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I

Foerster
Textfeld
978-3-7910-2789-0 Müller-Stewens/Lechner, Strategisches Management/4., überarbeitete Auflage © 2011 Schäffer-Poeschel Verlag (www.schaeffer-poeschel.de)
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Kapitel 1

Einführung

in das Strategische

Management

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Kapitel 1

Einführung in das Strategische Management

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41Einführung

Ob Trendsetter Apple oder Fussballklub FC Barcelona, ob AutomobilkonzernDaimler oder soziales Netzwerk Facebook – sie alle sind Unternehmen, diesich in der Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt zu bewähren haben. Dochwovon hängt es ab, ob sie erfolgreich sind oder untergehen? Wie unterscheidensie sich von ihren Konkurrenten und welche Konsequenzen haben diese Unter-schiede? Warum sind einige Unternehmen in der Lage besser mit Krisen umzu-gehen und sich rascher anzupassen als andere? Mit derartigen Fragen beschäftigtsich eine Disziplin, die als Strategisches Management bezeichnet wird. Im Laufeihrer relativ jungen Geschichte hat sie eine reichhaltige Ökologie des Wissens zusolchen Themen produziert. Sie offeriert sowohl wichtige Konstrukte, Theorien,Methoden und wissenschaftliche Erkenntnisse, als auch praktische Instrumenteund Gestaltungsempfehlungen. Teilweise präsentiert sie sich geordnet und über-sichtlich, an ihren Rändern jedoch finden spannende Diskussionen statt, die sichaus heterogenen Meinungen und ambivalenten Erkenntnissen speisen. Wer sichauf die dort behandelten Fragestellungen und Ansätze einlässt, dem wird sicheine faszinierende Welt eröffnen, in der es viel Interessantes zu erkunden gibt.

Übersicht Kapitel 1

• Zur Verwendung des Buches• Darlegung der historischen Entwicklungslinien des Strategischen Manage-

ments• Definition des Strategischen Managements• Herausforderungen des Strategischen Managements• Erklärung des zentralen Bezugsrahmen dieses Buchs (General Management

Navigator GMN)• Gestaltungsebenen eines Strategischen Managements

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1.1 Wie kann man dieses Buch verwenden?

Das vorliegende Buch versteht sich als Reiseführer auf einer Expedition in dieWelt des Strategischen Managements. Als solcher strukturiert es das Terrain,zeigt unterschiedliche Ansätze, prüft kritisch bestehendes Wissen, und wirft of-fene Fragestellungen auf. Das Buch bewegt sich ganz bewusst an der Schnittstellezwischen Wissenschaft und unternehmerischer Praxis. Dort will es einerseitstheoretisches Gedankengut, andererseits praktisch anwendbare Konzepte ver-mitteln. Der Schwierigkeiten, die sich dabei stellen, sind wir uns bewusst. Wäh-rend sich die Wissenschaft primär um das Beschreiben, Verstehen oder Erklärenvon Phänomenen bemüht, die sie in der unternehmerischen Praxis beobachtet,ist die unternehmerische Praxis – verkürzt formuliert – primär an gut fundiertenGestaltungsvorschlägen interessiert. Folgt die unternehmerische Praxis profes-sionellen Ansprüchen, dann greift sie auf das angebotene Reflexionspotenzial anDeskriptionen und Theorien der Wissenschaft zurück, »transformiert« es in ih-ren spezifischen Kontext und wendet es dort an, wo es passend ist. Die Über-gänge zwischen den beiden Bereichen sind weder trivial noch komplikationslos.Gleichwohl gilt es immer wieder, die Brücke zwischen ihnen zu schlagen und diedurch ihre jeweilige Eigenlogik verursachten Spannungsfelder produktiv zu nut-zen. Ob uns dies im Rahmen dieses Buches gelungen ist, möge der Leser beurtei-len.

Bezugsrahmen: Um die Fülle an Material zu ordnen, werden wir uns an einemübergreifenden Bezugsrahmen orientieren, den wir General Management Navi-gator (GMN) nennen. Er besteht aus fünf Feldern und strukturiert mit diesen dieDisziplin des Strategischen Managements in einer logischen Form, die man auchfür die praktische Anwendung einsetzen kann. Größtenteils greifen wir dabei aufdie bereits bestehende »Ökologie des Wissens« zurück, doch dort, wo Lückenbestehen, setzen wir eigene Bezugsrahmen ein. In jedem Feld werden sowohl wis-senschaftliche Reflexionen als auch Gestaltungsansätze offeriert.

Aufbau des Buches: In Kapitel 1 wird zuerst die historische Entwicklung desStrategischen Managements beschrieben und der zentrale Bezugsrahmen des Bu-ches, der General Management Navigator, in seinen Grundzügen vorgestellt. Ka-pitel 2 wendet sich den Fragen der Initiierung von Strategien bzw. der Thematikder Strategischen Prozesse zu. Kapitel 3 untersucht die Positionierung von Unter-nehmen, während Kapitel 4 sich mit Fragen des Geschäftsmodells und der Wert-schöpfung auseinandersetzt. Kapitel 5 beschäftigt sich mit Herausforderungenund Ansätzen im Rahmen der Veränderung und der strategischen Erneuerungund Kapitel 6 schließt mit Ausführungen zur Performance-Messung ab. Um denÜberblick innerhalb dieser Kapitel zu erleichtern, sind die Kapitel zu den Felderndes GMN nach einem einheitlichen Schema aufgebaut. Dies soll dem Leser nichtnur die Orientierung erleichtern, sondern ihm eine einheitliche Darstellung vonThemen und Aufgaben des Strategischen Managements bieten, die er auch füreine weiterführende Beschäftigung mit dieser Disziplin verwenden kann.

Wege durch das Buch: Je nach Zielsetzung und Interesse können mehrere Lesep-fade eingeschlagen werden. Sie eröffnen unterschiedliche Zugänge zum Strategi-schen Management:

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6 1.1 Wie kann man dieses Buch verwenden?1Einführung

• Der eilige Leser: Will man möglichst rasch Logik und Aufbau des GeneralManagement Navigator verstehen, dann bietet es sich an, mit Kapitel 1.3 zubeginnen. Hier wird der Bezugsrahmen kurz vorgestellt. Anschließend kannman sich auf diejenigen Kapitel stürzen, die einen besonders interessieren.

• Der wissenschaftliche Leser: Will man eher die wissenschaftlichen Grundlagender einzelnen Felder verstehen, so sind vor allem die Kapitel mit der Über-schrift »Reflexion« von Relevanz. Hier werden primär Theorien und Modellevorgestellt, die Einblick in die Besonderheiten des jeweiligen Teilbereiches ver-schaffen. Ergänzend kann man sich in Kapitel 1 über die historische Entwick-lung des Strategischen Managements informieren. Wir haben uns bemüht,diese Kapitel so zu schreiben, dass sie auch für den wirtschaftswissenschaftlichweniger Bewanderten nachvollziehbar und hilfreich sind.

• Der fokussierte Leser: Hat man eine konkrete Frage oder will sich gezielt überein Gebiet informieren, dann empfiehlt es sich direkt auf das jeweilige Kapitelzu springen. Jedes Kapitel ist so geschrieben, dass es für sich alleine gelesenwerden kann.

• Der umfassend interessierte Leser: Sehr freuen wir uns über den gründlichenLeser, der sich von der ersten bis zur letzten Seite aufmerksam durch das Buchbewegt und den die Ausführungen sowohl inspirieren als auch zu kritischenReflexionen anregen. Ihm wird sich das ganze Spektrum des Buches erschlie-ßen.

• Der nachschlagende Leser: Mit Hilfe der detaillierten Verzeichnisse (Firmen,Personen, Stichworte, Literaturstellen) kann das Buch auch als effizientesNachschlagewerk verwendet werden.

Symbole und ihre VerwendungNeben der Kapitelgliederung verfügt das Buch über eine zweite Gliederungsform, diedurch Symbole gekennzeichnet ist. Diese durchziehen alle Kapitel und bieten vertie-fende Ausführungen an. Sie können bei Bedarf übersprungen werden, ohne dass derGang der Argumentation verloren geht. Insgesamt kommen im Buch die folgenden5 Symbole vor.

Exkurs: Im Rahmen von Exkursen werden interessante Themen vertieft. Der Leserkann sich dadurch stärker mit einer Thematik auseinandersetzen.

Fallbeispiel: Zur Illustration von Themen werden eine Reihe von kurzen Fallstudieneingesetzt. Sie greifen Ereignisse in real existierenden Unternehmen auf und dienen derDiskussion und Reflexion. Sie stellen jedoch keine Urteile darüber dar, ob ein Unter-nehmen eine Herausforderung angemessen bewältigt hat.

Standpunkt: Ein Standpunkt soll die eigene Meinungsbildung anregen. Er greift eineprägnante Position zu einem Thema auf oder zitiert eine pointierte Aussage.

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1.2.1 Historische Skizze 7

Workshop: Um Führungskräfte in ihrer Arbeit zu unterstützen, zeigen Workshopskonkrete Vorgehensweisen auf, wie man ein wichtiges Thema in der Organisation be-arbeiten kann.

Ressourcen: Dieses Symbol verweist auf wichtige Akteure, Quellen und Internet-Res-sourcen im Gebiet des Strategischen Managements.

1.2 Entwicklung des Strategischen

Managements

Die Themen des Strategischen Managements sind direkt in der unternehmeri-schen Praxis verankert. Sie betreffen die Entwicklung und das Überleben vonUnternehmen und manifestieren sich u.a. in der Auswahl der Produkte undDienstleistungen, der Positionierung gegenüber Wettbewerbern, der Organisa-tion betrieblicher Strukturen und Prozesse etc. Die Disziplin des StrategischenManagements existiert schlichtweg deshalb, da solche Themen für Unternehmenim Speziellen und für kapitalistische Gesellschaften im Allgemeinen äußerstwichtig sind. Im Folgenden werden wir zunächst die historische Entwicklung derDisziplin skizzieren und anschließend Charakteristika eines Strategischen Ma-nagements besprechen.

Lernziele

• Vermittlung der begrifflichen Ursprünge des Strategischen Managements (SM)• Darlegung der Entstehung des SM als eigenständige Disziplin• Definition des SM und seiner Bestandteile• Charakterisierung strategischer Problemstellungen• Darlegung verschiedener Strategieverständnisse• Strukturierung des Feldes SM• Hinweise auf wichtige Ressourcen für die Arbeit im SM

1.2.1 Historische Skizze

Die begrifflichen Ursprünge des Strategischen Managements reichen relativ weitzurück. Während der Managementbegriff erstmalig in England im 19. Jahrhun-dert auftaucht und dort teilweise funktional, teilweise rollenbezogen verwendetwird, lässt sich der Strategiebegriff etymologisch auf das Griechische zurückfüh-ren. Dort bezeichnet er die Kunst der Heerführung (stratos = Heer, agos = Füh-rer). Angesicht der zahlreichen Konflikte, die die griechischen Stadtstaaten ge-

Strategie als Kunstder Heerführung

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8 1.2 Entwicklung des Strategischen Managements1Einführung

geneinander oder gemeinsam gegen starke Gegner wie die Perser austragen, istdiese Kunst dort bereits hoch angesehen. Für den Philosophen Sun Tzu (400–300v. Chr.), der in China wegweisende Überlegungen zur Kriegskunst anstellt, istStrategie ebenfalls entscheidend. Er bezeichnet sie als »the great work of the or-ganization. In situations of life or death, it is the Tao of survival or extinction. Itsstudy cannot be neglected.« Im 19. Jahrhundert stechen dann die Ausführungenzur Militärwissenschaft von Carl v. Clausewitz hervor, der Strategie als »Ge-brauch des Gefechts zum Zwecke des Krieges« bezeichnet. Er zieht Parallelenzwischen Militär und Wirtschaft und öffnet damit der Übertragung militärischenGedankenguts in die Ökonomie die Tür – eine Tendenz, die bis heute anhält. Indie gleiche Richtung führen ab 1947 die Überlegungen von Oskar Morgensternund John von Neumann, die aus einem mathematisch-spieltheoretischen Kon-text den Strategiebegriff in die Wirtschaftstheorie einführen.

Als eigenständige Disziplin formiert sich das Strategische Management seit ca.50 Jahren, schwerpunktmäßig zunächst in den USA. Damit ist es deutlich jüngerals die unternehmerische Praxis, mit der es sich auseinandersetzt. Stehen anfangsnoch Begriffe wie »Business Policy« oder »Long Range Planning« im Vorder-grund der Diskussion, so werden diese sukzessive durch den Begriff des »Strate-gic Management« verdrängt. Ausgangspunkt der disziplinären Entwicklung sinddie Business Schools der US-amerikanischen Universitäten. Deren Lehrplan istzuerst nach einzelnen, betriebswirtschaftlichen Funktionen (wie Marketing, Fi-nanzen etc.) aufgebaut. Diese werden mehr oder weniger unverbunden nebenei-nander gelehrt. Als dann der Wunsch nach einer Integration der einzelnen Ele-mente aufkommt, wird ein neuer Kurs als konzeptionelle Klammer geschaffen.Erstmals geschieht dies an der Harvard Business School, wo bereits im Jahre1911 ein Kurs mit dem Titel »Business Policy« im Senior Management Trainingauftaucht. Im Gegensatz zum militärischen Strategieverständnis geht es dabeinicht mehr nur um die Wahl der Mittel zur Erreichung vorgegebener Ziele, son-dern auch um deren Festlegung und die Ausrichtung der Unternehmenspolitik.Auf Grundlage der in Harvard gepflegten Fallstudienmethodik behandelt derKurs ausgewählte betriebswirtschaftliche Probleme hochrangiger Manager,meist aus einer multifunktionalen Perspektive. Ein festgelegter Inhalt besteht zu-nächst nicht; auf eine theoretische Unterlegung wird weitgehend verzichtet. Al-les, was einen Beitrag zur Bewältigung der aufgeworfenen Themen verspricht,wird herangezogen, unabhängig davon, aus welchem Bereich der Beitragstammt. Der Lehrkörper setzt sich aus erfahrenen Professoren und ehemaligenManagern zusammen. Einen eigenen Karrierepfad, wie ihn die anderen betriebs-wirtschaftlichen Funktionen aufweisen, bietet das Feld noch nicht. Folglich wirddie Theorieentwicklung kaum vorangetrieben und eine eigentliche wissenschaft-liche Forschung findet nicht statt. Man beschränkt sich auf reichhaltige Beschrei-bungen aktueller Praxisfälle und eine Problemlösung »from case to case«.

Zur wissenschaftlichen Disziplin entwickelt sich das Feld dann ab Ende der60er-Jahre. Wissenschaftler werden nun an mehreren Universitäten explizit mitder Erforschung des Feldes beauftragt. Ein speziell auf »Business Policy« zuge-schnittener Karrierepfad wird eingerichtet, der durch alle akademischen Stufenbis hin zum Professor mit dauerhafter Anstellung führt. Damit folgt man institu-tionell den Karrieremöglichkeiten in den anderen Funktionen nach. In der Folgeentsteht eine lebhafte Forschungsbewegung und die Akkumulation von Wissensetzt ein. Wissenschaftliche Gremien und Konferenzen konstituieren sich, For-

Strategie als eigen-ständige Disziplin

Strategie alsWissenschaft

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1.2.1 Historische Skizze 9

schungsergebnisse werden präsentiert, Konstrukte, Theorien und Methoden imwissenschaftlichen Diskurs ausgetauscht und diskutiert. Erste Artikel finden Ein-gang in allgemeine Managementjournale wie die Harvard Business Review, dieSloan Management Review oder die California Management Review, die meisteng mit einer der reputierten US-Business-Schools verbunden sind. Danach wer-den stärker akademisch ausgerichtete Zeitschriften wie Management Science oderAcademy of Management Journal gegründet. Ebenso entstehen spezifisch ausge-richtete Journale, in deren Titel sich die anfängliche Fokussierung der Disziplinauf das Thema der strategischen Planung niederschlägt, wie etwa Long RangePlanning. 1985 wird dann das Strategic Management Journal gegründet, welchessich rasch als führende Fachzeitschrift durchsetzt, und im 21. Jahrhundert kom-men Journals wie Strategic Organisation, Journal of Strategy and Management,Strategic Entrepreneurship Journal und das Global Strategy Journal hinzu.

Ressourcen: Wichtige ZeitschriftenBesuchen Sie einmal die Homepages dieser Zeitschriften, um sich einen Eindruck vonder derzeit aktuellen Diskussion zu verschaffen. Bei den meisten dieser Homepageskann man auch mittels einer Suchfunktion die Archive dieser Zeitschriften durchfors-ten:

Die theoretische Entwicklung der Disziplin ist zwar zeitlich kurz, inhaltlich je-doch umfangreich und kann daher an dieser Stelle nur skizziert werden. In einemengeren Sinne ist ihr Beginn mit vier Arbeiten verbunden, die in den 60er-Jahrenerschienen sind. In ihnen finden sich bereits viele der wichtigsten Ideen, die dieEntwicklung des Feldes bis heute prägen:

• Edith Penrose formuliert in ihrer »Theory of the Growth of the Firm« (1959)den Gedanken, dass die Einzigartigkeit eines Unternehmens durch die Qualitätder Ressourcen, über die es verfügt, zu erklären sei. »It is the heterogeneity,and not the homogeneity, of the productive services available or potentiallyavailable from its resources that gives each firm its unique character«. Damitwendet sie sich gegen die in der Neoklassik vorherrschende Sichtweise der Ho-mogenität von Ressourcen und letztendlich von Unternehmen.

• Der Managementhistoriker Alfred Chandler untersucht in seinem Werk»Strategy and Structure« (1962) den Wachstumsprozess von vier Unterneh-

Wissenschaftliche Zeitschriften Zeitschriften für die Praxis

Academy of Management JournalAcademy of Management ReviewGlobal Strategy JournalJournal of ManagementJournal of Management StudiesLong Range PlanningManagement ScienceOrganization ScienceStrategic Management JournalStrategic Entrepreneurship JournalStrategic Organization

Academy of ManagementPerspectivesCalifornia Management ReviewHarvard Business ReviewHarvard Business ManagerMIT Sloan Management Review

Einzigartigkeitdurch Qualitätder Ressourcen

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10 1.2 Entwicklung des Strategischen Managements1Einführung

men (Sears, General Motors, DuPont und Standard Oil) und fasst seineErkenntnisse in der These »Structure follows Strategy« zusammen. Neue orga-nisationale Formen lassen sich für ihn durch neue Wachstums- und Diversifi-kationsstrategien in der Entwicklung des Unternehmens erklären: »The thesisthat different organizational forms result from different types of growth canbe stated more precisely if the planning and carrying out of such growth isconsidered a strategy, and the organization devised to administer these enlar-ged activities and resources, a structure.«Wechselt die Strategie, so passt sichihr – zur Unterstützung ihrer Umsetzung – die Organisationsstruktur an. AlsStrategie definiert er »the determination of the basic long-term goals and ob-jectives of an enterprise, and the adoption of courses of action and the alloca-tion of resources necessary for carrying out these goals«. Es geht also primärum Kursbestimmung, Maßnahmenanpassung und Ressourcenallokation.

• Kenneth Andrews fasst seine Erkenntnisse in dem Buch »The Concept of Cor-porate Strategy« (1971) zusammen. Chandler folgend ist für ihn eine Strategieein »pattern of objectives, purposes, or goals and major policies and plans forachieving these goals, stated in such a way as to define what business the com-pany is in or is to be in and the kind of company it is or is to be«. Er erweitertden Ansatz erstens um die in dem Werk »Business Policy«, das er bereits 1965zusammen mit anderen Professoren der Harvard Business School verfasst hat,eingeführte Unterscheidung von Strategieprozessen in eine Phase der Formu-lierung einer Strategie und in die ihrer anschließenden Implementierung. DieseUnterscheidung ist wegweisend für nachfolgende Forschungsarbeiten. Zwei-tens erfolgt noch die Unterteilung strategischer Betrachtungen in einen Um-welt- und in einen Fähigkeitenaspekt: »Corporate strategy has two equally im-portant aspects, interrelated in life but separated to the extent practicable herein our study of the concept. The first of these is formulation; the second is im-plementation. Deciding what strategy should be is, at least ideally, a rationalundertaking. Its principal subactivities include identifying opportunities andthreats in the company’s environment and attaching some estimate of risk tothe discernible alternatives. Before a choice can be made, the company’sstrengths and weaknesses must be appraised. Its actual or potential capacity totake advantage of perceived market needs or to cope with attendant risks mustbe estimated as objectively as possible. The strategic alternative which resultsfrom a matching of opportunity and corporate capability at an acceptable le-vel of risk is what we may call an economic strategy.« Andrews betont auch,dass jedes Unternehmen eine Strategie hat. Ist sie nur implizit vorhanden, sokann sie aus seiner Sicht aus dem Handeln der Mitarbeiter rekonstruiert wer-den, da er unterstellt, dass jedes Handeln zweckgerichtet ist.

• Igor Ansoff behandelt in seinem Werk »Corporate Strategy« (1965) ausführ-lich die Grundzüge eines Strategischen Managements. Er rückt es etwas ausdem Mystischen, der reinen Topmanagement-Angelegenheit heraus und lässtes zur Technik werden, die es zu beherrschen gilt. Er argumentiert, dass es pri-mär darum ginge, das strategische Problem zu erkennen und es wirkungsvollzu lösen. Zur Analyse und Optionengenerierung entwickelt er erste einfacheKonzepte: Die Forderung nach dem Unternehmens-Umwelt-Gleichgewicht bil-det er z.B. über die SWOT-Analyse ab; die Produkt-Markt-Matrix führt er zurkonzeptionellen Unterlegung von Wachstumsüberlegungen ein. Weiter forma-lisiert er Strategieprozesse in ausgefeilte Phasenmodelle und wird damit zum

Structure followsStrategy

Formulierung undImplementierung

Erste Konzepte

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1.2.1 Historische Skizze 11

Wegbereiter der strategischen Planung. Er weist aber auch schon früh auf ihreGrenzen hin und untersucht den Veränderungsprozess, den solche Manage-mentsysteme bei ansteigender Umweltkomplexität erfahren. Daneben entwi-ckelt er wichtige Konzepte wie z.B. den Ansatz der »schwachen Signale«.

Ressourcen: Zentrale Theorien im Strategischen ManagementWichtige Theorien, die in der Strategieforschung zur Anwendung kommen, sind:Agency Theorie, Transaktionskostentheorie, Industrieökonomik (»Industrial econo-mics«), Spieltheorie, der ressourcenbasierte Ansatz (Resource-based view), der wis-sensbasierte Ansatz (Knowledge-based view), die verhaltensorientierte Theorie (Beha-vioral theory), die Netzwerktheorie, die Evolutionstheorie/Organisations- oderPopulationsökologie, die Institutionentheorie oder -ökonomie (»Institutional theory«)oder die Kontingenztheorie. Die wichtigsten Theorien werden am Anfang der nachfol-genden Kapitel 2–6 vertieft vorgestellt.

Nicht zu unterschätzen sind in dieser Zeit auch die Impulse, die von Beratungs-gesellschaften wie The Boston Consulting Group oder McKinsey ausgehen.Durch Konzepte wie die Erfahrungskurve, die Wachstums-Marktanteils-Matrixoder die Geschäftsfeldsegmentierung beeinflussen sie nachhaltig die Diskussion.Sie weisen den Weg für die Generierung anwendungsbezogener Konzepte, dieProbleme der Unternehmenspraxis strukturieren und diese – wenn möglich – mitLösungsvorschlägen versorgen. Gleichzeitig wirken die Beratungsgesellschaftenmit ihren Konzepten auch auf die Wissenschaft ein, da diese die »hinter« den je-weiligen Konzepten stehenden Theorieannahmen aufgreift und einer kritischenPrüfung unterzieht. Ebenso beobachten sie, was die Wissenschaft hervorbringtund »importieren« deren Erkenntnisse in ihre beratende Praxis.

Ressourcen: StrategieberatungsunternehmenDie Homepages mancher Strategieberatungsunternehmen bieten neben Informationenzu sich selbst auch sonstige interessante Ressourcen zum Strategischen Management.Besuchenswert sind z.B. die Homepages von:

• A.T. Kearney: www.atkearney.com• Bain & Company: www.bain.com• The Boston Consulting Group: www.bcg.com• Booz & Co: www.booz.com• McKinsey & Company: www.mckinsey.com• Oliver Wyman: www.oliverwyman.com• Roland Berger: www.rolandberger.com

Die Entwicklung des Strategischen Managements und seiner jeweiligen themati-schen Schwerpunkte lässt sich insbesondere über die immer neuen Herausforde-rungen erklären, denen sich das Management in der Ausgestaltung der Beziehun-gen des Unternehmens zu seinem Umfeld gegenüber sah.

In den 60er-Jahren konzentriert sich die Disziplin auf die Langfristplanungbzw. die strategische Planung. Doch schon bald zeigen sich deren Grenzen: Pla-nungsprozeduren verkommen zu bürokratischen Zielfestschreibungen, Problemein der Umsetzung häufen sich und darüber hinaus gelingt es ihr nicht, anstehendeUmweltveränderungen richtig zu prognostizieren. Forschungsarbeiten, die dieFormierung von Strategien empirisch deskriptiv – und nicht normativ – untersu-

Einflussder Beratungs-unternehmen

StrategischePlanung

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12 1.2 Entwicklung des Strategischen Managements1Einführung

chen, kommen zudem zu Prozessverläufen, die sich von denen der strategischenPlanung weitgehend unterscheiden. Nicht Rationalität und ein beabsichtigtes,explizites Formulieren und Implementieren von Strategien scheinen in der Unter-nehmenspraxis vorzuherrschen, vielmehr prägen inkrementelle, nichtlineare, vonZufall und ex-post-Rationalisierungen geprägte Prozesse das Bild.

In den 70er-Jahren beginnt die Verwissenschaftlichung der Disziplin. DerTrend, normative (und oft subjektiv gefärbte) Aussagen in den Hintergrund zurücken und stattdessen eine auf Beschreibung und Erklärung ausgerichtete Wis-senschaft zu etablieren, gewinnt an Bedeutung. Es entstehen deduktiv und induk-tiv angelegte Forschungsansätze, die Theorien und Modelle einer strengen, empi-rischen Überprüfung und Begründung unterziehen. Gleichzeitig beginnt sich dasFeld in zwei Forschungsstränge aufzuteilen: Während der erste sich der eben an-geführten Thematik der Strategieformierung zuwendet und untersucht, wie sichStrategien in Unternehmen tatsächlich bilden (Prozessforschung), thematisiertder zweite den Zusammenhang zwischen verschiedenen Strategien und ihrenPerformance-Implikationen (Inhaltsforschung). Hier wird u.a. erforscht, wiesich Diversifikationsstrategien auf den Unternehmenserfolg auswirken oder wieUnterschiede zwischen Firmen innerhalb der gleichen Branche zu erklären sind.Besondere Bedeutung erlangen in diesem Forschungsstrang die Arbeiten vonMichael Porter in den 80er-Jahren zum sogenannten »Market-based View«. Erüberträgt eine Reihe von Konstrukten der Industrieökonomie in die Strategie-lehre und erklärt damit in differenzierter Form, worin Wettbewerbsvorteile und– in letzter Konsequenz – Erfolgsunterschiede zwischen Unternehmen begründetsind. Zusätzlich entwickelt er mehrere strukturierende Bezugsrahmen, die in derPraxis eine weite Verbreitung erfahren.

In den 80er-Jahren differenziert die Strategieforschung ihr Theorienspektrumstark aus. In der Inhaltsforschung bedient man sich theoretischer Ansätze, wiez.B. der Transaktionskostentheorie, und wendet sie auf Fragen der Integrationund des Umfangs von Unternehmen an, untersucht spieltheoretisch das Verhal-ten von Firmen in kompetitiven und kooperativen Situationen, arbeitet komple-xitäts- oder systemtheoretisch an ihren Entwicklungsverläufen oder studiert po-pulationsökologisch die Entstehung und das Scheitern von Unternehmensgrup-pierungen. Besonders interessante Arbeiten werden auch unter den Begriffen»Strategic Change« und »Strategic Renewal« vorgelegt. Im Kern geht es dabeium die Frage, wie sich Unternehmen im Zeitablauf verändern und ob und inwie-weit sich eine solche Transformation willentlich herbeiführen lässt.

Anfang der 90er-Jahre entwickelt sich, die Gedanken von Penrose aufgreifend,der so genannte »Resource-based View«. Das Forschungsinteresse verlagert sichnun gewissermaßen in das Unternehmen hinein und man versucht von dort ausdie Quellen nachhaltiger Wettbewerbsvorteile zu ergründen. Eine Reihe von Ar-beiten beleuchten diese Aspekte und bemühen sich um quantitativ gestützte Er-kenntnisse. Weiterhin hohe Bedeutung haben Arbeiten zu Topmanagement-Teams, Akquisitionen oder Diversifizierung.

Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts rückt u.a. der sogenannte DynamicCapability View in den Vordergrund. Vereinfacht formuliert geht es hier um or-ganisationale Fähigkeiten zur Veränderung des Ressourcenbestandes von Unter-nehmen. Nicht die Ressourcen und Fähigkeiten per se, sondern wie sie miteinan-der verbunden, umgruppiert oder aufgebaut werden, prägt nun die Forschung.Ebenso werden Geschäftsmodelle, strategische Initiativen und Prozesse, Steue-

Prozess und Inhalt

Market-based View

StrategicChange & Renewal

Resource-basedView

Dynamic CapabilityView

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1.2.1 Historische Skizze 13

rung globaler Unternehmen sowie Allianzen und Netzwerke verstärkt untersucht– wie so oft kommt es auch hier zu einer Wechselbeziehung zwischen Wissen-schaft und den aktuellen Herausforderungen der Praxis in dieser Zeit. Bedeutungerlangt auch die tendenziell in der Prozessforschung anzusiedelnde »Strategy asPractice-Community«. Sie plädiert für einen »practice turn« in der Strategiefor-schung, in dem sie Strategie als etwas betrachtet, was Leute tun. Es wird die Ak-teursperspektive der strategischen Praktiker eingenommen. Was interessiert, sindderen Praktiken in ihrer alltäglichen Strategiearbeit.

Ressourcen: Wissenschaftliche Konferenzen und VerbändeDie Vielzahl an Konferenzen, die weltweit angeboten werden, ist kaum noch zu über-schauen. Drei Konferenzen stechen jedoch besonders hervor.

• Dies ist zum einen die jährlich stattfindende Konferenz der Strategic ManagementSociety, einer internationalen Vereinigung von Wissenschaftlern, Managern und Be-ratern. Die Homepage der Strategic Management Society (www.strategicmanage-ment.net) ist insofern interessant, als man sich von der jeweiligen Jahreskonferenzdie »Conference Track Themes« herunterladen kann und so einen Eindruck vonder Innendifferenzierung des Feldes erhält. Ebenso führt diese Gesellschaft eineReihe von Mini-Konferenzen durch, die sich gezielt einer spezifischen Thematikwidmen.

• Zweitens ist die Academy of Management (AOM) zu nennen. Ursprünglich in denUSA gegründet, gibt es heute Schwesterorganisationen in Europa, Südamerika undAsien, die ebenfalls Konferenzen durchführen. Bedenkt man, dass das Gebiet desStrategischen Managements in der Forschung Anfang der 60er-Jahre im Prinzipnoch gar nicht existent war, so ist es doch erstaunlich, dass die »Business Po-licy & Strategy Division« in der AOM heute die Abteilung mit den meisten For-schern darstellt. Besuchen Sie einmal diese sehr ergiebige Seite (www.aomonli-ne.org) und verschaffen Sie sich dadurch einen Eindruck von der Reichhaltigkeitund Dynamik des Feldes.

• Drittens finden neben diesen beiden Konferenzen in Europa Strategiethemen zuneh-mend Eingang in die EGOS-Konferenzen. EGOS (European Group of Organiza-tion Studies) (www.egos.cbs.dk) wurde 1973 informell und 1997 formell als pan-europäisches Netzwerk von Forschern auf dem Gebiet der Organisationstheorie ge-schaffen. Die offizielle Zeitschrift von EGOS ist »Organization Studies«.

Insgesamt kann die Entwicklung des Strategischen Managements über die letz-ten Jahrzehnte positiv beurteilt werden. In der Wissenschaft hat sich das Feld alseigenständige Disziplin fest etabliert, was z.B. an der hohen Anzahl von Konfe-renzen, Publikationen in Fachzeitschriften oder Wissenschaftlern, die auf diesemGebiet forschen, abzulesen ist. Die regionalen Unterschiede sind geringer gewor-den und die Dominanz amerikanischer Schulen ist einer größeren, internationa-len Vielfalt gewichen. Die Forschungsintensität hat erheblich zugenommen undin ihrer Folge auch die Konkurrenz um neue wissenschaftliche Erkenntnisse, diein den führenden Fachzeitschriften veröffentlicht werden. In der Praxis ist strate-gisches Gedankengut mittlerweile weit verbreitet und wohl jeder Manager ver-fügt zumindest über rudimentäres dazugehöriges Wissen. Dazu beigetragen hatsicher auch, dass sich in Lehre und Weiterbildung kaum noch eine Universitätfindet, die nicht Kurse zum Strategischen Management anbietet. Der Trend zu ei-ner evidenzbasierten Lehre, die sich basierend auf empirischen Daten am neues-ten Stand der Forschung orientiert, hat sich erfreulicherweise verstärkt und diepseudo-wissenschaftliche Scharlatanerie etwas zurückgedrängt. Die Bedeutung