Post on 08-Jul-2020
Zwecksparen: zentraler Baustein einer
nachhaltigen Finanzierungskultur
Astrid Kratschmann
Erste Bank der österreichischen Sparkassen AG – Europäischer Bausparkassenverband
Prag, 18. Oktober 2019
Sparen als Weg aus der Armut
Erste Bank hat am 4. Oktober 2019 ihr 200 Jahr-Jubiläum begangen.
Nach totalem wirtschaftlichen Kollaps Anfang 19. Jhdt. musste das
Problem der Armut als Massenphänomen gelöst werden:
Menschen mit Niedrigsteinkommen haben auch keine Rücklagen,
geraten in Notzeiten regelmäßig ins Trudeln und sind ein ständiges
revolutionäres Potenzial.
Den ärmeren, unterversorgten Schichten vor allem in den Städten
musste man Wege zur Selbsthilfe zeigen
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Die Leopoldstädter Initiative
Konzepte zur Armutsbekämpfung waren gesucht, der Staat war
pleite…es bedurfte einer privaten Initiative….
Die Erste österreichische Spar-Casse war von den bürgerlichen
Gründern nicht als Armeninstitution gedacht, sondern als
Präventiveinrichtung gegen Verarmung im Krankheitsfall, im Alter
oder beim Tod des Ehepartners.
Erwerbstätige sollten einen Teil ihres Lohnes sparen und sich auf
diese Weise ein bescheidenes Vermögen schaffen. Dahinter steckte
eine klar erzieherische Funktion und die Eröffnung einer sozialen
Aufstiegsmöglichkeit.
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Die angesprochene Gruppe laut Statut
"Fabriksarbeiter, Handwerker, Taglöhner, Dienstboten, Landwirte und
andere gewerbliche Personen".
Die Erste österreichische Spar-Casse wurde gegründet mit dem Ziel,
allen Menschen Zugang zu Wohlstand zu ermöglichen.
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Funktionen des Sparens 1814
➢ Vorsorge
➢ Erzieherischer Aspekt
➢ Möglichkeit für sozialen Aufstieg
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Ist Sparen noch zeitgemäß?
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Zinssätze Spareinlagen Neugeschäft AT
Quelle: ÖNB, Einlagenzinsätze Neugeschäft
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Aktuelle Umfrage in AT
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Sparquote gesunken
Trotz der Aussicht auf keinen Ertrag gaben 76 Prozent der für die Erhebung
900 befragten Österreicher an, dass ihnen das Thema Sparen wichtig ist.
Der Wert, der vom frei verfügbaren Einkommen gespart werden kann, sinkt
jedoch. 2009 wurden noch 11,4 Prozent vom frei verfügbaren Einkommen
beiseite gelegt – aktuell sind es 7,4 Prozent. 259 Euro werden im
Durchschnitt pro Monat gespart. (Bettina Pfluger, 14.10.2019)
Quelle: Umfrage Imas International, Erste Bank, 10/2019
Interesse an Spar- und Anlageformen in AT
Bausparvertrag
53
41 41
3837
33
2224
25
4443
44
37 37
32
24
30 30
26
23
2019
1816
1213 13
22
1816
13 1314
1112 12
21 2119 19
1820
2220
2223
26
21
17
22
30
2624 25
43
47
4039
42
4950
48
44
1012
13 13 13
1716
1921
35
109
1011
108
13 1211
20162011 2012 20152013 2014
%; Basis: Total (Q1 2019: n=2.145)
Immobilien
Sparbuch/-karte
/-konto
Lebensversicherung
Gold
Pensions-
vorsorge
Wertpapiere
Keines davon
Zuhause Sparen
2017 2018
Bausparvertrag
Immobilien
Sparbuch/-karte
/-konto
Lebens-
versicherung
Gold
Pensions-
vorsorge
Wertpapiere
Keines davon
Zuhause Sparen
Q1 2019
Kryptowährungen
Sparquote im Euroraum
12
kurzfristorientiert
Kur
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Sparen für
Wohnen➢ Hohe Investitionssummen
➢ Quellen
Eigenkapital
Kapitalmarkt
öffentliche Hand
➢ ~ 20 – 60 – 20
abhängig von Sparquote – Zinsniveau
Kapitalmarkt – Beitragsmöglichkeit der
öffentlichen Hand
78 %
50 %
27 %
EN
TW
ICK
LU
NG
IN
%
Häuserpreise Mieten Einkommen2007-2018
Miet- und Immobilienpreisentwicklung vs.
Lohnentwicklung in AT
2007 2011 20152009 2013 20172008 2012 20162010 2014 2018
15Quelle: www.sdw.ecb.europa.eu, Austria-HICI
Teures Wohnen – 4 Fakten
Bevölkerung wächst
v.a. in den Ballungsräumen.
Hot Spot Wien: +200.000 Einwohner seit 2009.
2 Mio.-Marke wird voraussichtlich 2027 erreicht
Engpass
Grundstücke:
Preise für
Baugründe steigen
Einkommen steigen nicht im selben Ausmaß
wie die Mieten und Wohnungspreise. Dadurch
steigende Belastung durch Wohnkosten.
16
Mehr Immobilien-
investments aufgrund
von Niedrigzinsphase
und fehlenden Anlage-
alternativen
Die möglichen Ziele
von Zwecksparen➢ Lenkung von Privatkapital in den Wohnbau
(als zusätzliche Mittel zu Kapitalmarkt
öffentlicher Hand)
➢ Aufbringung von Langfristkapital für
Wohnbau (Fristentransformation)
➢ Abfederung Zinsänderungsrisiko
➢ Stärkung „heimischer“
Finanzierungskreisläufe, Unabhängigkeit von
internationalen Kapitalmärkten
Die möglichen Ziele
von Zwecksparen➢ Stärkung/Förderung der Bauwirtschaft als
arbeitsmarktintensive Branche
➢ Beitrag zur strategischen Bewirtschaftung
von Grund und Boden
➢ Fördert Vertrauen in gesellschaftspolitische
Initiativen, stärkt den sozialen Frieden
➢ Hilfe zur Selbsthilfe leisten
➢ Stärkung von Selbstbestimmung, eigener
Verantwortung und dadurch Ermöglichung
einer besseren Zukunft
Die möglichen Ziele
von
Wohnungspolitik
➢ Quantitative Wohnungspolitik
➢ Qualtitative Wohnungspolitik
➢ Vermögens- und Verteilungspolitik
➢ Arbeitsplatzpolitik
➢ Regional- und Verkehrspolitik
➢ Umweltpolitik
Anreize für Zwecksparen➢ Rendite
steuerliche Begünstigungen, Zuschüsse,
Prämien
➢ Sicherheit des Kapitals
Bundes-, Landeshaftungen, hypothekarische
Besicherungen, Einlagensicherung, Investition
in reale Werte
➢ Sicherheit/Stabilität der Zinsen
Steuerbegünstigungen, Garantien,
Finanzierungskreisläufe
Anreize für Zwecksparen➢ Erhöhte Transparenz
von Emissionsbedingungen, Emission durch
Spezialbanken mit staatlicher Aufsicht,
strengere Regulierungen
➢ Nachhaltigkeitsaspekte
➢ Generationen übergreifene Wertschöpfung
Jährliche Emissionen Wohnbaubanken in AT
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Neuemissionen 416 351 586 545 345 765 1.134 1.580 1.825 1.496 1.373 2.295 1.467 1.238 1.099 648 490 1259 681 362 482 316 285
0
500
1000
1500
2000
2500in
Mio
Eu
ro
Quelle: sWohnbaubank AG
Gesamtemissionen Wohnbaubanken in AT
Quelle: s Wohnbaubank
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Emissionen 985 1.336 1.922 2.467 2.812 3.577 4.711 6.290 8.115 9.611 10.98 13.27 14.74 15.98 17.08 17.73 18.22 19.48 20.16 20.52 21.00 21.32 21.60
0
5000
10000
15000
20000
25000in
Mio
Eu
ro
Kredite zur Schaffung und Erhaltung von
Wohnraum im Inland
OE 5100/Unternehmenssteuerung und Finanzen/VertriebscontrollingGerhard Seemann
in Mrd. Euro
Quelle: ÖNB Statistik
FW alle Sektoren*EUR, dv. BausparkassenEUR alle Sektoren
*) Diese Position wird ab Berichtstermin Dezember 2017 nicht mehr erhoben
68,5 % 70,6 % 70,7 % 72,8 %76,1 % 79,5 % 81,9 %
83,2 %85,6 %
31,5 % 29,4 %29,3 %
27,2 %23,9 %
20,5 %18,1 %
16,8 %14,4 %
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
19,7 %19,6 %
18,5 %18,7 %
18,3 %17,7 %
17,0 %
15,9 %15,2 %
14,3 %
11,5 %
84,4 86,294,3
98,7104,4 106,7
110,8117,8
122,7 123,9
134,3
Die Zukunft des Sparens?
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