Uran-Pechblenden Hohe Strahlung, n a m z l a e n i b a o t o...2016/10/17  · len Uran-Pechblenden...

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Seite 12 Montag, 17. Oktober 2016DSALZBURG D Montag, 17. Oktober 2016 Seite 13DSALZBURG D

bewegtBARBARA KNEIDINGER

Was uns

Jedermann in Salzburg

Bis zum Blackout„Geben Sie bitte Namen

und Kennwort ein“, fordertmich das E-Mail-Programmauf. Ich tippe motiviert mei-ne Buchstaben-Ziffern-Kombination in die Tastaturdes Computers und drückedas „Anmelden“-Feld. Se-kundenbruchteile später istder Bereich des Passwortswieder leer und in roten Let-tern sind zwei ernüchterndewie kurze Sätze zu lesen:„Fehler bei der Anmeldung.Bitte wiederholen.“

Macht der Gewohnheit,hab´ ich also wieder das Pass-wort eingetippt, das ich bisvor wenigen Tagen hatte.Doch Sicherheitsanforde-rungen machten eine neuezehn Zeichen lange Kreationnotwendig und beschertenmir bereits viele Momentedes Scheiterns, ähnlich demeingangs erwähnten.

Da man ja sein Passwortunter keinen Umständenaufschreiben und es natürlichauch nicht zu banal sein soll,hat so ein neues Kennwortzu Beginn die Folge, dass dasProgramm sogar für den ei-gentlich bestimmten Benut-zer zu sicher wird. Zumal esabseits der Firma auch jedeMenge Codes gibt, die ich inmeinen Hirnwindungen ab-speichern soll: beim Handy,beim E-Mail-Programm, beider Bankomat- und der Kre-ditkarte zum Beispiel.

Ich erinnere mich an dieersten Wochen mit meinermit einem neuen Code aus-gestatteten Bankomatkarte.An der Supermarktkassabrachte ich alte und neueZahlenkombinationen heil-los durcheinander. Es endetein einem totalen Blackout.Den Einkauf ließ ich zurück.

Barbara Kneidinger, Irina Lino, Fran-ziska Trost und Conny Bischofbergerschreiben abwechselnd in der „Kro-ne“, was sie bewegt.

. . . muss feststellen, dass das tschechischeAKW Temelin zwar hart bekämpft wird, dieversteckten Gefahren aber bei uns ebenso lau-ern: Man erinnere sich an das Jahr 1998, als imalten Mozarteum-Gebäude der krebserregen-de Stoff PCB fest gestellt wurde. Mehrere Men-

Versteckte Gefahrenschen erkrankten an Leukämie. Im längst ge-schlossenen Wachzimmer am Hauptbahnhofwurde das Schwermetall Kadmium in der Luftgefunden, elf Beamte erwischte der Krebs, vierstarben, der jüngste Polizist war 27 Jahre alt.

Aus welchen Gründen auch immer an Schu-len Uran-Pechblenden gebunkert werden, esist ignoranter Leichtsinn. Es wird Zeit die Sün-den der Vergangenheit zu beseitigen.

Am BRGAkademie-

straße(links) und

im Herz-Je-su-Gymna-sium lagen

Uran-Steine

Thomas Neff vonder Salzburger Platt-form gegen Atomge-fahren (PLAGE) hatseit der Explosion desAtom-Reaktors vonTschernobyl im Jahr1986 10.000 Messun-gen mit dem Geiger-zähler im ganzenLand gemacht.

Durch Zufall kamer jetzt einer anderen,ganz nahe liegendenGefahrenquelle aufdie Spur: Sie lauertein den geologischenSammlungen anHauptschulen undGymnasien.

Eine Gefährdung

durch die radioakti-ven, Uran-hältigenSteine bestand jedochaus mehreren Grün-den nicht: Der Stel-lenwert der Geologieim Lehrplan für Bio-logie und Umweltkun-de ist in den letztenJahrzehnten stark zu-rück gegangen, wasdazu führte, dassSchüler wie Lehrerderartige Sammler-stücke nur noch äu-ßerst selten in dieHand bekamen.

Elf Schulen sind be-troffen: Die Volks-schule Nonntal, dieBHAK Salzburg, das

BG Zaunergasse,BRG Akademiestra-ße, das Privatgymna-sium der Herz-Jesu-Missionare, die pri-vate Neue Mittel-schule in Goden-stein, das Privatgym-nasium St. Rupert,das BG Seekirchen,die Neuen Mittel-schulen von Bür-moos und Lofer unddas BG St. Johann.

An allen Schulenwar der Sicherheits-abstand weit größer,als er von der Strah-lenbelastung des Ge-steins her nötig ge-wesen wäre. das ha-

ben Dr. Gerd Ober-feld von der Landes-sanitätsdirektionund das Radiologi-sche Messlabor desLandes eindeutigfestgestellt.

Die radioak-tiven Gesteins-proben werdenderzeit im Nuk-lid-Labor an derNaturwissen-schaftlichen Fa-kultät der Uniin Freisaal ver-wahrt. Jetzt willman österreich-weit in Schulenauf die Suchegehen.

Thomas Neff istschon in oberösterrei-chischen Schulen ak-tiv und hat bereitszwei Uran-Pechblen-den sichergestellt.

Mediziner Dr. Gerd Oberfeld

Radioaktive Steine an Schulen entdeckt�Uran-Pechblendenin Geologiesammlung

�Hohe Strahlung,aber keine Gefährdung

Alles begann mit einemVortrag im Gymnasium derHerz-Jesu-Missionare inSalzburg-Liefering im ver-gangenen Februar: Atom-gegner Thomas Neff hieltvor den Schülern ein Referatzum Thema Radioaktivität:„Dazu hatte ich eine alteHerrenarmbanduhr aus denSechziger Jahren mitge-

bracht, wo das Zifferblattnachts so schön leuchtet.“Neffs Geigerzähler zeigte1200 Impulse pro Minute -das 20-fache des Umge-bungswertes: „Die Uhr istverschlossen, da entweichtnichts - kein Problem.“

Danach ging man in dieMineraliensammlung desHauses. Und dort entdeckte

man alte Uran-Pechblenden.Bei ihnen explodierte derGeigerzähler förmlich:102.000 Ausschläge pro Mi-nute - ein extremer Wert,denn: Rechnet man die nichtmessbare Alphastrahlungmit ein, dürfte die tatsächli-che Strahlenbelastung beimindestens 250.000 Aus-schlägen pro Minute liegen.

„Wir wollten keinePanik erzeugen“, soThomas Neff, „zumalhier, wie übrigens anallen anderen Schulenauch, der Abstand zuden vorhandenen Auf-enthaltsplätzen ohne-hin weit größer war,als er bei einem dau-ernden 40-Stunden-Aufenthalt pro Wochenotwendig wäre.“

Allen Beteiligtenwar aber auch klar:Dieses Problem istnicht auf das Herz-Je-su-Gymnasium be-schränkt. „Also sindwir zum Landes-Um-weltmediziner Dr.

Gerd Oberfeld gegangenund der hat das Radiologi-sche Messlabor des Landesmit der Untersuchung be-auftragt.“ MMag.PeterMachart hat im Rahmen sei-nes Dissertationsprojektesdann die Messung der radio-aktiven Gesteinsprobendurchgeführt.

„Bei einer Gesteinsprobemaßen wir 24 Millisievert“ ,so Neff: „ Hätte man diesen

VON WOLFGANG WEBER

Stein 24 Stunden am Tagund auch das ganze Jahrüber in der Tasche, bekämeman etwa 230 Milli-Sievertan Belastung ab. Die Strah-lenbelastung aus natürlichenQuellen liegt in Österreichaber nur bei 2,8 Millisievertim Jahr“, so der Mitstreiterder PLAGE (Plattform ge-gen Atomgefahren).

373 Salzburger Salzbur-ger Schulen wurden darauf-hin angeschrieben und aufdas Problem aufmerksamgemacht. 336 Schulen (90%)wurden mittlerweile durch-kämmt und in elf von ihnenwurde man fündig: Hierstanden insgesamt 38 StückUranpechblenden in denSchaukästen. Im Bericht des

Radiologischen Messlaborsheißt es dazu: „Mit Ausnah-me einer Schule war denLehren das Vorhandenseinradioaktiver Gesteinsprobenin geologischen Sammlun-gen nicht einmal bekannt.Das Radioaktivitätsscree-ning und die Risikoabschät-zung zeigten aber ein grund-sätzliches Gefährdungspo-tential an Salzburger Schu-len bei unsachgemäßer La-gerung auf.“

Wie kam das „strahlende“Material an die Schulen?„Die meisten Proben stam-men aus dem tschechischenSankt Joachimstal, wo abdem 19. Jahrhundert Uran-erz für die Farben bei derPorzellanmalerei gewonnenwurde“, so Thomas Neff:„Im Prinzip aber ist es dasgleiche Material wie man esauch zur Herstellung vonAtombomben verwendet.“

Alle radioaktiven Ge-steinsproben befinden sichzur Zeit im RadiologischenLabor an der NAWI. Mit ei-ner Ausnahme: Im Biologie-Raum am Bundesrealgym-nasium an der Akademie-straße darf das schwach ra-dioaktive, uralte Fischfossilweiterhin in der (versperr-ten) Vitrine gezeigt werden. Sein Geigerzähler schlug aus: Anti-Atom Aktivist Thomas NeffUrangestein aus dem dem tschechischen Joachimstal, Probe aus 1911.

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