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02 ////////// EDITORIAL ///

DIE SCHWEIZ IST EIN KOMPETENZ­ZENTRUM FÜR TEXTILE LÖSUNGEN

Die Schweizer Textilindustrie blickt auf eine lange Geschichte zurück. Immer wieder ist es den Firmen gelungen, bewährte Technologien weiter- zuentwickeln und für neue Anwendungen ein- zusetzen und sich so neue Märkte zu erschliessen. Dank Innovationen, dank internationaler Offen- heit und dank Unternehmergeist und Flexibilität gehören die Schweiz und die Schweizer Firmen im Bereich der technischen Textilien zur Weltspitze.Als die Globalisierung Einzug hielt, sind viele Aufträge aus der Schweiz in günstigere Standorte verlagert worden. Das hat dazu geführt, dass die Firmen nach neuen Anwendungen für ihre Produkte gesucht haben. Aus der Not wurde sozusagen eine Tugend. Besonders profitiert haben die Firmen – damals wie heute –, dass neben der gesamten textilen Wertschöpfungskette auch eine starke Textilmaschinen- sowie die chemisch-pharmazeuti-sche Industrie im eigenen Land ist. Und wir können uns auf hervorragende Forschungsinstitutionen und Ausbildungsstätten verlassen, wie etwa die ETH, die Empa, Fachhochschulen und die Schwei-zerische Textilfachschule.—Grosse Zukunft für technische TextilienVon den 200 Firmen, die bei Swiss Textiles Mit- glied sind, sind etwa die Hälfte Hersteller von technischen Textilien. Technische Textilien sind ein globaler Wachstumsmarkt von über 150 Milliarden Dollar. Textilien haben aufgrund ihrer Flexibilität, Porosität, ihrer grossen Oberfläche bei kleinem Gewicht und ihrer chemischen Verän-derbarkeit viele Vorteile gegenüber anderen Materialien. Die Einsatzmöglichkeiten wie zum Beispiel in der Fahrzeugindustrie, Architektur oder Medizin sind schier unendlich. Dazu kommt, dass Megatrends wie Digitalisierung und Nach- haltigkeit die Nachfrage nach technischen Textilien noch steigern werden. In beiden Bereichen sind wir in der Schweiz gut aufgestellt. In der Nachhaltig-keit können wir uns klar von der internationalen Konkurrenz abheben, weil wir hohe ökologische und soziale Standards haben und viele Forschungs- und Entwicklungsprojekte wie beispielsweise neue ökologische Veredlungstechniken initiiert haben.

Die Schweiz ist zudem stark in der Anwendung von Mikroelektronik und Zürich entwickelt sich zu einem Game-Development-Cluster. Die Elektronik wird immer kleiner und kann immer besser in Textilien eingearbeitet werden. App-Entwickler und Textiler sind eine spannende Kombination.Die Schweiz wird in diesen Bereichen auch in Zu- kunft eine Vorreiterrolle einnehmen. Nicht primär als lokaler Standort für industrielle Produktion, sondern als global vernetztes Kompetenzzentrum für textile Lösungen.Wir zeigen mit dieser Publikation den vielseitigen Einsatz textiler Produkte. Wir wünschen Ihnen viel Freude und eine spannende Lektüre.

Peter Flückiger Direktor Swiss Textiles

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«Faserbasierte Hochleis-tungsmaterialien in der Raumfahrt reduzieren nicht nur Gewicht in der Raumkapsel, was Kosten einspart, sondern retten auch Leben. Denken Sie nur an die Weltraum- anzüge. Zudem spielt die für die Raumfahrt ent- wickelte Kleidung oft eine Vorreiterrolle alltägli- cher Produkte.» —Dr. Reinhold Ewald Astronaut Europäische Weltraumorganisation

«In der modernen Medizin spielen Textilien eine immer grössere Rolle. Sie übernehmen wichtige medizinische Leistungen wie zum Beispiel die intel-ligente Überwachung von Körperfunktionen und die gezielte, wohldosierte Abgabe von Medikamen-ten. Und sie bieten auf unauffällige Weise einen grossen Komfort.» —Prof. Dr. Martin Wolf Universitätsspital Zürich

«Die Schweizer Textil- industrie hat bewegte Zeiten hinter sich — und daraus gelernt. Im Be-wusstsein, dass der Wett-lauf um das billigste Pro-dukt nicht zu gewinnen ist, setzt sie auf Innovation, Qualität und Nachhaltig-keit. Kreative Köpfe ar- beiten am Ziel, Textilien ressourcenschonend her-zustellen. Gefragt sind Pioniergeist und Eigen- initiative.»—Bundespräsidentin Doris Leuthard Vorsteherin des UVEK

«Fehlende Bewegung beeinträchtigt die Durch-blutung im Gewebe, was bei Älteren oder Menschen mit einer Querschnitt- lähmung zu Druckstellen und Geschwüren führen kann. Der simple Ansatz der textilen Dekubitus- prävention hat mich moti-viert, das Bettlaken mit Schoeller und der Empa zu entwickeln. Gerade die textilen Innovationen kön-nen durch teilweise ein- fache Lösungsansätze positiv zur Prävention diverser Komplikationen beitragen.» —Dr. med. Anke Scheel-SailerÄrztliche Leiterin Forschung RQM Schweizer Paraplegiker-Zentrum

«Textilien können bau-physikalisch einen grossen Beitrag leisten. Durch textile Fussbodenbeläge werden aufwendige Tritt-schalldämmungen nahe-zu unnötig. Auch können bauliche Massnahmen zur Verbesserung der Akustik — wie zum Beispiel Gips-lochdecken — durch die Verwendung von Tex- tilien wie Vorhänge, Wand-bespannungen und Tep- piche ersetzt werden.» —Lukas ImhofArchitekt

«Millionen von Tieren sterben jährlich in herren-los im Meer treibenden Fischernetzen. Mehrere Hundert Jahre dauert es, bis sich solche Netze völlig zersetzen. Für die Textil- industrie sind diese Netze interessant, da sich darin enthaltenes Nylon 6 voll-ständig wiedergewinnen lässt. Die alten Netze wer-den aus dem Meer gefischt, gereinigt, zerlegt, einge-schmolzen und zu neuem Garn verarbeitet. Aus Ab-fall werden so wieder Tep-piche oder Kleider.» —Veronika MikosHealthy Seas

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EINSATZ AM UND IM KÖRPER

Text: Anemone Seger

Beim Begriff Textilien denken die wenigsten sofort an textile Sensoren, Pflaster, die Substanzen ab- geben können, oder an eine Herzpumpe. «Aber die Vorstellung, dass von Wollsocken oder Baumwoll- shirts die Rede ist, wenn wir von Textilien sprechen, ist schon lange veraltet», meint Professor Dr. René Rossi, Abteilungsleiter des Laboratory for Bio- mimetic Membranes and Textiles an der Eidgenös- sischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) in St. Gallen. Seine Abteilung beschäftigt sich mit der Entwicklung von Materialien, insbe- sondere von Textilien, zum Schutz und zur besseren Leistungsfähigkeit des menschlichen Körpers.«Von einem Textil sprechen wir, wenn ein eindimen-sionales Material, also eine Faser, zu etwas Zwei- oder Dreidimensionalem verarbeitet wird.» Jedes Material lässt sich zu Fasern und damit zu einem Textil verarbeiten, so kommen zum Beispiel Ke- ramik-, Holz-, Metall-, Plastik- oder Baumwoll- fasern zum Einsatz. «Textilien haben aufgrund ihrer Eigenschaften ein riesiges Potenzial. Sie sind meist flexibel, leicht, reissfest, formbar und doch formstabil und haben eine sehr grosse Oberfläche. Das alles kann kein anderes Material bieten», erklärt der Textilforscher Rossi.

Bei der gemeinsamen Forschungsinitiative «Subitex» spannen der Branchenverband Swiss Textiles und das Laboratory for Biomimetic Membranes and Textiles der Empa für Innovationen zusammen. Dadurch liessen sich bereits zehn KTI-Projekte realisieren.

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—Subitex – Sustainable Biomedicine TextilesDie Textil- und Bekleidungsindustrie hat in der Schweiz eine lange Tradition, so war die Schweiz in der Stickerei oder bei leichten Baumwollgeweben lange Zeit führend. Damit die Schweizer Textilunter-nehmen auch heute im internationalen Wettbewerb mithalten können, braucht es Innovation. Hier setzt die Forschungsinitiative «Subitex – Sustainable Biomedicine Textiles» an, die Swiss Textiles zusam-men mit der Empa Anfang 2015 lanciert hat. Da- bei spannen Industrie und Forschung zusammen, um durch Wissenstransfer Innovationen zu fördern und diese schneller auf den Markt zu bringen. «Gerade im biomedizinischen Bereich, seien dies Anwendungen am menschlichen Körper oder in dessen Inneren, haben Textilien aufgrund ihrer Eigenschaften ein enormes Potenzial, das es noch besser zu nutzen gilt», erläutert Rossi, Subitex- Projektleiter an der Empa. «Ich denke zum Beispiel an textile Sensoren oder Pflaster für die gezielte Abgabe von Medikamenten.» Hauptsponsor von Subitex ist der Verband Swiss Textiles, der seinen Mitgliedern damit diese exklusive Zusammenarbeit ermöglicht. 15 Mitgliedsfirmen von Swiss Textiles sind zurzeit bei Subitex dabei. «Mit der Initiative zeigt die Textilindustrie, dass die Schweizer Textil-forschung relevant ist, und gleichzeitig verpflichtet sich die Empa, während weiterer fünf Jahre Textil- forschung zu betreiben», ergänzt Rossi.

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Erste Erfolge von Subitex zeigen sich bereits heute – zwei Jahre nach der Lancierung. So haben sich zehn Projekte ergeben, die von der Kommission für Technik und Innovation (KTI) des Bundes mitfinan-ziert werden. Beteiligt sind die Firmen Flawa AG, AG Cilander, E. Schellenberg Textildruck AG, Mammut Sports Group AG, Schoeller Textil AG, Serge Ferrari Tersuisse AG und TISCA Tischhauser & Co. AG. Um was es bei den KTI-Projekten in- haltlich genau geht, möchte momentan aus Patent-schutzgründen noch keine der Firmen verraten.Die Forschungsinitiative Subitex ist auf fünf Jahre angelegt, sie läuft noch bis 2020. —Gesamtes Textilwissen der Empa fliesst in die IndustrieWie läuft die Zusammenarbeit zwischen der Industrie und der Empa ab? «Es ist ein push- und pull-Pro-zess. Das heisst, auf der einen Seite pushen wir von der Empa die Innovationen in die Industrie, indem wir Ideen, die sich aus unserer Forschung ergeben, mit einem Subitex-Partner umsetzen. Auf der anderen Seite holen sich die Firmen für ihre Ideen oder Produkte die Unterstützung von uns», be-schreibt Subitex-Projektleiter Rossi die Kooperation. Konkret sieht die Zusammenarbeit so aus, dass die Empa zweimal jährlich einen Innovationswork-shop für die Subitex-Partner durchführt. Dort

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«Jedes Material lässt sich zu Fasern und damit zu einem Textil verarbeiten.» —Prof. Dr. René Rossi, Empa

präsentieren drei Forschende während einer Stunde neue Technologien oder Materialien. Im Anschluss können die Firmen individuelle Gespräche mit den Forschenden führen. «Mit diesen Workshops stellt die Empa nach und nach ihr gesamtes Textil-wissen den Firmen zur Verfügung», sagt Rossi.Um noch mehr Textilwissen an die Subitex-Partner weitergeben zu können, hat die Empa einen Teil der finanziellen Beiträge aus Subitex in das Programm «Self-care materials» des Competence Centre for Materials Science and Technology (CCMX) des ETH-Bereichs investiert. Das Programm erforscht Faserstrukturen zur Substanzabgabe oder -auf- nahme. Das CCMX-Programm ist ein Mix aus Grund- lagen- und Industrieforschung und ist lukrativ, da sich der Schweizerische Nationalfonds (SNF) mit der gleichen Summe daran beteiligt wie die Industrie.—Der menschliche Körper als TextilWohin die Grundlagentextilforschung im Bereich der biomedizinischen Anwendungen in Zukunft führt, zeigt das Forschungsprojekt «Zurich Heart»: Hier werden Herzpumpen weiterentwickelt, die Spender-herzen eines Tages komplett ersetzen sollen. Das Projekt ist eine Zusammenarbeit der ETH, der Universität und universitären Spitäler Zürich, des Deutschen Herzzentrums Berlin und der Empa.Bereits seit 30 Jahren werden künstliche Herzpum-pen eingesetzt. Diese haben aber das Problem, dass sie Blutgerinnsel verursachen können, weil das Blut in Kontakt mit körperfremdem Material kommt. Um das Problem zu vermeiden, sollen auf der Innenfläche des Zurich Heart körpereigene Zellen des Patienten gezüchtet werden. Hier kommt die Textilforschung der Empa ins Spiel.Die Forschenden wollen im Inneren der Pumpe den Aufbau eines Blutgefässes imitieren. Blutgefässe bestehen von innen nach aussen betrachtet aus einer Schicht Endothelzellen, Muskelzellen und aus einer extrazellulären Matrix, einer Art Gerüst, das die Zellen zusammenhält. «Im Zurich Heart ersetzt ein polymeres Vlies diese extrazelluläre Matrix», erzählt Dr. Giuseppino Fortunato, Mitarbeiter beim Projekt Zurich Heart an der Empa. «Im Prinzip

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ELEKTROSPINNMETHODE

Endothel-zelle

Pulsierende Hybridmembran

Glatte Muskelzelle

Elektroge-sponnenes Gerüst

Pumpen-oberfläche

GEPLANTE STRUKTUR DER HERZPUMPENOBERFLÄCHE /// 3

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1 /// Prof. Dr. René Rossi ist der Subitex-Projektleiter an der Empa.

2 /// Für die Vliesherstel-lung für das Zurich Heart kommt das Electro- spinning zum Einsatz.

3 /// Schema des Aufbaus im Inneren der Herz- pumpe: Das Vlies wird mit Muskelzellen verwoben und mit Endothelzellen beschichtet.

4 /// Unter dem Mikroskop sieht man die rot einge-färbte Muskelzelle, die simultan mit den Fasern versponnen worden ist.

5 /// Das Empa-For-schungsteam mit Dr. Giuseppino Fortunato (Zweiter von rechts), das in das Projekt Zurich Heart involviert ist. Zwei der acht Team- mitglieder fehlen auf dem Bild.

«Nun sind wir daran zu testen, wie Blut reagiert, wenn es mit dem Vlies und den Zellen in Kontakt kommt.» —Dr. Giuseppino Fortunato, Empa

wird das Vlies mit einer Schicht körpereigenen Muskelzellen versponnen mit anschliessender Kultivierung einer Schicht aus Endothelzellen.»Zurzeit forschen rund sieben Biologen, Chemiker und Physiker der Empa am Projekt Zurich Heart. Dabei stehen vor allem zwei Fragestellungen im Zentrum: Einerseits wie das Vlies mit den Muskel- zellen verwoben und andererseits wie das elas- tische Vlies an die Innenfläche der Herzpumpe stabil angebracht werden kann.—Ein Vlies – sieben Mal leichter als KopierpapierEin Vlies besteht aus endlosen oder geschnittenen Fasern in nicht orientierter Form und ohne Verschlin-gungen. Das heisst, ein Vlies weist keine regelmäs- sige Struktur auf – es sieht unter dem Mikroskop aus wie ein nicht aufgerollter Wollknäuel. Das Vlies für das Zurich Heart besteht aus einer ein paar Hundert Nanometer dicken Faser, hergestellt aus einer Polymerlösung. Zum Vergleich: Die Faser ist rund 200 Mal dünner als ein menschliches Kopfhaar.Für das Spinnen des Vlieses wird das Verfahren des Electrospinnings angewendet. Dabei wird die Polymerlösung in eine Spritze abgefüllt und an Hochspannung angeschlossen. Durch das elektri-sche Feld bildet sich ein Jet aus, die Faser wird verwirbelt und auf einer Gegenelektrode wird die Faser abgeschieden, wo sich das Vlies ausbildet. Gleichzeitig besprühen die Empa-Forschenden bei diesem Prozess das sich bildende Vlies mit den Muskelzellen, wodurch sich die Muskelzellen im Vlies einbetten. «Die Vliesherstellung und das Be- sprühen mit den Zellen gelingt uns bereits», be- richtet der Chemiker Fortunato, «nun sind wir daran zu testen, wie Blut reagiert, wenn es mit dem Vlies und den Zellen in Kontakt kommt.»—Optimale Lösung: ein Vlies aus zwei verschiedenen Materialien?Das Material, aus dem das Vlies hergestellt wird, ist entscheidend, weil das Vlies eine Reihe von Eigen-schaften erfüllen muss: So darf sich das Vlies in der Pumpe nicht abbauen, es muss elastisch sein, damit es die Pumpbewegungen mitmacht, und es muss sich mittels einer chemischen Bindung an die Silikonoberfläche der Herzpumpe anbinden lassen. Aktuell laufen an der Empa Tests, welches Polymer diese Anforderungen am besten erfüllt. «Wir können uns auch vorstellen, dass wir einen Gra- dienten erhalten, also einen Unterschied im Vlies, indem wir das Vlies aus zwei Polymerlösungen spinnen. So kann ein Polymer besser für die chemi-sche Anbindung an die Pumpenwand geeignet sein und ein anderes für optimale Wechselwirkungen mit den Muskelzellen sorgen», so Fortunato. «Man kann sich das so vorstellen, wie wenn man beim Stricken mit einem roten Faden beginnt und in der Hälfte mit einem blauen weitermacht.»Die Forschenden gehen davon aus, dass sie noch rund zehn Jahre am Projekt Zurich Heart arbeiten werden, bis die Technologie marktreif sein wird.

Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa): www.empa.ch, https://subitex.empa.chwww.hochschulmedizin.uzh/de/projekte/zurichheart.html

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DIE SUBITEX­ORGANISATION

Competence Centre for Materials Science and Technology (CCMX)

Subitex-Netzwerk

AG Cilander Climatex AGFlawa AG Lantal Textiles Mammut Sports Group Meister + Cie. AG Monosuisse AG Schoeller Textil AG Sefar AG Serge Ferrari Tersuisse AG Sigvaris AG Swissatest Testmaterialien AG E. Schellenberg Textildruck AG TISCA Tischhauser & Co. AG

Industriepartner Akademische Partner

Alexander Schaetz

Forschungs-leitung: René Rossi

Syngenta AG Empa

Nina Bachmann Forschungs-leitung:Fabien Sorin

Swiss Textiles EPFL

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Interview: Elisa da Costa

INTELLIGENTE LEGGINS FÜR SICHERE BEWEGUNG IM ALLTAG Beim Projekt XoSoft entwickeln neun Forschungs- partner aus sieben Ländern im Rahmen eines H2020-Forschungsprojekts ein weiches und be- wegliches Exoskelett in Form einer Leggins für ältere Menschen mit Bewegungseinschrän-kungen aufgrund von Muskelschwäche oder Verlust der Sensorik. Der medizinische Device, aus drei Sensormodulen am Fussgelenk, Knie und Hüfte bestehend, ermöglicht das sichere Bewegen in Alltagssituationen und beugt weiteren Krankheiten vor. Prof. Dr. Markus Wirz vom Institut für Physiotherapie und Dr. Konrad Stadler vom Institut für Mechatronische Systeme der ZHAW erklären:

Es ist ein praxisorientiertes Projekt, erzählen Sie uns mehr. prof. dr. mArkus WirZ: Der künftige User steht im Fokus der neuen Technologie. Es gibt drei Testphasen. Die ersten zwei Prototypen werden im Labor mit geheingeschränkten Patientinnen und Patienten durchgeführt. Die Ergebnisse führen dann zum letzten Prototypen, der in echter Lebensumgebung in der Klinik in Erlangen getestet wird.

Die Sicherheit soll durch die Verhärtung des Materials hergestellt werden. Wie geht das?dr. konrAd stAdler: Durch eine elektrorheolo-gische Flüssigkeit in Schläuchen, die die Vis- kosität ändert, können sich die Leggins verhärten. Das Signal wird durch die Sensoren an das System weitergeleitet, welches die Viskosität steuert. Das kann bereits dazu beitragen, dass man nicht umknickt oder fällt.

Welche Tests werden aktuell durchgeführt? Gibt es erste Ergebnisse?mArkus WirZ: Zuerst wird getestet, ob die Sensoren wirklich die Daten erheben, welche das System zur Steuerung der Leggins und für das medizinische Monitoring benötigt. Die Kompo-nenten an Fuss und Knie wurden teilweise bereits auf Textil getestet. Die Tests werden im Bewe-gungslabor des Instituts für Physiotherapie der ZHAW durchgeführt.konrAd stAdler: Die Sensortechnik funktio-niert bereits gut. Bei den Aktoren ist es noch eine Herausforderung, die Viskositätsänderung zu regulieren.

Was wurde in Bezug auf Textilien bereits getestet? mArkus WirZ: Hier beschäftigten wir uns mit Fragen wie «Wie gut sind die Textilien an- und ausziehbar? Wo eignet sich die Platzierung der Sen- soren, so dass sie nicht geknickt werden? Wie können wir die Kabelzuführungen platzieren?»

Welche Eigenschaften müssen die Leggins für den Alltag haben?mArkus WirZ: Sie müssen zuverlässig und in- tuitiv nutzbar sein, das An- und Abziehen einfach. Auch das Design spielt eine Rolle. Das Produkt soll man unter der Kleidung tragen können. konrAd stAdler: Der Patient muss sich sicher fühlen, damit er sich mehr bewegt und keine Angst vor schnellem Ermüden hat.

Ist die Sensorik textilintegriert oder textilbasiert? mArkus WirZ: Der einfache Austausch von kaputten Sensoren spricht für eine textilinteg-rierte Lösung. Kabelbrüche beim An- und Abziehen könnten entstehen. konrAd stAdler: Natürlich wurde diskutiert, ob man den Faden nicht auch leitend machen kann, aber das ist noch Zukunftsmusik.

XoSoft project, www.xosoft.eu

WEICHE SENSO­REN FÜR SMARTE TEXTILIEN Der Empa ist es gelungen, mittels Schmelz- verfahren optische Fasern für Sensoren herzustellen, die sich für Textilien eignen. Sie sind viel biegsamer als bisherige Fasern und können dadurch beispielsweise gestrickt werden und brechen nicht bei Knoten. Der Textil-Sensor lässt sich zudem industriell herstellen und ist desinfizier- und waschbar. Er eignet sich deshalb be- sonders gut für den Spitalbereich.Getestet wurde der optische Textil-Sensor zur Messung der Herzfrequenz. Er kann irgendwo am Körper auf der nackten Haut angesetzt werden. Indem Licht durch das Gewebe geschickt und die zum Detek-tor zurückkehrende, sich mit dem Puls verändernde Lichtintensität gemessen wird, lässt sich die Herzrate bestimmen. Die Empa ist gemeinsam mit Schweizer For-schungs- und Industriepartnern daran, den Textil-Sensor so weiterzuentwickeln, dass er auch die Sauerstoffsättigung oder den Stoffwechsel eines Patienten über- wachen kann.

Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa), www.empa.ch

Prof. Dr. Markus Wirz vom Institut für Physiotherapie

Dr. Konrad Stadler vomInstitut für Mechatronische Systeme

«Der Patient muss sich sicher fühlen, damit er sich mehr bewegt und keine Angst vor schnellem Ermüden hat.» —Dr. Konrad Stadler

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TEXTILE MIKRO­ GEFLECHTE ALS IMPLANTATEIn der Entwicklung von minimal invasiven Techniken (Schlüsselloch technik) in der Chirur-gie sind in den letzten Jahren grosse Erfolge erzielt worden. Immer mehr Chirurginnen und Chirurgen bevor zugen diese Operationstech- nik. Dies weil sie die Gesundheitskosten senken können, aber auch weil das Behandlungser- gebnis insgesamt verbessert sowie die Belas-tung der Operation für die Patientinnen und Patienten deutlich gesenkt wird. Dazu brauchen die Chirurgen Inst rumente und Implantate, die kleinstmöglich gefertigt sind und trotz dem die geforderten Eigenschaften erfüllen sowie ausgezeichnet körperverträglich sind. Textile Mikrogeflechte erfüllen diese Anforde rungen und sind in verschiedensten chirurgischen An- wendungen denkbar. Zum Beispiel zur Unter-stützung bei der Heilung von Sehnen oder Bändern, die gerissen sind, oder zur Heilungs-unterstützung von Kno chenbrüchen. Auch bei Operationen an der Herzklappe, als Arterien- ersatz oder Mikrostent sind Anwendungen denkbar. Die Herstellung sowie der Einsatz der Geflechte müssen unter höchsten Hygiene- vorschriften erfolgen.

Meister & Cie AG, www.meister-ag.ch

KÜNSTLICHES KREUZBANDNach einer längeren und intensiven Ent-wicklungsdauer mit dem Endkunden werden spezielle Textilbänder als Implan-tat und Ersatz für irreparable Sehnen und Bänder eingesetzt. Eine besondere Herausforderung bei der Entwicklung waren die vielen Normenanforderungen. Die Kuny AG, die vor allem Bänder für Dekoration und Geschenke produziert, hat nun den Schritt in ein neues Anwendungs-gebiet, das der Medizinaltechnik gewagt. Die künstlichen Kreuzbänder werden unter Einhaltung besonderer Vorsichtsmass- nahmen am Standort in Küttigen produ-ziert. Der Einsatz von FDA-zertifizierten Garnen ist nur eine der unabdingbaren Vor- aussetzungen, die es zu erfüllen gilt.Die Textilbänder dienen zur allgemeinen Gewebeunterstützung und werden als Ersatz bei Transplantationen von Sehnen und Bändern eingesetzt. Sie reduzieren das Abstossrisiko und unterstützen Bewe-gungen als strapazierbare und funktio- nale Kreuzbänder. Sie erfüllen die Anfor-derungen an elastische Sehnenbänder (zum Beispiel Achillessehnen, Sehnen des vorderen Schienbeins usw.).

Kuny AG, www.kuny.ch

Textil-band

TRAGBARE BEWEGUNGS­ ANALYSE Im europäischen Forschungs-projekt «Easy IMP» wurde daran geforscht, Methoden, Tools und Plattformen zu entwickeln, um intelligente, tragbare Sensoren und Ak- toren in Bekleidung zu integrie-ren. Sensoren und Vibrations-aktoren ermöglichen die Entwicklung einer neuen Klas- se von Mess- und Rückmel-dungsanwendungen, die zum Beispiel in der Rehabilitation und im Trainingsbereich an- gewendet werden können. Das Rückgrat des entwickelten Systems ist ein textiles Band mit eingewobenen Kupferlitzen für die Anbindung der Sen- soren und Aktoren.Die Interactive Wear AG ent- wickelt und produziert Produkte und Komponenten im Bereich der Integration von Elektronik in Textilien. Mit ihren Service-leistungen werden die Kunden bei der Entwicklung von trag- baren, intelligenten textilen An- wendungen von der Idee bis zum Produkt unterstützt. Dabei werden leitfähige textile Bänder von der Streiffband AG für die Verbindung der Komponenten eingesetzt.

Streiffband AG, www.streiffband.ch

TEXTILE SENSOR­MATTEN FÜR ZUVERLÄSSIGE ÜBERWACHUNGsensomative, ein Start-up-Unternehmen, das aus dem Institut für Biomechanik der Eid- genössischen Technischen Hochschule ETH Zürich entstanden ist, kombiniert textile Sensor- technologie mit intelligenten Data-Mining- Algorithmen. Die «sensomative science» ist eine dünne, stabile und flexible textile Matte mit zugehöriger App, die die Druckverteilung präzise, schnell und in Echtzeit analysiert. Dieses innovative biokompatible Produkt kann in der Forschung für umfangreiche Studien an Büro- stühlen, Rollstühlen, Matratzen usw. sowie als nützliches Werkzeug bei der Produktentwick-lung eingesetzt werden. Die Echtzeit-Druck- informationen können darüber hinaus wichtige Daten für die individuelle Anpassung von Stühlen liefern. Im Rahmen eines gemeinsa-men Forschungs- und Produktentwicklungs- projekts mit der ETH Zürich entwickelt sen- somative sein innovatives Sensorsystem weiter. Ziel ist die Integration in Rollstuhlpolster, um den Rollstuhlbenutzern dank fortschrittli-cher Klassifizierungsmethoden individuelles Feedback zu geben. Dies soll die Effizienz und die Einhaltung von Präventivmassnahmen er- höhen und die Rollstuhlbenutzer dabei unter-stützen, die Intensität und die Dauer der Druck-ausübung zu senken, um dadurch das Risiko von Druckgeschwüren zu mindern.

sensomative, www.sensomative.comForster Rohner Textile Innovations, www.frti.ch

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10 ////////// NACHHALTIGKEIT ///

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NATUR ALS MENTOR

Text: Nina Bachmann

—Auf der gesamten Wertschöpfungskette gefordertNicht nur die Verwendung von Biobaumwolle für ein T-Shirt ist nachhaltig. Wer nachhaltige Produkte anbieten will, ist bei jedem Herstellungsschritt gefordert. Nachhaltigkeit beginnt bereits beim Design von Textilien. Sogenannte «Cradle to Cradle»- Produkte verstehen Abfall als Nahrung nach dem Vorbild der Natur. Stoffe gehen nach ihrer Nutzungs-phase wieder in den Kreislauf aus Fertigung, Verbrauch und Erneuerung ein. Damit ein positiver Beitrag zur gesamtheitlichen Entwicklung geleis- tet werden kann, wird bereits im Design der Produkte auf Recycling, Umwelt, Gesundheit und Energie geachtet. Die Firma Climatex AG bietet zum Beispiel Möbelbezugsstoffe aus «Cradle to Cradle» an.Bei den Rohstoffen macht Baumwolle heute nur noch knapp 30 Prozent aller Fasern für die weltweite Textilproduktion aus. Auf dem Vormarsch sind Chemiefasern wie Viskose oder Modal (aus natürlichen Polymeren) sowie Polyamid und Polyester (aus synthetischen Polymeren). Diese Rohstoffe haben zwar den Vorteil, dass sie langlebiger sind, belas-

Wie aufwendig es ist, ein Textil zu produzieren, ist heute längst nicht mehr in unserem Bewusstsein. Für den effizienten Einsatz von Ressourcen sind einerseits eine sorgfältige Planung sowie modernste Produktionstechnologien gefordert. Andererseits können Textilien auch zum Umweltschutz beitragen. Textile Nachhaltigkeit ist eine globale Herausfor- derung, doch gerade aus der Schweiz kommen dafür wichtige Impulse.

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ten aber beim Anbau die Umwelt oder werden unter hohem Energie- und Chemieeinsatz aus Erdöl her- gestellt. Die Schweizer Textilunternehmer versuchen Alternativen zu finden. So wäre beispielsweise bei den Naturfasern einheimischer Flachs eine Alterna-tive zu Baumwolle, und bei Kunstfasern gibt es die Möglichkeit, als Ausgangsprodukte statt Erdöl tierische Proteine zu verarbeiten. Diese Neuent- wicklungen stehen aber noch am Anfang, sind teuer und bewegen sich im Promillebereich des Gesamt-konsums.Bei der Garn- und Flächenherstellung ist die Energie mit bis zu 20 Prozent ein wichtiger Produktions- und Kostenfaktor. Energie sparen ist daher in der Textilindustrie keine Modeerscheinung, sondern im Interesse der Unternehmen. Mit einer ausgeklügel-ten Prozessabfolge oder mit Energierückgewinnung aus der Prozessabwärme wird versucht, das Maxi-mum aus der verbrauchten Energie herauszuholen.Erst die Veredlung macht Rohtextilien gebrauchs- fähig: sie werden gefärbt, bedruckt oder beschichtet. Der Einsatz von Chemikalien ist dabei zentral und ermöglicht eine grosse Bandbreite von Einsatzgebie-ten. Die Firma HeiQ Materials AG beispielsweise ist spezialisiert auf Technologien zur Ausrüstung von Textilien und setzt dabei auf Ressourcenschonung. Mit HeiQ Eco Dry hat das Schweizer Unternehmen

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eine der hochleistungsfähigsten, wasserabweisenden Textiltechno-logien eingeführt, die heute auf dem Markt verfügbar ist, ohne dabei auf perfluorierte Chemikalien (PFC) zurückzugreifen. Diese umweltschonende Technologie hat sich den Effekt der Wasser- abstossung bei der Entenfeder zum Vorbild genommen.Zuschnitt und Nähen sind mit hohem Personalaufwand verbunden, weshalb sich vor allem in Asien sowie Ost- und Südeuropa, wo das Know-how grösser und die Personalkosten tiefer sind, zahlreiche Betriebe darauf konzentriert haben. Dort sind insbesondere die Arbeitssicherheit und die Löhne zentrale Anliegen von nachhaltig produzierenden Unternehmen. Hier besteht generell noch ein grosser Nachholbedarf der internationalen Textilindustrie und der Regierungen. Auf Nachhaltigkeit bedachte Schweizer Textilunter-nehmen übernehmen deshalb in der Regel selbst oder mithilfe von Labelorganisationen die Kontrollen.Alleine in der Schweiz werden täglich rund 150 Tonnen Altkleider verwertet. Nicht mehr tragbare Textilien werden zu Putzlappen, Reisswolle und Dämmstoffen verarbeitet und können so mehrfach genutzt werden. Bei der Firma Schoeller entstehen zusammen mit der niederländischen Firma DutchSpirit aus Fasern gebrauch-ter Kleidungsstücke langlebige und hochwertige Neutextilien mit hohem Tragekomfort. Zum Einsatz kommen ausschliesslich spezielle, recycelte Polyesterfasern, die im Look und weichen Griff an Baumwolle erinnern. «Innovation und Nachhaltigkeit ge- hören bei uns zur DNA», sagt Schoeller-CEO Siegfried Winkel- beiner. Aber auch bei technischen Textilien ist Upcycling ein Thema: Die Serge Ferrari Gruppe hat in über zehnjähriger, intensiver Forschungsarbeit das Texyloop®-Verfahren entwickelt und betreibt in Italien zusammen mit einem Chemieunternehmen ein Recy- clingwerk für Verbundmembranen. Über ein europaweites Sammel-netz werden PVC-Verbundmembranen gesammelt und zu PET- Fasern und PVC-Granulat aufbereitet. Das Granulat kann wieder eingeschmolzen und zu neuen Produkten verarbeitet werden, wodurch der Kreislauf geschlossen und die Ökobilanz verbessert wird.—Textilien sind CleantechDie Eigenschaften textiler Gewebe eröffnen grosse Einsatz- möglichkeiten im Bereich der Schadstofffiltration oder Wärme-dämmung. Textilien haben gegenüber anderen Materialien den Vorteil, dass sie aufgrund ihrer Struktur eine grosse Oberfläche aufweisen und so mehr Wärme aufnehmen können. Auch im Licht- und Lärmschutz kommt dieser Vorteil gut zum Tragen, wes- halb technische Textilien in zahlreichen Bereichen des Umwelt-schutzes eingesetzt werden.Jedes Kilogramm Gewicht, das Airlines einsparen können, führt zu weniger Betriebskosten durch weniger Kerosinverbrauch. Die auf Textilien im Transportbereich spezialisierte Lantal Textiles AG legt deshalb beim Entwickeln eines Produkts immer ein grosses Augenmerk auf das Gewicht. Der Teppich «Wool ultra light» ist deutlich leichter als die konventionellen Flugzeugteppiche. Je nach Flugzeugtyp und Streckenprofil kann die Airline so ihren CO2-Aus- stoss pro Flugzeug und Jahr alleine durch den Einsatz dieses Teppichs um etwa zehn Tonnen reduzieren.40 Prozent des Energiekonsums fallen auf Gebäude. Wie können Gebäude – gerade in Städten, wo diese als Hochhäuser über eine geringe Dachfläche für Solarzellen verfügen – Energie selbst produzieren? Die Lösung kann durch die Integration von Solar- zellen innerhalb von Fenstergläsern erreicht werden. Die Firma Sefar AG entwickelt und produziert eine neuartige Gewebekonstruk- tion, die als transparente Elektrode bezeichnet werden kann. Das Gewebe ist geeignet für die Produktion von farbstoffbasierten Solarzellen. Und genau diese nutzt die Firma glass2energy SA. Die von ihr entwickelte «dye-sensitized solar cell», auch bekannt als Grätzel-Zelle, die in Fenstergläser eingebaut wird, besitzt die Funktion, dass sie auch bei sehr geringem Lichteinfall und diffusem Umgebungslicht Strom erzeugen kann.

Serge Ferrari Tersuisse AG, www.texyloop.comHeiQ Materials AG, www.heiq.com Schoeller Textil AG, www.schoeller-textiles.com Climatex AG, www.climatex.com Lantal Textiles AG, www.lantal.comSefar AG, www.sefar.comglass2energy SA, www.g2e.chTestex AG, www.testex.com, www.madeingreen.comBluesign Technologies AG, www.bluesign.com

Interview: Elisa da Costa

BISONWOLLE: PREMIUM­QUALITÄT MIT SCHWEIZER HERKUNFT Sabina Brägger ist im Rahmen ihrer Masterarbeit auf das Restmaterial Bisonwolle gestossen und plant, das erste Bisonluxusgarn 2018 auf den Markt zu bringen.

Du hast dich während deiner Masterarbeit 2016 auf die Verarbeitung von Bisonwolle konzentriert. Wo steht das Projekt heute?Nachdem ich mich in meiner Masterarbeit mit der Faser, ihrer Beschaffenheit und der Ver- spinnung des Materials beschäftigte, habe ich im Rahmen der Swiss Culture Challenge * einen konkreten Businessplan erarbeitet. Hier stellte ich mir die Frage: Wie kann ich das Projekt um- setzen? Nun haben wir konzipiert, wie wir das Material aus ganz Europa in die Schweiz trans-portieren können und wo wir das Material weiter- verarbeiten. Und natürlich wie ich Investoren für mein Vorhaben gewinne.

Wie kommt man auf die Idee, Bisonwolle zu verarbeiten?Auf Bisonwolle kam ich aber per Zufall. Ich ging bei einer Zucht Fleisch kaufen und die Bisons auf der Weide hatten gerade begonnen, ihr Winter- fell zu verlieren. Da stellte sich mir die Frage: Was ist mit diesen Haaren, braucht die jemand?

Nach welchen Kriterien suchst du dir solche Restmaterialien aus? Wie testest du die Eignung eines Materials? Das Wichtigste ist das Interesse an einem Mate- rial. Danach prüfe ich das Rohmaterial an- hand meiner selbst erarbeiteten Bewertungs- kriterien für Restmaterialien. Dazu gehört die vorhandene Menge, Rohstoffqualitäten, die Funktionalität der Faser, der Wasser- und Stromverbrauch, erzeugender Abfall sowie mög- liche Schadstoffe.

Wo beschaffst du die Bisonwolle? Vorerst arbeiten wir mit acht grosse Zuchten, die 100 oder mehr Tiere besitzen, zusammen. Mit der Zeit sollen weitere folgen. Die Haare werden entweder nach dem Schlachten mit Schafscher-maschinen von der Haut geschnitten oder man sammelt das Winterfell im Frühling, nach dem Abstossen der Haare, auf den Feldern ein. Mit einem Schweizer Industriedesigner habe ich ein Kratzbaumsystem entwickelt, das die Haare einfängt und in einem Behälter sammelt. Dieser kann vom Züchter auf einfache Weise geleert werden.

Wann können wir die ersten Produkte und Designs erwarten? 2018 sollten die ersten Garne und Filze hergestellt sein. Die Einsätze sind vielfältig, zum Beispiel für Teppiche, aber auch für Bekleidung. Bisonwolle ist eine der wärmsten Wollenarten und kann stärker isolieren als Schafswolle, ist extrem leicht und die feinste Haarsorte gleicht der Feinheit von Kaschmir. Das Material ist flammhemmend, super saugfähig und nimmt Unmengen von Wasser auf, ohne dass es sich nass anfühlt.

«Bisonwolle ist eine der wärmsten Wollenarten und kann stärker isolieren als Schafswolle.»—Sabina Brägger

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Sabina Brägger http://sabinabraegger.ch

* Der Wettbewerb «Swiss Cultural Challenge» der Hochschule für Gestaltung und Kunst fHnW (HGk) fördert junge Kreative in den Bereichen Design, Kunst und Medien/Musik, um sie in ihrem unternehmerischen Handeln und Denken zu unterstützen und zu stärken.

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1 /// glass2energy: Inte- grierte Solarzellen in Fenstern können künftig nahezu den gesamten elektrischen Energiebe-darf eines Gebäudes selbst erzeugen.

2 /// Extraleichte Teppiche wie «Wool ultra light» von Lantal Textil AG sparen Gewicht und verringern damit den CO2-Ausstoss von Flugzeugen.

3 /// Mit der neuen Inspire-Kollektion aus 100 Pro-zent Polyester hat Schoeller eine Produktlinie kreiert, die langlebiger im Ge-brauch ist und zu über 60 Prozent aus recycelten PET-Flaschen besteht. Am Ende ihres Lebenszyk-lus lassen sich die Inspire- Gewebe wieder vollständig recyceln und zu PET- Granulat und Stapelfasern verarbeiten.

4 /// Climatex verwendet ausschliesslich Materia- lien, die als biologische Nährstoffe klassifiziert sind. Sie können kompos-tiert werden, eignen sich zur Biogasgewinnung und sind selbst als Asche nach der Verbrennung als Dünger geeignet.

5 /// HeiQ Eco Dry gilt als eines der wirksamsten nachhaltigen Technologien für wasserabweisende Textilien auf dem Markt, die frei von PFC sind.

«Innovation und Nachhaltigkeit gehören bei uns zur DNA.» —Siegfried Winkelbeiner, Schoeller Textil AG

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© Groenendijk bedrijfskleding

HEIQ ECO DRY

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Die einzigartige 3D-Mikrostruktur von HeiQ Eco Dry lässt das Wasser auf der textilen Oberfläche abperlen.

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FLAMM­ HEMMENDER KLETT­ VERSCHLUSS Die Kuny AG produziert voll- stufig an ihrem Standort in Küttigen, Schweiz. Dank der Kernkompetenzen Weben, Färben, Appretieren, Drucken und Beschichten ist es ihr gelungen, den ersten perma-nent flammhemmenden Polyamid-Haftverschluss HAKOFIX® «FR» zu entwickeln. Die hervorragenden Eigen-schaften im Bereich von sicher-heitsrelevanten Einsatzge- bieten setzen neue Massstäbe zum Schutz von Mensch und Technik. Zu den nennenswerten Merkma- len gehört die ausgezeichnete Verarbeitung mit Aramidgewe-ben. Darüber hinaus lässt sich das neue Produkt ohne Verlust der flammhemmenden Wirkung waschen. HAKOFIX® «FR» wird ohne nachträgliche ökologisch belastende Hochveredlungs-chemie ausgerüstet. Das Pro- dukt besitzt eine ausgezeich- nete Ökobilanz mit einer gerin-gen Abwasserbelastung, ist frei von toxischen Rauchgasen und erfüllt den Öko-Tex-Stan-dard 100.Aufgrund der genannten Eigen-schaften eignet sich der perma-nent flammhemmende PA 6.6 Klettverschluss HAKOFIX® «FR» bestens für Sicherheitsbeklei-dungen. Dank diesem verfügen zum Beispiel Schutzwesten (ballistischer Schutz) über ein multifunktionales Tragsystem mit hoher Fixier- und Hafteigen- schaft. Die Besonderheit ist, dass es zu keiner Flammenaus-breitung kommt und daher der Träger besser geschützt ist und die Schutzbekleidung intakt bleibt. Dadurch besteht keine Verletzungsgefahr durch bren-nendes oder schmelzendes Abtropfen. Der HAKOFIX® «FR»-Klett- verschluss eignet sich ausser-dem sehr gut für den Einsatz im Transportbereich in Flug-zeugen, Schienenfahrzeugen und Schiffen (fixieren von Lasten, Teppichen in Innen- räumen, Kopfkissen, Sitzbe- zügen usw.), wo eine permanent flammhemmende Ausrüstung unabdingbar ist.

Kuny AG, www.kuny.ch

FUTURE SKIWEAR – FREELITEDie Skijacke «Freelite» ist ein ästhetisch und produktions-technisch innovatives Produkt und geht aus einem an- gewandten Forschungsprojekt zwischen der Firma LK Inter- national AG (Sportswear Marke KJUS) und der Hochschule Luzern – Design & Kunst, Forschungsgruppe Produkt & Textil hervor.«Freelite» ist ein hoch funktionales, gewirktes Produkt. Die Herstellung erfolgt in einem veränderten Konfektions-prozess, der nicht mehr auf «Cut & Sew» basiert, sondern auf wenigen 3D gewirkten Formteilen, die zusammenge-fügt werden. Der radikal innovative und nachhaltige Ansatz für die Herstellung erlaubt die Integration von Design und erwünschter Funktionalität während der Stoffherstel-lung als Maschenware.Das Forschungsprojekt war getragen von einer nachhaltigen Designvision. Die Firma LK International hat die For-schungsergebnisse konsequent in der Produktentwicklung verwertet und «Freelite» etwa eineinhalb Jahre nach Abschluss der gemeinsamen Forschung im Dezember 2016 lanciert. Die Skijacke zeichnet sich aus durch:– Freedom of Movement: maximale Bewegungsfreiheit

durch Maschenelastizität– New Comfort: Weichheit des Materials für Tragkomfort– New Look: funktional platzierte Jacquardwirkmuster.

Hochschule Luzern – Design & Kunst (HSLU – D & K), Luzern, www.hslu.chLK International AG, www.kjus.com

CAS SUSTAIN­ ABILITY MANAGE­MENT IN TEXTILES, FASHION & LIFE­ STYLE Für die Schweizer Firmen ist eine nachhaltige Geschäftspraxis ein entscheidender Vorteil im internationalen Wettbewerb. Nachhaltigkeit wird als dreidimensionales Konzept verstan- den, bei dem ökologische, soziale und ökonomi-sche Faktoren berücksichtigt werden müssen. Immer wichtiger wird dabei, dass die Fachkräfte in den Textilfirmen in ihrer Weiterbildung sich mit den unterschiedlichen Facetten der Nach-haltigkeit beschäftigen und ihr Wissen ver- tiefen. Jedoch gibt es praktisch keine Lehrgänge im deutschsprachigen Raum, die sich aus-schliesslich auf dieses Thema fokussieren und Theorie und Praxis optimal verbinden. Die Schweiz nimmt hier eine Vorreiterrolle ein. Die Schweizerische Textilfachschule STF, die Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana SUPSI und Swiss Textiles lancieren ein «Certificate of Advanced Studies CASSustainability Management in Textiles». Der Vorteil dieser Weiterbildung liegt in der Ver- mittlung von Fachwissen mit enger Anbindung an die Praxis. In der breiten Palette der textilen Kette werden soziale, ökologische sowie öko- nomische Nachhaltigkeitsthemen vermittelt. Nach einer Einführung in die Prinzipien der Nachhaltigkeit werden insbesondere die soziale Verantwortung, Initiativen und Standards sowie die Ökobilanzierung eines Produkts be- leuchtet. Wenige Lektionen behandeln die Textilchemie und die richtige Wahl der Fasern. Abgerundet wird das CAS mit der Nachhaltig-keits-Kommunikation, Anwendungen aus der Praxis und innovativen Zukunftsszenarien. Dozierende der Partnerinstitute bieten einen fundierten und praxisbezogenen Rahmen, Gastreferierende und Exkursionen bereichern die Weiterbildung. Diese findet ab November 2017 jeweils in 2-Tages-Modulen in Zürich und Lugano in der Schweiz statt. Sie richtet sich an Fach- und Führungskräfte aus Industrie und Handel wie zum Beispiel Einkäufer, Designer, Produktmanager oder CSR-Verantwortliche und zeichnet sich durch einen expliziten Textil- fokus aus.

Schweizerische Textilfachschule STF, www.stf.ch; La Scuola universitaria professio-nale della Svizzera italiana, www.supsi.ch

Das im Jahr 2000 von der Schoeller Textil AG mit- initiierte bluesign® system orientiert Chemieliefe- ranten, Textilproduzenten und Marken über die nachhaltige Herstellung von Textilien. Mit dem freiwilligen Kodex werden Umwelteinwirkungen entlang der gesamten tex- tilen Zulieferkette ver- ringert. Dabei müssen In- dustriepartner ihre ein- gesetzten Komponenten und Prozesse einer Über-prüfung auf Basis klarer Prinzipien unterziehen. Das gilt für die Bereiche Ressourcenproduktivität, Verbraucher-, Gewässer- und Immissionsschutz ebenso wie für die Arbeits-sicherheit. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass das textile Fertig- produkt strengsten Anfor-derungen des Verbrau- cherschutzes weltweit standhält. Andererseits gibt es den Konsumentin-nen und Konsumenten das Vertrauen, ein nach-haltig hergestelltes Produkt zu erwerben.

Das Schweizer Prüfinstitut Testex AG (Zürich) gab die Anregung zum unabhängi-gen Textil-Label «Made in Green» von OEKO-TEX. Es kennzeichnet Verbrau- cherartikel und Halbfab- rikate aus allen Stufen der textilen Kette, wenn bei der Produktion keine ge- sundheitsschädlichenMaterialien zur Anwendung kommen, umweltfreund- liche Produktion und Sozialstandards eingehal-ten werden und der Her-steller sichere und sozial-verträgliche Arbeitsplätze vorweisen kann. Das ein Jahr gültige Label verfügt über Produkt-ID und einen begleitenden QR-Code. Damit können Hersteller, Marken, Händler und Kon- sumenten via Smartphone oder Internet die Herstel-lerkette des jeweiligen Produkts nachverfolgen.

NACHHAL­TIGKEITS­STANDARDSSchweizer Textilfirmen gehörten weltweit zu den ersten, die aus ökologischer Verantwortung heraus begannen, Konzepte und Standards für die Nachhal-tigkeitsüberwachung der Wert-schöpfungsketten zu setzen. Sie geben damit Produzenten und Konsumenten eine verläss-liche Orientierung.

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TESTSTREIFEN FÜR RES­ SOURCEN­ SCHONENDES WASCHEN Bei Swissatest Testmaterialien AG werden Textilien mit unterschiedlichstem Schmutz ausgerüstet. So kommt die morgendliche Schoggimilch nicht in die Tasse, sondern wird auf Baumwollgewebe aufgebracht. Dieses Schicksal teilen auch ein feiner Rotwein und noch so einige andere schlecht zu waschende Verschmutzungen. Dies nicht etwa willkürlich, sondern nach Stan- dard, um dann die neuesten auf dem Markt erscheinenden Waschmaschinen auf ihren Energiekonsum zu testen. So werden bei Swissatest genormte Streifen mit fünf unterschiedlichen Anschmut- zungen hergestellt, die dann bei der Ver- gabe des europäischen Energie-Labels die Waschleistung der Waschmaschine mit bewerten. Die hartnäckigen Verschmut-zungen Rotwein, Kakao, Blut, künstliches Hautfett sowie einer Mineralöl-Russ- Mischung müssen trotz des minimierten Energieverbrauchs der Maschine auch ausgewaschen werden. Die Produktion der Anschmutzungen wird auf der eigenen Produktionsanlage in St. Gallen herge-stellt, konfektioniert und auf die Qualität untersucht. Besser wäre jedoch, der Schmutz würde nicht auf den Materialien haften. Wer kennt sie nicht, die dunkle Jeans, die beim Rutschen auf hellem Leder noch einen leichten blauen Schein hinterlässt? Die Polster- und Automobilindustrie tut ihr Möglichstes, um dies zu verhindern und die Sitze für ein langes, reines Leben auszurüsten. Mit genormten Jeans-materialien, die auch noch mit Russ- und Olivenöl oder Russ-Hautfett ausgerüs-tet sein können, wird getüftelt, bis dann eine Ausrüstung optimiert ist und für ein lang anhaltendes Resultat garantiert. Ressourcenschonende Maschinen und nachhaltige Produkte müssen auf ihre Qualität geprüft werden.

Swissatest Testmaterialien AG, www.swissatest.ch

GURTE FÜR DIE RAUM­ FAHRTDie Cortex Hümbelin AG produziert seit vielen Jahren Gurte für den Gurtsystemhersteller Sabelt S.p.A., Italien. Mit diesen Gurtsystemen werden Lasten in Transportraketen befestigt, welche die Internationale Raumstation ISS periodisch mit Material versorgen. An diese Gurte – von der NASA strengen Prüfungen unterzogen – werden höchste Quali-tätsansprüche in Bezug auf Leich-tigkeit, Performance und Material- eigenschaften gestellt.Die Gurte der Cortex Hümbelin AG bieten eine Kombination aus hoch-festen Materialien, wie zum Beispiel PBO, versehen mit einer neuarti- gen, spezifischen Oberflächenbe-schichtung, welche die Eigenschaf-ten des Trägermaterials optimiert und zugleich Schutz gegen Umwelt- einflüsse im All gewährt. Basierend auf dieser einzigartigen Technologie kann das Gewicht der Befestigungs-gurte um mehr als die Hälfte gegen-über herkömmlicher Gurte reduziert werden. Aufgrund dieser Gewichts-ersparnis kann mehr Nutzlast ins All transportiert werden. Durch eine Vergrösserung der Nutzlastkapazität bei gleichem Energieaufwand leis- tet die Cortex Hümbelin AG einen Beitrag zur Schonung der Ressourcen.

Cortex Hümbelin AG, www.cortexhuembelin.com

© Sabelt S.p.A.

© Rina H. / Photocase

GARN AUS MEERES­ ABFÄLLENDie bäumlin & ernst ag entwickelt mit ihren Kunden wie beispielsweise der Schoeller Textil AG Garne für den Einsatz von leichten, funktionellen und elastischen Outdoor- und Lifestyle-Textilien. Bei der Entwick-lung dieser Qualitäten wird besonders darauf geachtet, dass bereits bei der Her- stellung des Polymers und des Grundgarns Wert auf die Nachhaltigkeit gelegt wird. Ebenso müssen die Garne standardmässig verarbeitet und gefärbt werden können sowie die typischen Merkmale von Poly- amid wie gute Trage- und Gebrauchseigen-schaften und ein gutes Feuchtemanage-ment aufweisen. Es wurde ein Hersteller von recycelten Polyamidgarnen gefunden, der diese Eigenschaften garantieren kann. Zudem werden hierbei nicht nur Polyamide aus Industrieabfällen aufbereitet, sondern Netze, die aus dem Meer gefischt werden, gereinigt und repolymerisiert und wieder ausgesponnen. Das Garn erzählt somit eine Geschichte. Eine Geschichte, die zum Schutz der Natur das Garn ressourcen-schonend immer wieder in den Kreislauf bringt. So entsteht eine Vision, wie mit einer nachhaltigen Auswahl von wiederauf-bereiteten Wertstoffen die Umwelt ent- lastet und neue, hochwertige Sport- und Funktionstextilien hergestellt werden können.

bäumlin & ernst ag, www.beag.ch

WETTERFESTES, ATMUNGSAKTIVES GEWEBE AUS BIOLOGISCHER BAUMWOLLEEtaProof, das weltweit wirksamste atmungs- aktive Allwettergewebe ist jetzt auch in bio- logischer Baumwolle erhältlich. Mit dieser Ent- wicklung setzt sich Stotz & Co. an die Spitze einer Bewegung, die sich zukünftig zu einem wichtigen Trend entwickeln wird. Stotz & Co. AG ist der einzige Hersteller solch dichter Gewebe. EtaProof aus biologischer Baumwolle wird in zwei Qualitäten angeboten, 200 g/m2 und 240 g/m2. EtaProof wird in der Schweiz gesponnen, gezwirnt und gewebt. Gefertigt werden diese Hochleistungsgewebe aus feinsten, extra- langstapeligen Baumwollfasern. Diese werden mit geringer Verdrehung gesponnen, doub- liert und in hochverdichteter Leinwandbindung verwoben. Das Ergebnis ist bestechend: ein feines und dichtes Allwettergewebe, das aussergewöhnlichen Tragekomfort und optima-len Schutz gewährleistet. Kein anderes Gewebe aus natürlichen Materialien bietet so viel Schutz und Atmungsaktivität wie EtaProof. Das Erstaunliche dabei ist, dass das Gewebe trotz höchster Dichte (die Webdichte, auch Webschwere genannt, liegt gegenüber her-kömmlichen Geweben rund 30 Prozent höher) im Griff sehr weich und angenehm ist. Kommt das Gewebe mit Wasser in Kontakt, quellen die Baumwollfasern etwa zehn Prozent auf. Diese Zunahme des Volumens schliesst die Poren und resultiert in einer bei Naturfasern unerreichten Wasserdichtigkeit. Die Poren sind klein genug, um Wasser zurückzuhalten, gross genug, um Wasserdampf (Körperfeuch- tigkeit) durchzulassen. EtaProof eignet sich aufgrund seiner Eigen-schaften hervorragend für Jacken und Hosen für den Bereich Outdoor. Weiter werden daraus wetterfeste Mäntel und Jacken und Hüte aller Art für den modischen Bereich gefertigt. EtaProof Organic entspricht den strengen Anforderungen der Greenpeace Detox Outdoor Campaign.

Stotz & Co. AG, www.stotzfabrics.ch

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TEXTIL BAUEN

und Licht absorbieren und streuen. Architekten nutzen diese meist im Innenraum, für Museen etwa. Bisher mussten Planer solche Lichtdecken aus Einzelteilen entwerfen, mit Gewebe und Licht als eigenständige Komponenten. «Wir wollen Architek-ten ihre Arbeit erleichtern», sagt Ingo Thalhammer, der die Abteilung «Sefar Architecture» seit zehn Jahren leitet. «Cieluma», eine Modul von 90 mal 90, 120 mal 120 oder 150 mal 150 Zentimeter, kom- biniert Leuchte und Textil. Es wirkt scheinbar rahmen- los, mit bereits eingebauten LED-Platinen und lässt sich mit wenigen Handgriffen flächenbündig fixieren. Das Resultat: mildes Licht, das die Expo- nate schützt und dennoch in originalgetreuer Tiefenwirkung zeigt. Das Zürcher Architekturbüro Flury und Furrer hat «Cieluma» als eines der Ersten für eine Teilsanierung des Museums Oskar Reinhart in Winterthur eingesetzt. Nebst solch funktionalen Fragen beschäftigt Ingo Thalhammer auch das Thema Nachhaltigkeit: Wie etwa am SBB-Hauptgebäude, wo Sefars Gewebe intelligent die Wärme regulieren. «Mit Qualität und den dadurch verlängerten Lebenszyklen wollen wir zudem der Wegwerfgesellschaft etwas entgegen- setzen», sagt er.—Garn spinnen und Beton leuchten lassen: MonosuisseDie hochwertigen Filamente, die schliesslich zu den langlebigen Sonnensegeln oder Lichtdecken verwebt werden, produziert Sefars Tochterfirma Monosuisse in Emmenbrücke nahe Luzern. Sie kennen sich aus mit technischen Garnen, ihr dünnster webbarer Faden misst gerade mal 19 µm, also 19⁄1000 Millimeter, was einem Drittel eines menschlichen Haares entspricht. «Ein gutes Textil entsteht beim Spinnen», sagt Markus Wanner, ein langjähriger Mitarbeiter der Firma. Die Reinheit des Rohstoffs sei dafür entscheidend: Es gibt nur wenige Lieferanten weltweit, die das

Architekten setzen immer häufiger auf Gewebtes, Gesticktes und Gewirktes. Vier Beispiele von Schweizer Stoff-, Seil- und Garnproduzenten, die im Bau- gewerbe nachhaltige Impulse setzen.

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Text: Lilia Glanzmann

«Girasole» heisst Sonnenblume auf Italienisch. Nach ihr sind die neuen Gebäude des Hauptsitzes der Schweizerischen Bundesbahnen bei Bern benannt: Deren farbige Lamellen richten sich nach der Sonne, je nachdem, wie stark sie scheint.Fünf verschiedene Farbtöne definieren die kinetische Fassade: Gold, Pearl, Aluminium, Chrome und Kupfer. Jede Farbgruppe ist individuell steuerbar, sodass dieses subtile Changieren den Gebäuden ein immer wieder frisches Aussehen verleiht und sie aufs Grad genau kühlt.Möglich macht diesen ausgeklügelten Sonnenschutz «SEFAR® Architecture VISION» der Firma Sefar aus Heiden, kombiniert mit einer eigens dafür entwi- ckelten Automatik. Es sind schwarze Präzisions- gewebe, einseitig beschichtet, teilweise bedruckt und in Verbundsicherheitsglas laminiert. Durch die schwarze Farbe innenseitig ist trotz Sonnenschutz der Blick nach aussen gewährleistet. Einst produ-zierte die Firma ihre technischen Spitzengewebe nur für Siebdruck und Filtration, nun nutzen diese auch Architekten – Stoffe, die Schall oder Licht filtern. Ihre Architekturgewebe unterscheidet Sefar in drei Segmente: «fabric & weather», «fabric & light» sowie «fabric & glass». Letztere unter anderem etwa für Glasfassaden wie in Bern oder für den Novartis- Hauptsitz von Holzer Kobler Architekten nahe Zug. Im Bereich «fabric & weather» spenden die Textilien als Sonnensegel Schatten oder schützen Plätze vor Regen, etwa den Centre Court in Wimbledon. Für dessen faltbare Dachkonstruktion lieferte Sefar 5200 Quadratmeter des Produkts «Tenara». Ende nächsten Jahres wird auch der First Court mit gut 8000 Quadratmetern ausgerüstet. «fabric & light» schliesslich sind leichte Gewebe, die Schall

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passende Polymer dafür liefern können. «Bei Licht- decken wäre die kleinste Verunreinigung in der Fläche sichtbar.» Zudem sollen die Architekturgewebe länger halten als ihre technischen Pendants: «Filter wechseln wir oftmals monatlich aus, eine Decke im Museum muss auch nach fünf Jahren noch weiss strahlen.» Um die Fasern zu optimieren, hat Mono- suisse viel Zeit in die Entwicklung investiert und Maschinen umgebaut und aufgerüstet.Danebst ist Monosuisse in eine weitere textile Neuheit involviert: Leuchtender Beton der rheini-schen Firma Lucem. Schimmernde Linien lassen den massiven Stein wie leichte Seide scheinen. Es wirkt fast so, als befänden sich im Stein winzige gestickte Löcher, durch die das Licht dringt. «Mög-lich machen diesen Effekt Lichtwellenleiter von Monosuisse, die das Licht nahezu verlustfrei durch unsere Betonbauteile bringen», sagt Lucem- Geschäftsführer Andreas Roye. Diese sind in das Material eingebettet und machen es transluzent, also lichtdurchlässig.Zunächst belieferte Lucem vor allem Sanitärstudios, die aus den Betonplatten Waschtische fertigten. Immer öfter nutzen ihn aber auch Architekten im Innenausbau und sogar für Fassaden. Als Leucht- mittel kommen künstliche Lichtquellen, aber auch Tageslicht infrage. Das Architekturbüro Carpus + Partner integrierte für den Neubau des Instituts für Textiltechnik in Aachen erstmals eine interaktive Lichtbetonwand in die Fassade eines Gebäudes. Tags- über wirkt die unbeleuchtete Wand wie eine Natur-steinfassade, nachts strahlt sie in allen Farben. Dabei lässt sich jede Lichtbetonplatte unabhängig ansteuern. Ein interessantes Beispiel ist auch die Al Aziz Moschee in Abu Dhabi aus 500 grossformati-gen Lucem-Fassadenplatten auf einer Fläche von total 525 Quadratmetern. Die Kalligrafie, die sie zusätzlich aus den Platten sandstrahlten, leuchtet in der Nacht.—Gewirkter Stahl: Jakob Rope SystemsWie sich textile Techniken auf neue Materialien übertragen lassen, zeigt «Jakob Rope Systems» aus Trubschachen im Emmental. 1904 als Seilerei für Hanfseile gegründet, produzierte die Firma lange Zeit Drahtseile für Seilbahnen oder für die Forst- wirtschaft. Dieser Bereich trägt heute noch 25 Pro- zent zum Umsatz von rund 30 Millionen Franken bei. Das Zugpferd sind mittlerweile aber die textil- artigen Strukturen aus Drahtseilen, die die Jakob AG Ende der 1980er-Jahre entwickelte. Damals klopften erstmals Architekten in Trubscha-chen an. Die filigranen Seile passten zum Baumate-rial Glas. «Wir hatten nicht einmal einen Katalog, den wir hätten verschicken können», erinnert sich CEO Peter Jakob. In der Zusammenarbeit mit Architekten lernten sie bald: einzelne Stahlseile verkaufen ist schwierig. Deshalb lancierte die Jakob AG vor 15 Jahren «Webnet», ein biegsames und transparentes Netz aus Edelstahl. Es ist ein Netz, das nur aus Litzenseilen besteht. Entweder halten kleine Hülsen die Seile längs zusammen oder sie werden miteinander verstochen. Mit dem «Webnet» können Architekten vertikale und hori- zontale Ebenen, aber auch geschwungene Freiformen gestalten. «Wichtig ist, wie das Seilnetz mit der Baustruktur gefügt wird», sagt Fabian Graber, selbst Architekt und Ingenieur bei Jakob AG. Solide Anbindungsstrukturen sind nötig, um die Seile zu verankern. «Durch den nicht rostenden Stahl lassen sich unsere Architekturseile im Innen- und im Aussenraum einsetzen.»Um nachhaltige Lösungen anbieten zu können, entwickeln sie ihr Sortiment ständig weiter: «Manch-mal auf Anregungen von Kunden, aber auch pro- aktiv.» Das Netz ist individuell angefertigt und wirkt dabei hauptsächlich als Träger, eine standardi- /////// SEITE 20

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© Gruber Fotografie / Colt International GmbH

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TEXTILIEN REVOLUTIONIEREN BAUTECHNOLOGIE Den mit Abstand grössten Teil unserer Zeit halten wir uns in Gebäuden auf: wohnen, arbeiten, einkaufen usw. Vielfach sind diese im Sommer zu heiss, im Winter zu trocken, haben eine schlechte Akustik und vor allem einen inakzepta-bel hohen Energieverbrauch. Allein in der Schweiz stehen rund 1,4 Millionen ältere Gebäude mit ungenügender Energiebilanz. Zeitdruck und hohe Baukosten lähmen den Mut für neue Lösungen. Das Projekt nest (Next Evolution in Sustainable Building Technologies) der Empa und der Eawag hingegen fördert den Innova- tionsprozess im Gebäudebereich. Im modular aufgebauten Gebäude werden neue Techno- logien, Materialien und Systeme unter realen Bedingungen getestet, erforscht, weiterent- wickelt und validiert. Reale Bedingungen bedeu- tet, dass das in Dübendorf erbaute nest als realer Wohn- und Arbeitsort genutzt wird und mit den darin lebenden Menschen interagiert. Die enge Kooperation zwischen Forschung, Wirt-schaft und öffentlicher Hand führt dazu, dass

innovative Bau- und Energietechnologien schnel- ler auf den Markt kommen. Textilien spielen in den verschiedenen Einheiten des nest eine wichtige Rolle:

HiLo: Die Einheit HiLo der etH Zürich demons- triert auf eindrückliche Weise die Möglichkeiten im Leichtbau. Für das zweigeschossige Penthouse kommen ultraleichte Betonschalen zum Ein- satz, die neue Massstäbe in Bezug auf Energie- standards, Material- und Gewichtsersparnis setzen. Insbesondere das Verfahren zur Konstruk- tion der Betonschalen ist zukunftsweisend: Es kommt eine wiederverwendbare Schalung aus einem Netz von Kabeln und unterschiedlichen Textilgeweben zum Einsatz. Diese Textilschalung erlaubt höhere Planungsgenauigkeit und mehr Freiheit in Bezug auf die Form bei geringerem Ar- beits- und Materialaufwand. Auf aufwendige Holzschalungen oder Hartschaumblöcke, die nicht wiederverwendet werden können, kann ver- zichtet werden. Die durchschnittliche Dicke des Betondachs beträgt nur noch acht Zentimeter.

SolAce: In dieser Einheit steht die Produktion von Strom und Warmwasser mittels Aufnahme von Sonnenenergie durch die Gebäudehülle im Zentrum. Die Lösung kann durch die Integration von Solarzellen innerhalb von Fenstergläsern erreicht werden. Die Schweizer Firma Sefar AG ent- wickelt und produziert eine Gewebekonstruk- tion, die als transparente Elektrode bezeichnet werden kann. Das Gewebe ist geeignet für die Pro-duktion von farbstoffbasierten Solarzellen. Diese nutzt die Firma glass2energy ag und schafft es, auch bei geringem Lichteinfall Strom zu erzeugen.

Meet2Create: In dieser Einheit geht es um die Optimierung des Zusammenspiels zwischen Mensch, Raum und Technik. Die Schweizer Firma Création Baumann hat dort schalldämmende Textilien im Einsatz. Diese Hochleistungstextilien erlauben eine akustische Verbesserung der Räume und bringen eine hohe Flexibilität bei der Raumteilung.

nest Backbone: Auch in den Sitzungsräumen im Backbone – dem fixen Gebäudekern von nest – werden Textilien für die Raumakustik eingesetzt. Zum Einsatz kommen die transparenten Akus-tikvorhänge von Annette Douglas Textiles, die in Zusammenarbeit mit der Empa entwickelt wurden.

NEST, www.nest.empa.ch

1 /// Im jordanischen Amman entsteht dieses Bankgebäude – entworfen vom jordanischen Archi-tekten Saja Nashashi, Paradigm DH / Amman – mit einer Treppenhaus- verkleidung aus Lucem- Lichtbeton. Die 30 Milli-meter starken Wände sind an einer 14 Meter hohen Stahlkonstruktion mon-tiert.

2 /// Fünf verschiedene Farbtöne prägen die kine- tische Fassade der neuen Gebäude des Hauptsitzes der Schweizerischen Bundesbahnen bei Bern. Möglich macht diesen ausgeklügelten Sonnen-schutz «SEFAR® Architec-ture VISION» der Firma Sefar.

3 /// Der Novartis-Haupt-sitz auf dem «Suurstoffi»- Areal in Rotkreuz bei Zug. Die Fassade des Baus von Holzer Kobler Architek- turen wurde mit dem Gewebe «SEFAR® Archi-tecture VISION AL 140/70» gefertigt.

© Roman Keller

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nest und der vielfältige Einsatz von Textilien werden die Bau- technologie einen grossen Schritt nach vorne bringen.

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20 ////////// ARCHITEKTUR ///

sierte Lösung ist aber in Arbeit. Das Produkt «Web-net-ID» erlaubt es, die Netze mittels Chromstahl- oder Aluminiumplättchen mit eigenen Mustern zu beplanken. «Interessant, wenn Privatsphäre gefragt ist», sagt Graber. Und gerade für bewachse-ne Fassaden, die aktuell en vogue sind, bieten sich die Netzstrukturen an. Gestalterisch überzeu-gen auch unterschiedliche Maschenweiten im selben Netz, was erlaubt, Verläufe herzustellen. Die neusten Entwicklungen? «Aktuell arbeiten wir in Richtung kinetische Netze», sagt Fabian Graber.

///////—Textil dämmen: StoffwechselAuch wer Gebäude clever dämmt, reduziert Energie-verbrauch und Schadstoffemissionen. An der Hochschule Luzern tüftelt deshalb ein interdiszipli-näres Team an einer neuen Isolationsmethode mit Textilien. «Gemeinsam mit der HP Gasser AG Mem- branbau aus Lungern entwickeln wir eine Lösung, um Binderhallen aus den 1970er- und 1980er-Jah-ren effizient zu sanieren», sagt Daniel Wehrli, Forschungsassistent an der HSLU, der das Projekt betreut. Diese Tennis- oder Lagerhallen sind heute energetisch oftmals nicht mehr tragbar. «TexLining» ist Teil des Projekts «Stoffwechsel – ein mehr- schichtiges Konstruktionssystem aus Textilien für den Einsatz in Sanierung und Neubau», das von der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) des Bundes unterstützt wird. «Wir suchen ein konkurrenzfähiges Produkt, das bestehende Methoden optimiert und dabei textile Vorteile nutzt», sagt Daniel Wehrli. Deshalb kombi-niert das Projekt die bewährte Technik, Isolations-materialien in einen Hohlraum einzublasen, mit einer neuen Erfindung: Statt einer Verschalung aus Holz oder anderen Materialien setzt «TexLining» auf eine Gewebehülle, die das Füllmaterial aufnimmt. Denn die langen Stoffbahnen erlauben grosse Masse, das Textil lässt sich für den Transport aber platzsparend zusammenfalten.Die ersten Versuche ähnelten einem überdimensio-nalen Kissenbezug, der direkt am Tragsystem be- festigt werden sollte. Das funktionierte nicht, weil

1 /// Kinetische Netze von Jakob AG: Hier ein Windkreisel des Künstlers Ned Kahn in Fort Worth in Texas. Die vielen kleinen Rechtecke bewegen sich im Wind und reflektieren das Sonnenlicht sowie die Lichter vorbeifahren-der Autos.

2 /// Der Versuchsaufbau des «TexLining»-Prototyps in Lungern: Das Glasfaser-gewebe wird dabei punk- tuell mit Knöpfen fixiert – einem kapitonierten Sofa ähnlich.

3 /// Für seine Rauminstal-lation «in orbit» im Düssel-dorfer Kunsthaus K21 hat der argentinische Künstler Tomás Saraceno insge-samt 2500 Quadratmeter von Jakobs-Sicherheits-netzen in drei Lagen aus- gespannt.

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3 ///

sich das Isolationsmaterial nicht genügend verteilte und das Textil an überfüllten Stellen ausbauchte. So kamen die Forschenden schliesslich auf die Idee, den Stoff punktuell mit Knöpfen zu fixieren – einem kapitionierten Sofa ähnlich. «Nebst ihrer Funktion sind die Knöpfe ein interessantes gestalterisches Element», sagt Daniel Wehrli. Das Textil ist ein Glasfasergewebe der Firma Tissa Glasweberei AG, isoliert wird mit losen Steinwoll- flocken: «Wir konzentrieren uns auf mineralische Ma- terialien, damit später auch wieder recycelt werden kann.» Zudem ging es im Projekt darum, möglichst viele Unbekannte zu reduzieren. «Je weniger Parameter, desto näher kommen wir dem Ziel.» Ein erster Versuchsaufbau eines Prototyps hat funk- tioniert. Nun startet die zweite Phase des Projekts, in der es darum geht, das Produkt marktreif zu entwickeln. Alle vier im Text geschilderten Beispiele zeigen Textil als ergänzendes Bauelement. Die Luzerner For- schenden aber träumen von tragenden Stoffen. Stoffwechsel-Projektleiterin Andrea Weber Marin: «Textile Konstruktionen, die ganz ohne Hilfsmittel stehen, sind die Zukunft.»

Sefar AG, www.sefar.comMonosuisse AG, www.monosuisse.com, www.lucem.de Jakob AG, www.jakob.com Hochschule Luzern – Design & Kunst (HSLU – D & K), Luzern, www.hslu.ch

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«Aktuell arbeiten wir in Richtung kinetische Netze.» —Fabian Graber, Jakob AG

© Stefan Kunz HSLU

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NACHLEUCHTEN­DE SEILE FÜR SICHTBARKEIT UND ORIEN­ TIERUNGGanz ohne Strom leuchten die von der Seilerei Berger produzierten nachleuch- tenden Seile. Diese phosphoreszierenden Produkte speichern das Tageslicht und geben ihre gespeicherte Energie im Dunkeln als sichtbares Licht über einen längeren Zeitraum wieder ab. Spezielle Zinksulfid- oder Erdalkalialuminat-Kristalle, die das Licht zu speichern vermögen, bilden die Basis von diesen phosphoreszierenden Produkten. Die Funktionsweise ist vergleichbar mit einer Batterie, die Licht speichern und wieder abgeben kann. Der Nachleuchtprozess von Aktivierung und anschliessender Lichtabgabe kann beliebig oft und ohne Verlust an Nach-leuchtkraft wiederholt werden. Helligkeit und Sichtbarkeit hängen von der Menge des eingesetzten Leuchtpigments ab, das heisst von Konzentration, Schichtdicke und Fläche. Der gelblichgrüne Naturfarb-ton hat die optimalen Nachleuchteigen-schaften.Nachleuchtprodukte sind absolut frei von radioaktiven Stoffen, Blei- und Chrom- pigmenten und sind physiologisch unbe-denklich. Sie können deshalb uneinge-schränkt eingesetzt werden. Gebraucht werden sie dort, wo bei plötzlichem Lichtausfall die Sichtbarkeit und Orientie-rung gewährleistet werden soll. Zum Beispiel bei der Markierung von Fluchtwe-gen, Hindernissen und Notausgängen sowie wichtigen Geräten und Installationen wie Feuerlöscher und Notschalter, Aus- kleidung von Schutz-, Kühl- und Dunkel-räumen, Tiefgaragen, Beschriftungen, Warn- und Hinweisschilder. Auch für Design und künstlerische Wirkung können die Seile effektvoll eingesetzt werden.

Seilerei Berger GmbH, www.seilerei-berger.ch

MIT METALL WÄRME, LICHT UND AKUSTIK REGULIERENDie Arbeitswelt verändert sich rasant und mit ihr die Büros: Zweierzellen waren gestern, offene Raum-landschaften mit verschiedenen Arbeitszonen sind die Realität. Die Open Space Offices stellen indes hohe Anforderungen an Blend-, Sicht- und Sonnen-schutz sowie effizienten Wärmeschutz. Gleichzeitig fordern offene Bürokonzepte mit schallharten Flächen wie Betonwänden und grosszügigen Glas-fenstern auch Lösungen für die Reduktion des Stressfaktors Lärm. Im Büro der Zukunft müssen Wärme, Licht und Akustik optimal reguliert werden können. Dies verlangt die Energieeffizienz ebenso wie der Nutzerkomfort. Création Baumann hat dies früh erkannt und führt in seinem Sortiment so- wohl eine umfassende Akustikkollektion als auch eine Kollektion innovativer metallisierter Stoffe zur Licht- und Wärmeregulation.Dank intensiver Forschung baut nun der Langen- thaler Textilspezialist sein Sortiment hoch funktiona- ler Textilien weiter aus. Mit dem transparenten Vorhangstoff «Reflectacoustic» gelang es dem Design- team, ein Multitalent zu lancieren. Das Gewebe vereint mehrere Funktionen in einem: Es bietet hohen Blend- und Wärmeschutz, gleichzeitig absor-biert es aber auch den Schall. Der Schallabsorp-tionswert liegt bei αw 0.6. In das zweiseitige Gewebe ist auf der Rückseite ein aluminium-metallisiertes Spezialgarn eingewebt. Die Geweberückseite reflek-tiert das Sonnenlicht und verringert die Wärme- einstrahlung, ohne die Transparenz massgeblich zu beeinflussen. Damit der Stoff durchsichtig genug bleibt, setzten die Experten auf eine Streifenlösung: Dabei wechseln sich transparente Stellen mit blickdichteren ab. Das waschbare, vielseitig einsetz-bare Textil ist in neutralen Farben erhältlich. Vom Rat für Formgebung wurde «Reflectacoustic» bereits mit dem «Winner» der «Iconic Awards 2016: Interior Innovation» ausgezeichnet.

Création Baumann AG, www.creationbaumann.com

TEXTILIEN, DIE GRÖSS­TEN BE­ LASTUNGEN STAND­ HALTENDie Entwicklung neuer hitze- beständiger und hochfester Fasern und Garne hat bisher kaum vorstellbare Anwen-dungsgebiete eröffnet. Die TTS Inova AG hat sich auf die Verarbeitung dieser neuen Werkstoffe spezialisiert. Die Entwicklung von neuen Pro- dukten gelingt jedoch vor allem in enger Zusammenarbeit mit den Anwendern. So entstanden hochfeste, temperaturbestän-dige Hebegurte für den Einsatz in Stahlwerken, wo sie die schweren Kettengehänge er- setzen. Auch wo Glas trans- portiert werden muss und grösste Vorsicht geboten ist, damit die Oberfläche unver-sehrt bleibt, kommen die Transportbänder zum Einsatz. Zurzeit investiert die TTS Inova AG in die Silikonbeschichtungs-technik. In Zusammenarbeit mit Hochschulinstituten und deren Spinn-offs stehen An-wendungen im Bereich der Energiegewinnung im Zentrum der Entwicklungsanstrengun-gen.

TTS Inova AG, www.tts-inova.com

GEWEBTE TEPPICHBÖDEN FÜR INDIVI­ DUELLE GESTAL­TUNG UND HÖCHSTE BE­ ANSPRUCHUNGTISCA FORTE ist ein gewebter Teppich- boden, der sich sowohl durch seine Strapazierfähigkeit als auch seine grosse Gestaltungsfreiheit auszeichnet. Grund-sätzlich sind gewebte Teppichböden aufgrund der Herstellungsmethode hoch-wertig und haben eine lange Lebensdauer. Wie sein Name bereits andeutet, handelt es sich bei TISCA FORTE um ein extra starkes Produkt, das sämtliche Eigen-schaften für die höchste Beanspruchungs-klasse textiler Bodenbeläge aufweist. Exzellentes Wiedererholvermögen, ausge-zeichnete Verschleissfestigkeit und Aus- sehenserhaltung gehören zu den besonde-ren Merkmalen. Die Pigmentfärbung des Garnes bürgt für eine hervorragende Reinigungsfähigkeit und beste Licht- und Farbechtheitswerte. Das Garn, aus dem der Teppich hergestellt wird, stammt aus kaputten Fischernetzen und alten Teppichen. Der Gestaltung sind keine Grenzen ge-setzt. Basis dazu ist die Wilton-Webtech-nik. Diese macht es möglich, bereits ab 40 Quadratmeter auf individuelle Kunden-wünsche einzugehen. Je nach Auftrags- volumen webt TISCA Tischhauser AG in Breiten zwischen 70 und 460 Zentime-tern. Aus einem umfangreichen Sortiment können Dessins und Farben ausgewählt werden oder die Kunden können ihr eige-nes Dessin umsetzen lassen.

TISCA Tischhauser AG, www.tisca.com

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22 ////////// ZAHLEN UND FAKTEN ///

546

812

MILLIONEN SCHWEIZER FRANKEN

MILLIONEN SCHWEIZER FRANKEN

In 1000 Tonnen

35

30

25

20

15

10

5

1995 2000 2005 2010 2011 2012 2013 2018 f

78

93

107

127.3 132.6 133.9 137.3

160.4Umsatz in Milliarden DollarProduktion in Millionen Tonnen

100

95

90

85

80

75

70

65

602012 2014 2015 20162011 20132010

89.6

SCHWEIZER IMPORTE TECHNISCHER TEXTILIEN

SCHWEIZER EXPORTE TECHNISCHER TEXTILIEN

ANWENDUNGSBEISPIELE

WELTMARKT: ENTWICKLUNG TECHNISCHER TEXTILIEN

SCHWEIZER EXPORTE TECHNISCHER TEXTILIEN

Quellen: Cornell University, Gherzi, INSEAD, WIPO, World Economic Forum, WTO, Techtextil, Eidgenössische Zollverwaltung

Mobiltech

17 %

2014, weltweit

2016, Veränderung zu 2015

2016, Veränderung zu 2015

+ 7 %

+ 1 %

Indutech 16 %Buildtech 15 %Agrotech 12 %Medtech 10 %Geotech 9 %Sporttech 8 %Protech 7 %Packtech 6 %

2016 – 2017

2016

2015, Anmeldung pro Einwohner

WETTBEWERBSFÄHIGKEIT

1. SCHWEIZ2. Singapur3. USA4. Niederlande5. Deutschland6. Schweden7. Grossbritannien8. Japan9. Hongkong10. Finnland

1

INNOVATIONSFÄHIGKEIT

1. SCHWEIZ2. Schweden3. Grossbritannien4. USA5. Finnland6. Singapur7. Irland8. Dänemark9. Niederlande10. Deutschland

PATENTE

1. Südkorea2. Japan3. SCHWEIZ4. USA5. Deutschland6. China7. Finnland8. Schweden9. Dänemark10. Niederlande

3

1

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/// NETZWERK ////////// 23

EMPADie Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) ist Teil der ETH und spezialisiert auf anwendungs-orientierte Forschung und Entwicklung. Im Textilbereich fokussiert sich die Empa auf Materialien für Gesundheit und Leis-tungsfähigkeit. Es resultieren Entwick- lungen von bioabbaubaren Implantatwerk-stoffen über medizinische Textilien bis hin zu funktionalen Oberflächen.

www.empa.ch

HSLUDie Hochschule Luzern – Design & Kunst (HSLU) betreibt Forschung und vermit- telt Aus- und Weiterbildung im Bereich Tex- tildesign, Trendskizzen für den Mode- und Interieurbereich, Design und Technik für den Digitaldruck, konzeptionelles Design für Smart Textiles und Flächenex-perimente für neue funktionelle Fasern.

www.hslu.ch/design-kunst

HSRDas Institut für Produktdesign, Entwick-lung und Konstruktion (IPEK) der Hoch-schule für Technik Rapperswil (HSR) rich- tet sich an die Hersteller und Entwickler von Textilmaschinen. Weitere Institute zeichnen sich durch spezifisches Know-how – unter anderem in den Bereichen Mechatronik, Umwelt- oder Energie technik – aus, welches im textilen und textilnahen Umfeld zu innovativen Lösungen führt.

www.hsr.ch

STFDie Schweizerische Textilfachschule (STF) ist die höhere Fachschule und das Aus-bildungszentrum der Textilbranche. Ergän- zend zu ihrem Bildungsauftrag ist sie Partner für Projektarbeiten mit den Unter-nehmen in den Bereichen Textilproduk- tion, Textilmaschinentechnik, Textilvered-lung, Nanotechnologie, Smart Textiles und Konfektion.

www.stf.ch

ZHAWDas Institut für Chemie und Biologische Chemie (ICBC) an der Zürcher Hoch- schule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) ist der Ansprechpartner für Fragestellungen im Bereich der industriel- len Chemie, bei der Herstellung von Textilhilfsmitteln, bei der Entwicklung von Funktions-, Bio- oder Nanomaterialien.

www.zhaw.ch/icbt

INNOVATION DURCH VERNETZUNG

Die Schweizer Forschungslandschaft zeichnet sich auch im Textilbereich durch weltweit führende Innovationen aus. Innovationen brauchen Zeit, ein gutes Netzwerk und Rahmenbedingungen, die neuen Ideen nicht im Wege stehen. Wichtig sind aber auch genügend finanzielle Ressourcen, denn am Anfang einer neuen Entwicklung ist oft nicht absehbar, ob diese einmal gewinnbringend in die Praxis umgesetzt werden kann. Die Schweizer Textil- branche kann hier auf ein gutes Netzwerk in der Schweizer Forschungslandschaft sowie auf finanziel-le Unterstützung durch verschiedene Fonds zu- rückgreifen. Nur so ist es möglich, langjährige For- schungs- und Entwicklungsprojekte solide auf- zubauen und Innovationen auch umzusetzen.—Unterstützung durch die Kommission für Technologie und Innovation (KTI)Je kürzer die Lebenszyklen der Produkte werden und je mehr moderne Technologien die aufstrebenden Schwellenländer einsetzen, desto schneller muss der Innovationszyklus der Schweizer Textil- und Be- kleidungsindustrie sein. Die dafür nötigen finanziel-len Mittel und das hohe Tempo stellen vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) vor beson-dere Herausforderungen. Die Kommission für Technologie und Innovation (KTI) des Bundes steht den Unternehmen unterstützend zur Seite. Die Innovationsagentur unterstützt mit Fördergeldern den Wissens- und Technologietransfer zwischen

Hochschulen und Wirtschaft. So können Innovations- projekte und Kooperationen realisiert werden, die für die Unternehmen sonst mit einem zu grossen finanziellen Risiko verbunden wären. Die Zusammen- arbeit zwischen Unternehmen und öffentlicher Forschung wird moderiert von Innovationsmentorin-nen und -mentoren der KTI, die die Unternehmen über die Fördermöglichkeiten in der Schweiz infor- mieren und ihnen beim Ausarbeiten von Unterstüt-zungsgesuchen an die KTI helfen. Die Mitglieder von Swiss Textiles schätzen trotz der Komplexität der Projekteingaben die Zusammenarbeit mit der KTI und nutzen diese Fördermöglichkeit intensiv. —Vernetzung der Akteure Ein weiterer zentraler Treiber für die Innovations- fähigkeit von Unternehmen ist ihre Vernetzung mit Forschungspartnern. Prozessverbesserungen oder Produktneuheiten entstehen vielfach aus einem Kundenbedürfnis, sind inspiriert von anderen Branchen oder übernehmen Ideen aus den Grund- lagen und der angewandten Forschung. Swiss Textiles verbindet die Unternehmen mit Forschungs-partnern wie der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) in St. Gallen, der Hochschule für Technik Rapperswil (HSR), der Hochschule Luzern (HSLU), der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wädenswil (ZHAW) oder der Schweizerischen Textilfachschule (STF). Das Kompetenzspektrum der Forschungs-partner von Swiss Textiles deckt Bereiche wie Materialwissenschaft, Fasertechnologie, Design, Maschinenbau, Chemie, Verfahrenstechnik und vieles mehr ab. Der laufende Austausch zwischen Unternehmen und Forschenden wird im Rahmen von Forschungsinitiativen wie Subitex (Sustainable Biomedicine Textiles) oder über grosse Netzwerk- anlässe wie den Innovation Day gepflegt. —Blick über die GrenzenSwiss Textiles ist offen, sein Netzwerk mit neuen Forschungspartnern zu ergänzen. Innovation kennt keine Grenzen. Die Textilverbände und Forschungs-institutionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz arbeiten seit einigen Jahren intensiv zusammen, um Grössennacheile wettzumachen und die geeignetsten Partner aus Forschung und Wirt-schaft zu vernetzen. Unter anderem fördert Swiss Textiles beispielsweise den grenzüberschreitenden Austausch zwischen Unternehmen und EU- Forschungsinstituten mittels speziell organisierten Studienreisen, die in loser Folge für die Swiss- Textiles-Mitglieder organisiert werden.

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24 ////////// ÜBER UNS ///

SCHWEIZER INNOVATION FÜR DEN WELTMARKT

Die Welt der Textilien und der Bekleidung hat sich in den letzten Jahrzehnten stark in einen global integrierten Werkplatz verwandelt. Forschung und Entwicklung für ein Produkt befinden sich an einem Ort, Management und Finanzierung an einem anderen und die Herstellung meist an mehreren. Viele Schweizer Firmen haben eine lange Tradition und Geschichte. Immer wieder ist es ihnen ge- lungen, sich zu wandeln und bewährte Techniken für neue Anwendungsgebiete einzusetzen. So sind die Mitgliedsfirmen von Swiss Textiles heute stark auf qualitativ hochstehende Nischenprodukte fokussiert. Sei es in der Mode mit Stickereien und Stoffen oder der Bekleidung selbst, oder im Bereich der technischen Textilien, wo es eine Vielzahl von Anwendungen gibt in der Medizin, der Architektur, dem Transportwesen usw. Zu Swiss Textiles gehören Seiler, Weber, Sticker, Veredler, Band- und Be- kleidungshersteller. Sie alle behaupten sich gegen-über der internationalen Konkurrenz, weil sie flexibel, kundennah und integriert sind in die globale Wertschöpfungskette sowie nachhaltig produ- zieren.Als Interessenvertreter setzen wir uns für wirschafts-politische Rahmenbedingungen ein und bringen die Anliegen unserer Mitglieder im politischen Pro- zess ein. Wie bieten unseren Mitgliedern Beratung in den Bereichen Arbeitsrecht, Umweltvorschriften, geistiges Eigentum, Marken- und Musterschutz, Import- und Exportfragen. Darüber hinaus vernetzen wir unsere Mitglieder mit wichtigen Partnern aus Industrie und Forschung und engagieren uns in der Grund- und Weiterbildung.Wir vermitteln ein zeitgenössisches und moder- nes Bild der Textilbranche in der Schweiz. Wichtige Plattformen, die uns dabei helfen, sind der Design Preis Schweiz und das Textilmuseum in St. Gallen. Mit der Ausstellung «Neue Stoffe – New Stuff: Gestalten mit Technischen Textilien» wird unser Bestreben massgeblich unterstützt. Wir danken dem Textilmuseum für die grossartige Zusam- menarbeit.

SWISS TEXTILESTextilverband Schweiz, Fédération textile suisse, Swiss textile federationBeethovenstrasse 20, Postfach, CH-8022 Zürich T + 41 44 289 79 79, F + 41 44 289 79 80 [email protected], www.swisstextiles.ch

IMPRESSUM UND DANK Die in dieser Publikation abgebildeten Firmenbeispiele entsprechen einer Auswahl von innovativen textilen Produkten oder Forschungsergebnissen. Wir danken allen Unternehmen und Forschungsinstitutionen, die Beiträge und Bildmaterialien zur Verfügung gestellt haben.

Gesamtverantwortung: Peter Flückiger, Swiss TextilesProjektleitung und Redaktion: Mirjam Matti Gähwiler, Swiss TextilesRedaktion: Nina Bachmann, Swiss Textiles Elisa da Costa, Swiss TextilesLilia Glanzmann, LuzernAnemone Seger, SpeicherVisuelle Konzeption und Produktion: Wernlis, grafische Gestalter, Zürich und BaselBildquellen:Titelbild: Création Baumann AG; Porträt von Peter Flückiger, Kapitelbilder und Bilder auf Seiten 4/5: Martin Graf, Fotografie, Basel;Porträtfoto Lukas Imhof: Hannes HeinzerStrickobjekte: Madame TricotKorrektorat: Alain Vannod, St. GallenDruck: DAZ Druckerei Albisrieden, Zürich

Weitere Informationen über Swiss Textiles: www.swisstextiles.chwww.facebook.com/swisstextileswww.twitter.com/SwissTextiles www.instagram.com/swisstextiles

© August 2017, Swiss Textiles