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8/9/2019 Zwei neue kleinasiatische Münzstätten / Otto Mørkholm
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JAHRBUCH
FÜR
NUMISMATIK UND GELDGESCHICHTE
Herausgegeben von der
Bayerischen
Numismatischen Gesellschaft
14. Jahrgang
964
Walter Haertl
dem langjährigen Vorsitzenden der Gesellschaft
zum 60. Geburtstag
gewidmet
1964
VERLAG MICHAEL LASSLEBEN KALLA/11 1\1Z OPF.
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Redaktion
Prof. Dr. Konrad Kraft
Seminar für Alte Geschichte
Frankfurt a. M., Mertonstr. 17 Universität)
Dr. Hans-Jörg Kellner
Prähistorische Staatssammlung
München 22, Prinzregentenstr. 3
Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft
Satz und Druck: Buchdruckerei Michael Laßleben, Kallmünz über Regensburg
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OTTO MORKHOLM
Zwei neue kleinasiatische ünzstätten
(Tafel 5, 9-10)
In der Sammlung von Aulock in Istanbul finden sich die folgenden
zwei Münzen, die jede für sich von einer bisher unbekannten Münzstätte
herrühren. Mit tiefem Verständnis der Notwendigkeit, so schnell wie
möglich die Kenntnis dieser interessanten Stücke zu verbreiten, hat Herr
von Aulock mir erlaubt, diese Münzen hier zu publizieren. Für seine
große Freundlichkeit spreche ich ihm hiermit meinen herzlichen
Dank aus.
erakleia am Sipylos
1
Vs.: Adlerkopf links; Spur von ausradiertem Buchstaben.
Rs.: Quadratum incusum; HPAK.
AR 0,38 gr. Hemiobol. Taf. 5, 10 (2 : 1).
Nur die Rückseiteninschrift unterscheidet diese Münze von den recht
gewöhnlichen Hemiobolen aus Kyme in Aeolis (Taf. 5, 9)
. Diese tragen
im allgemeinen die Inschrift KV auf der Vorderseite und wahrscheinlich
kann man auch auf unserer Münze noch die Spuren von K sehen. Der
Vorderseitenstempel gehört also der kymäischen Münzserie an, die ge-
wöhnlich um die Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. datiert wird. Zu diesem
Zeitpunkt war die Angabe der Namen von den Münzbeamten noch nicht
gewöhnlich, und die Rückseiteninschrift HPAK muß deshalb auf eine Lo-
kalität, Herakleia, hinweisen, die in der Nähe von Kyme zu suchen ist.
In seinem geographischen Werk erwähnt Strabon ein Herakleia in
Aeolis ; dieses Dorf (xthp,i) aber lag auf dem Festland Lesbos gegen-
über, und gehörte zu der Peraia von Mytilene. Es ist ganz unwahrschein-
lich, daß dieser Flecken überhaupt Münzen geschlagen hat, und ein
Grund, daß er die Typen von Kyme hätte nachahmen oder übernehmen
sollen, liegt nicht vor.
Dagegen erwähnt Stephanus von Byzanz unter Herakleia eine Juilic
noog ijj Kui,taCct
to2. Sog
die mit derjenigen von Strabon gegenüber
Lesbos erwähnten, nicht identisch ist, da diese unmöglich als in der
Nähe von Kyme liegend beschrieben werden könnte. übrigens ist darauf
aufmerksam zu machen, daß der Text des Stephanus von Byzanz doppel-
sinnig ist, da man nicht sehen kann, ob tilg Atolaelog auf Herakleia und
Kyme oder nur auf die letzterwähnte Stadt zu beziehen ist. Dank einem
Inschriftfund kennen wir aber die Existenz eines Herakleia, dessen Lage
1
Vgl. BMC Troas, Aeolis, Lesbos S. 105, Nr. 10-13. SNG Cop. 21, Nr. 31-33. SNG
von Aulock Nr. 1623.
Strabon XIII, 607. Vgl. RE VIII s. v. Herakleia Nr. 12.
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Stephani Byzantii, Ethnica, rec. Meineke (Berlin, 1849), S. 304.
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tto arkholm
der Notiz des Stephanus von Byzanz entspricht. Dicht südlich des Her-
mos-Flusses auf dem Nordabhang des Sipylos-Berges ungefähr 6-7 km
östlich von der modernen Stadt Menemen, wurde ein Grenzstein mit
der Inschrift `11QaxXsardh gefunden . Dieses Herakleia am Sipylos, das
in der Luftlinie etwa 20-25 km südöstlich von Kyme lag, ist früher
als Münzort betrachtet worden, da man dieser Stadt eine Reihe Bronze-
prägungen der Kaiserzeit zugeschrieben hat . Indes erhob Fr. Imhoof-
Blumer berechtigte Kritik an dieser Zuteilung mit dem Erfolg, daß He-
rakleia am Sipylos aus der Liste der münzprägenden Städte Kleinasiens
verschwand S. Erst die neue Münze der Sammlung von Aulock erlaubt
uns, die Stadt wieder in die Liste aufzunehmen, dies obendrein mit einer
Silberprägung des 5. Jahrhunderts v. Chr. Herakleia am Sipylos wurde
immer dem Distrikt Lydien zugerechnet. Tatsächlich lag die Stadt ge-
rade in dem Bereich, wo Lydien, Aeolis und Ionien zusammenstießen,
in einem Gebiet, das bald zu der einen, bald zu der anderen der drei
Landschaften gehört haben kann. Für das 5. Jahrhundert spricht unsere
Münze für eine nähere Zugehörigkeit zum aeolischen Gebiet.
Nisa in Lykien
2. Vs.: Männlicher Kopf r. im Lorbeerkranz.
Rs.: Weiblicher Kopf (Artemis?) 1.; NIXE . . .
AE 1.45
SNG von Aulock
Nr. 4373. Taf. 4, 11 (2 : 1).
Diese kleine Bronzemünze wurde in Gömbe im zentralen Lykien er-
worben. Etwa 10 km südlich von diesem Ort liegt das antike Nisa
das
durch diese Münze unter die münzprägenden Städte in Kleinasien auf-
genommen werden kann. Der Stil der Prägung weist sie in das 2. oder
das 1. Jahrhundert v. Chr. Der Typ der Vorderseite ist nicht ganz klar,
da schwer auszumachen ist, ob der männliche Kopf bärtig ist oder nicht.
Im ersten Fall, was wohl das wahrscheinlichste ist, stellt er Zeus vor,
im entgegengesetzten Falle Apollon. Den weiblichen Kopf der Rückseite
darf man wohl als Artemis ansprechen.
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W. Ramsay, JHS 2 (1881), S. 296-7. Ganz verwirrend ist diese Inschrift RE VIII,
s. v. Herakleia sowohl unter Nr. 13 als auch unter Nr. 14 erwähnt. Diese beiden
Städte sind sicher identisch. Vgl. J. Keil, Jahreshefte des österr. Arch. Inst. XVI
(1913), Beiblatt, Sp. 163-64 und L. Robert, £tudes Anatoliennes (1937), S. 111-118.
Head, Historia Numorum (1. Ausg. 1887) S. 549.
° Fr. Imhoof-Blumer, Lydische Stadtmünzen (1897) S. 73-75. Bei Head, Historia
Numorum, 2. Ausg. 1911, ist die Stadt dann ausgeschieden.
7 In RE nicht erwähnt.
Berichtigung:
Tafelhinweis nach der Überschrift auf S. 77 lies (Tafel 4, 9-11) statt
(Tafel 5, 9-10). In der 11. Zeile lies Taf. 4, 10 statt Taf. 5, 10 und in
der 13. Zeile Taf. 4, 9 statt Taf. 5, 9.
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Tafel 4
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