zuerst eine Perfor-mance machen, mich beweisen. Ich binquasi nicht per se gut genug.“

Dass es ihm gelingt, seinen Ärgerin positive Motivation umzusetzen, er-klärt sich der Architekt mit dem Ein-fluss von Vorbildern. „Es gab immerwieder Menschen, die sind in mein Le-ben gekommen und haben zu mir ge-sagt: Du bist ein guter Junge, aus dirwird was. Immer wieder.“ Auch bei sei-nem aktuellsten Projekt profitiert Le-Mentzel von dem Vertrauen, das in ihngesetzt wird. Seit Beginn des Jahreslebt er ausschließlich von jenem Geld,

das er durch Crowdfunding aufgestellthat. 200 Leute haben ihm für das lau-fende Jahr insgesamt 18.000 Euro ge-schenkt. „|dScholarship“ nennt Le-Mentzel diese Aktion, ein „demokrati-sches Stipendium“, das er als erstenSchritt zu einem „bedingungslosesGrundeinkommen“ versteht.

Was er mit dem Geld und seiner Zeitmacht, wussten zum Jahresbeginn we-der die Spender noch er selbst. „DiesenVertrauensvorschuss, den mir diese 200Leute geschenkt haben, gebe ich jetztsystematisch weiter“, so Le-Mentzel.Auch in Wien. Denn hier baut er im Auf-trag des MAK derzeit gemeinsam mitdem Wiener Grafikstudenten Jakob Li-stabarth die |openschoool (sic!) auf.Eine Schule der Zukunft soll es werden,ein „fliegendes Klassenzimmer“, einNachbarschaftstreff der neuen Art.

„Das, was ihr braucht, soll es sein“,erklärt Le-Mentzel beim Projektstart imMAK. Sicher ist nur: Auch hier soll gu-tes Karma entstehen. „Ich mag Karmaso sehr, weil es so extrem unseriös ist.Es gibt keine Definition dafür, mankann es nicht festlegen. Es ist alles undnichts. Genau solche Freiräume brau-chen wir, um zu spielen und auszupro-bieren, wer wir sind.“

Van Bo Le-Mentzel arbeitet im Auftrag des MAK an einer Schule der Zukunft. [ Katharina Roßboth]

Gast am Heldenplatz: Elena, die Schwester vonSpaniens König Felipe. [ APA/EXPA/Michael Gruber ]

Hohe Schule und schlampige VerhältnisseHofreitschule. Drei Tage lang feierten die Lipizzaner ihr 450-Jahr-Jubiläum auf dem Heldenplatz.

VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH

Wien. Ein wenig nervös waren sie doch,obwohl sie Auftritte vor großem Publi-kum ja gewohnt sind. Vielleicht istauch für die Hengste der „Spanischen“ein 450-Jahr-Jubiläum kein Anlass wiejeder andere. Dreimal zeigten die Pfer-de und Bereiter an diesem Wochen-ende auf dem Heldenplatz ihr jeweilsaktuelles Können. „Vorführung, nichtShow“, betonte Moderator ChristianPlettenberg.

Der Steirer, der im Mürztal denReitklub Schloss Graschnitz betreibtund international als Turniersprecherfungiert, begleitete die Abende wie ge-wohnt mit großem Wissen und Ver-ständnis um das Wesen der Pferde undder klassischen Reiterei. Dass es sichbei ihm um einen Pferdemenschenhandelt, verdeutlichten die mit ihrenFohlen aus Piber eingeladenen Stuten,die sich um ihn scharten. Vor allem

eine sei eine alte Bekannte, gestandPlettenberg: „Wir haben seit 17 Jahrenein schlampiges Verhältnis.“

Für Begeisterung unter Pferdeken-nern sorgten die spanischen Gäste: Die

Königlich-Andalusische Reitschule ausJerez war mit den „Nachfahren derVorfahren der Lipizzaner“ eingeladenund zeigte große Reitkunst gepaart mitFreude und Temperament. Repräsen-tiert wurde Spanien von König FelipesSchwester, Infantin Elena, die die„Hauptvorführung“ am Freitagabendund die anschließende 6. Fete Impe-riale besuchte und dort von NadjaSwarovski ein kristallenes Pferd über-reicht bekam.

Lipizzaner bald Weltkulturerbe?„Wir stehen zu diesem Kulturerbe“,versicherte LandwirtschaftsministerAndrä Rupprechter. Er hoffe, dass dieLipizzaner bald zum Weltkulturerbeerhoben werden. Hofreitschul-Ge-schäftsführerin Elisabeth Gürtler, dieam Dienstag mit Helmuth Lohner ih-ren Mann verloren hatte, zog sich nachder Vorführung und noch vor dem Ballzurück.

VERANSTALTUNGEN Niederösterreich

AUSSTELLUNGEN

Arnulf Rainer Museum: Markus Lüpertz / Arnulf Rainer – Bildende Kunst(bis 18.10.2015). tgl. 10-17h, Josefsplatz 5, Baden, T: 02252-209196-11Karikaturmuseum Krems: Mordillo (bis 22.11.2015). Feinhirn (bis30.12.2015). Das Fenster zur Welt (bis 10.01.2016). Für immer Deix! (bis09.09.2015), tgl. 10-18h, Steiner Landstr. 3a, T: 02732-90 80 20Schallaburg: Wikinger (bis 08.11.2015), Mo-Fr 9-17, Sa, So, Ftg 9-18,02754-6317-0

VERANSTALTUNGEN Wien

THEATER

Akademietheater: Die Macht der Finsternis, 19.30h, III., T: 514 44 4140Burgtheater: Die Affäre Rue de Lourcine, 19.30h, I., T: 514 44 4140

MUSIKTHEATER

Staatsoper: Cardillac, 20h, I., Opernring 2, T: 513 1 513Volksoper: Cosı fan tutte, 19h, IX., Währingerstr. 78, T: 513 1 513

KLASSIK

Konzerthaus: Mozart Saal: Artemis Quartett, 19.30h, III., Lothringerstr. 20,T: 24 20 02Musikverein: Großer Saal: Wiener Mozart Orchester, 20.15h, I., Bösendor-fer Str. 12, T: 505 81 90

U-MUSIK

Arena: The Full Hit Of Summer Festival Day1 wurde in die große Halle verlegt(Einlass: 15.30h), 16.30h, III., Baumg. 80, T: 798 85 95Celeste: The Monday Improvisors Session, 20.30h, V., Hamburgerstr. 18, T:586 53 14Jazzland: „Die jährliche Küken-Parade“, 21h, I., Franz-Josefs-Kai 29, T: 53325 75Porgy & Bess: Strenge Kammer: Alessandro Vicard & Michael Fischer’Anima Rossa‘, 19h; big.mdw.band feat. the ipop singers, 21h, I., Riemerg. 11,T: 512 88 11rhiz: Electric Ray And The Shockers, 22h, VIII., Lerchenfelder Gürtel,U-Bahn-Bogen 37-38, T: 409 25 05Theater am Spittelberg: Federspiel & Ramsch & Rosen & Streichquartettder Band Neuschnee, 19.30h, VII., Spittelbergg. 10

VORTRÄGE

Alte Schmiede: Dichterloh - 13 poetische Entzündungen 1-2, Marcel Beyerliest Thomas Kling; Henri Cole, 18h, I., Schönlaterng. 9, T: 512 83 29Amerlinghaus: Die Seele als Gefängnis des Körpers? Homophobie undPsychoanalyse im Werk von Theodor W. Adorno, Diskussionsabend, Jour fixder „grundrisse“, Referent: Georg Klauda, 19h, Stiftgasse 8Institut f. die Wissenschaften vom Menschen: Ukraine, Russia, andEurope, Past and Future II (Vortrag v. Timothy Snyder), 18h, IX., SpittelauerLände 3, T: 313 58 - 0Sigmund Freud Museum: Shades of Hate (Filmreihe mit Gespräch „ FilmNoir und Psychoanalyse: Subversive Sexualitäten“: The Big Combo, USA1955), 19h, IX., Berggasse 19, T: 4313 191596

KINDER

Marionettentheater Schloss Schönbrunn: Die Zauberflöte (ab 7 J.), 19h,XIII., Hofratstrakt, T: 817 32 47Planetarium Wien: Star Date - Rendezvous mit den Sternen (ab 8 J.),10.30h, 12h, II., Oswald-Thomas-Pl. 1, T: 89 174 150 000

18 MENSCHEN/VERANSTALTUNGEN MONTAG, 29. JUNI 2015