UV/Vis-Spektroskopie - Ruhr-Universität Bochum · Spin-Auswahlregel (Spin-Verbot) Damit ein...

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Teil 5

UV/Vis-Spektroskopieoder auch: Elektronenanregungsspektroskopie

1

Dr. Christian Merten, Ruhr-Uni Bochum, WiSe 2017/18 www.ruhr-uni-bochum.de/chirality

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Reminder: MO-Diagramm von O22-

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Reminder: MO-Diagramm von CO

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Elektronenanregung mal ganz schematisch

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Komplementärfarben

Absorbiert eine Probe

„gelbes Licht“(~570 nm) … … erscheint sie

unserem Augeals blau, da blaues

Licht durchgelassen wird

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Messung von UV/vis-Spektren

Strahlungsquelle: Halogenlampe

Monochromator: Prisma

Probenzelle: Quarzküvette

Vorteil: Nur extrem niedrige Konzentrationen notwendig (10-5 M)

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Wie sieht so ein UV/Vis-Spektrum nun aus?

Lambert-Beer‘sches Gesetz

∙ ∙

O

Lichtabsorbierende Gruppe:„Chromophor“

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Ein weiteres Beispielspektrum

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Mögliche Übergänge

* < 180 nm

* > 200 nm

n * > 230-270 nm

n * ~ 170-220 nm

Grobe Einordnung im Spektrum:

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Konjugierte -Systeme

Konjugation führt zur Verringerung der HOMO-LUMO-Energiedifferenz Verschiebung von max zu höheren Wellenlängen (Rotverschiebung)

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So viele mögliche Übergänge – und welche sehen wir davon?

Die Intensität einer UV/Vis-Bande hängt entscheidend von der Differenz der Ladungsverteilungen von Grundzustand und angeregtem Zustand (dem Übergangdipolmoment) ab.

Quantenmechanisch: Dipolstärke D bzw. Oszillatorstärke f

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O

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Qualitative Bestimmung des Übergangsdipolmoments (edtm)

1) Beteiligte MOs identifizieren

2) Multiplizieren der MOs und bestimmen des Produktorbitals

3) Vorzeichen invertieren um Elektronendichte in Ladungen zu konvertieren

4) Haben die Produktorbitale dipolaren Charakter?

* der C=O Gruppe

Großes edtm für * Übergang, d.h. starke Bande µij

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Weitere Beispiele

n * der C=O Gruppe

Quadrupol, aber kein Dipol, d.h. verbotener Übergang

n * der C=O Gruppe

Produkt-MO nicht gleichmäßig um Sauerstoff und senkrecht zu C-O

Aufteilung in schwachen Quadrupol und mittleren Dipol Erlaubter Übergang (mittlere Intensität)

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Quantenmechanische Auswahlregeln

Symmetrie-Auswahlregel (Symmetrie-Verbot)… bezieht sich auf Symmetriebeziehung der am Übergang beteiligten MO

*

n *

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Quantenmechanische Auswahlregeln

Symmetrie-Auswahlregel (Symmetrie-Verbot)… bezieht sich auf Symmetriebeziehung der am Übergang beteiligten MO

Spin-Auswahlregel (Spin-Verbot)Damit ein Übergang erlaubt ist, darf sich der Gesamtspin bzw. die Multiplizität des Systems nicht ändern (S = 0, M = 0)

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Quantenmechanische Auswahlregeln

n (HOMO) * (LUMO)

Singulett-Grundzustand

S0

angeregterTripletttzustand

T1

zweiter angeregterSingulettzustand

S2

angeregterSingulettzustand

S1

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Franck-Condon-Prinzip

Elektronische Anregung resultiert

oft in Änderung der Geometrie

(Bindungslänge, -winkel)

Potentialenergie eines

zweiatomigen Moleküls im

Grundzustand und im ersten

angeregten Zustand:

Frank-Condon-Prinzip:

Übergangswahrscheinlichkeit am

größten für den Übergang, bei dem

alle geometrischen Parameter

unverändert bleiben.

S0Grundzustand

S1angeregter Zustand

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Franck-Condon-Prinzip

Lage der Potentialkurven

zueinander bestimmt die Form der

Absorptionsbande

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UV/vis Spektrum von Benzol

Manchmal können Schwingungs-

feinstrukturen in den Spektren

organischer Verbindungen sogar

aufgelöst werden und damit

Informationen über den

elektronisch angeregten Zustand

gewonnen werden.

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Relaxationsprozesse: Jablonski-Schema

Auswahlregeln sagen, dass S0 S1 spinerlaubt sei, S0 T1 aber nicht.

Spinverboten heißt aber nur, dass ein Übergang mit wesentlich geringerer Wahrscheinlichkeit stattfindet

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Relaxationsprozesse: Jablonski-Schema

S0 T1 findet meist nicht direkt statt, sondern durch „intersystem crossing“ ausgehend von S1

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Lage von Absorptionbanden

Problem:

Von Struktur kann man selten auf die genaue Lage von Übergangen schließen bzw.

von der Lage eines Übergangs alleine lässt sich nicht auf die Struktur schließen

„Lösungen“:

(1) Empirisch entwickelte Inkrementsysteme

(2) Chromophore

… absorbieren oft in typischen Wellenlängenbereichen

Beispiele: -NO2, -N=N-, Metallionen (d-d-Übergänge), Peptid-Bindungen, …

= 214 nm + 5 für jeden Alkysubstituenten+ 30 je weitere konjugierte Doppelbindung+ -…

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UV/vis Spektrum eines Metallkomplexes

Ni2+

NH2

NH2 NH2

NH2

H2N

H2N

d-d-Übergang

Schwingungs-feinstruktur

C. Merten et al. Inorg. Chem. 43 (2014) 3177-3182

Achtung: d-d-Übergänge sind nach weiteren

quantenmechanisch begründeten Verboten

(Paritätsverbot, Laporte-Verbot) nicht erlaubt. Durch

Schwingungen der Liganden gegen das Metallzentrum

werden die Auswahlregeln kurzzeitig aufgehoben.

( Anorganik-Vorlesung)

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Terminologie

… zur Beschreibung von Veränderungen im Spektrum

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Lösungsmittelabhängigkeit: 4-Methyl-3-penten-2-on

Methanol

Heptan

Übergang polar unpolar

Anhebung von n- und *-Orbital

n-Orbital wird stärker angehoben

Abstand -> * wird größer Blauverschiebung

Abstand n -> * wird kleiner Rotverschiebung

polar unpolar

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Zusammenfassung

Elektronische Übergänge allein nicht ausreichend um

Struktur zu charakterisieren

Anwendungen von UV/vis-Spektroskopie

Quantitative Analyse, Titrationen

Reinheitsprüfung

Spurenanalytik

Detektoren in Chromatographie

Reaktionskinetiken

Photochemie

Biochemie: Strukturveränderungen in Peptiden

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Anwendung: Verfolgen von Schaltprozessen

200 300 400 5000.0

0.2

0.4

0.6

0.8

1.0

abso

rptio

n

wavelength / nm

Azobenzol-Derivate können durch Licht der Wellenlänge 365 nm von trans(schwarz) nach cis (rot) geschaltet werden.

Durch Licht höherer Wellenlänge, Temperatur oder schlicht über die Zeit schalten sie zurück in die trans-Konformation

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n

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Übung

Welches Spektrum gehört zu den Substanzen und warum?

Cycloheptatrien (C7H8)

1-Methyl-Cyclohexen (C7H12)