Und wenn der Hund doch trächtig werden soll – von der ... · Abortus infektiöse Ursachen...

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Und wenn der Hund doch trächtig werden soll –von der Deckzeitbestimmung bis zur Geburt

Anja Becher

Universitätsklinik für Geburtshilfe,

Gynäkologie und Andrologie

Deckzeitbestimmung

� Anamnese:

� Wieviele Tage ist die Hündin Ihrer Meinung nach läufig?

� Wieviele Graviditäten hatte die Hündin bereits?

� Hat die Hündin bei der letzten Deckung aufgenommen?

� Wurde eine Deckzeitbestimmung gemacht?

� Wieviele Welpen hat sie bei der letzten Gravidität geboren (vital?)

� Wie war die Nachgeburtsphase?

� Wie lange ist die Anreise zum Rüden?

Deckzeitbestimmung

� Anamnese� Vaginale Inspektion:

1. Adspektion der äußeren Genitalien• Fluor (nein/ja – Farbe)• Ödemisierungsgrad (+ / ++ / +++)• Genitalreflex

2. Setzen des Spekulums, Beurteilung der Vaginal-SH• Ödemisierungsgrad (+ / ++ / +++)• Sekret• Fältelung (Sekundärfalten?)• (Farbe)

Deckzeitbestimmung

� Anamnese� Vaginale Inspektion�Abstrich für exfoliative Vaginalzytologie:

• Einführen der Öse/des Tupfers durch das Spekulum

• Entnahme einer Zellprobe vom Vaginaldach

• Ausstreichen (Öse)/Ausrollen (Tupfer) auf dem Objektträger

• Entfernen des Spekulums (Haftwiderstand?)

Deckzeitbestimmung

� Anamnese� Vaginale Inspektion�Abstrich für exfoliative Vaginalzytologie�Blutabnahme zur Progesteronbestimmung:

Übersicht - Hormonverlauf

Deckzeitbestimmung - Zyklusphasen

Deckzeitbestimmung – exfoliative Vaginalzytologie

Papanicolaourot – blau

Schnellfärbungblau

HaemafixFärbung nach Papanicolaou

Deckzeitbestimmung – exfoliative Vaginalzytologie

Deckzeitbestimmung – exfoliative Vaginalzytologie

Deckzeitbestimmung - Bakterien

Unterscheide:

Verkeimung = Zunahme der phys. Vaginalflora

Therapie: 1-2x lokal (oder parenteral) Breitband-AB

Infektion = meist Monokultur, Entzündung

Therapie: Antibiose nach Antibiogramm

keine prophylaktische AB-Behandlung!

Klinische Symptome? Vaginalzytologie? Positiver Bak.-befund? Grad des Befalls?

Deckzeitbestimmung - Progesteronmessung

Target®BioMetallics, Inc.

Ovucheck Premate®Synbiotics Corporation

Hormonost®Biolab GmbH

Semiquantitativ-Schnelltests: EIA [Enzymimmunoassay (= ELISA Enzyme-linked immunosorbent assay)]

Quantitativ: EIA oder RIA [Radioimmunoassay]

LH-Peak bei ca. 2,2 ng/ml bzw. 7 nmol/l

Ovulationen bei ca. 5 ng/ml bzw. 15-25 nmol/l

Optimale Deckung bei 12-15 ng/ml bzw. 40-60 nmol/l

� Allgemeinerkrankungen

� Fehlbildung/Funktionsstörungen von Gebärmutter und Ovarien

� Falsche/ keine Deckzeitbestimmung

� Infektion des Genitaltraktes (Bakterien, Viren, Mykoplasmen)

� Hormonelle Störungen (Schilddrüse, Gelbkörper)

� Infertiler/Infizierter Rüde

Konzeptionsstörungen

Konzeptionsstörungen - Infektionen

Bakterien

(Physiol. Flora erhöht – Verkeimung…)

Monokultur – Infektion

� klinische Manifestation: Vaginitis, Endomitritis, Pyometra, Zyklusstörungen, Infertilität� am häufigsten nachgewiesen:

• Staphylokokken• Beta-hämolysierende Streptokokken• E. coli• Pasteurellen• Pseudomonas• Mykoplasmen

� Antibiotische Behandlung gemäß Resistenztest

Konzeptionsstörungen - Infektionen

Bakterien

Mykoplasmen

Saprophytäre Keime, fakultativ pathogen (M. canis),

zellwandlos! (AB-Wirkungsweise…)

� Übertragung:Deckakt, aerogen, Schleimhautkontakt, intrauterin, während der Geburt

� Symptome der Hündin:Vaginitis, Unfruchtbarkeit, Resorptionen- kleine WürfeAborte, lebensschwache Welpen

� Therapie: Gyrasehemmer, Tetrazykline

� Frühzeitige Tupferprobe, frühzeitige Therapie!

Konzeptionsstörungen

Viren

CHV-1: Canines Herpesvirus

� Übertragung:Deckakt, SH-Kontakt, intrauterin, sub partu, Mensch (indirekt)

Infektion lebenslang, latent, ständiger Virusträger

� Klinik:Infertilität, Aborte, Geburt lebensschwacher oder toter Welpen,Welpensterben

� Diagnose:Erregernachweis in Abortprodukten, Serologie (nur 6 Wochen nach Infektion)Virusnachweis in Tupferprobe (vaginal, Nasen-Rachenraum)

� Therapie:Prophylaxe! Impfung!

� Sonographie: ab dem 25. Tag ein gesicherter Nachweis der Fruchtkammern mit dem Embryo möglich

� Adspektion: Ödemisierung der Vulva, grauweiße serös-schleimige Sekretion in mittlerer Menge

� Vaginale Inspektion: (ab der 3. Woche) Ödemisierung der Vaginalschleimhaut, deutliche Ausbildung des kaudalen Zervikalwulstes, serös-schleimiges Sekret in reichlicher Menge

� Palpation: ab dem 25. Tag der Gravidität deutliche Ampullen mit glatter Oberfläche

� Röntgen: Einzige Möglichkeit der Bestimmung der Anzahl der Föten- ab dem 50. Tag der Gravidität

Graviditätsdiagnose

� Nidationsstörung

• Klinische Symptome: rot-brauner, blutiger Vaginalfluor, evtl. noch östrisches Vaginalbild?

• Therapie: • Evtl. Progesterontherapie (Gestagene sind in der ersten Hälfte der Gestation

teratogen); AB

• Dopaminantagonisten (Prolaktin ↑) (Metoclopramid/Paspertin®)

� Fruchtresorption

• Ursachen: Hormonelle Störung, Trauma, Infektion

• Klinische Symptome: meist symptomlos, selten gestörtes Allgemeinbefinden,nach dem 25. Tag der Gravidität deutliche sonographische Hinweise auf Resorptionsvorgänge

• Therapie: siehe Nidationsstörung

Probleme während der Gravidität

� Abortus

infektiöse Ursachen

− Bakterien (Brucellen, Strc, Staph, E. coli)

− Viren (CHV, CPV, Staupe, CAV)

− Protozoen (Toxoplasma gondii)

nicht-infektiöse Ursachen

− maternale endokrine Dysfunktionen

− Medikamente

− Trauma

− Immunologische Faktoren

− Genetische Störungen

− Umwelt/Ernährung

• Vaginalfluor im letzten Drittel

• blutig: Abortus imminens � Antibiotika und Gestagene

• missfarben, evt. übelriechend: infektiöse Genese, Graviditätserhaltung nicht mehrbeeinflussbar

Probleme während der Gravidität

• Anamnese• Allgemeine klinische Untersuchung• Spezielle gynäkologische Untersuchung einschl. Sonographie

• Vaginaltupfer zur BU• Hormonstatus: P4, T4, TSH• Abortprodukte (BU, VU)

� Diagnostisches Vorgehen bei Fruchtresorption & Co.

� Sofortmaßnahmen

• hochdosiert Breitspektrumantibiotika• evt. Substitution von Progesteron • regelmäßige Kontrolle! Allg., Spez., Sono (Früchte, Fruchtwasser, Plazenta)

• bei Absterben des gesamten Wurfes: AB + Kontrollen, evt. abortförderndeMaßnahmen

Probleme während der Gravidität

„Es ist schon der 66. Tag, und nichts passiert… ?“

Bei verlängerter Gravidität/Übertragen zunächst abklären:� frühe Belegung im Östrus� Deckung an mehreren Tagen

Echtes Übertragen meist bei Einfrüchtigkeit

Geburtseinleitung generell möglich, aberin der Regel unnötig!

Dystokie

www.vetmed.uni-giessen.de

Ursachen

1. Manipulation durch den Besitzer!! Hündin braucht Ruhe – bei Stress erfolgtStopp der Wehentätigkeit = natürliche Schutzfunktion

3. Geburtsstörung vom Fetus ausgehend

2. Geburtsstörung von der Hündin ausgehend

Wehenschwäche Einfrüchtigkeit oder Hyperfetation

Beckenenge Uterusruptur

Einhorngravidität Torsio uteri

gleichzeitiges Eintreten zweier Welpen in den Geburtsweg

fehlerhafte Haltung und Lage

Missbildung

Dystokie

Dystokie

Geburtshilfliche Kontrolle:

� 4 Stunden nach Beginn der Presswehen noch keine Frucht

� Mehr als 2 Stunden Pause zwischen zwei Welpen

CAVE: grüner Ausfluss vor Geburt des ersten Welpen! Vorzeitige Plazentaablösung!

Indikation zur sofortigen Sectio caesarea!

Dystokie

� Geburtshilfliche Untersuchung

• Adspektion• Palpation• Dehnbarkeit des weichen Geburtsweges• Ödemisierung und Schlüpfrigkeit des Geburtsweges• vaginale Inspektion• Sonographische Untersuchung: Fruchtwassermenge, Herzaktionen, Fruchtbewegungen

CAVE: Hygiene!

Dystokie

Klinikserfahrung: häufigster Grund für eine sekundäre Wehenschwäche - retinierte NG!

Dystokie

Vaginale Inspektion: physiologische Fruchtblase im Geburtskanal

Dystokie

� Konservative Geburtshilfe

� Extraktion durch Zug an zwei Hautfalten oder via Geburtszange– nicht an GM reißen!� Abdominalmassage� Fruchtwasserersatz – Aspirationsgefahr

0,25-0,5 I.E. pro Inj. 0,5 ml/kg 0,5 ml/kg

� Oxytocin: nur nach vorangegangener geburtshilflicher Untersuchung!

Dosis: 0,25-0,5 IE/Tier, wenn 2x i.A.v. 15-30 Minuten ohne sichtbaren Erfolg – Sectio caesarea!

� bei primärer Wehenschwäche: zunächst nur Glucose und Calcium i.v.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

www.bully1.at