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W Waagen Messvorrichtungen, gravimetrische Waaler-Rose-Test T. Arndt Denition Historischer Agglutinationstest zur Bestimmung von Rheumafaktoren. Beschreibung Mit heterologem Immunglobulin G bela- dene Schafserythrozyten werden mit Verdünnungsstufen des Patientenserums inkubiert. In Gegenwart von Rheumafakto- ren agglutinieren die Erythrozyten ab einer bestimmten Ver- dünnungsstufe, die einer Rheumafaktorkonzentration zuge- ordnet werden kann. Heute obsoleter Test, ersetzt durch Rheumafaktoren bzw. Autoantikörper gegen (cy- clische) citrullinierte Peptide (CCP). Literatur Rose HM, Regan C, Pearce E, Lipman MO (1948) Differential agglutination of normal and sensitized sheep erythrocytes by sera of patients with rheumatoid arthritis. Proc Soc Exp Biol Med 68:16 Wachstumshormon M. Bidlingmaier Synonym(e) Somatotropes Hormon; Somatotropin; Soma- tropin Englischer Begriff growth hormone; human growth hor- mone; hGH; somatotropin Denition Von den somatotropen Zellen des Hypophysen- vorderlappens sezerniertes Peptidhormon (s. Peptidhor- mone) mit wachstumsfördernden, anabolen und metaboli- schen Effekten. Struktur Einkettiges Peptid, das in mehreren molekularen Isoformen vorliegt. Die Hauptisoform besteht aus 191 Amino- säureresten, die strukturell in 4 a-Helices mit 2 intramolekula- ren Disuldbindungen angeordnet sind. Es existieren mehrere kürzere molekulare Isoformen, das Molekül zirkuliert als Homo- oder Heterodimer der verschiedenen Isoformen. Molmasse 22.125 Da (Hauptisoform). Synthese Verteilung Abbau Elimination Die hypo- physäre Synthese und Sekretion werden durch verschiedene Peptide reguliert. Das hypothalamische growth hormone releasing hormone(GHRH) sowie das gastrale Ghrelin stimulieren, das hypothalamische Somatostatin supprimiert die Sekretion. Diese ist pulsatil, wobei Pulsfrequenz und -amplituden im Schlaf am größten sind. Eine Besonderheit ergibt sich bei der Frau während der Schwangerschaft. Hier wird die pulsatile hypophysäre Wachstumshormonsekretion sukzessive ersetzt durch eine tonische Sekretion einer nur in 13 Aminosäuren unterschiedenen plazentaren Variante des Wachstumshormons (hGH-V). Postpartal übernimmt inner- halb von Minuten wieder die Hypophyse die Wachstumshor- monsekretion. Wachstumshormon zirkuliert zum Teil gebunden an ein Bindungsprotein (growth hormone binding protein, GHBP), das der solublen Form der extrazellulären Domäne des Wachstumshormonrezeptors entspricht. Dieser gehört zur Familie der Zytokinrezeptoren. Nach Bindung von Wachs- tumshormon kommt es zu einer Konformationsänderung des dimerisierten Rezeptors, die eine Signalkaskade unter Betei- # Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 A. M. Gressner, T. Arndt (Hrsg.), Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik, Springer Reference Medizin, https://doi.org/10.1007/978-3-662-48986-4

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W

Waagen

▶Messvorrichtungen, gravimetrische

Waaler-Rose-Test

T. Arndt

Definition Historischer Agglutinationstest zur Bestimmungvon ▶Rheumafaktoren.

Beschreibung Mit heterologem ▶ Immunglobulin G bela-dene Schafserythrozyten werden mit Verdünnungsstufen desPatientenserums inkubiert. In Gegenwart von Rheumafakto-ren agglutinieren die Erythrozyten ab einer bestimmten Ver-dünnungsstufe, die einer Rheumafaktorkonzentration zuge-ordnet werden kann. Heute obsoleter Test, ersetzt durch▶Rheumafaktoren bzw. ▶Autoantikörper gegen (cy-clische) citrullinierte Peptide (CCP).

Literatur

Rose HM, Regan C, Pearce E, Lipman MO (1948) Differentialagglutination of normal and sensitized sheep erythrocytes by seraof patients with rheumatoid arthritis. Proc Soc Exp Biol Med 68:1–6

Wachstumshormon

M. Bidlingmaier

Synonym(e) Somatotropes Hormon; Somatotropin; Soma-tropin

# Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019A. M. Gressner, T. Arndt (Hrsg.), Lexikon der Medizinischen Laboratoriumhttps://doi.org/10.1007/978-3-662-48986-4

Englischer Begriff growth hormone; human growth hor-mone; hGH; somatotropin

Definition Von den somatotropen Zellen des Hypophysen-vorderlappens sezerniertes Peptidhormon (s. ▶ Peptidhor-mone) mit wachstumsfördernden, anabolen und metaboli-schen Effekten.

Struktur Einkettiges Peptid, das in mehreren molekularenIsoformen vorliegt. Die Hauptisoform besteht aus 191 Amino-säureresten, die strukturell in 4 a-Helices mit 2 intramolekula-ren Disulfidbindungen angeordnet sind. Es existieren mehrerekürzere molekulare Isoformen, das Molekül zirkuliert alsHomo- oder Heterodimer der verschiedenen Isoformen.

Molmasse 22.125 Da (Hauptisoform).

Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination Die hypo-physäre Synthese und Sekretion werden durch verschiedenePeptide reguliert. Das hypothalamische „growth hormonereleasing hormone“ (GHRH) sowie das gastrale ▶Ghrelinstimulieren, das hypothalamische Somatostatin supprimiertdie Sekretion. Diese ist pulsatil, wobei Pulsfrequenz und-amplituden im Schlaf am größten sind. Eine Besonderheitergibt sich bei der Frau während der Schwangerschaft. Hierwird die pulsatile hypophysäre Wachstumshormonsekretionsukzessive ersetzt durch eine tonische Sekretion einer nur in13 Aminosäuren unterschiedenen plazentaren Variante desWachstumshormons (hGH-V). Postpartal übernimmt inner-halb von Minuten wieder die Hypophyse die Wachstumshor-monsekretion.

Wachstumshormon zirkuliert zum Teil gebunden an einBindungsprotein („growth hormone binding protein“,GHBP), das der solublen Form der extrazellulären Domänedes Wachstumshormonrezeptors entspricht. Dieser gehört zurFamilie der Zytokinrezeptoren. Nach Bindung von Wachs-tumshormon kommt es zu einer Konformationsänderung desdimerisierten Rezeptors, die eine Signalkaskade unter Betei-

sdiagnostik, Springer Reference Medizin,

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2490 Wachstumshormon

ligung der Januskinase und der STAT-(„signal transducersand activators of transcription“-)Proteine auslöst. FreiesWachstumshormon hat eine sehr kurze Halbwertszeit vonweniger als 20Minuten und wird nach Degradation vornehm-lich renal elimiert.

Halbwertszeit Ca. 20 Minuten.

Pathophysiologie Physiologischerweise wird die Wachs-tumshormonsekretion durch körperliche Aktivität, Stress,Fasten und Schlaf stimuliert, durch freie Fettsäuren, oraleGlukoseaufnahme und im Sinne eines negativen Feedbackdurch IGF-I (▶ Insulin-like growth factor I) supprimiert.Wachstumshormon hat direkte Effekte wie z. B. eine ausge-prägte Stimulation der Lipolyse und eine Erhöhung der Blut-glukose. Andere Effekte, darunter die namensgebende Beein-flussung des longitudinalen Knochenwachstums bei Kindernund Jugendlichen, werden jedoch wesentlich über die Stimu-lation der Synthese und Sekretion des peripheren MediatorsIGF-I (▶ Insulin-like growth factor I) vermittelt. Ca. 70 % deszirkulierenden IGF-I sind hepatischen Ursprungs, der Restentsteht durch lokale Synthese in verschiedenen Organen.Während des pubertären Wachstumsschubs ist die Wachs-tumshormonsekretion besonders stark, es bleibt jedoch auchim Erwachsenenalter ein wichtiges metabolisches Hormon.

Ein Wachstumshormonmangel kann als Resultat spezifi-scher Genmutationen angeboren sein oder aufgrund hy-pophysen- bzw. hypothalamusdestruierender Prozesse(Hirntumoren, kranialer Bestrahlung) im Kindes- oderErwachsenenalter erworben werden. Tritt er im Kindesalterauf, kommt es zum Minderwuchs, beim erst im Erwachse-nenalter eintretenden Wachstumshormonmangel stehen diemetabolischen Aspekte wie eine Verschlechterung des kar-diovaskulären Risikoprofils im Vordergrund. Eine selteneSonderform der wachstumshormonassoziierten Erkrankun-gen stellt die Wachstumshormonresistenz bei Mutationen imWachstumshormonrezeptor dar (Laron-Syndrom). Hierbeifindet sich das Wachstumshormon charakteristischerweisetrotz sehr niedriger IGF-I-Konzentrationen erhöht. Auchorale ▶Estrogene führen zu einer hepatischen Wachstums-hormonresistenz. Der Wachstumshormonmangel bei Kindernund Erwachsenen kann durch die tägliche Injektion vonrekombinantem Wachstumshormon therapiert werden.

Ein Wachstumshormonexzess geht in der Regel auf einvon den somatotropen Zellen des Hypophysenvorderlappensausgehendes autonomes Adenom zurück oder wird seltenauch durch die ektope Produktion von GHRH ausgelöst. Tritter im Kindesalter auf, kommt es zum exzessiven Längen-wachstum (Gigantismus), im Erwachsenenalter imponiert erklinisch als Akromegalie mit Vergrößerung der Akren,Makroglossie und Organomegalie. Neben der operativen Ent-

fernung des Hypophysenadenoms ist meist eine medikamen-töse Therapie mit Somatostatinanaloga oder einem Wachs-tumshormonrezeptorantagonisten nötig.

Untersuchungsmaterial Serum, Plasma.

Probenstabilität Bis 48 Stunden bei Raumtemperatur, ein-gefroren (�20 �C) mehrere Jahre.

Präanalytik Bei Patienten, die mit demWachstumshormon-rezeptorantagonisten Pegvisomant behandelt werden, ist eineBestimmung von Wachstumshormon nur mit besonderenAssays sinnvoll, da die meisten Routinemethoden durch diehohen Konzentrationen des zur Rezeptorblockade eingesetz-ten Wachstumshormonanalogons gestört werden.

Analytik Immunoassay. Analytische Methoden sollten ge-gen den aktuellen rekombinanten Internationalen Standard98/574 kalibriert sein und spezifisch die 22.000-Da-Hauptisoform erfassen. Die Kreuzreaktivität mit der plazen-taren Variante (hGH-V) muss bekannt sein.

Konventionelle Einheit ng/mL.Die mancherorts noch übliche, (aus der Zeit vor Herstel-

lung des rekombinanten Standards stammende) Angabe vonEinheiten (International Units, IU), die sich auf einen Ver-gleich mit teilgereinigten hypophysären Extrakten bezieht,wird nicht mehr empfohlen. Für den rekombinanten Standard98/574 gibt der Hersteller zur Umrechnung 1 mg = 3,0 IU.

Internationale Einheit Nachdem Wachstumshormon auseiner Reihe molekularer Isoformen besteht, wäre eineUmrechnung in molare Einheiten nur isoformspezifisch mög-lich. Klinisch ist sie unüblich.

Referenzbereich Die Wachstumshormonassays führen auf-grund ausgeprägter Unterschiede in Spezifität und Kalibrierungzu sehr unterschiedlichen absoluten Konzentrationen. Daher isteine assayunabhängige Angabe von Referenzbereichen irrefüh-rend.

Die Bestimmung von Wachstumshormon in einer einzel-nen, spontan abgenommenen Probe ist aufgrund der pulsati-len Sekretion in aller Regel wenig sinnvoll. Tagsüber istWachstumshormon vor allem bei Männern oft nicht messbar,was bei denmeistenAssaysKonzentrationen von<0,1 ng/mLentspricht. Findet die Blutentnahme jedoch zufällig um einenSekretionspeak herum statt, finden sich auch bei GesundenKonzentrationen von über 40 ng/mL. Die Diagnostik vonwachstumshormonassoziierten Erkrankungen erfolgt daherimmer über Stimulations- bzw. Suppressionstests.

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Wachstumshormon-Releasinghormon 2491

Als Goldstandard der Stimulationstests gilt der ▶ Insulin-Hypoglykämie-Test, alternativ kommen auch der ▶Arginin-Test, der Glukagontest oder – bei Kindern – der Arginintestalleine zum Einsatz.

Als Suppressionstest wird der ▶Glukosetoleranztest, oraldurchgeführt. Nach Trinken einer Lösung mit 75 g Glukosewird nach 30, 60, 90, 120 und 180 Minuten Wachstums-hormon bestimmt. Bewertet wird die maximale Suppression(Nadir), bei Verwendung von modernen, isoformspezifischenund gegen den rekombinanten Standard kalibrierten Assaysfinden sich hierfür bei gesunden Probanden Nadirkonzentra-tionen deutlich unter 1 ng/mL.

Indikation

• Differenzialdiagnose von Wachstumsstörungen• Verdacht auf Wachstumshormonmangel bei Kindern und

Erwachsenen• Akromegalie, Gigantismus

Interpretation S. Pathophysiologie und Referenzbereich.

Diagnostische Wertigkeit Die Bestimmung von Wachs-tumshormon in einer einzelnen, spontan abgenommenenProbe ist aufgrund der pulsatilen Sekretion in aller Regelwenig sinnvoll. Die Diagnostik von wachstumshormonasso-ziierten Erkrankungen erfolgt daher immer über Stimulations-bzw. Suppressionstests.

Gegenüber dem pulsatil ausgeschütteten Wachstums-hormon kann IGF-I in einer einzelnen Probe als generellererIndikator der integrierten Wachstumshormonsekretion heran-gezogen werden. Zu den Limitationen s. IGF-I (▶ Insulin-likegrowth factor I).

Literatur

Bidlingmaier M, Freda PU (2010) Measurement of human growth hor-mone by immunoassays: current status, unsolved problems and cli-nical consequences. Growth Hormon IGF Res 20(1):19–25

Clemmons DR (2011) Consensus statement on the standardization andevaluation of growth hormone and insulin-like growth factor assays.Clin Chem 57(4):555–559

Manolopoulou J, Alami Y, Petersenn S, Schopohl J, Wu Z, StrasburgerCJ, Bidlingmaier M (2012) Automated 22-kD growth hormone-specific assay without interference from Pegvisomant. Clin Chem58(10):1446–1456

W

Wachstumshormon-Belastungstest

▶Exercise-Test

Wachstumshormon-Releasinghormon

M. Bidlingmaier

Synonym(e) Somatoliberin; Somatorelin

Englischer Begriff growth hormone releasing hormone(GHRH); growth hormone releasing factor (GRF)

Definition Hypothalamisches Neuropeptid, das an derHypophyse die Wachstumshormonsekretion stimuliert.

Struktur Peptid, 44 bzw. 40 Aminosäuren ([GRH(1-44)-NH2 und GRH(1-40)-OH]).

Molmasse 5039,65 g.

Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination Wachstums-hormon-Releasinghormon ist ein Neuropeptid, das vor allem imNucleus arcuatus des Hypothalamus synthetisiert und in denPortalkreislauf sezerniert wird. An der Adenohypophyse stimu-liert es über einen G-Protein-gekoppelten Rezeptor die Syntheseund Sekretion von ▶Wachstumshormon. In Zirkulation wirdGHRH sehr rasch durch die Dipeptidylpeptidase IV in denstabileren Metaboliten GHRH(3-44)-NH2 überführt.

Halbwertszeit Nach i.v. Administration ca. 8 Minuten.

Pathophysiologie Angesichts der elementaren Bedeutungvon GHRH für die Regulation der Wachstumshormonsekre-tion ist es überraschend, dass bislang keine Mutationen imGHRH-Gen als Ursache des Minderwuchses gefunden wur-den. Mutationen im GHRH-Rezeptor sind hingegen beschrie-ben. Die ektope Produktion von GHRH durch verschiedeneTumoren (u. a. Bronchialkarzinome) findet sich in <1 % derPatienten mit Akromegalie als Ursache der exzessivenWachstumshormonsekretion.

Untersuchungsmaterial Plasma.

Probenstabilität In Vollblut instabil.

Präanalytik Abnahme in gekühlte Abnahmegefäße unterZugabe von Proteaseinhibitoren, rasche Zentrifugation.

Analytik Immunoassay nach Chromatographie.

Konventionelle Einheit pg/mL.

Referenzbereich – Erwachsene <100 pg/mL.

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2492 Wachstumshormon-Releasinghormon-/Arginin-Test

Indikation Akromegalie ohne hypophysären Tumor.

Interpretation Normalerweise erreicht hypothalamisch se-zerniertes GHRH direkt über das Portalsystem die Hypo-physe, die peripheren GHRH-Konzentrationen liegen unterder Nachweisgrenze der Assays. Messbare GHRH-Konzentrationen sprechen daher für eine ektope Quelle.

Diagnostische Wertigkeit GHRH spielt diagnostisch nur beider unklaren Akromegalie eine Rolle. In den seltenen Fälleneiner nachgewiesenen ektopen Sekretion kann es im Sinne einesTumormarkers (▶Tumormarker) auch in der Verlaufskontrollegenutzt werden. GHRH-Bestimmungen tragen nicht zur Dia-gnostik bei Wachstumshormonmangel bei.

Literatur

Ghazi AA, Amirbaigloo A, Dezfooli AA, Saadat N, Ghazi S,Pourafkari M, Tirgari F, Dhall D, Bannykh S, Melmed S, CooperO (2013) Ectopic acromegaly due to growth hormone releasinghormone. Endocrine 43(2):293–302. https://doi.org/10.1007/s12020-012-9790-0. Epub 2012 Sep 15

Wachstumshormon-Releasinghormon-/Arginin-Test

▶Wachstumshormon-Stimulationstest (GHRH- und/oderArginin-induziert)

Wachstumshormon-Stimulationstest

▶Exercise-Test

Wachstumshormon-Stimulationstest(GHRH- und/oder Arginin-induziert)

M. Bidlingmaier

Synonym(e) GHRH-Arginin-Test; Wachstumshormon-Re-leasinghormon-/Arginin-Test

Englischer Begriff growth hormon-releasing hormon(GHRH)/arginine stimulation test

Definition Stimulationstest unter Verwendung des hypotha-lamischen Releasinghormons zur Überprüfung der Funktion

der wachstumshormonsezernierenden (somatotropen) Zellendes Hypophysenvorderlappens.

Durchführung Legen einer Verweilkanüle, Offenhaltendurch langsame Infusion von Kochsalzlösung. Basale Blut-entnahmen bei �15 Minuten und unmittelbar vor Testbeginn(0 Minuten). Injektion von 100 mg GHRH (1 mg/kg KG beiKindern), gefolgt von der Kurzinfusion von L-Arginin-Hydrochlorid (0,5 g/kg KG, Maximaldosis 30 g) in Kochsalz-lösung (z. B. 6 %). Weitere Blutentnahmen bei 30, 45, 60, 90und 120 Minuten. Bestimmung von Blutglukose und Wachs-tumshormonkonzentration im Serum zu allen Zeitpunkten.Eine vorrübergehende Flushsymptomatik ist relativ häufig,insgesamt ist der Test jedoch gut verträglich.

Struktur ▶Wachstumshormon.

Molmasse ▶Wachstumshormon.

Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination ▶Wachs-tumshormon.

Halbwertszeit ▶Wachstumshormon.

Pathophysiologie DieWachstumshormonsekretionderHypo-physe wird physiologischerweise durch das hypothalamischeGHRH stimuliert und durch ▶Somatostatin supprimiert. DieAminosäure ▶Arginin supprimiert ihrerseits ▶ Soma-tostatin. Die Kombination von GHRH undArginine ist somitein potenter Stimulator der hypophysären Wachstumshor-monsekretion. Bei Störungen der somatotropen Funktionauf hypophysärer Ebene ist die Stimulation abgeschwächtoder bleibt ganz aus.

Untersuchungsmaterial Serum.

Präanalytik Auf stressfreie Untersuchungsbedingungenachten.

Analytik ▶Wachstumshormon.

Probenstabilität ▶Wachstumshormon.

Konventionelle Einheit ▶Wachstumshormon.

Internationale Einheit ▶Wachstumshormon.

Referenzbereich – Erwachsene Referenzbereiche fürWachstumshormon sind stark vom verwendeten Assay undvom ▶Body-Mass-Index (BMI) abhängig:

BMI <25 kg/m2: >6,5 (m) bzw. >9,7 (w)BMI 25–30 kg/m2: >3,5 (m) bzw. >8,5 (w)BMI >30 kg/m2: >2,2 (m) bzw. >4,4 (w)

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Wai-Index 2493

Referenzbereich – Kinder Der Test wird bei Kindern selte-ner eingesetzt. Generell liegen aber die diagnostischen Ent-scheidungsgrenzen (Cut-offs) für Wachstumshormon-Stimu-lationstests bei Kindern höher als bei Erwachsenen.

Indikation Verdacht auf Wachstumshormonmangel, Min-derwuchs, Hinweise für hypothalamisch-hypophysäre Stö-rungen, Hypophysentumoren, nach kranialer Bestrahlungund bei traumatischen Hirnverletzungen.

Interpretation S. Referenzbereiche. Eine Stimulation überdie Cut-off-Werte hinaus schließt einen hypophysär beding-ten Wachstumshormonmangel aus.

Diagnostische Wertigkeit Es wird spezifisch das Anspre-chen der Hypophyse auf den physiologischen Stimulus GHRHgetestet. Im Gegensatz zum ▶ Insulin-Hypoglykämie-Testerfolgt mit dem GHRH-Arginin-Test keine Überprüfung derhypothalamischen Komponente der somatotropen Achse. Dieswird von einigen Autoren als Limitation des GHRH-Arginin-Tests bei der Diagnostik des Wachstumshormonmangels imKindesalter angesehen, da dort hypothalamische Störungenhäufiger sind. Neben demAlter sind Körperzusammensetzung,Fettmasse und Geschlecht wichtige Einflussgrößen, die beider Interpretation berücksichtigt werden müssen. Das Laborsollte entsprechend detaillierte Referenzbereiche zur Verfü-gung stellen.

Literatur

Deutschbein T, Bidlingmaier M, Schopohl J, Strasburger CJ, PetersennS (2017) Anthropometric factors have significant influence on theoutcome of the GHRH-arginine test: establishment of normative datafor an automated immunoassay specifically measuring 22 kDahuman growth hormone. Eur J Endocrinol 176(3):273–281. https://doi.org/10.1530/EJE-16-0668

Wachstumshormon-Stimulationstest(unter körperlicher Belastung)

▶Exercise-Test

W

Wahrer Wert einer Größe

C. Vidal und W.-R. Külpmann

Englischer Begriff true quantity value; true value of a quan-tity; true value

Definition Größenwert, der mit der Definition einer▶Größein Übereinstimmung ist (Brinkmann 2012). Für Anmerkun-gen s. Literatur.

Literatur

Brinkmann B (2012) Internationales Wörterbuch der Metrologie (VIM)Deutsch-englische Fassung. ISO/IEC-Leitfaden 99:2007, 4. Aufl.Beuth-Verlag, Berlin

Wahrscheinlichkeit für den Fehler 1.Art

▶ Irrtumswahrscheinlichkeit a

Wahrscheinlichkeit für den Fehler 2.Art

▶ Irrtumswahrscheinlichkeit b

Wahrscheinlichkeit zum Auftreteneines Phänotyps aufgrund einesgegebenen Genotyps

▶ Penetranz

Wai-Index

A. M. Gressner und O. A. Gressner

Synonym(e) APRI; Leberfibrose-Index nach Wai

Englischer Begriff Wai index

Definition Formel zur nicht invasiven Erfassung einerLeberfibrose und deren Aktivität (Fibrogenese) mittels Blut-kenngrößen (▶Fibrosekenngrößen).

Beschreibung Durch multivariate Analyse ermittelte Formelnzur Diagnose signifikanter Fibrose oder Fibrogenese bei Hepa-titis Cmittels Bestimmung von▶Aspartat-Aminotransaminase-(AST-)Aktivität und ▶Thrombozyten-Zahl.

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2494 WAN

APRI ¼ AST x� faches der oberen Referenzbereichsgrenzeð ÞThrombozytenzahl 109=L

� �

�100

APRI = AST-platelet ratio indexIn Abhängigkeit von demAPRI betragen die positiven und

negativen prädiktiven Werte 61–88 %, die Sensitivitäten(▶Sensitivität, diagnostische) und Spezifitäten (▶Spezifität,diagnostische) 41–95 %.

Literatur

Wai CT, Greenson JK, Fontana RJ et al (2003) A simple noninvasiveindex can predict both significant fibrosis and cirrhosis in patientswith chronic hepatitis C. Hepatology 38:518–526

WAN

O. Colhoun

Synonym(e) WAN

Englischer Begriff wide area network

Definition Sich über große Entfernungen erstreckendesComputernetzwerk, im Gegensatz zu einem LAN („local areanetwork“, lokales Netzwerk).

Beschreibung Ein WAN ist häufig aus mehreren ▶LANaufgebaut, die verbunden sind. Beispiele sind Krankenhaus-netzwerke, welche die LAN einzelner Standorte zu einemWAN zusammenschließen. Auch das Internet ist ein WAN.Als ▶ Schnittstelle zwischen den oft unterschiedlichen loka-len Netzwerken dienen Gateways, Bridges und Router.

Wanderungsgeschwindigkeit,elektrophoretische

▶Mobilität, elektrophoretische

Wanderungsstrecke

▶Dünnschichtchromatographie▶ Papierelektrophorese▶ SDS-Elektrophorese

Warburg, Otto Heinrich

A. M. Gressner und O. A. Gressner

Lebensdaten Deutscher Biochemiker, Arzt und Physiologe,geboren am 8. Oktober 1883 in Freiburg (Breisgau), gestor-ben am 1. August 1970 in Berlin.

Verdienste Warburg entstammt einer berühmten Gelehrten-und Bankiersfamilie, studierte ab 1903 in Freiburg und BerlinChemie und promovierte im Jahr 1906 bei Emil Fischer(1852–1919). Anschließend Medizinstudium u. a. in Heidel-berg, wo er mit experimentellen Arbeiten bei dem berühmtenInternisten Ludolf von Krehl (1861–1937) 1911 promovierte.Ab 1914 war Warburg bis zu seinem Tod ununterbrochen inBerlin tätig, zunächst als Professor am Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie, Berlin-Dahlem, und ab 1931 als Direktordes Kaiser-Wilhelm-Instituts für Zellphysiologie. Otto War-burg zählt zu den hervorragenden Biochemikern des 20. Jahr-hunderts, erhielt zahlreiche Auszeichnungen und 1931 denNobelpreis für Physiologie für seine epochalen Arbeiten zumMechanismus der Zellatmung. Wissenschaftliche Schwer-punkte waren die Zellatmung mit Entdeckung der Cyto-chrom-Oxidase („Warburg-Ferment“) und Atmungskette,die Bedeutung der ▶ Spurenelemente ▶Eisen und ▶Kupfersowie der Vitamine als Bestandteile von Enzymen und Koen-zymen der Atmung mit Entdeckung, dass Flavine und Niko-tinamide die aktiven Gruppen wasserstoffübertragenderEnzyme sind, Stoffwechsel von Krebszellen mit Aufstellungder Warburg-Hypothese (Umwandlung der Energiegewin-nung in Tumorzellen von der Atmung zur Gärung, was einenZellstoffwechsel in Abwesenheit von Sauerstoff, alsoanaerob, ermöglicht), Photosynthese und zahlreiche metho-disch-analytische Innovationen (z. B. Entwicklung en-zymatisch-optischer Teste). Warburg arbeitete noch als85-Jähriger täglich im Institut und verstarb 1970 an denFolgen eines Unfalls in Berlin.

Literatur

Krebs H (1979) Otto Warburg. Wiss. Verlagsgesellschaft, Stuttgart

Warenwirtschaftsystem

O. Colhoun

Englischer Begriff inventory management system

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Wärmereaktive Antikörper 2495

Definition Computergestütztes System für die Echtzeit-Bestandsführung, Bestellung, Verwaltung und Analyse vonReagenzien und Verbrauchsmaterialien im Labor.

Beschreibung Das Warenwirtschaftssystem definiert allge-mein jede Software, die die Warenströme im Geschäftspro-zess eines Unternehmens abbildet. Es besitzt in der Regel einDokumentenmanagement und ermöglicht individuelle Auf-träge, Lieferscheine und Rechnungen zu erstellen. Auch Kun-dendaten und -Informationen müssen eingegeben, gepflegtund schnell abgefragt werden können. Die Fakturierung –Übergabe der Rechnungsausgangsbuchung an die Buchhal-tung – schließt in der Regel den Verkaufsprozess einesWarenwirtschaftssystems ab. Auch eine Überwachung desLagerbestands, das Abrufen von Bewegungsdaten der Warenund Lieferungen sowie die Ermittlung von Lagerkennzahlenwie Mindestbestand, Meldebestand und Höchstbestand gehö-ren zu den Aufgaben eines Warenwirtschaftssystems.

Ein Warenwirtschaftssystem im medizinischen Labordient der Koordination von Warenbewegungen und demÜberblick des Materialverbrauchs, was gleichzeitig zu Kos-ten- und Arbeitszeiteinsparung führt: Entfall manuellerInventur zur Ermittlung des aktuellen Bestandes, Standardi-sierung des Bestellprozesses zu Mindest- und Höchstbestand,Umgehung von papierbasierter Bestellung, sofortige Kennt-nis der Lieferfähigkeit der bestellten Waren, Eingang eineselektronischen Lieferscheins und automatisierte Anpassungdes Bestandes. Das Ein- und Ausbuchen von Waren wiez. B. Reagenzien erfolgt auf Basis kontaktloser Identifikationdurch Nahfunk-Signale (RFID-Technik). Jede Verbrauchs-einheit ist durch ein RFID-Etikett markiert, das bei Eingangder Lieferung in den Bestand eingescannt wird, beim Ver-brauch entsprechend ausgescannt. Die laborindividuellenKundendaten, Bestellgüter, Benutzer und Lagerorte sind inden Stammdaten des Systems hinterlegt. Ein Warenwirt-schaftssystem greift beim Bestellprozess auf die Echtdatendes Lieferanten zu Lagerbestand, Lieferdatum und -dauer zuund erlaubt jederzeit einen Einblick auf Ort und Versandstatusder bestellten Waren.

W

Literatur

Boubnane S (2014) Das RFID-gestützte Inventory Management System„sLim“ – Prozeßanalyse der Logistik und Vorteile einer automati-sierten Bestandsführung im medizinischen Labor. Diplomarbeit Stu-diengang Medizintechnik 789664, Technische Hochschule Mittel-hessen Fachbereich Krankenhaus- und Medizintechnik

Warfarin

▶Cumarine

Wärmeantikörper

K. Kleesiek, C. Götting, J. Diekmann, J. Dreier undM. Schmidt

Synonym(e) Wärmereaktive Antikörper

Englischer Begriff warm antibodies

Definition Antikörper, deren Reaktionsoptimum der Anti-gen-Antikörper-Bindung in blutgruppenserologischen Testsbei 37 �C liegt.

Beschreibung Wärmeantikörper und ▶Kälteantikörper wer-den anhand des Optimums der Antigen-Antikörper-Bindungder jeweiligen Antikörper in blutgruppenserologischen Test-verfahren klassifiziert. Wärmeantikörper zeigen eine optimaleAntigen-Antikörper-Reaktion bei Temperaturen um 37 �Cund eine Abnahme der Reaktivität bei sinkenden Temperatu-ren. Bei 4 �C erfolgt die Antigenbindung so langsam, dass siein den angewandten Testverfahren im immunhämatologi-schen Laboratorium nicht mehr nachgewiesen wird. Zu denKälteantikörpern gehören Antikörper, deren Optimum derAntigenbindung bei 4 �C liegt und bei denen bei Temperatu-ren etwa >30 �C keine Antigen-Antikörper-Reaktion mehrstattfindet. Während Kälteantikörper meistens IgM-Antikör-per sind, gehören die Wärmeantikörper in der Regel der IgG-Klasse an und stellen Immunantikörper dar, die durchImmunisierung mit Fremderythrozyten im Rahmen vonSchwangerschaften oder Transfusionen gebildet werden.

Literatur

Metaxas-Bühler M (1993) Blutgruppen und Transfusionsmedizin. Ver-lag Hans Huber, Bern/Göttingen/Toronto/Seatle

Mollison PL, Engelfriet CP (1993) Blood transfusion in clinical medi-cine. Blackwell Scientific, London

Wärmeelution

▶Elution erythrozytärer Antikörper

Wärmereaktive Antikörper

▶Wärmeantikörper

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2496 Warnflag

Warnflag

O. Colhoun

Englischer Begriff warning flag

Definition Bitfolge im Ergebnisübertrag vom Analysegerätzur Labor-EDV, die eine Gerätewarnung zu einem Wert oderAuftrag kennzeichnet.

Beschreibung Warnflags zeigen beispielsweise Verdün-nung, Gerinnselbildung oder Hämolyse der Matrix an undführen in der Regel zu einer Sperrung des entsprechendenMesswerts in der ▶Labor-EDV.

Warngrenze

G. Schumann

Englischer Begriff warning limit

Definition Höchstwert oder Mindestwert einer ▶Qualitäts-regelkarte, bei dessen Überschreitung bzw. Unterschreitungdurch den Wert der Kontrollprobenmessung ein Eingrifferfolgen muss.

Literatur

Begriffe der Qualitätssicherheit und Statistik. Begriffe der statistischenProzesslenkung (SPC), 1987. DIN 55 350, Teil 33, 5.4

Washer

T. Arndt

Synonym(e) Mikrotiterplatten-Waschgerät

Englischer Begriff washer

Definition Ein Washer ist ein speziell für das Spülen(Waschen) von Mikrotiterplattenkavitäten (▶Mikrotiterplatte)konstruierter Apparat.

Beschreibung Die Bestimmung von Antigenen oder Anti-körpern mit einem heterogenen ▶ Immunoassay beinhaltetWaschschritte zwischen den einzelnen Pipettierschritten. Siedienen der Entfernung von ungebundenen und/oder un-spezifisch gebundenen Substanzen. Optimale Waschergeb-nisse sind entscheidend für eine effiziente Reduktion desaus unspezifischen Bindungen resultierenden Untergrundsig-nals (▶Grundrauschen) und damit für die Nachweisgrenzedes Analysenverfahrens. Zusammensetzung der Waschlö-sung, Anzahl der Waschschritte und Zeitspannen, für die dieWaschlösung jeweils in den Mikrotiterkavitäten verbleibt,sind deshalb von grundlegender Bedeutung für die Validitätdes Immunoassays und u. U. für jede Applikation individuellzu gestalten.

Prinzipiell können die einzelnen Kavitäten mithilfe einerPipette gespült werden. Eine schnellere, reproduzierbarereund oft auch effektivere Methode ergibt sich jedoch durchden Einsatz von Mikrotiterplatten-Washern.

Wasser

▶Reinstwasser▶Wasserqualitäten im Labor

Wasser Typ I

▶Reinstwasser

Wasserhaushalt

O. Müller-Plathe

Synonym(e) Flüssigkeitshaushalt

Englischer Begriff water balance; fluid balance

Definition Der Begriff Wasserhaushalt umfasst die Regula-tion der Flüssigkeitskompartimente des Körpers im Hinblickauf Volumen und Osmolalität. Er ist eng mit dem Stoffwech-sel der ▶Elektrolyte, besonders des ▶Natriums, verbunden.

Beschreibung Das Gesamtkörperwasser des Erwachsenenim mittleren Lebensalter beträgt etwa 60 % der Körpermasse,beim Säugling 75 %. Bei Fettleibigkeit und im Alter tendiertes gegen 50 %.

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Wasserhaushalt 2497

Flüssigkeitsräume Auf den intrazellulären Raum (IZR) ent-fallen 55 % desWasserbestands (33 % der Körpermasse), aufden extrazellulären Raum (EZR) 45 % (entsprechend 27 %der Körpermasse). Das extrazelluläre Wasser verteilt sich zu5 % der Körpermasse auf das Blutplasma, zu 12 % der Kör-permasse auf den interstitiellen Raum (schnell austauschbar)und zu 10 % der Körpermasse auf Knochen, Knorpel, straffesBindegewebe und transzelluläre Flüssigkeiten (langsam aus-tauschbar). Für praktische Zwecke hat man es vor allem mit3 Kompartimenten zu tun:

• Blutplasma 5 % der Körpermasse• Interstitialraum 12 % der Körpermasse• Intrazellularraum 33 % der Körpermasse

Die trennenden Membranen sind durchlässig für Wasserund kleine Moleküle bzw. Ionen und weitgehend undurch-lässig für große Moleküle wie Proteine. Deshalb gibt eszwischen den Räumen keine osmotischen Gradienten (mitAusnahme des distalen Nephrons). Alle Elektrolytverschie-bungen erfolgen unter Einhaltung der Elektroneutralität, ent-weder als gegensinnige Bewegung gleichsinnig geladenerIonen oder als gleichsinnige Bewegung gegensinnig gelade-ner Ionen.

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Elektro-lytzusammensetzung in den Flüssigkeitsräumen des mensch-lichen Organismus’. Die weiter unten folgende Abbildungzeigt ein Ionogramm der Flüssigkeitsräume. Dargestellt istdie Verteilung von Kationen (linke Säulenhälften) und Anio-nen (rechte Säulenhälften) in den Flüssigkeitsräumen desOrganismus auf molaler Basis:

Komponente

Plasma Plasmawasser Interstitialraum Intrazellularraum**

Natrium

142 152 145 12

Kalium

4 4,2 4 160

Calcium*

5 2,5 2,7 –

Magnesium*

1,7 1,3 1,3 26

Kationen

153 160 153 198

Chlorid

102 109 114 2

Bikarbonat

26 28 31 12

Phosphat*

2 2,2 2 130

Sulfat*

1 1,1 1 –

OrganischeSäuren

6

6,5 5 –

Proteinat

16 – – 54

W

Anionen 153 153 198

*Um die Elektroneutralität sichtbar zu machen, sind die Konzentrationenausnahmsweise in mEq/L statt, wie vorgeschrieben, in mmol/L angege-ben. Dadurch ändern sich die Angaben für zweiwertige Ionen um denFaktor 2**Angaben beziehen sich auf Skelettmuskelzellen

Für die unterschiedliche Zusammensetzung von Plasma-wasser und Interstitialflüssigkeit ist vor allem das durch diePlasmaproteine als nicht diffusible Anionen hervorgerufene▶Donnan-Gleichgewicht verantwortlich. Dadurch erklärensich im Vergleich zum Plasma die höheren Konzentrationenvon ▶Chlorid und Bikarbonat in der interstitiellen Flüssig-keit.

Im IZR sind die hauptsächlichen Ionen K+ und Mg2+

sowie Proteinat und organische Phosphate. Die Zusammen-setzung unterscheidet sich von Zellart zu Zellart beträchtlich.So enthalten die hoch spezialisierten Erythrozyten beispiels-weise 50 mmol/L Cl�. Die hohen Konzentrationsgradientenan der Zellmembran werden durch aktiven Transport auf-rechterhalten. Eine besonders wichtige Funktion hat dabeidie membranständige Na+/K+-ATPase. Pro Mol gespaltenemATPwerden 3 Na+ aus der Zelle hinaus- und 2 K+ hineintrans-portiert. Daneben ist ein Na+/K+-Antiporter wichtig, durchden K+ oder H+ im Austausch mit Na+ aus der Zelle hinaus-geschleust wird und der für die Konstanz des intrazellulärenpH bedeutsam ist. Etwa 20 % ihrer Energie verbraucht dieZelle für die Aufrechterhaltung des Membranpotenzials unddamit ihres Ionenmilieus und ihres Volumens.

Osmo- und Volumenregulation Die Regulation des EZR-Volumens ist erforderlich zur Aufrechterhaltung des Blut-kreislaufs und des Stoffaustausches, diejenige der▶Osmola-lität zum Schutz des Zellvolumens und der Zellfunktion.

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2498 Wasserhaushalt

Osmoregulation Osmorezeptoren im Hypothalamus lösenbei Zunahme der Osmolalität ebenso wie die Barorezeptorenim Aortenbogen bei Volumenmangel eine Freisetzung vonantidiuretischem Hormon (ADH; ▶Antidiuretisches Hor-mon) im Hypophysenhinterlappen aus. Diese bewirkt eineerhöhte Wasserreabsorption in den distalen Nierentubuli undden Sammelrohren. Außerdem führt Hyperosmolalität überErregung des Durstzentrums zur Flüssigkeitsaufnahme.Umgekehrt führt Hyposmolalität zur Hemmung der ADH-Sekretion und damit zu vermehrter Wasserausscheidung.Abweichungen der ▶Osmolalität werden primär durchAnpassung des Wasserbestands reguliert. Die Bedeutungdes ADH wird dadurch verdeutlicht, dass bei seinem Fehlen15–20 L und bei maximaler Sekretion nur etwa 0,5 L Urinabgegeben werden.

Regulation des EZR-Volumens Barorezeptoren im juxtaglo-merulären Apparat in der Nierenrinde bewirken bei Druckab-fall in den Arteriolen und bei Hyponatriämie die Freisetzungdes proteolytisch wirkenden Hormons▶Renin. Durch Reninwird das in der Leber gebildete Angiotensinogen zu Angio-tensin I umgewandelt. Hieraus entsteht durch▶Angiotensin-konvertierendes Enzym (ACE) das wirksame Angiotensin II,das (neben einer sofortigen Blutdrucksteigerung) in derNebennierenrinde die Abgabe von Aldosteron bewirkt. Die-ses Hormon stimuliert in den distalen Nierentubuli dieReabsorption von Na+. Die dadurch erzeugte Zunahme derOsmolalität setzt sodann die oben beschriebene ADH-Freisetzung in Gang. Abweichungen des extrazellulärenVolumens werden primär durch Anpassung des Natriumbe-stands reguliert (Abb. 1).

Wasserhaushalt, Abb. 1 Regelkreis des extrazellulären Volumens. EZR

Weitere Einflüsse Von den Myozyten des Myokards werden▶ natriuretische Peptide (NP) gebildet, ANP in den Vorhöfenund BNP in den Ventrikeln, die bei Volumenbelastung desHerzens und erhöhter Wandspannung ausgeschüttet werdenund als Antagonisten des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems anzusehen sind. Sie sind bei Herzinsuffizienz undallen Zuständen mit vermehrtem zentralvenösen Blutvolumenerhöht und führen zu verstärkter Wasser- und NaCl-Abgabe.

Wasserumsatz Der tägliche Umsatz beträgt normalerweise5 % vom Bestand.

Wasseraufnahme:

• Getränke: 1000–1500 mL• Wasser in fester Nahrung: 700 mL• Oxidationswasser (Stoffwechsel): 300 mL

Summe: 2000–2500 mL

Wasserabgabe:

• Urin: 1000–1500 mL• Atmung: 400 mL• Haut: 500 mL• Stuhl: 100 mL

Summe: 2000–2500 mL

Störungen des Wasserhaushalts Volumenmangel kanndurch Schwitzen, Fieber, Hyperventilation, Erbrechen,

, extrazellulärer Raum

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Wasserhaushalt, Wasserhaushalt, Tab. 1 Konstellationen der Wasservolumina

Konstellation im EZR Pathogenese Osmolalität im EZR IZR-Volumen

Isotoner Volumenmangel Verlust isotonischer Flüssigkeit, z. B. durch Blutung,Aszitespunktion, Diuretika

Normal Normal

Hypotoner Volumenmangel Überwiegend NaCl-Verlust, z. B. durch Schwitzen, Erbrechen,Durchfälle

↓ ↑

Hypertoner Volumenmangel Überwiegend H2O-Verlust, z. B. durch Diabetes insip.,osmotische Diurese

↑ ↓

Isotoner Volumenüberschuss Zunahme isotonischer Flüssigkeit, z. B. bei kardialen,nephrotischen und hepatischen Ödemen

Normal Normal

Hypotoner Volumenüberschuss H2O-Überschuss, z. B. durch Zufuhr salzfreier Lösungen,Magenspülung mit H2O

↓ ↑

Hypertoner Volumenüberschuss NaCl-Überschuss, z. B. durch NaCl-Infusionen beiNiereninsuffizienz

↑ ↓

EZR, extrazellulärer Raum; IZR, intrazellulärer Raum

Wasserqualitäten im Labor 2499

Durchfälle, Sekret- und Blutverluste entstehen und führt zuDurst, Anurie und Hypotonie, im Extremfall zum Volumen-mangelschock und zum Tode. Volumenüberschuss kommtbei Herzinsuffizienz, nephrotischem Syndrom, Leberversa-gen und überdosierter Infusionstherapie vor, zeigt sich durchprall gefüllte Venen und führt zu Weichteilödemen, Pleura-erguss und Aszites, im Extremfall zum Lungenödem undebenfalls zum Tode.

Sowohl Volumenmangel als auch -überschuss im EZRkönnen mit unveränderter Salzkonzentration (isoton), mitSalzmangel (hypoton) oder Salzüberschuss (hyperton) vor-kommen. Hypotonie führt zur Wasserverschiebung in denIZR, Hypertonie führt zur Schrumpfung des IZR. Es resultie-ren 6 Konstellationen (Tab. 1).

Literatur

Quan AH, Cogan MG (1993) Body fluid compartments and waterbalance. In: Seldin DW, Giebisch G (Hrsg) Clinical disturbances ofwater metabolism. Raven Press, New York

Wassermann-Reaktion

▶Wassermann-Test

Wassermann-Test

W

A. M. Gressner und O. A. Gressner

Synonym(e) Wassermann-Reaktion; WR; Bordet-Gengou-Wassermann-Reaktion

Englischer Begriff Wassermann test; Wassermann reaction

Definition Heute obsoletes, auf der Komplementbindungs-reaktion beruhendes, nicht spezifisches serodiagnostischesNachweisverfahren einer Infektion mit Treponema pallidum(Syphilis, Lues).

Beschreibung Der deutsche Bakteriologe A.P. von Wasser-mann (1866–1925) entwickelte im Jahr 1906 einen auf der▶Komplement-Bindungsreaktion (KBR) beruhenden Testzum Nachweis von Antikörpern in Serum und Liquor cere-brospinalis (▶Liquor-Gewinnung) gegen ▶ Treponema pal-lidum, dem Erreger der Syphilis (Lues). Die Methode basiertauf der 1901 von den belgischen Bakteriologen Jules Bordetund Octave Gengou erarbeiteten Komplementfixationsreak-tion. Der Test besitzt für den Nachweis der Syphilisinfektioneine eingeschränkte analytische und diagnostische Spezifität(▶ Spezifität, diagnostische) und diagnostische Sensitivität(▶ Sensitivität, diagnostische) mit entsprechend falsch posi-tiven und negativen Ergebnissen. Er ist durch Immunfluo-reszenzteste (▶ Immunfluoreszenz, indirekte), Immunblots(▶ Immunodot), ▶Agglutinationstest und Mikroflockungs-teste ersetzt (für Einzelheiten ▶ Treponema pallidum).

Literatur

Wassermann A, Neisser A, Bruck C (1906) Eine serologische Reaktionbei Syphilis. Dtsch Med Wochenschr 32:745–746

Wasserqualitäten im Labor

D. Meißner und T. Arndt

Synonym(e) Normen und Richtlinien für Wasser für analy-tische Zwecke

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2500 Wasserstoffbrückenbindung

Englischer Begriff quality of water for laboratory use

Definition Wasserqualitäten sind in Normen und Richtlinienbeschrieben, in denen in Abhängigkeit vom Anwendungsge-biet des Wassers Grenzwerte für die Wasserinhaltsstoffefestgelegt sind.

Beschreibung Es gibt keinen einheitlichen Parameter, derdie Qualität von Wasser beschreibt. Die Qualitätsforderun-gen richten sich in erster Linie nach dem Verwendungs-zweck des Wassers und sind in unterschiedlichen deutschen,europäischen und nicht europäischen Normen und Richtli-nien festgelegt. Neben den DIN sind zu nennen: DeutschesArzneibuch (DAB), Homöopathisches Arzneibuch (HAB),Europäisches Arzneibuch (EAB) und in den USA AmericanSociety for Testing Materials (ASTM-Normen), United Sta-tes Pharmacopeia (USP) und die Vorschriften der AmericanChemical Society (ACS), des College of American Patholo-gists (CAP) und des National Committee for Clinical Labo-ratory Standards (NCCLS).

Die wichtigsten Parameter zur Beschreibung der Wasser-qualität sind die elektrische Leitfähigkeit (▶Leitfähigkeit,elektrische), die bei 25 �C gemessen und in mS/cm angegebenwird, bzw. der spezifischeWiderstand (inMO cm).Wegen derEigendissoziation des Wassers kann die Leitfähigkeit nichtNull werden, sie liegt theoretisch bei 0,055 mS/cm. WeitereParameter sind TOC („total organic carbon“ in ppb), dieKeimzahl (KBE/mL), die Anzahl fester Partikeln sowie dieGehalte an ▶Natrium, ▶Chlorid, Silikat, Pyrogenen undggf. Schwermetallen.

Im Klinischen Labor sind in erster Linie die Normen DINISO 3696 „Wasser für analytische Zwecke“ und ASTMD 1193 „Anforderungen an Wasser für Reagenzien“ sowiedie Richtlinie VDI 2083 Blatt 9 „Qualität, Erzeugung undVerteilung von ▶Reinstwasser“ anzuwenden. Nach der DINISO 3696 darf Wasser für analytische Zwecke in der Qualität1 maximal 0,1 mS/cm oder 10 MO cm und 10 ppm, nach derUS-Norm nur 0,056 mS/cm oder 18MO cm und 3 ppm Silikathaben. Während die DIN keine weiteren Anforderungen ent-hält, sind in der US-Norm alle genannten Parameter spezifi-ziert.

Literatur

Bendlin H, Essmann M (2004) Reinstwasser. Maas & seither GMP-Verlag, Schopfheim

Drechsel T (2002) Herstellung von Wasser mit höchstem Reinheits-grad. Projektarbeit, Fachschule für Technik Dresden, BSZ für Me-talltechnik

Wasserstoffbrückenbindung

H. Fiedler

Englischer Begriff hydrogen bond; hydrogen binding

Definition Bezeichnet die Wechselwirkungen zwischeneinem an einen Protonendonator (X) gebundenen Wasser-stoffatom und einem einsamen Elektronenpaar eines Proto-nenakzeptors (Y). Dabei müssen beide Atome (X und Y)elektronegative Elemente sein. Hierbei bezeichnet Elektrone-gativität die Eigenschaft eines Atoms, von benachbarten Ato-men innerhalb eines Moleküls Elektronen anzuziehen.

Beschreibung Wasserstoffbrückenbindungen resultieren auselektrostatischen Anziehungskräften eines Wasserstoffatomszwischen 2 elektronegativen Atomen, wie Stickstoff oder Sau-erstoff. Sie entstehen, wenn 2 Moleküle oder 2 geeignet weitvoneinander getrennte Abschnitte eines Makromoleküls überWasserstoffatome (H) in Wechselwirkung treten. Dazu mussdas Wasserstoffatom kovalent an ein stark elektronegativesAtom (z. B. N, O oder F) gebunden sein. Dies verleiht demH-Atom eine positive Partialladung und befähigt es, freie Elek-tronenpaare von benachbarten Atomen anzuziehen. Die Spal-tung der Bindung erfordert 21–42 kJ/mol und ist bei Proteinendurch die Mesomerie der Peptidbindung am höchsten(Polarisierung von >NH und C=O).

Donatoren von kovalent gebundenem Wasserstoff sind:

• >NH (Peptid, Imidazol)• -OH (Serin, Threonin, Tyrosin, Hydroxyprolin)• NH2 oder N

+H3 (Arginin, Lysin, a-Aminogruppen)• -CONH (Karbaminoverbindungen)

Akzeptoren von nichtkovalent gebundenem Wasserstoffsind:

• -COO– (Asparaginsäure, Glutaminsäure, a-Carboxylat-gruppe)

• �N (Pyrimidin- und Purinbasen)• -S-S- (Disulfid)• >CO (Ester-, Peptidbindung)

Bereits im Jahr 1951 erkannte Linus Pauling die Bedeu-tung der Wasserstoffbrückenbindungen für die Faltungsmo-tive der Proteine (Nobelpreis 1954). 1953 wurde von JamesD. Watson und Francis Crick die DNA-Doppelhelix auf Was-serstoffbrückenbindungen und hydrophobe Wechselwirkun-gen zurückgeführt (Nobelpreis 1962).

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Watson-Formel 2501

Die schwache Bindungsenergie einer einzelnen Wasser-stoffbrücke (etwa 1/10 einer Elektronenpaarbindung) verleihtden Makromolekülen eine relativ große Flexibilität ihrerKonformation. Durch die Kooperation zahlreicher Wasser-stoffbrücken, die zunehmend die konkurrierenden Wassermo-leküle ausschalten, werden jedoch starke Assoziationskräfteentwickelt. Eindrucksvoll zeigt sich das an der hohenSchmelztemperatur Tm der Desoxyribonukleinsäuren. DieTm-Werte steigen linear mit dem Gehalt an G-C-Basenpaarenan, die mit ihren 3 Wasserstoffbrücken stabiler sind als dieA-T-Paare mit 2 Brücken.

Die räumliche Anordnung infolge verschiedener Artenvon Wechselwirkungen – wie Wasserstoffbrückenbindungenund hydrophobe Wechselwirkungen (▶Wechselwirkung,hydrophobe) – bewirkt die erforderliche Spezifität von Inter-aktionen: Antigen-Antikörper, Hormon-Rezeptor und Sub-strat-Enzym.

Wasserstoffbrückenbindungen gewährleisten die komple-mentären Basenpaarungen innerhalb der Doppelhelix derDNA, von DNA-RNA und nichtkodierender RNA und stabi-lisieren die Sekundär- (a-Helix oder Faltblatt) und Tertiär-strukturen von Proteinen (▶Proteinstruktur). Die gute Was-serlöslichkeit der einfachen Saccharide ist auf zahlreicheWasserstoffbrücken zurückzuführen.

Wasser bildet ein Netzwerk von mehrdimensionalen Was-serstoffbrücken, da Sauerstoff 2 einsame Elektronenpaarebesitzt. Daraus resultieren wichtige physiologische Eigen-schaften: hoher Siede- und Schmelzpunkt sowie Oberflächen-spannung und Wärmeleitfähigkeit (wichtig für einheitlicheKörpertemperatur und Wärmeregulation). Die hohe Dielek-trizitätskonstante schwächt die Anziehung von Ionen, diegleichzeitig von Wasser umhüllt und in ihren kinetischenEigenschaften verändert werden.

Literatur

Falbe J, Regitz M (1992) Römpp Chemie Lexikon. Georg ThiemeVerlag, Stuttgart/New York

Pauling L, Corey RB, Branson HR (1951) The structure of proteins: twohydrogen-bonded helical configurations of the polypeptide chain.Proc Natl Acad Sci USA 37:205–211

W

Wasserstoffexhalations-Test nachLaktose

▶Laktose-H2-Atemtest

Wasserstoffionenaktivität

▶ pH-Wert im Blut

Wasserstofflampe

T. Arndt

Synonym(e) H2-Lampe

Englischer Begriff hydrogen lamp

Definition Gasentladungslampe und Kontinuumstrahler(180–375 nm), dessen Lichterzeugung auf der Rekombi-nation von in der Gasphase elektrothermisch erzeugtenH-Atomen zu H2-Molekülen beruht.

Beschreibung In Spektrometern setzt man sog. Niedervolt-Wasserstofflampen ein, die ein zeitlich und geometrisch sehrkonstantes Licht erzeugen. Allerdings hat die Wasserstoff-lampe im Vergleich zur▶Xenonlampe und zur▶Deuterium-lampe eine schlechtere Lichtausbeute, weshalb diese heutebevorzugt eingesetzt werden.

Literatur

Kortüm G (1962) Kolorimetrie, Photometrie und Spektrometrie. EineAnleitung zur Ausführung von Absorptions-, Emissions-, Fluores-cenz-, Streuungs-, Trübungs- und Reflexionsmessungen. Springer,Berlin/Göttingen/Heidelberg

Watson-Formel

A. M. Gressner und O. A. Gressner

Synonym(e) Blutalkoholkonzentrationsberechnung nach P.E.Watson

Englischer Begriff Watson’s formula

Definition Formel zur Berechnung der maximalen Blutalko-holkonzentration.

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2502 Watson-Schwartz-Test

Beschreibung Im Jahr 1981 von P. E. Watson et al. aufge-stellte Formel zur Berechnung der maximalen Blutethanol-konzentration:

C ¼ 0,8� A

GKW

C = Blutalkoholkonzentration in‰; A = aufgenommeneAlkoholmenge in Gramm (g); GKW=Ganzkörperwasseran-teil, der für die Alkoholverteilung zur Verfügung steht. GKWwurde von Watson empirisch ermittelt:

• Frauen: GKW = �2,097 + 0,1069 � Körpergröße+ 0,2466 � Körpermasse

• Männer: GKW = 2,447 � 0,09516 � Alter + 0,1074 �Körpergröße + 0,3362� Körpermasse

Durch Kombination mit der ▶Widmark-Formel lässt sichein individualisierter Reduktionsfaktor berechnen, der realis-tischere Abschätzungen der Blutalkoholkonzentration erlaubt(s. a. ▶Ethanol).

Zu sog. Alkoholrückrechnungen, d. h. der rechnerischenAbschätzung der Ethanolblutkonzentration zum Tat- oderUnfallzeitpunkt unter Anwendung der Widmark-Formel odervon ihr abgeleiteter Varianten mit verschiedenen (individuali-sierten) Reduktionsfaktoren siehe z. B. Gilg (2012) und diejeweils aktuelle Rechtsprechung.

Literatur

Gilg T (2012) Alkohol. In: Madea B, Mußhoff F, Berghaus G (Hrsg)Verkehrsmedizin – Fahreignung, Fahrsicherheit, Unfallrekonstruk-tion, 2. Aufl. Deutsche Ärzte-Verlag, Köln, S 453–485

Watson PE, Watson ID, Batt RD (1981) Prediction of blood alcoholconcentrations in human subjects. Updating the Widmark Equation.J Stud Alcohol 42:547–556

Watson-Schwartz-Test

▶Ehrlich-Probe▶ Schwartz-Watson-Test

Web-Portal

O. Colhoun

Englischer Begriff web portal

Definition Anwendungssystem, das für den BenutzerAnwendungen, Prozesse und Dienste integriert.

Beschreibung Ein Web-Portal stellt seinem Benutzer ver-schiedene Funktionen wie beispielsweise Personalisierung,Nachrichten, Suche, Navigation, Diskussion, Benutzerver-waltung integriert zur Verfügung. Web-Portale kamen zu-nächst durch Internetdienstanbieter und Suchmaschinenbe-treiber als Einstiegsseiten für die Benutzer des World WideWebs auf (z. B. AOL, Lycos). Heute besteht eine Vielzahlwebbasierter, personalisierbarer und integrierter Zugangssys-teme zu internen und externen Applikationen, die der Unter-stützung von Kunden-, Lieferanten- und Mitarbeiterprozes-sen dienen und welche die grafische bzw. audiovisuelleIntegration umsetzen. Dadurch verschaffen sie internen undexternen Benutzern einen rollenbasierten, prozessorientiertenZugang zu einem umfassenden Set an aufeinander abge-stimmten Mehrwertdiensten. Sie ermöglichen dies durch dieBereitstellung übergreifender Dienste wie Sicherheit, Perso-nalisierung etc.

Literatur

Puschmann T. Prozessportale. Architektur zur Vernetzung mit Kundenund Lieferanten. Springer. ISBN 978-3-642-17127-7

Wechselwirkung

R.-D. Hilgers, N. Heussen und S. Stanzel

Englischer Begriff interaction

Definition Eine Wechselwirkung liegt vor, wenn 2 odermehrere unabhängige ▶Einflussgrößen einen gemeinsamenEinfluss auf die ▶Messgröße ausüben und der Einfluss nichteinfach durch die Summe der individuellen Einflüsse erklärtwerden kann.

Literatur

Day S (1999) Dictionary for clincal trials. Wiley, New YorkFisher LD, van Belle G (1993) Biostatistics – A Methodology for the

Health Sciences. Wiley, New York

Wechselwirkung, hydrophobe

H. Fiedler

Englischer Begriff hydrophobic interaction; hydrophobiceffects

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Wechselwirkungseffekt, qualitativer 2503

Definition Hydrophobe Wechselwirkungen zwischen apola-ren Seitengruppen stabilisieren die Struktur der Proteine undNukleinsäuren durch Ausschluss von Wassermolekülen.Hydrophobe Effekte sind auch an der Bildung von Zellmem-branen und Vesikeln und an Wechselwirkungen von Protei-nen mit kleinen Molekülen beteiligt.

Beschreibung Eine ungefaltete Polypeptidkette versucht,eine Konformation einzunehmen, bei der ihre hydrophobenAminosäuren (Ala, Val, Leu, Ile, Phe, Met) im Inneren desMoleküls vor Wasser geschützt sind, während die umgeben-den Wassermoleküle ihr Netzwerk beibehalten und mit denpolaren Seitenketten der Aminosäuren interagieren (hoheEntropie). Lagern sich apolare Gruppen aneinander, so wirdihre Kontaktfläche mitWasser verringert und die freie Energieherabgesetzt. Es handelt sich um relativ schwache Bindungs-kräfte, die aber in ihrer Vielzahl wesentlich zur Stabilität derProtein- und DNA-Struktur beitragen.

Chaotrope Substanzen, wie Ethanol, stören das Wasser-stoffbrückennetzwerk des Wassers und vermindern hydro-phobe Effekte, Wasserstoffbrückenbindungen, Van-der-Waals-Kräfte und die Hydratationshülle. Dadurch werdendie nativen Strukturen von Proteinen, DNA und Zellmembra-nen destabilisiert oder sogar denaturiert. Chaotrope Salze, diein Lösung dissoziieren, verhindern oder schwächen beson-ders die Ionenbindungen,

Wechselwirkung, vonSpurenelementen

▶ Interaktion

Wechselwirkungseffekt

R.-D. Hilgers, N. Heussen und S. Stanzel

W

Englischer Begriff interaction effect

Definition Ein Wechselwirkungseffekt liegt vor, wenn sichFaktoren in ihrer Wirkung gegenseitig beeinflussen.

Beschreibung Man betrachte einen Versuch, bei dem aus2 verschiedenen Laboratorien (I, II) Messergebnisse (▶Mess-ergebnis) zu einem Laborparameter vorliegen, die mit jeweils2 unterschiedlichen Messmethoden (▶Messmethode) (A, B)

ermittelt wurden. Dann kann der Unterschied zwischen denmittleren Messwerten (▶Messwert) unter der Methode A zuden mittleren Messwerten unter der Methode B abhängig vomLabor sein, d. h. dieWirkung des Faktors „Messmethode“ ist indiesem Fall abhängig von dem Faktor „Labor“. Ein solcherEffekt wird als▶Wechselwirkung bzw. als Wechselwirkungs-effekt bezeichnet.

Wechselwirkungen können auch zwischen mehr als 2 Fak-toren auftreten.

Literatur

Day S (1999) Dictionary for clincal trials. Wiley, New YorkFisher LD, van Belle G (1993) Biostatistics – A methodology for the

Health Sciences. Wiley, New York

Wechselwirkungseffekt, qualitativer

R.-D. Hilgers, N. Heussen und S. Stanzel

Synonym(e) Qualitative Wechselwirkung

Englischer Begriff qualitative interaction; qualitative inter-action effect

Definition Ein Wechselwirkungseffekt heißt qualitativ, wenndie Richtung des Behandlungseffekts zwischen den Gruppenvariiert.

Beschreibung Man betrachte einen Versuch, bei demaus 2 verschiedenen Laboratorien (I, II) Messergebnisse(▶Messergebnis) zu einem Laborparameter vorliegen, die mitjeweils 2 unterschiedlichen Messmethoden (▶Messme-thode) (A, B) ermittelt wurden. Eine qualitative Wechsel-wirkung bzw. ein qualitativer Wechselwirkungseffekt liegtgenau dann vor, wenn die Differenz der mittleren Messwerte(▶Messwert) unter der Methode A gegenüber MethodeB sich für Labor I nicht nur im Ausmaß, sondern auch inder Richtung (Vorzeichen) zur entsprechenden Differenz fürLabor II unterscheidet.

Literatur

Day S (1999) Dictionary for Clincal Trials. Wiley, New YorkFisher LD, van Belle G (1993) Biostatistics – a methodology for the

health sciences. Wiley, New York

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2504 Wechselwirkungseffekt, quantitativer

Wechselwirkungseffekt, quantitativer

R.-D. Hilgers, N. Heussen und S. Stanzel

Synonym(e) Quantitative Wechselwirkung

Englischer Begriff quantitative interaction; quantitativeinteraction effect

Definition Man spricht von einem quantitativen Wechsel-wirkungseffekt, wenn die Größenordnung, aber nicht dieRichtung des Behandlungseffekts zwischen den Gruppenvariiert.

Beschreibung Man betrachte einen Versuch, bei dem aus2 verschiedenen Laboratorien (I, II) Messergebnisse (s.▶Mess-ergebnis) zu einem Laborparameter vorliegen, die mit jeweils2 unterschiedlichen Messmethoden (s.▶Messmethode) (A, B)ermittelt wurden. Eine quantitative Wechselwirkung bzw. einquantitativerWechselwirkungseffekt liegt genau dann vor, wenndie Differenz der mittleren Messwerte unter der MethodeA gegenüber der Methode B sich für Labor I lediglich imAusmaß, jedoch nicht in der Richtung (Vorzeichen) von derentsprechenden Differenz für Labor II unterscheidet.

Oft ist das Ausmaß des Unterschieds zwischen den Diffe-renzen, also die quantitative Wechselwirkung, abhängig vomMaßstab der Messung.

Literatur

Day S (1999) Dictionary for clincal trials. Wiley, New YorkFisher LD, van Belle G (1993) Biostatistics – a methodology for the

health sciences. Wiley, New York

Weckamine

▶Amphetamine

Weddellit

W. G. Guder

Englischer Begriff weddelit; oxalate cristals

Definition Weddellit stellt die Kristallform von Calcium-oxalatdihydrat dar.

Beschreibung Die Calciumoxalatdihydratform stellt einephysiologische Kristallform der im Urin ausgeschiedenenOxalate (▶Oxalsäure; ▶Oxalatkristalle) dar. Diese bipyra-midalen farblosen Kristalle haben keine diagnostische Bedeu-tung bei pH <6,7 (▶Oxalatsteine).

Literatur

Atlas des Harnsediments (2004) Übersetzt und bearbeitet von GuderWG. CD-Rom. Chronolab AG, Zug

Fogazzi GB, Ponticelli C, Ritz E (1999) The urinary sediment, anintegrated view, 2. Aufl. Oxford University Press, Oxford

Hesse A, Jahnen A, Klocke K, Nolde A, Scharrel O (1994) Nachsorgebei Harnsteinpatienten.Jena Suttgart: Gustav Fischer

Weibliche Sexualhormone

▶Estrogene

Weiße Blutkörperchen im Urin

▶Leukozyten im Urin

Weiße Blutzelle

▶Leukozyt

Wellenlängenfilter

▶ Filter

96-Well-Platte

▶Mikrotiterplatte

Weltmann-Koagulationsband

A. M. Gressner und O. A. Gressner

Synonym(e) Weltmann-Test

Englischer Begriff Weltmann’s coagulation band; Welt-mann‘s coagulation reaction

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Western blot 2505

Definition Heute obsoleter, zu den Labilitätsreaktionen derSerumproteine gehörendes Nachweisverfahren von Dyspro-teinämien bei chronischen Entzündungen und Lebererkran-kungen.

Beschreibung Der vom Wiener Arzt Oskar Weltmann(1885–1934) im Jahre 1930 entwickelte, zu den Labilitäts-reaktionen des Serums (▶ Serumprotein-Labilitätsreaktio-nen) gehörende Test prüft durch Hitzekoagulation des mitCaCl2 verdünnten Serums die Salzstabilität einzelner Serum-proteinfraktionen. Dazu wird eine Serumverdünnungsreihemit verschiedenen CaCl2-Endkonzentrationen aufgestelltund einer Hitzedenaturierung unterzogen. Die Hitzekoagula-tion wird dabei in 2 Richtungen bestimmt. Bei Zunahme dera- und b1-Globuline liegt eine sogenannte Linksverschiebungmit verkürztem Weltmann-Band (erhöhte Calciumchlorid-grenzkonzentration), bei Erhöhung der g-Globuline bestehteine Rechtsverschiebung mit verlängertem Weltmann-Band(erniedrigte Calciumchloridgrenzkonzentration) vor. Die sehrunspezifischeMethode wurde früher zur Differenzierung akutentzündlicher (verkürztes Band) und chronisch entzündlichersowie Leberparenchymerkrankungen (verlängertes Band)eingesetzt. Heute obsolet.

Literatur

Berlin R (1945) Weltmanns Serumkoagulationsreaktion – eine einfacheProbe von bedeutendem klinischemWert. ActaMedica Scandinavica122:360–380

Hallmann L (1980) Klinische Chemie und Mikroskopie, 11. Aufl. GeorgThieme Verlag, Stuttgart/New York

Weltmann-Test

▶Weltmann-Koagulationsband

Wertehistorie

O. Colhoun

W

Synonym(e) Longitudinalverlauf

Englischer Begriff value history

Definition Funktion der Labor-EDV zur Darstellung vonVorwerten eines Patienten auch über den üblichen Vorwerte-zeitraum hinaus für relevante Messgrößen.

Beschreibung Vorwerte eines Patienten sind je nach Fest-plattenkapazität und Einstellung der▶Labor-EDV für einigeWochen bis Monate einsehbar und auf dem Befund darstell-bar. Für bestimmteMessgrößen, die im Verlauf längerfristigerBehandlungen relevant sind (z. B. Tumormarker, immunhä-matologische Befunde), kann daher die Funktion einer per-manent verfügbaren kompletten Wertehistorie in der Labor-EDV sinnvoll sein. Die entsprechenden Parameter sind in denStammdaten zu hinterlegen.

Westergren-Indices

▶Erythrozyten-Indices

Westergren-Methode

▶Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit nach Westergren

Western blot

A. M. Gressner und O. A. Gressner

Synonym(e) Immunoblot

Englischer Begriff western blotting

Definition Der Western blot ist eine Methode zur elektro-phoretischen Auftrennung komplexer Proteingemische mitnachfolgender Übertragung der Proteinbanden auf eine Trä-gerfolie und deren immunologische Detektion und Identifi-zierung.

Physikalisch – chemisches Prinzip In einem ersten Schrittwird das zu analysierende Proteingemisch mit einer geeignetenElektrophoresetechnik (▶Elektrophorese) wie SDS-Polyacry-lamidgel-Elektrophorese (PAGE; ▶SDS-Elektrophorese),native ▶Polyacrylamid-Gel-Elektrophorese (PAGE), ▶ iso-elektrische Fokussierung oder zweidimensionale Gelelektro-phorese (▶Elektrophorese, zweidimensionale) aufgetrennt.Anschließend erfolgt in einem als Blotting bezeichnetenzweiten Schritt, senkrecht zur ersten Laufrichtung, die elektro-phoretische Übertragung der getrennten Proteinbanden aufeine Trägerfolie, bei der auch SDS (sodium dodecylsulfat)abgewaschen wird und die Proteine teilweise renaturiert wer-

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2506 West-Nil-Fieberviren

den. In einem dritten Arbeitsschritt werden die geblottetenProteine auf der Trägerfolie mit spezifischen Antikörperndetektiert, die durch einen sekundären Antikörper sichtbargemacht werden. Das gelingt durch den Einsatz markiertersekundärer Antikörper, die mit Enzymen, (Fluoreszenz-)Farb-stoffen oder Radioaktivität (mit nachfolgender Autoradiogra-phie) konjugiert sind. Mit einem als Stripping bezeichnetenVerfahren ist es möglich, die Antiköper von den Proteinenwieder zu entfernen und für weitere Analysen einzusetzen.

Einsatzgebiet Die weitgehend standardisierte, empfindlicheMethode ist zur Analyse komplexer Proteingemische gutgeeignet und erlaubt gegebenenfalls zusätzliche funktionelleUntersuchungen einzelner Polypeptide/Proteine.

Untersuchungsmaterial Proteingemische jeglicher Art.

Instrumentierung Entsprechende Vorrichtungen und Appa-raturen zur Elektrophorese, zum Blotten und zur Auswertung.

Spezifität Durch den Einsatz spezifischer mono- oder poly-klonaler Primärantikörper und Vermeidung unspezifischerAntikörperbindungen durch Waschungen mit Detergenzienoder Blockierung unspezifischer Bindungsstellen ist einehohe Spezifität gegeben.

Sensitivität Die Methode zeichnet sich durch eine hoheanalytische Sensitivität aus, die auch von der Nachweisme-thode (▶Lumineszenz, Farbreaktion, ▶Autoradiographie)und vom Molekulargewicht des zu detektierenden Polypep-tids/Proteins abhängig ist.

Fehlermöglichkeiten Sind grundsätzlich in allen 3 Teil-schritten gegeben und reichen vomBlotten über die Detektionbis zur Verwendung nicht geeigneter Primärantikörper.

Praktikabilität – Automatisierung – Kosten Weitgehendstandardisierte, ausgereifte und praktikable, aber nicht auto-matisierte, personal- und kostenaufwendige Methode.

Bewertung –Methodenhierarchie Es handelt sich um einein Forschung und erweiterter, differenzierter Labordiagnostikeingesetzte Methode hoher analytischer Spezifität und analy-tischer Sensitivität.

Querverweise ▶ Immunblot

Literatur

Towbin H, Staehelin T, Gordon J (1979) Electrophoretic transfer ofproteins from polyacrylamide gels to nitrocellulose sheets: procedureand some applications. Proc Nat Acad Sci USA 76:4350–4354

West-Nil-Fieberviren

W. Stöcker

Englischer Begriff West Nile virus

Beschreibung des Erregers Familie: Flaviviridae, Gattung:Flavivirus; Art: West-Nil-Virus (WNV). Plusstrang-RNA-Genom, behüllt, 50 nm Durchmesser. Wird zu den „emergingviruses“ gezählt.

Erkrankung West-Nil-Fieber.Verbreitung: Afrika, Naher und Mittlerer Osten, Zentral-

asien, Europa, Nord- und Südamerika, Subtyp Kunjin-Virusin Australien und Ozeanien.

Vektoren: Stechmücken (Culex-, Aedes- und Manso-nia-Arten).

Wirte: Vögel, Säugetiere (vor allem Pferde), Mensch(Risikogruppen: Kinder, ältere und immunsupprimierte Per-sonen).

Übertragung auch durch Bluttransfusion oder Organtrans-plantation sowie transplazentar oder durch Muttermilch mög-lich.

Klinik: Die Infektion kann ohne Symptome verlaufen(70–80 % der Fälle). Bei symptomatischen Infektionen plötz-lich auftretendes hohes Fieber und grippeähnliche Sympto-matik, Exanthem, bei etwa 1% der Fälle, vor allem bei älterenMenschen, Enzephalitis oder Meningoenzephalitis mit neu-rologischen Symptomen wie generalisierten Paresen, häufigmit Spätfolgen, Letalität bei Enzephalitis etwa 10 %; selten:Myokarditis, Hepatitis, Pankreatitis, Hämorrhagie.

Therapie und Prophylaxe: Es gibt noch keine spezifischenTherapeutika, nur eine symptomatische Behandlung ist mög-lich. Ein Impfstoff für Menschen ist noch in Entwicklung(Pferde können bereits gegen West-Nil-Viren geimpft wer-den). Prävention: Schutz vor Mückenstichen, Bekämpfungder Vektoren.

Analytik Das Arbeiten mit dem Erreger erfordert ein Labo-ratorium der Sicherheitsklasse 3. Direktnachweis: RT-PCR(▶ PCR (Polymerase-Kettenreaktion)) oder immunchromato-graphischer Antigenschnelltest, Virusanzucht in Zellkultur.

Serologie: Nachweis der spezifischen Antikörper (IgG,IgM) in Serum oder Liquor durch indirekte Immunfluores-zenz (IIFT, ▶ Immunfluoreszenz, indirekte), ▶Enzyme-linked Immunosorbent Assay (ELISA), ▶Neutralisationstestund Hämagglutinationshemmtest.

Untersuchungsmaterial – Probenstabilität Direktnach-weis und Kultur: Untersucht werden Blutbestandteile,Liquor oder Biopsien. Das Material sollte bis zur Weiterver-

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Whewellit 2507

W

arbeitung bei +4 bis +8 �C aufbewahrt werden. Direktnach-weise sind innerhalb von 24 Stunden durchzuführen, Kultu-ren innerhalb von 6 Stunden anzulegen. Bei längerer Trans-portzeit ist das Material einzufrieren.

Serologie: Serum oder Plasma für den Nachweis der Anti-körper sind bei +4 �C bis zu 2Wochen lang beständig (Liquoreine Woche), bei�20 �C über Monate und Jahre hinweg. ZurTiefkühlkonservierung des IgM kann man den Proben 80 %gepuffertes Glyzerin beifügen.

DiagnostischeWertigkeit Zur vollständigen Diagnostik ge-hört der Nachweis sowohl von Virusbestandteilen als auchspezifischer Antikörper – in bestimmten Krankheitsphasenlässt sich nur mit einem der beiden diagnostischen Prinzipiendas Vorliegen einer spezifischen Infektion beweisen. Die Ver-mehrung in der Zellkultur und die sich anschließende positivespezifische Immunreaktion ebenso wie eine positive PCRbeweisen die Anwesenheit der Viren. Im negativen Fall kanndie Infektion aber nicht ausgeschlossen werden, insbeson-dere, da der Organismus bereits innerhalb weniger Tage nachInfektion spezifische Antikörper bildet, die das Virus neu-tralisieren.

Der Direktnachweis ist nur während der akuten Krank-heitsphase möglich und oft negativ, da kurze Virämie undgeringe Virustiter.

Antikörper der IgM-Klasse sind ab dem 2. Tag nachBeginn der Erkrankung im Serum nachweisbar. Fällt derIgM-Test negativ aus, obwohl die Symptome auf West-Nil-Fieber hindeuten, sollte nach 2 Wochen eine 2. Serumprobeerneut auf spezifische IgG-Antikörper getestet werden, wobeieine Kombination von ELISA und IIFTeine nahezu 100%igeSicherheit gewährleistet. Anti-WNV-IgM-Antikörper per-sistieren 2–3 Monate, oft aber auch mehr als ein Jahr.

Antikörper der Klasse IgG folgen dem IgM in einemAbstand von etwa 2 Tagen. Ein Anstieg der jeweiligen Anti-körperklasse um den Faktor 10 gilt als beweisend für eineInfektion. Eine zusätzliche Unterscheidung frischer von län-ger zurückliegenden Infektionen gewährleistet die Darstel-lung niedrig avider Antikörper der Klasse IgG: Findet manin der Probe hoch avide Antikörper, bedeutet das eine abge-laufene oder reaktivierte Infektion. Die IgG-Avidität kannsowohl durch ELISA als auch durch indirekte Immunfluores-zenz bestimmt werden.

Zu beachten sind Kreuzreaktionen mit anderen Flaviviren(▶FSME-Viren, ▶Dengue-Viren, ▶Zika-Viren, ▶ Japani-sche-Enzephalitis-Viren, ▶St. Louis Enzephalitis-Viren(SLEV), ▶Gelbfieber-Viren etc.). Daher wird bei einem posi-tiven Befund empfohlen, Proben zu titrieren und diese mit denanderen relevanten Flavivirus-Substraten parallel auf Kreuzre-aktionen zu untersuchen. Durch einen Vergleich der Titerhöhenkann der Erstbefund durch einen zweiten Nachweis bestätigtbzw. widerlegt und so eine andere Flavivirus-Infektion alsKrankheitsursache identifiziert werden.

Zum Screening von Bluttransfusionen auf virale RNAoder auf spezifische Antikörper werden PCR-Tests oder sero-logische Methoden verwendet.

Differenzialdiagnosen: Dengue-Fieber, Zika-Infektionund andere Arbovirus-Erkrankungen, Malaria, bei Enze-phalitis andere virale und bakterielle Meningoenzephalitis-Erreger.

Durch die Verordnung zur Anpassung der Meldepflichtennach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) an die epidemischeLage (IfSG-Meldepflicht-Anpassungsverordnung), die am01.05.2016 in Kraft getreten ist, wurde die Meldepflicht fürLabore nach § 7 Abs. 1 Satz 1 IfSG auf den direkten oderindirekten Nachweis von ▶Chikungunya-Viren, ▶Dengue-Viren, West-Nil-Fieberviren, ▶Zika-Viren und sonstigeArboviren ausgedehnt, soweit der Nachweis eine akuteInfektion anzeigt. Darüber hinaus können allgemeine nichterreger- oder krankheitsspezifische Meldepflichten bestehen.

Literatur

Dauphin G, Zientara S (2007) West Nile virus: recent trends in diagnosisand vaccine development. Vaccine 25(30):5563–5576

Diamond MS (2009) Progress on the development of therapeuticsagainst West Nile virus. Antivir Res 83:214–227

Levett PN, Sonnenberg K, Sidaway F, Shead S, Niedrig M,Steinhagen K, Horsman GB, Drebot MA (2005) Use of immuno-globulin G avidity assays for differentiation of primary from previousinfections with West Nile virus. J Clin Microbiol 43(12):5873–5875

Roehrig J, Nash D, Maldin B, Labowitz A, Martin DA, Lanciotti RS,Campbell GL (2003) Persistence of virus-reactive serum immuno-globulin m antibody in confirmed West Nile virus encephalitis cases.Emerg Infect Dis 9(3):376–379

Zhang W, Wu J, Li Y, Li F, Njoo H (2009) Rapid and accurate in vitroassays for detection of West Nile virus in blood and tissues. TransfusMed Rev 23(2):146–154

WGA

▶Whole-Genome-Amplification (WGA)

WGS

▶Whole-Genome Sequenzierung (WGS)

Whewellit

W. G. Guder

Synonym(e) Calciumoxalatmonohydrat

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2508 WHO-Klassifikation

Englischer Begriff monohydrated calciumoxalate; whe-wellit

Definition Ovoide Kristalle, oft in Trommelschlegelformaus Calciumoxalatmonohydrat.

Beschreibung Die Calciumoxalatmonohydratform stellteine physiologische Kristallform der im Urin ausgeschiede-nen Oxalate (▶Oxalsäure) dar. Diese ovoiden, oft trommel-schlegelförmigen farblosen Kristalle können allein und ge-meinsam mit Weddellit auftreten und haben meist keinediagnostische Bedeutung bei pH <6,7 (▶Oxalatsteine).

Literatur

Fogazzi GB, Ponticelli C, Ritz E (1999) The urinary sediment, anintegrated view, 2. Aufl. Oxford University Press, Oxford

Hesse A, Jahnen A, Klocke K, Nolde A, Scharrel O (1994) Nachsorgebei Harnsteinpatienten. Gustav-Fischer-Verlag, Jena/Stuttgart

o. A. (2004) Atlas des Harnsediments, Übersetzt und bearbeitet vonGuder WG. CD-Rom. Chronolab AG, Zug

WHO-Klassifikation

H. Baum

Englischer Begriff WHO classification

Definition Einteilung und Klassifizierung der neoplasti-schen Erkrankungen der hämatopoetischen und lymphati-schen Gewebe durch die WHO (World Health Organization).

Beschreibung Die WHO-Klassifikation der Tumoren derhämatopoetischen und lymphatischen Gewebe ersetzt die bis-her üblichen Einteilungen (Working Formulation, ▶Kiel-Klassifikation, ▶ FAB-Klassifikation, ▶REAL-Klassifika-tion etc.) durch eine einheitliche Nomenklatur. Dabei werdendie Neoplasien primär nach ihren Ursprungsgeweben einge-teilt: myeloisch, lymphozytär, histiozytär/dentritisch undMastzellen. Innerhalb jeder Kategorie werden die Erkrankun-gen anhand der Kombination morphologischer, immunologi-scher, genetischer und klinischer Kriterien weiter dif-ferenziert. Insgesamt lehnt sich die Einteilung an diePrinzipien an, die in der REAL-Klassifikation der Lymphomeerstmals angewandt wurden.

Literatur

Swerdlow SH, Campo E, Harris NL, Jaffe ES, Pileri SA, Stein H,Thiele J, Vardiman JW (2008) WHO classification of tumors ofhaematopoietic and lymphoid tissues, 4. Aufl. IARC, Lyon

Whole Exom Sequenzierung

▶Whole-Genome Sequenzierung (WGS)

Whole-Genome-Amplification (WGA)

J. Arnemann

Synonym(e) WGA

Englischer Begriff whole-genome amplification; WGA

Definition Whole-Genome-Amplification (WGA) ermög-licht eine massive Vervielfältigung kleinster Mengen DNAaus wenigen Zellen bis hin zu Einzelzellen zum Zweck derGenotypisierung und Sequenzierung.

Beschreibung Die Methode der Whole-Genome-Amplifica-tion beruht auf der Amplifikation geringster DNA-Mengenmittels „random primer“ (Zufallsprimer), die über das Genomnach dem Zufallsprinzip verteilt binden und diese Abschnitteamplifizieren.

Über die vergangenen Jahre wurden mehrere Modifikatio-nen diese Prinzips entwickelt, wie z. B. „primer extensionpreamplification“ (PEP), bei der 15 bp-lange Zufallsprimeraus tausenden Kombinationsmöglichkeiten zunächst beiniedriger Temperatur (37 �C) an die DNA binden („annea-ling“), die aber über die verschiedenen Amplifikationszyklenbis hin zu 55 �C erhöht wird. Nach Literaturangaben soll mitdieser Methode 96 % des Genoms mindestens 1000-fachamplifiziert werden.

Eine Alternative ist „degenerate oligonucleotide primed-polymerase chain reaction“ (DOP-PCR), bei der die einge-setzten Primer nur leicht degeneriert sind und nicht die hoheZufallsverteilung zeigen. Auch hier werden zunächst Zyklenmit niedriger Annealing-Temperatur durchgeführt, um einezunächst möglichst breite, unspezifische Amplifikation zuerzielen. Durch Erhöhung der Annealing-Temperatur wirdim nächsten Schritt die Spezifität der Amplifikation erhöht.Als Ausgangsmaterial werden 15 pg beschrieben, die amplifi-zierte Menge sollte aber der PEP-Methode entsprechen.Beide Methoden, PEP und DOP-PCR, haben den großenNachteil, dass relativ kurze Amplifikationsprodukte generiertwerden, deren Einsatzmöglichkeiten eingeschränkt sind.

Eine aktuellere Alternative ist „multiple displacementamplification“ (MDA). Hierbei gibt es entscheidende Verän-derungen. Zum einen wird statt Taq-DNA-Polymerase diephi29-DNA-Polymerase eingesetzt, zum anderen sind dieZufallsprimer modifiziert mit Phosphorothioat. Die Modifi-

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Widmark-Formel 2509

kation schützt die Primer vor einer Degradation durch die30-50-Proofreadingaktivität und erlaubt so eine Amplifikationvon 100 Zyklen. Aufgrund der Proofreadingaktivität wirdauch die Fehlerrate signifikant reduziert auf 3/1.000.000Nukleotide pro Minute, während die Taq-DNA-Polymerasein den anderen Ansätzen eine publizierte Fehlerrate von1/1000 Nukleotide pro Minute zeigt. Mittels dieser Technikkann ein komplettes Genom amplifiziert werden, eventuellsogar im Milligrammmaßstab.

Whole-Genome-Amplification (WGA) wird bevorzugt inden Bereichen Onkologie und Reproduktionsmedizin einge-setzt. Hier wird insbesondere im Bereich der ▶ Prä-implantationsdiagnostik (PID) molekulare Diagnostik an Ein-zelzellen durchgeführt.

Literatur

Hosono S et al (2004) Unbiased whole-genome amplification directlyfrom clinical samples. Genome Res 13:954–964

Whole-Genome Sequenzierung (WGS)

J. Arnemann

W

Synonym(e) WGS

Englischer Begriff whole genome sequencing; WGS

Definition Whole-Genome Sequenzierung (WGS), d. h. dieSequenzierung des kompletten humanen Genoms in einem Laufmittels ▶Next-Generation-Sequencing (NGS) und auch zugünstigen Preisen, ist das ultimative Ziel vieler Forschergruppen.

Beschreibung Technisch folgt man bei der Whole-GenomeSequencing einer sog. Shotgun-Strategie mit DNA-Templates, die man durch Genomfragmentierung erzielt. Der-zeit werden aber 100 % bei der Sequenzierung noch nichtganz erreicht. Die größte Herausforderung, jetzt, aber auch inder Zukunft, ist Auswertung und Speicherung der immensenDatenmengen.

Whole-genome Sequenzierung ist ein wichtiger Bestand-teil im Konzept der personalisierten Medizin (▶Medizin,personalisierte), bei der schon prädiktiv mögliche Erkrankun-gen aus der Sequenz und vor allem eine Vorgabe zu mögli-chen therapeutischen Vorgehensweisen und medikamentösenBehandlungsschemata erkennbar sein sollen.

Eine kleinere Version desWGS ist dasWES („whole exomsequencing“), das ca. 1 % des Genoms bzw. alle humanenExone umfasst. Diese Vorgehensweise ist insbesondere hilf-

reich bei der Identifizierung von Mutationen für unklare Syn-drome oder familiäre Leiden.

Literatur

Ng PC, Kirkness EF (2010) Whole genome sequencing. Methods MolBiol 628:215–226

Wichte

▶Dichte, spezifische und relative

Wide Area Network

▶WAN

Widerstandsmessprinzip

▶Coulter-Prinzip der Zellzählung

Widmark-Formel

A. M. Gressner und O. A. Gressner

Synonym(e) Blutalkoholkonzentrationsberechnung nach Wid-mark

Englischer Begriff Widmark’s formula

Definition Formel zur Berechnung der maximalen Blutalko-holkonzentration.

Beschreibung Von dem schwedischen Chemiker Erik Wid-mark (1889–1945) 1932 aufgestellte Formel zur Berechnungder maximalen Blutethanolkonzentration:

C ¼ A

r � KG

C = Blutalkoholkonzentration in‰; A = aufgenommeneAlkoholmenge in Gramm (g); r = Verteilungsfaktor (Reduk-tionsfaktor) im Körper (dimensionslos): 0,7 für Männer, 0,6für Frauen; KG = Körpermasse der betroffenen Person inKilogramm (kg)

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2510 Widmark-Verfahren der Alkoholbestimmung

DaAlkohol ausschließlich wasserlöslich ist, verteilt er sichnicht in Knochen und Fettgewebe, daher steht dieser Körper-massenanteil als Verteilungsvolumen nicht zur Verfügung.

Neuere Ansätze, z. B. nach Watson, berücksichtigen zu-sätzlich zur Körpermasse auch Körpergröße, Alter undGeschlecht, wodurch eine exaktere Abschätzung der Blutal-koholkonzentration erreicht werden soll (s. ▶Watson-Formel).

Zu sogenannten Alkoholrückrechnungen, d. h. der rech-nerischen Abschätzung der Ethanolblutkonzentration zumTat- oder Unfallzeitpunkt unter Anwendung der Widmark-Formel oder von ihr abgeleiteter Varianten siehe z. B. Gilg(2012) und die jeweils aktuelle Rechtsprechung.

Literatur

Gibitz HJ, Schütz H (1993) Bestimmung von Ethanol im Serum. Mittei-lung XX der Senatskommission für klinisch-toxische Analytik.VCH, Weinheim

Gilg T (2012) Alkohol. In: Madea B, Mußhoff F, Berghaus G (Hrsg)Verkehrsmedizin – Fahreignung, Fahrsicherheit, Unfallrekonstruk-tion, 2. Aufl. Deutsche Ärzte-Verlag, Köln, S 453–485

Widmark-Verfahren derAlkoholbestimmung

A. M. Gressner und O. A. Gressner

Synonym(e) Alkoholbestimmung nach Widmark

Englischer Begriff Widmark’s method of ethanol deter-mination

Definition Heute weitgehend verlassenes, chemisches Ver-fahren zur Blutalkoholbestimmung.

Beschreibung Im Jahr 1922 erstmals beschriebenes und ab1932 verwendetes chemisches Verfahren zur Blutalkoholbe-stimmung. Ethanol wird in speziellen Kölbchen nach ErichWidmark durch Erwärmen in die Dampfphase überführt undreagiert mit Kaliumdichromat-Schwefelsäurelösung unter Bil-dung von Cr3+. Das restliche Kaliumdichromat wird nachZusatz von Kaliumiodidlösung durch Titration mit Natrium-thiosulfatlösung bestimmt. Im Vidic-Verfahren wurde Dichro-mat durch Vanadinschwefelsäure ersetzt (Reduktion vonV6+ ! V4+, V4+ wird dabei fotometrisch gemessen). Zahlrei-che weitere Modifikationen sind bekannt. Die Widmark-Methode erfasst jedoch alle verdampfbaren und oxidierbarenSubstanzen, ist somit ethanolunspezifisch. Sie gilt heute alsobsolet und ist seit dem Jahr 2007 mit der „Richtlinie zur

Bestimmung der Blutalkoholkonzentration im Blut (BAK)für forensische Zwecke – BAK Richtlinie“ zur forensischenBlutalkoholbestimmung nicht mehr zugelassen.

Literatur

BAK-Richtlinienkommission der Deutschen Gesellschaft für Rechtsme-dizin, der Gesellschaft für Toxikologische und Forensische Chemieund der Deutschen Gesellschaft für Verkehrsmedizin (2007) Richtli-nien zur Bestimmung der Blutalkoholkonzentration im Blut (BAK)für forensische Zwecke - BAK Richtlinie. Blutalkohol 44:273–282

Widmark EMP (1932) Die theoretischen Grundlagen und die praktischeVerwendbarkeit der gerichtlich-medizinischen Alkoholbestimmung.Urban & Schwarzenberg, Berlin/Wien

Wiederfindung

C. Vidal und W.-R. Külpmann

Englischer Begriff recovery

Definition DieWiederfindung ist das Verhältnis zwischen dergemessenen Konzentration und der tatsächlichen Konzen-tration. DieWiederfindungwird bestimmt anhand derMessungeiner mit einer bestimmten Menge des Analyten aufgestocktenProbe abzüglich derMessung der nicht aufgestockten Probe imVerhältnis zur zugesetzten Menge des Analyten.

Beschreibung Die Wiederfindung gibt einen wichtigenAnhalt für die Richtigkeit eines Messverfahrens (s. ▶Mess-verfahren). Mittels Verwendung eines geeigneten internenStandards (▶Standard, interner) kann bei Verfahren mitschlechter Wiederfindung, z. B. bedingt durch Extraktion,die Richtigkeit deutlich verbessert werden.

Literatur

Dybkaer R (1997) Vocabulary for use in measurement procedures anddescription of reference materials in laboratory medicine. Eur J ClinChem Clin Biochem 35:141–173

Wiederholbedingung von Messungen

C. Vidal und W.-R. Külpmann

Englischer Begriff repeatability condition of measurement;repeatability condition

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Wieland, Heinrich Otto 2511

Definition Messbedingung aus einer Menge von Bedingun-gen, die dasselbe ▶Messverfahren, dieselben Bediener, das-selbe ▶Messsystem, dieselben Betriebsbedingungen unddenselben Ort und wiederholte Messungen (s. ▶Messung)an demselben Objekt oder an ähnlichen Objekten währendeines kurzen Zeitintervalls umfassen (Brinkmann 2012). FürAnmerkungen s. Literatur.

Literatur

Brinkmann B (2012) Internationales Wörterbuch der Metrologie (VIM)Deutsch-englische Fassung. ISO/IEC-Leitfaden 99:2007, 4. Aufl.Beuth-Verlag, Berlin

Wiederholgrenze

C. Vidal und W.-R. Külpmann

Englischer Begriff repeatability limit

Definition Wert, unter dem oder gleich dem der Betrag derDifferenz zwischen zwei unter Wiederholbedingungengewonnenen Ermittlungsergebnissen mit einer Wahrschein-lichkeit von 95 % erwartet werden kann.

Literatur

DIN 58985 (2003) Entscheidungsgrenzen. Beuth-Verlag, Berlin

Wiederholpräzision

C. Vidal und W.-R. Külpmann

W

Englischer Begriff measurement repeatability; repeatability

Definition ▶Messpräzision bei einer Menge von Wieder-holbedingungen von Messungen (Brinkmann 2012).

Literatur

Brinkmann B (2012) Internationales Wörterbuch der Metrologie (VIM)Deutsch-englische Fassung. ISO/IEC-Leitfaden 99:2007, 4. Aufl.Beuth-Verlag, Berlin

Wieland, Heinrich Otto

W. Hubl

Lebensdaten Deutscher Chemiker, geboren am 4. Juni 1877in Pforzheim, gestorben am 5. August 1957 in München. Wie-land studierte ab 1896 inMünchen,Berlin undStuttgart Chemieund promovierte im Jahr 1901 bei Johannes Thiele. Im Jahr1904 habilitierte er zum Thema Addition von N2O3 an Doppel-bindungen. 1908 heiratete er Josephine Bartmann, sie bekom-men drei Söhne und eine Tochter. Im Jahr 1917 übernahmer dieLeitung der Abteilung für Kampfstoffsynthese an Fritz Habers(1868–1934) Kaiser-Wilhelm-Institut für physikalische Che-mie und Elektrochemie in Berlin-Dahlem. Dort entwickelte erKampfstoffe, z. B. Lost. In dieser Zeit pendelte er gleichzeitigzur TH München. 1921 erhielt er eine Professur an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Im Jahr 1925 erhielt er denRuf an die Technische UniversitätMünchen als Nachfolger vonRichard Willstätter (1872–1942). Arbeitsschwerpunkte warenUntersuchungen zu Cholsäure, ▶Cholesterin und einem Krö-tengift. Es gelang ihm, die Struktur der Steroide aufzuklären.Seine Forschungen, wie auch die zum indianischen Pfeilgift,galten im Dritten Reich als kriegswichtig, wodurch er in derLage war, zahlreiche so genannte „Halbjuden“ als „Gäste desGeheimrats“ aufzunehmen und zur Entlastung von Hans Con-rad Leipelt (1921–1945) vor Gericht auszusagen.

Verdienste Ab 1912 begann Wieland in enger Zusammenar-beit mit Windaus (▶Windaus, Adolf Otto Reinhold) dieUntersuchungen zur Strukturaufklärung mittels oxidativerRingöffnung, die später zur Konstitutionsermittlung der▶Gal-lensäuren diente. Für diese Arbeit erhielt er 1927 denNobelpreisfür Chemie zu den Forschungen über die Zusammensetzung derGallensäure und verwandter Substanzen. Er war Ritter desOrdens Pour le merite und Träger des Bundesverdienstkreuzes.1925 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie derNaturforscher Leopoldina gewählt. 1929 wurde er in die Ame-rican Academy of Arts and Sciences sowie als korrespondieren-des Mitglied in die damalige Sowjetische Akademie der Wis-senschaften aufgenommen. Seit 1964 wird der Heinrich-Wieland-Preis vergeben für innovative wissenschaftliche Arbei-ten in den Bereichen Biochemie, Chemie, Physiologie undklinische Medizin der Fette und Lipide, heute für biologischaktive Moleküle und Systeme sowie deren klinische Bedeutungin der Chemie, Biochemie und Physiologie.

Literatur

Nobel Lectures (1966) Chemistry 1922–1941. Elsevier Publishing Com-pany, Amsterdam

Witkop B (1977) Heinrich Wieland hundert Jahre. Sein Werk und Ver-mächtnis heute. Angewandte Chemie 89:575–589

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2512 Wieland-Zeitungstest

Wieland-Zeitungstest

▶Zeitungspapier-Test

Wienersche Nomenklatur

▶CDE-Nomenklatur

Wilcoxon-Rangsummentest

▶Test, statistischer

Wilcoxon-Vorzeichen-Rangtest

▶Test, statistischer

Williams-Faktor

▶High-Molecular-Weight Kininogen

Windaus, Adolf Otto Reinhold

W. Hubl

Lebensdaten Deutscher Mediziner, geboren am 25. Dezem-ber 1876 in Berlin, gestorben am 9. Juni 1959 in Göttingen.Windaus besuchte das Französische Gymnasium in Berlin.Ab 1895 studierte er Medizin an den Universitäten in Berlinund Freiburg im Breisgau. Nach dem Physikum im Jahr 1897wandte er sich der Chemie zu und promovierte im Jahr 1899an der philosophischen Fakultät Freiburg über „Neue Bei-träge zur Kenntnis der Digitalisstoffe“. Nach zwei Jahren alsMitarbeiter von Emil Fischer (1852–1919) in Berlin kehrte erim Jahr 1901 nach Freiburg zurück und habilitierte zwei Jahrespäter über ▶Cholesterin. Von 1906–1913 war er Professorin Freiburg und ging danach bis 1915 an das Institut fürAngewandte Medizinische Chemie an der Universität Inns-bruck. Von 1915 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1944hatte er den Lehrstuhl für Chemie der Universität Göttin-gen inne.

Verdienste Windaus war einer der führenden Naturstoffche-miker seiner Zeit. Besonderes Interesse fanden hierbei seineForschungstätigkeiten über wesentliche Grundlagen der Ste-roide und des Zusammenhanges mit ▶Gallensäuren undSaponinen. Er klärte die chemische Struktur verschiedenerSteroide, wie ▶Cholesterin und Ergosterin, auf. Darüberhinaus gelang es ihm, die Struktur verschiedener Vitaminedes B-Komplexes und der D-Gruppe (Vitamin D2 und D3;„Vigantol“) aufzuklären und diese zu synthetisieren. Im Jahr1928 erhielt Adolf Windaus den Nobelpreis für Chemie fürseine Verdienste um die Erforschung des Aufbaus der Sterineund ihres Zusammenhangs mit den Vitaminen. Windaus warMitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen,erhielt zahlreiche Ehrendoktortitel und Auszeichnungen,wie den Orden Pour le Merite, die Louis-Pasteur-Medailleund die Goethe-Medaille.

Literatur

Dimroth K (1976) Das Portrait: Adolf Windaus 1876–1959. Chemie inunserer Zeit. 10 S 175–179

Nobel Lectures, Chemistry 1922–1941, Elsevier Publishing Company,Amsterdam, 1966 Haas J (2006) Vigantol. Adolf Windaus und dieGeschichte des Vitamin D. Heidelberger Schriften zur Pharmazie-und Naturwissenschaftsgeschichte, Bd 20. Wissenschaftliche Ver-lagsgesellschaft mbH

Windows

O. Colhoun

Englischer Begriff Windows

Definition Betriebssystem der Firma Microsoft für PC.

Beschreibung Windows ist das derzeit am stärksten verbrei-tete Betriebssystem auf Personal Computern, so auch auf PC,die als Clients des▶Labor-EDV-Systems dienen. Es zeichnetsich durch eine grafische Benutzeroberfläche mit Fensternund Maus aus. Weitere wichtige Elemente sind der Desktop,Icons (Symbole), Menüs und Dialogfelder. Unter Windowslassen sich Anwendungen parallel öffnen und bearbeiten(kooperatives bzw. präemptives Multitasking). Dabei istimmer ein Prozess aktiv und läuft im Vordergrund ab, dieanderen laufen im Hintergrund. Ferner lassen sich Datenleicht zwischen unterschiedlichen Programmen austauschen(DDE bzw. OLE). Außerdem sorgt Windows für eine weitgehende Bedienungsähnlichkeit („look and feel“) aller Pro-gramme, die unter diesem Betriebssystem laufen.

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Wismut 2513

Wintrobe-Methode der Blutkörper-chensenkungsgeschwindigkeit

A. M. Gressner und O. A. Gressner

Synonym(e) Erythrozytensenkungsgeschwindigkeit nach Win-trobe

Englischer Begriff Wintrobe erythrocyte sedimentation rate

Definition Selten angewandte methodische Variante derBestimmung der Erythrozytensedimentationsrate.

Beschreibung Im Vergleich zur Messmethode der▶Blutkör-perchensenkungsgeschwindigkeit nach Westergren wird diemethodische Variante nach dem kanadisch/amerikanischenHämatologen Maxwell Wintrobe (1901–1986) nur seltenangewandt. Die wichtigsten Unterschiede zum Westergren-Verfahren bestehen in der

• Verwendung von kürzeren (100 statt 200 mm Länge) Se-dimentationskapillaren mit einem geringeren Durchmes-ser,

• Verwendung von EDTA-antikoaguliertem Blut (stattNatriumcitrat) ohne Verdünnungslösung und

• ausschließlichenMessung der Sedimentationsstrecke nach1 Stunde.

Im Vergleich zur Westergren-Methode ist die Wintrobe-Technik weniger sensitiv und zuverlässig und daher als Scree-ningverfahren der Westergren-Methode unterlegen. Sie istaus den genannten Gründen wenig verbreitet.

Literatur

Gilmour D, Sykes AJ (1951) Westergren and Wintrobe methods ofestimating ESR compared. Br Med J 2:1496–1497

Wireless local area network

▶WLAN

W

Wischtests zum Drogennachweis

T. Arndt

Synonym(e) Drogenwischtest

Englischer Begriff Drugwipe

Definition Drugwipe II sind Drogenschnellteste der Secure-tec AG, München, die zur Vor-Ort-Kontrolle von Drogenkon-sum, z. B. im Straßenverkehr, eingesetzt werden.

Beschreibung Das Testfeld des Wischtests wird mehrfachüber die Hautoberfläche (z. B. Achselhöhle) gewischt. DerDrogen- oder Drogenmetabolitnachweis erfolgt immuno-logisch mit spezifischen Antikörpern (s. a. ▶Teststreifen)innerhalb weniger Minuten. Als Alternativmaterial könnenSpeichel und Oberflächen auf Drogen geprüft werden. Der-zeit stehen Systeme zum Nachweis der Amphetamine/Methamphetamin (Ecstasy) (s. a. ▶Amphetamine), ▶Ben-zodiazepine, ▶Cannabinoide, ▶Kokain und Opiate zur Ver-fügung. Die Nachweisgrenze liegt zwischen 5–200 ng/mL(Speichel, Schweiß) bzw. 2–20 ng/cm2 (Oberflächen).

Ein positiver Wischtest- oder sonstiger Drogenschnelltest-befund muss unter forensischen Bedingungen generell durchweiterführende Untersuchungen, z. B. zur Beurteilung eineraktuellen Drogenbeeinflussung durch Blutanalyse, mit physi-kochemischen Analyseverfahren, zumeist ▶Massenspektro-metrie, vertieft und bestätigt werden (sog. ▶Bestätigungsun-tersuchungen). Ein Schnelltest dient als eine ersteEntscheidungshilfe, z. B. bei polizeilichenMaßnahmen, wobeiein Schnelltestbefund vor Gericht nicht beweiskräftig ist. Sieheauch ▶Atemanalyse auf Drogen, ▶Drogenscreening,▶Schweiß und Drogen sowie ▶Speichel und Drogen.

Literatur

www.securetec.net

Wismut

D. Meißner und T. Arndt

Synonym(e) Bismut

Englischer Begriff bismuth

Definition Wismut (chemisches Symbol: Bi) ist ein Elementder Stickstoffgruppe mit der Ordnungszahl 83 und derrelativen Atommasse von 208,98037. Es ist ein nicht essen-zielles Spurenelement.

Beschreibung Wismut hat keine physiologische Funktion.Die häufigste Wertigkeitsstufe ist +3. Wismut hat antimikro-bielle, antisekretorische sowie enterotoxinbindende und gal-

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2514 Wissensbasiertes Befundungssystem

lensäurenbindende Eigenschaften. Es hat als kolloidales Wis-mutsubcitrat therapeutische Bedeutung bei Reisediarrhö, pep-tischen Ulzera undHelicobacter-positiver Gastritis. Langzeit-einnahme kann zu Enzephalopathie, auch mit tödlichemAusgang, führen. Wismutintoxikationen ähneln jenen von▶Blei und ▶Quecksilber.

Referenzwerte bei unbelasteten Personen (Erwachseneund Kinder): Blut: <0,008 mg/L; Urin: <0,02 mg/L(Heitland und Köster 2006a, b).

Als toxischer Schwellenwert gilt eine Plasmakonzentra-tion von 50 mg/L, bei Werten über 100 mg/L sind toxischeEffekte möglich.

Literatur

Heitland P, Köster HD (2006a) Biomonitoring of 37 trace elements inblood samples from inhabitants of northern Germany by ICP-MS.J Trace Elem Med Biol 20:253–262

Heitland P, Köster HD (2006b) Biomonitoring of 30 trace elements inurine of children and adults by ICP-MS. Clin Chim Acta365:310–318

Raedsch R (1991) Wismut-Therapie in der Gastroenterologie. DtschMed Wschr 116:821–824

Wissensbasiertes Befundungssystem

▶Expertensystem

WLAN

O. Colhoun

Englischer Begriff wireless local area network

Definition Drahtloses lokales Computernetzwerk via Funk-technik.

Beschreibung Wireless LAN steht für „drahtloses lokalesNetzwerk“ zur Datenübertragung. Es existieren mehrereStandards, die drahtlose Übertragungstechniken und Verfah-ren spezifizieren, z. B. IEEE 802.11h mit einer Geschwindig-keit von max. 108 Mbit/s bei 40 MHz Bandbreite, IEEE802.11n 2,4 und 5 GHz mit max. 600 Mbit/s und IEEE802.11ad 5 GHz mit �7 Gbit/s. WLANs können in unter-schiedlichen Modi betrieben werden: Infrastruktur-Modus(zentraler Access Point übernimmt die Koordination allerClients), Ad-Hoc-Modus (alle Netzknoten gleichwertig),Wireless Distribution System (WDS) und Repeating. Zum

Schutz vor unbefugtem Datenabgriff im Funknetz sind unbe-dingt Sicherungsmaßnahmen wie Verschlüsselung und Kenn-wörter einzusetzen (z. B. WPA2).

Wöhlk-Malfatti-Test

▶Wöhlk-Probe

Wöhlk-Probe

A. M. Gressner und O. A. Gressner

Synonym(e) Laktosereaktion nachWöhlk;Wöhlk-Malfatti-Test

Englischer Begriff Wöhlk’s test

Definition Von Alfred Wöhlk 1904 publizierter, heute obso-leter, nicht mehr eingesetzter semiquantitativer Nachweis vonLaktose im Urin.

Beschreibung Laktose reagiert bei Erwärmen des Harns auf60 �C in Gegenwart von Ammoniak und Kalilauge innerhalbeiniger Minuten mit Rotfärbung. Maltose reagiert ebenfallspositiv.

Literatur

Hallmann L (1980) Klinische Chemie und Mikroskopie, 11. Aufl. GeorgThieme Verlag, Stuttgart/New York

Wöhlk A (1904) Über eine neue Reaktion auf Milchzucker (und Mal-tose). Fresenius Z Anal Chem 43(11):670–679

Wolfram(faden)lampe

T. Arndt

Synonym(e) Glühlampe

Englischer Begriff Tungsten lamp; Wolfram lamp

Definition Ein sog. Temperaturstrahler (Glühlampe), dessenLichterzeugung auf der Erhitzung eines unter Vakuum oder ineiner inerten Atmosphäre befindlichenWolframdrahts beruht.

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Wurzeltransformation 2515

Beschreibung Ihr Strahlungsspektrum umfasst den Bereichvon 300–4000 nm. Der Hauptanteil der abgegebenen Strah-lung liegt im infraroten Bereich.

Wolframlampen werden vor allem für Messungen imWel-lenlängenbereich des sichtbaren Lichts (400–780 nm) einge-setzt. Daneben sind sie auch für Anwendungen im naheninfraroten Bereich (z. B. NIR-Infrarotspektrometrie), nichtaber für Anwendungen im UV-Bereich geeignet.

Bei Betriebstemperaturen von 2600–3000 K verdampftstetig Wolfram vom Wolframdraht. Dies führt zur Schwär-zung des Glaskörpers und letztlich zum Bruch der Glühwen-del. Diese Prozesse können durch einen hohen Inertgasdruck(Argon, Krypton und Xenon) verlangsamt werden.

Der Kolbenschwärzung kann noch wirkungsvoller durchHalogenzusätze zum Füllgas begegnet werden. Das beimLampenbetrieb von der Wendel abdampfende Wolframgelangt durch Diffusion oder Konvektion in die Nähe derGlaswand. Dort herrschen Temperaturen von <1400 K,sodass sich stabile Wolfram-Halogenverbindungen bildenkönnen. Mit der thermischen Strömung gelangen diese Ver-bindungen wieder in die Nähe der heißen Wendel (>1400 K)und zerfallen dort wieder. Ein Teil des Wolframs wird wiederauf die Wendel zurücktransportiert, allerdings nicht an seineHerkunftsstelle. Der „normale Halogenkreisprozess“ führtsomit lediglich zu einer Verhinderung der Kolbenschwär-zung, nicht aber zu einer Verlängerung der Lebensdauer.Diese wird weiterhin durch Wendelunterbrechung an entste-henden „hot spots“ beendet.

UV/VIS-Detektoren enthalten oft eine Wolframlampe fürArbeiten im Wellenlängenbereich des sichtbaren Lichts(VIS)-Bereich) und eine Deuteriumlampe für den UV-Bereich. Überalterte Lampen können aufgrund der obenbeschriebenen Zusammenhänge zu unpräzisen und unrichti-

gen Analysenergebnissen führen. Die Lampen müssen des-halb regelmäßig erneuert werden.

Literatur

Kortüm G (1962) Kolorimetrie. Photometrie und Spektrometrie. EineAnleitung zur Ausführung von Absorptions-, Emissions-, Fluo-reszenz-, Streuungs-, Trübungs- und Reflexionsmessungen. Sprin-ger, Berlin/Göttingen/Heidelberg

Woods-Peak

▶Koproporphyrinogenoxidase

WR

▶Wassermann-Test

Wright-(Wr-)Antigen

▶Diego-(DI-)Blutgruppensystem

Wurzeltransformation

▶Transformation, Wurzel-

W