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50 1. Zurückgeworfen Es gibt Leute, die reden viel und sagen wenig. Doch selbst Geplapper hat einen ernsten Hinter- grund. So ernst, dass es zuweilen gruselig wird. Nehmen wir eine Phrase, die in unsicheren, wenig planbaren Zeiten, heutzutage also, oft zu hören ist, wenn sich jemand die Frage stellt: Wie geht’s für mich weiter? Dann wird das Große und Ganze beschworen und das Persönliche kleinge- macht. Die deutsche Sprache ist in dieser Hin- sicht besonders kreativ. Veränderung, so heißt es, könne man an und für sich selbst gar nicht pak- ken. Da müssen große Agenden, Programme, Methoden und Vorschriften her. Und dann heißt es: „Niemand soll auf sich selbst gestellt sein.“ Und als ganz besondere Drohung: „Wir möchten keine Welt, in der der Einzelne auf sich selbst zurückgeworfen wird.“ Das ist interessant. Da haben wir noch ein paar Fragen. Was ist das Problem, wenn man „auf sich selbst gestellt“ ist? Und was geschieht, wenn man „auf sich selbst zurückgeworfen“ wird? Auf wen tref- fen wir da eigentlich? Kann man dem Kerl trauen? Halten wir es aus, wenn er uns Fragen stellt wie diese: Hast du was aus deinem Leben gemacht? Wo sind die Ziele, die du dir einmal gesteckt hast? Lebst du schon, oder planst du noch? In einer Kultur, in der es nicht koscher ist, wenn man auf sich selbst trifft, werden diese Fra- gen sorgsam verdrängt. Man kann sie wegquat- schen oder sich an anderen orientieren, die sich auch nicht selbst treffen möchten, unter gar kei- nen Umständen. Dennoch: Der Tag wird kom- men, an dem man sich diese Fragen stellt. Blöd, wenn dann niemand zu Hause ist. In Sachen negativer Selbstbilder sind wir groß, das können wir, das haben wir gelernt. Deshalb mutet es heute auch so merkwürdig an, wenn BRANDEINS 04/10 Schöne Aussichten Wir leben in Zeiten großer Veränderungen. Aber wie steht es mit dem eigenen Wendepunkt? Wie geht es weiter, ganz persönlich? Eine kleine Geschichte über den eigenen Fortschritt. Text: Wolf Lotter Foto: Anuschka Blommers/ Niels Schumm, Re-Magazine SCHWERPUNKT: LEBENSPLANUNG _EINLEITUNG

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1. Zurückgeworfen

Es gibt Leute, die reden viel und sagen wenig.Doch selbst Geplapper hat einen ernsten Hinter-grund. So ernst, dass es zuweilen gruselig wird.

Nehmen wir eine Phrase, die in unsicheren,wenig planbaren Zeiten, heutzutage also, oft zuhören ist, wenn sich jemand die Frage stellt: Wiegeht’s für mich weiter? Dann wird das Große undGanze beschworen und das Persön liche kleinge-macht. Die deutsche Sprache ist in dieser Hin-sicht besonders kreativ. Veränderung, so heißt es,könne man an und für sich selbst gar nicht pak-ken. Da müssen große Agenden, Programme,Methoden und Vorschriften her. Und dann heißtes: „Niemand soll auf sich selbst gestellt sein.“Und als ganz besondere Drohung: „Wir möchtenkeine Welt, in der der Einzelne auf sich selbst zurückgeworfen wird.“

Das ist interessant.

Da haben wir noch ein paar Fragen.Was ist das Problem, wenn man „auf sich selbst

gestellt“ ist? Und was geschieht, wenn man „aufsich selbst zurückgeworfen“ wird? Auf wen tref-fen wir da eigentlich? Kann man dem Kerl trauen?Halten wir es aus, wenn er uns Fragen stellt wiediese: Hast du was aus deinem Leben gemacht?Wo sind die Ziele, die du dir einmal gesteckt hast?Lebst du schon, oder planst du noch?

In einer Kultur, in der es nicht koscher ist,wenn man auf sich selbst trifft, werden diese Fra-gen sorgsam verdrängt. Man kann sie wegquat-schen oder sich an anderen orientieren, die sichauch nicht selbst treffen möchten, unter gar kei-nen Umständen. Dennoch: Der Tag wird kom-men, an dem man sich diese Fragen stellt. Blöd,wenn dann niemand zu Hause ist.

In Sachen negativer Selbstbilder sind wir groß,das können wir, das haben wir gelernt. Deshalbmutet es heute auch so merkwürdig an, wenn

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Schöne AussichtenWir leben in Zeiten großer Veränderungen.

Aber wie steht es mit dem eigenen Wendepunkt? Wie geht es weiter, ganz persönlich?

Eine kleine Geschichte über den eigenen Fortschritt.

Text: Wolf LotterFoto: Anuschka Blommers/Niels Schumm, Re-Magazine

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Menschen angesichts des schnellen Wandels einesehr einfache Frage stellen: Wie weiter?

Und kaum ist diese Frage gestellt, haben auchLeute, die an sich ganz gut mit sich klarkommen,ein kleines Problem: Jemand, der nicht brav undim Kollektiv ein Leben lang das tut, was man ihmsagt; jemand, der fragend durchs Leben geht undnach Antworten sucht, Experimente nicht scheut,der hat einen „brüchigen Lebenslauf“. Der hatmal hier gearbeitet, mal dort, an diesem Projekt,an jenem.

Einerseits behaupten Per sonaler und Ar beits -sozio logen, dass genau dasgut wäre – denn aus Ver -suchen lernt man schließlichmehr als durch stures Draufhalten. Man geht nicht einfach von A nach Bdurchs Leben. Man mussHerausforderungen anneh-men. Man muss seine He -rausforderung suchen. Nur:Wer das macht, gilt immernoch als unzuverlässig, vage,nicht orientiert. Denn wasbrüchig ist, ist naturgemäßkeine deutsche Wertarbeit.Was bricht, ist minderwertig.

Was geht in Leuten vor, die so denken – undsich auf gar keinen Fall selbst begegnen wollen?

2. No Future

In ihrem Buch „Die Zukunft und ihre Feinde“ stellen die Autoren Michael Miersch und DirkMaxeiner eine sehr einfache Frage: „Woherkommt bloß dieser abgrundtiefe Pessimismusgegenüber unserer eigenen Entwicklungsfähig-keit?“ Warum wollen wir alles – nur nicht unsselbst begegnen?

Wer sich ernsthaft und gründlich die Frage„Wie weiter?“ stellt, der kommt an dieser Ein-

schätzung kaum vorbei. Schon gut – die Welt istnicht mehr das, was sie mal war. Sie ist unüber-schaubar geworden, komplex, kompliziert sogar.Je mehr Überraschungen sie bereithält, desto weniger scheint der Einzelne noch eine Antwortauf die scheinbar simple Frage „Wie geht’s wei-ter?“ zu haben. Die Welt ist ein Ort geworden, an dem man jederzeit jedem alles zutraut – aus-genommen sich selbst.

War das nicht vorhersehbar, als vor 30 Jahrendie Punks „No Future“ und Herbert Achternbusch„Du hast keine Chance – aber nutze sie“ prokla-

mierten?Ja, aber damals glaubten

die meisten noch an denGründungsmythos der Bun-desrepublik, nach dem im-mer mehr Wachstum immermehr Arbeitsplätze schafftund immer mehr Teilhabe.Mach mit, dann geht’s dirgut. Das konnte man vor 30 Jahren noch halbwegsglauben. Diese Illusionenhaben sich verbraucht.

Die Kontinuität, dienoch vor einer Generationim Berufsleben herrschte,

ist dahin. Berufsbilder haben eine Halbwertszeitvon wenigen Jahren. Das Leben wird zu Projekt-abschnitten. Die Familie, die einst einen festenRahmen lieferte, und die Beziehungen sind selbstvon Brüchen durchzogen. Zwar sagt man gerndort, wo die Nahtstellen liegen: „Das habe ichmir ganz anders vorgestellt.“ Doch die meistenProbleme kommen daher, dass man sich eigent-lich gar nichts vorgestellt hat. „Man“ hat ebenmitgemacht. Beruflich, privat, überhaupt.

Aber das Selbst holt sich sein Recht. An denBrüchen im Leben wartet es geduldig. Und sovieles wird dabei zum Widerspruch. Soll man sichmehr anpassen oder mehr rebellieren? Soll

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man etwas riskieren oder doch lieber auf Num-mer sicher gehen? Die Welt, wie wir sie kennen,ist für Widersprüche nicht geeignet. Sie auszu-halten muss man lernen. Zu fragen: Was kann icheigentlich aus mir machen?

3. Fortschritt

Was machen wir aus uns selbst? Und woher, fragen wir nochmals mit Maxeiner und Miersch,kommt dieser „abgrundtiefe Pessimis mus gegen-über unserer eigenen Ent wicklungs fähigkeit“? Einfache Frage, einfacheAntwort: Das wurde uns sobeigebracht.

Wer wissen will, wie esweitergeht, sollte fragen, woer herkommt. Es genügt fürunsere Zwecke vollkommen,sich die vergangenen 250Jahre anzusehen.

Am Anfang dieser Peri -ode kommt ein merkwür -diges Wort zur Welt: Fort-schritt. Heute definieren esEnzyklopädien so wie diemeisten Leute: „Fortschritt“ist das Gegenteil von „Still-stand und Rückschritt“, aber auch, im gleichenAtemzug, eine Sache, der wir nicht mehr so rich-tig trauen. Es ist irritierend. Deshalb lässt man dieFrage „Wie weiter?“ gern sein.

Das war mal anders. Der Fortschritt bedeu tetelange Jahre immer nur eines: eine Verbesserung.Die Frage „Wie weiter?“ hingegen klingt heuteimmer ein wenig verzagt. Da kann doch eigent-lich nichts mehr kommen. Gut genug, wenn alles so bleibt, wie es ist – auch wenn wir nochnicht einmal damit zufrieden sind.

Das Wort Fortschritt hatte, als die Aufklärungbegann, noch einen anderen Sinn. Mit dem Wortbezeichnete man schlicht und einfach das, was

kommen wird und musste, zwangsläufig. DenFortschritt konnte schon damals niemand aufhal-ten, schon gar nicht der Einzelne. Der nächsteSchritt war einer, über den man keine Kontrollehatte. Das nennt man Schicksal, eine höhere Kraftalso, die über einen festen Plan verfügt, eine ArtLebens-Software und Betriebssystem. Dieser Planläuft gnadenlos ab. Die „Vorsehung“ bestimmt,was aus uns wird. In dieser Welt gehört niemandsich selbst.

Darüber dachten die meisten Leute damalsnicht groß nach. Man hatte auch anderes zu tun,

überleben zum Beispiel. DerRest des Lebensplans ist dasEinfügen in das Unver-meidliche, das Hinnehmeneiner Rolle, des Schicksals.Adel oder Bauer, Arbeiteroder Priester – all das istlängst festgelegt. Wider-stand ist zwecklos.

Merkwürdig ist, dassdas heute irgendwie vertrautklingt, nach so langer Zeit.Ersetzt man Gott oder diehöhere Macht durch Kom-plexität oder Globalisierung,neue Arbeitswelt und Wan-

del, dann kommt ziemlich genau das dabei heraus,was man früher vorfand: eine undurchdringliche,nicht verstehbare „natürliche Ordnung“, nach dersich alle richten. Von Selbstbestimmung keineSpur. Überall nur Einzelschicksale.

Gegen diese Haltung sind die alten AufklärerSturm gelaufen, und das ist auch heute noch rich-tig. Sie starteten ein einfaches, überschaubaresProjekt, nämlich die Verbesserung der Welt. Fort-schritt darf kein Schicksal sein. Der Mensch sollselbst entscheiden und handeln. Er ist für sichselbst verantwortlich.

Es gab einige, vorerst noch wenige Menschen,die sich diesem Programm anschlossen. Es waren

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jemanden, der sagt, wo es langgeht: den Staat,den Chef, den Plan.

Der Satz stammt von Karl Marx. Der hat ihn1875 aufgeschrieben, weil er sich über die Ent-wicklung der deutschen Arbeiterbewegung är-gerte, die gerade dabei war, mit dem Establish-ment einen Deal zu machen. Die Ar beiterbewe-gung akzeptierte den Staat und seine Einrichtun-gen – den großen Fremd bestimmer – und bekamdafür ein wenig vom Wohlstand ab. Teilhabe ge-gen Anpassung. Die alte Geschichte. Marx fanddas falsch. Am Ende aller Bemühungen der Auf-klärung musste die Freiheit des Einzelnen stehen.Der Verzicht auf Selbst bestimmung war für Marxein fauler Deal.

Der letzte Satz in seiner „Kritik des GothaerProgramms“ lautet: „Ich habe gesprochen undmeine Seele gerettet.“ Die Seele, das Ding, in demseit alters her der Sitz der Persönlichkeit ver mutetwird. Es ist ein bemerkenswertes Einzelschicksal,dass ausgerechnet Marx von seinen Epigonen fürdas Gegenteil dessen eingespannt wurde, was ihnantrieb. Aber da haben alle mitgemacht. Aus-nahmslos. Und sie tun es noch heute.

5. Anything goes

Generationen später war genug Wohlstand vorhanden, um den Deal, der Marx so wurmte,neu zu hinterfragen. Fast hundert Jahre nach dessen Kritik am neuen Kurs der Arbeiterbewe-gung, im Jahr 1970, veröffentlichte der PhilosophPaul Feyer abend seine These vom „anythinggoes“. Auch das haben viele missverstanden. Esgeht dabei nicht darum, dass alles möglich ist –vorausgesetzt, man hat es mit dem, was man will,in Einklang gebracht.

Das geschah vor dem Hintergrund einer Generation, die zwar in materiellem Wohlstandaufgewachsen war und mehr Möglichkeiten hat-te als jede Generation vor ihr, die aber anhal-tend unzufrieden war mit ihrer persönlichen 3

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Erfindungen, Verbesserungen, methodische undgeistige Erkenntnisse, denen sich die Schicksal-haften letztlich nicht mehr entgegenstellen konn-ten. Der Kampf gegen das Schicksal war keineKleinigkeit, es gab Revolutionen, es gab Wider-stand, es war echt was los.

4. Der Freiheits-Test

Das Materielle und seine Beherrschung hat nurdann Sinn, wenn der Einzelne damit das tun kann,was er für richtig hält. Das ist der Deal, an demman nichts ändern kann. Die Aufklärung will Frei-heit in Selbstbestimmung. Man darf, ja man solldarüber nachdenken, wie man auf dieser Weltglücklich wird. Do the right thing – aus den alten Verfassungen dieser Zeit, etwa der amerikani-schen, hört man noch sehr klar den Ursprung derAufklärung heraus. „Die Weltgeschichte ist derFortschritt im Bewusstsein der Freiheit“, hat Georg Wilhelm Friedrich Hegel das genannt. Esgeht eben nicht nur um den Hunger nach Mehr,den materiellen Fortschritt, mehr Geld, mehrWare, mehr Besitz – sondern immer um denfreien Menschen. Um Selbstbestimmung.

Wie stehen wir heute eigentlich dazu? Daskann man leicht testen. Man braucht dazu nurden Satz

„Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“

vorzutragen, und zwar, wenn’s geht, öffentlich.Dieser Satz wird von der überwiegenden Mehr-heit der Zuhörer so interpretiert: Dieser Satz passtin ein „neoliberales Weltbild“, bei dem es um dasbrutale und zynische „Jeder, wie er kann“ geht. Ist das so?

Die aktuelle Reaktion auf den Satz zeigt nur eines: wie tief die meisten Menschen heute inder Vorstellung stecken, dass Fremdbestimmungbesser ist als Selbstbestimmung. Lieber hat man

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Entwicklung. In seinem Buch „Wider den Me tho -denzwang“ machte sich Feyerabend über diesenWiderspruch seine Gedanken. Der Mensch hatmehr als je zuvor, warum ist er so unzufrieden? Istihm langweilig?

Hat er keine anderen Sorgen? Oder aber er hat das Maß an Fremdbestim-

mung so zugenommen, dass niemand mehr sichselbst entwickeln kann? Da würden schon viele zustimmen. Das kennt man. Wo bleibe ich? Dashört man oft. Aber kommt man mit sich selbstvoran? Paul Feyerabend findet, man muss es sogar: „Das einzige Prinzip,das den Fortschritt nichthemmt, heißt: Mach, wasdu willst.“

Das klingt zügellos, un-verbindlich, ist aber genaudas Gegenteil. Feyerabendsah in diesem Satz eineBringschuld seiner Genera-tion: Wir haben die mate-riellen Voraussetzungen fürso vieles – und was machenwir jetzt damit? Autonomieleben, selbstständig werden– oder durch die Institutio-nen marschieren, also mit-machen? Und sich etwas vormachen?

Als Paul Feyerabend seine Fortschrittsdefini-tion lieferte, hatten die Menschen noch eine Wahl. Aussteigen oder mitmachen – beides war mög-lich. Doch dann kamen die Krisen, Arbeitslosig-keit, Strukturwandel, die Veränderung der altenOrdnung der Nachkriegsjahre. Sätze wie „Ichhabe keine Wahl“ und „Das kann ich mir nichtaussuchen“ kamen wieder in Mode.

Besonders deutlich wurde das in den neunzi-ger Jahren – nach der Wende, dem Zusammen-bruch der alten Machtblöcke und dem Aufstiegneuer Technologien, die die Welt um einiges unübersichtlicher machten.

6. Generation X

Die einen sprachen vom „Ende der Geschichte“,die anderen versuchten, ihrem irritierten Publikumirgendeine Form von Halt zu geben. Man erfanddie „Generationen-Projekte“. Bekannt wurdeetwa das Buch des Autors Florian Illies namens„Generation Golf“, das im Jahr 2000 erschien unddie Generation ansprechen sollte, die in den acht-ziger Jahren aufgewachsen ist. Dass diese Gene-ration nach einem erfolgreichen Kompaktwagen-modell der Volkswagen AG benannt wird, ist kein

Zufall. Denn es gab in kul-tureller Hinsicht wenig, wasdiese Menschen verband.

Deshalb nennt man dieAngehörigen der „Genera-tion Golf“ auch gern „Ge-neration X“ (nach einemRoman von Douglas Coup -land). Das soll signalisieren,dass diese Leute keinen Planmehr haben. Sie gehörenzur ersten Ausgabe einerGesellschaft, deren Einzelne„auf sich selbst zurückge-worfen sind“. Viele, die ihrealte Ordnung hatten, fan-

den das Buch lächerlich. Wischiwaschi. Politischnichts und sonst auch nichts. Was soll das sein,Generation Golf, X?

Illies selbst hat einige Jahre nach der Veröf-fentlichung von „Generation Golf“ einen ent-scheidenden Hinweis zum Verständnis gegeben.Da ist eine Generation, die die Ideale ihrer Elternnicht mehr leben kann – man darf an dieser Stelle wieder darauf hinweisen, dass schöne Sachen wie Sozialstaat, lebenslange Karriere undmaterielle Sicherheit, wie das die Nachkriegs -generationen ganz selbstverständlich vorfanden,einfach nicht mehr greifbar waren. Die Jungenkannten Unsicherheit. Das war konstant. Diese

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Unsicherheit entsteht aber vor allem vor demHintergrund der sicheren (und selbstgerechten)Generationen vor jener, die Illies beschrieb. Verun -sicherung, so Illies in der »FAZ«, „scheint eherpositive Effekte zu haben: Sie zwingt einen zumNachdenken über sich selbst.“

7. Generation Praktikum

Nachdenken ist etwas, das mal besser, mal weni-ger gut funktioniert, ganz besonders, wenn manes im Kollektiv macht. Schon ein halbes Jahrzehntnach der Generation Golf taucht das Schlagwortder „Generation Praktikum“ auf. Es beschreibtdie Praxis vieler Unternehmen und Organisa -tionen, junge Berufseinsteiger schlecht oder gar nicht zu bezahlen und gleichzeitig auch keinerleiPerspektiven für deren berufliche Entwicklung zu bieten. Angehörige der Generation Praktikumarbeiten nach einer guten Ausbildung jahrelangfür wenig Geld. Damit es keine Missverständnissegibt: Es ist falsch, qualifizierte Leute nicht oder nurschlecht zu bezahlen und die Risiken des Unter-nehmens auf sie abzuwälzen. Es ist doppelt falsch,einer ganzen Generation die Hoffnung zu neh-men, dass sich Leistung und Einsatz doch lohnenkönnten. Doch ist es deshalb schon richtig, dieWelt aus Prakti kantensicht zu sehen?

Gegenüber der Einsicht des Autors der Gene -ration Golf, dass die Leute über sich selbst nach-denken und, so steht zu hoffen, sich nicht als Be-drohung empfinden, ist die Generation Praktikumein Schritt zurück. Denn hier geht es – zahlloseAussagen Betroffener machen das klar – um dieKlage, dass das System den Einzelnen nicht inte-griert. Das Problem der Generation Praktikum istweniger, dass sie eine falsche Welt vorfindet, son-dern dass sie fordert, diese falsche Welt möge sieso schnell wie möglich aufnehmen.

Darf man sich wirklich darüber beklagen, dassder Einstieg in die Angestelltenwelt so schwer ist,weil man sich gar nichts anderes vorstellen mag,

sich nichts mehr wünscht, als möglichst schnellals „abhängig Beschäftigter“ zu landen? Ist das einZiel? Schlägt die Sehnsucht nach Fremdbestim-mung das Nachdenken über sich selbst? Stichtdas „Weiter so“ immer die Frage „Wie weiter“?

Die Debatte um die Generation Praktikumsteckt genau hier fest. Egal, wie man es auch drehtund wendet, das Dilemma bleibt. Alle könnennicht mehr ins System hinein.

Die Umverteilungskämpfe finden eben nicht,wie uns das manche weismachen wollen, zwi-schen ALG-II-Empfängern und Besitzern ano -nymer Konten in der Schweiz und Liechtensteinstatt. Das sind Scheingefechte, die von etwas ganzWesentlichem ablenken sollen: Der Klassenkampfvon heute tobt auf der gleichen Etage – zwischendenen, die das Umverteilungssystem schützt, undjenen, die nicht mehr reindürfen.

Wer allerdings Einlass fordert, bittet auch umFremdbestimmung. Das ist kein Fortschritt, son-dern nur Resignation in der Hoffnung auf denRentenanspruch. Das genügt nicht für den Fort-schritt, nicht für den alten und den neuen sowie-so schon gar nicht. Und nicht selten in der Ge-schichte gibt es einfach auch mal Rückschläge.Siehe Marx. Siehe Feyerabend. Siehe GenerationPraktikum. Es wird aber wieder. Der Fortschrittist nicht aufzuhalten. Es geht wieder um Selbst-bestimmung.

8. Verortungen

Der Münchener Soziologe Armin Nassehi machtden Versuch einer Antwort. „In unserem Systemist nach wie vor alles auf den sozialen Aufstiegausgelegt. Die Löhne müssen steigen, die Kindermüssen es besser haben als ihre Eltern. Aber eigentlich glaubt das niemand mehr.“ Seine Stu-denten, so der Professor weiter, „glauben auchnicht mehr daran, dass eine gute Ausbildung zueinem guten Job führt. Aber sie machen es trotz-dem – weil sich neue Chancen bieten können.

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Sie konstruieren ihre ganz persönlichen Lebens-entwürfe und jagen nicht alten Illusionen nach. Siekönnen mit Widersprüchen besser umgehen – siebewerten nicht alles als richtig oder falsch. Siepassen das, was sie lernen, an sich selbst an.“

Das heißt auf gut Soziologisch „Konzept derpersönlichen Verortung“, das muss man sichnicht merken, es genügt, wenn man Leute wieHauke Wiese kennt. Der 25-Jährige aus Roten-burg an der Wümme studiert seit einigen Mona-ten Politikwissenschaft in Berlin. Zuvor hat ereine Ausbildung zum Industriekaufmann ge-macht. Warum der Bruch?

Ist ja gar keiner, sagt Wiese. „Ich mache dasnicht für das System, ich mache das für mich.“Es wäre schön, erzählt er, wenn er mal Familiehätte, Kinder, und wenn regelmäßig Geld aufdem Konto wäre. Klar. Aber das alles festzulegen,das ist „Quatsch. Ich will gar nicht wissen, wasich in fünf Jahren mache – das ergibt sich.“

Für alte Lebensplaner und Sicherheitsapostelheißt das natürlich: Der junge Mann weiß nicht,wovon er redet. Unverantwortlich. Aber in derWelt von heute könnte genau das Gegenteil rich-tig sein. Denn wo Fremdbestimmung nichts mehranzubieten hat, wo der Deal nicht mehr funktio-niert, „sollten sich Leute ihre Chancen selbst definieren. Da muss man Verantwortung ebenselbst tragen“, sagt Wiese, „es geht um Selbst-ständigkeit, um Autonomie.“ Er hat eine Ant-wort: seine. Das ist gut für ihn, schlecht aber füralle, die auch bei der Veränderung der eigenenPersönlichkeit Anleitungen von anderen brauchen,weil sie es nicht wagen, „auf sich selbst zurück -geworfen zu werden“.

So wie Wiese ticken viele junge Menschen –aber die große Mehrheit versucht, durch Anlei-tungen und fixe Antworten der Frage zu ent -gehen, was sie selbst will. Das ist kein Wunder.Das ist nicht verwerflich. Und es kann nicht sobleiben. Es gibt einige Leute, die was dagegentun.

9. Der rote Faden

Zum Beispiel die Unternehmerin und BeraterinDominique Döttling. Für sie ist Selbstbestimmungder Schlüssel zur Veränderung, nicht nur der Person, sondern auch des Systems, in dem wir leben. „Die Person ist heute in unserer Kultur keinpo litisches Modell“, sagt sie. „Ein Mensch ist, werin die Sozialversicherung einzahlt. Abhängige Erwerbsarbeit ist immer noch die Lösung für alleProbleme. Alles andere zählt nicht.“ Und Unter-nehmer sind nur für eines gut: „Arbeitsplätzeschaffen.“ Wie weiter? „Du musst immer mehr liefern, ganz einfach. Alles andere gilt als Nieder-lage.“

Das sagt Döttling nicht einfach so, sondernaus der besten Perspektive, die man sich vorstel-len kann: der persönlichen Erfahrung. Sie enga-giert sich seit Jahren ehrenamtlich. Weil ihr Ge-schäft gut läuft, hat sie vor einigen Jahren ihrUnternehmen verkleinert. Konzentration auf dasWesentliche, damit noch Zeit bleibt für das, waseinem sonst im Leben noch wichtig ist.

So etwas kann man heute in jedem drittklas-sigen Lebenshilfebuch nachlesen, einfach auchdeshalb, weil es stimmt. Der Job ist nicht alles. DieFirma ist nicht alles. Bloß: Wer das lebt, gilt alssuspekt. „Es lief gut. Ich konnte es mir leisten zusagen: Machen wir ein bisschen weniger“, sagtDöttling. „ Die Reaktionen darauf aber waren völ-lig verrückt. Geht es dir so schlecht, dass du jetztverkleinern musst? Das war die Standardfrage.Wenn ich gesagt habe, ich plane mein Leben, wieich es für richtig halte, ich setze Prioritäten, dannhat mir das kaum jemand geglaubt.“

So sind sie eben, die Fremdbestimmten. Selbstdenken, entscheiden, handeln – das ist immernoch etwas, das nur unter Druck sein darf. Frei-willig geht überhaupt nichts. Das wäre ja nochschöner – und außerdem gegen die Regeln.

Döttling nimmt das nicht krumm: „Den meis -ten Menschen fehlt einfach eine Vorstellung von

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sich selbst. Was wir lernen müssen, ist: Verlassdich auf dich selbst. Du bist der rote Faden.“ Dasist ein langer Marsch gegen die Institutionen.Nicht leicht. Kann man das lernen?

Seit Jahrzehnten, seit die Frage „Wie weiter?“aus dem Dunkel der Geschichte wieder hervor-kam, wird das zumindest versucht. Immer wiederschaffen es Lebenshilfebücher auf die Bestseller-Listen, und in den neuen Medien sind es vor allen Dingen Fragen nach der Persönlichkeits -entwicklung, die in unendlichen Facetten immerwieder diskutiert werden. Da geht es um das Training des Selbstwertgefühls, manchmal auchum Lebensmut. Nicht wenig davon ist banal, Küchenpsychologie, aber das allermeiste hat nocheinen viel entscheidenderen Haken: Es nütztnichts, weil man versucht, die Antworten auf eineFrage, die sich jeder selbst stellen muss, aus einerPerspektive zu beantworten, die nicht die eigeneist. Das scheitert immer wieder grandios. Der ein-zige Experte für einen selbst ist man eben selber.

Wie findet man also nach den unausbleib-lichen Rückschlägen wieder zum roten Faden zurück, zum Selbst? Wie kann man so weit kom-men, dass man sich angesichts der Widersprüche,die man aushalten muss, weil das Gestern unddas Heute so selten zusammenpassen, nicht irre

fühlt? Wie kommt man dazu, dass man sich aufsich selbst verlassen kann?

10. Die Strukturierten

Die Hamburger Psychologin Maria Wendeler versucht mit ihren Klienten, genau diese schwie-rige Übung hinzukriegen. Sie betreibt mit ihrenKollegen den Verein Zeitleben e. V. Dieser unter-stützt Menschen bei der wesentlichsten aller Fragen: „Wie weiter?“ Es ist noch nicht so langeher, dass eine solche Beratung eine eher rand-ständige Angelegenheit war. Wer professionelleHilfe suchte, wenn es um so grundlegende Sachen wie die Fragen nach der Berufsplanungoder dem Familienleben ging, der galt den „Nor-malos“ in unserer Gesellschaft fast schon als ver-rückt. Berufsberatung durch die Arbeitsagentur,kühles Karrieretraining, das geht in Ordnung. Dashat Methode. Solange man sich dabei nicht selbst begegnen muss.

So ändern sich die Zeiten. Wendeler merktdas jeden Tag: „Wir sehen, dass es immer mehrLeute sind, die diese grundlegende Frage nachdem ,Wie weiter?‘ haben. Und sie kommen ausallen Schichten, aus allen Berufen. Ihre Gemein-samkeit ist, dass sie keinen Zugang mehr zu 3

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sich haben. Wir versuchen mit ihnen gemeinsam,wieder einen roten Faden in ihr Leben zu bringen.“

Das ist natürlich nicht so einfach, nicht nur,weil solche Arbeit immer noch von vielen belä-chelt wird. Wendeler schätzt die Arbeiten desPsychologen und großen Verteidigers des Selbst,Arno Gruen, sehr. Er nennt das, was viele heutein ihrer Fremdbestimmung hält, den „Wahnsinnder Normalität“.

Wer zu Maria Wendeler und Kollegen kommt,entspricht ganz gewiss nicht dem Klischee deszerrütteten Nervenbündels, das aus der Bahn geworfen ist: „Es sind Leute, die hochkreativ sindund gut in ihrem Job, aber verzagt, weil sie gerneinen Plan hätten, eine Methode, etwas, das siestrukturiert. Ihr Selbstvertrauen ist auf dem Null-punkt, nicht etwa, weil sie nichts können oderleisten, sondern weil sie sehen, dass sie trotz ihrer Fähigkeiten im Job immer wieder den Leu-ten unterliegen, die stur nach Schema F Karrieremachen.“ Schema F – wie Fremdbestimmung.Das klappt immer noch sehr gut, auch in Zeiten,in denen in vielen Unternehmen längst klar ist,dass es so nicht weitergeht. Weder mit den plan-baren Karrieren noch mit den Menschen, die dabei herauskommen.

Wendeler versucht, den „Unstrukturierten“klarzumachen, dass sie ihr Selbstbewusstseinschärfen, sich im wahrsten Sinn des Wortes „mitsich selbst vertraut machen“ müssen.

Das ist der Plan, der verhindert, dass die, diesich systemkonform verhalten und die Ideen anderer Leute abgreifen, weiter zum Zuge kom-men – damit sich auch die durchzusetzen lernen,die etwas Eigenes haben. Eigene Ideen, die nichtvon der Stange kommen. Dazu muss man wissen,wer man ist.

Diese Leute haben es heute schwer. Wenn sie Fehler machen, stellen sie alles grundsätzlichinfrage. Wenn sie mit dem System kollidieren, sehen sie immer sich selbst als Ursache ihrer Pro-bleme. Das ist einerseits „normal“, aber das bleibt

nicht so, wie Wendeler weiß: „Die Strukturiererhaben noch die Oberhand, aber das ändert sichgerade. Die Unternehmen brauchen diesen Typusnicht mehr, er ist nicht mehr das Leitbild. Aberwir stecken eben mittendrin.“

So gesehen haben es die Unstrukturierten ei-gentlich besser, sagt Wendeler, auch wenn sie esheute noch nicht merken: „Man kann Leuten, diekreativ sind, also eigenständig denken, beibrin-gen, wie sie sich ihren roten Faden basteln und damit besser durchs Leben kommen und anWidersprüchen nicht scheitern. Man kann lernen,Prioritäten zu setzen und sein Leben in Ordnungzu kriegen, ohne dass man dabei vergisst, immerwieder die richtigen Fragen zu stellen.“ Viele Un-strukturierte, so Wendeler, versuchen das erst garnicht und sind ziemlich überrascht, dass das, wasihre vermeintlichen Gegner ausmacht, gar nichtso schwer zu lernen ist. Sie finden ihren Weg.Aber was ist mit jenen, deren Weg und Ant wortenimmer von anderen kamen – und die auch keingroßes Problem damit haben, weil das Sys tem siegenau dafür bisher auch immer gelobt hat?

Schwierig, sagt Maria Wendeler: „VersuchenSie zum Beispiel mal, einem harten Karriereplaner,der alles brav nach Schema F macht und auch soleben will, kreative Fähigkeiten beizubringen oderdie, auf Widersprüche zu achten.“

Da haben wir sie, die Grenzen des Mach baren,der eigenen Entwicklungsfähigkeit. Leute, dienicht daran zweifeln, stellen auch keine Fragen.Wer nicht fragt, bleibt dumm. Und das merkt manspätestens dann, wenn man auf sich selbst zu-rückgeworfen wird. Deshalb ist die Phrase mitdem Selbst so gefährlich für diese Leute. Sie ahnen, was sie dann erwartet.

Nichts, was sie weiterbringt.Niemand, den sie kennen.

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BRAND EINS 04/10

SCHWERPUNKT: LEBENSPLANUNG _EINLEITUNG