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Die neuen Kriege

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Zwischen 1948 und 1991 hatte sich die Zahl der bewaffneten Konflikte verdreifacht

Die meisten waren von der Blockkonfrontation geprägt („Satelliten“)

Seit dem Ende des Kalten Krieges ist die Zahl der bewaffneten Auseinandersetzungen zurückgegangen

Bei den meisten Konflikten handelt es sich um ethnisch und/oder religiös motivierte Bürgerkriege

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Statistiken des Friedensforschungs-instituts Sipri in Stockholm

1990 – 2004: weltweit 57 größere bewaffnete Konflikte

Davon 4 zwischenstaatliche und 53 interne Konflikte

Bei 29 Konflikten ging es um die Regierungsmacht, bei 24 um die Kontrolle über Regionen

Allein in Afrika kam es zu 19 Konflikten, davon waren 18 Bürgerkriege

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Kriege 2006

Sechs Kriege (Somalia, Sudan, Sri Lanka, Afghanistan, Irak, Libanon)

29 hochgewaltsame Konflikte 83 krisenhafte innerstaatliche Konflikte

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15 Konflikte in Asien, davon 6 Bürgerkriege um die Regierungsmacht und 8 um Regionen

Im Nahen Osten 10 Konflikte, davon 2 zwischenstaatliche

In Europa kam es zu 7 größeren internen bewaffneten Konflikten

2004 gab es mit 19 Konflikten seit 1991 die wenigsten Konflikte

Die Anzahl der bewaffneten Konflikte ist in 15 Jahren um 40 Prozent zurückgegangen

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Der Terrorismus hingegen nahm ein neues Ausmaß an:

1968-1984 starben 3000 Menschen durch Terroranschläge, so viele wie allein am 11.September 2001

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Herfried Münkler: „Der klassische Staatenkrieg als historisches

Auslaufmodell“ Staaten sind nicht mehr „die faktischen

Monopolisten des Krieges“ „parastaatliche“, teilweise sogar private

Akteure (lokale Warlords und Guerillagruppen, weltweit operierende Söldnerfirmen, internationale Terrornetzwerke)

„Kriegsunternehmer“

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Einnahmen durch reiche Privatleute, Staaten oder Emigrantengemeinden, den Verkauf von Bohr- und Schürfrechten, Drogen- und Menschenhandel

Gewandelte Finanzierungsformen führen dazu, dass die Kriege sich oftmals über Jahrzehnte erstrecken

„Ideologeme als Ressource zur Mobilisierung von Unterstützungsbereitschaft“

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Definition Kriege

Definitionen: KriegIn Anlehnung an den ungarischenFriedensforscher

István Kende) definiert AKUF Krieg als einen gewaltsamen Massenkonflikt, der alle folgenden Merkmale aufweist:

(a) an den Kämpfen sind zwei oder mehrbewaffnete Streitkräfte beteiligt, bei denen essich mindestens auf einer Seite um reguläreStreitkräfte (Militär, paramilitärische Verbände,Polizeieinheiten) der Regierung handelt;

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Definition Kriege

(b) die bewaffneten Operationen ereignensich mit einer gewissen Kontinuierlichkeitund nicht nur als gelegentliche, spontaneZusammenstöße, d.h. beide Seitenoperieren nach einer planmäßigenStrategie, gleichgültig ob die Kämpfe aufdem Gebiet einer oder mehrerer Gesell-schaftenstattfinden und wie lange siedauern;

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Definition Kriege

(c) auf beiden Seiten muß ein Mindestmaß an zentral gelenkter Organisation der Kriegführenden und des Kampfes gegeben sein, selbst wenn dies nicht mehr bedeutet als organisierte bewaffnete Verteidigung oder planmäßige Überfälle (Guerilla-operationen, Partisanenkrieg usw.)

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Definition Kriege

Kriege werden als beendet angesehen, wenn die Kampfhandlungen dauerhaft, d.h. für den Zeitraum von mindestens einem Jahr, eingestellt bzw. nur unterhalb der AKUF-Kriegsdefinitionfortgesetzt werden.

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Definition: Bewaffnete Konflikte

Als bewaffnete Konflikte werden gewaltsame Auseinandersetzungen bezeichnet, bei denen die Kriterien der Kriegsdefinition nicht in vollem Umfang erfüllt sind. In der Regel handelt es sich dabei um Fälle, in denen eine hin-reichendeKontinuität der Kampfhand-lungennicht mehr oder auch noch nicht gegeben ist.

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Kriegstypologie Die AKUF unterscheidet zwischen fünf Kriegstypen:

A = Antiregime-Kriege: Kriege, in denen um den Sturz der Regierenden oder um die Veränderung oder den Erhalt des politischen Systems oder gar der Gesellschaftsordnung gekämpft wird.

B = Autonomie- und Sezessionskriege: Kriege, in denen um größere regionale Autonomie innerhalb des Staatsverbandes oder um Sezession vom Staatsverband gekämpft wird.

C = Zwischenstaatliche Kriege: Kriege, in denen sich Streitkräfte der etablierten Regierungen mindestens zweier staatlich verfasster Territorien gegenüberstehen, und zwar ohne Rücksicht auf ihren völkerrechtlichen Status.

D = Dekolonisationskriege: Kriege, in denen um die Befreiung von Kolonialherrschaft gekämpft wird.

E = Sonstige innerstaatliche Kriege.

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Begriff „Neue Kriege“ Gar nicht so neu, in mancher Hinsicht eine

Wiederkehr des ganz Alten Konstellationen des Dreißigjährigen Krieges

weisen Parallelen auf Gemengelage aus privaten Bereicherungs- und

persönlichen Machtbestrebungen (Wallenstein), Expansionsbestrebungen der Politiker benachbarter Mächte (Richelieu), Intervention zur Rettung bestimmter Werte (Gustav Adolf von Schweden), inneres Ringen um Macht (Friedrich von der Pfalz) und relgiös-konfessionelle Bindungen

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Veränderungen der Randbedingungen der Kriegführung (2)Annahme : An die Stelle organisierter zwischenstaatlicher Gewaltanwendung tritt ein neuer Kriegstyp, in dem sich Momente des klassischen Krieges, des organisierten Verbrechens und der weit reichenden Verletzung der Menschenrechte miteinander verbinden.

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Nur noch wenig nach klassischem Muster geführte Staatenkriege (zwischen China und Vietnam, Irak und Iran, Äthiopien und Eritrea)

Sonst eine Vielzahl von Interessen von Interessengruppen, die von einem dauerhaften Verzicht auf Gewalt mehr Nach- als Vorteile erwarten, denen daher am Frieden wenig gelegen ist

Kriegerische Gewalt und organisierte Kriminalität gehen immer häufiger ineinander über

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Augenfällige Charakteristika der Neuen Kriege sind

•die Verwicklung der Staaten in unkonventionelle Prozesse und Formen der Kriegführung zwischen staatlichen und sub-oder nichtstaatlichen Akteuren,

•die Vergesellschaftung des Gewaltmonopols

,

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die Aufhebung der Unterscheidung zwischen Armee und Zivilbevölkerung, die Zivilisten übergangslos zu Kombattanten werden, Wohnviertel und Schlachtfeld in eins fallen lässt,

die die Brutalität der eingesetzten Mittel steigernde quantitative wie qualitative, zeitliche wie räumliche Entgrenzung eines Konflikts zwischen sich gegenseitig als illegitim bezeichnenden Einheiten,

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Mit der Abdankung des nationalen Akteurs als klassischer Kriegführungsmacht wird auch der zwischenstaatliche Kriegzunehmend zum Anachronismus:

die seit 1945 geführten über 25o Kriege entpuppen sich überwiegend als inner- oder zwischengesellschaftliche gewaltsame Auseinandersetzungen, an denen öffentliche und private, internationale und nationale, regionale und lokale Kriegsparteien gleicherweise teilnehmen

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Schließlich die Abwanderung all dieser Auseinandersetzungen aus der Zuständigkeit des Völker- oder besser: zwischenstaatlichen Rechts in die normative Grauzone zwischen innerstaatlichem und zwischenstaatlichem Recht

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Neue Kriege Kriege im subsaharischen Afrika, vom

südlichen Sudan über das Gebiet der großen Seen und den Kongo bis nach Angola

Mit dem Zerfall Jugoslawiens verbundene Kriege

Bewaffnete Konflikte in der gesamten Kaukasusregion (Tschetschenienkrieg)

Afghanistan-Kriege

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Neue Kriegsakteure "dem Warlord,einem lokalen oder regionalen Kriegsherrn, der seine

Anhängerschaft unmittelbar aus dem Krieg , der Kriegsbeute und den Einkünften des von ihm eroberten Territoriums finanziert (Rich1999);

"dem Söldner,einem Glücksritter, der in möglichst kurzer Zeit mit möglichst geringem Einsatz möglichst viel Geld zu verdienen trachtet;„

dem Kindersoldaten,dessen Beeinflussbarkeit und Folgebereitschaft ihn zu einem gefügigen Instrument des bewaffneten Terrors macht

"dem Kriegschamäleon,[„solbel“] einem Angehörigen der Regierungstruppen, der nach Sonnenuntergang –oder sonst je nach Zeit und Umständen –vorübergehend auf die Seite der irregulären Einheiten wechselt, weil er dort seine materiellen Bedürfnisse besser befriedigen kann

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3 charakteristische Entwicklungender neuen Kriege

1. „Entstaatlichung“, Privatisierung kriegerischer Gewalt

2. Asymmetrisierung kriegerischer Gewalt (keine Fronten, militärische Kräfte richten Gewalt gegen Zivilbevölkerung)

3. Autonomisierung militärisch eingebundener Gewaltformen