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Lautsprecher Live Act Audio LAA110Autor: Christian Bayer Fotografie: Rolf Winter

Lautsprecher mit Koaxtreibern be-

gleiten mich schon mein halbes Au-

dioleben. Deshalb war ich auf die

Schmankerl aus der Allgäuer Au-

dioküche von Dieter Molitor so ge-

spannt. Besonders interessierte

mich: Können sie mehr als nur

Schalldruck?

In der Tiefe des Raums

Diese Geschichte hat viel mit Timing zu tun. Richtiges Timingvon Lautsprechern, aber auch das Timing, zum richtigen Zeit-punkt am richtigen Ort zu sein. Und genau dazu kann Dieter Mo-litor, der Macher der Allgäuer Firma Live Act Audio, viel erzählen.Molitor hatte im Grunde schon den richtigen Riecher, als er 1977Bürokaufmann-Azubi in einem Schwäbisch Haller Radio-Fern-seh-Musikhaus wurde. Ja, so nannte man das damals, es gab allesunter einem Dach samt einem Musikvorspielservice. Und auchwenn ihm das kaufmännische Wissen im Verlauf seines Berufsle-ben sicher nicht schadete, lebensprägender war der HiFi-Virus, dener sich damals geholt und der ihn bis heute nicht losgelassen hat.Bereits in seiner ersten Anlage spielten mit den Dynaudio P76 be-achtliche Lautsprecher-„Boliden“. Dass die Lautsprecher ab danngrößer werden mussten, ergab sich fast zwangsläufig und mündeteunter anderem in selbst gebaute Electro Voice Sentry III und Altec19. Damit konnte er nicht nur sehr gut hören, sondern auch jedeParty befeuern. Zwar lag sein beruflicher Fokus ab 1989 auf demRadsport-Sektor, der HiFi-Virus begleitete ihn aber weiter. – Wiedas eben so ist, man wird diesen Virus einfach nicht mehr los, mankann ihn höchstens zeitweise eindämmen. Bei Dieter Molitor sahdas so aus, dass er zwischen 2003 und 2013 sein MHW-AudioWohnraumstudio betrieb, in dem er unter anderem Lautsprechervon Lansche, Dynaudio, Audioplan, Manger oder WLM anbot.Parallel hatte er die richtige Idee zum richtigen Zeitpunkt underöffnete einen der ersten Onlineshops für Mountainbikes inDeutschland. Das Timing war derart gut und der Erfolg so groß,dass Molitor 2013 sein Geschäft verkaufte, das Wohnraumstudioauflöste und ins Allgäu umzog, wo er sich seither voll und ganz mitseiner Firma MHW-Audio auf seinen Virus HiFi konzentriert.Wollen Sie Musik hören? Mich hat ja besonders interessiert, obdie Lautsprecher neben Schalldruck auch Finesse „können“, dennauf Messen habe ich sie zwar beeindruckend und laut gehört,mich aber immer gefragt, ob das schon alles war. Meine ersteRunde im image-Hörraum habe ich mit dem sehr kräftigenT.A.C. V-88 (image hifi 3/2019) absolviert. Die 110 klingt damiterstaunlich fein, und so ist meine Frage bereits beantwortet: Die110er können weit mehr als nur Schalldruck. Zum Beispiel mit

Originalgröße

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Die LAA110 ist schon eine beeindruckende Er-scheinung. Hier in der Version mit der optiona-len „Spaltholzfront“. Es wäre interessant her-auszufinden, ob sie auch akustische Vorzügehat. Der Kinderschutz ist übrigens inklusive

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der wunderbaren Wynton Kelly Einspielung Piano(Jazz Workshop JW-048, LP, RE Spanien 2015). Wiesynergetisch Kelly und Kenny Burrell auf „Don’t ex-plain“ harmonieren, wie herrlich seine Klavieran-schläge perlen, das geht mir richtig unter die Haut.Und dass Kenny Burrell bei Wyntons Solo auf sei-nem Gitarrenkorpus mitklopft, hatte ich vorhernoch nie wahrgenommen. Das Neben- und Mitein-ander der Instrumente und ja, das Timing gelingenfantastisch. Und Paul Chambers’ Bass erreicht einePräsenz, Tiefe und Ausdehnung, die ich so auchnoch nicht kannte: sehr beeindruckend.Nach seinem Umzug und dem MHW-Start im All-gäu hatte Molitor eine Initialzündung in SachenLautsprecher. Er hörte ein 120 000 Euro teures, deut-sches Fabrikat, das ihn völlig kaltließ und zum Nach-denken brachte. Das und der Kontakt mit einemEntwickler führte zum Startschuss von Live Act Au-dio. Schon nach vier Monaten standen die erstenfünf Paare der 312 bei ihm, die er auch umgehend

verkaufte. Im Herbst 2013 lernte er dann den Holz-fachmann Markus Reitz kennen, denn der bestelltebei ihm eine hochwertige Plattenwaschmaschine, dieMolitor persönlich auslieferte. Reitz hatte seine eige-ne erfolgreiche Firma mit Anfang 40 verkauft, arbei-tete weiter als Berater und saß nicht wirklich zufrie-den vor einer 300 000-Euro-Anlage. Er bat Molitorum seine ehrliche Meinung, was dazu führte, dass erin den kommenden Wochen häufig im MHW-Stu-dio Platz nahm und schließlich einen neuen, großenLautsprecher kommissionierte: die 512. Der Rest istquasi Geschichte, sprich: Reitz stieg für Produktion,Technik, Mechanik, Gehäusebau und Strategie in dasUnternehmen ein. Und das war ein echter Glücksfall,denn die Verarbeitungsqualität der Lautsprecher istwirklich fantastisch. Der letzte Baustein für dieaußergewöhnliche Qualität der Live Act Audio Laut-sprecher kam dann vor etwa zwei Jahren hinzu, ini-tiiert durch ihren Designer. Doch dazu gleich mehr.Nach dem gut doppelt so kräftigen T.A.C. V-88 habeich mit einer synergetisch guten Kombination weitergehört, mit der man zwar Abstriche in der Gesamtdy-namik machen muss, die mir aber mit ihrem sehnig-drahtigen Klang ohne Hinweis auf Röhre oder Tran-sistor extrem viel Hörfreude macht: der VorstufeEternal Arts OTL HPL und der Endstufe OTL MK III.Auf Ben Webster meets Don Byas (MPS / BASF2120658-0, LP, RE Deutschland, ca. 1972) spielt derlegendäre Peter Trunk auf „Perdido“ ein wunderschö-nes Solo, zum Hinfassen griffig, natürlich, wunderbarknarzig, „hölzern“. „When Ash meets Henry“, seinDuett mit Ben Webster, macht einen ungeheurenRaum auf und ermöglicht mir eine Art des Hinein-hörens, wie ich es selten erlebt habe. Damon AlbarnsEveryday Robots (Parlophone 825646331291, 2-LP,Europe 2014) höre ich immer wieder mit großemVergnügen. Gerade auf „Hollow Ponds“ gehen mir dieKinderstimmen, die ganze Stimmung des Stücks zuHerzen. Es ist die Geschichte, die Albarn erzählt, essind die Harmonien, die Arrangements, ich möchtemich sprichwörtlich in die Musik hineinwerfen. Unddann dieses French Horn, das mich immer weiter indiesen Musikfilm hineintreibt. Wie die LAA110 mir

Das Anschlussfeld steht stellvertretend für die ganze Klassedes Lautsprechers. Viel wertiger kann man das nicht ma-chen. Mit dem Regler lässt sich der Bass anpassen

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softwarebasierte Mess-Systeme, die Simulationen er-möglichen, die bis vor Kurzem noch nicht denkbarwaren. In einem sehr aufschlussreichen Gespräch hatmir Germanos erzählt, wie er mit seinem Team arbei-tet. Das fängt schon damit an, dass sie ihre eigene Soft-ware schreiben, deren quelloffenes Update ihn kürz-lich trotzdem schlappe 18 000 Euro kostete. Da auchder Audio Precision Analyzer nicht mehr ganz aufdem aktuellen Stand war, fielen für ein neues Modelldann noch mal 60 000 Euro an – und das ist nur einTeil der typischen Ausgaben; so wird vielleicht ver-ständlich, dass sich ein „kleiner“ Hersteller so etwaskaum leisten kann. Mit diesem technischen Rüstzeug

das vermittelt – groß und klein, laut und leise, detail-liert und ganzheitlich – ist grandios.Mit der Entscheidung, einen Koax-Treiber als Herzder Lautsprecher einzusetzen, kam dann auf Ver-mittlung des Gehäusedesigners ein nicht nur ausmeiner Sicht ganz entscheidender Mann an Bord derLive-Act-Audio-Familie: Nico Germanos mit seinerFirma Physical Lab. Falls Sie die Firma nicht kennensollten, ist das nicht verwunderlich, denn die vierHerren arbeiten für die ganz Großen der Brancheund dürfen meist nicht darüber sprechen. Germanosüberarbeitete zuerst ein älteres Modell des Designersund seine Arbeit überzeugte Molitor und Reitz der-art, dass sie ihn engagierten. Im Verlauf eines Jahresrichtete er die komplette Serie, zu der die LAA110gehört, akustisch neu aus – am mechanischen De-sign gab es nichts zu verbessern.Man muss sich einmal vor Augen führen, was einsolcher Deal bedeutet. Es braucht schon ein gesundesSelbstbewusstsein, um einen externen Entwickler alsTeil des Teams zu akzeptieren und das auch so zukommunizieren. Gerade bei den Großen der Branchewürde man sich wundern, wenn sie zugäben, dass sie„es“ nicht alleine hinbekämen – deshalb die oben an-gedeutete Verschwiegenheit. Und kleinere Firmenkönnen oder wollen sich meist gar nicht leisten, wasGermanos und sein Team bieten: Das sind im Kern

xxxMitspielerLaufwerk: Brinkmann Oasis mit Tonarm 9.6 und TonabnehmerBrinkmann Pi Phonovorverstärker: Gold Note PH-10, Audio Specials AS Phonolab 1.0, Musical Fidelity NuVista Vinyl Vollver-stärker: T.A.C. V-88 Vorverstärker: Eternal Arts OTL HPL End-verstärker: Eternal Arts OTL MK III Kabel: Audio Optimum, silver-core, Axmann Silver X (NF); Audio Optimum (LS) Zubehör:bFly-audio PowerBase S, Thixar-Rack SMD, Isotek EVO3 Polaris(Netz); fastaudio, Acoustic System, Audiophil-Schumann-Genera-tor (Tuning)xxxx

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Links Oben: Hier sieht man die Anschlüsseam Korb des Treibers für die innere Verka-belung. Die Seriennummer bezeichnet dieSonderfertigung von Radian für Live Act Audio: die Konkurrenz kann dieses Chassisso nicht kaufen. Die doppelt gefaltete Sickeist eine Melange aus einem hart aufgehäng-ten Exemplar mit einer Flexibilität, die es fürtiefe Bässe braucht

Links unten: So sieht das Prachtstück, dasHerz des Lautsprechers, von der Seite auf derSpaltholzfront ruhend aus. Dieser Treiber hatwirklich alles, was es für allerbeste Perfor-mance braucht: einen sehr stabilen Gusskorb,sehr kräftige Doppelmagneten, eine ganz klas-sische Papiermembran und eine straffe unddoch auch flexible Sicke samt „feinfühliger“Aufhängung. Genau aus diesem Stoff werdenklangliche Überflieger gemacht

Oben rechts: Das Horn, das namensgebendkoaxial in der Mitte der Bassmembran ange-ordnet ist, erinnert natürlich an das der klas-sischen Tannoy Koaxe. Es wird von einemDruckkammertreiber „befeuert“, zu dem wirgleich noch kommen. Doch mit dieser äuße-ren Ähnlichkeit erlöschen dann auch schondie Gemeinsamkeiten mit Tannoy, denn dashier ist quasi ein Koax auf Steroiden

Unten rechts: Nein, unter den Gummipadssitzen keine Spikes sondern spezielle „Ku-gelkopf-Füsse“ mit – eben – Gummiauflage,eingeschraubt in 8-mm-Metall-Inserts – wie-der mal nicht von der Stange. Und wer unbe-dingt möchte, kann ja Spikes einschrauben

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Ein mitentscheidender Faktor für denfantas -tisch ausgedehnten Klang der Lautsprecherist ihr Druckkammertreiber, der schon ab850 Hz die Verantwortung für das klanglicheGeschehen übernimmt. Hinter der Abdeck-kappe sitzt eine mit 50 mm sehr große Beryl-lium-Kalotte, die federführend für die enor-me Breitbandigkeit ist. Es braucht enormeSorgfalt, um Beryllium zu verarbeiten undklanglich so zu behandeln, dass eine derarthomogene Abbildung möglich ist. Man er-kennt die Kupferschwingspule und die kräf-tige Polplatte. Im Ruhrpott würde man sa-gen: „So muss das“ – und ich kann dem nurzustimmen: ganz starker Stoff

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werden für jeden Lautsprecher 7200 Messungen gemacht. SolcheDatenmengen konnte man früher weder generieren, geschweigedenn verwerten. Algorithmen machen das jedoch heutzutage mög-lich und natürlich braucht es dann immer noch einen Entwicklermit Erfahrung, um die Daten sinnvoll auszuwerten. Ganz wichtig istGermanos, den Schalldruck eines Lautsprechers nicht auf Achse zumessen, wie es standardmäßig immer noch gemacht wird. „AufAchse“ hält er für ein unzureichendes Kriterium, weil das die Schall-verteilung im Raum nicht berücksichtige und voraussetze, dass derHörer festgenagelt auf seinem Platz sitzen bleibe. Er misst in einem360-Grad-Verfahren, um die komplette Rundstrahlcharakteristikeines Lautsprechers erfassen zu können. Ein gutes Rundstrahlver-halten ist auch für mein Verständnis ebenso essenziell wie dasschnelle „Anspringen“, sprich ein vollwertiger Klang schon bei klei-nen Lautstärken. Zum einen möchte ich einfach nicht im „SweetSpot“ festgenagelt sitzen müssen, denn ich bewege mich beimHören gerne, und zum anderen höre ich viel öfter leise als laut. DieLAA110 kann all das exemplarisch gut.Die 110 gehört zur „Emotion Line“, der kleineren Live Act Audio-Reihe. 110 bedeutet: 1 Treiber, 10 Zoll groß. Der Treiber wird vomamerikanischen Spezialisten Radian hergestellt und besteht aus ei-nem koaxial in der Mitte angeordneten 25 cm (10 Zoll) Bass-Druckkammertreiber. Die Membran hat Live Act Audio als 50 mmgroße Berylliumkalotte geordert, was das enorme Frequenzbanddes Treibers erklärt. Außerdem konnten sie für diese Sonderanferti-gung weitere Parameter wie die Membrangeometrie steuern. Beryl-lium ist nicht nur sehr teuer, es ist auch extrem empfindlich. Damitdem edlen Material auf dem Transportweg nichts geschieht, lässt esGermanos in Harz vergießen, das man danach wieder weg ätzt. DieSpezifikationen sind sehr eng toleriert, alle Chassis werden zudemgeprüft, eingemessen, gematcht und dokumentiert. Da wundert esmich kaum mehr, dass jedes einzelne Chassis 2000 Euro kostet.Die Verarbeitung der Lautsprecher ist, wie schon gesagt, wirklichfantastisch. Dieter Molitor sagt dazu: „Das Gehäuse hat eine Stär-ke von 42 mm. Im Kern ist das Multiplex (MPX) innen und außenmit circa 6 mm eines hochfesten Holzwerkstoffs beschichtet, dersich extrem gut bearbeiten und lackieren lässt. Die optionale Mas-sivholzfront kommt dann noch mit etwa 22 mm obendrauf. DieSockelplatte ist ebenfalls aus MPX wie das Gehäuse, MDF findetsich nirgends.“ Nico Germanos wird da noch etwas deutlicherund sagt: „MDF ist Abfall.“ Ich kann ihm nur recht geben, alleinedie Ausdünstung dieses Materials sollte jedem gesundheits- undumweltbewussten Hersteller und Kunden zu denken geben.

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Fehlt noch das so wichtige Frequenzweichendesign.Germanos hat mir einen Blick in sein Vorgehen beider Abstimmung von Lautsprechern gestattet. Er istmit seinem Team sehr kritisch und sucht zuerst nachallen Fehlern, die sie dann ausmerzen, wo es möglichist, wobei sie eine neutrale Abstimmung anstreben.Danach kann eine „geschmackliche“ Abstimmungnach Kundenwunsch erfolgen. Die Abstrahlcharakte-ristik der 110 ist der eines guten Studiomonitors ver-gleichbar und wird natürlich vor allem in der Weichebestimmt. Technisch „sieht“ die Abstimmung wie dieeiner geschlossenen Box aus, es ist aber ein Bassre-flexdesign. In der Weiche finden sich keine Elkos, nurMKP- oder Folienkondensatoren, alles langlebige,sehr hochwertige Bauteile. Sie ist teilvergossen, wasdie Bauteile beruhigt, denn im Inneren eines Laut-sprechers können gewaltige Schallwellen entstehen.Das Gussmaterial ist wärmeableitend und garantierteine gleichmäßige thermische Belastung. Das Wei-chendesign, das oberflächlich betrachtet nach „3.Ordnung“ aussieht, wurde mithilfe moderner Algo-

rithmen auf vorgegebene Zielfunktionen hin opti-miert. In Wirklichkeit trennt Germanos nämlichschon bei 850 Hz mit sehr steilen 40 dB, was bei demhöchst homogenen Klang der 110 erstaunlich ist,denn die Gefahr, dass man so eine steile Trennunghört und als abrupt empfindet, ist groß. Sieht mansich den Gesamtaufwand an, wird einem klar, dassgerade die 110 sehr eng kalkuliert sein muss. Mithilfeeiner Klangwaage auf der Rückseite kann man imÜbrigen den Frequenzgang ab 400 Hz linear absen-ken. Ich habe ihn in der Neutralstellung belassen.„Birks Works“ von Dizzy Gillespie’s Big 4 (Pablo3210719, LP, USA 1975) ist ein Musterbeispiel fürmeisterhaften, zeitlosen Jazz, bei dem alle Beteiligtenlässig zeigen, was sie können, ohne sich beweisen zumüssen. Dizzy bläst natürlich die Backen auf, vergis-st aber nie den Blues und das Gefühl. Joe Pass lässtseine Saiten perlen, Ray Brown swingt so lässig, wiefast nur er es kann, und Mickey Roker erstaunt michimmer wieder mit seinem entspannten und dochblitzsauberen Groove. Wieder scheine ich eine Art

Hier erkennt man die extreme Materialstärke sowie die zu-sätzliche Echtholzfront aus sogenanntem „Spaltholz“. Daschwingt nichts, was nicht schwingen soll, deshalb auchwenig Dämmung

Ein Blick in die Weiche zeigt, wie die Bauteile „teilvergos-sen“ wurden, um sie thermisch und resonanztechnisch zuschützen. Materialien und Bauteile sind von sehr feinerQualität

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Live-Brille aufzuhaben, denn ich höre wie ein Mas -tering-Ingen ieur nach getaner Arbeit beim verdien-ten Glas Wein oder Bier: entspannt und doch fokus-siert, lässig und doch konzentriert. Kein Detailscheint mir zu entgehen und ich muss mich kein biss -chen anstrengen, um alles zu erfassen. Die Lautspre-cher machen es möglich. Eine ihrer größten Stärkenist es, dass sie souverän mit jeder Art von Dynamikumgehen und zeigen, wie alle mit traumwandleri-schem Timing zusammenspielen. Genau das erlebeich auch bei „Frelimo“. Wie die Gitarre schnarrt undam Ende die Saiten „zu Ende“ flirren, diese An-schlagdynamik und die holografischen Mundharmo-nikatöne – wie soll ein Lautsprecher das noch besserdarstellen? Von Finks Wheels turn beneath my feet(Ninja Tune ZEN 189, 2-LP, EU 2012) spiele ich „Per-fect darkness“ und bin, Sie erraten es schon, wiedermittendrin, statt nur dabei, als hätte ich einen VIP-Platz in der vordersten Reihe bekommen. Und sokann ich mit leicht in den Nacken geworfenem KopfFink quasi dabei zusehen, wie er seinen Stücken folgtund sie für das Publikum entfaltet. Immer wiederstaune ich über den präzise rollenden Bass bis hinzum spät einsetzenden Schlagzeug mit seinen hyper-präsenten Snare- und Beckenakzenten. Der Firmen-name „Live Act Audio“ bekommt nun einen tieferenSinn, denn dieser „Live Act“ ist eine perfekte Illusion,

die ohne Artefakte mit ganz viel Herzblut und bei Be-darf auch einem kernigen Tritt in den Hintern derMusik zu ihrem Recht verhilft, erlebt und genossenzu werden – und dabei zum Weiterhören einlädt.Es fällt mir leicht, zu einem Urteil über die Live ActAudio LAA110 zu kommen: Ich kann mich nicht er-innern, bislang einen besseren Koaxlautsprechergehört zu haben. Wenn Sie monitorähnliche Qua-litäten wie Feinauflösung, Raumabbildung und De-tailreichtum schätzen und bei Bedarf mal aufs aku-stische Gaspedal treten wollen, wird es schwerwerden, eine Alternative zur LAA110 zu finden.

xxxxLautsprecher Live Act Audio LAA110Funktionsprinzip: 2-Wege-Bassreflex Frequenzgang: 40 Hz –21 kHz Wirkungsgrad: 88 dB (2,82 V/1 m) Nennimpedanz: 8Ohm Impedanzminimum: 3,1 Ohm bei 21 kHz Besonderheiten:10-Zoll-Koax-Chassis mit Beryllium-Kompressionstreiber, 4-stufigschaltbare Tonalitätskontrolle Maße (B/H/T): 35/115/39 cm Ge-wicht: 43 kg Garantie: 5 Jahre Paarpreis: 16900 Euro (Korpus-lack anthrazit; Aufpreis für die Spaltholzfront: 2550 Euro)

Kontakt: Live Act Audio GmbH, Burgsiedlung 1, 87572 Sonthofen,Telefon 08321/6078900, www.live-act-audio.dexxxx