Vom Textmodell ins Redaktionssystem: Linguistisch...

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Vom Textmodell ins Redaktionssystem: Linguistisch motivierte Standardisie-rungsmethoden in der Technischen Dokumentation

Prof. Dr. Claudia Villiger

GAL-Jahrestagung in Karlsruhe, 18.09.2009

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Einstieg: Praxisbeispiel

  Standardisierungsprojekt eines Dienstleisters   Gerätegruppe Herde mit ca. 2000 Modellen von

30 Herstellern   ca. 500 Anleitungen pro Jahr

  Textproduktion per Knopfdruck aus einer Anleitungsstruktur

 Filter (Auswahl von Textpassagen) und  Variabeln (produktspezifische Anpassungen)

Praxisbeispiel: Anleitungsstruktur (Machert/Wodaege 2009, 45)

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Praxisbeispiel: Auswahl Textteile (Machert/Wodaege 2009, 53)

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Praxisbeispiel: Modifikation Textteile (Machert/Wodaege 2009, 56)

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Überblick

  Ziele und Verfahrensoptionen zur Standardisierung

  Linguistische Ansätze für die Modularisierung von Texten

  Textproduktionsprozesse, Standardisierung und computerlinguistische Werkzeuge

Ziele und Verfahrensoptionen

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  Ökonomie   erhöhter Bedarf an technischer

Dokumentation   Export: gestiegener Bedarf an

Übersetzung   Optimierung: Verständnissicherung und

Fehlervermeidung (Rechtssicherheit)   Prinzipien von Transport und Verteilung

  kollaboratives/kooperatives Schreiben   kulturelle und mediale Anpassung von

Texten

Ziele von Standardisierung (angelehnt an Rothkegel 2008, 69)

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Einsatz Redaktionssysteme (Straub/Ziegler 2009, 51)

  Arbeit mit Redaktionssystem   2005: 19% der Unternehmen   2008: 29%, weitere 18% sind bei der Einführung

  Gründe für den Einsatz   große Mitarbeiterzahl (über 500)   Übersetzungsmanagement   textuelle Varianten (68% der Befragten erstellen

zwischen 4–8 Anleitungsvarianten)   mediale Varianten (23% der Befragten bieten

Dokumentation in mehr als fünf Medien an).

  Vorteile   Vollständigkeit der

Dokumentation   kollaboratives Schreiben/

Workflow   Spezialwissen der

Schreibenden   Verknüpfung mit weiteren

Textproduktions- und Geschäftsprozessen

  Wiederverwendbarkeit

Verfahrensoptionen: produkt-/ kompo-nentenorientiert

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  Nachteile   problematisch bei kom-

plexen und neu einge-führten Produkten

  Wissen über Nutzungs- zusammenhänge

•  nicht mehr kommu-niziert

•  nicht mehr bei Schrei-benden vorhanden

Verfahrensoptionen: aufgabenorientiert Beispiel

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  Vorteile   handlungsorientierte

Dokumentation/gute Vermittlung von Funktio-nen und Gebrauch

  Funktionswissen und Adressatenorientierung der Schreibenden

  Wiederverwendbarkeit

Verfahrensoptionen: aufgabenorientiert

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  Nachteile   Analyse der Aufgaben

meist sehr aufwändig (Verfahren z. B. Task Analysis; s. Diaper 2004)

  Organisation des kolla-borativen Schreibens

  Verknüpfung mit weiteren Geschäfts-prozessen u. U. problematisch

  Vorteile   Wiederverwenden von

schon vorhandener Dokumentation

  Orientierung an Normen und Richtlinien

  Umsetzung zügig und vorhersehbar

  kollaboratives Schreiben/Workflow

Verfahrensoptionen: textorientiert

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  Nachteile   Qualität abhängig von

vorhandener Dokumentation

  passende Textstruktur muss gegeben sein

  Kombination der Verfahrensoptionen   Orientierung an:

  vorhandener Dokumentation (Datenformate vornehmlich unstrukturierte DTP-Dateiformate (StraubZiegler 2007)

  dem einzusetzenden Redaktionssystem   den zu erstellenden Varianten von Informations-

produkten   Anforderungen für die Übersetzung   ...

Verfahren in der Praxis Gründe für den Einsatz

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Linguistische Ansätze für die Modularisierung in der Technischen Dokumentation

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Textstrukturen: Makro- und Superstruk-turen (van Dijk 1980)

kognitive Schemata (Textsorten, Normen und Richtlinien)

Inhalte auf verschiede-nen makro-strukturellen Abstraktions-stufen

Modul: Informations-produkt

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Textstrukturen (nach Ley 2005, 131–134)

kognitive Schemata auf verschiedenen Abstraktionsstufen

kommunikative Einheiten: dialogisch konzipiert z. B. als Antworten auf fiktive Fragen (Ley 2005, 133)

- Terminologie - Rechtschreib-/Grammatikprüfung - Stilvorgaben/kontrollierte Sprache

- inhaltsorientierte Schemata - thematisch/funktionale Geschlos-

senheit

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Textstrukturen (nach Ley 2005, 131–134) Module

Module zu verschiedenen kognitiven Schemata

kleinste syntaktische Module

Module zu verschiedenen makro-strukturellen Abstraktionsstufen

kleinste kohäsive und kohärente Module

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Sprechakttheorie und Funktionsdesign® (Muthig/Schäflein-Armbruster 2008, 51)

  Funktionale Einheit: Textteil mit eigenständiger kommunikativer Funktion

  Beschreibung einer Funktionalen Einheit   Verwendung   Inhalt (-> Makrostruktur)   Sequenzierung (-> Metastruktur und

Makrostruktur)   Formulierung/syntaktisches Muster (Mikrostruktur)   optische Gestaltung   explizite Kennzeichnung

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Funktionsdesign®: Modularisierung

Schäflein-Armbruster 2004, 1-46

47%

41%

39%

23%

Textproduktionsprozesse und Modularisierung

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Problematisierung: Modularisierung und Textproduktionsprozess

  Modularisierung muss verschiedene Text-ebenen berücksichtigen

  Organisation der Schreibaufgabe als Schreiben zwischen   Einhalten von Regeln und   Flexibilität/Kreativität

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Phasen der Textproduktion nach Rothkegel (2008, 77 )

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Textprozesse und Textstrukturen

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Textproduktionsprozesse, Standardisierung und Werkzeuge

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Textprozesse: Integration der Werkzeuge (Phase I–II)

Information Retrieval/ Knowledge Discovery Redaktionssystem

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Textprozesse: Integration der Werkzeuge (Phase III)

Redaktionssystem

Stil- und Grammatikprüfung

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Textprozesse: Integration der Werkzeuge (Phase IV)

Terminologiedatenbank

Rechtschreib- und Grammatikprüfung

Terminologiedatenbank

Translation Memory System Maschinelle Übersetzung Lokalisierungswerkzeug

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Textprozesse: Integration der Werkzeuge (Phase V)

Redaktionssystem Lokalisierungswerkzeug

Redaktionssystem Lokalisierungswerkzeug

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Arbeitsfelder Angewandte Linguistik

  Analyse und Optimierung von Werkzeugen   Auswahl passender Module: Selektion von

Inhalten unter Berücksichtigung von Meta-strukturen   Analysen zu Metastrukturen von Informations-

produkten (z. B. Lernanleitung/Tutorial) auf den verschiedenen makrostrukturellen Abstraktions-stufen

  Umsetzung für Redaktionssysteme   linguistische „Schnittstelle“ zu Task Analysis-

Ansätzen

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Ich freue mich auf die ...

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Diskussion

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Literatur

Diaper, Dan/Stanton, Neville (Hrsg.). 2004. The Handbook of Task Analysis for Human-Computer Interaction. Mahwah, New Jersey/London: Erlbaum.

van Dijk, Teun A. 1980. Textwissenschaft. Eine interdisziplinäre Einführung. München: dtv.

Machert, Torsten/Wodaege, Volkert. 2009. Tausend Geräte – eine Anleitung? Mit Variantensteuerung geht’s! Werkzeuge und Methoden der Variantensteuerung Fallstudie zur Anleitungserstellung für Haushaltsgroßgeräte. Präsentationsunter-lagen.

Muthig, Jürgen/Schäflein-Armbruster, Robert. 2008. Funktionsdesign® – methodische Entwicklung von Standards. In: Muthig, Jürgen (Hrsg.): Standardisierungsmethoden für die Technische Dokumentation. Lübeck: Schmidt Römhild, 41–74

Rothkegel, Annely. 2008. Vom Wissen zum Text – Standardisierung und Kreativität. In: Sprache und Datenverarbeitung 2/2008-

Schäflein-Armbruster, Robert. 2004. Planen, Strukturieren, Standardisieren mit Funktions­design. Furtwangen: FH Furtwangen [nicht veröffentlicht]

Straub, Daniela/Ziegler, Wolfgang. 2007. Die Systemlandschaft in der Technischen Kommunikation. Wer nutzt welches Tool? In: technische kommunikation 2, 32–36

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