Samstag,28.Dezember2013 … · Richard Clayderman magDeutschlandbesonders. Nichtnur,weilmansichdort...

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KulturNummer 300 Samstag, 28. Dezember 2013

Von Peter Bruker

Furtwangen. Eine knappe hal-be Stunde an Zugaben muss-ten »Bluesquamperfect« spie-len, ehe sie unter lautem be-geisterten Gegröle der Zu-schauer weit nach Mitternachtendlich die Bühne verlassendurften. Davor wurde in derFesthalle von Furtwangen(Schwarzwald-Baar-Kreis) einbegeisternder Ritt durch fünfJahrzehnte Rock ‘n’ Roll gebo-ten, der seinesgleichen imSüdwesten sucht. Die Furt-wanger Kultband hatte – esdürfte das inzwischen 17.oder 18. Mal gewesen sein,denn genau weiß das wohlkaum noch jemand – zu ihremWeihnachtskonzert am Ste-phanstag eingeladen. Und eswar eines der besten Konzer-te, welche die eher schmuck-lose Halle in Furtwangen jeerlebt haben dürfte.

Schwarze Anzüge,Sonnenbrillenund weihnachtlicheZipfelmützen

Das fing schon mit der Vor-gruppe an: »Late Castle andHe White Autumn«, eine ausVöhrenbach (Schwarzwald-Baar-Kreis) stammende For-mation, die sich dem purenRock ‘n’ Roll verschriebenhat. Es ist enorm, wie sehrsich diese Band in jüngsterZeit entwickelt hat. Souveränschafften sie es, angestaubteKlassiker in einem neuen mu-sikalischen Gewand auf dieBühne zu holen, ohne dass da-bei das ursprüngliche Flairdieser Songs verloren ging.Im Mittelpunkt ihrer Showder charismatische SängerFlorian Klausmann und diemit einer immer wieder elekt-risierenden Stimme gesegneteMariann Grieshaber. TobiHarter steuerte typische Rock‘n’ Roll-Versatzstücke en mas-se an der Gitarre bei, ToniBurger streute ungezählte Sa-xofon-Solis ein, während Bas-sist Konrad Stöckl zusammenmit Schlagzeuger Simon Man-gold für das treibende Funda-ment sorgte. Schnell sprangder Funke auf das Publikum

über, und nach nur kurzerZeit wurde es eng auf derTanzfläche vor der Bühne.»Late Castle and He WhiteAutumn« – der Bandname be-deutet eine Wort-für-Wort-Übersetzung von »Spätbur-gunder-Weißherbst« unddürfte wohl zu später, weinse-liger Stunde entstanden sein –spielten in Furtwangen nureinen rund einstündigen Teilihres Programms, doch amEnde ihrer Show hatten sie er-hebliche Mühe, die Bühneverlassen zu können, denn zulautstark waren die Zugabe-Rufe der Besucher. Dass eineVorgruppe, welche direkt vordem Hauptact auf der Bühnesteht, von den Zuschauern

derart frenetisch gefeiertwird, hat sicherlich Selten-heitswert.

Schwarze Anzüge, Sonnen-brillen, auf dem Kopf eineweihnachtliche Zipfelmütze –so betraten »Bluesquamper-fect« durch das Publikum zurBühne gehend ihren Arbeits-platz für die kommenden dreiStunden. Und dann war eswieder da, jenes kultige Blues-quamperfect-Feeling, das die-se Band immer und immerwieder ihren Zuschauernschenkt. Die Show wie stetsperfekt, mit mal mehr, malweniger versteckten Gags. ImMittelpunkt dabei BandleaderRolf »Royce« Langenbach ander Gitarre, wobei man bei

ihm nie den Eindruck hat,dass er sich allzusehr in denVordergrund spielt. ImGegenteil: Es gab immer wie-der reichlich Gelegenheitenfür die anderen Bandmitglie-der, ihre Soli und ihren Partan der Show mit einzubrin-gen. Beispielsweise GitarristNorbert Klausmann, ob des-sen Gitarrenkünsten somanch einer im Publikum nurungläubig staunte. Oder dieBläsersektion mit AndreasHehl (Trompete), Karin Hö-wer und vor allem HansBausch (beide Saxofon). Sieboten perfekt getimte Bläser-sätze, mal schneidend, malsoft im Sound. Dass sie sichbei »Hey Jude«, einer der zahl-

reichen Zugaben, welche dieBand spielen musste, untersPublikum mischten, war einzusätzliches Schmankerl die-ses Abends.

Klaus »Bo« Rimbrecht amBass und Johannes Schmidtam Schlagzeug sorgten – manist versucht zu sagen wie ge-wohnt – für das perfekt groo-vige und treibende Elementder Songs. Und dann schließ-lich Andrea Klausmann. Stän-dig in tänzelnder Bewegungund mit einer Stimme zum da-vor niederknien sorgte sie fürmanches Highlight an dieseman Highlights so reichenAbend.

Wie immer bei »Blues-quamperfect« wechselten sich

Coverversionen von Blues-,Soul- und Funktiteln mitEigenkompositionen ab. Undwie immer waren hier keiner-lei Brüche zwischen den Co-verversionen und den über-wiegend von Rolf »Royce«Langenbach komponiertenSongs festzustellen, wasdurchweg für die Qualität derLangenbach-Kompositionen,die sich nahtlos ins Gesamt-programm einfügten, spricht.

Susan Sauter sorgt mitihrer Mundharmonikafür puresGänsehautfeeling

Tradition bei diesem kultigenWeihnachtskonzert der etwasanderen Art hat auch, dasssich die Band Gäste auf dieBühne einlädt. In diesem Jahrwar es die aus Trossingenstammende 24-jährige Mund-harmonika-Weltmeisterin Su-san Sauter. Der erste Eindruckdabei war, dass hier etwasnicht zusammenpasst: eineaufgeheizte Stimmung unterden begeisterten Zuschauern,ständiges Gewusel und Actionauf der Bühne und dann diesejunge, fast schüchtern wirken-de Frau mit ihrer chromati-schen Mundharmonika aufder Bühne. Doch dieser ersteEindruck täuschte. Stattstampfender Rhythmen hatteSusan Sauter sich die Ballade»Your Song« von Elton Johnausgesucht. Und im Nu hattesie die Besucher auf ihre Seitegezogen. Plötzlich herrschtedas viel zitierte Gänsehautfee-ling in der Halle, »Bluesquam-perfect« nahmen sich zurück,fanden sich in der Rolle einerhochkarätigen Begleitbandwieder. Es folgten zwei Kra-cher von Stevie Wonder, beidenen Susan Sauter Klängeaus ihrer Mundharmonikazauberte, die hohes Sucht-potenzial hatten.

Am Ende Beifall über Bei-fall, lautstarke Zugaberufe,die Gehör fanden und dieFreude darüber, dass es ja nurnoch 364 Tage dauert, bis»Bluesquamperfect« wiederzu ihrem Weihnachtskonzertder besonderen Art in dieFurtwanger Festhalle bitten.

Schweißtreibend durch 50 Jahre Rock ‘n’ RollOh du Fröhliche: »Bluesquamperfect« und »Late Castle and He White Autumn« lassen die Furtwanger Festhalle erbeben

Von Sabine Glaubitz

Paris. Richard Claydermanmag Deutschland besonders.Nicht nur, weil man sich dortum den Candlelight-Song»Ballade pour Adeline« riss,mit dem der Franzose 1976schlagartig berühmt wurde.Damals habe sich die Balladeallein in Deutschland mehrals 900000 Mal verkauft, wieder Pianist in einem Interviewsagte.

»Ich mag Deutschland undhabe viele schöne Erinnerun-gen an meine Konzerte dort«,erklärte der französische Mu-siker in dem Gespräch weiter.Die deutschen Fans seien sehrtreu. Sie lassen sich begeisternund verzaubern. Im Frühling2014 will Clayderman, derheute 60 Jahre wird, mit sei-nen Romantik-Liedern dasdeutsche Publikum wieder indas Reich der Träume und Ge-fühle entführen. Auf seinemFlügel will er bekannte undneue Lieder aus seinem jüngs-ten Album »Romantique«spielen.

Der schlichte Titel ist Pro-gramm für seine Musik. Clay-dermans Romantik ist zeitlosund geht ans Herz. Mit seinenseichten Liedern soll der blon-de Beau mehr Platten verkaufthaben als Bob Dylan, Cold-play, Adele oder Lady Gaga.

Der als Philippe Robert Pa-gès geborene Pianist spielt seitmehr als 30 Jahren Hits der

Gefühle wie »Don’t Cry Forme Argentina«, »How Deep IsYour Love« und »Yesterday«.Dass er als Prinz der Roman-tik gilt, stört ihn nicht weiter.Der Stil entspreche seiner Per-sönlichkeit. Er sei ein zurück-haltender Mensch und einewiger Optimist, wie er vonsich selbst behauptet.

Für Schlagzeilen in der Öf-fentlichkeit sorgt der Franzosetatsächlich kaum. Die Be-kanntgabe der Trennung vonseiner zweiten Frau im Jahr2003 verlief ohne Rauschenim Blätterwald und ohne Ro-senkrieg. Und die Hochzeitmit seiner langjährigen Freun-din Typhaine vor drei Jahrenfand klammheimlich statt. Pri-vat hört Clayderman so ziem-lich alles: angefangen vonKlassik bis hin zu Pop undRock. Beruflich hingegenblieb er seinem Stil treu.

Prinz der RomantikRichard Clayderman feiert 60. Geburtstag

Beschwört mit sanften Klängengroße Gefühle: Heute feiert Ri-chard Clayderman seinen 60.Geburtstag. Foto: Düren

Von Matthias Röder

Wien/New York. Die österrei-chisch-ungarische Sängerinund Operettendiva Marta Eg-gerth ist am Donnerstag imAlter von 101 Jahren in NewYork gestorben. Dies berichte-te gestern die österreichischeNachrichtenagentur APAunter Berufung auf Familien-kreise. Die in Budapest gebo-rene Eggerth war eines der be-kanntesten Gesichter des Ufa-Operettenfilms in den 30er-Jahren. Mit ihrem Mann, demTenor Jan Kiepura, bildete sieein Traumpaar auf Bühne undLeinwand der Zwischen-kriegszeit. Das Paar floh vorden Nazis 1938 in die USA.

Zu Eggerths wichtigsten Fil-men zählen »Kaiserwalzer«und »Leise flehen meine Lie-der«. Die »Callas der Operet-te« zählte zu den populärstenStars ihrer Zeit. Sie stand be-reits als Elfjährige auf derBühne. Komponist EmmerichKalman holte die junge Sän-gerin 1930 von Ungarn nachWien. Über Berlin und Parisstartete das Wunderkind eineinternationale Karriere, er-oberte die Bühne und denOperettenfilm, feierte Erfolgeals »Csárdásfürstin«, »LustigeWitwe« und »Blonde Car-men«. Sie begegnete RichardStrauss und arbeitete mit Ro-bert Stolz sowie Franz Lehár,der ihr Lieder und Stücke aufden Leib schrieb.

In Hollywood und amBroadway konnten Eggerthund Kiepura an die Erfolge inEuropa anknüpfen. Den wohlgrößten gemeinsamenTriumph feierten der Tenormit dem slawischen und dieSopranistin mit dem ungari-schen Akzent in Franz Lehárs»Die lustige Witwe«.

Marta Eggerth und Jan Kie-pura galten über Jahre hinwegals herausragende Botschafterdes deutschen Films und derösterreichischen Operette. Im-mer wieder kehrte die in NewYork lebende Sängerin fürKonzerte nach Deutschlandund Österreich zurück. Demdeutschsprachigen Publikumrief sie sich 1999 in dem »Tat-ort«-Krimi »Nie wieder Oper«in Erinnerung, gemeinsammit Sängerkollegen wie GerdaScheyrer und Walter Berry.

»Callas der Operette«Sängerin Marta Eggerth ist tot

Wien. Das traditionelle Neu-jahrskonzert der Wiener Phil-harmoniker legt in diesemJahr einen Schwerpunkt aufdas Gedenken an den Aus-bruch des Ersten Weltkriegs.Erstmals werde der »Friedens-palmen Walzer« von JosefStrauss gespielt, kündigte Or-chester-Vorstand ClemensHellsberg gestern in Wien an.Mit Daniel Barenboim amPult hätten die Philharmoni-ker bewusst einen Dirigenteneingeladen, der mit seinemWest-Eastern Divan Orchestrafür Frieden und Menschen-rechte eintrete. Barenboim di-rigiert das nach ORF-Angaben»meistgesehene Kultur-Ereig-nis der Welt« nach 2009 zumzweiten Mal.

Gedenken an denErsten Weltkrieg

Berlin. Der Berliner Martin-Gropius-Bau zeigt ab Herbst2014 eine große Ausstellungüber den italienischen Filme-macher Pier Paolo Pasolini(»Accattone – Wer nie seinBrot mit Tränen aß«, »Die 120Tage von Sodom«). Die Schau(11. 9. 2014 bis 5. 1. 2015) do-kumentiere mit Briefen,Fotos, Zeitungsausschnittenund Filminstallationen Lebenund Werk eines der bedeu-tendsten poetischen Realistendes europäischen Films, kün-digte das Museum gestern an.

Gropius-Bau zeigtPier Paolo Pasolini

Ein Weihnachtskonzert der besonderen Art boten »Bluesquamperfect« (links oben) in der Festhalle Furtwangen. Mit dabei auch die ausTrossingen stammende Mundharmonika-Weltmeisterin Susan Sauter (rechts oben). Als Vorgruppe begeisterte mit purem Rock ‘n’ Roll dieVöhrenbacher Band »Late Castle and He White Autumn« nicht nur Schauspieler Walter Sittler im Publikum. Fotos: Kienzler

Baden-Baden. 1,1459 Milliar-den Euro Überschuss soll dieReform der Rundfunkgebüh-ren nach den Berechnungender Kommission zur Ermitt-lung des Finanzbedarfs derRundfunkanstalten (KEF) bis2016 in die Kassen spülen.Nachdem diese Summe be-

kannt wurde, hat sich vorWeihnachten der Vorsitzendeder Freunde und Förderer desRadio-Sinfonieorchesters, Ul-rich Kostenbader, mit einemoffenen Brief an den Inten-danten des Südwestrundfunks(SWR), Peter Boudgoust(Bild), gewandt. Darin forderter die Rücknahme der Fu-sionspläne der SWR-Rund-funkorchester in Baden-Ba-den/Freiburg und Stuttgartund stützt sich auf die Be-hauptung, dass die Hälfte derkünftigen Mehreinnahmenbei den Rundfunkanstaltenbleibe. Dieser Behauptung hatBoudgoust postwendend wi-dersprochen und erklärt,»dass im Ergebnis kein Centder Mehreinnahmen bei denAnstalten als Plus verbleibt.«

SWR: mehr Geld –Spardruck bleibt

Marta Eggerth (†) Foto: Elsner