Post on 07-Mar-2021
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SO FLACH UNDDOCH SO FETT!
Normalerweise ist es ia nicht unsere Art, das so unverhohlen
anzusprechen, aber Bluesounds Netzwerkspieler Node hat seit
unserem letzten Zusammentreffen ganz schön zugelegt -die
zusätzlichen Software-Pfunde stehen ihm allerdings richtig gut.
Als wir vor etwa zwei Jah-
ren erstmalig Geräte von
Bluesound im Hörraum
begrüßen konnten (Test in HD
3/ 14), waren wir überrascht: Hinter
dem Namen verbirgt sich niemand
Geringeres als NAD und damit
einer der bekanntesten Hersteller
der Branche. Das Multiroom-Strea-
ming-Konzept fiißt auf der Software
und den technischen Erfahrungen
mit der Streamer-/DAC-/Rip-
per-Kombination aus NADs gro-
ßer „Masters``-Baureihe und wurde
über dieselbe Remote-App bedient.
Auch ihre klanglichen Gene reich-
ten die Kanadier an die neuen Netz-
werk-Geräte weiter: Bei mehreren
Gelegenheiten konnte uns der Node
von seinen Qualitäten überzeugen
(siehe HD 1/15), und bis heute hat
10 lll[lD16lTAL No.5
er für uns in der Preisklasse bis 750
Euro Referenzcharakter.
Mit diesem Hintergrundwissen
waren wir dann abermals ziem-
lich baff, als wir bereits im letzten
Spätsommer die Prototypen der
nächsten Generation erblickten, bei
der - so viel durfte man aufgrund
der drastisch veränderten Erschei-
nungsform bereits vermuten - kein
Stein auf dem anderen geblieben
ist. Selbst in der kurzlebigen Welt
digitaler HiFi-Systeme ist das eine
vergleichsweise kurze Laufzeit.
JETZT EIN FLACHMANN
Der schnelle Wechsel dürfte zum
Teil natürlich dem extravagan-
ten Sechseck-Design der ersten
Generation geschuldet sein, das
uns zwar sehr gut gefiel, dessen
Eigenständigkeit aber sicher nicht
jedermanns Sache war. Die Hard-
ware des neuen Node2 ruht nun
in einem klassisch flachen Gehäuse
in platzsparender Midi-Baugröße.
Die gewonnene Oberfläche nutzt
Bluesound auch gleich für ein paar
neue Bedienelemente: Stop/Play,
Skip und Lautstärke lassen sich jetzt
auch ohne die App regeln.
Die deuflich erweiterte Lisfe der unrer-
sfLitzfen \/Veb-Slreaming-Diensfe kündel
von der massiv überarbeifefen Sofr\^/are
des Bluesound-Netzwerksysfems.
Die Rückansichf des Node2: Mif on Bord isf iefzf ein Analogeingang, der sich innerhalb
eines Mulfiroomwerbundes weiterleifen lässf. Ebenfcills neu isf der koaxiale Digi-Out, der
nun auch volle 192 kHz nach außen gibf .
Es wäre allerdings verwegen, die
Next Generation deswegen als rei-
nes Facelift abzutun. Ein zentraler
Grund fiir das große Update liegt im
Musikkonsum der eingefleischten
Digital-Nutzer. Und der hat sich in
den vergangenen zwölf bis 24 Mona-
ten maßgeblich gewandelt. Miftler-
weile laufen webbasierte Streaming-
Dienste dem klassischen lokalen
Mediennetzwerk den Rang ab. Da
Anbieter wie Spotift oder Tidal vor
der Lizenzfreigabe ihre Ansprüche
an die optische Aufbereitung und
Details wie die Playlisten-Verwal-
tung geltend machen, lassen sich
ihre Angebote nicht in jede Hard-
ware integrieren, was vorrangig am
begrenzten RAM- und ROM-Spei-
chervielerNetzwerk-Chipsätzeliegt.
Bei Bluesound hatte man keine
Lust auf Kompromisse, weswegen
ein Rechenwerk erforderlich wurde,
das auch zukünftigen Anforderun-
gen gewachsen ist: Im lnneren desNode 2 ticken die Uhren jetzt nach
dem Takt eines Cortex A 9, ein flot-
ter SoC-Prozessor, der bis zu 4x2
GHz Rechenleistung auftischt und
auch in aktuellen Smartphones ein-
gesetzt wird.In klanglicher Hinsicht ist sich
das System dagegen treu geblieben.
Nach wie vor markieren 24 Bit und
192 Kilohertz die Obergrenze der
RAM- UND R0lvl-SPEICHER
„Random Access Memory" dient in
Computersystemen als schneller Arbeits-
speicher, während langsamerer, dafür
aber günstiger „Read Only Memory" als
Massenspeicher eingesetzt wird.
wiedergegebenen Tonformate,
wobei die interne Verarbeitung
mit 32 Bit präziser geworden ist.
Die digitale Lautstärkeregelung des
Node 2 hat eine so hohe Auflösung,
dass man den Streamer bedenken-
los an einer Endstufe oder an Ak-
tivboxen betreiben kann. Vor allem
Zweiteres scheint NAD eingeplant
zu haben, denn neben einem ana-
logen Audioeingang und einem
neuen elektrischen S/PDIF-Abgriff,
der nun endlich die vollen 1 92 kHz
am Ausgang bereitstellt, gibt es jetzt
auch einen Subwoofer-Anschluss,
der sich über die Gerätesoftware
konfigurieren lässt.
Wie bereits angedeutet, dient
der neue Flachmann vorrangig
als Bühne für die stark überarbei-
tete und erweiterte Software. Statt
einfach nur „Bluesound" heißt die
zugehörige Fernbedienungs-App
nun „Bluos". Erhältlich ist sie für
Android, ios, Windows und OS X.
Vergleichsweise exklusiv ist der
Umstand, dass auch eine Variante
für Amazons Kindle angeboten
wird. Wer sich mit der Vorgänger-
version befasst hat, wird sich auch
bei Blu os schnell zurechtfinden.
Das etwas spröde Mausgrau der
alten Version ist nun einer dunklen
Oberflächengestaltung gewichen.
MIT BLICK FÜRS DETAIL
Abgesehen vom cooleren Look
hat die neue Farbgestaltung den
Vorteil, dass Coverbilder kräftiger
und kontrastreicher wirken. Doch
leider werden sie nur bis maximal
600 Kilobyte unterstützt. Ein wenig
mehr Speicher könnte Bluesound
hier schon einräumen, wie die App
überhaupt etwas Tag-freudiger sein
dürfte. Band-Stalker wird derweil
freuen, dass sie nun via Last.fm im
An der Gehäuseoberseite (links) 9ibf es ieizi ein rudimeniäres einer beliebigen Fernbedienung zuweisen. So lassen sich slarr-/
Bedienfeld. Viel spannender für die Gerätesfeuerung isi aber ein Sf op-Befehle oder ganze playlisfen auf die videoiexf-Tasrer des
unsichtbores Feature: An der Front liegi ein lR-Sensor (rechis, Kreis). Fernsehgebers legen. Zu den programmierbaren opiionen zählen
Über die App konn man sieuerfunktionen des Node 2 der Tasie auch fünf Favoriten-Makros.
No.5 HIFID16lTAL 1 [
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Eine der zahlreichen Ansichien während der Medienwiedergabe. Man kann sich ciuch
die akiuelle Playlisie darstellen lossen oder im \/\leb via Lasf.fm auf Schmöker-T;our zum
wiedergegebenen lnlerprelen begeben -das weckf Neugier und Spiellrieb, man wird
sich dabei aber immer mal wieder in der komplexen „Bluos-App" verirren.
Web auf die Suche nach lnterpre-
ten-Infos zu gehen können. Über-
haupt scheint Bluesound großen
Wert auf die haptische Ausfeilung
seiner Netzwerkgeräte gelegt zu
haben, was neben anderen Beispie-
len an der neuen Logik der Playlis-
ten-Erstellung deutlich wird: Tippt
man in der Medienansicht auf einen
Song, wird der augenblicklich ab-
gespielt und muss nicht mehr überein Kontextmenü in die Wieder-
gabe eingereiht werden. Sollte erBestandteil eines Albums sein, was
schließlich die Regel ist, werden alle
darauffolgenden Titel an die Play-
liste angehängt. Mit drei beiläufigen
Tipps auf das Handy-Display kann
man auf diese Weise abendfüllende
Abspielreihenfolgen anlegen, die
sich nach Herzenslust bearbeiten
und abspeichern lassen. Das mag
sich völlig nebensächlich anhören,
es gibt der Steuerung aber eine Di-
rektheit, die jeder leidgeprüfte Stre-
amer-Besitzer lieben wird.
Bichtiggehendverliebthabenwir
uns in die ebenfalls neue lnfrarot-
Lernfähigkeit des Streamers: Häu-
fig gehörte Alben, Playlisten oder
12 lllflDIGITAL No.5
Web-Radiostationen lassen sich
fünf programmierbaren Makros
zuordnen, die in der Remote-App
direkt neben den verfiigbaren Quel-
len angezeigt werden. Über einen
lnfrarotsensor an der Gerätefront
kann man diesen Makros allerdings
auch Tasten auf beliebigen Fern-
bedienungen zuweisen. Wir haben
uns hier für die vier farbigen Vi-
deotext-Tasten auf dem TV-Geber
entschieden. Kommt man abends
nach Hause, genügt der Druck auf
eine dieser Tasten und die assozi-
ierte Playliste legt los. Neben den
Makros lassen sich weitere Befehle
wie Play, Stop oder Skip anlernen.
Details, die das Handling des
Streamers im Alltag erleichtern,
sind auch dringend erforderlich, da
die Liste der Möglichkeiten gegen-
über dem Vorgänger vervielfacht
wurde: Signale am Audioeingang
lassen sich - sollte man mehrere
Bluesound-Geräte zum Mul-
tiroom-Verbund kombinieren - in
beliebige andere Räume lotsen. Die
vormals etwas magere Ausstattung
mit Web-Streaming-Diensten um-
fasst nun stattliche zwölf Einträge,
wobei mit Spotift, Qobuz, Tidal
und Deezer einige der wichtigsten
Vertreter an Bord sind.
©ESTIEGENE KOMPLEXITÄT
Sollte Sie ein NAS oder einen Mu-
sik-Computer besitzen, kann der
Node 2 freilich auch dessen Daten
wiedergeben. Bei der lndexierung
verlässt sich der Streamer allerdings
nicht mehr auf den im NAS vor-
installierten Upnp-Server (siehe
Kasten), sondern erstellt sich eine
eigene lnhaltsübersicht. Das be-
schleunigt die Bedienung erheblich,
hat aber einen kleinen Haken. Wie
wir es bereits von Sonos, Raumfeld
und einigen anderen Herstellern
kennen, muss man dafür in der
Bluos-App einmal das Netzwerk-
verzeichnis angeben, in dem die
Bibliothek gespeichert ist. Und je
nachdem, wie das NAS konfiguriert
wurde, benötigt man dafür eventu-
ell Freigabe-Passwörter sowie eine
rudimentäre Vorstellung, was Ver-
zeichnispfade überhaupt sind und
wie man sie korrekt eingibt.
Wir konnten uns das zum Glück
sparen: Der Node2 hält im Netz-
werk Ausschau nach bestehenden
Upnp-Inhaltstabellen und bietet
deren Medienverweise bei der
Einrichtung in einer Auswahlliste
an. Aus der Vergangenheit wissen
wir allerdings, dass es nicht immer
So nennt man Programme, die
den lnhalt von Medienverzeichnissen
durchsuchen und lnhaltsübersichten
anlegen. Alle Upnp-kompatiblen
Abspielgeräte im selben Netzwerk
können auf diese lnhaltsregister zu-
greifen und die jndexierten "tel, Filme
oder Bilder wiedergeben. Typische
Vertreter dieser Software-Gattung
sind Twonky, Asset oder Minim. Das
Konzept ist ausgereift und funktioniert
zuverlässig, die lndexierung direkt im
Wiedergabegerät -wie es bei Sonos,
Flaumfeld und nun auch bei Bluesound
der Fal l ist -läuft aber meist schneller
und stabiler, da viel unnötige Netz-
werkkommunikation entfällt.
SoC-Prozessor
System On A Chip" -ein vollständiges
Computersystem in einem einzigen Pro-
zessor. Solche Schaltungen beinhalten
neben mehreren Prozessorkernen in
der Regel auch eine Grafikkarte sowie
reichlich Arbeitsspeicher.
so reibungslos funktioniert. Bei der
anschließenden lndexierung mach-
te sich die Rechenleistung des Cor-
tex bemerkbar. Das Durchsuchen
unserer knapp 22.000 Titel dauerte
inklusive der Erstellung von Co-
ver-Miniaturen für die Anzeige in
der App kaum 20 Minuten. Danach
war das Gerät voll einsatzbereit.
Als weiteres Standbein integ-
rierte Bluesound schließlich auch
noch einen Bluetooth-Zugang in
das Gerät, der selbstredend ganz
zeitgenössisch mit höher auflö-
sendem Aptx daherkommt. Zum
schnellen Einbinden eines Handys
oder Tablets ist das immer hilfreich.
All diesen tollen Features steht
gegenüber, dass der vormals recht
unkomplizierte Node jetzt ein wirk-
lich komplexes Gerät geworden ist.
So gut die neue Remote-App das
auch zu kaschieren versucht, man
wird sich immer mal wieder in
ihren zahllosen Ansichten verirren.
Erschwert wird die Situation da-
durch, dass sich alle Menüs - egal,
ob man lokale Musik abspielt oder
via Tidal streamt - stark ähneln.
Diesen prinzipbedingten Umstand
kann man Bluesound nicht zum
Vorwurf machen. Der Node2 ist
ein Computer und beansprucht
entsprechende Einarbeitungszeit.
Hat man diese Hürde genommen,
bietet die App mit ihrer klaren Glie-
derung, der intuitiven Raumzonen-
darstellung sowie der übersichtli-
chen Medienorganisation allen
wünschenswerten Komfort - oder
man weicht einfach auf den direk-
ten Makro-Zugriff aus und vergisst
den restlichen Schnickschnack.
OFFEN UND MUSIKALISCH
lm Hörraum brillierte der Streamer
vor allem durch seine hervorragen-
de Abbildung und gelöste Spiel-
weise. Sowohl an Symphonic Lines
RG-9Mklv wie auch an NADs
C 390 DD leuchtete er unsere beiden
Testräume flächendeckend aus und
vermittelte uns das Gefühl, mitten
in der Musik zu sein. Wie bereits
der Vorgänger spielt er überdies so
flüssig und lebhaft, dass man ihm
eine gehörige Portion ,,Anmachfak-
tor" anheften darf. Trotz seines an-
genehm samtigen Tonfalls weist er
nicht die geringste Verfärbung oder
Kolorierung auf. Im Vergleich zum
Node 2 offenbarte Sonos' Connect
Neben dem Node hai Bluesound auch den Powernode (Abb., um 900 Euro) -idenfisch
mit dem Sfreamer, allerdings mif .integrierfem 60:\/\lafl-Verstärker - L)berarbeiiet und bietet
natürlich ouch den Vault (Rip-Server, um 1300 Euro) sowie den Pulse (Funk-Aktivbox, um
800 Euro| im neuen Look sowie mif verbesserfer Hard-und Software an.
einen spürbaren Anflug von Loud-
ness-Charme. HiFi-Kenner dürften
die Verwandtschaft zu NAD sofort
heraushören. Die Unterschiede zur
ersten Generation halten sich übri-
gens in Grenzen. Bestenfalls in der
Transparenz und Detailzeichnung
vermochten wir eine feine Verbes-
serung zum Node herauszuhören.
Für Bestandskunden besteht also
kein Aufrüstzwang - obwohl es
ihnen angesichts der vielen neuen
Features jetzt sicher in den Fingern
jucken dürfte. C¢rsfe# Bambeck
Preis: um 550€
Garantie: 2 Jahre
Maße: 22x4,6xl4,6cm(BXHXT)
Kontakt: Dynaudio
04108/41800
www.bluesound.com
Fazit: Bluesound hat seinen Streamer ge-
hörig aufgepumpt und um zahllose neue
Möglichkeiten erweitert. Der Klang ist in
seinem Umfeld immer noch konkurrenzlos.
Konzept: Upnp-fähiger Netzwerkspieler
mit eigenem lndizierungssystem und in-
tegrierter, lernfähiger m-Flemote-Schnitt-
stelle, unterstützt Web-Streaming und
Abo-Dienste (Spotify, Tidal, Oobuz, Naps-
ter, Deezer und viel mehr ...), Funktionen
und Playlisten können bis zu fünf Makros
zugeordnet werden, spielt auch USB-Me-
dien, Multiroom-Fähigkeit
Tonlormate: FLAC, ALAC, WAV und AIFF
(alle bis 32/192), MP3, AAC, WMA, OGG,
WMA bis zur jeweils höchsten Datenrate
Anschlüsse: LAN, WLAN, Bluetooth (mit
Aptx), USB-A für Massenspeicher, USB-B
(nur Service), Analogeingang (Signale
können an andere Streamer übermittelt
werden), optischer und elektrischer Di-
gitalausgang, Subwoofer-Out, Kopfhö-
rer-Miniklinke
Zul.ehör: Stromkabel, dt. Kurzanleitung,
kostenlose App für Android, Kindle, ios,
Windows sowie OS X
No.5 HIFlolGITAL 13