1-2 (1976, N. Walter) Frag. Jüdisch-hellenistischer Historiker.

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Jüdisme Sduiften aus hellenistism- rötnismer Zeit

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JSHRZ = W.G. Kümmel, Hrsg. (1973ss.). Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit. Gütersloh, Gütersloher

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Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

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Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

Herausgegeben von Werner Georg Kümmel in Zusammenarbeit mit

Christian Habicht, Ouo Kaiser, Otto Plöger und] osef Schreiner

Band I . Lieferung 2

Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn

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Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

Band I

Historische und legendarische

Erzählungen Nikolaus Walter:

Fragmente jüdisch-hellenistischer Historiker

1976

Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn

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Die Abkürzungsverzeichnisse befinden sich in der ersten Lieferung dieses Bandes

ISBN 3-579-03912-1 Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, Gütersloh 1976

Gesamtherstellung: Mohndruck Reinhard Mohn OHG, Gütersloh Printed in Germany

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Nikolaus Walter

Fragmente jüdisch-hellenistischer Historiker

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Inhalt

Allgemeine Einführung . . . . . . . . . . 91

Eupolemos Einleitung . 93 Übersetzung 99

Theophilos Einleitung . 1°9

Übersetzung 111

Philon »der Ältere« 1 12

Kleodemos Malchas Einleitung . Übersetzung

Artapanos Einleitung . Übersetzung

Pseudo-Eupolemos (Samaritanischer Anonymus) Einleitung ..... . Übersetzung . . . . .

Pseudo-Hekataios I und II Einleitung .......... . Übersetzung: Pseudo-Hekataios I

Pseudo-Hekataios II

Namenregister ......... .

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127

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Allgemeine Einführung

Von der Literatur des frühen hellenistischen Judentums in den beiden letzten vor­christlichen Jahrhunderten sind einige Schriften deshalb allgemein bekannt, weil sie in das griechische Alte Testament (die sogenannte Septuaginta) aufgenommen wurden und von da aus in die Vulgata und in die Apokryphen zum Alten Testa­ment kamen, so besonders die »Weisheit Salomos«, die hellenistische Bearbeitung der Sprüche des Jesus ben Sira und die hellenistischen Makkabäerbücher (z-4 Makk). Kennten wir von der hellenistisch-jüdischen Literatur jener Epoche nur diese Schriften, so wären wir sehr einseitig informiert: Keiner ihrer Autoren stünde mit seinem eigenen Namen vor uns, vor allem aber hätten wir kein Bild von der Mannigfaltigkeit, in der sich das hellenistische Judentum zwischen etwa zoo und 80 v. Chr. um die Aneignung griechischer Literaturformen und hellenisti­scher Geistigkeit bemüht hat. Die beiden großen jüdischen Schriftsteller in grie­chischer Sprache im 1. Jh. n. Chr., Philon und J osephus, stünden scheinbar ohne Vorgänger in einsamer Entfaltung vor uns.

Nun hat aber der hellenistisch-römische Autor Alexandros Polyhistor um die Mitte des 1. Jh. v. Chr. in seinem Sammelwerk »Über die Juden« (Näheres darüber in der Einleitung zu Eupolemos) so viele Zitate aus jüdisch-hellenistischen (übri­gens auch aus antijüdischen und sachlich-neutralen) Originalschriften mitgeteilt, daß sich - fast nur aufgrund dieser einen Quelle, die zum Glück dann von Clemens von Alexandrien und besonders ausgiebig von Eusebios ausgeschöpft wurde -eine ganze Palette literarischer Tätigkeit hellenistischer Juden vor uns auftut. Ab­gesehen von Alexandros' Werk und geringfügigen anderweitigen Notizen ist uns aus jener Zeit nur der sogenannte Aristeasbrief und - in größeren, wieder durch Clemens und vor allem durch Eusebios aufbewahrten Fragmenten - das Buch des Aristobulos erhalten; einige pseudepigraphische Texte schließen sich an. Gewiß ist auch das sich so ergebende Bild nicht vollständig, vor allem fehlt die Fort-. setzung bis zur Zeit Philons und Josephus' hin. Doch gibt uns die erhalten geblie~· bene Auswahl wichtige Einblicke in jene Literatur, für die die Übersetzung der hebräischen Bibel in das Griechische Ausgangspunkt und Grundlage war.

Nebeneinander stehen vor uns mehrere Bibelausleger mit teils philologisch~ historischem, teils mehr hermeneutisch-philosophischem Interesse (Demetrios und Aristeas einerseits, Aristobulos andererseits), Dichter von Städteepen über Jerusa­lern oder Sichern (die Epiker Philon und Theodotos) bzw. eines großangelegten Exodusdramas unter dem Einfluß der griechischen Tragödie (Ezekielos) und Autoren, die geschichtliche Darstellungen verfassen, teils eher nüchtern (Eupo­lemos, Theophilos, Phiion »der Ältere«), teils in ausgesprochen romanhafter (Arta­panos) oder um die Verarbeitung fremder Mythologie bemühter Weise (Kleode­mos, Pseudo-Eupolemos). In mehreren literarischen Gattungen finden sich dar­über hinaus Versuche, auch unter der Maske griechischer Autoren die Anliegen des Judentums vorzutragen (pseudo-Aristeas, Pseudo-Hekataios, Pseudo-Phoky­lides usw.).

Der Anlage des vorliegenden Gesamtwerkes entsprechend werden die exegeti-

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schen Schriften in Band 3, die Texte poetischer Art in Band 4 dargeboten; der Ari­steasbrief ist in Band 2. eingereiht. Im vorliegenden Heft sind diejenigen Fragmente zusammengestellt, die sich einigermaßen unter das Stichwort »historische Litera­tur« einordnen lassen. Sie sind vor allem auf die ältere Geschichte des Volkes Israel ausgerichtet: auf die Zeit der Erzväter, besonders Abrahams (Kleodemos, Pseudo­Eupolemos und Pseudo-Hekataios II), auf den Aufenthalt Israels in Ägypten von Joseph bis zu Mose bzw. zum Auszug (Artapanos; vgl. auch SapII und 16-19) und auf die »klassische« Königszeit unter David und Salomo (Eupolemos, Theo­philos). Nur die dem hellenistischen Autor Hekataios von Abdera untergescho­bene Kriegserzählung (Pseudo-Hekataios I) hat mit dem Judentum in der Epoche Alexanders des Großen zu tun.

Eine Gesamtkonzeption von der Geschichte des Gottesvolkes - wie sie etwa in Sir44-So sichtbar wird - oder gar die Spekulation über das Wesen von Geschichte ist nirgends als eigentliches Thema der uns vorliegenden Fragmente zu erkennen. Wohl aber wird man bestimmte Bezüge auf aktuelle Fragen und Situationen der Autoren erschließen können. Wenn Eupolemos mit dem in 1 Makk 8, I 7 f. genann­ten Gesandten der Makkabäer nach Rom identisch ist, so ist es sicher kein Zufall, daß sich seine Darstellung mit sichtlichem Stolz auf den glanzvollen salomonischen Tempelbau konzentriert - war doch eben (164 v.ehr.) nach der tiefen Krise des jüdischen Gottesdienstes unter Antiochus IV. Epiphanes der legitime Tempelkult wiederaufgenommen worden. Zugleich betont Eupolemos auch die guten inter­nationalen Beziehungen Salomos. Artapanos dagegen - offenbar ein alexandrini­scher Jude - stellt die Schicksale Israels in Ägypten und vor allem die Person des Mose in den Mittelpunkt und will zeigen, wie viel alle ägyptische Kultur der Genia­lität seines Helden verdankt und wie harmlos und verächtlich sich dem Gottes­glauben Moses' gegenüber die ägyptische Religion ausnimmt. Um die Verbindung griechischer mythologischer Lokaltraditionen Nordafrikas mit biblischer über­lieferung bemüht sich der offenbar der jüdischen Diaspora in Libyen oder Karthago angehörende Kleodemos Malchas, während der anonyme Samaritaner, dessen Frag­ment unter den Namen des Eupolemos geriet (»Pseudo-Eupolemos«), Gestalten der babylonisch-hellenistischen Mythologie mit den biblischen Erzvätern gleich­setzen will - woraus sich auf den Kulturkreis, zu dem er Beziehungen hat, schließen läßt.

So geben die hier zusammengestellten Texte davon Zeugnis, wie sich das helle­nistische Judentum (unter Einschluß eines samaritanischen Autors) des 2.. vor­christlichen Jahrhunderts in Palästina und in verschiedenen Diasporagebieten mit der eigenen und der fremden geschichtlichen überlieferung auseinandergesetzt hat.

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Eupolemos

Einleitung

I. Aus dem Buch des Eupolemos, das wahrscheinlich den Titel »Über die Könige in Judäa« trug', sind uns fünf Fragmente erhalten, davon vier durch zum Teil sehr umfangreiche Auszüge des hellenistisch-römischen Schriftstellers Ale:xandros Polyhistor (Mitte des I. Jh. v. Chr.), der das Buch in seinem Werk »Über die Juden« (FGrH2.73FI9) benutzte. Dieses Werk bestand - soweit wir noch erken­nen können - fast ausschließlich aus Exzerpten aus jüdischen und nicht jüdischen Schriften über das Land und die Geschichte der Juden, die vielleicht dem römi­schen Publikum einen ersten Eindruck von dem fremden Land und Volk in Palä­stina vermitteln sollten, das Pompeius eben (64/6; v.Chr.) dem Imperium Roma­num einverleibt hatte. Die lediglich kompilatorische Art der Schriftstellerei des Alexandros Polyhistor ist für uns sehr wertvoll, da fast ausschließlich auf diesem Wege Fragmente der jüdisch-hellenistischen Literatur des 2..-1. Jh. v. Chr. erhalten geblieben sind, von deren Existenz wir sonst kaum eine Ahnung hätten. Leider hat der Polyhistor seine Exzerpte fast durchweg in den Stil des indirekten Referats umgeschrieben, so daß die individuelle Schreibweise der Originalautoren (Eupo­lemos, Artapanos, Demetrios, Aristeas der Exeget, Kleodemos Malchas u. a.) ein wenig verwischt worden ist; nur die Verse der Dichter (Ezechiel der Tragiker, Philon der Epiker, Theodotos) hat er in ihrer poetischen Form erhalten.

Das Buch des Alexandros Polyhistor ist nicht in direkter Überlieferung auf uns gekommen, sondern wiederum nur durch die Zitate der Kirchenväter Clemens von Alexandrien und Eusebios von Cäsarea. Clemens hat in seinen Stromata Alexandros Polyhistors Buch »Über die Juden« nur gelegentlich und ohne Wertlegen auf exakte Wörtlichkeit zitiert. Entscheidend sind daher für uns die Wiedergaben des Eusebios, der des Polyhistors Werk über viele Seiten seiner Praeparatio Evangelica (IX 17-;9) hin offenbar sehr getreulich ausgeschrieben hat'. Auf seinem Text

I. So nach Clemens, Strom I 153.4, der dort wie Eusebios (F I) aus Alexandros Polyhistor schöpft und bei diesem den Titel (wohl an früherer Stelle) gefunden haben muß, da das Zitat selbst nicht von judäischen Königen, sondem von Mose handelt. Der gleiche Titel ergibt sich aus der einleitenden Bemerkung zu F 5 (Strom 1141,4), die Clemens aus anderer Quelle entnahm. -Der am Beginn des F 2 von Eusebios (Praep Ev IX 30,1) angegebene Titel »über das Propheten­tum des Elias« beruht auf einem ungeklärten Irrtum.

2. Eupolemos F 4 (bei Eusebios, Praep Ev IX 39,2-5) ist keineswegs, wie man seit Freudenthal (S. 208f.) gelegentlich lesen kann (Jacoby setzte es in FGrH 723 deshalb an die letzte Stelle), anonym überliefert. Eusebios hat an der betreffenden Stelle das von Alexandros Polyhistor ge­botene Zitat gekürzt und dabei auch dessen übliche Einleitung (»Eupolemos sagt ... «) wegge­lassen; in seiner Kapitelüberschrift aber hat er den Autornamen Eupolemos gewissenhaft mitge­teilt. Zur Authentizität dieser überschriften siehe K. Mras, in: Eusebius Werke, 8. Band, I, Berlin 1954 (GCS 43,1), S. VIII.

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muß daher auch die Übersetzung beruhen; Clemens kann nur ergänzend zu Rate gezogen werden3•· ..

Das fünfte Eupolemos-Fragment zitiert Clemens (Stromata 1141,4-5) aus einer anonymen Quelle, die auch Josephus (ApIz18) schon kannte4•

Ein weiteres, in Praep Ev IX 17 und wohl auch schon von Alexandros Polyhistor unter Eupolemos' Namen zitiertes Fragment hat mit unserem Eupolemos ganz sicher nichts zu tun, da in ihm ein auf die Verbindung von griechischer, babyloni­scher und biblischer Überlieferung bedachter, wegen seiner Betonung des Kults auf dem Garizim sicher samaritanischer Autor sprichtl.

2. Unter der Voraussetzung, daß die Fragmente 1-5 des Eupolemos auf die gleiche Schrift zurückgehen und der obengenannte Titel der ursprüngliche ist, kann man sich die Anlage des Buches etwa folgendermaßen vorstellen: Die Geschichte der Könige von Judäa wurde mit einer Vorgeschichte eingeleitet, in der - wohl nur kurz - von Mose (F [= Fragment] I), Josua (F2§30,1), vielleicht von einigen Richtern, jedenfalls von Samuel (F 2 § 30,2) erzählt wurde. Daß sie für Eupolemos als Vorläufer der Könige in Betracht kamen, zeigt sich daran, daß er offenbar jedesmal eine »Regierungszeit« angegeben hat; das Amt dieser Vorläufer bezeich­net er als neOrprJ7:8v8tV (F 2 § 30, If.). Mit Saul beginnt die eigentliche Königs­geschichte, von der wir aus Alexandros Polyhistors Exzerpt nichts Näheres er­fahren (ebd. 30,2b). Dieses wird vielmehr erst bei David ausführlicher (ebd. 3°,3-8). Nach einigen geschichtlichen Einzelheiten hören wir von der Vorberei­tung des Tempelbaus, dessen Ausführung durch Salomo dann in aller Breite be­richtet wird (ebd. 30,8-34, II); dabei wird Salomos Briefwechsel mit dem ägypti­schen Pharao Vaphres (einer geschichtlich nicht beglaubigten Gestalt) und mit Suron (= Hiram), dem König von Tyrus, Sidon und Phönizien, »wörtlich« mit­geteilt. Der Beschreibung des Tempels folgt der Bericht über den Aufbau J erusa­lems (ebd. 34,uf.) und über die Entlohnung der ägyptischen und phönizischen Gastarbeiter (F 2 § 34, I 7 f. und F 3 ). Von der weiteren Königsgeschichte ist uns

3. Ffu Eupolemos bietet Clemens nur zu F I eine Parallele (Strom 1153,4) sowie zu einer län­geren Partie aus F 2. (31,4-34,3) ein kurzes Referat (Strom 113°,3).

4. Die Quelle dieses Fragments ist nicht - wie meist angenommen wird (vgl. z. B. Schfuer m, S. 469) - ebenfalls Alexandros Polyhistors Buch »Über die Juden«, sondern eine im Jahre 40v. Chr. (vgl. die Zusätze im Text von F 5) verfaßte chronographische Arbeit eines Unbekannten; vgl. Walter, Nikolaus: Zur Überlieferung einiger Reste früher jüdisch-hellenistischer Literatur bei Josephus, Clemens und Euseb, in: Studia Patristica VII, Berlin 1966 (TU 92.), S. 314-32°, bes. S. 318f. Neuerdings möchte Ben Zion Wacholder (Biblical Chronology in the Hellenistic World Chronicles, HThR 61, 1968, 451-481, bes. S.470ff.) diese Arbeit mit guten Gründen dem Ptolemaios von Mendes (FGrH 611) zuweisen. Bei diesem ägyptischen Priester findet sich jeden­falls die für die jüdisch-christliche Apologetik grundlegende Synchronisation Pharao Amosis -Mose - König Inachos von Argos zuerst (FGrH 6 11 F la-c). Daß Clemens seine drei Bücher über ägyptische Geschichte kennt, sagt er in Strom I 101,5, also am Beginn des chronographischen Abschnitts, in dem auch das Zitat aus der unbekannten Quelle, eben Eupolemos F 5 (mit Deme­trios F 6), steht.

5. Das hat Freudenthal, S. 85-96, überzeugend gezeigt, und die meisten neueren Autoren sind ihm darin gefolgt (doch vgl. unten Anm. 12.). Das Fragment wird unten unter »Pseudo-Eupole­mos« ausführlich besprochen.

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die Darstellung nicht erhalten bis auf einen Abschnitt über den Konflikt zwischen »Jonachim« (vgl. die Anm. zur Stelle) u~d Jeremia sowie über das Ende Judäas durch den Sieg der BabyIonier (F 4).

Die chronographischen Mitteilungen im letzten Fragment (F 5) zeigen, daß Eupolemos auch an einer kontinuierlichen Chronographie interessiert war6• Sie reicht von Adam bis auf das 5. Jahr der Regierung des Demetrios, womit offenbar die eigene Gegenwart des Eupolemos bezeichnet sein soll. Dabei muß offenbleiben, ob er diese Berechnungen als Rahmen um das ganze Werk gespannt hat oder ob er nur als Abschluß bzw. Anhang ein chronographisches Summarium gab.

3. In seiner Darstellung baut Eupolemos naturgemäß auf den biblischen Berichten auf, wobei er in vielen Einzelheiten, besonders hinsichtlich des Tempelbaus, die Chronik gegenüber den Königsbüchern bevorzugt, obwohl er auch sie gekannt und benutzt hat. Es ist seit FreudenthaI unbestritten, daß Eupolemos sowohl den hebräischen Text wie die Septuaginta benutzt hat. Denn daß er hebräische Aus­drücke bei der Beschreibung des Tempels, die in der Septuaginta unübersetzt stehengeblieben waren, griechisch wiedergegeben hat, zeigt, daß er Hebräisch konnte; auch weisen manche Einzelheiten gegen die Septuaginta auf den hebräi­schen Text hin. Andererseits liegen Anklänge an den griechischen Wortlaut der LXX, und zwar gerade an den der jungen Chronikbücher, vor, und die Chronolo­gie von F 5 scheint (wenn das auch angesichts einer unsicheren Textemendation ungewiß bleiben muß7) für die Zeit zwischen Adam und Mose im wesentlichen dem System der LXX zu folgen. So ist Eupolemos - wie Demetrios und Artapanos -ein früher Zeuge für die Benutzung der Septuaginta, wobei es sich in unserem Falle sogar um einen palästinischen Autor handelt. - Im übrigen scheint Eupole­mos auch griechische Autoren wie Herodotos (inF 1 undF z§ 3°,4) und Ktesias (inF4§4) zu kennen.

4. Eupolemos verfaßte sein Werk - wie man aus dem Endpunkt seiner chronolo­gischen Berechnung in F 5 wohl entnehmen darf - im Jahre 158 v. Chr., wenn der Demetrios, dessen 5. Regierungsjahr dort genannt wird, Demetrios I. Soter (16z-150 v.Chr.) ist. Dafür spricht die Synchronisation mit dem Iz.Jahre eines Ptolemaios, die der Zwischenautor vorgenommen hat und die sich nur auf Ptole~ maios VIII. Euergetes (Physkon) beziehen läßt, dessen Regierungsjahre später nach seiner ersten Thronbesteigung im Jahre 170 v. Chr. datiert wurden 8• Für die gleiche Zeit spricht aber auch, daß Eupolemos höchstwahrscheinlich mit jenem in

6. Dazu vgl. jetzt den oben in Arun. 4 genannten Aufsatz von Wacholder, bes. S.46If. 7. In F 5 gibt die Handschrift L der Stromata des Clemens für die Epoche vom Exodus bis in

die Gegenwart des Eupolemos 2580 Jahre an, was seit H. F. Clinton (1824) allgemein für einen Fehler (statt 1580) gehalten wird. Wacholder (HThR 61,1968, S. 462) hat die handschriftlicheLes­art verteidigt; damit ergäbe sich eine stärkere Annäherung an die Chronologie des hebräischen Textes für die Zeit von Adam bis zum Exodus (während sie mit der veränderten Zahl näher bei LXX steht), dafür aber eine nicht erklärbare Verlängerung der folgenden Epoche.

8. Das hat vor allem Alfred von Gutschmid (Kl. Sehr. II, Leipzig 1890, S. 19If.) gezeigt; Näheres siehe Walter, Untersuchungen, S. 38f.

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1 Makk 8,17f. (vgl. zMakk4,II) genannten Eupolemos identisch ist, den Judas Makkabaios im Jahre 16o v.ehr. oder nicht lange zuvor gemeinsam mit einem Jason nach Rom sandte, wo er einen römisch-jüdischen Freundschaftsbund erwir­ken sollte9• Dazu stimmt, daß Eupolemos nach F 5 offenbar im seleuzidischen Herrschaftsbereich, also in Palästina, schrieb.

5. Ist diese Identifikation richtig, dann war Eupolemos ein Mann, der am politi­schen Geschehen seiner Zeit aktiv beteiligt war und dabei den Makkabäern nahe­stand. Seine Beherrschung und literarische Benutzung der griechischen Welt­sprache spricht keineswegs dagegen (man darf die spätere palästinisch-jüdische Feindschaft gegen jede Form der »Hellenisierung« nicht schon in die Zeit der Makkabäer selbst zurückdatieren'o), vielmehr war sie gerade eine Voraussetzung für seine diplomatische Mission. Es ist auch sehr erwägenswert, in ihm den Ver­fasser jener Quelle zu sehen, aus der das I. Makkabäerbuch seine Nachrichten über Judas Makkabaios schöpft". Die uns vorliegenden Fragmente zeigen jedenfalls einen Schriftsteller, der die Geschichte seines Volkes in echter innerer Bindung beschreibt, die sich auch in gelegentlichen Übersteigerungen des Historischen (man denke an die großzügige Ausweitung des Machtbereichs Davids und Salo­mos, F z § 30,3 f., oder an die Beflissenheit, mit der nicht nur SuronjHiram, sondern auch der Ägypter Vaphres beim Tempelbau Hilfe geleistet haben sollen, endlich an die Rühmung Moses in F I) kundgibt, aber andererseits dem eigenen Volke gegen­über durchaus nicht blind kritiklos bleibt (vgl. F 4; von seiner Darstellung der jüdi­schen Geschichte zwischen Salomo und dem Ende Judäas ist uns leider nichts erhalten). Unverkennbar ist der Stolz, mit der er die Prachtentfaltung beim Tem­pelbau unter Salomo beschreibt; hier ist daran zu denken, daß in der Gegenwart des Eupolemos der nach der Entheiligung durch Antiochus IV. (167 v. ehr.) eben erst (164 v.ehr.) wieder geweihte Tempel nun erst recht zum geistigen und natio­nalen Mittelpunkt aller gesetzestreuen Juden geworden war".

9. Zur Frage der Historizität dieser Gesandtschaft vgl. Schürer I, S. 220f.; weiteres bei Walter, Untersuchungen, S. Inf.

10. Dafür, daß auch in Palästina Gesetzestreue nicht von vornherein identisch ist mit anti­hellenistischer Einstellung, spricht etwa, daß es Pseudo-Aristeas noch um 100 v. Chr. als selbst­verständlich voraussetzen kann, daß der Jerusalemer Hohepriester und seine Schriftgelehrten in der Lage sind, die Thora ins Griechische zu übersetzen und sich mit Ptolemaios H. griechisch zu unterhalten. Auch der Enkel des Jesus ben Sira sowie der Übersetzer des Estherbuchs sind Palästiner; vgl. FreudenthaI, S. 127-129, und jetzt vor allem das große Werk von M. Hengel (passim) und J. N. Sevenster, Do You Know Greek? How Much Greek could the First Jewish Christians have Known? Leiden 1968, (Suppl Nov Test 19).

11. Diese Vermutung wurde von Klaus-Dietrich Schunck (Die Quellen des I. und H. Makka­bäerbuches, Halle 1954, S. 70-74) ausgesprochen und plausibel begründet. Doch würde ich dann nicht an einen letzten Teil des Buches »Über die Könige in Judäa« denken (so Schunck), sondern an eine gesonderte Schrift.

12. Eine ganz andere Charakterisierung der Schriftstellerei des Eupolemos würde sich natür­lich ergeben, wenn man das oben bei Anm. 5 erwähnte samaritanische Fragment (siehe unten unter »Pseudo-Eupolemos«) hinzunähme. So verfahren noch Schlatter, Geschichte, S. 188-193, und neuerdings wieder WiIIiam Tarn, Die Kultur der hellenistischen Welt, 3. unter Mitarbeit von G. T. Griffith durchgesehene Auff., deutsch von G. Bayer, Darmstadt 1966, S. 277.

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Mit der Erwähnung seiner Nähe zur makkabäischen Bewegung und seiner Be­geisterung für den Tempel ist_ etwa alles gesagt, was sich über die theologische Einstellung des Eupolemos unmittelbar erheben läßt. Möglicherweise hat Alexan­dros Polyhistor im Zuge seiner Umsetzung in die Form des indirekten Referats auch manche theologisch aufschlußreichere Bemerkung, die dem historischen Interesse des Polyhistors gleichgültig war, übergangen. Nur die wörtlich wiedergegebe­nen »Urkunden« (F 2§ 3 1-34) enthalten theologische Aussagen im engeren Sinne, vor allem in der Form von Gottesprädikationen.

So ist Eupolemos der älteste jüdisch-hellenistische Historiker im genaueren Sinne des Wortes'3 (der Exeget Demetrios dürfte ein paar Jahrzehnte älter sein), ein erster Vorläufer des Josephus, Palästinenser wie dieser und gleichermaßen­aber in einer anderen geschichtlichen Situation - bestrebt, für griechischsprechen­des Publikum einen lesbaren Abriß der Geschichte seines Volkes zu geben. Unter einen Sammelbegriff wie »Missionsliteratur« sollte man sein Buch aber nicht stellen, da in ihm missionarisch-propagandistische oder auch apologetische Absichten'<! kaum hervortreten - weit weniger als etwa in den »Altertümern« des J osephus (um von seiner Schrift Contra Apionem ganz zu schweigen).

6. Literaturverzeichnis

a) DER TEXT DER FRAGMENTE

FreudenthaI, Jakob: Alexander Polyhistor und die von ihm erhaltenen Reste jüdi­scher und samaritanischer Geschichtswerke I-II (= Hellenistische Studien I-II), Breslau 1874/75 Oahresberichte des jüdisch-theologischen Seminars »Fraen­kel'scher Stiftung« 1874 und 1875), S. 225-230.

Stearns, Wal/ace Nelson: Fragments from Graeco-Jewish Writers, Chicago 19°8, S. 29-41 (hat etwa die Hälfte des Textes der Fragmente ausgelassen).

13. V g!. die Würdigungen durch Giblet und Henge!. 14. Daß das propagandistische bzw. apologetische Motiv für Eupolemos und die anderen

jüdisch-hellenistischen Autoren - unzutreffenderweise - immer wieder in den Vordergrund ge­rückt worden ist, geht schon auf Hieronymus, De viris illustribus 38, ja z. T. schon auf die Ab­sicht zurück, in der Clemens von Alexandrien und Eusebios diese Texte zitierten. Auch die moderne protestantische Forschung von Schürer bis zu Dalbert und anderen war weithin von diesem Gesichtspunkt bestimmt. Doch vg!. dagegen V. Tcherikover, Jewish Apologetic Litera­ture Reconsidered, Eos 48,3,1956 (= Symbolae R. Taubenschlag dedicatae III), S.169-193; N. Walter, Frühe Begegnungen zwischen jüdischem Glauben und hellenistischer Bildung in Alexandrien, in: Neue Beiträge zur Geschichte der Alten Welt, hg. v. E. Ch. Welskopf, I, Berlin 1964, S. 367-378 (bes. S. 375-377), und neuerdings M. Hengel in seinem schönen über­blick über die jüdisch-hellenistische Literatur: Anonymität, Pseudepigraphie und »Literarische Fälschung« in der jüdisch-hellenistischen Literatur, in: Pseudepigrapha I, Vandceuvres-Geneve 1972 (Entretiens sur I'Antiquite Classique 18), S. 229-329 (bes. S. 303-308). Daß in einzelnen Schriften apologetische - aber kaum eigentlich »missionarische« - Absichten stärker hervortre­ten, soll natürlich nicht geleugnet werden. Aber zunächst wird man auch die jüdisch-hellenistische Literatur als für den eigenen literarischen Bedarf des Judentums geschrieben ansehen müssen. Stärker - m.E. zu stark - sieht neuerdings wieder W. Speyer apologetische Tendenzen als das eigentlich treibende Motiv dieser Literatur an: Die literarische Fälschung im heidnischen und christlichen Altertum, München 1971 (HAW 12), S. 155-160.

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FGrH 723 (vol. In C 2, Leiden 1958, S. 671-677). Denis, Albert-Marie: Fragmenta Pseudepigraphorum quae supersunt graeca una

cum historicorum et auctorum Judaeorum hellenistarum fragmentis, Leiden 1970 (PsVTGr IIIb), S. 179-186.

Der Text beruht auf folgenden Quellenausgaben: Clemens Alexandrinus, 2. Band: Stromata Buch I-VI, hg. v. O. Stählin, 3. Aufl. v.

L. Früchtel, Berlin 196o (GCS 52 [15]). Eusebius Werke, 8. Band: Die Praeparatio Evangelica, hg. v. K. Mras, I-n, Berlin

1954/56 (GCS 43>1-2)

b) ÜBERSETZUNG

Rießler, S. 328-333, u87f.

c) UNTERSUCHUNGEN

FreudenthaI, S. 82-91, 1°5-13°, 208-215. Schürer In, S. 474-477 (dort ältere Literatur). Schlatter, Geschichte, S. 187-193,419-422. Dalbert, Peter: Die Theologie der hellenistisch-jüdischen Missions-Literatur unter

Ausschluß von Philo und Josephus, Hamburg-Volksdorf 1954 (Theologische Forschung 4), S. 35-42.

Giblet, Jean: Eupoleme et l'historiographie du J udaisme hellenistique, in: Melan­ges G. Ryckmans, Louvain 1963 (EThL 39), S. 539-554.

Walter, Nikolaus: Untersuchungen zu den Fragmenten der jüdisch-hellenistischen Historiker, Theol. Habil.-Schrift (maschinenschriftl.), Halle 1968, S. 37-56, 15 6- 175.

Hengel, Martin: Judentum und Hellenismus. Studien zu ihrer Begegnung unter besonderer Berücksichtigung Palästinas bis zur Mitte des 2. Jh. v. Chr., Tübin­gen 1969 (WUNT 10), S. 169-175.

Denis, Introduction, S. 252-25 5 . Wacholder, Ben Zion: Eupolemus. A Study of Judaeo-Greek Literature, Cincinnati,

New York, Los Angeles, Jerusalem 1974 (Monographs of the Hebrew Union College 3). - Für die Zusendung des Buches, auf das ich nach Abschluß des Manuskripts nur noch an dieser Stelle hinweisen kann, bin ich dem Autor sehr dankbar.

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Übersetzung

Fl ALEXANDROS POLYHISTOR, ÜBER DIE JUDEN, BEI EUSEBIOS, PRAEP EV IX 2.6,1

l a Eupolemos aber sagt, Moses sei der erste Weise gewesen und habe als erster den Juden die Buchstabenb beigebracht - von den Juden hätten sie dann die Phönizier übernommen, die Griechen aber von den Phöniziernc -;

auch Gesetze habe Moses als erster den Juden aufgeschriebend.

F2.

ALEXANDROS POLYHISTOR, ÜBER DIE JUDEN, BEI EUSEBIOS, PRAEP EV IX 3°,1-34,18

30,1 Eupolemos aber sagt in einer (Schrift) aÜber das Prophetenturn des Eliasa, Moses habe 40 Jahreb als Prophet gewirkt, danach Jesus, der Sohn des Naue, 30 Jahrec ; er habe 110 Jahre gelebt und das heilige Zelt in Silo aufge­schlagen. 2. Spätera sei Samuel Prophet gewesen. Danach sei nach dem Willen Gottes Saulos von Samuel zum Könige erwählt worden; der sei nach einer Regierung von 2.1 Jahrenb gestorben.

3 Danach habe adessen Sohna David geherrscht, der die am Fluß Euphra­tes wohnenden Syrerb und die (Landschaft) Kommagenec und die in der

ZuF I I a) Das gleiche Fragment (bis » ... von den Phöniziern«) bietet fast wörtlich gleichlautend auch

Clemens, Strom 1153>4 (= F Ia), wobei er einleitend als Titel für Eupolemos' Buch angibt: »Über die Könige in Judäa«. Vgl. Einleitung Arun. I. b) Mit 'Yeut-tt-ta:r:a ist hier nicht »die Schrift« (= Bibel) gemeint, wie Dalbert (S. 41) erwägt; Clemens (F I a) schreibt eleganter und eindeutiger 'Yeat-tt-tanufl''' »Schreibkunst«. c) Daß die griechischen Buchstaben von den Phöniziern herstammen, ist den Griechen seit Herodo'tos (V nf.) geläufig. Vgl. Klaus Thraede im Art. »Erfinder«, RAC 5, Sp. 1207. d) Auch dies ist griechischen Schriftstellern seit Hekataios von Abdera (FGrH264F6/Diodo­ros 40,3f.) wohlbekannt; weitere Belege bei Isaak Heinemann im Art. Moses (I), PW 16, 1933, Sp. 362ff.

ZuF 2 30,1 a-a) Alexandros Polyhistor hat hier offensichtlich einen falschen Buchtitel angegeben. Der

richtige lautete wohl: »Über die Könige in Judäa«; vgl. Einleitung Arun. I. b) Vgl. Dtn 29>4 usw. c) Die Zahl von 30 Jahren ergibt sich aus Jos 24,29(3°); 14,7; Num 14,30-34: IIo-(40+ 40) Jahre.

2 a) Mit t-te:rd. -raifTa scheint der Polyhistor einige Nachrichten, etwa über die Richterzeit, zu übergehen. b) Die Quelle für die Angabe »21 Jahre« ist unbekannt; in I Sam 13,1 ist der Text verderbt. Josephus gibt in Ant X 143 nur 20 Jahre, in Ant VI 378 jedoch 40 Jahre (vgl. Act 13,21) an.

3 a-a) Wohl ein Irrtum des Polyhistors; offenbar hat Eupolemos von der Feindschaft zwischen Saul und David geschwiegen. b) Die Angabe ist offenbar aus 2 Sam 8,3-6/1 Chr 18,3-6 gebildet; vgl. noch 2 Sam 10/1 Chr 19. c) Zur Zeit des Eupolemos ein kleines Königreich zwischen Oberlauf des Euphrat und öst­lichem Taurus. Auf welche biblische Quelle sich Eupolemos bezieht, ist ungewiß.

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(Landschaft) Galadened (wohnenden) Assyrer und Phönizier niedergeworfen habe. Er sei aber auch gegen die Idumäere und Ammaniterf und Moabiterg und Ituräerh und Nabatäeri [und Nabdäer]k zu Felde gezogen; 4 dann sei er noch gegen Surona, den König von Tyros und Phönizien, zu Felde gezo­gen; diese alle habe er auch gezwungen, den Juden Tribut zu entrichtenb. Mit Vaphresc, dem ägyptischen Könige, aber habe er ein Freundschafsbünd­nis geschlossen. 5 Als nun David Gott einen Tempel bauen wollte, habe er Gott gebeten, ihm einen Platz für den Altar zu zeigen. Daraufhin sei ihm ein Engel erschienen, oberhalb des Ortes stehend, wo (später) der Altar errich­tet worden sei, und habe ihm geboten, er selbst solle den Tempel nicht errich­ten, weil er mit menschlichem Blut besudelt sei und viele Jahre kriegführend zugebracht habe. 6 aEr habe Dianathan geheißena; und dieser habe ihm geboten, daß er seinem Sohne den Bau übertragen solle; er selbst aber solle (schon alles), was zur Bauausführung gehört, bereitstellen: Gold, Silber, Erz, Steine, Zypressen- und Zedernholz. 7 Als David (dies) gehört hatte, habe er sich in Elanaa, einer Stadt in Arabien, Schiffe bauen lassen und habe Bergleute auf die Insel Urphesb, die im Roten Meer liegt und Goldbergwerke

d) Die raÄaMlvT} ist bei Josephus = raÄaa6'in, (vgl. 33, I), also Gilead. Meint Eupolemos den Krieg gegen die Ammoniter (z Sam 10/1 Chr 19)? Doch bleibt unklar, wie »Assyrer und Phönizier« dorthin kommen. Vgl. immerhin Ps 83(8z),9. e) Idumäa= Edom; vgl. z Sam 8,13f./1 Chr 18,l2f. sowie I Kön 1I,15f. f) Zu Ammon vgl. Anm. d. g) Unterwerfung der Moabiter: z Sam 8,z/l Chr 18,z. h) Ein arabischer Volksstamm nordöstlich von GaliIäa. I Chr 5,18f. berichtet von Kämpfen (zur Zeit Sauls?) gegen die Hagariter und Ituräer. i) Ein Anachronismus wie die Nennung der Kommagene (Anm. c). Die Nabatäer werden erst im 5./4.Jh.v.Chr. im Ostjordanland seßhaft; sie bildeten dann ein großes, im z./I.Jh. einflußreiches Reich, zu dem die Makkabäer freundschaftliche Beziehungen hatten (I Makk 5,z5; 9,35). k) Die Worte "al Naß6alov, scheinen eine verderbte Dublette zu "al NaßaTalov, zu sein. Oder sollte es sich um einen Schreibfehler für Zaßa6alov, (ein arabischer Stamm, vgl. I Makk IZ,31) handeln?

4 a) Suron: gräzisierte Form des Namens Hiram (bzw. Huram, wie der Name in Chr lautet), wohl in Anlehnung an Il(!w/lo, (Herodotos, VII 98), während LXX Xt(!a/l hat. - Nach I Kön 5,15 war David Init Hiram befreundet, was auch Eupolemos (unten 34,1 und 4) voraus­setzt. Doch vgl. zur Erklärung evt!. Ps 8z(83),8b, den Eupolemos für davidisch halten mochte. b) Diese Behauptung ist nur für Edom belegbar: zSam8,14. c) Woher Eupolemos den Namen Ovarp(!T}, genommen hat, ist unbekannt. Ein Pharao Vaphra­het (Hophra/Ovarp(!T) Jer 44,30= 51,30 LXX) gehört erst der z6. Dynastie an (588-nov.Chr.). Der Schwiegervater Salomos (I Kön3,1 usw.), an den Eupolemos vielleicht denkt, war wohl Har Pisebchanu TI.

6 a-a) Der Text elvat 6'aiJ1:ijJ övo/la .1tavaDav beruht offenbar auf einem Mißverständnis des Polyhistors. Vielleicht hatte Eupolemos geschrieben ayyeÄtav 6' am-q; lne/l1jle 6td NaDav (so Freudenthai), wobei der Polyhistor noch einmal den zuvor erwähnten Engel (vgl. I Chr 21,15 bis 18) genannt glaubte. Nathan untersagt David den Tempelbau: zSam7,1-13/1 Chrl7,I-I2.

7 a) Das biblische Elath, siehe Anm. b.

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birgt, geschickt; und von dort hätten die Bergleute das Gold nach Judäa gebracht.

8 Als aber David 40 Jahrea regiert hatte, habe er seinem Sohne Solomon im Alter von 12. Jahrenb die Regierung übergeben, in Anwesenheit [Elis]c, des Hohenpriesters, und der zwölf Stammesfürsten, und er habe ihm das (gesamte) Gold, Silber, Erz und Steine sowie das Zypressen- und Zedern­holz übergeben. Dann sei er gestorben; Solomon aber habe die Regierung angetreten und habe an Vaphresd, den König von Ägypten, den nachfolgend wiedergegebenen Brief geschrieben:

Brief Solomons (an Vaphres) 3I,la »König Solomon (wünscht) Vaphres, dem Könige von Ägypten,

seines Vaters Freund, Heil! Wisse, daß ich mit des höchsten Gottes Hilfe' die Regierung von meinem Vater David übernommen habe, der mir auf­erlegt hat, einen Tempel zu bauen für den Gott, der Himmel und Erde ge­schaffen hat, zugleich aber auch, Dir zu schreiben, Du mögest mir (Leute) von den Dir untergebenen Völkern schicken, die mir helfen sollen, bis alles nach der Verpflichtung, wie sie mir auferlegt wurde, vollendet ist.«

(Antwort-) Brief des Vaphres, in Abschrift 32,1 »König Vaphres (wünscht) dem Großkönig Solomon Heil! Als ich

den Brief von Dir las, freute ich mich sehr und hielt mit meiner ganzen Beamtenschaft einen Festtag aus Anlaß dessen, daß Du die Regierung von einem so edlen und durch einen so gewaltigen Gott anerkannten Manne übernommen hast. Bezüglich dessen, was Du mir schreibst, betreffs der Leute aus den mir untergebenen Völkern, (teile ich Dir mit): ich schicke Dir (gleichzeitig) 80000, deren Mengen <und)a Herkunft (im einzelnen) ich Dir (hiermit) kundtue: aus dem <sethroitischen)b Bezirk 10000, aus dem mende-

b) Ophir. Offenbar hat Eupolemos die Aktion Salomos (I Kön 9,z6-z8/z Chr 8,17 f.) vordatiert, damit schon David das Gold für den Tempelbau zur Verfügung stellen konnte; vgl. 1 Chr 22, 14.

8 a) 40 Jahre: vgl. 1 Könz,II/1 Chrz9,z7. b) Salomos Alter bei Antritt der Regierung wird in 1 Chr 22, 5 ; z9,1 nur allgemein (»jung«) an­gegeben, doch liest in 1 Könz,lz LXXcod.A: I2 Jahre. Nach Josephus, Ant VIII ZII, wäre er 14 Jahre alt gewesen. c) Wohl ein Irrtum des Polyhistors. Hatte Eupolemos geschrieben »Abjathar, der letzte Prie­ster aus dem Geschlecht Elis« o.ä. (vgl. 1 Könz,z7 und 1 Chrz7,34) oder Zadok genannt (was nach 1 Kön I,pff. eigentlich zu erwarten wäre)? d) Zum Namen vgl. oben Anm. 4c.

31,1 a) Der Briefwechsel mit Vaphres ist nach dem Muster des folgenden und unter Benutzung des hellenistischen Briefschemas frei erfunden (von Eupolemos? oder vorher?). Beide Brief­wechsel (31,1-34,3) erwähnt Clemens, Strom I 130,3 (=Fza), wobei er Alexandros Poly­histor als Quelle angibt, aber Eupolemos nicht nennt.

3z,1 a) Vor e~ rov Blaw hat Mras das nötige "at ergänzt.

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sischen und sebennytischen Bezirke Ge) 20000, (aus dem)d busiritischene, leontopolitanischene und (athribitischen)e (Bezirk) je 10000. Triff Vor­kehrungen für ihre (Versorgung mit) Lebensmittel(n) und dergleichen, daß Du (ihnen) pünktlich auszahlst und daß sie nach Hause zurückkehren können, sobald sie mit ihrer Dienstleistung fertig sind.«

Brief Solomons (an Suron) 33,la »König Solomon (wünscht) Suron, dem Könige von Tyros und

Sidon und Phönizien, seines Vaters Freund, Heil! Wisse, daß ich mit des höchsten Gottes Hilfe die Regierung von meinem Vater David übernommen habe, der mir auferlegt hat, einen Tempel zu bauen für den Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, zugleich aber auch, Dir zu schreiben, Du mögest mir (Leute) von den Dir untergebenen Völkern schicken, die uns helfen sollen, bis die Verpflichtung gegenüber Gott, wie sie mir auferlegt wurde, erfüllt ist. Ich schreibe aber (gleichzeitig) auch nach Galiläab (und den Land­schaften) Samaritisb, Moabitise, Ammanitise und Gala(a)ditise, es sollen für sie Lebensmittel aus dem Lande geliefert werden, monatlich 10000 Kor Getreide, I Kor zu 6 Artaben, und 10000 Kor Wein, I Kor zu 10 Metrend. Öl und Sonstiges soll ihnen aus Judäa geliefert werden, Schlachtvieh für die Fleischversorgung aus Arabiene.«

(Antwort-) Brief Surons 34,la »Suron (wünscht) dem Großkönig Solomon Heil! Gepriesen sei der

Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, der einen edlen Menschen, Sohn eines edlen Mannes, erwählt hat! Als ich den Brief von Dir l;1S, freute ich mich sehr und pries Gott anläßlich Deiner Regierungsübernahme. 2 Be-

b) Statt EefJerotrov lesen die Handschriften EeßetD-l7:ov, einen nicht identifizierbaren Namen. Sethroe ist eine Stadt im östlichen Nildelta, Sethroitis der entsprechende Gau ("'OJ.Lor;). c, c, c) Mendes, Sebennytos, Busiris und Leontopolis liegen im mittleren Nildelta. d) Vor Bovat(!l7:ov ist mit Müller und J acoby EX t5e -mv zu ergänzen.

e) Auch hier ist der in den Handschriften gebotene Name (BaD-etfHrov u. ä.) nicht Zu erklären. Athribis ist eine Stadt im südlicheren Teil des Nildeltas.

33,1 a) Vorlage für 33,1 und 34,1-3: IKön5,16-23 und besonders eng 2Chr2,2-15 (vg1. auch Josephus, Ant VIII 51-54). b, b) Galiläa und Samaria als politische Begriffe für von Judäa abhängige Gebiete sind für die Zeit Davids Anachronismen, die erst aus der Makkabäerzeit verständlich werden (Samaria wird erst unter Omri gegründet: IKönI6,24); an sich gehörten die Gebiete jedoch zum Davidischen Großreich. c, c, c) Vg1. oben zu 30,3, Anm. g, f und d. Das überlieferte raAat5i-r:tr; ist im Blick auf F 4 § 5 verbessert. d) Hohlmaße: 1 Kor= 6 Artaben zu je 551, also 3301 (anders Josephus, AntXV314: 1 Kor = 10 attische Medimnen zu je 55 1, also 5501); 1 Kor = IO Metren (= J.LeTerJ7:a{?) zu je etwa 40 1, also etwa 400 1. Vg1. A. Strobel, BHH 2, Sp. II63-II65. e) Rechnete Eupolemos wegen Ps 71,10 LXX mit Hilfeleistungen arabischer Stämme?

34.1 a) Vg1. Anm. 33,la.

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züglich dessen, was Du mir schreibst, betreffs der Leute aus den mir unter­gebenen Völkern, (teile ich Dir mit): ich schicke Dir (gleichzeitig) 80000

Tyrier und Phönizier; und einen Baumeister schicke ich Dir (mit), einen Tyrier, Sohn einer jüdischen Mutter aus dem Stamme <Dan)a. Mit welcher Frage auch immer Du Dich an ihn wenden wirst in allem unter dem Himmel, was mit der Baukunst zu tun hat, - er wird Dich beraten und wird es aus­führen. 3 Wegen der Lebensmittel <für die)a Dir übersandten Sklaven wirst Du gut tun, wenn Du den jeweiligen örtlichen Beamten Anweisung gibst, daß die Lebensmittel (zuverlässig) geliefert werden.« -

4 Solomon aber zog amit den Freunden seines Vatersa zum Gebirge Liba­non, mit den Sidoniern und Tyriern, und brachte die schon früher von sei­nem Vater gefällten Stämme zu Wasser nach Joppe, von dort auf dem Land­wege nach Hierosolyma. Und er habe begonnen, den Tempel Gottes zu bauen, im Alter von 13 Jahrenb; die oben genannten Völker aber hätten (daran) gearbeitet, und die zwölf Stämme der Juden hätten die 160000c mit allem Lebensbedarf versorgtd, jeden Monat ein Stamm.

Er habe dem Tempel Gottes Grundmauern von 60 Ellene Länge und 60

Ellen Breitef gegeben; die Dicke des Mauerwerks und der Grundmauern sei 10 Ellen; so habe es ihm nämlich Nathan, der Prophet Gottes, geboten. 5 Er habe aber abwechselnd eine Lage von Steinen und eine Zwischenlage von Holz gebaut und je zwei Lagen durch eherne talentschwereKlammern miteinander verbunden. Nachdem er den Bau so aufgeführt hatte, habe er (die Wände) innena mit Zedern- und Zypressenholz verkleidet, so daß das steinerne Mauerwerk nicht mehr zu sehen war. Dann habe er den Tempel

2. a) Die Handschriften lesen L1avt('J, was schon Clemens (Strom I 130,3; vgl. oben Anm. a zu 31,1) mit Kritik wiedergibt. Der Fehler entstand wohl, weil Alexandros Polyhistor statt L1AN fälschlich L1AL1 (Abkürzung für L1 avt6) las. V gl. 2. Chrz, I 3. - Infolge eines Mißverständnisses der folgenden Worte (v:Tu1e w'JIliv aVTO'JI eewriwnr; ... ) legte Clemens (a.a.O.) dem tyrischen Baumeister den Namen Hyperon bei.

3 a) Statt des "al der Handschriften ist mit Freudenthal (S. 2.10) TW'JI zu lesen. 4 a---1l) Der Sinn der Worte ist vom Polyhistor unklar wiedergegeben worden; Eupolemos hatte

wohl »mit den von den väterlichen Freunden geschickten Arbeitern« oder etwas ähnliches geschrieben. b) Also nur I Jahr nach Regierungsantritt (vgl. oben 30,8). Anders I Kön6,I/zChr3,2.. c) Die Zahl ist aufgerundet aus 153 300 (I Kön5,z9f.). Auch nach I Kön9,2.of. und 2. Chr2.,I6f. handelt es sich um nicht jüdische, jedoch um in Israel ansässige Arbeiter. d) Das "al vor naeexet'JI ist mit Jacoby zu streichen; die Juden sind nach Eupolemos (gemäß 2.Chr2. entgegen I Kön5,Z7f.) nur für die Versorgung der Arbeiter zuständig. e) Eine »alte Elle« (zChr3,3) betrug 0,525 m (die neue Elle, wie sie zur Zeit des Eupolemos üblich war, 0,444 m; vgl. A.Strobel, BHH 2., Sp. II59); 60 Ellen also 31,5 m. f) Nach IKön6,2./2.Chr3,3 war der Grundriß nicht quadratisch, sondern betrug 60 mal 2.0 Ellen. (Ist in Esr 6,3 ein quadratischer Grundriß gemeint?) - Zum Folgenden vgl. I Kön6 bis 7/2.Chr3-4.

5 a) Hier ist nach IKön6,I5 LXX die Lesart law{}ev vor der Konjektur e~w{}ev (so die älteren Herausgeber) vorzuziehen.

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innen vergoldet, indem er fünf Ellen große goldene Ziegel schichtweise angebracht habe; und er habe sie (an der Holzverkleidung) befestigt, indem er sie mit silbernen Nägeln angenagelt habe, bOe) ein Talente schwer, schuppenartig in gleichmäßiger Anordnung, (je) vier an Zahlb• 6 So habe er den Raum vom Fußboden an bis zur Decke vergoldet, und die Decke habe er in goldener Täfelung ausgeführt, das Dach aber habe er ehern, aus ehernen Dachziegeln, gemacht, wozu er Erz geschmolzen und dieses (in Formen) gegossen habe. Er habe auch zwei eherne Säulen gefertigt und sie völlig mit reinem Gold, einen Finger dick, vergoldet. 7 Die Säulen seien ebenso hoch wie der Tempel gewesen; der Querschnitt habe bei jedem Pfeiler einen Umfang von zehn Ellen gehabt; und er habe einen zur rechten, den anderen zur linken Seite des Hauses aufgestellt. Er habe aber auch zehn goldene Leuchter angefertigt, die je <ein Talent)a an Gewicht hatten, wobei er den von Moses im Zelt des Zeugnisses aufgestellten zum Vorbild nahm. 8 Er habe sie zu beiden Seiten des Allerheiligsten, teils rechts, teils links, auf­gestellt. Er habe aber auch 70 goldene Lampen gefertigt, so daß auf jedem Leuchter sieben (Lampen) brennen konnten. Dann habe er auch die Pforten des Tempels gebaut und sie ganz mit Gold und Silber geschmückt, und er habe sie mit Täfelung aus Zedern- und Zypressenholz abgedeckt. 9 Er habe aber auch an der Nordseite des Tempels eine Halle angebracht und sie auf 48 ehernen Säulen ruhen lassen. Er habe aber auch ein ehernes Becken, 2.0 Ellen lang, 2.0 Ellen breit und 5 Ellen hoch, verfertigt; oben an ihm habe er einen Rand angebracht, der gegenüber der Grundfläche um eine Elle nach außen überstand, zu dem Zweck, daß die Priester darauftreten, sich die Füße besprengen und die Hände eintauchen könnten. Auch habe er die Füße für das Becken gefertigt: zwölf <gegossene Stiere)a, mannshoch, und er habe sie mit dem Hinterteil unter dem Becken angebracht, rechts vom Altar. 10 Er habe aber auch ein ehernes Podest, zwei Ellen hoch, neben dem Becken gemacht, damit der König darauf treten könne, wenn er beten wollte, damit er vom ganzen Volk der Juden gesehen werden könne. Er habe aber auch den Altar gebaut, <2.o)a mal 2.0 Ellen und 12. Ellen hoch. 11 Er habe aber

b-b) Der Text ist offenbar durcheinandergeraten; TaÄavnatov, T"", ohe~v, p,ar:n:oetlJEat TOv evo-p,ov scheint sich auf die Goldziegel, TEaaaeat 156 Tav detf}'Jlov auf die Silbernägel (vier pro Goldziegel) zu beziehen. c) I Talent (zu 3000 Schekeln) = etwa 34 kg. Doch vgl. noch unten Anm. 16b und 17a.

7 a) Statt des überlieferten TaÄaVTa ist mit FreudenthaI unter Berücksichtigung des Hinweises auf Ex 37,24, den Eupolemos sogleich gibt, TaÄaVT01I zu lesen.

9 a) Freudenthal (S.211) hat unter Hinweis auf 2Chq"LXX das überlieferte TOeWTa, XrovWTa, in TaVeOV, Xrovetn'oo, verbessert. Das auf iJcMexa folgende xal ist mit Jacoby zu streichen.

10 a) Die Handschriften geben xe' (= 25), was nach FreudenthaI (S. 211) durch Dittographie des folgenden e aus x' (= 20) entstanden ist; vgl. 2Chr4,I.

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auch azwei eherne Ringe nach Art von Kettenwerka verfertigt und sie an Gestellen angebracht, die den Tempel um 20 Ellen an Höhe überragten, und (die Netze) hätten über den ganzen Tempel Schatten geworfen; und er habe an jedes Netz 400 eherne talentschwere Schellen gehängt, und er habe die ganzen Netze zu dem Zwecke gemacht, daß die Schellen (ständig) tönen und die Vögel vertreiben sollten, damit sich nicht einer auf den Tempel setze oder im Täfelwerk niste und den Tempel mit seinem Kot beschmutze.

12 Er habe aber auch die Stadt Hierosolyma mit Mauern und Türmen und Gräben umgeben und habe auch sich selbst einen Königspalast gebaut. 13 Es sei aber das Heiligtum zuerst »Tempel des Solomon« (hieron Solomonos Ja genannt worden, später aber sei fälschlich die ganze Stadt nach dem Tempel »Hierusalem« genannt worden, von den Griechen aber werde die entspre­chende Namensform »Hierosolyma« gebraucht.

14 Nachdem er aber den Tempel vollendet und die Stadt mit Mauern befestigt hatte, sei er nach Seloma gegangen und habe als ein Opfer für Gott, zum Ganzopfer, 1000 Rinder dargebracht. Dann habe er das Zelt und den Altar und die (Kult-)Geräte, die Moses gemacht hatte, genommen, nach Hierosolyma gebracht und im Hause (d. h.: im Tempel) aufgestellt. 15 Und die Ladea und den goldenen Altar und den Leuchter und den Tisch und die anderen Geräte habe er dort aufgestellt, wie es ihm der Prophet geboten hatte. 16 Er habe aber Gott ein ungeheures Opfer dargebracht: 2000 Schafe, 3500

Rindera. Im ganzen seien an Gold für die beiden Säulen und den Tempel 4600000 Talenteb verbraucht worden, für die Nägel und das übrige Gerät an Silber 1232 Talente, an Erz aber für die Säulen und das Becken und die Halle 18500 Talente.

17 Dann habe Solomon auch die Ägypter und die Phönizier wieder ent-

I I a-a) Der Wortlaut ist rätselhaft. Da Eupolemos im folgenden deutlich von zwei Netzen redet, ist nicht zu verstehen »zwei an Ketten befestigte Ringe tragen ein Netzwerk« (so FreudenthaI, S. zIIf.), sondern anzunehmen, daß Eupolemos etwa »zwei kettenartig geflochtene Netze, die an ehernen Ringen aufgehängt waren« geschrieben hatte. Der Zweck des Ganzen ist in zChq,15f.; 4,lzf. unklar; Josephus (Bell V zz4) nennt für eine ähnliche Einrichtung am Herodianischen Tempel (scharfe Spieße) den gleichen Zweck wie Eupolemos hier.

13 a) Eine ähnliche falsche Etymologie bei Josephus, Bell VI 438 (vgI. Ant I 180). 14a) In Silo stand das Offenbarungszelt nach ISaml,3; 4,3, dagegen nach IChrx6,39; ZI,Z9;

zChrI,3 in Gibeon. Obwohl sich Eupolemos hier ansonsten an zChrl,3-6 hält, nennt er Silo; vielleicht hielt er beide Orte für identisch.

15 a) Die Lade war schon von David nach Jerusalem gebracht worden (zSam6/IChrI5,z5-z9). 16 a) Die Zahlen von I Kön8,63/zChq,5 liegen noch weit höher.

b) Die unvorstellbar große Zahl von 4600000 Talenten, die auch durch das in § 5-6 Erzählte nicht gedeckt wird, ist vielleicht durch Streichung von Itvl]tdlJwv in 460 zu verbessern (Freu­denthai, S. 212); vgI. den Beitrag Hirams von 120 Talenten (I Kön9,I4) sowie die Einfuhr aus Ophir von 4z0 Talenten (I Kön9,z8) bzw. 450 Talenten (zChr8,18). Doch hätte nach I Chr 22,14 schon David 100000 Talente Gold bereitgestellt. - Hatte Eupolemos etwa von Schekeln gesprochen und AIexandros Polyhistor dafür Talente gesetzt (vgI. unten Anm. I7a)?

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lassen, einen jeden in seine Heimat, und habe jedem zehn Sekel Gold gege­ben; ein Talent aber sei ein Sekela. Und dem Könige von Ägypten, Vaphres, habe er 10000 Metretenb Öl, 1000 Artabenb Datteln und 100 Kanister Honig sowie Gewürze geschickt; 18 dem Suron aber habe er nach Tyros die gol­dene Säulea geschickt, die in Tyros im Tempel des Zeusb aufgestellt sei.

F, ALEXANDROS POLYHISTOR, ÜBER DIE JUDEN, BEI EUSEBIOS, PRAEP EV IX 34,20

20a Eupolemos aber sagt, Solomon habe auch 1000 goldene Schilde angefer­tigt, von denen ein jeder 500 Gold(sekel) (wert gewesen) sei. Er habe aber 52 Jahre gelebt, von denen er 40 Jahre in Frieden regiert habeb•

F4 ALEXANDROS POLYHISTOR, ÜBER DIE JUDEN, BEI EUSEBIOS, PRAEP EV IX 39,2-5

2a Darauf (sei) Jonachimb (König gewesen); unter diesem habe der Prophet Jeremias gewirkt. Der habe, von Gott gesandt, die Juden dabei angetroffen, daß sie einem goldenen Götzenbild mit Namen Baal opferten. 3 Er habe ihnen aber das bevorstehende Unheil offenbart. Jonachim aber habe ver­sucht; ihn lebendig zu verbrennena; er (Jeremia) aber habe gesagt, daß sie

17 a) I Schekel = II,4 g. Die Gleichsetzung von Talent (3000 Schekel, etwa 34 kg) und Schekel ist ein Irrtum, doch wohl auf seiten des Alexandros Polyhistor. Sollte er damit auch die Angaben von § 16 verwirrt haben? b) Zu den Hohlmaßen siehe oben Anrn. d zu 33,1.

18 a) Die goldene Säule im Tempel zu Tyros war eine Berühmtheit; vgl. schon Herodotos, 11 44. Weitere Stellen bei Th. Klauser in RAC I, Sp. 1094. Vgl. noch das Fragment des Theophilos, unten S. II1. b) »Zeus« ist die hellenistische Deutung des Stadtgottes von Tyros, Melkart (bei Herodotos, TI 44, wird er dagegen mit Herakles gleichgesetzt).

ZuF 3 20 a) F 3 dürfte die unmittelbare Fortsetzung zu F 2 gewesen sein; der Polyhistor hatte ein

kurzes Zitat aus Theophilos (siehe unten S. III) dazwischengeschoben. - Zum Inhalt vgl. I KÖnxO,I6f./2Chr9,I5 f. (und Cant 4,4?). b) Die Regierungszeit: nach IKön Il,42/2Chr9;30. Die Lebenszeit ergibt sich nach F 2 §30,8. Anders Josephus, Ant VIII 2II (Regierungszeit: 80 Jahre, Lebenszeit: 94 Jahre).

ZuF 4 2 a) Die Überschrift bei Eusebios lautet: »Von Eupolemos, über Jerernias den Propheten,

ebenso« (d. h. ebenfalls aus der Schrift des Polyhistors); das Fragment ist also nicht anonym überliefert (siehe Einleitung S. 93 Anm. 2). b) Eupolemos hat offenbar zwischen Jojakim (608-S97V.Chr.), der in § 2 und 3 gemeint ist, und dem in § S genannten Jojachin (S97V.Chr.) nicht unterschieden (in LXX heißen in 2Kön23-24 beide Könige [w(JXtf', während in 2Chr36 der zweite [exoVta, heißt). Oder hat erst der Polyhistor eine Bemerkung über den Regierungswechsel (2Kön24,7f./2Chr36,8f.) übergangen?

3 a) Von einern Versuch Jojakims, Jeremia zu bestrafen, spricht auch Jer 36,26; der Text ist

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mit diesem Holz den Babyioniern würden Essen kochen müssen und daß sie als Gefangene die Kanäle des Tigris und des Euphrates würden graben müssen. 4 Als aber der König der Babyionier, Nabuchodonosor, das von Jeremias Geweissagte gehört habe, habe er Astibaresa, den König der Meder, auf­gefordert, mit ihm zusammen in den Krieg zu ziehen. 5 Da er also Baby­Ionier und Meder zur Verfügung hatte und 180000 Fußsoldaten, 12.0000

Reiter und 10000 Streitwagen für Fußsoldaten zusammenbringen konnte, habe er zuerst die Samaritis und Galiläa und Skythopolisa sowie die in der Galaaditisb ansässigen Juden unterworfen; schließlich habe er dann Hiero­solyma eingenommen und den König der Juden, Jonachim, gefangen­genommen; das Gold im Tempel aber sowie das Silber und Erz habe er mit Beschlag belegt und nach Babyion überführt, bis auf die (Bundes)lade und die (beiden) Tafeln in ihr; diese habe Jeremias in Verwahrung genommene.

F 5 CLEMENS VON ALEXANDRIEN, STROM I 141,4-5

4a Auch Eupolemos sagt in seiner (der des Demetrios) entsprechendenb Dar­stellung, alle Jahre von Adam bis zum 5. Jahre der Regierung des Deme­triose - [als Ptolemaiosd in Ägypten das 12.. Jahr regierte]e - betrügen ins-

also nicht zu ändern (trotz J. Jeremias, ThWNT m, S. 219 Anm.lo). Die Art der ver­suchten Bestrafung mag von der Verbrennung der Schriftrolle Jeremias bzw. Baruchs (Jer 36) abgeleitet sein.

4 a) Ein Astibares ist nach Ktesias (FGrH688F8/Diodoros II 34.6) Vater des Aspandas/Astya­ges, der nach üblicher Ansetzung 585-550 König von Medien war, während nach Herodotos (I 103· I06f.) der Vater des Astyages Kyaxares hieß. Eupolemos scheint Ktesias oder einer ähnlichen Quelle zu folgen (auch für das Weitere?).

5 a) Hellenistischer Name (2Makk12,29) der alten kanaanäischen Stadt Beth-Sean (Jos 17,16 usw.), später die größte Stadt der Dekapolis. - Zu den übrigen territorialen Bezeichnungen vgl. oben zU F2 §30,3 und 33,1. Über den Verlauf des Feldzuges Nebukadnezars berichtet 2Kön24 (2Chq6) nichts. b) Siehe oben zu F 2 § 33,1. c) Zu dieser Legende vgl. 2Makk2,4-8; Vitae Prophetarum ed. Schermann S. 10f. usw.; ferner ParJer 3.

ZuF 5 4 a) Über die Quelle, aus der Clemens dieses Fragment entnommen hat, vgl. Einleitung Anm. 4.

b) Vgl. Demetrios F 6, das bei Clemens (und in dessen Quelle) vorausgeht. Als Buchtitel des Demetrios wird dort angegeben: »Über die Könige in Judäa«; ein entsprechender ist demnach auch für Eupolemos zu denken. V gl. Einleitung Anm. I.

c) Demetrios I. Soter (162-1 50v. Chr.); sein 5. Jahr ist das Jahr 158/F.Chr. Vgl. Einleitung S·95f. d) Ptolemaios vm. Euergetes (Physkon), regierte 145-II6v.Chr., doch wurden seine Regie­rungsjahre später offiziell nach der I. Thronbesteigung 17ov,Chr' gezählt; als 12. Jahr er­gibt sich 159/S8v.Chr. Die Zeitangabe kann aber jedenfalls nicht in dem betreffenden Jahr selbst, sondern erst später - rückblickend - so formuliert worden sein. e) Die Synchronisation mit der Chronologie der Ptolemäer stammt von dem unbekannten Autor des Jahres 40v.Chr., aus dem Clemens schöpft.

107

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gesamt 5149. 5 Von der Zeit an, als Moyses die Juden aus Ägypten heraus­führte, bis zu dem eben angegebenen Termin seien es insgesamt (1580)a Jahre. - [Von dieser Zeit an bis zu den römischen Konsuln (Gnaios Dome­rios und (Gnaios) Asinios)b rechnet man insgesamt 120 Jahre]c.

5 a) Die Clemenshandschrift L liest 2580. Zur .Änderung vgl. Einleitung S. 95 Anm. 7. b) Die Namen der römischen Konsuln sind in der Handschrift entstellt; die Verbesserung gilt seit Kuhlmey (1840) und FreudenthaI (S. 214) als sicher. Eine zusätzliche Vermutung von A. von Gutschmid (K1. Sehr. TI, Leipzig 1890, S. 192), hier sei als Quelle des Clemens ein Chronograph Cassianus genannt gewesen, ist unhaltbar. Zur Nachwirkung dieser Vermutung vgl. meinen Aufsatz: Der angebliche Chronograph Julius Cassianus, in: Studien zum Neuen Testament und zur Patristik (pS für Erich Klostermann), Berlin 1961 (TU 77), S. 177-192. c) Der Zusatz, der die Konsuln des Jahres 40 v. Chr. nennt und damit hinsichtlich des Abstan­des von 120 Jahren genauer zur Angabe des Ptolemäerjahres als zu der des Seleuzidenjahres in § 4 stimmt, rührt vom gleichen Autor her wie der Zusatz in § 4 und bezeichnet seine eigene Gegenwart.

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Theophilos

Einleitung

Nur ein kleines Fragment ist uns von einem Schriftsteller Theophilos erhalten, das Alexandros Polyhistor in seinem Werk »Über die Juden«' zwischen zwei Exzerpte aus Eupolemos (F 2 und F 3) eingeschaltet hat. Einen Titel gibt uns der Polyhistor nicht an.

Theophilos scheint - wie Eupolemos - über den Bau des Salomonischen Tem­pels geschrieben zu haben. Er sagt, daß Salomo nach der Beendigung der Arbeiten Gold an den syrischen König (also Hiram) geschickt habe, offenbar als Dank für die Unterstützung beim Tempelbau. Mit diesem Gold habe der König die Statue, auf der - nach Theophilos - seine Tochter dargestellt war, mit Gold umkleiden lassen.

Vermutlich ist damit auf die im Altertum wohlbekannte' goldene Säule im Herakles-(Melkart-)Tempel zu Tyros angespielt, die nach den von Josephus (Ant VIII 164ff. und Ap 1113.118) zitierten Autorenl auf eine Stiftung Hirams zu­rückgeführt wird. Theophilos will also sagen, daß Hiram das wesentliche Material dafür von Salomo geschenkt bekommen hat (etwas anders Eupolemos, F 2 § 34, I 8, wonach Salomo gleich die fertige goldene Säule für den »Zeus«-Tempel in Tyros geliefert hätte).

Aus diesem Inhalt darf man wohl schließen, daß der Autor ein jüdischer Helle­nist war4, der jedenfalls vor Alexandros Polyhistor, also vielleicht um oder bald nach 100 v. ehr., geschrieben hat. Daß er mit dem Theophilos identisch ist, den Josephus (AphI6) unter einer Reihe von Autoren nennt, die in ihren Büchern von den Juden Notiz nehmen, ist gut denkbar (Josephus nennt im gleichen Zu­sammenhang unter anderen auch Demetrios, Philon »den .Älteren« und Eupolemos; er hält alle diese Autoren für Nichtjuden), aber nicht zu beweisen. Gleichsetzungen mit weiteren griechischen Autoren gleichen Namens, von denen wir gleichfalls kaum Näheres wissen l , entbehren jeder Grundlage.

I. Über das Werk des Alexandros Polyhistor siehe oben bei Eupolemos, Einleitung S. 9;' z. Schon Herodotos (II 44) rühmt sie; Weiteres siehe bei Th. Klauser, RAe I, Sp. 1094. ;. MenandIOs von Ephesos (FGrH78;FI), etwas anders Dios (FGrH785Fr). 4. So mit Recht schon Reinach, S. 51 f., gegen Schürer (1, S. 7Z) und andere. Doch hat jetzt

M. Stern (Greek and Latin Authors I, S. u6f.) Theophilos unter Berufung auf die Erwähnung eines Autors dieses Namens durch ]osephus (Ap I zr6 - dazu siehe oben) wieder unter die nicht­jüdischen Schriftsteller eingereiht.

5. Vgl. die Zusammenstellungen bei C. Müller, Fragmenta Historicorum Graecorum, IV, Paris 1851, S. 515-517, sowie Laqueur, Sp. ZI37f.

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Literaturverzeichnis

a) DER TEXT DES FRAGMENTS

FGrH 733 (vol. III C 2.,Leiden 1958, S. 694f.). Stern, Menahem: Greek and Latin Authors on Jews and Judaism, vol. I: From

Herodotus to Plutarch, Jerusalem 1974, S. 12.6f.

Quellenausgabe : Eusebius Werke, 8. Band: Die Praeparatio Evangelica, hg. v. K. Mras, I-li,

Berlin 1954/5 6 (GCS 43,1-2.).

b) UNTERSUCHUNGEN

Reinach, Theodore: Textes d'auteurs grecs et romains relatifs au judaisme, Paris 1895 (Nachdruck Hildesheim 1965) (Fontes Rerurn Judaicarurn 1), S. 51 f., 2.16.

Laqueur, Richard: Art. Theophilos (lI), PW 5 A, 1'934, Sp. 2.137f. Walter, Untersuchungen (siehe bei Eupolemos, S. 98), S. 93-96, 2.2.2.f.

IIO

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Übersetzung FI ALEXANDROS POLYHISTOR, ÜBER DIE JUDEN, BEI EUSEBIOS, PRAEP EV IX 34,19 19 Theophilos aber sagt, daß Solomon das (beim Tempelbau) übriggeblie­bene Gold dem König der Tyrier geschickt habe; der habe ein Abbilda

seiner Tochter (in Form einer) Vollstatue angefertigt und habe hals Hülle für das Standbild die goldene Säule darumgetanh.

19 a) Das Wort Cqiov ist hier wohl nicht Adjektiv (»lebensecht« o.ä.), sondern Substantiv (»nach­gebildetes Lebewesen, Figur eines Lebewesens«), Cqiov oAoO'wpaTov demnach »eine Statue mit ganzem Körper (nicht bloß Büste)« (so Mras zur Stelle, GCS 43,1, S. 544). b-b) Die Vorstellung ist unklar. Anscheinend meint Theophilos, daß die - nicht aus dem Gold Salomos gefertigte - Statue in einen Hohlzylinder aus Gold eingeschlossen war; dies wäre dann die bekannte Säule des Herakles-Tempels von Tyros (siehe Einleitung). Oder soll man unter lAVTIlOV nicht »Hülle«, sondern »Überzug« verstehen, so daß dann nur von einer Vergoldung der Statue die Rede wäre? Dann wäre freilich "lova (Säule) schwer zu verstehen und vielleicht als eine fälschliche Wiederholung aufgrund des kurz vorher stehenden gleich­lautenden Textes aus Eupolemos (F2/34,18) anzusehen und statt TOV xevO'oVv "lova nur TOv XllvO'OV zu lesen.

IIJ;

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Philon »der Ältere«

Von einem jüdisch-hellenistischen Historiker mit Namen Philon ist nur eine blasse Spur auf uns gekommen. Clemens von Alexandrien nennt ihn einmal (Stromata I 141) zwischen Zitaten aus den uns besser bekannten Autoren Demetrios und Eupolemos. Der Text lautet: »Demetrios sagt in seinem (Buch) ) Über die Könige in J udäa<: ... [es folgt Demetrios F 6, mit chronographischen Angaben]. Auch Philon selbst (iPtÄW'lI be ual av-r6,) schrieb die Könige der Juden (in Listen) auf, (freilich) nicht übereinstimmend mit Demetrios. Schließlich sagt auch Eupolemos in seinem gleichartigen Werk: ... [es folgt Eupolemos F 5, ebenfalls chronographischen Inhalts]«.

Worauf sich die Worte iPtÄW'lI (je ual av-r6, beziehen, ist im Kontext des Clemens unklar; er nennt innerhalb des mit Strom 1101 beginnenden und bis 1147 reichen­den langen Kapitels, das sich mit chronographischen Fragen beschäftigt und meh­rere Systeme nebeneinanderstellt, sonst keinen Philon. So dürfte sich die Wendung auf eine in der von Clemens hier benutzten Quelle vorausgehende Nennung des Philon und seines Werkes beziehen. Diese Quelle ist - wie sich aus Zusätzen in dem auf die Erwähnung Philons folgenden Eupolemos-Fragment (F 5) ergibt - im Jahre 40 v. Chr. in Ägypten, wohl in Alexandria, geschrieben worden'. Die glei­che Quelle hat höchstwahrscheinlich auch Josephus in ApI2.I8 benutzt, wo er die gleichen drei Autorennamen (Demetrios, PhiIon, Eupolemos) in gleicher Reihenfolge nennt, ohne aber aus ihren Schriften direkt zu zitieren. Bei ihm heißt es: »Demetrios von Phaleron jedoch und Philon der Ältere sowie Eupolemos ver­fehlten das Richtige nur wenig (ov 11:oÄv T* aÄrr{}sta, CJt~f-la(!TO'll). Man muß ihnen das verzeihen, denn es war ihnen nicht möglich, unseren Schriften mit aller Genauigkeit zu folgen.« J osephus hält, wie man sieht, die drei Autoren - mit ande­ren, die er im gleichen Zusammenhang nennt - nicht für jüdische, sondern für griechische Schriftsteller (AphI5-Z18); offenbar kennt er sie nicht direkt, son­dern nur aus den knappen Exzerpten jener anonymen Quelle, von denen ja auch der Anonymus feststellt, daß sie inhaltlich untereinander nicht völlig überein­stimmen. Josephus macht seine Auffassung von den drei Autoren noch zusätzlich dadurch deutlich, daß er dem Demetrios - wohl auf Grund eigener Vermutung -den Beinamen 6 iPaÄrJ(!SV' zulegt, wodurch er ihn mit dem bekannten hellenisti­schen Autor Demetrios von Phaleron gleichsetzt·. Ebenso dürfte es auch J osephus

I. Vgl. dazu Eupolemos, Einleitung S. 94 mit Arun. 4, sowie Eupolemos F 5 mit den Anmer­kungen.

2. Für Josephus legte sich der Gedanke an Demetrios von Phaleron, den alexandrinischen Bibliothekar, deshalb nahe, weil er aus Pseudo-Aristeas von dessen (angeblichem) Interesse für

IU

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selbst gewesen sein, der unserem Philon den Beinamen »der Ältere« verliehen hat> wohl zur Unterscheidung von dem von Josephus nur einmal (AntXVIlIz59f.) genannten, aber für allgemein bekannt gehaltenen zeitgenössischen alexandri­nisch-jüdischen Philosophen dieses Namens.

Wir wissen also von dem Werk des Historikers Philon nur, daß es die Geschichte der jüdischen Könige behandelte, offenbar mit genauen Angaben über ihre Regie­rungszeit und chronographischen Zusammenfassungen, die von denen des Deme­trios abwichen. Auch über seine Lebenszeit läßt sich nur so viel sagen, daß sie vor 40 v. ehr. - der Abfassungszeit jener Quelle -liegen muß. Die mehrfach geäußerte Meinung l , er sei zeitlich zwischen Demetrios (um 200 v. ehr.) und Eupolemos (um [58 v.ehr.) anzusetzen, weil ihn die unbekannte Quelle zwischen jenen Autoren nennt, liest aus der Reihenfolge der Zitate zuviel heraus.

Dieser Philon »der Altere« ist nun - obwohl das Gegenteil immer wieder be­hauptet wird - mit größter Wahrscheinlichkeit nicht identisch mit dem Epiker Philon, von dem Alexandros Polyhistor in seinem Buch »Über die Juden« einige Hexameter aus einem Epos über Jerusalem zitiert4• Die Gleichsetzung beider5 be­ruht auf der unzutreffenden Voraussetzung, jene unbekannte Quelle aus dem Jahre 40 v. ehr. sei mit dem Buch des Polyhistors »Über die Juden« identisch 6 ; da aber der Polyhistor beide Autoren nicht durch Beinamen unterscheide, handele es sich um einen und denselben Philon7• Diese Begründung fällt natürlich mit der Vor­aussetzung dahin. Aber auch aus inneren Gründen ist eine Gleichsetzung beider Autoren sehr unwahrscheinlich: Ein nach hellenistischer Manier in absichtlich dunklen Hexametern angelegtes Städteepos ist kaum der geeignete Rahmen für exakte Königslisten und chronographische Summarien8• Der unbekannte Autor der Quelle des Clemens, dem wir unsere ganze Kenntnis von Philon »dem Alteren« verdanken, läßt jedenfalls erkennen, daß das Buch Philons »des Alteren« von ähn­licher Art, also jedenfalls in Prosa, gehalten war, wie die Bücher des Demetrios und des Eupolemos.

die Juden und ihre heiligen Schriften wußte (PseuArist 9-11. 28-32. 3°8-316; von Josephus exzerpiert in Ant. XII II-II9, bes. 12-16. 34-39. I07-II3). Vgl. noch Demetrios, Einleitung (JSHRZ III 2) S. 280 Anm. 3.

3. So z.B. Stählin, S. 606; Dalbert, S. 33. 4. Die Fragmente des Epikers Philon werden im Rahmen des vorliegenden Werkes in Band 4-

(Poetische Schriften) dargeboten. 5. Unter anderem vorausgesetzt von Freudenthal, S. 34 und 17of.; Jacoby, FGrH 729; aus­

drücklich behauptet von Schürer, 111, S. 498; Denis, Introduction, S. 27of. Angezweifelt wird die Identität beider Philon ernstlich nur von Laqueur, Sp. 5 If., und Dalbert, S. 33; vgl. jetzt auch B. Schaller, PWkl IV, 1970, Sp. 771 (Philon, Nr. 9)'

6. Das ist schon deshalb nicht möglich, weil Josephus dieses Buch gar nicht kannte. Anders. freilich Freudenthal, S. 12-15, 33f.; Schürer 111, S. 469, und andere; dagegen vgl. Walter, in: Studia Patristica VII, S. 316-319.

7. So Schürer 111, S. 498. 8. V gl. dagegen Schürer (III, S. 498): Philon habe »die Geschichte der Stadt J erusalem in der

Weise besungen, daß sie zugleich eine Geschichte der jüdischen Könige war«.

II}

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Literaturverzeichnis

a) DIE QUELLEN

Flavii losephi opera, ed. Benedictus Niese, I-VII, Berlin 1887-1895 (= 2.Aufi., 1955).

Clemens Alexandrinus, 2. Band: Stromata Buch I-VI, hg. v. O. Stählin, 3.AufL v. L. Früchtel, Berlin 1960 (GCS 52 [15]).

b) UNTERSUCHUNGEN

(die genauen Titel siehe oben bei Eupolemos, Einleitung S. 98) FreudenthaI} S. 34, 17of. Schiirer} III, S. 498. Laqueur} Richard: Art. Philon (46), PWRE 20, 1941, Sp. 51 f. Dalbert} S. 33. Walter} Nikolaus: Zur Überlieferung einiger Reste früher jüdisch-hellenistischer

Literatur bei Josephus, Clemens und Euseb, in: Studia Patristica VII, Berlin 1966 (TU 92), S. 314-320.

Walter} Untersuchungen, S. 108-1 I I, 234f. FGrH 729 T 1-2 (vol. III C 2, Leiden 1958, S. 689f.). Denis} Introduction, S. 270f.

114

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Kleodemos Malchas

Einleitung

1. Ein Fragment aus dem Buche eines Kleodemos mit dem Beinamen Malchas I

zitiert J osephus in seinen Antiquitates (I 239-24 I ); dorther hat es nach seiner eige­nen Angabe auch Eusebios (Praep Ev IX 20,2-4) entnommen. J osephus gibt als seine Quelle ein ungenanntes Buch des Alexandros Polyhistor an; vielleicht han­delte es sich um sein Werk über Libyen (Atßvua, FGrH273F32-47)'. Daß das Zitat nicht in des Polyhistors Buch »Über die Juden« stand, macht Eusebios da­durch deutlich, daß er um des Kleodemos-Fragments willen sein langes Exzerpt aus dem Buch »Über die Juden« ausdrücklich unterbricht und hernach wiederauf­nimmt3. Es ergibt sich aber auch aus der aus anderen Gründen sicheren Erkennt­nis, daß Josephus dieses Buch des Polyhistors gar nicht gekannt hat4• Welchen Titel das Buch des Kleodemos gehabt hat, gibt Josephus nicht an!.

2. Der kurze Text handelt von den Enkeln Abrahams von seiner Nebenfrau Ke-

1. Wahrscheinlich ist umgekehrt Malchas der eigentliche, jüdische Name, Kleodemos der hellenistische Beiname. Malchas (oder ähnlich) ist als vermutlich jüdischer Name auf ägyptischen Ostraka und Papyri mehrfach belegt; vgl. die Nachweise bei Walter, Untersuchungen, S. 99 und 226.

2. Diese einleuchtende Vermutung hat Alfred von Gutschmid (Kl. Sehr. II, Leipzig 1890, S. 182) aufgestellt.

3. Das hat Freudenthai (S. 14f.) dem Eusebios nicht geglaubt (und die meisten sind ihm darin gefolgt), weil er voraussetzte, alle Exzerpte aus jüdischen bzw. samaritanischen Autoren, die Alexandros Polyhistor dargeboten hat, müßten in seinem Buch »Über die Juden« gestanden haben. Aber der Polyhistor ordnete seine Exzerpte nicht nach dem Glaubensbekenntnis ihrer Autoren (in »Über die Juden« stehen auch Zitate von ausgesprochenen Judengegnern wie Apollo­nios Molon), sondern nach inhaltlichen, vornehmlich geographisch-ethnographischen Gesichts­punkten; in dem Text aus Kleodemos sah er gewiß eine Libyen betreffende Überlieferung.

4. Die geläufige Annahme lautet seit Freudenthai (S. 12; vgl. z.B. Schürer, III, S. 469) gegen­teilig. Aber Josephus hätte es sich in Ap 1161-218 gewiß nicht nehmen lassen, Alexandros Poly­histors Buch »Über die Juden« als ein Musterbeispiel für das Interesse eines griechischen Autors an den Juden zu nennen, wenn er es gekannt hätte. Von den vom Polyhistor in »Über die Juden« exzerpierten Autoren erwähnt er nur Demetrios und Eupolemos einmal (Ap I 218; zur hier benutzten Quelle vgl. Eupolemos, Einleitung Anm. 4), und zwar so, daß deutlich zu erkennen ist, daß er den vom Polyhistor gebotenen Text nicht kennt. Nur den Mose-Roman des Artapanos scheint er gekannt zu haben, aber nicht in dem lückenhaften Auszug, den der Polyhistor in »Über die Juden« bietet, sondern im Original oder in einer anderen Bearbeitung. Vgl. zur Frage noch meinen Aufsatz: Zur Überlieferung einiger Reste früher jüdisch-hellenistischer Literatur bei Josephus, Clemens und Euseb, in: Studia Patristica VII, Berlin 1966 (TU 92), S. 314-320, bes. 316-319.

5. Freudenthal (S. 215) sah die Worte nee1 'IovlJalw'/l dafür an und erschloß daraus als ur­sprünglichen Titel nee1'E{Jea{w'/l, weil er Kleodemos für einen Samaritaner hielt (siehe unten Anm·9)·

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tura, die nach Gen2.5,I-6 »ostwärts, in das Ostland« gezogen sind. Diese unbe­stimmte Angabe wird von Kleodemos dahin umgedeutet, daß zwei dieser Enkel namens Apher und Aphras (das sind Epha und Epher aus Gen2.5.4) nach Libyen kamen, dort mit Herakles einen Feldzug gegen Antaios führten und die Land­schaft Afrika und eine Stadt Afras nach sich benannten; Herakles habe die Tochter des Aphras geheiratet; aus ihrer Nachkommenschaft sei das Volk der Sophaker hervorgegangen.

3. Das Besondere ist also die Herstellung einer genealogischen Verbindung zwi­schen den Abrahamiden und Herakles sowie die Zurückführung eines libyschen Volkes auf Abraham. Daß es sich bei diesem Herakles um den griechischen Heros des libysch-mauretanischen Sagenkreises handelt, nicht um den tyrischen »Hera­kles«, also den phönizischen Gott Melkart (an den Freudenthai gedacht hatte), zeigt der Text mit allen seinen geographisch-ethnischen Bezügen deutlich genug. Denn Antaios ist ein libyscher Riese, Sohn des Poseidon und der Ge, der alle zu ihm kommenden Fremden zum Zweikampf auffordert und besiegt; erst Herakles gelingt es, ihn zu überwinden. Nach einer Fassung dieser Sage jagt Herakles den Antaios bis zur Westküste Mauretaniens, nach Tingis (d.i. Tanger), wo er ihn tötet und seine Witwe Tinge heiratet (nach der dann die Stadt benannt wird) 6 •

König Juba 11. von Mauretanien hat in seiner offiziellen Hofchronik7 seine Genealogie auf Sophax, den Sohn des Herakles und der Tinge, und dessen Sohn Diodoros zurückgeführt. Kleodemos kannte sichtlich eine etwas abweichende Fassung der Sage, nach der Diodoros der Sohn des Herakles, Sophax dagegen der Enkel war, und führte nun Abrahamiden in diesen Stammbaum ein, die er zugleich die »Gründer« Afrikas sein ließ.

4. Daraus kann man wohl ablesen, daß Kleodemos in Afrika, d. h. nach dem grie­chischen Verständnis dieser Bezeichnung: im Gebiet um Karthago bzw. in Kar­thago selbst, lebte. Sein Versuch, die dort einheimische Sagenwelt mit der bibli­schen Geschichte in Verbindung zu bringen, weist ihn als Juden, also als Glied der jüdischen Diaspora-Synagoge von Karthago, aus 8• Ihn für einen in Samaria oder Tyros lebenden Samaritaner zu halten9, besteht kein Grund. Als Möglichkeit,

6. Vgl. dazu Wernicke, Art. Antaios, PW 1, Sp. 2339-2342; Tümpel, Art. Diodoros, PW 5, Sp·433·

7. FGrH275T10 und dazu den Kommentar von F. Jacoby in: FGrH, vol. lIla, Leiden 1943, S. 323f. - Juba von Mauretanien lebte von etwa 50 v.Chr. bis 23 n.Chr.; vgl. F. Jacoby, Art. Juba (2), PW 9, Sp. 2384-2395.

8. Zur jüdischen Diaspora in Karthago vgl. Schürer m, S. 53-55. 9. So Freudenthai (5. 131-136), hauptsächlich wegen des (angeblichen) Synkretismus, dem der

Autor huldige und den sich Freudenthai bei einem echten Juden nicht denken konnte. Darum vermutete Freudenthai auch in dem Herakles des Fragments den tyrischen Gott Melkart, der auch in Samarien verehrt worden sei (5. 133f.). In neuerer Zeit ist Dalbert (5. II) dieser Annahme gefolgt; er hat daher das Fragment in seinem Buch nicht mitbehandelt. Denis (Introduction, S. 26of.) folgt Freudenthai hinsichtlich der lokalen Ansetzung und hält auch für möglich, daß er Samaritaner war. - Schlatter (Geschichte, 5.4°9) behauptete dagegen, Kleodemos sei ein (heid-

II6

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seine Zeit zu bestimmen, bietet sich nur die Tatsache an, daß Alexandros Poly­histor in der 1. Hälfte des 1. Jh. v. Chr. das Buch benutzt hat. Daß Kleodemos seinerseits von der Septuaginta abhängig ist, ist von vornherein wahrscheinlich, läßt sich aber auch an einigen von ihm gebrauchten Namensformen aufweisen.

5. Kleodemos gehört mit Artapanos und Pseudo-Eupolemos in die Reihe der­jenigen Autoren, die sich um den Nachweis enger Beziehungen der biblischen Stammväter zu der Kultur und Bewohnerschaft des jetzigen Gastlandes bemühen. Anders als Artapanos benutzen Kleodemos und Pseudo-Eupolemos die ihnen be­gegnende einheimische Überlieferung sogar dazu, verwandtschaftliche Beziehun­gen der beiderseitigen Vorfahren zu behaupten. Man mag daraus ersehen, daß die Diaspora-Juden von einem Gefühl der Gleichberechtigung zwischen eigener und einheimischer Überlieferung, und das heißt ja auch: zwischen dem eigenen Volk und dem des Gastlandes, ausgingenro• Namentlich Kleodemos macht keineswegs den Versuch, die Libyer dem abrahamischen Stammbaum einfach einzuordnen, sondern denkt an eine Verschwägerung. Daß es sich bei solchen Gedanken nicht nur um Eigentümlichkeiten der Diasporajuden handelt, zeigt sich daran, daß auch das I. Makkabäerbuch die legendäre Behauptung von einer Blutsverwandtschaft mit den Spartanern enthält (I Makk 12.,5-2.3; nicht ganz so in 14,16-2.4, wo - analog zu dem Verhältnis zu den Römern - nur von Freundschaft und Bundesgenossen­schaft gesprochen wird)II.

6. Literaturverzeichnis (die genauen Titel siehe oben bei Eupolemos, Einleitung, S. 97f.)

a) DER TEXT DES FRAGMENTS

FreudenthaI, S. 2.30. Stearns, S. 60f. FGrH 72.7 (vol. ITI C 2., Leiden 1958, S. 686f.). Denis, PsVTGr TIIb, S. 196f.

Der Text beruht auf folgenden Quellenausgaben: Flavü losephi opera, ed. B. Niese, I-VII, Berlin 1887-1895 (= 2.. Aufl., 1955). Eusebius Werke, 8. Band: Die Praeparatio Evangelica, hg. v. K. Mras, I-TI,

Berlin 1954/56 (GCS 4;,r-2.).

nischer) Syrer gewesen. Doch spricht dagegen seine Beziehung zur biblischen Überlieferung. -V gl. noch SchÜfer m, S. 48 I-

10. Ein höheres Maß an jüdischem Nationalstolz sieht bei K1eodemos: Georgi, Dieter: Die Gegner des Paulus im 2. Korintherbrief, Neukirchen 1964 (WMANT II), S. 65 f.

II. Zur Frage der »Verwandtschaft« zwischen Juden und Spartanern vgl. Schürer I, S. 237f.; Hugo Willrich (Urkundenfälschung in der hellenistisch-jüdischen Literatur, Göttingen 1924 [FRLANT 38], S. 26) sah in der Behauptung dieser Verwandtschaft sogar eine Nachwirkung der Beziehung zwischen Abrahamiden und Herakliden, die K1eodemos hergestellt hatte; denn die Spartaner führen ihren Stamm ebenfalls auf Herakles zurück, und daran hätten hellenistische Juden angeknüpft. Vorsichtiger jetzt Cardauns, Burkhart: Juden und Spartaner. Zur helle­nistisch-jüdischen Literatur, Hermes 95,1967, S. 317-324, bes. S. 322f.

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b) ÜBERSETZUNG

Rießler, S. 667, 1311.

c) UNTERSUCHUNGEN

FreudenthaI, S. 13-15, Hf., 130-136,215. Schürer III, S. 481. Walter, Untersuchungen, S. 97-1°7, 2.2.4-2.33. Denis, Introduction, S. 2.59-2.61.

IIS

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übersetzung

F I

ALEXANDROS POLYHISTOR, LIBYKA (?), BEI JOSEPHUS, ANT I 239-241, AUS DIESEM

BEI EUSEBIOS, PRAEP EV IX 20,2-4

239 Diesen seinen Kindern und Enkeln allen beschafft Abramos die Ausrüstungen (zur Grün­dung) von Kolonien, und sie nahmen die Troglodytis' in Besitz und vom Glücklichen Arabienb

den Teil, der sich zum Roten Meer hin erstreckt. Es wird berichtete, daß dieser Eophrend einen Feldzug gegen Libyen führte und es einnahm und daß seine Enkel, die in Libyen wohnten, das Land nach seinem Namen Aphrika benannten<. 240 Für diese meine Darstellung ist Alexandros Polyhistor mein Zeuge, der folgendermaßen schreibt:

Kleodemos der Propheta mit dem Beinamen Malchasb, der über die Juden berichtet (in derselben Weise), wie auch ihr Gesetzgeber Moyses berichtet hat, sagt, daß Abraamos von der Chettura eine Reihe von Kindern hatte. Z41 Er nennt aber auch ihre Namen, wobei er drei mit Namen anführt: Aphera, <Assurim)b (und) Aphrasa• Nach <Assurim) sei Assyrien genannt worden; nach den beiden anderen, Aphras und Apher, hätten die Stadt Aphrasc und das Land Aphrikad ihre Namen erhalten. Diese (beiden) hätten

239 a) Die Trog(1)odyten sind ein Volksstamm, der am Westrand des Roten Meeres lebte, etwa in der sog. »Arabischen Wüste« Ägyptens. Vgl. K. Jahn, Art. Trogodytai, PW 7 A, Sp. 2497 bis 2500. Doch setzte Josephus die Troglodyten möglicherweise mit den Midianitern gleich (Ant TI 259), so daß er sie östlich des Roten Meeres, etwas nördlicher als die Felix Arabia, wohnhaft gedacht haben mag. b) Felix Arabia: südliches Gebiet Inner-Arabiens; Josephus denkt an den zum Roten Meer, an dessen Ostrand, hin gelegenen Teil (also etwa an das heute Hedschas benannte Gebiet). c) Damit greift Josephus auf das folgende Zitat vor. d) Eophren (so war er auch zuvor in § 238 genannt) schreibt Josephus den Epher von Gen 25,4 (LXX: Atpe/.?, in lChrl,n: Otpe/.?), den er mit dem Atpe/.? oder demAtp/.?a~ des Kleodemos gleichsetzt. e) Josephus versteht Kleodemos so, als sei Libyen insgesamt von Eophren unterworfen und daraufhin insgesamt Aphrika benannt worden; Josephus denkt von der lateinischen geogra­phischen Terminologie aus.

240 a) Der Titel könnte, von Alexandros Polyhistor auf einen hellenistischen Schriftsteller be­zogen, soviel wie »Deuter, Exeget« bedeuten; vgl. H. Krämer, ThWNT VI, S. 794,IIff. Es liegt also kein Anlaß ZU der Annahme vor, der Titel Prophet - als Selbstbezeichnung - weise Kleodemos als Samaritaner (nicht Juden) aus (so FreudenthaI, S. In). b) Vgl. Einleitung Anm. 1. Die Form MaÄxo~ lesen nur einige Josephushandschriften.

241 a) Apher und Aphras (die Namensformen sind nach den Eusebioshandschriften eingesetzt; die Josephushandschriften lesen hier: Japheras und Japhras o.ä.) entsprechen Epha und Epher aus Gen 25.4 (schon in LXX enden beide Namen auf -/.?: retpU/.? und Atpe/.?); beide sind Söhne Midians, also Enkel Abrahams und der Ketura. b) Assurim vermutete FreudenthaI (S. 215) gemäß Gen 25,3 LXX; die Eusebioshandschriften schreiben meist Aaaov/.?L, die meisten Josephushandschriften geben einen auf -eLfL oder -LV auslautenden Namen. Assurim ist schon in LXX als Person aufgefaßt: Sohn des Dedan, also Urenkel Abrahams. Eigentlich handelt es sich um einen Stammesnamen; die Aschuriter sollen offenbar ein arabischer Stamm sein (vgl. noch Gen 25,18). Doch leitet Kleodemos auf diese Weise die Assyrer von Abraham her. c) Eine Stadt dieses Namens ist nicht bekannt.

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nämlich zusammen mit Heraklese einen Feldzug gegen Libyen und Antaiose

geführt; Herakles aber habe die Tochter des Aphras geheiratet und mit ihr einen Sohn Diodorosf gezeugt; von diesem stamme <Sophax)g ab, nach dem das Barbarenvolk der Sophakerh benannt ist.

d) Nach griechischer Terminologie ist" AtpQtua nicht = Libyen (vgl. oben Anm. 23ge), son­dern ein Teil davon, das Gebiet um Karthago (Suda s. v. "Atpeot setzt" Atpeot = KaeXTJt56VtOt, d.h. Karthager). e, e) Zur Sage um Herakles und Antaios vgl. Einleitung S. IIG. f) Mit den Eusebioshandschriften ist L1t6t5wQo, (statt L1lt5wQo,) zu lesen. g) Die Handschriften lesen E6tpwva oder ähnlich; doch ist wegen des folgenden Volksnamens und des aus der Chronik Jubas (siehe Einleitung S. IIG) bekannten Namens in E6tpaua zu ändern (anders Freudenthal, S. 230: Eotpwua). h) Welches Volk mit diesem Namen gemeint sein soll, läßt sich nicht ausmachen.

120

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Artapanos

Einleitung

I. Unter den Fragmenten jüdisch-hellenistischer Autoren, die uns durch Alexandros Polyhistors Werk »Über die Juden«' bekannt sind, sind die drei unter dem Namen des Artapanos stehenden wohl die merkwürdigsten. Der Polyhistor nennt für die Schrift des Artapanos den gleichen Titel, der auch für sein eigenes Werk überliefert ist, nämlich »Über die Juden« (so bei F 2 und 3) oder auch» Judaika« (so bei F I). Aber das mag sehr wohl eine Verlegenheitsauskunft sein, weil das ihm vorliegende Exemplar vielleicht außer dem Verfassernamen gar keine Überschrift trug. J eden­falls stellte Artapanos nach dem, was wir aus den Fragmenten entnehmen können, keineswegs die Geschichte der Juden dar, schon gar nicht mit eigentlich histori­schem Interesse, sondern hauptsächlich das Leben des Mose, und zwar in aus­gesprochen romanhafter Manier.

Diesen Mose-Roman scheint auch Josephus gekannt zu haben. Darauf lassen bestimmte Einzelheiten seiner eigenen Darstellung der entsprechenden Partien der Vita des Mose in Ant II 201-349 schließen, die über das in der Bibel Berichtete hinausgehen und Motiven aus den Artapanos-Fragmenten entsprechen. Freilich hat Josephus seine Kenntnis dieser Erzählungszüge nicht aus den Exzerpten bei Alexandros Polyhistor geschöpft', sondern aus dem Original oder aus einer ander­weitigen Bearbeitung des Artapanos. Denn an mehreren Punkten führt seine Dar­stellung über den Inhalt unserer Fragmente hinaus und erlaubt uns, offene Lücken im Erzählungszusammenhang zu schließen. Da sich aber J osephus nirgends auf Artapanos bezieht, läßt sich schwer abgrenzen, was er von dem über die biblische Erzählung Hinausgehenden aus Artapanos, was aus noch anderen Überlieferungen entnommen hat, so daß J osephus nur an wenigen Punkten mit einiger Sicherheit über die Fragmente hinaus zur Rekonstruktion der ursprünglichen Erzählung des Artapanos herangezogen werden kann3•

2. Offenbar nur einleitend, gewissermaßen als Vorgeschichte für das Wirken

1. FGrH 273 F 19; dazu siehe oben Eupolemos, Einleitung S. 93. Clemens von Alexandrien referiert von den Fragmenten des Artapanos nur die kurze Episode über die Befreiung des Mose aus dem Kerker: Strom 1154,2-3 (zu F3 §ub-25).

2. Das Werk »Über die Juden« des Alexandros Polyhistor kannte er gar nicht; vgl. dazu oben Kleodemos, Einleitung S. I I 5 .

3. Zur Analyse des Josephus-Berichts vgl. etwa Rappaport, Salomo: Agada und Exegese bei Flavius Josephus, Wien 1930, bes. S. 25-32 und II3-I20, sowie Walter, Untersuchungen, S. 70-76. - Von Josephus und Eusebios (bzw. Alexandros Polyhistor) unabhängig scheint ferner die Darstellung in einer syrischen Katenenhandschrift zu sein, die wohl auf Isho'dad von Merw zurückgeht und sich für bestimmte Einzelheiten auf die »Tradition der Griechen«, letztlich wohl auf Artapanos, bezieht. Vgl. Tonneau, S. 28of. - Siehe F 3 Anm. 7b und 9a.

1%1

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Moses, hat Artapanos kurz von Abrahams Aufenthalt in Ägypten (FI) und von J osephs Wirken dort (F z) erzählt - die anderen Erzväter scheinen übersprungen worden zu sein, da sie keine wesentlichen Beziehungen zu Ägypten aufzuweisen hatten. Dann folgt in aller Breite ein »Leben Moses« bis hin zum Exodus aus Ägypten (F 3). Daß auch über die Wüstenwanderung und über die Gottesoffen­barung am Sinai viel berichtet worden wäre, ist nicht erkennbar und auch nicht wahrscheinlich, da das Fragment 3 mit einer zusammenfassenden Charakteristik Moses abschließt. Mose spielt für Artapanos nicht als der »Gesetzgeber« der Juden die eigentliche Rolle (wie etwa für Eupolemos, Aristobulos, Philon oder J osephus), sondern als »Held« seines Volkes.

Erzählweise und verwendete Motive legen, wie schon angedeutet, die Charakte­risierung des Buches als Roman nahe. Sein Held Mose wird in hellenistischer Manier ganz in die Nähe eines {hio~ aVn(l gerückt (vgl. F 3 § 6)4, ja sogar mit Hermes, dem hellenistischen Äquivalent für den ägyptischen Gott Thot, gleich­gesetzt (ebd.); sein Leben wird - über die biblische Grundlage noch hinaus - mit wunderhaften Zügen ausgestattet, die bis ans Magische heranreichen.

Die Schilderung des Lebensganges Moses erwähnt zunächst die Adoption durch die Prinzessin Merris, die mit einem Chenephres vermählt war. Vom erwachsenen Mose wird sodann berichtet, daß er - wie z. T. auch schon Joseph (Fz) - die Ägypter mit kulturellen Einrichtungen aller Art bereichert habe: Technik, Staats­verwaltung, Religion und Kultur (Philosophie, Schreibkunst) verdanken ihm alles Wesentliche. Um seiner glänzenden Tugenden und Fähigkeiten willen wird Mose von seinem Stiefvater Chenephres mehrfach in Todesgefahren geschickt, aus de­nen er natürlich entkommt. Schließlich wird er nach seiner Rückkehr aus Midian wegen seiner Forderung an den Pharao, die Juden freizulassen, eingekerkert, kommt aber nachts kraft wunderbarer Öffnung aller Türen freil und tritt vor den schlafenden Pharao, den er aufweckt. Auf sein Begehren nennt er ihm den Namen des Gottes, der ihn sendet, worauf der Pharao ohnmächtig zusammensinkt und erst von Mose wieder ins Bewußtsein zurückgebracht werden muß; ein Priester, der sich über den Gottesnamen lustig macht, stirbt unter Krämpfen6• - Es folgt eine ausführliche freie Nacherzählung der ägyptischen Plagen einschließlich des Wett­streits zwischen Mose und den ägyptischen Zauberern7 sowie der Bericht vom Durchzug durch das Tote Meer, über dessen Möglichkeit verschiedene Meinungen

4. Vgl. dazu Bieler, II, S. 30-33, sowie Georgi, Dieter: Die Gegner des Paulus im 2. Korinther­brief, Neukirchen 1964 (WMANT I1), S. 145-167, bes. 148-151.

5. Zu diesem Motiv vgl. bes. Weinreich, Otto: Gebet und Wunder, II: Türöffnung im Wun­der-, Prodigien- und Zauberglauben der Antike, des Judentums und Christentums, in: Geneth­liakon W. Schmid, Stuttgart 1929 (Tübinger Beiträge zur Altertumswissenschaft 5), S. 200-452, bes. S. 298-309 und 337-341.

6. Hier stehen offenbar ägyptische Vorstellungen von der magischen Wirkung von Götter­namen im Hintergrund. Daher hat man auch gefragt, ob zwischen Artapanos und den ägyptischen Zauberpapyri, die ja unter anderem auch den Jahwenamen benutzen, Zusammenhänge bestehen (so vor allem Reitzenstein, Richard: Zwei religionsgeschichtliche Fragen, Straßburg 1901, S. IOlf.).

7. Daher ist auch erwogen worden, die Erzählung von Jannes und Mambres, den beiden ägyptischen Zauberern, mit denen sich Mose messen muß, auf den Roman des Artapanos zuruck-

ua

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angeführt werden. Mit einer summarischen Bemerkung über die 40 Jahre der Wüstenwanderung und mit der schon erwähnten zusammenfassenden Charakteri­stik des Mose schließt das Fragment 5, wahrscheinlich auch die Schrift des Arta­panos.

5. Die vorhin erwähnte Zurückführung aller wichtigen kulturellen Errungen­schaften Ägyptens auf Mose hängt mit der Gleichsetzung Moses mit Thot-Hermes zusammen. Denn bis in Einzelheiten hinein berichtet die hellenistische Literatur über Ägypten (Hekataios von Abdera; Diodoros von Sizilien) das gleiche über Thot: er ist der :newr:oc; eveer:~c; aller wesentlichen Kulturgüter8•

Das bei einem jüdischen Autor überraschendste ist dabei, daß dem Mose auch die Einrichtung des ägyptischen Tierkults zugeschrieben wird (F 5 § 4b. 9.12). Denn sonst trifft die ägyptische Religion von seiten der Juden (und auch mancher Griechen) nur Verachtung und Abscheu9• Auch hierin geht Artapanos von der Gleichsetzung Mose = Thot-Hermes aus. übrigens identifiziert er zugleich auch Mose mit Musaios, in diesem Falle auf Grund der Namensäholichkeit, und läßt diesen Musaios - in Umkehrung der üblichen Vorstellung - zum Lehrer des Orpheus werden (F 5 § 4a). Orpheus hat aber nach der Ansicht z. B. des Hekataios von Abdera 10 von seiner Ägypteoreise unter anderen kulturellen Errungenschaften auch manche Stücke der ägyptischen Religion nach Griechenland mitgebracht, die er nach Meinung des Hekataios natürlich von den Ägyptern, nach der Konstruk­tion des Artapanos aber von Mose-Musaios gelernt hätte; somit wird Mose auch zum Ahnherrn griechischer Kultur und Religion. Offenbar hat hier das Bestreben, alles, was in Ägypten und nebenbei auch in Griechenland Geltung hat, letztlich auf Mose zurückzuführen, die theologischen Bedenken gegen die heidnischen Reli­gionen zurückgedrängt.

Dahinter steht keine Abkehr des Artapanos vom Judentum; denn daß er Jude sein will, ist angesichts seiner Begeisterung für Mose und der Selbstverständlich­keit, mit der er den Gott Moses als den »Herrn der Welt« (0 r:ijc; olxovp.8",'YJC; l5ecm6r:'YJC;) bezeichnet (F 5 § 22 b), nicht zu bezweifeln ". Vielmehr folgt hierin auch der Jude Artapanos dem hellenistischen Aufkläruogsdenken, das - ohne daß er davon seinen eigenen Gottesglauben betroffen sein ließe - die heidnischen Reli­gionen und ihre einzelnen Äußeruogsformen durch Zurückführung auf bestimmte Menschen, die nach ihrem Tode wegen ihrer Verdienste als Götter verehrt worden seien, bzw. auf bestimmte natürliche Gegebenheiten erklärte. Diesen sogenannten

zuführen; so FreudenthaI (S. 173), vorsichtiger Schürer (I1l, S.404). Doch geben die Frag­mente für diese Vermutung keinen ausreichenden Anhalt.

8. Zu diesem für die hellenistische Schriftstellerei wichtigen Thema vgl. den Artikel »Erfin­der« von Klaus Thraede, Me 5, Sp. II91-1Z78.

9. Vgl. z.B. Sib III Z9-31 und F 3,ZZ-3Z; Sap .II,15f.; lZ,z4f.; 15,18f.; PseuArist 138f.; Philon, Decal 76-80 und oft; Josephus, Ap I zZ4f. u.Ö.

10. FGrHz64 FZ5 (Diodoros 196,4-9). I I. Bei der Feststellung, daß Artapanos relativ wenig im engeren Sinne theologische Aussagen

macht (Dalbert, S. 45), wird man freilich in Rechnung stellen müssen, daß Alexandros Polyhistor bei seiner Umsetzung des Textes in indirekte Berichtsform manches überging. Vgl. schon zu Eupolemos, oben S. 97.

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»Euhemerismus«u konnte Artapanos gleichfalls etwa bei Hekataios von Abdera lernen, wie er überhaupt im späteren Hellenismus weit verbreitet war. Auch andere jüdische Hellenisten und später christliche Apologeten haben ihn auf die heidni­schen Religionen angewandt, jedoch meist zum Zwecke direkter Bekämpfung, während Artapanos ihn dazu benutzte, den ägyptischen Tierkult zu verharmlosen und ihn geringschätzig als ein für die ägyptischen Massen völlig ausreichendes Mittel zu leichterer Beherrschung (F 3 § 4-5) darzustellen. Auch die Gleichsetzung des Mose mit Thot-Hermes - also mit einer ägyptischen Gottheit 1- und ebenso die seiner Stiefmutter Merris mit Isis ist nur auf dem Hintergrund des Euhemerismus verständlich' 3. Dabei geht mit dieser »aufgeklärten« Haltung eine bis zu magischen Vorstellungen reichende Naivität Hand in Hand (vgl. die obenerwähnte Episode von der Wirkung des Gottesnamens). Alles in allem zeigt uns Artapanos ein vom strengen Judentum auffällig abweichendes, zum Synkretismus hin offenes Bild eines ägyptischen Juden'4.

4. Für seine Darstellung ging Artapanos einerseits selbstverständlich auf die bibli­sche Mose-Erzählung (Ex 1-17) zurück. Andererseits entnahm er der hellenisti­schen Literatur über Ägypten viel Material über dieses Land, seine Geschichte und seine Religion. Jedenfalls ist es nicht wahrscheinlich, daß er sich mit der ägypti­schen Kultur in unmittelbarer Fühlung direkt vertraut gemacht habe. Schon daß er für Thot nur das hellenistische Äquivalent Hermes gebraucht, spricht nicht dafür. Jedenfalls konnte er sich alles, was er an Kenntnissen über Ägypten vorträgt, auf literarischem Wege aneignen'l. Dennoch spielt das ägyptische Milieu für Artapa­nos offensichtlich eine wesentliche Rolle.

5. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß Artapanos vermutlich in Alexandrien, der

12. So benannt nach Euhemeros, dem um 300 v.Chr. lebenden hellenistischen Schriftsteller (FGrH 63). Übrigens ist Hekataios von Abdera nicht von ihm abhängig, eher umgekehrt (vgl. F. Jacoby, PW 6, Sp. 968f., und PW 7, Sp. 2759-2761).

13. Unwahrscheinlich ist deshalb auch Freudenthais Versuch (S. 146-153), die »Rechtgläubig­keit« des Artapanos dadurch zu retten, daß er annimmt, es handle sich um ein Pseudepigraphon, bei dem sich der jüdische Autor unter der Maske eines Persers (so wegen des Namens Artapanos) verborgen habe, der wiedergebe, was er aus dem Munde ägyptischer Priester gehört haben will. Von einer solchen komplizierten Einkleidung lassen die Fragmente allerdings nicht die Spur er­kennen; auch würde sie - was Freudenthai nicht bedacht hat - das Problem keineswegs verein­fachen, da ja gerade in einem Pseudepigraphon (man denke an Pseudo-Aristeas) der vorgeblich heidnische Autor möglichst »rechtgläubige« Ansichten zu äußern pflegt. Selbst wenn sich der Name Artapanos für Diaspora-Juden sonst nicht belegen ließe (Dalbert, S. 44), spräche das noch nicht für die Annahme eines Decknamens. Doch scheinen zwei Träger des Namens Ae-r",IP"'v, die auf einer Inschrift aus Teucheira (in der Kyrenaika) begegnen, Juden gewesen zu sein; vgl. S. Applebaum, The Jewish Community of Hellenistic and Roman Teucheira in Cyrenaica, Scripta Hierosolymitana 7, Jerusalem 1961, S. 27-51, bes. S. 49.

14. Wieweit er darin ein Außenseiter oder aber der Vertreter einer Gruppe war, wird sich schwer beurteilen lassen. Zu ausgesprochen synkretistischen Juden in Ägypten (sie bedanken sich im Pan-Tempel zu Edfu bei »dem Gott« für eine Rettung; Inschrift aus dem 2. Jh.n.Chr.) vgl. Schürer m, S. 50 und 135 f.

15. Die Belege dafür im einzelnen habe ich in meinen Untersuchungen (S. 198-219) bei der fortlaufenden Erklärung der Fragmente gegeben.

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kulturell gesehen griechischen Stadt Ägyptens, lebte und als hellenistischer Ro­manschriftsteller jüdischen Glaubens in ägyptischer Umgebung zu bezeichnen ist. Zur Bestimmung der Zeit läßt sich nur anführen, daß Alexandros Polyhistor vor der Mitte des I. Jh. v. Chr. den Roman benutzte, so daß man an eine Abfassungs­zeit um 100 v.Chr. denken kannI6•

6. Fragt man nach der Absicht der Schriftstellerei des Artapanos - abgesehen von dem, was mit der Charakterisierung des Buches als »Roman« schon gegeben ist -, so wird man sie kaum als »missionarische« bezeichnen könnenI7• Zur Werbung für das Judentum eignete sich ein Roman, der die Grenze zwischen jüdischem Glauben und heidnischer Religiosität eher verwischt, schlecht. Mit Recht kann man dagegen von einer panegyrischen TendenzI8 sprechen: Artapanos will die Bedeu­tung und Überlegenheit seines Helden Mose - und insofern dann auch des durch ihn repräsentierten Judentums - zeigen. Daß von einem eigentlich historischen Inter­esse dabei nicht die Rede sein kann, war schon gesagtI9• Eher ist zu erwägen, ob Artapanos nebenbei auch von der apologetischen Absicht bewegt ist, Verleum­dungen abzuweisen, denen die Judenschaft in Ägypten offenbar schon zu seiner Zeit ausgesetzt war. Hieß es da etwa, die Juden seien Abkömmlinge einer Kolonie ägyptischer Aussätziger, die unter Führung eines gewissen Osarsephos - der mit Mose gleichgesetzt wurde - Ägypten grausam tyrannisiert, Land und Städte und insbesondere die ägyptischen Kultstätten verwüstet hätten 20, so stellt Artapanos dagegen Mose als loyalen Untergebenen des Chenephres dar, der alles tut, um dessen Herrschaft zu sichern und Ägypten zur Blüte zu verhelfen, aber dafür nur mit Undank belohnt wird. Es wäre schon denkbar, daß Artapanos mit seinem Mose-Roman auch ein Gegenbild gegen Verleumdungen dieser Art erstellen wollteu. Die Haupttendenz ist aber jedenfalls die Erhöhung Moses und damit des Judentums.

16. Jüngst hat Ben Zion Wacholder (HThR 61, 1968, S. 460 Anm. 34) vorgeschlagen, noch weiter, nämlich bis in die vormakkabäische Zeit hinaufzugehen. Doch scheint mir sein Haupt­argument - eine bis zum Synkretismus gehende Öffnung zu heidnischer Religion sei in der Zeit nach dem Makkabäeraufstand kaum noch denkbar - für Ägypten nicht zwingend. V gl. oben Anm. 14, ferner unten Anm. 2.oa zu F 3.

17. Vgl. aber Dalbert, sowie Georgi (oben Anm. 4), S. 149 Anm. 5. 18. So besonders Victor A. Tcherikover, Jewish Apologetic Literature Reconsidered, Eos

48,3, Wroclaw-Warszawa 1956 (= Symbolae R. Taubenschlag dedicatae, m), S. 169-193, bes. S.180.

19. Schon deshalb sollte man nicht (wie FreudenthaI, S. 156f. u.ö.) an vielen Stellen Spuren guter historischer Erinnerung, zumal aus der Hyksoszeit, suchen. Vgl. dazu meine Unter­suchungen, S. 68f.

2.0. Vgl. die Vorwürfe des »Manethon«, gegen die Josephus (Ap I 2.2.7-2.87) sein Volk ver­teidigt. - Daß Josephus nicht den ursprünglichen Text des Manethon, sondern eine zusätzlich antijüdisch überarbeitete Fassung vor sich hatte, gilt als sicher (vgl. I. Heinemann, PW Suppl. 5, Sp. 26f.; Braun, S. 2.7; A. Alt, Kl. Sehr. m, München 1959, S. 73f.; F. Jacoby, in FGrH vol. m C I, Leiden 1958, in den Anmerkungen zu FGrH609F8-IO). Insofern ist es offen, wie alt die von Josephus bekämpfte Form der Verleumdungen ist (Manethon selbst schrieb in der ersten Hälfte des 3.Jh.v.Chr.).

2.1. So besonders Braun, S. 26-30'

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7. Literaturverzeichnis (die genauen Titel siehe oben bei Eupolemos, Einleitung, S. 97f.)

a) DER TEXT DER FRAGMENTE

Freudenthai, S. 231-236. Stearns, S. 42-56. FGrH 726 (vol. m C 2, Leiden 1958, S. 680-686). Denis, PsVTGr TIIb, 186-195.

Der Text beruht auf folgender Quellenausgabe: Eusebius Werke, 8. Band: Die Praeparatio Evangelica, hg. v. K. Mras, I-TI, Berlin 1954/56 (GCS 43,1-2).

b) ÜBERSETZUNG

Rießler, S. 186-191, 1276f.

c) UNTERSUCHUNGEN

Freudenthai, S. 143-174,215-218. Schiirer ITI, S. 477-480 (dort ältere Literatur). Schlaffer, Geschichte, S. 187-196, 421f. Bie/er, Ludwig: 8EIOE ANHP. Das Bild des »gättlichenMenschen« in Spätantike

und Frühchristentum, I-TI, Wien 1935/36, bes. TI, S. 26, 30-33. Braun, Martin: History and Romance in Greco-Oriental Literature, Oxford 1938,

S. 26-3 1,99-102. Dalbert, S. 42-52. Vermes, Geza: Die Gestalt des Moses an der Wende der beiden Testamente, in:

Moses in Schrift und überlieferung, Düsseldorf 1963, S. 61-93, bes. S. 66-73. Tonneau, R. M., Moses in der syrischen Tradition, in: Moses in Schrift und Über­

lieferung, Düsseldorf 1963, S. 267-287. Walter, Untersuchungen, S. 57-85,176-215. Denis, Introduction, S. 255-257.

u6

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übersetzung

FI ALEXANDROS POLYHISTOR, ÜBER DIE JUDEN, BEI EUSEBIOS, PRAEP EV IX 18,1

I Artapanos aber sagt in seinen »Judaika«, die Juden hießen Hermjutha, was in griechische Sprache übertragen Judaioi hieße; Ebraioib nennten sie sich aber nach Abraamos. Dieser - so sagt er - sei mit seinem ganzen Hause nach Ägypten zum König der Ägypter Pharethothesc gekommen und habe ihn die Astrologie gelehrtd ; er sei zwanzig Jahre dort geblieben und dann wieder in das Gebiet von Syriene zurückgekehrt; von denen aber, die zusammen mit ihm gekommen waren, seien viele wegen der günstigen Lebensbedingungen des Landes in Ägypten gebliebenf.

F2.

ALEXANDROS POLYHISTOR, ÜBER DIE JUDEN, BEI EUSEBIOS, PRAEP EV IX 2.3,1-4

I Artapanos aber sagt in seinem (Buch) »Über die Juden«, daß Abraam einen Nachkommen (namens) Joseph, einen Sohn des Jakobos, gehabt habe; da (dieser) an Einsicht und Verstand die anderen überragt habe, sei gegen ihn von seinen Brüdern ein Plan geschmiedet worden. Da er aber den Anschlag voraussah, habe er die benachbarten Araber gebeten, ihn nach Ägypten zu bringen, und sie hätten seinem Anliegen entsprochena ; es seien nämlich die Könige, der Araber Nachkommen Israelsb, Söhne Abraams und Brüder

ZuF I

I a) 'E(!p.tov& vermutlich Phantasiebildung des Artapanos aus 'E(!!l(ij~) (vgl. F 3 § 6) + ' Iovßaiot, mit ägyptisierendem Auslaut, also »Mose-Juden«, vgl. F 3 § 6 (Freudenthai, S. 153). Doch hat man auch an Ableitung aus' aram jehud = Syro-Judaeus (vgl. Anm. e) gedacht (seit Vigerus, vgl. Freudenthai, S. 153; Stearns, S. 43; u. a.). b) Den in hellenistischer Zeit schon archaisch klingenden (vgl. Georgi, siehe oben Einleitung Anm.4, S. 51-60) Namen 'Eßeaiot leitet Artapanos also von 'Aßeaa!lo~ ab. c) (!Jaee{}wfh}~ als Name gebrauchte, verderbte Form des Titels Pharao? (So Steams, S. 43 f.). Vgl. die bei Josephus für den Titel gebräuchliche Form (!Jaeawfh}~. Mras (z. St.) erklärt: ein aus (!Ja + 'Pa (= Gott Re) + fii}ro& (= Gott Thot) zusammengesetzter, ägyptischer Name. d) Dazu vgl. PseuEupol F I § 3; PseuHek TI F I § 167. e) Der Laadschaftsname Syrien umfaßt in hellenistischer Zeit auch das judäische Gebiet mit, zumal aus ägyptischer Perspektive, der sich Artapanos hier anschließt. f) Die Fortsetzung bei Alexandros Polyhistor (Eusebios, Praep Ev IX 18,2) gehört - gegen Rießler, S. 186 - nicht zu Artapanos, sondern mit dem Fragment des Pseudo-Eupolemos zu­sammen (siehe unten S. 143).

ZuF 2 I a) Die Ausführung des Racheplans der Brüder (Gen 37,18-36) wird von Artapanos anschei­

nend übergangen, vielleicht um sie zu entlasten. b) Hat Artapanos Israel als Vater Abrahams angesehen? (So erklärt Mras, z. St.) Oder liegt ein Mißverständnis des Polyhistors vor, während Artapanos etwa geschrieben hatte: »Nach­kommen Ismaels, des Sohnes Abrahams und Bruders Isaaks« (vgl. Gen 16,15)? So las Freu­denthai, S. 232.

12.7

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Isaaks. 2 Nachdem er (Joseph) aber nach Ägypten gekommen und dem Könige vorgestellt worden wara, sei er Verwalter des ganzen Landes gewor­den. Und da zuvor die Ägypter ihren Boden unordentlich bebaut hätten, weil das Land nicht eingeteilt gewesen sei, und da (dabei) die Schwächeren von den Stärkeren benachteiligt worden seien, habe er erstmalig das Land aufgeteilt und mit Grenzmarkierungen gekennzeichnet, viel Brachliegendes der Bebauung zugeführt und einen gewissen Teil der Äcker den Priestern zugewiesen - 3 er habe aber auch die Maße erfunden -; und er sei aus diesen Gründen bei den Ägyptern sehr beliebt gewesen. Er habe aber Assenetha, die Tochter eines Priesters von Heliupolisb, geheiratet und mit ihr Kinder ge­zeugt. Danach seien zu ihm sein Vater und seine Brüder mit viel Besitz gekommen und seien in Heliupolis und Saisc angesiedelt worden, und die Syrerd seien in Ägypten zahlreich geworden. 4 Diese hätten auch - so sagt er - den Tempel in Athosa und den in Heliupolis fertiggestellt, sie, die Hermjuthb hießen. Danach seien Joseph und auch der König der Ägypter gestorben.

[Joseph habe also, als er über Ägypten regierte, das in den sieben (guten) Jahren (eingebrachte) Getreide, das hinsichtlich des Ertrages ungeheuer viel geworden war, aufgespeichert und sei (so) zum Herrn Ägyptens geworden]c.

F 3 ALEXANDROS POLYHISTOR, ÜBER DIE JUDEN, BEI EUSEBIOS, PRAEP EV IX 27,1-37

Artapanos aber sagt in seinem (Buch) »Über die Juden«, als [Abraam]a ge­storben sei und sein Sohn [ ... ]b, desgleichen auch <Mempsasthenoth)c, der

2 a) Artapanos umgeht den Bericht von der Erniedrigung Josephs in Ägypten (Gen 39-40). Zum Folgenden vgl. Gen 41,37-57; 47,13-26.

3 a) Asseneth (LXX, Demetrios F2 § 12, JosAs: Aseneth): Gen 41,45. 50. b) Heliupolis ist der griechische Name für das biblische On, die Stadt des Sonnengottes Re in Unterägypten (etwa IO km nördlich des jetzigen Kairo). c) Sais (im westlichen Delta) liegt sowenig wie Heliupolis in der Gegend, in der man die Landschaft Gosen vermutet (Gen 45,10), d.h. im östlichen Delta (mit der Stadt Pithom). Nach der Lesart der Handschrift I sv Tfi :n;6Äet ",al ~a{v (ohne 'HAlov vor :n;6Äet) hatte Stephanus ev Tfi :n;6Äet Ka{aav (= Gosen?) vermutet; Freudenthai (S. 159, 217) hatte danach sv Tfi 'HAlov :n;6Äet ",al ~a.v gelesen. Doch vgl. F3 §2. d) Vgl. F I (mit Anm. e).

4 a) Athos soll vielleicht Pithom (griechisch lla.{}ovp.o,) sein, vgl. Ex I,II, wo LXX auch Heliupolis nennt. Doch v-gl. noch F 3 § 2. b) Vgl. F I Anm. Ja.

c) Der Satz gehört nicht dem Artapanos, sondern möglicherweise dem Demetrios (in F 2 etwa hinter § 12 einzufügen? siehe JSHRZ 111 2, S. 287 Anm. 12 c), dessen Darstellung dem Polyhistor als Leitfaden zugrunde zu liegen scheint. Hier fällt jedenfalls auf, daß der Bericht noch einmal hinter den vorher schon erreichten Abschluß zurückgreift.

ZuF 3 1 a) Abraham ist wohl vom Polyhistor fälschlich hierhergesetzt worden; Artapanos wird

Jakob gemeint haben (Gen 47,28f.). b) Die Handschriften nennen hier - wo nach Gen 50,26 Joseph zu erwarten wäre - Mep.1jI-

12.8

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König der Ägypter, da habe dessen Sohn Palmanothesd die Regierung über­nommen. 2 Dieser habe den Juden hart zugesetzt; und zunächst habe er (von den Juden) die Stadt <San)a bauen und das über ihr (liegende) Heilig­tum errichten, später den Tempel in Heliupolisb fertigstelIen (lassen).

3 Dieser habe eine Tochter Merrisa gezeugt, die er einem Chenephresb zur Frau gab, der König des Gebietes oberhalb Memphis war - es habe nämlich damals viele Könige in Ägypten gegebenc -; diese aber habe, da sie unfrucht­bar war, das Kind eines der Juden sich selbst untergeschoben und es Moysosd genannt; von den Griechen aber sei er [als erwachsener Mann]e Musaios f

genannt worden. 4 Dieser Moysos sei der Lehrer des Orpheusa gewesen. Als erwachsener Mann habe er den Menschen viele nützliche Dinge ge­schenktb: er habe nämlich die Schiffe, die Steinhebevorrichtungenc, die ägyp­tischen Waffen, die Bewässerungs- und Kriegsmaschinen sowie die Philo­sophie erfunden; ferner habe er den Staat in 36 Bezirke eingeteilt und einem jeden Bezirk den Gott zugewiesen, der (in ihm) verehrt werden sollted, so-

aaDevwD, was kaum eine entstellte Form von J osephs Beinamen 'l'ovDop,rpavTJX (Gen 41,45 LXX) ist, sondern wohl der versehentlich zu früh eingesetzte Name des sogleich genannten Pharao (so Freudenthai, S. 2.17). c) und d) fingierte Pharaonennamen, die aber an ägyptische Namen anklingen (Freuden­thai, S. 158).

2. a) Die Handschriften überliefern Teaaav, wohl verderbt aus Te Erfv. Mras liest Te Erfi'V in Erinnerung an F 2. § 3, wonach diese Stadt aber schon früher bestand. FreudenthaI (S. 158, 2.17) vermutete (nach Stephanus) hier Keaaav, worunter Gosen verstanden werden soll; doch war Gosen eine Landschaft, keine Stadt. - San ist = Tanis (das biblische Zoan), eine Stadt im nordöstlichen Deltagebiet; sie wird in Ex I ff. nicht erwähnt (erst Num 13,2.2. u.ö.). b) Vgl. schon F2. §4.

3 a) Der Name Merris ist sonst unbekannt (bei Josephus heißt die Prinzessin Thermuthis; vgl. Jub 47,5: Tarmut). Soll Merris ein Name für Isis sein (vgl. § 16)? Chenephres: ähnliche Pharaonennamen (Chephren, Chencheres) sind belegt, tragen aber zur Identifizierung unserer Romangestalt nichts bei. c) Kaum Anspielung auf bestimmte historische Verhältnisse (Freudenthai, S. 157, denkt an die Hyksoszeit), sondern Fiktion, die erklären soll, daß der Vater der Merris und ihr Mann gleichzeitig »Könige« sein können. Mose genießt königliche Erziehung (vgl. Philon, Vit Mos I 17; Act 7,2.If.). d) Der Name Mwvaot; oder (so die übliche Schreibung in hellenistischer Literatur) Mwvaijr; wurde im hellenistischen Judentum aus dem Ägyptischen als »aus dem Wasser (p,wv) Gerette­ter (aTJt;)« erklärt (Phiion, Vit Mos I I7; Josephus, Ant TI 2.2.8). Die wissenschaftliche Erklärung vermutet einen theophoren Namen nach der Art von Thut-mosis »Sohn des Thot«. e) dvbewDBlJ'fa ist als Dublette (vgl. folgende Zeile) hier von Freudenthai (S. 2.17) gestrichen worden. f) Movaaiot; ist nach der üblichen Form der Überlieferung der Schüler des Orpheus, was Artapanos umkehrt (siehe Einleitung, S. 12.3)'

4 a) Nach Hekataios von Abdera (FGrH2.64F 2. 5 /Diodoros I 96,2.) und anderen brachte Orpheus von seiner Ägyptenreise vor allem religiöse Weisheit nach Griechenland. Artapanos läßt sie­statt auf ägyptische Priester - auf Mose zurückgehen. b) Zum Folgenden vgl. Einleitung S. 12.3. c) Man denke etwa an den Bau der Pyramiden: Mose schafft auch dafür die Voraussetzungen. d) aerp87JaeaDat ist e.-,:akt passivisch zu verstehen, nicht deponential (so Schürer TII, S.478,

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wie den Priestern die Hieroglyphen (beigebracht) - ees seien aber Katzen, Hunde und Ibisse (darunter)e -; außerdem habe er den Priestern Vorzugs­land zugeteiltf. 5 Alles dieses habe er getan, um dem Chenephres die Allein­herrschaft sicher zu erhalten. Denn früher, als die Volksmassen ungezügelt gewesen waren, hätten sie Könige bald vertrieben, bald eingesetzt, und zwar meistens dieselben, abund zu aber auch andere. 6 Um dieser Dinge willen also sei Moysos beim Volke beliebt gewesen und von den Priestern gott­gleicher Ehre für wert geachtet und »Hermes« genannt wordena, (letzteres) wegen der Deutung (hermeneia) der Hieroglyphen.

7 Chenephresa aber sei, als er die Tüchtigkeit des Moysos sah, neidisch auf ihn geworden und habe danach gestrebt, ihn mit irgendeinem leidlich trifti­gen Grunde zu beseitigen. bUnd als dann einmal die Äthiopier gegen Ägyp­ten zu Felde zogen, habe Chenephres in der Meinung, einen günstigen Mo­ment ausfindig gemacht zu haben, Moysos als Feldherrn mit Heeresmacht gegen sie geschickt. Er habe ihm aber (ein Heer) zur Verfügung gestellt, das hauptsächlich aus Bauern (bestand), in der Annahme, daß er infolge der Schwäche des Heeres (um so) leicht(er) von den Feinden werde beseitigt werden können. 8 Moysos aber habe, als er mit seinen ungefähr 100000

Bauern in den Getzt) so genannten hermupolitanischen Bezirka gekommen sei, dort ein Lager aufschlagen lassen. Er habe aber Feldherren (vorweg)ge­schickt, die das Land im voraus einnehmen sollten, und diese hätten denn auch offensichtlich in den Kämpfen großen Ruhm erworben. Die Heliupo­liten hätten - wie er berichtet - gesagt, daß dieser Krieg zehn Jahre gedauert habe. 9 Die Leute um Moysos hätten nun wegen der Größe des Heeres eine Stadt an dieser Stelle gegründet und den Ibisa in ihr für heilig erklärt,

der auf diese Weise die Annahme umgehen wollte, Artapanos habe den Begriff für ägyptische Gottheiten gebraucht; Mose habe die Regionalkulte vielmehr eingerichtet mit der Maßgabe, den [wahren!] Gott zu verehren). Vgl. noch unten § 12.

e-e) Ob sich diese Erläuterung auf die Regionalgottheiten oder auf die Hieroglyphen be­ziehen soll, ist unklar. f) Vgl. schon Fz §z.

6 a) Hermes ist das hellenistische Äquivalent für Thot, der - ähnlich dem griechischen Hermes -als Schreiber der Götter und Bringer der Schrift und ihrer Deutung gilt. V gl. oben Einlei­tung S. 12Zf.

7 a) Chenephres ist im Folgenden offenbar als alleiniger Herrscher Ägyptens gedacht (vgl. dagegen oben § 3). b) Zu § 7b-IO: Zum Feldzug des Mose gegen Äthiopien im Auftrag des Pharao vgl. Josephus, Ant II z38-z53, sowie die von Tonneau (5. 8of.) bekanntgemachte syrische Katene (Exzerpt aus einem Werk des Isho'dad von Merw, 9.Jh.); nach beiden voneinander unabhängigen, auf Artapanos zurückgehenden (?) Versionen endet der Feldzug damit, daß Mose die Tochter des äthiopischen Königs, die ihm zuvor aus Liebe die Hauptstadt des Landes geöffnet hatte, heiratet (so wird offenbar zugleich die »kuschitische Frau« des Mose, Num 12,1, erklärt). War dem Alexandros Polyhistor eine solche Episode bei Artapanos zu romanhaft?

8 a) Hermupolis wird nach Artapanos erst im Folgenden gegründet. 9 a) Der Ibis ist das heilige Tier des Thot (»Hermes«) und wird daher in Hermupolis besonders

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weil dieser die den Menschen schädlichen Tiere vertilge; die Stadt aber hätten sie Hermupolisb genannt. 10 So sehr aber hätten die Äthiopier, ob­wohl sie doch Feinde waren, den Moysos geliebt, daß sie sogar die Beschnei­dung der Geschlechtsteile von ihm gelernt hättena - übrigens nicht nur sie, sondern auch sämtliche (ägyptischen?)b Priester.

11 Chenephres aber habe ihn nach Beendigung des Krieges zwar dem Scheine nach in Gnaden empfangen, ihm aber tatsächlich weiter nachgestellt. So habe er ihm das Heer weggenommen und es teils an die Grenzen Äthio­piens zum Grenzschutz geschickt, teils beauftragt, den Tempel zu Diospolisa, der aus gebranntem Ziegelstein errichtet war, niederzureißen und einen an­deren aus (Natur-)Stein zu errichten, wofür sie den nahe gelegenen Berg als Steinbruch benutzen sollten; als Aufseher über den Bau habe er Nacheros eingesetzt. 12 Als er mit Moysos nach Memphis kam, habe er von ihm wissen wollen, ob es noch irgendein anderes für die Menschen nützliches (Tier) gebe. Er habe darauf gesagt: das Geschlecht der Rinder, weil von diesen das Land gepflügt werde. Chenephres habe (daraufhin?) einen Stier Apisa genannt und angeordnet, daß das Volk ein Heiligtum für ihn errichten solle und die von Moysos für heilig erklärten Tiere dorthin bringen und

verehrt. Die folgende Begründung dafür wird erst verständlich, wenn man den - offenbar vom Polyhistor gekürzten - Artapanostext wiederum aus Josephus, Ant II 245-247, ergänzt: Mose hatte bei der Durchquerung einer wegen Schlangen gefährlichen Gegend (in die ihn Chenephres hinterhältigerweise geschickt hatte) Ibisse, die er eigens dazu in Käfigen hatte mitnehmen lassen, als Schlangenvertilger eingesetzt und so mit dem Heer die Gegend pas­sieren können. b) Natürlich mit Anspielung auf ihren Feldherrn Mose-Hermes (vgl. § 6). - Hermupolis, ägyptisch Schmun, Stadt des Thot (»Hermes«), zwischen Memphis und Theben, nicht so weit südlich gelegen, wie man nach dem Zusammenhang erwarten sollte.

10 a) Daß die Athiopier die Beschneidung kannten, berichtet auch Herodotos (II 104). b) Die Ergänzung ist unsicher, doch ist ohne sie (oder eine andere) der Satz sinnlos. Nach antiken Quellen war in Agypten die Beschneidung allgemein (so Herodotos, II 36f. 104; Hekataios von Abdera, FGrHz64Fz5/Diodoros I 55,5, und andere) oder nur bei den Priestern (so Josephus, Ap II 141, und andere) üblich; zur Frage vgl. Schürer I, S. 675-677; H. Bonnet, Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Berlin 1952, S. 1°9-1 II ; R. Meyer, Th WNT VI, S. 75 Anm. 17-19 (mit Literatur). - Statt einer Ergänzung hatte H. Diels (mitgeteilt von P. Wendland, Berliner philologische Wochenschrift 190Z, Sp. 13zz) vorgeschlagen, TOll!;

:niet; statt TOll!; le(2lliC; zu lesen: »sämtliche umwohnenden Völker«. II a) Diospolis (magna) = Theben, Stadt des Amun-Re, nicht das im Delta liegende Diospolis

(so Rießler, S. 1277, der deshalb anmerkt, dort liege kein Berg in der Nähe). - Offenbar meinte Artapanos, daß die Juden den Tempel neu aufbauen mußten; Alexandros Polyhistor hat hier und im Folgenden den Text unglücklich verkürzt.

12 a) Apis, der dem Ptah heilige Stier, wird in Memphis verehrt; vgl. Hekataios von Abdera, FGrHz64Fz5 (Diodoros I 84>4.8; 85,lff.); Plutarchos, De Iside et Osiride zoo Z9. Auch hier meint Artapanos nicht, der Stier solle dem Gott der Juden geweiht werden (vgl. oben Anm. Sd). b) Der Sinn des Satzes ist undeutlich. Doch will Artapanos offenbar die Existenz der ägypti­schen Nekropolen für heilige Tiere erklären.

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begraben solle, weil er die Einrichtungen des Moysos (auf diese Weise) der Vergessenheit anheimfallen lassen wollteb•

13 aAls sich aber seine (des Moysos?) ägyptischen Freunde von ihm los­gesagt hattena, habe er (Chenephres) sie eidlich verpflichtet, dem Moysos den gegen ihn geplanten Anschlag nicht zu verraten, und Leute benannt, die ihn umbringen sollten..... 14 Da aber keiner gehorchen wollte, habe Chene­phres den Chanethothes, der vor allem von ihm angesprochen worden war, mit Schmähungen überhäuft; da habe er, so geschmäht, sich bereit gefunden, das Attentat (auszuführen), (wofür) er eine günstige Gelegenheit abpassen wollte. 15 Als um diese Zeit Merris starb, habe Chenephres den Moysos und den Chanethothes <angewiesen)a, sie sollten den Leichnam in die Ge­gend oberhalb Ägyptensb bringen und (dort) bestatten, mit dem Hinter­gedanken, daß Moysos (bei dieser Gelegenheit) von Chanethothes beseitigt werden sollte. 16 Als sie (ab )reisten, habe einer der Mitwisser dem <Moysos)a den Anschlag verraten. So habe er, immer auf der Hut, Merris bestattet und den Fluß und die an ihm gelegene Stadt Meroeb genannt; und (seitdem) werde jene Merris von den Einheimischen nicht weniger als Isis selbst verehrt. 17 Aaron aber, der Bruder des Moysos, der von dem An­schlag erfuhr, habe seinem Bruder geraten, nach Arabien zu fliehen. Der sei dem Rat gefolgt, habe von Memphis aus den Nil überquert und sei außer Landes nach Arabien gegangen. 18 Als aber Chanethothes die Flucht des Moysos bemerkte, habe er ihm aufgelauert, um ihn umzubringen; als er ihn kommen sah, habe er seinen Dolch gegen ihn gezückt. Moysos aber sei ihm zuvorgekommen, habe seine Hand gepackt, sein (eigenes) Schwert gezogen und den Chanethothes getäteta; 19 dann sei er nach Arabien entkommen und habe bei Raguelosa, dem Beherrscher der Gegend, gelebt und seine Tochter zur Frau genommen. Raguelos aber habe gegen die Ägypter Krieg

13 a-a) Der Satz ist - vermutlich infolge ungeschickter Wiedergabe durch den Polyhistor - un­klar. Mit einer Konjektur (statt dno~BVcbuavra~ lesen alle Herausgeber seit Stephanus dno­~öprouavrrop) ergäbe sich der Sinn: »Als die (Masse der) .Ägypter (Mose zuliebe) Chenephres im Stich ließ, habe (dieser) seine engsten Getreuen beschworen ... «.

1 5 a) Statt des hier sinnlosen v:n;ouxeuDat (einem Fehler unter Einfluß des gleichen Wortes zwei Zeilen zuvor) ist wohl V:n;oDEUDat zu lesen. b) Also wohl: .Äthiopien.

16 a) Die Handschriften lesen hier ausnahmsweise Mrouöi statt MroiJuq> (vgl. Anm. 3 d). b) Meroe: Hauptstadt .Äthiopiens, die nach der gewöhnlichen Überlieferung von Kambyses nach seiner dort verstorbenen Schwester oder Frau (Strabon XVII 1,5; vgl. Josephus, Ant II 249) oder Mutter (so Diodoros I 33,1) benannt wurde, was Artapanos hier abwandelt. - Ein Fluß namens Meroe ist sonst nicht bekannt. Isiskult in Meroe bezeugt auch Strabon XVII 2,3.

18 a) Totschlag und Flucht nach Arabien (= Midian) werden in § 17-18 gegen Ex 2,II-15 umge­stellt; Artapanos motiviert den Totschlag als Notwehrhandlung (Josephus, Ant II 254ff., übergeht ihn ganz).

19 a) Der Name nach Ex 2,16ff. (gegenüber Ex 3,lff., wo der Schwiegervater Jethro heißt). Anders Demetrios F 3 § 1 (nach LXX): loDo(!.

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führen wollen, weil er den Moysos zurückbringen und seine Tochter und seinen Schwiegersohn mit einem Reich ausstatten wollte. Aber Moysos habe (das) mit Rücksicht auf seine Stammes genossen verhindert; so habe Rague10s den Feldzug abgesagt b(und statt dessen seinen) Arabern geboten, Ägypten (nur in kleineren Einzelaktionen) zu plündernb.

20 Um eben diese Zeit sei auch Chenephres als erster von allen Menschen an der Elephantiasisa gestorben; an diesem Leiden sei er erkrankt, weil er den Juden geboten habe, sich mit Leinenzeug zu kleiden und wollene Klei­dung nicht anzuziehen, damit sie (als Juden) kenntlich seienb und Oederzeit) von ihm gezüchtigt werden könnten. 2 I Da habe Moysos zu Gott gebetet, er möge doch endlich dem Volke Erholung von seinen Leiden gewähren. Und während (Moysos) um Erbarmen bat, sei plötzlich - so erzählt er (Artapanos) - aus der Erde überraschend Feuer aufgestiegen, und das habe gebrannt, obwohl weder Wald noch irgend anderes Gehölz an der Stelle wara. Da sei Moysos aus Furcht vor dem, was da geschah, geflohen; aber eine göttliche Stimme habe ihm gesagt, er solle gegen Ägypten Krieg führen, die Juden erretten und (wieder) in ihre alte Heimat führen. 22 So habe er Mut bekommen und sich entschlossen, ein feindliches Heer gegen die Ägyp­ter zu führen; zunächst aber sei er zu seinem Bruder Aaron gegangen. < ... >

aAls aber der König der Ägypterb von der Ankunft des Moysos erfahren hatte, habe er ihn zu sich gerufen und sich erkundigt, zu welchem Zweck er gekommen sei. Da habe er gesagt, (er sei gekommen,) weil der Herr der Welt ihmc gebiete, die Juden freizugeben. 23 Als er das erfahren hatte, habe er ihn in den Kerker einsperren lassen. Aber in der darauffolgenden Nacht hätten sich alle Türen des Gefängnisses von selbst geöffneta, und von den Wächtern seien einige (vor Schreck) gestorben, andere vom Schlaf ganz be­nommen gewesen, und ihre Waffen seien zerbrochen. 24 So sei Moysos heraus- und zum Königspalast gekommen. Da er die Türen offenstehen fand, sei er (ungehindert) eingetreten, weil auch dort die Wächter schlaftrunken

b-b) Dies scheint der Sinn des sehr verkürzten Textes zu sein. 20 a) Nach Plutarchos (Quaest. conv. VIII 9,1) ist die Elephantiasis erst um 100V.Chr. (Asklepia­

des von Prosa), also zur Zeit des Artapanos, bekannt geworden. b) Öffentliche Kennzeichnung der Juden: vgl. 2 Makk 2,29.

21 a) Gegenüber Ex 3,2 ist das Wunder noch gesteigert. Ähnlich beschreibt Aristobulos das göttliche Feuer am Sinai (F 2 § 1 5 b).

22 a) Hiervor hat der Polyhistor wohl wieder einiges übergangen. - § ub-25 werden kurz auch von Clemens von Alexandrien, Strom I 154,2-3, referiert. b) Das ist nach § 20 ein Nachfolger des Chenephres (Clemens, Strom I 154,2, hat den Wechsel übersehen und daher noch einmal den Namen Chenephres eingesetzt); vgl. auch Josephus, Antll277· c) Nämlich: dem König.

23 a) Die Parallelen aus der griechischen Literatur zu § 23-24 hat O. Weinreich (siehe Einleitung Anm. 5) behandelt. Vgl. aus dem Neuen TestamentAct 5,17-26; 12,6-17 (bes. V. 10 mit dem auch bei Artapanos folgenden, typischen Stichwort ain:opa:rwr;); 16,23-30 sowie Mt 28,2-4.

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waren, und habe den König aufgeweckt. Dieser habe, erschreckt durch das, was geschehen war, dem Moysos befohlen, ihm den Namen des Gottes, der ihn gesandt habe, zu nennen, wobei er ihn verspottetea. 2.5 Da habe er sich zu seinem Ohr herniedergebeugt und ihn (flüsternd) genannt; als aber der König ihn hörte, sei er ohne einen Laut zusammengesunkena, aber mit der Unterstützung des Moysos wieder zu Bewußtsein gekommen. 2.6 Era habe dann den Namen auf eine Schreibtafel geschrieben und versiegelt; einer von den Priestern aber, der sich über das auf dem Täfelchen Geschriebene lustig machte, habe sein Leben unter Krämpfen ausgehaucht. 2.7 So habe denn der König gesagt, er solle ihm ein Zeichen (vor)machen; da habe Moysos den Stab, den er gerade hatte, (auf die Erde) geworfen und zur Schlange werden lassen. Als alle (davon) verblüfft waren, habe er sie beim Schwanze ergriffen, aufgehoben und wieder zum Stab werden lassen. 2.8 aDann sei er ein wenig vorgetreten und habe den Nil mit dem Stabe geschlagen; da sei der Fluß stark angeschwollen und habe ganz Ägypten überflutet - seit der Zeit geschehe übrigens seine jährliche Ausuferungb -; (in Tümpeln) zu­sammengelaufene sei das Wasser faulig geworden und habe die Flußtiere umkommen lassen, während die Menschen vor Durst zugrunde gingen. 2.9 Unter dem Eindruck dieser Wunderzeichen habe der König erklärt, er werde in einem Monat das Volk freilassen, wenn er (Moysos) den Fluß wie­der in seinen alten Zustand zurückbringe. Da habe Moysos noch einmal mit dem Stabe das Wasser geschlagen und den Strom sich wieder sammeln lassen.

30 Als das geschehen war, habe der König die Priester von oberhalb Memphis kommen lassen und habe (ihnen) erklärt, er werde sie (alle) um­bringen und ihre Heiligtümer dem Erdboden gleichmachen, wenn nicht auch sie irgendein Wunderzeichen zustande brächten. Da hätten sie denn mit irgendwelchen Tricks und Zaubergesängen einen Drachen gemacht und den

2.4 a) Der Sinn von btaxÄevaaana a1iT6v ist nicht ganz klar. Läßt sich der König den Namen nennen, um ihn verspotten zu können? (So Weinreich, S. 304) Doch wäre dann - wegen (Jvopa - a1iT6 statt av.ov zu lesen. Oder hatte Artapanos gemeint: » ... desselben (Gottes), den er (noch tags zuvor) verspottet hatte?« Vgl. Josephus, Ant 11 2.84.

2.5 a) Zu § 2.5-2.6: Zu der magischen Wirkung des Aussprechens des Gottesnamens siehe oben Einleitung Anm. 6. Das Motiv ist offenbar auch dem Clemens aufgefallen; vor seinem Referat des Abschnitts erwähnt er, daß nach der Überlieferung der »Mysten« Mose den Ägypter von Ex 2.,12. allein durch ein Wort (den Gottesnamen? So rabbinische Ausleger; vgL Exodus Rabba zu Ex 2.,14) getötet habe, und verweist dazu auf Act 5,I-rr (Strom 1154,1).

2.6 a) Wer als Subjekt des Satzes zu denken ist, Mose oder der König, läßt sich nicht entscheiden. 2.8 a) Zu § 2.8-33: Nach welchen Gesichtspunkten Artapanos die Abfolge der Plagen (Ex 7-rr)

umstellt, ist nicht ersichtlich. Josephus scheint mehrfach von ihm beeinflußt zu sein (Ant. 11 2.93-3 14). b) Die für Ägypten lebenswichtige Nilschwemme wird hier also auf Mose zurückgeführt. e) Gegen das in den Handschriften überlieferte O'tJ'IIayaywv (Mose als Subjekt) ist wohl O'tJ'IIaya­y6v zu lesen (so die Herausgeber seit Stephanus).

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Fluß sich verfärben lassen. 3 I Angesichts dieses Geschehens sei der König wieder übermütig geworden und habe die Juden mit jeder (Art von) Peini­gung und Züchtigung mißhandelt. Als Moysos das sah, habe er unter ande­ren auch das folgende Wunder getan: er habe die Erde mit seinem Stab ge­schlagen und eine Art geflügelter Lebewesen entstehen lassen, (die) die Ägypter quälen (sollten), und alle seien am (ganzen) Leibe von Geschwüren bedeckt worden. Da die Ärzte die Kranken nicht heilen konnten, hätten die Juden auf diese Art wieder Erleichterung gehabt. 32 Und ein andermal habe Moysos Frösche mit Hilfe seines Stabes entstehen lassen und außer diesen noch Heuschrecken und Ameisen. - Aus diesem Grunde stellten übrigens die Ägypter in jedem Heiligtum einen Stab als Weihgeschenk auf, agleicherweise auch der Isis zu Ehrena, weil Isis die Erde sei, die auf die Be­rührung mit dem Stabe hin Wunderzeichen entstehen läßt. - 33 Da der König immer noch nicht zur Vernunft kam, habe Moysos bei Nacht Hagel und Erdbebena geschehen lassen, so daß die, die vor dem Erdbeben flohen, vom Hagel umgebracht wurden, und die, die dem Hagel entkamen, durch die Erdbeben vernichtet wurden. Dabei seien auch sämtliche Häuser sowie die meisten Tempel eingestürztb. 34 Schließlich habe der König, nachdem er in solch üble Lage geraten war, die Juden freigelassen. Diese hätten sich von den Ägyptern viele Becher, nicht wenig Bekleidung und eine große Menge anderer Wertgegenstände geborgt, hätten die Flüsse nach Arabien hin überquert und seien am dritten Tage zum Roten Meer gekommen.

35 Die Memphitena nun seien der Meinung, daß Moysos, der das Land gut kannte, die Ebbe abgepaßt und (dann) das Volk durch das trockene Meer( esbett) ans andere Ufer gebracht habe. Die Heliupolitena dagegen seien der Meinung, der König sei mit großer Heeresmacht hinterhergeeilt, wobei er auch die für heilig erklärten Tiere <bei sich hatte)b, weil die Juden den Besitz der Ägypter, den sie geborgt hatten, wegschleppten. 36 Dem Moysos aber sei eine göttliche Stimme zuteil geworden, er solle das Meer mit seinem

32 a-a) Der Sinn war vielleicht: »besonders in den der Isis geweihten Tempeln«; Artapanos scheint die Existenz des Sistrum (einer Klapper) im Isiskult begründen zu wollen.

33 a) Die 7. Plage nach Ex 9,13-35 enthält kein Erdbeben (von Erdbeben beim Auszug aus Ägyp­ten weiß Ps 77,17-19); doch vgl. die Nachahmung von Ex 9,24 in Apc 16,18.21. b) Vernichtung der ägyptischen Tempel (beim Auszug): vgl. Num 33,4 LXX. - Auffällig ist, daß die nach Ex II entscheidende letzte Plage, die Tötung der Erstgeburt, fehlt.

35 a) Berufung auf verschiedene Autoritäten zur Erklärung eines auffälligen Sachverhalts ist literarischer Stil seit Herodotos (vgl. etwa II 3 f., wo sich Herodotos Auskünfte bei Priestern von Memphis und von Heliupolis holt). Dem Durchzug durch das Rote Meer widmet auch Josephus, Ant 11 347f., apologetische Überlegungen; er weist auf eine Erzählung von Alexan­der des Großen Zug durch das Pamphylische Meer (vgl. Arrianus, I 26) hin. b) Die Ergänzung älla (Stephanus) ist allgemein gebilligt. Ohne sie ergäbe sich, daß die Ägypter auch hinter den heiligen Tieren hereilten, die die Juden also gleichfalls entführt hätten. Ganz unmöglich wäre dieser Sinn nicht.

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Stabe schlagen und es <auseinandertreten lassen)a. Als Moysos das gehört hatte, habe er mit seinem Stabe das Wasser angerührt, und so hätten sich die Fluten geteilt, und das Heer habe auf trockenem Wege passieren können. 37 Als die Ägypter ebenfalls hineinsteigen und sie verfolgen (wollten), habe ihnen - so erzählt er - ein Feuer von vorn her entgegengestrahlt, und das Meer habe den Weg wieder überschwemmt, die Ägypter aber seien vom Feuer und von der Flut sämtlich vernichtet worden. Die Juden dagegen hätten sich, nachdem sie der Gefahr entronnen waren, vierzig Jahre lang in der Wüste aufgehalten, während (welcher Zeit) Gott ihnen Gräupchen, un­gefähr wie Hirse und in der Farbe fast wie Schnee, (vom Himmel) habe regnen lassen.

Moysos (selbst) sei - so erzählt era - groß gewesen, habe frische Gesichts­farbe gehabt, weißes, langes Haar getragen und sehr ehrwürdig ausgesehen; diese Taten aber habe er vollbracht, als er ungefähr neunundachtzig Jahreb

alt war.

36 a) Das überlieferte &aUTijvat hat Mras wohl zu Recht in &aUTijaat geändert (vgl. die nächste Textzeile) .

37 a) Über das Geschehen in der Wüste, insbesondere am Sinai, hat Artapanos offenbar nicht eingehender berichtet. Ob er Genaueres über den Lebensausgang des Mose erzählt hat, muß offenbleiben (angesichts von Josephus, Ant IV 32.3-326; Clemens, Strom I 153,1; AssMos II,5-9 und rabbinischer Überlieferung [Bill I, S. 753f.] wäre es nicht ausgeschlossen, daß auch Artapanos von der Entrückung seines Helden erzählt hätte). Der Polyhistor mag Genaueres übergangen haben, da er hier zunächst noch weitere Berichte über Mose (aus Ezekielos und Demetrios) anschließen wollte. Nur die Personbeschreibung Moses' nach Artapanos, die ganz im Stile der antiken historischen Biographie gehalten ist, teilte er noch mit. b) Nach Ex 7,7 usw. ist Mose beim Exodus erst 80 Jahre alt.

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Pseudo-Eupolemos (Samaritanischer Anonymus)

Einleitung

I. Alexandros Polyhistor hat in seinem Werk »Über die Juden«' ein längeres Fragment (erhalten bei Eusebios, PraepEv IX 17,2-9) mitgeteilt, das er mit der Formel »Eupolemos in seinem Buch >Über die Juden<<< eingeleitet hat. Dabei handelt es sich offenbar um ein Versehen des Polyhistors'. Denn der Text stammt garp: deutlich von einem samaritanischen Autor, und schon deshalb kann er nicht dem uns aus mehreren Fragmenten bekannten Eupolemos zugehören, dessen Bindung an den Jerusalemer Tempel und an die jüdische Nation eindeutig ist~. Auch hat das Buch des Eupolemos »Über die Könige in Judäa« kaum mit einer so ausführlichen Einleitung über Abraham begonnen, da selbst Mose nur sehr kurz behandelt gewesen zu sein scheint. Weiter paßt die Vermischung biblischer mit babylonisch-hellenistischer Tradition gar nicht zu den Fragmenten des Eupolemos, und dasselbe gilt für die unverkennbare Vorliebe des samaritanischen Fragments für Phönizien. Zu diesem wiederum paßt der Titel »Über die Juden« nicht (ein Samaritaner hätte von »Hebräern« oder allenfalls von »Israeliten« gesprochen, wenn er seine eigenen Ahnen meinte), so daß - mit Freudenthal- anzunehmen ist, daß es sich bei Titel und Autornamen um eine Verlegenheitslösung oder um ein einfaches Versehen des Polyhistors handelt, dem ein Exzerpt aus einer ihm anonym vorliegenden Schrift unter diejenigen aus Eupolemos geraten war, ohne daß er sich über die andersartige Tendenz dieses kurzen Textes Rechenschaft gegeben hätte. Für eine solche Annahme spricht vollends das kurze zweite Fragment (bei Eusebios, Praep EvIX 18,2b), das offenbar eine noch knappere Zusammenfassung von Teilen des ersten Fragments darstellt und vom Polyhistor ausdrücklich als aus »anonymen Schriften« herrührend bezeichnet wird4. Somit handelt es sich - trotz

x. FGrH273F19; dazu siehe oben Eupolemos, Einleitung S. 93. 2. Das hat Freudenthai (S. 82-90) überzeugend gezeigt. ;. Zu Eupolemos vgl. oben S. 9;ff., bes. 96f. - Dem Nachweis Freudenthals, daß unser Frag­

ment einem anderen Autor als Eupolemos zugehört, haben sich nur wenige Forscher verschlossen, so insbesondere Schlatter (Geschichte, S. 187-191, ohne Freudenthais These auch nur zu disku­tieren); vgl. oben Eupolemos, Einleitung, oben S. 96, Anm. 12.

4. Der Polyhistor hat vorher (a.a.O. IX 18,2a) ein kurzes Summarium aus babylonisch­hellenistischer Tradition über die Giganten geboten, das mit Pseudo-Eupolemos und überhaupt mit einem jüdischen oder samaritanischen Autor nichts zu tun hat: Die Giganten (Titanen) lehnen sich gegen die Götter (I) auf und werden von ihnen vernichtet bis auf einen, Bel, der sich in Babyion einen Turm gebaut und darin gewohnt hat. Außer der polytheistischen Anschauung ist hier noch die positive Bewertung des Turmbaus, mit dessen Hilfe offenbar die Verehrung des Gottes Bel in Babyion erklärt werden soll, als unjüdisch bzw. unsamaritanisch zu beurteilen. Die genealogische Verbindung zwischen den Giganten und Abraham (die sich in der sonstigen samaritanischen und jüdischen Legende vielmehr als Feinde gegenüberstehen) dürfte der Poly-

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der seit Freudentlull gängigen Bezeichnung »Pseudo-Eupolemos« - nicht um einen Autor, der aus irgendwelchen Gründen unter fremder Maske schrieb, sondern um eine anonyme Schrift, die nur zufällig mit einem falschen Autornamen zusammen­gebracht wurde.

2. In dem Hauptfragment ist nach einer kurzen Erwähnung von Bau und Zerstö­rung des babylonischen Turms vor allem von Abraham die Rede, der aus Ur nach Phönizien gezogen sei und dort seine aus Chaldäa mitgebrachten Kenntnisse wei­tergegeben habe. Frei nach Gen 14 wird sodann der Kampf Abrahams gegen die »Armenier« erzählt, der damit endet, daß ihn der Priesterkönig Melchisedek auf dem Garizim (also dem Heiligtum der Samaritaner) feierlich empfängt und mit Geschenken ehrt. Es folgt Abrahams Zug nach Agypten mit der Episode von der Gefährdung Saras; auch in Agypten verbreitet Abraham die von ihm mitgebrach­ten Kenntnisse. Den Schluß bildet ein genealogisches Stück, in dem Namen aus der babylonischen und der griechischen mythischen Überlieferung mit dem bibli­schen Stammbaum der Noachiden zusammengebracht werden.

3. Die Einzelheiten des an vielen Stellen schwer zu erklärenden Textes, gerade auch der genealogischen Vorstellungen, können hier nicht behandelt werdens. Doch ist so viel deutlich, daß der Autor - der allein schon wegen der Versetzung Melchisedeks von »Salem« (Gen 14) auf den Garizim als Samaritaner angesehen werden muß - auch eine gewisse antiägyptische Tendenz verfolgt6 : mehrfach wird den Babyioniern gegenüber den Agyptern der Vorrang zuerkannt, so etwa im Blick auf die »Erfindung« der Astrologie (entgegen der in der hellenistischen Lite­ratur üblichen Bevorzugung der als älter geltenden ägyptischen Kultur). Weiter läßt sich eine gewisse Vorliebe des Autors für Phönizien erkennen: er nennt es als Aufenthaltsort Abrahams (anstatt des biblischen Kanaan), wohl um Abraham deutlicher in die Nähe Samariens zu rücken7, und betont seine freundschaftlichen Beziehungen zu den Phöniziern. Diese lernen eher als die Agypter die babylo­nische Kunst von Abraham, und in gleichem Sinne wird in der Genealogie Kanaan als Ahnherr der Phönizier zum Vater (statt jüngerem Bruder nach GenIO,6) Kuschs und Mizraims gemacht.

4. Der Anonymus ist höchstwahrscheinlich von der Septuaginta abhängig. Das ist bei einem Samaritaner freilich überraschend, wird aber schon durch die vorkom-

histor, vielleicht aufgrund eines Mißverständnisses von F I § 3, selbst erfunden haben. Freuden­thai hat das nicht gesehen und deshalb auch Praep Ev IX I8,za dem Pseudo-Eupolemos zuge­teilt; er ist dadurch zu einigen fragwürdigen Schlüssen in bezug auf den samaritanischen Autor geführt worden . .Ähnlich auch wieder Wacholder.

5. Dafür muß auf die im Literaturverzeichnis genannten Arbeiten von Wacholder und mir ver­wiesen werden.

6. Vgl. schon Freudenthal, S. 97f. 7. Nach Josephus (Ant XII z6o; vgl. XI 344) behaupten die Samaritaner - wohl vornehmlich

aus zeitbedingten Oppormnitätsgtünden -, von den Sidoniern (Phöniziern) abzustammen (Freudenthai, S. 96) ..

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menden Namensformen einigermaßen gesichert8• Zudem zeigen die angeblichen Etymologien, die der Autor bietet, daß er offenbar kein Hebräisch konnte9, son­dern - wie das bei hellenistischen Autoren nicht selten und zumal von Philon her bekannt ist - mehr oder weniger freie Kombinationen vortrug. Im übrigen ist er mi~~ palästinischen Abrahamlegenden vertraut, wie sie sich auch im Genesis­Apokryphon von QumrantO, bei Pseudo-Hekataios II Oosephus, AntIx61-168)1I und im samaritanischen Buch Asatir t • niedergeschlagen haben. Deutlich ist ferner, daß er mit babylonisch-hellenistischer Literatur, z. B. mit Berossos (FGrH 680) oder Abydenos (FGrH 685), vertraut warI3 : aus ihr kennt er die Namen der babylonischen Mythologie schon in hellenistisch-euhemeristischert4 Umdeutung, nach der sie sich eigentlich auf Könige der Frühzeit beziehen und zum Teil mit Gestalten der griechischen Sagenwelt identifiziert wurden. Wenn er nun seiner­seits solche Namen mit denen der Bibel gleichsetzt, dann zeigt sich darin nicht -wie Freudenthai meinte - eine Öffnung zu polytheistischem Synkretismus hin, sondern vielmehr das echt hellenistische Bestreben, die Einheit der Menschheit in ihrer Frühzeit durchGleichsd:zung ihrer alten Überlieferungen aufzuweisen'~. :öäi3""pSeudo-Eupolemos dabei von der Bibel ausgeht, erweist ihn - neben den spezifisch theologischen Aussagen - als bibelgläubigen Autor, nicht als Helle­nisten schlechthin.

5. So wird man den unbekannten Autor als einen im syrisch-palästinischen Raum beheimateten Samaritaner anzusehen haben; für diese Lokalisierung sprechen manche der obenerwähnten Züge, wenn man auch angesichts der Benutzung der Septuaginta und der mangelnden Hebräisch-Kenntnisse nicht völlig ausschließen kann, daß es sich um einen ägyptischen Diaspora.-Samaritanert6 gehandelt haben

8. V gl. Freudenthai, S. 98. Ob sich daraus ein Beleg für die Annahme ergibt, die samaritanische Fassung des Pentateuchs sei von der Septuaginta beeinflußt (so Freudenthai), muß hier olJen­bleiben. Die Übereinstimmungen zwischen Samaritanus und Septuaginta gegenüber dem masore­tischen Text (vgl. dazu EißfE S. 942f.) lassen sich auch durch gemeinsame Abkunft von einem älteren hebräischen Texttyp erklären.

9. Wacholder hat in seinem Aufsatz das Gegenteil zu erweisen versucht, indem er an verschie­denen Stellen Etymologien aufgrund des Hebräischen zeigen zu können meinte. V gl. dagegen Walter, Klio 1965, S. 284-286. - Übrigens setzt auch Wacholder voraus, daß der Anonymus die Septuaginta benutzte (HUCA 1963. S. 87f.).

10. Vgl. dazu Vermes, Geza: Scripture and Tradition in Judaism, Leiden 1961 (SPB 4), S. 8of. und 96-101; ferner Wacholder, S. I08-II2.

I!. Dazu siehe unten S. 149-151 und 158-160. IZ. Dazu vgl. Gaster, S. 32-35. Dabei möchte Gaster freilich zeigen, daß Pseudo-Eupolemos

vom Buch Asati! abhängig sei. Doch ist seine Voraussetzung, die Entstehung dieses Buches Ende des 3.Jh.v.Chr., in der neueren Forschung durchweg abgelehnt worden; man setzt es vielmehr in arabisch-islamischer Zeit an, »zwischen dem 9. und I2.Jh.n.Chr.« (Kippenberg, Hans Gerhard: Garizim und Synagoge, Berlin 1971 [RVV 30], S. II). Somit kann das Buch Asatir nur als später Tradent der einschlägigen Überlieferungen gelten.

13. Dazu vgl. die Arbeit von Schnabel. 14. Zum Euhemerismus vgl. oben Artapanos, Einleitung S. I23f. 15. Vgl. Wacholder, S. 96,99 und II3, sowie denselben: Biblical Chronology in the Hellenistic

World Chronicles, HThR 61, 1968, (S. 451-481) S. 458f. 16. Zur samaritanischen Diaspora in Ägypten siehe Schürer III, S. 51 f.

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könnte, der dann freilich in innerer Spannung zu seinem Gastland gelebt hätte. Seine unbefangene Neigung zur Hellenisierung würde wohl auch für Samarien in die vormakkabäische Zeit weisen; die antiägyptische Tendenz stellt möglicher­weise eine aktuelle Parteinahme in einer Zeit dar, in der sich Seleukiden und Ptole­mäer um die Vorherrschaft im koile-syrischen Raum stritten'1. Auch läßt der Text noch keine Kenntnis von der bald nach 129 n. Chr. geschehenen Zerstörung des Tempels auf dem Garizim durch Johannes Hyrkanos erkennen. So mag man mit Wacholder'8 vielleicht schon die erste Hälfte des 2. Jh. v. Chr. als Entstehungszeit ansetzen.

6. Literaturverzeichnis (die genauen Titel siehe oben bei Eupolemos, Einleitung, S. 97f.)

a) DER TEXT DER FRAGMENTE

Freudenthai, S. 223-225. Stearns, S. 67-73. FGrH 724 (vol. III C 2, Leiden 1958, S. 678f.). Denis, PsVTGr III b, S. 197f.

Der Text beruht auf folgender Quellenausgabe: Eusebius Werke, 8. Band: Die Praeparatio Evangelica, hg. v. K. Mras, I-lI, Berlin

1954/56 (GCS 43,1-2).

b) ÜBERSETZUNG

Rießler, S. IIf., 186, 1266f.

c) UNTERSUCHUNGEN

Freudenthai, S. 82-1°3, 207f. Schürerill; S. 482 (dort ältere Literatur). Schnabel, Paul: Berossos und die babylonisch-hellenistische Literatur, Leipzig­

Berlin 1923, S. 67-93, 246. Schlatter, Geschichte, S. 187-191,. Gaster, Moses: The Asatir. The Samaritan Book of the »Secrets of Moses«, London

1927,S. 9-42. Wacholder, Ben Zion: Pseudo-Eupolemos' two Greek Fragments on the Life of

Abraham, HUCA ;4, 1963, S. 83-P3. Walter, Nikolaus: Zu Pseudo-Eupolemos, Klio 43/45, 1965, S. 282-29°' Walter, Untersuchungen, S. II2-127, 236-257. Hengel, Judentum, S. 162-169. Denis, Introduction, S. 261 f. Wacholder, Eupolemus, S. 287-293, 31;f.

17. Vgl. auch oben Anm. 7. 18. Wacholder, S. 86f. und Iuf.

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Übersetzung

F I

ALEXANDROS POLYHISTOR, ÜBER DIE JUDEN, BEI EUSEBIOS, .PRAEP EV IX 17,2-9

2. a[Eupolemos in seinem Buch Über die Juden]a sagt, daß die assyrische Stadt BabyIon zuerst von den aus der Sintflut Geretteten gegründet worden sei. Es seien dies Riesen gewesen, und sie hätten den bekannten Turm erbaut. 3 Als dieser unter der Einwirkung Gottes einstürzte, hätten sich die Riesen über die ganze Erde zerstreut.

In der zehnten Generation (danach)a - SO sagt er - sei in der babylonischen Stadt Kamarineb, die einige die Stadt Uriec (was übersetzt »Stadt der Chal­däer« heiße) nennen, d[in der dreizehnten Generation]d Abraam geboren worden, der an Adel und Weisheit alle übertroffen habe, der auch die Astrologie und die chaldäische Kunste erfunden und als Bahnbrecher der (wahren) Frömmigkeit bei Gott Wohlgefallen erlangt habe. 4 Dieser sei entsprechend den Anordnungen Gottes nach Phöniziena gekommen und habe sich (dort)b niedergelassen, und da er die Phönizier die Umläufe der Sonne und des Mondes und alles übrige lehrte, habe er Wohlgefallen bei ihrem Könige gefunden.

Später seien die Armenierc gegen die Phönizier zu Felde gezogen; als sie gesiegt und seinen Neffend gefangengenommen hatten, sei Abraam mit

ZuF I 2. a-a) Verfasser- und Buchtitelangabe beruhen offenbar auf einem Irrtum Alexandros Poly­

histors; vgl. Einleitung S. 137. 3 a) Abraham lebt in der 10. Generation nach der Sintflut: vgl. Gen II,I0-32..

b) Kamarine ist eigendich eine Stadt (und ein gleichnamiger Sumpf) an der Südküste Siziliens. Hängt die Übertragung des Namens auf Ur in Chaldäa mit der nach dem arabischen Wort qamar für >Mond< möglichen Deutung Kamarine = >Mondstadt< zusammen (Ur galt als Sitz des MQndgottes Sin/Nannar)? So z.B. Schnabel, S. 69. c) Urie = Ur in Chaldäa (Gen 11,2.8 usw.). Daß LXX den Ortsnamen stets durch xwea TM Xa)ljatwv wiedergibt, könnte Pseudo-Eupolemos zu seiner »Übersetzung« angeregt haben. d-d) Die Angabe läßt sich mit der anderen, daß Abraham in der 10. Generation lebte (siehe Anm. a), nicht harmonisieren; der Fehler ist (trotz FreudenthaIs Versuch, S. 93-95) unerklärt. Mit Jacoby (FGrH 72.4, z.St.) sollten die Worte athetiert werden. e) Die »chaldäische Kunst« könnte, da sie hier neben der Astrologie genannt wird, die Arith­metik (Josephus, Ant I 167) oder --, weniger wahrscheinlich - die Magie sein sollen. Zu Abrahams Beziehungen zur Astrologie vgl. Artapanos, F I § I; PseuHekII, F I § 167 sowie die Einleitung zu Pseudo-Hekataios II (unten S. I5of.).

4 a) Phönizien steht hier für das Kanaan der Bibel; vgl. Einleitung S. 138. b) Vor "aTOt"ijaat hat Jacoby (FGrH 72.4) 8"6;; ergänzt. c) Die gegen die kanaanäischen Könige streitenden Herrscher von Sinear usw. (Gen 14,1. 5), die in der jüdischen Exegese (etwa Josephus, Ant I I7Iff.; IQ GenAp XXI 2.3) als assyrische oder babylonische Könige aufgefaßt werden, gelten hier als Armenier. d) D.h. Lot (Gen 14.12.. 16). e) Statt des überlieferten aixp.aJ.wnaap.ivwv ist wohl mit Jacoby (FGrH 72.4) aixp.aAwn­a{}ivTwv zu lesen.

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seinen Sklaven zu Hilfe gekommen und habe die (Gefangenen)e wieder in seine Hand bekommen und (seinerseits) Kinder und Frauen der Feinde gefangengenommen. 5 Als aber Gesandte zu ihm kamen (mit der Bitte), daß er diese gegen Bezahlung freilassen möchte, habe er es nicht vorgezogen, den Unglücklichen noch zusätzliche Lasten aufzuerlegen, sondern habe sich (lediglich) die Unterhaltskosten für seine (eigenen) Mannen erstatten lassen und die Gefangenen freigegeben. Er sei gastlich aufgenommen wor­den bei dem Heiligtum der Stadt, dem Argarizina, was übersetzt »Berg des Höchsten« bedeute, 6 und von Melchisedek, der ein Priester Gottes war und als König herrschte, habe er Geschenke empfangen.

Als aber eine Hungersnot ausbrach, sei Abraam mit seinem ganzen Hause nach Ägypten ausgewandert und habe sich dort niedergelassen; seine Frau aber habe der König der Ägypter geheiratet, da (Abraam) gesagt hatte, es sei seine Schwester. 7 Recht ausführlich hat er berichteta, daß (der König) ihr nicht habe beiwohnen können und daß es geschah, daß es seinem Volk und seinem Hause schlecht erging. Als er (daraufhin) seine Wahrsagerb berief, hätten diese (ihm) gesagt, daß die Frau keineswegs Witwe sei; so habe der König der Ägypter erkennen müssen, daß sie die Frau des Abraam sei, und habe sie ihrem Manne zurückgegeben. 8 Abraam aber habe (da­nach) in Heliupolis mit den Priestern der Ägypter zusammengelebt und habe sie vieles richtiger gelehrta; und die Astrologie und das Übrige habe dieser bei ihnen eingeführt, indem er sagte, die Babyionier und er selbst hätten dies erfunden; die (ursprüngliche) Erfindung aber führe er auf Enoch zurückb, und dieser habe als erster die Astrologie erfunden, nicht die Ägypter.

9 Die Babyionier nämlich sagten, als erster sei Belosa entstanden, der der Chronos sei; aus diesem bsei[en Belos und]b (Cham)c entstanden; dieser

5 a) PseuEupol überträgt die Szene von Gen 14,17-20 auf den heiligen Berg der Samaritaner und verwandelt im Folgenden den laut Gen 14,20b von Abraham erstatteten Zehnten in Ge­schenke, die Abraham empfängt (in Gen 14,20b ist das Subjekt nicht eindeutig markiert). -Die »Übersetzung« für Argarizin scheint PseuEupol aus dem Gottesnamen Gen 14,18 (LXX): der »höchste Gott« gebildet zu haben.

7 a) Der Polyhistor deutet an, daß er eine ausführlichere Darstellung des Anonymus übergeht. Vgl. etwa Josephus, Ant 1164; besonders IQ GenAp XX 16-20. b) Seher bzw. Priester spielen auch in den in der vorigen Anm. genannten Versionen des Stoffes sowie im Buch Asatir (6,16-19) eine Rolle.

8 a) V gl. dazu Artapanos, F I § I; PseuHek TI, F 1 § 165 ff. b) Nach Hen(äth) 41-44 bzw. 72-82 ist Henoch mit astrologischen Geheimlehren vertraut.

9 a) Die Gleichsetzung Belos-Kronos ist sonst nirgends belegt. Nach babylonisch-hellenistischer Tradition gilt Belos als Gründer und erster König von Babyion; dem entspräche nach Gen 10,10 Nimrod, doch vollzieht PseuEupol eine dementsprechende Identifikation nicht. b) Die Worte Bij}.O'/J "al sind wohl mit Jacoby (FGrH 724) als Dublette zum Vorangehenden zu streichen. Zwei Beloi nebeneinander sind sonst nicht belegt. Daß der zweite an Stelle Sems stehe, versucht Wacholder (S. 94) mit einer wenig wahrscheinlichen etymologischen Erklä­rung zu begründen.

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habe Chanaan, den Vater der Phönizier, gezeugt; dessen Sohn sei Chusd

gewesen, der von den Griechen Asbolose genannt werde, der Vater der Äthiopier und Bruder des Mestraimf, des Vaters der Ägypter. Die Griechen aber sagten, daß Atlas die Astrologie erfunden habe; es sei aber Atlas der­selbe wie Enochg. Der Sohn des Enoch sei Mathusala gewesen, der alle (Weisheit) durch Engel Gottes erfahren habeh, und so hätten auch wir später (alles) erfahren.

Fz ALEXANDROS POLYHISTOR, ÜBER DIE JUDEN, BEI EUSEBIOS, PRAEP EV IX 18,zb 2a In anonymen (Schriften) finden wir, daß Abraam (seinen Stammbaum) bis auf die Riesen zurückführe. Diese hätten in Babylonien· gewohnt und seien wegen ihrer Gottlosigkeit von den Göttern vernichtet worden. Von diesen sei einer, Belos, dem Tod entkommen und in BabyIon ansässig geworden. Der habe einen Turm gebaut und in ihm gelebt, der nach Belos, seinem Er­bauer, Belos genannt worden sei.

Abramos aber, in der astrologischen Wissenschaft unterwiesen, sei zuerst nach Phönizien gekommen und habe die Phönizier die Astrologie gelehrt; später sei er nach Ägypten gelangt.

c) Die Handschriften lesen hier schon einmal Xavaav, doch ist das als Fehler für Xap,( = Harn) aufzufassen. d) XoiiV ist offenbar ein vom Polyhistor gebildeter Akkusativ zu Xov, (= Kusch); die Lesart Xovp, ist ein Irrtum der Eusebios-Handschrift I, auf dem Wacholder (S. 95) eine fragwürdige Etymologie aufbaut. - Kusch wird hier zum Sohn Kanaans gemacht; nach Gen 10 ist er sein Vater. Dazu vgl. oben Einleitung S. 138 Init Anm. 5. e) Asbolos (>der Rußige, Schwarze<), einer der Kentauren bei Hesiodos, S&IIIII1II Heroclis 185, steht hier als griechisches Äquivalent für den »Vater der Äthiopier«. f) Mizraim, der »Stammvater« der Ägypter. g) Vgl. Anm. 8b. h) Methusalah als VerInittler der Geheimlehren Henochs: vgl. Hen(äth) lo6,4ff.; 1Q GenAp TI 19ff. .

ZuF 2

18 a) Der erste Teil von § 18,2 ist von AlexandrosPolyhistor aus babylonischen Sagenstoffen zu­sammengestellt und künstlich Init Abraham in Verbindung gebracht worden; vgl. oben Ein­leitung, Anm. 4. - Der zweite Teil stellt ein kürzeres Exzerpt des schon in F1 §4 und § 6b Initgeteilten Textes dar.

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Pseudo-Hekataios I und 11

Einleitung

Unter dem Namen des hellenistischen Schriftstellers Hekataios von Abdera (um 300 v.Chr.) werden von Josephus und von Clemens von Alexandrien zwei Schrif­ten zitiert, die mit großer Wahrscheinlichkeit von jüdisch-hellenistischen Autoren stammen. Es handelt sich einerseits (Pseudo-Hekataios I) um ein Buch über die Juden, das nur von J osephus in seiner Schrift »Gegen Apion« (1183-2. 14 und 1143) benutztI und wahrscheinlich auch von Origenes (Gegen Kelsos 115) einmal er­wähnt wird und dessen genauer Titel nicht bekannt ist, zum anderen (Pseudo­Hekataios 11) um ein Buch über Abraham, dessen Titel nach Clemens (Stromata VII 3) wohl Kar:' "Aßeafto'll "al r:ov~ Alyvnr:{ov~ lautete und auf das J osephus in den »Altertümern« (115 9a) hinweist, wobei er es in diesem Zusammenhang (h54-168) bei seiner Darstellung Abrahams benutzt zu haben scheint.

Beide Schriften werden zwar häufig miteinander gleichgesetzt'. Aber das ist un­möglich. Denn I. läßt sich der Inhalt des Zitats aus PseuHek I auf keine Weise zu dem Titel von PseuHek 11 in Beziehung. setzen, und 2.. hätte es sich J osephus, wenn ihm bei Abfassung der Bücher Gegen Apion die Abraham-Schrift (pseuHek 11) vorgelegen hätte, nicht entgehen lassen, aus ihr die Bekanntschaft des (vorgeblich) nichtjüdischen Autors mit der Frühgeschichte der Juden nach­zuweisen, während er sich so mit der Mitteilung begnügen muß, daß »Hekataios« die Existenz des jüdischen Volkes zur Zeit Alexanders des Großen bezeugt (Aph83-18 5)3.

Andere Forscher haben - mit Recht - beide Schriften voneinander getrennt, aber gemeint, die Zitate in Ap I 183-2. I4 (= PseuHekI) für echte Fragmente aus einem Werk des wirklichen Hekataios von Abdera ansehen zu können, so daß es sich nur bei PseuHekll um eine Fälschung handeln würde. Diese um die Jahr­hundertwende vor allem von Anton Elter und Paul Wendland vertretene Anschau­ung hatte Hugo Willrich4 mit dem Nachweis widerlegt, daß die Fragmente die Zu-

I. Eusebios (Praep Ev IX 4) hat den letzten Teil von F I (§ 197-204) aus Josephus zitiert. 2. So z.B. Schürer m, S. 606f.; Willrich, Judaica, S. 108f. 115 f. (obwohl er S.,95 zur Tren­

nung zweier Bücher neigt); Stein, Eos 1936, S. 467-478. Das Richtige sahen Reinach S. 227; Jacoby, PW 7, Sp. 2765-2768, sowie neuerdings W. Spoerri, PWkI 2, Sp. 981; Speyer S. 160f.; Henge!, S. 295f., 301-303.

3. Überraschend ist freilich, daß sich Josephus in der später verfaßten Schrift Gegen Apion nicht mehr an das in den Altertümern benutzte Buch über Abraham erinnert. Aber auch das spricht natürlich nicht für die Identität beider Hekataios-Fälschungen; nach Ap I 183-185 ist es eindeutig, daß der hier benutzte PseuHek I über die Zeit vor Alexander dem Großen nichts be­richtete, schon gar nichts über Abraham.

4. Juden und Griechen, S. nf.; Judaica, S. 92-100.

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stände der makkabäischen Zeit erkennen lassen. Später hat Hans Lewyl noch ein­mal die Echtheit der Zitate in eindringlicher Weise verfochten, und einige Gelehrte haben sich ihm bis heute angeschlossen. Doch hat Lewy die Nachweise Willrichs nur ungenügend entkräftet und die dem Judentum nicht nur neutral-wohlwollend gegenüberstehende Haltung, sondern ausgesprochen propagandistische Ten­denz der Fragmente6 nicht berücksichtigt, und kürzlich hat Berndt Schaller ge­zeigt, daß eine - an sich tendenzfreie, daher unverfängliche - Nachricht über den Priesterzehnten (F I § 188) sich erst aus den Verhältnissen der Hasmonäerzeit erklärt7•

Angeregt sind beide Fälschungen wahrscheinlich dadurch, daß der griechische Geschichtsschreiber Hekataios von Abdera8 in seinem zur Zeit Ptolemaios'l, Lagu verfaßten Werk über Ägypten exkursweise auch über die Juden berichfete9,

wobei er - im Unterschied zu manchen anderen hellenistischen Autoren - ohne polemische Tendenz Nachrichten über Mose, das mosaische Gesetz und die Lebensweise der Juden darbot, die freilich nicht immer voll verstanden sind, also nicht von allzu intimer Kenntnis des Judentums zeugen; ein allgemeines Wissen dieser Art war in Alexandrien sicher schon zu Beginn der Ptolemäerzeit allgemein zugänglich. Allein die Tatsache, daß Hekataios nicht in feindlicher Absicht über die Juden berichtete, genügte jedenfalls, um seinen Namen unter den jüdischen Hellenisten späterer Zeit beliebt zu machen und ihn für Fälschungen zu empfehlen - wie umgekehrt die unfreundliche Erwähnung der Juden durch den etwas jün­geren Ägypter Manethon späteren Judenfeinden Anlaß gab, weitere Verleumdun-

S. ZNW 1932., S. II7-132.. Ihm folgten 1. Heinernann (PW Suppl. 5, Sp. 32.) und V. Tcheriko­ver (siehe unten Arun. 19) sowie neuerdings J. G.Gagerjr. (ZNW 1969, S. 130-139); mit gleichem Ergebnis bei anderer Argumentation F. Dornseiff (s. unten Anm. 9)' Jetzt hat sich auch M. Stern (Greek and Latin Authors I, S.2.2.-2.4) für die wesentliche Echtheit der hier als Pseudo-Heka­taios I bezeichneten Fragmente ausgesprochen, mit der Einschränkung, daß Josephus eine leicht überarbeitete Fassung benutzt habe, in der der projüdische Ton des Textes verstärkt worden sei (S. 2.4). - Der Gegenbeweis kann hier nicht bis in alle Einzelheiten geführt werden; vgl. zu­letzt Schaller (ZNW 1963, S. 15-31) sowie eine Reihe von Hinweisen bei Hengel (Anonymität S. 302.f.) und hier im Folgenden.

6. Schon Philon von Byblos konnte - nach der Mitteilung des Origenes (Contra Celsum I 15) -angesichts dieser Tendenz des ihm offenbar vorliegenden Buches (oder handelt es sich um PseuHek TI?) Echtheitsbedenken nicht unterdrücken.

7. Schaller, ZNW 1963, 2.2.-2.5. Zur Sache vgl. noch unten S. 148. 8. Seine Fragmente: FGrH 2.64 (vol. TII A, Leiden 1940). Zu Person und Werk vgl. insbeson­

dereF. Jacoby, PW 7, Sp. 2.750-2765, und FGrH TII a, Leiden 1943, S. 29-87. 9. Der Exkurs ist von Diodoros von Sizilien im Buch 40 seiner »historischen Bibliothek«

zitiert worden; uns ist diese Stelle wiederum durch ein Exzerpt des Patriarchen Photios von Byzanz erhalten (FGrH264F6). Dieser nennt freilich nicht Hekataios von Abdera, sondern Hekataios von Milet als die Quelle des Diodoros; Aber das wird seit langem als Irrtilm sei es des Diodoros, sei es - wahrscheinlicher - des Photios (odet der dazwischenliegenden handschrift­lichen Überlieferung)aufgefaßt (vgl. vor allem Jacoby, FGrH ITI a, S.46-52). Nur Dornseiff (Echtheitsfragen, S. 52-57) hat in neuerer Zeit der Mitteilung des Photios vertraut; er hält also den Milesier für die Quelle von Diodoros 40 und ermöglicht es sich so, den Abderiten als Autor des von Josephus (Aph83ff.) unter seinem Namen zitierten Textes zu »retten« (Echtheits­fragen, S. 58f.).

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gen in sein Buch einzuschieben'o. Übrigens müssen PseuHekI und PseuHeklI weder untereinander zusammenhängen noch kann man von einer direkten An­knüpfung der beiden Fälschungen an das von Hekataios Erzählte (soweit wir das aus dem Exzerpt des Diodoros noch kennen) sprechen.

Auch eine weitere Heranziehung des Hekataios von Abdera in der jüdisch­hellenistischen Literatur, nämlich seine Nennung bei Pseudo-Aristeas (§ 3 1), hat keinen erkennbaren Zusammenhang mit unseren beiden Fälschungen. Nun ist schon unklar, wie weit die Bezugnahme auf Hekataios in PseuArist 31 reichen soll. Wenn PseuArist nur die Aussage, daß die in den Gesetzbüchern der Juden »aus­gesprochenen Ansichten heilig und ehrwürdig sind«, auf Hekataios zurückgeführt wissen will, so kann das ein Verweis auf den Judenexkurs des echten Hekataios (bei Diodoros 40,6) sein, wo es heißt, daß Mose die Gesetze von Gott empfangen habe". Soll aber der ganze Inhalt von PseuArist31 (und dann auch der dazu­gehörige von PseuArist3 13-3 16) als aus Hekataios zitiert gelten (und so hat schon Josephus, AntX1I38, den Pseudo-Aristeas-Text aufgefaßt), dann ist weder der echte Hekataios noch PseuHekI oder PseuHeklI die Quelle für dieses »Zitat«I1, sondern es dürfte sich um eine freie Fiktion des Autors von PseuArist' ~ - oder aber um den Hinweis auf eine dritte auf den Namen des Hekataios gefälschte Schrift - handeln.

Pseudo-Hekataios I

Die Schrift gibt sich als Erzählung des Hekataiosim Ich-Stil; sie will also von Erlebnissen und Berührungen berichten, die Hekataios selbst mit Juden gehabt haben soll. Der Autor hält sich dabei an die Lebenszeit des echten Hekataios; jedenfalls ist, wie Josephus mitteilt (Aph84), die Schlacht des PtolemaiosI. Lagu gegen Demetrios Poliorketes (312. v. ehr.) erwähnt'4. Bei einem anderen (?) Kriegszug scheint Hekataios als Befehlshaber (oder Begleiter?) einer Truppe, die in Richtung auf das Rote Meer hin reitet, vorgestellt zu werden; auf diesem Wege wird er Augenzeuge der Episode mit dem jüdischen Bogenschützen Mosollamos, der kurzerhand den Vogel abschießt, aus dessen Verhalten soeben die Entschei­dung über Weiterrücken oder Rückzug der Truppe abgelesen werden sollte (F 1 § 201-204).

10. Dazu siehe oben bei Artapanos, Einleitung Arun. 20. 11. So z.B. Geffcken, Apologeten, S. XII mit Anm. 6; Lewy, ZNW 1932, S. II9f. 12. Auf Pseudo-Hekataios (I bzw. I und II) bezogen das Zitat z.B. Schürer (III, S.604),

Stein (Eos 1936, S. 474f.) und Schaller (ZNW 1963, S. 30) sowie jetzt wieder N. Meisner (JSHRZ II I, 1973, S. 39 und 41, vorsichtiger S. 50 Arun. 31 a). Bei dieser Annahme stellt die Abfassungszeit von PseuArist einen terminuf ante quem für PseuHek dar. Siehe noch unten S. 148.

13. So mit Jacoby, FGrH III a, S. 65f. und 69f. 14. Zur geschichtlichen Situation vgl. NothGI, S. 312f. - Jacoby (PW 7, Sp. 2767) meint,

Hekataios sei hier als Begleiter des Ptolemaios im Syrischen Kriege dargestellt gewesen. Das ist nicht ausgeschlossen. Aber möglicherweise war der Krieg nur erwähnt, um die an ihn anschlie­ßende Auswanderung vieler Juden nach Alexandria einzuleiten (FI §I86).

15. Diesen Ezelclas hält man im allgemeinen für eine fingierte Gestalt. Josephus führt ihn in

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Eine wichtige Rolle scheint im Rahmen des Buches der jüdische Hohepriester Ezekias'l gespielt zu haben; möglicherweise waren alle Angaben des Buches über jüdische Verhältnisse sowie die Berichte über Jerusalem und den Tempel auf Mit­teilungen dieses Ezekias zurückgeführt worden 16 (was J osephus in § 187 und 189 in der Weise verschleiert hätte, daß nun eben doch der Grieche Hekataios selbst als Quelle erscheint). Dann hätte der Autor an die seit Hekataios von Milet und Hero­dotos beliebte, auch von Hekataios von Abdera befolgte'7 Praxis angeknüpft, Nachrichten über fremde Völker von deren Priestern zu beziehen und dies auch literarisch so, also als »Zitat«, darzustellen'8•

Mehrfach scheint das Buch auf Auswanderungen von Juden aus Palästina nach Babyion, Phönizien und besonders nach Ägypten (Alexandrien) zu sprechen ge­kommen zu sein (FI §186. 194). Indem erzählt wird, daß Ptolemaios Lagu Juden nach Alexandrien gebracht habe, berührt sich PseuHekI mit PseuArist (§ 4. 12-27); doch sind sie nach diesem von Ptolemaios Lagu zwangsweise als Gefangene nach Ägypten gebracht und erst von seinem Nachfolger, Ptolemaios Philadelphos, frei­gelassen worden, während PseuHekI (F I § 186f.) die Freiwilligkeit ihres An­schlusses an Ptolemaios Lagu betont' 9.

Die Tendenz, die darin liegt, ist deutlich: Es soll das gute Einvernehmen zwi­schen Juden und Ptolemäern von Anfang an unterstrichen werden. Das weist auf einen ägyptischen Juden als Verfasser hin. Denn in Palästina selbst herrschten ja seit der Rückgewinnung des Gebiets durch Antiochos III. (198 v.Chr.) die Seleu­kiden·o. Im übrigen zeigt sich bei PseuHekI das Bestreben, die Juden und ihre Fähigkeiten herauszustellen, Jerusalems Schönheit und die Würde des Tempels zu preisen, die Überlegenheit jüdischen Gottesglaubens über heidnischen Aberglau­ben zu erweisen und die Treue der Juden gegenüber dem Gesetz auch unter Ver­folgungen zu rühmen. Gerade das letztere Motiv kehrt in der jüdischen Literatur der makkabäischen und der späteren Zeit immer wieder; für Alexandrien denke man etwa an das ;. und das 4. Makkabäerbuch sowieanPhilon (Vit Mos III4-16; Hypothetica I, bei Eusebios, PraepEvVIII6,9)' Ausgesprochen apologetisch ist schließlich die Behauptung in F 2, daß Alexander der Große den Juden Samaria als

seiner an sich auf Vollständigkeit angelegten Reihe der Hohenpriester in Ant. XI und xn (vgl. Schürer I, S. 18If.) nicht auf, während er den Hohenpriester Eleazaros des PseuArist - eine ähnlich historisch fragwürdige Figur - immerhin in ihr untergebracht hat. Doch hat J. G. Gager jr. (ZNW 1969, s. 130-139) aus einer Münze die Existenz eines Hohenpriesters Hiskia(= Eze­kias) zu erweisen gesucht. Das wäre für die Interpretation des Textes wichtig, genügt aber - wie auch Gager selbst weiß - allein noch nicht, um die Herkunft des Fragments vom wirklichen Hekataios von Abdera zu erweisen.

16. Das nehmen Geffcken (Apologeten, S. XIV mit Anm. 3), Jacoby (PW 7, Sp. 2767), Lewy (ZNW 1932, S; 122f.) und Stein (Eos 1936, s. 474) an.

17. So z.B. in den Aigyptiaka (FGrH264F25, bei Diodöros I 96,2 und öfter; vgl. Jacoby, PW 7, Sp. 275 8).

18. In fiktiver Weise wird dieses Stilmittel auch von Artapanos (F 3 § 8b. 35) und von Pseudo­Aristeas (§6. 128ff.) benutzt.

19. Zur historischen Frage vgl. Schürer m, S. 33f., sowie Tcherikover, Victor, Hellenistic Civilization and the Jews, 2. Aufl. Philadelphia 1961, S. 55-57 und 272.f., der freilich PseuHek I für echt und seine Nachrichten für historisch diskutabel ansieht (S. 425 f.).

20. Vgl. NothGI, S. 315.

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steuerfreies Gebiet zugesprochen habe. Denn hier sind offenbar die Nachrichten über die Schenkung dreier samaritanischer Südbezirke durch DemetrioslI. an den Hasmonäer Jonathan im Jahre 145 (I Makk II ,Hf.) auf ganz Samarien ausgedehnt, mit der Angabe über einen Steuererlaß für die Juden verknüpft und in solcher Ausweitung auf Alexander den Großen zurückdatiert worden. Das läßt sich am besten als Versuch erklären, die Eroberung Samariens durch Johannes Hyrkanos in den Jahren 128-107 v.ehr. (AntXIlIznf.; z75-z81), die von nicht jüdischen Autoren als Raubakt beurteilt worden ist", zu legitimieren".

Alle diese Züge zeigen uns einen Autor der jüdischen Diaspora, der mit einer panegyrischen und apologetischen Schrift für das Judentum werben will. Als Ab­fassungszeit ergibt sich aUs den obigen Erörterungen die Zeit nach der makka­bäischenErhebung, genauer: die Regierungsperiode des Johannes Hyrkanos (135-1°4 v. ehr.). In diese Zeit weist außer dem oben dargestellten apologetischen Versuch auch die schon früher erwähnte, ganz nebensächliche Notiz (F I § 188) über die Abgabe des Zehnten nur an die Priester unter stillschweigender Über­gehung der Leviten, an die gemäß NumI8,zQ-3Z der Zehnte in erster Instanz zu entrichten war; hier sind jene Verhältnisse vorausgesetzt, die sich erst infolge der Wirren der makkabäischen Zeit eingebürgert hatten und gerade unter Johannes H yrkanos auch rechtlich fixiert wurden' 3. So legt sich als Datum für die Abfassung der Schrift das letzte Viertel des z. Jh. v. ehr., vielleicht eher das Ende dieses Ab­schnitts, also die Zeit gegen 100 v. ehr., nahe. Daß der Ort der Abfassung in Alexandrien zu vermuten ist, jedenfalls aber im ptolemäischen Herrschaftsbereich, war oben schon gesagt. Tatsächlich herrschte um die angenommene Zeit eine enge Verbindung zwischen alexandrinischer Judenschaft und den Ptolemäern, so daß sich die regierende Kleopatra III. sogar in ihrem Kampf gegen den in Zypern residierenden Rivalen PtolemaiosIX. stark auf jüdische Truppen stützen konnte' 4•

Die Nähe des Pseudo-Aristeas-Briefes zu Pseudo-Hekataios I war schon gelegent­lich erwähnt. Doch läßt keine der Berührungen einen eindeutigen literarischen Zusammenhang oder gar ein Verhältnis der Abhängigkeit der einen von der an­deren Schrift erkennen. Da auch die Erwähnung des Hekataios von Abdera in PseuArist 3 I nicht als Hinweis auf PseuHekI zu deuten ist (vgl. schon oben S. 146), bildet die Abfassungszeit des PseuArist - entgegen der üblichen Mei­nung' l - keinen terminus ante quem für PseuHekI. Vielmehr erweisen sich beide Schriften als etwa der gleichen Zeit und Atmosphäre zugehörig·6•

:lI. Dazu (mit Belegen) 1. Heinemann, PW Suppl. 5, Sp. 8. u. Vgl. Willrich, Judaica, S. 97, und bes. Stein, Eos 1936, S. 467-472.. 2.3. Belege bei Schaller, ZNW 1963, S. 2.3-2.5. 2.4. Vgl. V. Tcherikover, Civilization (oben Anm. 19), S. 2.83. - Dagegen spiegelt das jüngere

3. Makkabäerbuch das inzwischen erheblich getrübte Verhältnis der Ptolemäer zu den Juden gegen Ende des I.Jh.v.Chr. in die Zeit des Ptolemaios IV. Philopator (ul-2.04 v. Chr.) zu­rück; siehe 1. Heinemann, PW Suppl. 5, Sp. 7f.; EißfE S. 789.

2.5. Vgl. 2uletzt wieder Schaller, ZNW 1963, S. 3of. Das dort von Willrich (Judaica, S. 99f.) übernommene Argument ist nicht schlüssig, da bei PseuArist die Einstellung des Ptolemaios Lagu zu den Juden nur negativ erscheint, ein Einfluß von PseuHek I her also gerade nicht vor­liegen dürfte. Eher möchte man die Rückdatierung des positiven Verhältnisses schon in die Zeit des I. Ptolemäers für die jüngere Variante halten. - Wenn Jacoby (FGrH Irr a, S. 66) vor-

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Pseudo-Hekataios II

Von stärker propagandistischer als apologetischer Tendenz getragen und der lite­rarischen Form nach anders angelegt als die erzählende Schrift Pseudo-HekataiosI war offenbar das Buch »Über Abraham und die Ägypter« (Pseudo-HekataiosII). So würde es im Rahmen dieses Gesamtwerkes eigentlich an eine andere Stelle gehö­ren. Dennoch soll es - gerade auch um der Verwechslung oder Identifizierung beider Schriften vorzubeugen - an dieser Stelle behandelt werden.

Der bei Clemens überlieferte Titel Ka-c' "AßeaflOv ~at -cov~ Alyv1t-ctov~ ist zwar nicht ganz sicher zu deutenZ7, aber als authentisch ebensowenig zu bezwei­feln wie die Existenz des Buches überhaupt. Johannes Geffcken hatte die Annahme vertreten, der einfache Titel »Über Abraham«, wie er sich aus Josephus (AntI 159) ergebe, sei nachträglich aus apologetischen Gründen mit dem des echt hekatäischen Buches Aigyptiaka, in dem der Exkurs über die Juden stand (siehe oben S. 145), kontaminiert worden· 8• Aber diese Annahme ist ebenso kompliziert wie unnötig. Jedenfalls spricht Clemens in dem Zusammenhang, in dem er das Buch zitiert (Strom. VII 3), sonst weder von Abraham noch von den Ägyptern; mindestens er hat also die (gefälschten) »Sophokles«-Verse in einem so überschriebenen Buch gelesen' 9• Und andererseits ist es wahrscheinlich, daß Josephus - so wie es für seinen Zweck genügte - gar nicht beabsichtigte, den Titel des Buches in AntI 15 9 vollständig und genau wiederzugeben. Jedenfalls ergibt die Analyse des Zu­sammenhangs bei J osephus, daß er für seinen ganzen Bericht über Abraham (Anth 54-241) neben der Bibel (Gen 12-25) und wenigen ausdrücklich angege­benen Zitaten (AntIl58 aus Berossos; h 5 9b-1 60 aus Nikolaos von Damaskus; 1239-241 aus Alexandros Polyhistor bzw. wieder aus Kleodemos Malchas) nur

aussetzt, daß PseuArist den PseuHek I »für seine Rahmenerzählung frei benutzte«, so ließe sich m. E. eher umgekehrt sagen, daß PseuHek I manche Anregung aus PseuArist entnahm. Freilich nimmt Jacoby an, daß PseuHek I F 2 mehr umfaßte als nur das kurze Stück ApTI43, daß vielmehr Josephus auch im folgenden (ApTI44-47) noch auf PseuHek I basiert. Doch scheint mir eindeutig, daß Josephus von § 44, spätestens von § 45 an wieder PseuArist ausschreibt, den er nirgends nennt, wenn er ihn benutzt (vgl. Schürer TII, S. 34)' Dann aber ist die Berührung zwischen PseuHek I und PseuArist nicht so eng, wie es sich für Jacoby darstellt.

26. Auch für PseuArist führen manche Gründe auf die Zeit um 100V.Chr. (vgl. z.B. P. Wendland, in: KautzschAP TI, S. 3; Bickermann, Elias: Zur Datierung des Pseudo-Aristeas, ZNW 29, 1930, S. 280-298). Etwas frühere Zeit - zwischen 127 und 118 v. Chr. - nimmt jetzt N. Meisneran (JSHRZ TI 1,1973, S. 43). - Übrigens mächte Denis (Introduction, S. 266), freilich ohne Entschiedenheit, für PseuHek I eine noch frühere Zeit, um 170 v.Chr., zur Diskussion stelleri, unter der Voraussetzung, es handele sich um einen ehemaligen Palästiner aus dem Kreis um den Hohenpriester Onias, der mit ihm zusammen in Ägypten Zuflucht gesucht habe. Mir scheinen die oben gegebenen Argumente für eine spätere Zeit zu sprechen.

27. Otto Stählin übersetzt ihn: »Über die Zeit des Abramos und der Ägypter« (in: Des Clemens von Alexandreia ausgewählte Schriften, übersetzt von O. Stählin, IV, München 1937 [BKV II. Reihe 19], S. 213).

28. Geffcken, Apologeten, S. XVI; ebenso Schaller, ZNW 1963, S. 16 Anm. 6. 29. Auch die gräzisierte Namensform "Aßeap,o" die bei Clemens einmalig ist (er schreibt

sonst Aßeaap,), weist auf eine ihm vorliegende Quelle hin, die aber nicht Josephus gewesen sein kann, da dieser ja weder den ganzen Titel nennt noch sonstige Andeutungen über den In­halt des Buches macht.

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noch eine zusätzliche Quelle benutzte, und diese sprach von Abrahams Beziehungen zu den Ägyptern und seinen philosophischen Anschauungen (AntI I 5 4b-157 und 161 sowie 165b-168). So gibt gerade die bei Clemens gebotene vollständige Form des Titels den Anlaß, diese Quelle mit jener »hekatäischen« Schrift zu identifizie­ren, auf die auch Josephus selbst mittendrin (Anth59) verweist30.

Dann ergibt sich vom Inhalt des Buches folgendes - natürlich hypothetisches -Bild: Abraham benutzte seinen Aufenthalt in Ägypten (GenIZ,lo-2o) zu aus­gedehnten religionsphilosophischen Erörterungen mit ägyptischen Priestern, aus denen seine - auch von den Ägyptern anerkannte - geistige Überlegenheit hervor­geht. Dies dürfte etwa der erzählerische Rahmen der Schrift gewesen sein, während im Mittelpunkt die Darlegung der Lehren Abrahams stand. Die Kenntnis der Arithmetik und Astronomie, die Abraham den Ägyptern übermittelt, hat er seinerseits von den Chaldäern übernommen. Aber seine theologischen Anschauun­gen hat er in Abwendung von dem Gestirnglauben seiner chaldäischen Heimat und in klarer Antithese dagegen entwickelt: Gott ist Einer; ihm sind auch die Ge­stirne untergeordnet, was sich aus ihrer Unfähigkeit, ihre Bahnen aus eigener Kraft in Ordnung zu halten, ergibt; sofern die Gestirne also das Schicksal des Menschen zu beeinflussen scheinen, sind sie darin nur Ausführende des Willens Gottes. Alle diese Weisheit gelangte von den Ägyptern aus zu den Griechen; in solchem Zu­sammenhang ist wohl der Ort für das angebliche »Sophokles«-Zitat (F 2): Das Bekenntnis zum Monotheismus aus so hervorragendem Dichtermund3 I stimmt nicht nur mit Abrahams Auffassung überein, sondern ist von ihm - als dem viel Älteren - abhängig und auf dem Wege über Ägypten an die Griechen gelangt. Pseudo-HekataiosII handelte also tatsächlich »über Abraham und die Ägypter«: war Abraham die Quelle aller wahren Weisheit, so war Ägypten ihr Umschlagplatz.

Die propagandistische Tendenz ist deutlich. Wir haben es mit einer der zahl­reichen vom hellenistischen Judentum ausgearbeiteten Varianten32 der An­schauung mancher hellenistischer Autoren jener Zeit zu tun, daß die griechische Kultur und Religion von der viel älteren des Orients, namentlich Ägyptens her­zuleiten sei; gerade auch von Hekataios von Abdera ist diese Meinung überliefert (pGrH264F25, bei Diodoros 169.77.96-98), was die Anknüpfung an seinen Namen noch erleichterteH.

Über Abrahams Stellung zu dem für seine Heimat Chaldäa charakteristischen Sternglauben (die Astrologie war ja die eigentliche XaÄ.<5ai·~~ b'{,uJT:~P,'fJ) ist sowohl im palästinischen wie im alexandrinischen Judentum immer wieder - und in ver­schiedenen Spielarten - nachgedacht worden. Für das hellenistische Judentum finden sich Belege bei Artapanos (FI §18,1), Pseudo-Eupolemos (PI §I7,3f.

30. Die §§ l6l und 165b-16S hat zuerst Willrich (Judaica, S. 10Sf.) dem Pseudo-Hakataios (TI) zugewiesen; doch hängen auch die §§ IHb-l57 sachlich damit zusammen, vgl. Walter, Thoraausleger, S. 195-200.

31. Ganz offenbleiben muß die Frage, ob Clemens auch die in Strom I 114, 1-3 folgenden Zitate aus Euripides (F 941 und 593 TGF) und Aischylos (F 70 TGF) bei PseuHek II gefunden hat.

32. Zum Folgenden vgl. Walter, Thoraausleger, S. 44-51. 33. Vgl. auch Artapanos, Einleitung, oben S. 123.

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und 8), in den Sibyllinen (SibIII:n8ff., bes. 2.2.7f., wo jede Beschäftigung Abra­hams mit der Astrologie ausdrücklich abgestritten wird), bei Philon (Abr 69-71.77 u.a.m.) sowie in der Rezension B des jüdisch-orphischen Gedichts H •

Die »ägyptozentrische« Darstellung - etwa im Unterschied zu der bei Pseudo­Eupolemos, in der die Bedeutung Ägyptens zugunsten derer von Phönizien herab­gedrückt wird (siehe oben S. 138) - läßt auch für Pseudo-HekataiosII auf einen jüdischen Hellenisten Alexandriens als Autor schließen. Über die Zeit der Ab­fassung der Schrift läßt sich nichts sagen, außer daß sie vor J osephus liegen muß; man kann also vom letzten vorchristlichen Jh. bis in die Mitte des 1. Jh. n. ehr. hinabgehen.

Denn aus der Zitierung der »Sophokles«-Verse läßt sich die Zeit nicht genauer bestimmen, da ihre Entstehungszeit gleichfalls unbekannt ist. Die in der Literatur seit SchürerH immer wieder vertretene Auffassung, der Autor von PseuHek (I und II) sei auch der Erfinder der monotheistischen Verse, die griechischen Dich­tern untergeschoben wurden, ist unhaltbar. Denn abgesehen von den Siebener­versen unter den Namen von Hesiod, Homer und Linos und von dem jüdisch­orphischen Gedicht, die in andere überlieferungsgeschichtliche Zusammenhänge gehören, handelt es sich bei der Hauptmasse dieser Verse um eine in sich zusammen­hängende Fälschung mit einheitlichem Thema, die sich ursprünglich wohl als Gnomologion von Versen griechischer Dramatiker (Aischylos, Sophokles, Euri­pides, Philemos, Diphilos, Menander) mit verbindendem Kommentar gab, so daß eine geschlossene kleine Abhandlung über die Bezeugung des Monotheismus durch griechische Dichter entstand. In dieser Gestalt ist das Gnomologion offenbar ziem­lich unverändert in die pseudojustinische Schrift De monarchia (2.-4) eingegangen, ohne daß dort etwas über »Hekataios« als Autor verlautete. Das Gnomologion ist also weder mit dem Abrahambuch des Pseudo-HekataiosII identisch, noch ist es vom gleichen Autor verfaßt und diesem Buch sozusagen als poetische Einlage ein­verleibt worden. Vielmehr läßt sich nur soviel sagen, daß PseuHekII eines der Gedichte dieses Gnomologions (und zwar nicht einmal das erste, wie meist be­hauptet wird; das erste dürfte vielmehr das unter Aischylos' Namen gehende Gedicht gewesen sein) zitierte, daß das Gnomologion also älter ist als PseuHekII.

Mit dieser Scheidung zwischen Gnomologion und PseuHek TI sind zugleich alle Vermutungen über die Entstehungszeit der beiden literarischen Produkte, die von ihrer Zusammengehörigkeit ausgehen und etwa noch die angeblichen Beziehungen zu Aristobulos voraussetzen, hinfällig, so insbesondere der Ansatz von Schürer, der Pseudo-Hekataios (I + TI + Gnomologion) noch vor 200 v. Chr. entstanden dachte, weil er ferner voraussetzte, daß PseuArist 3 I schon PseuHek zi­tiere, wobei seiner Meinung nach Pseudo-Aristeas älter sein sollte als der um die Mitte des 2.Jh.v.Chr. schreibende Aristobulos.

H. Dazu vgl. Walter, Thoraausleger, S. 226f. Anm. 5 und S. 232f. - Aus der palästinischen Literatur ist vor allem auf Jubil. uf. hinzuweisen. Rabbinisches bei Bill TI, S. 403f.; m, S. 2uf. und 541; vgl. noch Vermes, Geza: Scripture and Tradition in Judaism, Leiden 1961 (SPB 4), S. 8If., und zum Ganzen: Sandmel, Samuel: Philo's Place in Judaism: A Study of Conceptions of Abraham in Jewish Literature, Cincinnati 1956.

35. Schürer m, S. 596f. - Das Folgende ist eine Zusammenfassung von Ergebnissen meiner Untersuchungen zur Sache in: Walter, Thoraausleger, S. 172-201.

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Literaturverzeichnis

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Übersetzung

Pseudo-Hekataios I

FI JOSEPHUS, AP I 183b-zo5a. zI3b-zI4a 183 b Aber Hekataios der Abderite, ein ebenso philosophisch gebildeter wie für (die Darstellung) geschichtliche( r) Ereignisse zuständiger Mann, der gleichzeitig mit dem König Alexandros wirkte und auch (noch) zur Zeit des Ptolemaios Lagua lebte, (erwähnte) die Juden nicht nur beiläufig, sondern schrieb eigens über sie ein Buchb, aus dem ich abschnittsweise einiges von dem, was (darin) gesagt wird, kurz wiedergeben will. 184 Doch zuerst will ich die Zeit bestimmen: er erwähnt nämlich die Schlacht des Ptolemaios bei Gazaa gegen Demetriosb ; die aber fand im I I. Jahre nach Alexandros' Tode statt, in der II7.0IYmpiadec, wie Kastor berichtet. 185 Era sagt nämlich, nach vorheriger Nennung dieser OlYmpiade: »Während dieser besiegte Ptolemaios Lagu in der Schlacht bei Gaza Demetrios, den Sohn des Antigonos, mit dem Beinamen Poliorketes«. Allgemein herrscht Übereinstimmung, daß Alexandros in der I I 4. OIYmpiadeb gestorben sei. (Aus dem Folgenden) geht also klar hervor, daß unser Volk zur Zeit jenes ( Ptolemaios) wie auch (schon) zur Zeit Alexandros' blühte.

186a Zurück Zu Hekataios! Er sagt nun folgendes: Nach der Schlacht bei Gaza sei Ptolemaios Herrscher der Gebiete um Syrien geworden, und viele der (dort wohnenden) Menschen, die die Güte und Menschenfreundlichkeit des Ptolemaios erfahren hatten, hätten mit ihm nach Ägypten aufbrechen und an (seinen) Unternehmungen teilnehmen wollen. 187 Einer von ihnen war - so sagt er - Ezekiasa, ein Hoherpriester der Juden, ein Mann von etwa 66 Jahren, von hohem Ansehen bei seinen Landsleuten und charakterlich höchst besonnen, zudem auch der Rede mächtig und in den (Regierungs-) Geschäften erfahren wie nur einer. 188 Übrigens - sagt er - gibt es (bei) den Juden an Priestern, die den Zehnten von den (landwirtschaftlichen) Pro-

ZuF 1

183 a) Ptolemaios I. (Soter), Sohn des Lagos, Heerführer unter Alexander dem Großen, nach dessen Tode (323 v. Chr.) erster hellenistischer Herrscher (König von 305-285). b) Dasselbe betont Josephus noch einmal Ap I 2I3f.

184 a) Im Jahre 312v.Chr. (vgl. dazu NothGI, S. 313). b) Demetrios Poliorketes, Sohn des Antigonos, eines anderen Heerführers Alexanders, der nach dessen Tode die Alleinherrschaft über das ungeteilte Reich beanspruchte. c) 312-309V.Chr.

185 a) Kastor von Rhodos, FGrH 250 F 12. b) 324-32IV.Chr.

186 a) Die genaue Abgrenzung zwischen Referat des Josephus (Kursivdruck) und wörtlichem Zitat ist nicht überall ganz klar.

187 a) Zur Frage der Historizität eines Hohenpriesters Ezekias vgl. Einleitung, Anm. 15.

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dukten empfangena und die öffentlichen (Finanzen) verwalten, höchstens etwa 1500.

189 Indem er wieder auf den zuvor genannten Mann eingeht, sagt er: Dieser Mensch, der eine so hohe Ehre(nstellung) erlangt hatte und mit uns (eren Verhältnissen?)a vertraut war, nahm einige seiner Leute zu sich und erläu­terte ihnen die ganze Andersartigkeit (griechischer Lebensweise?)a; er hatte nämlich schriftliche (Aufzeichnungen über) ihre Ansiedlung(sgeschichte?)a und ihre Verfassung bei sich.

190 Danach zeigt Hekataios wiederum, wie wir uns den Gesetzen gegenüber ver­halten: dt7ß wir, UJl1 sie nicht übertreten Zu 17JÜSSen, es vorziehen, alles Zu erdulden, und das für gut und recht halten. 191 Demnach - so sagt er -, wenn sie auch von allen Nachbarn und Besuchern.verleumdet und oftmals von den persischen Königen und Satrapen gedemütigt werden, können sie doch von ihrer Über­zeugung nicht abgebracht werden, sondern sie setzen sich, in diesen Dingen völlig wehrlos, Schikanen und darüber hinaus (sogar) schrecklichsten Todes­arten aus, um nur die (Überlieferungen) der Väter nicht verleugnen zu müssen. 192 Er bietet auch nicht wenige Beispiele für die standhafte Gesinnung, wenn es um das Gesetz geht; so erzählt er etwa: Als Alexandros einst in Babyion war und sich vornahm, den eingestürzten Tempel des Belos (für den Wie­deraufbau) aufzuräumen, und allen seinen Soldaten in gleicher Weise befahl, den Schutt wegzuschaffen, da hätten sich lediglich die Juden nicht daran gehalten, sondern hätten viele Mißhandlungen ausgehalten und hohe Strafen bezahlt, bis der König ihnen verziehen und ihnen Straferlaß gewährt habe. 193 Außerdem - so sagt er -, als die zu ihnen ins Land kommenden (Frem­den) Tempel und Ältäre bauten, rissen sie diese sämtlich nieder; und dafür mußten sie zum Teil den Satrapen Strafgelder bezahlen, in einigen Fällen erlangten sie aber auch Verzeihung. Und er fügt hinzu: Angesichts dieser (Vorkommnisse) ist es recht, sie zu bewundern.

194 Er spricht auch davon, daß unser Volk sehr reich an Einwohnern sei. Viele unserera Leute nämlich - so sagt er -, Ua) Zehntausende von ihnena haben zu­nächst die Perser als Deportierte nach Babyion gebracht, und (dann), nach des Alexandros Tode, sind ebenfalls nicht wenige der unruhigen Verhältnisse

188 a) Zu dieser Angabe vgl. Einleitung S. 148. 189 a, a, a) Der Sinn kann hier nw: geraten werden. Hält Ezekias für seine Landsleute Kurse in

vergleichender Staatsbürgerkunde anhand der Thora (einschl. Josua) bzw. entsprechender griechischer Darstellungen? Andere entnehmen dem Satz, daß der Autor eine Darstellungs­form gewählt habe, nach der »Hekataios« selbst seine Kenntnisse jüdischer Verhältnisse von Ezekias bezogen haben will, ähnlich der literarischen Fiktion des Pseudo-Aristeas. Vgl. Ein­leitung S. 147 (Anm. 16).

194 a, a) Der Personenwechsel (zunächst iJp.ÜYJI, dann atlrÜYJI) ist wohl am besten unter der Vor­aussetzung zu erklären, daß erst J osephus, nachher »Hekataios« spricht. Doch läßt sich av-rwv auch auf die Perser beziehen: »ihre, d.h. die von ihnen, Deportierten«.

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in Syrien wegen nach Ägypten und Phönizien ausgewandert. 195 Der gleiche Autor berichtet auch von der Größe und Schönheit des Landes, das wir be­wohnen. Denn fast drei Millionen Arurena besten und fruchtbarsten Landes bewohnen sie - so sagt er -; so groß ist nämlich J udäa.

196 Aber davon, daß wir Hieroso(yma selbst, eine sehr schöne und große Stadt, seit alters bewohnen, und über die Einwohnerzahl und die Anlage des Tempels berichtet er so: 197 Die Juden haben einerseits viele Festungena über das Land hin (ver­streut) sowie Dörfer, andererseits aber eine befestigte Stadt mit einem Umfang von knapp 50 Stadienb, in der etwa 120000 Menschen wohnen und die sie Hierosolyma nennen. 198 Dort gibt es, ziemlich genau in der Mittea der Stadt, einen mit einer Steinmauer umfriedeten Bezirk von etwa 5 Pleth­renb Länge und 100 Ellene Breite mit doppelten Toren, in dem sich ein vier­eckiger Altar befindet, der aus unbehauenen rohen Findlingen zusammen­gesetzt ist, 20 Ellen im Quadrat und 10 Ellen hoch. Neben diesem (steht) ein großes Gebäude, worin sich ein Altard und ein Leuchter befinden, beide aus Gold und Ge) 2 Talente schwer. 199 Auf ihnen brennt Licht, das nachts und tags nicht verlöscht. Ein Gottesbildnis gibt es nicht, auch überhaupt kein Weihgeschenk, und eine Anpflanzung, so etwas wie einen heiligen Hain oder dergleichen, gibt es (ebenfalls) ganz und gar nicht. In diesem (Bezirk) halten sich Tag und Nacht Priester auf, die bestimmte heilige Riten voll­ziehen und überhaupt keinen Wein im Tempelbereich trinken.

200 Außerdem bezeugt (Hekataios), daß wira mit dem König Alexandros und später auch mit seinen Nachfolgern in den Krieg gezogen sind. (Seine Erzählung von der) Tat eines jüdischen Mannes während des Feldzuges, die er selbst miterlebt hat, will ich hierhersetzen. 201 Er sagt so: Als ich zum Roten Meer hin zog, be­fand sich im Gefolge unter den anderen Reitern, die uns geleiteten, <ein Jude)a namens Mosollamos, ein sehr beherzter Mann und nach allgemeiner Meinung der beste Bogenschütze unter Griechen und Nichtgriechen.

195 a) I ägyptische Arura = 0,Z756 ha; also 3°00000 Amren = 8z68 qkm. Diese Angabe ist wesentlich angemessener als die übertriebene bei PseuArist II6 (60000000 Aruren = 165360 qkm).

197 a) Das entspricht erst der Makkabäerzeit, vgl. I Makk 9,50-53 u.ö. b) Etwa 9 km. Vgl. PseuArist 106 und Timochares (bei Eusebios, Praep Ev IX 35,1): 40 Sta­dien = etwa 7 Y2 km.

198 a) Der Autor kennt also Jerusalem nicht aus eigener Anschauung. b) I Plethron = 3°,83 m. c) I Elle = 0,45 m. d) Der Räucheraltar im Heiligtum war auch nach I Kön 7,48 golden. e) I Talent = H kg.

zoo a) Statt C1vvecneaTevC1aVTO (so die Eusebioshandschriften) ist wohl mit der Josephushand­schrift LC1vvecneaTeVopev oder aber C1vvecneaTevC1ap.ev zu lesen.

ZOI a) Niese hat 'wohl mit Recht vorgeschlagen, statt des überlieferten' IovfJalw'P (»unter den anderen jüdischen Reitern«) zu lesen: ' IovfJaio!; •.

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202 Als (einmal) unterwegs viele a(unschlüssig) hin- und herrittena und ein Seher einen Vogel beobachten wollte und verlangte, daß alles anhalten sollte, da fragte dieser Mann, warum man denn warte. 203 Als nun der Seher ihm den Vogel zeigte und erklärte, es sei für alle das beste, zu warten wenn der dort (sitzen) bleibe, oder vorzurücken, wenn er sich aufmache und vorwärts fliege, oder wieder umzukehren, wenn er nach rückwärts (fliege), da sagte (Mosollamos) kein Wort, spannte seinen Bogen, schoß, traf und tötete den Vogel. 204 Als darauf der Seher und einige andere sich sehr erregten und ihn verfluchten, sagte er: »Was regt ihr euch auf, ihr aber­gläubischena Leute?« Dann nahm er den Vogel in die Hand und sagte: »Wie sollte denn der, der nicht vorher wußte, (was für) seine eigene Rettung (das Beste war), uns etwas Vernünftiges über unseren Marsch künden? Wenn er die Zukunft hätte vorauswissen können, wäre er nämlich gar nicht an die­sen Ort gekommen, aus Furcht davor, daß ihn der Jude Mosollamos mit dem Pfeil töten würde.«

Aber damit sei's genug der Zeugnisse des Hekataios; 205 a diejenigen} die mehr (davon) kennenlernen wollen} können ja leicht das Buch selbst lesen. (In § 205b-212 gibt Josephus ein längeres Referat und Zitat aus Agatharchides von Knidos [FGrH 86 F 20a]. Danach äußert er sich über den Historiker Hieronymos von Kardia [FGrH 154] :)

2 I 3 b Hierorrymos nämlich, der Verfasser der Geschichte der Diadochen, lebte gleich­zeitig mit Hekataios, und als Freund des Königs Antigonos wurde er mit der Verwaltung Syriens beauftragt. 214a Aber während Hekataios ein (eigenes) Buch über uns schrieb, hat Hierorrymos (uns) nirgends in seiner Geschichte erwähnt, obwohl er sich doch in einer Gegend ganz in der Nähe aufgehalten hat.

F2 JOSEPHUS, AP II 43 43 Er (d. i. Alexander der Große) schätzte nämlich unser Volk} wie auch Heka­taios im Blick auf uns sagt: Wegen der Zuverlässigkeit und Treue, die ihm die Juden erwiesen, schlug er ihnen das Land Samaria als abgabenfreies Gebiet zua•

202 a-a) So dürfte 6taßa6tT;6VTwv nOAAwv zu deuten sein. 204 a) 'H:uxor'Jatp.ove, eigentlich: »von einem bösen Dämon besessen«.

ZuF 2 43 a) Dazu vgl. Einleitung S. 147f. - Das Zitat aus PseuHek I dürfte schon hier enden. Jacoby

(FGrH264F22) nimmt auch das Folgende (ApII44-47) noch mit. hinzu; doch basiert Josephus in diesem Abschnitt auf PseuArist 13ff. Wenn er auch in 44a die Stellung des Ptole­maios Lagu zu den Juden günstiger darstellt als PseuArist (bzw. Ungünstiges wegläßt) und damit anPseuHekIF 1, § 1 86 erinnert, so dürfte doch selbst § 44a nicht mehr. zum »Hekataios«­Text gehören. Vgl. noch Einleitung, oben S. 148, ~. 25.

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Pseudo-Hekataios II

F1 JOSEPHUS, ANT I 154-168 (154a: Abraham zieht in seinem 75. Lebensjahr mit Sara und seinem Neffen Lot aus Chaldäa nach Kanaan.)

154ba (Abramos hatte) ein erstaunliches Verständnisb für alle Dinge, wußte seine Zuhörer zu überzeugen und irrte nie bei den Schlußfolgerungen, die er zog. 155 Deshalb, nachdem er begonnen hatte, sich bessere Vor­stellungen von der Tugend zu bilden als die anderen, erkannte er (die Not­wendigkeit), auch die Meinung über Gott, wie sie (damals) allgemein herrschte, zu erneuern und durch eine richtigere zu ersetzen. So unternahm er es als erster, die Meinung zu äußern, aGott sei der Eine Schöpfer aller Dingea, und jedes von den übrigen (also: den geschaffenen) Dingen, sofern es zum Glück (der Menschen) beitrage, gewähre das nach seinem (d. i. : Gottes) Ratschluß und nicht aus einem ihm selbst innewohnenden Vermögen. 156 Er schließt dasa aus den Veränderungen, (die) mit Erde und Meer (vor sich gehen), und (überhaupt) aus allen Vorgängen am Himmel sowie an Sonne und Mond. Denn wenn sie (d. i.: die genannten Naturgrößen) die Kraft (dazu) hättenb, würden sie (wohl selbst) dafür sorgen, daß bei ihnen alles in rechter Ordnung (verläuft); da ihnen aber solche (Kraft) fehle, sei es offenkundig, daß sie auch das, was sie uns zu Nutz und Frommen bewirken, nicht aus ihrem eigenen Vermögen 'Vollbringen, sondern aus der Kraft dessen, der ihnen gebietet, dem deshalb mit gutem Recht allein Ehre und Dank zu erweisen sei. 157 Als um dieser (Ansichten) willen die Chaldäer und die anderen Einwohner Mesopotamiens sich gegen ihn erhoben, be­schloß er umzusiedeln und nahm nach Gottes Willen und mit seiner Hilfe das Land Chananäa in Besitz, ließ sich dort nieder) baute einen Altar und brachte Gott Opfer dar.

(In 15 8 gibt Josephus ein von ihm auf Abraham bezogenes Zitat aus Berossos [FGrH68oF6].)

15 9a Hekataios aber hat noch mehr getan) als (ihn) a nur Zu erwähnen; er hat näm­lich ein Buch) das er (eigens) über ihn verfaßt hat) hinterlassen.

(Es folgt in 159b-160 ein Zitat über Abraham aus Nikolaos von Damaskus [FGrH90FI9]')

ZuF 1 154 a) Zur Begründung der Zuweisung des hier dargebotenen Textes an Pseudo-Hekataios n

vgl. Einleitung S. 149f. (mit Anrn. 30). Kursiv sind außer der Zwischenbemerkung § 159aallch die Sätze gesetzt, die auf dem biblischen Bericht (Gen 12,I-Z0) beruhen.

-b) Statt avveilla, ist mit Nieses Editio minor nach den Handschriften MSPL (JVJIuh>~ zu lesen.

155 a-a) Oder: Gott, der Schöpfer aller Dinge, sei Einer. 156 a) Zu diesen Gedanken als Gedanken Abrahams vgl. ApcAbr 7(ff.), auch Ma'asc Abraham 43

(ed. Horovitz), zitiert bei Bill m, S. Hf. b) Nach Nieses Konjektur ist wohl "äll statt "ai zu lesen.

159 a) Nämlich: Abraham; vgl. § 158.

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161 Als aber einige Zeit später eine Hungersnot Judäaa bedrückte, entschloß sich Abramos, der erfahren hatte, daß es den Agyptern gut gehe, sich Zu ihnen Zu begeben, um an ihrem Überftuß teilzuhaben und (zugleich) von den Priestern zu hören, was sie über die Götter zu sagen wüßten. Er wollte nämlich entweder ihnen fol­gen, wenn sie sich als überlegen erweisen sollten, oder aber sie eines Besseren zu belehren versuchen, sofern er über die besseren Einsichten verfügte.

(16z-165a: Erzählung von der Gefährdung der Sara nach Gen lZ,10-Z0. Nach der Aussöh­nung zwischen Abraham und dem Pharao heißt es:)

165b (Abramos) hatte mit den Verständigsten der Ägypter Umgang, und es geschah, daß seine Tugend und der Ruhm ihretwegena von da an immer stärker ans Licht traten. 166 Da die Ägypter ganz verschiedenen Bräuchen zuneigten und jeweils die Riten der anderen verunglimpften und deshalb einander nicht wohlgesonnen waren, unterhielt er sich einzeln mit ihnen allen, machte die Erläuterungen, die sie über ihre eigenen Bräuche abgaben, schlecht und wies nach, daß sie sinnlos seien und kein Stückchen Wahrheit enthielten. 167 Als er nun von ihnen bei diesen Zusammenkünften als der Verständigste bewundert wurde und als ein Mann mit nicht nur erstaun­licher Denkfähigkeit, sondern auch Überzeugungskraft, wenn er (zu Dingen) das Wort nahm, über die zu lehren er sich anschickte, da schenkt er ihnen die Rechenkunst und übermittelt ihnen die (Kenntnis der) Astronomie. 168 Denn vor der Ankunft des Abramos wußten die Ägypter von diesen Dingen nichts; denn diese Kenntnisse sind von den Chaldäern her nach Ägypten gekommen, von wo aus sie dann auch zu den Griechen gelangten.a

Fz CLEMENS VON ALEXANDRIEN, STROM V II3,I-Z

1 Sophokles - wie Hekataios, der Verfasser der Geschichtswerke, in seinem (Buch) »Über Abramos und die Agypter« sagt - ruft ohne Umschweife auf der Bühne aus:

za Ein einziger in Wahrheit, einer nur ist Gott; Er schuf den Himmel und das weite Erdenrund, Des Meeres finstre Wogen und des Sturms Gewalt; Wir Menschen aber, oft verwirrt in unserm Sinn,

161 a) Andere Lesart: Chananäa. 165 a) Auf Sara (vgl. Gen I.2.,14f.) oder auf Abrahams Tugenden zu beziehen. 168 a) Ob der letzte Satz noch zum Text des PseuHek 11 gehört oder einen Kommentar des

Josephus darstellt, kann man fragen. Zur Sache vgl. Einleitung S. 150 mit Anm. 32-33.

ZuF 2

2 a) Die Übersetzung der Verse folgt derjenigen von Otto Stählin, in: Des Oemens von Alexan­dreia ausgewählte Schriften, IV, München 1937 (BKV 11. Reihe 19), S. 213.

159

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Errichteten zum Trost für alles Ungemach Aus Stein uns Götterbilder und Gestalten auch~ Aus Erz und Gold gefertigt oder Elfenbein; Und diesen Opfer und der Feste eitle Pracht darbringend halten wir solch' Tun für Frömmigkeitb•

b) Es folgen bei Clemens in 114,1-3 Verse von Euripides (F 941 und 593 TGF) und Aischylos (F 70 TGF). Ob auch diese Verse noch bei Pseudo-Hekataios II standen, läßt sich nicht sagen. Dazu vgl. Walter, Thoraausleger, S. 197.

160

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Namenregister

Stellenangaben in Klammern weisen darauf hin, daß der Name an der betreffenden Stelle nicht genannt, aber gemeint ist, oder daß er auf Konjektur beruht, oder daß der Text nicht dem be­tteffenden Autor zugehört. - (?) bedeutet, daß die Nennung oder die Schreibung des Namens vermutlich auf einem Versehen beruht.

Für das Stichwort ist jeweils die gebräuchliche Namensform benutzt; gegebenenfalls wird danach diejenige Form angeführt, die im betreffenden Text verwendet ist.

Aaron; Artap F 3 § 17.22 Abraham: Abraam; Artap F 2

§ I; F 3 § I; PseuEup F I §3-8;F2(§2a) Abraamos; Kleod F I § 240; ArtapF I § I Abramos; PseuEup F 2 § 2b; PseuHek TI Über­schrift; F I (§ 154.161. 165 b) 168

Adam; Eup F 5 § 4 Ägypten; Eup F 2 § 30,4;

31,1; 34,17; F 5 § 5; Artap F I § I; F 2 § 1-3.(4b Zu­satz); F 3 § 3.7.15-19.21.28; PseuEup F I § 6; F 2 § 2 b; PseuHek I F I § 186.194; PseuHek TI F I § 168

Ägypter; Eup F 2 § 34,17; Artap F I § I; F 2 § 2.-4; F 3 § 1.(IO?).I3·19·22.p. 34.35.37; PseuEup F I § 6-9; PseuHek TI Über­schrift; F.I § (I6I).I65b. 166.168

Äthiopien; Artap F ; § II

Äthiopier; Artap F ; § 7.10; PseuEup F I § 9

Afrika: Aphrika; Kleod F I § 241

Alexandros (der Große); PseuHek I F I § (18;-185) 192.194

Amnian(itis); Eup F 2 § ;;,1 Ammaniter; Eup F 2 § ;0,; Antaios (libyscher Riese) ;

Kleod F I § 241 Aphras (Stadt); Kleod F I

§ 241

Aphrika s. Afrika Araber; Artap F 2 § I; F ;

§ 19 Arabien; EupF2 §;0,7;;;,I;

Artap F ; § 17.19.34

Armenier; PseuEup F I § 4 Asbolos (mit Kusch gleichge­

setzt); PseuEup F I § 9 Asseneth; Artap F 2 § ; Assurim (Urenkel Abrahams) ;

Kleod F I § 241 Assyrer; Eup F 2 § ;0,3 (?) Assyrien; Kleod F I § 241;

PseuEup F I § 2 Astibares (medischer König);

EupF 4 §4 Athos (Stadt in Ägypten);

Artap F 2. § 4 Athribis (Stadt und Gau in

Ägypten); Eup F 2 § 32,1 (Konj.)

Atlas (mit Henoch gleich­gesetzt); PseuEup F I § 9

Baal; Eup F 4 § 2 Babyion; Eup F 4 § 5; Pseu­

Eup F I § 2; F 2 (§ 23); PseuHek I F I § 192.194

Babylonien; PseuEup F I §3;F2(§2a)

Babyionier ; Eup F 4 § 3-5; PseuEup F I § 8'9

Belos; PseuEup F I § 9; F 2. (§ 2a); PseuHekIF I § 192

Busiris (Stadt und Gau in Ägypten); Eup F 2 § 32,1

Chaldäer; PseuEup F I § 3; PseuHek TI F I § 157.168

Chanethothes (Ägypter); Artap F 3 § 14.15-18

Chenephres (Pharao); Artap F 3 § 3·5·7· II- 1 5·20

Dan; Eup F 2 § 34,1 (Konj.) David; Eup F 2 § 3°,3-8;

31,1; 33,1; (34,1) Demetrios (1. Soter); Eup

F 5 §4

Dianathan (?); Eup F 2. § 30,6 (siehe Nathan)

Diodoros (Sohn des Herak­les); Kleod F I § 241

Diospolis (Stadt in Ägypten) ; Artap F; § II

Elath: Elana; Eup F 2 § ;0,7 Eli; Eup F 2 § 30,8 (?) Elia(s); Eup F 2 § 30,1 (?) Epha: Apher; KleodF I § 241 Epher: Aphras; Kleod F I

§ 241

Euphrat(es); Eup F 2 § 30,;; F 4 § 3

Ezekias (Hoherpriester); PseuHek I F I § 187

Galaaditis, Galadene: siehe Gilead

Galiläa; Eup F 2 § ;;,1; F 4 § 5

Garizim: Argarizin; PseuEup F I § 5

Gaza; PseuHek I F I § (I84f.) 186

Gilead: Galaaditis; Eup F 2 §;3,I;F4§5 Galadene; Eup F 2. § 30,3

Gnaios Asinios (römischer Konsul); Eup F 5 (§ 5 Zu­satz, Konj.)

Gnaios Dometios (römischer Konsul); Eup F 5 (§ 5 Zu­satz, Konj.)

Griechen; Eup F I § I; PseuEup F I § 9; PseuHek II F I § 168

Harn: Cham; PseuEupF I § 9 (Konj.)

Hebräer; Artap F I § I Heliupolis (Stadt in Ägypten);

Artap F 2 § 3f.; F ; § 2;

161

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PseuEup F I § 8 Heliupoliten; Artap F 3 § 8.35 Henoch: Enoch; PseuEup

F I § 8'9 Herakles; Kleod F I § 241 Hermes (mit Mose gleichge­

setzt); Artap F 3 § 6 Hermjuth(= »Juden«); Artap

Fl§I;F2§4 Hermupolis (Stadt und Gau in

Ägypten); Artap F 3 § 8.9 Hierosolyma: siehe Jerusalem Hiram: Suron; Eup F 2 § 30,4;

33,1; 34,1.18; Theoph(F I)

Idumäer; Eup F 2 § 30,3 Isaak; Artap F 2 § I IBis; Artap F 3 § 16.32 Ismael; Artap F 2 (§ I) Israel; Artap F 2 § 1 (?), siehe

Ismael Ituräer; Eup F 2 § 30,3

Jakob(os); Artap F 2 § 1 Jeremia(s); Eup F 4 § 2-5 J erusalem: Hierusalem;

Eup F 2 § 34.13 Hierosolyma; Eup F 2 § 34.4·IZ- 14; F 4 § 5; PseuHek I F 1 § 197 (Tempel; EupF 2 § 34.4-18; F 3; PseuHek I F 1 § 197 bis 199)

Jojachin/Jojakim: Jonachim; Eup F 4 § 2.3.5

Joppe; Eup F 2 § 34,4 Joseph; Artap F 2 § 1-4 Josua: Jesus; Eup F 2 § 30,1 Judäa; Eup F 2 § 30,7; 33,1;

PseuHek I F 1 § 195; PseuHek TI F 1 (§ 161)

Juden; EupF I § I;F 2 § 30,4; 34,4; F 4 § 2.5; F 5 § 5; Kleod F 1 § 240; Artap F 1 § I; F 2 § I (Über­schrift); F 3 § I {Über­schrift).2+21.ZZ·3 I .34.3 5. 37; PseuHek I F I § 188. 192.197.201; F 2 § 43 siehe auch Hermjuth; Syrer

Kamarine (Stadt, mit Ur gleichgesetzt); PseuEup F I § 3

162

Kanaan (Sohn des Harn) : Chanaan; PseuEup F I § 9

Kanaan (Land): Chananaia; PseuHek TI F I (§ 157) (161 v.!.)

Ketura: Chettura; Kleod F I § 24°

Kommagene; Eup F 2 § 30,3 Kronos: Chronos (mit Belos

gleichgesetzt); PseuEup F I §9

Kusch (Sohn des Harn); PseuEup F I § 9

Leontopolis (Stadt und Gau in Ägypten); Eup F 2 § 32,1

Libanon; Eup F 2 § 34.4 Libyen; Kleod F I § 241 Lot; PseuEup F I (§ 4)

Meder; Eup F 4 § 4.5 Melchisedek; PseuEup F I § 6 Memphis; Artap F 3 § 3.IZ.

17·3° Memphiten; Artap F 3 § 35 Mempsasthenoth (Pharao?);

ArtapF 3 § 1 Mendes (Stadt und Gau in

Ägypten); Eup F 2 § 32,1 Meroe (Stadt in Äthlopien);

Artap F 3 § 16 Merris (Pharaonentochter) ;

Artap F 3 § 3.15016 Mesopotamien; PseuHek TI

F I § 157 Methusalah: Mathusala; Pseu­

EupF I § 9 Mizraim (Sohn des Harn) :

Mestraim; PseuEup F I § 9 Moab(itis); Eup F 2 § 33,1 Moabiter; Eup F 2 § 30,3 Mose: Moses; Eup F I § 1;

Artap F 3 (§ 16) Moyses; Eup F 5 § 5; Kleod F I § 240 Moysos; Artap F 3 § 3.4.6 bis 10.IZ.13.15-19.21.22.24. 25.27.29.31-33.35-37 sieheauchHermes ; Musaios

Mosollamos (Jude); PseuHek I F I § 201(-)204

Musaios (»Lehrer« des Or­pheus, mit Mose gleichge­setzt); Artap F 3 § 3

Nabatäer; Eup F 2 § 30,3 Nabdäer (?); Eup F 2 (§ 30,3) Nacheros (Ägypter); Artap

F 3 § 1I

Nathan; Eup F 2 (§ 30,6 Konj.); § 34,4

Nebukadnezar: Nabuchodo­nosor; Eup F 4 § 4.5

Nil; Artap F 3 § 17.28 Nun (Vater Josuas): Naue;

Eup F 2 § 30,1

Ophir: Urphes; Eup F 2 § 30 ,7

Orpheus; Artap F 3 § 4

Palmanothes (Pharao); Artap F3§1

Perser; PseuHek I F I § 191. 194

Pharethothes (Pharao); Artap F I § I

Phönizien; Eup F 2 § 30,4; 33,1; PseuEup F I § 4; F 2 § 2b; PseuHek I F I

§ 194 Phönizier; Eup F I § I; F 2

§ 30,3; 34,1.17; PseuEup F I § 4.9; F 2 § 2 b

Ptolemaios (I. Lagu); Pseu­Hek I F I § (183-185) 186

Ptolemaios (VIll. Euergetes); Eup F 5 (§ 4 Zusatz)

Raguel(os); Artap F 3 § 19 Rotes Meer; Eup F 2 § 30,7;

Artap F 3 § 34

Sais (Stadt in Ägypten); Artap F2§3

Salomo: Solomon; Eup F 2 § 30,8; 31,1; 32,1; 33,1; 34,1.4.13.17 (34.4-18); F 3 § 20; Theoph F I § 19

Sarnaria (Land); PseuHek I F 2 § 43 Samaritis; Eup F 2 § 33,1; F4§5

Sarnuel; Eup F 2 § 30,2 San (= Tanis, Zoan; Stadt in

Ägypten); F 3 § 2 (Konj.) Sara; PseuEup F I (§ 6) Saul(os); Eup F 2 § 30,2 Sebennytos (Stadt und Gau in

Ägypten); Eup F 2 § 32,1

Page 81: 1-2 (1976, N. Walter) Frag. Jüdisch-hellenistischer Historiker.

Sethroe (Stadt und Gau in Agypten); Eup F z § 32.,1 (Konj.)

Sidon; Eup F z § 33,1 Sidonier; Eup F z § 34,4 Silo; Eup F 2 § 30,1

Selom; Eup F z § 34,14 Skythopolis; Eup F 4 § 5 Sophaker (Volk); Kleod F I

§ Z41

Sophax (Nachkomme des He-

rakles); Kleod F I § z41 (Konj.)

Sophokles; PseuHek II F z § I

Suron: siehe Hiram Syrer; Eup F z § 30,3; Artap

F z § 3 (= Juden) Syrien; Artap F I § I;

PseuHek I F I § 186.194

Tigris; Eup F 4 § 3

Tyrier; Eup F 2 § 34,1.4; Theoph F I § 19

Tyros; Eup F z § 30,4; 33,1; 34,18

Ur: Ude; PseuEup F I § 3

Vaphres (Pharao); Eup F 2

§ 3°,4.8; 31,1; 32·,1; 34,17

Zoan: siehe San

16;