Was bedeutet …

» Klimagerechtigkeit «

im Kontext von

Katastrophenhilfe und Katastrophenvorsorge?

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» Klimagerechtigkeit « im Rahmen der Stadt- und Raumentwicklung

insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern?

Was bedeutet …

» Klimagerechtigkeit »

im Kontext von

Katastrophenhilfe und -vorsorge?

• Wie kann ein Hilfswerk klimagerechte Projektarbeit fördern und mit welchem Ziel?

• Welche sozialen Fragen und sozialen Herausforderungen sind in der

Katastrophenhilfe mit dem Thema „Klimagerechtigkeit“ verknüpft?

• Wie können Fragen der Klimagerechtigkeit im Rahmen der Stadt- und

Raumentwicklung hinreichend berücksichtig werden – insbesondere in Schwellen-

und Entwicklungsländern?

Dr. Martina Backes, Caritas international, Oktober 2018

Jaime Quiroge, Klima- und Agrarexperte vor dem Rio Keka. „In Bolivien sind die negativen Auswirkungen des Klimawandels extrem deutlich: Die Bauern müssen auf Grund der veränderten klimatischen Bedingungen mit häufigen Frösten, Überschwemmungen und gleichzeitig auch mit Wasserarmut zurecht kommen. „

Frauen sind vielfach für die Ziegenherden zuständig, die Weiden verändern sich aufgrund von Frösten, giftige Weidepflanzen nehmen überhand.

K a t a s t r o p h e n v o r s o r g e Wer besser vorbereitet ist, kann schneller reagieren und Leben retten. Früher wurde in der Humanitären Hilfe lediglich auf Katastrophen und Krisen reagiert. Humanitäre Hilfe muss heute zunehmend vorausschauend arbeiten und Menschen dabei unterstützen, dem Eintritt einer Katastrophe gestärkt und vorbereitet entgegen zu treten.

Die wahre Tragödie ist, dass wir Katastrophen zulassen, indem wir nicht allen Menschen

"Vorsorge" bzw. „Schutz“ ermöglichen.

Oktober 2016 : Tropensturm Matthew in Haiti

» PERU « E i n L a n d – v i e l e K l i m a z o n e : v o n k ü s t e n n a h e n

T r o c k e n w ü s t e n ü b e r d i e A n d e n b i s i n s A m a z o n a s b e c k e n

„Es war, als ob sich alle Schleusen geöffnet hätten“, so eine Bewohnerin aus Barbablanca. • dutzende von Dörfern in höhergelegenen Gebieten waren wochenlang

abgeschnitten von Kommunikation und Versorgung • über 160 Menschen verloren ihr Leben • mehr als 1,2 Millionen Menschen waren von der Katastrophe betroffen • mehr als 240.000 Häuser wurden komplett zerstört oder stark beschädigt,

darunter Krankenhäuser und Schulen • fast 90 Prozent der Ernten sind vernichtet worden

Klimabedingte Katastrophe Eine lokale Form von El Niño sorgte in Peru zwischen Januar und März 2017 für außergewöhnlich starke Regenfälle. In weiten Teilen des Landes kam es zu Überflutungen, Erdrutschen und Schlammlawinen.

» PERU « März 2017

In Barbablanca stürzten am 16. März zwei gewaltige Schlammlawinen den Berg hinunter und begruben das Dorf unter sich. Das Dorf wurde komplett unbewohnbar. Foto: Ci / Tempelmann

Die Wasser- und Schlammmassen rissen Häuser, Straßen und Brücken mit. Foto: Ministerio de Defensa del Perú

» PERU « Ein Land – viele Klimazonen:

von küstennahen Trockenwüsten über die Anden bis ins Amazonasbecken

Die Hilfe

Priorität in der Nothilfe hatten für die Caritas Peru zunächst besonders Bedürftige: Familien mit Kleinkindern, Senioren und Personen mit Behinderung Im Zentrum der Hilfe stand a) die Bereitstellung von Notunterkünften, Hygieneartikeln und Medizin b) psychosoziale Begleitung der oft traumatisierten Menschen

Die Hilfe war als „Soforthilfe“ zunächst reaktiv

» PERU «

Die Ursachen: „Die Katastrophe konnte nur ihren Lauf nehmen, weil die Politik die Regeln nicht befolgt“, so Angela Blanco Riveras, Umweltexpertin der Caritas Chosica. Die Menschen bauten ihre Häuser, wo sie Platz fänden, und dies an Flussufern, Steilhängen und in trockenen Flussbetten. Es fehle eine adäquate Stadtentwicklung, so Rosalynn Toribio Medina, Direktorin von Caritas Chosica. Welche Erkenntnisse sind daraus zu ziehen? ► Klimawandelbedingte Wetterextreme treffen die Ärmsten besonders hart ► Soziale und politische Bedingungen machen bestimmte Menschen besonders verwundbar Welche Schlüsse sind daraus zu ziehen? ► Notunterkünfte wurden von der Caritas außerhalb der Flussbetten errichtet ► Caritas Peru spricht in der seit Jahren etablierten sozialen Arbeit nun vermehrt über Umweltschutz, Naturkatastrophen und Vorbeugung. ► Um langfristig positive Änderungen zu bewirken, sind Präventions- und Notfallpläne für Naturkatastrophen nötig. Die Caritas plant seit 2017 mit ihren lokalen Partnerorganisationen Aktivitäten zur Erstellung solcher Pläne.

„Ob ein Naturereignis zur Katastrophe wird, hängt nicht nur von seiner Intensität ab, sondern auch vom Entwicklungsstand der jeweiligen Gesellschaft.“

Isagani Serrano, der Vorsitzende des regierungsunabhängigen Rural Reconstruction Movement und einer der Spitzenvertreter von Social Watch Philippines.

Wieso treffen Naturkatastrophen die Ärmsten der Gesellschaft oft am heftigsten? Die Auswirkungen einer Katastrophe sind nicht allein von extremen Wetterereignissen abhängig. Eine Katastrophe wird in besonderem Maße auch von den sozialen, ökonomischen, kulturellen und politischen Lebensbedingungen der Menschen beeinflusst. Aus diesem Grund sind oft Teile der Bevölkerung besonders stark von Naturgewalten betroffen. Soziale Lebenskontexte erzeugen Risiken, die katastrophale Konsequenzen für Menschen haben können. Beispiel 1 (Stadtentwicklung): Rasante Urbanisierung und verdichtete

Wohnverhältnisse (Slums / Favela / Township / informelle Flüchtlingslager) gehen oft mit fehlendem Zugang zu Basisinfrastrukturen wie Gesundheits-, Sanitäts- und Abwassereinrichtungen einher.

Beispiel 2 (Andenregion - Peru): Gletscherschmelzen gefährden Trinkwasserversorgung - Gemeinden haben kaum Mittel, um Vorsorgesysteme zu bauen und zu warten oder Berghänge zu stabilisieren.

Beispiel 3 (Liberia): Fehlende Mittel der Gemeinden, etwa um die durch Starkregen zerstörten Brücken zu reparieren und zu sanieren – daher erschwerter Zugang zu lokalen Märkten (wichtig für Ernährungssicherung).

K a t a s t r o p h e n v o r s o r g e Wie schwächen Krisen und Katastrophen die Fähigkeit der Gemeinden, auf Naturgewalten zu reagieren? (Beispiel Agrarwirtschaft) Erosion von Wissenssystemen & Verlust von agrarwirtschaftlichen Betriebsmitteln Diese beiden Phänomene verstärken sich gegenseitig – der Spielraum für die Gestaltung von Klimaanpassung und Ausgestaltung eines demokratischen Ernährungssystems wird eingeengt Erosion von Wissenssystemen Das Wissen über traditionelle Anbaumethoden und die Kultivierung von Landwirtschaft

und Vieh- und Weidewirtschaft oder Wassermanagement sind mit jeder einsetzenden klimabedingten Krise gefährdet:

Die Vertreibungen von Menschen und ein längerer Aufenthalt in Flüchtlingslagern kann lokales Wissen und lokale Fähigkeiten schwächen. Der Verlust an Wissen kann Mitauslöser für Ernährungsunsicherheiten und Mangelernährung sein.

K a t a s t r o p h e n v o r s o r g e Wie schwächen Krisen und Katastrophen die Fähigkeit der Gemeinden, auf Naturgewalten zu reagieren? (Beispiel Agrarwirtschaft)

Verlust von agrarwirtschaftlichen Betriebsmitteln und der Kontrolle über diese Mittel (Land, Saatgut, Technologie) Resilienz schwächende Bewältigungsstrategien: Vieh wird veräußert, um Krisen zu

bewältigen – fehlende Viehbestände = fehlender Dünger => nachlassende Erträge Landverluste (Bergrutsch oder Versalzung) können von „Armen“ nicht durch Landkäufe

kompensiert werden Lokale Saatgutmischungen werden in Notzeiten aufgebraucht > genetische Verarmung

von Saatgut =>> Verlust agrarbiologischer Vielfalt Böden verarmen an Nährstoffen durch fehlende Bewirtschaftung und Überweidung Vertragslandwirtschaft erhöht Risiken wie Verschuldung (Zuckerrohranbau / Ölpalmen

/ Tabak / Baumwolle) und engt Klimaanpassung ein

» Kambodscha « … gehört zu den zehn am meisten

vom Klimawandel betroffenen Ländern der Erde.

» Kambodscha « … gehört zu den zehn am meisten

vom Klimawandel betroffenen Ländern der Erde.

• Seit Jahrhunderten ist die Landwirtschaft in Kambodscha durch den Wechsel von Regen- und Trockenzeiten geprägt.

• Regen- und Trockenzeiten werden durch den Klimawandel immer unzuverlässiger, ihre Dauer schwer berechenbar.

• Die Tendenz geht in Richtung der Wetterextreme: Während der Monsunzeit kommen immer größere Wassermassen und überfluten die Landschaft.

• Während der Trockenzeit dagegen mangelt es immer häufiger an Wasser - dann verhindert die Dürre oftmals den Anbau von Nutzpflanzen.

» Kambodscha « … gehört zu den zehn am meisten

vom Klimawandel betroffenen Ländern der Erde.

» Kambodscha « … gehört zu den zehn am meisten

vom Klimawandel betroffenen Ländern der Erde.

Folgen des Klimawandels • Von Generation zu Generation weitergegebene Anbaumethoden funktionieren

durch die extremen Klimaveränderungen nicht mehr. Beispielsweise konnte Reis noch vor zwanzig Jahren auch während der Regenzeit angebaut werden.

• Wegen der regelmäßigen, großflächigen Überflutungen ist das heute nicht mehr möglich. Für die Bevölkerung Kambodschas eine prekäre Situation, denn etwa 70 Prozent der Menschen leben von der Agrarwirtschaft.

• Die Lage verschlimmert sich dadurch, dass vielen Menschen der Zugang zu sauberem Trinkwasser fehlt, denn die Brunnen werden durch die Überschwemmungen verunreinigt.

» Kambodscha « … was sind die Prognosen?

Luvec Chom Vil 2018

» Kambodscha « was sind die Prognosen?

Prognose

• Für die Zukunft wird eine weitere Zunahme der negativen Folgen wie Rückgang

von Ernteerträgen und Wasserreserven sowie Zunahme von Krankheiten in der Landwirtschaft und beim Menschen erwartet.

• Im vergangenen Jahrzehnt waren bereits rund 11,4 Prozent der kambodschanischen Bevölkerung von Naturkatastrophen wie Stürmen und Taifunen, Überschwemmungen, Erdrutschen, aber auch Dürren betroffen.

• In Zukunft werden heute als Katastrophen angesehene klimatische Sonderereignisse immer mehr zum Normalfall werden.

» Kambodscha « Klimaanpassung

Während der Regenzeit Die Reisbauern sind auf eine neue Reispflanze umgestiegen, die Setzlinge erhalten sie von der Caritas. Im Gegensatz zu anderen Reispflanzen kommt die Reissorte „Floating Rice“ auch mit hohen Wasserständen zurecht.

» Kambodscha «

Vorsorge / Klimaanpassung Gemüseanbau während der Trockenzeit Durch das System der Tröpfchenbewässerung können auch während der Trockenzeit wassersparend neue Gemüsesorten wie Gurken, Zucchini oder Wassermelonen angebaut werden.

» Kambodscha «

Vorsorge / Klimaanpassung Gemüseanbau während der Trockenzeit Durch das System der Tröpfchenbewässerung können auch während der Trockenzeit wassersparend neue Gemüsesorten wie Gurken, Zucchini oder Wassermelonen angebaut werden.

» Kambodscha « … gehört zu den zehn am meisten

vom Klimawandel betroffenen Ländern der Erde.

Vorsorge / Klimaanpassung: Trinkwasserversorgung: Da aufgrund der Überflutungen die Brunnen immer öfter verdreckt waren, musste aber auch die Trinkwasserversorgung für die Familien neu organisiert werden. ► Regenauffangbecken ► Erschließung neuer Wasserquellen ► solarbetriebenen Wasserpumpen Mittlerweile haben 85 Prozent der Einwohner/innen – auch in Zeiten schwerer Überschwemmungen – in weniger als 150 Meter Entfernung Zugang zu sauberem Trinkwasser ► Hochwasser-Frühwarnsysteme sowie ► sichere Rettungsplätze für Mensch und Vieh

» Kambodscha «

Verbesserte Reaktionsfähigkeit

»Preparedness for Response«

• Besserer Zugang zu Vorhersagen

• Erarbeitung spezieller Frühwarnindikatoren

• Identifizieren spezieller Preparedness-Aktivitäten

Was erfordert die „Weiterentwicklung eines vorausschauenden

humanitären Systems“?

Verbesserte Preparedness for Response = gezielte Minderung von

kurzfristig steigenden Katastrophenrisiken erforderte eine Ad-hoc-

Finanzierung

• Ad-Hoc Finanzierung

• No-Regret (multifunktionale Strategie)

Grundlagen für eine verbesserte

(Re-) Aktionsfähigkeit humanitärer Hilfe

Indikatoren zur Frühwarnung identifizieren

lokale und nationale Risikoanalysen bereitstellen

effektive Frühwarnsysteme etablieren

SOP – Standard Operating Procedures

(verbesserte Maßnahmenpakete)

Ist damit das Vorsorgeziel erreicht?

Arbeiten in sozialen Kontexten

für eine verbesserte

(Re-) Aktionsfähigkeit humanitärer Hilfe

• Katastrophenvorsorge ist kein Projekt oder fertige Dienstleistung sondern ein Prozess, der von sozialer Interaktion lebt.

• Operative Pläne können helfen, ein starres Überstülpen birgt die Gefahr, Verwundbarkeit bestimmter Gruppen zu übersehen.

• Wenn ein Vorsorgeplan greift, heißt dies nicht, dass er zwangsläufig bei einer neuen Katastrophe ebenso effizient ist.

• Wenn ein Vorsorgeplan nicht greift, heißt dies nicht zwangsläufig, dass er überflüssig wird

• Leben die Menschen nach einer Katastrophe in ähnlichen Mustern wie vor der Katastrophe, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Ereignis eintritt und katastrophale Auswirkungen nach sich zieht.

• Erkenntnisse und Schlüsse aus Vorsorge- und Anpassungsmaßnahmen müssen in

weitere Planung kontinuierlich eingehen. (Anpassung der Anpasssung)

plötzlich einsetzende Folgen

• Starkregen (oft nach Trockenphasen)

• Flut und Überschwemmungen

• Brände

• Wirbelsturm

• Bergrutsch / landslide

schleichende Klimaphänomene

• Trockenheit und Hitzewellen

• Zeitliche Verschiebung von Niederschlägen

• Versalzende Böden

• Verlust von Land entlang der Küsten

• Gletscherschmelze

Herausforderungen für eine verbesserte

(Re-) Aktionsfähigkeit humanitärer Hilfe

• Vorausschauendes humanitäres Handeln auch dann, wenn es keine

Medienaufmerksamkeit gibt

• Etablierung von Katastrophenvorsorge: Wie überzeugen, wenn Katastrophen

aufgrund wirksamer Vorsorgemaßnahmen nicht eingetreten sind.

• Statt Humanitäres Handeln durch Mitgefühl während bzw. nach einer Katastrophe

bestimmen zu lassen, braucht es Solidarität mit Menschen, die noch nicht von

Katastrophen betroffen aber den Risiken ausgesetzt sind.

• Heute müssen viele Gefahren nicht nur dort adressiert werden, wo sie auftreten.

Mitunter liegen sowohl Ursachen als auch Lösungen in anderen Region der Welt -

eventuell sogar im Zeitalter einer anderen Generation.

Herausforderungen für eine verbesserte

(Re-) Aktionsfähigkeit humanitärer Hilfe

• Zugang zu und Bereitstellung nationaler Klima-Risiko-Analysen

• Lesbarkeit von Seiten der lokalen Partnerorganisationen

• Frühwarnsysteme: Sender und Empfänger müssen gleichermaßen gestärkt werden

• Bedarfsermittlung im Vorfeld einer Katastrophe / verschiedener

Katastrophenszenarien

• abgestimmte Maßnahmen zur Risikominderung auf lokaler Ebene: Wie abstimmen

/ testen / einüben / nachjustieren?

• Synergien von (spezifischen) lokalen und kommunalen mit (übergeordneten)

nationalen Plänen nutzen und Widersprüche vermeiden

• Stärkung von Selbsthilfekapazitäten: Verschränkung von Nachbarschaftshilfe und

klimasensiblen gesellschaftlichen Strukturen

• Wie können in Anbetracht des Angebotes von multinationalen Konzernen (Bereich

Agrarwirtschaft und Kreditwesen sowie Risikoversicherungen) Abhängigkeiten

vermieden werden?

» Guatemala « … K l i m a w a n d e l u n d H u n g e r s i n d z w e i S e i t e n

e i n e s v e r s c h r ä n k t e n P h ä n o m e n s .

» Guatemala « … K l i m a w a n d e l u n d H u n g e r s i n d z w e i S e i t e n

e i n e s v e r s c h r ä n k t e n P h ä n o m e n s .

• Aufgrund der verstärken Auswirkungen des Wetterphänomens El Niño herrscht im Trockengürtel Guatemalas seit 2014 eine Dürre.

• Längere und häufigere Dürrephasen im Wechsel mit sintflutartigen Regenfällen, die zu Überschwemmungen führen, sind die Folge des Klimawandels.

• Das hat Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Produktion, und es kommt zu

Ernteausfällen, einem Rückgang der Lebensmittelreserven bei gleichzeitigem Anstieg der Preise für Grundnahrungsmittel. Die Aussaat von Mais, Bohnen und Gemüse erfolgt nicht nach gewohntem Muster, weil die Niederschläge fehlen.

• Die Bevölkerung kann sich nicht mehr ausreichend ernähren. Die drei Verwaltungsbezirke Chuarrancho, Amatitlán und Palencia im Departement Guatemala weisen eine besonders hohe Anzahl an unterernährten Menschen auf: Allein bis zu 35 Prozent der dort lebenden Kinder unter 5 Jahren haben Wachstumsstörungen durch Mangelernährung.

» Guatemala« S t r a t e g i e : R e s i l i e n z s t ä r k e n d u r c h P r a x i s u n d E r f a h r u n g

Vorsorge / Klimaanpassung Die Familien der Kleinbauern lernen in Workshops, aus Gaze, Rohren und Stahlbögen Makrotunnel für die Bewässerung zu bauen.

Praxisorientierte Seminare zu Themen rund um Wassermanagement, Ökosystem, nachhaltige Landwirtschaft, Gemüsegärten, Gesundheit und Ernährung. Gebaut werden neue Viehställe, verbesserte Kochherde, Silos und Latrinen.

» Guatemala« m u l t i f u n k t i o n a l e A n s ä t z e m i t g e r i n g e m f i n a n z i e l l e m

A u f w a n d u n d h o h e m A n t e i l k o m m u n a l e r P a r t i z i p a t i o n

Mit Makrotunneln wird der Insektenbefall reduziert und die Pflanzen werden vor Extremwetter-phänomenen geschützt

» Guatemala« M u l t i f u n k t i o n a l e A n s ä t z e m i t g e r i n g e m f i n a n z i e l l e m

A u f w a n d u n d h o h e m A n t e i l k o m m u n a l e r P a r t i z i p a t i o n

Vorrausschauende Klimaanpassung Die Workshops dienen gleichzeitig dem Erfahrungsaustausch, denn jede Familie hat eigene Beobachtungen zu Regen und Dürre gemacht, und auch Ideen entwickelt, wie mit der Trockenheit künftig verfahren werden kann. Der Austausch der Familien untereinander ist ein Wert für die Zukunft: hier wird bäuerliches Wissen weiterentwickelt und geteilt und schwierige Feldarbeiten oder Gemüsegärten gemeinsam gemeistert. No-Regret: die multifunktionalen Elemente sind in jedem Fall für eine Ernährungssicherung zielführend, ob mit oder ohne klimawandelbedingte Risiken

Das mit Scham behaftete und individualisierte Problem „Hunger und Mangelernährung“ wird zu einer gesellschaftlich-politischen Herausforderung: Die Gemeinden setzt sich mit ihrer Ernährungssituation, den Ursachen, Folgen und Gegenstrategien aktiv auseinander.

Forecast-based Preparedness for Response

basierend auf Klimarisikoanalyse

für eine verbesserte (Re-) Aktionsfähigkeit

A: schon erlittene Schäden PLUS künftige Schäden >> potenzielle

Schadenszenarien

B: Vulnerabilitätsanalyse (Bewältigungsstrategien einbeziehen – Resilienz

schwächende wie auch Resilienz stärkende Strategien)

C: Kapazitätsanalyse (Personal / Infrastruktur / Finanzen …)

=>> Klimarisikoanalyse (potentielle Klimaveränderungen + ABC)

=>> No-Regret Vorsorge-Maßnahmen mit Blick auf die Schwächsten:

(multifunktional und auch dann sinnvoll, wenn klimabedingte Katastrophen

nicht eintreten)

Preparedness: Was kann die vorausschauende

klimasensible Vorsorge leisten – was nicht?

• Verständliche Empfängergerechte Frühwarnsysteme

• Evakuierungs- und Notfallpläne in Kenntnis und mit dem Einverständnis

der Bevölkerung / Übung für eine praktische Umsetzung

• Wissen über Krankheiten, die über Wasser übertragen werden

• WASH: Gesundheit und Hygiene / Abwassersysteme

• Wissen über Tier- und Pflanzenkrankheiten

• Sicherheit für Vieh (vor Hitze / Überschwemmung)

• Sichere Erntelagerung

• Angepasste multifunktionale Anbausysteme

• Regulierung von Marktpreisen durch Subventionen / Notfallrationen

• Angepasste Infrastruktur / Gebäude / Kanalisation / Toiletten

• Klimaversicherung und forecast –based preparedness / ad-hoc financing

Preparedness: Was kann die vorausschauende

klima-sensible Vorsorge oft nicht leisten?

• Schwer vorhersagbar: Ausmaß der schleichenden Zerstörung von

Lebensgrundlagen

– Anstieg Meeresspiegel >> versalzende Böden

– Kälte >> verarmte Weiden >> giftige Weidepflanzen

– ausbleibende Fluten >> Nährstoffarmut auf Schwemmlandflächen

– Temperaturanstieg Meere >> Korallensterben >> Abbrechen der Dünen >> Überflutung

von Reisfeldern >> Landverlust

– nicht-saisonale Niederschläge >> Ziegelhandwerk erleidet Verluste

• Schwer vorhersagbar: negative Synergien und Resilienz-

schwächende Bewältigungsstrategien

• Verkauf von Vieh PLUS Landverlust PLUS Preissteigerung PLUS Krankheit

• Schuldenspiralen / Auszehren durch schleichenden Verlust des Zugangs zu Betriebsmitteln

und Wissenssystemen

• Migration / Flucht

Vorläufiges Fazit

Eine Katastrophe beginnt - aufgrund fehlender Vorsorge und der Verwundbarkeit marginalisierter oder ihrer Rechte beraubter Gruppen -bereits vor dem Ereignis, das die Öffentlichkeit als Katastrophe nachrichtlich und bildlich wahrnimmt. Insofern erfordert Katastrophenvorsorge ein Rück- und Weitblick - sie zusammen ermöglichen ein sensibles Voraussehen.

Katastrophenvorsorge ist kein Projekt oder fertige Dienstleistung, sondern ein Prozess der von sozialer Interaktion lebt.

Wenn Menschen nach einer Katastrophe in ähnlichen Mustern leben wie vor der Katastrophe, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Ereignis eintritt und katastrophale Auswirkungen nach sich zieht.

Je umfangreicher Gerechtigkeit bei der Katastrophenvorsorge mitgedacht wurde, desto eher lässt sich Klimagerechtigkeit bei der Katastrophenhilfe realisieren.

Vorläufiges Fazit

• Vorsorge bedeutet auch Bildung und Ausbildung sowie Sammeln von Erfahrungswissen!!

• Katastrophenvorsorge ist strukturbildend. Strukturen müssen in gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen wachsen und sind um so nachhaltiger und effizienter, je breiter die Basis ist, von der sie getragen werden. Sozial gerechte Strukturen etablieren Mechanismen, um auch die schwächsten an dem Prozess teilhaben zu lassen und ihre Belange in besonderem Maße einzubeziehen.

• Die wahre Tragödie ist, dass wir Katastrophen zulassen, indem wir nicht allen Menschen "Vorsorge" / „Schutz“ ermöglichen.

DANKE für Ihre AUFMERKSAMKEIT

Stichpunkte für die gemeinsame Diskussion: # Strategien und konzeptionelle Herausforderungen für die Nothilfe bei klimawandelbedingten Katastrophen – was sind hier Aspekte der „Gerechtigkeit“? # Resilienz und Anpassung – auf welcher Ebene und in welchen Bereichen sind diese nötig und/oder möglich? # Was sind Potentiale und was sind die Grenzen partizipativer gemeindebasierter Konzepte der Vorsorge?