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17 Das einführende Kapitel erläutert Ihnen einige grundlegende Zusammenhänge, deren Kenntnis für einen sinnvollen Ein- satz der Lösung SAP GTS unerlässlich ist. 1 Einführung in die Lösung SAP GTS Kurzdarstellungen der Lösung SAP GTS in Produktbroschüren und Präsentationen versprechen Ihnen umfassende Unterstützung bei der gesetzeskonformen und kostengünstigen Abwicklung des Außenhan- dels. Wie sich diese Unterstützung konkret gestaltet, lesen Sie in die- sem Kapitel. Dabei geht es zunächst um den Werdegang und die Struktur der Lösung. Die Integration der Lösung in die Steuerung der Wareneingangs- und Warenausgangsprozesse in SAP ERP und ihre Auswirkung auf die Stammdatenpflege sind weitere Themen dieses Kapitels. Abschließend erfahren Sie in grundlegender Form, wie Sie die zahlreichen Rechtsnormen, die den grenzüberschreitenden Han- del regeln, in SAP GTS abbilden. 1.1 Zweckbestimmung und Lösungsstruktur SAP GTS ist nicht die einzige Lösung zur Steuerung von Außenhan- delsprozessen im SAP-Produktportfolio. Auch SAP ERP enthält spezi- fische Funktionen für den Außenhandel, die als Teilkomponente SD- FT in den Vertrieb integriert sind. Dieser Abschnitt erläutert zum einen die wesentlichen Unterschiede zwischen dieser Teilkompo- nente und SAP GTS. Zum anderen lernen Sie den Aufbau der Lösung SAP GTS kennen. 1.1.1 Entstehungsgeschichte und Ausblick Ablösung der Teil- komponente SD-FT Mit der Auslieferung des Releases SAP R/3 4.7 wurde die Entwick- lung der Außenhandelsfunktionen innerhalb des Vertriebs endgül- tig eingestellt. An die Stelle des in SAP R/3 bzw. in seinen Nach- folger SAP ERP integrierten Außenhandels trat die unabhängige

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Das einführende Kapitel erläutert Ihnen einige grundlegende Zusammenhänge, deren Kenntnis für einen sinnvollen Ein-satz der Lösung SAP GTS unerlässlich ist.

1 Einführung in die Lösung SAP GTS

Kurzdarstellungen der Lösung SAP GTS in Produktbroschüren undPräsentationen versprechen Ihnen umfassende Unterstützung bei dergesetzeskonformen und kostengünstigen Abwicklung des Außenhan-dels. Wie sich diese Unterstützung konkret gestaltet, lesen Sie in die-sem Kapitel. Dabei geht es zunächst um den Werdegang und dieStruktur der Lösung. Die Integration der Lösung in die Steuerung derWareneingangs- und Warenausgangsprozesse in SAP ERP und ihreAuswirkung auf die Stammdatenpflege sind weitere Themen diesesKapitels. Abschließend erfahren Sie in grundlegender Form, wie Siedie zahlreichen Rechtsnormen, die den grenzüberschreitenden Han-del regeln, in SAP GTS abbilden.

1.1 Zweckbestimmung und Lösungsstruktur

SAP GTS ist nicht die einzige Lösung zur Steuerung von Außenhan-delsprozessen im SAP-Produktportfolio. Auch SAP ERP enthält spezi-fische Funktionen für den Außenhandel, die als Teilkomponente SD-FT in den Vertrieb integriert sind. Dieser Abschnitt erläutert zumeinen die wesentlichen Unterschiede zwischen dieser Teilkompo-nente und SAP GTS. Zum anderen lernen Sie den Aufbau der LösungSAP GTS kennen.

1.1.1 Entstehungsgeschichte und Ausblick

Ablösung der Teil-

komponente SD-FT

Mit der Auslieferung des Releases SAP R/3 4.7 wurde die Entwick-lung der Außenhandelsfunktionen innerhalb des Vertriebs endgül-tig eingestellt. An die Stelle des in SAP R/3 bzw. in seinen Nach-folger SAP ERP integrierten Außenhandels trat die unabhängige

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Lösung SAP GTS, deren erstes Release 2001 zur Verfügung gestelltwurde. Die in der Teilkomponente SD-FT bereits vorhandenenFunktionen, wie die Ausfuhrkontrolle, die Präferenzkalkulation, dieAkkreditivabwicklung und die Intrastat-Meldung, wurden schritt-weise in die Lösung SAP GTS übernommen und dort weiterentwi-ckelt. Neue Funktionen, wie die Sanktionslistenprüfung und dieVerwaltung von Ausfuhrerstattungen, wurden in SAP GTS dem bis-herigen Leistungsspektrum hinzugefügt. Die Zollabwicklung wurdeim Zuge der Verbreitung elektronischer Verfahren in SAP GTS voll-ständig umgestaltet und erheblich erweitert. Während die Funktio-nen des Außenhandels in SAP ERP sich ihrer Komponentenzuord-nung gemäß auf die Ausfuhr konzentrieren, bietet SAP GTS seitseinen Anfängen gleichermaßen Unterstützung für Einfuhr- undAusfuhrprozesse.

Zuordnung zu GRC Seit Release 10.0 ist SAP GTS Teil des Lösungspakets für Governance,Risk und Compliance (GRC). Übergeordnete Zielsetzung der Lösungendieses Pakets ist die Reduktion von (insbesondere finanziellen) Risi-ken, die sich im Unternehmensalltag aus Verstößen gegen gesetzlicheund firmeninterne Vorschriften, aber auch aus größeren Schadensfäl-len ergeben können. In der Tat bestehen im Außenhandel nichtwenige solcher Risiken mit zum Teil schwerwiegenden Folgen: Sowird z. B. die Nichtbeachtung außenwirtschaftsrechtlicher Beschrän-kungen ordnungs- und strafrechtlich verfolgt. Bei unberechtigter Aus-stellung von Präferenznachweisen drohen Zollnachzahlungen undgegebenenfalls Strafverfahren. Nicht zuletzt besteht im Außenhandelauch ein erhebliches Zahlungsrisiko.

Release-Strategie Im Abstand von ein bis zwei Jahren wurden seit 2001 bis heute ins-gesamt neun Releases ausgeliefert. Jedes dieser Releases enthältumfangreiche Funktionsergänzungen. Die ersten Releases dientenvorrangig der Vervollständigung des allgemeinen Funktionsspekt-rums und der Schließung des anfangs noch bestehenden funktiona-len Deltas zwischen SAP GTS und der SAP-ERP-Teilkomponente SD-FT. Die jüngeren Releases beinhalten in erster Linie länder- oderregionenspezifische Ergänzungen und Anpassungen, die sogenann-ten Lokalisierungen. Ebenfalls im Fokus stehen die Verbesserung derBenutzerfreundlichkeit der Anwendungstransaktionen und die Inte-gration ausgewählter Funktionen in weitere Lösungen des SAP-Pro-duktportfolios, wie z. B. SAP Transportation Management (SAP TM)und SAP Extended Warehouse Management (SAP EWM). Die Aus-

Zweckbestimmung und Lösungsstruktur 1.1

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führungen in diesem Buch beziehen sich, soweit nicht anders ver-merkt, auf das 2013 bereitgestellte Release SAP GTS 10.1. Dasnächste Release soll nach bisheriger Planung im dritten Quartal 2015allen Kunden zur Verfügung stehen. Weitere Releases sollen imAbstand von 18 bis 24 Monaten auf den Markt kommen.

1.1.2 SAP GTS als Außenhandelsdienstleister

Auslagerung

statt Integration

Die Lösung SAP GTS unterscheidet sich nicht nur durch ihren erheb-lich größeren Funktionsumfang, sondern auch konzeptionell grund-legend von der SAP-ERP-Teilkomponente SD-FT. Während in SAPERP die Außenhandelsfunktionen technisch vollständig in die Ver-triebs- und in Ansätzen auch in die Einkaufsprozesse integriert sind,löst SAP GTS den Außenhandel aus den logistischen und buchhalte-rischen Systemprozessen heraus und kapselt ihn technisch. Mit derImplementierung von SAP GTS lagern Sie also den Außenhandel inein spezialisiertes System aus. Wie bereits der Lösungsname GlobalTrade Services andeutet, übernimmt dieses spezialisierte System dieRolle eines Dienstleisters. SAP ERP ist aus der Perspektive diesesDienstleisters ein Vorsystem, also ein System, in dem verschiedeneaußenhandelsrelevante Unternehmensprozesse gesteuert werden.Aus dieser Perspektive können auch die Systeme weiterer SAP-Lösungen, wie z. B. SAP Customer Relationship Management (SAPCRM), oder ERP-Systeme anderer Softwareanbieter die Rolle einesVorsystems übernehmen. Ein SAP-GTS-System kann Dienstleistermehrerer Vorsysteme sein.

Permanenter

Datenaustausch

Das Vorsystem wird von allen Außenhandelsaktivitäten entlastet,muss SAP GTS jedoch im Gegenzug alle Prozessdaten bereitstellen,die für die Abwicklung dieser Aktivitäten erforderlich sind. So benö-tigt SAP GTS z. B. für eine Sanktionslistenprüfung die Adressen derzu prüfenden Personen aus dem Vorsystem. Im Gegenzug gibt SAPGTS Statusinformationen an das Vorsystem zurück. Abbildung 1.1stellt diese Aufgabenverteilung schematisch dar.

In Abschnitt 1.2, »Integration in die Steuerung logistischer Prozessein SAP ERP«, und Abschnitt 1.3, »Stammdatenpflege«, erhalten Sieweitere Informationen über den Datenaustausch zwischen Vorsys-tem und SAP GTS. Die Ausführungen in diesen Abschnitten und inden folgenden Kapiteln beziehen sich, sofern nicht anders angege-ben, auf SAP-ERP-Vorsysteme.

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Abbildung 1.1 SAP GTS als Außenhandelsdienstleister

Technischer Hintergrund

Die Lösung SAP GTS setzt sich aus den Softwarekomponenten SLL-LEGund SLL_PI zusammen. Die Komponente SLL-LEG umfasst die Gesamtheitaller Außenhandelsfunktionen. Bei der Komponente SLL_PI handelt essich um ein Plug-in, das SAP-ERP-Vorsysteme für den in Abbildung 1.1dargestellten Datenaustausch mit SAP GTS benötigen. Die KomponenteSLL-LEG und die SAP-ERP-Komponenten können auf derselben SAP-Net-Weaver-Plattform installiert werden. Die Trennung von SAP-ERP-Vorsys-tem und SAP GTS erfolgt auf Mandantenebene innerhalb desselben SAP-Systems (logische Trennung).

SAP empfiehlt jedoch aus Gründen leichterer Wartbarkeit und bessererPerformance die isolierte Installation der Komponente SLL-LEG auf einereigenen SAP-NetWeaver-Plattform (physische Trennung). Eine Nutzungder Funktionen von SAP ERP und SAP GTS im selben Mandanten ist nichtmöglich. Weiterführende Informationen zum Aufbau einer Systemland-schaft mit SAP GTS finden Sie im Master Guide und in den Konfigurati-onsleitfäden, die Sie im Software Download Center des SAP Service Mar-ketplace herunterladen können.

Globale Verwen-

dung der Lösung

Schon die SAP-ERP-Teilkomponente SD-FT enthält neben länder-bzw. ländergruppenspezifischen Funktionen (wie z. B. der Intrastat-Meldung) auch Funktionen, die weltweit eingesetzt werden können(wie z. B. die Akkreditivabwicklung). In der Lösung SAP GTS ist, wiebereits der Lösungsname deutlich macht, die globale Einsetzbarkeitdagegen Grundprinzip. Während sich dieser Anspruch bei der Ab-sicherung des Zahlungsrisikos und in der Ein- bzw. Ausfuhrkontrollerelativ leicht verwirklichen lässt, setzt in der Zollabwicklung insbe-sondere die unterschiedliche Ausgestaltung der elektronischen Kom-munikation mit den nationalen Zollbehörden der Globalisierung engeGrenzen. Selbst in der EU ist eine Vereinheitlichung der IT-Verfahren

Vorsystem SAP GTS

Daten

Daten

Prozessabbildung und -steuerung

Außenhandel

Zweckbestimmung und Lösungsstruktur 1.1

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in der Zollabwicklung bis auf Weiteres nicht in Sicht. In der Regelmüssen Softwareanbieter zudem die zum Teil recht aufwendigen Zer-tifizierungsverfahren der nationalen Zollverwaltungen durchlaufen.SAP GTS bietet aktuell zertifizierte Zugänge zu elektronischen Zoll-verfahren der folgenden Länder:

� Australien

� Belgien

� Brasilien

� Dänemark

� Deutschland

� Frankreich

� Großbritannien

� Neuseeland

� Niederlande

� Schweden

� Schweiz

� Spanien

� USA

Für die Zollabwicklung in China stehen in SAP GTS 10.1 Formularefür papierbasierte Zollanmeldungen zur Verfügung. Eine zertifizierteSAP-GTS-Anbindung an elektronische Zollverfahren weiterer Länder(zurzeit Finnland, Luxemburg, Österreich und Slowakei) bieten ver-schiedene Beratungspartner von SAP an.

EU-spezifische

Funktionen

Wie SAP ERP enthält auch SAP GTS länder- bzw. ländergruppen-spezifische Anwendungen. Neben der bereits in der TeilkomponenteSD-FT verfügbaren Intrastat-Meldung sind die Verwaltung von Aus-fuhrerstattungen und die Anbindung an EMCS (Excise Movementand Control System) ausschließlich in der EU von Bedeutung (sieheKapitel 6, »Warenbewegungen innerhalb der EU«).

1.1.3 SAP GTS als Funktionsbaukasten

GesamtsichtAls universeller Außenhandelsdienstleister stellt SAP GTS seinenVorsystemen eine Vielzahl von Funktionen zur Verfügung. DieseFunktionen sind nach inhaltlichen Gesichtspunkten gebündelt.Abbildung 1.2 zeigt die vier Grundbausteine, aus denen sich SAPGTS zusammensetzt.

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Abbildung 1.2 Grundbausteine der Lösung SAP GTS

Compliance

Management

Das Compliance Management bündelt alle Funktionen für die Ein-haltung außenwirtschaftsrechtlicher und sonstiger Beschränkungendes Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehrs. Aus der SAP-ERP-Teilkomponente SD-FT wurden die »gesetzliche Kontrolle«, also dieproduktbezogene Prüfung auf Genehmigungspflicht mit angeschlos-sener Genehmigungsverwaltung, und die länderbezogene Embargo-prüfung übernommen. Beide Prüfungen wurden im ComplianceManagement auf Einfuhren ausgedehnt und funktional erweitert.Eine Prüfung länderunabhängiger Embargos (Sanktionslistenprü-fung) wurde bereits im ersten Release ergänzt. Die Funktionsweisedieser drei Prüfungen werden Sie in Kapitel 4, »Ausfuhrkontrolle«,kennenlernen.

Customs

Management

Im Customs Management finden Sie Funktionen für die Nutzungverschiedener Zollverfahren. Dazu gehört zum einen eine umfang-reiche Stammdatenpflege (insbesondere Zolltarifnummern und sta-tistische Warennummern sowie Bewilligungen und Sicherheiten).Zum anderen umfasst das Customs Management die gesamte elek-tronische und papierbasierte Kommunikation mit den Zollbehörden.In Kapitel 2, »Zollverfahren bei der Einfuhr«, und Kapitel 3, »Zollver-fahren bei der Ausfuhr«, erhalten Sie nähere Informationen über dieFunktionen des Customs Managements.

Risk Management Das Risk Management bündelt Funktionen zur Verringerung derbereits in Abschnitt 1.1.1, »Entstehungsgeschichte und Ausblick«,aufgezeigten finanziellen Risiken im Außenhandel: Das Zahlungs-risiko können Sie mithilfe der Akkreditivabwicklung reduzieren. Der

ComplianceManagement

CustomsManagement

RiskManagement

Electronic Compliance Reporting

Global Trade Services

Zweckbestimmung und Lösungsstruktur 1.1

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unberechtigte Bezug von Subventionen bei der Ausfuhr von Markt-ordnungswaren lässt sich durch den Einsatz der Ausfuhrerstattung inSAP GTS zwar nicht grundsätzlich ausschließen. Er wird jedochdurch die strengen Systemprüfungen stark erschwert. Richtig konfi-guriert, schützt die Präferenzabwicklung Sie vor der unberechtigtenAusstellung von Präferenznachweisen und ihren Folgen. Das Electro-nic Compliance Reporting enthält Funktionen für Meldungen zurIntrahandelsstatistik der EU.

BaukastenprinzipVor der Einführung von SAP GTS müssen Sie entscheiden, welche derin den vorangehenden Absätzen kurz vorgestellten Funktionen inIhrem Unternehmen eingesetzt werden sollen. Technisch ist SAP GTSwie ein Baukasten konstruiert: Sie entnehmen nur die Elemente, diefür Ihr Unternehmen nützlich sind. Alle nicht benötigten Elementeverbleiben im Baukasten, können aber bei Bedarf nachträglich hinzu-gefügt werden. Eine Beschreibung dieses Hinzufügens lesen Sie inAbschnitt 1.4.2, »Verwendung gesetzlicher Grundlagen im Prozess«.

AnwendungsmenüsDas Baukastenprinzip prägt nicht nur die Struktur des Customizings.Auch das Anwendungsmenü für SAP GTS ist nach diesem Prinzipaufgebaut. Sie können dieses Anwendungsmenü, das nicht in dasSAP-Easy-Access-Menü eingebunden ist, über den Transaktionscode/SAPSLL/MENU_LEGAL aufrufen. Abbildung 1.3 zeigt einen Aus-schnitt aus diesem Menü.

Abbildung 1.3 Anwendungsmenü für SAP GTS (Ausschnitt)

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Sie erkennen im Menüausschnitt in Abbildung 1.3 die ersten beidenGrundbausteine aus Abbildung 1.2 wieder. Die Anwendungen die-ser Gruppierungen haben eigene Menüs, die Sie über Schaltflächenaufrufen können. Das Anwendungsmenü der Sanktionslistenprü-fung z. B. erreichen Sie über die Schaltfläche Sanktionslistenprü-

fung im Bereich Compliance Management im oberen Bilddrittel.

Benutzerrollen Wie in SAP ERP können Sie jedoch auch in SAP GTS mit Benutzerrol-len und rollenspezifischen Menüs arbeiten. In Ihrem SAP-GTS-Systemfinden Sie zahlreiche Rollen, die einzelne Anwendungstransaktionennach fachlichen Gesichtspunkten zusammenfassen. So gibt es z. B.Rollen für Zoll- und für Ausfuhrkontrollspezialisten. Sie können dieseRollen unmittelbar Benutzern zuordnen oder als Vorlage für selbstdefinierte Rollen verwenden. Auch die Vergabe von Berechtigungenentspricht der Vorgehensweise in SAP ERP. Die Musterrollen in SAPGTS verfügen bereits über Berechtigungsprofile, die Sie ebenfallsunverändert oder als Vorlage für eigene Profile nutzen können.

Namensraum für SAP GTS

Die Musterrollen für SAP GTS erkennen Sie an ihrem Schlüssel. DieserSchlüssel beginnt immer mit dem Bezeichner /SAPSLL/, z. B. /SAPSLL/LEG_CUS_AP für Zollspezialisten. Der Bezeichner /SAPSLL/ ist der Namensraumfür SAP GTS. Alle technischen Objekte, aus denen sich SAP GTS zusammen-setzt (z. B. Datenbanktabellen, Programmbestandteile und Anwendungs-transaktionen), sind dem Namensraum /SAPSLL/ zugeordnet.

Im SAP-ERP-Vorsystem gibt es ein Anwendungsmenü für die Kom-munikation mit SAP GTS, das ebenfalls nicht Teil des SAP-Easy-Access-Menüs ist. Sie können dieses Anwendungsmenü mit demTransaktionscode /SAPSLL/MENU_LEGALR3 aufrufen.

In den folgenden drei Abschnitten erhalten Sie einen Einblick in Sys-temfunktionen, auf denen die in diesem Abschnitt im Überblick vor-gestellten Prüfungen, Meldungen und sonstigen Aktivitäten beruhen.

1.2 Integration in die Steuerung logistischer Prozesse in SAP ERP

Datenaustausch

über RFC

In Abschnitt 1.1.2, »SAP GTS als Außenhandelsdienstleister«, habenSie bereits erfahren, dass Vorsysteme und SAP GTS Daten austau-schen, um den grenzüberschreitenden Handel abzuwickeln. Dieser

Integration in die Steuerung logistischer Prozesse in SAP ERP 1.2

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Datenaustausch basiert auf Remote Function Calls (RFC), einer SAP-spezifischen Technologie für die Kommunikation zwischen SAP-Sys-temen, aber auch zwischen SAP-Systemen und Nicht-SAP-Systemen.Zu Beginn einer SAP-GTS-Implementierung müssen daher RFC-Ver-bindungen zwischen Vorsystem(en) und SAP GTS hergestellt wer-den. Die dazu erforderlichen Einstellungen sind in den Konfigurati-onsleitfäden ausführlich beschrieben.

Nach Abschluss dieser technischen Vorbereitungen, die meistens inden Zuständigkeitsbereich der Systemadministration fallen, könnenSie die Prozessintegration einrichten. In den folgenden beidenAbschnitten werden wir die Grundlagen dieser Prozessintegrationbetrachten.

1.2.1 Außenwirtschaftsrechtliche Prüfungen

Belegdaten als

Prüfgrundlage

Ein wesentliches Ziel der meisten SAP-GTS-Einführungen ist dienachhaltige Verringerung des Risikos, gegen das Außenwirtschafts-recht zu verstoßen. SAP GTS soll durch die Prüfung der Abgangs- undBestimmungsländer des grenzüberschreitenden Handels, der beteilig-ten Geschäftspartner und gegebenenfalls auch der zu lieferndenGüter sicherstellen, dass alle außenwirtschaftsrechtlichen Beschrän-kungen eingehalten werden.

Dazu benötigt das Compliance Management die Daten aller Belege,mit denen im Vorsystem prüfrelevante Einkaufs- und Verkaufspro-zesse abgewickelt werden. Diese Belegdaten müssen also in das SAP-GTS-System gelangen, damit sie dort einer Prüfung unterzogen wer-den können.

BelegreplikationDie auch als Replikation bezeichnete Überleitung von Belegdaten istein Kernbestandteil der Integration von SAP GTS in die Prozessab-bildung des Vorsystems. Während die in Abschnitt 1.2.2 behan-delte Zollabwicklung in SAP GTS grundsätzlich auch ohneVorsystemintegration verwendet werden kann, ist für außenwirt-schaftsrechtliche Prüfungen und für alle Funktionen des RiskManagements ein Zusammenwirken von Vorsystem und SAP GTSzwingend erforderlich.

BelegkategorienDrei Kategorien von Vorsystembelegen können Sie für die Zweckeaußenwirtschaftsrechtlicher Prüfungen an SAP GTS überleiten lassen:

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� Einkaufsbelege (Anfragen, Angebote, Bestellungen, Rahmenver-träge)

� Verkaufsbelege (Anfragen, Angebote, Aufträge, Rahmenverträge,Belege der Reklamationsbearbeitung)

� Lieferungen (An- und Auslieferungen)

Importbelege und

Exportbelege

Die Replikate von Einkaufsbelegen und Anlieferungen heißen in SAPGTS Importbelege; Verkaufsbelege und Auslieferungen werden alsExportbelege repliziert. Jedem Vorsystembeleg entspricht dabei genauein Replikat in SAP GTS. Die erneute Überleitung eines bereits in SAPGTS replizierten Vorsystembelegs führt nicht zu einer Wiederholungder Replikation. Vielmehr aktualisiert SAP GTS das bereits vorhan-dene Replikat und prüft es im Fall einer Änderung des Vorsystem-belegs erneut. Abbildung 1.4 stellt die Replikation von Vorsystem-belegen der prüfrelevanten Kategorien schematisch dar.

Abbildung 1.4 Belegüberleitung für das Compliance Management

Überleitungs-

steuerung

Ein wesentlicher Schritt bei der Integration von SAP GTS in die Vor-systemprozesse ist die Auswahl der überleitungsrelevanten Belegar-ten im Customizing des Vorsystems. Die Steuerung der Belegüber-leitung an SAP GTS erreichen Sie im Einführungsleitfaden über denMenüpfad Vertrieb � Außenhandel/Zoll � SAP Global Trade

Services – Plug-In � Steuerung der Überleitung an SAP Global

Trade Services � Steuerung der Belegüberleitung einstellen.Abbildung 1.5 zeigt einen Ausschnitt aus dieser Steuerung.

Vorsystem SAP GTS

Einkaufsbeleg Importbeleg

Anlieferung

Verkaufsbeleg

Auslieferung

Importbeleg

Exportbeleg

Exportbeleg

Wareneingang

Warenausgang

Wareneingang

Warenausgang

Integration in die Steuerung logistischer Prozesse in SAP ERP 1.2

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Abbildung 1.5 Steuerung der Belegüberleitung im Vorsystem

Bei der Auswahl einer Belegart für die Überleitung an SAP GTSbeziehen Sie sich immer auf eine im Programmcode vordefinierteApplikationsebene. In Abbildung 1.5 sehen Sie ein Beispiel für dieApplikationsebene SD0A (Versendung / Export: Verkaufsbeleg).

Die Einstellungen im Bereich Steuerung Services beziehen sich aufdie Verkaufsbelegart TA (Feld Belegart Vorsystem). Das Kennzei-chen Services von SAP Compliance Management aufrufen istgesetzt. Das Vorsystem soll also Aufträge der Belegart TA an SAPGTS überleiten, um ihre Replikate im Hinblick auf außenwirtschafts-rechtliche Beschränkungen des geplanten Verkaufs prüfen zu lassen.Wie Sie in Abbildung 1.5 erkennen, wäre eine Überleitung dersel-ben Belegdaten für die Zwecke des Risk Managements ebenfallsmöglich, denn die Prüfungen des Risk Managements nutzen denExportbeleg ebenfalls. Das Kennzeichen Services von SAP Risk

Management aufrufen ist jedoch (noch) nicht gesetzt.

ApplikationsebenenFür jede Kategorie grundsätzlich überleitbarer Belege gibt es eineeigene Applikationsebene:

� Wareneingang

� MM0A – Eingang/Import: Einkaufsbeleg

� MM0B – Eingang/Import: Anlieferbeleg

� MM0C – Eingang/Import: Materialbeleg

� Warenausgang

� SD0A – Versendung/Export: Verkaufsbeleg

� SD0B – Versendung/Export: Auslieferbeleg

� SD0C – Versendung/Export: Fakturabeleg

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Materialbelege und Fakturen sind nur für die Funktionen desCustoms Managements und des Risk Managements von Bedeutung.

Datenfilterung Nicht immer ist es erwünscht, dass jeder Beleg einer überleitungsrele-vanten Belegart repliziert wird. Möglicherweise möchten Sie z. B. dieFunktionen des Compliance Managements in der ersten Projektphasenur für die deutsche Muttergesellschaft Ihres Unternehmens nutzen.Die Tochtergesellschaften in anderen Ländern arbeiten jedoch im sel-ben Vorsystemmandanten und verwenden dieselben Belegarten wiedie Muttergesellschaft. Ohne weitere Eingriffe würden also auch dieBelege der Tochtergesellschaften an SAP GTS übergeleitet. In solchenFällen bietet sich die Filterung der zu replizierenden Belege nachOrganisationseinheiten an. So könnte das Vorsystem z. B. die Ver-kaufsbelege aller Verkaufsorganisationen, die nicht zur Muttergesell-schaft gehören, vor der Überleitung an SAP GTS aussortieren.

Für diese Datenfilterung vor der Belegüberleitung stehen Ihnen imVorsystem sowohl Customer-Exits als auch Business Add-ins (BAdIs)zur Verfügung. Im Einführungsleitfaden finden Sie eine Zusammen-stellung dieser Erweiterungsmöglichkeiten über den Menüpfad Ver-

trieb � Außenhandel/Zoll � SAP Global Trade Services – Plug-In �

User-Exits für SAP Global Trade Services bzw. Business Add-Ins

für SAP Global Trade Services. Die Konfigurationsleitfäden be-schreiben jeweils kurz die Funktionen der Customer-Exits und derBAdIs des Vorsystems.

User-Exits, Customer-Exits und BAdIs

In Gestalt von User-Exits bietet SAP die Möglichkeit, Standardprogrammean bestimmten Stellen zu erweitern. Anders als bei Modifikationen imengeren Sinn findet der Eingriff in den Quellcode an einer von SAP vorge-sehenen Stelle statt. Im Gegensatz zu User-Exits haben Customer-Exitsdefinierte Schnittstellen. Sie sind leere »Hüllen« in Standardprogrammen,die mit kundenspezifischem Programmcode gefüllt werden können. DerQuellcode der Standardprogramme bleibt unverändert. Im Alltagssprach-gebrauch dient »User-Exit« oft als Oberbegriff für beide Erweiterungs-möglichkeiten. BAdIs sind die technischen Nachfolger der Customer-Exits.Kundeneigene Objekte in Customer-Exits und BAdI-Implementierungensind bei Release-Wechseln und Softwarekorrekturen vor Änderungengeschützt. SAP empfiehlt die Nutzung der BAdIs zur Steuerung der Beleg-überleitung.

Mapping-

Einstellungen

Die Replikation von Vorsystembelegen als Import- oder Export-belege setzt einige Customizing-Einstellungen in SAP GTS voraus.

Integration in die Steuerung logistischer Prozesse in SAP ERP 1.2

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Diese Einstellungen sind für die Zuordnung von Belegdaten (Map-ping) erforderlich. Bei der Belegreplikation ersetzt SAP GTS mithilfeder Mapping-Einstellungen Daten der Vorsystembelege durch Datendes eigenen Datenmodells. So wird z. B. aus der Belegart des Vorsys-tembelegs eine SAP-GTS-spezifische Belegart. Tabelle 1.1 stellt diefür die Belegreplikation notwendigen Mapping-Einstellungen ineiner Übersicht zusammen. Eine ausführliche Anleitung zur Pflegedieser Einstellungen finden Sie in den Konfigurationsleitfäden.

Findet SAP GTS keine Entsprechung zu der Belegart eines Vorsys-tembelegs, scheitert die Überleitung dieses Belegs. Der Anwendererhält beim Speichern des Belegs eine entsprechende Meldung.Fehlen dagegen »untergeordnete« Mapping-Einstellungen (z. B. füreinen Positionstyp des Vorsystembelegs), wird der Beleg zwar in SAPGTS repliziert, erhält aber den Status »technisch unvollständig«.Technisch unvollständige Belege werden grundsätzlich nicht geprüft,jedoch vorbeugend gesperrt. Sie können sich solche Belege in derTransaktion Technisch unvollständige Belege anzeigen (Transaktions-code /SAPSLL/CUHD_IC_IMP bzw. /SAPSLL/CUHD_IC_EXP) in einerListe aufbereiten lassen und sie anschließend analysieren. Sie findendiese Transaktion im Bereichsmenü des Compliance Managements(Schaltfläche Gesetzliche Kontrolle – Import bzw. Gesetzliche

Kontrolle – Export, Bereich Monitoring).

Erneute Überleitung technisch unvollständiger Belege

Technisch unvollständige Belege müssen nach Ergänzung der fehlendenMapping-Einstellung noch einmal aus dem Vorsystem übergeleitet wer-den, damit SAP GTS die Replikate vervollständigen kann. SAP-Hinweis1660665 beschreibt eine Vorgehensweise, die eine weitgehend automa-tisierte Neuübertragung der betroffenen Belege ermöglicht.

SAP ERP SAP GTS

Belegart Belegart

Positionstyp Positionstyp

Partnerrolle Partnerfunktion

Buchungskreis Außenhandelsorganisation

Werk Verwenderbetrieb

Tabelle 1.1 Mapping-Einstellungen

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Synchrone

Überleitung

Die Überleitung von Belegen der Applikationsebenen MM0A, SD0Aund SD0B erfolgt synchron. Der Vorsystembeleg wird also erst aufder Datenbank gespeichert, wenn SAP GTS die Replikation und diePrüfung der Belegdaten abgeschlossen und diesen Status an das Vor-system zurückgemeldet hat. Wenn die überleitungsrelevanten Vor-systembelege im Dialog (und nicht automatisiert im Hintergrund)angelegt werden, kann es sinnvoll sein, die Anwender bei der Beleg-anlage über etwaige negative Prüfergebnisse informieren zu lassen.Setzen Sie dazu in der Steuerung der Belegüberleitung (siehe Abbil-dung 1.5) das Kennzeichen Dialog in SAP Global Trade Services

ausgeben. Das Vorsystem sendet dann vor dem Verbuchen desBelegs auf der Datenbank ein Fenster mit den Ergebnissen der Prü-fung des Replikats in SAP GTS. Abbildung 1.6 zeigt ein Beispiel fürdieses Fenster. Übergeleitet wurde ein Verkaufsbeleg.

Abbildung 1.6 Fenster mit Prüfergebnissen (Ausschnitt)

In Abbildung 1.6 erkennen Sie, dass SAP GTS alle drei Prüfungen desCompliance Managements durchgeführt hat (Status Geprüft). Einländerabhängiges Embargo liegt nicht vor (Status Frei für die Embargo-prüfung). Die zu liefernde Ware unterliegt entweder keiner Genehmi-gungspflicht, oder es ist bereits eine passende Genehmigung in SAPGTS vorhanden (Status Frei für die gesetzliche Kontrolle). Die Sankti-onslistenprüfung hat jedoch eine verdächtige Übereinstimmung derAdresse eines der beteiligten Geschäftspartner mit (mindestens)einem Sanktionslisteneintrag ergeben (Status Gesperrt). Daher erhältder gesamte Beleg (hier Zollbeleg genannt) den Status Gesperrt. DiePrüfung in SAP GTS ist positionsbezogen und wird für jede Positionseparat protokolliert. Der Terminauftrag 13121 hatte jedoch nur einePosition (Positionsnummer 10).

Replikate und

ihr Status

In Abbildung 1.7 sehen Sie das Replikat des Auftrags aus Abbil-dung 1.6. Der Ausschnitt zeigt die Sicht Status, die Sie in den Kopf-

Integration in die Steuerung logistischer Prozesse in SAP ERP 1.2

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details des Belegs finden. (Der hier verwendete Begriff Zollbeleg giltin einigen Anwendungstransaktionen in SAP GTS als Oberbegriff fürImport- und Exportbeleg.)

Abbildung 1.7 Replikat eines Verkaufsbelegs – Sicht »Status«

In Abbildung 1.7 sehen Sie unter anderem auch, dass die Gefahr-stoffprüfung und die Prüfungen des Risk Managements (Ausfuhr-erstattung und Akkreditivabwicklung) nicht stattgefunden haben(Status Nicht Geprüft / Frei). Die jeweiligen Teilfunktionen werdennämlich gar nicht eingesetzt (Status Service nicht aktiv). DieGefahrstoffprüfung ermöglicht die Einhaltung der Bestimmungender Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 zur Registrierung, Bewertung,Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (REACH) mit SAP-GTS-Unterstützung. In Abschnitt 4.1.2, »Genehmigungsverwaltungin SAP GTS«, wird die Gefahrstoffprüfung kurz erläutert.

BelegsperreDas Replikat des Terminauftrags 13121 ist also wegen des Ergebnis-ses der Sanktionslistenprüfung gesperrt. Nicht gesperrt ist jedoch derAuftrag selbst. Ohne weitere Eingriffe in die Abläufe des Vorsystemskönnte der Auftrag jetzt z. B. beliefert werden. Wäre die Sperreberechtigt, weil der verdächtige Geschäftspartner tatsächlich mit

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einem Embargo belegt ist, drohten bei einer Lieferung strafrechtli-che Konsequenzen. Um die Ausführung verbotener oder auch nurunerwünschter Folgefunktionen zu verhindern, müssen Sie daher imVorsystem unbedingt technische Schutzvorkehrungen treffen. Inden SAP-Hinweisen 579357 und 603547 finden Sie Vorschläge fürsolche Schutzvorkehrungen.

Folgefunktionen im Vorsystem unterbinden

Anders als die SAP-ERP-Teilkomponente SD-FT verändert SAP GTS denStatus der Vorsystembelege durch seine (ohnehin nur mit den Belegrepli-katen durchgeführten) Prüfungen grundsätzlich nicht. Die Korrekturanlei-tungen der SAP-Hinweise 579357 und 603547 enthalten Programmcodefür die Abfrage des Belegstatus in SAP GTS jeweils vor dem Ausführeneiner problematischen Folgefunktion im Vorsystem, z. B. vor dem Anle-gen einer Auslieferung oder vor dem Erzeugen einer Bestellanforderung.Für solche Statusabfragen steht Ihnen im Plug-in der Funktionsbaustein/SAPSLL/CD_STATUS_GET zur Verfügung.

Einen in SAP GTS gesperrten Beleg können Sie auch nur dort freige-ben bzw. entsperren. Kapitel 4, »Ausfuhrkontrolle«, geht auf diesenSchritt in den drei Anwendungen des Compliance Managements aus-führlich ein.

1.2.2 Zollabwicklung

Prozessintegration Wenn Sie SAP GTS weder für außenwirtschaftsrechtliche Prüfungennoch für die Funktionen des Risk Managements einsetzen möchten,können Sie Einfuhren, Ausfuhren und das Versandverfahren auchohne Vorsystemintegration abwickeln. Die Belege, die stets dieGrundlage der Zollanmeldungen sind, müssen Sie dann jedoch vonHand anlegen. Wenn Sie mit SAP GTS an Zollverfahren mit wirt-schaftlicher Bedeutung teilnehmen möchten, ist eine Integration indie logistischen Prozesse des Vorsystems unverzichtbar (sieheAbschnitt 2.3, »Zolllagerverfahren«). Auch für die übrigen Zollver-fahren ist eine Prozessintegration in der Regel sinnvoll. Die Bei-spiele dieses Buches beziehen sich daher durchweg auf integrierteProzesse.

Belegkategorien Für die Nutzung der Zollabwicklung können Sie vier Kategorien vonVorsystembelegen an SAP GTS überleiten lassen:

Integration in die Steuerung logistischer Prozesse in SAP ERP 1.2

33

� Bestellungen

� Anlieferungen

� Materialbelege

� Fakturen

Zollanmeldungen

und Zollsendungen

Aus den Daten von Bestellungen, Materialbelegen und Fakturenkönnen Sie in SAP GTS Zollanmeldungen generieren. »Zollanmel-dung« meint hier noch nicht die förmliche Willensäußerung einesAnmelders, Waren in ein bestimmtes Zollverfahren überführen zulassen. Der Begriff bezeichnet vielmehr das Replikat eines Vorsys-tembelegs, das für die Überführung von Waren in ein anderes Zoll-verfahren als das Versandverfahren bestimmt ist. Anlieferungenwerden in SAP GTS zu Zollsendungen. Diese Replikate verwenden Sieals Beleggrundlage für die Abgabe von Eingangsanzeigen und Entla-dekommentaren bei der Beendigung eines Versandverfahrens (sieheAbschnitt 2.2, »Versandverfahren bei der Einfuhr«). Auch Fakturenkönnen in SAP GTS als Zollsendungen repliziert werden. Sie sinddann Beleggrundlage für die Eröffnung eines Versandverfahrens(siehe Abschnitt 3.2.1, »Überführung in das Versandverfahren inSAP GTS«).

Anwendungen des Customs Managements

Aus entwicklungsgeschichtlichen und technischen Gründen besteht dasCustoms Management aus zwei Anwendungen: dem Versandverfahrenund der Zollabwicklung. Die Zollabwicklung umfasst alle Zollverfahrenaußer dem Versandverfahren. Für SAP-GTS-Kunden außerhalb des Euro-päischen Wirtschaftsraums (EWR) ist diese Unterscheidung ohne prakti-sche Bedeutung. Wenn Ihr Unternehmen SAP GTS sowohl für die Durch-führung von Versandverfahren als auch für die übrige Zollabwicklung ein-setzen möchte, müssen Sie beide Anwendungen implementieren.

Seit Release 10.0 umfasst die Anwendung Versandverfahren auch dieTeilnahme an EMCS zur Beförderung verbrauchsteuerpflichtiger Warenim Steueraussetzungsverfahren (siehe Abschnitt 6.2, »Beförderung imSteueraussetzungsverfahren«). Die Zollabwicklung wurde um die Vorab-anmeldung im Rahmen des Importer Security Filings (ISF) erweitert. Aufdiese US-spezifische Ergänzung wird in diesem Buch jedoch nicht einge-gangen.

Abbildung 1.8 stellt die Belegreplikation für die Nutzung der Funkti-onen des Customs Managements schematisch dar.

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Einführung in die Lösung SAP GTS1

34

Abbildung 1.8 Belegüberleitung für das Customs Management

Steuerung der

Belegüberleitung

Wie Sie bereits in Abschnitt 1.2.1, »Außenwirtschaftsrechtliche Prü-fungen«, gelesen haben, müssen Sie vor dem Einrichten der Prozess-integration entscheiden, welche Vorsystembelege relevant für dieÜberleitung an SAP GTS sind. Die Auswahl der Belegarten undBewegungsarten (bei Materialbelegen) treffen Sie im Customizingdes Vorsystems in der Steuerung der Belegüberleitung, die Siebereits aus Abbildung 1.5 kennen. Abbildung 1.9 zeigt einen ande-ren Ausschnitt aus dieser Überleitungssteuerung.

Abbildung 1.9 Steuerung der Belegüberleitung im Vorsystem

Im Beispiel aus Abbildung 1.9 wurde auf der ApplikationsebeneSD0C die Fakturaart F2 (Feld Belegart Vorsystem) für die Überlei-tung an SAP GTS ausgewählt. Im Bereich Steuerung Services sinddie Kennzeichen Services von SAP Customs Management aufru-

fen und Services von SAP Risk Management aufrufen gesetzt. Die

Vorsystem SAP GTS

Anlieferung Zollsendung

Materialbeleg

Faktura

Zollanmeldung

Zollanmeldung/ Zollsendung

Wareneingang

Warenausgang

Wareneingang

Warenausgang

Bestellung Zollanmeldung

Integration in die Steuerung logistischer Prozesse in SAP ERP 1.2

35

Faktura wird dennoch nur einmal repliziert. Die Anwendungen desRisk Managements nutzen die Zollanmeldung für ihre Prüfungeneinfach mit.

Überleitungs-

relevanz

Die Vorsystembelege der Applikationsebenen MM0A, MM0B, SD0Aund SD0B werden für die Prüfungen des Compliance Managementsund gegebenenfalls auch des Risk Managements immer übergeleitet.Es spielt also für die Überleitung keine Rolle, ob es sich bei demzugrunde liegenden Vorgang um ein Inlandsgeschäft, eine innerge-meinschaftliche Lieferung oder um eine Ein- bzw. Ausfuhr handelt.SAP GTS entscheidet nach der Replikation auf der Grundlage vonCustomizing-Einstellungen, ob bzw. in welchem Umfang eine Prü-fung der Belegdaten stattfindet. Dieses Vorgehen ist sinnvoll, weilfür außenwirtschaftsrechtliche Prüfungen grundsätzlich jeder Vor-systembeleg relevant sein kann.

Prüfung durch

das Vorsystem

Dagegen wird bereits im Vorsystem geprüft, welche Belege der Beleg-arten und Bewegungsarten, die für die Nutzung des CustomsManagements vorgesehen sind, für die Überleitung relevant sind. Sowerden z. B. Fakturen zu Inlandsverkäufen und innergemeinschaftli-chen Lieferungen grundsätzlich nicht an SAP GTS übergeleitet, weildiese Vorgänge nicht Gegenstand zollamtlicher Überwachung sind.Ebenso wenig werden Fakturen ohne Lieferbezug übergeleitet, weilwesentliche Informationen zur körperlichen Warenbewegung fehlen.

Scheitern der

Replikation

Die Überleitung von Anlieferungen, Materialbelegen und Fakturenan SAP GTS erfolgt immer asynchron. Die Belege werden also zuerstauf der Datenbank des Vorsystems angelegt und anschließend perRFC an SAP GTS übergeleitet. Technisch unvollständige Replikategibt es im Customs Management nicht. Fehlen Mapping-Einstellun-gen oder liegen andere schwerwiegende Mängel vor, scheitert dieReplikation. SAP GTS legt die Zollsendung oder Zollanmeldung zumVorsystembeleg also gar nicht erst an.

Protokollierung

der Überleitung

Gescheiterte Replikationsversuche werden jedoch protokolliert.Wenn Sie eine Zollanmeldung oder eine Zollsendung zu einem Vor-systembeleg vermissen, prüfen Sie in SAP GTS das Überleitungspro-tokoll für diesen Beleg. Sie finden die Transaktionen zur Auswertungder Protokolle im Anwendungsmenü im Bereich Systemadministra-

tion (Schaltfläche Systemüberwachung, Sicht Protokolle). Abbil-dung 1.10 zeigt einige Beispiele für Protokolleinträge zur Überlei-tung von Fakturen.

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Einführung in die Lösung SAP GTS1

36

Abbildung 1.10 Überleitungsprotokoll für Fakturen

In Abbildung 1.10 sehen Sie, dass insgesamt vier Fakturen an SAP GTSübergeleitet wurden. Die Replikation der Fakturen 90036570 und90036573 ist gescheitert (Symbol in der Spalte Typ). Der SpalteMeldungstext können Sie entnehmen, welcher Mangel jeweils dieReplikation verhindert hat. Die Fakturen 90036571 und 90036572konnten zwar repliziert werden (Symbol links neben der Belegnum-mer). SAP GTS hat jedoch nicht alle grundsätzlich verwertbaren Datendieser Fakturen tatsächlich in die Zollanmeldungen übernommen undinformiert nun im Protokoll über die Lücken. (Die entsprechendenMeldungstexte wurden in Abbildung 1.10 ausgeblendet.)

Replikate und

ihr Status

In Abbildung 1.11 sehen Sie eine Zollanmeldung, die in SAP GTSdurch die Replikation einer Faktura mit zwei Belegpositionen ent-standen ist. Der Ausschnitt zeigt die Sicht Positionsübersicht, dieSie in den Kopfdetails der Zollanmeldung finden.

Abbildung 1.11 Positionsübersicht einer Zollanmeldung

Wie die Import- und Exportbelege, die Sie in Abschnitt 1.2.1,»Außenwirtschaftsrechtliche Prüfungen«, kennengelernt haben, er-halten auch Zollanmeldungen und Zollsendungen verschiedene Sta-tus. In Abbildung 1.11 erkennen Sie oberhalb der Sichten des Belegszwei Status: Bearbeitung und Unvollständigkeit. Der Status Bear-

beitung gibt an, ob es sich um einen noch in Bearbeitung befind-

Stammdatenpflege 1.3

37

lichen oder um einen bereits abgeschlossenen oder gar storniertenBeleg handelt. Der Status Unvollständigkeit informiert Sie überdas Gesamtergebnis der Unvollständigkeitsprüfung, die SAP GTSnach der Replikation des Vorsystembelegs durchführt. Das Symbol

rechts neben der Statusbezeichnung kennzeichnet die Zollanmel-dung als vollständigen Beleg – eine wesentliche Voraussetzung fürdie Abgabe der eigentlichen Ausfuhranmeldung. Die Positionsüber-sicht enthält außerdem noch den Status Kalk. (Kalkulation). DieserStatus spielt in erster Linie in Zollanmeldungen für Einfuhren eineRolle. Sie können anhand dieses Status erkennen, ob SAP GTS fürjede Belegposition eine Zollwert- und gegebenenfalls auch eine Ein-fuhrabgabenberechnung durchführen konnte. In Zollanmeldungenfür Ausfuhren protokolliert SAP GTS mit diesem Status die Über-nahme des Nettopreises und des statistischen Warenwerts der Fak-turapositionen aus dem Vorsystem.

Außenwirt-

schaftsrechtliche

Prüfungen

Eine außenwirtschaftsrechtliche Prüfung der Zollanmeldung istebenfalls möglich. Erkennt SAP GTS ein außenwirtschaftsrechtlichesHindernis für die Ein- oder Ausfuhr, erhält der Beleg den Status»unvollständig«. Die Abgabe der Ein- oder Ausfuhranmeldung istdann nicht mehr möglich. Die Bearbeitung von Zollanmeldungenund Zollsendungen von der Replikation der Vorsystembelege biszum Abschluss des jeweiligen Zollverfahrens wird in Kapitel 2, »Zoll-verfahren bei der Einfuhr«, und Kapitel 3, »Zollverfahren bei derAusfuhr«, ausführlich erläutert.

1.3 Stammdatenpflege

Neben den in Abschnitt 1.2.1, »Außenwirtschaftsrechtliche Prüfun-gen«, behandelten Mapping-Einstellungen ist die Qualität der Stamm-daten in SAP GTS von entscheidender Bedeutung für die fehlerfreieReplikation der Vorsystembelege, aber auch für die zügige Weiter-bearbeitung der Replikate in SAP GTS.

1.3.1 Stammdatenüberleitung aus dem Vorsystem

Stammdaten für die

Belegüberleitung

Die Integration von SAP GTS in die Prozesse des Vorsystems setzt vor-aus, dass ein Grundbestand an Stammdaten in beiden Systemen vor-rätig und aktuell gehalten wird. Bevor Sie Vorsystembelege überleitenkönnen, müssen Sie SAP GTS zunächst Debitoren-, Kreditoren- und

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Einführung in die Lösung SAP GTS1

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Materialstammdaten durch Replikation zur Verfügung stellen. DieDebitoren und Kreditoren des Vorsystems werden in SAP GTS zuSAP-Geschäftspartnern; aus den Materialien des Vorsystems entstehenProdukte.

Gruppe logischer

Systeme

Technische Voraussetzung für die Übernahme von Debitoren, Kredi-toren und Materialien aus dem Vorsystem ist (neben einer RFC-Ver-bindung) die Zuordnung des Vorsystems zu einer in SAP GTS defi-nierten Gruppe logischer Systeme. Eine Gruppe logischer Systeme dientin erster Linie der organisatorischen Zusammenfassung von Vorsyste-men, denen dasselbe SAP-GTS-System als Außenhandelsdienstleisterzuarbeiten soll. Debitoren, Kreditoren und Materialien brauchen Siejeweils nur aus einem der Vorsysteme der Gruppe an SAP GTS überzu-leiten. Die Replikate werden stets auf der Ebene der Systemgruppeangelegt. Es spielt für SAP GTS also keine Rolle, welches der Gruppen-mitglieder einen Stammsatz übergeleitet hat. Abbildung 1.12 illust-riert dieses Systemvorgehen anhand eines Beispiels.

Abbildung 1.12 Gruppen logischer Systeme

Zusammenfassung

von Vorsystemen

Die Vorsysteme 1 und 2 aus Abbildung 1.12 nutzen die zentraleStammdatenverwaltung mit Application Link Enabling (ALE). Stamm-daten werden grundsätzlich in Vorsystem 1 angelegt und von dort anVorsystem 2 verteilt. Der Debitor 1000 repräsentiert daher in beidenVorsystemen die Müller GmbH. Beide Vorsysteme gehören in SAP

Vorsystem 1 SAP GTS

Debitor 1000Müller GmbH

Vorsystem 2

Debitor 1000Müller GmbH

Vorsystem 3

Debitor 1000Schneider AG

GeschäftspartnerMüller GmbH

GeschäftspartnerSchneider AG

(Vorsysteme 1 und 2)

(Vorsystem 3)

Gruppe 1

Gruppe 2

Stammdatenpflege 1.3

39

GTS zur selben Gruppe logischer Systeme (Gruppe 1). Die Überlei-tung der Stammdaten an SAP GTS erfolgt nur aus Vorsystem 1. Vor-system 3 nimmt nicht an der zentralen Stammdatenverwaltung teil.Der Debitor 1000 repräsentiert dort die Schneider AG. Das Vorsystem 3wurde daher in SAP GTS einer eigenen Gruppe logischer Systemezugeordnet und leitet seine Stammdaten separat an SAP GTS über.Wären alle drei Vorsysteme zu einer einzigen Gruppe zusammenge-fasst worden, gäbe es nach der Überleitung des Debitors 1000 nureinen Geschäftspartner in SAP GTS. Das System könnte also nicht zwi-schen der Müller GmbH und der Schneider AG unterscheiden. Für dieProzessintegration wäre dieser Konfigurationsfehler fatal. Wenn Siemehrere Vorsysteme mit einem SAP-GTS-System verbinden möchten,müssen Sie daher die Stammdatenlandschaft dieser Vorsysteme genauprüfen und im Zweifelsfall für jedes Vorsystem eine eigene Gruppelogischer Systeme anlegen. Die Bildung logischer Systemgruppen istin den Konfigurationsleitfäden ausführlich beschrieben.

Initiale Stamm-

datenüberleitung

Zu Beginn einer SAP-GTS-Einführung erfolgt in der Regel eine Über-nahme des zu diesem Zeitpunkt aktuellen Datenbestands (initialeStammdatenüberleitung). Im Vorsystem stehen Ihnen dafür eigeneProgramme zur Verfügung. Da es sich in den meisten Projekten umgroße Datenmengen handelt, sind diese Programme in erster Liniefür die Hintergrundverarbeitung gedacht. Eine Ausführung im Dia-log ist jedoch auch möglich. Sie finden die entsprechenden Transak-tionen im SAP-ERP-Vorsystem im Bereichsmenü des Plug-ins für denDatenaustausch mit SAP GTS (Einstiegstransaktionscode /SAPSLL/MENU_LEGALR3). Abbildung 1.13 zeigt einen Ausschnitt aus derSicht Initialüberleitung Stammdaten.

Abbildung 1.13 Programme für die initiale Stammdatenüberleitung

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Einführung in die Lösung SAP GTS1

40

Weitere

Stammdaten

Wie Sie in Abbildung 1.13 sehen, können Sie nicht nur Debitoren,Kreditoren und Materialien an SAP GTS überleiten. Ebenfalls über-leitbar sind Ansprechpartner, also Mitarbeiter Ihrer Kunden und Lie-feranten, die Sie mit ihrer Privatadresse als eigene Stammdaten imVorsystem erfassen können. Wie die Bewerber, die in SAP ERPStammdaten des Personalwesens sind, werden Ansprechpartner imZuge der Replikation in SAP GTS zu SAP-Geschäftspartnern, die derSanktionslistenprüfung unterzogen werden können. Dasselbe giltfür Banken, die Sie im Vorsystem als Stammdaten des Rechnungs-wesens anlegen. Stücklisten müssen Sie nur an SAP GTS überleiten,wenn Sie die Reexportkontrolle oder die Präferenzkalkulation nut-zen möchten (siehe Abschnitt 4.1.3, »Reexportkontrolle«, undAbschnitt 5.1.3, »Präferenzkalkulation«).

SAP-Geschäfts-

partner

Anders als Produkte und Stücklisten sind SAP-Geschäftspartnerkeine SAP-GTS-spezifischen Stammdaten, sondern Kernbestandteileiner lösungsübergreifenden, einheitlichen Geschäftspartnerverwal-tung. Diesen Service nutzen außer SAP GTS unter anderem auch SAPCRM und einige SAP-ERP-Teilkomponenten, wie z. B. das FinancialSupply Chain Management. SAP-Geschäftspartner sind daher je nachEinsatzbereich des Service nicht nur Geschäftspartner im engerenSinn (wie Kunden, Lieferanten und Banken), sondern auch Behör-den, Mitarbeiter oder Mieter. Sie bearbeiten SAP-Geschäftspartnerin einer Transaktion, die Sie an verschiedenen Stellen im Anwen-dungsmenü finden oder direkt über den Transaktionscode BP aufru-fen können. Abbildung 1.14 zeigt einen Ausschnitt aus dem Stamm-satz eines SAP-Geschäftspartners, der durch die Überleitung einesDebitors aus dem Vorsystem entstanden ist.

Abbildung 1.14 SAP-Geschäftspartner – Sicht »Anschrift« (Ausschnitt)

SAP GTS übernimmt aus dem Vorsystem die Adresse der Debitorenbzw. Kreditoren und legt sie in der Sicht Anschrift ab. In Abbil-

Stammdatenpflege 1.3

41

dung 1.14 sehen Sie auch, dass der Stammsatz des SAP-Geschäfts-partners eine eigene Sicht für SAP GTS enthält. In dieser Sicht kön-nen Sie unter anderem den Zeitpunkt und das Ergebnis der letztenSanktionslistenprüfung prüfen. SAP-Geschäftspartner können meh-rere Rollen innehaben. So ist z. B. der aus dem Vorsystem übergelei-tete Debitor aus Abbildung 1.14 ein SAP-Geschäftspartner in derRolle Zollgeschäftspartner (Kunde). Diese Rolle ist eine der SAP-GTS-spezifischen Geschäftspartnerrollen, die Sie in den folgenden Kapi-teln näher kennenlernen.

Überleitung

neuer und

geänderter Daten

Nach der initialen Stammdatenübernahme müssen Sie sicherstellen,dass neu angelegte Stammdaten, aber auch relevante Änderungen anbereits übergeleiteten Stammdaten zeitnah in Ihr SAP-GTS-Systemgelangen. Benutzt ein Anwender im Vorsystem z. B. ein neu angeleg-tes, aber noch nicht an SAP GTS übergeleitetes Material in einem Ver-kaufsbeleg, der seinerseits relevant für die Überleitung an SAP GTSist, entsteht ein technisch unvollständiger Exportbeleg in SAP GTS.Eine manuelle Überleitung neuer oder geänderter Stammdaten istzwar auch mit den Transaktionen für die initiale Datenüberleitung ausAbbildung 1.13 möglich. Im Alltag ist diese Vorgehensweise jedoch inder Regel zu umständlich. Außerdem besteht immer die Gefahr, dasseine relevante Stammdatenänderungen übersehen oder die erneuteÜberleitung des geänderten Stammsatzes einfach vergessen wird.

ÄnderungszeigerFür die regelmäßige, systemgesteuerte Überleitung neuer und geän-derter Stammdaten im Hintergrund ist ein Instrument vorgesehen,das auch in der »traditionellen« Stammdatenverteilung zwischenSAP-ERP-Systemen mit ALE eingesetzt wird: die Auswertung vonÄnderungszeigern.

Technischer Hintergrund

Änderungszeiger sind ein sogenannter ALE-Dienst. Wenn Sie in SAP ERPStammdaten neu anlegen oder ändern, erzeugen die Anwendungspro-gramme Änderungsbelege, um die Änderungen auf der Datenbank zu pro-tokollieren. Der ALE-Dienst ergänzt Änderungszeiger zu diesen Änderungs-belegen. Das Programm RBDMIDOC wertet die Änderungszeiger aus underzeugt Intermediate Documents (IDocs), um die neuen oder geändertenStammdaten an die Empfängersysteme zu verteilen. Für die Verteilung vonStammdaten an SAP GTS nutzt das Programm stattdessen direkte RFCs.Voraussetzung dafür ist, dass die Zusatzdaten zu den verwendeten Nach-richtentypen den richtigen Aufbereitungsfunktionsbaustein enthalten, fürdie Überleitung von Materialstammdaten also z. B. /SAPSLL/MATMAS_DISTRIBUTE_R3 anstelle von MASTERIDOC_CREATE_SMD_MATMAS.

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Einführung in die Lösung SAP GTS1

42

SAP liefert im Namensraum /SAPSLL/ eigene Nachrichtentypen für dieÄnderungszeigernutzung in SAP-GTS-Szenarien aus. Es handelt sichjeweils um reduzierte Nachrichtentypen. Auf diese Weise ist sicherge-stellt, dass das Vorsystem nur Änderungszeiger für relevante Stammdaten-änderungen auf der Datenbank ablegt.

Scheitern der

Replikation

Nicht immer gelingt die Stammdatenreplikation in SAP GTS aufAnhieb. Wie bei der Belegüberleitung kann das System auf Mängelstoßen, die eine Replikation des Datensatzes verhindern. Eine typi-sche Fehlerquelle bei der Überleitung von Materialstammdatensind Unterschiede in der Definition von Maßeinheiten in Vorsys-tem und SAP GTS sowie falsche oder fehlende ISO-Codes für Maß-einheiten in SAP GTS. Die Replikation von SAP-Geschäftspartnernscheitert oft an Lücken in den Adressdaten der Vorsystemstamm-sätze. Diese Lücken fallen möglicherweise überhaupt erst bei derÜberleitung der Debitoren und Kreditoren an SAP GTS auf. Insbe-sondere wegen der hohen Anforderungen der Zollverwaltung andie Vollständigkeit von Adressangaben in Zollanmeldungen ist dieAdressprüfung in SAP GTS nämlich oft schärfer als im Vorsystemeingestellt.

Ausgabedarstellung der Materialnummer

SAP GTS übernimmt die Materialnummer des Vorsystems als externe Pro-duktnummer. Vor der initialen Überleitung des Materialstamms an SAPGTS müssen Sie daher die Ausgabedarstellung dieser Nummer an die Aus-gabedarstellung der Materialnummer im Vorsystem anpassen. Wählen Siedazu im Einführungsleitfaden Ihres SAP-GTS-Systems Global Trade Ser-vices � Allgemeine Einstellungen � Ausgabedarstellung der externenProduktnummer definieren. Wenn Sie also z. B. im Vorsystem Material-nummern mit führenden Nullen ausgeben lassen, müssen Sie in der Steu-erung der Ausgabedarstellung in SAP GTS das Kennzeichen FührendeNullen anzeigen setzen. Eine nachträgliche Korrektur dieser Einstellun-gen ist nicht möglich.

Protokollierung

der Überleitung

SAP GTS protokolliert auch die Stammdatenüberleitung. Es ist sinn-voll, diese Protokolle unmittelbar nach der initialen Datenüber-nahme zu prüfen. Sie finden die Transaktionen zur Auswertung derProtokolle im Anwendungsmenü im Bereich Systemadministration

(Schaltfläche Systemüberwachung, Sicht Protokolle).

Stammdatenpflege 1.3

43

1.3.2 Stammdatenpflege in SAP GTS

Weiterbearbeitung

übergeleiteter

Stammdaten

Die meisten Stammdaten, die Sie aus Ihrem Vorsystem an SAP GTSübergeleitet haben, bearbeiten Sie in SAP GTS in irgendeiner Formweiter. So unterziehen Sie z. B. SAP-Geschäftspartner einer Sank-tionslistenprüfung oder Stücklisten einer Präferenzkalkulation. ImHinblick auf die Stammdatenpflege spielt der Produktstamm jedochdie größte Rolle, denn alle SAP-GTS-Teilfunktionen mit Ausnahmeder Sanktionslistenprüfung sind auf Produktinformationen angewie-sen. In der Zollabwicklung ist z. B. für jedes einzuführende Produkteine Zolltarifnummer erforderlich. Für Produkte, die Sie ausführenoder in andere EU-Mitgliedstaaten liefern, benötigen Sie statistischeWarennummern in der Zollanmeldung bzw. in der Intrastat-Mel-dung. Die Genehmigungspflicht einer Ausfuhr ist für SAP GTS an derGüterlistennummer des Produkts erkennbar. All diese Daten ergän-zen Sie in SAP GTS.

Beispiel

Produktstamm

Abbildung 1.15 zeigt den Stammsatz eines Produkts, das durch dieÜberleitung eines Materials aus dem Vorsystem entstanden ist undin SAP GTS weiterbearbeitet wurde.

Abbildung 1.15 Sicht »Tarifierung« eines Produktstammsatzes

In Abbildung 1.15 sehen Sie, dass sich Produktstammsätze ebensowie Materialstammsätze aus verschiedenen Sichten zusammenset-zen. Der Bildausschnitt zeigt die Sicht Tarifierung, in der Sie einemProdukt Zolltarifnummern und statistische Warennummern zuord-nen. Die Sicht Allgemeine Grunddaten füllt SAP GTS schon bei derAnlage des Produktstamms mit Daten aus dem Vorsystem. Über-nommen werden:

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Einführung in die Lösung SAP GTS1

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� Materialnummer

� Kurztexte in allen im Vorsystem gepflegten Sprachen

� Löschvormerkungen

� Bruttogewicht

� Nettogewicht

� Gewichtseinheit

� Basismengeneinheit

� Alternativmengeneinheiten mit Umrechnungsfaktoren

Außenhandels-

daten im Material-

stamm

Nicht Bestandteil der Datenübernahme aus dem Vorsystem sinddagegen die Inhalte der Sichten Außenhandel: Zoll oder Außen-

handel: Import. Die Zuständigkeit sowohl für die Tarifierung undgegebenenfalls weitere außenhandelsspezifische Klassifizierungenals auch für die Ermittlung des präferenziellen Ursprungs einesMaterials verlagert sich mit der Einführung von SAP GTS vollständigin dieses System.

Übernahme bereits vorhandener Nummernzuordnungen

Möglicherweise haben Sie Ihren Materialstamm bereits ganz oder teil-weise tarifiert. Um diesen Aufwand in SAP GTS nicht noch einmal zubetreiben, können Sie die Zuordnung von Zolltarifnummern, statistischenWarennummern und Güterlistennummern aus dem Vorsystem in Dateienexportieren und anschließend in SAP GTS importieren. SAP-Hinweis806625 beschreibt die Vorgehensweise bei dieser Datenübernahme.

Neuanlage von

Stammdaten in

SAP GTS

Zusätzlich zu den aus dem Vorsystem übergeleiteten Stammdatenmüssen Sie in SAP GTS Stammdaten manuell anlegen oder aus XML-Dateien, die Sie von Datenlieferanten beziehen, in Ihr System hochla-den. Welchen Umfang diese Stammdatenpflege in SAP GTS annimmt,hängt in erster Linie von der Auswahl der Anwendungen ab. WennSie z. B. nur die Sanktionslistenprüfung einsetzen, beschränkt sichder Aufwand auf das regelmäßige Hochladen aktualisierter Sanktions-listen. Wenn Sie dagegen die Zollabwicklung für Ein- und Ausfuhrennutzen, müssen Sie in SAP GTS Zolltarifnummern, statistische Waren-nummern und Zollstellen pflegen. Bewilligungen für Verfahrensver-einfachungen und für die Teilnahme an Zollverfahren mit wirtschaft-licher Bedeutung sind in SAP GTS ebenfalls Stammdaten.

Abbildung von Rechtsnormen 1.4

45

Daten-Upload

Nicht alle SAP-GTS-spezifischen Stammdaten können Sie selbst anle-gen. Die manuelle Abbildung vollständiger Sanktionslisten ist z. B. nureine theoretische Option. Der Aufwand für die manuelle Pflege vonZolltarifnummern oder statistischen Warennummern ist in den meistenFällen ebenfalls zu hoch. Verschiedene Datenlieferanten bieten daherspeziell für den Upload in SAP GTS aufbereitete Datenpakete in einemmit SAP abgestimmten XML-Format zum Kauf an. In der Regel handeltes sich dabei um eine Art Abonnement, das Sie in regelmäßigen Ab-ständen mit Aktualisierungen in Form von XML-Dateien versorgt. BeimUpload generiert SAP GTS aus dem Inhalt dieser Dateien automatischStammdaten.

In den folgenden Kapiteln dieses Buches spielen Stammdaten einewichtige Rolle. Sie lernen die für die einzelnen Anwendungen erfor-derlichen Stammdaten jeweils im Kontext dieser Anwendungen näherkennen.

1.4 Abbildung von Rechtsnormen

Die Zuverlässigkeit der Schutzwirkung, die SAP GTS in Ihren Außen-handelsprozessen entfaltet, hängt entscheidend von der Vollständig-keit und Richtigkeit der Abbildung maßgeblicher Rechtsnormen imSystem ab. Das Auslieferungs-Customizing Ihres SAP-GTS-Systemsleistet hier bereits wesentliche Vorarbeiten, kann jedoch immer nurVorschlagscharakter haben. Sie müssen daher die Musterkonfigura-tion in jedem Fall vor dem Hintergrund Ihrer Prozesse prüfen undbei Bedarf anpassen.

1.4.1 Grundkonzept

Gesetzliche

Grundlagen

Außenhandelsrelevante Rechtsnormen begegnen Ihnen in SAP GTSin Gestalt sogenannter gesetzlicher Grundlagen. Aus technischer Sichtsind gesetzliche Grundlagen alphanumerische Schlüssel, die imCustomizing des SAP-GTS-Systems definiert werden und mit einerVielzahl von Steuerparametern verknüpft sind. Die meisten dieserSteuerparameter sind abhängig von der Anwendung, in der diegesetzliche Grundlage eingesetzt werden soll. So legen Sie z. B. aufder Ebene einer gesetzlichen Grundlage für die Sanktionslisten-

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Einführung in die Lösung SAP GTS1

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prüfung den Umfang und die Schärfe der Adressprüfung fest. Abbil-dung 1.16 zeigt die Definition der gesetzlichen Grundlage ATLAS alsBeispiel für eine gesetzliche Grundlage, die im Auslieferungs-Custo-mizing enthalten ist.

Abbildung 1.16 Definition einer gesetzlichen Grundlage

Beispiel ATLAS Die gesetzliche Grundlage ATLAS repräsentiert in SAP GTS dieGesamtheit aller in Deutschland geltenden zollrechtlichen Vorschrif-ten. ATLAS umfasst in diesem Sinn sowohl das Zollrecht der EU, alsoden Zollkodex (ZK) und die Zollkodex-Durchführungsverordnung(ZK-DVO), als auch nationales Recht, nämlich das Zollverwaltungs-gesetz (ZollVG) und die Zollverordnung (ZollV). Ebenfalls einbezo-gen sind Verwaltungsvorschriften und technische Vorgaben für dieelektronische Kommunikation mit den Zollbehörden, wie sie z. B. inder Verfahrensanweisung und im EDIFACT-Implementierungshand-buch zu finden sind. In Abbildung 1.16 sehen Sie außer einembeschreibenden Text auch noch zwei übergreifende Einstellungen:die Klassifizierung der gesetzlichen Grundlage (Feld Art des Rechts-

kodex) und ihren Prozessbezug (Feld Import / Export). Der Rechts-kodex bestimmt die Verwendung einer gesetzlichen Grundlage inSAP GTS. Wie Sie in Abbildung 1.16 erkennen, ist die gesetzlicheGrundlage ATLAS für die Zollabwicklung vorgesehen, und zwarsowohl für Ein- als auch für Ausfuhren (Kennzeichen 3 Import/Ein-

gang und Export/Versendung). Das Länderkennzeichen im FeldUrsprungsland der GG dient nur der Information. In Kapitel 2,»Zollverfahren bei der Einfuhr«, und Kapitel 3, »Zollverfahren beider Ausfuhr«, lernen Sie zahlreiche Konfigurationsdetails der gesetz-lichen Grundlage ATLAS kennen.

Abbildung von Rechtsnormen 1.4

47

Nicht immer ist eine unveränderte Verwendung der im Ausliefe-rungs-Customizing enthaltenen gesetzlichen Grundlagen sinnvoll.Möglicherweise gibt es dort auch noch gar kein zu Ihren Anforde-rungen passendes Muster. In solchen Fällen legen Sie eigene gesetz-liche Grundlagen im Kundennamensraum an. Wählen Sie dazu imEinführungsleitfaden Ihres SAP-GTS-Systems den Menüpfad Global

Trade Services � Allgemeine Einstellungen � Gesetzliche Grund-

lagen � Gesetzliche Grundlage definieren. Eine ausführlicheBeschreibung der Vorgehensweise finden Sie in den Konfigurations-leitfäden. Die anwendungsspezifische Ausgestaltung gesetzlicherGrundlagen wird in den folgenden Kapiteln erläutert.

Gesetzliche Grundlagen und Gesetzesänderungen

Das Auslieferungs-Customizing enthält gesetzliche Grundlagen, derenKonfiguration der Rechtslage zum Zeitpunkt der Auslieferung entspricht.Gesetzesänderungen, die nach diesem Zeitpunkt in Kraft treten, könnendurchaus Änderungen der Systemkonfiguration nach sich ziehen. Wenneine Gesetzesänderung Anpassungen des Programmcodes zur Folge hat,können Sie Ihr System durch das Implementieren von Support Packageswieder auf den aktuellen Stand bringen. Auch das Auslieferungs-Customi-zing wird auf diesem Weg immer wieder angepasst. Sie sollten in jedemFall sicherstellen, dass sachkundige Mitarbeiter relevante Gesetzesände-rungen im Auge behalten und bei Bedarf Konfigurationsänderungen beider (Inhouse-)Beratung anfordern.

Wenn Sie SAP GTS für die elektronische Kommunikation mit Zollbehör-den nutzen, müssen Sie sich auf regelmäßige Anpassungen der Meldefor-mate durch die Behörden einstellen.

Organisations-

einheiten

In SAP ERP sind Organisationseinheiten, wie z. B. Buchungskreis,Werk, Verkaufsorganisation oder Lagernummer, die Hauptträger derprozessbezogenen Systemkonfiguration: Zahlreiche Customizing-Einstellungen in Logistik und Rechnungswesen sind abhängig vonOrganisationseinheiten. In SAP GTS gibt es keine Organisationsein-heiten. Aus der Perspektive der Systemkonfiguration treten diegesetzlichen Grundlagen an die Stelle der Organisationseinheiten.Die meisten Customizing-Einstellungen in SAP GTS dienen nämlichder Konfiguration gesetzlicher Grundlagen für die einzelnen Anwen-dungen der Lösung. Diese Tatsache ist auch in Anwendungstransak-tionen zu erkennen. Abbildung 1.17 zeigt einen Ausschnitt aus derSicht Gesetzliche Kontrolle eines Produktstammsatzes.

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Einführung in die Lösung SAP GTS1

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Abbildung 1.17 Produktstammsatz mit gesetzlichen Grundlagen

Gesetzliche Grund-

lagen im Produkt-

stamm

In der linken Bildhälfte in Abbildung 1.17 sehen Sie zwei Einträgefür gesetzliche Grundlagen. Diese sind an ihrem Symbol leicht alssolche zu erkennen. Der Text rechts neben dem Symbol ist dieBeschreibung der gesetzlichen Grundlage aus dem Customizing(siehe Abbildung 1.16). Der gesetzlichen Grundlage Außenwirt-schaftsgesetz und Außenwirtschaftsverordnung ist die Ausfuhrlistezugeordnet. In der rechten Bildhälfte sehen Sie die Ausfuhrlisten-nummer 2A001. Diese Nummer kennzeichnet das Produkt als Gutmit doppeltem – also sowohl zivilem als auch militärischem – Ver-wendungszweck. Vor der Ausfuhr aus Deutschland muss daher eineAusfuhrgenehmigung eingeholt werden (siehe Abschnitt 4.1.1,»Konfiguration der produktbezogenen Ausfuhrkontrolle«).

Mehrere Länder im

selben System

Das Produkt wird nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus denUSA ausgeführt. Die Ausfuhrkontrollrelevanz des Produkts ist daherzusätzlich auf der Grundlage der Export Administration Regulations(EAR), dem Außenwirtschaftsrecht der USA, zu prüfen und gegebe-nenfalls in der Sicht Gesetzliche Kontrolle festzuhalten. Wird dasProdukt noch aus anderen Ländern als Deutschland und den USAausgeführt, muss auch das Außenwirtschaftsrecht dieser Länder inForm gesetzlicher Grundlagen in SAP GTS abgebildet werden, damitdas System eine etwaige Genehmigungspflicht bei der Ausfuhr ausdiesen Ländern feststellen kann.

Ausgelieferte und selbst definierte gesetzliche Grundlagen

Im Customs Management verwenden Sie in der Regel die gesetzlichenGrundlagen des Auslieferungs-Customizings, deren Konfiguration in Zer-tifizierungsverfahren mit den jeweiligen nationalen Zollbehörden abge-

Abbildung von Rechtsnormen 1.4

49

stimmt ist. Im Compliance Management und im Risk Management sindIhre Gestaltungsmöglichkeiten deutlich größer. So können Sie z. B. amBedarf Ihres Unternehmens ausgerichtete gesetzliche Grundlagen für dasAußenwirtschaftsrecht verschiedener Länder oder für Präferenzabkom-men ergänzen.

1.4.2 Verwendung gesetzlicher Grundlagen im Prozess

Aktivierung gesetz-

licher Grundlagen

An die Definition einer gesetzlichen Grundlage schließt sich immereine zweistufige Aktivierung an:

1. allgemeine Aktivierung der gesetzlichen Grundlage (Wo gelten dieRechtsnormen, die mit der gesetzlichen Grundlage abgebildetwerden?)

2. spezifische Aktivierung der gesetzlichen Grundlage für eineAnwendung (Welche Anwendung arbeitet in welchem Umfang mitder gesetzlichen Grundlage?)

Allgemeine

Aktivierung

Eine gesetzliche Grundlage können Sie unter anderem für die Gel-tung in einem bestimmten Land aktivieren. Abbildung 1.18 zeigtdas Beispiel der gesetzlichen Grundlage ATLAS, die nur in Deutsch-land gilt.

Abbildung 1.18 Allgemeine Aktivierung einer gesetzlichen Grundlage

In Abbildung 1.18 sehen Sie im Bereich Dialogstruktur in der lin-ken Bildhälfte, dass der Ordner Land geöffnet ist. In diesem Ordnerwurde in der rechten Bildhälfte ein Eintrag für Deutschland ergänzt.

LändergruppenDie Embargo-Verordnungen der EU gelten unmittelbar in allenMitgliedstaaten. Das Abbild dieser Verordnungen in SAP GTS, dieselbst definierte gesetzliche Grundlage ZEMEU, wurde daher inAbbildung 1.19 für eine die EU repräsentierende Ländergruppe akti-

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Einführung in die Lösung SAP GTS1

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viert (Menüpfad Global Trade Services � Allgemeine Einstellun-

gen � Gesetzliche Grundlagen � Gesetzliche Grundlagen auf

Ebene Land/Ländergruppe aktivieren).

Abbildung 1.19 Allgemeine Aktivierung für eine Ländergruppe

In der Dialogstruktur ist nun der Ordner Ländergruppe geöffnet.Der Eintrag für die Ländergruppe EG wurde in diesem Ordner an-gelegt. Wie Sie in Abbildung 1.19 sehen, können Sie gesetzlicheGrundlagen auch für Kombinationen von Ländern oder Länder-gruppen aktivieren. Die Abkommen, auf denen die Präferenz-abwicklung in SAP GTS beruht, müssen Sie sogar immer fürmindestens zwei Ländergruppen – nämlich für die jeweiligen Ab-kommenspartner – aktivieren (siehe Abschnitt 5.1.2, »Abbildungvon Präferenzregelungen«).

Ländergruppen

Ländergruppen können Sie im Customizing Ihres SAP-GTS-Systems freidefinieren und ihnen Länder Ihrer Wahl zuordnen (Menüpfad GlobalTrade Services � Allgemeine Einstellungen � Gesetzliche Grundlagen �Ländergruppe definieren bzw. Länder zu Ländergruppe zuordnen). Län-dergruppen dienen zum einen der Aktivierung gesetzlicher Grundlagen,die in derselben Weise in mehreren Staaten gelten. Zum anderen könnenSie die Findung von Ein- oder Ausfuhrgenehmigungen ländergruppenab-hängig gestalten. Das Auslieferungs-Customizing enthält einige Muster,wie z. B. die in Abbildung 1.19 verwendete Ländergruppe EG.

Spezifische

Aktivierung:

Customs

Management

Die spezifische Aktivierung einer gesetzlichen Grundlage erfolgtimmer im Bereichs-Customizing der Anwendung, für die siebestimmt ist. Das Beispiel in Abbildung 1.20 zeigt die Aktivierungder gesetzlichen Grundlage ATLAS für die Zollabwicklung (Menü-pfad Global Trade Services � Customs Management � Gesetz-

liche Grundlage für Zollabwicklung und Vorabanmeldung

aktivieren).

Abbildung von Rechtsnormen 1.4

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Abbildung 1.20 Aktivierung für eine Teilfunktion – Customs Management

Aus der allgemeinen Aktivierung übernimmt SAP GTS das Land oderdie Ländergruppe, im Beispiel der gesetzlichen Grundlage ATLAS alsoDeutschland (Länderkennzeichen DE). ATLAS soll zum einen die Ein-fuhrabwicklung steuern. Daher wurde in der Spalte Zoll Import

aktiv das Kennzeichen 1 Prüfung: Eingang/Import gesetzt. Für dieAusfuhrabwicklung wurde in der Spalte Zoll Export aktiv das Kenn-zeichen 1 Prüfung: Versendung/Export ergänzt. Diesen zweitenAktivierungsschritt können Sie sich auch als die in Abschnitt 1.1.3,»SAP GTS als Funktionsbaukasten«, beschriebene Entnahme einesBausteins aus dem Baukasten SAP GTS vorstellen: Die Anwendung istnun grundsätzlich einsetzbar.

Spezifische

Aktivierung:

Compliance und

Risk Management

Zum Vergleich zeigt Abbildung 1.21 die Aktivierung der gesetzlichenGrundlage EAR für die gesetzliche Kontrolle, eine Anwendung desCompliance Managements (Menüpfad Global Trade Services �

Compliance Management � Gesetzliche Kontrolle � Gesetzliche

Grundlagen aktivieren).

Abbildung 1.21 Aktivierung Teilfunktion – Compliance Management

Anders als das Customs Management differenzieren das ComplianceManagement und das Risk Management zwischen Warenbewegun-gen innerhalb der EU (Eingänge und Versendungen) und Drittlands-geschäften (Importe und Exporte). Vier Kennzeichen stehen für dieAktivierung einer gesetzlichen Grundlage zur Auswahl:

� 1 – Prüfung: Eingang (ausschließlich) bzw. Prüfung: Versen-

dung (ausschließlich)

� 2 – Prüfung: Import (ausschließlich) bzw. Prüfung: Export

(ausschließlich)

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� 3 – Prüfung: Eingang/Import (exklusive Inland) bzw. Prüfung:

Versendung/Export (exklusive Inland)

� 4 – Prüfung: Eingang/Import (inklusive Inland) bzw. Prüfung:

Versendung/Export (inklusive Inland)

Da die EAR nur die Ausfuhr von Gütern aus den USA beschränken,wurde die gesetzliche Grundlage EAR ausschließlich für die Prüfungvon Exporten aktiviert (Kennzeichen 2). Belegreplikate zu Warenbe-wegungen innerhalb der USA prüft SAP GTS daher generell nicht imHinblick auf Genehmigungserfordernisse. Die Kennzeichen 1 und 3spielen außerhalb der EU keine Rolle. Das Kennzeichen 4 ist in ersterLinie für die Aktivierung gesetzlicher Grundlagen für die Sanktions-listenprüfung vorgesehen, also für die Prüfung länderunabhängigerEmbargos. Für die US-Reexportkontrolle ist eine eigene gesetzlicheGrundlage erforderlich (siehe Abschnitt 4.1.3).

Außenhandels-

organisation und

Verwenderbetrieb

Nach der Replikation eines Vorsystembelegs versucht SAP GTSzunächst immer, aktive gesetzliche Grundlagen für die einzelnenAnwendungen zu ermitteln. Gibt es keine aktive gesetzliche Grund-lage, erhält die Anwendung auf Belegebene den Status »Service nichtaktiv« (siehe auch Abbildung 1.7). Für die Ermittlung gesetzlicherGrundlagen nutzt SAP GTS die Adressdaten bestimmter SAP-Geschäftspartner: In Belegen des Customs Managements ist dieAußenhandelsorganisation maßgeblich; in Belegen des ComplianceManagements und des Risk Managements entscheidet der Verwen-derbetrieb. Beide Geschäftspartner sind Ihnen bereits in Tabelle 1.1als Mapping-Entsprechungen von Buchungskreis und Werk begeg-net. Buchungskreise des Vorsystems bilden Sie in SAP GTS als SAP-Geschäftspartner in der Rolle Außenhandelsorganisation ab. Den Wer-ken entsprechen in SAP GTS SAP-Geschäftspartner in der Rolle Ver-wenderbetrieb. In Abbildung 1.22 sehen Sie einen Ausschnitt aus derSicht Anschrift eines Verwenderbetriebs.

Empfangsland der

Einfuhr/Abgangs-

land der Ausfuhr

Bei der Überleitung der Vorsystembelege ersetzt SAP GTS das Werkjeder Belegposition durch den in den Mapping-Einstellungen zugeord-neten Verwenderbetrieb. Der Buchungskreis wird entsprechend gegendie jeweils zugeordnete Außenhandelsorganisation ausgetauscht. Beider Findung gesetzlicher Grundlagen für Anwendungen des Compli-ance Managements und des Risk Managements entnimmt SAP GTSdas Empfangsland des Wareneingangs bzw. das Abgangsland desWarenausgangs der Adresse des Verwenderbetriebs (Feld Land in der

Abbildung von Rechtsnormen 1.4

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Sicht Anschrift). Bei der Ermittlung gesetzlicher Grundlagen für dieAnwendungen des Customs Managements zieht SAP GTS stattdessendas Land aus der Adresse der Außenhandelsorganisation heran.

Abbildung 1.22 SAP-Geschäftspartner in der Rolle »Verwenderbetrieb«

Findung einer

gesetzlichen

Grundlage

Wenn Sie also Waren aus einem deutschen Werk in ein Drittland lie-fern, identifiziert SAP GTS für außenwirtschaftsrechtliche Prüfungenund für das Risk Management zunächst den Verwenderbetrieb zu die-sem Werk und bestimmt dann anhand der Adresse dieses Verwender-betriebs Deutschland als Abgangsland der Ausfuhr. Wenn Sie z. B. diegesetzliche Kontrolle einsetzen, ermittelt SAP GTS anschließend dasdeutsche Außenwirtschaftsgesetz als aktive gesetzliche Grundlage undprüft die Genehmigungspflicht der Ausfuhr auf dieser Grundlage.

FazitMit diesem Abschnitt endet der komprimierte Einblick in die Kon-zepte, die der Lösung SAP GTS und ihrer Integration in die Prozess-steuerung in SAP ERP zugrunde liegen. Er lässt erkennen, dass dieAuslagerung des Außenhandels in ein eigenes System zwar einehohe funktionale Spezialisierung ermöglicht, aber durchaus ihrenPreis hat. In den folgenden Kapiteln steht die Darstellung der Sys-temfunktionen im Vordergrund. Die Integration dieser Funktionenin Vorsystemprozesse spielt jedoch durchweg eine wichtige Rolle.