Post on 06-Jul-2015
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reise-verlag
Geschichten vom Reisen
Griechenland Äthiopien
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Peru
Weichselstraße 610247 BerlinTel. 030 47989789Fax 030 47989800www.puriy.de facebook.com/puriyreisen
Redaktion: Madlen Brückner und Lars DörfelSatz und Layout: Jens Guischard
Alle Rechte vorbehalten.© puriy-Reiseverlag, Berlin 2012
1. Aufl age Dezember 2012
reise-verlag
facebook.com/puriyreisen
Inhaltsverzeichnis
Christos vom Baumwollfeld und wie ich lernte, vor Zugtoiletten zu schlafen Claudia Clawien - Europa
Und action bitte Madlen Brückner - Afrika | Äthiopien
Safariexperten? Oder wie ein Angsthase die Nacht am Ngorongoro-Krater überlebte Lars Dörfel - Afrika | Tansania
K50 to Hell André Riediger - Afrika | Somalia Die Bedeutungslosigkeit von Zeit oder wie lernte ich die wahre Entschleunigung kennen. Ninette Brückner - Afrika | Malawi
Über die orthodoxe Verwendung von Mülltüten, dem verschwundenen Shlomo und der Herausforderung des Dr. Shakshuka - eine Rundreise durch Israel Theresa Schulz - Asien | Israel
Same same but different Jonathan Buttmann - Asien | Indien
Vom Rettungsboot ins indonesische Fernsehen Lars Hanf - Asien | Indonesien
„Drive Baby Drive.“ Anne Wenglarski - Australien
Lost in den Anden Ninette Brückner - Südamerika | Peru
Es kommt immer anders als man denkt Lars Dörfel/ Madlen Brückner - Europa | Spanien, Südamerika | Argentinien
Shanghai Nina Buttmann - Asien | China
Ecuador Madlen Brückner - Südamerika | Ecuador
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Europa
Christos vom Baumwollfeld und wie ich lernte, vor Zugtoiletten zu schlafen
Claudia Clawien
Schlaftrunken öffnet sich erst mein ei-
nes, dann mein anderes Auge. Wo bin ich?
Ich schaue in die Gesichter zweier fins-
ter dreinblickender Typen in karottigen
Bundfaltenhosen und wild gemusterten
Hemden. Langsam fällt es mir wieder ein:
ich liege im Zug von irgendwo in Grie-
chenland nach irgendwo in Europa. Ge-
nauere Bestimmung: es ist das Jahr 1991
und ich fahre durch former Yugoslavia.
Panzer und Militär säumen die Zugstre-
cke. Ich schlafe wieder ein.
Es ist Sommer und es ist die Rückfahrt ei-
ner aufregenden Reise quer durch Europa
mit dem Interrail-Ticket.
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Afrika | Äthiopien
„Und Action bitte ...“
Madlen Brückner
Auf die Schnelle sollte es noch ein Ausfl ug zu den Völkern des Omo-Tals sein. Güns-
tig und schnell – in 7 Tagen in eine andere Welt. Da wo Lendenschurz und Kalasch-
nikows beginnen, hört unsere Welt auf.
Da stehen wir nun völlig irritiert in einem lebenden Museum, in einer Filmkulisse,
wie sie nicht besser hätte nachgebaut werden können. Zwischen hochgewachse-
nen, bunt geschmückten und mit Lippentellerrn verzierten Menschen. Job oder All-
tag? Was ist gespielt, was wirklich? Meine Realität schmilzt unter der äthiopischen
Mittagssonne zu einem einzigen Film zusammen. Ich bin nicht mehr fähig, den
Auslöser des Fotoapparats zu drücken und ergebe mich stattdessen völlig der Auf-
führung, bis mich das Zerren an meinen Klamotten und Kratzen an meinen blo-
ßen Armen aus dieser Inszenierung reißt. Zuschauen erwünscht - durch die Linse.
Gegen Bares, versteht sich. Neu und Unverbraucht. Ich schaue weg.
Drei Tage später 100 Kilometer weiter, ein anderer Stamm, nicht minder bunt, aber
weniger geschäftstüchtig. Hier stehen wir inmitten einer Filmkulisse, die lebt. Nur
unser Jeep stellt sich irgendwo zwischen Turmi und Weyto inmitten des Niemands-
landes tot. Die Klappe fällt „und Action bitte“. Wir laufen in der glühenden Mittags-
hitze ohne Wasservorrat unter neugierigen Blicken einiger Hamer los...
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Afrika | Tansania
Safariexperten?
Lars Dörfel
Oder wie ein Angsthase die Nacht am Ngorongoro-Krater überlebte
Vierter Tag Safari, die Serengeti nun hinter mich gelassen und angekommen am
Rand des Ngorongoro Kraters. Dieser durch Bernhard und Michael Grzimek in
aller Welt berühmte Krater und Inbegriff vom Safari-Tourismus sollte nun der Hö-
hepunkt unserer fünftägigen Safari mit Startpunkt Arusha in Tansania werden.
Was fehlt mir nach vier Tagen nun noch auf der Strichliste des zufriedenen Safari-
touristen? Nashorn und Gepard, mal sehen ob morgen unsere Guides die ersehnten
Tiere vor die Kamera locken können. Jetzt aber erst mal das Zelt aufbauen und den
atemberaubenden Anblick auf das Innere des Kraters wirken lassen. Als wir aus
dem Geländewagen stiegen und den Zeltplatz überblickten bemerkte meine Rei-
separtnerin schnell, dass hier nicht viel Platz, Ruhe und Einsamkeit herrscht. Zelt
an Zelt, Safarigruppe an Safarigruppe und zwei Blätter fressende Elefanten am
Rande des Platzes umringt von neugierigen Touristen. Da wir zu einer der späte-
ren Gruppen gehörten, war nur noch wenig Platz inmitten des Zeltmeeres. Meine
Reisepartnerin, wie immer bekannt für ihren Sinn für echte Ruhe, suchte einen
Platz etwas den Hang herunter abseits der anderen Zelt, noch näher am Rand,
etwas einsamer. Unser Guide kam gleich hinterher und ermahnte uns wieder auf-
zuschließen, doch wir, oder eher sie, setzte sich durch. Ich blickte mich wie bereits
die Nächte zuvor um und wie immer kein Zaun, der Mensch von Tier trennte, und
diesmal auch keine weiteren Zelte in der unmittelbaren Nähe, die einem etwas Ver-
trauen gaben. Wie nur soll ich diese Nacht mit schwacher Blase im Zelt überstehen?
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Afrika | Somalia
K50 to Hell
André Riediger
Es gibt Leute, die pendeln mit dem Auto oder Bus zur Arbeit, andere mit dem Flug-
zeug. Mein Arbeitsplatz war in Somalia. Eine Reise aus den Bars Nairobis zu den
Schauplätzen des postkolonialen und vom Bürgerkrieg zerstörten Somalias.
K50 – so heißt die Landepiste zwischen Merca und Mogadischu. Beide Städte sind
50 km von dort entfernt. Mogadischu, das ist die Hölle für Europäer. Sie war einst
eine blühende, multikulturelle Stadt am Meer, heute ist sie Kampfgebiet zwischen
Alschabab und somalischer „Regierung“. Merca – wäre dort nicht der Krieg durch-
gezogen, so könnte sie Stonetown auf Sansibar Konkurrenz machen.
Wie pendelt man zwischen zwei Welten? Erfahren Sie mehr über die Nacht vor
dem Abflug nach Somalia, meinen Workshop in Merca, das Leben mit Bodyguards
und Gewehrschüssen in der Nacht, die Rückkehr mit Fieber und einem Beinaheab-
sturz während des Fluges nach Nairobi.
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Afrika | Malawi
Die Bedeutungslosigkeit von Zeit...
Ninette Brückner
... oder wie lernte ich die wahre Entschleunigung kennen.
Wer Afrika erkunden möchte, braucht Zeit und zwar sehr viel Zeit. Vor allem, wenn
man mit öffentlichen Bussen unterwegs ist. Dumm nur, wenn man die nicht hat
und sich auch keinen Mietwagen alleine leisten kann oder gar ein eigenes Fahrzeug
dabei hat. Aber da man ja auch eine andere Seite an sich selbst entdecken möchte
und neue Erfahrungen liebt, geht man eben das Abenteuer Afrika auch ohne die
genannten Komfortfahrzeuge an. Malawi ging ich nicht mehr als Afrika-Neuling
an. Benin lehrte mich bereits, was es heißt, mit öffentlichen Transportmitteln auf
dem Schwarzen Kontinent unterwegs zu sein. Busse im herkömmlichen Sinne, wie
ich sie aus Südamerika und Asien kannte – Fehlanzeige. Wie oft sehnte ich mich
nach den komfortablen Nachtbussen Lateinamerikas mit viel Beinfreiheit und eige-
nem Sitzplatz. Aber einen Vorteil gibt es dennoch in den Bussen Afrikas – ich muss
keinen Schlafsack an Bord nehmen, weil ich fast erfriere, nein, es ist kuschelig
heiß. Und das liegt nicht alleine an der tropischen Hitze, sondern an den Körpern
der afrikanischen Reisebegleiter, die sich an mich schmiegen. Wer hätte schon ge-
dacht, wie viele Menschen ein Kleinbus aufnehmen kann. Die Anzahl der Sitzplät-
ze korreliert nicht häufig mit der Anzahl der Mitreisenden. Jeder Mensch, der am
Straßenrand steht und einen Bus benötigt, wird aufgesammelt. Es handelt sich
hierbei ja um einen potentiellen Geldgeber. Und wo steht denn geschrieben, dass
ein Sitzplatz für genau einen Menschen hergestellt wurde? Purer Luxus. Außerdem
ist der Mensch ja bekanntermaßen ein Herdentier und sucht die Nähe zu anderen
Exemplaren seiner Spezies. So verbringt man die jeweilige Reise stundenlang auf
Tuchfühlung zu seinen Sitznachbarn. Auch der Fahrer soll nicht das Nachsehen
haben, so sucht auch er sich noch einen Mitfahrer, der mit ihm den Fahrersitz teilt.
Dieser Sitz ist allerdings nicht zum Relaxen gedacht, so dass der Fahrer den jungen
Mann sogleich in seine Aufgaben als Co-Fahrer einweist. Aufgabenteilung heißt die
Devise. Einer schaltet, der andere lenkt. So macht Fahren Spaß und erleichtert die
Arbeit ungemein.
Ich weiß, bis jetzt ist noch nicht ersichtlich, was das alles mit Entschleunigung zu
tun hat. Dies klingt alles eher nach Stress. Keine Angst, die Bedeutungslosigkeit
von Zeit taucht dann in meinem vollständigen Reisebericht auf.
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Asien | Israel
Eine Rundreise durch Isreal
Theresa Schulz
Über die orthodoxe Verwendung von Mülltüten, dem verschwunde-nen Shlomo und der Herausforderung des Dr. Shakshuka
Nach einem schweißtreibenden Aufstieg-
zur Ruine der Festung Masada wurden
wir nicht nur mit eisigen Windböen,
sondern vor allem mit einem beeindru-
ckenden Ausblick belohnt. Unwirkliche,
endlose Mondlandschaft und das Tote
Meer. Aus dieser Höhe – die Festung liegt
auf ungefähr 30 Meter über Null, unser
Ausgangspunkt En Gedi jedoch auf 417
Meter – sah es aus, als ob das Wasser
verdunsten würde, da der Horizont völlig vernebelt war. Wie sich später heraus-
stellte, war dies bereits die mit Sand gefüllte Luft, die vom Sinai herübergeweht
wurde. Und in diesen Sandsturm fuhren wir auf dem Weg in die Wüste Negev
direkt hinein.
Die Sicht wurde immer schlechter, die Sonne kam längst nicht mehr durch die
staubige Luft. Nachdem wir uns am Vortag bei 30 Grad im Toten Meer hatten trei-
ben lassen, fühlten sich die 5 Grad, auf die die Temperaturen gefallen waren, umso
kälter an. ...und das bei Tag in der Wüste. Das hatte ich mir definitiv anders vor-
gestellt. In Mizpe Ramon wollte uns die Vermieterin unserer Lehmhütte, durch
die ein permanenter kalter Luftstrom zog, positiv stimmen: Es solle Regen geben,
vielleicht sogar schneien. Ach! Der Niederschlag würde die Luft vom Sand reini-
gen und wir könnten vielleicht am nächsten Tag den Meteoritenkrater sehen. Als
wir abends durch die Wüstenstadt spazierten, kam der angekündigte Regen – und
brauner Matsch fiel vom Himmel. Modder auf den Klamotten, Sand zwischen den
Zähnen, Schmutz auf der Haut...
Ob wir den Krater noch gesehen haben, steht in dem kleinen Bericht über meine
Rundreise durch Israel.
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Asien | Indien
Same same but different
Jonathan Buttmann
Ein halbes Jahr im Wahnsinn des Indischen Subkontinents oder wie ich Indien lieben und hassen lernteEin halbes Jahr mit Rucksack und schmalem Budget durch das Indien der 90er. In
die Berge des Himalaya, an Palmenstrände, durch die Wüsten und Megalopolen.
Auf den Rücken von Mopeds und Kamelen, in Gepäcknetzen überfüllter Züge, auf
Booten und Busdächern oder in den Händen von Kamikaze-busdrivern. Von Gau-
nern, Heiligen, Lebenskünstlern, Hippies und Magiern...
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Vom Rettungsboot ins indonesische Fernsehen
Lars Hanf
Meine Reisegeschichte beginnt auf den Banda-Inseln und führt auf die größtenteils
vom Dschungel bedeckte und für ihre farbenprächtige Vogelwelt bekannte Insel Se-
ram. Schon die Fahrt hat so ihre Höhepunkte: eine vollkommen überfüllte Fähre,
auf der es scheinbar keinen Platz zum Sitzen gibt bis wir die Rettungsboote entde-
cken; dann geht es mit ausschweifenden Wartezeiten mit Bus und Fähre weiter, ein
Traum für unsere Bus Crew, die die Zeit nutzt, um sich zu betrinken. Wir werden
dann scheinbar im Nirgendwo an einem Abzweig in den Dschungel abgesetzt und
müssen uns mit schwerem Gepäck auf einer Dschungelpiste bis zu unserem Ziel
quälen. Hier treffen wir auf ein indonesisches TV-Team und werden Hauptakteure
in einer Doku über den Manusela-Nationalpark. Dabei gehen wir auf erfolglose
Krokodiljagd, schlafen auf einer Plattform in den Baumkronen, genießen die ein-
zigartige Vogelwelt und lernen viel über deren Probleme und ….
Asien | Indonesien
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Südamerika | Peru
Lost in den Anden
Ninette Brückner
Ich bin gern alleine auf Reisen. Für mich bedeutet das, keine Kompromisse einge-
hen zu müssen, machen zu können, worauf ich selbst Lust habe, viel offener neuen
Menschen gegenüber zu treten und vor allem Freiheit zu erleben. In Peru musste
ich allerdings schmerzlich erkennen, was Alleinsein noch bedeuten kann.
Es begann damit, dass ich alle Warnungen, die ich bezüglich der Höhenkrankheit
las, in den Wind schlug. Höhenkrankheit? Ach was. Ich bin doch nicht zum ersten
Mal im Hochgebirge unterwegs. Was kann denn schon in der Höhe passieren? Ich
habe meine Kindheit im Gebirge verbracht. Zwar nur Mittelgebirge, aber immer-
hin. Die höchste Erhebung des Thüringer Walds liegt noch unter 1000 Metern. Und
um ehrlich zu sein, habe ich mich in meiner Kindheit nie auf den Gipfel des höchs-
ten Berges begeben. Kindheit? Ja, die Kindheit, lang ist’s her. Eigentlich lebe ich
schon fast 20 Jahre eher in den topographischen Niederungen Deutschlands.
Wo ich wohne, gibt man schon einer 115 Meter-Erhebung den Namen Berg.
Aber ich besitze ja noch ein As im Ärmel, ich bin körperlich topfit und sportlich.
Das wäre ja gelacht. 5000 Meter ist doch geradezu ein Kinderspiel. Wir reden ja
hier nicht davon, dass ich den Mount Everest besteigen will. Und was die kleinen
Indio-Frauen können, kann ich doch schon lange. Zumal ich doch Unmengen an
Geld im Fitness-Studio lasse.
Zwei wichtige Komponenten bei dem Ausflug auf 5000 Meter Höhe vergaß ich al-
lerdings in meiner Euphorie, diese wundervolle Andenlandschaft zu erblicken.
Die Zauberwörter heißen Akklimatisierung und Gesundheit. Nun ja, mein Körper
strotzte nicht unbedingt vor Gesundheit. Mein Magen-Darm-Trakt revoltierte. Und
ich konnte es kaum erwarten, die Baumgrenze hinter mir zu lassen und im Schnee
zu stapfen. Im Schnee stapfen? Bin ich nicht etwa vor dem harten deutschen Win-
ter geflohen? Und hier in Peru freue ich mich nun auf Schnee und die verhassten
eiskalten Temperaturen? Egal, Peru ist ja nicht Deutschland, und das reicht doch
schon als Argument. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle noch erwähnen, dass mein
Ausgangspunkt am Vorabend auf Meereslevel lag, und meine Akklimatisierungs-
phase lediglich aus der Nachtbusfahrt nach Huaraz bestand.
Keine Angst, ich stürze nicht ab und muss ums Überleben in einer Gletscherspalte
kämpfen, aber um mein Leben bangte ich trotzdem.
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Australien
„Drive Baby Drive.“
Anne Wenglarski
Australien* 3753 km + 800 km Great Ocean Road
Endlos lange Straßen. Unverschämte „Geradlinigkeit“ von Asphalt und roter Erde.
Immer und einfach nur geradeaus. Wer mit dem Auto quer durch den Kontinent
Australien reist, wird am Ende nicht viele Kurven gefahren sein. Dafür kann er
dann eine Fotosammlung „kunstvoll verrottender Autos am Straßenrand“ vorwei-
sen und energisch der Frage nachgehen, was man eigentlich macht, wenn einem
sein eigenes Automobil in dieser wunderschönen Einöde unterm Hintern versagt.
Denn Engel auf Rädern, vorzugsweise in gelben Overalls, sind hier nicht zu fi nden.
Aber gut so! Wir wollen schließlich das Abenteuer. Auf unserer abendlichen Suche
nach einer geeigneten Schlafstätte „Irgendwo im Nirgendwo“ gerate ich in dieser
Nacht an meine „+“ Fahrkünste.
Denn, die Könige der Truck-Welt sind erwacht. Riesige Geschöpfe, imposante Me-
talluniversen auf Rädern, in die Länge gezogene, eigene Welten, legal ohnehin, an
Konkurrenz nicht zu denken, auf den Straßen Australiens ist Stau ein Fremdwort.
Mit ihren bis zu 53 Metern Länge fügen sie sich elegant in die Landschaft ein und
verhindern auf noch viel elegantere Weise die Aussicht auf ALLES weiter vorne lie-
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Australien
gende, welches, mit einbrechender Dunkelheit, zu einer undurchdringlichen Ein-
heit verschmilzt. Langsam erinnere ich mich schwach:
”Driving in Australia means having to know Australian traffic rules and regulati-
ons! and that means... drive on the left-hand side of the road.“
Mit der Dämmerung, die sich von „Jetzt“ auf „Gleich“ vollzog, kam dann die Lö-
sung. LICHT! Klingt Paradox, war aber ganz einfach. Ich habe nur etwas länger
dafür gebraucht, die Zeichen eines leidenschaftlichen Truckfahrers zu deuten. Und
mich in dieser Situation auf ungefähre „Wahrscheinlichkeitsrechnungen“ von Ge-
genverkehr meiner mathematisch hochbegabten Mitfahrer einzulassen, war nicht
drin. Immer wieder blinkten seine Rücklichter energisch auf. Besondere Aufmerk-
samkeit schenkte ich dabei seinem rechten Blinker.....der sich nun in monotoner
Regelmäßigkeit durch die Nacht blinkte. Was er mir damit sagen wollte, ist spätes-
ten „JETZT“ jedem klar. „DRIVE BABY DRIVE“.
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