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Wirtschaftin Rheinland-Pfalz
Die regionale Wirtschaftszeitung der Rhein-Zeitung5/2018 3,50 Euro | 88914
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Bitte schreiben Sie uns!Wie finden Sie die vorliegende Ausgabeder „Wirtschaft in Rheinland-Pfalz“?Wir freuen uns auf Ihre Anregungen undReaktionen. Schreiben Sie uns IhreMeinung per E-Mail anwirtschaftszeitung@rhein-zeitung.net
EditorialLiebe Leserinnen
und Leser,
viele wichtige
Themen liegen
auf dem Tisch –
als Tagesord-
nungspunkte in
Sitzungen, als
Planungsskizzen
in Entwicklungsabteilungen, als
Strategiekonzepte für die Unter-
nehmensaufstellung oder der-
gleichen. Es gilt, solide Entschei-
dungen mit Weitblick für die Zu-
kunft zu treffen. Sind wir gut auf-
gestellt in Sachen Technologien,
fragt unsere Redaktion. Ohne
Zweifel bedarf es großer An-
strengungen in Sachen Breit-
bandinfrastruktur, beim Ausbau
der Stromnetze, bei der Entwick-
lung von Batteriespeichertechnik
– um nur wenige Beispiele zu nen-
nen. Wir sollten uns in diesen und
anderen wichtigen Bereichen
nicht von forschen Wettbewer-
bern in die Ränge drängen lassen.
Was mich persönlich optimis-
tisch stimmt: Die Herausforde-
rungen werden in unserer Region
gemeinschaftlich angegangen.
Das Interesse an Vernetzung
fachfremder Disziplinen und Be-
reiche wächst. Neu an den Start
geht Ende des Monats das Inter-
disziplinäre Institut für Digitali-
sierung der Hochschule Koblenz,
das ausdrücklich den Austausch
von Wissenschaft, Wirtschaft und
Gesellschaft zum Ziel hat, um di-
gitale Herausforderungen zu
meistern. Auch Wirtschaftsemp-
fänge von Landkreisen oder Städ-
ten, Informationsveranstaltungen
und Messen werden selbstver-
ständlich als Plattform genutzt,
wo regionale Akteure zusam-
menrücken, einander mit Ideen
befruchten und ihre Kompeten-
zen vernetzen. Die Rhein-Zeitung
und die Wirtschaftszeitung der
Rhein-Zeitung unterstützen diese
Initiativen als Medienpartner.
Politik und Wirtschaft verste-
hen sich oft als Teamplayer. So
setzt das Land ein neues Förder-
programm auf, das Start-ups bei
nicht-technologischen Gründun-
gen mit innovativer Geschäftsidee
zu Startkapital verhelfen möchte
(mehr dazu auf Seite 6). Auch mit
dem dotierten Innovationspreis
Rheinland-Pfalz unterstützt das
Wirtschaftsministerium Unter-
nehmen. Die Bewerbungsfrist
hierfür läuft Ende des Monats ab.
Viele interessante Einsichten
wünscht Ihnen
IhrHans KaryGeschäftsführer rz-Media GmbH
Macher mit WeitblickKern-Haus-Chef plant seinGeschäftsjahr im Voraus. SEITE 8
Gespräch mit BankchefSparkasse Koblenz setzt weiterauf Mensch zu Mensch. SEITE 18
Büro mit RoulettekesselEx-Marinekommandant leitetsechs Spielbanken. SEITE 32
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Ein Apfel am Tag …Branchenreport Rheinland-Pfalz ist nicht nur Rebenland, sondern auch Heimat zahlreicher Obst- undGemüsespezialitäten. In den hiesigen Landschaften gedeihen rund 80 Sorten. Ein wachsender Wirtschaftsfaktor.
O bst und Gemüse sind
wichtig: Wer kennt
nicht aus Kindstagen
das englische Sprich-
wort „An apple a day
keeps the doctor away“ – zu
Deutsch „Ein Apfel pro Tag hält
den Doktor fern“? Die Kampagne
„5 am Tag“ unter der Schirm-
herrschaft des Bundesministeri-
ums für Ernährung und Landwirt-
schaft sowie des Bundesgesund-
heitsministeriums möchte, dass
die Menschen nicht nur ein Stück
Apfel, sondern mindestens fünf
Stück Obst und Gemüse am Tag
essen. Ähnlich auch „Deutschland
– Mein Garten“: Die Verbrau-
cherkampagne, die von der Bun-
desvereinigung der Erzeugeror-
ganisationen Obst und Gemüse
(BVEO) initiiert wurde, informiert
über die Frische-, Qualitäts- und
Umweltvorteile von Obst und Ge-
müse aus Deutschland – und soll
Verbrauchern die heimischen
Produkte, deren Saison und ihre
Vorzüge näher bringen.
Erzeuger, Importeure, Groß-
händler und Einzelhändler hin-
gegen stehen vor der Herausfor-
derung, Frischware in der Menge
und so punktgenau liefern zu
können, dass Verbraucher zufrie-
den sind. Mit einem Porträt des
Logistik-Unternehmens Acker-
mann Fruchtimport beleuchten
wir einen Teilaspekt dieser Auf-
gabe (Seite 13).
Auch Improvisieren gehört zum
Geschäft: Wegen der Dürre haben
einige deutsche Einzelhändler
2018 beschlossen, einzelne Obst-
und Gemüsesorten mit Schön-
heitsfehlern zu verkaufen – aller-
dings nur für ein paarMonate.
Die Erntesaison 2018 begann
beim Gemüse nach dem kalten
Frühjahr etwas später, wurde aber
im weiteren Saisonverlauf durch
die hohen Temperaturen ausge-
glichen. Die diesjährige Ernte-
menge von Spargel beispielsweise
beträgt laut Deutschem Bauern-
verband (DBV) voraussichtlich
145 000 Tonnen.
Auch Obstanbauer lachten in
diesem Jahr mit der Sonne um die
Wette. Laut Prognosen verspricht
2018 für Winzer und Apfelbauern
ein Spitzenjahr zu werden.
934 000 Tonnen Äpfel, 44 000
Tonnen Süßkirschen, 38 000 Ton-
nen Pflaumen und Zwetschgen –
die Ernteerwartungen liegen vie-
lerorts höher als im Jahr 2017. Die
geschätzte Weinmenge liegt bei
9,75MillionenHektolitern.
Die Betriebe im Obst- und Ge-
müsebau konnten laut dem
DBV die Trockenheitsfolgen mit
Bewässerungsmaßnahmen ab-
schwächen. Für eine durchwach-
sene Bilanz der Saison sorgen je-
doch die mit der Bewässerung
verbundenen höheren Kosten so-
wie Probleme, genügend Saison-
arbeitskräfte für die Ernte zu ge-
winnen.
Mensch und Natur stehen in
enger Abhängigkeit. Daran erin-
nert auch jedes Jahr das Ernte-
dankfest, das in diesem Jahr auf
den 7. Oktober terminierte. Im In-
terview spricht der Geschäftsfüh-
rer der Bundesvereinigung der
Erzeugerorganisationen Obst und
Gemüse (BVEO) über die Chan-
cen und Risiken von Klimawandel
und Fachkräftemangel für die
Obst- undGemüsebauwirtschaft.
In welchen Regionen von
Rheinland-Pfalz welche Früchte
und Anbauprodukte gedeihen,
lesen Sie auf den Seiten 10 bis 11.
Als eine Möglichkeit, Ernteer-
zeugnisse zu verarbeiten, präsen-
tieren wir Ihnen einen Abfüllan-
lagenhersteller für Saft und ande-
re Getränke: die KHS-Gruppe am
Standort Bad Kreuznach.
Mehr zum Thema ab Seite 9
TOP 1: Digitalisierung
Im Gespräch mitregionalenWirtschaftsentscheidern
Verpasst Deutschland den Anschlussbei der Digitalisierung? Wie ist dieRegion in Sachen Zukunftstechnolo-gien aufgestellt? Sechs Macher undEntscheider berichten aus ihremKompetenzbereich und sagen, wohindie Digitalisierungsreise geht undwelche Herausforderungen aus ihrerSicht am Wegesrand lauern.
Auch das in Koblenz neu gegründeteInterdisziplinäre Institut für Digitali-sierung meldet sich zu Wort undfordert im Interview mit WIRTSCHAFTDigitalstrategien, die diesen Namenauch verdienen.
Mehr auf den Seiten 2/3
Erzeuger,Großhändlerund Importeureversorgen denHandel mitder geerntetenWare.Foto: littlewolf1989/stock.adobe.com
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
INHALT|TOP-THEMA Freitag, 19. Oktober 20182
InhaltAbbas MedizintechnikPartnerfür WeißkittelNeuwieder Unternehmen istseit 27 Jahren fest in derBranche etabliert SEITEN 4/5
AktuellesWas tut sich in der Region?Veranstaltungen, Förderprogramme und Wettbe-werbe SEITEN 6/7
RückblickZwischenDürre undRekordmengeDer Handel feierte in 2017 Erfolge trotz magererErnte bei Obst und Gemüse SEITE 9
MaschinenbauAb in die FlaschePorträt des Abfüllanlagenherstellers KHS in BadKreuznach SEITE 12
Simon Ackermann GmbHTomatenim DreieckKoblenzer Betrieb importiertund entwickelt Obst undGemüseprodukte SEITE 13
Interview„Extremwetter ist möglich“Branchenverband über Herausforderungen derObst- und Gemüsebranche SEITEN 14/15
Start-upHyperregionales GrünzeugZwei Ex-Studierende bereichern den urbanenPflanzenanbau mit Bio-Hydroponik SEITE 16
Corporate ArchitectureGewerbebau mit StatementWie Architektur als Instrument der Imagebildungdient SEITE 17
BauwirtschaftWohinmit den Böden?Was weggeworfener Aushubmit steigenden Baukosten zutun hat SEITEN 20/21
PorträtÄußere WerteKalzip baut Aluminiumhüllen – für Tschernobyl,US-Stadien und lokale Betriebe SEITEN 22/23
StatistikMehr Insolvenzen als 2017Die Halbjahreszahlen 2018 trüben die Bilanz dervergangenen Jahre SEITE 24
MitarbeitergesprächSinn oder Unsinn?Über den Nutzen von Zielvereinbarungen undLeistungsbewertungen SEITEN 26/27
SehenswürdigkeitenSagenhafte SilhouetteIdar-Oberstein bietet drei Trutzbauten, um diesich Legenden ranken SEITEN 28/29
SolarenergieUmstellung auf GrünWie Huf Haus den eigenen Betrieb nachhaltigaufstellt SEITE 30
GastbeitragPhotovoltaik lohnt sichDrei Tipps der Energieagentur Rheinland-Pfalz fürdie Vermarktung von PV-Strom SEITE 31
Impressum„Wirtschaft in Rheinland-Pfalz“die Wirtschaftszeitung der Rhein-Zeitungvom 19. Oktober 2018.
Herausgeber: Mittelrhein Verlag GmbH,56055 Koblenz
Verleger und Geschäftsführer: Walterpeter TwerGeschäftsführer: Thomas Regge
Chefredakteur: Peter Burger
Redaktion: Andreas Valentin, Barbara MalikBESTFALL Agentur - Public Relations – Events,www.bestfall.de
Mitarbeit: Bernd Fabritius, Irmela Heß, Doris Kohl-has, Nadine Kuhnigk, Wolfgang K. Lembach, HenrikRampe, Katharina Theiß, Ulla Ruths, Marie Wagner
Layout: Armin Lehmler, Alexander Altenberg
Anzeigen: rz-Media GmbH, 56055 Koblenz
Geschäftsführer: Hans Kary
Druck: Industriedienstleistungsgesellschaft mbH,56072 Koblenz
Index
Personen SEITE SEITE SEITE Unternehmen SEITE SEITE SEITE
Abbas, Doris 4, 5Abbas, Nasir 4, 5Ackermann, Amalie 13Ackermann, Heinz 13Ackermann, Simon 13Balmer, Martin 11Bäsch, Peter 8Becker, Burkhard 12Borstell, Dr. Detlev 6Brust, Wolfgang 6Demuro, Norma 6Egenolf, Klaus 7Fohr, Dr. Markus 25Frühauf, Frank 6Gabriel, Sigmar 7Güllering, Jens 7Hahn, Sergej 6Harbisson, Neil 7Hennemann, Sarah 7Hilger, Günter 8Hille, Kai-Uwe 6Hof, Stefan 11Hörz, Sebastian 16Huf, Benedikt 30Huf, Georg 30Huf, Thomas 30Kaefer, Hildegard 6Karlstedt, Christian 7
Kern, Klaus 8Kern, Mechthild 5Kiess, Dr. Wolfgang 3Klein, Hilmar 20, 21Klitschko, Dr. Wladimir 7Komus, Dr. Ayelt 6Kreyer, Christian 32Kulla, Stefan 7Langner, David 7, 18Massi, Dino 8Maurer, Karl-Fred 7Meckel, Dr. Miriam 7Merg, Holger 31Mille, Markus 10Mohrs, Ulrike 6Monreal, Florian 8Müller, Annette 17Müller, Daniela 10Müller, Michael 10, 11Nester, Matthias 18, 19Netter, Herbert 2Ohoven, Dr. Mario 7Palme, Marco 12Perscheid, Jörg 18Pröhl, Lena 17Puchtler, Frank 7Puderbach, Arndt 25Puderbach, Gina Marie 8
Reichert, Christian 8Resch, Martin 12Schardt-Sauer, Marion 7Schmeyer, Willy 29Schmidt, Christoph 30Schmidt, Katrin 31Schnick, Dr. Thomas 6Schreuder, Dr. Siegfried 6Schulze, Dr. Anne 3Schwab, Thomas 7Schwall, Dr. Jörg 22, 23Seeger, Karl-Heinz 25Seegert, Michael 32Simon, Werner 3Sommer, Bernhard 8Steeg, Tanja 7Trost, Dr. Armin 26, 27Viesel, Jan 2, 3Weber, Andreas 3Weber, Ann-Katrin 16Wehler, Uwe 2Weiler, Thomas 20Weseloh, Dr. Christian 14, 15Wilhelm, Gerhard 32Wissing, Dr. Volker 4, 6Wozniak, Steve 7Zerfas, Andreas 2Zimmermann, Tim 8
Abbas Medizintechnik 4, 5Agentur für ArbeitKoblenz-Mayen 6AG IHK RLP 6Architektenkammer RLP 17Bauern- und WinzerverbandRheinland-Nassau 2, 10Bauwirtschaft RLP 20, 21BurgenvereinSchloss Oberstein 28, 29BVEO 1, 14, 15BVMW 7CompuGroup Medical 3Contargo Rhein-Main 25Dachland 17Dekora 6DLG 9DeutscherBauernverband 1, 9, 10DeutscherFruchthandelsverband 9DGB RLP 6EGOM 7Energieagentur RLP 31EU 14Frutania 11Gemeinschaftsinitiative„Wir Westerwälder“ 11
Georg Maschinentechnik 2, 3Gesundheitszentr.-Hunsr. 31Gewobau Bad Kreuznach 25Hochschule Koblenz 3, 5, 6Hofladen Stefan Hof 11Huf Haus 30HWK Koblenz 3, 6IHK Koblenz 6Interdisziplinäres Institut fürDigitalisierung 1, 3, 6iTAC Software 2Kaefer 6Kalzip 22, 23Keeunit 6Kern-Haus 1, 8KHS 1, 12Krings 11Lahnsteiner Brauerei 25Landesamt für Umwelt 21Lions-Club Koblenz 8LVU 3, 6Marketing Club Rhein-Mosel 8Messe Idar-Oberstein 6Michelin 8MWVLW-RLP 1, 5, 6, 10, 11Netzwerk„InnoNet Health Economy“ 5Obstgut Müller 10, 11
Oskar-Patzelt-Stiftung 19Prinzengarde Köln 8Reifen Gundlach 2Savéol 13Schoyerer Architekten Syra17Simon AckermannFruchtimport 1, 13Sparkasse Koblenz 1, 18, 19Sparkasse Neuwied 6Spielbank Bad Dürkheim 32Spielbank Bad Neuenahr 32Spielbank Mainz 32Stat. Landesamt 9, 11, 24Steag 31Süwag 6, 7Synthro 16Ternes Architekten 17Treibhaus Farm 16United Internet 3vem.die arbeitgeber 22Verbraucherzentrale RLP 26VolTTanken 7Weinhandel Piero Massi 8WFG Landkreis Neuwied 6Willy-Schmeyer-Stiftung 29WFG Mittelrhein 6Wünsche 6ZDB 20, 21
T rocken wie ein Zuckerrü-
benfeld im Sommer dieses
Jahres mutet die Stellung-
nahme des Bauern- undWinzerverbandes Rhein-
land-Nassau (Koblenz) an: „Die Di-gitalisierung ist die normale Wei-
terentwicklung eines wirtschaftli-
chen Bereichs“, sagt Herbert Netter.Unter dem Begriff Landwirtschaft
4.0 vereinigt sich der Digitalisie-
rungsstandard der Branche, sprich:
die Verzahnung von Informations-
und Kommunikationstechniken mit
Maschinen und Fahrzeugen. Die
Transpondertechnik etwa führe zu
einer exakteren Kraftfutterzufuhr in
der Rinderhaltung, die Melkrobo-
tertechnik sei in neuen Milchvieh-
ställen Standard, die Ausbringung
von Dünge- und Pflanzenschutz-
mitteln könne durch Digitalisierung
optimiert werden, sagt Netter. Alle
Hersteller moderner Landtechnik
böten IT-Systeme an, bald könnten
Drohnen beim „Precision Farming“
helfen.
Die digitale Weiterentwicklung
seines Unternehmens sieht UweWehler als „essenziell“ an. Er istHead of Marketing & Brand Ma-
nagement bei der Reifen GundlachGmbH in Raubach (Landkreis Neu-wied), einem Systemspezialisten für
das Räder- und Reifenmanagement
im Aftersales-Markt der Autobran-
che. Die Basis des digitalen Leis-
tungsportfolios des Großhändlers ist
das Logistikzentrum
in Dürrholz (Land-
kreis Neuwied) mit
mehr als einer Milli-
on Artikeln. Eine di-
gitale Herausforde-
rung sei die Komple-
xität der Varianten-
vielfalt von Kraft-
fahrzeugen, Felgen,
Reifen und Sensoren,
sagt Wehler. „Ich bin
überzeugt, dass die
Daten vernetzter
Kraftfahrzeuge, auch
solche zum Fahrver-
halten, die Digitali-
sierung der gesamten
Branche und darüber hinaus voran-
treiben werden“.
„Dass viele Teilnehmer entlang
der Wertschöpfungskette an ver-
schiedenen Punkten ihrer Digitali-
sierungsreise stehen, ist für die pro-
duzierende Industrie eine Heraus-
forderung“, sagt Andreas Zerfas vonder iTAC Software AG mit Hauptsitzin Montabaur. Das Unternehmen
bietet internetfähige Informations-
und Kommunikationstechnologie für
die produzierende Industrie an. „Wir
wollen Menschen, Daten und Sys-
teme miteinander verbinden“, ist
Zerfas' Credo. Zu den Eckpfeilern
künftiger digitaler Fabriken gehör-
ten intelligente, selbstlernende Sys-
teme und das Internet of Things
(IoT). Mitarbeiter würden durch ei-
ne auch virtuelle Realität, maschi-
nelles Lernen und Systeme Künstli-
che Intelligenz (KI) unterstützt.
Jan Viesel, Geschäftsführer undMitgesellschafter der Georg Ma-schinentechnik GmbH & Co. KG in
Neitersen (Landkreis Altenkirchen),
ein global tätiges Maschinenbau-
unternehmen, meint: „Ziel der Di-
gitalisierung im Allgemeinen ist die
Produktivitätssteigerung zum Aus-
gleich der hohen Tarifabschlüsse
der letzten Jahre und zum Erhalt
der Wettbewerbsfähigkeit im glo-
balen Umfeld“. Die Rahmenbedin-
gungen seien „trotz aller Bemü-
hungen der Politik“ nicht ausrei-
chend. Besonders mittelständische
Unternehmen könnten nicht belie-
big aus der Liquidität schöpfen,
selbst wenn die Amortisation eine
Investitionsentscheidung rechtferti-
„Ich bin überzeugt, dass die Daten
vernetzter Kraftfahrzeuge, auch solche
zum Fahrverhalten, die Digitalisierung
der gesamten Branche und darüber
hinaus vorantreiben werden.“Uwe Wehler, Reifen Gundlach
„Dass viele Teilnehmer entlang der
Wertschöpfungskette an verschiede-
nen Punkten ihrer Digitalisierungsrei-
se stehen, ist für die produzierende
Industrie eine Herausforderung.“Andreas Zerfas, iTAC Software AG
Foto: by-studio/stock.adobe.com
Im Prozessdigitaler TransformationMeinung Diverse Studien und Indizes notieren Deutschland nicht gerade als Vorreiter. Der Digitalverband Bitkom sieht dendigitalen Fortschritt als exponentiell steigende Kurve, die Deutschland im Schneckentempo hinaufkriecht. WIRTSCHAFT hörtesich in Rheinland-Pfalz um.
„Die Digitalisierung ist die
normale Weiterentwicklung eines
wirtschaftlichen Bereichs.“Herbert Netter,Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
TOP-THEMA Freitag, 19. Oktober 2018 3
ge. Kritik übt Viesel an der För-
derlandschaft: „Universitätsnahe
Institute, Spin-offs und Kompe-
tenzzentren erhalten Mittel für
Produktentwicklungen, die der
industriellen Entwicklung Kon-
kurrenz machen.“ Die potenziel-
len Anwender seien „mehrheit-
lich überbeschäftigt mit der Ge-
nerierung immenser Steuerein-
nahmen“, während eine staatlich
geförderte, halbstaatliche und gi-
gantische Maschinerie Förder-
töpfe verwalte und konsumiere.
„Erfolg versprechend wäre ei-
ne Förderkulisse, die es kleinen
und mittleren Unternehmen er-
leichtert, die hohen Investitionen
in die Digitalisierung zu stem-
men“, meint Hauptgeschäftsfüh-
rer Werner Simon von der Lan-desvereinigung Unternehmerver-
bände Rheinland-Pfalz (LVU). Be-denklich sei, was die Politik „so
alles aufs Tapet bringt“, etwa ei-
ne Digitalsteuer. Die deutsche In-
dustrie sei mitten im Prozess der
digitalen Transformation. Was auf
US-Internetriesen abziele, könne
zum Bumerang werden. Im Hin-
blick auf die Rahmenbedingun-
gen sieht die LVU „keinen Grund
zum Feiern“. Neben dem Ausbau
des Glasfasernetzes komme dem
Mobilfunk eine wichtige Rolle zu.
„Die Landesregierung darf sich
bei der Digitalisierung nicht hin-
ter geologischen Gegebenheiten
verstecken.“
Friseure, Fliesenleger, Tischler
- zwei bis drei Betriebe pro Wo-
che besucht Andreas Weber, Di-gitalisierungsberater bei der
Handwerkskammer Koblenz
(HwK). Sein Job ist die Analyse,
Beratung und Umsetzung digita-
ler Prozesse, die er parallel zu
analogen Abläufen aufbaut und
„umschaltet“. Weber sieht einen
direkten Zusammenhang zwi-
schen dem digitalen Reifegrad ei-
nes Betriebes und der Umsatz-
entwicklung. Er meint: „Der Di-
gitalisierung ist die Branche egal“.
„Die Landesregierung darf sich bei der
Digitalisierung nicht hinter den geolo-
gischen Gegebenheiten verstecken.“Werner Simon, LVU
„Die Digitalisierung ist eine umwälzende Kraft“Standort Neues Institut für Digitalisierung in Koblenz vernetzt regionale Akteure zur gemeinsamen Bewältigung der digitalen Transformation.Interview mit IIFD-Direktor Prof. Dr. Wolfgang Kiess und seiner Stellvertreterin Dr. Anne Schulze.
E nde des Monats wird an der
Hochschule Koblenz das In-
terdisziplinäre Institut für
Digitalisierung (IIFD) eröffnet. Ziel
ist die Vernetzung der Hochschule
mit regionalen Partnern aus Wirt-
schaft und Gesellschaft, um die
wissenschaftlichen, technischen
und sozialen Herausforderungen
der Digitalisierung zumeistern.
Warum jetzt dieses Institut?Dr. Schulze: Wir beschäftigen uns
hier seit Jahren mit digitaler
Transformation und den zugrun-
de liegenden Technologien, etwa
Industrie 4.0, der neue Mobil-
funkstandard 5G, die Analyse
großer Datenmengen, der Einfluss
von Digitalisierungsprozessen auf
den Menschen oder die Heraus-
forderungen bei der Rekrutierung
von Fachkräften. Die Expertise
der Hochschule wollen wir nun in
Wirtschaft und Gesellschaft, ins-
besondere die regionale, tragen.
Interdisziplinarität ist entschei-
dend, weil die Digitalisierung ei-
ne so umwälzende Kraft ist, dass
sie auf viele gesellschaftliche
Teilbereiche gleichzeitig wirkt.
Deutschland ist 2017 erneutÜberschuss-Weltmeister geworden.Sind wir zu erfolgreich undzu bequem für die Digitalisierung?Prof. Kiess: Die Rahmenbedin-
gungen in Deutschland waren der
Nährboden für die erfolgreiche
Entwicklung des Industriestand-
orts mit Weltgeltung. Die deut-
sche Industrie mit ihren vielen
„geheimen Weltmarktführern“ im
Mittelstand steht für eine lange
Phase der wirtschaftlichen Pros-
perität. Wesentliche Vorausset-
zungen waren etwa ein gut aus-
gebildeter Fachkräftestamm
durch das Duale System, stabile
Beziehungen von meist regiona-
len Banken zu Unternehmen so-
wie eine Politik für stabile Rah-
menbedingungen. Ob diese für
die Transformation in eine digi-
tale Gesellschaft geeignet sind,
muss sich erweisen.
Deutschland steht bei derDigitalisierung nicht gut da...Prof. Kiess: Digitalisierung be-
deutet oft Disruption. Diese Stö-
rung greift bestehende Strukturen
und Geschäftsmodelle an und
kann Angst machen. Wenn wir in-
ternational mithaltenwollen, muss
in die Digitalisierung massiv
investiert werden. Gerade in
der derzeitigen Konjunkturphase
steht dafür Geld zur Verfügung.
Es sollte in neue Ideen innerhalb
von Firmen investiert werden,
aber auch in bestmögliche Be-
dingungen für Start-ups.
Warum gerade Start-ups?Prof. Kiess: In großen Firmen sind
radikale Ideen oft erst einmal ein
Störfaktor, und kleine Firmen ha-
ben dafür schlicht keine Kapazi-
täten. Eine Umsetzung gelingt am
besten in einem Start-up. Deswe-
gen sollte die Gründerkultur ge-
fördert werden, sollte in eine Soft-
ware- und Informatikausbildung
an Schulen und Hochschulen in-
vestiert werden.
Stimmen die Rahmenbedingungenfür die Digitalisierung?Dr. Schulze: Die Rahmenbedin-
gungen sollten einer Revision un-
terzogen werden. Wir benötigen
auf allen staatlichen Ebenen Di-
gitalstrategien, die diesen Namen
verdienen. Die digitale Infra-
struktur etwa ist ein Investitions-
erfordernis. Aber auch die For-
schung zur Digitalisierung und
deren Transfer müssen forciert
werden. Dafür benötigen bei-
spielsweise Hochschulen ausrei-
chende Haushaltsmittel.
An der US-Westküste undin China trumpfen IT-Riesen auf...Prof. Kiess: Der Erfolg dieser
wachstumsstarken Unternehmen
hängt mit einem ganzen Bündel
von Bedingungen zusammen:
hervorragend ausgebildete Fach-
kräfte, gründungsfördernde poli-
tische Rahmenbedingungen oder
ein Ausbildungssystem, das die
Unternehmensgründung positiv
vermittelt. Besonderen Einfluss
haben Finanzierungsinstitutionen
mit potenten Risikokapitalinves-
toren.
Und hierzulande?Prof. Kiess: Auch im Südwesten
Deutschlands gibt es in digitalen
Märkten erfolgreiche Unterneh-
men, etwa die United Internet
AG in Montabaur oder die Com-
puGroup Medical AG in Koblenz.
Als eklatante Schwäche hierzu-
lande gilt seit Jahren die man-
gelnde Verfügbarkeit von Risi-
kokapital.
Das Direktorium des Interdisziplinären Instituts für Digitalisierung der Hochschule Koblenz Prof. Dr. WolfgangKiess und seine Stellvertreterin Dr. Anne Schulze. Foto: Hochschule Koblenz
„Universitätsnahe Institute, Spin-offs
und Kompetenzzentren erhalten Mittel
für Produktentwicklungen, die der
industriellen Entwicklung Konkurrenz
machen.“Jan Viesel, Georg Maschinentechnik
„Der Digitalisierung ist die Branche egal.“Andreas Weber, HwK Koblenz
Um international mithalten zukönnen, muss massiv in die Digita-lisierung investiert werden.DerAusbau des Glasfasernetzes ist ei-ne wichtige Voraussetzung.
Foto: RioPatuca Images/stock.adobe.com
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
MACHER&MÄRKTE Freitag, 19. Oktober 20184
Ohne große Werbung,aber mit viel Erfolg
Porträt Seit 27 Jahren führen Doris und Nasir Abbas erfolgreich ihr Unternehmen Abbas Medizintechnikin Neuwied-Irlich.
N ein, geplant war das
alles nicht. Wenn Do-
ris Abbas auf die An-
fänge ihres Unterneh-
mens zurückblickt, ist
sie selbst ganz erstaunt, was da-
raus geworden ist. Und ihr Mann
Nasir nickt und sagt: „Ja. Man
kann das Rad nicht ständig neu
erfinden, aber man kann dafür
sorgen, dass es sich weiter dreht.“
Und das haben die beiden gemäß
ihrer Fähigkeiten getan – mit viel
Erfolg.
Ihr Unternehmen, die Abbas
Medizintechnik GmbH in Neu-
wied, ist mittlerweile fast 27 Jahre
alt und fest in der Branche etab-
liert. Vor 17 Jahren wurde im
Stadtteil Irlich das Bürogebäude
gebaut, wo die zehn Mitarbei-
tenden und das Ehepaar Abbas
bis heute ihre Büros haben. Das
Lager wird möglichst klein ge-
halten, um mehr Arbeitsplätze für
Mitarbeiter zur Verfügung stellen
zu können. Viele Produkte wer-
den vom Hersteller direkt an die
Kunden geliefert.
1991 begannen Doris und Nasir
Abbas – seit 40 Jahren „glücklich
verheiratet“, wie sie sagen – mit
dem Handel von medizinischen
Geräten, die in Krankenhäusern
gebraucht werden – etwa für Ult-
raschall oder EKG. Sie brachte
das kaufmännische Know-howmit
in das Unternehmen ein, hatte
vorher zehn Jahre bei der Deut-
schen Bank gearbeitet. Er war bis
dahin in leitender Position in der
Medizintechnik bei großen Kon-
zernen tätig, hatte unter anderem
auch die ersten Computertomo-
graphen (CTs) und Magnetreso-
nanztomographen (MRTs) in
Deutschland installiert. Als er für
seinen Arbeitgeber ins Ausland
sollte, bekam er Zweifel. „Wir
hatten hier schon unser Haus ge-
baut und mittlerweile kleine Kin-
der – und ich wollte mehr Zeit mit
der Familie verbringen.“ Sie be-
schlossen den Schritt in die
Selbstständigkeit, führten viele
Gespräche, erstellten Preislisten
und Prospekte und bekamen die
ersten Aufträge.
„Als wir anfingen, wussten wir
nicht, wo der Weg hinführen wür-
de“, erzählt Doris Abbas. Aber
das, was sie anpackten, war genau
geplant und durchdacht. „Wir ha-
ben klein und vorsichtig angefan-
gen. Und auch heute arbeiten wir
nur auf Guthabenbasis.“ Im Laufe
der Jahre kam zu der Großhan-
delstätigkeit mit Geräten immer
mehr hinzu. Heute gibt es bei der
Abbas Medizintechnik GmbH al-
les, was an medizinischen Gerä-
ten, Hilfen und Zubehör in Kran-
kenhäusern und Arztpraxen be-
nötigt wird – vom Einmalhand-
schuh über das Stethoskop bis
zumThermodesinfektor.Alleinder
Internetshop bietet rund 5000 ver-
schiedene Produkte. Und das Un-
ternehmen übernimmt auch kom-
plette Praxiseinrichtungen, mit
sämtlichen Diagnose- und Thera-
piegeräten, Notfallausstattung,
Laborgeräten, aber auch dafür
passende Schränke, Wartezim-
merstühle, designorientierte Pra-
xismöbel und Empfangstheken.
Die Pläne dafür zeichnet Nasir Ab-
bas, Sohn einesArchitekten, selbst
– und er verhandelt auch mal mit
dem Vermieter über die Umbau-
kosten der Praxis. Die Umsetzung
übernehmen Handwerker, die seit
Jahren mit dem Unternehmen gut
zusammenarbeiten.
Zusätzlich liefert die Abbas
GmbH auch Reha-Bedarf, bietet
einen medizintechnischen Kun-
dendienst, vermietet medizini-
sche Geräte wie auch Reha-Hilfs-
mittel und übernimmt auch War-
tungen und Reparaturen der Ge-
räte. Das Unternehmen bietet zu-
dem umfassende Schulungen zu
den Geräten, aber auch zur not-
wendigen Hygiene an. Gerade
der Bereich Desinfektion ist in
Zeiten neuer und resistenter Kei-
me immer wichtiger. Es bestehe
in vielen Praxen und Abteilungen
erheblicher Informations- und Be-
ratungsbedarf, weiß Nasir Abbas.
Werbung für ihr Unternehmen
haben sie nie gebraucht. „Wir ha-
ben immer davon gelebt, dass
man uns weiter empfohlen hat.“
Zu ihren Kunden gehören mitt-
lerweile nicht nur Kliniken und
Ärzte, sondern auch Senioren-
heime und Gesundheitszentren,
aber auch der einzelne Patient –
ob nun ein Sauerstoffgerät für den
Mann, der an chronisch-obstruk-
tiver Bronchitis leidet, ein elekt-
rischer Rollstuhl für den Schlag-
anfallpatienten, ein Rollator oder
ein Treppenlift für die Seniorin
„Man kann das Rad nicht ständig neu
erfinden, aber man kann dafür sorgen,
dass es sich weiter dreht.“Nasir Abbas, Geschäftsführer
HYGIENE„Wenn Sie wüssten, wie viele Bakterienüberall sind, würden Sie nichts mehranfassen“, sagt Nasir Abbas, der Hy-gieneexperte. Damit Arztpraxen, Kli-nikabteilungen, Senioren- und Pflege-heime dieser Aufgabe gerecht werden,bietet die Abbas Medizintechnik GmbHauch Überprüfungen und Schulungenan. Denn in Zeiten neuer Viren undantibiotikaresistenter Keime sind spe-zielle Ausstattungen und Verhaltens-weisen notwendig – die unter anderemauch das Robert-Koch-Institut immerwieder in neuen Richtlinien festlegt.
So dürfen etwa in Arztpraxen keineStoffhandtücher verwendet werden,sondern Einmalhandtücher aus Papier.Desinfektionsmittel für die Hände mussvorrätig, der Sterilisator funktionsfähigsein und muss regelmäßig gewartetwerden. Einmalhandschuhe dürfenauch wirklich nur einmal verwendet,Kanülen nicht mit der Hand berührtwerden. Auch die Liegen müssenkeimfrei sein. Für die Reinigung vonFlächen gilt heute: Wischdesinfektionmit einem Einmaltuch ist besser als diehäufig verwendete Sprühdesinfektion.
Und was Nasir Abbas noch weiß: „Wirwaschen alle die Hände falsch, nämlichzu kurz. Eine Minute sollte die Hände-reinigung dauern.“
Zum 25-jährigen Bestehen des Unternehmens gab es im Jahr 2016 eine Urkunde von der Industrie- und Handelskammer. Foto: Abbas Medizintechnik
Auch 2017 war Abbas Medizintechnik Aussteller auf der medtech Rheinland-Pfalz. Wirtschaftsminister Dr. Vol-ker Wissing und die damalige Vorstandsvorsitzende der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Ba-bette Simon (links), interessierten sich für den Stand der beiden Geschäftsführer Doris und Nasir Abbas.
Foto: Markus Kuhn/MWVLW
„Face to Face, statt Fax to Fax.“Nasir Abbas, Abbas Medizintechnik GmbH
benötigt wird. „Wir können für
mehr Lebensqualität sorgen. Al-
lerdings wissen viele Menschen
gar nicht, welche Erleichterungen
es gibt, oder sie sind zu beschei-
den, um danach zu fragen“, weiß
Doris Abbas. „Viele sind einsam,
haben wenig Kontakte.“ Gerade
hat sie 15 Minuten mit einer älte-
ren Frau telefoniert und erzählt
betroffen: „Sie hat sich bei mir für
das lange Gespräch bedankt. Das
müssen Sie sich mal vorstellen.“
Auch Nasir Abbas ist jemand,
der persönliche Begegnungen
schätzt. „Face to Face, statt Fax to
Fax“ nennt er das und lächelt.
Wenn er einen Auftrag über-
nimmt, dann sind ihm zunächst
zwei Dinge wichtig: kompetente,
sachliche Beratung und das beste
Preis-Leistungs-Verhältnis. Dabei
verliert er die Menschen, um die
es letztlich geht, nicht aus dem
Blick. Als er zum Beispiel die Ent-
bindungsstation eines Neuwieder
Krankenhauses einrichten bezie-
hungsweise ausstatten sollte, leg-
te er sich auf den Gebärstuhl. „Ich
wollte sehen, was die Frauen se-
hen, wenn sie entbinden.“ Da-
nach mussten die Bürolampen an
der Decke einem Sternenhimmel
weichen.
Beide arbeiten gern und lei-
denschaftlich. Und das sagen sie
auch so: „Unser Lebensmittel-
punkt ist die Firma.“ Sie sehen
sich dabei nicht als Chefs, die ih-
ren Angestellten – alle wurden im
eigenen Unternehmen ausgebil-
det – ständig über die Schulter
schauen. „Die können relativ
selbstständig arbeiten und gerne
auch eigene Ideen einbringen.“
So mache Arbeiten mehr Spaß,
sagt Nasir Abbas.
Freie Zeit hat das Ehepaar sel-
ten: Wenn doch, dann treffen sich
die beiden mit Freunden, gehen
spazieren auf dem Rheinsteig oder
besuchen Theateraufführungen in
Neuwied oder Koblenz oder auch
mal in Frankfurt. Ihre drei Söhne
sind mittlerweile erwachsen, zwei
stehen schon selbstständig im Be-
rufsleben, der jüngste befindet
sich noch in der Ausbildung, ar-
beitet aber schon seit Jahren im
Betrieb mit. Wobei es den Eltern
wichtig ist, dass Freiraum für die
eigene Lebensplanung vorhan-
den ist. „Ich kann meinen Kin-
dern Türe und Tore öffnen, aber
durchgehen und lernen müssen
sie dann allein“, sagt Nasir, der
indischer Abstammung ist, aber
schon lange in Neuwied lebt. Und
hier engagieren sie sich auch.
Zahlreiche Initiativen und Verei-
ne wurden bereits von ihnen un-
terstützt. Doris Abbas war unter
anderem jahrelang im Schulel-
ternbeirat am Rhein-Wied- und
Wirtschaftsgymnasium und be-
kam dafür sogar eine Dankesur-
kunde der Bildungsministerin.
Beiden ist es auch wichtig, dass
ausgemusterte, aber noch
brauchbare Geräte und Hilfsmit-
tel nicht auf dem Müll landen.
Stattdessen werden damit medi-
zinische Einrichtungen in Ent-
wicklungsländern unterstützt. Die
Zukunft ihres Unternehmens
macht ihnen keine Angst – zumal
gerade wieder viele junge Ärzte
ihre Praxen einrichten möchten.
„Nach der Gesundheitsreform gab
es in dieser Hinsicht eine Flaute –
und die Unternehmen, die sich
auf die Einrichtung spezialisiert
hatten, wurden insolvent.“ Nicht
so Abbas Medizintechnik, denn
das Unternehmerpaar legte im-
mer schon Wert darauf, mehrere
Standbeine zu haben. Heute um-
fasst der Kundenstamm rund 900
Kunden, und es gibt eine Zusam-
menarbeit mit rund 200 Lieferan-
ten. „Wir betreuen unsere Kun-
den über Jahre hinweg als Part-
ner in jeder Lebenslage“, so Doris
Abbas. Der Markt mit Produkten
für die Patientenversorgung
wächst. Dank entsprechender
Verträge mit den Krankenkassen
kann Abbas auf Rezept auch Re-
ha-, Inkontinenz-, Sauerstoff- und
Diabetesprodukte oder auch Al-
lergiebettwäsche liefern. Die Auf-
tragslage ist insgesamt sehr gut.
Dennoch wissen Doris und Nasir
Abbas: „Es ändert sich viel auf
dem medizinischen Sektor, da
muss man am Ball bleiben.“
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
MACHER&MÄRKTE Freitag, 19. Oktober 2018 5
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Gründung:1991 durch Nasir Abbas
Wichtige Wegmarken:1996: Zulassung als Sanitätshaus (gem.§ 12 6Abs.1 SGB V)2000: Eintrag ins Handelsregister:Abbas Medizintechnik e.K.2001: Umzug ins eigeneFirmengebäude inkl. Büro, Lager undVersand in der Immanuel-Kant-Str. 16ain Neuwied2005: Zertifizierung nach ISO 9001und ISO 13485, der höchsten Norm fürMedizintechnik2005: Erlaubnis zum Großhandel mitArzneimitteln
2006: Gründung derAbbas Medizintechnik GmbH(Geschäftsführung Nasir Abbas,Doris Abbas, beide alleinvertretungs-berechtigt)2011: Präqualifizierung als Leistungs-erbringer für die Versorgung mitHilfsmitteln gemäß § 126 Abs. 1a SGB V2014: Gründungsmitglied im Netzwerk„InnoNet Health Economy e.V.“Seit 2015: Teilnahme an der Medizin-technikmesse „medtech“ in Mainz2016: Kooperation mit der HochschuleKoblenz für den Studiengang Bachelorof Science „Business Administration“2018: Re-Zertifizierungsaudit(DIN EN ISO 9001:2015; DIN EN ISO13485:2016)
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„Auch heute arbeiten
wir nur auf Guthabenbasis.“
Doris Abbas, Geschäftsführerin
Das Unternehmen ist in Neuwied und der Region fest verwurzelt. Davon profitierte unter anderem die Feuerwehr in Irlich, die von Abbas einen Defi-brillator als Spende bekam. Foto: Abbas Medizintechnik
Die stellvertretende Leiterin der Abteilung Innovation, Technologie im Wirtschaftsministeri-um, Mechthild Kern, eröffnete die 6. medtech im März 2018 und besuchte den Stand derAbbas Medizintechnik GmbH aus Neuwied. Foto: Stefan Sämmer/MWVLW
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
MACHER&MÄRKTE Freitag, 19. Oktober 20186
GUTE LAUNE BEI DER WIRTSCHAFT NEUWIEDGute Gespräche, gute Begegnungen – und gute Aussichtenfür die Zukunft des Standorts Neuwied: Das prägte dieStimmung beim Empfang der Wirtschaft im Landkreis Neu-wied in der IHK-Akademie Ende September.Präsentiert von der IHK Koblenz, Süwag, Sparkasse Neu-wied, Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald, WFGLandkreis Neuwied und der Rhein-Zeitung trafen sich Fir-menlenker und diskutierten unter anderem über Fachkräf-temangel und Breitbandausbau.
ZUFRIEDENE AUSSTELLERDie Auftragsbücher des re-gionalen Handwerks seienmehr als gut gefüllt, betonteOberbürgermeister FrankFrühauf zum Auftakt derIdar-Obersteiner Wirt-schaftstage. EinhergehendeKonsequenz: Nur 50 Aus-steller präsentierten sich beider Messe. Deren Angeboteaber kamen bei den Zu-schauern durchweg gut an –die wachsenden Besucher-zahlen an beiden Veranstal-tungstagen waren hierfür einBeleg. „Wir hatten sehr viele Besucher mit echtem Interesse an unserenMaterialien und vor allem unserem neuen Spanndeckensystem“, sagteetwa Sergej Hahn, Inhaber des Anstreicherbetriebs Dekora. Zufriedenzeigte sich auch Schreinermeister Wolfgang Brust von der WünscheGmbH, die auf hochwertige Einrichtungen in Maßanfertigung speziali-siert ist. „Die Messe hat wertvolle Kontakte und Termine gebracht.“Publikumsmagneten waren wie im vergangenen Jahr das Mode-OutletSpazio und das Porzellanhaus Kaefer aus Sohren. Hildegard Kaefer,
Sprecherin der Ausstellung, appelliertean die Unternehmen der Region, sichkünftig wieder stärker an den Wirt-schaftstagen zu beteiligen. Die Messesei ein Aushängeschild für die Stadt.Messe-Geschäftsführer Kai-Uwe Hilleließ durchblicken, dass die Messe sichneu aufstellen und den sich änderndenwirtschaftlichen und gesellschaftlichenGegebenheiten anpassen werde.
CHANCEN – KARRIERE IN DER REGION
Im Kampf um qualifizierten Nachwuchsstehen Unternehmen heute im Wett-bewerb um die besten Talente. Dieneue Recruiting-Messe „Chancen –Karriere in der Region“ in Koblenzbietet Unternehmen in Medienpart-nerschaft mit der Rhein-Zeitung dieMöglichkeit, sich als attraktiver Ar-beitgeber zu präsentieren. Denn für
Bewerber sind neben den finanziellenRahmenbedingungen auch das Image,die regionale Verankerung und dieMarke ihres potenziellen Arbeitgebersvon hoher Bedeutung.
Die Chancen-Messe Koblenz findetzum ersten Mal statt – am 27. Oktobervon 10 bis 18 Uhr in der CGM-Arena.Mehr als 50 Aussteller haben sich an-gemeldet. Die Chancen-Messe stehtunter der Schirmherrschaft von UlrikeMohrs, Leiterin der Agentur für ArbeitKoblenz-Mayen, und wird abgerundetdurch ein attraktives Vortragsprogrammrund um die Themen Recruiting undBewerbung.
Der Termin für die Chancen-Messe2019 steht auch schon fest: 26. Okto-ber 2019, ebenfalls in der CGM-Arena.Weitere Information unter:www.chancen-messe.de
Grafik: Rhein-Zeitung
WISSENSMANAGEMENT IN DER INDUSTRIEDie Industrie ist das Funda-ment der rheinland-pfälzi-schen Wirtschaft und einezentrale Säule für Wettbe-werbsfähigkeit und Be-schäftigung im Land. ZurStärkung und nachhaltigenWeiterentwicklung des In-dustriestandorts in der Viel-falt und Breite seiner unter-schiedlichen Branchen initi-ierte die Landesregierungden „Dialog Industrieent-wicklung Rheinland-Pfalz“.
Das Wirtschaftsministerium, die Arbeitsgemeinschaft derIndustrie- und Handelskammern Rheinland-Pfalz, die Lan-desvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz undder Deutsche Gewerkschaftsbund Rheinland-Pfalz identifi-zierten – mit wissenschaftlicher Unterstützung durch diePrognos AG – vordringliche Handlungsfelder und leitetenHandlungsempfehlungen ab. Diese werden im fortlaufendenDialog den sich ständig ändernden Rahmenbedingungenangepasst. Das nächste Branchen-Gespräch am 15. Novem-ber im Wirtschaftsministerium in Mainz steht unter demMotto „Wissensmanagement – Erfahrungen effektiver nut-zen“. Prof. Dr. Siegfried Schreuder von der Hochschule Ko-blenz, die Wirtschaftsförderung Mittelrhein und weiterePartner unterstützen die Veranstaltung. Weitere Informationund Anmeldung unter: www.mwvlw.rlp.de (Tipp: Stich-wortsuche: Wissensmanagement, Klick auf den Link: „In-dustrie“.)
GEMEINSAM FEIERN UND EINBLICK ERHALTEN
Bei der feierlichen Eröffnung des Interdisziplinären Institutsfür Digitalisierung (IIFD) der Hochschule Koblenz am 25.Oktober von 16 bis 19 Uhr (im Hörsaal B 008) erhalten Inte-ressierte Einblick in die verschiedenen Arbeitsbereiche desInstituts, gefolgt von Vorträgen zum Thema Digitalisierungund digitalen Geschäftsmodellen. Das neu gegründete Insti-tut, in dem sich fünf Fachbereiche am RheinMoselCampuszusammengeschlossen haben, möchte die Hochschule mitregionalen Partnern aus Wirtschaft und Gesellschaft vernet-zen, um wissenschaftliche, technische und soziale Heraus-forderungen gemeinsam zu meistern. Die Teilnahme an derEröffnungsfeier ist kostenlos, um Anmeldung wird gebetenunter: www.hs-koblenz.de/iifd-eroeffnung
ENDSPURTUM DEN INNOVATIONSPREISDer Wettbewerb um den Innovations-preis Rheinland-Pfalz 2019 geht auf dieZielgerade. Noch bis zum 31. Oktoberkönnen Unternehmen, Forschungsein-richtungen und Institutionen in Rhein-land-Pfalz ihre Bewerbungen in denKategorien Unternehmen, Handwerk,Kooperation, Industrie sowie für denSonderpreis des Wirtschaftsministersim Bereich „Digitalisierung/Industrie
4.0“ einreichen. Der Sonderpreis rich-tet sich an Unternehmen, die durchDigitalisierung neue Geschäftsfeldererschließen oder betriebliche Abläufeoder Produktionsprozesse verbessernkonnten. Der Innovationspreis Rhein-land-Pfalz wird bereits zum 31. Malausgelobt und ist mit insgesamt40 000 Euro dotiert. Weitere Informa-tionen zum Wettbewerb und zu denTeilnahmebedingungen unter:www.innovationspreis-rlp.de
Foto: Ovidiu Iordachi/stock.adobe.com
BUNDESFÖRDERPROGRAMM BREITBANDAUSBAUSchnelles Internet ist bekanntlich einwichtiger Standortfaktor, die Glasfa-seranbindung für Gewerbegebiete ins-besondere im ländlichen Raum vonexistenzieller Bedeutung. Industrie 4.0,zukunftsweisende Technologien wiedas automatisierte Fahren und auchdigitale Geschäftsmodelle sind nur aufBasis einer flächendeckenden Verfüg-barkeit von Höchstgeschwindigkeits-
Internetverbin-dungen möglich.Bereits seit 1.August könnenneue Förderan-träge zum Breit-bandausbau ein-gereicht werden.
Noch laufende Ausbauprojekte, diebisher auf eine Versorgung mit Kup-fertechnologie gesetzt hatten, könnenauf eine flächendeckende Glasfaser-versorgung umsteigen. Das Bundes-förderprogramm wurde vor dem Hin-tergrund der Gigabit-Ausbauziele derBundesregierung neu aufgelegt und sollden ländlichen Raum beim Breitband-ausbau unterstützen. Antragsberech-tigt sind Gebietskörperschaften,Landkreise, kommunale Zweckverbän-de oder andere kommunale Gebiets-körperschaften beziehungsweise Zu-sammenschlüsse nach dem jeweiligenKommunalrecht. Weitere Informationunter:www.breitbandausschreibungen.de
STUDIE ZUAGILEN METHODEN UND LEANEtablierte Methoden und Prozessewerden in Zeiten der Disruption undder Digitalisierung zunehmend als zustarr, zu linear, zu wenig kreativ und zulangsam empfunden, sagt Prof. Dr.Ayelt Komus vom Fachbereich Wirt-schaftswissenschaften der HochschuleKoblenz. Viele Unternehmen habendaher agile Methoden wie Scrum oderKanban beziehungsweise Lean-Ansätzein den Produktentstehungsprozess in-tegriert. In der Studie „Status Quo PEP– Lean und Agil im Produktentste-hungsprozess“ beleuchtet er mit ei-nem Studienteam die aktuelle Praxis,
die Anwendungsfelder, Erfolge undErfolgsfaktoren. Mehr als 130 Teilneh-mer wurden für die Studie online be-fragt sowie mehr als 30 Experten imMai und Juni interviewt. Der Studien-bericht mit den Ergebnissen und darausabgeleiteten Empfehlungen für Unter-nehmen und für den Produktentste-hungsprozess ist abrufbar unter:www.hs-koblenz.de/SQ-PEP
3D-DRUCK-TAGUNG IN AUSTIN/TEXAS
Bei der weltweit größten 3D-Druck-Tagung „Solid FreedomSymposium“ in Austin/Texasvertrat MaschinenbauprofessorDr. Detlev Borstell vom Fachbe-reich Ingenieurwesen die Hoch-schule Koblenz. Mit seinem Vor-trag zum Thema „Knowledge-Based Material Production in theAdditive Manufacturing Lifecycleof Fused Deposition Modeling”, inZusammenarbeit mit dem Fach-gebiet Datenverarbeitung in derKonstruktion (DiK) der Techni-schen Universität Darmstadt,nahm er als Referent unter rund650 Teilnehmenden aus 18 Län-dern teil. Insgesamt 500 Vorträgewurden rund um das Thema ‚Ad-ditive Fertigung‘ gehalten. Lehreund Forschung profitieren durchden persönlichen Austausch,durch neue Erkenntnisse undIdeen. Im Fachbereich Ingenieur-wesen betreut er gemeinsam mitHochschuldekan Prof. Dr. ThomasSchnick das sehr gut ausgestat-
tete 3D-Druck-Labor (Rapid Pro-totyping) mit, das Studierendenim Rahmen der Ausbildung dieMöglichkeit bietet, ihre Fach-kenntnisse in der Produktent-wicklung um Kompetenzen imBereich des 3D-Druck gerechtenKonstruierens zu erweitern.„Damit sind unsere Studierendenam Puls der Zeit und können dieheutigen technischen Potenzialevoll ausschöpfen“, so Borstell.Studierende haben zudem dieMöglichkeit, ihre im Rahmen desStudiums bei einer Projekt-, Ba-chelor- oder Masterarbeit entwi-ckelten Produkte im Rapid-Pro-totyping-Labor zu drucken.
Foto: Hochschule Koblenz
Foto:jeansong/stock.adobe.com
Veranstaltungen
Förderung Forschung
MESSE „TALENT THINKING“Mit der Frage, wie wir in Zukunft lernen und arbeiten wer-den, beschäftigt sich die Impulskonferenz „Talent Thin-king“ am 8. November in Mainz – initiiert von NormaDemuro, Gründerin und Geschäftsführerin der KeeunitGmbH & Partner, Experte für digitale Lern-Lösungenund spielebasierte Wissensvermittlung. Ausge-wählte Speaker halten Impulsvorträge und prä-sentieren Best-Practice-Beispiele rund um dieThemen New Work, Corporate Learning, NewSkills, Künstliche Intelligenz, Gamification undCulture-Change. Unter den Rednern: unter ande-rem Sirkka Freigang, Beraterin bei Bosch SoftwareInnovations und verantwortlich für Smart LearningEnvironments, Volker Löbe, verantwortlich für den
Volkswagen Nutzfahrzeuge Campus Digitalisierung,und Roman Rackwitz, Gamification-Experte. Weitere In-
formation unter: www.talent-thinking.de
GRÜNDUNGSFÖRDERUNG DURCH DAS LAND
Mit dem neuen Programm „Startupinnovativ“ weitet das Wirtschaftsmi-nisterium die Gründungsförderung inRheinland-Pfalz aus. Gefördert werden„nicht-technologische Gründungenmit innovativer Geschäftsidee“ biszum fünften Jahr nach Unterneh-mensstart. Die Förderung wird alsnicht rückzahlbarer Zuschuss in Höhevon mindestens 10 000 Euro bis ma-ximal 100 000 Euro gewährt. Bewer-bungen sind ab Dezember beim Wirt-schaftsministerium möglich. Die För-derung wird im Rahmen eines Wett-bewerbs vergeben; die Bekanntgabeder Vorhaben, die gefördert werden,erfolgt im Frühjahr 2019. „Mit Startup
innovativ gestalten wir die Digitalisie-rung der Wirtschaft mit, weil wir ge-nau die Gründerinnen und Gründerunterstützen, die sich den neuen di-gitalen Möglichkeiten annehmen unddaraus kreative Geschäftsmodelleentwickeln“, so WirtschaftsministerDr. Volker Wissing. Das neue Grün-derprogramm ist Ergebnis des inten-siven Austauschs von Gründungsalli-anz, Jungunternehmen, Gründungsin-teressierten, den Industrie- und Han-delskammern sowie den Handwerks-kammern, den Wirtschaftsförderungen,den Hochschulen und Banken undwird zunächst für zwei Jahre angebo-ten, danach evaluiert.
Fotos: Jörg Niebergall
Foto:sylverarts/stock.adobe.com
Foto: Manfred Greber
Foto: Manfred Greber
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Foto: keeunit
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Foto: Hochschule Koblenz
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Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
MACHER&MÄRKTE Freitag, 19. Oktober 2018 7
Nachrichten aus dem Mittelstandwww.bvmw.de
„InternationalerNetzwerktreff“ in KoblenzBVMW Mittelrhein Gemeinsam weltweit Geschäfte machen.
Z um Mittelstand zählen
kleine und mittelstän-
dische Unternehmen
(KMU), wie auch grö-
ßere Unternehmen nach
Mitarbeiterzahl undUmsatz,wenn
sie inhaber- oder familiengeführt
sind. Hier liegen Eigentum, Lei-
tung und Haftung traditionell in
einer Hand. Regionale Verwur-
zelung, Kontinuität, Denken in
Generationen und ein verant-
wortungsvoller Umgang mit Mit-
arbeitern, Kunden und Geschäfts-
partnern sind charakteristisch für
den Mittelstand, der mehr als 80
Prozent aller Ausbildungsplätze
stellt und damit die Verantwor-
tung für die Fachkräfte von mor-
gen übernimmt.
Die Wirtschaft wird zuneh-
mend global und international.
Dies ist für den deutschen Mittel-
stand, der knapp 99 Prozent aller
Unternehmen in Deutschland bil-
det, Risiko und Chance zugleich.
Mittlerweile ist jedes zweite klei-
nere deutsche Unternehmen mit
einem Jahresumsatz zwischen 2
und 10 Millionen Euro bereits di-
rekt oder als Zulieferer im Export
tätig – Tendenz steigend. Bemer-
kenswert ist zudem, dass es welt-
weit rund 2700 „Hidden Cham-
pions“ gibt – davon sind fast die
Hälfte deutsche, mittelständische
Unternehmen, die mit ihren in-
novativen Produkten und Prob-
lemlösungen die Weltmärkte be-
reichern. Der Mittelstand ist also
ein herausragender Innovations-,
Technologie- und Wirtschaftsmo-
tor, der sich ständig neu erfindet
und für das internationale Quali-
tätsmerkmal „Made in Germany“
steht und Stabilität bietet. Der
BVMW setzt sich deshalb für die
Belange der Unternehmen ein –
zum Beispiel beim „Internationa-
len Netzwerktreff“ am 21. No-
vember 2018 in Koblenz, in Ko-
operation mit der Sparkasse Ko-
blenz. In einem offenen „Round
Table“-Format haben alle regio-
nalen KMU die Möglichkeit, in
Kontakt mit Experten zu kom-
men, um über Expansion, Im-
port/Export, Risiken, Investitio-
nen, Sicherheiten und die Ge-
schäftspartnersuche zu sprechen
sowie um internationale Kontakte
zu knüpfen. Als Experten stehen
BVMW-Kollegen bereit, die teil-
weise direkt aus den Auslands-
büros der Länder anreisen, sowie
Partner aus dem Netzwerk von
BVMW und der Sparkasse sowie
der Landesbanken. Ziel der Ver-
anstaltung ist es, den teilneh-
menden Unternehmen einen
Markteintritt in Russland, Großbri-tannien, Frankreich, USA, Italien,Ägypten, China, Indien und Afrikaeinfacher zu machen oder die Ge-
schäfte durch neue Kontakte zu
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Geflasht vom E-AutoBVMW Rhein-Lahn Volles Haus bei der Veranstaltung „Innovationsoffensive Mittelstand& Gründer“ in Nastätten zum Thema E-Mobilität.
B is zum Jahr 2020 möchte
die Bundesregierung 1 Mil-
lion Elektrofahrzeuge auf
Deutschlands Straßen sehen. Ein
ambitioniertes Ziel in Anbetracht
von lediglich 58 000 in 2017 neu
zugelassener E-Autos. Um Inte-
resse an der Elektromobilität zu
fördern und offene Fragen und
Hemmnisse zu beseitigen, hatte
der BVMW Rhein-Lahn zu einer
Podiumsdiskussion mit anschlie-
ßendem Netzwerktreff ins Bür-
gerhaus in Nastätten eingeladen.
Es diskutieren Praktiker und Po-
litiker. „Ich bin total geflasht, ich
will eigentlich gar nicht mehr aus-
steigen“, hört Thomas Schwab
von der Energiegenossenschaft
oberes Mühlbachtal (EGOM) aus
Strüth oft, wenn Leute das erste
Mal mit einem Renault Zoe fah-
ren. Jens Güllering (CDU), Bür-
germeister der Verbandsgemein-
de Nastätten, sagte, er könne sich
vorstellen, ein E-Auto zu kaufen,
„sobald die Infrastruktur flächen-
deckend vorhanden ist und die
Reichweite stimmt“. Stefan Kulla,
der die Firma „VolTTanken“ ge-
gründet hat und E-Autos vermie-
tet sowie Lade-Infrastruktur auf-
baut, wünscht sich mehr Tempo
beim Ausbau sowie bessere
Chancen für kleinere Unterneh-
men bei der öffentlichen Auf-
tragsvergabe. Landrat Frank
Puchtler (SPD) lud ihn zu einem
Informationsbesuch im Rhein-
Lahn-Kreis ein, um einen Vor-
schlag zum Ausbau der Ladesäu-
len-Infrastruktur zu unterbreiten.
Der Fuhrpark des Landkreises
werde schrittweise umgerüstet.
Klaus Egenolf von Süwag berich-
tete, dass der Energieversorger
Ladesäulen vermietet, zudem un-
terschiedliche Bezahlsysteme und
„Autostrom“ zu einem besonde-
ren Tarif anbietet. Stefan Kulla
regte an, als Kaufanreiz die Um-
satzsteuer auf E-Fahrzeuge zu
senken.
Ein Elektro-Auto besitzt in et-
wa nur ein Siebtel der Teile eines
Modells mit Verbrennungsmotor,
erläuterte der Kfz-Sachverständi-
ge Karl-Fred Maurer aus Bad
Schwalbach in einem Kurz-Im-
puls. Das wirke sich auf den Um-
fang von Inspektionen und das
Geschäft von Werkstätten sowie
Tankstellen aus.
Die Limburger FDP-Politikerin
Marion Schardt-Sauer bewertete
die E-Mobilität als „faszinierende
Technologie“, wies gleichzeitig
daraufhin, dass beim umweltge-
rechten Autofahren moderne
Verbrennungsmotoren und Was-
serstofftechnik nicht außer Acht
gelassen werden sollten, man in-
tensiv forschen müsse. Derzeit
sind E-Autos im Handel kaum zu
haben. Die deutsche Automobil-
industrie fahre das Thema E-Mo-
bilität an die Wand, meinte ein
Zuhörer aus der mit knapp 80
Teilnehmern sehr gut besuchten
Veranstaltung. Vor dem Bürger-
haus gab es allerdings eine hohe
Dichte an E-Fahrzeugen: 15 E-
Modelle vom Smart und Fiat 500
bis hin zu mächtigen Tesla aus
der Oberklasse reihten sich anei-
nander. Probefahren war aus-
drücklich erwünscht.
NEUE MITGLIEDER IM AUGUST BIS OKTOBERIN DER REGION MITTELRHEINJustLena – Lena Eiler, KoblenzJÖSCH Bau- und Immobiliensachverständiger, KoblenzKanzlei Prof. Dr. Zeller & Partner, KoblenzPhilipp Personal Concept GmbH, KoblenzDormont’s Restaurant und Bistro, KoblenzTUBE-TEC Rohrverformungstechnik GmbH, NistertalBaldus Medizintechnik GmbH, UrbarStormguards UG, PolchFoncloud GmbH & Co. KG, MayenConfluentis IT Capital GmbH, KoblenzPicco Bello GmbH Gebäudedienstleistungen, Siershahn
EVENTSNächste Termine in der Region Mittelrhein:16. Oktober – BVMWMeeting Mittelstand im ehemaligen Plenarsaal des Deutschen Bundestages, Bonn17. Oktober – JM:Connect – Der Gründertreff (Zielgruppe: Start-ups, Nachfolger und Gründer)30. Oktober – Sinnvolle Social Media Nutzung, Nastätten12. November – Expertengruppe IT & Digitales, Koblenz, und „Sabine Asgodom live“ in Kusel (BVMWWestpfalz)19. November – UnterUns – Freies Netzwerken, Koblenz27. November – OB-Lunch mit David Langner, KoblenzWeitere Information und Anmeldung:www.events-mittelrhein.de oder direkt bei Sarah Hennemann,Telefon: 02630/956 1991, E-Mail: Sarah.Hennemann@bvmw.de
Zu den folgendenweiteren Veranstaltungenwerden Einladungen über Verteiler und soziale Kanäle ausgesprochen.Die Anmeldung kann nur verbindlich über die Homepage www.mittelrhein.bvmw erfolgen:25. Oktober – FuckUp Nights – Event zur Fehlerkultur (Mitgliederveranstaltung)21. November – Internationaler Netzwerktreff – Gemeinsam weltweit Geschäfte machen, Koblenz22. November – Erfolgreiche Akquise von öffentlichen Aufträgen, Koblenz28. November – Workshop: Professionelles Netzwerken – mit Spaß, Herz und Strategie5. Dezember – WakeUp Kino: Die stille Revolution, Koblenz
Nächster Termin in der Region Rhein-Lahn:30. Oktober – Social Media im Kino-Center-Nastätten: 2½ Stunden Profitraining live auf der großen Kinoleinwand: Wie kannman Social Media als Unternehmer sinnvoll nutzen? Fallstricke. Methoden. Was tun und was lassen? Kosten: 20 Euro (BVMW-Mitglieder), 30 Euro (Gäste), Getränke und gesunde Snacks in der Pause sind inklusive. Weitere Information und Anmeldung:www.mittelstand-rhein-lahn.de oder direkt bei Tanja Steeg, Telefon: 0151/181 674 49, E-Mail: tanja.steeg@bvmw.de
Blick über den Tellerrand:7./8. Oktober – Digital 2018: Der BVMW holt zusammen mit der Telekom Steve Wozniak – Mitgründer von Apple – nach Köln.Herausragende Speaker (darunter Neil Harbisson, Dr. MiriamMeckel, Dr. Wladimir Klitschko, Sigmar Gabriel und Prof. Dr. h.c.Mario Ohoven) treffen auf Innovatoren, Wirtschaftsgrößen, politische Entscheider und junge Talente. Als größterMitveranstalter plant der BVMW hier hin eine Unternehmerreisemit gemeinsamer Hin- und Rückfahrt. Das Event beinhaltet einExecutive Dinner inklusive Verleihung des Digital Champion Awards und einen Top Music Act. Kosten: 149 Euro(zzgl. MwSt. und Übernachtung). Ansprechpartner beim BVMWMittelrhein: Christian Karlstedt, Telefon: 0170/296 395 3,E-Mail: christian.karlstedt@bmmw.de
Die Teilnehmerder Podiums-diskussion inNastätten, in-klusive Reprä-sentanten desBVMW.Foto: FS Medien
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
MACHER DER REGION Freitag, 19. Oktober 20188
Sommer liebt den HerbstPorträt Kern-Haus-Vorstand Bernhard Sommer nimmt körperliche und berufliche Herausforderungen an. Er findetEntspannung in der Natur und Bestätigung in der Markenentwicklung.
S eit seinem 18. Lebens-
jahr schwingt sich Bern-
hard Sommer regelmä-
ßig aufs Rad. Der Vor-
standsvorsitzende der
Kern-Haus AG in Ransbach-
Baumbach liebt die Natur, aber
auch die innere Challenge, wenn
er wie beim Eifel-Extrem-Mara-
thon 205 Kilometer und 3400 Hö-
henmeter überwindet. Viele gute
Ideen entstehen bei seinen Tou-
ren, wenn er den Gedanken frei-
en Lauf lassen kann. So ist das
Radfahren – genauso wie sein
morgendliches Ritual, mindestens
45 Minuten zu joggen – auch be-
ruflich von Bedeutung.
Das Geschäftsjahr des 53-Jäh-
rigen, der ursprünglich aus der
Autozuliefererbranche kommt, ist
teils minutiös vorgeplant, erzählt
er. Auch Pufferzeiten plus Aus-
zeiten – wie eben Radtouren oder
Kurzaufenthalte in Mallorca, von
denen er sich jährlich fünf bis
acht erlaubt – nimmt Sommer vor
Jahresbeginn in seinen Termin-
kalender auf. Jeden November
plant der Kern-Haus-Chef ge-
meinsam mit seinem zwölfköpfi-
gen Führungskräfteteam das
komplette neue Geschäftsjahr
durch. Alle müssen ihre Termine
frühzeitig festlegen. Disziplin,
Weitblick und Verbindlichkeit
sind wesentliche Elemente seiner
Führungskultur. „Wir planen Zeit
ein, um nicht nur im Unterneh-
men, sondern am Unternehmen
zu arbeiten“, sagt Sommer. „Am“
Unternehmen zu arbeiten, heißt
bei Kern-Haus, in einer jährlichen
Führungskräfteklausur den Ist-
Zustand zu beschreiben, ein Ziel
für die künftige Entwicklung
zu formulieren und strategische
Eckpfeiler zu setzen. Jeweils ein
Best-Case-, ein Real-Case- und
ein Worst-Case-Senzario werden
entwickelt.
Im Unternehmen wird eine Du-
Kultur gepflegt. Auch die Stimme
der unteren Hierarchieebene ist
ganzjährig gefragt. Schließlich
stehen die Mitarbeiter im direk-
ten Kontakt zu den Kunden, die
sich mit der größten Investition ih-
res Lebens befassen: einem
Schlüsselfertigbau mit Kern Haus.
Bernhard Sommer trimmt alle
Mitarbeiter darauf, stets die beste
Lösung aus Sicht des Kunden zu
finden. Wenn dies wie eine Mar-
kenbotschaft klingt, ist das ge-
wollt, denn Bernhard Sommer ist
leidenschaftlicher Markenmana-
ger. Wäre er selbst eine Marke,
wäre ihr Kern: „hohes Durchset-
zungsvermögen, ausgeprägter
Wille und hohe Beständigkeit,
auch Bodenständigkeit“ – soll
heißen, keine permanenten Stra-
tegiewechsel, lieber dreimal
überlegen und Entscheidungen
mit Zahlen und Fakten unter-
mauern. Ganz wichtig ist Sommer
auch, „alle Beteiligten mit auf den
Weg zu nehmen. Das bringt eine
andere Umsetzungsqualität.“
Zu Kern-Haus kam Sommer
nach leitenden Funktionen bei
Bäsch Autoteile (heute: Autoplus)
und Meyer-Lissendorf (heute Teil
des Michelin-Konzerns). Zunächst
war er Mitglied im Aufsichtsrat,
2007 bot ihm Klaus Kern den Vor-
standsposten an und sagte: „Wenn
du kommst, dann ziehe ich mich
sukzessive zurück“. Kerns Zusatz,
„es kann nur ein Hahn auf dem
Mist stehen“, war für Sommers
Zusage maßgeblich. Wenn er die
Führung übernimmt, möchte er
auch die Verantwortung tragen.
Als Quereinsteiger in der Haus-
baubranche war, und ist Sommer
Querdenker. Vor seinem Einstieg
in die Baubranche analysierte er
den Markt grundlegend. 2006 war
die Eigenheimzulage entfallen,
die Branche in eine Krise ge-
rutscht (verstärkt wurde sie durch
die Bankenkrise ab 2008 und die
nachfolgende Rezession der Bau-
branche). Kern-Haus hatte da-
mals den Schwerpunkt im Eco-
nomy-Segment. Sommer identifi-
zierte als neue Zielgruppe Men-
schen, „die zinsunabhängig Ei-
gentum schaffen können“, und
re-positionierte das Unternehmen
im Premium-Segment. Dass dies
der richtige Weg war, beweisen
ein wachsender Kundenstamm
und zahlreiche Auszeichnungen,
darunter der „German Brand
Award“ für erfolgreiche Re-Posi-
tionierung und Markenentwick-
lung von Unternehmen sowie
schon siebenfach der im Jahr
2012 geschaffene „Deutsche
Traumhaus“-Preis.
Bernhard Sommer hält steten
Kontakt zu Klaus Kern sowie zu
seinem früheren Mentor Peter
Bäsch. Regelmäßig geht er mit
Bäsch in Österreich wandern. Auf
einem Berggipfel sitzend, gucken
beide gerne aus der Vogelpers-
pektive auf ihr Leben, philoso-
phieren und geben einander –
hier wie auch anschließend bei
gutem Essen und Wein – frische
Impulse. Essen und guter Wein
hat Bernhard Sommer – plakativ
gesprochen – auch zum Leutnant
der Kölner Prinzengarde ge-
macht. Bei einem Geschäftsessen
mit Dino Massi (Geschäftsführer
des Weinhandels Piero Massi in
Köln), dessen Funktion als Prin-
zengarde-Präsident er zum da-
maligen Zeitpunkt nicht kannte,
erkundigte sich Sommer, ob er an
40 Karten für eine Sitzung beim
Kölner Karneval kommen könne.
Die Karten hatte er Kern-Haus-
Mitarbeiterinnen versprochen,
quasi alsWiedergutmachung, weil
er wiederholt zur Weiberfastnacht
in der Firma abwesend war. Mit
Massi entwickelte sich eine
Freundschaft, die zwei Jahre spä-
ter in den Fahnenschwur im Köl-
ner Traditionskorps mündete.
Das kulturelle und soziale En-
gagement des Vereins beein-
druckt Sommer: 120 000 Euro ha-
be die Prinzengarde vor drei Jah-
ren an Spenden eingeworben, um
Figuren am Kölner Dom restau-
rieren zu lassen. Hinter diesem
Engagement muss sich Bernhard
Sommer allerdings nicht verste-
cken. Die Kern-Haus AG unter-
stützt als Sport-Sponsor seit vie-
len Jahren regionale Mannschaf-
ten und Einzelsport-Talente in
den Bereichen Radsport, Biathlon,
Freiwasserschwimmen und Mo-
torsport. Und als Lions-Club-Mit-
glied setzt sich Sommer ebenfalls
mit den Koblenzer Lions-Freun-
den für gute Zwecke ein.
Sommer hat im Laufe seines
Lebens bereits viel bewegt und ist
selbst viel in Bewegung: Beruflich
hat er zahlreiche Länder Europas
und Asiens bereist. Im Urlaub
zieht es ihn vorzugsweise nach
Spanien oder Italien. Die „Vul-
kaneifel zwischen Köln und Ko-
blenz“ aber nennt er seine Hei-
mat. Gerade im September und
Oktober gibt es für ihn keinen
landschaftlich schöneren Flecken
Erde – vor allem nicht, wenn er
die Natur im Laufschritt oder auf
dem Fahrradsattel erleben kann.
ZUR PERSONBernhard Sommer, geb. 1965 in Ma-yen, ist verheiratet, hat drei erwach-sene Kinder und lebt in der Vulkaneifel.Seine Hobbys sind Laufen und Radfah-ren. Besonderes Interesse hat er amThema „Marken und Markenbildung“.Er interessiert sich auch für Philosophieund Psychologie, in diesem Kontext fürdie Zeitschrift „Hohe Luft“.
Engagement: Sommer ist Mitglied imLions-Club Koblenz, übernahm hier von2016 bis 2017 die Präsidentschaft.Zudem ist er Leutnant der Kölner Prin-zengarde. Seit 1991 ist er Mitglied imMarketing Club Rhein-Mosel.
Ausbildung und Beruf:Fachkaufmann Marketing (IHK),BWL-Studium (berufsbegleitend),lizensierter Zeitmanagement-Coach
1994 bis 1997: Mitglied der Geschäfts-leitung bei Bäsch Autoteile (heutigerName: Autoplus) mit den Schwer-punkten Marketing und Vertrieb sowiegeplanter Verkauf des Unternehmens
1997 bis 2007: Geschäftsführer derMeyer-Lissendorf-Gruppe in Gönners-dorf (heutiger Name, nach Aufkaufdurch Michelin: MLX Reifen, Räder undmehr)
2004 bis 2007: Aufsichtsratsmitgliedbei der Kern-Haus AG (auf Empfehlungvon Wirtschaftsprüfer Günter Hilger ausAndernach)
seit 2008: Vorstandsvorsitzender derKern-Haus AG
Weitere Informationen:www.kern-haus.dewww.rsc-mayen.dewww.prinzen-garde.dewww.lions.de/web/lc-koblenzwww.hoheluft-magazin.de
ZUM UNTERNEHMENName: Kern-Haus AG
Kernkompetenz: Schlüsselfertigbau,Massivhaus (Stein/Beton), Qualitäts-und Premium-Segment(Anfragen aus Österreich, Luxemburgund der Schweiz lehnt Kern-Haus ab,da es in Deutschland genügendWachstumspotenzial gibt, andernfallsdie Gefahr einer Überdehnung besteht.Kern-Haus kooperiert mit einem festenHandwerkerstamm.)
Mitarbeiter: 350, davon 90 amHauptsitz in Ransbach-Baumbach
Unternehmensstruktur: Die Kern-HausGruppe besteht aus 15 regionalenGesellschaften in Deutschland, der Sitzder Zentrale, Kern-Haus AG, ist imWesterwald.
Leitsatz: Die Kunden bauen in derRegel nur einmal im Leben. Kern-Haushat deshalb nur eine einzige Chance,beim Kunden anzukommen – anders alsdie Autobranche, die mehrere Verkäufepro Person generiert. In der Hausbau-branche geht es um Qualität, Serviceund Geschwindigkeit.
Kunden-Forum: Kern-Haus befragt je-des Jahr die Bauherren, die vor 3 bis 12Monaten ihre Hausübergabe hatten,nach ihren Erfahrungen mit Marke,Unternehmen, Handwerkern und Mit-arbeitern. „Die Kunden nehmen das alshohe Wertschätzung wahr“, sagtBernhard Sommer.
Auszeichnungen:Kern-Haus hat in denletzten Jahren zahlreiche relevante Aus-zeichnungen erhalten, darunter: Deut-scher Traumhauspreis, TOP-100-Inno-vator, GermanBrandAward,GermanDesign Award,HausbauDesign Award,TOP-JOBAuszeichnung als Arbeitgeber,„Der Bauherr“-Leserhauspreis.
Sport-Sponsoring:Radsport (Profis): Team Lotto-Kern-Haus (Teamchef: Florian Monreal)Radsport (Amateure): Team Kern-Haus(Renngemeinschaft des RV Blitz Spichund des RSC Betzdorf)Motorsport: Tim ZimmermannFreiwasser-Schwimmen:Christian ReichertBiathlon: Gina Marie PuderbachSponsoring-Auswahlkriterium:„Wir unterstützen junge Menschen, diefokussiert und mit Attributen unter-wegs sind, die zu Kern-Haus passen:Ehrgeiz, Akribie und Disziplin“, sagtBernhard Sommer.
„Mir ist wichtig, alle Beteiligten
mit auf den Weg zu nehmen. Das bringt
eine andere Umsetzungsqualität.“Bernhard Sommer, Vorstandsvorsitzender
„Wir planen Zeit ein, um nicht
nur im Unternehmen, sondern am
Unternehmen zu arbeiten.“Bernhard Sommer, Kern-Haus AG
Bernhard Sommer hat die Kern-Haus AG von der Economy-Klasse ins Premium-Segment entwickelt. Foto: Kern-Haus
Fünf bis achtmal im Jahr erlaubt sich Bernhard Sommer Auszeiten aufMallorca. Gerne unternimmt er dann Radtouren, denn dabei kann er sichgleichzeitig auspowern und entspannen. Foto: privat
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
DOSSIER Freitag, 19. Oktober 2018 9
D er Obst- und Gemü-
semarkt ist eine kom-
plexe, globalisierte
Branche, die von
Erzeugergenossen-
schaften und Landwirten über Im-
porteure und Großhändler in
Großküchen, Einzelhandelsketten
bis hin zu Online-Händlern reicht
– von wo aus die Ware schließlich
beim Verbraucher landet. Laut
dem jüngsten umfassenden Jah-
resbericht des Deutschen Frucht-
handelsverbands (DFHV) ist der
bundesweite Umsatz mit frischem
Obst und Gemüse im Einzelhan-
del 2017 gestiegen. Gegenüber
2016 verkündete der Verband ein
Plus von knapp 5 Prozent. Das
entspricht einem Umsatz von 14,7
Milliarden Euro (ohne Kartoffeln)
– ein Rekordwert. Daran ist
Frischgemüse mit einem Plus von
gut 3 Prozent beteiligt, Frischobst
mit einem Plus von über 6 Pro-
zent. Der Umsatzzuwachs bei fri-
schem Obst und Gemüse ist nicht
nur durch steigende Preise be-
dingt: Auch die Einkaufsmengen
haben um gut 2 Prozent zugelegt.
Hier zeigte Frischobst ebenfalls
die höheren Wachstumsraten.
Da allerdings die Obst-Inlands-
ernten im Jahr 2017 meist mager
ausfielen, ging der Mengenzu-
wachs auf Importe zurück. Im Ge-
gensatz dazu fielen die Importe
bei Gemüse geringfügig niedriger
aus als im Vorjahr. Hier war es
vor allem die Inlandsversorgung,
die das Wachstum stärkte. Vom
Geschäft profitierte 2017 wieder
verstärkt der Discount-Handel;
dort konnten fast alle wichtigen
Key Accounts geringfügige
Marktanteilsgewinne verbuchen.
Zudem wurde der Markt 2017
stark von der Witterung beein-
flusst. Zunächst sorgte eine Käl-
tewelle im Mittelmeerraum für
ein eingeschränktes Angebot an
Gemüse. Nach einem vorzeitigen
warmen Frühling sorgten Fröste
Mitte April für kräftige Einbußen
bei der Obsternte in Mitteleuropa.
Im Sommer war es im vergange-
nen Jahr in Mittel- und Süd-
deutschland zu trocken, im Nor-
den aber fast durchweg zu nass.
Im Mittelmeerraum herrschten
fast den ganzen Sommer über bis
weit in den Herbst hinein unge-
wöhnlich hohe Temperaturen, die
den Kulturen zusetzten.
Die Witterung hat indes auch
den Gemüsemarkt im Griff: Weil
Gemüse oft im Freiland, in Fo-
lientunneln oder ungeheizten
Plastikgewächshäusernwächst, ist
die Produktion abhängig von den
jeweiligen Witterungsbedingun-
gen. Dass das nicht nur für
Deutschland gilt, sondern auch
für wichtige Herkunftsländer,
zeigte 2017: Laut DFHV be-
grenzten niedrige Temperaturen
das Gemüseangebot vor allem
aus Spanien, Italien und Frank-
reich. Deswegen mussten deut-
sche Verbraucher für manche
Produkte Anfang 2017 rund 200
Prozent mehr bezahlen als im
Vorjahr. Für den Lebensmittel-
einzelhandel war die größte He-
rausforderung demnach, zuver-
lässig Ware für Angebots-Aktio-
nen zu bekommen. Trotz des
schwierigen Starts mit einem
knappen Angebot aus Südeuropa
und entsprechend hohen Preisen
für die privaten Verbraucher in
Deutschland kauften Verbraucher
etwas mehr Gemüse als 2016. Das
Plus bei der Einkaufsmenge von
Frischgemüse insgesamt er-
streckte sich allerdings nicht über
alle Gemüsearten. So ist die Ein-
kaufsmenge an sogenanntem
„Fruchtgemüse“ leicht zurück-
gegangen, insbesondere bei To-
maten und Zucchini. Dagegen
waren Kürbisse nach einer klei-
nen Schwächephase wieder auf
Wachstumskurs, ebenso Salat-
herzen und Feldsalat. Auch Kohl-
gemüse konnte zulegen, vor al-
lem Blumenkohl, Chinakohl und
Spitzkohl.
In Deutschland wird Sommer-
gemüse wie Zucchini, Aubergi-
nen oder Tomaten zu 80 Prozent
in Gewächshäusern unter kont-
rollierten Wachstumsbedingun-
gen produziert – wo die Witterung
wenig Einfluss hat. Im Sommer
2018, als in ganz Europa Tomaten
geerntet wurden, gingen die Prei-
se wie üblich in den Keller. Dank
der warmen Temperaturen waren
die Tomaten in Deutschland und
den Beneluxstaaten schneller reif
als sonst, was den Effekt ver-
stärkte. Rispentomaten kosteten
im August 2018 deshalb 16 Pro-
zent weniger als vor einem Jahr.
Die Obsternte fiel laut DFHV-
Jahresbericht bundesweit 2017
um mehr als 40 Prozent geringer
aus als 2016. Ursache waren zahl-
reiche Frostnächte im April und
Mai 2017, die viele Kulturen wäh-
rend der Blüte trafen. In Gebieten
mit Frostschutzanlagen im Baum-
obstanbau waren die Schäden ge-
ringer, allerdings wurden Wachs-
tum und Reife auch in den an-
schließenden Monaten nicht von
der Witterung unterstützt.
2018 sieht es wahrscheinlich
besser aus, wie das Beispiel Ap-
felanbau zeigt: Nach der mauen
Ernte 2017 hängen die Apfelbäu-
me laut der Deutschen Landwirt-
schafts-Gesellschaft (DLG) in die-
sem Jahr wieder voll. Der Deut-
sche Bauernverband (DBV) prog-
nostiziert hier fast die doppelte
Menge im Vergleich zu 2017 –
und die entsprechenden Auswir-
kungen auf die Preise. Laut Sta-
tistischem Bundesamt wird die
Apfelernte 2018 bei 1,1 Millionen
Tonnen liegen – 82 Prozent mehr
als im Vorjahr und knapp 17 Pro-
zent über dem Durchschnitt der
vergangenen zehn Jahre. Auch
bei Birnen wird eine Verdopplung
der Erntemenge auf 46 800 Ton-
nen erwartet – ähnlich wie bei
den Kirschen.
BAUMOBSTBAU IN RHEINLAND-PFALZWas Obstbau in Rheinland-Pfalz be-trifft, haben Äpfel prozentual dengrößten Anteil. Das zumindest sind dieErgebnisse der jüngsten Baumobster-hebung des Statistischen Landesamtsvon 2017. Demnach gewinnt vor allemauch die Süßkirsche an Bedeutung.Insgesamt bewirtschaften 555 Betriebeinsgesamt 3990 Hektar Anbaufläche fürdie erwerbsmäßige Erzeugung vonBaumobst. Auf mehr als einem Drittelder Anbaufläche (1390 Hektar) werdenlandesweit Äpfel produziert, die über-wiegend als Tafeläpfel vermarktetwerden. Die Sorte Elstar liegt demnachmit 183 Hektar (17 Prozent) auf demersten Platz der angebauten Apfelsor-ten, vor Braeburn (15 Prozent), Gala (13Prozent) und Jonagold (10 Prozent).Süß- und Sauerkirschen kommen aufgut 30 Prozent der Fläche. Süßkirschennehmen mit 653 Hektar mittlerweileein größeres Anbauareal ein als Sauer-kirschen (562 Hektar). Während Süß-kirschen überwiegend als Tafelobstangebaut werden, liegt der Schwer-
punkt des Sauerkirschenanbaus bei derVerwertung, etwa für Säfte oder Kon-serven. Pflaumen und Zwetschgenwachsen auf 884 Hektar und werdenvor allem als Tafelobst verwertet. Vonnennenswerter Bedeutung sind außer-dem Mirabellen und Renekloden (189Hektar) sowie Birnen (163 Hektar). Imgeringen Umfang werden auch Apriko-sen, Pfirsiche, Quitten und Walnüsseangebaut. Auch der Öko-Anbau spieltbei Obst und Gemüse eine Rolle: Rundein Zehntel der Baumobstfläche (408Hektar) wird von Betrieben bewirt-schaftet, die vollständig auf eine öko-logische Wirtschaftsweise umgestellthaben. Den Anbau dominieren Äpfelmit 69 Prozent der Fläche. Von den280 Hektar Apfelanbau im ökologi-schen Anbau entfällt mehr als die Hälfteder Fläche auf Wirtschaftsäpfel, zumBeispiel für die Saftherstellung. Imkonventionellen Anbau dominierendagegen Tafeläpfel (76 Prozent).
Quelle: Statistisches Landesamt
GEMÜSEBAUBERATUNG INRHEINLAND-PFALZDie Gemüsebauberatung befindet sichzentral am Standort Neustadt an derWeinstraße. Schwerpunkte der Bera-tung sind die Belange des Pflanzen-schutzes, des Anbaus (Düngung, Sor-ten) und der Beregnung. Darüber hi-naus werden Grundlagen erarbeitet,die zur Optimierung der gemüsebauli-chen Produktion in der Feinsteuerungimmer wichtiger werden. Das führt zueiner kontinuierlichen Informations-weitergabe an die Betriebsleiter.
Ein Beispiel für den ständigen Infor-mationsfluss zwischen Beratung undPraxis ist der Pflanzenschutz- und An-bauservice Gemüsebau Rheinland-Pfalz, der wöchentlich neue Informati-onen zur aktuellen Befallslage, zumAnbau, zu Sorten, zur Folienabdeckungund zum Beregnungsmanagement be-reithält. Das Gartenbau-Informations-system enthält Informationen über zu-sätzliche Farbaufnahmen zu den aktuellauftretenden Befalls- und Schadsym-ptomen sowie Diagramme zu Tempe-raturverläufen.
Weitere Information unter:www.dlr.rlp.de
Quelle: DienstleistungszentrenLändlicher Raum Rheinland-Pfalz
Beschaffen,verkaufen,nicht lagernObst- und Gemüsemarkt Magere Ernte in 2017, aberRekord beim Umsatz mit frischem Obst und Gemüse imselben Jahr im Handel in Deutschland. Ein Rückblick aufdas Jahr 2017.
Foto: Dionisvera/stock.adobe.com
Foto: Markus Mainka/stock.adobe.com
D ie Zeit ist reif für Obst
und Gemüse. Die
Früchte liegen, hän-
gen und stehen bereit
zum Ernten oder sind
bereits eingebracht. In ganz
Deutschland, in Rheinland-Pfalz,
in den bekannten Anbaugebieten
aber auch in den nördlicheren Ge-
filden des Landes. Zwar gehört
der Westerwald von seinen Ge-
gebenheiten nicht zu den privile-
giertesten Regionen für Obst- und
Gemüseanbau. Doch es gibt sie –
die (mehr oder weniger versteck-
ten) Nischen, in denen Betriebe
teilweise schon seit Generationen
erfolgreich Obst und Gemüse an-
bauen und vermarkten. Dies legt
auch die Einschätzung von Mar-
kus Mille, Geschäftsführer des
Bauern- und Winzerverbands
Rheinland-Nassau (Geschäfts-
stelle Hachenburg), nahe: „Der
Westerwald ist ja überwiegend ei-
ne Grünlandregionmit Milch- und
Rindfleischproduktion. Gerade
deshalb sind wir froh und stolz,
dass auch einige Obst- und Ge-
müsebaubetriebe hier sehr er-
folgreich ihre Produkte anbauen
und die Nachfrage nach regiona-
len Produkten in diesem Bereich
bedienen.“
Der Anbau konzentriert sichauf wenige GebieteIn Rheinland-Pfalz bewirtschaften
555 Betriebe insgesamt 3990 Hek-
tar Anbaufläche für die erwerbs-
mäßige Erzeugung von Baum-
obst. Auf über einem Drittel der
Fläche werden Äpfel produziert.
Süß- und Sauerkirschen kommen
auf gut 30 Prozent der Fläche. Im
nördlichen Rheinland-Pfalz fin-
den sich vor allem im Landkreis
Mayen-Koblenz und der kreis-
freien Stadt Koblenz Betriebe mit
Baumobstflächen.
Das Landwirtschaftsministeri-
um, bei dem die relevanten Zah-
len und Daten gebündelt zusam-
menlaufen, informiert hierzu: „Der
Gartenbau in Rheinland-Pfalz ist
gekennzeichnet von drei bedeu-
tenden Obstanbaugebieten, die
sich nördlich von Koblenz, zwi-
schen Mainz und Bingen und in
der Südpfalz befinden.“
„Unsere Region is(s)t Heimat“Einer von den Vorzeigebetrieben
liegt rund 30 Autominuten von
Koblenz entfernt. Michael Müller
bewirtschaftet und betreibt sein
Obstgut Müller – „der gesunden
Frische wegen“ – in Neuwied, ge-
nauer gesagt im fruchtbaren Neu-
wieder Becken gelegen. Der ge-
lernteObstbaumeister schaut über
den Apfel und den Tellerrand hi-
naus und weiß: „Aus der Heimat
schmeckt’s am besten“.
Das Verkehrsaufkommen auf
dem Parkplatz „Obstgut-Müller-
Platz“ spricht Bände, ein Auto
fährt ab, das nächste biegt bereits
ein. Müller freut sich über viele
Stammkunden, die Qualität und
gesunde Produkte aus der Region
wünschen und hier im reichhal-
tigen Angebot des Hofladens fin-
den. Immer Bewegung, kein
Stillstand. Dies gilt auch für Mi-
chael Müller: Er sprüht vor guten
Ideen.
Sein Uropa Heinrich legte 1912
seinen ersten Obstgarten mit Äp-
feln und Birnen in Neuwied an.
1955 siedelte Opa Julius vom
Neuwieder Stadtteil Oberbieber
nach Torney um und legte dort
die ersten Apfelplantagen an. Als
die nächste Generation den Be-
trieb übernahm, erweiterte sie
Anbaufläche, Sortiment und Ver-
kauf.
Seit 2003 leitet Michael Müller
das Obstgut gemeinsam mit sei-
ner Frau Daniela in vierter Gene-
ration auf einer Anbaufläche von
fast 200 000 Quadratmetern. Sie
bauen vorwiegend Kernobst an,
und nicht wie typisch für die Re-
gion rund um Koblenz Steinobst.
„Ich kenne keinen anderen Be-
trieb, der das Gleiche macht wie
wir“, berichtet Müller stolz. „Wir
produzieren auf 17 Hektar viele
verschiedene Kulturen und ver-
markten sie ausschließlich über
unseren Hofladen.“ Zu den Kul-
turen gehören: Äpfel, Birnen,
Pflaumen, Mirabellen, Weinberg-
pfirsiche, die komplette Beeren-
palette, Kürbisse auf einem Hek-
tar, Spargel sowie Tomaten und
Feldsalat aus dem Gewächshaus.
Kartoffeln und Kirschen kauft
Müller von Kollegen aus der Re-
gion zu.
Das Sortiment reicht beim Ap-
fel von Elstar – meistgekauft und
heiß geliebt von den Kunden –
über Wellant, einer neueren Sor-
te, bis hin zur alten, regionalen
Spezialität Goldparmäne. Insge-
samt 20 verschiedene Apfelvari-
anten kann Müller bieten. Seiner
Meinung nach ist der Apfel die
Hauptkultur im nördlichen Rhein-
land-Pfalz.
2018 wird ein Rekord-ApfeljahrNachdem im letzten Jahr die Ern-
te durch den Frost im April durch-
schnittlich halbiert wurde, hän-
gen die Apfelbäume in dieser Sai-
son voll mit Früchten. Die Obst-
bauern rechnen mit einem Re-
kord-Apfeljahr. Der Hitzesommer
war zwar eine Herausforderung,
doch das Obstgut Müller war hier-
für gut aufgestellt: Müllers Be-
trieb verfügt über eigene Brunnen
und damit über eine eigene Was-
serversorgung mit einem Spei-
cher von 12 000 Kubik.
Das Wasser wird je nach Bedarf
für unterschiedliche Zwecke ver-
wendet: „Die wichtigste Aufgabe
ist die Trockenbewässerung. Zum
Zweiten dient es zur Frostschutz-
beregnung. Und mit derselben
Anlage wird die Überkronenbe-
regnung sichergestellt, damit die
Früchte, vor allem die Äpfel, kei-
nen Sonnenbrand bekommen“,
erklärt Michael Müller. Weiteren
Schutz vor Schäden von oben ge-
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
DOSSIER Freitag, 19. Oktober 201810
Reif fürdie Ernte
2018 wird ein Jahr der Äpfel – ganz anders als das Apfeljahr 2017, in dem die Ernte karg oder an manchen Orten ganz ausfiel. Schlechtes Wetter,späte Fröste bis in den April hinein sowie Schädlinge hatten die Blüten im Vorjahr zerstört und den Bäumen die Kraft geraubt. Foto: Obstgut Müller
ZAHLEN UND FAKTEN(DEUTSCHLAND)Verschiedene Institutionen und Be-hörden liefern jährlich oder im regel-mäßigen Turnus Zahlen und Daten zumObst- und Gemüseanbau in Deutsch-land sowie zu erwarteten Erträgen.
Die Bundesanstalt für Landwirtschaftund Ernährung (BLE) erwartetdeutschlandweit gute Ergebnisse fürPflaumen, Äpfel und Kirschen in diesemJahr.
Der Deutsche Bauernverband e. V.prognostiziert eine insgesamt ge-mischte Erntebilanz für 2018. Die Tro-ckenheit war für viele Betriebe imObst- und Gemüsebau mit erhöhtenKosten für Maßnahmen der Bewässe-rung verbunden. Zudem gab es Prob-leme, genügend Saisonarbeitskräfte fürdie Ernte zu gewinnen.
Die Ernte im Obstanbau wird 2018 vorallem ein Jahr der Äpfel werden, mitrund 934 000 erwarteten Tonnen. De-ren Haupternte beginnt sehr früh undwird aufgrund der langen Hitze undTrockenheit für alle Sorten voraus-sichtlich sehr kurz sein.
Bei Süßkirschen werden in diesem Jahrrund 44 000 Tonnen erwartet, beiSauerkirschen rund 16 000 Tonnen.Was für Kirschen gilt, gilt auch fürPflaumen und Zwetschgen. Die Ernte-erwartungen liegen mit 38 000 Tonnendeutlich höher als im Vorjahr. Bei Mi-rabellen werden es rund 6000 Tonnensein.
Beim Gemüse begann die Erntesaison2018 bei fast allen Kulturen nach denkalten Frühjahrstemperaturen etwasspäter, wurde im weiteren Saisonver-lauf durch die hohen Temperaturenaber mehr als ausgeglichen.
Anbaugebiete Im Norden des Landeswächst Frische.
„Ich kenne keinen anderen Betrieb,
der das Gleiche macht wie wir.“
Michael Müller, Gartenbaumeister (Obstbau) und InhaberObstgut Müller
„Wir sind froh und stolz, dass einige
Obst- und Gemüsebaubetriebe
hier sehr erfolgreich ihre Produkte
anbauen und die Nachfrage
nach regionalen Produkten in diesem
Bereich bedienen.“Markus Mille, Geschäftsführer Bauern- und WinzerverbandRheinland-Nassau e.V.
währleisten Hagelschutznetze wie
auch Vogelabwehranlagen, die
mit Hilfe von Stimmimitationen
der Greifvögel die Vogelwelt da-
von abhalten soll, die Früchte von
der Seite zu stibitzen.
Fast nebenan betreibt Stefan
Hof seinen Hofladen-Bauernla-
den. Er sagt über sein Engage-
ment: „Unser Bauernhof im Her-
zen von Heddesdorf wird nun
schon seit über drei Generationen
als Familienbetrieb bewirtschaf-
tet. In dieser langen Zeit hat sich
die Produktion von Lebensmitteln
stark gewandelt. Doch eines ist
bei all den technischen Errun-
genschaften stets gleich geblie-
ben: Die Leidenschaft für ein gu-
tes, gesundes Produkt.“
Warum aus der Ferne kaufen, wenndas Gute so nahe liegtRegionale Produkte der Saison
aus den Landkreisen Altenkir-
chen, Neuwied und aus demWes-
terwaldkreis einzukaufen, bringt
Vorteile: Obst ist weniger belastet
als Importware und somit gesün-
der und geschmacklich besser.
Kürzere Transportwege schonen
zudem die Umwelt und garantie-
ren Frische sowie einen für die
Kunden nachvollziehbaren Ur-
sprung. Obst und Gemüse kom-
men reif zum Verbraucher und
sind voller wertvoller Inhaltsstof-
fe, ein Plus für ausgewogene, ge-
sunde Ernährung.
Um den direkten Kontakt zwi-
schen Verbrauchern und Land-
wirten wie auch Winzern zu för-
dern und den Zugang zu Lebens-
mitteln aus der Region zu er-
leichtern, hat die Gemeinschafts-
initiative „Wir Westerwälder“ den
Einkaufsführer „Westerwald“
(www.wir-westerwaelder.de/
leben-freizeit/einkaufsfuehrer-
zu-bauern-und-winzerhoefen.
html) aufgelegt. Dieser soll einen
Beitrag zur Unterstützung der
heimischen Landwirtschaft leis-
ten.
„Die aufnehmende Hand“Wohin wandern die Früchte nach
der Ernte? Wer ist die aufneh-
mende Hand? Die Vermarktung
von Obst und Gemüse ist durch
komplexe Strukturen und eine
Vielzahl an Akteuren gekenn-
zeichnet. Zum einen kann die
Vermarktung über Erzeugerge-
meinschaften beziehungsweise
Genossenschaften erfolgen oder
in Formen der Selbstvermarktung
(gerade im Gemüsebau) über
„Gemüsekisten“ oder im eigenen
Hofladen, wie es eben Michael
Müller praktiziert. Auch Märkte
oder Straßenstände, Internet-
Shops oder die Ansprache von
Selbstpflückern bieten sich zum
Verkauf an. Daneben gibt es noch
den sogenannten Vertragsanbau
und/oder den Fachgroßhandel.
Michael Müller schätzt: „Das
Gros an Obst geht an die Genos-
senschaften, an Obstgroßhändler
und dann weiter an den Einzel-
handel zum Verbraucher.“ Das
deckt sich auch mit den Aussagen
von Martin Balmer vom DLR-
Rheinpfalz: „Die Vermarktung im
Norden des Landes erfolgt haupt-
sächlich über die Genossenschaft
Landgard in Straelen sowie zwei
private Vermarkter: Frutania in
Grafschaft und Krings in Rhein-
bach.“
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
DOSSIER Freitag, 19. Oktober 2018 11
Mit Creditreform an meiner Seitemache ich einfach bessere Geschäfte.
Creditreform Koblenz | www.koblenz.creditreform.de
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ZAHLEN UND FAKTEN (RLP)Im aktuellen Agrarbericht 2018 ver-gleicht das Ministerium für Wirtschaft,Verkehr, Landwirtschaft und Weinbaudie Einkommenslage von Landwirt-schaft und Weinbau des Wirtschafts-jahres 2016/17 in Rheinland-Pfalz mitder auf Bundesebene und beleuchtetdie Situation der Agrarmärkte, die ak-tuellen Herausforderungen des Agrar-sektors sowie die Finanzierungs- undLegislativvorschläge für die Gemeinsa-me Agrarpolitik (GAP) nach 2020: ImObstanbau gibt es stark schwankendeErntemengen. Die rheinland-pfälzi-schen Obstbaubetriebe konnten in2017 nur eine unterdurchschnittlicheErnte einbringen: geschätzt rund 7,2Tonnen versus 20,9 Tonnen im Vorjahr.Vorhersagen für 2018 sehen da weitbesser aus.
Die Erntemenge der rheinlandpfälzi-schen Gemüsebaubetriebe beträgtknapp 6 Millionen Tonnen. Erzielt wirddiese Leistung auf 19 520 Hektar Frei-landfläche und in 3564 Hektar Unter-glasanlagen.
Das Statistische Landesamt in Bad Emsliefert im fünfjährigen Turnus mit derBaumobsterhebung Zahlen zu Betrie-ben und Anbauflächen verschiedenerObstsorten auf Kreisebene.
Die aktuelle Erhebung aus 2017 hatgezeigt, dass erstmals seit 1987 wiedereine Zunahme der Obstbaufläche ver-zeichnet werden konnte. Die Zahl derBetriebe nimmt jedoch weiterhin ab.Sie sank von 684 in 2012 auf 555 in2017, da Hofnachfolger fehlen und sichdie Betriebe weiterhin stärker spezia-lisieren und vergrößern.
„Aufgrund der derzeit trockenen
Witterung mit kühlen Nächten
entwickeln sich Deckfarbe und innere
Qualität der Äpfel hervorragend.“Martin Balmer,Gruppenleitung Kompetenzzentrum GartenKlein-Altendorf, DLR Rheinpfalz
Eine bunte Vielfalt an Kürbissen erwartet die Besucher und Kunden auf dem Obstgut Müller. Daneben erhalten die Kunden hier viele saisonale undregionale Produkte. Fotos: Obstgut Müller
Feldsalat sowie Spargel und Tomaten wachsen bei Obstgut Müller im Gewächshaus. Der Anbau wird auch inFolientunneln oder im Freiland kultiviert.
Maschinen- und Anlagenbau Abfüllanlagen für Saft und andere Getränke sind die Kompetenz der KHS-Gruppe am Standort Bad Kreuznach.
W ohin mit all den
Früchten? Vor al-
lem mit den vielen
Äpfeln, die dieses
Jahr geerntet wer-
den. Spätestens, wenn Hunderte
von Apfelkuchen gebacken, ge-
gessen und Tausende von Mar-
meladen gekocht sind, stellt sich
diese Frage.
Im gewerblichen Bereich ist
diese Frage natürlich schon viel
früher zu beantworten. Da kommt
dann die KHS GmbH am Standort
Bad Kreuznach ins Spiel – denn
sie ist Spezialist für Abfüll- und
Prozesstechnik. Dazu gehören
auch die Maschinen, die für die
Abfüllung von Fruchtsäften be-
nötigt werden. Generell kannKHS
für Getränke aller Art und für die
unterschiedlichsten Behälter Ab-
füllanlagen herstellen. Zu den pri-
mären Behältersegmenten zählen
Glas-, PET-Flaschen sowie Dosen
und Keg.
Keg ist ein Mehrwegfass, das
speziell zum industriellen Befül-
len und der keimfreien Lagerung
von Getränken entwickelt wurde.
Das Unternehmen fertigt Ab-
füllanlagen für fast alle Geträn-
kearten, wie auch Apfelsaft, aber
eben nicht nur für Apfelsaft und
nicht nur Maschinen zum Abfül-
len, sondern auch beispielsweise
für die Reinigung und Verpa-
ckung. An insgesamt fünf deut-
schen Standorten entwickelt und
fertigt KHS das gesamte Portfolio
an Abfüll- und Verpackungsma-
schinen, besonders Hochleis-
tungsanlagen, aber auch Lösun-
gen für kleine und mittelständi-
sche Betriebe. Die Verwaltung
und damit der Hauptsitz des Un-
ternehmens befinden sich in Dort-
mund.
Die KHS GmbH zählt nach ei-
genen Angaben zu den Markt-
führern auf diesem Gebiet und
wird als Anbieter innovativer, zu-
verlässiger und hocheffizienter
Produkte und Dienstleistungen,
nicht zuletzt auch wegen eines
rund um die Uhr verfügbaren,
weltweiten Vor-Ort-Service ge-
schätzt.
„First Choice in Technology
and Service“, lautet die Vision
des Unternehmens, das internati-
onal aufgestellt ist und diese Bot-
schaft deshalb auch in Englisch
kommuniziert.
Mit Erfahrung in die ZukunftDank 150-jähriger Erfahrung in
der Entwicklung von Abfüll- und
Verpackungsanlagen verfügt KHS
über das Know-how, innovative
und nachhaltige Lösungen für die
Zukunft zu schaffen. Insbesonde-
re im Bereich der Entwicklung
von PET-Behältern – angesiedelt
im Werk in Hamburg – und per-
fekt darauf abgestimmter Abfüll-
linien gehört KHS zu den führen-
den Systemanbietern weltweit.
Ganz praktisch betrachtet: Ein
Kunde benötigt für die Reinigung
seiner Flaschen oder für das Be-
füllen mit diversen Getränken ei-
ne entsprechende Maschine.
Dann wendet er sich an KHS. Das
Unternehmen stellt die für den
Kunden passende Maschine be-
ziehungsweise Maschinen her. Es
kann sich dabei um Teillösungen
oder auch um eine komplette Pro-
duktlinie – eine zusammenhän-
gende Gruppe von Produkten ei-
nes Unternehmens – handeln. In
den Kompetenzbereich von KHS
gehören Getränkemischtechnik,
Filtration, Kurzzeiterhitzung oder
Rins-, Füll- und Verschließsyste-
me für Flaschen und Dosen. Zur
Abfüllung von Getränken jeder
Art, kann man sich an KHS wen-
den: von Bier über Wasser, Soft-
drinks oder Saft bis hin zu Milch
oder Spirituosen.
Milch, Milchmixgetränke und
Säfte sind besonders empfindli-
che Getränke – sogenannte asep-
tische Produkte – und die Pro-
duktsicherheit steht an oberster
Stelle. Da hier die Gefahr der Ver-
keimung am größten ist, müssen
diese Getränke unter den höchs-
ten Hygienestandards produziert
und abgefüllt werden.
Praxisgerecht –das neue TrainingszentrumAuf 550 Quadratmetern hat KHS
in Bad Kreuznach ein neues Trai-
ningszentrum sowohl für Mitar-
beiter als auch für Kunden einge-
richtet. Hier finden Schulungen in
Theorie und Praxis zur Bedienung
und Wartung von KHS-Maschi-
nen statt. Bislang erfolgten diese
Trainings vor Ort bei den Käufern
von KHS-Anlagen. Der Vorteil
von Schulungen am Standort in
Bad Kreuznach liegt für den Kun-
den darin, dass deren Techniker
sich im KHS-Werk „ein genaues
Bild davon machen, wie die Ma-
schinen aufgebaut sind. Zurück in
der heimischen Produktion unter-
stützt sie das so gewonnene, tiefe
Verständnis bei ihrer täglichen
Arbeit“, sagt Marco Palme, Leiter
des KHS-Trainingszentrums in
Bad Kreuznach undWorms.
Wo jetzt das Kompetenzzent-
rum steht, befand sich früher eine
Fertigungshalle. Diese wurde re-
noviert und ein zweigeschossiger
Komplex eingebaut. In dessen
Obergeschoss befinden sich die
Büros für die acht dort tätigen
Trainer; das Erdgeschoss beher-
bergt drei Schulungsräume, die
mit modernster Technik ausge-
stattet sind. Ein sogenannter
Shopfloor in der Halle dient dazu,
die erlernte Theorie mit Hilfe von
Modulen, die in KHS-Anlagen
verbaut werden, in die Praxis um-
zusetzen (und Sicherheit im Um-
gang mit den Anlagen zu gewin-
nen). Der Großteil der Trainer
kommt aus der betrieblichen Pra-
xis und hat sowohl Stationen in
der Fertigung als auch in der In-
betriebnahme von KHS-Anlagen
durchlaufen.
Der Standort Bad Kreuznach ist einer von fünf deutschen Standorten derKHS-Gruppe. Hier produziert das Unternehmen unter anderem Geträn-kefülltechnik.
WEITERE INFORMATIONDie KHS GmbH ist 1993 aus dem Zu-sammenschluss der 1868 gegründetenHolstein & Kappert AG, Dortmund, undder Seitz-Werke GmbH (später SENAG), Bad Kreuznach, entstanden. DieKHS GmbH ist eine 100-prozentigeTochtergesellschaft der zum Salzgitter-Konzern gehörenden Salzgitter Klöck-ner-Werke GmbH.
Ab in die Flaschen
Modernste Anlagen für das sichere und präzise Abfüllen verschiedenster Getränke wie Wasser, Saft oder Bier. Ein Transportband verbindet die Maschinen miteinander. Die gefüllten Flaschen durchlaufen den weiteren Produk-tionsprozess. Fotos: KHS
Eine PET-Abfüllanlage für „sensitive“ Getränke wie etwa Saft. Abfüllung von Saft ist ein komplexer Prozess vonder schonenden und schaumfreien Entgasung über die präzise Behandlung von Konzentraten bis hin zur Heiß-abfüllung.
ZUM UNTERNEHMENName: KHS GmbH
Hauptsitz: Dortmund
Geschäftsführung: Burkhard Becker(Vorsitzender), Martin Resch
Umsatz (SalzgitterKonsolidierungskreis): 1137 Mio. Euro
Mitarbeiter: 5070
Standorte (Deutschland):
Dortmund: Firmenzentrale /Verwaltungs- und Hauptsitz,
Pasteur-, Inspektions- Etikettier- undTransporttechnikBad Kreuznach: SchwerpunktFülltechnik, Prozesstechnik und AseptikHamburg: PET-Kompetenz wieStreckblas- und Barrieretechnologiesowie die Bottles &Shapes PET-FlaschenentwicklungKleve: SchwerpunktVerpackungstechnik mit Fokus aufmodernsten EndverpackungenWorms: Hochleistungspalettierer sowieEin- und Auspacklösungen
Standorte (International): USA,Mexiko, Brasilien, Indien und China
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
DOSSIER Freitag, 19. Oktober 201812
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
DOSSIER Freitag, 19. Oktober 2018 13
H einz Ackermann ist
ein tatkräftiger Mann.
Der 49-jährige Unter-
nehmer leitet die Ge-
schäfte eines Groß-
und Importhandels für Obst und
Gemüse in Koblenz. Er ist auch
ein kreativer und innovativer Ent-
wickler. Mit der französischen Er-
zeugergenossenschaft Savéol hat
sich Heinz Ackermann in den
1990er-Jahren eine neue Verpa-
ckung für den Handel überlegt,
die als Alleinstellungsmerkmal
dienen sollte. Heraus kam das
Plastikdreieck für die Mini-To-
maten, das fortan mehrfach ko-
piert wurde und mittlerweile
längst als Standardverpackung im
Lebensmittelhandel fungiert.
Das Obst- und Gemüsegeschäft
der Simon Ackermann GmbH ist
zweigeteilt: 30 Prozent erwirt-
schaftet der Mittelständler mit
Großhandel, 70 Prozent mit
Fruchtimporten. Das Importge-
schäft wickelt Ackermann zu 65
Prozent mit Waren aus Frankreich
ab, den Rest mit Geschäftspart-
nern aus Spanien, Italien und Ma-
rokko. Er führt das Familienun-
ternehmen seit dem Tod seines
Vaters im Jahr 2000 in dritter Ge-
neration alleine. Er war es, der
das Importgeschäft zum Haupt-
geschäftsfeld ausbaute – und
Kontaktnetzwerke mit landwirt-
schaftlichen Partnern im Ausland
knüpfte.
Zum Beispiel mit Savéol: Der
Genossenschaft aus Westfrank-
reich gehören 150 Gemüsebauern
an. Mit 22 Sorten produziert sie
das breiteste Tomatenangebot
Frankreichs, daneben Erdbeeren,
Salatgurken und Himbeeren.
Auch bei der Gestaltung von Ver-
kaufspackungen arbeiten die bei-
den Unternehmen partnerschaft-
lich zusammen, was sich bewährt
hat: Seit 1995 ist die Simon Acker-
mann GmbH stetig gewachsen;
derzeit werden circa 24 000 Ton-
nen frisches Obst und Gemüse
vermarktet. Ackermann sieht sei-
nen größten Erfolg darin, dass er
eine nahtlose Transportlogistik
ohne Standzeiten für die Importe
aus Frankreich von der Produkti-
on bis hin zum Kunden aufgebaut
hat. Diese garantiert maximale
Frische für den Endverbraucher.
Konkret heißt das: Produzenten-
seitig schöpft Ackermann aus ei-
nem großen Pool von Großbauern
und Landwirtschaftsgenossen-
schaften, davon 80 in Frankreich,
rund 20 in Spanien und Italien
und etwa zehn in Marokko. Ne-
ben seinem eigenen Fuhrpark,
der täglich zwischen Deutschland
und dem europäischen Ausland
pendelt, arbeitet er in jeder der
Anbauregionen mit Partnerspe-
ditionen schon seit vielen Jahren
vertrauensvoll zusammen. Die
Beschaffung frischer Ware aus
circa 1000 Kilometern Entfernung
– Ware, die nicht lange im Lager
verweilen kann – ist eine He-
rausforderung, der sich der Ko-
blenzer Logistikexperte mit gro-
ßer Verantwortung täglich stellt.
Abnehmerseitig arbeitet der
studierte Betriebswirt mit den
großen Lebensmittelhandelsket-
ten zusammen: „Wir arbeiten als
Bindeglied zwischen der Produk-
tion einerseits und dem Handel
andererseits. Mein Job ist es, mit
den Erzeugern die Produktions-
menge so zu planen, dass sie der
zu erwartenden Bedarfsmenge
entspricht“, erklärt Heinz Acker-
mann.
Neben dem Importgeschäft ist
der Großhandel für ihn ein wich-
tiges Geschäftsfeld. Ackermann
beliefert Lebensmitteleinzel-
händler in der Region, genauso
wie Krankenhäuser, Kantinen und
Großküchen. Für Obst und Ge-
müse aus der Region sieht er noch
Luft nach oben: „ Möglicherweise
kann man in 20 Jahren Früchte
zwischen Ahr, Mosel und Rhein-
land anbauen, die man heute
noch aus dem Mittelmeerraum
importieren muss.“
Als Heinz Ackermann 1992 als
22-Jähriger im Verkauf anfing,
war der Großhandel das Haupt-
umsatzgeschäft des Familienun-
ternehmens. Und das eigentlich
seit jeher: Die Großeltern Simon
und Amalie gründeten 1925 den
Betrieb in Koblenz-Rübenach, der
damals mit Pferdefuhrwagen
Früchte und Gemüse aus dem
Umland in die Stadt transportier-
te. Dort verkauften sie Kartoffeln,
Äpfel, Zwiebeln und Kohl weiter
an die lokalen Geschäfte und die
Markthändler auf dem Münz-
platz. Weil in der Nachkriegszeit
Mangel herrschte, begann Simon
Ackermann früh, Gemüse auch
überregional dazuzukaufen – et-
wa Kohl aus Fehmarn: „Es ging
darum, Ware zu beschaffen, wes-
halb sich mein Großvater nach au-
ßen orientierte, Obst und Gemüse
in die Region importierte und ge-
gen Lebensmittelmarken abgab.
Seit den 1960er-Jahren haben sich
die Produktpalette und der Lie-
ferkreis enorm ausgeweitet. „In
den Wachstumsjahren waren
Südfrüchte etwas ganz Besonde-
res“, sagt Ackermann. „Heute er-
warten die Verbraucher zum Bei-
spiel frische Erdbeeren oder Spar-
gel auch außerhalb der jeweiligen
Saisonzeiten.“ Er und seine Zunft
erfüllen diese Wünsche. In die Zu-
kunft blickt Heinz Ackermann ge-
lassen – und wartet ruhig ab,
„was der Online-Handel für uns
bringt.“ Obst und Gemüse wird
zwar auch digital bestellt, aber
nicht virtuell verzehrt. Es bedarf
weiterhin der Dienstleistung von
Fruchtimporteuren.
ZUM UNTERNEHMENName: Simon Ackermann FruchtimportGmbH
Gegründet: 1925
Standort: Koblenz
Geschäftsführer: Heinz Ackermann (49)
Mitarbeiter: 21 Mitarbeiter in Vollzeit(Lageristen, Buchhalter, KaufmännischeAngestellte, Lkw-Fahrer)
TomatenimDreieckPorträt Die Simon Ackermann GmbHimportiert Obst und Gemüse aus Europaund Nordafrika und handelt mitAnbauprodukten aus der Region. Derinnovative Betrieb hat seinen Sitz inKoblenz – und das seit 1925.
Verpackungsgestaltung gehört zum Frucht- und Obstgeschäft dazu: Die Dreieckschale wurde 1995 entwickelt,heute ein Standard im Lebensmittelhandel. Fotos: Simon Ackermann GmbH
HISTORIEFruchtimport und Großhandel:
1925: Gründung des regionalenGroßhandelsbetriebs für Obst undGemüse durch Simon und AmalieAckermann in Koblenz-Rübenach
1928: Erwerb des ersten Lkws
1949: Einstieg des Sohns Heinz Acker-mann senior ins Familienunternehmen
1955: Beginn von Fruchtimportenaus Frankreich, Italien, Spanien undden Niederlanden
1995: Eintritt von Heinz Ackermannjunior in den Bereich Verkaufnach Abschluss eines BWL-Studiums
1998: Wachstumsschub als Folgevermehrter Aufträge durchden Lebensmitteleinzelhandel
1998: Eintritt von Heinz Ackermannjunior in die Geschäftsführung
2000: Tod von Heinz Ackermann senior
2003: Fruchtimport macht 70 Prozentdes Umsatzes aus,Großhandel 30 Prozent
Heinz Ackermann leitete den Groß- und Importhandel für Obst undGemüse in dritter Generation und hat das Importgeschäft zum Hauptge-schäftsfeld ausgebaut.
Es ist eine große Herausforderung, Ware aus 1000 Kilometern Entfernung zu beschaffen und bundesweit frischan die Händler zu verteilen. Hier liegt die besondere Kompetenz des Fruchtimports Ackermann.
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
DOSSIER Freitag, 19. Oktober 201814
„Wir müssenmit Extremwetter rechnen“Interview Der Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse e. V. (BVEO), Dr. Christian Weseloh, spricht überdie Chancen und Risiken von Klimawandel und Fachkräftemangel für die Obst- und Gemüsebauwirtschaft.
H err Dr. Weseloh, istdas Jahr 2018 für dieObst- und Gemüse-bauwirtschaft bisherein gutes oder ein
schlechtes Jahr?Für den Sonderkulturbereich war
es ein Jahr mit großen Heraus-
forderungen bei zugleich extre-
men Witterungsverhältnissen.
Erdbeeren konnten bei der star-
ken Hitze nicht ihre volle Frucht-
größe entwickeln und waren we-
niger transportfähig. Für Spargel
war es – betrachtet man die Ern-
temengen – ein gutes Jahr. Doch
durch die Wärme wuchs er zu
schnell und die Erzeuger hatten
Mühe, die plötzlich aufkommen-
den Mengen zu ernten – auch auf-
grund fehlender Saisonarbeits-
kräfte. Auch bei Zwiebeln und
Mohrrüben gab es hitzebedingt
teils große Ernteverluste. Für Kir-
schen war 2018 ein gutes Jahr,
denn durch den fehlenden Regen
hatten die empfindlichen Früchte
eine sehr gute Qualität. Nach den
Spätfrösten und den dadurch be-
dingten Ernteausfällen bei Äpfeln
in 2017 erwarten wir hier in die-
sem Jahr wieder eine durch-
schnittliche Ernte. Bei Zwetsch-
gen gab es dieses Jahr sogar eine
reichliche Ernte mit verbraucher-
freundlichen Preisen.
Wie ist Ihre Prognosefür die kommenden Jahre?Die vergangenen Jahre und die
Rekordhitze in diesem Hochsom-
mer haben uns gezeigt, dass wir
künftig deutschlandweit mit dem
Auftreten von Extremwetter-Er-
eignissen rechnen müssen. Die
Obst- und Gemüsebauwirtschaft
ist jedoch auf gutem Wege, sich
langfristig zu rüsten. Beispiels-
weise wurde der Bedarf an Lö-
sungen zum betrieblichen Risi-
komanagement erkannt und stark
forciert.
Rheinland-Pfalz steuert einen
sicheren Beitrag zur Versor-
gungssicherheit mit frischem Obst
und Gemüse bei – zum Beispiel
mit der Möglichkeit zur Bewäs-
serung.
Sind Hilfsmittel wie Hagelnetze eingutes Mittel gegen Schäden durchKlimaveränderungen? Wie kann sichdie Obst- und Gemüsebauwirtschaftgegen Extremwetter schützen?Hagelnetze schützen vor Hagel,
Vogelfraß und bei lichtempfindli-
chen Sorten auch vor Sonnen-
brand. Zusätzlich reduzieren sie
den Wasserbedarf. Das heißt: Sie
eignen sich bis zu einem gewis-
sen Grad zur Anpassung an Tro-
ckenheit. Im Beerenobstanbau
wird immer stärker auf den ge-
schützten Anbau unter Folie oder
Glas gesetzt, weil Niederschläge
bei empfindlichen Früchten oft zu
Verlusten führen. Bei zunehmen-
der Klimaveränderung und star-
ker Trockenheit werden auch Be-
regnungsanlagen im Obst- und
Gemüseanbau künftig unver-
zichtbar sein.
Wie viele Erzeuger gibt esbundesweit und wie viele inRheinland-Pfalz? Wiegroß sind die Höfe in etwa –und wie viele davon betreibenökologischen Landbau?Wir selbst erheben keine Struk-
turdaten. Nach den uns zugäng-
lichen Zahlen gab es 2017 bun-
desweit rund 13 500 Obst- und
Gemüseanbaubetriebe mit einer
Durchschnittsfläche von knapp 13
Hektar. Davon gehen gut 2000
Betriebe mit einer Durchschnitts-
fläche von circa 11 Hektar dem
ökologischen Anbau nach. Bei
Freilandgemüse bewirtschafteten
in Rheinland-Pfalz etwas mehr als
460 Betriebe mit einer Durch-
schnittsfläche von gut 47 Hektar
konventionell sowie 55 Betriebe
mit einer Durchschnittsfläche von
rund 24 Hektar ökologisch.
Welchen Stellenwert hat aus IhrerSicht die Obst- undGemüsewirtschaft innerhalb derLandwirtschaft?Rund 14 Prozent der landwirt-
schaftlichen Verkaufserlöse ent-
fallen auf Obst, Gemüse und Kar-
toffeln. Allerdings ist die Bedeu-
tung in den vergangenen Jahren
gestiegen, denn bei differenzier-
ter Betrachtung nimmt Obst und
Gemüse einen hohen Stellenwert
innerhalb der Landwirtschaft ein,
da ohne weitere Veredelung di-
rekt Tafelware erzeugt wird.
Auch die besten Unternehmenwerden Probleme haben,wenn Ihnen geeignete Mitarbeiterfehlen. Wie geht Ihre Branchemit Fachkräftemangel um?Für unsere Erzeugerorganisatio-
nen war in dieser Saison das The-
ma Erntehelfer von besonderer
Bedeutung. Die Suche nach Ar-
beitskräften gestaltet sich immer
schwieriger. Im arbeitsintensiven
Sonderkulturbereich waren eini-
ge Ernten aufgrund von fehlen-
dem Personal sogar gefährdet. Im
Zusammenhang mit der Einfüh-
rung des gesetzlichen Mindest-
lohns hat der Gesetzgeber die ma-
ximale Beschäftigungsdauer für
geringfügig Beschäftigte von 50
auf 70 Arbeitstage erhöht. Diese
Übergangsregelung war bis zum
Ende des Jahres 2018 befristet.
Mit dem Auslaufen dieser Rege-
lung hätte sich die Situation des
Saisonarbeitskräftemangels
nochmals deutlich verschärft. Da-
her sind wir froh, dass die 70-Ta-
ge-Regelung unbefristet verlän-
gert wurde. Das hilft, die Situation
bei der Beschäftigung von Saison-
und Erntekräften etwas zu ent-
spannen.
Inwiefern ist die Obst-und Gemüsebauwirtschaft aufSubventionen oderEU-Verordnungen angewiesen?
Jede Branche muss die EU-Ge-
setzgebung achten. Die Mitbe-
werber unserer deutschen Pro-
duktion befinden sich aktuell
nicht nur im innereuropäischen,
sondern auch im außereuropäi-
schen Ausland. Die Fördertöpfe
dieser unterschiedlichen Länder
sind verschieden und führen da-
mit im Vergleich zu relativen
Wettbewerbsvorteilen bezie-
hungsweise -nachteilen der Un-
ternehmen.
Zur Unterstützung der Ange-
botskonzentration und der ge-
meinschaftlichen Positionierung
der Obst- und Gemüseerzeuger
auf dem Markt können sich Pro-
duzenten in Europa zu Erzeuger-
organisationen zusammenschlie-
ßen. Die EU fördert diesen Zu-
sammenschluss im Rahmen der
gemeinsamen Marktorganisation
für Obst und Gemüse. Dadurch
können sich die produzierenden
Betriebe gegenüber dem Lebens-
mitteleinzelhandel, der in
Deutschland eine große Markt-
macht besitzt, deutlich besser po-
sitionieren.
Dr. ChristianWeseloh leitetdie Geschäfteder Bundesver-einigung derErzeugerorga-nisationen Obstund Gemüsee. V. (BVEO).Foto: BVEO
DIGITALISIERUNG IM OBST- UND GEMÜSEANBAUWie stark hat die Digitalisierung dieObst- und Gemüsebauwirtschaft ver-ändert – sowohl im Anbau als auch imHandel?
„Wir befinden uns hier noch am An-fang. Die künftigen Veränderungen, dieuns erwarten, können wir heute ersterahnen. Momentan gibt es bei vielenKunden eine große Zufriedenheit mitdem stationären Handel. Gerade fri-sche Qualitätsprodukte wie Obst undGemüse werden sehr bewusst ausge-wählt. Im Internet kann derzeit nie-mand eine Qualitätsauswahl ähnlich
dem Einkauf in einer gut geführtenObst- und Gemüseabteilung garantie-ren. Daher ist der Anteil der Online-Käufe für die Bereiche Frischobst und -gemüse aktuell noch gering. Wir spre-chen jedoch über ein wachsendesMarktsegment. Auch im Anbau entste-hen neue digitale Lösungsansätze. VonGPS-gesteuerten Anwendungen überRobotik bis hin zur Realisierung vonEinsparpotenzialen, bei Düngung undPflanzenschutz.“
Quelle: BVEO
Mit der Kampagne „Deutschland –Mein Garten“ will die BVEO dieheimische Obst- und Gemüsepro-duktion ins Bewusstsein rückenund die Verbraucher von denQualitätsvorteilen überzeugen.Foto: BVEO
Lange Zeit haben Verbraucher Obstund Gemüse als homogene Warebetrachtet, bei der sich die Sortennicht voneinander unterscheiden –anders als etwa Wein oder Kaffee.Wegen gestiegenem Verbraucher-bewusstsein erfolgt mittlerweile beiweiteren Lebensmitteln eine Diver-sifizierung, einige sind dadurchnachgefragter als andere. Inwieferngibt es diese Trends bei Obst undGemüse?Bei Obst, zum Beispiel bei Äpfeln,
wurde schon immer nach Sorten
gekauft, bei Gemüse ist das sel-
tener der Fall. Aber auch dort gibt
es Vorlieben, etwa bei Tomaten.
Außerdem wird immer mehr auf
die Regionalität von Obst und Ge-
müse geachtet. Im Zuge dessen
spielen vermehrt auch unter-
schiedliche geschmackliche Nu-
ancen und Vorlieben eine Rolle,
ebenso wie Wirk- und Inhalts-
stoffe. Besonders beliebt und
klassische Trendgemüse sind so-
genannte Superfoods, die den
Stoffwechsel ankurbeln. Über die
BVEO-Verbraucherkampagne
„Deutschland – Mein Garten“ in-
formieren wir über die Umwelt-
und Qualitätsvorteile von deut-
schem Obst und Gemüse, um so
auch die heimische Produktion
ins Verbraucherbewusstsein zu
rücken.
Welchen Stellenwerthaben regionale Produkte?Regionalität ist aktuell ein wich-
tiges Thema. Allerdings wird Re-
gionalität von verschiedenen
Konsumentengruppen sehr un-
terschiedlich interpretiert. Auf-
fällig ist, dass der Anteil der Wer-
beaktionen mit Regionalmarken
in den letzten Jahren bei einigen
Produkten gestiegen ist. Aus wirt-
schaftlichen Gesichtspunkten ist
eine gewisse Spezialisierung auf
Erzeugerebene aber unverläss-
lich.
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
DOSSIER Freitag, 19. Oktober 2018 15
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Die Obst- und Gemüsebauwirtschaft konnte ihren diesjährigen Erntekorb nicht mit allen Gewächsen gleichermaßen füllen: Während es für Kirschenund Spargel ein gutes Jahr war, war 2018 für Zwiebeln und Rüben eher unterdurchschnittlich. Foto: BVEO
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
DOSSIER Freitag, 19. Oktober 201816
HyperregionalesGrünzeugPflanzenanbau Mit einem Bio-Hydroponik-Start-up möchten zweiKommunikationsdesigner die regionale Küche mit Kräutern und Gemüseanreichern. Die Lebensmittel sind nachhaltig aufgezogen und frischer alsdie Alternativen.
Ann-Katrin Weber (26) und Sebastian Hörz (28) sind stu-dierte Kommunikations-Designer. Dass sie sich seit mittler-weile acht Monaten mit dem Anbau von Kräutern undKeimlingen, sogenannten Microgreens, beschäftigen undautodidaktisch zu Gartenbauspezialisten entwickelt haben,ist der gemeinsamen Bachelor-Projektarbeit zum Thema„Do-it-yourself Hydroponik-System für Zuhause“ zu ver-danken. Damit wollten sie die Vor- und Nachteile derHydroponik, einer besonders ressourcenschonenden An-baumethode, aufzeigen. Dass die Vorteile aus ihrer Sichtüberwiegen, ist auch daran zu erkennen, dass sie derzeitmit einem Business in diesem Bereich durchstarten.
Grundlegend für ihren Wunsch zur Unternehmensgründungwar auch die Beschäftigung mit der Frage: Wie entsteht ei-gentlich unsere Nahrung? „Die Technik und die Möglichkei-ten sind da, um Energie und Ressourcen zu schonen undohne Umweltverschmutzung zu produzieren“, sagt SebastianHörz. „Unsere Zielgruppe sind Leute, die ihr Augenmerk aufgesundes und regionales Essen, auf Frische und Geschmacklegen“, ergänzt Ann-Katrin Weber. Auch Restaurants undKöche, die auf regionale Produkte spezialisiert sind, kommenals Kunden in Frage. Ebenfalls vorgesehen sind Marktständeund Kooperationen mit lokalen Herstellen sowie Super-märkten oder Feinkostläden, die von den Produkten profi-tieren könnten. Außerdem wird es am aktuellen Standort inMainz eine Ladenfläche geben, in der das „Grienzaisch“(Grünzeug) gekauft werden kann.
Microgreens sind Jungpflanzen, diebereits nach der Ausbildung der Keim-blätter geerntet werden und nicht zudem Gemüse auswachsen, das sie seinkönnten. Auch wenn sie nur wenigeTage alt sind, stehen sie geschmacklichden großen Sorten in nichts nach.Da die in ihnen enthaltenenNährstoffe nicht durch denWachstumsprozess aufge-braucht werden, sind siekleine Kraftpakete und enthalten mehrVitamine, Proteine und wichtige Spu-renelemente als ihre älteren Artgenos-sen. Microgreens sind eine gesundeAlternative zu herkömmlichen Ge-schmacksverstärkern und bringen zu-dem optisch Abwechslung und Vielfaltin die Küche. In der Gastronomie sindsie für eine neue Geschmacksvielfaltund auch als Garnierung gefragt.
„Wir haben uns mit demProjekt „Treibhaus“ das Zielgesetzt, Lebensmittel hyper-regional zu produzieren, alsodort, wo sie konsumiertwerden, nämlich zentral inder Stadt“, sagt Ann-KatrinWeber. Das hat den Vorteil,dass Gemüse frisch geerntetauf dem Teller landet „undkeine Geschichte über eineAtlantikreise erzählt, son-dern eher mit Dialektspricht“.
Alle Pflanzen, selbst Bäume, können neben den normalenWurzeln, wie man sie in der Erde vorfindet, auch hydropo-
nische Wurzelnausbilden. DieseArt der Wurzeln
sind geeignet, sichkonstant in Wasser auf-
zuhalten. Unter speziellenTemperatur- und Feuchtig-
keitsbedingungen lassen sichhydroponische Wurzeln ge-
zielt züchten. Nebendem Anbau von Mi-crogreens ist das der
zweite Schwerpunkt vonAnn-
Katrin Weber und SebastianHörz. Wenn ein Steckling diese
Wurzeln gebildet hat, kommt er in dieZip-Grow-Tower – so benannt, weil der Be-pflanzungsmechanismus wie ein Reißverschluss(engl.: zipper) funktioniert. Mittelgroße Pflanzensowie Kräuter, die eine Größe von bis zu 50Zentimetern erreichen, sollen in den „Zip-Grow-Towern“ ihres städtischen Bauernhofes aufge-zogen werden. Eine große Vielfalt an Sorten istdenkbar: Minze, Thymian, Schnittlauch, Dill,et cetera. Auch eher unbekannte Kräutervarian-ten erhalten in ihrem „Treibhaus“-Hydroponik-System eine Chance – Beispiel Basilikum: der„afrikanischer Sansibar“ mit Aniskümmelge-schmack, das Zimtbasilikum, das Zitronenba-silikum, aber auch „Genovesa“, das „norma-le“ Basilikum. „Die große Artenvielfalt derNatur wird im herkömmlichen Handel nichtabgebildet“, sagt Ann-Katrin Weber. In die-ser Nische sehen die beiden noch großesPotenzial, um neue Geschmacksrichtungenund Gerichte zu ermöglichen.
Die Stecklinge werden in den Zip-Grow-Towern vertikal angepflanzt, wasPlatz spart, der in Städten eng bemes-sen ist. Ein geschlossener Wasser-kreislauf mit Nährlösung umspült dieWurzeln der Pflanzen. Kompost aus ei-ner nahe gelegenen Biogas-Anlagedient als Dünger, Zitronensäure als pH-Regulator. Mit den optimalen Bedin-gungen haben Ann-Katrin Weber undSebastian Hörz ausdauernd experi-mentiert. „Wir kontrollieren unter an-derem Temperatur, Luftfeuchtigkeit,das Lichtspektrum und auch die zuge-führten Mikro- und Makronährstoffe.Durch die vollständige Isolierung vonder Außenwelt, brauchen wir keinechemischen Pflanzenschutzmittel, unddas Kreislaufsystem spart im Vergleichzur herkömmlichen Landwirtschaft 90Prozent Wasser und Düngemittel“, sagtHörz. Die meisten Bauteile haben sieselbst zusammengestellt und ihre An-lage selbst entworfen. Den größten Teilihrer Zeit verbringen sie mittlerweilemit Ernten und Reinigen. „Die Pflanzensind in Wasser sehr empfindlich, wirmüssen möglichst steril arbeiten“, sagtWeber.
Noch läuft der Pflanzbetrieb im kleinenMaßstab, auf zehn Quadratmetern imKeller der Synthro e.G in Mainz, einerGenossenschaft für Coworking, IT-
Services und Events. Doch Ann-KatrinWeber aus Sainerholz bei Montabaur imWesterwald und Sebastian Hörz ausGöppingen haben eine Immobilie mit300 Quadratmetern in Aussicht. Dakönnen sie und ihre Pflanzen bildlichgesprochen hineinwachsen und sichausdehnen. Weber und Hörz planen einschrittweises Wachstum. Auch möch-ten sie sich gerne mit Solarpanelsmöglichst energieautark machen.
Wenn alles gut läuft, können sich We-ber und Hörz eine Produktdiversifizie-
rung vorstellen. In Frage kommen zumBeispiel die Pilzzüchtung oder der An-bau von Schlingpflanzen wie Tomatenund Gurken. In Kooperation mit In-house-Köchen können sie sich auchvorstellen, Produkte direkt weiter-zuverarbeiten oder haltbar zumachen.
WEITERE INFORMATION UND KONTAKTWeitere Informationen über das Unternehmen erhalten Sieunter: www.treibhaus-farm.deoder per E-Mail an: kontakt@treibhaus-farm.de
Foto: treibhaus.farm
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Foto: Barbara Malik
Foto: Barbara Malik
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Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
GELD&GESCHÄFT Freitag, 19. Oktober 2018 17
Corporate Architecture –Bauen für Industrie und GewerbeGastbeitrag Mit Architektur kann man ein Statement setzen, wissen Annette Müller und Lena Pröhl von der Architektenkammer Rheinland-Pfalz.
B üros, Werkstätten und
Betriebsgebäude, die
ihren Zweck erfüllen
und möglichst wenig
kosten, sind oft nichts-
sagende Standardlösungen. Dass
es auch anders geht, zeigen die
Firmenzentralen von Apple,
Google und Facebook. Sie sind ar-
chitektonische Statements: Von
der Visitenkarte über Flagship-
Stores bis zur Erlebniswelt, in der
Mitarbeiter wie Kunden die Mar-
kenwerte und das damit verbun-
dene Lebensgefühl durch räum-
liche Inszenierungen erleben
können.
Doch „Corporate Architecture“
leisten sich nicht mehr nur Groß-
konzerne. Auch mittelständische
Unternehmen entdecken zuneh-
mend den Charme einer Archi-
tektur, welche die eigene Identi-
tät und Firmenphilosophie nach
außen trägt. Und oft ist es nicht
einmal eine Kostenfrage. An der
Firmenkultur orientierte Archi-
tektur oder Innenarchitektur ist
individuell auf das Unternehmen
zugeschnitten; teurer als Stan-
dardmodule muss sie nicht sein.
Ein eben solches Firmenge-
bäude für rund 50 Mitarbeiter
steht im Mainzer Gewerbepark
Hechtsheim: Das ortsansässige
Büro „Schoyerer Architekten Sy-
ra“ entwarf einen anthrazitfarbe-
nen Bau, der im Sinne der „ar-
chitecture parlante“ das verdeut-
licht, worum es bei der Firma
Dachland geht – eine gebaute
Dachlandschaft. „Form follows
identity“ wird hier zur Maxime.
Die Flachdacharchitektur erhebt
sich aus den Getreidefeldern am
Rand des Gewerbegebiets und
nimmt zur Straße hin eine Hügel-
form an. Um den nach außen ab-
geschlossenen Betriebshof ist eine
ein- bis zweigeschossige Hallen-
struktur als Lager- und Arbeits-
platz angelegt. Eine Kaskaden-
treppe führt ins Dachgeschoss zur
Büroebene mit der großen Ter-
rasse im Übergang zum Hang, der
eine Vielfalt an Dachbegrünung
zeigt: Der Musterkatalog im Maß-
stab 1 zu 1 drängt sich nicht auf
und zeigt doch, was möglich ist.
Vom äußeren Erscheinungsbild
bis in die kleinsten Details ver-
körpert der Bau das spezifische
Firmenprofil und trägt mit seiner
markanten Architektursprache
zur Baukultur bei – nicht umsonst,
wurde das Projekt für den Tag der
Architektur 2017 ausgewählt und
im Rahmen des BDA Architek-
turpreis Rheinland-Pfalz 2018
ausgezeichnet.
Bei der individuellen Planung
entwerfen Architekten und In-
nenarchitekten auf die jeweiligen
Erfordernisse zugeschnittene Ma-
terial-, Farb- und Lichtkonzepte
und maßgeschneiderte Raumfol-
gen. Optimal konfigurierte Ar-
beitsplätze helfen, Abläufe zu
verbessern und tragen zur Mitar-
beiterzufriedenheit bei, alles im
Rahmen der gesetzlichen Vor-
schriften. In so einem Planungs-
prozess sollten auch die Grund-
satzentscheidungen, von der
Grundstückswahl bis zur Berück-
sichtigung künftiger Unterneh-
mensentwicklungen von Bauherr
und Architekt gemeinsam getrof-
fen werden. Manchmal liegt die
überraschende Lösung dann gar
nicht im Neubau, sondern in einer
vielleicht sogar denkmalgerech-
ten Sanierung.
So wie in Rengsdorf. Mit der
Revitalisierung der Villa Henkel
für die L & R Academy ist es den
Ternes Architekten aus Koblenz
gelungen, ein funktionales De-
signkonzept für die Innenaus-
stattung behutsam in den Bestand
zu integrieren und dabei die Mar-
ke des international agierenden
Health-Care-Unternehmens zu
adaptieren. Neben Büro-, Be-
sprechungs- und Meetingräumen
wurden Praxis- und OP-Räume
zur Praxisschulung eingerichtet.
Lobby und Medialounge runden
das Raumprogramm ab und sor-
gen für Kommunikations- und Er-
holungsphasen in angenehmem
Ambiente abseits des Schulungs-
und Trainingsbetriebes. Es war
ebenfalls schon beim Tag der Ar-
chitektur dabei.
Beide Beispiele zeigen: Gute
und angemessene Architektur,
egal ob innen oder außen, kann
die Bekanntheit eines Unterneh-
mens und die positive Wahrneh-
mung fördern, auch durch Medi-
enberichterstattung. Kundenbin-
dung und Kundengewinnung:
Diese Aufgabe stellt sich großen
Konzernen mit einheitlichen Fili-
alen, genauso wie für kleine Be-
triebe, die sich mit ihrer indivi-
duellen Firmenarchitektur auf re-
gionaler Ebene präsentieren. Ein
markanter Baukörper sowie ein-
prägsame atmosphärische Innen-
räume schaffen Erinnerungswerte
zur Positionierung und Differen-
zierung von der Konkurrenz. Die
Architektur spiegelt den An-
spruch des Unternehmens an sei-
ne Leistung und unterstreicht das
Qualitätsversprechen an die Kun-
den.
Was nach außen wirkt, wirkt
auch nach innen: Arbeitsplätze in
angenehm gestalteten Räumen
fördern die Motivation der Mitar-
beiter sowie die Identifikation mit
dem Unternehmen – ein in Zeiten
des Fachkräftemangels wichtiger
Aspekt. Denn von den Mitarbei-
tern hängen wesentlich der wirt-
schaftliche Erfolg und die Wett-
bewerbsfähigkeit eines Unter-
nehmens ab. Nirgends wird ei-
nem das so eindrücklich vor Au-
gen geführt, wie im Silicon Val-
ley, wo ein erbitterter Kampf un-
ter den Technologiekonzernen um
die klügsten Köpfe, aber auch um
die Kundschaft entbrannt ist. Da-
bei wird künftig ein Aspekt noch
weiter an Bedeutung gewinnen:
die Inklusion. Denn Architektur
muss stets flexibel auf eine sich
wandelnde Gesellschaft und da-
mit auch Arbeitswelt reagieren.
„Richtig eingesetzt, ist Architektur ein wertvolles
strategisches Instrument zur Positionierung
und Differenzierung von Unternehmen im globalen
wie regionalen Wettbewerb.“Annette Müller,Geschäftsführerin der Architektenkammer Rheinland-Pfalz
ZUR ARCHITEKTENKAMMERRHEINLAND-PFALZZu den gesetzlichen Aufgaben der Ar-chitektenkammer Rheinland-Pfalz ge-hört es, für Bauqualität und Baukultur,für Umweltgestaltung und nachhaltigesPlanen und Bauen einzutreten. DerKammer gehören rund 5700 Architek-ten, Innenarchitekten, Landschaftsar-chitekten und Stadtplaner in Rhein-land-Pfalz an. Sie bietet Service- undInformationsleistungen für Mitgliederund Dritte an, hat ordnungspolitischeund hoheitliche Aufgaben und organi-siert beispielsweise jährlich den Tag derArchitektur.
Ansprechpartnerin für den Tag derArchitektur: Bärbel Zimmer,Telefon: 06131/9960-41,E-Mail: zimmer@akrp.de
Weitere Informationenzum Tag der Architektur unter:www.diearchitekten.org/main-menue/tag-der-architektur
Im GewerbeparkMainz-Hechtsheim hat der Architekt Julian Schoyerer ein Beispiel außergewöhnlich stimmiger Unternehmensarchitektur geschaffen: Die neue Firmenzentrale der Dachland GmbH. Foto: SCHOYERER ARCHITEKTEN_SYRA, Mainz
Funktionales Designkonzept in historischem Bestand: Die Revitalisierung der Villa Henkel in Rengsdorf durchdas Koblenzer Büro Ternes Architekten. Foto: Torsten Gauls/gauls DIE FOTOGRAFEN, Koblenz
DIGITALE PRODUKTE DER SPARKASSE KOBLENZElektronisches Postfach für Kontoauszüge: Zielvorstellung der Sparkasse ist, dassdas Finanzamt die Auszüge digital annimmt, um die Kunden vom bürokrati-schen Aufwand zu entlasten.
Elektronischer Safe: Sicherer Datenraum, in dem Kunden gescannte, sen-sible Dokumente wie Lebensversicherungspolicen ablegen können.
Mobile Payment: Kontaktloses Zahlen an der Ladenkasse mit NFC-Tech-nologie, derzeit mittels Chip-Karte, voraussichtlich ab 2019 auch perHandy.
Sparkassen-App: Eigen- und Fremdkontenverwaltung, Führen einesHaushaltsbuchs, Umsatzklassifikation, Kontowecker und mehr.
Kwitt: Bargeldloses Übermitteln von Kleinbeträgen. Beispiel Kegel-runde: Einer finanziert die Kegelbahn vor und erhält von den Kumpelsden Eigenanteil per WhatsApp- oder Handyanweisung. Die Handy-nummern müssen im Sparkassenverzeichnis hinterlegt und für Kwittfreigeschaltet sein. Auch die Genossenschaftsbanken machen mit.
Yes (Einführung in 2019 geplant): Verfahren zur Internetlegitima-tion und Datenübermittlung bei Nutzung einer Internetdienstleis-tung (z.B. Internetshop). Durch die Eingabe „Yes verwenden“wird die Einwilligung zur Überführung von Daten aus der Daten-prüfung der Sparkasse in die Anmeldemaske des Online-Anbieterserteilt. Der Nutzer muss nicht Feld für Feld ausfüllen, das Inter-netunternehmen hat die Sicherheit, dass es den Kunden gibt.
heimatlieben.de: Spenden-Portal für soziale und gemeinnützigeProjekte, die die Anbieter selbst einstellen können. Eine Spendenuhr
gibt Auskunft über den Stand der eingeworbenen Spenden.
Yes, Kwitt und persönlicheKundenbeziehungen
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
GELD&GESCHÄFT Freitag, 19. Oktober 201818
Banken Gespräch mit Sparkassenvorstand Matthias Nester über die Entwicklungen in derFinanzbranche und im eigenen Geldhaus.D ie überregionale Presse
überschlägt sich imAbgesang auf deutscheGroßbanken. Das Ma-gazin Wirtschaftswoche
beklagt, dass sich unter den20 größten Banken Europas keindeutsches Institut mehr befindet.Was geht Ihnen durch den Kopf,wenn Sie das hören?Was die Verzwergung der priva-
ten Banken in Deutschland an-
geht, schlagen zwei Herzen in
meiner Brust. Zum einen zeigt
sich, dass das sehr auf Vertrauen
ausgerichtete Geschäftsmodell
der Sparkassen so schlecht nicht
ist. Die Krise 2009 haben wir in
Summe besser überstanden als so
manche private Bank, die jetzt die
Abhängigkeit vom Investment-
banking zugeben muss und das
Privatkundengeschäft vernach-
lässigt hat. Auf der anderen Seite
braucht der Bankplatz Deutsch-
land leistungsfähige, internatio-
nal agierende Banken. In manche
Geschäftsfelder stoßen mehr und
mehr die US-amerikanischen und
die großen europäischen Banken,
insbesondere die Franzosen, vor.
Wenn Sie wie wir Wertpapiere
handeln, dann bekommen Sie aus
Frankfurt aktuell Angebote von
Morgan Stanley, Goldman Sachs,
vielleicht noch von der PNB Pari-
bas und von der HSBC Hongkong
Shanghai Bank Corporation, aber
nicht von der Deutschen Bank
oder der Commerzbank. Für die
Marktpflege fehlt ein großes
deutsches Institut.
Die Sparkasse Koblenz ist regionalverhaftet und sieht sich alsstarker Partner der Unternehmender Region. Was bieten Sie, waswünschen Sie sich im Gegenzug?Ich wünsche mir ein politisches
und gesellschaftliches Umfeld, das
die Bedeutung einer verantwort-
lichen Bankbeziehung honoriert
und den Unternehmen des Bank-
gewerbes, die sich noch die Mühe
machen, persönlich vor Ort er-
reichbar zu sein, Erleichterungen
bei den Themen Regulatorik und
Informationspflichten verschafft.
BeimBeispielAnlageberatung,wo
wir von Mensch zu Mensch ar-
beiten, sind unsere Dokumenta-
tionspflichten höher als bei einer
reinen Transaktion im Netz. Bei
der Wertpapierberatung müssen
wir unseren Kunden sogar zumu-
ten, Gespräche mitzuschneiden,
um der Bankenaufsicht eine
Überprüfung zu ermöglichen. Im
Internet kann man dagegen ein-
fach einen Haken setzen und
wird relativ schnell durchgehu-
delt, ohne sicher sein zu können,
dass die Maschine, die dahinter
steht, die Wünsche oder die per-
sönliche Situation so verantwort-
lich nachvollzieht, wie wir das tun
und tun müssen.
Bleibt die persönlicheNähe für Sie ein Markenkern?Ja, gerade bei der Betreuung der
mittelständischen Wirtschaft hilft
die persönliche Bankbeziehung,
die wir als regionale Bank bieten,
viele Probleme zu lösen. Hand-
werksunternehmen oder Freibe-
rufler können sich keine Unter-
nehmensstäbe für Zahlungsver-
kehrs- oder Finanzierungsfragen
leisten, wie es sehr große oder in-
ternational agierende Unterneh-
men können.
Die Sparkasse wirbt mit dem Slogan„Digital ist einfach“.Welche digitalen Produkte undFörderangebote habenSie für Unternehmen im Portfolio?Im Gewerbekundengeschäft wol-
len wir ein sogenanntes Antrags-
Scoring einführen, das heißt, ein
mittelständischer Kunde, der in
seiner Firma 50 000 Euro für eine
neue CNC-Fräse braucht, kann
mit wenigen Klicks und Fragen
selbst einen Kreditantrag stellen
und erhält theoretisch am nächs-
ten Tag die Verträge. In unserem
IT-Entwicklungszentrum, dem
sogenannten S-Hub der Sparkas-
sen, werden Innovationen geför-
dert und bei positiver Marktreife
schnell den Sparkassen zur Ver-
fügung gestellt. Hier wurde zum
Beispiel unser elektronisches
Postfach entwickelt. Wir arbeiten
daran, dass das Finanzamt Kon-
toauszüge irgendwann digital an-
nimmt, damit der bürokratische
Aufwand für unsere Kunden weg-
fällt. Dieses Angebot wird durch
den elektronischen Safe, den e-
Safe, erweitert, wo Kunden sen-
sible Dokumente wie Lebensver-
sicherungspolicen einscannen
und ablegen können. Der Daten-
raum beim Finanzdienstleister,
der ja zehnmal sicherer ist als ein
Safe zu Hause, bietet auch Schutz
gegen Hochwasser und Feuerge-
fahren. Beim Thema Mobile Pay-
ment ermöglichenwir heute schon
das kontaktlose Zahlen an der La-
denkasse mit der NFC-Technolo-
gie und einer Chip-Karte. 2019
werden wir mit großer Sicherheit
allen Kunden das kontaktlose Be-
zahlen per Handy anbieten kön-
nen.
Zur Frage nach den Förderan-
geboten ist zu sagen, dass sich die
Sparkasse Koblenz an der Ven-
ture-Capital-Gesellschaft VMU
beteiligt und so gezielt junge Un-
ternehmen in der Region Mittel-
rhein unterstützt, die das Thema
Digitalisierung nach vorne brin-
gen.
Welche Strategie verfolgenSie im Wettbewerb mit DigitalenAnbietern von Bezahlmodellen,wie Apple, Google & Co, aber auchjungen Fintechs?Über unseren S-Hub screenen wir
den Markt und behalten Finanz-
innovationen weltweit im Blick.
Wenn interessante Ideen dabei
sind, sprechen wir mit den Fin-
techs – haben auch schon Fin-
techs gekauft. Eine Bankbezie-
hung IT-technisch sicher zu ver-
walten, braucht Schutzvorschrif-
ten und Mechanismen, die ein
kleiner Finanzdienstleister nicht
so gut wie wir finanzieren und or-
ganisieren kann.
Meinen Sie, dass im Zuge vonDigitalisierung und dem „Internetder Dinge“ der Job desBankberaters durch KünstlicheIntelligenz ersetzt wird?Wir können alle nicht länger als
zwei, drei Jahre in die Zukunft se-
hen. Die aktuelle Entwicklung
werte ich allerdings so, dass tech-
nische Systeme noch Zeit brau-
chen werden. Wenn beispiels-
weise hohe Vermögenswerte, die
in der Blockchain gespeichert wa-
ren, verloren gehen, weil jemand
eine Computerfestplatte aus Ver-
sehen wegschmeißt – wie in Lon-
don geschehen –, dann zeigt das,
dass eine Reife der Systeme noch
ZUM UNTERNEHMENDie Sparkasse Koblenz, eine Anstaltdes öffentlichen Rechts, hat ihren Sitzin Koblenz. Sie entstand 1974 aus derFusion von Kreis- und StadtsparkasseKoblenz. Träger sind die Stadt Koblenzgemeinsam mit dem Landkreis Mayen-Koblenz und dem Zweckverband Spar-kasse Koblenz.
Für das Geschäftsjahr 2017 ist eineBilanzsumme von rund 4,5 MilliardenEuro belegt, die Sparkasse Koblenzverfügte über Kundeneinlagen in Höhevon knapp 3,3 Milliarden Euro.
Vorsitzender des Verwaltungsrats istder Koblenzer Oberbürgermeister DavidLangner. Dem Sparkassenvorstand ge-hört neben Matthias Nester als Vor-sitzendem auch Jörg Perscheid an.
Weitere Information unterwww.sparkasse-koblenz.de
Matthias Nester ist seit September 2011 Vorsitzender des Vorstandes derSparkasse Koblenz. Foto: Sascha Ditscher
Foto: nerthuz/stock.adobe.com
nicht gegeben ist. Aber die ersten
Ergebnisse der KI fließen sukzes-
sive in unsere Arbeit ein: Es gibt
schon Institute, die über Chatbots
im Mailverkehr mit Kunden ein-
fache Fragen beantworten, die
aber letztlich in einer zentral ver-
walteten FAQ-Datenbank als
Antworten hinterlegt sind. Von
selbst kann das System noch kei-
ne Antworten generieren. Auch
die Vertrauensbeziehung zu ei-
nem Menschen kann ich bis jetzt
noch nicht technisch substituie-
ren. Menschliche Regungen wie
Betroffenheit, Ironie, indifferentes
Verhalten kann KI auch auf ab-
sehbare Zeit nicht interpretieren.
Das ist im Finanzgeschäft aber
manchmal ganz wichtig, um Mo-
tivationen zu ergründen oder zu
fühlen. Wenn Vermögen in die
nächste Generation optimiert
übergeben werden muss, brauche
ich zum Beispiel Informationen
über die Beschaffenheit der Be-
ziehungen und das Gerechtig-
keitsempfinden der Erblasser.
Tausend Parameter spielen da ei-
ne Rolle und das persönliche Wer-
ten ist wichtig. Robotik kann auch
keine lebensphasenbezogenen
Vorschläge bringen, weil der
wahrscheinlich vorgerechnete
Lebenslauf sich mit dem realen
Lebenslauf nicht decken wird.
Das Leben ist anders und bunt.
Ich erwarte daher keine KI-Revo-
lution, sondern eine evolutorische
Entwicklung.
Die Blockchain-Technologie machtTransaktionen ohne Intermediäremöglich. Wie stehen Sie dazu?Nehmen wir mal das deutsche
Grundbuch als Beispiel. Das wäre
ohne Weiteres in einer Blockchain
abbildbar; dann bräuchte man
theoretisch kein öffentliches Re-
gister mehr, um nachzuweisen,
wem welches Grundstück gehört.
Das heutige Grundbuch bietet
aber auch Zutrittskontrollen, eine
sehr effiziente Verwaltung und
einen Vertrauensbezug, für den
uns die Welt vielfach beneidet.
Die Entknüpfung dieser Vertrau-
ensfunktion und Hinwendung zu
einer technischen Funktion halte
ich für einen extrem langen Ent-
wicklungsweg, der nur dann Platz
greifen würde, wenn die Block-
chain um ein vielfaches ökono-
mischer wäre als das Grund-
buchamt. Doch ich brauche die
entsprechenden Computersyste-
me, muss Sicherheit organisieren,
abschotten, Zugangskontrollen
hinbekommen. Ich gehe davon
aus, dass man Blockchain dort
einsetzt, wo man in einer be-
grenzten Umgebung Transaktio-
nen einfach transparent und effi-
zient abbildet – das passiert ja
schon teilweise bankintern beim
Wertpapierhandel –, dass es aber
dauern wird, bis man diese be-
grenzten Umgebungen miteinan-
der verknüpft und letztlich nur
noch auf Blockchain-Technologie
setzt. Das Netz an sich muss ja sta-
bil und korruptionsfrei sein, ein
einheitlicher Standard mit welt-
weiter Akzeptanz entwickelt wer-
den. Sonst macht es keinen Sinn.
Die Sparkasse ist nicht nur einwichtiger Wirtschaftsfaktor in derRegion, sondern auch ein wichtigerSponsor. Welche Projekte fördernSie?Wir stellen jedes Jahr ungefähr
2,5 Millionen Euro zur Verfügung
für das gesellschaftliche Engage-
ment in Koblenz und Umgebung
und dem Landkreis Mayen – das
sind ja unsere Träger. Das wird
gedrittelt zwischen Jugend, Kul-
tur und Sport. Seit Anfang Sep-
tember bieten wir auch die Platt-
form heimatlieben.de an, wo Trä-
ger sozialer und gemeinnütziger
Zwecke eigene Projektideen ein-
stellen und für Spenden Dritter
werben können. Bei jedem Pro-
jekt ist hinterlegt, wie viel Geld
die Initiatoren brauchen, und es
läuft eine Uhr mit, die anzeigt,
wie viel Prozent erreicht sind. Als
Sparkasse haben wir uns vorge-
nommen, diese Projekte auch der-
gestalt zu unterstützen, dass wir
verstärkt Werbegeschenke durch
Geschenkcodes im Wert von 20,
50 oder 100 Euro ausgeben. Die
können dann auf der Plattform in
Spenden umgewandelt werden.
Die Verzinsung bewegt sich imNiedrig- und Negativ-Bereich, auchdie Renditen sind im Keller.Welche Tipps haben Sie für dieGeldanlage?Bei der Frage lohnt sich das per-
sönliche Gespräch, denn das ist si-
tuationsabhängig und muss auf
die geplante Laufzeit, Beträge, Ri-
sikoneigung, Sparziel und so wei-
ter abgestimmt sein.
Wenn Sie morgens aufstehen:Raufen Sie sich derzeit die Haare –aufgrund der ganzenHerausforderungen – oder glättenSie sie mit Gel und Kamm?Schöne Frage. (lacht) Also ich
glätte sie mit etwas Gel, um in
stürmischen Zeiten den Haaren
Halt zu geben.
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
GELD&GESCHÄFT Freitag, 19. Oktober 2018 19
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AKTUELLE HERAUSFORDERUNGENZinsumfeld: Aufgrund geringer er-zielbarer Margen müssen sich die Fi-nanzinstitute sehr effizient aufstellen.Die Sparkasse Koblenz hat ihreStruktur von 57 auf 38 Filialen undGeschäftsstellen reduziert – ohneMitarbeiter zu entlassen („Ich brauchesie alle“, sagt SparkassenvorstandMatthias Nester). Die verbliebenenFilialen sind größer und bieten einegrößere Produkttiefe und Expertise.
Regulatorik und Meldewesen: JedeKreditbeziehung ab 100 Euro mussvon den Bankenaufsichtsbehördennachvollzogen werden können. DieUmsetzung ist technisch sehr for-dernd.
Datenschutz-Grundverordnung: „Vonder europäischen Ebene gut gemeint,aber an Bürokratie nicht zu überbie-ten und im Vollzug eine Disproporti-onalität, die international Nachteile
schafft, wenn amerikanische Daten-kraken einfach mit Hakensetzen odereinmaliger Aufklärung auf dem Bild-schirm ihre Verpflichtungen erledi-gen“, so Matthias Nester.
Europäischer Haftungsverbund: „Wirsehen nicht ein, warum wir für Ban-ken haften sollen, die ein wenigersolides Geschäftsmodell fahren als wirSparkassen, die doch nach demMotto leben, wir tun nur, was wirauch wirklich verstehen“, so Nester.
Wettbewerb um Talente und klugeKöpfe: „Wir sind froh, noch über ei-ne ausreichende Anzahl von Bewer-bungen zu verfügen, um unsere Aus-bildungsjahrgänge zu bestücken“, soNester. Da digitale Prozesse undProdukte zunehmend Einzug in dasBankengewerbe halten, gehört dasBeherrschen der Medien für jungeMenschen zum Profil dazu.
Die Sparkasse Koblenz entwickelt sich nach eigener Auskunft stabil und verfügt – in und um Rheinland-Pfalz – über überdurchschnittliche Wachs-tums- und Ertragsparameter. 2016 erhielt sie den „Großen Preis des Mittelstandes“ der Oskar-Patzelt-Stiftung in der Kategorie „Bank des Jahres“ fürihr besonderes Engagement bei der Förderung mittelständischer Unternehmen und Wirtschaftsstrukturen. Foto: Sparkasse Koblenz
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Kostenfalle Wohin mit den Böden? Wer Aushub zu Abfall deklariert, muss sich über steigende Baukosten nicht wundern. Ein Gastbeitrag vonHilmar Klein, Vorstandsmitglied vom Verband Bauwirtschaft Rheinland-Pfalz.
D ie Erdgeschichte hat
Rheinland-Pfalz viele
geologische Schätze
beschert. Die Vulkane
brachten Lava und
Granit, die Urmeere Kalkstein,
die Flussläufe Sand und Kies als
Baustoffe. Die Zusammensetzung
und Schichtung unserer Land-
schaft beschert uns Trinkwasser
mit besonderer Qualität. Das na-
türliche Mineralwasser wird von
vielen Brunnen verarbeitet und
erfreut sich weltweiter Beliebt-
heit. Die Heilquellen in zahlrei-
chen Kurorten mit ihren beson-
deren Zusammensetzungen hel-
fen vielen Menschen, ihre Krank-
heiten zu lindern. Ein guter Wein
ist geprägt durch den Boden, auf
dem er wächst.
Es gibt noch viele Beispiele, die
Qualität und Wert unserer Böden
verdeutlichen. Aber genau die
besondere Zusammensetzung des
Erdreichs wird nun zum Problem
für alle, die bauen und dabei Erd-
massen ausheben. Es gehört zum
Tagesgeschäft, dass die bei Bau-
maßnahmen anfallenden, über-
schüssigen Bodenmassen vom
Bauunternehmer geladen und zu
einer Verwertung oder Ablage-
rung transportiert werden. Früher
wurden diese Massen oft als Ge-
ländeauffüllung oder Verfüllung
zur Rekultivierung von Tagebau-
ten genutzt. Doch dann kam eine
EU-Vorgabe zum Schutz von Bö-
den und Grundwasser. Deren
Umsetzung erfolgte in Deutsch-
land durch eine Bundesboden-
schutzverordnung, außerdem
wurde die Länderarbeitsgruppe
Abfall gegründet. Experten ha-
ben sich Gedanken gemacht, wel-
che Stoffe in Böden für Mensch
und Umwelt schädlich sein kön-
nen und Grenzwerte festgelegt.
Abhängig von dieser Klassifikati-
on gelten Böden durch die Be-
gegnung mit der Baggerschaufel
als belastet oder unbelastet. Je
nach dem Grad ihrer Belastung
müssen sie einer Deponie ent-
sprechender Klassifizierung zu-
geführt werden.
Zwar sollen rein geogen, also
naturgegeben belastete Böden in
Regionen mit vergleichbar zu-
sammengesetzten Böden als Auf-
füllungen verwendet werden dür-
fen, doch schon bei Abweichun-
gen von Einzelwerten ist dies in
Rheinland-Pfalz untersagt.
Also ab auf die Deponie, kein
Problem, sollte man meinen ...
Fehl gedacht, denn Deponieraum
ist knapp und was knapp ist, wird
teuer. Das spüren letztlich die öf-
fentlichen und privaten Bauher-
ren: Laden, Abfuhr und Entsor-
gung des überschüssigen Bodens
können wegen steigender Depo-
niekosten und langer Anfahrts-
wege schnell bis zu 100 Euro pro
Kubikmeter kosten. Bei einer üb-
lichen Größenordnung von 500
Kubikmeter für die Baugrube ei-
nes Einfamilienhauses reden wir
dann von 50 000 Euro Kosten nur
für die Baugrube. Das sprengt so
manche Baufinanzierung und den
Traum vom Eigenheim! Auch öf-
fentliche Bauvorhaben geraten so
ins Schwanken.
Das Problem für die Branche:
Schnell steht dann der Bauunter-
nehmer im falschen Licht, zu Un-
recht! Denn die Erwartung der
Kunden und Auftraggeber an
schnelle und kostengünstige Lö-
sungen möchte, kann er aber
nicht erfüllen.
Hinzu kommt jede Menge For-
malismus. Eine chemische Bo-
denanalyse ist erforderlich, um
die Schadstoffbelastungen zu er-
mitteln und somit die korrekte
Klassifizierung zu erhalten. Je
nach Belastung muss die ent-
sprechende Deponie gefunden,
die Warenbegleitscheine für den
Transport organisiert und alles
natürlich penibel dokumentiert
werden. Besserung ist nicht in
Sicht.
Anstatt die Grenzwerte auf ein
vernünftiges Maß zu beschränken
und somit die Massenströme auf
die Deponien zu beschränken,
steht mit der anstehenden ge-
setzlichen Regelung, der soge-
nannten Mantelverordnung, die
auch die Kreislaufwirtschaft re-
geln und fördern soll, aus der
Sicht der Bauwirtschaft weiteres
Ungemach bevor: Die Grenzwerte
sollen eher noch verschärft wer-
den. Somit wird es noch schwie-
riger, Boden einer Wiederver-
wertung zuzuführen.
Das wirft erneut die Frage nach
Deponieraum auf, doch dieses
Thema ist in der Politik alles an-
dere als populär. Kein Politiker
hat Interesse daran, den Neubau
einer Deponie in seinem Land-
kreis zum Wahlkampfthema zu
machen oder sich überhaupt in-
tensiver mit dem Thema ausei-
nanderzusetzen, da dies sofort
Bürgerinitiativen und Debatten
auslöst. Dabei führt daran kein
Weg vorbei. Denn die Umwelt-
themen werden in den nächsten
Jahren und Jahrzehnten massiven
Einfluss auf das Baugeschehen
und die Kostenwicklung am Bau
nehmen.
Auch recycelte Baustoffe (RCL)
werden es künftig noch schwerer
bei der Wiederverwertung haben,
da nur RCL der höchsten Güte-
klasse sowie unbelastete Böden
einen sogenannten „Produktsta-
tus“ erlangen werden. Alles an-
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
GELD&GESCHÄFT Freitag, 19. Oktober 201820
NEUE LÖSUNGEN ERFORDERLICH„Boden war in der Vergangenheit einunverzichtbarer Baustoff. Vor der Ein-führung von Grenzwerten, chemischenAnalysen usw. wurden über Generati-onen hinweg mit der Verwendung alsBaustoff keine negativen Erfahrungengemacht. Wenn wir auf dieses Ziel undnicht auf zusätzliche Analysen, Unter-suchungen und Vorschriften hinarbei-ten würden, wäre das ein großerSchritt. Da Böden den mit Abstandgrößten Massenstrom bilden, würde esallen Baubeteiligten und den Depo-niebetreibern extrem helfen, wenn dieMöglichkeit zur Wiederverwendungdieser Böden durch die Herabsetzungvon überzogenen Grenzwerten mehr alsbisher ermöglicht wird. Zumindest dieWiederverwendung von geogen (alsonaturbedingt mit höheren Schadstof-fen) belasteten Böden aus einer be-stimmten Region in derselben Regionsollte und muss als Grundsatz und nichtals Ausnahmefall wieder möglich sein.Es kann nicht richtig sein, dass Böden,die seit Hunderten von Jahren ohneschädliche Auswirkungen auf die Um-welt vorhanden sind, auf einmal alsdeponiepflichtiger Abfall eingestuft undteuer entsorgt werden müssen.“
Thomas Weiler, Verband derBauwirtschaft Rheinland-Pfalz (StandortKoblenz)
Achtung Baustelle!
Im Straßen- und Tiefbau fällt Erdaushub in großen Mengen an. Als Folge strenger Umweltvorschriften müssenderzeit oft auch Böden, die geogen, also naturbedingt schadstoffbelastet sind, in Deponien entsorgt werden.Dies treibt die Kosten für Baumaßnahmen unverhältnismäßig in die Höhe. Foto: Bauunternehmung B. Klein
ZUR LAGE DER DEPONIENDie derzeit bundesweit vorhandenenDeponien bieten Aufnahmekapazitätenfür weitere 10,8 Jahre Laufzeit, so vor-läufige Schätzungen der Interessenge-meinschaft Deutscher Deponiebetrei-ber (InwesD). Allerdings gelte dies nur,wenn die in der Mantelverordnungausgewiesene Menge von 13 MillionenTonnen pro Jahr nicht überschrittenwerde. „Nach Überlegungen der Wirt-schaft sind die Annahmen des Minis-teriums bereits viel zu gering“, sagtThomas Weiler vom Verband der Bau-wirtschaft Rheinland-Pfalz am StandortKoblenz. „Wenn wir anstelle von 13 mit30 oder 50 Millionen Tonnen von imJahr zusätzlich zu deponierenden Ma-terialien rechnen, verkürzt sich dieRestlaufzeit der Deponien dramatisch.“
Selbst wenn „nur“ 13 Millionen Tonnenpro Jahr zusätzlich deponiert würden,entstünden Mehrkosten in Höhe vonknapp 200 Millionen Euro im Jahr,warnt er.Mit Blick auf die angespannte Depo-niesituation in Rheinland-Pfalz drängtdie Bauwirtschaft bereits seit 2016 aufden Bau von Deponien in der Region.Denn Entsorgungsengpässe führen zueiner Zunahme von Transportentfer-nungen und Entsorgungskosten, darangekoppelt zu negativen Auswirkungenauf die Umwelt (Lärm, CO2-Emissio-nen, Staub). Ein steigender Schwer-lastanteil am Verkehr führt zudem zueiner stärkeren Beanspruchung undmehr Verschleiß von Straßen und Brü-cken.
dere gilt als Abfall ... und wer will
schon Abfall als Baustoff akzep-
tieren?!
Zwar ist die Recyclingquote in
der Bauwirtschaft derzeit mit cir-
ca 95 Prozent sehr hoch, doch vie-
le Bauherren schlossen in der Ver-
gangenheit die Verwendung von
RCL-Baustoffen bei ihren Bau-
maßnahmen aus. Nicht ganz ohne
Grund, denn tatsächlich ist es so,
dass eine Frostschutzschicht aus
RCL, die als Baustoff eingebaut
wurde und bei einer Umbaumaß-
nahme ausgebautwird, dann nicht
ohne Weiteres wiederverwendet
werden darf, sondern gegebe-
nenfalls teuer entsorgt werden
muss. Dies gilt sogar für Lava, die
an einer Stelle als Primärbaustoff
abgebaut wird – bei ungünstiger
chemischer Zusammensetzung
darf sie an einer anderen Bau-
oder Abbaustelle nicht verfüllt
werden, wenn dort die Messwerte
stärker abweichen.
Wir beobachten mit Sorge, dass
die Entsorgungskosten in den
letzten Jahren von 5 auf 20 Pro-
zent der Gesamtbaukosten ange-
stiegen sind und der Bauherr die-
se Kosten entweder zusätzlich fi-
nanzieren, oder seine Vorstellun-
gen in Bezug auf Qualität und
Ausstattung in dieser Höhe nach
unten korrigieren muss, um sein
Bauprojekt bei gleichem Budget
verwirklichen zu können. Das trifft
vor allem die ohnehin hoch ver-
schuldeten kleineren Kommunen
im Lande stark, wenn diese Ihre
Pflichtaufgaben, wie Kindergar-
tenbau, Schulsanierung, Infra-
struktur et cetera nachkommen.
Alle Bemühungen zur Baukos-
tensenkung und Herstellung von
bezahlbarem Wohnraum werden
so konterkariert.
Wertvoller Deponieraum, der
eigentlich für Restmüll und ech-
ten, belasteten Abfall gedacht ist,
wird durch Boden aufgebraucht,
der nach unserer Definition ei-
gentlich ein wertvolles Kulturgut
ist. Dieser könnte für viele Zwe-
cke sinnvoll verwendet werden.
Beispiel Ackerböden: Diese sind
durch die intensive Bewirtschaf-
tung stark beansprucht und all-
jährlich gehen durch Erosion gro-
ße Mengen an fruchtbarem Boden
verloren. Locker aufgebrachter
„Kulturboden“ könnte als Was-
serspeicher und Filter sowie zur
Bodenverbesserung nach wie vor
wertvolle Dienste leisten. Aufbe-
reitete Steine und Erden könnten
als Verfüllmaterial verwendet und
so Ressourcen geschont werden.
Wenn wir verantwortlich mit
unserer Umwelt umgehen möch-
ten, sollten wir unsere Böden und
unser recyceltes Baumaterial wie
früher sinnvoll nutzen dürfen. Dies
würde auch dazu beitragen, CO2-
Emissionen bei dem Transport
über Hunderte Frachtkilometer
zu Deponien einzuschränken oder
zu vermeiden. Außerdem würden
unsere Straßen dann weniger be-
lastet und Rohstoffressourcen ge-
schont. Die deutsche Bauwirt-
schaft ist sich Ihrer Verantwor-
tung für die Umwelt bewusst und
stellt sich den Aufgaben. Was wir
brauchen, sind vernünftige recht-
liche Rahmenbedingungen.
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
GELD&GESCHÄFT Freitag, 19. Oktober 2018 21
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Mit der gestarteten Wohnraumoffen-sive der Bundesregierung soll demMangel an bezahlbarem Wohnraumbegegnet werden. Um den Neubaubezahlbaren Mietwohnraumes fürprivate Investoren attraktiv zu ma-chen, hat die Bundesregierung daheram 21.09.2018 den Regierungsent-wurf zur steuerlichen Förderung desMietwohnungsneubaus beschlossen.
Nach dem Entwurf sollen Bauherrenzukünftig neben der regulären Ab-schreibung in Höhe von 2 Prozenteine Sonderabschreibung für dieNeuschaffung von Mietwohnraumsteuerlich geltend machen können.
Die Regelung sieht im Jahr der An-schaffung oder Herstellung desneuen Mietwohnraums und in denfolgenden drei Jahren eine Sonderab-schreibung von bis zu 5 Prozent vor.Dabei ist die Bemessungsgrundlageder Sonderabschreibung jedoch auf2.000 Euro pro Quadratmeter be-grenzt.
Damit beläuft sich das Abschrei-bungsvolumen für private Investorenüber den gesamten Sonderabschrei-bungszeitraum auf bis zu 28 Prozent.
Die Neuregelung gilt für neu ange-schaffte oder hergestellte Wohnun-gen innerhalb der EU und des EWR(sowie in Staaten, die aufgrund ver-traglicher Verpflichtung Amtshilfenach dem EU-Amtshilfegesetz leis-ten). Um die Sonderabschreibung inAnspruch nehmen zu können, muss
der Bauantrag bzw. die Bauanzeigenach dem 31.08.2018 und vor dem01.01.2022 gestellt bzw. angezeigtwerden.
Weiterhin setzt die Neuregelung vo-raus, dass die Wohnung im Jahr derAnschaffung bzw. Herstellung und inden folgenden neun Jahren zu Wohn-zwecken vermietet wird.
Eine Förderung von Luxuswohnun-gen mit Anschaffungs- oder Herstel-lungskosten von über 3.000 Euro proQuadratmeter ist ausgeschlossen,da die steuerlichen Anreize auf dieSchaffung neuen Wohnraums imbezahlbaren Mietsegment für Men-schen mit geringem oder mittleremEinkommen abzielen.
Zu beachten ist, dass ein Verstoß ge-gen die zehnjährige Vermietungsfristzu Wohnzwecken, die steuerfreieVeräußerung innerhalb dieser Fristsowie die Überschreitung der Bau-kostenobergrenze von 3.000 Europro Quadratmeter zur rückwirkendenVersagung der Sonderabschreibungführt.
FazitDer Gesetzgeber hat erkannt, dassein hoher Bedarf an bezahlbaremMietwohnraum besteht. Den Impulszur Schaffung solchen Wohnraumsmöchte er durch Einführung einerzeitlich begrenzten Sonderabschrei-bung geben. Es bleibt abzuwarten,ob diese Gesetzesinitiative den Bun-desrat ohne Änderungen passierenwird.
Henrik Sundheimer ist Steuerberaterbei Hilger, Neumann & PartnerWirtschaftsprüfungs- und Steuerbe-ratungsgesellschaft (HNP) mit Sitz inAndernach, Bonn und Koblenz
Geplante steuerliche Anreizeim MietwohnungsbauGesetzesentwurf der Bundesregierung sieht künftigeSonderabschreibung vor
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DEPONIEN IN RHEINLAND-PFALZ 2016 (STATUS) UND 2035 (PROGNOSE)Quelle: ifeu/u.e.c. Berlin, Abschätzung des zukünftigen Bedarfs an Deponiekapazitäten in Rheinland-Pfalz. Kurzfassung derStudie im Auftrag des Landesamtes für Umwelt Rheinland-Pfalz
Lesehilfe: Gemäß Gutachten von ifeu Heidelberg/u.e.c. Berlin aus dem Jahr 2016 (Basisdaten von 2014) gab es für dieBeseitigung von Abfällen in Rheinland-Pfalz insgesamt 41 Deponiestandorte, darunter 26 Deponien der Deponieklasse0, 3 Deponien der Deponieklasse I und 12 Deponien der Klasse II.Die Gutachter prognostizierten für das Jahr 2025 – trotz Berücksichtigung der Inbetriebnahme geplanter Deponien – einereduzierte Anzahl betriebener Deponien: 20 Deponien der Deponieklasse 0, 4 der Klasse I und 6 der Klasse II. Bis zum Jahr2035 wurde eine weitere Reduzierung der Anzahl der Deponiestandorte auf 17 Deponien der Klasse 0 und 4 Deponien derDeponieklasse II abgeschätzt. Deponien der Klasse I würden demnach dann voraussichtlich in Rheinland-Pfalz nicht mehr zurVerfügung stehen.
Hinweis: Die Grafiken und die Lesehilfe spiegeln den Sachstand von 2016 (Basisdaten von 2014) wider, der in Teilen (insbe-sondere DK 0-Deponien) nicht mehr aktuell ist. Quelle: Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz
ANTEIL DES ENTSORGUNGSAUFWANDES AM BAUVOLUMEN
Angabe in Prozent Quelle: Umfrage der Deutschen Bauwirtschaft 20140 5 10 15 20
10
14
20
2009
2011
2014
WEITERE INFORMATIONDeponien werden in fünf verschiedeneDeponieklassen (DK) eingeteilt, vondenen es in Rheinland-Pfalz nur diedrei folgenden gibt:
DK 0: sehr gering belastete minerali-sche Abfälle (überwiegend Bauabfälle)
DK I: gering belastete mineralischeAbfälle
DK II: mineralische Abfälle mit höheremSchadstoffgehalt
Weitere Informationen bietet die„Verordnung über Deponien undLangzeitlager“
Hilmar Klein (57) hat einen Sitz im Innungsvorstandund im Vorstand des Verbandes Bauwirtschaft Rhein-land-Pfalz e.V. mit Sitz in Mainz, Koblenz und Kai-serslautern. Als Delegierter der rheinland-pfälzischenBauwirtschaft engagiert er sich in den Ausschüssen„Recht und Wirtschaftspolitik“ sowie „Umwelt, Tech-nik und Unternehmensentwicklung“ des Zentralver-bands Deutsches Baugewerbe (ZDB) in Berlin.
Foto: Bauunternehmung B. Klein
KOSTENSTEIGERUNGEN„Die Ausgaben für Umweltbelange im Zuge einesBauvorhabens haben sich im Zeitraum von 2009bis 2014 verdoppelt und sind von 10 auf 20 Pro-zent des Nettobauvolumens angestiegen“, soThomas Weiler vom Verband BauwirtschaftRheinland-Pfalz am Standort Koblenz. „Konkretverbirgt sich hinter diesen Prozentzahlen, dass aus1000 Euro Auftragssumme letztendlich nur 800Euro für den eigentlichen Bau zur Verfügung ste-hen, weil der Rest des Geldes für Umweltbelangeaufgezehrt wird.“
Die Kostenexplosion hat viele Gründe, darunterrückläufige Deponiekapazitäten, steigende De-poniekosten und immer größere Transportentfer-nungen. Die Regelungen des Kreislaufwirt-schaftsgesetzes, verabschiedet im Jahr 2012,verschärfen den Situationsdruck:
„Nach Kreislaufwirtschaftsgesetz gelten gelösteBöden unabhängig von ihrer Qualität und Belastungals Abfall. Nur innerhalb einer Baumaßnahme ist dieVerwertung des Bodenaushubs ohne Einschränkunggestattet, sofern keine Kontamination festgestellt
wird. In jedem anderen Fall ist der Boden je nachVerwendungszweck nach unterschiedlichen Verfah-ren und in unterschiedlicher Intensität zu untersu-chen. Problematisch hierbei ist, dass nach demÄnderungsentwurf der Bundesbodenschutz- undAltlastenverordnung eine systematische Bodenun-tersuchung auch ohne Altlastenverdacht erforderlichwird.“(Auszug aus ZDB-Baustein, Ausg. 9, November2013, herausgegeben vom Zentralverband Deut-sches Baugewerbe (ZDB).)
„Umweltthemen werden in den nächsten Jahrenund Jahrzehnten weiterhin massiven Einfluss aufdas Baugeschehen und die Kostenwicklung amBau nehmen“, prognostiziert Weiler. Schon jetztgelte: „Die Einhaltung der Auflagen im Zuge einesNeubaus oder Abrisses, die sorgfältige Trennungder anfallenden Materialien und insbesondere diefachgerechte Entsorgung stellen an Planung undLogistik hohe Anforderungen.“ Die Erfüllung im-mer höherer Umweltziele kostet viel Geld. Eingleichbleibendes Investitionsvolumen bedeutet sofaktisch einen Rückgang des Bauvolumens.
Kalzip gewann die weltweite Ausschreibung zum Bauder Schutzhülle um den havarierten AtomreaktorTschernobyl. Die Dachprofile und derenBefestigung müssen Tornados der Klasse F3standhalten, so eine Ausschrei-bungsbedingung. 100 Jahre soll dieHülle aus hochqualitativemEdelstahl halten. Foto: Kalzip
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GELD&GESCHÄFT Freitag, 19. Oktober 201822
Es kommt auf die äußeren Werte anDach- und Fassadenbau Gebäudehüllen aus Aluminium für lokale Bauwerke und für aufsehenerregende, internationale Großobjekte sind dieSpezialität von Kalzip in Koblenz.
W as haben das
Atomkraftwerk in
Tschernobyl, der
Superdome in
Louisiana/USAund
die Rhein-Mosel-Halle in Koblenz
gemeinsam? An all diesen Bau-
werken hat die Kalzip GmbH mit-
gearbeitet. Das Koblenzer Unter-
nehmen hat sich auf die Ferti-
gung von Gebäudehüllen aus
Aluminium spezialisiert und ge-
hört zu den führenden Anbietern
auf diesem Gebiet.
Zurzeit befindet sich der Dach-
und Fassadenhersteller in der
Ausschreibungsphase für den Bau
des Internationalen Airports Me-
xico City. Bei diesem Megapro-
jekt sollen 252 000 Quadratmeter
Kalzip-Profiltafeln für die ge-
schwungenen Dachflächen des
Flughafens verbaut werden. Für
die Kalzip GmbH ist es normal,
sich auf dem internationalen
Markt nach Großprojekten um-
zusehen. In der Vita der Koblen-
zer finden sich bereits einige
namhafte Projekte dieser Grö-
ßenordnung: Beim Superdome in
Louisiana waren sie zuständig für
die Herstellung der Stadionfassa-
de. Eine Besonderheit hierbei war,
dass die Paneele einzeln und oh-
ne größeren Aufwand austausch-
bar sein sollten. Hintergrund ist,
dass nach Footballspielen die Fans
aus Frust oder Freude gerne mal
ihre Waffen zücken und in die
Luft schießen. Da kann es passie-
ren, dass auch die Stadionfassade
getroffen wird und die entspre-
chenden Flächen ersetzt werden
müssen.
Kalzip lieferte auch 160 000
Quadratmeter dünner Außen- und
Innenhaut für die gewaltige
Schutzhülle (New Safe Confine-
ment, NSC) des havarierten
Atomreaktors Tschernobyl. Die
Ausmaße hier: 257 Meter Breite,
165 Meter Länge und 105 Meter
Höhe. „Mittlerweile ist dieses
Mammutprojekt erfolgreich ab-
geschlossen und die Kalzip-Hülle
über dem Reaktor platziert, aber
es war eine spannende und un-
gewöhnliche Zeit, die nun hinter
uns liegt“, sagt Geschäftsführer
Dr. Jörg Schwall. Angefangen
hatte alles als weltweite Aus-
schreibung des AKW. Kalzip hat
sich damals beworben und nach
einem langwierigen Prozess mit
vielen Tests den Zuschlag erhal-
ten. Nicht nur die Dimensionen,
auch die Anforderungen waren
enorm: Die Dachprofile und deren
BefestigungmusstenTornados der
Klasse F3 standhalten. Außerdem
wurde die gesamte Hülle aus
hochqualitativem Edelstahl an-
gefertigt, um die nächsten 100
Jahre zu überdauern. „Für diese
Herkulesaufgabe mussten wir ein
komplett neues Produkt desig-
nen, das den spezifischen Anfor-
derungen genügt“, berichtet
Schwall. „Wir haben viele Versu-
che gebraucht, um die optimale
Lösung zu finden. Aber am Ende
hat alles ohne Probleme geklappt.
Es hatte sogar den positiven Ne-
beneffekt, dass wir Erkenntnisse
aus dieser Arbeit als Standard in
andere Kalzip-Produkte einflie-
ßen lassen konnten.“ Dies sei des-
halb besonders positiv, weil diese
neuen Verfahren und Techniken
auch bei aktuellen Projektaus-
schreibungen eingesetzt werden
können und so einen entschei-
denden Vorteil gegenüber Mit-
bewerbern bieten.
Insgesamt hat Kalzip für das
Tschernobyl-Projekt 14 Mitarbei-
ter für die Arbeit vor Ort ausge-
bildet. „Es war ein Strahlen-
schutzbeauftragter in unserer Fir-
ma, der den Mitarbeitern das rich-
tige Verhalten auf der Baustelle
erklärt hat und ihnen für die Ar-
beit am Atomkraftwerk alle Ängs-
te und Befürchtungen genommen
hat.“ Danach wurden die Arbei-
ter, die sich alle freiwillig für das
Projekt gemeldet hatten, während
der gesamten 18-monatigen Bau-
zeit abwechselnd in zwei Teams
in die Ukraine geschickt. Die
Schutzhülle wurde pünktlich fer-
tiggestellt. „Wir sind sehr stolz da-
rauf, an diesem großen und weit-
reichenden Projekt mitgearbeitet
zu haben“, sagt Kalzip-Ge-
schäftsführer Schwall. „Wir wür-
den es jederzeit wieder machen,
hoffen aber, dass es nie wieder ge-
macht werden muss.“
Auch kleinere Aufträge aus der
näheren Umgebung sind jedes
Mal wieder etwas Besonderes für
den Dach- und Fassadenherstel-
ler: „Wir freuen uns immer über
Projekte, die quasi direkt vor der
Haustür liegen. Da hat man die
Ergebnisse seiner Arbeit täglich
vor Augen und kann sich daran
erfreuen.“ Die Fassade der Rhein-
Mosel-Halle hat Kalzip im Jahr
2013 angefertigt und auch die
Fassade des Arbeitgeberverban-
des vem.die arbeitgeber e.V. trägt
die Handschrift der Koblenzer.
Der Erfolg des Unternehmens
kam nicht über Nacht. Seit der
Gründung in den 60er Jahren ha-
ben sich die Koblenzer stetig wei-
terentwickelt und immer wieder
neue Techniken und Technolo-
gien hervorgebracht. Dazu zählt
unter anderem ein Verfahren zur
Materialbearbeitung: eine selbst
entwickelte Technik, die Ein-
bohrungen bei Produkten über-
flüssig macht und ein Eindringen
von Feuchtigkeit auf diese Weise
verhindert. Dies ist beim Fassa-
denbau ein wesentlicher Vorteil,
den Kalzip gegenüber anderen
Unternehmen hat. Jörg Schwall
ist stolz auf die bisherigen Errun-
genschaften seines Unterneh-
mens und berichtet von einem
weiteren technischen Erfolg
„Made in Koblenz“: „Wir haben
eine Rollformtechnik zur dreidi-
mensionalen Verformung von
Aluminiumprofiltafeln entwickelt,
für die wir auch das Patent besit-
zen.“ Dies kann bei Ausschrei-
bungen ein entscheidender Vor-
teil gegenüber der direkten Kon-
kurrenz sein. „Weil aber auch die
Mitbewerber stetig neue Verfah-
ren oder Produkte entwickeln, ist
es enorm wichtig, sich nicht auf
dem Status quo auszuruhen.“ Es
sei notwendig, aktuelle Trends
aus unterschiedlichen Bereichen
wie Architektur, Kunst oder der
Automobilbranche aufzunehmen
und an den eigenen Markt anzu-
„Die Komplexität hat in allen
Aspekten zugenommen,
sei es Lebensdauer, Haltbarkeit,
Brandschutz oder Blitzschutz.“
Dr. Jörg Schwall, Geschäftsführer Kalzip GmbH
WIRBELSTURM-TYP TORNADODer Tornado ist ein Luftwirbel mitvielfältiger Gestalt: Es gibt dünne,schlauchartige Formen und sich nachoben erweiternde Trichter-Formen.Tornados können einen Durchmesservon einigen Metern bis zu mehr als ei-nem Kilometer haben – dann sind esmeist Multivortex-Tornados, alsomehrere Luftwirbel, die um ein ge-meinsames Zentrum kreisen. Die Klas-sifizierung erfolgt anhand der Wind-geschwindigkeiten oder der vom Tor-nado verursachten physikalischenSchäden. Die Tornadostärken reichenvon F0 bis F6. Tornados der Stärke F0und F1 gelten als schwach, F2 und F3als stark und alles, was darüber hi-nausgeht als verheerend.Tornados der Klasse F3 können bei-spielsweise zu folgenden Schädenführen: Dächer und leichte Wändewerden abgetragen, Züge entgleisen,Wälder werden größtenteils entwurzelt,Lkw und Pkw werden umgeworfen oderverschoben. Ein F3-Tornado kann biszu 100 Meter breit werden und eineGeschwindigkeit zwischen 254 und332 km/h erreichen.
Dr. Jörg Schwall ist Geschäftsführer der Kalzip GmbH, die regelmäßigneue Techniken und Technologien für den Dach- und Fassadenbau ent-wickelt. Foto: Kalzip
„Für diese Herkules-Aufgabe
mussten wir ein komplett neues
Produkt designen, das den
spezifischen Anforderungen genügt.“
Dr. Jörg Schwall, Geschäftsführer Kalzip GmbH
passen. „Wir mussten viele Dinge
ausprobieren und den Mut haben,
uns weiterzuentwickeln“, betont
Schwall.
„In der Automobilindustrie gab
es vor einigen Jahren den Trend
zu matten Lackierungen. Diesen
Trend haben wir dann für unsere
Gebäudefassaden umgesetzt.
Zahlreiche Architekten und Bau-
leiter fanden das Produkt interes-
sant und waren fasziniert, aber
richtig durchgesetzt hat sich das
Ganze dann leider doch nicht.“
Ob sich ein neues Produkt ver-
kauft, zeige sich eben erst, wenn
es auf demMarkt sei. Von solchen
Rückschlägendürfeman sichnicht
entmutigen lassen, sondern müs-
se weiter nach vorne schauen,
denn „es gibt immer wieder neue
Entwicklungsmöglichkeiten.“
Vor allem die Aluminiumdünn-
blechverarbeitung – das Spezial-
gebiet von Kalzip – hat ein enor-
mes Potenzial. Das Metall ist sehr
flexibel und verformbar und ver-
fügt daher über zahlreiche An-
wendungsmöglichkeiten. „Durch
die Kombination unseres Know-
hows mit den Materialeigen-
schaften können wir jedem Ar-
chitekturtrend folgen und ihn
umsetzen“, so Schwall. Und wie
das Beispiel der Schutzhülle für
den Katastrophen-Reaktor in
Tschernobyl zeigt, kann das Un-
ternehmen auch ganz speziellen
Herausforderungen gerecht wer-
den.
Nicht nur die Produktion und
der Bereich der Bauleistungen,
sondern auch das gesamte Un-
ternehmen müsse sich nach den
jeweiligen, aktuellen Gegeben-
heiten ausrichten. „Bauen ist nicht
mehr nur Bauen, sondern mittler-
weile auch eine Serviceleistung“,
erklärt der Kalzip-Geschäftsfüh-
rer. „Die Komplexität hat in allen
Aspekten zugenommen, sei es Le-
bensdauer, Haltbarkeit, Brand-
schutz oder Blitzschutz. Die An-
forderungen sind extrem hoch
und wachsen stetig weiter.“ Auch
unvorhersehbare Ereignisse sor-
gen für einen Wandel auf dem
Markt. So führte der Hochhaus-
brand im Londoner Grenfell To-
wer im Sommer 2017 zu einer Er-
höhung der Brandschutzanforde-
rungen beim Gebäudebau. Auf
solche Ereignisse müssen Unter-
nehmen sofort reagieren und ihre
Leistungen an neue Standards
anpassen, um wettbewerbsfähig
zu bleiben.
Um auf langfristige Sicht er-
folgreich zu bleiben, möchte das
Unternehmen Experte auf dem
Gebiet des Sanierungsbaus wer-
den. „Aktuell sind die Bereiche
Neubau und Sanierung in unse-
rem Unternehmen in etwa gleich
groß“, sagt Schwall. Allerdings
wachse der Markt für Sanierung
in Deutschland weiter an. Schwall
sieht dies unter anderem darin be-
gründet, dass viele Unternehmen
die Ziele aus dem Klimaabkom-
men von Paris über eine Gebäu-
desanierung erreichen wollen und
nicht durch einen Neubau. Diesen
Markt möchte Kalzip sich nun
peu à peu weiter erschließen. Ne-
ben dem Sanierungsbau planen
die Koblenzer zudem, ihren Fokus
auf Großprojekte zu verstärken.
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GELD&GESCHÄFT Freitag, 19. Oktober 2018 23
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„Durch die Kombination unseres Know-hows
mit den Materialeigenschaften können
wir jedem Architekturtrend folgen und ihn
umsetzen.“
Dr. Jörg Schwall, Geschäftsführer Kalzip GmbH
ZUM UNTERNEHMENDie Kalzip GmbH wurde 1968 in Ko-blenz gegründet. Sie hat sich damalsaus dem Corus Konzern ausgegliedertund unter dem Namen Kalzip neu auf-gestellt. Der Name setzt sich aus denWorten Kaiser Aluminium Zipping zu-sammen. Seit 1. Oktober 2018 gehörtdas Unternehmen zu Donges Steeltec.Das zur Mutares Gruppe gehörendeStahlbauunternehmen Donges mit Sitzin Darmstadt beschäftigt circa 200Mitarbeiter. Schwerpunkt der Tätigkeitist der nationale und internationaleStahlbrückenbau und Stahlhochbau.
160 000 Quadratmeter dünner Außen- und Innenhaut lieferte Kalzip für die gewaltige Schutzhülle des Atomreaktors, die mit 257 Meter Breite, 165Meter Länge und 105 Meter Höhe riesige Dimensionen hat. Foto: Kalzip
P leite, Bankrott und Kon-
kurs – für die drohende
Zahlungsunfähigkeit ei-
nes Unternehmens kennt
die deutsche Sprache
viele Umschreibungen. Nicht je-
des Unternehmen erhält so viel
Medienpräsenz wie die insolvente
Fluggesellschaft Air Berlin. Den-
noch gehören Insolvenzverfahren
zum Alltagsgeschäft der zustän-
digen Amtsgerichte.
Nach Angaben des Statisti-
schen Landesamtes haben in den
ersten sechs Monaten dieses Jah-
res 406 Unternehmen (mit insge-
samt 2625 Beschäftigten) in
Rheinland-Pfalz Insolvenz bean-
tragt. Aufsummiert stehen in
Rheinland-Pfalz derzeit Gläubi-
gerforderungen in Höhe von ins-
gesamt 182 Millionen Euro im
Raum. Entgegengesetzt zur posi-
tiven Entwicklung der vergangen
Jahre, ist die Zahl der Insolvenzen
damit im ersten Halbjahr des lau-
fenden Jahres gestiegen – um 15
Prozent gegenüber dem Ver-
gleichszeitraum in 2017. Im Vor-
jahr waren die Insolvenzen im
Bundesland nach der globalen
Wirtschafts- und Finanzkrise zum
achten Mal in Folge rückläufig.
Im gesamten Jahr hatten 715
rheinland-pfälzische Unterneh-
men die Insolvenz wegen Über-
schuldung oder Zahlungsunfä-
higkeit beantragt – so wenige wie
seit 2000 (1087) nicht mehr. Den
bislang höchsten Stand verzeich-
nete das Landesamt 2005 (1659).
Deutschlandweit wurden im
ersten Halbjahr 2018 bei den zu-
ständigen Amtsgerichten 50 294
Insolvenzverfahren eröffnet. Da-
mit laufenderzeit insgesamt55 991
Verfahren. Knapp jeder sechste
Fall beschäftigt sich mit Unterneh-
menspleiten (9968). Die anderen
laufendenVerfahrenbefassen sich
mit Verbraucherinsolvenzen oder
Insolvenzenehemals selbstständig
Tätigenund„andererSchuldner“.
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GELD&GESCHÄFT Freitag, 19. Oktober 201824
UNTERNEHMENSINSOLVENZEN NACH VERWALTUNGSBEZIRKEN IMNÖRDLICHEN RHEINLAND-PFALZ IM 1. HALBJAHR 2018
Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
Lesehilfe:
Nach Verwaltungsbezirken gruppiert, gab es in den ersten sechs Monaten diesesJahres im Landkreis Mayen-Koblenz (30) und im Westerwaldkreis (29) die meistenInsolvenzverfahren. Es folgten der Rhein-Lahn-Kreis (25), Bad Kreuznach (19) undder Landkreis Neuwied (16). Die größten Veränderungen zum Vorjahreszeitraumverzeichnete der Landkreis Altenkirchen: Dort gab es 16 Unternehmensinsolvenzenweniger als im Vorjahr. Im Landkreis Mayen-Koblenz wurden dagegen 14 Insol-venzen mehr als im gleichen Zeitraum 2017 registriert.
Verwaltungsbezirk Unternehmens- insolvenzen
Veränderungen gegenüber 2017
Ahrweiler 11 -16
Altenkirchen 9 -13
Bad Kreuznach 19 +5
Birkenfeld 8 -2
Cochen-Zell 10 +4
Koblenz (Stadt) 10 -4
Mayen-Koblenz 30 +14
Neuwied 16 -5
Rhein-Hunsrück-Kreis 10 +7
Rhein-Lahn-Kreis 25 +15
Westerwaldkreis 29 +8
UNTERNEHMENSINSOLVENZEN IN RLP IM 1. HALBJAHR 2018 NACH VERWALTUNGSBEZIRKEN
EifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisEifelkreisBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-PrümBitburg-Prüm
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Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)Altenkirchen (W w.)
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Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf. Landau i. d. Pf.
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Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.Neustadt a. d. W.
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Unternehmensinsolvenzenje 1.000 Unternehmen
unter 1,8 (7)1,8 bis unter 2,2 (5)2,2 bis unter 2,6 (7)2,6 bis unter 3,0 (6)3,0 bis unter 3,4 (3)3,4 und mehr (8)
( ) Anzahl der VerwaltungsbezirkeLandeswert: 2,6
© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
INSOLVENZEN IM BRANCHENVERGLEICHDie meisten Insolvenzanträge stelltenUnternehmen aus dem Baugewerbe(93), gefolgt von Unternehmen ausdem Bereich „Handel; Instandhaltungund Reparatur von Kraftfahrzeugen“(71). In diesen Wirtschaftszweigen sind
besonders viele Unternehmen tätig. Miteinigem Abstand folgt das Gastgewerbemit 39 Insolvenzfällen.
Quelle: Statistisches LandesamtRheinland-Pfalz
WEITERE INFORMATIONJede Zahlungsunfähigkeit wird inden Akten der Amtsgerichte gelistet.Erfasst werden alle Insolvenzen, beidenen der gerichtliche Schuldenbe-reinigungsplan angenommen wurde.Bei Unternehmensinsolvenzen werdenneben Informationen zum Antrags-steller und voraussichtlichen Forde-
rungen auch der Wirtschaftszweig,die Rechtsform, das Gründungsjahrsowie die Anzahl der Arbeitnehmererfragt. Ergebnisse können bis aufEbene der Landkreise und kreisfreienStädte eingesehen werden. So sollder volkswirtschaftliche Schadendokumentiert werden.
INSOLVENZEN 2017 NACH DEM ALTER DES UNTERNEHMENS
Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Statistische Berichte 2018Lesehilfe:
Die These, dass vor allem kürzlich gegründete Firmen sich übernehmen und in eine Insolvenz geraten, bestätigt sich in Rheinland-Pfalz nicht. Als ebenso kritisch wie dieersten vier Jahre nach Unternehmensgründung erweisen sich die darauffolgenden vier Jahre (jeweils 142 Insolvenzen). Die größte Gruppe stellen jedoch Firmen, die be-reits über acht Jahre existieren (218). Auch die Gläubigerforderungen liegen hier mit weit über 100 Millionen am höchsten.
Merkmal
Insolvenzverfahren
Voraussichtliche Forderungeninsgesamt
davon
eröffnet mangels Masse abgewiesen
Schuldenbereinigungsplan angenommen
Anzahl 1.000 EUR
Bis 3 Jahre alt 142 107 35 x 13.149
4 bis 7 Jahre alt 142 104 38 x 55.360
8 Jahre und älter 218 181 37 x 122.137
Unbekannt 213 143 70 x 43.942
Mehr Insolvenzenals imVergleichszeitraum 2017Statistik Die gute Konjunktur ließ in den vergangenen Jahren die Zahl derUnternehmenspleiten in Rheinland-Pfalz sinken. Das erste Halbjahr 2018 trübtmomentan diese Bilanz.
Foto: markus-bormann/stock.adobe.com
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
LEBEN&ARBEITEN Freitag, 19. Oktober 2018 25
Buchtipps vonund für UnternehmerFavoriten Drei Buchtipps von Machern aus der Region.
W er in diesem Jahrauf die Verleihungdes Literaturnobel-preises wartete, umsich beim Erwerb ei-
nes neuen Buches von der Ent-scheidung der Nobel-Stiftung lei-ten zu lassen, wurde enttäuscht. Be-reits im Mai fiel die skandalum-witterte Entscheidung, in diesemJahr eine Pause einzulegen. An-fang Oktober wurden so lediglichdie Preisträger in den Kategorien
Medizin, Physik, Chemie, Friedenund Wirtschaft bekannt gegeben.Keine Pause macht aber unsere Rub-rik mit Empfehlungen von Ent-scheidern aus der Region: Arndt Pu-derbach (Contargo Rhein-MainGmbH), Dr. Markus Fohr (Lahn-steiner Brauerei GmbH & Co. KG)und Karl-Heinz Seeger (GewobauGemeinnützige Wohnungsbauge-sellschaft Bad Kreuznach) verratendieses Mal, welche Bücher ihre Auf-merksamkeit gefesselt haben.
Jeffrey Archer
Berg der LegendenFischer Taschenbuch Verlag (2014),480 Seiten, Softcover, 9,99 Euro,ISBN: 9783596186501
(Auch erhältlich als E-Book; das engli-sche Original erschien 2009 unter demTitel „Paths of Glory“ bei St. Martin'sPress.)
Buchempfehlung von Dr. Markus Fohr,Geschäftsführer derLahnsteiner Brauerei GmbH & Co. KG
„Mir hat das Buch gefallen, da es aufder einen Seite eine Geschichtsstundedes Alpinismus und der Zeit des ErstenWeltkriegs darstellt, andererseits aberauch locker das Drehbuch für einenHollywoodfilm sein könnte. Es schildertdas Leben von George Mallory, desvielleicht begabtesten Alpinisten seinerZeit. Wie kann sein Abenteuer seinLeben und das seiner ganzen Familiefinanzieren, lautet eine Streitfrage desRomans. Dabei werden ganz privateSeiten wie die Nöte von Mrs. Mallory,die stolz auf ihren Mann war und sichum ihn sorgte, ebenso thematisiert wiedie Einschnitte, die der Erste Weltkriegmit sich brachte. Das Buch zeigt einenMann, der seinen Traum lebte, alserster Mensch auf dem höchsten Bergder Welt zu stehen – und der letztlichauch für diesen Traum gestorben ist.
Ob er sich seinen Traum unmittelbarvor seinem Tod noch erfüllen konnte,werden wir wohl nie erfahren.“
Inhalt
1924 brechen die besten BergsteigerGroßbritanniens zur bislang gewagtes-ten Expedition auf: Dieses Mal wollensie den Gipfel des Mount Everest be-zwingen. Einer von ihnen ist GeorgeMallory. Doch schließlich, nur kurz vor
seinem Ziel, verschwindet er für immerim Nebel. Hat er den Gipfel erreicht?Ist er der eigentliche Erstbesteiger deshöchsten Berges der Welt? Denn, wennja, so müsste tatsächlich die Ge-schichte umgeschrieben werden …Jeffrey Archer erzählt das atemberau-bend spannende Schicksal eines Man-nes, der den Tod in Kauf nimmt, umsich seinen Lebenstraum zu erfüllen.
Quelle: S. Fischer Verlage
Daniel Speck
Bella GermaniaFischer Taschenbuch Verlag (2016),Klappenbroschur, 624 Seiten,Taschenbuch, 14,99 Euro,ISBN: 9783596295968
(Seit September 2018 erhältlich auchals Hardcover in Halbleinen und mitLesebändchen.)
Buchempfehlung von Arndt Puderbach,Terminal-Manager, ContargoRhein-Main GmbH in Koblenz
„Das Buch ist eine Empfehlung meinerFrau gewesen. Sie amüsierte sich beimLesen an so einigen Stellen was michneugierig machte. Ich beschloss, dasBuch im Urlaub auch zu lesen. Der Ro-man handelt von einer deutsch-italie-nischen Familiengeschichte mit dra-matischen Wendungen. Beginnend inden 50er Jahren sind die Handlungenverwoben bis in die Gegenwart. Sehrinteressant sind die Passagen im Buchüber das Anwerben der ersten Gastar-beiter durch Deutsche im Ausland,deren Eintreffen und die damalige‚Willkommenskultur‘. Das stimmt sehrnachdenklich und passt auch stück-weise in die heutige Zeit. Auch diePassage über den Werdegang der Au-tomobilmarken ISO und BMW fand ichsehr spannend. Ein rundum unterhalt-sames, aber auch nachdenklich stim-mendes Buch. Sehr empfehlenswert.“
Inhalt
Daniel Specks Roman „Bella Germania“ist eine große deutsch-italienische Fa-miliengeschichte in drei Generationen –voller Zeitkolorit, dramatischer Wen-dungen und großer Gefühle.
„Er reichte mir ein altes Foto. Ein jun-ges Paar vor dem Mailänder Dom. DieFrau hatte schwarze Haare und sah auswie ich. Es war, als blickte ich direkt ineinen Spiegel. ‚Das ist Giulietta‘, sagteer, ‚deine Großmutter‘.“
München, 2014: Die ModedesignerinJulia ist kurz vor dem ganz großenDurchbruch. Als plötzlich ein Mannnamens Vincent vor ihr steht, der be-hauptet, er sei ihr Großvater, gerät ihreWelt aus den Fugen.Mailand, 1954: Der junge Vincent fährtvon München über den Brenner nachMailand, um dort für seine Firma zuarbeiten. Er verfällt dem Charme Itali-ens, und er begegnet Giulietta. Es istLiebe auf den ersten Blick. Doch sie isteinem anderen versprochen.
Eine tragische Liebe nimmt ihren Lauf,die auch Jahrzehnte später noch dasLeben von Julia völlig verändern wird.
Quelle: S. Fischer Verlage
Jean-Luc Bannalec
Bretonische GeheimnisseKommissar Dupins siebter Fall
Kiepenheuer & Witsch (2018),400 Seiten, Klappenbroschur,16,00 Euro, ISBN: 9783462052015
Buchempfehlung vonKarl-Heinz Seeger, GeschäftsführerGewobau Bad Kreuznach
„Im Augenblick fiebere ich wieder mitmeinem Lieblingscommissaire Dupin
mit, der eine Reihe von brutalen Mor-den im Wald von Brocéliande aufklärenmuss – dem Ort, wo die Legende vonKönig Artus ihren Anfang und einemArtus-Forscher im Buch das Lebennimmt. Die Bretagne und das Meer sindmeine Seelenschmeichler – ich mag dieraue Landschaft, den Erzählstil vonBannalec und ganz besonders das Flairdieser Romane. Leicht und trotzdem
spannend. Der siebte Band ‚Bretoni-sche Geheimnisse‘ ist ein absolutesMuss für alle Dupin-Fans! Und derFeenwald von Brocéliande ganz sicherein Geheimtipp für den nächsten Bre-tagne-Urlaub!“
Inhalt
Bretonischer Spätsommer im sagen-umwobenen Artus-Wald und ver-schrobene Wissenschaftler auf der Jagdnach ewigem Ruhm.
Der Wald von Brocéliande mit seinenmalerischen Seen und Schlössern istdas letzte verbliebene Feenreich –glaubt man den Bretonen. UnzähligeLegenden aus mehreren Jahrtausendensind hier verortet. Auch die von KönigArtus und seiner Tafelrunde. WelcheGegend wäre geeigneter für den längstüberfälligen Betriebsausflug von Kom-missar Dupin und seinem Team in die-sen bretonischen Spätsommertagen?Doch ein ermordeter Artus-Forschermacht dem Kommissar einen Strichdurch die Rechnung. Gegen seinenWillen wird Dupin kurzerhand zumSonderermittler ernannt in einem bru-talen Fall, der schon bald weitere Opferfordert. Was wissen die versammeltenWissenschaftler über die jüngstenAusgrabungen in der Gegend? Wiestehen sie zu dem Vorhaben, Teile desWaldes in einen Vergnügungspark um-zuwandeln? Und warum rückt keinervon ihnen mit der Sprache raus? Schonbald ist selbst Nolwenn, Dupins sonstso unerschütterliche Assistentin, inSorge – und das will wirklich etwasheißen.
Geheimnisvoll, raffiniert und spannend– im siebten Fall der Erfolgsserie vonJean-Luc Bannalec ermitteln Commis-saire Dupin und seine Inspektoren imHerzen der Bretagne.
Quelle: Kiepenheuer & Witsch
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
LEBEN&ARBEITEN Freitag, 19. Oktober 201826
Kommunikation Über den Sinn und Unsinn von jährlichen Mitarbeitergesprächen.D as Konzept hört sich
theoretisch gut an:
Mitarbeitende und
Vorgesetzte setzen
sich einmal im Jahr
zusammen, um gemeinsam über
die geleistete Arbeit, über Ver-
besserungsvorschläge, gegensei-
tige Wünsche und Erwartungen
zu sprechen. Manche Führungs-
kräfte und Angestellte halten
jährliche Mitarbeitergespräche
(MAG) für sinnvoll und bereiten
sich gerne darauf vor. Doch die
Praxis überzeugt nicht jeden: „Ich
finde diese Gespräche eher un-
angenehm. Was soll ich denn für
Ziele haben?“, sagt die Diako-
niemitarbeiterin, die in einer Be-
ratungsstelle arbeitet. „Ich möch-
te meine Arbeit tun und Men-
schen in schwierigen Situationen
helfen.“ Auch der Stadtwerke-
Mitarbeiter ist nicht begeistert:
„Ich halte nicht viel davon, da nur
wenige der vorgebrachten Prob-
leme oder Wünsche Beachtung
finden.“ Zu den Kritikern des
jährlichen Mitarbeitergesprächs
gehört auch der Psychologe Ar-
min Trost, der schon mehrfach
vom Personalmagazin – Deutsch-
lands auflagenstärkstem und
meistgelesenem Fachmagazin im
Personalwesen – unter die TOP-
40-Köpfe im Personalwesen ge-
wählt wurde: „Ich bin nicht
grundsätzlich dagegen, aber ich
finde, es passt nicht in eine mo-
derne Arbeitswelt.“ Denn es spie-
gele ein hierarchisches statisches
Organisationsverständnis, heute
seien aber vielmehr partner-
schaftliche Führung, Teamarbeit
und Eigenverantwortung gefragt.
Der Professor für Personalma-
nagement an der Business School
der Hochschule Furtwangen plä-
diert dafür, den Sinn des Ge-
sprächs zu hinterfragen – unter
anderem auch in seinem Buch
„Unter den Erwartungen. Warum
das jährliche Mitarbeitergespräch
in modernen Arbeitswelten ver-
sagt.“ (Verlag Wiley-VCH, 2015).
In vielen Unternehmen und
Verwaltungen – unter anderem
auch in den Ministerien der Lan-
desregierung – sind diese jährli-
chen Treffen in den Betriebsab-
lauf eingebunden, sie werden in
Workshops für Führungskräfte
angesprochen, Tipps dazu findet
man auf diversen Internetporta-
len: In den Mitarbeitergesprächen
(MAG) soll es unter anderem um
Leistungsbeurteilung, Zielverein-
barung und Entwicklungsmög-
lichkeiten gehen. Personalbögen,
vorgefertigte oder unterneh-
mensspezifische Fragebögen oder
Checklisten helfen bei der Durch-
führung. Man sollte sich auf jeden
Fall gut auf das Gespräch vorbe-
reiten und es als Chance sehen,
mal wieder ins Gespräch zu kom-
men, heißt es auf www.karriere-
bibel.de. Verweigern darf man als
Angestellter das Gespräch nicht.
Viele Personaler halten die
jährlichen Mitarbeitergespräche
für unverzichtbar – und es gibt
auch Mitarbeitende, die sie gut
finden. „Bei uns gibt es so etwas
nicht, aber ich fände es gut, wenn
sie eingeführt würden. Da hätte
man mal Zeit, über alles grund-
sätzlich zu reden“, meint eine La-
borärztin.
Und eine Sekretärin sagt: „Ich
finde, es ist eine gute Möglich-
keit, sich auszutauschen und ge-
genseitige Erwartungen abzu-
checken beziehungsweise auch
mal eine Beurteilung der geleis-
teten Arbeit zu bekommen. Wenn
die ,Chemie‘ zwischen Chef und
Mitarbeiter stimmt, werden aber
solche Infos auch im Alltag aus-
getauscht.“
Es gibt Arbeitnehmer, die die
MAG für sinnlos halten, vor allem
dann, „wenn nichts Positives he-
rauskommt“, wie ein Schreiner-
meister betont, der seit mehr als
25 Jahren in einem Messebauun-
ternehmen arbeitet. Er musste
sich beim jüngsten Gespräch
selbst bewerten, was er ziemlich
unsinnig fand. Und mit den No-
ten, die er von seinem Chef be-
kam, stimmte er ganz und gar
nicht überein. Das Ergebnis: Un-
zufriedenheit und das Gefühl,
nicht für sein Engagement, seine
Ideen und die stetige Einsatzbe-
reitschaft gewürdigt zu werden.
In manchen Unternehmen –
und auch in der Verbraucher-
zentrale Rheinland-Pfalz – sind
die Gespräche freiwillig. Wenn
die Mitarbeiterin oder der Mitar-
beiter keinen Bedarf haben, müs-
sen sie nicht durchgeführt wer-
den. In vielen Stadtverwaltungen
und Institutionen der Landesre-
gierung sind sie dagegen ver-
pflichtend – werden aber manch-
mal dennoch nicht durchgeführt.
Denn für viele Führungskräfte
und Mitarbeitende sind sie nur ei-
ne lästige Pflicht, das hat Prof. Dr.
Armin Trost häufig erlebt. Als
Vorgesetzter fand er die Ver-
pflichtung „grauenhaft“, als „Op-
fer“ habe er die Gespräche „ext-
rem gehasst“: „Es war wirklich ei-
ne Farce.“ Als er 2012 auf einem
Personalerkongress erlebte, dass
Unternehmen stolz auf die Ein-
führung von MAG waren, und
dass gefordert wurde, Führungs-
WirksamerAustausch…
oder lästige Pflicht?Das Mitarbeitergespräch sollte auf Augenhöhe erfolgen, eine gute Vorbereitung und eine angenehme Atmosphäre tragen dazu bei, dass alle Beteiligten danach zufrieden sind. Foto: fotofrank/stock.adobe.com
Zielvereinbarungen haben nur dann Sinn, wenn die angestrebte Leistung auch überprüfbar ist.Foto: dp@pic/stock.adobe.com
VARIABLES TOOLWie genau Mitarbeitergespräche ab-laufen, kann von Unternehmen zu Un-ternehmen unterschiedlich sein. Man-che entwerfen eigene Selbsteinschät-zungsbögen, in denen sich die Mitar-beitenden vor dem Gespräch selberbewerten sollen. Der Chef füllt diesebezüglich der Mitarbeitenden auch aus– und dann wird über die Diskrepanzengesprochen. In dem Bogen kann es zumBeispiel um die Selbsteinschätzunggehen hinsichtlich Arbeitstempo,Lernbereitschaft, Durchhaltevermögen,Kritikfähigkeit, persönliche Stärken undSchwächen.
Bei der Bundesnetzagentur hat manzusätzlich zu den standardisiertenMAG jetzt auch ein jährliches Vorge-setzten-Feedback eingeführt: DieMitarbeitenden füllen anonym einenFragebogen mit 35 Fragen über ihrenChef aus, der sich parallel auch selbereinschätzen muss. Dann findet eineAuswertung mit Unterstützung einesPsychologen im Sitzkreis statt.
kräfte dementsprechend zu schu-
len, da schrieb er einen viel be-
achteten Blog und später auch
noch das Buch zu dem Thema. Si-
cher sei es wichtig und gut, dass
Manager mit ihren Mitarbeitern
sprechen, aber das jährliche, ins-
titutionalisierte Gespräch habe
meist keinen Sinn.
Er erläuterte seine Meinung
mit einem Beispiel: „Es ist wich-
tig, dass Eltern mit ihren Kindern
sprechen. Aber stellen Sie sich
vor, das Familienministerium
würde ein jährliches Eltern-Kind-
Gespräch institutionell einfordern
und die betroffenen Eltern müss-
ten die Ergebnisse ihrer Gesprä-
che an die öffentliche Verwaltung
weiterleiten. Das würde die Er-
ziehung in Deutschland nicht ver-
bessern.“
Trost betont, ein Gespräch pro
Jahr sei viel zu wenig. „Vielmehr
sollten diese Treffen einmal im
Monat stattfinden – und dann
möglichst im Team.“ Und wenn
es Probleme oder Unstimmigkei-
ten gebe, müssten diese sofort an-
gesprochen werden. „Schließlich
sage ich meinem Kind ja auch
nicht erst nach einem Monat,
wenn es irgendetwas hätte besser
machen können.“ Relevante As-
pekte gelte es individuell und ak-
tuell zu klären. „Ein Manager
sollte heute mit einem Mitarbeiter
über seine schlechte Leistung
sprechen. Morgen spricht er mit
einem anderen über die Implika-
tionen besonderer Erfolge. Über-
morgen diskutiert er mit einem
weiteren Mitarbeiter über seine
Option, langfristig an einem
Nachwuchsprogramm teilzuneh-
men.“
Auch den Sinn von individuel-
len Zielvorgaben bezweifelt der
Experte, besonders wenn die Mit-
arbeitenden stets wiederkehren-
de Aufgaben erledigen. „Was sol-
len persönliche Zielvorgaben für
einen Busfahrer, der jeden Tag
seine Strecken durch die Stadt
fährt?“, erläutert Trost. „Pünktlich
und freundlich sein und ver-
kehrssicher fahren: Diese Ziele
sind doch für alle Busfahrer gleich.
Da sollte man eher mal alle Fah-
rer zusammenrufen, um darüber
zu reden, was es bedeutet, einen
guten Job zu machen.“
Diese Zielvereinbarungen, aber
auch die Leistungsbewertung
sieht auch der Programmierer ei-
ner Bank kritisch. „Beim Pro-
grammieren kannst du im Voraus
nichts messen und keine Ziele
festlegen, weil jeder Fall anders
ist. Manches funktioniert sofort,
anderes dauert eben länger.“ Er
glaubt: „Wenn der Chef mit dei-
ner Arbeit nicht zufrieden ist,
dann steckt doch meistens ein an-
derer Konflikt dahinter.“
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
LEBEN&ARBEITEN Freitag, 19. Oktober 2018 27
Koblenz erleben im neuen sander HotelBUSINESS, URLAUB UND STYLE – KOBLENZ HAT EIN NEUES INHOTEL.
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Ab dem 1. September hat die Koblenzer Hotellandschaft ein neues Highlight. Modernste Architektur, stylische Innenarchitektur und ganz vielRegionales sind die Grundpfeiler dessanderHotels. Ideal gelegenundperfektins Herz der Koblenzer City integriert,erwartet das Hotel seine Gäste.Schon das Ankommen verläuft ent
spannt und verspricht einen tollen Aufenthalt. Eine helle, geräumige Tiefgaragebietet ausreichend Platz; einAufzug bringtden Gast direkt in die großzügige Lobby.Das „Einchecken“ ins Hotel verläuft nacheiner herzlichen Begrüßung reibungslos und schon ist man auf seinem Hotelzimmer.Design, Funktionalität und Wohl
fühlatmosphäre: Das sind die wichtigstenBestandteile einer ansprechenden Hotelzimmergestaltung. Mit den modernenHotelzimmern werden alle Wünsche undBedürfnisse der Gäste erfüllt. Das erklärte Ziel ist, dass der Gast sich wie zuHause fühlt und gerne wiederkommt.
Gerade bei der Zimmereinrichtungder 100 Zimmer wurde auf die bestenMaterialien zurückgegriffen, auf ruhige Farben geachtet und ein hoher Wertauf eine moderne Ausstattung gelegt.Gerade bei einem Hotelaufenthalt spielt
das Bett eine außerordentlich wichtigeRolle, damit sich der Gast wie zu Hausefühlt. Moderne und bequeme Boxspringbetten sorgen für erholsamen Schlaf undentspannte Nachtruhe. Für Gäste, die zumBeispiel auf einen Rollstuhl angewiesen
sind, hält das sander Hotel drei spezielleZimmer mit einer optimalen, barrierefreien Ausstattung bereit.Nicht nur für Geschäftsreisende son
dern auch für Individualtouristen ist einehochmoderne Internetausstattung desHotels essentiell geworden. Daher hatman im sander Hotel besonders auf diesenAspekt einen hohen Wert gelegt. Selbstverständlich steht den Gästen im gesamtenHotel kostenloses WLAN zur Verfügung.Entspanntes Arbeiten oder Entertainmentim Internet werden im sander Hotel zumverzögerungsfreien Vergnügen. ModerneSmartTVs bieten vielfältige Programmein hochauflösenden Bildern.Nach einer erholsamen Nacht ist es
selbstverständlich, dass das Frühstücknicht einfach nur ein Frühstück sein sollte, sondern die Gäste ganz nach demMotto #sandererleben schon morgens
kulinarisch verwöhnt werden. Ein reichhaltiges, schmackhaftes Frühstück mitbewusst ausgewählten Produkten aus derRegion, vieles auch aus der hauseigenenProduktion der sander Gruppe, erwartet den Gast. Zu einem guten Frühstückgehört auch ein richtig guter Fairtradeund Biozertifizierter Kaffee. Deswegenwurde exklusiv für dieses Hotel eine sander Kaffeemischung entwickelt; natürlichin verschiedenen Variationen.Entspanntes Genießen am Abend
bietet die Bar. Egal, ob nach einer langenAnreise, nach einem wichtigen Meeting,einem langen Spaziergang am Rhein oderdurch die Koblenzer City – der Abend imsander Hotel ist ganz der Entspannung gewidmet.
Mit herzlicher Gastfreundschaft undden kulinarischen Highlights in Form vonkleinen Snacks begeistert die Bar ihreGäste. Weinliebhaber sind in Koblenz genau richtig. Denn am Zusammenfluss vonRhein und Mosel liegen die ältesten unddurchaus eine der besten WeinregionenDeutschlands. Für jeden Geschmack, egalob spritziger Riesling, kultivierter Grauburgunder oder einem fruchtigintensivenDornfelder – das Hotel hält eine Vielzahlpassender Weine bereit. Ein besonderes Highlight ist die großzügige Terrassemit Sonnendeck im Innenhof. Draußen
frühstücken, Cocktails trinken oderchillen: alles geht! Unter zwei großenSonnenschirmen lässt es sich superentspannen. Auf dem Sonnendeck stehentolle Liegestühle aus Holz bereit. Gemäßdem Zeitgeist ist das neue sander Hotelrauchfrei.
Nähere Informationen, Wissenwertesund Informatives bietet die Homepageunter www.sanderhotel.com. Das sanderHotel ist nicht alleine nur für Hotelgästegedacht: ein Frühstück am Morgen voreinem Einkaufsbummel oder einen Drinkvor demTheaterbesuch. AlleGäste sind imsander Hotel recht herzlich willkommen.
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ZUR PERSON
Prof. Dr. Armin Trost (geb. 1966) istDiplom-Psychologe und hat in Philo-sophie promoviert. Er lehrt und forschtan der Business School der HochschuleFurtwangen.
Seine Schwerpunkte und Themen: Ta-lent Management, Personalgewinnungund die Zukunft der Arbeit. Zuvor hatteer eine Professur an der FH Würzburginne. Bei SAP war er mehrere Jahreweltweit für Recruiting verantwortlich.
Armin Trost ist Autor zahlreicher Fach-beiträge und Bücher und hält Vorträgeauf internationalen Kongressen. In ei-nem Youtube-Channel behandelt erFragen des modernen Personalma-nagements. Seit 2005 berät er Unter-
nehmen unterschiedlicher Größen undBranchen in strategischen und perso-nalpolitischen Fragen. Er gilt in derBranche als Vordenker einer neuenGeneration des Personalmanagements.
Sein Buch „Unter den Erwartungen.Warum das jährliche Mitarbeiterge-spräch in modernen Arbeitsweltenversagt“, erschien 2015 im VerlagWiley-VCH; es setzt sich auf 223 Seitenkritisch mit dem klassischen Ansatz desjährlichen Mitarbeitergesprächs ausei-nander und zeigt praktische (moderne)Alternativen auf (ISBN:9783527508259).
Weitere Information:www.armintrost.de
Foto: privat
VERPFLICHTET ZUR TEILNAHMEDie Teilnahmepflicht des Arbeitneh-mers an einem Personal- oder Mit-arbeitergespräch wird aus dem in§ 106 Gewerbeordnung geregeltenWeisungs- oder Direktionsrecht desArbeitgebers abgeleitet:
„Der Arbeitgeber kann Inhalt, Ortund Zeit der Arbeitsleistung nachbilligem Ermessen näher bestimmen,soweit diese Arbeitsbedingungennicht durch den Arbeitsvertrag, Be-stimmungen einer Betriebsvereinba-rung, eines anwendbaren Tarifver-trages oder gesetzliche Vorschriftenfestgelegt sind. Dies gilt auch hin-sichtlich der Ordnung und des Ver-haltens der Arbeitnehmer im Be-trieb. Bei der Ausübung des Er-messens hat der Arbeitgeber auchauf Behinderungen des Arbeitneh-mers Rücksicht zu nehmen.“
Das Mitarbeitergespräch wird in vielen Unternehmen fest in den Jahresablauf eingeplant.Foto: Sven Krautwald/stock.adobe.com
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
LEBEN&ARBEITEN28 Freitag, 19. Oktober 2018 29
E s waren einmal zwei
Brüder, Wirich und
Emich von Oberstein.
Beide lebten in der Mit-
te des elften Jahrhun-
derts auf der Burg Bosselstein. Sie
kamen gut miteinander aus, hat-
ten allerdings ihr Herz an diesel-
be Frau verloren, Bertha von Lich-
tenberg von der nahe gelegenen
Burg gleichen Namens. Als Wi-
rich von der Verlobung seines
jüngeren Bruders mit dem Burg-
fräulein erfuhr, verhielt er sich
gar nicht brüderlich und stürzte
Emich aus dem Fenster der Burg.
Weil ihn Gewissensbisse ob sei-
ner ruchlosen Tat plagten, ge-
stand er diese einem Abt, der ihm
zur Sühne den Bau einer Kapelle
mit eigenen Händen auferlegte –
an der Stelle, an der sein Bruder
zerschmettert zu Tode gekommen
war: auf einem Felsen unterhalb
Burg Bosselsteins. Das tat er vol-
ler Reue. Doch die Tragik nahm
kein Ende. Bei der Einweihung
der Kapelle sank Wirich von
Oberstein am Altar tot vor dem
Abt nieder. Die Brüder, Täter und
Opfer, wurden gemeinsam an Ort
und Stelle bestattet.
Diese Sage von der Felsenkir-
che zählt zu den bekanntesten
Mythen der Region. Richtig ist,
dass sich auf einem schroffen Fel-
senriff oberhalb der heutigen Fel-
senkirche, die ebenfalls einmal
eine Wehranlage gewesen war,
noch Überreste der Burg Bossel-
stein befinden, und dass auf ei-
nem Nachbarfelsen westlich da-
von das heutige Schloss Oberstein
steht, ursprünglich ebenfalls eine
Burg.
„Selten findet man drei Bur-
gen, die durch eine gemeinsame
Geschichte verbunden sind, so
nah beieinander wie in Idar-
Oberstein“, heißt es in einer Über-
sicht des Burgenvereins Schloss
Oberstein über deren Historie.
Danach wurden schon im Jahr
1075 die Herren von Stein er-
wähnt, die in der „Burg im Loch“
wohnten, einer Höhlenburg am
heutigen Standort der Felsenkir-
che. Oberhalb dieser Burg im
Loch bauten die Herren von Ober-
stein die Burg Bosselstein, und
zwar auf einem nach drei Seiten
steil abfallenden Felssporn. Erst-
mals urkundlich erwähnt wurde
Burg Bosselstein im Jahr 1197.
Das Geschlecht Oberstein teilte
sich 1190 in zwei Linien: die Linie
Eberhard und die Linie Bossel.
Während sich Erstere später aus
der Obersteiner Herrschaft zu-
rückzog und 1435 ihre Anteile an
der Burg verkaufte, hielt die Linie
Bossel an der Obersteiner Macht-
Trutzhafte Bauwerkemit gemeinsamer Geschichte
Sehenswürdigkeit Schloss Oberstein, Burg Bosselstein und die Felsenkirche prägen die„sagenhafte“ Silhouette Idar-Obersteins.
basis fest und blieb auf der Burg
Bosselstein. Deren Niedergang
nahm ihren Lauf, als um 1250 die
Familie von Daun einheiratete.
Aus dieser Verbindung nämlich
ging das Geschlecht Daun-Ober-
stein hervor, das die angestamm-
ten Herren von Stein verdrängte.
Den Daun-Obersteinern stan-
den nicht nur die Rechte an den
Ländereien der eingesessenen
Verwandtschaft zu, sie wohnten
auch mit ihr auf Burg Bosselstein.
In dieser Situation kam es zum
Streit. Die Familienfehde währte
Generationen lang und gipfelte in
der Ermordung Wirich von Daun-
Obersteins im Jahr 1328. Auf die-
sem Ereignis fußte die Sage zur
Erbauung der Felsenkirche un-
terhalb der Burg. Tatsache ist,
dass die „Burg im Loch“ zwischen
1482 und 1484 auf Geheiß vonWi-
rich IV. von Daun-Oberstein zur
Felsenkirche umgebaut wurde.
Noch heute finden sich in dem
Gotteshaus Zeugnisse, die auf die
Geschichte der Herren von Daun-
Oberstein hinweisen. So zeigen
etwa Reste der ursprünglichen
Glasmalereien ein Bildnis des Er-
bauers Wirich IV. und das Wap-
pen der Familie von Leiningen,
dem Geschlecht seiner Ehefrau
Margarete. Für einen ehemaligen
Wehrbau der Kirche sprechen
auch die fast zwei Meter dicken
Außenmauern mit schießschar-
tenartigen Öffnungen.
Die Burg Bosselstein wurde bis
zum Jahr 1600 bewohnt. Dann
wurde sie aufgegeben, weil die
Besitzer die Reparaturkosten nicht
mehr aufbringen konnten; in der
Folgezeit verfiel sie. Heute sind
nur noch Reste des Turms und ein
paar Mauern erhalten.
Noch vor dem Jahr 1330 er-
richteten die Daun-Obersteiner
eine neue Burg auf dem Nach-
barfelsen von Burg Bosselstein,
das heutige Schloss Oberstein. Ih-
re Blütezeit erlebte diese neue
Burg im 15. Jahrhundert. Von Wi-
rich IV. wurde sie später zu einem
wohnlichen Schloss umgebaut.
Rund 300 Jahre residierten die
Daun-Obersteiner dort. Philipp
Franz war wahrscheinlich der
letzte Obersteiner, der ständig in
dem Schloss wohnte. Er wurde
1624 in der Felsenkirche beige-
setzt.
In der Folge wechselten Herr-
schaft und Besitz des Schlosses,
bis im Jahr 1855 ein verheerender
Brand große Teile der Anlage zer-
störte. Die Ruine gelangte in
staatlichen Besitz, war aber den-
noch von fortschreitendem Verfall
bedroht. Am 3. Dezember 1997
beschloss der Stadtrat Idar-Ober-
stein den Erwerb des Schlosses
vom Land Rheinland-Pfalz zum
Gutachterwert von 225 000 D-
Mark. Ziel war es, das Schloss in
Übereinstimmung mit vorliegen-
den, mit der Denkmalschutzbe-
hörde abgestimmten Plänen
schnellstmöglich wieder aufzu-
bauen. Die finanziellen Voraus-
setzungen wurden durch die Wil-
ly-Schmeyer-Stiftung – benannt
nach dem gebürtigen Idar-
Obersteiner Unternehmer
Schmeyer – als gegeben erachtet.
Nach dessen Tod 1996 wurde die
Stiftung, deren Hauptaufgabe Er-
haltung, Pflege und Ausbau des
Schlosses sind, gegründet.
Interesse am Erwerb des
Schlosses hatte auch der 1963 ge-
gründete Burgenverein Schloss
Oberstein gezeigt, wollte sich
letztendlich aber keine solch
schwere Hypothek aufbürden.
Ihm übertrugen in der Sitzung
vom 3. Dezember 1997 die Rats-
mitglieder die Verwaltung des
Schlosses. In dem Vertrag wurde
auch die Absicht bekundet, das
Schloss mehr als bisher einer brei-
ten Öffentlichkeit zugänglich zu
machen und es „für die Belange
des Fremdenverkehrs“ zu nutzen.
SCHLOSS OBERSTEINDas Schloss Oberstein, auch „NeuesSchloss“ genannt, liegt oberhalb desStadtteils Oberstein über dem Nahe-tal, westlich der Ruine Burg Bossel-stein. Im Burgenverein SchlossOberstein e.V. setzten sich enga-gierte Bürgerinnen und Bürger seitjeher für eine Restaurierung der 1855durch einen Brand stark zerstörtenAnlage ein. Wegen der häufigenUmbauten und Erweiterungen in derfast 700-jährigen Geschichte derBurg und des späteren SchlossesOberstein kann nicht genau rekonst-ruiert werden, wie ursprünglich allesausgesehen hat.
Die Arbeit des Burgenvereins begann1981 mit der Beseitigung des Bau-schutts des Brandes von 1855. DerEntwurf zum Wiederaufbau desSchlosses sah eine historisierendeRekonstruktion auf der Basis alter
Bilder und Gemälde vor. Diese Arbeitgalt 1998 als beendet. „Eine Ruinemuss, um erhalten zu bleiben, belebtwerden“, heißt es allerdings seitensdes Vereins. Eine Revitalisierung vonSchloss Obersteins müsse deshalb dasZiel sein. Das ist gelungen. Es findenFamilienfeiern statt, Unternehmenladen Gäste aufs Schloss ein, kultu-relle Veranstaltungen und Märktebringen reges Treiben auf SchlossOberstein: in den Außenhof, den In-nenhof, den Löwenkeller, den Wap-pensaal und in den Kultursaal.
Kontakt:
Burgenverein Schloss ObersteinVorsitzender Ralph EffgenAufm Soder 255743 Idar-Obersteinralph.effgen@t-online.dewww.schloss-oberstein.de
Schloss Oberstein, westlich der Ruine Burg Bosselstein gelegen, hat eine knapp 700-jährige Geschichte. Ursprünglich ebenfalls alsBurg erbaut, wurde es in späteren Jahren zu einem wohnlichen Schloss umgebaut, allerdings 1855 durch einen Brand stark zer-stört. Engagierte Bürgerinnen und Bürger des Burgenvereins Schloss Oberstein e.V. rekonstruierten Schloss Bosselstein zwischen1981 und 1998 auf der Basis alter Bilder und Gemälde. Foto: Tourist-Information EdelSteinLand
Gleich drei Burgen prägen das Stadtbild von Idar-Oberstein: Schloss Oberstein, Burg Bosselstein unddie Felsenkirche Idar-Oberstein. Kulturelle Veranstal-tungen und Märkte bringen Menschen in das Schloss.Einzelne Gottesdienste laden zwischen Juni und Ok-tober in die Felsenkirche. Burg Bosselstein ist lediglichals Ruine zu erleben. Foto: Dominik Ketz/Rheinland-Pfalz-Tourismus
BURG BOSSELSTEINDie Burg Bosselstein, die auch „AltesSchloss“ oder „Burg Stein“ genanntwird, liegt hundert Meter über demFlussbett der Nahe und ist das klas-sische Beispiel einer Spornburg. We-gen ihrer Lage auf einem Bergsporn,dem äußersten Fortsatz eines Berg-rückens, musste nur die Hangseite
durch Verteidigungsanlagen gesichertwerden. Die anderen drei Seiten wa-ren durch steile Abhänge geschützt.Von der Burg sind heute nur nochder Stumpf des Bergfrieds und Restedes Mauerwerks übrig. Beides wurdein den Jahren 2011 und 2012 gründ-lich saniert. Die Burgruine gehört
dem Land und die Pflege fällt in dieZuständigkeit der GeneraldirektionKulturelles Erbe Rheinland-Pfalz(GDKE). Die vorher für die Burg zu-ständige Schlösserverwaltung Rhein-land-Pfalz hatte bereits 1989/90 eineSicherung des Mauerwerks vorge-nommen.
FELSENKIRCHEDie auf den Fundamenten einer älterenHöhlenburg zwischen 1482 und 1484errichtete Felsenkirche Idar-Obersteinbefindet sich in einer Höhlung einesfast senkrecht niederfallenden Felsens,der etwa 60 Meter darüber von derBurg Bosselstein gekrönt wird. Unter-halb des Gotteshauses liegen die Häu-ser des Stadtteils Oberstein. Ihreweithin sichtbare Präsenz hat die Fel-senkirche zum sakralen Wahrzeichender Stadt werden lassen. Der Weg in
die Kirche führt durch einen 1981/82geschlagenen, 38 Meter langen Tunnel.Seit der Reformation bis heute ist sieein evangelisches Gotteshaus. Die ex-ponierte Lage sowie spezielle geologi-sche Besonderheiten führten oft zu er-heblichen Schäden durch Steinschlagund in der Folge zu baulichen Verän-derungen. Umfangreiche Felssanie-rungsmaßnahmen wurden 1977 vonden Eigentümern der Gefahr verursa-chenden Felsflächen vereinbart: von
der Evangelischen KirchengemeindeIdar-Oberstein, der Stadt Idar-Ober-stein und dem Land Rheinland-Pfalz.
Kontakt:
Evangelische KirchengemeindeIdar-ObersteinHohlstraße 6755743 Idar-Obersteinkontakt@felsenkirche-oberstein.dewww.felsenkirche-oberstein.de
Die Felsenkirche Idar-Oberstein ist das sakrale Wahr-zeichen der Stadt. Sie ist unterhalb der Ruine vonBurg Bosselstein in der Höhlung einer senkrecht ab-fallenden Wand gelegen. Um das Jahr 1075 herummuss an dieser Stelle die „Burg am Loch“ gestandenhaben – zumindest listet eine Übersicht des Burgen-vereins Schloss Oberstein eine Höhlenburg an diesemStandort. Foto: Naheland-Touristik GmbH/Peter Bender
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Wirtschaft in Rheinland-Pfalz | Spezial Anzeigensonderveröffentlichung
INDUSTRIE-&GEWERBEBAU Freitag, 19. Oktober 201830
„Grüne Produktionsprozesseentsprechen unserer Logik“Solarenergie Interview mit Georg Huf, geschäftsführender Gesellschafter von Huf Haus, über die Entscheidung, großflächig Photovoltaik auf denDächern der Lagerhallen von Huf Haus zu installieren.
E nergieeffizienz und Er-
neuerbare Energien sind
für die Firma Huf Haus
aus Hartenfels wichtige
Anliegen. Daher wer-
den derzeit Photovoltaikmodule
mit einer Gesamtfläche von 2450
Quadratmetern auf den Dächern
der Lagerhallen installiert. In den
kommenden Jahren will Huf Haus
die Versorgung mit Solarenergie
nach und nach ausbauen.
Welche Kriterien haben zurKaufentscheidung derPhotovoltaikanlagen geführt?Wir bauen bereits seit Jahrzehn-
ten nachhaltige und energieeffi-
ziente Fachwerkhäuser. Da ist es
nur logisch, auch den Produkti-
onsprozess und die Stromversor-
gung so ‚grün‘ wie möglich zu ge-
stalten. Mit der neuen Photovol-
taikanlage machen wir einen wei-
teren Schritt in diese Zukunft.
Auch aus wirtschaftlicher Sicht ist
die Investition sinnvoll, denn sie
macht uns unabhängiger von
Strompreisschwankungen und
politischen Entwicklungen. Wei-
tere Entscheidungskriterien lie-
gen im aktiven Gegensteuern zu
den immer teurer werdenden
Energiekosten. Auch die Einspa-
rung von schädlichen CO2-Emis-
sionen ist ein wichtiger Punkt, da
im Gegensatz zu anderen Ener-
gieformen bei dem Betrieb einer
Photovoltaikanlage kein Kohlen-
dioxid CO2 freigesetzt wird. Somit
leistet Huf Haus ebenfalls einen
hohen Beitrag zum Umwelt-
schutz.
Inwiefern sind Photovoltaikanlagenaus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll?Durch die immer weiter steigen-
den Energiekosten und die mitt-
lerweile attraktiven Anschaf-
fungskosten einer Photovoltaik-
anlage erwirtschaftet diese über
die Laufzeit einen deutlichen
Überschuss. Durch die positive
Leistungsbilanz wird sich die
montierte Photovoltaikanlage
nach 8 Jahren amortisieren. Die
Anlage hat eine geplante Laufzeit
von 20 Jahren plus X.
Haben Sie Förderprogrammegenutzt? Wenn ja, welche?Ja, Huf Haus hat einen KfW-ge-
förderten Kredit für die Realisie-
rung des Projektes aufgenommen.
Es gibt ein Dresdner Unternehmen,das Solarfolien herstellt.
Diese werden an der Hausfassadeangebracht, sie sind ultraleicht,dünn und flexibel und liefern auchbei schlechten LichtverhältnissenStrom. Haben Sie davon schoneinmal gehört? Was halten Sie
davon und wäre es eine Optionfür Sie?Sie meinen Heliatek? Christoph
Schmidt, Mitglied der Geschäfts-
leitung, kennt das Unternehmen
und hatte vor circa vier Jahren
den ersten Kontakt dorthin. Für
unseren Standort Hartenfels ist
das eine interessante Option. Wir
haben durch die Hallenwände der
Zimmerhalle viele, gut von der
Sonne beschienene Flächen.
ZUM UNTERNEHMENDas Unternehmen HUF HAUS GmbH u.Co. KG mit Sitz in Hartenfels bestehtseit 1912. Bereits die vierte Generationist im Unternehmen tätig. Heute hatdas Unternehmen 418 Mitarbeiter, 39Auszubildende und wird von Georg Hufgeführt.Der Großvater Johann Huf gründete dasUnternehmen zunächst als Zimmereimit angeschlossenem Sägewerk imWesterwald. 1949 trat ZimmermannFranz Huf – die zweite Generation – indas Unternehmen des Vaters ein.Nachdem sich die Zimmerei mit soliderHandwerksarbeit auch überregionaleinen Namen gemacht hatte, feierteHUF Haus 1958 einen ersten internati-onalen Erfolg: Das Unternehmen erhieltden Zuschlag für den Bau des deut-schen und des arabischen Pavillons aufder Weltausstellung in Brüssel. ZurWeltausstellung lud Franz Huf dannauch seine Familie und alle Angestell-ten als Betriebsausflug ein – dies istAusdruck dafür, dass ihm die Verbin-dung zur Belegschaft das Wichtigste ist.Ende der 50er Jahre nahm Franz Huf aneinem Vortragsforum über die Fertig-bauweise teil. Er spürte intuitiv, dassdas sein Ding war: Fertighäuser bauen.1960 errichtete er das erste Fertighaus.Der 75 Quadratmeter große Flach-
dachbau mit Holzverschalung war inden Jahren 1960 bis 1964 in der Haus-haltsgeräteabteilung der Kölner Filialeder Kaufhof AG zu besichtigen. Ange-liefert wurde das Haus, wie alle Huf-Häuser, in Elementen und wurde imKaufhof aufgebaut.Mit dem Start der Huf eigenen Haus-baureihe im Jahr 1964 wurde nicht nurdie Serienproduktion optimiert, son-dern auch eine Vertriebsabteilung auf-gebaut. In den 1980er Jahren wird daserste Huf Haus in den USA gebaut, diesgilt als Vorbote der internationalen Er-folge.
1996 tritt die dritte Generation an unddie Söhne Georg und Thomas Hufübernehmen die unternehmerischeVerantwortung. Zeitgleich expandiertHuf Haus in weitere ausländischeMärkte, darunter beispielsweise China.Auch bezüglich der Energieeffizienzentwickelt sich das Unternehmen wei-ter und wird 2001 mit dem Solarpreisausgezeichnet.2004 wird die Huf Firmengruppe ge-gründet; die Huf-Haus-Generationgreen[r]evolution erzielte ein paar Jahrespäter für Holz- und Glashäuser eineungewöhnliche Energieeffizienz: Daserste Plus-Energie-Haus erzeugt mehrEnergie, als es verbraucht.Die Deutsche Gesellschaft für Nach-haltiges Bauen verleiht den Huf HausBaulinien Art und Modum im Jahr 2016die Gold-Zertifizierung für nachhaltigesBauen. Einer der Höhepunkte des un-ternehmerischen Schaffens und desgesellschaftlichen Engagements vonHuf Haus war auch die Verleihung desBundesverdienstkreuzes an Franz Huf -bereits im Jahr 1977.Ein Highlight des aktuellen Jahres: InZusammenarbeit mit IBM hat Huf Hausdas erste Musterhaus eröffnet, das mitkünstlicher Intelligenzarbeitet.
Die dritte und vierte Familienge-neration treibt den Erfolg von HufHaus gemeinsam voran: Benedikt(links) und Georg Huf, geschäfts-führender Gesellschafter.
Huf-Haus baut seit Jahrzehnten nachhaltige und energieeffiziente Fachwerkhäuser, wie dieses Musterhaus „Ausblick“, zu besichtigen im Huf-Dorf in Hartenfels. Fotos: HUF HAUS
Photovoltaikmodule mit einer Gesamtfläche von 2450 Quadratmetern werden derzeit auf den Dächern der La-gerhallen von Huf Haus installiert. Das Unternehmen möchte den Eigenstrombedarf zu 100 Prozent abdeckenund strebt ein autarkes Energiesystem an.
„Wir streben ein vollkommen autarkes
Energiesystem an, das unseren Eigen-
strombedarf zu 100 Prozent abdeckt.“Georg Huf, geschäftsführender Gesellschafter von Huf Haus
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Wirtschaft in Rheinland-Pfalz | Spezial Anzeigensonderveröffentlichung
INDUSTRIE-&GEWERBEBAU Freitag, 19. Oktober 2018 31
Photovoltaiklohnt sichIndustrie- und Gewerbebau Gastbeitrag von Katrin Schmidt von derEnergieagentur Rheinland-Pfalz.
F ür gewerbliche Betreiber
wird die regenerative
Stromerzeugung mit
Photovoltaikanlagen
wieder sehr interessant.
Dank gesunkener Photovoltaik-
systempreise und der konsequen-
ten Weiterentwicklung der Tech-
nologien sind die Anlagen heute
so günstig wie nie. Ein Ende die-
ser Entwicklung ist noch nicht in
Sicht. Die wirtschaftliche Renta-
bilität zeigt sich am Beispiel des
Gesundheitszentrums Hunsrück
in Kastellaun: Hier konnten die
Energiebezugskosten um 44 Pro-
zent reduziert und zusätzliche
Einnahmen durch KWK-Zuschlä-
ge und EEG-Vergütungen gene-
riert werden.
Der Ausbau der Photovoltaik ist
in den letzten Jahren stark durch
politische Veränderungen und re-
gulatorische Rahmenbedingun-
gen geprägt gewesen. Die sin-
kende Einspeisevergütung für PV-
Strom gibt vielen Grund zur An-
nahme, der Betrieb einer PV-An-
lage lohne sich nicht mehr. Was
dabei aber völlig außer Acht ge-
lassen wird, ist, dass gleichzeitig
auch die Systempreise der Mo-
dule erheblich gesunken sind. La-
gen diese für PV-Anlagen Anfang
2006 noch bei über 5000 Eu-
ro/kWp, kostet heute eine schlüs-
selfertige PV-Anlage je nach Grö-
ße zwischen 1000 und 1300 Eu-
ro/kWp. Einhergehend damit sind
auch die Stromgestehungskosten
in Deutschland in den letzten Jah-
ren deutlich gesunken und liegen
je nach Anlagengröße derzeit bei
circa. 7 bis 12 Cent/kWh.
Im Jahr 2013 wurde für
Deutschland die sogenannte
Netzparität von PV-Strom im Ver-
gleich zu Gewerbe- oder Indust-
riestrom erreicht. Ab diesem Zeit-
punkt waren die Stromgeste-
hungskosten von PV-Anlagen ge-
ringer als die Bezugskosten für
viel Gewerbe- und Industrieun-
ternehmen.
Drei verschiede Optionen ste-
hen Anlagenbetreibern grund-
sätzlich zur Verfügung: die Ein-
speisung des Stroms, der Eigen-
verbrauch des PV-Stroms vor Ort
und der Verkauf des PV-Stroms
an einen Abnehmer. Je nachdem,
für welches der Modelle man sich
entscheidet, liegen unterschiedli-
che rechtlich-regulatorische Rah-
menbedingungen zugrunde, wo-
raus sich unter anderem die Wirt-
schaftlichkeit der einzelnen Ver-
marktungsmöglichkeiten ergibt.
Entscheidet man sich für die so-
genannte Volleinspeisung, wird
der erzeugte PV-Strom ins öf-
fentliche Versorgungsnetz einge-
speist. Hierfür erhält der PV-An-
lagenbetreiber je nach Größe der
Anlage einen festen EEG-Vergü-
tungssatz – oder er muss an einer
Ausschreibung teilnehmen. Die
EEG-Vergütung wird über 20
Jahre gezahlt. Dies bedeutet für
PV-Anlagenbetreiber eine gewis-
se Planungssicherheit beim Be-
trieb von PV-Anlagen. Die Amor-
tisationszeit liegt je nach ver-
wendeter Technologie, Ausrich-
tung und Finanzierung der PV-
Anlage zwischen zehn und zwölf
Jahren.
Eine andere Möglichkeit ist der
sogenannte Eigenverbrauch. Das
Modell beruht auf der Vermei-
dung von Steuern, Umlagen und
Entgelten, die bei einem Strom-
bezug aus dem Netz anfallen wür-
den. Der rechtliche Rahmen ist je-
doch sehr eng gesteckt. So muss
zum Beispiel eine „Personen-
identität von Anlagenbetreiber
und Endverbraucher“ des PV-
Stroms vorliegen oder der PV-
Strom muss in unmittelbarer
räumlicher Nähe verbraucht wer-
den. Die Wirtschaftlichkeit beim
Eigenverbrauch hängt von der
HöhederStrombezugskosten,dem
Eigenverbrauchsanteil und der
Höhe der gegebenenfalls zu zah-
lenden anteiligen EEG-Umlage
ab.
Die meisten Gewerbebetriebe
benötigen denGroßteil des Stroms
tagsüber. Genau hier spielt der Ei-
genverbrauch seine Stärken aus:
Eigenverbrauchsanteile von bis
zu 90 Prozent sind bei gleichzeitig
hohem Autonomiegrad möglich.
Unter den heutigen Rahmenbe-
dingungen ist eine Anlage, die im
Eigenverbrauch betrieben wird,
oft rentabler als eine, bei der der
PV-Strom eingespeist wird. Die
Amortisationszeiten liegen bei
diesem Nutzungsmodell zwischen
acht und zehn Jahren.
Eine weitere Variante stellt die
Direktstromlieferung dar, also der
Verkauf des PV-Stroms an Dritte.
Bei dieser Vermarktungsmöglich-
keit liegt keine Personenidentität
zwischen Anlagenbetreiber und
Endverbraucher des PV-Stroms
vor. Aus wirtschaftlicher Sicht
sollte bei der Direktstromliefe-
rung der Stromabnehmer in
räumlicher Nähe zur PV-Anlage
ansässig sein und die Lieferung
des Stroms ohne Nutzung des
Netzes der öffentlichen Versor-
gung stattfinden. Ist dies der Fall,
können Netzentgelte, Umlagen
und Steuern vermieden werden.
Ein Beispiel für eine solche Di-
rektstromlieferung stellen Mie-
terstrommodelle dar. Gleichwohl
kann eine Direktstromlieferung
auch mit Nutzung des Netzes
stattfinden. Rein wirtschaftlich
betrachtet ist dieses Modell aller-
dings wenig rentabel, da Netz-
entgelte und Umlagen anfallen.
Insgesamt hat sich durch das
Erreichen der Netzparität von PV-
Strom in den letzten Jahren ein
Paradigmenwechsel vollzogen:
weg vom Modell der Volleinspei-
sung, hin zur Eigenversorgung.
Wurde noch vor fünf Jahren die
gesamte zur Verfügung stehende
Dachfläche mit PV-Modulen be-
legt, um von hohen Fördersätzen
zu profitieren, ist nun ein neuer
Trend auf dem Markt erkennbar.
Heute werden Anlagen oft aus-
gelegt auf den Eigenverbrauch,
das heißt den Verbrauch des PV-
Stroms vor Ort. Dabei sollten der
Stromverbrauch des Endverbrau-
chers und die Stromproduktion
der PV-Anlage aufeinander ab-
gestimmt sein.
Das Gesundheitszentrum
Hunsrück in Kastellaun konnte
beispielsweise seine Energiebe-
zugskosten durch die Kombinati-
on aus Stromeinsparung, Grund-
last-BHKW und Eigenstromnut-
zung aus Photovoltaik halbieren.
Durch KWK-Zuschläge und EEG-
Vergütungen werden zusätzliche
Einnahmen in Höhe von 9400 Eu-
ro gemacht. Der selbst erzeugte
PV-Strom wird zu circa 64 Prozent
selbst genutzt, der Rest in das öf-
fentliche Stromnetz eingespeist.
Die Investitionskosten für die PV-
Anlage betrugen rund 302 000
Euro netto, die Amortisationszeit
circa 8,5 Jahre.
ZUR PERSON
Katrin Schmidt LL.M. (Master of Laws)studierte Wirtschafts- und Umweltrechtsowie europäisches Wirtschaftsrecht ander Hochschule Trier. Nach der Tätig-keit als wissenschaftliche Mitarbeiterinder Hochschule Trier arbeitete sie alsInhouse-Juristin der Steag GmbH. Seitdem Wechsel 2014 zur EnergieagenturRheinland Pfalz ist sie als Referentin fürEnergierecht tätig und unterstützt Un-ternehmen und Kommunen bei allenFragestellungen rund um die Projekt-planung, -umsetzung und den Betriebvon Erneuerbare-Energien-Anlagen.
STUDIE „ATTRAKTIVE GESCHÄFTSMODELLE MIT PV-ANLAGEN“Die Studie „Attraktive Geschäftsmo-delle mit PV-Anlagen“, die dieEnergieagentur Rheinland-Pfalz zu-sammen mit dem Beratungsunter-nehmen BET erstellt hat, stelltsinnvolle Vermarktungsmöglichkeitenund Geschäftsmodelle für Photovol-taikanlagen vor. Sie behandelt de-
tailliert Fragen der Wirtschaftlichkeitvon Projekten und deren Umsetz-barkeit; sie beschreibt die zielfüh-renden Umsetzungsschritte. DieStudie kann kostenfrei auf derWebsite der Energieagentur Rhein-land-Pfalz heruntergeladen werden:www.energieagentur.rlp.de/pv
ZUM UNTERNEHMENDie Energieagentur Rheinland-Pfalzunterstützt als kompetenter Dienstleis-ter Kommunen und ihre Bürger sowieUnternehmen in Rheinland-Pfalz bei derUmsetzung von Aktivitäten zur Ener-giewende und zum Klimaschutz. Siewurde 2012 als Einrichtung des Landesgegründet und informiert unabhängig,produkt- sowie anbieterneutral.
Holger Merg, geschäftsführender Gesellschafter des Gesundheits-Zentrums Hunsrück (Holger Merg GmbH),vor der installierten PV-Anlage mit einer Leistung von 204 kWp. Fotos: Energieagentur Rheinland-Pfalz
Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |
SCHREIBTISCHE DER MACHER Freitag, 19. Oktober 201832
Nur der Roulettekessel lässt in Michael Seegerts Büro Rückschlüsse aufdas Spielbank-Geschäft zu. Fotos: Carsten Costard
1
2
4
56
Ein Roulettekessel 1 im Büro? Er
steht symbolisch für den aktuel-
len Lebensabschnitt von Michael
Seegert, Geschäftsführender Ge-
sellschafter der Spielbank Bad
Neuenahr GmbH & Co. KG und
seit April 2017 auch Geschäfts-
führer der SpielbankMainzGmbH
& Co. KG. Roulette ist das tradi-
tionsreichste und wichtigste
Merkmal staatlich konzessionier-
ter Spielbanken, erklärt Seegert.
Seit mehr als 30 Jahren ist er in
der Glücksspielbranche tätig. Er
kam dazu „wie die Jungfrau zum
Kinde“, scherzt er. Nach seiner
Zeit bei der Marine hatte er sich
auf eine Chiffre-Anzeige bei ei-
nem gehobenenUnternehmen der
Freizeitbranche beworben – und
kam so zur Spielbank Bad Dürk-
heim. Dort erlebte er Ende der 80-
er Jahre einen sehr wohlhaben-
den Stammgast, der im Laufe ei-
nes Abends mehrere 100 000 D-
Mark verlor und sich dennoch
formvollendet mit den Worten
„Meine Herren, es war mir ein
Vergnügen“ verabschiedete. Das
hatte ihn damals sehr beein-
druckt. Inzwischen könnte er
ganze Bücher mit derlei Anek-
doten füllen.
Das Gemälde der Gorch Fock
2 über dem Schreibtisch erinnert
ihn an seinen vorherigen Le-
bensabschnitt: Nach dem Abitur
hatte er sich für 12 Jahre bei der
Marine verpflichtet, absolvierte
die dreimonatige seemännische
Grundausbildung auf dem Se-
gelschulschiff und studierte an-
schließend Wirtschafts- und Or-
ganisationswissenschaften an der
Universität der Bundeswehr
Hamburg. Bereits mit 24 Jahren
war er Kommandant eines schnel-
len Minensuchers mit 40-köpfiger
Besatzung. „Diese Zeit hat mich
geprägt und ich habe viel fürs Le-
ben gelernt“, so Seegert.
Da zur Spielbank Mainz GmbH
& Co. KG auch die Häuser in Bad
Ems und Trier und zur Spielbank
Bad Neuenahr GmbH & Co. KG
die Dependancen in Bad Dürk-
heim und Nürburg gehören, ist er
viel unterwegs. Design und Mo-
biliar seines Mainzer Büros sind
ihm deshalb nicht so wichtig.
Was der passionierte Garten-
freund jedoch zu schätzen weiß,
sind die Zimmerpflanzen3 in sei-nem Büro.
Als Geschäftsführer hat er ein
breites Aufgabenspektrum. Fi-
nanzen, Personal, Einkauf, Mar-
keting … die Unterlagen auf dem
Schreibtisch 4 spiegeln die un-
terschiedlichen Themen wider.
Der Sekt 5 und das Glücks-
schweinchen ausMarzipan6 sind
Muster von Give-aways und Ge-
schenken, die Seegert kürzlich
mit dem Marketing abgestimmt
hat. Aschenbecher und Feuer-
zeug7 zeigen, dass in seinem Bü-ro geraucht werden darf.
Wie er berichtet, sind die Gäs-
te einer Spielbank so vielfältig
wie die Bevölkerung an sich. Und
im Schnitt, so zeigen Erhebun-
gen, liegt der Verlust pro Gast in
den klassischen Spielen Roulette
und Black Jack nur bei 70 Euro
pro Besuch, im Automatenspiel
bei 100 Euro. „Ein Besuch in der
Spielbank ist unterhaltsame Frei-
zeitgestaltung und nicht anrü-
chig“, betont Seegert. Das Vor-
urteil, die Spielbank sei etwas für
besonders Betuchte, sei eben nur
ein Vorurteil, das sich in Deutsch-
land hartnäckig halte. „Überall
sonst gehört ein Besuch des Ca-
sinos zum normalen Freizeitver-
gnügen“, so Seegert. Er wünscht
sich, dass die Hemmschwelle auch
hierzulande sinkt und mehr Men-
schen sich das Erlebnis Spiel-
bank gönnen.
„Spielsucht ist nur bei einem
sehr geringen Anteil aller Besu-
cher ein Problem. Die meisten ha-
ben einfach Spaß am Spiel und
am ansprechenden Ambiente.“
Da Letzteres eine große Rolle
spielt, hat Seegert bereits kurz
nach der Übernahme die in die
Jahre gekommene, traditionsrei-
che Spielbank Bad Ems umge-
stalten lassen. Das neue Konzept
habe ausnahmslos für positive Re-
sonanz gesorgt – was sich auch
an steigenden Gästezahlen zeige.
„Wir suchen übrigens immer
junge Damen und Herren, die bei
uns als Croupier einsteigen wol-
len.“ Ob in Voll- oder Teilzeit, stu-
dienbegleitend oder nebenberuf-
lich: Nachwuchskräfte sind in
Zeiten des leergefegten Arbeits-
marktes mehr als willkommen.
Und man glaubt es Seegert aufs
Wort, wenn er ihnen einen au-
ßergewöhnlich interessanten, gut
bezahlten Arbeitsplatz in einem
attraktiven Ambiente verspricht.
ZUR PERSON
Michael Seegert, 1956 in Düsseldorfgeboren, ist Geschäftsführer derSpielbank Mainz GmbH & Co. KG. Nachzwölf erfolgreichen Jahren bei der Ma-rine startete der Diplom-Kaufmannseine Spielbank-Karriere als Assistentder Geschäftsführung der SpielbankBad Dürkheim, die er eineinhalb Jahrespäter als Geschäftsführer leitet. Seit2003 ist er geschäftsführender Gesell-schafter der Spielbank Bad NeuenahrGmbH & Co. KG mit Spielbanken in BadNeuenahr, Bad Dürkheim und Nürburg.
Am 1. April 2017 übernahm er zusätz-lich die Geschäftsführung der SpielbankMainz GmbH & Co. KG, zu der auch dieStandorte Trier und Bad Ems gehören.Er lebt seit vielen Jahren in Bad Dürk-heim, was aus ihm einen bekennendenWeinliebhaber machte. Wenn seineZeit es zulässt, kocht er gerne fürFreunde und für seine vier Kinder. Au-ßerdem pflegt er mit viel Hingabe undPassion seinen großen Garten, in demunter anderem auch Palmen undOrangenbäume bestens gedeihen.
Michael Seegert
ZUM UNTERNEHMENSeit 1. April 2017 betreibt die Spiel-bank Mainz GmbH & Co. KG die Spiel-banken in Mainz, Trier und Bad Ems.Von Beginn an hat die neue Betreiber-gesellschaft die Räumlichkeiten at-traktiver gestaltet und das Spielange-bot fortlaufend modernisiert. An allendrei Standorten gibt es ein modernesGlücksspiel- und Entertainmentange-bot. Geschäftsführer der Gesellschaftsind Michael Seegert – seit mehr als 30Jahren Mitglied in Geschäftsführungenund Aufsichtsgremien verschiedenerdeutscher Spielbanken – sowie GerhardWilhelm, ebenfalls seit mehr als 20Jahren in verschiedenen Funktionen imdeutschen und österreichischenGlücksspielbereich tätig. Als Spiel-bankleiter ist der gelernte Croupier undDiplom-Kaufmann Christian Kreyer fürdie Modernisierung der drei Standortezuständig.
Weitere Informationen unter:www.spielbank-mainz.de
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