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© U van Suntum VWL III WS 2009/10 Foliensatz 2.1 1 2.1 Grundlagen der Volkswirtschaftl. Gesamtrechnung (VGR) Auflösung Denksportaufgabe für Kreislauftheoretiker Drei Studenten kaufen einen Teppich für 150 €. Der Händler bekommt Skrupel und schickt den Lehrling mit 50 € zurück. Dieser unterschlägt aber 20 € und zahlt den Studenten nur 30 € aus. Die Studenten haben damit nur 120 € bezahlt. 20 € hat der Stift. Es waren aber 150 € da. Wo sind die 10 € geblieben? kfehler dabei: Vermischung von Strom- und Bestandsgrößen!!! Stromgrößenrechnung (Umsätze) Bestandsgrößenrechnung (Geldmenge) 120 € wurden netto bezahlt 100 € davon erhielt Händler 20 € unterschlug Lehrling Stromgrößen ergeben 120 € ! 150 € sind im Kreislauf 100 € hat am Ende der Händler 20 € hat der Stift 30 € haben die Studenten Bestandsgrößen ergeben 150 € !

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2.1 Grundlagen der Volkswirtschaftl. Gesamtrechnung (VGR) Auflösung Denksportaufgabe für Kreislauftheoretiker

Drei Studenten kaufen einen Teppich für 150 €. Der Händler bekommt Skrupel und schickt den Lehrling mit 50 € zurück. Dieser unterschlägt aber 20 € und zahlt den Studenten nur 30 € aus.

Die Studenten haben damit nur 120 € bezahlt. 20 € hat der Stift. Es waren aber 150 € da. Wo sind die 10 € geblieben?

Denkfehler dabei: Vermischung von Strom- und Bestandsgrößen!!!

Stromgrößenrechnung (Umsätze) Bestandsgrößenrechnung (Geldmenge)

120 € wurden netto bezahlt

100 € davon erhielt Händler

20 € unterschlug Lehrling

Stromgrößen ergeben 120 € !

150 € sind im Kreislauf

100 € hat am Ende der Händler

20 € hat der Stift

30 € haben die Studenten

Bestandsgrößen ergeben 150 € !

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Strom- und Bestandsgrößen*)

Strom

*) Nach N. Gregory Mankiw, Makroökonomik, 2. Aufl., Wiesbaden 1996, S. 23

Strom

(Einkommen, Investition, Geburten...)

(Vermögen, Kapitalstock, Bevölkerung...)

(Verzehr, Abschreibung, Sterbefälle…)

Bestand

Strom

Strom

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Tableau Economique(Kreislaufdarstellung der Zahlungsströme)

Eigentümer(classe proprietaire)

Pächter (Landwirtschaft)(classe productive)

Gewerbe (Handwerk)(classe steril)

1000 GENahrungskäufe

1000 GEWarenkauf

1000 GEWarenkauf

2000 GEEigenverbrauch/Rücklagen

2000 GENahrungs-/Rohstoffkäufe

2000 GEPacht

Annahme: Pächter erstellen p.a. Nahrungsmittel und Rohstoffe im Wert von 5000 GE

GE=Geldeinheiten

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Physiokratische (Fehl-)Interpretation:

• Die Bruttoproduktion der Volkswirtschaft beträgt 7000 GE (Addition der Umsätze)

• Nur Agrarsektor ist aber nettoproduktiv: 5000 GE Umsatz

./. 1000 GE Zahlungen an Gewerbe (Warenkäufe)

./. 2000 GE Eigenbedarf= 2000 GE „produit net“ (Pacht)

• Handwerkssektor ist steril:(Zuflüsse = Abflüsse) => kein Beitrag zur Wertschöpfung

• Politische Forderung: Förderung der Landwirtschaft als einzig produktiven Sektor

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Kritik an physiokratischer Interpretation:

• Reine Zahlungsströme

=> keine Aussage über Art der bezahlten Leistungen

• „Nettoproduktivität“ des Agrarsektors würde sofort verschwinden, wenn die Rentenzahlungen (Pacht) eingestellt würden

• Problem letztlich: Unscharfe volkswirtschaftliche Begriffe, unklare Interpretation der realen Vorgänge

=> Notwendigkeit der VGR!

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Verkäufe zwischen Sektoren können sein:

• Vorleistungen = nicht dauerhafte Produktionsmittel und Dienste, die von anderen Unternehmen geliefert und in der gleichen Periode verbraucht (z.B. Brennstoffe) oder weiterverarbeitet (z.B. Bleche, Holz) werden

• Investitionen I =dauerhaft (d.h. mehr als eine Periode lang) nutzbare, nicht geringwertige Produktionsmittel und Dienste (z.B. Software, Urheberrechte, Suchbohrungen) sowie Lagerveränderungen, die selbst erstellt oder gekauft werden (neu oder gebraucht), abzüglich eigener Verkäufe

• Konsum C =

Erwerb bzw. Nutzung von wirtschaftlichen Waren und Diensten zur unmittelbaren Befriedigung menschlicher Bedürfnisse

Konsum und Investition sind Teil der Endnachfrage, zudem auch der Export

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Produktionswert und Vorleistungen

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Produktionswert(zu Herstellungspreisen)

Vorleistungen

(Netto-)Wertschöpfung

Abschreibungen

Brutto-Wertschöpfung

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Zentrale Fragestellungen der VGR am Beispiel des Tableaus:

• Wie hoch ist der volkswirtschaftliche Überschuss hier wirklich? => Höhe der (Brutto-)Wertschöpfung bzw. des BIP

• Welcher Sektor trägt wieviel dazu bei?

=> Entstehungsrechnung des BIP

• Wer erzielt wieviel Einkommen? => Verteilungsrechnung des BIP

• Wie wird Einkommen auf Konsum und Investition aufgeteilt? => Verwendungsrechnung des BIP

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Das Tableau als Input-Output-Tabelle:Physiokratische Interpretation

Lieferung von… an

Landwirte Handwerk Eigentümer(Endnachfrage)

Summe

Landwirte 2000 2000 1000 5000

Handwerk 1000 0 1000 2000

Wertschöpfung 2000 0

Summe 5000 2000

• Alle Leistungen zwischen Landwirtschaft und Handwerk werden als Vorleistungen interpretiert • Die Differenz zwischen Gesamtproduktion eines Sektors und den von ihm bezogenen Vorleistungen ist hier die Wertschöpfung• Nur die Landwirtschaft hat hier eine positive Wertschöpfung

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Das Tableau als Input-Output-Tabelle:Moderne Interpretation

Lieferung von… an Landwirtschaft Handwerk

Endnachfrage Summe

Eigentümer Land-wirte

Hand-werker

Landwirtschaft 1000 1000 1000 1000 1000 5000

Handwerk 500 0 1000 0 500 2000

Wertschöpfung 3500 1000

Summe 5000 2000

• Nur die Hälfte der Leistungen zwischen Landwirtschaft und Handwerk werden als Vorleistungen interpretiert, die andere Hälfte als Endnachfrage• Handwerker und Landwirte konsumieren und investieren jetzt in Höhe von jeweils 1000 GE • Jetzt sind beide Sektoren nettoproduktiv• Bei gleicher Gesamtproduktion steigt der produit net auf insgesamt 4500

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Finanzstatistik(Buchhaltungvon Bund und

Ländern)

VGR bzw.

ESVG 95(Statistisches Bundesamt)

Finanzierungs-rechnung

und Zahlungsbilanz

(DeutscheBundesbank)

Bestandteile gesamtwirtschaftlicher Buchführung:

Unterschiede z.B. bei Berechnung des staatlichen Budgetdefizits (z.B. Privatisierungserlöse) , des Außenbeitrags, der Staatsquote, der Periodenabgrenzung, der Buchung von Transfers (Kindergeld) als Steuermindereinnahme (FS) bzw. Transfer (VGR)

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Unterschiede VGR und Finanzstatistik

VGR Finanzstatistik

Abgrenzung Staat Bund, Länder Gemeinden, Gemeindeverbände

SozialversicherungsträgerSondervermögen der Gebietskörperschaften

Bund, Länder

SozialversicherungsträgerSondervermögen von Bund und Ländern

Defizitgrenze Finanzierungssaldo < 3%

(Maastricht-Kriterium)

Nettokreditaufnahme < 0,35% vom BIP (Art 115 GG)

Periodenabgrenzung Verursachungsgerecht Nach Zahlungsvorgang

Nicht defizitwirksame Zahlungsvorgänge

Veräußerungserlöse, Darlehen an Privaten Sektor, Tilgungen im öffentlichen Bereich, Erwerb von Beteiligungen

Defizitwirksame Zahlungsvorgänge

Alle übrigen Einnahmen und Ausgaben, Schuldenerlasse

Alle Einnahmen und Ausgaben

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FS Finanzstatistik -65,1 Mrd €

+ Darlehen an priv. Sektor + 7,4 Mrd. €

- Darlehensrückflüsse dito - 11,9 Mrd. €

+ Erwerb von Beteiligungen + 2,2 Mrd. €

- Veräußerungen dito - 13,3 Mrd. €

+ Tilgung an öff. Bereich + 0,9 Mrd. €

- Schuldenaufnahme dito - 0,6 Mrd. €

+/- sonstige Unterschiede - 0,8 Mrd. €

= FS VGR -81,2 Mrd. €

Vom Finanzierungssaldo der Finanzstatistik zum Finanzierungssaldo der VGR (2004)

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4 Sektoren moderner Volkswirtschaften in der VGR(teilweise in theoretischer Vereinfachung) 1)

• Private Haushalte: erbringen Faktorleistungen (A;K),

konsumieren (Cpr) und sparen (Spr), investieren aber nicht• Unternehmen: produzieren

Waren und Dienstleistungen, zahlen Löhne (W) und Gewinne (Q) an private Haushalte, verkaufen Waren und Dienstleistungen, investieren (Ipr) und verschulden sich, konsumieren und sparen aber nicht

• Staat: tätigt Staatsausgaben (G) (für Konsum CSt und Investitionen ISt), erhebt direkte und indirekte Steuern (Tdir und Tind), zahlt Subventionen (SUB) an Unternehmen und Transfers (TR) an Private HH, produziert Waren und Dienstleistungen

• Ausland: kauft (EX) und verkauft (IM) Waren und Dienstleistungen sowie Faktorleistungen (EXf bzw IMf)

1) Nicht völlig identisch mit Abgrenzung nach ESVG 95, siehe unten

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Zum Staat gehören in der VGR-Abgrenzung:

Gebietskörperschaften(Bund, Länder, Gemeinden)

Sozialversicherungsträger(GRV, GKV, ALV, GUV)

aber nicht:

Staatliche Unternehmen (Bahn, Post,Kommunale Versorgungsunternehmen)

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„Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften“

„Finanzielle Kapitalgesellschaften“

„Private Haushalte“

„Staat“

„Übrige Welt“

Kapital- und PersonenGesellschaften, Staats-

betriebe, Verbände

Banken, Versicherungen, Börsen etc.

Einzelpersonen, Familien

Selbständige Unternehmer

Gebietskörperschaften

Priv. Org. o.Erwerbszweck

Sozialversicherungsträger

HH und Betriebe mit ständigem Sitz im Ausland

Terminologie ESVG 95 InhaltTheorie

Unt

erne

hmen

Pri

vate

Hau

sha

lteStaat

Aus-land

Priv. Org. o.Erwerbszweck

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Modernes Beispiel: Vorleistungen in der Automobilindustrie

30

Mio. Euro

Eisen-Industrie

Stahl-Industrie

(30)

20

Kfz-Industrie

(30)

(20)

80

Ibr

= 20

C =110

Gesamte Bruttowert-schöpfung = 130

End-nachfrage

Wertschöpfungs-Beiträge

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VWL III WS 2009/10 Foliensatz 2.1 18© U van Suntum

Lieferung von… an

Eisen-Industrie

Stahl-Industrie

Kfz-Industrie

Endnachfrage Summe

C I

Eisenindustrie 30 30

Stahlindustrie 50 50

Kfz-Industrie 110 20 130

Wertschöpfung 30 20 80

Summe 30 50 130

Das Beispiel als Input-Output-Tabelle

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VGR –Zusammenhänge im Beispiel:

• Produktionswert = 30 + 50 + 130 = 210 (bewertet zu Herstellungspreisen)• ./. Vorleistungen (30 + 50) (bewertet zu Herstellungspreisen)• = Bruttowertschöpfung (130) (bewertet zu Herstellungspreisen)• + Gütersteuern TG (0)- Gütersubventionen SUBG (0)• = Bruttoinlandsprodukt (130) (bewertet zu Marktpreisen)• + Saldo Primäreinkommen mit Ausland (0)• = Bruttonationaleinkommen (früher: BSP) (130)• ./. Abschreibungen (Annahme: 10)• = Nettonationaleinkommen bzw. Primäreinkommen (120)• ./. indirekte Steuern Tind (0)• + Subventionen vom Staat SUB (0)• = Volkseinkommen (120) = W + Q (jeweils vor direkten Steuern) = Nettonationaleinkommen zu Faktorkosten

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Drei Berechnungsarten in der VGR

I Entstehungsrechnung Produktionswert (zu Herstellungspreisen)

- Vorleistungen= Bruttowertschöpfung + Gütersteuern – Gütersubventionen

II Verwendungsrechnung privater und staatl. Konsum+ Bruttoinvestitionen (= Nettoinv. incl.Lagerveränd. + ABS)

+ Exporte von Waren u. Dienstleist.- Importe von Waren u. Dienstleist.

= Bruttoinlandsprodukt (zu Marktpreisen)

+ Saldo Primäreinkommen aus d. übr. Welt

- Abschreibungen

= Bruttonationaleinkommen (zu Marktpreisen)

III Verteilungsrechnung = Nettonationaleinkommen (zu Marktpreisen) - indirekte Steuern + Subventionen = Volkseinkommen (= NNE zu Faktorpreisen) - Arbeitnehmerentgelt („Löhne“) = Unternehmens- u. Vermögenseinkommen („Gewinne“)

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Anteile am Bruttoinlandsprodukt 2006

Land- und Forstwirt-schaft, Fischerei

0,9%

Produzie-rendes

Gewerbe 29,4%

Handel, Gastgewer-

beu. Verkehr 17,9%

Dienst-leistungen

51,8%

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Anteile am Bruttoinlandsprodukt 2006

Außen-Beitrag 5,4%

Konsum 76,8%

Brutto-Investitionen

17,8%

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Anteile am Volkseinkommen 2006

Arbeit-nehmer-entgelt 65,6%

Unterneh-mens- und

Vermögens-einkommen

34,4%

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Merke: Unterschied zwischen Bewertung „zu Marktpreisen“ und „zu Herstellungspreisen“ ist immer Saldo TG - SUBG (betrifft Inlandskonzept)

Somit gilt: BIP = BWS + TG - SUBG

BWS =Gütermengezu Herstel-lungs-preisen

D.h. Gütersubventionen erhöhen die BWS, aber nicht das BIPGütersteuern erhöhen das BIP (nominal), aber nicht die BWS

Abflüsse Zuflüsse

TGMarkt-Erlöse

derInlands-unter-

nehmen(incl.TG)

SUBG

BIP (= Gütermengezu Marktpreisen)

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Merke: Unterschied zwischen Bewertung „zu Marktpreisen“ und „zu Faktorkosten“ ist immer Saldo Tind - SUB (betrifft Inländerkonzept)

Somit gilt: Y = NNE + SUB - Tind

Löhne W+

Gewinne Q

Tind

Am Markterwirtschaftete

Einkommender

Inländer./. ABS(incl.Tind)

SUB

Nettonationaleinkommen(NNE „zu Marktpreisen“)Volksein-

kommen Y(NNE „zu Faktorkosten“)

D.h. Subventionen erhöhen das Volkseinkommen Y, aber nicht das NNEIndirekte Steuern erhöhen das NNE (nominal), aber nicht Y

Abflüsse Zuflüsse

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1. Zusammenhang Produktions- und Importabgaben („Tind“) und Gütersteuern („TG“)

„Gütersteuern“ (TG: Mehrwertsteuer, Zölle, Importsteuern, Verbrauchssteuern

wie z.B. Mineralölsteuer etc, Versicherungssteuer) + „Sonstige Produktionsabgaben“ (Gewerbesteuer, Grundsteuer, Kfz-Steuer von Unternehmen) = „Produktions- und Importabgaben“ (Tind)

2. Zusammenhang Subventionen allgemein (SUB) und Gütersubventionen (SUBG)

„Gütersubventionen“ (SUBG: z.B. für ÖPNV und Straßenbau) + „Sonstige Subventionen“ (z.B. für Hochschulen) = „Subventionen“ (SUB)

3. Beispiele für Transfers TR (gehen überwiegend an priv. HH): Monetäre Sozialleistungen: Kindergeld,

Elterngeld, BaföG, ALG II

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Bruttoinlands-produkt BIP

=Summe des im

Inlanderstellten

Einkommens

Bruttonational-einkommen =

Summe der vonInländern **)

erzieltenEinkommen

Saldo derAuslands-

einkommen:*)EXf - IMf

*) Der Saldo der Auslandseinkommen kann auch negativ sein, d.h. dann erzielen Ausländer mehr Einkommen aus dem Inland als umgekehrt. Es kann sich um Löhne oder Gewinne (z.B. Zinsen) handeln**) Es gilt das Wohnsitzprinzip, nicht die Nationalität, d.h. Inländer ist, wer seinen dauerhaften Aufenthaltsort im Inland hat.

Merke: Unterschied zwischen „Inlandskonzept“ und „Inländerkonzept“ sind immer die grenzüberschreitenden Faktoren bzw. Faktoreinkommen

Erwerbstätigeim Inland

=Personen, die

einer Erwerbstätigkeit

im Inlandnachgehen

ErwerbstätigeInländer

= Personen mitWohnsitz imInland, die

(wo auch immer)einer

Erwerbstätigkeitnachgehen

Pendler-Saldo:Auspendler

./.Einpendler

Beispiel Einkommen: Beispiel Erwerbstätige:

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Merke: Unterschied zwischen „Brutto“ und „Netto“ sind die Abschreibungen:

Brutto-Wert-

schöpfungBWS

Netto-wert-

schöpfungNWS

Abschr.ABS

Brutto-national-

einkommenBNE

Netto-national-

einkommenNNE

Abschr. ABS

Ausnahme: Faktoreinkommen, hier gilt: Unterschied liegt in Tdir

Brutto-gewinne

Q

Brutto-löhne

W

Netto-LöhneWnetto

Tdir;w

Beispiel Wertschöpfung: Beispiel Nationaleinkommen:

Netto-Gewinne

Qnetto

Tdir;q

Brutto-gewinne

Q

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Merke: Unterschied zwischen „real“ und „nominal“ ist immer das Preisniveau bzw. der sogen. „Deflator“

Basisjahr (2000)(Annahme: Produktionsanstieg um 20%,

Preisniveauanstieg um 10%)

BIPreal = 100 * BIPnom/Deflator

„in Preisen von 2000“

„in jeweiligen Preisen“

200 = 100 * 200/ 100

Folgejahr (2001)

BIPreal = 100 * BIPnom/Deflator

„in Preisen von 2000“

„in jeweiligen Preisen“

240 = 100 * 264/110

D.h. das BIP steigt nominal um 32%real aber nur um 20%

D.h. reales und nominales BIP sind im Basisjahr (immer) identisch

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Seit der VGR-Revision 2005 wird das reale BIP nur noch als Kettenindex berechnet:

Konsequenz:

• Im ersten Folgejahr kein Unterschied zu früherer Methode• In weiteren Jahren jedoch plausiblere Ergebnisse für den Verlauf• Nachteil: reales BIP entspricht nicht mehr exakt der Summe der einzelnen Nachfragekomponenten• daher wird reales BIP selbst nicht mehr in € ausgewiesen, sondern nur noch als Index

Quelle dazu: M. Scheuer/H.A. Leifer, Zur Umstellung des realen BIP in den USA auf einenKettenindex, WiSt H. 9/1996, S. 474

• alte (Festpreis-)Methode: Die Gütermengen werden immer mit den Preisen des Basisjahres gewichtet.

• neue (Kettenindex-)Methode: Die Gütermengen werden jeweils mit den Preisen des entsprechenden Vorjahres gewichtet (wegen größerer Aktualität).