Post on 18-Sep-2018
Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen in einer experimentellen
Analogstudie.
Roxanne Sopp, Alexandra Heike Brückner, & Tanja MichaelKlinische Psychologie und Psychotherapie, Universität des Saarlandes, Deutschland
Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
PTBS und Schlaf• Ein- und Durchschlafstörungen stellen ein häufiges Begleitsymptom der
PTBS dar (70- 91%) Maher, 2006, Curr Psychiatry Rep
• Neuere Befunde legen nahe, dass der gestörte Schlaf mehr als ein
sekundäres Symptom des Hyperarousals ist
▫ Prämorbide Schlafstörungen sind ein Risikofaktor in der Entwicklung der
Symptomatik Babson & Feldner, 2010, J Anxiety Disord• Prämorbide Schlafstörungen sind ein negativer Prädiktor des
Behandlungserfolg Marcks et al., 2010, Psychiatry Res
• Sind spezifische Prozesse während des Schlafs kausal an der
Symptomentwicklung beteiligt?
Symposium Klinische Psychologie 2018 Landau
Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Schlaf und GedächtnisEpisodisches Gedächtnis
Prozesse der Systemkonsolidierung im Tiefschlaf Diekelmann & Born, 2010, Nat Neurosci
Emotionales episodisches Gedächtnis
Konsolidierung emotionale Gedächtnis-inhalte im REM-Schlaf van der Helm & Walker, 2009, Psychol Bulletin; Sopp et al., 2017, Cog Affect Behav Neurosci
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Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Schlaf und GedächtnisEmotionales episodisches Gedächtnis
Konsolidierung emotionale Gedächtnis-inhalte im REM-Schlaf van der Helm & Walker, 2009, Psychol Bulletin; Sopp et al., 2017, Cog Affect Behav Neurosci
Emotionale Reaktivität
Subjektive und physiologische Reaktionen auf emotionale Reize nehmen über den Schlaf ab Talamini et al., 2013, PLoS One; Pace-Schott et al., 2011, Neurobiol Learn Mem
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Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Veränderungen der Schlafphysiologie bei PTBS• PTBS-Patienten weisen eine reduzierte Tiefschlafdauer auf Kobayashi,
Boarts, & Delahanty, 2007, Psychophysiology
• PTBS-Patienten weisen Fragmentierungen des REM-Schlafs auf Mellman et al., 2002, Am J Psychiatry; Mellman, Pigeon, Nowell, & Nolan, 2007, J Trauma Stress; Stocker et al., 2016, J Clin Sleep Med
• REM-Schlaf Fragmentierung könnte mit Beeinträchtigung emotionaler
Gedächtnisprozesse und einer erhöhten emotionalen Reaktivität
einhergehen Spoormaker, 2018, Sleep and Combat-Related Post Traumatic Stress Disorder
• Reduzierte frontale Theta-Aktivität im REM Schlaf bei PTBS-Patienten
Cowdin et al., 2014, Exp Brain Res
Sind schlafabhängige Prozesse an der PTBS-Entwicklung (insb. im
Hinblick auf intrusives Wiedererleben) beteiligt?
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Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Traumafilm-Paradigma
• Prospektives experimentelles Paradigma zur Untersuchunganaloger Prozesse in der PTBS-Entstehung Holmes & Bourne,2008, Acta Psychol; Nixon et al., 2009, Behav Ther
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Gesunde Probanden werden mit aversiven
Filmausschnitten konfrontiert
Film löst analoge Symptome des intrusiven
Wiedererlebens aus
Streb et al., 2015, J Affect Dis; Holz et al., 2016, J Exp Psychopathol
Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Schlaf und Traumafilm-Paradigma
• Akute Schlafdeprivation nach einem Analogtrauma ist mitreduziertem intrusivem Wiedererleben und einergeringeren Symptombelastung assoziiert Porcheret et al., 2015,Sleep
• Über die Zeit hinweg zeigt sich jedoch ein förderlicherEinfluss des Schlafs (unmittelbar nach einem Analogtrauma)auf die Häufigkeit und Belastung durch intrusiveWiedererlebenssymptome Kleim et al., 2016, Sleep
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Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Fragestellungen
1. Veränderungen des Schlafs nach Konfrontation mit dem
Traumafilm (Vergleich: Kontrollgruppe mit neutralem Film)
2. Assoziationen zwischen REM-Schlafphysiologie und der
nachfolgenden analogen PTBS-Symptome
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Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Studiendesign
Film präsentation
• 20:00 – 20:15 Uhr
Nachtschlaf
• 22:00 – 6:30 Uhr
Erhebung analoger
Symptome
• Tag 1 bis Tag 4
Polysomnographie
STAI-S + physiologische
Reaktion
IES-R Intrusions häufigkeit + -belastung
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Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Aversive Filmausschnitte
N= 16
Neutrale Filmausschnitte
N= 14
Film präsentation
Studiendesign
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Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Studiendesign
Film präsentation
• 20:00 – 20:15 Uhr
Nachtschlaf
• 22:00 – 6:30 Uhr
Erhebung analoger
Symptome
• Tag 1 bis Tag 4
Polysomnographie
STAI-S + physiologische
Reaktion
IES-R
Intrusions häufigkeit + -belastung
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Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Polysomographie
• Polysomnographierfassung über 8,5 Stunden
• Schlafstadiendauer (in Minuten):
• Wachliegezeit (nach dem Einschlafen)
• Gesamtschlafdauer
• REM-Schlafdauer
• Schlafstadienspezifische Parameter
• Frontale Theta-Aktivität im REM-Schlaf (F3 und F4) van derHelm & Walker, 2009, Psychol Bulletin
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Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Studiendesign
Film präsentation
• 20:00 – 20:15 Uhr
Nachtschlaf
• 22:00 – 6:30 Uhr
Erhebung analoger
Symptome
• Tag 1 bis Tag 4
Polysomnographie
STAI-S+ Physiologische
Reaktionen
IES-R Intrusions häufigkeit + -belastung
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Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Erhebung analoger Symptome
• Intrusionstagebuch• Intrusionshäufigkeit• Belastung
• Impact of Event Scale - Revised Maercker & Schützwohl,1998, Diagnostica• Intrusives Wiedererleben• Hyperarousal• Vermeidung
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Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Stichprobe
• 30 Probanden; Altersrange: 18 – 26
• Traumafilm: 16 Probanden• Alter: M = 21.69; SD = 0.57• 8♀, 8♂
• Neutraler film: 14 Probanden• Alter: M = 22.14; SD = 0.65• 8♀, 6♂
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Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Manipulationscheck Traumafilm: STAI-S
20
25
30
35
40
45
50
55
Pre Post
STAI
-S S
umm
enw
ert
Trauma Film
Neutraler Film
Signifikante Zeit*Gruppe Interaktion
F(1,28)= 29.34, p < .001
*
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Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Fragestellungen
1. Veränderungen des Schlafs nach Konfrontation mit dem
Traumafilm (Vergleich: Kontrollgruppe mit neutralem Film)
2. Assoziationen zwischen REM-Schlafphysiologie und der
nachfolgenden analogen PTBS-Symptome
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Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Schlafphysiologie nach Traumafilm
450
455
460
465
470
475
480
485
490
495
Traumafilm Neutraler Film
Min
uten
Gesamtschlafdauer*
02468
101214161820
Traumafilm Neutraler Film
Min
uten
Wachliegezeit
*
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Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Schlafphysiologie nach Traumafilm
450
455
460
465
470
475
480
485
490
495
Traumafilm Neutraler Film
Min
uten
Gesamtschlafdauer*
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0102030405060708090
100
Traumafilm Neutraler Film
Min
uten
REM-Schlafdauern.s.
Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Korrelationen zwischen State Ängstlichkeit und REM Schlafdauer
-238
131823283338
50 70 90 110 130
Anst
ieg
STAI
-S (p
re-p
ost)
REM-Schlafdauer
Korrelation zwischen subjektiver Belastung (STAI-S) und REM-Schlafdauer
r Τ = -.51*Ohne Extremwert: r Τ = -.53*
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Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Fragestellungen
1. Veränderungen des Schlafs nach Konfrontation mit dem
Traumafilm (Vergleich: Kontrollgruppe mit neutralem Film)
2. Assoziationen zwischen REM-Schlafphysiologie und der
nachfolgenden analogen PTBS-Symptome
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Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Korrelationen zwischen Intrusionen und REM-Schlaf
405060708090
100110120130140
0 3 6 9 12
REM
-Sch
laf (
Min
uten
)
Intrusionshäufigkeit
Korrelation zwischen REM-Schlaf und Intrusionshäufigkeit
0
0.5
1
1.5
2
2.5
3
0 3 6 9 12
Fron
tale
The
ta A
ktiv
ität
im
REM
-Sch
laf l
n(µ
²/H
z)
Intrusionshäufigkeit
Korrelation zwischen Theta-Aktivität und Intrusionshäufigkeit
n.s.n.s.
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Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Korrelationen zwischen Intrusionen und REM-Schlaf
020406080
100120140
0 2 4 6 8
REM
-Sch
laf (
Min
uten
)
Intrusionsbelastung
Korrelation zwischen REM-Schlaf und Belastungsratings
„Wie belastend war die Intrusion?“0 = gar nicht bis 10 = sehr
0
0.5
1
1.5
2
2.5
3
0 2 4 6 8
Fron
tale
The
ta A
ktiv
ität
im
REM
-Sch
laf l
n(µ
²/H
z)
Intrusionsbelastung
Korrelation zwischen Theta-Aktivität und Belastungsratings
r Τ = -.53*n.s.
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Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Korrelationen zwischen IES-R und REM-Schlaf
40
60
80
100
120
140
0 10 20 30
REM
-Sch
laf (
Min
uten
)
IES-R Summenwert
Korrelation zwischen REM-Schlaf und IES-R Summenwert
r Τ = -.48*
0
0.5
1
1.5
2
2.5
3
0 5 10 15
Fron
tale
The
ta A
ktiv
ität
im
REM
-Sch
laf l
n(µ²
/Hz)
IES-R Subskala “Intrusives Wiedererleben”
Korrelation zwischen Theta-Aktivität und IES-R „Intrusives Wiedererleben“
r Τ = -.42*
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Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Zusammenfassung
• Traumafilmgruppe wies im Vergleich zur KontrollgruppeVeränderungen des Schlafs auf• Reduzierte Gesamtschlafdauer• Erhöhte Wachliegezeit
• Erhöhte State Ängstlichkeit durch Traumafilm (STAI-S) warmit reduzierter REM-Schlafdauer assoziiert
Symposium Klinische Psychologie 2018 Landau
Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
Zusammenhänge zwischen Schlaf und analogen Symptomen
• REM-Schlafdauer war mit einer reduzierten Belastungdurch analoge Symptome assoziiert (Summenwert IES-R)
• Frontale Theta-Aktivität im REM-Schlaf war mit einerreduzierten Belastung durch Symptome des IntrusivenWiedererlebens assoziiert (Tagebuch und IES-R Subskala)
Cowdin et al., 2014, Exp Brain Res
PTBS
PTBS
Resil
ient
Resil
ient
Thet
a Ak
tivitä
t im
REM
-Sch
laf *
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Zusammenhänge zwischen Schlafphysiologie und Belastungssymptomen
AusblickProtektive Effekte der emotionalen Gedächtniskonsolidierungwährend des REM-Schlafs?
Symposium Klinische Psychologie 2018 Landau
Vielen Dank fürIhre Aufmerksamkeit!