Methoden der empirischen Sozialforschung I - Kurzvita · Dr. Wolfgang Langer - IV Methoden I - SoSe...

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Dr. Wolfgang Langer - IV Methoden I - SoSe 2000 1

Anwendungsbeispiele der empirischen Sozialforschung

Emile Durkheims Studie zum Selbstmord.

(Quelle: Emile Durkheim: Der Selbstmord.Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1983)

Untersuchungsziel: Erklärung der Unterschiede kollektiver Selbstmordra-ten mit „sozialen Ursachen“

Er betrachtet die „Selbstmordrate“ als Indikator für denZustand des Kollektivbewußtsein.

Kernthesen Durkheims:

1. Gesellschaften integrieren sich über ihr normatives System. D.h.,die allen Gesellschaftsmitgliedern gemeinsamen Werte und Nor-men gewährleisten den Zusammenhalt der Gesellschaft.

2. Diese gemeinsamen Werte und Normen vermitteln die interme-diären Gruppen und Sozialisationsinstanzen. Zu den intermediä-ren Gruppen gehören die Familie, die Kirche, der Berufsverbandsowie die Gewerkschaft. Bei den primären Sozialisationsinstan-zen handelt es sich um die Schule, den Ausbildungsbetrieb sowiedas Militär.

3. Je stärker die normative Integration einer Gesellschaft gestört ist,desto stärker tritt „abweichendes Verhalten“ auf.

4. Durkheim unterscheidet drei idealtypische Arten des Selbstmordals „sozialem Tatbestand“:

a) Der egoistische Selbstmord:

Ein zu geringes Ausmaß an sozialer Kontrolle führt zurDesintegration des Individuums. Je höher die Desintegra-tion, desto höher ist die Selbstmordrate.

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„Der Selbstmord steht im umgekehrten Verhältnis zum In-tegrationsgrad der Kirche, der Familie und des Staats“(A.a.O., S. 231)

b) Der altruistische Selbstmord:

Ein zu hohes Ausmaß an sozialer Integration führt zu einersozialen Verpflichtung, die Gemeinschaft durch den eigenenSelbstmord von der eigenen Existenz zu erlösen.

„Wenn der Mensch aus der Gesellschaft herausgelöst wird,begeht er leicht Selbstmord. Das tut er auch, wenn er zusehr in sie verstrickt ist.“ (A.a.O., S. 243)

c) Der anomische Selbstmord:

Ein zu geringes Ausmaß der sozialen Kontrolle führt zurDesorientierung, d.h. dem Verlust der bisherigen Bedürfnis-Mittel-Balance. Die entfesselten Bedürfnisse des Individu-um lassen sich mit steigendem Anspruchsniveau immerweniger befriedigen. Hieraus resultieren Frustrationen, diewiederum zum Selbstmord führen.

„Wenn indes in der Gesellschaft Störungen auftreten, sei esinfolge schmerzhafter Krisen oder auch infolge günstigeraber allzu plötzlicher Wandlungen, ist sie zeitweilig un-fähig, dieser Funktion [Autorität zu zeigen, normative zuintegrieren, W.L.] zu genügen; und daher können dann dieplötzlichen Steigerungen in der Kurve der Selbstmorde, wiewir sie früher nachgewiesen haben.“ (A.a.O., S. 288)

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Abbildung1: Durkheims Theorie der normativen Integration der Gesellschaft (Kiss 1977,S.44)

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Durkheims erkenntnistheoretische Position (Kiss 1977, S. 38)

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(Durkheim 1983, S. 31)

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(Durkheim 1983, S.472f.)

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(Durkheim 1983, S. 470)

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(Durkheim 1983, S.471)

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(Durkheim 1983, S.31)

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(Durkheim 1983, S. 476)

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(Durkheim 1983, S. 195)

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(Durkheim 1983, S. 216)

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(Durkheim 1983, S. 297)

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(Durkheim 1983, S.299)

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(Durkheim 1983, S. 228; 265; 278)

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(Durkheim 1983, S. 477)