Post on 05-Apr-2015
Schulvermeidung aus kinder- und jugendpsychiatrischer Sicht
OÄ C. OppermannFÄ für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
Schulvermeidung aus kjp- Sicht: physiologische Ängste
Säuglinge und Kleinkinder: reagieren in Angstsituationen mit Schreien, weglaufen, Festklammern, festhalten der Bezugsperson; können nicht zwischen inneren und äußeren, realen und phantasierten Gefahren unterscheiden
frühes Kleinkindalter: Trennungsängste, Angst vor fremden Personen und neuen Situationen (Achtmonatsangst, Fremdeln)
Vorschulalter: diffuse Ängste vor Dunkelheit, Gespenstern und Monstern, vor Naturerscheinungen (Gewitter)
Schulalter: Sozialisationsängste, Ängste vor Krankheiten / Verletzungen, vor ärztlichen eingriffen, vor Unfällen und vor Tod
Pubertät: massive Reifungsängste
Schulvermeidung aus kinder- und jugendpsychiatrischer Sicht
Symptom-genese
Schulangst Schulschwänzen Schulphobie
Ausweichen aus Leistungs- oder Sozialängsten
Vermeidung von UnlustÜberwechseln in lustbetonte Verhaltensweisen
Verdrängung der Angst vor Verlassenwerden von der Mutter,Verschiebung auf Schule
pathogene Faktoren
psychische oder physische Insuffiziens(Lern- oderKörperschwächen)
mangelnde Gewissens-bildung, Deprivation,Bindungsschwäche
Mutter-Kind-SymbioseVerlassenheits-ängste
Effekt
zunächst affektive Erleichterung, jedoch Angst vor Kontakt- und Liebesverlust der Eltern
ambivalente Bejahung der Schulverweigerung und Risiken der Ersatz-handlungen,Furcht vor Strafe
Mutter-Kind-Gemein-
schaft bleibt erhalten, Gefahr
der Trennung bleibt,
Konfliktaufschub
Es- unterste, ursprünglichste Schicht
- Lust-Unlust-Prinzip- sofortige und totale Befriedigung
der Impulse,- kennt keine Logik, Moral,
Beständigkeit,- zeitlos, unberechenbar,
unbelehrbar- enger Zusammenhang mit
dem Somatischen- primärprozesshaftes Denken
vorherrschend= Reservat von Wünschen,
Bedürfnissen, Trieben
Strukturmodell
ICHIch-Funktionen:
- Wahrnehmung (Unterscheidenkönnen)- Gedächtnis
- (willkürliche) Motorikarbeitet nach dem Realitätsprinzip
(Realitätserhaltung),denkendes / planendes System,
Träger des Bewusstseins (wenn auch z.T. unbewusst)
synthetische Funktion (Vermittlerrolle)--> zwischen Strebungen der Umwelt
und Über-Ich-Verboten,sammelt Erfahrungen,
schützt durch Entwicklung von (Signal)angst,ist die eigentliche Angststätte,
ist psych. Selbsterhaltungsorgan,Abwehrmechanismen = Hilfsmittel des ICH,
realitätsnahe Steuerung des ES (wieein Reiter das Pferd)
ÜBER-ICHSystem aller Motive, die aus Familie /
Sozietät übernommen werden,eigenständiges Gewissen,
hängt mit gefürchtetem Eltern-Objekt zusammen,
(Moral, Gebote, Verbote, Normativen;enthält einschränkende, verfolgende,
verbietende, bestrafende Motive - Schuldthematik)
Ideal-ICH / ICH-Ideal= inneres Wunschbild,
(Ehrgeiz, Werte der persönlichen Lebensgestaltung),
Maßstab der Eigenentwicklung,geliebte Seite des Eltern-Imagos, liefert
narzißtische Gratifikation für idealorientiertes Verhalten
(reife Funktion: Erleben eines guten Narzißmus;
reife Gewissensentwicklung,relativ unabhängig von Lob und Tadel
TriebpsychologieBetrachtung unter dem Gesichtspunkt
von Wünschen und Bedürfnissen, geformt von früheren Erfahrungen,
verkörpert in bewussten und unbewussten Phantasien,
daraus resultierende Konflikte und ihre Lösungen:
Angst, Schuld, Scham, Hemmungen,Symptombildungen,
pathologische Charakterzüge
Ich-PsychologieBetrachtung unter dem Gesichtspunkt
von:- Fähigkeit zur Anpassung,
- zur Realitätsprüfung,- Abwehrprozesse,
Umgang mit der inneren Welt der Bedürfnisse, Affekte,
Umgang mit der äußeren Welt der Realitätsanforderungen
Psychoanalyse - Theorien
Psychologie des SelbsterlebensBetrachtung unter dem Gesichtspunkt von:
- anhaltenden subjektiven Befinden in Hinblick auf eigene Grenzen, Kontinuität,
Wertschätzung, Reaktionen auf Schwankungen des subjektiven Zustandes,
- Selbst-erleben,- zentrale Stellung des Selbst:
Differenzierungsgrad (Getrenntsein)Grad von Ganzheit / Fragmentierung,
Kontinuität / Diskontinuität,Wertschätzung
Psychologie der ObjektbeziehungenBetrachtung unter dem Gesichtspunkt von:- Objektbeziehungen, so wie sie vom Kind
erlebt wurde /wird, was sich im Gedächtnis niederschlägt,
was sich wiederholt,- die Wiederholung des Familiendramas
(Suche nach Liebe, Streben nach Bewältigung)
Schulvermeidung aus kinder- und jugendpsychiatrischer Sicht
Angststörungen:
pathologische Ängste -> Grad und Dauer der Angstreaktion stehen in einem starken Mißverhältnis zu auslösenden und angeschuldigten Ursachen
emotionale Störungen mit Trennungsängsten F 93.9 phobische Störungen des Kindesalters F 93.1 Störung mit sozialer Überempfindlichkeit F 93.2 ... generalisierte Angststörung F 41.1 phobische Störungen F 40 Panikstörung F 41.0 affektive Störungen F30-39 Persönlichkeitsentwicklungsstörungen F60 psychische und Verhaltensst. durch psychotrope Substanzen F 1
jeder Therapie geht eine umfassende Diagnostik voraus
Schulvermeidung aus kjp- Sicht; emotionale Störung mit Trennungsangst
Hauptmerkmal: focusierte, ausgeprägte Angst vor der Trennung von solchen Personen, an die das Kind gebunden ist, nicht Teil einer generalisierten Angst in vielen Situationen
unrealistische, vereinnahmende Besorgnis über mögliches Unheil, welches Hauptbezugspersonen zustoßen könnte, oder Furcht, dass diese weggehen und nicht wiederkommen könnten
unrealistische, vereinnahmende Besorgnis, dass irgendein unglückliches Ereignis das Kind von einer Hauptbezugsperson trennen könnte (z.B. Kind geht verloren, wird gekidnappt, ins Krankenhaus gebracht...)
Furcht vor Trennung, mehr als aus anderen Gründen, wie Furcht vor Ereignissen in der Schule, resultierende und überdauernde Abneigung oder Verweigerung die Schule zu besuchen
Schulvermeidung aus kjp- Sicht; emotionale Störung mit Trennungsangst
anhaltende Abneigung oder Verweigerung, ins Bett zu gehen, ohne dass eine Hauptbezugsperson dabei ist oder in der Nähe ist
anhaltende, unangemessene Furcht, allein oder tagsüber ohne eine Hauptbezugsperson zu Hause zu sein
wiederholte Alpträume über Trennung
wiederholtes Auftreten somatischer Symptome (wie Übelkeit, Erbrechen, Bauch- und Kopfschmerzen...) bei Trennung von einer Hauptbezugsperson, wie bei Verlassen des Hauses, um in die Schule zu gehen
extrem wiederkehrendes Unglücklichsein (z.B. Schreien, Wutausbrüche, Unglücklichsein, Apathie oder sozialer Rückzug in Erwartung von , während oder unmittelbar nach der Trennung von einer Hauptbezugsperson)
Schulvermeidung aus kinder- und jugendpsychiatrischer Sicht
disponierende Bedingungen
protektive Faktoren:individuelle Ressourcen (angeboren /erworben)soziale Ressourcen
Risikofaktoren:individuelle FaktorenUmweltfaktoren
angeborene und erworbene Vulnerabilität /Reslienz
Coping / Bewältigungs-mechanismen
StressorenEntwicklungsaufgaben
FehlanpassungpsychischFe Auffälligkeiten
Coping / Bewältigungs-mechanismen
Stressoren Entwicklungsaufgaben
weiterer Verlauf:Bewältigung / Kompensationoder Chronifizierung
auslösende FaktorenProzesse
verlaufsbestimmendeFaktorenProzesse
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